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Index Briefe Bd. 6 / Index Französisch / Index Eymard
Nr.2061
An P. Leroyer
Paris, 12. November 1867.
Lieber Pater!
Am nächsten Sonntag werden wir in Brüssel ein zweites Anbetungshaus eröffnen; dieses wird der Beginn eines Scholastikates sein.
Das vorzügliche Fräulein, die Stifterin der Gründung, schenkt uns ein sehr schönes Haus mit einem herrlichen Garten im neuen Stadtviertel, genannt "Leopold", wo es weder Klöster noch Kirchen gibt.
Der Kardinal hat mit Freude diese neue Gründung willkommen geheißen; es wird vielleicht die Hauptgründung, denn es ist besser, ein eigenes Haus zu besitzen; und sollten uns die Damen der Anbetung der Rue des Sols jemals irgendwo anders haben, so stehen wir nicht auf der Straße.
Diese Sache ist ein reines Geschenk der Vorsehung: wir ziehen dorthin, weil diese Damen von Angers nicht hingehen konnten.
Lieber Pater, ich kann Ihnen noch nicht den genauen Zeitpunkt meiner Reise nach Marseille angeben; es wird nach meiner Rückkehr aus Brüssel sein.
Beten Sie innig für uns! Ich werde veranlassen, Ihnen jemanden zu schicken, aber suchen Sie jemanden für die Messe am nächsten Sonntag.
In Unserem Herrn verbunden,
ganz Ihr
Eymard.
Nr.2062
An den Kardinal in Brüssel
Paris, 12. November 1867.
Eminenz!
Ich kann nie genug Gott und Eurer Eminenz für das neue Anbetungshaus danken, das wir in Kürze in Brüssel eröffnen werden. Ich hoffe, daß es in diesen neuen Wohnvierteln Früchte des Heiles bringen wird; es wird mir geschrieben, daß der Herr Pfarrer jener Pfarrei darüber voll Freude ist, und daß die dortige Bevölkerung der Eröffnung dieser Kapelle frohen Herzens entgegensieht.
Wir möchten am kommenden Sonntag das Haus einweihen, Eminenz, und die Anbetung in dieser neuen Kapelle beginnen; ich werde persönlich zu diesem Anlaß nach Brüssel kommen.
Wir legen Eurer Eminenz diese kleine Gründung zur Bewilligung vor und rechnen mit denselben Ermächtigungen, die Sie uns bei der ersten Niederlassung gewährten, nämlich:
Wir sind glücklich, die Ihren zu sein, Eminenz; unser ganzes Bestreben ist es, uns als nützlich zu erweisen und so Ihrer Güte zu uns unsere große Dankbarkeit zu bezeugen.
Mit tiefster Ehrfurcht und Dankbarkeit verbleibe ich Eurer Eminenz untertänigster und ergebenster Diener
(S) Eymard
Sup. der Kongregation SSS.
Nr.2063
An Fr. Gourd
Paris, 14. November 1867.
Teure Töchter im Herrn!
Ich habe meine Reise nach Belgien nicht ausgeführt. Ich reise erst am Samstag hin und werde etwa acht Tage dortbleiben. Der Zweck meiner Reise ist es, unserem guten Meister dort einen neuen Thron zu errichten; beten Sie, daß er solid und fruchtbar sei.
Ich kann also auch erst nach ungefähr 12 Tagen nach Marseille gehen; ich werde Ihnen übrigens schreiben, denn Sie sind meine wahre eucharistische Familie, darum soll ich mich vor allem Ihnen widmen und ich bin glücklich, wenn ich Ihren Seelen ein wenig wohltun kann.
Da Sie sich jetzt um alles sorgen müssen, müssen Sie die Zeit sorgfältig einteilen, damit Gott dabei nicht zu kurz kommt; dann brauchen auch die Pflichten nach außen ihre Zeit, je nach Rang und Reihenfolge.
Schonen Sie auch Ihre Gesundheit, denn man muß in der Lage sein, ohne Müdigkeit den Pflichten nachzukommen, besonders wenn sie so zahlreich sind.
Ich lasse Sie, teure Töchter, bei unserem guten und gemeinsamen Meister; in ihm bleibe ich glücklich Ihr
ergebenster
Eymard, S. S.
P. S.- Ich bekomme eben Ihren Brief und öffne noch einmal den meinen, um Ihnen zu sagen, nichts an Ihrer Methode der Sondergebete und mit speziellen Anliegen zu ändern.
Beten und handeln Sie innerlich nach der guten alten Regel, als erlitten Sie keine Zerstreuungen und Abschweifungen des Geistes, selbst wenn diese Gebetsweise sie entstehen lassen oder zu nähren scheint, weil es so besser ist. Bekämpfen Sie Ihre Zerstreuungen nicht direkt, selbst während der Hauptteile der hl. Messe. Begnügen Sie sich mit einer neuerlichen Anstrengung, bei der Sache zu sein, höchstens vorübergehend könnten Sie sich diesbezüglich verdemütigen.
Nr.2064
An Fr. Math. Giraud-Jordan
Paris, 14. November 1867.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Ich werde erst in etwa 12 Tagen nach Lyon reisen, wenn ich mich auf der Hinreise aufhalte; oder in ungefähr drei Wochen, wenn ich auf der Rückreise aus dem Süden in Lyon haltmache; seien Sie ganz sicher: Sie nehmen auf meiner Reise den ersten Rang ein.
Ich habe Ihr Brieflein mit Aufmerksamkeit gelesen. Sie bedienen sich dabei der Eigenschaft oder des Fehlers Ihrer vortrefflichen Mutter: Sie sagen viel mit wenig Worten.
1. Beunruhigen Sie sich nicht über Ihre innere Zerstreutheit, seitdem Sie von Calet zurückgekehrt sind; das ist nicht verwunderlich. Sie befanden sich in Saint-Romans wie in einem Glashaus und nun sind Sie wieder allen Winden ausgesetzt. Sie müssen sich aber wieder an Ihre normale Lebensweise gewöhnen; Sie müssen in den vielfältigen Beschäftigungen Ihres Lebens Gott finden. Wie können Sie das erreichen? Durch häufige Stoßgebete und durch die oft wiederholte Aufopferung der guten Meinung in Ihren Arbeiten.
Was aber wesentlich ist und durch nichts ersetzt werden kann, ist das Sammeln von Kraft und Sammlung für den ganzen Tag, u. zw. am Morgen während Ihrer Betrachtung. Das ist die erste und absolute Bedingung Ihres geistlichen und selbst natürlichen Lebens; denn Gott hat gewollt, daß bei Ihnen das geistliche Leben Ihre äußere Tätigkeit und Ihre Pflichten als Hausfrau gleichsam kröne und segne.
Darin sind Sie nicht zu bedauern, da Sie sich - um gut zu sein - gezwungen sehen, in reicherem Maße aus Gott und in Gott zu leben: o selige Notwendigkeit!
Bezüglich Ihrer Betrachtungen: schaffen Sie so gut wie möglich die Voraussetzungen der Fähigkeiten, denn sie erwachen und stehen in gnadenhafter Erneuerung auf.
Was den Gegenstand der Betrachtung betrifft, so wäre es heilsam, die Gegenstände abzuwechseln, damit Sie nicht der stets gleichen Nahrung überdrüssig werden.
Ich würde es gerne sehen, wenn Sie sich hierin dem Lauf des Kirchenjahres anpaßten.
Im Advent betrachten Sie über die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest; und nach Weihnachten über die darauffolgenden Feste. In der Fastenzeit über das Leiden Jesu. Sie haben das Werk "D i e S t u n d e n u h r d e s L e i d e n s" vom hl. Alphons v. Liguori, die entzückenden "B e t r a c h t u n g e n z u r P a s s i o n" von Pater Alleaume, s.j.; "G e d a n k e n u n d A n m u t u n g e n ü b e r d i e P a s s i o n", in 3 Bänden, bei Wwe. Rusand, Cassette-Straße.
Oder hier ein anderes Schema:
Am S o n n t a g betrachten Sie über den Himmel: Kap. 47, 48 und 49 der N a c h f o l g e C h r i s t i.
Am M o n t a g über das Gebot der Liebe zu Gott: D u s o l l s t d e n H e r r n, d e i n e n G o t t, l i e b e n a u s d e i n e m g a n z e n H e r z e n, a u s d e i n e r g a n z e n S e e l e; mit all Ihren Sinnen, durch alle Ihre Werke. Vom Gebot gehen wir dann zu den Gnaden der Liebe über, die wir empfangen, zu den Liebeswerken Gottes, zu unseren Versprechungen und Beteuerungen der Liebe, denen stets soviel Untreue und Nachlässigkeit folgt. Das sei gleichsam der Ausgangspunkt für die ganze Woche.
Am D i e n s t a g betrachten Sie über das innere Leben, welches besteht in:
lieben und zu umarmen.
Am M i t t w o c h: über das Leben nach außen, wie es uns gezeigt wird im Beispiel der hl. Familie zu Nazaret hinsichtlich unserer Pflichten, unserer äußerlichen Beziehungen und unseres Seeleneifers.
Am D o n n e r s t a g: über die Hl. Eucharistie.
Am F r e i t a g: über das Leiden Jesu.
Am S a m s t a g: über die seligste Jungfrau Maria.
Bei allen diesen Gegenständen achten Sie darauf, dieselben mit der darauffolgenden hl. Kommunion in Beziehung zu bringen - muß doch diese stets der Mittelpunkt, die Triebkraft und das Endziel des ganzen geistlichen Lebens sein.
Seien Sie stets freundlich und entgegenkommend im Kreise der Ihren - fromm und würdevoll im Verkehr nach außen - tugendhaft vor sich selbst - innig und zärtlich für Gott: dies seien Ihre vier Kardinaltugenden.
Ich schließe ab, weil ich mich zur hl. Messe bereitmache. Ich segne Sie, Vater und Mutter samt dem kleinen Gerhard.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard, P.S.
Nr.2065
An Frl. Anna de Meeûs
Brüssel, 21. November 1867
Verehrteste Mutter!
Ich hoffte Sie aufzusuchen; es ist mir nicht gelungen. Es wäre mir eine große Freude gewesen, Pater Boone aufzusuchen und ihm zu versichern, daß diese Neugründung eher zum Vor- als zum Nachteil der ersten Gründung geschieht. Sein Schweigen auf meinem Brief mit der Gründungsnachricht hätte mir Kummer bereitet, wenn ich nicht seine vielseitigen Beschäftigungen gekannt hätte. Ich hätte mir auch von Ihnen ein liebevolles Wort für unsere kleine Gesellschaft erwartet.
Gott hat von mir dieses Opfer verlangt. Indessen kann ich Ihnen die Genugtuung darüber nicht verschweigen, als ich vernommen habe, daß Sie, ehrwürdigste Mutter, die Sammlung und die Einhebung der Benützungsgebühr für die Stühle abgeschafft haben.
Das Werk Ihrer Tante können wir lediglich segnen, uns aber nicht damit beschäftigen. Sollte es sich jedoch darum handeln, die eine oder andere Person zu ersetzen, wären wir dazu stets gerne bereit. Sie können ohne weiters P. Laurent (?) mit der Feier der 1. Messe betrauen, ohne jedoch zu versprechen, daß diese am Aussetzungsaltar gefeiert werden darf; Sie kennen nämlich die diesbezügliche Vorschrift; zudem möchte ich nicht in kultischen Belangen etwas begünstigen, was dem kanonischen Recht widersprechen würde. Ich habe die Weisung gegeben, daß alles so einzurichten sei, was bezüglich der Stiftungen und Messen hätte geschehen sollen.
Ich fahre morgen früh ab.
Mit dem Ausdruck meiner Hochachtung verbleibe ich, ehrwürdigste Mutter, Ihr ergebenster Diener
Eymard
Sup. der Kongreg. SSS
Nr.2066
An Frau Wwe. Marechal
Paris, 28. November 1867.
Gnädige Frau im Herrn!
Ich habe am Montag Frater Paul (P. Maréchal) nach St. Maurice begleitet; ich habe ihn in seiner Zelle eingerichtet und ihn glücklich und großmütig zurückgelassen. Bei der Abreise habe ich ihm versprochen, Sie eines Tages dorthinzuführen; Sie werden diesen köstlichen Ort sehen. Ihr treuer Sohn war sehr großmütig - in diesem Willen steckt etwas von einem Heiligen. Ich habe in ihm die Liebe zur Pflicht und das Leben nach dem Gesetz - alles wie die anderen - bewundert; mit diesen Grundsätzen fährt man gut und fliegt hoch. - Sie haben Ihren lb. Paul nicht verloren, gute Dame, ich beschütze ihn Ihnen mit dem lb. Gott, und er wird Ihnen noch mehr Sohn und noch nützlicher sein.
Ich wünschte wohl, Sie und Ihre vorzügliche Mutter am Sonntag zu besuchen.
Ich werde am Samstag gegen Abend wie das andere Mal eintreffen. Wenn ich Ihnen also keine gegenteilige Mitteilung mache, werde ich Samstag abend abfahren.
Ich wünsche, Sie vor meiner Reise nach Marseille zu sehen. Ich sollte morgen abreisen, aber ich habe so viele Dinge zu erledigen, daß ich diese Reise auf später verschiebe.
Folgende 3 große Probleme halten mich auf: Ankauf eines Hauses am 11. Dezember, die Erstkommunion unserer Arbeiter am 15., dann die Priesterweihe am 21. - Beten Sie für dies alles, bitte! Grüßen Sie mir bitte Ihre gute Mutter und Ihre lb. Kinder, die ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt bei Ihnen weiß.
Im Herrn bleibe ich ganz Ihr
Eymard
S. G.
Nr.2067
An P. Leroyer
A. R. T.
Paris, 28. November 1867.
Lieber Pater!
Es ist mir unmöglich, zum jetzigen Zeitpunkt nach Marseille zu reisen, obwohl ich es sehr wünsche: in 16 Tagen haben wir eine zahlreiche Erstkommunionfeier und vielleicht am 21. eine Weihe; was mich noch stärker festhält, ist das Angebot, ein Haus für uns zu kaufen; dieses Gebäude muß am 11. Dezember verkauft werden; wenn wir es erwerben könnten, käme es uns sehr gelegen: es liegt an der Rue Grenelle, St. Germain, gegenüber dem Anwesen La Fontaine; es ist ein Grundstück von 1750 Quadratmetern. Wir sind hier schlecht gelegen und werden nie etwas Ordentliches tun können: unsere Kapelle ist viel zu klein und sie kann nicht vergrößert werden. Dies also, lb. Pater, sind die drei Ursachen, welche meine Abreise verhindern: sie sind zu wichtig, als daß ich mich entfernte; aber gleich zu Beginn des Monats Februar werde ich gerne hinkommen.
Ich sehe, daß Sie überladen sind; auch wenn man mit fünf Leuten leidlich auskommt, werde ich versuchen, Ihnen jemanden zu schicken: wir müssen den Guten Meister bitten, sich einige Arbeiter an Ort und Stelle auszuwählen; wie arm ist doch diese Provence an Berufen!
Ich habe in Brüssel großen Trost und wohltuende Erbauung erlebt; am 17. November haben wir Unseren Herrn auf diesen kleinen, neuen Thron gestellt, mitten unter einer zahlreichen Gläubigenschar, die andächtig und sympathisch wirkte; dieses Stadtviertel von Ixelles ist sehr fromm und hat uns mit Freude aufgenommen.
Am 21. fand die Gelübdeablegung der Patres Cardot und Crépon und der Fratres Franz und Vinzenz statt. Der Herr Pfarrer hat daran teilgenommen und mit uns zu Mittag gespeist; er ist ein heiligmäßiger Priester.
Im neuen Haus sind mit P. Crépon insgesamt fünf Religiosen, nämlich P. O'Kelly, die Fratres Franz, Theodor und Vinzenz; im Haus der 12-Apostel leben: P. Crépon, Superior, P. Cardot und drei neue ortsständige Brüder.
P. Augonnet hat uns in meiner Abwesenheit verlassen; ihn wollte ich als Ersatz für P. O'Kelly nach Marseille schicken; aber er meinte, seine Gesundheit wäre nicht stark genug, und hat sich zurückgezogen.
Es gibt einige keimende Berufungen, die erprobt werden.
Bis bald, lieber Pater, denn ich möchte Sie und Ihre ganze Gemeinschaft gerne besuchen.
In Unserem Herrn verbleibe ich
ganz Ihr
Eymard, S.
Nr.2068
An Frater Paul-Maria Marechal
Paris, 29. November 1867.
Teuerster Bruder und Freund!
Ich sende Ihnen das Buch von Piny zurück, damit Sie es abschreiben. Korrigieren Sie während Ihrer Niederschrift, was in der Ausdrucksweise überaltert ist. - Es ist unmöglich, ein weiteres Exemplar aufzutreiben. - Ermüden Sie sich aber nicht allzusehr dabei, verwenden Sie dafür einfach Ihre Freizeit. Ich werde nämlich erst gegen Weihnachten nach Marseille kommen.
Gestern abend habe ich Ihrer guten Mutter geschrieben, daß ich Sie am Samstag abend - und am Sonntag - besuchen werde; ich werde ihr dabei gute Nachrichten über Sie überbringen.
Lieber Freund, finden Sie Gott in der Ruhe und im Frieden der Zurückgezogenheit! Unter diesen Voraussetzungen findet man ihn leichter. Verkosten Sie Gott in seiner Güte zu Ihnen und folgen Sie den Pfaden seiner göttlichen Vorsehung, die Sie so milde und so stark dorthingeleitet hat, wo Sie sich in diesem Augenblick befinden.
Studieren Sie fleißig Unseren Herrn in seinem göttlichen Sakrament und Sie werden so glücklich sein, wie man es auf diesem Weg zum Himmel zu sein vermag.
Im Herrn verbleibe ich
Ihr ergebenster Bruder und Freund
Eymard.
Nr.2069
An Gräfin v. Andig.
Paris, Unbefleckte Empfängnis 1867.
Gnädige Frau im Herrn!
An diesem schönen Tag möchte ich Ihnen einige Zeilen schreiben. Ich habe Ihren letzten Brief aufmerksam gelesen und entnehme daraus, daß Ihre Seele ein wenig traurig und gelegentlich vor dem Herrn unfruchtbar ist. Das hängt mit diesem armseligen Leben des Jammers und Exils zusammen. Man muß darauf gefaßt sein, die Sonne des Paradieses leuchtet darin nicht immer, aber es gibt darin immer genügend Licht, um den engen Pfad zu sehen und zu gehen; dieser wird für eine treue Seele immer breiter.
Und noch viel mehr, Sie wandern in Begleitung Unseres Herrn, Sie verweilen bei ihm; wie sind Sie doch glücklich! - Der Erlöser, Jesus, erwirkt zusammen mit Ihnen Ihr Heil; dieser Jesus, der künftige Richter, den Sie sosehr fürchten, der Ihnen soviel Angst macht und der andererseits mit Ihnen arbeitet und sich eingliedert in Ihr Leben und Tun. Er wird sich also selber richten, wenn er Sie richtet, daher wird er g ü t i g sein, u. zw. immer gütig. Machen Sie ihn also nicht böse und streng! Sie würden es nicht wagen, dies einem treuen Freundesherzen anzutun.
Ich wäre froh, wenn Sie sich der Dornen und Schlechtwetterzeiten auf dem Weg bedienen würden, um Unseren Herrn noch besser zu schätzen. Man liebt das Feuer, wenn man von einem kalten Ort zurückkommt; man liebt noch mehr den guten Meister, wenn man einen weniger guten Meister erlebt hat.
Wir brauchen es, daß der Weg ins verheißene Land nicht zu schön und liebenswert ist; andernfalls würde man sich in der Wüste aufhalten und auf dem Weg stehenbleiben.
Unser Herr mag Sie zu sehr, als daß er Sie ohne sich und außer sich glücklich sein lassen könnte. Ihr Leben wäre zu natürlich, wenn Sie die Sympathie des Lebens hätten. Lassen Sie Unseren Herrn arbeiten und folgen Sie ihm überall in Liebe und Dankbarkeit.
Am kommenden Sonntag werden 38 kleine Arbeiter bei der hl. Messe um 8 Uhr ihre Erstkommunion feiern. Schade, daß Sie nicht hier sind! Arme Kinder! Sie sind arm in jeder Hinsicht, ausgenommen in der Güte Gottes! Ihre Kleider sind genäht. Gott wird sie bezahlen, denn wir haben nichts mehr.
Findet nicht am Sonntag Septuagesima die Ansprache in Sainte-Clotilde statt? Unsere Sammlerinnen werden mir teilweise fehlen; denken Sie an die Ihren.
Ich verabschiede mich, um eine gesungene Messe zu feiern; dabei werde ich für Sie, für den Herrn Gemahl und Ihre lb. kleine Charlotte beten. Ich hoffe, daß sie nicht auf die Stola ihres Meßkleides vergißt, das mir noch immer gefällt, weil es von ihr stammt.
Ich segne Sie im Herrn.
Eymard.
Nr.2070
An Fr. Gourd
Paris, Unbefleckte Empfängnis 1867.
Teure Töchter im Herrn!
Ich bin immer noch in Paris mit tausend Dingen beschäftigt. Ich gedenke erst Anfang Jänner nach Marseille zu gehen und werde Sie im voraus davon verständigen.
Ich bete inständig für Sie und wäre glücklich, Sie zu besuchen; unser guter Meister wird mir diese Genugtuung in Kürze gewähren.
In der Zwischenzeit sehe ich Sie beim Herrn, vor dem Sie mir beide stets vor Augen stehen.
Sie gehören ganz ihm, wie er immer zu Ihnen steht; tun Sie fleißig, was er sagt und was ihm gefällt. Lassen Sie sich von seinem milden und hl. Willen leiten; betrachten Sie die Notwendigkeiten Ihrer Lebenslage als das gegenwärtige Gesetz seines hl. Willens; die Forderungen der Pflichten und Schicklichkeiten als Kennzeichen seines hl. Willens.
Das ganze Leben einer Seele in Gott besteht in diesen zwei Gesetzen: Gott will es oder Gott will es nicht.
Die ganze Vollkommenheit der Liebe besteht darin, etwas zu tun, wie es Gott will und im Geiste Gottes.
Die beste Gnade ist die Gnade unseres inneren Standes, die somit zu unserer Form und zu unserer moralischen Richtschnur wird.
Richten Sie sich stets nach ihr aus.
Ich lasse Sie, teure Töchter, im Herrn und will Sie seinem himmlischen Vater weihen und anheimstellen. Sie werden von ihm reichen Anteil gewinnen.
Ich segne Sie innig im Herrn.
Eymard.
Nr.2071
An Fr. v. Grandville
Paris, Fest der Unbefleckten Empfängnis 1867.
Gnädige Frau und teure Tochter!
Ich habe Ihren Brief über Ihre Exerzitien gründlich gelesen und antworte Ihnen, wie gewöhnlich, in aller Einfachheit.
1. Gott liebt Sie mit einer bevorzugten und zutiefst barmherzigen Liebe. Er schenkt Ihnen viele Gnaden, er will Sie ganz für sich; seiner Liebe ist jedoch hinderlich, daß Sie Ihr Elend allzusehr betrachten, erforschen, im Auge behalten; das erkältet Ihr Herz und bringt es in Aufregung, wie es ja gar nicht anders sein kann. Da sich auf diese Weise Ihre arme Seele fast immer etwas Fehlerhaftes vorzuwerfen hat, heißt es wirklich, einen anderen Weg einschlagen: der Ihrige ist zu dornenvoll und bringt Sie nicht weiter. Zugegeben, daß Sie recht haben und daß es bei Ihnen abwärts geht; dann ist es aber nicht das rechte Mittel, sich auf der abschüssigen Bahn aufzuhalten, trostlos zu sein und abzurutschen.
Glauben Sie mir: wo es sich um Gott handelt, lassen Sie sich selbst mehr beiseite; denken Sie etwas mehr an seine Güte im einzelnen, an seine göttliche Vorsehung, die allzeit waltet. Gehen Sie von seiner Liebe aus, die umso größer ist, je unwürdiger wir derselben sind; bedenken Sie, wie Gott umso mehr unsere Dankbarkeit verdient, wenn er uns liebt trotz unserer Armut und Untreue: das wäre ein Mittel, sich zu erheben und Mut zu fassen. Das werden Sie nun sofort tun und auf sich selbst vergessen; Sie werden Ihre Fehler viel besser im Lichte der Barmherzigkeit Gottes sehen, als wenn Sie sich nur mit sich selbst beschäftigen.
Halten Sie nicht beständig Einkehr in sich selbst durch Erforschung Ihrer eigenen Handlungen, sondern denken Sie nach über die Güte Gottes; da sehen Sie sich wenigstens einem heitereren Himmel und einer belebenderen Sonne gegenüber. Sie verstehen es nicht genug, Gott in sich selbst zu verkosten.
2. Behalten Sie ruhig Ihre hundert Paar Bettücher und all Ihre anderen zur Einrichtung oder zum persönlichen Gebrauch gehörenden Gegenstände. Und besonders vernachlässigen Sie sich nicht in Ihrer persönlichen Kleidung: tun Sie in diesem Punkt eher mehr als weniger, denn in Ihrem Alter neigt man eher dazu, sich zu vernachlässigen und ungepflegt herumzulaufen. Ich bitte Sie, entäußern Sie sich nicht Ihres Besitzes, sondern erhalten Sie alles in gutem Zustand. Indes scheint es mir, daß Sie genug Wäsche haben und nichts Weiteres mehr anschaffen sollten. Was die Bücher betrifft, besonders alte, aber auch neue, so rate ich Ihnen eher, sich solche anzuschaffen, als sich derselben zu berauben. Bücher sind stets etwas Nützliches, für Sie und für andere.
Ich bin noch nicht nach Marseille gereist, ich gedenke nach den Weihnachtsfeiertagen hinzugehen. Ich möchte gern nach Angers und Nantes gehen, aber der Wind des Himmels weht noch nicht in diese Richtung.
Ich segne Sie im Herrn. In ihm verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard, S.
Nr.2072
An Kard. Barnabò
Paris, 22. Dez. 1867, Boulevard Montparnaß 112.
Eminenz!
Ich habe die Ehre, Ihnen die zwei Reskripte, die von der Hl. Kongregation der Propaganda verfaßt wurden, zuzusenden, wie Sie mir mit Ihrem Brief vom 14. laufenden Monats den Auftrag gegeben haben.
Das erste wurde mir von einem Nuntius Seiner Heiligkeit erbeten, dem ich während seiner schwierigen Mission im Jahr 1848 einige Gefälligkeiten erwiesen habe; dieses Reskript betrifft die Kranken und Gebrechlichen. - Die Schwierigkeit für solche Leute, 20 Vaterunser, 20 Ave und 20 Ehre-sei-dem-Vater als gewöhnliche Bedingungen zu verrichten, wurde damit durch ein kürzeres Gebet, das ich für solche Fälle festlegte, abgemildert: außerdem befolgte ich nur, was von Msgr. Douarne, dem Apostolischen Vikar in Neukaledonien, der ein ähnliches Reskript besaß, angeordnet hatte.
Ich habe mich oft über falsche Papiere beklagt, die unrichtige Bedingungen enthielten und die bei jeder sich bietenden Gelegenheit abgeändert wurden. -
Ich weiß, daß dieses Privileg des Hl. Stuhles bei einigen eine gewisse Unwilligkeit erzeugt hat. Eure Eminenz soll darüber befinden. Sie werden mir diese beiden Reskripte zurückbehalten oder sie mir in Ihrer Weisheit wieder aushändigen. Gott bewahre mich, daß ich etwas Gutes tue, das nicht dem Geist und der Frömmigkeit des Geschenkes entspricht, welches mir durch Seine Heiligkeit auf Ihre Bitte hin gemacht wurde.
Mit tiefster Ehrfurcht küsse ich Ihren geheiligten Purpur und verbleibe in Unserem Herrn J. Chr. Eurer Eminenz
gehorsamster und demütigster Diener
Peter Eymard
Sup. der Kongreg. vom Hlst. Sakrament.
Nr.2073
An Herrn Amadeus Chanuet
Paris, 26. Dezember 1867.
Lieber Herr Amadeus!
Ich kann noch nicht sagen, wann ich nach Lantigné gehen werde; ich bin mit Arbeit erdrückt und am Vorabend von Neujahr muß ich mich damit abfinden, noch in Paris zu bleiben. Ich versichere Ihnen, daß es mich ein Opfer kostet, zum gegenwärtigen Zeitpunkt Ihrer liebenswürdigen Einladung nicht nachkommen zu können.
P. Chanuet hat mir ein vertrauliches Wort über Ihre Pläne von Bauzon berichtet. Ich habe für diesen Anbetungszweig keine Gnade mehr, er genießt aber ohne Zweifel meine volle eucharistische Sympathie. Ich hege für Sr. Benedikte und Sr. Philomena eine väterliche Vorliebe. Ich wäre überfroh, sie in ihrer eucharistischen Gnade glücklich zu wissen; aber für mich haben sich die Dinge geändert. Ich kann wegen Rom darin nicht aktiv werden, somit bleibt mir nichts anderes als zu beten und zu schweigen.
Nehmen Sie und Frau Blanche gütigst all meine Wünsche für ein gutes, heiliges und glückliches Neujahr entgegen.
Ich segne Sie sowie Ihre lb. Familie, die ich wie die meine liebe.
Im Herrn Ihr ergebenster
Eymard Sup.
Nr.2074
An Fr. Lepage
Paris, 26. Dezember 1867.
Liebe Frau Lepage und teure Tochter im Herrn!
Seit heute bin ich etwas seßhafter und eile zu Ihnen; Sie haben mir geschrieben.
Ich bin nach Belgien gereist und wollte unsere Neuvermählten sehen. Ich habe sie angetroffen und dabei den Eindruck gewonnen, daß alles in Ordnung ist; beide erklärten, glücklich zu sein; ich hätte gewünscht, die junge Frau persönlich zu treffen und ihr eine Belehrung zu geben. Sie ist glücklich, sie hat es mir erklärt; aber ist es Herr Claudius ebenso? Ich glaube es. Ich werde ihnen am ersten freien Tag meinen Gegenbesuch abstatten. Es ist ein gutes Werk, das wir alle vollbracht haben; bedauern Sie es nicht; es geht alles gut und es wird auch in Zukunft gut gehen. Ich habe Ihr Schreiben in Brüssel gelesen! Wäre ich näher bei Ihnen gewesen, wäre ich rasch zu Ihnen gegangen, um Ihnen zu sagen: schenken Sie dieser Unannehmlichkeit kein Gehör, sie hat keine Bedeutung; es handelt sich vielmehr um eine Versuchung zum Guten.
Lassen Sie mich Ihnen ein frohes Neujahr wünschen. O ja, ein gutes, heiliges Jahr, voll Freude im Dienste Gottes! Leben Sie in Frieden! Gott liebt Sie als sein bevorzugtes Kind!
Seien Sie voll Vertrauen! Gott hat Ihnen noch nie etwas verweigert und wird es auch in Zukunft nicht tun.
Ertragen Sie sich selbst in Geduld; Ihre Prüfung wird vorübergehen; es handelt sich um eine Prüfung des Feingefühls und des Kreuzes. Seien Sie recht gehorsam in praktischen Dingen und tun Sie alles, als hätten Sie nichts zu leiden.
Ich stehe dafür ein, Sie sind Gott wohlgefällig. Lieben Sie diesen guten Meister herzlich, und zur Zeit des Sturmes wird er Sie unter seinem schützenden Mantel bergen; dort hat man nichts zu befürchten und schläft in Frieden.
Ich segne Sie, teure Tochter; schicken Sie mir Nachricht von Ihnen.
Nach dem Neujahrstag werde ich nach Marseille abreisen und etwa zwei Wochen dortbleiben. Und was haben Sie für Pläne?
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Nr.2075
An P. Colin, Ex-General der Maristen
Paris, 26. Dez. 1867
Anmerkung: Ende 1867 ging P. Colin daran, den endgültigen Text seiner Konstitutionen festzulegen; er bat P. Eymard, für dieses Anliegen zu beten. Eymard antwortete ihm am 2 6. D e z e m b e r 1 8 6 7:
"Ich öffne Ihnen alle Schleusen der Gnaden und Verdienste für das Anliegen, das Sie mir angeben; und ich tue es mit Freude, denn ich komme aus dieser schönen und liebenswürdigen Gesellschaft Mariens. Ich bin im Herzen in ihr und werde es sein bis zum Tod. Ich brenne vor Sehnsucht auf ein Wiedersehen des Gründerpaters.
Eymard."
Nr.2076
An Gräfin v. Andig.
Paris, 26. Dezember 1867.
Gnädige Frau im Herrn!
Zu allem Anfang möchte ich Ihnen für die 200 Francs danken. Sie waren es wieder, die darum gebeten hat; infolgedessen haben Sie beim Geschenk und in der Nächstenliebe einen großen Anteil.
Unsere Erstkommunion war sehr erbaulich. Noch nie hatte ich so beispielhafte und gesammelte Kinder. Der gute Meister muß mit diesen kleinen, gut vorbereiteten Seelen zufrieden gewesen sein. Am Nachmittag ist Bischof Amanthon gekommen, um ihnen die Firmung zu spenden; er war dabei ergriffen.
Das also ist unser kleines gemeinsames Werk; es macht in Paris nicht viel Aufsehens: glücklich, wenn es vor Gott viel Aufsehen erweckt! Ich habe die Stola von Frl. Charlotte erhalten; ich danke ihr sehr dafür und auch für ihre lb. Zeilen. Ihr Meßkleid dient uns an Festen zweiter Klasse und kam bei der Priesterweihe von Frater Julius am Samstag, 21., zum Einsatz.
Ich möchte gern, daß Sie bald nach Paris kommen; unternehmen Sie nichts dagegen, im Gegenteil, tun Sie etwas dafür, zur größeren Ehre Gottes.
Wenn mir Ihre Seele vom menschlichen Gesichtspunkt aus lieb wäre, würde ich Gott aus all meinen Kräften bitten, Ihnen Ihre Kreuze und die Traurigkeit wegzunehmen, ja Ihnen Ihr Selbst wegzunehmen; aber ich kann mich nicht ärgern gegen den guten Wind, der das Segel zum glücklichen Hafen Gottes zusteuert: das schnellste, freilich etwas schaukelnde Schiff.
Die schlimmsten und am härtesten bestraften Sünden sind jene des Vergnügens; man leidet im Fegfeuer viel für die Sünden der Zuneigung. Nun, Sie haben keine solchen Sünden, Gott schenkt Ihnen eine große Gnade, wenn er Ihr Herz wie Ihr Leben mitten unter die Dornen der Wüste stellt: dies ist Ihre größte Heilsgnade. Sie wollen nicht menschliches Glück, das weiß Gott. Aber Sie leiden noch unter einer allzu großen Versuchng, nämlich den Frieden und das geistliche Glück am Dienst Gottes zu verspüren. Sie sind in dieser Beziehung zu empfindlich; lieben und bedienen Sie Gott seinetwegen, in Liebe zu seinem hl. Willen für Sie, in welche Lage auch immer er Sie versetzt; dann werden Sie einen Frieden erhalten, der über die Wechselfälle im menschlichen Dasein, auch in religiöser Hinsicht, hinausgeht.
Erlauben Sie mir, Ihnen als der Allerersten ein gutes, heiliges und eucharistisches Jahr zur Liebe und Verherrlichung Unseres Herrn und zur Beglückung seines und Ihres Herzens zu wünschen.
Ich segne Sie in diesem guten Meister.
Eymard.
Nr.2077
An Fr. v. Grandville
Paris, 26. Dezember 1867.
Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!
Ich komme, um Ihre Neujahrswünsche zu erwidern. Ich wollte dies gerade tun, als ich heute früh Ihren Brief erhalten habe; und wahrscheinlich werde ich am Neujahrstag und den darauffolgenden Tagen in der Eisenbahn nach Marseille sein; dort gedenke ich etwa 10 Tage zu bleiben (Nau-Straße 7). Jesus sei der göttliche Mittelpunkt, d.h. der Ursprung all Ihrer Gedanken und Wünsche, die treibende Kraft Ihrer Taten und Ihrer Liebe, das Gesetz Ihrer Opfer.
Ich möchte so gern sehen, daß Sie aus Gott leben.
Mein Gott, gute Tochter, wie leben wir doch aus uns selber! Das ist ein sehr negatives Leben, denn wir beschäftigen uns fast ständig mit unseren Sünden und Fehlern und unsere zu heilenden und zu beklagenden Unvollkommenheiten! Das ist auch mein eigenes großes Kreuz.
Wann werden wir denn anfangen, Gott um seiner selbst willen zu lieben? Wann wird die Betrachtung der göttlichen Vollkommenheit die Lieblingsbeschäftigung in unserem Gebetsleben werden? Wann wird seine unendliche, göttliche Güte uns mehr als alles andere antreiben und bewegen? Wann wird es uns zur Gewohnheit geworden sein, in seinem Leben und in allen Geheimnissen desselben, vor allem seine Liebe ins Auge zu fassen? Ach, stets sind wir mit uns selbst beschäftigt und mit dieser armseligen Welt! Das göttliche Feuer glimmt kaum! O wie ist es doch hoch an der Zeit, daß wir nur mehr für Jesus leben und zu seiner Verherrlichung! Trachten Sie bei Ihren Monatsexerzitien, sich mit diesen Gedanken zu befassen.
Ich segne Sie recht väterlich in Jesus Christus und verbleibe in ihm
Ihr ergebenster
Eymard, Sup.
Nr.2078
An P. Audibert
Paris, 26. Dezember 1867.
Lieber Pater!
Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre guten Briefe, die mir im Herzen stets wohltun; ist es doch das Herz eines Freundes, eines alten Freundes, das sie schreibt, und eine tiefe Liebe zur Gesellschaft läßt sie entstehen, und mehr als das: die Liebe zum Guten Meister. Danke, lieber Pater, für Ihre Wünsche; ich weiß, wie ehrlich und hingebungsvoll sie sind; Gott vergelte sie Ihnen hundertfach und er wird sie Ihnen vergelten:er muß ja meine immerfort großen Schulden bezahlen.
Sie haben die erstmalige Aufgabe in der Gesellschaft, die erste Musterkirche zu bauen; Sie haben dafür lange und harte Schlachten geführt; Sie haben den Sieg errungen und Sie werden dafür bis zum Ende gesegnet werden, solange noch ein Stein aufrechtsteht.
Unsere Weihekandidaten haben mich beschäftigt, das ist wahr; dann gab es eine Feier zahlreicher Erstkommunionkinder und vor allem die Affäre des zu kaufenden Hauses in der Grenelle-Straße Nr. 11 und 13, St. Germain; es handelt sich um ein Haus, wo das Büro der Zeitung L e M o n d e untergebracht ist. Wir haben das Angebot um 50 Fr. verfehlt; heute bin ich darüber nicht einmal besonders verärgert, denn es wäre uns teuer zu stehen gekommen, und wir wären in arge Verlegenheit geraten.
Sie wissen vielleicht von der Katastrophe, die uns hart getroffen hat, nämlich der Konkurs von Le Clère; es heißt, daß man zufrieden sein muß, wenn man noch 60% erhält; wir haben 67.000 Fr. dort; ich rechnete damit, Ihnen eine Summe zur Verfügung zu stellen. Seit langem habe ich ihm zugesetzt, leider! Welche Prüfung! Sie hat meine Feder ebenso wie meine Freude gelähmt, denn Sie leiden darunter, lieber Pater.
Ich werde P. Billon nach Marseille senden, um Pater O'Kelly zu ersetzen, und auch dazu, an Ort und Stelle das Haus zu verkaufen, welches er dort besitzt.
Ich hätte ja für eine ausreichende Summe einige päpstliche Pfandbriefe verkauft, aber sie haben einen so tiefen Wert, daß wir dadurch zu viel verlieren würden; zudem sind sie noch nicht notiert.
Sie sehen also, lieber Pater, daß die Sorgen nicht fehlen; aber der Gute Meister ist da, er stützt und tröstet uns durch den guten Geist und den Eifer aller Mitglieder der Gesellschaft. Das Noviziat beginnt sich allmählich zu füllen, es leben dort insgesamt 17 Leute; drei Kandidaten aus Paris sind dort eingetreten, sie stammen aus guten Familien: das wird die anderen anspornen.
Anfang Jänner kann ich nach Marseille reisen; sie bitten mich schon seit langem darum.
Soeben habe ich der armen Ehrw. Mutter Margarete geschrieben; zum Neujahrstag werde ich dem Bischof von Angers einen Brief senden.
Wenn ich einen Tag bekomme, werde ich gerne Ihre lb. Familie besuchen.
Ich bleibe allzeit im Herrn
ganz Ihr
Eymard,Sup.
Nr.2079
An M. Guillot
Paris, 26. Dezember 1867.
Teure Tochter im Herrn!
Ich möchte Ihnen danken für Ihre geistlichen Geschenke und Ihre so guten Wünsche für mich. Ich erwidere sie Ihnen aus ganzer Seele und bitte Unseren Herrn, er tröste Sie in soviel Kummer, lindere Ihre Leiden und schenke Ihnen die Freude und das Glück an seinem hl. Dienst.
Sie haben dieses Jahr viel durchgemacht, arme Tochter! Es wäre darin Grund genug zum Zugrundegehen gewesen, wenn nicht die Gnade des lb. Gottes größer als das Kreuz gewesen wäre!
Gott hat daraus seine Ehre gezogen, und Sie erlangten dabei wertvolle Verdienste für den Himmel. Aber Sie dürfen es nicht zulassen, daß Sie das Kreuz zu Boden wirft, Sie müssen stärker sein als das Kreuz, - und vor allem es tragen wie eine Saat für die Ehre Gottes. So erheben Sie sich und schöpfen Sie neuen Mut und neue Kraft: dies erbitte ich von Unserem Herrn für Sie und Ihre Töchter.
Ich habe Ihnen nicht geschrieben, weil ich keinen Mut habe und die Folgen einer Anstrengung befürchtete, und weil ich nicht viel zu schreiben vermochte; heute geht es mir besser; ich hatte Furcht vor einer Hernie, der Arzt hat mich beruhigt.
Ich habe Herrn False die 600 Francs nicht gegeben; das ist alles, woran ich mich erinnere. Sie müssen also mit ihm zu einem Schlußpunkt kommen; ich sende Ihnen seinen Brief wieder zurück; es gibt nichts, was man ihm entgegenhalten könnte; er könnte Ihnen Unannehmlichkeiten bereiten, vor allem, indem er das Geld unbedingt fordert.
Was habe ich mit dieser Summe getan? - Ich weiß es nicht: damals ist alles für Nemours aufgegangen.
Diese Angelegenheit ist noch nicht abgeschlossen; Sie werden kaum glauben, wieviele Plagereien uns dies bereitet.
Ich habe unseren Rechtsanwalt nach Nemours geschickt, um mit dem Notar und diesem elenden Fräulein alles zu regeln. Obwohl sie darüber durch den Notar verständigt worden war, wollte sie nicht erscheinen, um ihr Geld in Empfang zu nehmen; aber jetzt müssen wir uns nur ruhig verhalten: die Buchhaltung ist mit ihrem Notar geregelt worden.
Wir waren gezwungen, an Frl. Sterlingue die 25.000 Francs zurückzuzahlen, die für ihre Messen bei Herrn Le Clère hinterlegt waren. Wir waren gezwungen, dafür eine Anleihe aufzunehmen; es gab keine Ausweichmöglichkeit, denn ohne diese Zahlung wollte sie den Akt nicht unterzeichnen.
Leider! Armes Geschöpf, es hat uns sehr gemartert und uns weggenommen, was nicht ihr eigen war. Gott möge ihr vergeben, wie ich ihr vergebe und von Gott für sie das Heil erbitte!
Ich bin zu Herrn Le Clère gegangen. Da Ihre Anleihe in der Kommanditgesellschaft für Liturgie hinterlegt ist, sind Sie nicht bankrott wie wir! Wir haben dort 67.000 Francs, mit denen wir rechneten. Gott sei dafür gepriesen! In diesem Augenblick ist nichts zu machen, ich werde Sie auf dem laufenden halten.
Ich habe immer noch die Reise nach Marseille vor mir. Ich denke, sie anfangs Jänner durchzuführen.
Schicken Sie alles, was Sie können, von dem was Schwester Philomena anfordert. Ich begreife die Bitte um ihren Schmuck, aber der Rest ist wahrhaftig nicht der Mühe wert.
Ich habe gegen jedermann Stillschweigen bewahrt. Ich weiß, daß es Schwester B. nicht sehr gutgeht, Sie wissen jedoch, daß dies ihr Zustand ist.
Ich bedauere Sie vielleicht mehr, als sie tatsächlich leidet.
Ich segne Sie, teure Tochter, und ersuche Sie um Ihr Gebet für mich; ich habe es nötig.
Eymard.
Sup.
Nr.2080
An Frl. Julia Bost
Paris, 26. Dezember 1867.
Teure Tochter im Herrn!
Ich wollte unsere Neuvermählten besuchen, bevor ich Ihnen schrieb. Es war bis jetzt noch nicht möglich. Ich war sehr froh, die Gattin zu sehen: man sieht, wie feinfühlig Ihr Bruder und wie glücklich diese junge Braut mit Ihrem Bruder ist. Noch ist der Himmel wolkenlos.
Ich werde dieses Ehepaar persönlich sehen und Ihnen dann meine Eindrücke mitteilen.
Trösten Sie sich und freuen Sie sich! Sie haben etwas ganz Großes vollbracht, ihnen zu dieser Ehe zu verhelfen. Eine große Gnade des Heiles! Ich bin darüber noch ganz glücklich, denn ich mag diesen braven Claudius. Ich hatte ihm nicht soviele Fähigkeiten zugetraut.
Und Sie, Sie sind der Amboß zum Kreuz. Das ist gut; denn dieser Amboß wird dadurch nur besser. Der gut gedroschene Weizen ist ganz rein und die tätigste Flamme ist die reinste. Es muß nun einmal so sein, daß jeder ihrer Verwandten Ihnen einige Hammerschläge kostet.
Bleiben Sie stets dem Auftrag der Lebenssituation, vor allem aber dem Auftrag Gottes und des Nächsten treu! Darin liegt das große Geheimnis des geistlichen Lebens und das Glück dieser Welt, Sie wissen es ja; denn ich finde, daß Ihre Gedanken unter der Sonne der Prüfungen sehr gereift sind.
Lieben Sie unentwegt Unseren Herrn, wie sich Ihr Herz ihm geschenkt hat, und Sie brauchen ihn.
In Jesus Christus verbleibe ich ganz Ihr
Eymard.