Nach dem 17 November 1931 blieben meine Mutter und meine Großmutter allein, 1932 verließen sie das Stadtviertel Sassi, und kehrten sie nie wieder zurück, zu ihrem alten Haus, das Casotto di Superga. Aus finanziellen Gründen wurde meine Mutter, jetzt Waisenkind von Vaterseite, gezwungen, die Schule aufzugeben, und einen schlecht bezahlten Job in einer Textilienfabrik in Turin aufzunehmen. Ihr ganzes Leben lang interessierte sie sich nie für Politik, die Großmutter verschwieg meiner Mutter die finstere Vergangenheit aus Furcht von Vergeltungen. Und so geschah es auch, dass meine Mutter in der Nachkriegszeit meinen Vater heiratete, der während des Buergerkriegs in Italien als Soldat in der Mussolini Armee von 1943 bis 1945 gekämpft hatte. Meine Großmutter von Vaterseite arbeitete in den Zeiten des Faschismus als Blockwaerterin, sie war eine treue Anhängerin jenes Regimes, das Bertolino Pietro so verzweifelt angekämpft hatte. Ironie des Schicksals!
Ich bin der Enkel von Pietro, ich wurde viele Jahre nach dem Tode meines Großvaters geboren. Ich hab studiert und gelebt mit dem Geld, das meine faschistischen Familienmitglieder in der Vergangenheit verdient hatten. Aber die Erwartungen meiner Großmutter, die Blockwaerterin, sind nicht in Erfüllung gegangen. Ich bin kein Faschist geworden, das Geldgier zur Konsumwahn kenne ich nicht, das Vaterland rührt mich nicht, die verführende Laufbahnwahn unserer modernen Zeiten erweckt in mit keine Träume, der Rassismus und das Überlegenheitsgefühl der Männerwelt sind mir fern. Und das ist nicht alles! Ich wurde am gleichen Tag, am 12 Juli, geboren, in der gleichen Stunde, wie mein Großvater, ein seltsamer Zufall. Viele behaupten, dass ich ihm sehr ähnlich wäre. Ich habe immer den Krieg gehasst, und darunter gelitten, obwohl ich ihn nicht erlebt habe. Ironie des Schicksals oder existiert etwas jenseits des Horizonts?
Manchmal in der Stille der Nacht scheint es mir, als ob ich einen leisen Flüsterton neben mir hörte: es ist vielleicht mein Großvater, der mir eine Botschaft überbringen will:
Lebe mit Würde, und das Leben müsse einen Sinn haben, trotz aller Schmerzen und seelischen Leere.
Vielleicht ist mein Großvater wirklich zurück. |
bertolino.pietro@libero.it
|