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Index Briefe Bd. 5 / Index Französisch / Index Eymard
Nr.1741
An P. Chan.
Adveniat Regnum tuum.
Brüssel, 5. März 1866.
Lieber Pater!
Seien Sie über mich nicht besorgt: ich habe heute meinen eucharistischen Dienst wieder aufgenommen. Ich fühle mich fieberfrei, meine Gürtelrose beginnt abzuklingen und abzubleichen. Ich wußte nicht, warum mir seit einiger Zeit des Nachts die Schultern so schmerzten, auch nicht, warum mir die Brust in der Herzgegend wehtat, bis ich am Freitag früh diese großen Pusteln feststellte. Der Arzt ist gekommen; ich befolgte, was er mir anordnete, ich gehe nicht hinaus; glücklicherweise hat er mir keine Bettruhe vorgeschrieben, denn dadurch hätte er mich ins Fegfeuer gesetzt.
Was mich in den vergangenen Tagen geschwächt hat, war eine verordnete Abführkur: aber alles geht gut; schicken Sie niemanden her. Wenn ich spürte, daß das Leiden zurückkehren sollte, würde ich es Ihnen schreiben; man hat mich mit den Masern oder Windpocken erschreckt, aber weder das eine noch das andere konnte sich festsetzen. Gestern abend habe ich gepredigt; das sagt Ihnen,daß es mir bessergeht.
Wie konnten Sie das Problem mit Ihren Monatsrechnungen abschließen?
Ich habe hier einige hundert Franken, die mir gegeben wurden und die wir für das Wachs gesammelt haben; ich will sie Ihnen schicken; wenn Sie nichts haben, würde Herr Ravon wohl noch etwas länger Geduld haben; wenn uns die göttliche Vorsehung zu Hilfe gekommen ist, machen Sie damit bei Herrn Ravon eine Anzahlung für Brüssel und behalten Sie 50 Franken für das Haus in Paris zurück. Die Meßstipendien der 11 Messen, die nach meiner Meinung gehalten wurden, sind dabei.
Ja, guter Pater, ohne Abtötung gibt es keine Möglichkeit, ein wahrhafter Ordensmann zu sein: alle diese rosenwässrigen Andachten, mit Gefühlen des Glückes und der Freude sind gleichsam wie Reisen in einem angenehmen Abteil. Ich habe dafür kein Vertrauen und keine Zuversicht: wir müssen vor allem Männer der Tugend bilden, d.h. Menschen des Opfers. Schließlich hat Unser Herr den Grund für die evangelische Vollkommenheit gelegt: A b n e g e t s e m e t i p s u m: wer immer seine Freiheit, seine Bequemlichkeiten, seine liebe Gesundheit und seine kleinen Privilegien liebt, all das ist nicht das ist nicht das a b n e g e t, sondern die Selbstliebe.
Gott hat es zugelassen, daß wir in diesem Punkt ziemlich bittere Erfahrungen gemacht haben. Wir dürfen es nicht leicht nehmen: jeden, den wir nicht zu dieser persönlichen Tugend des a b n e g e t führen können, müssen wir stufenweise prüfen und schließlich fortschicken. Frater Arsen ist von mir beurteilt worden: ich habe an ihm wenig Großherzigkeit und wenig Initiative für die Tugend gesehen, sagen Sie ihm eindeutig, daß er seine letzte Möglichkeit hat, sich zu ändern, oder sagen Sie besser: wir haben Ihre Tugend geprüft, wir haben dem hochst. Pater unsere Beobachtungen mitgeteilt; er hatte bereits dieselben Beobachtungen gemacht wie wir, er hält Sie für nicht tugendhaft und mutig genug für unser Leben: Sie hören zu sehr auf sich selber oder Sie sind krank, Sie müssen sich entscheiden. Sie werden dann sehen, wie er reagiert; falls Sie an die Möglichkeit einer Besserung denken, geben Sie ihm eine kurze Frist; wenn nicht, schicken Sie ihn fort.
Sie haben richtig mit der Strafe gehandelt, lassen Sie nicht locker. Unternehmen Sie bei der nächsten Gelegenheit einen neuen Vorstoß; hier richtet die Lautstärke nichts aus, es geht um die Grundlage; ohne Zweifel wäre es besser, wenn Sie kühl bleiben und Ihre Warnung durch die Regel, das Beispiel usw. begründen könnten, aber beten Sie zuerst und schreiten Sie dann zuversichtlich vorwärts.
Ich segne Sie aus ganzem Herzen.
Eymard.
Nr.1742
An Frl. de Meeûs
o.D. (wahrsch. zwischen 5.u.10. März 1866)
Ehrwürdigste Mutter!
P. Champion wird bis Sonntag abend hierbleiben; somit haben wir Zeit zu erledigen, was Sie wünschen. Ich nehme an, daß es darum geht, die letzte Klausel in unseren Verträgen von Ostregnies einzubauen.
Sie haben mir einmal gesagt, daß Sie für gewöhnlich der Universität Löwen eine Spende geben. Ich warte darauf, um unsere Sammlung dem Herrn Dekan zu überbringen; es handelt sich um die Summe von 132,50 Franken (die 10 Franken eingerechnet).
Weil ich immer wieder auf meine kleinen Bestellungen vergesse, erlaube ich mir, diese hier niederzuschreiben.
P. Champion ist von Brüssel, von Ihrer Kirche und von Ihnen persönlich entzückt. Ich danke Gott dafür und
verbleibe in Unserem Herrn
Ihr ergebenster
Eymard
Nr.1743
An Fr. Eulalie Tenaillon
Brüssel, 12. März 1866.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Ich habe an Ihrem Kreuz der Krankheit Ihres ältesten Sohnes großen Anteil genommen; Ihre Pflege und Gebete haben seine Heilung beschleunigt. Ich habe am Weihetag dieses teuren Sohnes eifrig gebetet. Nun steht er eine Stufe höher in der hl. Hierarchie und sicherlich nehmen auch seine Tugenden zu, welche die hl. Weihen, die er erhalten hat, begleiten. Er ist ein gutes Beispiel für seine anderen Brüder und ein süßer Trost für ihre gute Mutter.
So sind Sie nun, lb. Tochter, in Ihrem kleinen Nazaret; seien Sie glücklich dort; zu diesem Zweck stellen Sie Jesus, Maria und Josef hinein und seien Sie darin die glückliche Dienerin.
Ja, arbeiten Sie in der hl. Sammlung, d.h. leben Sie in Gemeinschaft des Lebens, der Vereinigung und der Liebe Gottes mit Unserem Herrn. Möge Ihre Sammlung ihr Leben mehr im Herzen als im Geist haben. Blicken Sie unablässig auf die Güte Gottes zu Ihnen, auf die vergangenen Gnaden, seine gegenwärtige Liebe, seine göttlichen Versprechen, daß er ganz und auf immer bei Ihnen sein wird.
Ihre Kraft kommt vom Herzen, alles findet sich dort für Sie. Von dort her hat Sie der lb. Gott genommen und behütet Sie; aber wie das Herz in seiner Liebe mehr leidet als es sich freut, so werden Sie für Gott und mit Jesus leiden müssen: das Kreuz ist der Kampf der Liebe und seine Ehre.
O ja, lieben Sie den lb. Gott innig! Der Rest macht wenig aus! Lieben Sie ihn, wie es Sie liebt, wie er es Ihnen ermöglicht, ihn zu lieben.
Ich danke Ihnen für Ihre Gebete, es geht mir besser der gute Meister wollte mir einen Wink für die Abreise geben, damit ich in der Zeit, die mir verbleibt, besser arbeite. Ich habe nie an die Gefahr dieses Zona geglaubt; daher sage ich, wenn man mir davon spricht, daß der lb. Gott mein Arzt ist.
Ich sende Ihnen ein Blatt für die Aggregierten, das ich eben drucken ließ: es wird ein weiteres Band mit Unserem Herrn sein.
In ihm, gnädige Frau und teure Tochter, verbleibe ich Ihr ergebenster
Eymard, Sup.
Nr.1744
An P. Chan.
A. R. T.
Brüssel, 12. März 1866.
Lieber Pater!
Es geht mir besser, obgleich noch ein Rest von Armseligkeit vorhanden ist, der mich träge maht; man sagt, das hätte schlimm werden können, aber ich habe meine Schwäche erst Samstag gespürt; dann habe ich Fleisch essen müssen; ich glaubte aber, dieses vermeiden zu können; es tröstet mich, daß ich im Bett mehr Schmerzen habe, als wenn ich aufstehe; folglich wird dadurch meine Trägheit etwas aufgerüttelt.
P. Champion wird morgen wieder abreisen; er hat die Lage gesehen und das ist gut; er wird Ihnen mitteilen, was ich für Herrn Ravon bestimmt habe.
Ich bitte Sie gleich nach Erhalt meines Briefes Fr. Eugen zu Herrn Coltat zu senden, um 12 Dutzend Medaillen der A g g r e g a t i o n wie jene von Marseille zu bestellen. Ich brauche sie für den nächsten Sonntag; sonst sollen sie nicht bestellt werden.
Lassen Sie im gleichen Paket 12 Dutzend St. Benedikt-Medaillen mittlerer Größe dazupacken; bitte vergessen Sie es nicht, denn ich beginne am Montag, 19., eucharistische Exerzitien und ich würde diese Medaillen für die E i n l e i t u n g benötigen.
Ich habe von Fr. Arsen einen Brief erhalten; der Brief ist gut. Es scheint, daß er ein kleines Geheimnis gehütet hat und deshalb als wenig offener Charakter gegolten hat.
Ich bitte Fr. Eugen, mit dem hier beiliegenden Schreiben von Frau Berthier zur Mutter Oberin des Militärspitals von Vincennes zu gehen, damit sie die Güte habe, das Schreiben zum Kriegsminister zu bringen. Ich bitte Fr. Eugen zu Frau Berthier, Rue Tombe Isoire 3, zu gehen und ihr mitzuteilen, daß diese Bittschrift abgeschickt wurde und durch wen; falls er nicht hingehen kann, soll er ihr ein paar Zeilen schreiben; dies erspart mir einen Brief; oder besser: er soll ihr erst schreiben, sobald er die Bittschrift der ehrw. Mutter Oberin ausgehändigt hat.
Fahren Sie fort mit dem Gebet zum hl. Josef: er wird zur rechten Stunde helfen. Ich hoffe, daß der Monat dieses guten Heiligen nicht zu Ende geht, ohne von ihm die Früchte des Segens zu erhalten.
Adieu, guter Pater, beten Sie recht für die Exerzitien in der nächsten Woche, damit ich Kraft und Gnade erhalte.
In Unserem Herrn verbleibe ich
ganz Ihr
Eymard, S.
Nr.1745
An Sr. Guyot
Brüssel, 13. März 1866.
Teure Mutter im Herrn!
Ich möchte Ihnen persönlich einige armselige Nachrichten von mir geben.
Der lb. Gott wollte von mir nichts wissen; er läßt mich am Leben, um ein wenig Buße zu tun, damit ich nicht so lange im Fegfeuer bleiben muß.
Nur bin ich ein wenig träge geworden; das ist mein Charakterfehler: ganz Feuer oder ganz eingeschlafen.
Auch Sie sind ein wenig eingebremst, da Sie nicht Ihrem Zug zur Buße folgen konnten; Sie sehen, daß der gute Meister die Seinen zuerst passieren läßt, weil sie besser sind.
Wir müssen ohne Zweifel opfern, schenken, mit der Kreuzigung beginnen wie Abraham auf dem Berg Horeb, dann wird Gott mit dem guten Willen zufrieden sein und das Opferlamm wechseln: das Opfer des Herzens wurde dargebracht.
Sie klagen darüber, teure Mutter, über Ihre Schwierigkeit, sich zu sammeln; das kommt daher, weil die Sammlung der Anfang des Paradieses ist. Da aber niemand in das Paradies eintritt, bevor er gelitten hat, so ist es auch mit der Sammlung, da sie definiert wird als: das Leben in Gott, mit Gott. Nun ist das eben der Himmel.
Pflegen Sie also die Sammlung der Absicht, dann jene der Zuneigung; nähern Sie sich, soweit Sie können, der Sammlung des Gedankens an die dauernde Gegenwart Gottes.
Ach, würden wir in allem Gott sehen und ihn wie die Engel zu Rate ziehen, dann würden wir weiser handeln, wir würden uns besser in der Hand haben, weil wir uns in guter Gesellschaft befänden!
Dies ist es, teure Tochter, woran Sie sehr arbeiten müssen; gewinnen Sie die Oberhand in Ihren Gebeten, fangen Sie damit an, die Fliegen aus der Kirche zu vertreiben, bei Gott und bei sich allein zu sein, und dann werden Sie langsam, langsam sich selbst beherrschen.
Nun überlasse ich Sie Gott; ich bete jetzt und in Zukunft für Sie, Ihre Kinder und Schwestern, und rechne auf die Gegenseitigkeit.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Nr.1746
An Frau Witwe Marechal
Brüssel, 13. März 1866.
Gnädige Frau im Herrn!
...Es geht mir besser, obwohl ich noch ein wenig schwankend und schwach bin. - Es ist ein großer Trost für mich, daß ich die kleinen Arbeiten des Alltags verrichten kann und nicht das Bett hüten muß. - Man hat mit diesem Z o n a übertrieben - Sie wissen, es gibt alarmschlagende Ärzte - zudem war es meine Schuld, wenn ich nichts gesagt hätte, so wäre die Sache unbemerkt vorübergegangen. Eine gute Lektion!
Bleiben Sie Ihrerseits stark im Kampf, ruhig in der Aktion, frei trotz tausend Dingen, aber allzeit in Gott. Tun Sie nie etwas um des Erfolges willen, sondern um den hl. Willen Gottes zu erfüllen, d.h. zuerst zu seiner Verherrlichung, dann zum Wohl und Heil des Nächsten.
Ich weiß, daß Sie keine halben Mittel und keine halben Erlaubnisse mögen, aber es gibt Zeiten des Abwartens und der Vorbereitung für eine Lebenslage, die schon natürlicherweise unklar vorgezeichnet sind. Was soll man in einem solchen Fall anderes tun als den Gehorsam befragen, wenn die Möglichkeiten bestehen, oder aber seine Pflichten, seinen persönlichen Zustand und seine Neigung zur Tugend.
Nun sind die großen Tage der Buße, der gekreuzigten Liebe nahe; treten Sie zuvor in die Wundmale Jesu Christi ein, aber vergessen Sie nicht die Mutter der Schmerzen. Seien Sie ihre mitleidende Tochter!
Eymard.
Nr.1747
An M. Guillot
Adveniat Regnum Tuum.
Brüssel, 14. März 1866.
ich weiß nichts davon, ich weiß nur, daß ............................................................................
und am Ende ................ eine Zeile gelöscht .....................................................................
Von dieser Welt Abschied zu nehmen, ich würde es nur bedauern, dem guten Meister nicht gut gedient zu haben, daß ich so lau und nachlässig gewesen bin; und dann sah ich eine Tatsache gut: daß nämlich zum jetzigen Zeitpunkt die ganze Kraft im Vertrauen und in der Barmherzigkeit Gottes und im Sich-Ausliefern an seine Güte liegt.
O wie häßlich erscheinen unsere Tugenden und wie armselig unsere guten Werke!
Setzen Sie sich kräftig unter die Flügel dieser göttlichen Barmherzigkeit, dieser so mitfühlenden Liebe und dieser so zarten Nächstenliebe! Und Ihr Frieden wird mit Ihrem Vertrauen wachsen! O ja, man muß ohne Zweifel arbeiten, beten und alle christlichen Werke üben, weil Gott sie befiehlt und will; aber nachher müssen wir wie ein Kind tun, welches nach der Schule zu seinen Eltern zurückkehrt: es freut sich an ihrer Güte und Liebe, die größer ist als alles, was es tun kann.
Sie bitten mich um einige Gedanken zum Kreuzweg. Im folgenden schreibe ich Ihnen ein paar.
E r s t e s V a t e r u n s e r: Beten Sie die hl. Wunde des linken Fußes Unseres Herrn an, seine Schmerzen, die Schritte, welche er gegangen ist, um sein verlorenes Schaf zu suchen. Küssen Sie diese hl. Wunde mit Magdalena und den hl. Frauen der Auferstehung.
Z w e i t e s V a t e r u n s e r: Beten Sie die Wunde des rechten Fußes Unseres Herrn an; küssen Sie mit Ehrfurcht und Liebe diesen Fuß, der Ihnen den richtigen Weg zum Himmel vorgezeichnet hat; der sich abgeplagt hat, Sie zu suchen, zu Ihnen zu kommen.
D r i t t e s V a t e r u n s e r: Beten Sie die Wunde der linken Hand des Erlösers an, diese Hand des Herzens, die Ihre Hand ergriffen hat, um Sie zu führen und zu stützen. Küssen Sie diese göttliche Hand mit Liebe; lassen Sie das göttliche Blut, das aus dieser Hand fließt, zu Ihrer Reinigung auf Ihren Kopf herabrinnen.
V i e r t e s V a t e r u n s e r: Beten Sie die Wunde der rechten Hand Jesu an, diese Hand, die Sie in Ihrer Schwachheit getragen, in den Gefahren verteidigt, in den Kämpfen beschützt und Sie so oft gesegnet hat. Küssen Sie diese Hand mit Dank und legen Sie sie auf Ihr Haupt, auf Ihr Herz, auf Ihren Mund.
F ü n f t e s V a t e r u n s e r: Beten Sie die tiefe Wunde des hl. Herzens Jesu an; stellen Sie sich unter diese göttliche Wunde, damit das herausfließende Wasser Sie reinige und das göttliche Blut Sie heilige. Küssen Sie diese göttliche Wunde und atmen Sie die schöne und lebendige Flamme, die daraus hervorsticht, ein. Treten Sie in diese hl. Wohnung ein und vereinigen Sie damit Ihr Herz.
Das wäre eine Idee, Sie können andere hinzufügen, vor allem wenn Sie einen Kreuzweg der Sühne in folgender Form halten wollen:
__________
Ich mache Schluß...............................................................................................................
................................................................... 2 Zeilen gelöscht .........................................
Ich empfehle Ihnen Exerzitien, welche ich die nächste Woche vom 19. bis 25. predigen werde.
Ich segne Sie im Herrn
Eymard.
P. S. - Was ich noch sagen wollte: ich ....................................................................
Ihnen alles, was Sie haben. Aber ......................................................................
........... zwei Wörter gelöscht .................................. nein, nein.
Nr.1748
An Frau Spazzier
Brüssel, 14. März 1866.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Ich möchte Ihnen einen kleinen Familiengruß senden und Ihnen die eucharistischen Exerzitien ans Herz legen, die ich hier nächste Woche predigen werde.
Dieses Volk ist kalt, aber gütig: wenn man es gut über das Hlst. Sakrament unterrichtet, wird es einmal gute Anbeter hervorbringen.
Ich halte mich hier bis zum Sonntag Quasimodo auf; sobald P. Champion kommt, um mich abzulösen, kehre ich nach Paris zurück.
Ich gebe Ihnen keine Nachricht über meine Gesundheit: P. Champion wird Ihnen erzählen, daß es mir ziemlich gutgeht: es ist nur die Gürtelrose (ZONA), die durch den Hautausschlag ein bißchen Schmerzen verursacht.
Ich sende Ihnen eine hübsche Gravur des Hlst. Sakramentes: Sie gehören seit so langer Zeit der Aggregation an.
Ich segne Sie recht herzlich im Herrn.
Eymard.
P.S. Entschuldigen Sie mein armes, fleckiges Papier; ich habe keine Zeit, den Brief neu zu schreiben.
Nr.1749
An Fr. v. Grandville
Adveniat Regnum tuum.
Brüssel, 14. März 1866. 12-Apostelstraße 2 b
Teuerste Tochter im Herrn!
Die Mitteilung, daß ich krank war und noch an einer Gürtelrose leide, möge mich bei Ihnen ein wenig entschuldigen.
Ich war so sehr in Anspruch genommen, da wir nur unsere fünf für eine tägliche 14stündige Anbetung sind; zusätzlich gab es noch soviel zu tun, daß es den Anschein hat, daß infolge von Erkältung oder Erhitzung der Hautausschlag durchgebrochen ist; es heißt, daß dies ein Glück für mich bedeutet, weil mich diese Krankheit sonst umgebracht hätte.
Ich arbeite in der Tat heute nicht wie gewöhnlich, sondern nur soweit es meine schwachen Kräfte zulassen.
Ich sah mich nicht dem Tode nahe, ausgenommen am vergangenen Samstag. O wie fühlt man da, daß das Leben nichts wert ist! Und wie armselig doch die angeblichen Tugenden sind! Wie mangelhaft ist in dieser Situation das wenige Gute, das man getan hat! Da gibt es nur eine Hilfe, nämlich die göttliche und unerschöpfliche Barmherzigkeit Gottes, die so väterliche Güte Unseres Herrn.
Da habe ich mir fest vorgenommen, mich ganz und gar einzuschließen in die Wundmale Unseres Herrn, aufdaß mich seine Gerechtigkeit nur mit seiner Barmherzigkeit bedränge.
Unsere Gründung schreitet gut voran. Unser Herr wird soviel besucht und angebetet. Ich hoffe, daß diese Gnade, die hier neu ist, eine Quelle der Barmherzigkeit sein wird für dieses arme Land, wo das Böse sein Haupt erhebt und regiert. Man erhofft vom König und der Königin eine bessere Regierung als jene des verstorbenen Königs, der trotz seiner Politikwissenschaft sein Reich schlimmer hinterlassen hat, als es vorher war: so sehr, daß das gesamte Flandern ihm seine ganze Achtung entzogen hatte, ihn im höchsten Grad verachtete und sogar beschimpft hätte.
Das Ärgernis hat vollendet, was die Gottlosigkeit der Freimaurer begonnen hatte; leider haben sich die Katholiken zu ruhig verhalten; sie haben dort Geduld geübt, so sie sich hätten rühren sollen, und sich versteckt, wo es am Platz gewesen wäre zu reden. Heute ist ihre Lage geschwächt, weil die Freimaurer alle Sitze einnehmen, die Gesetze beschließen und in den Ministerien den Ton angeben; jedoch können sie sich unter dem jetzigen König und mit kluger wohlangewandter Energie wieder erheben. Aber genug von der Politik; nun zu Ihnen!
Ich freue mich sehr auf Ihre Nachrichten. Ihr erster Brief vom 30. Jänner wurde mir richtig nach Brüssel gesendet; aber er hatte das Los, in einen Stapel anderer Briefe begraben zu werden.
Ich will aber hoffen, daß dies nicht mehr vorkommen wird. Erkundigen Sie sich auch um Nachrichten über Ihre gute Schwester und Ihre Familie.
Ich sende Ihnen ein neues Blatt der Aggregation; es ist besser als das erste.
Ich segne Sie herzlichst im Herrn
Eymard, Sup.
Nr.1750
An Frl. Thomas
Brüssel, 14. März 1866.
Teuerste Tochter in Christus, dem Herrn!
Ich sende Ihnen ein paar Zeilen in Unserem Herrn. P. Champion wird Ihnen mitteilen, daß die Krankheit vorüber ist; das hätte eine Krankheit werden können, im Grunde genommen, war es nur ein vorübergehendes Leiden.
Ich habe die Paketsendung mit Federbett, Strickwaren usw. erhalten. Wie ich Sie kenne, danke ich Ihnen dafür, aber ich hatte es nicht nötig.
Nächste Woche gebe ich hier den Aggregierten die Exerzitien; ich empfehle sie Ihren Gebeten. Dieses Volk ist gut, aber es ist so langsam und so kalt! Es ist vielleicht umso besser.
Sie sind etwas träge, mir zu schreiben, und trotzdem interessieren mich Ihre Briefe doppelt soviel.
Ich bete innig für Sie, teure Tochter, daß Ihre Aufgabe mit Erfolg gekrönt werde. Es kostet etwas, gute Tochter, Seelen zu retten, und die Ehre Gottes hat immer die Bedingung eines Kalvarienberges!
Aber Mut und Zuversicht, Gott hat Sie gesegnet und wird Sie weiterhin segnen.
Ich bleibe fest in Unserem Herrn mit Ihnen vereint
Eymard.
P. S. - Ich habe kurz an M. geschrieben. Ihr Schweigen macht mir Angst.
Nr.1751
An Frau v. Fraguier
Brüssel, 14. März 1866.
Gnädige Frau im Herrn!
Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen für Ihren Einsatz in unserem kleinen Werk der Erstkommunion der Arbeiter zu danken. Unser Herr konnte ihm den Segen nicht vorenthalten, es ist ja für ihn direkt, es ist sein Werk.
Sie schreiben ganz recht, Frau Gräfin: es handelt sich ganz um ein Werk des Glaubens; es hat nichts Äußerliches, wenig Genugtuung usw.; aber es ist eine Wiedergeburt Jesu Christi in diesen Kindern. O wieviel glücklicher ist Ihre Familie mit neun!
Diese lb. Kinder werden in Ihrem Haus aufgezogen, eine große und ungeheure Gnade! Sie vermeiden die fast immer vorhandenen Gefahren des Kontaktes mit einer verdorbenen Jugend. Sie gewinnen durch die Unschuld, die Frömmigkeit, die Familientugenden das, was sie im Wettstreit und durch den Kontakt verschiedener Charaktere im Internatsleben finden könnten: das sind aber nur kleine Vorteile im Vergleich mit den ersten! Ein jungfräuliches Ackerland ist immer fruchtbarer als ein Boden, den die Kunst erschöpft hat.
Sie bitten um unser Gebet; es wird Ihnen zugesichert, gnädige Frau, denn wir sind Ihre Schuldner.
Ich vergesse diese arme heimgesuchte Seele nicht, von der Sie mir erzählen. Der hl. Josef ist so mächtig und so gut!
Nach meiner Rückkehr nach Paris, welche nach dem Sonntag Quasimodo erfolgen wird, werde ich das Glück haben, Ihnen persönlich und mündlich meinen Dank abzustatten. Es wird für mich eine Freude sein, Herrn v. Fraguier meine aufrichtigen Glückwünsche zu überbringen und Ihre ganze Familie zu sehen.
Mit vorzüglicher Hochachtung, Frau Gräfin,
Ihr demütigster und ergebener Diener
Eymard, Sup.
P.S.- Erlauben Sie mir, Ihnen dieses kleine Aggregationsblatt zu senden.
Nr.1752
An Fr. Lepage
Brüssel, 15. März 1866, 12-Apostelstraße 2 b.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Was müssen Sie wohl über mein Schweigen denken? Ich war krank und leide immer noch an Zona oder Gürtelrose, die mich sehr träge gemacht hat. Jetzt geht es besser; der lb. Gott wollte mir ein wenig die Vergänglichkeit und Armseligkeit dieses Lebens vor Augen führen.
Ich bleibe hier bis zum 10. oder 12. April, dann werde ich nach Paris zurückkehren.
Wäre Rennes auf meiner Reiseroute oder nur einige Meilen entfernt, würde ich Ihnen gerne ein kurzes Grüß-Gott sagen.
Sie haben also sehr gelitten, arme Tochter. Es mußte so sein, damit Sie Ihre Freiheit erobern und stark gegen sich selbst werden; denn ich sehe genau, daß der lb. Gott von Ihnen dieses Opfer verlangt. Sie haben sich damit abgefunden; ich lobe Sie und bitte Gott, daß diese Tugend zur Gewohnheit werde; bitten Sie recht um die Kraft dazu, denn es gibt Tage, an welchen sie Ihnen viel kosten wird; weil die Vernunft, das Gemüt und die Einsatzfreude, einfach alles in Ihnen leidet und aufbegehren möchte, da dies alles nur von Ihrer menschlichen Seite kommt; hier bietet sich die Gelegenheit zu einem großen Verdienst, den Sie sich nicht entgehen lassen dürfen, denn sie kommt im Leben nur einmal.
Stellen Sie Ihren Frieden auf Gott, dann wird er nie ins Wanken geraten; er wird stets milde und stark bleiben. Ist Gott mit Ihnen zufrieden? Ja! Was bedeutet schon der Rest?
Ach! Man muß lange und erbittert gegen die Natur kämpfen, um zur Freiheit der Gnade und des übernatürlichen Lebens zu gelangen!
Alles muß gleichzeitig kommen: der Feuerbrand, die Bischofstraße, das Leiden, gefolgt von Verwirrung, die Traurigkeit und Qual: all dies bildet einen schönen Blumenstrauß für Gott.
Nur Mut! Oft muß man Kopf und Herz zum Kreuz und dann zum Himmel erheben; das ermutigt und tröstet. Sie würden zu sehr geliebt und wären zu sehr versucht, etwas natürlicher zu lieben und Dienste zu erweisen, wenn Gott Ihnen nicht einige Dornen in den Weg legte.
Grüßen Sie mir Ihre lb. und heiligmäßige Karmeliterin. Sagen Sie ihr, daß ich ihr schreiben wollte, daß ich aber unmöglich den Namen Ihres Karmel-Klosters finden konnte.
Ich baue auf Ihre Gebete und bleibe im Herrn
Ihr ergebenster
Eymard.
P.S.- Versuchen Sie sich bei Ruffet oder Périsse in Paris die Exerzitien von P. Huby über die Liebe Gottes zu erwerben.
Nr.1753
An Fr. Gourd
Brüssel, 16. März 1866, Zwölf-Apostel-Straße 2 b.
Lesen Sie den Brief von Frl. Stephanie.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Ich bin mit meiner Beantwortung Ihres Briefes in arger Verspätung. Ihre Nachsicht möge mich entschuldigen! Ich litt (und leide noch teilweise) an Zona oder Gürtelrose, die mich träge gemacht hat, aber ich fühle mich recht wohl. Ich habe nicht das Bett gehütet. Es war ein Leiden, das nach außen durchbrach; zudem bin ich zu empfindlich. Ein anderer hätte darauf nicht geachtet. Kurz, der Gedanke ist sehr demütigend, daß ich aus den guten Gnaden so wenig Nutzen ziehe.
Sie waren krank, gute Tochter, auch nach Ihrem Brief noch! Das ist der gekreuzigte Jesus, der Sie mit einem Teilchen seines hl. Kreuzes besucht. Nehmen Sie es stets wohlwollend an, denn dadurch werden Sie zum kleinen Garten, den er mit Liebe pflegt.
Alle diese kleinen Krankheiten sind Exerzitien der Seele in Gott, in seinem hl. Willen, in Vereinigung mit dem gekreuzigten Jesus. Die liebevolle Aufopferung des Leidens ist ein Gebet. Die Gebete sind Stoßgebete; da aber der Geist schwach und schläfrig ist, ist es notwendig, daß das Herz alles ersetzt, sich aufopfert und sich auf tausenderlei Art herschenkt.
Teure Tochter, glauben Sie mir, Ihre Gebete in der Trockenheit und Ohnmacht sind Gott angenehmer als die schönste Lektüre und die erhabensten Gedanken. Wenigstens stehen Sie vor Gott da wie ein Armer, ein Kranker oder ein Kind, das nichts sagen kann, aber liebt.
Teure Tochter, bedenken Sie, daß während der Genesung die große natürliche Versuchung besteht, nervös, gereizt und ungeduldig zu sein: das sind die Dornen der Natur. Ja, in solchen Zeiten muß man sich an den Herrn klammern und wie er sanft und demütig von Herzen sein.
Überlassen Sie sich allzeit ganz dem hl. Willen Gottes für Sie, gute Tochter. Sie wissen, daß er Ihr großes Lebensgesetz, Ihre Gnade und Ihre einzige Tugend ist; er ist der Ausgangspunkt aller anderen Tugenden, die erhabene Tugend Jesu.
Leben Sie wohl, lb. Tochter. Übermitteln Sie mir Nachrichten von Ihnen. Ich lechze hier, so weit entfernt, nach einen Brief von Ihnen. Ich werde mich hier bis nach dem Sonntag Quasimodo aufhalten.
Ich segne Sie aus ganzer Seele.
Eymard, S. S. S.
An Frau Gourd.
Nr.1754
An Frl. Steph. Gourd
Brüssel, 16. März 1866. Zwölf-Apostel-Straße 2 b
Teure Tochter im Herrn!
Ich bin Ihnen ein paar Zeilen schuldig; wäre es nur ein Gebet, so erfülle ich meine Pflicht für Sie alle Tage, aber meine armselige Feder war träge, und Sie ein bißchen ....
Merken Sie sich gut die drei folgenden Verhaltensregeln, die ich Ihnen aufstelle:
1. Alles tun, um Gott zu gefallen; darin liege Ihre Absicht im allgemeinen wie im besonderen bei allen Handlungen: diese Regel stellt eher eine Grundeinstellung als ein von Fall zu Fall zu erwägender Gedanken dar; sie verbindet sich mit allem und beläßt Sie in Ihrer Einfachheit des Tuns; die allgemeine Meinung reicht aus; wenn jedoch etwas besonders Unangenehmes erledigt werden muß, ein Opfer, das viel kostet, dann bewirkt eine eigens erweckte Meinung der Seele viel Gutes. Gott gefallen heißt lieben, was er liebt; wollen, was er will; heißt auch: alles ablehnen, was böse ist.
Die zweite Regel besteht darin, daß man in allem den Geist der Einfachheit bewahrt, d.h. daß man die Dinge im Geist der inneren Freiheit verrichtet und nur soweit daran festhält, als Gott sie will und solange er sie will; im Geist des Friedens, indem man die Arbeiten d e r R e i h e n a c h ausführt, eine nach der anderen, mit Mäßigung und Geduld; man muß arbeiten, um etwas ordentlich auszuführen und nicht, um etwas schnell loszuwerden. Nehmen Sie das Kind zum Vorbild, das alles um des Gehorsams willen tut und für das Leben nichts leisten kann.
Die dritte Regel: leben Sie ein bißchen mehr in Gott als Ihrem Zentrum, dann wird Ihnen nichts lästig fallen; Sie bleiben im Bewußtsein der Gegenwart Gottes, der alles belebt, alles sieht und die Seele auf all ihren Wegen führt.
O wie hat Sie der lb. Gott geliebt, lb. Tochter! Er hat Sie bei sich und für sich bewahrt! Und dies trotz aller äußerlichen Umstände. Er liebt Sie mit einer zarten und unendlichen Liebe! Wenn er Sie trocken, ausgedörrt und vor ihm leiden läßt, dann ist es dieser Seelenzustand, den unser guter Meister für die Erfüllung der äußerlichen Pflichten anwendet, damit er Sie durch das innerliche Leiden und auch durch die reine Gesinnung des Glaubens mit sich vereinigt hält.
Gehen Sie immer weiter, der Weg führt zum Ziel; es ist Gott, der Ihnen diesen Weg vorgezeichnet hat; haben Sie die hl. Messe mitgefeiert, die Anbetung gehalten und den Rosenkranz gebetet, und Gott stellt Sie vor Pflegearbeit und äußerliche Pflichten, so geht alles in Ordnung; sobald Sie dann frei sind, nehmen Sie wieder den Lauf des Alltags auf.
Leben Sie wohl, gute Tochter im Herrn. Ich segne Sie. Ich bin sehr zufrieden, daß der göttliche Meister wieder in seinen Tabernakel zurückgekehrt ist; lieben Sie ihn innig, dann wird er gerne und trotz allem Ihr Freund von Bethanien bleiben.
Ihr ergebenster
Eymard, S.S.S.
Nr.1755
An Frl. Virgin. Danion
Brüssel, 16. März 1866, 12-Apostelstraße 2 b.
Teure Tochter in Christus, dem Herrn!
Ich weiß nicht, ob Sie etwas von mir erwarten, aber ich erwarte etwas von Ihnen; es ist schon so lange her, daß ich von Ihnen nichts mehr erhalten habe; seit dem 4. Jänner; aber Sie kannten meine A d r e s s e nicht.
So ist nun am Fest der Darstellung Unseres Herrn, 2. Februar, unsere Gründung erfolgt, und zwar durch Gott allein und mit Gott allein, aber zur großen Verherrlichung Unseres Herrn. Die Kirche wird bereits fleißig besucht und dem guten Meister wird eifrig in Anbetung gehuldigt. Das ist ein großer Triumph in einer so schlimmen Stadt wie Brüssel, wo alle Freimaurer regieren.
Seit etwa 14 Tagen leide ich an einer Gürtelrose oder Zona, was brennende Schmerzen verursacht; wäre ich doch ebenso von der Liebe zu Gott entbrannt! Ich kann jedoch arbeiten, denn bei dieser Krankheit werden die Schmerzen durch die Bettwärme vermehrt; aber all das ist nichts.
Wir sind hier unsere 5; die Aussetzung beginnt um 7.30 Uhr früh und dauert bis 9 Uhr abends; damit ist Gelegenheit genug, um zu leben aus Unserem Herrn und für Unseren Herrn.- Ich denke, für den Sonntag Quasimodo in Paris zu sein.
Läge Mauron auf meinem Reiseweg oder wäre es nicht so weit entfernt, würde ich Sie gewiß besuchen. Ich sehne mich, Sie zu sehen und mit Ihnen vom Hlst. Sakrament zu plaudern, denn ich möchte dieses Feuer aus der Asche, unter der es glüht, hervorlodern und eine verzehrende Flamme werden sehen. Ich weiß wohl, daß man die Stunde Gottes abwarten muß; wer aber sagt Ihnen, gute Tochter, daß sie nicht bereits gekommen ist? Ich meinerseits glaube es und sage Ihnen: Auf! Ans Werk! Wir müssen die Menschen drängen, die Türen der Tabernakel zu öffnen. Unser Herr darf nicht in dieser gleichgültigen oder ungläubigen Generation verborgen bleiben; die Sonne der Eucharistie muß aufgehen, um alle Phantome der Nacht zu verscheuchen, die vereisten Seelen aufzutauen und ihren Feinden Furcht einzujagen, wenn sie nicht von seiner Liebe gerührt werden.
Aber wann werde ich in die Bretagne reisen? Ich weiß es nicht. Ich hoffe, Ende April hinzukommen. Wenn der Umweg nicht zu groß ist, will ich sehen, wie ich mich Mauron nähern kann.
Wir sind handelseins!
Ich setze in das Jahr 1866 große Erwartungen; es scheint mir, daß Gott große Dinge zu seiner Verherrlichung vollbringen wird!
Sie werden mir ausführliche Nachrichten über Sie vermitteln; Sie sind träge und versucht, einen Brief schnell zu Ende zu führen; also denn, bessern Sie sich!
Ich segne Sie ganz eucharistisch im Herrn. In ihm verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard, Sup.
Nr.1756
An Frl. Julie-Antoinette Bost
Brüssel, 16. März 1866.
Teuerste Tochter im Herrn!
Sie müssen mich wegen meiner Unpäßlichkeit entschuldigen. Ihr lb. Brief dankt mir für meinen Besuch Ihres Bruders: aber ist er nicht Ihr Bruder? Er besitzt zudem so schöne Eigenschaften, daß er bald ausgezeichnet wäre, wenn er Unseren Herrn Jesus Christus besser kennte. Ein Herz wie das seine würde rasch entflammt und einsatzbereit sein, denn es scheint mir, daß seine hohe Intelligenz vor diesen gräßlichen und armseligen Idolen des Fleisches und der Eitelkeit verdemütigt werden muß.
Sie waren also krank! Das ist die Blüte der Heiligkeit, denn Sie wissen, daß die Weinrebe vor der Blüte weint, ebenso der schöne Edelkastanienbaum. Man leidet, wenn man mit Jesus gekreuzigt wird; man weint und freut sich zu gleicher Zeit: beide Naturen bringen ihre Früchte.
Da Sie aber viel Mut haben und selber stärker sind als Ihre Kraft, fürchte ich nichts.
Ich sehe, daß Sie während dieser kleinen Stürme der Bischofsstraße klug und stark waren; man muß es verstehen, die Unwetter vorüberziehen zu lassen; es ist vergebliche Mühe, sich zur Wehr zu setzen.
Die Geduld und die Standeswürde gewinnen schließlich immer die Oberhand über die Lebenssituation, weil sich die Leidenschaft früher oder später ergibt, da sie weder Vernunft noch Ehre für sich in Anspruch nehmen kann; aber man darf nichts überreißen!
Man muß es verstehen, sein Herz zu beherrschen, um allein mit den Rechten der Freiheit, die man errungen und bewahrt hat, voranzuschreiten.
Lieben Sie ständig und innig den lieben Gott. Sie sind für dieses Leben, dieses Gefühl und dieses Glück der Erfüllung geschaffen. Jesus ist die Sonne der Gnadenblume: sie darf sich nur unter dieser göttlichen Sonne öffnen.
Wie bin ich glücklich zu wissen, daß Sie bei dieser guten und so gekreuzigten Frau Lepage sind!
Adieu! Ich segne Sie immerfort und bleibe im Herrn
Ihr ergebenster
Eymard, S. S.
Nr.1757
An M. Guillot
Brüssel, 18. März 1866.
Teure Tochter im Herrn!
Ich war nur leidend, nicht krank. Ich wollte es Ihnen nicht sagen, weil Sie schon mit Ihren Sorgen genug haben.
Ich habe natürlich Ihren Brief gelesen und auch die Gründe, die Sie mir für diese Änderung im Haus angeben. Sie würden darin gewiß besser wohnen, es gibt Platz genug, im linken Flügel eine hübsche und ziemlich große Kapelle einzurichten; man würde die Dachkammern herunterschlagen und ein kleines Gewölbe bauen. Das war mein erster Plan, als wir das Haus kaufen wollten. Es ist sehr stabil und gut gebaut; zudem würden Sie dadurch von Ihren Schulden für das Haus Bardet loskommen. Aber dazu muß ich nach Angers kommen, um die Dinge näher zu prüfen. Wenn Sie mich fragen, so hätte ich eine für Sie und uns gemeinsame Kirche nicht gerne; das bedeutete, Sie auszulöschen; zudem entspricht dieser Gedanken auch nicht der Klugheit. Auch würde Unser Herr durch dieses Vorgehen einen Thron verlieren. Gott behüte!
Sie befinden Sich in einer Zeit des Übergangs, teure Tochter. Sie sollen den hochwst. Bischof, der Sie mit so großer Güte aufgenommen hat, schonen.
Die Erfahrung, die Zeit, die Gnade Gottes: alles wird zeigen, was behalten und was weggelassen werden soll.
Sicher hätte ich Sie lieber in der Nähe bei Paris, nicht in Paris selbst, denn man würde Ihnen notwendigerweise einen Priester aus der Stadt zum Obern geben: das ist die absolute Regel der Diözese; aber wo ich Sie möchte, und zwar in erster Linie, das wäre Versailles, eine halbe Stunde außerhalb Paris, und mit einem so gütigen Bischof. Ich hoffe, daß sich dieser erste Gedanken eines Tages verwirklichen wird; dann wird alles wieder an seinem Platz und in der richtigen Ordnung sein. Sie sind noch unter der Erde, um dort zu reifen und zu keimen.
Denken Sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht an Rom, es ist nicht die Zeit dafür; das würde die Schwierigkeiten nur verschlimmern; man muß sich vorher fest etablieren, weil man hinterher nichts mehr ändern kann.
Ich teile Ihre Meinung, eine Novizenmeisterin heranzubilden. Das ist das dringendste Anliegen. Wir werden uns damit gleich nach meiner Rückkehr nach Paris befassen.
Wir haben dieselbe Auffassung im Hinblick auf ......Name gelöscht .... Da sie Gott aber gegeben hat, muß man daraus die vorhandene Tugend oder das daraus entstehende Kreuz ziehen.
Ich flehe Sie an, liebe Tochter, halten Sie Ihren Kopf frei von Dingen, die verstimmen und von Leuten, die in der Welt arbeiten. Ihr Kopf sei stets in der Sonne, ruhig und standhaft, alles zurückzudrängen, was nicht zur rechten Zeit und mit der Gnade des Augenblicks geschieht: das ist meine stets gleiche Bitte und mein gleichbleibendes Gebet für Sie.
Ich segne Ihre Kranken und die Kleine aus Lyon, die sie aufnehmen werden; auch ich habe eine in Paris, aber sie besitzt eine ausreichende Mitgift.
Leben Sie wohl, gute Tochter. Seien Sie fröhlich mit Gott, ruhig mit sich selbst, gütig und gleichmütig gegen alle; dann werde ich zufrieden sein.
Eymard.
P.S.- P. Ch.sagte mir, er wisse von Ihnen, daß M. ein Unglück passiert ist: das hat mich sehr besorgt. Ich wußte es nicht. Er sagte mir, daß Frl. ................... es Ihnen gesagt hätte.
Nr.1758
An Fr. Lepage
Brüssel, 18. März 1866.
Teure Tochter im Herrn!
Ich möchte Ihnen rasch mitteilen, daß Sie es mit Ihrer Mutter dabei bewenden lassen sollen. Jemehr Sie tun, umso mehr wird sie verlangen; da steckt Selbstinteresse, gekränkte Eigenliebe und schließlich Starrsinn dahinter. Erlauben Sie ihr, immer wieder zu kommen, aber es darf Ihrerseits keine Schwäche aufkommen; diese würde alles zerstören. Dies ist meine Meinung. Sie sind kein Kind mehr. Ihrer Lebenssituation und Ihrem Stande nach sind Sie zwar Tochter, das stimmt; aber Sie sind doch auch Herrin des Hauses, Sie genießen dieselben Rechte wie zu Lebzeiten Ihres teuren Gatten.
Sie müssen diesen Zustand Ihrer Mutter als eine Versuchung und eine Krankheit betrachten! Beten Sie für sie; verbieten Sie sich aber, daran zu denken! Und wenn Sie hingehen müssen, gehen Sie aus Pflichtgefühl, ohne eine Gegenseitigkeit zu erwarten.
Ja, ja, gehen Sie rasch nach B e r g e r a c, dort wird Ihnen wohler sein. Auch mir geht es besser, auch wenn ich noch ein wenig leide.
Ich segne Sie und Ihre liebe Freundin
Ihr ergebenster
Eymard.
P.S. - Wir werden viel beten für die Rückkehr Ihres guten Vaters, vor allem morgen, am Fest des hl. Josef.
Nr.1759
An Sr. Antoinette sss
Adveniat Regnum Tuum.
Brüssel, 18. März 1866.
Liebe Schwester Maria!
Ich habe mit großer Aufmerksamkeit Ihren Brief gelesen. Danke für die Bemerkungen und Lageberichte,die darin enthalten sind; sie dienen immerfort zum größeren Wohl der Kongregation. Ich verstehe, daß es eine einzige Leitung zur Wahrung desselben Geistes braucht; und zu diesem Zweck dient auch die Nähe der beiden Mutterhäuser. Aber für Paris gibt es sehr große Schwierigkeiten; dazu kommt die wichtige Tatsache, daß Ihnen der Erzbischof einen Priester der Stadt aufdrängen würde, wenn er Sie aufnimmt: das ist allgemeine Gepflogenheit in Paris. Schon dieser Grund allein läßt dieses Projekt verschieben.
Wir müssen eifrig für Nemours beten; es ist eine Tochter von Angers. Man soll nicht zuviel auf die Personen sehen, sondern auf die Ehre Gottes und seine Gnade im Auge behalten. Gewöhnlich muß man die Schmerzen des Todeskampfes überwinden, um das Leben Gottes zu gewinnen.
Seien Sie stets gütig und ermutigend zu Ihren Töchtern, Sie haben dafür die Gnade und Aufgabe.
Bis bald, liebe Schwester!
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Nr.1760
An M. Guillot
Brüssel, 2. April 1866.
Teuerste Tochter im Herrn!
Ich habe erhalten, was Sie mir gesandt haben; möge es Ihnen Gott vergelten! Mit einem Teil davon konnten wir für Ostern den Hochaltar feierlich schmücken, aber das reicht, es ist sogar zuviel.
Lassen Sie sich Zeit mit Herrn v.Russon; wenn man Sie drängen sollte, entgegnen Sie, daß Sie mich in kürzester Zeit zurückerwarten.
Hüten Sie sich wohl, dieses Grundstück hinter Herrn Allard zu kaufen.
Ein Grundstück kaufen, um darauf alles bauen zu wollen, bedeutet, sich in enorme Schulden zu stürzen. Ich kann meinerseits zum Haus von Russon nichts sagen. Wenn Sie das Haus Allard kaufen, ist es unnütz. Wenn Sie es nicht kaufen, ist es zu früh. Warum unter dieser Bedingung kaufen, daß Herr v.Russon dort bleiben darf, bis er ein Haus findet, das er sich erwerben kann?
Gewinnen Sie Zeit und lassen Sie den hochwst. Bischof die Angelegenheit auf keinen Fall ohne mich abschließen.
Ich bin froh, daß P. Champion gleich nach Angers geht, so wird er umso früher hier sein, um mich abzulösen.
Leben Sie wohl, gute Tochter. Ich hoffe, daß Sie zu einem reichlicheren Leben im Geist und in der Liebe Unseres Herrn auferstehen werden.
Hören Sie alles mit Wohlwollen an; beurteilen sie alles im Interesse Ihrer Gesellschaft; tun Sie alles im Hinblick auf einen besseren Dienst für Unseren Herrn.
Außerhalb dieser drei Beweggründe gebe es nichts für das Geschöpf.
Ich segne Sie alle
Eymard.