Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 5 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.1621

An Herrn E. v. Leudeville

La Mure, 25. September 1865.

Teurer Freund im Herrn!

Ich bin mit meinem Brief an Sie in großer Verspätung! Nicht vor Gott, sondern vor dem Gesetz der Freundschaft.

Ich habe am christlichen Tod Ihrer Mutter aufrichtig Anteil genommen; dieser Tod muß Ihrem kindlichen Herzen sehr schmerzvoll gewesen sein!

Sie ist gestorben, wie sie gelebt hat: wie eine heilige Seele. Gott hat ihr einen großen Trost gespendet, indem Sie ihre Frömmigkeit nachahmen. Sie standen ihr bis zum letzten Atemzug bei; das mußte freilich eine große Pein für Ihr Herz, aber auch eine Gnade für Sie beide gewesen sein.

So, teurer Freund, entschwinden die Unsrigen aus unserem Kreise. Es entsteht eine Leere: Gott bleibt, er ersetzt und erfüllt alles. Wir müssen uns im Himmel wiederfinden und mit großen Schritten im Schatten des Kreuzes des göttlichen Meisters darauf zugehen.

Seit nahezu vier Wochen weile ich hier bei meiner Schwester, die sehr krank ist; sie befand sich in unmittelbarer Todesgefahr. Gott stützt sie zwischen Leben und Tod. Ich glaube jedoch, mich morgen oder übermorgen von ihr zu verabschieden und wieder meinen Betstuhl einzunehmen.

Leben Sie wohl, guter und teurer Freund, Mut und Auslieferung in die Hände Gottes.

Ihr ergebener

Eymard, Sup.

An Abbé Leudeville,

in Leudeville, über Marolles-en-Hurepoix (Seine-et-Oise).


Nr.1622

An Sr. Anne-Marie Guillot sss

La Mure, Montag, 25. September 1865.

Liebe Schwester!

Ich hätte heute früh nach Lyon abfahren sollen, um dort zu übernachten, aber gestern abend trat bei meiner Schwester eine größere Erschöpfung ein; daher bin ich bis heute hiergeblieben, wahrscheinlich werde ich erst am Mittwoch morgens in Lyon sein. Schw. Benedikte schreibt mir, ich solle Frau Morel bei ihr besuchen; also werde ich zu den Karthäusern gehen, dann zu Ihnen, wo ich am Nachmittag einzutreffen hoffe; das alles ist aber sehr bedingt, wie wird es nämlich von heute bis Mittwoch meiner Schwester gehen? Ich gebe Ihnen also nur vorläufige Angaben, denn ich kann nicht wissen, mit welchem Wagen ich von Grenoble nach Lyon abfahren werde.

Schw. Benedikte traf Frau G. sehr krank an. Wir müssen eifrig für sie beten.

Ich segne Sie, liebe Tochter; meine Schwester war über Ihren Brief und Ihre sowie Nantette's Grüße sehr erfreut. Herzliche Grüße Ihrer guten Schwester Jenny.

Ihr ergebenster

Eymard.

P. S.- Ich eröffne meinen Brief noch einmal, um mitzuteilen, daß meine Schwester gerade einen Schwächeanfall erlitten hat, und daß ich Ihnen somit weder Tag noch Stunde genauer angeben kann. Wenn sie keine weiteren Anfälle mehr erleidet, hoffe ich indes, in Lyon zu übernachten;aber warten Sie nicht auf mich, denn ich werde zu spät ankommen.


Nr.1623

An M. Guillot

A. R. T.

Paris, 1. Oktober 1865.

Teure Tochter im Herrn!

So bin ich nun seit gestern früh wieder in Paris; ich hatte nicht die Zeit, Ihnen sofort zu schreiben.

Ich habe meine Schwester in einem recht guten Zustand zurückgelassen; am Mittwoch habe ich mich von ihr verabschiedet.

Ich konnte nicht früher abreisen, weil sie am Sonntag wegen eines kleinen Verdauungsproblems und am Montag wegen eines Schwächeanfalls fast sterben mußte. Durch Gottes Hilfe hat sich die Gefahr zerstreut, und ich hoffe, daß sie bald wieder zu Kräften kommt.

Ich habe in Lyon Ihre beiden Schwestern besucht; Schwester Mariette geht es viel besser, Schwester Jenny ist recht gut beisammen; sie sind vor allem sehr brav.

Ich habe Frau ............. gesehen. Ihr Aussehen hat mich am Mittwoch abend erschreckt. Ich traf sie bei meiner Ankunft; sie hat mir den Wunsch geäußert, daß ich sie am nächsten Tag, Donnerstag, wieder besuche. Ich bin ihretwegen geblieben. Zum Glück ging es ihr am Donnerstag etwas besser.

Nemours, das ich auf der Durchreise angeschaut habe, ist bald vollendet; es wird das Paradies des lb. Gottes sein.

Pater Champion hat Herrn False aufgesucht und ihm meinen Brief übergeben. Er war angemessen und meinte, er würde damit einverstanden sein, wenn seine Mieter nichts dagegen haben. Nun kommt es darauf an, seine Mieter zu versammeln; somit könnte vielleicht die Sache beim Herrn Neveu, Ihren Notar, oder bei Ihrem Architekten Dussouchet durchgeführt werden.

Erkundigen Sie sich, was zu geschehen hat; wenn ich sie zusammenriefe, sehe ich darin keinen Vorteil, weil wir ja das Wort des Herrn False haben; sehen Sie zu und schreiben Sie mir, denn würde meine Anwesenheit notwendig sein, könnte ich Ihnen nichts verweigern.

Es bleibt mir nur die Zeit, Sie zu segnen und so verbleibe ich im Herrn Ihnen und Ihrer teuren Familie ergebenster

Eymard.

P. S. - .................... wird Ihnen das Übrige erzählen. Ich habe Frl. Baillet besucht; ich habe sie besser angetroffen, als ich dachte. Ich denke, daß sie gleich kommen wird; ich schreibe ihr heute.


Nr.1624

An Sr. Benedikta

A. R. T.

Paris, 1. Oktober 1865.

Teure Tochter im Herrn!

Die ehrw. Mutter wird Ihnen erklären, warum ich die Rückreise von La Mure so lange hinausgeschoben habe; eine Verdauungsstörung und ein arger Schwächeanfall meiner Schwester waren es, aber ich habe sie gebessert und auf dem Weg der Genesung zurückgelassen; immer jedoch erinnert sie sich an ihre liebe Schwester Benedikte, Sie haben ihr viel Gutes erwiesen. Ich habe ein Foto von ihr mitgebracht, aber es ist nicht gut gelungen, Nanette sagte mir, sie würde ein anderes nachbestellen.

Ich hoffe, daß uns der Herr diese teure Schwester erhält; ich habe sie sehr krank angetroffen, am Donnerstag trat dann eine kleine Besserung ein, am Freitag bin ich nach Nemours gegangen, um Sie zu holen. Am Samstag habe ich Baudin getroffen, der nur mehr eine Stunde lang zu arbeiten hatte.

Herr Baret muß mir alle seine Rechnungen für den Altar und die verschiedenen Möbelstücke senden.

Der Gute Meister hat es nicht gewollt, daß ich Sie noch hier antreffe; Sie sind also bei ihm und zu seinen Füßen. Ihr Herz muß gewiß großes Verlangen haben, ihn wiederzusehen und ihn auf seinem bescheidenen Thron anzubeten.

Wir müssen ihn wirklich innig bitten, daß diese kleinen Schwierigkeiten in Angers ein Ende nehmen; oder wir sollen ihn fragen, ob dies alles ein Zeichen sei, daß das Haus anderswohin verlegt werden solle, oder ob wir uns mit einem Gebäude begnügen sollen, wenn das Gäßchen wieder geöffnet wird; wie auch immer: sein heiliger Wille geschehe.

Ich hoffe, gute Tochter, daß Sie sich von Ihrer Reise und Ihren Mühen etwas erholt haben, Sie haben diese Erholung sehr gebraucht.

Ihre Töchter, Ihre Schwestern und vor allem die ehrwürdige Mutter haben Sie bestimmt mit großer Freude empfangen, und das freut mich. Sie werden mir schreiben, bild oder zeichenhaft, wie Sie wollen. Vergessen Sie nicht, wiesehr Sie für mich und für meine drei Gnaden beten müssen.

Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß ich es für Sie tue; man vergißt doch nicht ein Kind, das einem Gott anvertraut hat.

Ich segne Sie innig im Herrn

Eymard.


Nr.1625

An Sr. Konstanze (=Frl. Anne Lecointe)

Brief betreffend Schw. Konstanze, in der Welt Frl. Anne Lecointe

A. R. T.

Paris, 2. Oktober 1865.

Gnädige Frau!

Ich komme von einer langen Reise und erhalte nach meiner Rückkehr Ihren Brief, der hiergeblieben ist.

Ich liebe dieses gute Frl. Anne Lecointe sehr; sie hatte fürchterliche Prüfungen, aber sie hat diese gut überstanden und recht geheiligt.

Ich wünschte, daß man sie bei den Dienerinnen vom Hlst. Sakrament aufnähme, aber die Sache ist in Angers problematisch geworden wegen der Karmeliterinnen und deren Beichtvater, der auch Beichtvater dieser Damen ist. ... ...................Sie hat wohl genug gelitten, diese arme Schwester! Ich schrieb zu ihren Gunsten einen Brief, als ich einen anderen erhielt, der mir die gegenwärtige Unmöglichkeit aufgezeigt hat. -

Behalten Sie dieses Fräulein bei Ihnen, wenn es Ihnen möglich ist, denn sie liebt Gott sehr. Sagen Sie ihr lb. Grüße und daß ich sie vor Gott nicht vergesse.

Ich bleibe in Ehrfurcht vor Unserem Herrn, gnädige Frau, Ihr demütigster Diener

Eymard, Sup.


Nr.1626

An Frau Wwe Marechal

Paris, 2. Oktober 1865.

Gnädige Frau im Herrn!

Ich komme von meiner Schwester, die ich ein wenig gebessert zurückgelassen habe. - Gott hat ihre Krone verschoben, denn sie gehört ganz ihm. - Bei der Ankunft fand ich Ihren Brief vom 2. September. Dies macht Sie so lange warten. - Kommen Sie, wann es Ihnen recht ist, vor allem am Vormittag, - wir werden über dieses kleine Tagebuch plaudern, über Ihre Tagesordnung und über Ihre Seele.

Inzwischen verbleibe ich im Herrn in Hochachtung und Ergebenheit Ihr

Eymard.


Nr.1627

An M. Guillot

Paris, 4. Oktober 1865.

Teure Tochter!

Ich danke Ihnen für Ihren Brief von heute: der meine war schon geschrieben. Ich sende Ihnen diesen trotzdem und übergebe ihn Ihrer Beurteilung.

Glauben Sie mir fest, daß ich nichts ............, im Gegenteil. Ich bin ganz auf sein Wohl bedacht, aber man muß die Dinge an sich betrachten. Ich werde Herrn False aufsuchen. Ich möchte auch zu einem Rechtsanwalt gehen.

Ich verspreche Ihnen, daß ich mich mit Ihrer Angelegenheit eifrig beschäftigen werde. Sollte der hochwst. Bischof einmal zu Ihnen kommen, sagen Sie ihm, daß mich die Krankheit meiner Schwester bei ihr aufgehalten hat.

Ich habe nur mehr Zeit, Sie zu segnen.

Eymard.


Nr.1628

An M. Guillot

Paris, 6. Oktober 1865.

Teure Tochter!

Danke für Ihren Brief. Ja, dies erfordert Überlegung, Gebet und Kraft, denn es muß eine Novizenmeisterin für Angers und eine Oberin für Nemours gefunden werden; unter den Schwestern muß eine Wahl getroffen werden, und zwar im Vertrauen auf Gott.

Ich weiß nicht, ob die Regung, die in mir aufkommt, ein anderes Motiv als Gott hat, aber ich neige dazu, Schwester Benedikte in eine innigere Vereinigung mit Gott zu setzen. Das ganze äußerliche Leben muß ihre Seele ermüden und ihre Gnade ein bißchen beeinträchtigen. Man merkt, daß sie Gott braucht.

Der Händler Ihres Ofens muß am Dienstag in Ihre Gegend fahren; möchten Sie, er soll bis nach Angers gehen und den Ihren in Ordnung bringen? Er sagte mir, er funktioniere nicht. Ich warte auf Ihre Anwort.

Ich segne sie im Herrn

Eymard.

P.S. - Ich habe Ihrer Schwester Mariette nach Lyon geschrieben, um Frl. Baillet zu schicken; aber es gibt außer mir niemanden, der sie kennt. Daher muß ich sie abholen; ich werde dies tun, sobald ich über den Tag und die Stunde ihrer Ankunft in Kenntnis gesetzt werde.


Nr.1629

An Frl. de Meeûs

Paris, 6. Oktober 1865.

Sehr geehrtes Fräulein!

Ich stehe Ihnen zur Verfügung. Ich wünsche jedoch, daß unsere Besprechung so bald wie möglich zustandekommt wegen vielerlei Zwischenfällen, die mich anderswo erforderlich machen.

Ihr Projekt hat unsere Patres etwas abgekühlt. Ich meine jedoch, daß eine offene und klare Aussprache, wie Sie eine solche wünschen, allen unseren gemeinsamen guten Willen zeigen wird.

Ich warte auf den Tag, den Sie festlegen wollen, und verbleibe in Hochachtung Ihr ergebenster Diener

(S) Eymard

Sup.


Nr.1630

An Fr. Tholin-Bost

Paris, 8. Oktober 1865.

Liebe Schwester und Tochter im Herrn!

Ihr Schreiben hat mich sehr gefreut; denn so oft wanderte meine Seele allein nach Joasson und kehrte wieder allein zurück!

Ihre Nachsicht wird sicher mein Schweigen verzeihen, aber ich entschuldige es nicht. Ich habe den großen Fehler, meinen Freunden die etwas freiere Zeit zu widmen, und diese Zeit fehlt fast immer.

Ich bin 5 Monate in Rom geblieben und seit meiner Rückkehr bin ich nur gereist. Ich denke gegenwärtig nicht an Ihren Brief innerer Niedergeschlagenheit. Ihre Seele war mir viel zu teuer sie zu verlassen. Ihr Brief hat mich leider verfehlt, - aber Gott hat Ihnen nicht gefehlt; das tröstet mich; und niemals wird er Ihnen fehlen, denn Sie sind ganz sein. Nur gefällt es Gott oftmals, die Seele in einen geheimnisvollen Abgrund zu werfen, damit sie sich von allem löse und reiner und ungeteilter ihm allein anhange.

Ich stehe Ihnen stets zur Verfügung, wenn es Ihre Bedürfnisse und Gedanken verlangen, mir zu schreiben. Vielleicht werde ich in diesem Fall glücklicher sein, wenigstens werde ich immer in der Freude des Herrn von Ihnen und den Ihren Nachricht erhalten. Zudem hat man es von Zeit zu Zeit nötig, seine Seele zu öffnen, um sie dem Gehorsam und dem Segen Gottes zu unterwerfen.

Gewiß, ich habe es sehr bedauert, daß ich Ihren älteren Sohn nicht öfter sehen kann; der beste Zeitpunkt, um mich ungestört zu besuchen, ist der Morgen oder abends nach 18.30 Uhr. Ich bin freier, aber ich muß gestehen, daß ich keine feste Säule, sondern ein sehr schwaches Schilfrohr bin. Ich freue mich über die gute Nachricht von Albert, das Herz ist gewöhnlich das Zeichen der Stimme Gottes; er liebt die Maristenpatres; das ist ein gutes Zeichen, weil sie ja so gut sind! Ich kann einen solchen Gedanken nur segnen.

Nur Mut, teure Tochter und Schwester im Herrn; die Liebe Jesu wird sehr vernachlässigt und sogar in der christlichen Welt gedemütigt; die frommen Seelen vergessen allzusehr Gott im Tabernakel: auch bleibt er sehr allein. Nähren Sie recht dieses Feuer, das Gott durch Sie entzündet hat; das ist Ihre Sendung, Sie könnten keine schönere haben.

Seien Sie versichert, daß ich innig in unserem guten und göttlichen Meister mit Ihnen vereint bleibe,

Ihr ergebenster

Eymard, S.

P. S. - Ich mußte das Diplom des Herrn Pfarrers von St. Andreas nach Tarare senden; aber in der Befürchtung, es nicht erledigt zu haben, sende ich es Ihnen. Weil ich mir über seinen Namen nicht sicher bin, bitte ich Sie, denselben dort hinzuschreiben, wo ein Sternchen steht. Ich werde Ihre Messen am ersten freien Tag feiern.


Nr.1631

An Gräfin v. Andig.

Paris, 8. Oktober 1865.

Gnädige Frau im Herrn!

Ich schulde Ihnen ein paar Zeilen. Ich bin seit einigen Tagen wieder in Paris; meine Schwester habe ich etwas besser zurückgelassen.

Ich bin hier nun wieder in meinem Alltag. Wir bereiten eine schöne Erstkommunion auf Allerheiligen vor. Schade, daß Sie nicht hier sind! Sie wären erbaut und getröstet.

Ich weiß nicht, wann ich nach Angers reisen werde; ich hoffe, im Laufe des Monats oder nach Allerheiligen hinzufahren. Ich werde Sie davon verständigen.

Ich schicke Ihnen mit der Post ein reizendes Büchlein und hoffe, daß es ihnen guttun wird.

Ich bin mit der Person, die mir Gott anvertraut hat, zufrieden. Sie hat unter mancherlei moralischen, physischen und sogar geistlichen Qualen gelitten. Ihr Zustand war recht traurig und gab Anlaß zur Hoffnungslosigkeit. Ihr armer Kopf geriet dabei in Verzweiflung und sogar die Gotteslästerung durchtobte ihre Seele wie ein rollender Sturm. Arme Seele! Und noch ganz allein! Ich habe sie sehr beklagt und würde sie weiterhin sehr bedauern, wenn ich nicht wüßte, daß ihr Herz mitten in diesen Schrecken ganz auf Gott gerichtet ist; daß ihre geprüfte Tugend ihren Kommunionen sowie dem strikten und militärischen Gehorsam treubleibt. Dies rettet sie und macht sie Gott wohlgefällig, denn sie liebt Gott gewiß mehr als sich selbst, und Gott ist mit ihr sehr zufrieden, denn sie erleidet in diesem qualvollen Zustand ein Martyrium. Und in der Tat: nicht dann hat unsere Liebe einen Wert, wenn Gott uns trägt, uns mit seinen Annehmlichkeiten nährt und an allen seinen Gunsterweisen teilhaben läßt, sondern vielmehr dann, wenn sie Gott wie Hiob in der Bedrängnis preist. Wie der Heiland im Ölgarten trinkt sie den angebotenen Kelch ... und erleidet mit noch innigerer Liebe all die Verlassenheit selbst von seinem himmlischen Vater; dies ist dann eine sich schenkende und triumphierende Liebe.

Diese Seele ist mir im Herrn sehr teuer; ich bin gezwungen, sie leiden zu lassen, weil es Gott so will; aber ich opfere sie hundertmal Gott auf und bete für sie. Ich empfehle sie Ihnen, daß sie sich in Geduld ertrage, dem Gehorsam treu bleibt (denn dies ist ihre Rettungsplanke), daß sie sich großmütig besiege und allzeit gut sei zu jenen, die sie umgeben und über ihr inneres Martyrium keine Ahnung haben.

Ich empfehle mich Ihrem Gedenken vor Gott und in Ihrer andachtsvollen und gesegneten Kapelle, wo Jesus in seiner einsamen Liebe seine Wonne hat, da er nur Sie als seinen Hofstaat und für seine Gnaden hat.

In seiner göttlichen Liebe verbleibe ich in

Hochachtung Ihr Diener

Eymard.


Nr.1632

An Fr. v. Grandville

Paris, 8. Oktober 1865.

Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!

So bin ich nun von La Mure zurück; ich habe meine Schwester etwas gebessert zurückgelassen. Ich bin wieder in meinem gewöhnlichen Alltag. Ich kenne noch den Tag meiner Reise nach Angers nicht; ich werde Sie davon in Kenntnis setzen; ich glaube, daß es nach dem 15. sein wird.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt geben Sie sich ganz Gott und dem Nächsten hin; das ist recht: somit sind die zwei Gesetze erfüllt. Achten Sie jedoch darauf, daß Gott dabei die Richtschnur, die Gnade und das Ziel von allem sei.

Der gute Herr R. zieht Sie zur Sanftmut hin; das ist recht. Sprechen Sie oft das folgende Gebetlein:

"Jeus, sanft- und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen."

Ich lasse Sie zu Füßen dieses guten Meisters und segne Sie aus innerstem Herzen in seiner göttlichen Liebe.

Eymard, P.S.


Nr.1633

An die Gründerin einer Kongregation von Anbeterinnen

Paris, 9. Oktober 1865.

Rue fg st.Jacques 68

Sehr geehrte Mutter!

Ich schulde Ihnen dafür eine Danksagung, daß Sie an uns gedacht haben. Es ist richtig: weil wir dasselbe Ziel verfolgen, nämlich den Dienst der Anbetung Unseres Herrn in seinem erhabenen Sakrament der Liebe, sind wir Geschwister derselben Berufung. Darum freue ich mich, von Ihrer Existenz zu hören; die eucharistischen Berufungen tragen immer die Zeichen der Passion, weil die heilige Eucharistie ja deren wunderbare und zeitlose Fortsetzung ist; lassen Sie sich durch die Prüfungen nicht entmutigen und schließen Sie sich keiner anderen Institution an! Bewahren Sie Ihre erste Gnade; weil dieses Werk von Gott kommt, wird es eines Tages keimen. Ich bete und werde für Sie beten lassen und bitte Sie um dieselbe Gnade.

(Sollte jemals ein gewisses Fräulein Proux aus Rouen, eine ehemalige Novizin der Benediktinerinnen, Sie um Aufnahme bitten, so empfehle ich sie Ihnen nicht; ich glaube, sie hat schon viele fruchtlose Versuche gemacht).

Ich warte auf Ihre Regel oder Regelentwürfe und wenn ich Ihnen dienen kann, werde ich es freudigen Herzens tun.

Meine hochachtungsvollen Grüße an Ihre gute Sr. Assistentin, die ich nur allzu kurz gesehen habe.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard

Sup. Ges.S.S.


Nr.1634

An Frau Witwe Marechal

Paris, 9. Oktober 1865.

Gnädige Frau!

Erlauben Sie mir, den an Ihren Sohn gerichteten kurzen Brief zu adressieren. Mein armer, junger Mann leidet und ich mit ihm, aber ich hoffe, daß diese Wartezeit bald zu Ende sein wird. Es ist wirklich ein gutes Werk, sich für diese jungen Christen einzusetzen, welche die Welt abweist und die der Dämon zur Verzweiflung bringen möchte.

Im Herrn verbleibe ich Ihr hochachtungsvoller

und ergebener Diener

Eymard.


Nr.1635

An Frau Lepage

Achtung! Datum-Fehler: 9.Okt. 1865, nicht: 1867!!!

Paris, 9 Oktober 1865.

Teure Dame im Herrn!

Ich möchte Ihnen mitteilen, daß ich wieder in Paris bin. Ich ließ meine Schwester auf dem Weg der Besserung zurück, nachdem sie mehrmals an der Schwelle der Ewigkeit gestanden hatte. Ich hoffe, Gott wird ihr noch einige Zeit des Wirkens schenken.

Ich nehme von Ihrem Wasser, danke! ich denke auch ohne dieses an Sie, aber mit dieser Güte Ihrerseits denke ich noch mehr an Sie.

Und Sie sind wieder daheim in Rennes - mit sich selbst und mit dem guten Meister. Seien Sie recht treu und still in den Stunden des Schweigens und des Gebetes! Halten Sie den lb. Gott fest, weil Sie ihn gefunden haben und leisten Sie ihm gute, liebende Gesellschaft.

Ich bitte Ihre lb. Freundin, mir einen anderen Brief für meinen Schützling an seinen Vater bezüglich dieses erbetenen Platzes zu senden. Ich habe zwar den Seinigen genauestens adressiert, damit er nicht verlorengehe, ihn dann aber in La Mure liegen lassen.

Ich bitte Sie beide um Nachricht von Ihnen.

Ich segne Sie innig im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1636

An Fr. Camille Jordan

Paris, 9. Oktober 1865.

Gute Dame in Christus, dem Herrn!

Ich möchte bloß mit einigen Worten Ihren letzten Brief beantworten.

Ich bin zurückgekehrt, um meine Schwester ein zweitesmal zu besuchen, da mir der Arzt geschrieben hatte, daß sie sterben werde. Gott hat sie noch auf der Welt belassen. Ich habe sie in gebessertem Zustand zurückgelassen.

Ich freute mich recht, den guten Herrn Peurière wiederzusehen; das ist wirklich ein Mann Gottes! Ziehen Sie soviel Nutzen wie möglich aus dem Umgang mit ihm.

Der gute Herr Seymat befindet sich also in Pont! Diese Gegend hat wohl einen H e i l i g e n nötig. Sie sollen Gott dafür danken, daß Sie diese Männer kennen und durch sie einen Nutzen erfuhren. Gott allein bleibt Ihnen. Nun sind Sie wieder in Calet, mehr für sich allein, mehr mit Gott, mehr mit seinem Dienst beschäftigt! Das ist recht. Atmen Sie Gott ein in vollen Zügen und leben Sie von ihm.

Schließlich ist doch nur das vertrauliche Leben mit Gott ein wahres Leben; das äußerliche Leben erschöpft nur unsere schwachen Kräfte.

Danke für die Nachrichten über Frau Nugues; ich würde mich auf ein Wiedersehen mit ihr freuen. Gott sei ihr Hilfe und Trost in ihren Leiden.

Meine aufrichtigen Grüße an Ihre lb. Mathilde, die von Ihrem Leben lebt und geradewegs auf Gott zugeht.

Ich segne Sie im Herrn; in ihm bleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.


Nr.1637

(Paris, 12. Oktober 1865.)

An Fräulein de Meeûs,

Oberin der Gemeinschaft der Damen von der Ewigen Anbetung in Brüssel.

Sehr geehrtes Fräulein!

Ich möchte Ihnen in aller Einfachheit die Gründe der Abkühlung unserer Patres bezüglich der Gründung darlegen, die Sie uns ehrenvoll anbieten: Mit unserem Schreiben vom 16. Mai des laufenden Jahres haben wir um folgendes gebeten:

  1. Das volle Gebrauchrecht der Kapelle und der Kultgegenstände.
  2. Die Damen der Anbetung müßten den Chorraum aufgeben und sich mit den Tribünen begnügen, welche mit ihren Wohnzimmern in Verbindung stehen.
  3. Die Unterkunft der Religiosen.
  4. Die Damen der Anbetung müßten sich an der Kostendeckung für die Aussetzung beteiligen.
  5. Man müßte einen Jahresdienstplan erstellen für die gewöhnlichen und außergewöhnlichen Dienste der Damen der Anbetung.

Dies sind die ersten Bedingungen, gnädiges Fräulein, die wir als Grundvoraussetzung stellten, um das Angebot anzunehmen. Nun würden wir nach den schriftlich festgelegten Bedingungen, die Sie mir anläßlich meiner letzten Reise nach Brüssel überreichten, folgende Situation vorfinden:

  1. Wir würden nur den Gebrauch der Kirche, nicht aber deren Verwaltung bekommen; die Sammelgelder, das Ergebnis der Stühle und Opferstöcke würde nicht uns zukommen; es würden uns auch nicht die Opfergaben der Eucharistischen Wochen zufließen; dies sind alles Dinge, die uns von den Karmeliterinnen in Angers samt der vollständigen Verwaltung der Kirche zugestanden werden.
  2. Wir erhielten nicht das Gebrauchsrecht der alten Kapelle, sondern wären verpflichtet, jeweils die Oberin des Institutes darum zu bitten. Nun bräuchten wir diese Kapelle ebenso wie die Kirche; dort müßten wir nämlich die Aussetzung fortsetzen an jenen Tagen, wo dies in der Kirche wegen der verschiedenen Funktionen nicht möglich ist. Dort und nur dort würden wir auch die Beichten hören und nicht in der Kirche, wegen des ausgesetzten höchsten Gutes.
  3. Wenn wir die Gründung annähmen, müßte es auch selbstverständlich sein, daß außer der hochw. P.Boone oder der Beichtvater der Ordensschwestern der Anbetung kein anderer Priester das Recht hätte, zum Beichthören in die Kirche oder Kapelle zu kommen, zumindest nicht ohne das Einverständnis des Obern.
  4. Bezüglich der Unterkunft ist gesagt worden, daß die Patres, sollten sie die von den Damen gemietete Wohnung brauchen, dafür eine jährliche Miete von 1800 Fr. zahlen würden.

Da nun in unseren Häusern eine Anzahl von 16 Religiosen für den Dienst strikt notwendig ist, so wäre diese Last, die bald eintreten würde, und zusätzlich die Unkosten der Kerzenbeleuchtung, die normalerweise 5000 Fr. ausmachen, ohne die gewöhnlichen Auslagen des Kultes zu berücksichtigen, eine zu drückende Belastung darstellen. Dazu meint man, daß die Spenden und Sammelgelder ausreichen würden; wir teilen diese Meinung nicht, wenigstens während der ersten Jahre. Daher waren wir angenehm berührt von Ihrem Angebot einer jährlichen Hilfe während einer begrenzten Zeit; aber dies würde wieder eine zu schwere Bürde für Sie bedeuten, und wir dürften daher nicht darauf bestehen.

Auch hinsichtlich der Einrichtungsgegenstände des Kultes, die Sie uns zur Verfügung stellen möchten, würden wir dieselben nur in der anfänglichen Phase annehmen, weil es unsere Absicht ist, eigene Kulteinrichtungen zu haben, um in allen unseren Häusern die Einförmigkeit zu gewährleisten.

Schwerwiegend ist für uns weiters die Tatsache, daß wir keinen Garten haben, wo wir doch nicht ausgehen.

Wir übergehen stillschweigend den Abschnitt, welcher von dem Zeitraum zwischen der in Frage stehenden Gründung und einer anderen handelt; wir beabsichtigen darin, unsere Freiheit zu bewahren, haben aber diesbezügich keine Absichten weder einer Konkurrenz noch einer Vergrößerung auf Kosten der ersten Gründung.

Dies also, geehrtes Fräulein, sind unsere Überlegungen; sie werden Ihnen vielleicht streng erscheinen: nein, sie sind nur ganz konkret. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt drängt man uns, eine Kirche, ein Haus samt einem Garten in einer großen Stadt und eine andere Kirche im Zentrum Frankreichs zu übernehmen; da Sie aber die erste sind, haben wir Ihnen den Vorrang gegeben.

Trotzdem ist es normal, daß man lieber einen Vorteil als eine Last auf sich nehmen will.

Sie werden uns Ihre Überlegungen mitteilen, gnädiges Fräulein; und dies wird, so hoffe ich, entweder die letzte Schwierigkeit oder unsere Freiheit bedeuten.

Im Herrn verbleibe ich in Hochachtung Ihr

ergebener Diener

(S) Eymard

Sup. der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament.


Nr.1638

An de Cuers

A. R. T.

Paris, 14. Oktober 1865.

Lieber Pater!

Ich werde den jungen Carnatti mit Zuneigung und Hingebung empfangen und versuchen, ihn in dieser für einen unerfahrenen Jungmann so gefährlichen Stadt zu führen.

Hier herrscht die Cholera, die Spitäler behandeln bereits eine recht beachtliche Zahl von Cholerafällen; es heißt, diese Krankheit soll vor allem am Montmartre und in Batignolles wüten. Im Stadtviertel St. Germain gibt es auch Fälle, wie uns die Schwestern der Guten Hilfe berichtet haben; jetzt geht die übertriebene Furcht um, Männer und Frauen sehen nichts mehr als die Cholera, man spricht nur mehr von Cholera; das Gute daran ist, daß die Leute mit Glauben an ihr Gewissen denken.

Wir sind immer noch mit Brüssel in Verhandlung. Eben habe ich ihnen im Sinn Ihrer Ansicht geschrieben, die von allen geteilt wird, nämlich:

Wir wollen nicht nur die Nutzung der Kirche, sondern das Benützungsrecht der Kapelle, die mietenlose Unterkunft usw. Ich habe mein Erstaunen über ihre (ses?) Überlegungen zu unserer Frage zum Ausdruck gebracht und als Beweis des Gegenteils habe ich ihr die anfänglichen Bedingungen des Briefes mitgeteilt, den wir am 16. Mai gemeinsam erarbeitet haben; ich erwarte die Antwort darauf.

Es geht nicht um Fräulein de Méeüs, P. Boone soll von dieser Sache wissen.

Wir warten auf die Ernennung des Bischofs von Marseille; es heißt, Herr Guiol, der Bischof von Gap und der Ex-Jesuit Deplace, Pfarrer von Notre Dame, sind Kandidaten.

Die Berufe sind selten; die Cholera jagt Furcht ein und vielleicht noch mehr der bedingungslose Dienst am Meister.

Sonst gibt es nichts Neues; bezüglich der Enteignung herrscht k o m p l e t t e s S c h w e i g e n.

Ich danke Ihnen für die Gebete, die Sie für meine Schwester verrichtet haben, guter Pater; ich habe sie vor etwa 2 Wochen etwas gebessert zurückgelassen. Seitdem habe ich nichts Schlimmeres gehört; ich habe sie in der Obhut Gottes zurückgelassen.

Meine herzlichen Grüße den guten Patres und Brüdern der eucharistischen Familie.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard S. S.


Nr.1639

An Marianne

Paris, 15. Oktober 1865.

Liebste Schwestern!

Ich lechze nach Euren Nachrichten; ich hoffe, sie sind stets gut und besser, wo Ihr schon im Genesungsstandstand seid und alle Tage einwenig an Kraft gewinnt. Gott sei gepriesen und ebenso die hlst. Jungfrau, daß sie Euch geheilt haben!

Aber in der Genesungsphase bedarf es großer Vorsicht; daher hütet Euch vor heiß und kalt, Ihr wißt, dies ist stets die Ursache Eurer Krankheit.

Es waren lange Exerzitien, arme Schwester, die Euch Gott machen ließ! Aber Eure Seele wird großen Nutzen daraus gezogen haben; der lb. Gott legt uns so von Zeit zu Zeit auf das Leidensbett, um uns das Fegfeuer abbüßen zu lassen, sein Leiden zu ehren und unsere Verdienste für den Himmel zu verhundertfachen.

Die Krankheit ist ein Brief, der uns einlädt zum Kalvarienberg und zum Himmel.

Es geht mir gut; in unseren Wohnvierteln gibt es überhaupt keine Cholerafälle, unsere Gegend ist sehr gesund.

Bitte sagt mir in Eurer Antwort, ob der Vater Bonnois am nämlichen Tag meiner Abfahrt gestorben ist. Dieser arme Vater war nicht gefaßt auf seinen Tod; aber ich bin gewiß, daß er seine christlichen Pflichten ordentlich erfüllt hat.

Herzliche Grüße an die gute Familie Lesbros und an Euren guten und hervorragenden Arzt.

Ich segne Euch in Unserem Herrn, liebste Schwester, und vor allem Euch, gute Nanette, die Ihr zufrieden sein müßt über die Besserung der Schwester, aber auch sicher viel Ruhe braucht.

Euer Bruder

Eymard.


Nr.1640

An Frl. de Meeûs

Paris, 15. Oktober 1865.

Gnädiges Fräulein!

Heute früh habe ich Ihren ehrenvollen Brief erhalten. Wegen mehrerer eingegangener Verpflichtungen wird es mir sehr schwer ausgehen, diese Woche nach Maubeuge zu reisen; wenn Sie einverstanden sind, könnte ich am Montag nächster Woche aufbrechen und mit dem Morgenzug, den Sie mir in Ihrem Schreiben angeben, von Paris abfahren.

Gnädiges Fräulein, wir zweifeln nicht an Ihrem guten Willen unter den derzeitigen Umständen; dies ist vielleicht die Prüfung Gottes und der Natur.

Wenn Gott mit uns ist, wird sich alles regeln lassen.

In Unserem Herrn J. Chr. verbleibe ich, gnädiges Fräulein, Ihr hochachtungsvoller Diener

(S) Eymard

Sup.

Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 5 / Index Französisch / Index Eymard