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Nr.1681
An Frl. v. Revel
Paris, 28. Dezember 1865.
Gnädiges Fräulein!
Wie lange schon habe ich von Ihnen nichts mehr gehört! So stehe ich nun da vor dem Neujahrstag, wo sich jeder erkennt, aber ich möchte Ihnen als erster meine ganz christlichen Wünsche senden; es sind immer dieselben: den gütigen Gott innig lieben, ihm in Ihrem heiligen Leben dienen; sich in allem seiner göttlichen Güte überlassen; von einem Tag auf den anderen leben; sodann in diesem Stand einfach und gelassen leben.
Sie werden mein Neujahrsgeschenk vom lb. Gott erbitten, ich habe es sehr notwendig: ich fühle mich überlastet durch die Amtsgeschäfte und wenig stark in der Tugend oder sogar überhaupt nicht stark, denn ich handle mehr als Handlanger denn als Leiter der Arbeiten.
Ich konnte in letzter Zeit nicht schlafen. Wir bereiten eine Gründung in Brüssel vor. Ich empfehle sie Ihnen vor Gott.
Ich wünsche nach Lyon zu reisen und Sie dort zu treffen, aber wann? Ich weiß es noch nicht. Dies wird stets mit der gleichen Freude und derselben Sehnsucht sein.
In Unserem Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster
Nr.1682
An Fr. Math. Giraud-Jordan
Dieser Brief trägt kein Datum. Er ist die Folge einer Unterredung und muß im Jahr 1865 in Paris niedergeschrieben worden sein. Der erste Teil ist eine Kopie durch die Hand von Frau Giraud-Jordan; vom Absatz, der mit den Worten "Praktizieren Sie..." beginnt, ist der Brief von P. Eymard geschrieben.
Sie sind zu einem Leben der Vereinigung mit Unserem Herrn berufen. Er selbst will Sie leiten, indem er seine Wohnung in Ihnen aufschlägt.
Der Mensch vermag nichts aus sich selbt. Er neigt zum Bösen und würde alle Verbrechen begehen, wenn Gott ihn nicht stützte. Wie die Rebe nicht aus sich selbst Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so können auch wir keine guten Früchte tragen, wenn wir nicht in Jesus Christus bleiben.
Oh, wenn wir jenes Wort des hl. Paulus begreifen könnten: "N i c h t m e h r i c h l e b e, s o n d e r n C h r i s t u s l e b t i n m i r"; und jenes andere: "J e s u s C h r i s t u s m u ß i n u n s w a c h s e n b i s z u m V o l l a l t e r!"
Ja, Jesus Christus wird in jedem Menschen geboren und wächst dann in geistiger Weise in ihm heran. Er will in einem jeden von uns seinen Vater verherrlichen. Sagen wir also wie der hl. Johannes der Täufer: "E r m u ß z u n e h m e n, i c h a b e r m u ß a b n e h m e n."
Damit er aber in uns bleibe, müssen wir in ihm bleiben. Wir müssen seinem Rufe folgen.
Schenken wir ihm nicht nur unser Herz allein, sondern auch unseren Geist. Dieses Opfer hat Gott nicht von allen Menschen verlangt: es ist zu schwer. Er verlangt nur ihr Herz: "M e i n S o h n, g i b m i r d e i n H e r z!"
Nur von einer kleinen Zahl verlangt er deren Geist, deren Verstand, deren Urteilskraft: "W e r m e i n J ü n g e r s e i n w i l l, v e r l e u g n e s i c h s e l b s t, n e h m e s e i n K r e u z a u f s i c h u n d f o l g e m i r n a c h." Sein Herz hingeben ist leicht; aber seine Denkweise, seinen Verstand, seine Urteilskraft opfern, das ist das härteste Opfer; das bedeutet, sich bei lebendigem Leib die Haut abziehen lassen. Das kostet viel. Man kann Gottes Gedanken nicht verstehen; aber wieviel Licht schenkt er uns danach! Dann erscheint uns seine Weisheit im strahlenden Glanz.
Sie fragen: Wie kann man zu dieser göttlichen Vereinigung gelangen? Sie sind in der Wahl der Mittel vollkommen frei; oder besser gesagt: bedienen Sie sich eines jeden Mittels, sie zu erlangen. - Alles spreche zu Ihnen über Gott mit allen, zu denen Sie Beziehungen haben. Beten Sie für diejenigen, die ihn nicht kennen, und bitten Sie ihn um die Gnade, den tugendhaften Personen, denen Sie begegnen, ähnlich zu werden; - nicht um schöner zu sein, sondern um Gott besser zu dienen.
Bleiben Sie nicht beim abstrakten Gedanken an Gott stehen! Das Herz habe immer die führende Rolle! Seien Sie vor allem in einer Haltung des Lobes und Dankens. Wiederholen Sie gerne ohne Unterlaß: Wie ist doch Gott so gut! Er allein ist gut!
Bedienen Sie sich auch äußerer Mittel, um an Gott zu denken, z.B. wenn die Uhr schlägt, und legen Sie sich eine Buße auf, wenn Sie es übersehen haben. Wir müssen unseren Leib dabei wie einen Sklaven behandeln.
Begnügen Sie sich nicht mit Allgemeinheiten. Fassen Sie bestimmte Vorsätze! Setzen Sie sich für 14 Tage oder drei Wochen einen Fehler fest, den Sie bekämpfen wollen, und die entsprechende Tugend zu üben. Bietet sich auch nicht immer Gelegenheit, die dem Fehler entgegengesetzte Tugend zu üben, so können Sie doch ausdrückliche Akte derselben verrichten und Gott um diese Tugend bitten. In allem, selbst in den kleinsten Vorkommnissen des Lebens muß man den Willen Gottes sehen und sich liebend von ihm leiten lassen.
Gebrauchen Sie zur Betrachtung ein Buch, das Ihnen zusagt, und lesen Sie darin, bis ein Gedanke auf Sie einen kräftigen Eindruck macht, damit Sie die geistliche Trägheit vermeiden, die es verhindert, sich selbst kennenzulernen.
Nehmen Sie sich auch vor einer Versuchung falschen Eifers in acht, die jemand verleitet, im Gedanken an die anderen sich selbst zu vernachlässigen.
Praktizieren Sie diese Regeln, meine Tochter im Herrn; dieselben scheinen mir stets für Sie zu passen. Es ist augenscheinlich, daß in der Wurzel die Lebenskraft des Baumes liegt, aber sie ist verborgen; denn sie muß ihr Werk insgeheim und ruhig verrichten.
Um eine große Gewalt zu erzielen, komprimiert man den Dampf oder das chemische Gas: dann gibt es eine sehr heftige Explosion. Ebenso geschieht es nun im geistlichen Leben: die Nächstenliebe, die Tugenden, die äußerlichen Werke, selbst die mündlichen Gebete, sind und sollen nur Zweige sein; die Lebenskraft dieser Werke aber liegt allein in der Sammlung, in der Vereinigung der Seele mit Gott. Diese ist ihre Nahrung, ihr Licht, ihre Stärke. Deshalb müssen Sie sich in der Betrachtung mehr Gott nähern, ihm zuhören, anstatt ihn immer nur anzusprechen; mehr sich gesammelt zu seinen Füßen niederwerfen, als solche Akte der Hingebung zu verrichten, bei denen die Seele für gewöhnlich bloß aus ihrer Sammlung heraustritt und sich in Gefühlen verliert, die gar nicht ihre eigenen sind.
Die Geschäftigkeit der Seele, das ist oft unser großer Feind. Wir meinen, unsere Andacht anzufachen, aber diese innere Glut ist oft nur gekünstelt und schwächend. Der wahre, innere Eifer betätigt sich in Gott und über Gott, weil die Seele sich durch die Liebe unmittelbar mit ihrem Endziel und der augenblicklichen Gnade vereinigt. Darum ist nichts tatkräftiger als die wahre Liebe Gottes, weil da die Flamme in ihrem eigenen Feuerherd brennt.
Bemühen Sie sich recht, meine Tochter, innerlich zu werden, d.h. mit Gott zu leben, in Gesellschaft mit Gott zu arbeiten und in ihm Ihr Glück zu finden.
Dann wird seine Erleuchtung die Urheberin Ihrer Gedanken und die Richtschnur Ihrer Absichten und Ihrer Urteile sein.
Folgen Sie seiner göttlichen Vorsehung, gleichsam auf den Spuren der persönlichen Güte Gottes, und Sie werden ganz erstaunt sein, Gott auf solch liebevolle Weise und sogar mit einer Besorgtheit um Sie beschäftigt zu sehen.
Diese Erkenntnis der Vorsehung, Güte und Liebe Gottes ist das höchste Glück der Seele und sie regt dieselbe stets zu neuen Empfindungen an. Es ist wie ein Stückchen Himmel auf Erden!
Bewahren Sie Ihren Geist so recht für Gott; das Herz sei dann dessen Widerhall und Frucht; denn die Erkenntnis, die wir von Gott haben, ist die Richtschnur und das Maß unserer Liebe; nach dem Maß unserer Liebe richtet sich dann das Maß unserer Tugend.
Ich werde auch Ihnen ebenso wie Ihrer lb. Mutter ein kleines Buch schicken. Ich nehme an, daß sie sich ständig in Calet aufhält.
Ich danke Gott mit Ihnen für das, was Sie mir mitteilen. So sehen Sie die Verwirklichung jener Worte des Propheten: "Auf Gott habe ich vertraut, ich werde in Ewigkeit nicht zu schanden."
Leben Sie wohl!
Ich segne Sie im Herrn
Eymard.
Nr.1683
An Marianne
Paris, 1. Jänner 1866.
Liebste Schwestern!
Am frühen Morgen möchte ich Euch ein glückliches Neujahr wünschen.
Wie üblich, habe ich meine erste Weihnachtsmesse für Euch zwei gefeiert. Ich stelle Euch so gerne dem Jesukind vor! Denn es ist so gut und so lieblich in seiner göttlichen Krippe!
Möge Euch Gott das Jahr seiner Liebe schenken, gute Schwestern! Im abgelaufenen Jahr hat er Euch das Jahr seines Kreuzes gegeben. Ihr habt es gern angenommen, mutig getragen und tief geheiligt.
Gott sei für alles gepriesen, selbst für das Kreuz!
Ich habe des öfteren diesen guten Meister gebeten, dieses Kreuz zu mildern und zu erleichtern, Euch die Kraft und den Mut zu geben, ihm noch besser zu dienen in der Fortführung Eurer seeleneifrigen Werke.
Ich war sehr erfreut über den Besuch, den Euch die gute Mutter Margarete abgestattet hat. Sie hat Euch sicher eine große Freude bereitet, ebenso ihre teure Schwester. Man findet nicht allzuoft solche Freunde, sie erscheinen mir wie Zugehörige unserer Familie.
Es geht mir gut, wenn ich auch fortwährend sehr beschäftigt bin. Wie Ihr es wißt, haben diese Damen am 8. Dezember in Nemours (Seine-et-Marne) ihre zweite Gründung gemacht. Ich hoffe, daß Unser Herr dadurch sehr geehrt wird! wir bereiten für uns eine Niederlassung in Brüssel (Belgien) vor. Ich kome von dort, alles ist bereit, wir erwarten nur noch ein Schreiben aus Rom. Betet fleißig für mich. lb. Schwestern; ich habe es stets sehr notwendig, denn zuviel Beschäftigung schadet der Frömmigkeit.
Ich segne Euch von ganzem Herzen heute und immerdar,
Euer Bruder
Eymard.
Nr.1684
An Frau Witwe Marechal
Paris, 1. Jänner 1866.
Gnädige Frau im Herrn!
Ich danke Ihnen für die Wünsche vor Gott - ich erwidere sie Ihnen aus ganzer Seele. Ich bete zu Unserem Herrn und guten Meister, Sie und Ihre ganze Familie zu segnen; ich hätte mich (gefreut), alle ihre Mitglieder kennenzulernen, aber die göttliche Vorsehung hat mir diese Freude auf später aufgehoben.
Ich bin Ihnen sehr dankbar für die Einladung, die mir Frau Maréchal schickt, aber unsere Lebensregel bindet uns in diesen Fällen.
Wären Sie nicht so klug, würde ich Sie in diesem Zusammenhang bedauern! Aber die Pflicht zuerst.
Ich segne Sie an diesem schönen Tag und bleibe im Herrn Ihr hochachtungsvoller und ergebenster Diener
Eymard.
Nr.1685
An Frl. de Meeûs
Paris, 1. Januar 1866.
Ehrwürdigste Mutter!
Ich beginne meine Neujahrswünsche bei Ihnen und Ihrer teuren Familie. Meine Wünsche kennen Sie: der reichste Segen für Ihr schönes und heiliges Werk; er möge unsere kleine Mithilfe segnen, aufdaß wir erleben, wie unser guter Meister mehr bekanntgemacht, mehr angebetet und mehr geliebt werde, denn - ach! - er ist es so wenig!
Aus Rom kommt nichts, die Beamten haben Urlaub. Was können wir tun? Noch ein wenig warten, um alles zu erledigen, wie Gott will, m i t O r d n u n g, M a ß u n d G e w i c h t.
Sie sind alle in mein Familienmemento eingeschlossen; ich hoffe auch auf das Ihre.
In Unserem Herrn verbleibe ich in Hochachtung
Ihr ergebenster Diener
(S) Eymard.
Nr.1686
An de Cuers
Paris, 2. Jänner 1866.
Lieber Pater!
Ich möchte Ihnen ein gutes, eucharistisches Neujahr wünschen, ebenso Ihrer ganzen lb. Familie. Was können wir den Anbetern und besonders Ihnen anderes wünschen als eine noch reichlichere Gnade der Anbetung in der Liebe zum Guten Meister und zu seiner größeren Ehre?
Das verflossene Jahr war etwas gezeichnet mit dem Siegel des Kalvarienberges und Sie selbst sind stets am Kreuz; Sie leiden zum Wohl der Gesellschaft, ich bitte jedoch den Herrn, Ihre Leiden zu lindern und Sie zu heilen, denn m e s s i s q u i d e m m u l t a, o p e r a r i i a u t e m p a u c i
setzen sich ein, dem Herrn zu huldigen durch Anbetung und infolgedessen durch Danksagung; denn in der Danksagung liegt die ganze Liebe; und jener Arbeiter der ersten Stunde ist noch mehr wert als die anderen zu späterer Stunde.
Ich war in Brüssel, um das Nötigste vorzubereiten, z.B. Betten, Tische...; der Kardinal hat mich wohlwollend empfangen; wir sind dort erwünscht und es gibt dort viel zu tun, vor allem für den römischen Kult.
Ich weiß noch nicht, wann wir die Antwort aus Rom erhalten, aber es wird schwierig sein, am königlichen Fest der Erscheinung des Herrn hinzureisen. Ich gedenke selber hinzureisen und zu beginnen, sobald die Stunde Gottes geschlagen hat.
Ich schließe mein Schreiben wegen der furchtbaren Zeit der Anstandsbesuche. Ich bleibe stets im Guten Meister mit Ihnen verbunden
Ihr ergebenster
Eymard.
S. S.
Nr.1687
An Frl. Virgin. Danion
Paris, 3. Jänner 1866.
Liebes Fräulein und teure Tochter im Herrn!
Die Zeit fehlte mir, Ihnen meine Weihnachts- und Neujahrswünsche zu senden. Ich schreibe sie Ihnen in der Eisenbahn. Ich habe versucht, unseren guten und gemeinsamen Meister im Verein mit Ihnen und das ganze Werk der Danksagung anzubeten, denn dieses Werk hat sein rührendes Amt an diesem Tag begonnen. Die Hl. Eucharistie war im Keime in Betlehem enthalten; dies Körnlein, der Weizen der Auserwählten, fiel auf die Erde nieder, um unser Lebensbrot zu werden.
So hängen Betlehem und der Abendmahlssaal zusammen und ergänzen einander. An beiden Orten gilt es, dem Herrn zu huldigen durch Anbetung und infolgedessen durch Danksagung; denn in der Danksagung liegt die ganze Liebe.
Wie müssen Sie darum glücklich gewesen sein an dem schönen Fest!
Nach Ihnen habe ich in Nemours eine kleine Anbetung eröffnet, wohin ich mich für einen Tag begebe, um morgen nach Paris zurückzukehren.
Das Fest der Epiphanie ist der Jahrestag unserer ersten Aussetzung; schenken Sie uns all Ihre Danksagungen an diesem Tag!
Hernach werden Sie mir Ihre Wünsche darlegen.
Ich empfehle Ihnen eine Gründung, die wir in Kürze in Brüssel (Belgien) vornehmen werden.
Ich segne Sie und verbleibe in Unserem Herrn vereint
Ihr ergebenster
Eymard, S.
Nr.1688
An Gräfin v. Andig.
Adveniat Regnum tuum.
Paris, 3. Jänner 1866.
Gnädige Frau im Herrn!
Ich habe Sie zu Weihnachten dem Jesuskind dargebracht, damit Sie seine glückliche Dienerin seien. Am Neujahrstag habe ich Sie dargebracht mit meinen besten Wünschen; ich werde sie Ihnen mündlich überbringen.
Möge der hl. Wille der Liebe Gottes allzeit und in liebenswürdiger Weise in Ihnen geschehen durch jede Gnade, jede Tugend und jede Lage, wie es ihm gefallen wird! Und das Ja des Herzens sei die Antwort auf alles.
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morgen abend, um 18 Uhr. Ich werfe Ihnen diesen Gruß zu und segne Sie.
Versuchen Sie am Samstag zu unserem großen Fest der Epiphanie nach Paris zu kommen; es ist der Jahrestag unserer ersten Aussetzung und der Tag der königlichen Anbetung.
Im Herrn verbleibe ich
Ihr ehrfürchtiger und ergebener Diener
Eymard.
P.S.- Ich gebe Ihnen für immer jede Erlaubnis, ins Innere unseres Klosters hereinzukommen.
Eymard.
Nr.1689
An Frau v. Couchies
Jesus-Hostie.
(Nemours) 4. Jänner 1866.
Gute Mutter!
Ich hätte stets am Nachmittag ein bißchen Zeit für Sie. Nehmen Sie meine Grüße und Wünsche in Gott im Himmel und auf der Erde entgegen.
Sie sind voll Zuneigung und Ergebenheit, Ihr
Eymard.
Nr.1690
An Frl. de Meeûs
Paris, 8. Jänner 1866.
Ehrwürdigste Mutter!
Die Stunde der eucharistischen Epiphanie hat noch nicht geschlagen - ich war einen Augenblick lang glücklich, als ich am 3. aus Rom ein Schreiben erhielt; ich sagte: Amen, Deo gratias, - wir sind bereit.
Als ich jedoch den Brief öffnete, schrieb mir mein Freund, daß Monsignore S.V. Vegliatti krank sei und daß daher unsere Angelegenheit nicht behandelt werden konnte, daß sie aber im Auge behalten werde. So warten wir also auf die Stunde Gottes. Eine teure Gründung! Sie muß eines Tages sehr schön werden, weil ihre Wurzeln so tief hinunterdringen!
Ich empfehle mich nicht mehr Ihren Gebeten, bleibe aber mit Ihnen in Unserem Herrn verbunden.
Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Diener
(S) Eymard.
Nr.1691
An Fr. Math. Giraud-Jordan
Paris, 10. Jänner 1866.
Gute Dame im Herrn!
Danke für Ihre Neujahrswünsche! Sicherlich sind wir einander in der ersten Stunde zu Füßen Unseres Herrn begegnet und haben unsere Gebete ausgetauscht; denn man vergißt nicht die Seinen, die alten Bande der Liebe.
Ich bete und werde für Ihre Hoffnung beten, auf daß sie sich verwirkliche und Sie, wie Anna, die Mutter eines Samuel, ja, noch eines Größeren werden. Die Frucht des Gebetes und des Segens ist gewöhnlich etwas Großes und Heiliges.
Fahren Sie nur fort zu bitten, zu flehen und Gott zu bestürmen: das ist ohne weiteres erlaubt und gereicht Gott sogar zur Verherrlichung. Aber, gute Dame, überlassen Sie sich dabei nicht innerer Traurigkeit oder fortdauernder Betrübnis; das hieße, den Frieden verlieren, Ihrer Frömmigkeit schaden und Ihr Gottvertrauen schwächen.
Bleiben Sie immer einfach in Ihrer Gnade, fromm in Ihrem Herzen, in Ihrer Lebensart froh und guter Dinge, mit einem Wort: seien Sie stets zufrieden mit Gott; dann wird auch er es mit Ihnen sein.
Ich danke für Ihre Fotographie; aber Sie sind nur zur Hälfte zu sehen; das ist nicht Ihr C h a r a k t e r.
Ich segne Sie mit allem Segen der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament und wünsche Ihnen Anteil an allen unseren Gütern.
Im Herrn vereint, gute Dame, verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard, P. S.
Nr.1692
An Fr. Camille Jordan
Paris, 10. Jänner 1866.
Gute Dame!
Sie haben guten Grund, ein wenig zu schimpfen, tun Sie es aber mit Ihrem guten Herzen. Schon seit zwei Monaten bin ich ständig auf Reisen oder mit Predigen von Exerzitien beschäftigt; dies hat mich derart in Anspruch genommen, daß ich überall in Verzug geraten bin, sogar bei Gott. Ich kann Ihnen jedoch versichern, daß ich im Herzen oder im Gebet nie verspätet war; somit werden Sie gewiß mit mir Erbarmen haben, wenn Sie sehen, wie ich von allen Seiten bedrängt werde.
Was soll ich Ihnen zum Neuen Jahr anderes wünschen als was Sie selbst mit so frommer Liebe und Sorge begehren? Dieses kleine Kind vom lb. Gott, ja, dieses erbitte ich mit Ihnen und für Sie alle; und ich erflehe es v o l l k o m m e n.
Lassen Sie sich nicht beunruhigen, gute Mutter, von den Prüfungen, welche die Erwartung mit sich bringt, sondern festigen Sie im Gegenteil Ihr Vertrauen und Ihr Gebet.
Und was soll ich Ihnen persönlich wünschen? Ach, nichts anderes als einen Funken mehr an göttlicher Liebe - aber einen jener weißglühenden Funken, der alles Beigemischte verzehrt und das Gold so schön und so rein macht.
Hüten Sie sich sorgfältig vor aller Traurigkeit des Geistes; denn dieselbe würde Sie den peinlichsten und verderblichsten Versuchungen aussetzen. Der Himmel des Geistes muß immer das Gesetz des Lebens, der Wahrheit und der Güte Gottes schauen und betrachten können.
Im Dezember habe ich in Nemours ein Haus für Schwestern gegründet; nun bereite ich ein weiteres in Brüssel vor. Ich empfehle es sehr Ihren guten Gebeten, ebenso wie Ihren armen Diener, der jetzt und in Zukunft Ihnen im Herrn ganz ergeben bleibt.
Eymard, S.
P. S.- Sobald ich bei der nächsten Gelegenheit die Schwester treffe, werde ich Ihren Auftrag erledigen; aber für gewöhnlich hat sie nicht diese Ansichten: es handelt sich eher um die übernatürliche Ordnung. Ich danke Ihnen für alle Mitteilungen über Ihre Nichten; ich bete recht für sie, besonders für Edmée.
Nr.1693
An Fr. v. Grandville
Paris, 10. Jänner 1866.
Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!
Meine ersten Neujahrswünsche für Sie habe ich Gott am Altar vorgetragen. Was will ich anders, sagte der Heiland, als daß das Feuer der göttlichen Liebe die ganze Welt entzünde? - Und ich wünschte, daß dieses Feuer Ihre Seele entzünde, die mir in Unserem Herrn so teuer ist.
Man sagt, es sei das Feuer, das die Erde fruchtbar mache und die Bewegung des Blutes im Herzen bewirke. Das Feuer der Liebe Gottes ist noch mächtiger und fruchtbarer. Lieben Sie also recht Unseren Herrn Jesus Christus, und trachten Sie nur danach, ihm zu gefallen, und in sein liebevolles Herz all Ihre Sorgen und all Ihre Freuden, und vor allem die ganze zärtliche Liebe Ihrer Seele auszugießen; denn wenn Sie auf solche Weise unseren guten Meister lieben, wird er Ihnen genügen, und Sie werden glücklich sein.
Ich habe Sie wohl etwas vernachlässigt, aber ach, ich bin soviel gereist und war im Dezember mit soviel Arbeit überhäuft! Wir haben in Nemours eine Gründung der Damen von Angers vorgenommen und ich habe eine andere für uns in Brüssel vorbereitet, wo wir - wie ich hoffe - am Ende des Monats hingehen werden. Ich werde persönlich mit dieser Gründung beginnen, wenn es Gott gefällt, und beabsichtige, vielleicht einige Monate dortzubleiben. Ich bin nicht nach Angers gegangen, die Exerzitien zu predigen, wie ich Ihnen angekündigt hatte; wegen meiner Reise nach Brüssel fehlte mir die Zeit dazu. Ich weiß noch nicht, wann ich mich nach Angers begeben werde, aber wenn es soweit ist, wünsche ich sehr, Sie zu sehen.
Ich verbleibe, gnädige Frau, allzeit im Herrn
Ihr ergebenster
Eymard, S.
Nr.1694
An Frl. v. Revel
Paris, 11. Januar 1866.
Gnädiges Fräulein!
Ich habe Ihre Nachrichten durch Fräulein Guillot vernommen. Ich danke Gott, daß Sie sich aufrecht halten trotz der schlechten Jahreszeit. Die beste Jahreszeit für die Früchte ist der Sommer; sie werden gut und die Ernte reift unter dieser schönen Sonne. - also Mut und Vertrauen! Die Stunden der letzten Lebensphase sind vor Gott wie Jahre wert ....
Nr.1695
An Herrn Jos.-Aug. Carrel
Paris, 11. Jänner 1866.
(Druckfehler: muß 1865 heißen, A.d.Ü.)
Teurer Freund!
Ich wollte Sie für Neujahr überholen: ich habe es vor Gott getan, weil ich von 1-2 Uhr nach Mitternacht die Anbetung gehalten habe.
Ich wünsche Ihnen die Fortsetzung der Gnaden und irdischen und geistlichen Segnungen, denn als Vater und Chef brauchen Sie beide. Das liegt in der Ordnung der göttlichen Vorsehung. Ich liebe Ihre Familie, die um Sie versammelt ist: der Vater bleibt immer Vater ...
Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen Herrn Baret, einen meiner geistlichen Söhne empfehle; er kennt sich aus in der Buchhaltung, hat eine schöne Handschrift, er ist ehrlich und feinfühlig. Er verläßt ein Haus, das geschlossen wird, und kehrt zu seiner Familie nach Lyon zurück (Rue de Trion 20). Wenn Sie für ihn eine Verwendung haben, hätten Sie einen treuen und einsatzfreudigen Mann.
Ich bitte Sie, Ihrer Frau Gemahlin meine gleichen Wünsche zu übermitteln.
Im Herrn verbleibe ich allzeit
Ihr ergebenster
Eymard, S.
Nr.1696
An Frl. Zenaide Blanc
Paris, 11. Januar 1866.
Gnädiges Fräulein und teure Tochter im Herrn!
Danke für Ihren lb. Brief; es war ein Trost für mich darin zu lesen von Ihrer Ergebenheit und Übereinstimmung mit dem hl. Willen Gottes und von Ihrer kindlichen Überantwortung an seine Pläne mit Ihnen. Ja, Sie müssen mit der Entscheidung einer neuen Lebenslage noch zuwarten. Die Wunde in der Familie blutet noch, Ihr Zustand ist noch zu schmerzlich; zudem scheint es der gute Meister zu wünschen, daß Sie soviel Leid um sich herum noch trösten und soviel Schwäche und Schmerzen lindern sollen.
Halten Sie sich an die Anweisungen Gottes, an sein Wohlgefallen im allgemeinen; dienen Sie ihm in milder Frömmigkeit zu seinen Füßen und mitten unter den Ihrigen.
Ich würde es von Ihnen gerne sehen, wenn Sie sich viel Erholung und Schlaf gönnten; Sie müssen ja einen ungeheuren Bedarf danach haben. Ihr gequälter Kopf muß allein die Ehre Ihrer guten und heiligen Mutter, ihre Liebe zu Gott, ihre himmlische Güte für Sie sowie die täglichen Glieder dieser Gnadenkette der Vorsehung vor Augen haben. Gehen Sie oft hin zu Füßen des hl. Tabernakels, sich zu erholen und ohne etwas zu sagen; dort werden Sie Ihre Kräfte besser erneuern und neuen Mut schöpfen.
Danke für Ihre lb. Einladung. Ich weiß nicht, wann ich in Lyon vorbeikomme; seien Sie jedoch überzeugt, daß ich Sie als erste besuchen werde.
Wir beten jetzt und in Zukunft für Sie und rechnen auch mit Ihrer Gegenseitigkeit.
Im Herrn verbleibe ich Ihr
ergebenster Diener
Eymard.
Nr.1697
An de Cuers
Paris, 11. Januar 1866.
Lieber Pater!
Mit Ihrem Brief vom 5. Dezember kündigten Sie mir an, alle Dokumente zu schicken, die zur Abhebung Ihrer Pensionen von zwei abgelaufenen Trimestern nötig sind; Ihre königlichen Feste und wahrscheinlich auch Ihr Krankheitszustand werden die Ursache dieser Verzögerung gewesen sein. Angers ist das Wachs für den Guten Meister schuldig, und ich habe dem Haus diese Hilfe zugesichert.
Wie in den anderen Häusern begehen auch wir, soweit wir können, in feierlicher Weise die königliche Oktav von Epiphanie; ich predige alle Tage, und unsere Kapelle ist ziemlich gut besucht; aber verglichen mit den anderen Häusern ist das so wenig.
So ist nun Hochwürden Deplace zum Bischof von Marseille ernannt worden. Ich denke, er wird in Kürze präkonisiert werden; dann wird uns der Erzbischof seine Zustimmung für Fr. Julius geben.
Vor 8 Tagen haben wir einen spanischen Novizen aus Cadix aufgenommen; er wohnte seit 2 Jahren bei Herrn Le Marchand; heute beginnt er sein Postulandat. Er erbaut uns sehr; er ist ein guter spanischer Charakter.
Meine herzlichen Grüße zu Epiphanie an die Patres und Brüder!
Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster
Eymard,
S. S.
Nr.1698
An de Cuers
Paris, 16.Jänner 1866. (vielleicht 6. Jan. wie im frz. Drucktext steht?)
Lieber Pater!
Herzlichen Dank für Ihre lb. Worte am 10.; in alter Freundschaft hat man einen persönlichen Neujahrswunsch gern. Gott möge mit uns zufrieden sein: das ist alles, was wir uns wünschen können.
Ich habe mich sehr gefreut über die gute Nachricht dieses priesterlichen Berufes, von dem Sie mir berichten; wir werden den Kandidaten sehr gerne zu Exerzitien aufnehmen.
Aus Rom ist für Brüssel noch nichts gekommen. Der Sekretär Msgr. Vegliatti ist seit 2 Monaten krank.
Ich sende Ihnen die 2 Bescheinigungen, die Sie einfach bezahlen können; so lautete der Bescheid beim Invaliden-Amt.
Der junge Spanier heißt Saavedra Carmel Narziss Joseph, er arbeitete als Offizier und Kommissär in der königlichen Marine; er ist 27 Jahre alt und erbaut alle; ein echter Spanier.
Der Bruder des P. Viguier ist auch eingetreten; er ist 25 Jahre alt und gibt gute Hoffnung; er hatte seine Studien nicht absolviert.
Sonst gibt es nichts Neues, unsere königliche Oktav ist zu Ende.
Aufrichtige Grüße an alle.
Im Herrn vereint, verbleibe ich ganz Ihr
Eymard,
S.S.
P.S.- Bevor ich nach Brüssel reise, möchte ich gerne mit Ihnen sprechen, aber ich kenne noch nicht den Zeitpunkt.
Nr.1699
An Fr. Tholin-Bost
Paris, 19. Jänner 1866.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Danke für Ihren lb. Brief vom 3. Zu Füßen unseres guten gemeinsamen Meisters erwidere ich all Ihre guten Wünsche, daß wir so recht vereint seien in seinem heiligen Dienst und zu seiner größeren Ehre. Ihre Seele, durch die Anregung der Gnade mit unserem göttlichen Heiland vereinigt, muß ihm in seinen verschiedenen Prüfungen nachfolgen; denn da sie in der Zeit seine Braut ist, um es einst in alle Ewigkeit zu sein, muß sie alle Zustände Unseres Herrn durchmachen, bis sie endlich zum glorreichen Himmelfahrtstag gelangt. Alle die Opfer, die sie dies kostet, sind die Blüten, welche die Liebe in der Wüste dieses Lebens treibt. Gehen Sie durch alles hindurch, von der Wolkensäule der Eucharistie geleitet. Was Sie mir vom tiefinneren Frieden Ihrer Seele sagen, zeigt mir, daß sie in der Liebe festgewurzelt ist. Das ist gut.
Seien Sie in Ihren Gebeten zu Unserem Herrn stets einfach und zart; Ihre Seele braucht dies, denn weil sie sich über nichts in der Welt freuen soll, muß sie sich in diesem göttlichen Gespräch festigen, indem sie getreu dem Wind der Gnade und der inneren Bewegung des hl. Geistes folgt.
Ich war sehr erfreut zu hören, daß Ihr lb. Albert nun Ordensmann ist; das war Ihr großer Wunsch; es wird auch Ihre Freude als Mutter sein!
Ihr lieber und braver Ältester kommt immer wieder nach Paris wie die Kinder zum Glutofen, seien Sie aber stets sein Schutzengel.
Ich empfehle Ihren Gebeten eine Gründung, die wir in Brüssel (Belgien) vorhaben, in diesem traurigen Land, wo die geheimen Gesellschaften herrschen. Ich ersuche Sie sehr, viel für mich zu beten, denn so viele Sorgen trocknen oft meine Seele aus!
Grüßen Sie mir Herrn Tholin, Herrn de Lagoutte, die braven Damen Favel, Thivel, Duvillard und Fräulein Fanie. Ich bete gerne für sie.
Gute Dame und Schwester, ich verbleibe im Herrn
Ihr ergebenster
Eymard, S.
Nr.1700
An Fr. Camille Jordan
Paris, 21. Jänner 1866.
Liebe Dame!
Ich lese Ihren Brief und möchte Ihnen meine tiefe Erbauung und Freude ausdrücken, daß die gute Edmée treu und großherzig ist. Gott wird sie mehr als millionenfach belohnen; ebenso bewundere ich deren Vater und ihre Familie! Gott segne und beschütze diese lb. Tochter! Ich bitte recht den lb. Gott, er möge d i e s e n k l e i n e n h l . J o h a n n e s Ihrer guten Mathilde reifen lassen, ihn segnen und zur rechten Zeit kommen lassen! Endlich sind Sie so, wie ich Sie haben wollte; das ist gut so.
Die erste und letzte Regung des Herzens soll immer Gott gehören!
Es ist nicht unmöglich, daß ich bald nach Marseille fahre. Ich wäre glücklich, Sie dabei kurz zu grüßen wie in unseren ehemaligen Zeiten.
Sie wissen ja, daß Sie gewöhnlich als erste drankommen.
Ich segne Sie und schließe ab, um das hl. Opfer darzubringen und für Sie zu beten.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard, Sup.