Die Bruecke in SASSI Turin Italien 1928

Es läuft das Jahr 1928, drei Jahre vor dem Tode meines Großvaters

Das Photo wurde auf dem Fußweg gemacht, der, mit Bäumen umsäumt, parallel zum Fluss und zu dem Michelotti Kanal lief. Mein Großvater ging mit seiner Frau, meiner Großmutter, tagtäglich diesen Weg, bis zu der Straßenbahnhaltestelle, wo er sich von seiner Frau verabschiedete, und weiter allein auf die Brücke hinweg, zu einer kleinen Werkstatt zur Holzverarbeitung auf die andere Uferseite ging.

Die Stadtbrücke wurde 1928 fertig gestellt. Die Brückensäulen, die Arkaden, die Geländer aus Stein sind immer noch kalkweiss, nicht wie heute, mit schwarzen schmutzigen Flecken wegen der Umweltverschmutzung. Der Kanal Michelotti wurde in der Nähe der Stadt Brücke mit Zementplatten bedeckt, die Unterführung war den Fußgaengern zugänglich, wie heute nach 77 Jahren.

Wie oft war mein Großvater während der Bauarbeiten an der Brücke auf dieser schmalen Allee spazieren gegangen. Er hatte die hölzernen Baugerüste aus dem trüben Flusswasser langsam emporkommen sehen, er hatte die tagtägliche stille Arbeit der Schreiner und Mauerer bewundern können.

Aber manchmal war er plötzlich von einem dumpfen Gefühl, das Gefühl eines  unabänderlichem, kurz bevorstehendem Unglücks, überfallen, ein kaltes Zittern, wenn er an die fertig gestellte, glitzernde Brücke dachte.

Er hatte darüber gelacht.

Die Brücke konnte keine Drohung bedeuten, es war ja nur eine Brücke.

Aber es war nicht so.

Der Tod war ungesehen schon da.


bertolino.pietro@libero.it