Meine Grossmutter Audello Giuseppina

 

Mein Großmutter, Audello Giuseppina, in 1885 geboren, stammte aus einer armen Familie, schön vom Aussehen, hatte sie in Ihrer Jugend nicht geheiratet, aufgrund des Grossen Krieges, wegen ihrer Eltern, die Hilfe brauchten, aufgrund ihrer Abneigung gegenüber vulgären, nicht sagenden Verehrern.

Dann erschien Bertolino Pietro, der nach den politischen Niederlagen des Jahres 1922 versprochen hatte, nicht mehr gegen die ganze faschistische Welt anzukämpfen. Er hatte versprochen, mit ihr eine Familie aufzubauen.

Und sie hatte seinen Versprechungen geglaubt, sie hatte ihn geheiratet, und hatte ein Kind zur Welt gebracht.

Aber der alte Drang war wieder zurückgekommen, und Pietro hatte sich wieder in das politische Kampf geworfen.

Welch ein Leiden muss sie ertragen haben!

Was für ein beklemmendes Gefühl muss sie jedes Mal verspürt haben, als sie mit dem Kind auf dem Arm auf ihren Mann wartete, und dumpfe Schritte auf dem dunklen Hinterhof widerhallen hörte!

Welche eine Angst muss sie jedes Mal überkommen haben, als sie finstere Gestalten um ihr Haus herumschleichen sah!

Welch ein Kummer muss sie jedes Mal gehabt haben, als sie  an die Zukunft, an das herannahende Ende dachte!

Schließlich kam der 17 November am Fluss, der leblose Körper von Pietro am Ufer, die Drohungen seiner Mörder.

Meine Großmutter einsam mit ihrem Kind im Alter von 46 Jahren..

Ein Leben voller Mühe, ein Leben voller Angst, ein Leben voller Entbehrungen..

 

Letztendlich kam auch ein kleiner Enkelsohn, am gleichen Tag wie Pietro geboren, am 12 Juli. Der kleine Enkelsohn fing an, sie grundlos zu misshandeln, ihre letzten Lebensjahre zu vergiften. Und sie antwortete nicht, sie reagierte nicht, wie waehrend ihres ganzen Lebens schon getan.

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Großmutter, erst jetzt sehe ich es ein.

 

Großmutter, jetzt bitte ich Dich um Vergebung


 bertolino.pietro@libero.it