Abschied vom Leben
Das war vielleicht das letzte Bild, das mein Großvater vor seinem großen Sprung in den Fluss gesehen hat. Was für Gedanken bewegten ihn in diesem Augenblick? Dachte er an seine kleine Tochter, die zu Hause nach der Schule mit Freude auf ihn wartete? Er stand auf der kleinen Aufsichtsplatzform der Brücke, von seinen in Schwarz gekleideten Verfolgern ussichtslos von allen Seiten umgeben. Sie waren mit Pistolen und Knüppeln bewaffnet, und warteten auf ihn.
Vielleicht warf er auf die Umgebung im Morgennebel einen letzten flüchtigen Blick, zum letzten Mal auf die nahe Hügellandschaft, auf sein weit entfernt am Flussufer gelegenes Haus, auf den gleichgültigen stummen Fluss, vielleicht dachte er an seine fernen Jugendjahre, an die Frauen, die er geliebt und danach verloren hatte, an das Mysterium des nahen Todes, vielleicht konnte er sich auch das finstere Schweigen des Nichtseins vorstellen. In diesen Gedanken noch versunken, verabschiedete er sich von seinem Leben, und wartete still auf das nahe Ende seiner kleinen Welt. Kurz danach waren viele um ihm herum, er hatte den Eindruck, als ob er in die sich unten aufmachende Leere fliegen könnte, dann nahmen ihn die zwischen den Brückensäulen trübe fließenden Wasser auf, ohne einen Schrei, ohne Schmerz.