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Index Briefe Bd. 6 / Index Französisch / Index Eymard
Nr.2141
An M. Guillot
Paris, 26. April 1868.
Teure Tochter im Herrn!
Morgen fahre ich nach Saint-Maurice, um meine Exerzitien zu machen. Beten Sie und lassen Sie für mich beten; ich brauche ein wenig Sammlung!
Ich werde Ihnen hernach über Ihre Seelenleitung schreiben und Ihnen etwas geben, was zu mehr Sammlung in Gott führt.
Schwester Benedikte und Schwester Philomena haben mir nicht mehr geschrieben.
Lesen Sie in den Dialogen von Surin das 9. Kapitel des 3. Buches. Dort gibt es eine Menge zum Nachdenken.
Nehmen Sie Frau Blanc als Ihre Tochter auf: sie ist eine schöne Seele und ganz dem Hl. Sakrament verschrieben.
Ich habe den Plan von Schwester Maria nicht ausreichend geprüft. Die Mittel sind mir unwichtig, wenn nur die Schwestern eine freie Nacht pro Woche bekommen. Nun überlegen Sie, ob es auf dasselbe hinauskommt, wenn man früher zu Bett geht und später aufsteht. Mit unserem Telegraphen in der Kapelle brauchen wir nicht so viele Leute.
Sie könnten den Plan von Schwester Maria ja versuchen. Natürlich macht die Nummer 8 und 4 nur eine der zwei Stunden. Trotzdem hätte ich diese freie Nacht ganz gern.
Ich segne Sie!
Eymard.
P. S. - Schonen Sie Ihre armselige Gesundheit: ich höre, daß Ihnen nicht gut ist. Ich bitte Sie, von Unserem Herrn eine Besserung zu erflehen für seine größere Verherrlichung.
Wenn Sie die Vorladung von Schwester Maria-Josef erhalten haben, sollen Sie mir diese hersenden.
Nr.2142
An Fr. v. Grandville
Paris, 26. April 1868.
Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!
Danke für Ihr Brieflein. Ich sende Ihnen den beiliegenden Brief zurück. Freuen Sie sich so recht über Gott. Das sind gute und schöne Augenblicke, welche die Seele ausruhen lassen und sie stärken sollen. Geben Sie Gott recht viel in diesen Stunden des seelischen Glücks: auf diese Weise will Gott, daß Sie seine Gnade beantworten.
Vor der Täuschung brauchen Sie sich nicht zu fürchten, wohl aber vor zu häufigen Rückfällen in die Selbstbeschauung. Tun Sie das nicht, oder nur selten. Befindet man sich vor einer gefälligen Vorführung, so blickt man nicht auf sich selbst; man bewundert und genießt.
Ich will recht für den armen Bruder beten, von dem Sie mir schreiben; er ist blind, weil er Gott und unseren Heiland Jesus Christus nicht sieht.
Ich beginne am Montag 7tägige Exerzitien in unserem Noviziat. Beten Sie recht für mich, das ist ein wahrer Liebesdienst.
Gott erhalte Ihnen Ihre teure Schwester! Denn sie darf noch nicht fortgehen, um sich auszuruhen, nicht einmal in den Himmel; es gibt hier so viel zu tun!
Ich habe den Herrn Superior getroffen; er hat mir über Ihren Gedanken der Exerzitien erzählt; aber ich hielt es für günstiger, diese auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben: der lb. Gott wird die Sache entscheiden.
Fest vereint mit Unserem Herrn Jesus Christus, verbleibe ich Ihr
Eymard, S.
Nr.2143
An Frl. Adèle Martel
Saint-Maurice, 27. April 1868.
Liebes Fräulein Adele!
Ich habe mit Ihrem Brief eine herzliche Freude empfunden. Sie sollen mir immer so schreiben, mit Einfachheit und gutem Willen; Sie haben es mir versprochen und ich Ihnen auch. Diesmal habe ich Ihnen nicht sofort geantwortet, weil ich in Angers und in Belgien war, dann an einer garstigen Grippe erkrankte, die mich sehr träge gemacht hat; und ich habe mich noch kaum davon erholt. Sie hat mir aber gutgetan, denn das Leiden bringt mich Gott näher.
Nun also, haben Sie sich an Ihre Situation gut gewöhnt? Ich sage sofort: ja, denn Sie dürfen keinen Wert legen auf den Ort, die Gegend, alles Äußerliche, nicht einmal auf sich selbst, nicht einmal auf die vorübergehenden Gnaden: all das geht vorüber; Sie müssen nur an Gott festhalten, an seinen hl. Willen des Augenblicks, weil Gott Sie in seiner Unendlichkeit unendlich liebhat, nur Ihr Bestes in allem und durch alles will. So kommt alles, was sich ereignet, von oben, ausgenommen die Sünde; alles, was sich in unserem Leben geändert hat, wird von oben geregelt; der Wind des hl. Willens Gottes ist für das Segel unseres Schiffleins immer günstig; nur müssen wir das Segel o f f e n und f e s t halten und unseren Blick nach vorne auf Jesus Christus richten. Damit werden Sie mit Gott immer zufrieden sein, nicht mit Ihnen, aber mit allen, die verschiedentliche Aufgaben für Sie haben. Sie werden somit stets fröhlich sein, weil Gott Ihre Dinge besser erledigt, als Sie es tun.
Sie werden immer frei sein; wenn Gott Ihre Arbeit abändern wird, werden Sie dies mit Freude zur Kenntnis nehmen, weil sein Wohlgefallen das Ihre ist.
Also, obgleich dieser schöne Karmel Ihr Herz höherschlagen ließ, so wird nun Ihr Herz zum Karmel Gottes; dieses schöne Ordenskleid hat Ihnen gefallen, jetzt aber ist es das Kleid des Gehorsams, des Lebensstandes; Sie traten in diesen Karmel, weil Sie ihn so ersehnt hatten; nun aber müssen Sie vom Morgen bis zum Abend das tun, was die Natur nicht mag: sich unablässig selbst entsagen! Und Sie müssen es so machen, als ob Ihnen dies Vergnügen bereitete. Wenn Sie so handeln, teures Fräulein, verspreche ich Ihnen, daß Sie vor Gott zweimal Karmeliterin sind.
Ich beginne heute meine Exerzitien (diese waren die letzten in seinem Leben, A.d.H.). Sie werden mir alles schenken, was Sie an Gebeten und Opfern zu leisten vermögen, damit ich sie gut verrichte und Sie dadurch profitieren werden.
Ich segne Sie, teure Tochter im Herrn, und bleibe
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.2144
An Marianne
Saint-Maurice, 27. April 1868.
Liebste Schwestern!
Ich habe Euch wohl lange auf meine Nachrichten warten lassen. Ich war fast durchwegs auf Reisen. Vor einigen Tagen kam ich von Belgien zurück; dann haben mir die Ostertage keinen freien Augenblick gelassen. Heute bin ich für eine Woche hierhergekommen, um meine Exerzitien zu machen und mich zu Füßen Unseres Herrn etwas auszuruhen. Das wird Leib und Seele guttun. - Meine Gesunheit ist gut. Im Februar hatte ich eine kleine Grippe, die ein wenig behandelt werden mußte, aber ich blieb nicht im Bett; es waren kleine vom lb. Gott auferlegte Exerzitien und ich war damit zufrieden.
Ich danke Euch sehr für Eure Briefe. Ich preise Gott, weil ich Euch wohlauf sehe. Ich bitte Euch, gebt doch auf Euch acht, verzichtet nicht auf alles. Ich bin Euer lieber und ergebener Bruder und werde es immer bleiben; und wenn Ihr gelegentlich etwas in Verlegenheit seid, dann sagt es mir: wenn ich etwas tun kann, so wäre ich überglücklich.
Dient allzeit und gut dem lb. Gott und behütet Eure guten Seelen, die Euch Unser Herr anvertraut hat. Man muß stets ein wenig leiden für die Seelen, von denen Gott will, daß wir ihnen Gutes tun. Erbittet Euch nur vom Herrn Pfarrer die Freiheit, Eure Mädchen zu leiten; und das reicht.
Ihr kennt ihn; das Herz spielt da keine Rolle; übrigens ist das auch nicht wichtig, wenn nur der gute Meister bedient und angebetet wird.
Wohlan, gute Schwestern, seid stets mit Gott und mit seiner göttlichen Vorsehung zufrieden, dann wird auch Euer Herz zufrieden sein.
Ich werde nicht mehr so lange warten, ohne Euch zu schreiben; jetzt hoffe ich, etwas ruhiger zu sein.
Euer im Herrn ergebenster Bruder
Eymard, Sup.
Nr.2145
An Sr. Emilienne Tamisier
St. Maurice, 30. April 1868.
Teure Schwester!
Es wurde mir Ihr Brieflein überbracht. - Ich bin bis Samstag in Exerzitien. Ich werde am Sonntag in Paris sein; auch wenn ich der Gemeinschaft von P. Le Preuvost (1) die geistlichen Übungen halte, werde ich die Möglichkeit finden, Sie in Paris zu empfangen.
Im Herrn verbleibe ich Ihr hochachtungsvoller und ergebener Diener
Eymard
S.
An Fräulein
Emilienne Tamisier
St. Symphorius-Kai 14
T o u r s (Indre-et-Loire)
Nr.2146
An Hochw. Jules Gayraud
Adveniat Regnum Tuum Eucharisticum.
St. Maurice, 30. April 1868.
Lieber Pater Gayraud!
Gott und der hl. Gehorsam senden Sie nach Brüssel, um dort Ihr eucharistisches Apostolat zu beginnen, u. zw. gerade am Ort des großen Synagogenwunders, das in der ganzen Welt großes Aufsehen erregte. Gehen Sie mutig hin, lieber Bruder und Pater im Herrn, es erwartet Sie dort die Gnade, Sie werden dort zur Verherrlichung Unseres Herrn gebraucht und Sie werden dort ein Heiliger werden.
Es kostet mich viel, Sie so weit von uns wegzuschicken, aber Gott braucht seinen Soldaten; er wird auf dem Schlachtfeld ergänzen, was seiner militärischen Ausbildung fehlen könnte.
Ihr Haus liegt in der Zwölf-Apostel-Straße 2 b: P. Cardot ist der Hausobere und untersteht der Leitung des hochw. P. Champion.
Sobald Sie bereit sind, reisen Sie ab und fahren Sie über Maubeuge um 7.30 Uhr früh ab; dies ist die beste Abreisezeit. Ich hoffe, bald auf Besuch nach Brüssel zu kommen.
Wenn Sie auf mich warten wollen, werde ich am Samstag abend eintreffen; wenn nicht, segne ich Sie mit dem Segen des Zönakels und des Pfingstfestes!
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard
Sup. Cgnis SSS
Nr.2147
An P. Stafford
Saint-Maurice, 30. April 1868.
Lieber Frater!
Ich werde Samstag abend ankommen, außer es treten größere Hindernisse auf.
Bitte fragen Sie bei Herrn Meignen im Arbeiterzirkel um die genaue Uhrzeit an, wann ihre Exerzitien eröffnet werden.
Sollte Herr Le Marchand von Brüssel kommen, so empfangen Sie ihn nicht im Innern des Hauses. Er ist ein neuerlicher abgestumpfter Beruf.
Händigen Sie ohne mich niemandem die Kisten dieser Damen aus, weder auf ihren Auftrag hin noch ihren Leuten. Es gibt eine andere Frage mit ihnen zu klären.
Ich segne Sie innig im Herrn
Eymard, S.
P. S. - Es wäre wünschenswert, daß hochw. Herrn Grolleau sobald wie möglich nach Lantignié abreist.
Öffnen Sie die Kisten dieser Damen und sagen Sie mir, ob sich darin das Ordenskleid usw. befindet.
Nr.2148
An Hochw. Jules Gayraud
Paris, 13. Mai 1868.
Lieber Pater!
Es bleibt mir nur ein bißchen Zeit, Sie zu grüßen und Ihnen den guten Bruder Aimé zu empfehlen.
Möge Gott Ihren hl. Gehorsam und Ihr Vertrauen auf seine hl. Gnade segnen!
Es hat mich ein Opfer gekostet, Sie von mir zu trennen, aber wir wollen ja nur die größere Verherrlichung Gottes! In ihm verbleibe ich Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.2149
An M. Guillot
Paris, 14. Mai 1868.
Teure Tochter!
Ich habe Ihnen während der ganzen Zeit all dieser Schwierigkeiten nicht geschrieben, ich wollte das Ende von allem abwarten.
Heute abend bringt Schwester Philomena die Bevollmächtigung, welche 11.000 Francs vertragsmäßig feststellt, auf die Post. Ich ließ Schwester Benedikte schreiben wegen einer Leibrente von 550 Francs. Entweder hat sie nicht verstanden oder sie wollte von dieser Bedingung nichts wissen.
Schwester Philomena hat erklärt, daß sie nicht auf die sofortige Auszahlung bestehe, wenn wir dazu nicht in der Lage sind. Ich hätte einer Rente den Vorzug gegeben, daß Sie aber die Freiheit haben, sich davon loszumachen.
Es scheint, daß man vor dem Gesetz eine Summe vertraglich festsetzen muß, indem man sein Recht repräsentiert.
Mir tut wegen dieser Dinge das Herz und die Seele weh! Was? In ein Kloster eintreten, um dann mit einer Summe auszutreten, die man nicht mitgebracht hatte! Als ob eine Ordensschwester, die das Gelübde der Armut abgelegt hat, die Geschenke und das Geld der Gemeinschaft für sich behalten könnte!
Ich habe Schwester Philomena all das gesagt, was ich über ein derartiges Verhalten denke, und ihr klargemacht, daß es das Gewissen und die Gerechtigkeit fordern, daß sie alles zurückgebe, was sie vom Gemeinschaftseigentum mitgenommen hatten und insbesondere das Kruzifix und das Gemälde der Schwestern Lieutaud.
Ich trage Ihnen auf, teure Tochter, der Schwester Philomena möglichst bald alles, was ihr gehört und sich in Angers befindet, hinzuschicken. Es ist besser, daß Sie diese Dinge loswerden.
Sie ist heute abend nach Lantignié abgereist.
Arme Tochter! Wie hat sie sich verändert! Sie befindet sich in einer hoffnungslosen Situation. Sie tut mir leid: das ist zum Teil die Frucht von Schwester Benedikte.
Ja, teure Tochter, ich bete inständig um Ihre Heilung. Ich will, daß Sie diese von Gott über U. Lb. Frau von La Salette erbitten. Sie hat Sie schon einmal geheilt und soviele andere Male gebessert!
Ich segne Sie im Herrn,
Eymard.
Nr.2150
An Hochw. Grolleau, Angers
Paris, 14. Mai 1868.
Lieber Herr Grolleau!
Ich habe Schwester Philomena den Rat gegeben, Ihnen die Bevollmächtigung zu senden, zur vertraglichen Festlegung der 11.000 Fr.; wie sie mir erklärt hat, wird die Summe nicht sofort eingefordert werden.
Sollten die Schwestern in Angers der Ansicht sein, diese Bedingungen nicht annehmen zu müssen oder zu können, denke ich, daß man Schwester Benedikte die Leibrente zugestehen kann; im Fall einer Schwierigkeit haben Sie immer ein Wertpapier.
Ich habe es sehr bedauert, daß ich mich nicht bei Ihnen verabschiedet habe, - aber ich hoffe, Sie ein anderesmal bei uns zu behalten.
Betrachten Sie mich als einen Ihrer Familie.
Ihr im Herrn ergebenster
EYMARD.
Nr.2151
An Gräfin v. Andig.
Paris, 15. Mai 1868.
Gnädige Frau im Herrn!
Ich glaubte, bei Ihnen einen Vorsprung zu haben, da ich zuletzt geschrieben habe; indes bitten Sie mich um ein paar Zeilen; hier sind sie.
Zuerst muß ich Ihnen sagen, daß ich stets Ihre seltenen und kurzen Briefe (mit Ausnahme des letzten) aufmerksam lese.
Ich verstehe Ihren inneren Zustand, ein wenig vergleichsweise und ich beklage Sie ganz aufrichtig und sehr häufig vor Gott. Wenigstens haben Sie Ihre Einsamkeit und Ihre abgelegene Kapelle, wo man lediglich das Echo seines Gebetes oder seiner Seufzer hört, und ich habe sie nicht. Sie haben Unseren Herrn ganz für sich, und er empfängt Sie immer gerne, er beschützt und segnet Sie als die Gastgeberin seines Zönakels. Und ich, mir bleibt kaum die Zeit, ihn zu sehen oder mein Geist ist so wenig gelassen! Beklagen Sie mehr mich als sich selbst, und ich werde es Ihnen zurückerstatten. Aber behalten Sie um jeden Preis Unseren Herrn in seinem Ziborium aus Gold und Feuer. Wenn er Sie verläßt, folgen Sie ihm; aber Sie werden ihn behalten. Es gibt ein großes inneres Geheimnis, das ich Ihnen verraten will: Unterbinden Sie das innere Fieber, indem Sie sich selber vergessen und noch mehr die anderen; gehen Sie hin, um den Herrn zu beglückwünschen und suchen Sie seinem Herzen zu gefallen durch alle Anmutungen seiner Gnade, die Juwelen seiner Verdienste und jener der seligsten Jungfrau und der Heiligen.
Machen Sie sich so schön und gut, daß er Sie mit Wohlgefallen anschaut und sich in Ihnen erkennt.
Ich soll Ihnen ankündigen, daß wir am 11. Juni (Fronleichnam), Donnerstag, unsere Sammlung in U. Lb. Frau vom Siege durchführen.
Ich werde die Unterweisung um 16 Uhr geben; ich habe keine Blätter, möchte aber solche drucken lassen; - hätten Sie ein Muster davon? Ach, wären Sie doch hier! Gott hat es nicht gewollt; ich verstehe und schätze Ihre Gründe und gerechtfertigten Motive. Gott hat es nicht gewollt; wir müssen sagen: sein hl. Name sei gepriesen!
Beten Sie für uns und oft für mich. In einem Monat werden wir die Erstkommunion unserer 40 Arbeiter abhalten.
Ich erwarte Nachricht von Ihnen, und vor allem eine eucharistische Blume. Ich bleibe im Herrn, gnädige Frau,
Ihr ehrfürchtiger und ergebenster Diener
Eymard.
Nr.2152
An P. Audib.
Paris, 16. Mai 1868.
Lieber Pater!
Ich war gezwungen, P. Gayraud nach Brüssel zu schicken, um P.Crépon zu ersetzen, wo doch jedes Haus nur die unbedingt nötigen Priester hat: 2 an der Zahl! Wir sind hier nur zu dritt, aber sehr in Verlegenheit, denn ich muß oft abwesend sein und dann haben wir nur zwei Messen; es ist wohl P. Durand im Noviziat, aber man kann ihn nicht vor der Zeit einsetzen: somit sehen Sie unsere Schwierigkeiten.
Es ist wahr, vielleicht bekommen wir am Dreifaltigkeitsfest einen Priester dazu, Frater Friedrich; und einen Diakon: Frater Marius; aber wie kann man so frühzeitig einen jungen Priester in die Seelsorge ziehen lassen, der noch so manche Traktate zu studieren hat?
Folgendes schlage ich für die zwei Scholastiker vor: Hochwürden Gilles, der hier bei uns Professor ist, und es auch bei Ihnen sein würde; man würde nicht glauben, daß er Priester ist; er würde seine Anbetungen wie die Fratres machen; es ist ein guter Priester und hat einen guten Charakter: er würde für die Fratres gewinnbringend arbeiten. Er hat nach seinem ersten Fehltritt die hl. Messe gefeiert; da ihn sein Bischof nicht in seiner Diözese aufnehmen wollte, hat er ihm seine Exkorporation geschickt. Wenn Sie ihn nicht wollen, müßte man in der Stadt einen Professor suchen mit einer fixen Besoldung, und wir würden Ihnen bei der Deckung der Auslagen helfen.
Ich stehe in Verhandlung über den Verkauf einiger römischer Pfandbriefe für Angers; ich warte den Ausgang dieser Verhandlung ab, um dem Herrn Dussouchay zu schreiben, bei dem ich in so großem Rückstand bin; aber Sie werden mich ein wenig entschuldigen.
Es gibt Zeiten, in denen man sehr verlegen ist! Diese Zeiten sind hier nicht selten.
Mein voller Wunsch ist es, daß Ihre Kirche rasch vollendet wird; und dafür werde ich das Unmögliche unternehmen.
Ich bin sehr betrübt über die Krankheit der guten Ehrw. Mutter Margarete; die seligste Jungfrau, die sie schon oft geheilt hat, wird sie wiederum heilen: sie ist so hilfreich!
Sie dürfen nicht zu sehr ermüden in dieser Hitze, lieber Pater; Ihr Mut eilt stets voran, ohne seine Kräfte zu messen; es ist wahr: es geschieht für den Guten Meister, für den Sie sich mit soviel Freude einsetzen.
In Unserem Herrn verbleibe ich
ganz Ihr
Eymard.
P.S. P. Crépon scheint jetzt weniger zu leiden.
Nr.2153
An M. Guillot
Saint-Maurice, 18. Mai 1868.
Teure Tochter im Herrn!
Ich bin nach Saint-Maurice gekommen, um hier einen Tag zu verbringen; ich nehme mir die Zeit, Ihnen zu schreiben.
Ich begreife Ihren Kummer um Schwester Benedikte besser als sonst jemand; und Sie verstehen mich ebenfalls. Sie ist wirklich beklagenswert! Wie bringt sie denn ihr Gewissen in Ordnung? Ach, warum haben wir doch nicht früher die Augen geöffnet, Sie und ich? Wenn die Wertschätzung beginnt, gibt man schwerlich dem Augenschein nach.
Wie auch immer, Gott hat diese raue Prüfung gewollt. Sehen Sie: überall, wo sie vorbeikam, hinterließ sie den Krieg; das ist nicht der Geist Gottes. Und was hatte es mit ihrer Persönlichkeit für eine Bewandtnis? Überall sah man nur sie, schätzte man nur sie, liebte nur sie; und Sie wissen, welchen Groll sie gegen jene empfand, die sie streng (oder besser wahrhaft) beurteilt haben!
Sie wollte nicht nach Angers zurück, weil sie einige nicht mochten. Was ist das alles, das sie weder demütig noch wahrhaft sein ließ? Fräulein Roudon hatte recht: das ist meine Ansicht.
Meine Güte! Danken wir Gott für die Kreuze und die erlittenen Schläge, unsere Augen waren so blind! Ärgern Sie sich nicht gegen sich selbst, teure Tochter, daß Sie sie mitgenommen haben. Sie haben die Gesellschaft geliebt und wollten ihr dienen.
Es scheint, Sie haben mein neuntes Kapitel des 3. Tiles der Dialoge von Pater Surin nicht gelesen; Sie müssen sich das Werk anschaffen.
Ja, Gott sei für alles gedankt!
Geduld und Zuversicht!
Ist es nun besser, Ihr eine Rente oder Ihre 11.000 Francs zu geben? Ich neige eher zur Rente, um Sie nicht zu sehr zu belasten; aber dies ist nicht eilig, Sie haben ja das Dokument in der Hand.
Wir dürfen nicht mehr mit dem Geld rechnen, das Schwester Kamilla zurückgelassen hat. Herr Chanuet wurde gänzlich umgestimmt. Nun gut! Wieder sei Gott gelobt!
Man schreibt mir nicht mehr aus Lantignié, weder die einen noch die anderen. Manchmal möchte ich meinen Unmut gegen ein solches Verhalten hinausschleudern; aber es ist besser für mich, den Zeitpunkt Gottes abzuwarten.
Ich bete um Ihre Heilung, teure Tochter, und wenn es mir möglich wäre, würde ich Sie besuchen. Ich möchte ein bißchen Geld für die Kirche hinbringen; dies hält mich im Augenblick zurück.
Kopf hoch, wir dürfen das Kreuz und die Dornen nicht beißen, sondern sollen sie küssen, weil sie Jesus Christus, unseren guten Meister tragen.
Sie müssen auf Ihrem Schmerzenslager anbeten und kommunizieren: dort ist Ihr Altar zur Verherrlichung Gottes für den Augenblick.
Verscheuchen wir diese stechenden Fliegen und bleiben wir gelassen zu Füßen Jesu oder in einer seiner liebenswürdigen Wunden.
Ich segne Sie im Herrn.
Eymard.
Nr.2154
An Fr. Math. Giraud-Jordan
Saint-Maurice, 19. Mai 1868.
Teure Tochter im Herrn!
Ich konnte zu der von Ihnen gewünschten Zeit nicht schreiben und erledige es daher von hier aus, wo ich 2 Tage in unserem Noviziat verbringe, um mich auf das Fest Christi Himmelfahrt vorzubereiten. Der Himmelfahrtstag ist für mich ein schönes Fest!
An diesem Tag zog ich mich in Paris in die Einsamkeit zurück, um zu Füßen Unseres Herrn zu prüfen, ob er mich haben wollte, am Werk des Hlst. Altarssakramentes zu arbeiten. Es war der 1. Mai 1856.
Das war wirklich eine Himmelfahrt für mich! Denn ich verdiente es nicht, daß Unser Herr seinen Blick auf mich warf und mich auserwählte für ein so schönes und großes Werk, das eines Heiligen, eines Gelehrten und eines Fürsten zum Dienst an einem so großen Meister bedurft hätte.
11 Jahre sind seitdem verflossen. Wieviele Gnaden habe ich erhalten und derselben, ach, zu wenig entsprochen!
Ach! Unser Herr hat eben wieder einmal bewiesen, daß er allein alles ist, daß er alles kann, und daß das elendste und verächtlichste Werkzeug in seinen Händen dasjenige ist, das er am liebsten hat.
Also, gute Tochter, am hl. Himmelfahrtstag beten Sie recht für die Gesellschaft vom Hlst. Sakrament und für ihren armseligen Superior.
Nun zu Ihnen.
Ich war recht betrübt über die Nachricht vom Tod Ihres Verwandten, Herrn Giraud, Staatsanwaltsvertreter in Lille. Aber obwohl ihn sein Sturz auf der Stelle getötet hat, hatte er doch noch Zeit, sich Gott zu empfehlen, da er die Gefahr 8 km weit vorausgesehen hat; ein Akt der Reue ist schnell verrichtet, und in solchen Situationen verrichtet man ihn gut. Auch stehen wir im Monat Mariens, zu der seine fromme Mutter soviel gebebet hat!
Wir müssen recht für ihn beten; ich tue es, weil er Ihr Verwandter ist und ich ihn gekannt habe.
Sie haben also Msgr. Mermillod gesehen! Das ist eine Gnade Gottes - und daß Sie Nutzen daraus gezogen haben, macht sie umso kostbarer. Danken Sie darum Gott dafür! Die Heiligen, die etwas von der Sanftmut und Güte Unseres Herrn widerspiegeln, sind wie ein Beweis für die Herrlichkeit der Sonne, deren Strahlen sie sind; aber die Strahlen gehen vorüber, die Sonne bleibt; und diese Sonne empfangen Sie alle Tage. Wie sind Sie darum so reich und so stark! Aber man muß die Uhr der Tugend und selbst der Gnade beständig aufziehen. Alles verbraucht sich bei uns.
Tun Sie es ordentlich, liebe Tochter, und wählen Sie die unverbrüchliche Treue im Dienst Jesu als die königliche Tugend.
Dienen Sie ihm aus selbstloser Hingabe und nicht aus Gefühl! Dienen Sie ihm auf Ihre eigenen Kosten: dann lieben Sie ihn wirklich. Ich segne Sie, wie er Sie liebt.
Ganz der Ihre in Unserem Herrn
Eymard, P. S.S.
Nr.2155
An Frl. Edmée Brenier
Paris, 19. Mai 1868.
Gnädiges Fräulein und teure Tochter im Herrn!
Ihre gute Tante hat mir Ihre Briefe gezeigt. Ich habe sie vor Unserem Herrn gelesen und ihm gedankt für die Gnaden, die er Ihnen schenkt.
Ich sehe deutlich, daß er Ihr liebender, fürsorglicher Seelenleiter ist.
Lassen Sie sich im Innern recht von seinem göttlichen Geist leiten und im Äußern von seiner väterlichen Vorsehung - so wie die Gnade Sie antreibt und es Ihrer vollständigen Hingabe an Gott entspricht. Wiederholen sie oft die Wort des Eingangsliedes vom dritten Fastensonntag.
Merken Sie sich stets die folgenden Regeln der Seelenführung:
Da man aber niemals der Wirksamkeit der Gnade und vor allem den Absichten Gottes mit einer Seele Schranken anlegen darf, so muß man sich in acht nehmen, nicht der Sklave einer eingeschlagenen Richtung, eines Standes, zu dem uns kein Gelübde verpflichtet, zu sein. Gott bleibt nämlich immer der höchste Herr des Herzens.
Im Fall einer neuen Schwierigkeit müßte man zuerst beten, und das, was man bisher erreicht hat, festhalten; alsdann den neuen Geist prüfen, ihn sogar beurteilen durch den Beweis des inneren Friedens und der Kraft von Gott, wenn es möglich ist, abwarten, was der Gehorsam entscheidet und schließlich erst dann nachgeben, wenn verdoppeltes Licht und doppelte Tugend das letzte Wort gesprochen haben.
4. Schließlich bitte ich Gott, daß er Ihnen ein rechtes Verständnis der folgenden Regel gebe:
Wie ich Sie kenne, müssen Sie in Ihrer Situation letzten Endes selbst über den Weg zu Gott, die guten Werke und die Ihnen vorgeschlagenen Unternehmungen entscheiden, weil Sie in vielen Dingen Ihrem eigenen Gnadenzug und Ihrem eigenen Urteil überlassen sind - weil Sie nur das, worüber Sie frei verfügen, geben oder versprechen können und dürfen - und endlich, weil Sie die Braut Jesu Christi sind, dem folglich allein die Entscheidung zusteht.
Somit haben Sie beim Angebot von Msgr. Delaplace richtig gehandelt.
Hören Sie nun einen kleinen Rat:
Nähren Sie sich mit Unserem Herrn, mit seinem Geist, seinen Tugenden, den Wahrheiten seines hl. Evangeliums, der Betrachtung seiner Geheimnisse! Entfernen Sie sich nicht von ihm! Er hat gesagt: "Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so möget ihr bitten, um was immer ihr wollt, es wird euch gegeben werden."
Nähren Sie sich nicht mit den Strahlen, sondern mit der Sonne, dann werden Sie das innere Wesen der Strahlen besitzen.
Alles, was Sie tun, werde Ihnen zum Lebensbrot Jesu, und nichts wird Sie schwächen.
Ihre Fehler, selbst Ihre Sünde mögen durch ihn gereinigt und gebessert werden, so wie der Rost eines Schwertes, das man ins Feuer wirft, unter dessen läuternder Gewalt in einem Augenblick verschwindet.
Schlagen Sie Ihre Wohnung mehr im L i c h t e der Güte Gottes als in dessen Milde auf. Das Licht ist die Erkenntnis seiner Vollkommenheit, der Beweggründe und seiner Liebe im einzelnen, in seinen Gaben, in seinem Erscheinen unter den Menschen.
Seien Sie glücklich, wenn Ihnen Jesus den Beweggrund seiner Güte, seiner Liebe, seiner Tugenden und selbst - oder besser gesagt: hauptsächlich der Prüfungen und Opfer zeigt, die er der Seele auferlegt, welche er liebt.
Studieren Sie Unseren Herrn, liebe Tochter, studieren Sie ihn und trachten Sie, ihn zu erforschen, seine Geheimnisse, die Beweggründe seines Herzens ihm abzulauschen - und Sie werden e n t z ü c k t sein.
Steigen Sie stets zu seinem Herzen empor, diesem Sitz und Glück des Lebens.
Schenken Sie dem Nächsten die Flammen Ihrer aufopfernden Liebe - aber Ihr Herz selbst bleibe im Herzen Jesu: so werden Sie nichts zu verlieren und nichts zu fürchten haben.
Und wenn Sie mir schreiben, tun Sie es, wie Ihnen eben die Gedanken kommen - in aller Einfachheit, denn das frische Morgenlicht hat man gern.
Ich segne Sie von Herzen in Jesus, unserem gemeinsamen Meister und Mittelpunkt.
Eymard, S.S.
Nr.2156
An Fr. Camille Jordan
Saint-Maurice, 19. Mai 1868.
Liebe Dame und Tochter im Herrn!
Ich schreibe Ihnen im Haus unseres Noviziates, wo ich mich für zwei Tage zurückgezogen habe, nachdem ich mich durch zwei Exerzitienkurse u.v.a.m. überanstrengt hatte.
Ihre liebe Tochter hat mir nichts gesagt über den Tod dieses armen Bruders; erst Ihr Brief bringt mir diese Nachricht. Ach, Eitelkeit des Lebens, der Jugend und der Würden! Wie vergeht doch alldies wie der Rauch!...
So ist denn Ihr armer Neffe gestorben! Wie ich glaube und hoffe, reumütig und mit Gott versöhnt...Es gibt Gnaden, um gut zu sterben, wie es Gnaden gibt, um gut zu handeln; die Gnade eines guten Todes ist eine Gnade der Barmherzigkeit. Gott bereitet die Seele lange darauf vor; man fühlt, daß man stirbt, oder die Welt widert einen an. Bevor er fiel, war er sich der Gefahr bewußt; sicherlich hat er sich dabei Gott empfohlen, und mit umso mehr Eifer, als er die unmittelbare Gefahr erkannte, und als Gott gegenwärtig war. Und die allerseligste Jungfrau, die seine Mutter so innig für ihn angefleht, hat es sicher auch nicht an ihrem Beistand fehlen lassen. Was mich betrifft, so glaube ich, daß er gerettet ist.
Könnten Sie mir bitte sein Foto senden? Das würde mich veranlassen, noch mehr für ihn zu beten. Wenn Sie wüßten, wie wenig es braucht, um eine Seele zu retten! Aber wir müssen auch Gottes Barmherzigkeit recht preisen.
Ich komme zu Ihrer lb. Tochter.
Nun sind Sie in der Einsamkeit: also näher bei Gott, weil Sie sich näher, mehr mit sich allein sind. Öffnen Sie Fenster und Türen weit, um all den Rauch der Stadt und der Leute loszuwerden; und wenn sich der Rauch verflüchtigt hat, dann schließen Sie alle Ritzen, um nur Gott zu atmen und zu genießen.
Lesen Sie anfangs viel, besonders bis es Ihre Seele versteht, von der Wahrheit zu leben, und Ihr Herz daran zu erfreuen, - bis Ihr Leben beginnt, Früchte zu bringen im schönen Sonnenschein der Gnade; morgens und abends jedoch lassen Sie Ihr Herz eine halbe Stunde lang betrachten.
Bewundern Sie auch die schönen Sterne, Ihre schönen Blumen und Früchte der Felder, die nach den Gesetzen der göttlichen Vorsehung blühen.
Jetzt gilt es unbedingt, liebe und alte Tochter, darauf hinzuarbeiten, daß Sie die Sanftmut des Herzens erlangen. Jesus sprach: "Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig von Herzen."
Wenn ich nicht wüßte, daß Sie Ihre Armseligkeiten mit sich tragen, würde ich fast sagen, daß Sie tüchtig daran arbeiten, ü b e r n a t ü r l i c h zu werden, da sich die Natur von Zeit zu Zeit so wild aufbäumt. O die elende Eigenliebe! Was ist sie doch für eine Verräterin! Da gibt es keine Möglichkeit, im Frieden zu leben außer durch Krieg; bekämpfen Sie dieselbe recht tapfer!
Ich komme zu Frl. Edmée.
Ich nahm an, ihr schon geschrieben zu haben; indes lassen Sie mich daran zweifeln, somit schreibe ich ihr durch den Brief an Sie; zudem sagte sie mir in ihrem letzten Brief, sie würden vielleicht nach Frankreich zurückkehren; das war vielleicht der Grund, daß ich nicht geschrieben habe. Gott sei gepriesen für die Rückkehr des Herrn Belle: er befand sich in jeder Beziehung in Gefahr.
Adieu, gute Tochter, wir werden alt; nützen wir noch schnell das Licht aus, das uns auf dem kurzen Lebensweg leuchtet.
Dieser Gedanke hat mich heute früh bei der Anbetung lebhaft ergriffen.
Schon stehen wir dem Ende des Lebens so nahe und geben uns der Natur folgend mit nichtigen Dingen ab.
Ich segne Sie aus ganzer Seele im Herrn
Eymard, S.S.S.
Nr.2157
An Fr. Lepage
Paris, 20. Mai 1868.
Gnädigste Dame im Herrn!
So lange ist es her, daß ich Ihnen nicht mehr geschrieben habe! Es scheint mir noch länger zu sein, seit ich Ihre letzten Nachrichten erhalten habe!
Die Zeit dünkt mir lang; schreiben Sie mir, wie es Ihnen geht.
Ich habe Herrn Bost mit seinem goldenen Herzen getroffen. Er war in Begleitung seiner Tochter, die mit einem schönen Diplom ausgezeichnet worden war; sie werden zu Ihnen gehen und freuen sich schon darauf; und ich für Sie.
Haben Sie also keine Reisepläne nach Paris? Wäre Rennes nicht so weit weg, würde ich Sie besuchen mit den Frühlingsblumen in diesem schönen Marienmonat.
Ich nehme an, daß Sie sich beide blühender Gesundheit erfreuen - mit Ausnahme einiger kleiner Dornen, welche die Blumen des Paradieses schützen.
In Ihrem letzten Brief sagten Sie mir, daß Sie keinen fühlbaren Trost mehr in der Frömmigkeit hätten; es geht mir genauso. Das ist die Zeit, wo es gilt, Gott um Gottes willen zu dienen, aus Treue und freier, liebender Hingabe. Wenn Sie nicht diese Tröstungen genießen, so haben Sie doch etwas Wertvolles; die Kraft und den Frieden des Gottvertrauens. Bewahren Sie diese beiden Güter um jeden Preis; sie sind nämlich erhaben über das Tosen der Meereswogen und den Wechsel der Wolken in dieser Welt.
Lassen Sie aber niemals die tägliche Kommunion aus; dies hieße, Ihren Platz beim Gastmahl der Kinder Gottes aufgeben.
Hierin darf man weder seine Unwürdigkeit noch die geringen Früchte, die man daraus zu ziehen meint, berücksichtigen, sondern nur an seine Schwäche denken und an die liebevolle Einladung des guten Meisters und an die Gesellschaft unserer guten Mutter.
Gehen Sie stets zum Tisch des Herrn, solange Sie sich - wenn auch leidend - zu demselben hinschleppen können; es ist dies ein Beweis, daß Sie dort erwartet werden: Sie werden zurückkehren wie der Lahme vom Teich Siloe.
Ihr Herz sei stets zufrieden und nach oben gerichtet, Ihr Geist, erhaben über alle Traurigkeit, besinge die Liebe Gottes in der Zeit und im himmlischen Vaterland!
Tausend gute Wünsche von Gott und für die Familie an das schweigende Fräulein Antonia.
Ich segne Sie in einem.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
An Frau Lepage, Toulouse-Straße 8,
Rennes (Ille-et-Vilaine)
Nr.2158
An P. Audib.
Paris, 24. Mai 1868.
Lieber Pater!
Ja, gewähren Sie Ihrer Gemeinschaft diesen freien Tag: das wird ihr guttun.
Ich möchte gerne in der Lage sein, Ihnen den Tag festzulegen, an welchem den Unternehmern das Geld ausgezahlt wird. Noch heute habe ich Herrn Rosemberg, Vorgesetzter bei Herrn Rotschild, gebeten, uns Obligationen für eine ausreichende Summe verkaufen zu lassen; er hat es mir sehr versprochen. Zudem habe ich eine andere Persönlichkeit, die sich der Sache annimmt, den Herrn Grafen von Sussex. Ich versichere Ihnen, lieber Pater, daß ich Ihnen alles bringen werde, was ich kann, und zwar gleich, wenn es mir gelungen sein wird. Unglücklicherweise hat Herr Blount, Bankier bei den Päpstlichen Anleihen, nicht Wort gehalten.
Sie werden glücklich sein, dem Guten Meister ein wahres königliches Fest zu bereiten; hier verschmachten wir in unserem Kerker: Salomo sah, wie der Schlußstein auf seinem Tempel gelegt wurde und er freute sich; so wird es mit Ihrem Eifer und Ihrem Einsatz in Angers der Fall sein, lieber Pater. Sie sind ein echter Vater dieser lieben Kinder!
Gott stütze Sie und schenke Ihnen das Hundertfache einer Gnade!
In Unserem Herrn verbleibe ich
ganz Ihr
Eymard.
Nr.2159
An Gräfin v. Andig.
A. R. T. E.
Saint-Maurice, 25. Mai 1868.
Gnädige Frau im Herrn!
Von Saint-Maurice, wo ich einige Tage der Ruhe und des Friedens verbringe, schreibe ich Ihnen.
Beunruhigen Sie sich nicht über meinen Brief, er wurde vergessen: Gott hat es so gewollt. Ich habe Ihnen von Kreuzen erzählt, Sie hatten genug davon.
Wissen Sie, was man tut, wenn man mitten in einem Meeressturm schwimmt? Man strengt sich an, stets den Kopf über dem Wasser zu halten und schließt die Augen, wenn die Woge heranrollt. Halten Sie stets Ihr Herz unter die göttliche Unterwerfung; schließen Sie die Augen, um nicht die Schrecken der Wogen zu sehen, und schreien Sie zu Gott: er wird gewiß kommen. Und wenn dann alles wehtut und alles Schmerzen bereitet, danken Sie Gott, daß er Sie reinigt und durch die Geschöpfe heiligt und Sie auf diese Weise für Sie und für die anderen Genugtuung leisten läßt.
Das Wichtigste jedoch, das durch nichts abgeschwächt werden darf, ist das Handeln aus reinem Vertrauen auf die Barmherzigkeit, die Güte und Macht Gottes; das Wichtigste ist: ihm edel zu dienen für ihn, für seinen Willen und seine Ehre, durch die Entsagung seines Glücks, seiner Befriedigung, der Milde seines Dienstes, seiner so süßen Tröstungen und dieser so köstlichen Versicherung, daß er Sie mit einer Liebe der Zufriedenstellung liebt. Sie waren oft sehr bevorzugt, aber geben ist mehr wert als empfangen.
Sehen Sie, wie gütig der gute Meister ist, er bleibt bei Ihnen, mit Ihnen, neben Ihnen, trotz der Bestrebung, ihn Ihnen wegzunehmen. Ich bewundere, wie gut Sie es verstanden haben, ihn zu verteidigen und das Geschenk zu erhalten, das alle Geschenke überragt. Behüten Sie ihn gut und machen Sie sich keine Sorgen über die Schwierigkeiten und Gegebenheiten von morgen. Sie haben ihn, Sie besitzen ihn, vergessen Sie den Rest! Sie brauchen sich nur zu freuen, daß Sie ihn besitzen, er wird sich wohl zu verteidigen wissen.
Unsere Sammlung wird, wie schon berichtet, am 11. Juni stattfinden; ich werde um 16 Uhr predigen. Ich habe keine Blätter drucken lassen; es wurde mir gesagt, daß dies unnütz wäre; ich werde die Ankündigung in der Zeitschrift "Die religiöse Woche" und einigen anderen Zeitungen veröffentlichen lassen.
Ich weiß nicht, wann ich nach Angers gehen werde; vielleicht bald. Dies hängt von einer Geldsumme ab, die ich abholen und für den Kirchenbau hinbringen soll.
Ich überlasse Sie Ihrem alleinigen Herrn und verbleibe Ihr erfürchtiger und ergebenster Diener
Eymard, S.
Nr.2160
An Fr. Gourd
Saint-Maurice, 25. Mai 1868.
Teure Tochter im Herrn!
Ich schreibe Ihnen aus unserem Noviziatshaus, wo ich mich zwei Tage zu Füßen Unseres Herrn ausruhe.
Ich habe Ihnen nicht sofort geantwortet, weil ich Ihnen gesagt hätte: ich genehmige gerne diese wohltätige Gabe von 500 Francs; Sie sind und waren Gott wohlgefällig, so zu handeln, denn diese Person hat es verdient.
Ich flehe Sie an, tun Sie sich wegen Angers keine Geldverlegenheiten an. Ich weiß wohl, daß diese armen Schwestern viele Kreuze zu tragen haben, vor allem dieses jüngste mit Schwester Benedikte, das mir wehgetan hat. Denn etwas fordern, was nicht ihr Eigentum ist, und Sachen der Gemeinschaft behalten, wohlwissend, daß sie ihr nicht gehören, sich Geschenke aneignen, die für die Gemeinschaft bestimmt waren; und sich dann zum verlassenen Opfer erklären, wo sie doch selbst es war, die nicht zurückkehren wollte: ach, wieviel Gram hat mir das verursacht! Wenn nur Gott dabei nicht beleidigt wird und ihre Seele gerettet wird! Dies ist es, worum ich ohne Unterlaß Gott anflehe.
Wie leide ich unter dem zurückgekehrten Herzjagen! - Ich nehme es in Kauf, wenn nur, ach, das Heil in ihrer Seele gewahrt bleibt.
Sie schreiben mir nicht und auch ich schreibe nicht mehr; sie würden es tun, wir können uns aber nicht einigen.
Ich komme nun zu Ihnen, teure Tochter. Um Himmels willen, schonen Sie Ihre Gesundheit, vermeiden Sie jede Aufregung und jede unangenehme und im Augenblick nicht dringliche Sache; befolgen Sie dies, denn Ihre Kräfte überschreiten hieße über den hl. Willen Gottes hinausgehen. Sie haben übrigens einen guten Grund dafür, nämlich Ihren Leidenszustand.
Da Sie auch gewiß bedrängt werden mit Anfragen um Hilfe, um Geld usw., erledigen Sie zuerst alles ohne weitere Erlaubnis, was in Ihrem eigenen Bereich notwendig ist; alles, was Ihrem eigenen Stand und in Ihrer Familie angemessen ist; und für Sie und Ihre lb. Tochter, alles, was in der gegenwärtigen Situation nützlich ist. Versetzen Sie sich in die Breite dieser grundsätzlichen Gesinnung.
Gehen Sie keine Verpflichtung zu neuen frommen Werken ein; man muß seinen Seeleneifer einzugrenzen wissen und selbst im Guten das rechte Maß kennen. Jede gute Tat ist wertvoll, schön und nützlich an sich, aber nicht für jeden gut; darüber entscheidet die Gnade, der Stand und die Tugend.
Das Haus von Herrn Colon ist in Ordnung; ich kenne es; diese gute Tochter wird sich dort in jeglicher Hinsicht wohlfühlen.
Und sobald es Ihnen ausgeht, gehen Sie sofort nach Vichy, Sie brauchen es dringendst. Wenn ich kann, werde ich Sie besuchen, wenn Sie es für richtig finden.
Ja, trachten Sie danach, sich in Gott, zu Füßen des guten Meisters, in Schweigen, Ergebenheit und Anbetung seines stets liebenswürdigen und hl. Willens, auszuruhen.
Es geht nicht darum zu arbeiten, sondern sich zu erholen, sich dem Herrn zu nähern, seine Luft der Gnade, Güte und Liebe zu atmen. Ein gelassener und friedlicher Schlaf erneuert so gut die erschöpften Kräfte!
Ich hoffe sehr, daß der Herr und seine hl. Mutter der Ehrw. Mutter Margarete die Gesundheit wiederschenken.
Ich habe 550 Francs als Leibrente für Schw. Benedikte vorgeschlagen, lieber als ihr 11.000 Francs zu geben, wie sie fordert; es scheint mir, daß die Rente vorzuziehen ist, ausgenommen die Möglichkeit sie zurückzukaufen.
Gott sei für alles gedankt und durch alle Leiden verherrlicht!
Geben Sie uns Nachricht von Ihnen, sobald Sie können; sie bedeuten für mich eine Tröstung im Herrn.
Eymard, S.
(1) P. Le Prévost ist der Gründer der Brüder vom hl. Vinzenz von Paul.