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Index Briefe Bd. 6 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.2021

An P. Audib.

Paris, 2. Oktober 1867.

Lieber Pater!

Danke für Ihre zwei Briefe. Ich wollte gleich darauf antworten, ich wurde dann aber durch tausend andere Dinge davon abgehalten.

Es wird mir schwerlich gelingen, diese Summe von 15.000 Fr. bei Herrn Loriol sofort zu Geld zu machen. Wir haben das Geld bei Herrn Le Clère, das stimmt; ich bedränge ihn, es mir auszuhändigen, aber diese Herren befinden sich in einer so verzwickten Situation, daß ich von ihnen im Augenblick nichts erwarten kann: die Buchhandlung hat keine Arbeit. Ich will mich anderswo umsehen.

Ich bin zuversichtlich, daß es uns gelingt; ich sagte zu diesem guten Pater Champion: wir werden Probleme haben, unser Geld zurückzuholen. Zur Not haben wir bei den Päpstlichen Anleihen unsere Pfandbriefe, über die wir verfügen können.

Nur Mut, lieber Pater, Sie vollbringen ein großes und schönes Werk, der Kampf war ziemlich hart, aber der Himmel war auf unserer Seite.

Wir hatten gute Absicht, wir wurden von den Umständen gezwungen, es blieb uns nichts anderes übrig. Drängen Sie ein wenig Herrn Dussouchay, damit vor Einbruch der Kälte die Mauern so hoch wie nur möglich aufgestellt werden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, mich von der Teilnahme an der Einsegnung des Grundsteines zu dispensieren; ich bin seit einiger Zeit so erkältet, daß ich mich vor der Reise fürchte; überdies möchte ich in St. Maurice gute Exerzitien machen; es ist schon so lange her, daß ich mich nicht mehr sammeln konnte! Ich spüre ein großes Bedürfnis danach, ich bin wie ein ausgetrocknetes Ackerfeld.

Ich weiß nicht, ob Schwester Benedikte nach Angers gehen wird. Ich dränge Sie mit allen Kräften dazu, ja, ich befehle es ihr sogar; sie ist zur Zeit krank und wohnt bei Fräulein Thomas; arme Schwester! Dabei würde es ihr in Angers so gut gehen! Es ist dies eine furchtbare Situation und eine große Versuchung, ich vermag bei ihr nichts mehr auszurichten. Ich glaube, Schw. Philomena, die von ihren Gelübden frei ist, will nicht mehr nach Angers zurück; sie soll morgen nach Paris kommen, zur Zeit befindet sie sich in Nemours wegen ihrer Angelegenheiten.

Ich verbleibe in Unserem Herrn

ganz Ihr

Eymard

S.S.S.


Nr.2022

An P. Ler.

A. R. T.

Paris, 2. Oktober 1867.

Lieber Pater!

Danke für Ihren Ankunftsbrief; ich danke dem Guten Meister, daß Sie alles ordentlich angetroffen haben; dies beweist den guten Geist in Ihrem Haus und wiesehr es Unser Herr trotz seiner Prüfungen beschützt.

Danke für die Monstranz, die Sie uns für St. Maurice geschickt haben; diese wird ihnen eine große Hilfe sein.

Ich kann Ihnen während der Abwesenheit von P. O'Kelly nicht versprechen, Ihnen einen Priester zu geben, weil ich keinen habe, die Novizen ausgenommen.

Folgendes möchte ich tun:

P. O'Kelly soll auf meine Reise nach Marseille, die wahrscheinlich im November stattfindet, warten; ich könnte ihn vielleicht, wenn P. Augonnet Ende Oktober seine Gelübde ablegt, versetzen, weil er es sosehr wünscht!

Ich sehe es nicht gerne, daß er sich nach Versetzung sehnt, er könnte es nämlich eines Tages bitter bedauern; aber ich werde ihn halt nach Brüssel versetzen, wo viele Leute aus Angers leben. P. Champion mag ihn, will's Gott, daß er dort zufriedener sein wird.

Arbeiten Sie immerfort zur größeren Verherrlichung Gottes, lieber Pater; seien Sie wie ein Feuerherd, der das eucharistische Feuer überall anlegt; haben Sie Vertrauen auf Ihre Gnade und Ihre Sendung: es ist der Glaube, der die Werke vollbringt.

Ich empfehle mich innig Ihren Gebeten. Ich plane für nächste Woche, in St. Maurice meine Exerzitien zu machen; um den anderen zu geben, muß man selbst von Gott erfüllt sein.

Adieu, lieber Pater, alle Patres und Brüder danken Ihnen für Ihr liebes Gebetsgedenken.

Ganz Ihr

Eymard, Sup.


Nr.2023

An M. Guillot

Paris, 4. Oktober 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Die Angelegenheit in Brüssel ist abgeschlossen: die geplante Gründung kann nicht stattfinden. Die Gründerin zieht ihr Versprechen zurück, weil die Damen der Anbetung, unsere Nachbarn, starke Einwände erhoben und uns genötigt haben, jede Unterstützung zu verweigern.

Ich kann bei Schwester Benedikte nichts erreichen. Ich habe alles versucht: Vernunft, Frömmigkeit, Gelübde, sogar den Befehl, alles ist umsonst. Ich führte lange Gespräche mit ihr, aber ohne Erfolg. Ich glaube, daß sie jetzt dadurch krank geworden ist.

Schwester Philomena ist wegen ihrer Angelegenheiten abwesend, sie kommt morgen zurück; aber ich halte sie für entschlossen, nicht zurückzukehren; sie hat es mir ausdrücklich gesagt.

Leider! Ich hoffte immer noch, seit heute hoffe ich ich nicht mehr. Ich bin dadurch niedergedrückt. Was wird aus Schwester Benedikte werden? Hat sie mir nicht gesagt, sie wolle als Pensionistin zu den Sühneschwestern gehen: aber Ihre Einnahmsquellen? - Nichts hält sie zurück.

Ich werde Ihnen also Ihre Sachen von Nemours dann gleich schicken, wenn sie die Dinge, welche ihnen gehören, mitgenommen haben. Ich plane, sie mit der Eisenbahn zu schicken.

Ich habe heute mit der Novene für Ihre Schwester Jenny begonnen.

Ich bedauere, daß Sie mir zu viele Honorare geschickt haben. Ich werde das Übrigbleibende für die Auslagen von Nemours verwenden.

Vergessen Sie nicht auf Frl. Sterlingue am Ende des Monats, sie würde Ihnen einen Prozeß anhängen. Sie wissen, daß auch ich an Frl. Sterlingue 25.000 Francs als Spesen für die Notariatsakten von Nemours zu zahlen habe.

Wenn Herr Chanuet den Betrag sendet, der nach seinen Worten der Wille seiner Mutter ist, so möchte ich davon 7.400 Francs hernehmen, die ein Freund ausgeliehen hat, und ihm diese Schuld begleichen.

Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.2024

An Frl. Julia Bost

Paris, 5. Oktober 1867.

Ich bete und werde innig beten für Ihre Anliegen, die auch die meinen sind.

Ich versichere Ihnen, daß ich Sie alle Tage mit zum Altare trage. Sie sind mir im Herrn so nahe und so lieb!

Ich werde morgen schnell dem Fräulein Nelly schreiben und Ihrer Freundin sogleich nach Erhalt ihres Briefes.

Ich segne Sie innig im Herrn,

Eymard.


Nr.2025

An Fr. Math. Giraud-Jordan

Paris, Rosenkranzfest 1867. (Franz.Kat.: 5.Okt. 1867)

Gnädige Frau im Herrn!

Ich habe Sie alle auf Ihrer frommen Wallfahrt begleitet und meine Gebete und Wünsche mit den Ihren vereinigt.

Sie waren gewiß im Kreise Ihrer ganzen Familie sehr glücklich!

Sie haben also den lb. Kleinen entwöhnt; Sie haben richtig gehandelt: er wird dadurch nur umso kräftiger werden.

Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Aufenthalt bei Ihrer so klugen und frommen Mutter. Sie sind doch die einzige Tochter! Sie müssen diese stets so lieb haben wie damals als 15jähriges Mädchen.

Nun zu Ihnen.

Gott erhalte und vermehre die Zunahme an Eifer und Sammlung: das sind zwei große Geschenke der göttlichen Liebe. Das erste: der Eifer macht uns treu im Dienste Gottes: er ist die Liebe in ihrer Wirksamkeit. Das zweite: die Sammlung erfüllt uns mit der zur Arbeit nötigen Kraft: sie ist das Brot des Lebens und des Geistes. Die Sammlung führt stets zum Eifer aber nicht umgekehrt. - Da aber die Verpflichtungen Ihres Standes Ihnen vorschreiben, sich mehr mit dem Nächsten zu beschäftigen als mit sich selbst allein zu sein und Sie infolgedessen nicht beständig gesammelt bleiben können, müssen Sie großen Wert auf Ihre Betrachtung legen und diese als wichtigste Übung zu Ihrer Sammlung ansehen, woraus Sie Kraft und geistlichen Vorrat sammeln für den Tag. Ich freue mich sehr zu erfahren, daß Sie treu geblieben sind: D i e B e t r a c h t u n g s e i d i e l e t z t e Ü b u n g, d i e S i e a u s l a s s e n!

Es ist ganz sicher, Sie können die Stunde des Aufstehens nicht so regeln, daß Sie immer zur selben Stunde aufstehen können. Die Regel für Sie ist: wenn Ihnen die Wahl freisteht, sollen Sie daraus eine T u g e n d machen. Vergessen Sie nicht, daß das Opfer des Aufstehens stets neu zu bringen ist: man gewöhnt sich nie daran. Gott läßt das so zu.

Ist es einmal 22 Uhr abends geworden, ohne daß Sie zu Ihren gewöhnlichen Gebetsübungen gekommen wären, so unterlassen Sie dieselben, mit Ausnahme des Abendgebetes und einer kurzen Gewissenserforschung.

Wie wünschte ich Ihnen, daß Sie recht energisch wären im Guten, ruhig (Sie sind es), stark wie Ihre Mutter, weise wie die Klugheit selbst. All das wird schon kommen - und kommt alle Tage. In der N a c h f o l g e C h r i s t i heißt es, daß man daran arbeiten muß, täglich mehr Gewalt über sich zu gewinnen. Das ist das wahre Anzeichen des Fortschritts...

Die gute hl. Anna! Verehren Sie sie recht innig: sie ist die Mutter der Mütter. Denen, die Gott lieben, gelingt alles und gereicht alles zum Nutzen.

Ich wünsche Ihnen nichts so sehr, als daß Sie im innerlichen Gebet die Güte und Schönheit Gottes verkosten möchten. Einen besseren Wunsch könnte ich Ihnen nicht senden. Auf dieser Welt liebt man Gott für gewöhnlich nur durch das Glück, das man in seinem Dienste findet. In der Tat, Gott zieht uns nur durch seine Güte an sich und bindet uns nur durch die milden Geschenke seiner Liebe an sich. Das Herz lebt von Vergleichen und schenkt sich dort, wo es das höchste Gut erkennt und verkostet.

Sie sehen, gute Tochter, ich tue dies als Belohnung dafür, daß Sie mir einen langen Brief geschrieben haben.

Ich segne Sie recht im Herrn, Sie, Ihre gute Mutter, Ihr Kind, Ihren Gatten und all die Ihren.

Eymard.

A. S. - Ich hoffe, gegen Ende des Monats nach Marseille zu reisen. Wenn ich Sie alle auf der Durchreise besuchen könnte, wäre es für mich eine Freude.


Nr.2026

An M. Guillot

A. R. T.

Paris, 7. Oktober 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Ich habe Ihre zwei Briefe erhalten. Ich bitte den guten Meister, Sie zu heilen, denn es gibt zu viel zu arbeiten! O wie bitte ich ihn, daß Sie die Emotionen und Leiden nicht so aus der Fassung bringen! Sie brauchen Kraft, und vor allem möge Gott diesen Gegenschlägen zuvorkommen; wenn man den Schlag bereits abbekommen hat, heißt dies, daß man zu spät gekommen ist.

Ich habe Ihren Brief und den Geldschein von 100 Francs für Schwester Benedikte noch nicht ausgehändigt: ich warte ab ......................................................

Ich habe bis jetzt in keinerlei Weise nachgegeben. Ich bestehe darauf, daß man nach Angers zurückkehre, aber ich richte nichts aus oder sehr wenig; es ist wahr, daß sie müde ist. Noch gestern habe ich ihr in aller Form gesagt, sie soll nach Angers gehen; ich habe mich entschlossen zu schweigen. Somit glaube ich, daß man weder mit Schwester Benedikte noch mit Schwester Philomena rechnen darf. Ich habe alles gesagt, alle Argumente angeführt, das Weitere ist ihre Angelegenheit.

Die Frage von Brüssel ist zu Ende; diese Damen haben einen römischen Prälaten ins Treffen geführt, bei dem wir viel Anerkennung finden. Man hätte in Mecheln bei Se. Eminenz Einspruch erhoben. Die Generaloberin ist hier zu mir gekommen und meinte, daß ihre Kongregation verloren wäre, wenn Sie kämen. In dieser Situation habe ich Nein gesagt, man wolle nicht den Krieg, sondern die Liebe.

So wird das Gute wie zu Beginn fortwährend angegriffen und gekreuzigt. Wir werden später sehen.

Ich segne Sie im Herrn

Eymard.


Nr.2027

An Frl. Tamisier (Sr. Emilienne)

Paris, 7. Oktober 1867.

Teure Schwester im Herrn!

Ich kann Ihnen zur Entscheidung, die Sie treffen müssen, nicht mehr sagen. Da ich jedoch sehe, daß Ihr Herz hinsichtlich der Oberin zu sehr leidet und Sie dieselbe nicht schätzen, daß in Ihnen sogar eine qualvolle Versuchung besteht, so würden diese Sachverhalte genügen, um Ihnen zu sagen: entweder überwinden Sie dies oder Sie gehen nicht hin.

Ich leide sehr darunter, daß ich Sie draußen sehe und fern von einer an sich so heiligen Berufung. Ich rate Ihren Schwestern hier, alle persönlichen Gefühle beiseite zu legen und allein auf die anbetungswürdige Hostie zu sehen: ich kann nur soviel tun, ich darf kein Gewissen irgendeiner Person vergewaltigen.

Ich stelle fest, daß diese Damen noch immer nicht zurückkommen.

Sie dürfen nicht weiterhin in diesem ungewissen Zustand mit sich selbst leben - lassen Sie sich entweder in Tours oder sonstwo nieder, aber treffen Sie eine Entscheidung; befinden Sie sich noch immer in derselben Einstellung gegen die ehrw. Mutter Guillot? Prüfen Sie, ob Sie den Mut dazu haben, alles zu begraben und Ihren Posten wieder aufnehmen wollen. Wenn nicht, nun gut, sagen Sie nein, Sie sind nicht durch ewige Gelübde gebunden.

Ich schließe mein Schreiben und segne Sie immerfort und in jedwedem Zustand.

Jetzt und in Hinkunft im Herrn verbunden, bleibe ich ganz Ihr

Eymard


Nr.2028

An Fr. v. Grandville

Paris, 7. Oktober 1867.

Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!

Bedauern Sie es nicht zu sehr, daß ich nicht zu Ihnen nach Nantes gekommen bin: der lb. Gott wollte es nicht; ein anderesmal werde ich Sie entschädigen. Das Gesetz der Pflicht hat vor dem Trost des Rates Vorrang.

Was Sie mir von Ihrer lb. Schwester sagen und von der zunehmenden Schwäche - und von Ihrer Furcht, sie zu verlieren und diese schöne Blume in den Himmel verpflanzt zu sehen - all das würde mich für Sie betrüben, wenn ich nicht die Hoffnung hätte, daß Gott sie Ihnen noch lassen wird. Es würde ihr nicht schaden, noch ein wenig bei uns zu bleiben; darum beten Sie, und auch ich werde mit Ihnen beten, daß Gott seinen Ruf noch hinausschiebe. Ich gebe zu, daß dies das größte Unglück für Sie wäre, denn Ihre Schwester ist so gut, und Ihr Leben in ihrer Nähe ist für Ihre Seele sicher von Vorteil.

Sie schleppen sich mühsam fort im Dienste Gottes, sagen Sie mir. - Besser sich fortzuschleppen als auf dem Boden liegen zu bleiben. Gehen Sie stets zur hl. Kommunion: sie ist Ihr Leben und Ihre einzige Tugend. Ich sage die "einzige", denn die hl. Kommunion ist Jesus, der in Ihnen Gestalt annimmt. Betrachten Sie dieselbe als ein pures Geschenk der erbarmungsvollen Güte Gottes, als eine Einladung zu seinem Tisch der Gnaden, weil Sie arm, schwach und leidend sind; alsdann werden Sie voll Freude hinzutreten.

Sprechen Sie nicht von Verantwortung unserem Heiland gegenüber, sondern vielmehr von Danksagung; das ist besser. Gehen Sie doch von dem Grundsatz aus: je armseliger ich bin, desto mehr bedarf ich meines Gottes.

Welche Freude würden Sie mir bereiten, wenn Sie meinen Rat befolgten!

Ich sehe Sie entmutigt, traurig, ein wenig gereizt gegen alles; Sie erfüllen die Pflicht aus Pflichtgefühl und erhalten sich aus Gewissensnot im Stand der Gnade. O sähe ich doch all diese Nebel weit entfernt von Ihnen! Hätten doch all diese Vorwürfe ein Ende! Verwandelte sich doch all diese Schlaffheit in Kraft! Wie soll das aber bewerkstelligt werden? Jesus ist gut, milde, liebevoll, er mag mich, er will, daß ich ihm gehöre - aber durch Vertrauen und in der hl. Liebe, die sich auf die eigene Niedrigkeit stützt.

Es bleibt mir nur Zeit, Sie zu grüßen;

im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.2029

An P. Audib.

Paris, 9. Oktober 1867.

Lieber Pater!

Ich habe Ihnen noch nicht gedankt für Ihre Sendung der Kerzen, die ganz wunderbar brennen; Herr Dagnaire hat das wahre Geheimnis entdeckt. Ich übergebe Fr. Friedrich das Siegel, welches ich P. Chanuet gegeben hatte; er wird Ihnen das bringen, was er Ihnen mitnehmen sollte.

Ich befasse mich eifrig mit deren Geldangelegenheit. Ich sehe ja ein, daß wir so bald wie möglich diese Anzahlung tätigen müssen; dies wäre auch geschehen, hätte uns Herr Le Clère das Geld zurückerstatten können.

Ich schreibe dem Bischof; er hoffte bis zum heutigen Tag, die zwei Schwestern zurückzugewinnen; ich sehe, daß es zwecklos ist; das Bedürfnis nach dem Ordensleben und der Aussetzung wird stärker sein als ich, so hoffe ich wenigstens.

Ich werde diese Tage der Mutter Priorin von Vannes das Hotienbackeisen senden und werde der lb. Mutter Raphaela gleich schreiben, wenn es abgegangen ist.

Ich glaube, daß dieses arme Mädchen von Lyon Probleme haben wird, sich in das Gemeinschaftsleben einzufügen; es ist eine lb. Person, muß sich aber selber vergessen lernen.

Ich muß Ihnen liebe Grüße ausrichten von Herrn und Frau Liautaud in Toulon, Rue Bourbon; gestern sind sie zu Besuch gekommen und haben mit großem Interesse um Neuigkeiten von Ihnen gefragt; die Dalaca's haben immer noch Haushaltsprobleme.

Ich werde gegen Ende des Monats gezwungen sein, nach Marseille zu reisen in der Angelegenheit der Kompassion und Guérin, sowie für die Visitation des Hauses. Ich werde Ihnen Genaueres darüber schreiben, sobald ich die Sache festgelegt habe.

In Unserem Herrn verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard.


Nr.2030

An M. Guillot

Paris. /10.Okt.1867/

Teure Tochter im Herrn!

Schwester Benedikte und Schwester Philomena sind heute früh über Beaujeu (Rhône) nach Lantingié gereist. Schwester Benedikte braucht eine Abführkur und Schwester Philomena leidet.

Ich bin betroffen, daß sie nicht den Weg nach Angers eingeschlagen haben; mit Ausnahme des Zwanges wie bei Kindern habe ich nichts unterlassen, sie umzustimmen; ich kann den Ausgang des Auftrags, den ich von seiten des Bischofs und des Rate auf mich genommen hatte, nur bedauern.

Ich denke, daß Schwester Emilienne in Tours bleiben wird. Immerhin hat sie mir in ihrem letzten Brief den Eindruck erweckt, daß sie zu ihrem Beruf stehe; sie wurde ohne Zweifel durch das Beispiel beeinflußt.

Ich danke für Ihr Angebot, für uns auszusuchen, was uns nützlich ist. Ich möchte Ihnen lieber alles schicken, ausgenommen die gekauften Waagen, die nicht von Nemours angeschafft worden sind, und einer kleinen Kiste mit Marmeladen, die auf der Eisenbahn in Brüche gegangen ist.

Ich behalte den Aussetzungssockel, den ich geschenkt hatte, hier. Er ist teilweise zerbrochen und wäre schließlich gänzlich zerbrochen.

Ich werde Ihnen einen Anbetungsstuhl als Modell aufbewahren, denn er ist eine gute Arbeit. Ich werde also Ihre Stühle, die Betstühle, die Kästen für das Geschirr und was in der Gemeinschaft bleibt, schicken.

Ich werde an Frau Aubry schreiben, um die Schatulle mit den hl. Gefäßen zu erhalten, die ich Ihnen auf sicherem Weg überbringen lassen werde, desgleichen das Meßgewand; diese Damen wollten es haben, ich habe abgelehnt, ich wollte es dem Mutterhaus zurückstellen.

Ich habe die Register und Rechnungen vergessen. Bei der ersten Gelegenheit werde ich Schwester Philomena darum bitten. Vielleicht liegen sie bei den hl. Gefäßen.

Ich will bei der Eisenbahn einen Wagon mieten; das kommt billiger. Bitte fordern Sie selber von diesen Damen ihr Ordenskleid zurück. Ich habe dazu nicht den Mut.

Arme Töchter! Sie sind draußen, und ihre Mitschwestern, und Sie, Sie sind drinnen, geschützt vor der Welt, der Armut und der geistlichen Bettelei. Ich bedauere sie sehr aufrichtig und halte sie für sehr unglücklich; auch heute früh haben sie mir das Herz durchbohrt, sie schluchzten.

Ich kann nur mehr für sie beten. Werden sie nach Paris zurückkehren als Pensionistinnen bei den Sühneschwestern oder als Mieterinnen in irgendeinem Winkel in unserer Nähe? Ich weiß es nicht. Leider! Mußten wir denn ein solches Ende erleben? Gott sei in allem verherrlicht!

Ich bleibe im Herrn in Hochachtung

Ihr ergebenster Diener

Eymard.

P. S. - Ich habe dem hochwst. Bischof geschrieben.


Nr.2031

An Fr. Lepage

A. R. T.

Paris, 10. Oktober 1867.

Gnädige Dame im Herrn!

Mit gleicher Post habe ich Fräulein Martin geschrieben. Ich bete viel für diese Eheschließung; ich bin sicher, daß Herr Claudius ein ehrbarer Gatte sein wird; er hat ein so gutes Herz und eine religiöse Grundlage; übrigens will ich den kirchlichen Teil übernehmen: ich werde gerne diese Trauung vornehmen, wenn ich kann.

Durch Herrn Garnier hörte ich, daß Ihr Prozeß noch nicht gewonnen ist; er wird es aber, wie ich hoffe.

Ja,ja, liebe Tochter, Sie haben den besten Teil; hüten Sie ihn wohl, er ist das Königtum der Liebe Jesu Christi: zieren Sie täglich diesen Königsmantel der Tugenden durch Ihre Treue und besonders durch die Freude im Dienste Gottes.

Bekämpfen Sie eifrig alle Traurigkeit, sowohl jene, die ich o r g a n i s c h nenne, als auch jene, die eine V e r s u c h u n g darstellt und der heiligen Hingabe entgegengesetzt ist.

Der lb. Gott liebt Sie sehr, ich versichere es Ihnen - und auch Sie lieben ihn sehr - und Sie wollen nur i h n, das steht fest.

Sie können gewiß über das Leiden Unseres Herrn Jesus Christus betrachten, aber nicht so sehr als Ihr Vorbild der Sühne, sondern mehr als Beweis seiner Liebe zu Ihnen und zu uns allen. Um dem mit diesem Leben unzertrennlichen Kreuz seine Rauheit und abschreckende Härte zu nehmen, hat der lb. Jesus sein Kreuz mit Paradiesesblumen geschmückt.

Ich segne Sie, gute Tochter.

Ich werde noch glücklicher sein als Sie, dieses teure Haus von Toulouse wiederzusehen.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.2032

An Bischof Angebault

Paris, 10. Oktober 1867.

Exzellenz!

Ich möchte Ihrer Hoheit Rechenschaft geben über die Schritte, welche ich in Brüssel bezüglich der geplanten Gründung und der Schwestern, die nicht ins Mutterhaus von Angers zurückgekehrt sind, unternehmen mußte.

Die Schwesterngründung in Brüssel ist notgedrungen verschoben worden aufgrund von Schwierigkeiten, welche durch eine Gemeinschaft von Damen der Anbetung in Brüssel aufgetaucht und verursacht worden sind; dies veranlaßte die Gründerin, ihr frommes Projekt zu verschieben.

Die nicht zurückgekehrten Schwestern haben sich zwar nicht ausdrücklich geweigert, in die Gemeinschaft zurückzukehren, aber sie haben vorgegeben, daß sie es jetzt nicht könnten: Schwester Benedikte aufgrund ihrer Krankheit; Schwester Philomena wegen ihrer Erbangelegenheit mit ihren Geschwistern. Sie befinden sich zur Zeit bei ihrer verheirateten Schwester in Lantignié (Lyon). Alldies kommt einem Austritt gleich. Schwester Philomena war in Wahrheit ohne Gelübde. Es bleibt Schwester Emilienne in Tours (St. Marta-Straße 16). Ich habe sie zu einer ausdrücklichen Antwort aufgefordert und ihr wie den anderen zwei die Entscheidung des Rates offiziell mitgeteilt. Wenn sie der Schwester Oberin nicht geantwortet hat, läßt ihre Enthaltung eine Verweigerung vermuten; trotzdem habe ich ihr mit gleicher Post ein letztesmal geschrieben. Wenigstens können sich diese Damen nicht beklagen, man hätte sie nicht aufmerksam gemacht und verpflichtet. Ich bedauere sie sehr aufrichtig, denn sie sind gut und haben ausgezeichnete Eigenschaften.

Erlauben Sie mir, Exzellenz, Ihrem so väterlichen Herzen zu danken für uns und für diese guten Töchter, welche Sie in Ihrer Liebe angenommen haben; dies ist eine Schuldigkeit, die wir bis zum letzten Atemzug bewahren werden, denn sie ist milde und ehrenhaft.

Nehmen Sie, Exzellenz, die Huldigung tiefer Verehrung und ganz kindlicher Zuneigung entgegen.

Ihrer Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener und Sohn in Jesus Christus

Eymard,

Sup. Cgnis S.S.S.


Nr.2033

An Frl. Julia Bost

Paris, 10. Oktober 1867.

Gnädiges Fräulein und teure Schwester im Herrn!

Ich habe geantwortet. Ich hoffe, daß meine Antwort Ihren und meinen Wünschen entspreche.

Wir müssen damit das Gebet verbinden, welches den Baum begießt und ihn zum Erblühen bringt.

Ich bete viel in dieser Meinung.

Ich glaube, daß Ihr Bruder glücklich wäre und sich noch bessern würde...

Dieser Vereinigung, die vom Himmel kommt, kann nur sein Herz für Gott öffnen und seine alten religiösen Gefühle wieder aufleben lassen.

Aber seien Sie klug, gute Tochter. Sie dürfen sich dabei nicht so viele Sorgen machen.

Hoffen wir auf Gott und auf die Gebete unserer guten Eltern im Himmel.

Adieu, liebe und gute Tochter. Sie wissen, wiesehr ich Ihnen ganz im Herrn ergeben bin,

Eymard.


Nr.2034

An M. Guillot

Paris, 11. Oktober 1867.

Teure Tochter!

Ich glaube, daß wir Ihre Buchführung geordnet haben. Der hochwst. Bischof liebt die Einzelheiten: zeigen Sie ihm das Journal und die monatlichen Abrechnungen ..........

Se. Exzellenz kennt sich in der Buchhaltung aus. Lassen Sie ihm seine Bemerkungen dazu machen und führen Sie diese durch, das ist alles.

Wir müssen uns damit abfinden, einen Obern seines Willens anzunehmen, denn er besteht darauf. Übrigens kann nach der Regelung im Rat ein Oberer nichts Bedeutsames ändern oder hinzufügen.

Die Rechnungen von Nemours sind bezahlt. Das Haus von Angers hat nur mehr die Schuld an Sterlingue. Jene des Vertrages wird durch das Geschenk von Schwester Kamilla gelöscht werden ...........

Ich vermute, daß Schwester Benedikte von Ihnen alle Kleider zurückfordern wird, die sie mitgebracht hatte: Sie müssen bereitgehalten werden.

Halten Sie Ihre Anbetungen gut, dann wird Sie Unser Herr begünstigen .............................

wenn Jesus nämlich ordentlich bedient wird, wird er Ihnen ebenfalls behilflich sein.

Teure Tochter, ich segne Sie alle im Herrn.

Eymard.


Nr.2035

(An Sr. Philomena)

Samstag, (12. Oktober 1867) (1)

Teure Tochter im Herrn!

Frau Aubry hat mich besucht; Sie müßten ihr schreiben, sie solle jene Kisten, welche den Schwestern gehören und zusammen mit anderen Dingen in ihrer Verwahrung stehen, nach Angers senden, ebenso auch die Kasse der Rechnungen des Hauses: der hochwst. Bischof wünscht, sie zu sehen.

Die Kiste mit den hl. Gefäßen wird mir Frau Aubry hierhersenden; ich werde Ihr Ziborium auf die Seite legen. Besorgen Sie dies möglichst bald, Frau Aubry wird Montag abend in Nemours sein.

Ich habe eben vom hochwürdigsten Bischof ein Schreiben erhalten; er betrachtet Sie als ausgetreten, Sie, Sr. Benedikte und Sr. Emilienne, weil bis zum gesetzten Termin keine Antwort erfolgt ist, und somit haben Sie erkennen lassen, daß Sie verzichten und sich zurückziehen.

Ich bete für Sie, teure Töchter, das ist alles, was ich im Moment für Sie tun kann.

Gott sei gepriesen für alles, aber ich muß die Augen schließen und mich wie ein Vollblinder führen lassen.

Ich segne Sie und Schwester Benedikte.

Sie brauchen sicher Erholung, Ruhe und Gebet.

Ihr im Herrn ergebenster

EYMARD.


Nr.2036

An Frl. Tamisier (Sr. Emilienne)

Paris, 14. Oktober 1867.

Teure Tochter!

Vor zwei Tagen habe ich vom hochwst. Bischof von Angers ein Schreiben erhalten, aus dem hervorgeht, daß er Sie als von der Gemeinschaft Zurückgetretene betrachtet, weil Sie nicht bis zum festgelegten Termin geantwortet haben; dieselbe Antwort gilt auch für unsere beiden armen Schwestern; dies mußte erwartet werden. - Somit bleibt nur mehr, eine bessere Zeit oder eine andere Gnade abzuwarten.

Ich verpflichte Sie, keine Schritte beim Bischof Angebault zu unternehmen, Sie würden unhöflich empfangen werden, er ist wegen des beharrlichen Schweigens verärgert.

Unsere beiden Schwestern befinden sich in Lantigné über Beaujeu (Rhône), Ihr Brief wurde ihnen nachgeschickt. Ich bin zu tiefst traurig über all dies. Trotzdem ist der Frieden draußen besser als der Krieg drinnen.

Es bleibt Ihnen noch die Aufgabe, in Angers um Ihre Sachen anzufragen, es sei denn, Sie sehen über alles hinweg und kehren dorthin zurück und wollen unter dem Preis aller Opfer dort leben.

Eines ist gewiß: auch wenn der hochwst. Bischof schriftlich erklärt hat, daß er Sie als zurückgetreten betrachtet, so wird Ihnen das Hlst. Sakrament, wenn Sie an die Tür klopfen, sein Heiligtum öffnen.

Ich segne Sie, teure Tochter, und bete innig für Sie.

Eymard.


Nr.2037

An Fr. Camille Jordan

A. R. T.

Paris, 14. Oktober 1867.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ja, ich habe Ihren achtseitigen Brief erhalten und sagte mir: man bekehrt sich, man kann ein wenig reden und von den Taten und inneren Gefühlen erzählen. Und wäre Ihr letzter Brief der Bruder des ersten gewesen, hätte ich geschlossen, daß dessen Wurzeln kräftiger geworden sind; ich danke Ihnen recht dafür, darin gibt es Lesestoff genug.

Erlauben Sie mir, daß ich Sie nicht bei Ihrer Tochter lobe, sondern ihr meine Ansicht sagen. Nicht ohne Grund, ich weiß ja, daß man erst im Himmel heilig ist; Sie arbeiten darauf hin, heilig zu werden: der Baum blüht unter der schönen und guten Sonne Jesu Christi.

Dank für Ihre Nachrichten, die mich interessieren. Ich werde für Frl. Agarithe, die ich sehr schätze, und die so gut und so würdig ist, recht beten! Ich möchte sie noch mehr im intimen Leben Unseres Herrn sehen.

Ja, ich segne dieses lb. Kind des 16. und seine ganze Familie.

Ach, meine Seele ist recht betrübt, wenn ich sehe, wie die christlichen Fürsten mit gekreuzten Armen dastehen und Garibaldi und Pius IX. zusehen. Ich bedarf der ganzen christlichen Nächstenliebe, um nicht aus Besorgnis gleicher Art gegen sie zu zerspringen: als ob ein Kind nicht jedesmal die Strafe der Wiedervergeltung erhielte!

Gott zögert lange, vom Schlafe in dem sturmgepeitschten, mit Wasser fast vollgefüllten Schifflein zu erwachen; er läßt die Feinde vorrücken; wird er zulassen, daß sie in die hl. Stadt eindringen? Daß sie seinen Tempel entweihen? Seinen Statthalter vertreiben und seine Diener töten? Es ist möglich - fast wahrscheinlich, andere sagen, es sei sicher! Was ist diese Komödie doch für eine Wirklichkeit von Personen, die als Zuseher und Betroffene zugleich spielen. Oh, daß Gott einen Judas Makkabäus sende!

Sie wissen, daß es 6000.000 Freimaurer in Europa gibt, davon 16.000 in Frankreich; und alle, die in Italien gegen den Papst sind, heißen Carbonari. Diese tragen Dolche, die zum Tode führen! Wo gehen wir hin? Der Gesellschaft des Antichrist entgegen; dieser sammelt seine Armeen.

Ein Wort über Sie:

Sie bereiten mir die größte Freude, wenn Sie mir sagen: mit Gottes Hilfe werde ich treu bleiben. - Ja, es gilt, treu zu bleiben, wo so viele abfallen. Jetzt ist die Zeit gekommen, sich um Jesus, unseren Meister, zu scharen. Trachten Sie, gute Tochter, ihm recht nahe zu sein und treu in seinem Dienst auszuharren. Die Kraft ist die Tugend des Soldaten, die Liebe die des Kindes, die uneigennützige Aufopferung des Apostels und des Ordensmannes. Streben Sie nach diesen drei Tugenden; es sei das D r e i g e s t i r n a m H i m m e l I h r e r S e e l e. Die Kraft entspringt aus der Liebe; lieben Sie also recht innig! Die Liebe entzündet sich im Feuerherd des innerlichen Gebetes: seien Sie vor allem eine betrachtende Seele, wie Ihr Herz es Ihnen eingibt: andächtig, liebend, gesammelt und zur Sammlung führend; es sei ein Gebet, das Gott verkostet, sich von Gott nährt, stets nach besserer Erkenntnis der Wahrheit, Güte und Liebe Gottes strebt, denn die Flamme, die stehenbleibt, sich senkt oder ihr Licht verliert, geht ihrem Ende zu, sie erstickt im Rauch oder geht aus. Nur eines möchte ich in Ihnen sehen: das Verlangen, den Hunger, das Glück im innerlichen Gebet in Unserem Herrn! So würde ich das als einen guten Feuerherd ansehen, - denn solange der Magen nicht Lust am Essen hat, nicht verdaut, nicht Hunger hat, ist er krank. Sprechen Sie mir darum recht von Ihrer inneren Gebetsweise, von dieser Erziehung der Seele durch die Gnade, durch Gott selbst. Damit machen Sie mir die größte Freude.

Gegen Ende des Monats werde ich nach Marseille reisen; werden Sie noch in Calet sein? Vielleicht fahre ich erst Anfang November; wenn ich Sie jedoch besuchen darf, kann das nur auf der Hinreise geschehen; auf der Rückreise habe ich es immer sehr eilig.

Ich werde gebeten, auf meiner Reise eine Unterbrechung einzulegen und in Tarare 7 Tage lang Exerzitien zu predigen. Ich möchte die Zeit und Kraft finden, dies zu tun, denn es leben dort schöne Seelen. Wann werde ich solche Exerzitien in Lyon halten, wo das Hlst. Sakrament etwas mehr Boden bei den frommen Seelen gewinnen könnte?

Ich schließe mein Schreiben oder besser: ich bleibe im Herrn allzeit und überall Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.2038

An Bischof Angebault

Paris, 15. Oktober 1867.

Exzellenz!

Ich möchte Ihrer Hoheit die von Ihnen gewünschten Informationen über das Personal und die materielle Lage von Nemours zusenden.

Bezüglich des Personals:

In meinem letzten Brief, der sich mit demjenigen, welchen ich inzwischen von Ihrer Hoheit erhalten habe, gekreuzt hat, habe ich die Entschlossenheit von Schwester Benedikte und Schwester Philomena, nicht nach Angers zurückzukehren, mitgeteilt. Das Schweigen jener von Tours zeigt dieselbe Antwort.

Bezüglich der materiellen Lage:

Das Haus von Nemours wurde durch einen Leibrentenakt an vier unserer Schwestern in Angers von Frl. Sterlingue abgetreten. Es wurde ihr mittels eines ganz gewöhnlichen Verkaufes zurückerstattet, um einen Prozeß von ihrer Seite zu vermeiden; denn diese Dame hatte die Bosheit zu behaupten, dieses Haus sei durch Erbschleichung erworben worden, und wollte daraus einen Skandal machen. Diese Überlassung ihres Gebäudes erfolgte jedoch nicht kostenlos, da sie darin ihre Wohnung behielt und eine Rente von 5000 Francs, die aber - ihrer Meinung nach - ihre Pension sein sollte, weil sie Mitglied der Kommunität sein wollte.

Das Haus in Angers bezahlte die Kosten des ersten Aktes: 7.300 Francs; die Familie Chanuet bezahlt die Unkosten des zweiten: 7.400 Francs. Das Haus von Angers hat nicht die Möbel von Nemours gestellt; es wurde alles an Ort und Stelle gekauft. P. Chanuet hat im Anbetracht der Ordensberufung seiner Mutter, Schwester Kamilla, eine ziemlich beträchtliche Summe vorgestreckt, um die Reparaturarbeiten und das Mobiliar von Nemours zu bezahlen, 24.000 Francs. Dieser gute Pater schrieb an die Mutter Oberin nach Angers, daß er dieses Geld der Gesellschaft der Dienerinnen vom Hlst. Sakrament abtrete.

Wir waren es, die die Betten und das gesamte Mobiliar jeder Zelle bestellt haben; wir haben das ganze Geschirr gekauft; und diese Damen haben von Angers nur ihre persönlichen Habseligkeiten, die Wäsche für die Gemeinschaft, die Matratzen und Decken sowie die Meßgewänder für den Kult mitgebracht. Nun wurde ihnen alldies wieder zurückgeschickt.

Hier (in Paris) befinden sich noch Stühle, Betstühle, das ganze Geschirr und einige Kisten von unbedeutendem Wert. Der Auftrag, alles nach Angers zu senden, ist erlassen worden (obgleich wir darauf gewisse Rechte hätten, weil es von uns selbst bezahlt worden ist).

Um große Unkosten zu vermeiden, hatte ich den Vorschlag gemacht, diese größeren Gegenstände, welche dem Haus in Angers wenig dienen, zu verkaufen; auf der anderen Seite würde man vielleicht durch einen solchen Verkauf Verluste einhandeln.

Zusammenfassend: das Haus von Angers hat für die Gründung von Nemours keine Schulden mehr, ausgenommen einige Hundert Francs für die Übersiedlung und die kleinen Reparaturen des abgetretenen Gebäudes.

Ich habe die genaue Rechnung darüber noch nicht in der Hand, weiß aber, daß alles höchstens 400-500 Francs kosten wird. - Ich warte auf diese Rechnung und werde sie bezahlen.

Dies ist, Exzellenz, der genaue Stand der finanziellen und personellen Lage von Nemours. Wir haben es vorgezogen, lieber ein Opfer zu bringen, als einen Skandal in dieser Angelegenheit aufkommen zu lassen. - Jeder kennt mittlerweile Frl. Sterlingue; der Notar erklärte mir, sie sei zu allem fähig.

Die Wahl, welche Ihr so väterliches Herz, Exzellenz, mit Herrn Grolleau getroffen haben, ist ausgezeichnet; was mich am meisten freut, ist der Umstand, daß er bei Ihrer Hoheit wohnt. Ich kann Ihnen also nur dafür danken und Sie bitten, ihn möglichst bald zu ernennen.

In tiefer Verehrung bleibe ich Ihrer Hoheit

untertänigster Diener und ergebener Sohn im Herrn

Eymard, Sup.


Nr.2039

An Marianne

Paris, 15. Oktober 1867, Boulevard Montparnaß 112.

Liebste Schwestern!

Ihr erwartet mich jeden Abend und seht mich nicht ankommen; weil ich soviele Dinge zu erledigen habe in diesen Tagen, ist es mir unmöglich zu verreisen. Ich denke aber gegen Allerheiligen nach Marseille zu reisen; so werde ich ein oder zwei Tage nehmen, um Euch auf der Durchreise zu grüßen, denn ich kann mich nicht lange aufhalten wegen mehrerer Exerzitien, die ich halten soll.

Seid beruhigt über Eure angebliche Schuld in Angers, sie ist reichlich bezahlt und man schuldet mir viel mehr.

Es muß Euch wohl reichlich unangenehm sein, arme Schwestern, diese Reise hat an Eurem Geldbeutel sehr gezehrt.

In meinem Brief sende ich einen Schein von 100 Franken, um Euch beim Beschaffen Eurer kleinen Einkäufe für den Winter zu helfen.

Es geht mir gut, der lb. Gott ist so gut, denn trotz allem, was ich zu erledigen habe, kann ich noch ohne Mühe meine Nachtanbetungen machen.

Der gute Meister segnet uns stets mehr, als wir verdienen. Ich zähle nicht die kleinen Steine auf dem Weg, die kleinen Kreuze der Reise. All das bedeutet nichts, ja es ist sogar notwendig, sonst würde man den Himmel vergessen, gäbe es auf Erden nicht irgendwelche Prüfungen.

Ich segne Euch, lb. Schwestern, und übergebe Euch alle Tage dem guten Meister, damit er Euch behüte, Euch heilig und glücklich mache.

Euer Bruder

Eymard, Sup.


Nr.2040

An den Kard. in Brüssel

Paris, 15. Oktober 1867. Boulevard Montparnaß 112.

Eminenz!

Fräulein Thomaz schrieb mir heute früh, daß sie das Glück hatte, Ihnen den Gedanken zu unterbreiten, im Haus, das sie für die Anbeterinnen von Angers errichten ließ, eine zweite Niederlassung für die Religiosen unserer Kongregation zu ermöglichen; damit können wir die beschränkten guten Dienste, welche wir in der Kirche von Salazar leisten, fortsetzen; und wir werden uns für ein größeres Wohl in dem abgeschiedenen Wohnviertel einsetzen, das uns angeboten wird. Wir geben gerne diesem Plan den Vorzug, wenn er die Zustimmung Eurer Eminenz findet; wir werden das Scholastikat dorthin verlegen, welches die Hauptniederlassung von Salazar mit guten Berufen aus Belgien versehen könnte, wenn uns Gott solche schicken sollte; es kostet immer ein Opfer, die Heimat zu verlassen...

In Ehrfurcht küsse ich Ihren römischen Purpur und verbleibe Eurer Eminenz stets untertänigster und ergebenster Sohn in J. Chr.

(S) Eymard

Sup. der Kongregation

SSS.

(1) Das Datum des 12. Oktober ergibt sich aus dem Vergleich dieses Briefes mit dem Inhalt der Briefe vom 10. und 15. Oktober an den Bischof Angebault und vom 15. September an Fräulein Tamisier. In dem letztgenannten Brief schreibt Eymard, daß der Bischof eine Frist von 3 Wochen für die Antwort gesetzt habe.


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