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Nr.1481
An Ehrw. Mutter Guyot
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 8. Dezember 1864, im französischen Seminar.
Teure Mutter und Tochter im Herrn!
An einem Festtag denkt man vor allem an die Seinen; so möchte ich Ihnen also einen kurzen Gruß schicken. Ich sende ihn jeden Morgen um 7 Uhr auf dem hl. Altar; aber ich muß Sie ein wenig auf dem laufenden halten, wo ich umgehe, denn Sie sind von der ersten Stunde an dabei, und das Hlst. Sakrament bedeutet Ihnen alles, Sie lieben diese armen, schwachen Kinder, die so geprüft und demütigt, aber dennoch in ihrer Berufung so glücklich sind!
Noch zwei Priester ausgetreten!!! P. Blot, ich wagte es nicht, mit ihm zu rechnen, aber P. Garreau! Dazu noch ein Bruderprofesse in Marseille. Gott sei gedankt für alles!
Dies läßt mich erzittern, wenn ich sehe, wie Kandidaten für sich selbst zum Hlst. Sakrament kommen, wie man für sich arbeiten will, daß man zuerst Apostel und erst dann Anbeter sein will, ein Religiose wird, um eine Familie zu haben oder seine eigene Ehre! O wie wenig Menschen gibt es, die im Interessse Unseres Herrn kommen, um ganz für ihn zu leben!
Es scheint, daß uns der gute Meister zuerst durch all diese Heimsuchungen belehren will, weil wir nicht genug Erleuchtung und Tugend besitzen, um es anders anzustellen.
Meine Jerusalem-Sache, die vom Hl. Vater wohlwollend aufgenommen wurde, erleidet durch die Erkrankung des Kardinalpräfekten der Propaganda eine Verzögerung. - Gott hat es so gewollt, ohne Zweifel zu einem größeren Wohl! Immerhin geht es dem Kardinal nun besser; wahrscheinlich bin ich gezwungen, bis Ende Dezember hierzubleiben. In Rom gehen die Dinge langsam voran: es gibt so vieles in so kurzer Zeit zu erledigen! Glücklicherweise kann ich arbeiten und mich erbauen.
Ich habe Ihre Rosenkränze persönlich weihen lassen; ich werde sie Ihnen also mit Freuden bringen. Dem Hl. Vater geht es sehr gut. Hier ist man gelassen, als ob es draußen keine Stürme noch herinnen keine Feinde gäbe; - man vertraut auf Gott und den Papst; die Leute sind glücklich!
Ich sehe, wie Sie Unserem Herrn eine schöne Krippe vorbereiten; bereiten Sie uns doch auch das e u c h a r i s t i s c h e P a s c h a vor, das Petrus und Johannes vorbereitet haben! Ich hoffe sehr, daß wir trotz der Dämonen, der aufflammenden Leidenschaften und des geringen guten Willens der Menschen nach Jerusalem und sogar zum Abendmahlssaal gelangen werden. Bei Gott ist alles möglich und auch für jenen, der glaubt.
Kopf hoch, gute Tochter! In diesem Augenblick müssen Sie wie die seligste Jungfrau handeln. Ganz innerlich vereinigt sein mit dem menschgewordenen Wort, voll Sehnsucht, ihn zu sehen, ihm zu dienen, ganz ergeben sein für alle Opfer; so bereitete sie sich vor für die Reise nach Betlehem.
Die hl. Sammlung in Gott, das ist die Kraft der auf Gott konzentrierten Seele, um von hier hervorzubrechen und sich auszudehnen.
Unser Herr gewähre Ihnen diese Gnade der Gnaden!
Ich segne Sie und alle Ihre lb. Schwestern und Töchter.
Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1482
verfaßt von P. Peter-Julian Eymard in Rom, am Fest der Unbefleckten Empfängnis des Jahres 1864, adressiert an P.Michael Chanuet, Novizenmeister
Fest der Unbefleckten Empfängnis, 8. - Ein schönes Fest in Rom! Gestern schlechtes Wetter, heute strahlender Sonnenschein: der Himmel feiert das Fest der Unbefleckten Empfängnis zusammen mit der Erde, die heute so schön und glücklich ist.
Oh, heute steht Rom in seinem Glanze da, in seiner Liebe zur seligsten Jungfrau. Teilen wir diese Liebe, seien wir würdige Kinder jener Frau, die uns Jesus gegeben hat, um ihn anzubeten, zu lieben und zu verherrlichen! Wenn jemand die hlst. Jungfrau ehren und lieben soll, dann sind es gewiß wir, die kleinen Brüder des vielgeliebten Johannes. Niemals vermögen wir sie so zu lieben, wie sie der vielgeliebte Jünger des Abendmahlssaales geliebt hat, wie er denjenigen geliebt hat, den wir anbeten: Unseren Herrn. Verwenden Sie daher, lieber Pater, Ihre Sorgfalt darauf, daß Ihre Novizen die seligste Jungfrau innig verehren. Eine junge Familie braucht eine Mutter; in einem Reich bedarf es einer Königin.
Ich komme zu Ihrem Noviziat.
Fangen Sie sofort mit der Reform an oder besser gesagt, mit der Anwendung der Regel; Gott wird dieses kanonische und fundamentale Gesetz segnen. Wir haben folgende Wahrheit teuer bezahlt: es ist von ungeheuerer Wichtigkeit, zuerst den Baum fest zu verwurzeln, bevor man von ihm Früchte verlangt. Die allzu vorzeitigen Früchte gelangen nicht zur Reife, und eine zu rasch vorangetriebene Reife bleibt ohne Saftigkeit. Gott sei gepriesen für alles! Die Notwendigkeit hat es mit sich gebracht, daß wir so vorgegangen sind, zu hastig daran gearbeitet haben, um schnell zu Personal zu kommen.
W i r h a b e n e s w o h l v e r d i e n t!
Wir hatten wohl Männer, aber sie waren auf ihre eigene Person bedacht, weil sie sich nicht selbst entäußerten; im Gegenteil wir haben die natürliche Aktivität begünstigt, wir waren ehrgeizig bemüht, um höher zu steigen; das Wichtigste wurde nur mehr zum Nebensächlichen; aber diese Beklagenswerten haben es auch teuer bezahlt. Sie waren beim Meister, aber nicht für den Meister da: sie empfingen alles und brachten Gott keine Früchte der Verherrlichung; sie zierten sich mit seinen Gaben; sie bedienten sich seiner Gesellschaft, und siehe da: zwanzig Priester ausgetreten und ebensoviele Brüder. Gott hat uns die Gnade verliehen zu bleiben, er sei gelobt! Versuchen wir diese ungeheuere Gnade zu erfassen!
Die Organisation des Tagesablaufes im Noviziat ist leicht; aber es müssen drei Gefahren vermieden werden; die erste Gefahr: Zeitverwendung für Dinge ohne Nutzen, weder für den Religiosen persönlich noch für die Gesellschaft.
Die zweite Gefahr: sich nur mit äußerlichen und handwerklichen Dingen beschäftigen, welche die geistigen Fähigkeiten nicht pflegen.
Die dritte Gefahr: sich nur mit asketischen Fragen beschäftigen; dies würde die Ausbildung unvollständig lassen.
Hier nun meine Überlegungen:
1. Alle müssen sich zuerst im praktischen Können ihrer Pflichten als Anbeterreligiosen einüben; dies erfordert drei Studien: die geistliche Lesung über das Ordensleben: Rodriguez, weil wir keine anderen Autoren haben; im übrigen ist seine religiöse Lehre solid, reich, ja sogar angenehm. Jeder muß täglich eine geistliche Lesung von einer halben Stunde z.B. um 3 Uhr Nachmittag halten. Man kann sie aus einer ausführlichen Lebensbeschreibung eines Heiligen, aus einer speziellen Abhandlung wie Grou oder: D a s W i s s e n ü b e r U n s e r e n H e r r n von hl. JURE entnehmen.
Diese Lesung findet an Tagen des Spazierganges oder wenn zu jener Stunde eine außergewöhnliche Arbeit verrichtet wird, nicht statt.
Versuchen Sie, daß die Novizen vor allem die jungen, sich einige Notizen über das Gelesene machen.
2. Die öffentlichen Gebete müssen auswendig gelernt und ein- bis zweimal in der Woche am besten von jedem einzeln, dann von Zeit zu Zeit gemeinsam in Proben rezitiert werden: Benedicite, Dankgebet nach Tisch, Angelus, Regina Coeli, Tantum ergo und seine Oration, Lauretanische Litanei, Salve Regina, Vaterunser, Ave Maria, Credo, Confiteor, Antworten während der Messe.
Sobald das Direktorium vollendet sein wird, müssen die praktischen Regeln, wenigstens aber die Definitionen gelernt werden.
3. Der Große Katechismus(1) der Diözese muß gelernt werden und ein- oder zweimal pro Woche soll öffentlich ein Kapitel daraus rezitiert werden.
Es müssen auch die gemeinsamen Regeln gelernt werden oder es soll eine praktische Auswahl getroffen werden: der lateinische Text für jene, die Latein verstehen, und die französische Version für die anderen.
Wachen Sie darauf, daß jeder eine Regel, eine Nachfolge Christi, einen Katechismus, ein Buch über das Hlst. Sakrament, ein Buch für die geistliche Lesung sowie das Teue Testament lateinisch oder französisch besitzt.
Wissenschaft über die religiöse Bildung
1. Über die französische Grammatik, die Schrift, Rechtschreibung, einfache Arithmetik, Geographie, B e g r i f f e, lateinisch und französisch lesen lernen.
Eine Stunde pro Woche Gesangsunterricht halten.
2. Konferenz über den Anstand.
Bemerkungen über die Haltung; Übung einer ehrsasamen und klösterlichen Haltung (siehe d i e R e g e l): eine Konferenz in der Woche.
3. Alle Novizen in den verschiedenen Arbeiten eines Ordenshauses einüben; diese Arbeiten mit jedem ersten des Monats austauschen, z.B. Lampen, Tischdienst, Küchenhilfe; aber um Kochen zu lernen und nicht endgültig dort zu bleiben; ich will absolut nicht, daß die Küchenarbeit für einen Novizen eine fixe Anstellung sei, sondern nur eine Übung und ein praktisches Erlernen. Man soll sie nur in die Küche schicken, wenn der Bruder Koch an den Speiseplatten arbeitet und um diese vorzubereiten.
Wäsche und Wäscherei
Ich werde diesen Dienst bei meiner Rückkehr regeln; das Noviziat muß seine eigene Wäsche, wie auch seine eigene kleine Bibliothek haben; ebenso ein Lager für die notwendigen Dinge: Öl, Schuhcreme, Papier, Federn, Tinte, kleine Schuhbänder, Stecknadeln, Nähnadeln, weißen und schwarzen Faden, Knöpfe.
Geben Sie jedem Novizen jeden Tag eine halbe Stunde Freizeit, um zu studieren, zu beten, etwas nach seiner Wahl zu tun, aber nicht zum schulmäßigen Lernen, sondern Briefeschreiben, Notizenmachen, sein Zimmer aufräumen. Diese Zeit wäre am Nachmittag von 14.30 bis 15.00 Uhr gut festgelegt.
Vielleicht wäre es gut, die Zeit am Morgen bis zum Frühstück freizuhalten für: 1. die Reinigung und Aufräumung der Zelle zu vollenden; 2. für die Heilige Schrift bei den künftigen Scholastikern, die bereits Latein beherrschen; für die anderen das persönliche Auswendiglernen.
Die Vorbereitung auf die Anbetung. - Legen Sie Wert darauf, lieber Pater, daß Ihre Novizen den e u c h a r i s t i s c h e n S t o f f für ihre Anbetungen vorbereiten. Zur Anbetung gehen ohne Vorbereitung heißt Gott versuchen, ist eine Anmaßung, eine Faulheit, eine Absurdität; das wäre unfruchtbar, unandächtig und ein Leerlauf.
Jeden Tag (ausgenommen an Sonn- und Feiertagen) mache man eine fixe halbe Stunde Reinigungsarbeit: kehren, abstauben, Spinngewebe entfernen, in den Arbeisräumen Ordnung schaffen usw.
Am Nachmittag (mit Ausnahme der Tage des Spazierganges, der Konferenz und am Donnerstag) soll von 15.30 bis 16 Uhr im Garten eine Handarbeit verrichtet werden, selbstverständlich nicht an Tagen, wo es regnet oder schneit.
Bezüglich der Konferenzen:
Die Konferenzen am Morgen sollen ausschließlich asketischen Stoff behandeln; diejenige am Nachmittag sollte gegen 16 oder 16.30 Uhr stattfinden und um 17 Uhr zu Ende sein, da zu dieser Zeit die Vesper beginnt; sie sollte die verschiedenen Stoffe der Erziehung durchmachen. Sie sind nicht verpflichtet, fortwährend zu reden, lieber Pater; lassen Sie ein Thema vorlesen, das in einem guten Buch bearbeitet ist; wenn Sie fähige Leute haben, lassen sie diese ein Kapitel aus der Grammatik usw. usf. behandeln; diese Methode wird sie pädagogisch schulen und sie müssen die Materie vorbereiten.
Folgende drei wensentliche Hinweise sind zu beachten:
1. Verfolgen Sie das Leben jedes einzelnen Novizen, wie er seine Zeit verbringt, damit er keine Zeit verliert oder sie mit nichtigen Dingen verbringt: C u i q u e s u a.
Treiben Sie die Schläfer auf den Knien ihrer Trägheit an. Man verliert in einem Noviziat viel Zeit, wenn man nicht unter ein bestimmtes und persönliches Gesetz mit einer Ahndung durch die Autorität gestellt ist. Man sagt zu ihnen: "Sie werden mir darüber jeden Tag Rechenschaft geben"; so fürchtet man sich und nimmt sich in acht.
2. Seien Sie in Ihren Ratschlägen an Ihre Novizen präzise und beharrlich; und wenn Sie einmal keinen Rat wissen, warten Sie ab: hier ist Klugheit am Platze. Man kann nicht fortwährend etwas Neues bringen: ein guter Gedanken, ein Wort der Ermutigung oder des Glaubens steht uns immer zu Diensten.
Studieren Sie Pinamonti: "Der Seeleneifer"; wenn sie dieses Buch nicht besitzen, finden Sie es auf meiner Kommode.
3. Lieben Sie Ihre Schützlinge; hören Sie ihnen geduldig zu, wenn sie ein Leid im Herzen tragen, wenn sie von der Versuchung verfolgt werden; ich würde beinahe sagen: s e i e n S i e s e h r m i t f ü h l e n d: sie ausreden lassen heißt sie heilen. Wenn jedoch etwas nicht in Ordnung war, müssen Sie zur Tugend mahnen und die Bemerkung machen wie etwa: "Dies ist eine Versuchung, dies ist ein Opfer, das Gott von Ihnen verlangt."
Seien Sie in Ihrer Zelle mit Ihren Novizen ernsthaft; hier darf es nie zu Scherzen, Gelächter und Sichgehenlassen kommen. S i e s i n d e i n v o n G o t t g e s a n d t e r E r z i e h e r.
Seien Sie fröhlich, offen, in der gemeinsamen Erholungszeit zufrieden! Man soll nicht mehrken, daß Sie überwachen oder daß Sie unzufrieden sind. Geben Sie sich wie ein Freund mit I h r e n K l e i n e n des lb. Gottes.
Damit höre ich auf, Sie haben meine Blume des Festes der Immakulata in Händen. Ich bin froh, sie Ihnen zu senden und selbst für Sie die Sixtinische Kapelle zu verlassen.
Seien Sie gut zu Hochwürden Fèvre; er geht in Ordnung, sein Verhalten war fromm und rein; sein Bischof hat mir geschrieben, um meine Meinung über sein erstes ... einzuholen.
Ich segne Sie, lieber Pater, aus ganzem
Herzen in Unserem Herrn
Eymard.
Nr.1483
An die Fratres Friedrich, Albert und Julius
Rom, 10. Dezember 1864.
Teure Brüder!
Ich danke Ihnen für Ihr lb. kleines Brieflein. Ich freue mich über Ihre gute Einstellung. Sie sind außerdem die Ältesten des Mutterhauses; somit müssen Sie dafür alle Ehre tragen.
Bezüglich Ihrer Tonsur muß ich mit dem Erzbischof von Paris sprechen; Sie müssen das Philosophiestudium abgeschlossen haben, denn er wird von Ihnen darüber ein Examen verlangen; deshalb ist es wichtig, daß Sie sich dafür bereithalten.
Beten Sie unentwegt für Jerusalem, die Angelegenheit läuft. Unser Herr wird seine Sache gewinnen, aber sie muß erkauft werden, sie ist ja so herrlich!
Frohe Weihnachten, wie man hier in Rom sagt!
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Nr.1484
An Frl. Danion
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 10. Dezember 1864.
Teure Schwester im Herrn!
Es ist schon sehr lange her, seitdem ich keine Nachrichten mehr von Ihnen bekomme. Ich bin seit einem Monat in Rom wegen der großen Angelegenheit des Abendmahlssaales. Wie Sie sich vorstellen können, leistet der Teufel Widerstand und die Menschen fürchten sich und schieben die Sache hinaus. Der Hl. Vater war sehr gütig, aber da die allgemeine Kongregation der Kardinäle prüfen und entscheiden muß, heißt es warten.
Um die Prüfung voll zu machen, ist der Kardinal-Präfekt seit 14 Tagen erkrankt; all das ist aber sicherlich von der Vorsehung gewollt. Es wird Unserem Herrn zur Verherrlichung und mir zum Vorteil gereichen; denn ich nütze meine freie Zeit aus, mich ein wenig zu sammeln und zu studieren, finde ich doch in Paris und an anderen Orten keinen Augenblick Zeit dazu.
Das Hlst. Sakrament wird in Rom sehr verehrt; das 40stündige Gebet wird fleißig besucht. Dieses Volk ist gut, bei all seinen Fehlern, die mit dem Klima, der Rasse und der italienischen Sitte zusammenhängen; es betet, hat lebendigen Glauben und viel Liebe zur allerseligsten Jungfrau.
Gott prüft unser kleines Schifflein immer wieder; zwei Priester verließen soeben unser Noviziat, um sich einem mehr apostolischen Leben zu widmen. Gott sei dafür gepriesen! Aber wie wenige gibt es doch, die sich mit Unserem Herrn zufrieden geben! Wie wenig Anbeter!
Beten Sie also, daß wenigstens i c h ein guter Anbeter sei. Ich werde einen Monat hier bleiben, so glaube ich wenigstens; unsere Angelegenheiten sind nämlich ins Stocken geraten. Sollten Sie irgendwelche Bestellungen erledigen wollen, so stehe ich Ihnen zu Diensten.
Vielleicht haben Sie mir nach Paris geschrieben; dann wartet dort alles auf mich.
Leben Sie wohl, teure Schwester. Sobald Sie vor den Meister treten, sprechen Sie ein wenig mit ihm über seinen armen Diener, Ihren Bruder in seinem Dienst und seiner Liebe,
Eymard, S.
Nr.1485
An P. Leroyer
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 10. Dezember 1864.
Lieber Pater!
Danke für Ihren lb. Brief vom 30. November und für die so erbaulichen Einzelheiten über die Krankheit und das Sterben des Frater Alfons; Sie haben gutgetan, seine Gelübde entgegenzunehmen; er verdiente sich diesen Trost und wird für uns beten.
Folgende Entscheidungen sind zu beachten:
Über die restlichen Fragen, die Sie mir geschickt haben, werde ich mit maßgeblichen Persönlichkeiten reden.
6. Ich habe auch angefragt, an Festtagen wie in Rom vom f r u s t u l u m t h e o l o g i c u m Gebrauch machen zu dürfen; der erste Sekretär des hl. Offiziums hat mir die Erlaubnis dazu gegeben; wir dürfen es anwenden, wo wir doch zusätzlich die nächtliche Anbetung haben.
Ich habe soeben allen Häusern geschrieben, daß sie davon Gebrauch machen können; wenn jemand bittet, nichts zu nehmen, wird man ihm die Freiheit lassen.
7. Bezüglich Schwester Benedikte: da ihre Situation für sich selber und nicht für die anderen gilt, so verstehen Sie, daß es sich hier nicht um die Untersuchung mit offenkundigen und widersprüchlichen Beweisen handelt; sie weiß nichts über das Außergewöhnliche ihres Zustandes, ihre Beichtväter haben es ihr stets verschwiegen: hüten Sie sich also, ihr die Augen zu öffnen; übrigens muß man hiezu eine besondere Gnade und einen eigenen Auftrag haben.
Was mich betrifft, so respektiere ich diesen Zustand; ich gehe sogar weiter: ich habe diesen Zustand für mich persönlich auszunutzen versucht; ich habe darüber ein zweitesmal mit dem Hl.Vater gesprochen, der mir ihr gegenüber sehr kluge Verhaltensregeln aufgezeigt hat.
8. Was Sie mir über Ihren lb. Bruder erzählen, hört sich sehr gut an; wir werden darüber noch reden.
Ich will für Ihre Weihekandidaten innig beten, damit sie Gott am 17. seinem Herzen gemäß antreffe.
Eucharistische Grüße an alle.
In Unserem Herrn verbleibe ich ganz Ihr
Eymard.
Nr.1486
An de Cuers
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 10. Dezember 1864.
Lieber Pater!
Sie kennen ohne Zweifel die neue Prüfung, nämlich die Krankheit des Kardinalpräfekten Msgr. Barnabo.
Es geht ihm besser und er wird bald seine Arbeit wieder aufnehmen können.
Ich werde ihn in den ersten Tagen nächster Woche aufsuchen; er konnte an der Feierlichkeit des 8. nicht teilnehmen, aber ich habe gestern abend erfahren, daß er die hl. Messe zelebriert hat. Msgr. Capalti hat mir geraten abzureisen; man würde mir die Entscheidung nachschicken. Dieser gute Mann wollte sich ohne Zweifel von meiner Zudringlichkeit befreien! Ich gab zur Antwort, daß ich auf die Genesung des Kardinals warte.
Dieser war es, der mir von dem Wohlwollen des Hl. Vaters uns gegenüber erzählt hat, und daß der Hl. Vater die Frage zu unseren Gunsten entschieden hätte, wenn nicht das Dekret D i l a t a bestanden hätte. Warten wir ab, die Werke Gottes entwickeln sich auf solche Weise, vor allem in Rom!!
Ich habe der Kongregation des hl. Offiziums im Vatikan, die für die kirchlichen Gesetze, den Glauben usw. zuständig ist, die Frage des f r u s t u l u m t h e o l o g i c u m unterbreitet, um sie vor den Hl. Vater zu bringen, und zu erfahren, ob wir wie in Rom davon Gebrauch machen dürfen, s a l v a j e j u n i i l e g e (unter Berücksichtigung des Fastengebotes, A.d.Ü.); der hochwst. P. Sallua, der erste Sekretär des Hl. Offiziums und der größte Dominikanertheologe in Rom (von vielen als solcher anerkannt), hat mir geantwortet: S i e d ü r f e n e s, S i e h a b e n s o g a r e i n e n G r u n d m e h r a l s w i r, n ä m l i c h d i e n ä c h t l i c h e A n b e t u n g.
Somit können Sie in Paris mit diesem päpstlichen und römischen Brauch beginnen; er ist sogar in Ordenskreisen in Übung, denn ich habe gehört, daß man sogar in strengen Ordensgemeinschaften folgendermaßen fastet: eine Tasse Kaffee oder in Wasser gelöster Kakau mit 1 1/2 Unzen Brot; damit kann ich fasten und ich tue es auch hier.
Dies hat man mir in Rom erklärt: Ihr Franzosen habt höchsten Respekt v o r d e m G e s e t z, aber ihr praktiziert es sehr mäßig; fast niemand fastet bei euch in Frankreich, weil ihr euch sagt: entweder alles oder nichts; hier bei uns haben wir ein t e m p e r a m e n t u m, und das Gesetz wird von allen erfüllt.
Ich habe ein Reskript vom 24. November für die hl. Messe vor dem Morgengrauen erhalten, u. zw. um 2 Uhr im Winter, um 1 Uhr im Sommer und um 1.30 Uhr im Frühling und Herbst.
Ich besitze ein anderes Reskript, um allen Schwierigkeiten bezüglich der Mitternachtsmesse aus dem Weg zu räumen. Msgr. Sterna und Msgr. Bertolini sagen, daß der französische Brauch, während der Mitternachtsmesse die hl. Kommunion auszuteilen und anschließend die drei Messen zu zelebrieren, zu respektieren sei.
Dies ist der Text des Reskripts:
Sanctitas Sua annuere dignata est ut Sacerdotes huius Congregationis absque interruptione celebrent missas in Nocte Sanctissima Nativitatis Domini et fideles devoto animo ad sacram synaxim accedant in Ecclesiis praedictae Congregationis.
Beten Sie stets innig, denn nur das Gebet vermag über den Dämon, über zaghafte Menschen, Parteien usw. zu triumphieren.
Gott wird daraus die volle Ehre erlangen.
Ihr im Herrn ergebener
Eymard.
Nr.1487
An Msgr. Capalti
Rom, 12. Dezember 1864.
Hochwürdigster Herr Prälat!
Seine Eminenz, der Kardinalpräfekt, welcher mich heute vormittag huldvoll in Audienz empfangen hat, gibt mir den Auftrag, Sie um die Erstellung eines kurzen Berichtes über meine Frage einer Ordensniederlassung in Jerusalem zu erstellen, damit diese Angelegenheit auf die Tagesordnung der nächsten Generalversammlung komme.
Ich möchte Sie also um Ihre Güte bitten, uns nicht zu vergessen und auch nicht diese Angelegenheit zu lange hinauszuschieben. Wie Sie aus meinem kleinen Bericht ersehen konnten, wird die Entscheidung sehnlich erwartet, um den Kaufvertrag des türkischen Grundstückes nahe beim Abendmahlssaal abzuschließen; dieses Gelände möchten die Engländer kaufen, um darauf eine protestantische Schule zu bauen; es wäre gewiß ärgerlich, eine so einmalige Gelegenheit zu versäumen; wir können aber nicht zugreifen, ehe die Hl. Kongregation nicht das Hindernis des Dekretes D i l a t a beseitigt.
Unsererseits steht alles bereit, unsere Religiosen warten auf das Ja, um ein drittesmal nach Jerusalem zu reisen.
Voll Zuversicht auf Ihre Liebe zur Verherrlichung Gottes, die - wie ich überzeugt bin - an diesem Plan große Anteilnahme zeigt, verbleibe ich
Ihr untertänigster und gehorsamster Diener
Peter Eymard
Sup. der Kongr. vom Hlst. Sakrament
An Msgr. Capalti, Sekretär der P.F.
Nr.1488
An Herrn August Fiot
Rom, 13. Dezember 1864, im französischen Seminar.
Teurer Freund!
So bin ich nun seit einem Monat in Rom, wie ein Pfeil von Paris abgereist; ich konnte Sie nicht davon verständigen, ich hoffte, nur 14 Tage hierzubleiben, aber Gott weiß, wann meine Angelegenheit von Jerusalem abgeschlossen sein wird.
Ich habe den Hl. Vater auf meiner Seite, aber nun ist Kardinal Barnabo erkrankt, und der Sekretär der Propaganda wird nur mit vier Kommissären des G r o ß m e i s t e r s d a o b e n ans Werk gehen.
Auch unternehme ich meine Wallfahrten, um die L e u t e anzutreiben.
Die Signora Rosa hat sich bei mir über Sie erkundigt; sie war ein wenig krank, es geht ihr aber besser.
Ich habe mich mehrmals mit dem heiligmäßigen Pater Jandel getroffen, ebenso mit Msgr. Amanthon, und jetzt bin ich bei Herrn d'Alvimare und Herrn Gilbert, - alle sind glücklich. Schade, daß Sie nicht hier sind, lieber Freund!
In Rom ist alles wohlauf. Der Hl. Vater ist zwar etwas erkältet wie alle, es geht ihm sonst aber gut, er ist gelassen und zuversichtlich.
Rom ändert sich nicht; es bleibt die nämliche Stadt mit ihren guten alten Sitten usw. Zudem beschützt es der gute Meister, und der Hl. Geist regiert es: das ist entscheidend.
Leben Sie wohl, teurer Freund. Ich vergesse Sie nicht, vor allem bei meinen Heiligen.
Im Herrn verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard.
P. S.- Haben Sie die Güte, über Hochw. Breteuil, dem Kaplan von Saint-Germain-des-Prés an Pater Lalande, Bußprediger in St. Peter, seinen Freund,die Arbeit zu schicken, die Sie über den ehrw. Pater Antoine, einem Dominikaner des XVIII. Jahrhunderts, der in Frankreich an die zwanzig Häuser oder Anbetungswerke gegründet hat, drucken ließen. Ich rechne mit Ihrem F e u e r e i f e r, um es bald zu erhalten. Ich werde Ihnen bei meiner Rückkehr alles bezahlen.
Nr.1489
An Marg. Guillot
Rom, 17. Dezember 1864.
Teure Tochter im Herrn!
Ich kann dieses kostbare Dokument des Hl. Vaters nicht länger behalten. Es handelt sich um eine jener Gnaden, die Se. Heiligkeit selten gewährt und sogar heute gewährt der Hl. Vater solche Bittgesuche nicht mehr; aber für Sie g e w ä h r t er mit Wohlwollen die erbetenen Gnaden, und zwar nach den kirchlichen Gepflogenheiten.
Bewahren Sie dieses Dokument gut auf, es ist noch feierlicher als das erste, weil Ihnen dieses Privilegien und Gnaden gewährt, jenes Ihnen aber nur einen Segen übermittelt hat.
Ohne Zweifel hat dieser erste Segen seine Früchte getragen, denn Sie haben nun die Ehre der Aussetzung, Sie haben viele Berufe und sind glücklich in Ihrer Berufung.
Diese Gnaden des Hl. Vaters werden Ihre Geschenke für das Jesuskind sein.
Ich sende sie Ihnen mit Freuden und segne alle aus ganzem Herzen im Herrn, insbesondere Sie, teure Tochter, ebenso alle Ihre Kinder, die Ihnen im guten Meister teuer sind.
Beten Sie unablässig für das wichtige Anliegen von Jerusalem.
Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1490
An Frau v. Couchies
Jesus-Hostie
Rom, 17. Dezember 1864.
Teure Dame und Schwester im Herrn!
Danke für Ihren lieben Brief, der mir so gute Nachrichten über alle gebracht hat.
Ich werde Ihre Messe am hl. Weihnachtsfest feiern. Beten und kommunizieren Sie in dieser Meinung.
Diese arme Frau ist gewiß recht unglücklich, obgleich der Dämon gefesselt ist. Sie müßte eine gute Beichte ablegen. Ihr guter und frommer Gatte sei stets klug, dann wird ihn Gott erhören. Ich freue mich besonders über die gute Nachricht bzgl. der Kapelle in Lantigné; sie wird ein wahrer Segen für die Familie und die Dorfgemeinschaft werden!
Fräulein Sterlingue soll weder jene Dame in schwarz noch ihren Gatten aufnehmen. Sie haben nicht genügend Kopf und auch zu wenig Charakterfestigkeit in sich.
Nach meiner Rückkehr werde ich sehen und nach einer Lösung suchen.
Ich hoffe fest, im Jänner in Paris zu sein; wie auch immer, der hl. Wille Gottes geschehe! In Rom gehen die Angelegenheiten langsam vorwärts, es ist ja soviel zu erledigen!
Ich werde diesem guten Herrn Sterlingue einen Brief nach Briquebec schreiben, ich habe bis jetzt noch keine Zeit dafür gefunden.
Ich wünsche Ihnen frohe Festtage, teure Tochter, und insbesondere diesen Frieden mitten in den Geschäften, diese Freiheit, welche bewirkt, daß die Seele ganz bei Gott ist.
Nehmen Sie schon im vorhinein meine Wünsche für den herannahenden Jahreswechsel entgegen. Alles gereicht jenen zum Nutzen, die Gott lieben! Und alles ist gut für jemand, der allein den hl. Willen Gottes will.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Nr.1491
An Frau Jordan
Rom, 17. Dezember 1864.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Ich möchte Ihnen gleich antworten, um Ihnen dadurch zu zeigen, daß ich mit Ihrem Brief zufrieden bin und Sie nicht lange auf die Antwort warten lassen will.
Ich beginne bei Ihrer Tochter.
Ich habe die vorzügliche Dame Nugues getroffen; sie hat bei ihrer Schiffahrt sehr an Seekrankheit gelitten, aber Sie kennen ihre Energie; sie geht ihren gewohnten Weg dahin. Ihre zwei Nichten sind also in Seuryaoque; der lb. Gott beschütze sie. Frau Nugues hat mir auch einige erfreuliche Einzelheiten erzählt.
Sie wollten also Ihr Amt als Präsidentin und Ihre Armen verlassen? Sobald Sie Gott dort nicht mehr haben will, wird er selbst eingreifen; warten Sie ab und treffen Sie diese Entscheidung nicht voreilig; arbeiten Sie, da dies die Gnade und Pflicht des jetzigen Zeitpunktes ist.
Erinnern Sie sich, daß man auch fromme Leute, sogar die Priester dazu anhalten muß, Gutes zu tun, wenn es nicht ihre persönliche Arbeit ist. Man muß in etwa wie die Frau im Evangelium vorgehen, d. h. dem Richter auf die Nerven gehen, damit er einem zum Recht verhelfe.
Ein zweiter Rat ist folgender: sobald sich eine Seele tiefer in das innerliche Leben begibt, braucht sie mehr Großherzigkeit und Energie, als wenn sie ganz in der Tätigkeit aufgeht und sich sogar der Nächstenliebe opfert oder den äußeren Pflichten, die von sich aus die natürliche Tätigkeit nähren und eine Gnade der Kraft besitzen. Aber das innerliche Leben, das unaufhörlich uns selber herausfordert, läßt schließlich unsere leidliche Kraft und natürliche Energie erschlaffen; wenn man sich nicht davor hütet, endet man damit, daß man jede innerliche Übung scheut. Der Geist hat Angst davor, das Herz fürchtet sich und der Wille erklärt: es ist zu beschwerlich, sich laufend zu überwachen, zu verfolgen und sich in allem abzutöten! Und dennoch muß man es tun, liebe Tochter; darin liegt die Voraussetzung eines Lebens in Sammlung, zu dem Sie Unser Herr ruft. Es gibt einen schlimmen und beschwerlichen Zeitpunkt, Ägypten zu verlassen und das Rote Meer zu durchqueren; ist man aber einmal in der Wüste, unter den Fittichen Gottes wie die Kückchen des Herrn, dann atmet man eine andere Luft, lebt ein anderes Leben und man gelangt schließlich zum Glauben an diese wenig bekannten Worte: M e i n J o c h i s t s a n f t u n d m e i n e B ü r d e i s t l e i c h t; man sagt sogar: ich hatte nicht geglaubt, daß es so süß ist, für Gott Opfer zu bringen.
Gehen Sie beichten um der Lossprechung willen; sagt man Ihnen dabei ein ermunterndes Wort, so nehmen Sie es an; wo nicht, wird es Ihnen Gott selbst sagem. Die Hauptsache ist, daß Sie es verstehen, Ihr Leben in Gott zu finden.
Adieu, liebe Tochter! Frohe Weihnachten!
Nehmen Sie meine Neujahrswünsche entgegen im Herrn,
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1492
An Frl. Danion
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 23. Dezember 1864.
Teure Tochter im Herrn!
Heute komme ich, den eben erhaltenen Segen des Hl. Vaters für Sie und Ihr Werk zu überbringen. Um 17.15 Uhr, in einer Privataudienz, hat Seine Heiligkeit Sie gesegnet. Die Werke Gottes sind, wie der Hl. Vater sagt, stets Prüfungen unterworfen; das ist ihr Merkmal und der Beweis ihrer Echtheit. Die größte Prüfung ist jene, die von seiten der Diener Gottes kommt; so ist es immer gewesen. Ich hoffe, gute Tochter, daß der Segen eines so heiligmäßigen Papstes Ihnen einigen Trost bringen und Sie mit neuem Mut beseelen wird, um zur Ehre des guten Meisters zu arbeiten.
Die Danksagung setzt die Gabe voraus; die Gabe, die Jesu Leiden uns verdient haben.
Ihr schönes Werk hätte keine Wurzel, wäre es nicht auf Kalvaria gegründet; und selbst diese Wurzel würde vertrocknen, wenn Ihre Tränen sie nicht von Zeit zu Zeit benetzten.
Mein Brief bringt Ihnen die Weihnachtsgeschenke des Christkindes; diese Geschenke sollen die Danksagung für so viele Gnaden sein, mit denen Gott Sie überhäuft hat und für die zukünftigen Gnaden, die er Ihnen in diesem großen Jahr 1865 zuteilen will.
Mit der Gnade des guten Meisters muß das kleine Senfkörnlein unbedingt blühen. - Ich bleibe noch mindestens bis zum 15. oder 20. Jänner hier. Gott sei dafür gepriesen!
Beten Sie für mich und meine Angelegenheit in Jerusalem!
Leben Sie wohl, ich segne Sie recht von Herzen.
In Unserem Herrn verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard, S.
Nr.1493
An Marg. Guillot
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 27. Dezember, hl. Johannes, 1864.
An alle Schwestern.
Liebe Schwestern!
Ich möchte Ihnen ein glückliches Neujahr wünschen. Sie sind meine lb. Töchter im Herrn und sind mir stets in seiner göttlichen Liebe und Ehre gegenwärtig.
Ich sende Ihnen meine Wünsche aus Rom, aus der Stadt Unseres Herrn Jesus Christus, wo sein Stellvertreter lebt, im Zentrum der katholischen Einheit.
Ich habe Ihnen bereits schöne Gedanken aus Rom gesandt, liebe Schwestern! Ich habe Sie bei meiner Audienz beim Hl. Vater am 17. November nicht vergessen. Sie haben inzwischen mein Bittschreiben an den Hl. Vater und die so kostbaren Ablässe, die er Ihnen gewährt, vor allem am freudigen Tag Ihrer Gelübdeablegung, erhalten.
Der Hl. Vater hat sie Ihnen mit großem Wohlwollen gewährt, obwohl es verboten war, ihm auch nur das kleinste Blatt Papier zur Unterschrift vorzulegen. Sie sehen also, wie lieb Sie Gott hat!
Was soll ich Ihnen noch wünschen, liebe Schwestern, nachdem Sie die königliche und grundlegende Gnade am Fronleichnamstag erhalten haben: jene Ihres Ordenslebens, jene der ununterbrochenen Aussetzung, kurz: Ihr Zönakel! Ach, liebe Schwestern, wenn Sie doch wie ich erfaßten, welch große Gnade es war, die Sie zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen hat! Wie beschwerlich es gewesen ist, eine neue Ordensfamilie zu gründen ohne anderes Recht als Ihr inniges Verlangen und mein eigenes Nichts, dann würden Sie unentwegt Unserem Herrn danken!
Ich darf noch nicht mein N u n c d i m i t t i s sprechen, wenn es der Wille Gottes ist, sondern ich muß noch diese kleine Pflanze ein wenig begießen, die Gott gesegnet hat, und die im Blumengarten der hl. Kirche einen so schönen Platz einnimmt.
Ich möchte Sie wachsen sehen, nicht an der Zahl, sondern in der Tugend, in der Heiligkeit, im wahren Ordensleben. Sie arbeiten ohne Zweifel mit all Ihren Kräften, gute Ordensschwestern und eifrige Anbeterinnen zu werden. Aber es bleibt noch ein langer Weg zurückzulegen, um durch Ihre Tugenden bis zum Betstuhl der eucharistischen Vollkommenheit zu gelangen!
Vor allem möge die christliche Nächstenliebe unter Ihnen herrschen: das ist die erste Tugend Unseres Herrn und die Seele des Ordenslebens. Jede schätze ihre Mitschwester höher als sich selber und - wie der hl. Paulus sagt - betrachte sie als reicher an Tugend und Verdiensten. Jede von Ihnen sehe in ihren Mitschwestern nur ihre Gnaden, ihre Verdienste, die Liebe und Güte Gottes, und an sich selber die eigene Armseligkeit und Sündhaftigkeit; dann wird sie immerfort gutherzig sein.
Ich sage zu Ihnen nicht: ertragen Sie sich! Das ist zu wenig; sondern vielmehr: lieben Sie einander, weil Sie die liebenswerte Familie Unseres Herrn bilden. Seien Sie also glücklich in Ihrem schönen Dienst, glücklich über die Heiligkeit Ihrer Mitschwestern, so wie am Körper sich ein Glied freut am Dienst des anderen Gliedes.
Sie bilden den Hofstaat des großen Königs: seien Sie stets ehrenhaft untereinander. Gute Umgangsformen, bescheidene Haltung und eine stets ehrsame Redeweise kennzeichne Ihr gemeinsames und mitschwesterliches Leben.
Sie sind bei Unserem Herrn zu Hause. Seien Sie glücklich in seinem hl. Haus, in seinem liebenswürdigen Dienst und in allem, was Sie für ihn tun. Die Liebe wird dies bewirken, aber eine herzliche Liebe, eine königliche Liebe, die schließlich zart und feinfühlig wird wie das Wachs vor einem lodernden Feuer.
O ja, meine Schwestern, seien Sie wahre Töchter der hl. Liebe Unseres Herrn! Dies ist Ihre Gnade, Ihr Gesetz, Ihr Leben: die eucharistische Liebe!
Gott hat Ihnen ein gutes Herz gegeben: schenken Sie es ihm! Er will dieses Herz in seinem Herzen; legen Sie es in diesen brennenden Feuerherd. Manchmal schreit die Natur auf, die Geschöpfe geben Anlaß zu leiden: all das ist ausgezeichnet, weil das Herz schnell auf seinem Gott und guten Meister zugeht. Es würde ein großes Unglück bedeuten, wenn Ihnen etwas außerhalb unserer Berufung und außerhalb des Herrn ein Vergnügen bereitete.
Ich segne Sie also aus ganzem Herzen, teure Töchter. Gott behüte Sie und lasse Sie wachsen in der Erkenntnis und Tugend seiner heiligen Liebe! Und ich werde zufrieden sein.
In Unserem Herrn verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1494
An Marg. Guillot
Rom, 27. Dezember 1864.
Teure Tochter im Herrn!
Ich sende Ihnen das Neujahrsgeschenk für Ihre Töchter. Sie haben inzwischen gewiß meinen Brief, den Brief des Hl. Vaters, erhalten. Dieses Schreiben muß eingerahmt werden in Gold und im Herzen, denn es ist ein Reich wert und kommt fast einer Approbation gleich.
Ein neues Jahr steht vor der Tür! Wer hätte vorausgesagt, daß Ihnen 1864 einen Thron und zwei Häuser schenken würde? Und dennoch ist diese Gnade da wie ein großes, andauerndes Wunder!
Was wird Ihnen dieses Jahr 1865 bringen? Es fehlt nur noch der Himmel; aber im Himmel herrscht Ruhe, wir aber müssen arbeiten! Der Himmel ist die Herrlichkeit, wir aber müssen noch durch die eigene Demütigung Gott verherrlichen. Der Himmel ist das Glück, wir aber müssen noch leiden. Der Himmel dieser Welt ist das Gekreuzigtwerden aus Liebe und zur Verherrlichung Unseres Herrn. - Lassen Sie sich willig führen auf diesem schönen und edlen Weg. Wir werden nicht lange in dieser gnadenreichen Zeit leben, nützen wir sie also gut.
Denken Sie daran, daß eine Mutter bei der Geburt immer unter Schmerzen steht und ihren Kindern durch persönliche Leiden das Leben und die Kraft vermittelt, aber Gott versteht es so gut, uns in diesen Leiden zu stützen und zu trösten!
Bemühen Sie sich stets, Ihre Seele mit Ihrem äußerlichen Verhalten im Gleichklang zu halten; besonders in schmerzvollen Augenblicken bewahren Sie Ihr Herz unter der Obhut Gottes, wenn es das Fieber schütteln oder ein Schwert durchbohren will; sehen Sie in allem Gott, dann wird alles göttlich sein. Denken Sie, teure Tochter, an den Weg, den Sie Gott zurücklegen ließ, um Sie in dieses Zönakel zu führen. Die Hebräer hatten keinen so wunderbaren Weg von Ägypten ins Gelobte Land. Alldies beweist Ihnen, wie sehr Sie Gott geliebt hat und Sie noch mehr lieben will! Seien Sie glücklich, ihm zu dienen, ihm zu dienen durch den Dienst an Ihren Mitschwestern.
Leben Sie wohl, gute Tochter, ich segne Sie aus Rom, im Herzen Unseres Herrn Jesus Christus.
Eymard.
Nr.1495
An de Cuers
Rom, Fest des hl. Johannes, 1864.
Lieber P. de Cuers!
Der Berg Zion, mit seinem Abendmahlssaal und diesem kleinen Grundstück, wo Petrus und Johannes das Paschamahl vorbereitet haben: dies ist mein Wunsch für das neue Jahr 1865.
Der Kummer und die Wechselfälle des Lebens sind nur wie eine Seekrankheit nach der Landung.
Ich bete und flehe zu Gott und allen Heiligen: dies ist meine gegenwärtige Beschäftigung. Am Ende der Weihnachtsferien rechne ich, einige Kardinäle aufzusuchen, um sie auf ihre feierliche Abstimmung vorzubereiten und sie mit der Sache vertraut zu machen, weil ich befürchte, daß Msgr. Capalti dafür nicht soviel Interesse aufbringen wird, wie ich es wünsche.
Gott sei für alles gepriesen! So ist die Sache auf die einfachste Form gebracht. Mit diesem Ausdruck: Gott ist es, der die Wünsche gewähren wird.
Ich befasse mich ein wenig mit Studium und Aufzeichnungen über das Hlst. Altarssakrament und das Ordensleben: schon seit langem konnte ich nicht mehr darüber ein bißchen nachdenken.
Gott gebe Ihnen Kraft, Mut und Vertrauen, lieber Pater! Denn wenn Gott auf unserer Seite steht, so bedeutet dies eine große Wohltat.
In unserem Guten Meister verbleibe ich
ganz Ihr
Eymard, S. S.
Nr.1496
An Frau Lepage
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 30. Dezember 1864, im französischen Seminar.
Liebe Dame im Herrn!
Ich habe eben den hochwürdigen Herrn getroffen; er ersucht mich um eine Antwort bezüglich dieser Exerzitien im Karmel von Bergerac. Ich habe Ihren nach Paris adressierten Brief nicht erhalten, ich möchte Ihnen aber rasch mitteilen, nicht mit mir zu rechnen, denn ich weiß nicht, wielange ich noch wegen der Jerusalem-Affäre hierbleiben muß. Die Angelegenheit muß über die Generalkongregation der Kardinäle laufen. Der Hl. Vater war sehr gut zu uns.
Ich verstehe, daß der Abendmahlssaal käuflich erworben werden muß! Es ist sicher der Mühe wert!
Ich dachte nur 2 Wochen hierzubleiben, nun ist es schon ein Monat, und wer weiß, wie lange es noch dauern wird! Ich bitte den Herrn, daß ich Ende Dezember abreisen kann; wie auch immer, sein heiliger Wille geschehe. Was Gott will, das ist das Beste!
Ich denke oft an Sie, teure Tochter des lb. Gottes; Sie sind beide in einem einzigen Gedanken enthalten: das Lebensgesetz und die Gottesliebe. Es ist wohl der gute Meister, der dies bewirkt hat. Und dann auch Ihre kleine so andachts- und sammlungfördernde Kapelle, wo Unser Herr sein geheiligtes Schweißtuch und die Spuren seiner Liebe hat.
Sehen Sie, wie er Sie liebt!
Lieben Sie ihn innig und gehören Sie ganz ihm wie gute Dienerinnen.
Teilen Sie sich die Zeit ein, für ihn und für sich zu arbeiten.
Adieu, gute und teure Töchter im Herrn.
Ich segne Sie sehr herzlich im Herrn
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1497
An Herrn Jos.-August Carrel
Adveniat Regnum tuum.
Rom, im französischen Seminar, am 31. Dezember 1864.
Teurer Freund im Herrn!
Aus der königlichen und päpstlichen Stadt möchte ich Ihnen ein glückliches Neujahr wünschen, desgleichen Ihrer vielgeliebten Familie.
Unter Christen wünscht man sich das Reich Gottes, in der Zeit wie für die Ewigkeit, aber vor allem für die Gegenwart, die eine Zeit der Aussaat der Ehre, des Kampfes und der Tugend ist. Sie sind glücklich, teurer Freund, Gott hat Ihnen alles gegeben, was die Welt an Gutem und Ehrlichem zu bieten hat. Der Himmel überhäuft Sie mit seinen Gnaden: die Schlußfolgerung ist die Dankbarkeit; ich werde ihm mit Ihnen danken.
Ich halte mich hier auf in der Erwartung einer Entscheidung für Jerusalem, die man mir um den 15. Januar herum in Aussicht gestellt hat. Ich bin glücklich, wenn ich am Monatsende wieder in Paris bin.
Ich hoffe, daß diese Entscheidung über Jerusalem gut ausfällt.
Ich habe diesen braven Feldwebel Herrn Berger zweimal getroffen; ein Vater muß stolz sein, einen s o l c h e n S o h n zu haben; es geht ihm sehr gut.
Leben Sie wohl, teurer Freund, auf der Durchreise werde ich Sie aufsuchen, um meine Neujahrsgaben zu erbitten.
Sie brauchen mir nicht zu antworten, es sei denn, Sie möchten, daß ich Ihnen in Rom einen kleinen Dienst erweise.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard, S.
Nr.1498
An Frau Lepage
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 31. Dezember 1864, im französischen Seminar.
Teure Dame und Schwester im Herrn!
Ihr Brief hat mir die Freude eines halben Besuches bereitet; danke für Ihre Wünsche und mehr noch für Ihre Gebete; ich habe sie nötig, damit ich ganz nach dem Herzen Gottes lebe.
Gewiß würde es für mich ein Fest bedeuten, in Bergerac diese Exerzitien zu predigen; aber ich bin der Wind Gottes, er muß mich zum Stehen bringen.
Sie haben also, teure Tochter, Qualen des Herzens, des Gewissens und der Frömmigkeit ausgestanden! Ich bin darüber nicht verwundert; dies ist das tägliche Brot von Seelen, die mit Jesus Christus ganz Gott gehören wollen. Aber Sie müssen stets an den Grundsätzen festhalten, und zwar: Mein Herz für Gott, mein Leben für seinen Dienst in erster Linie, danach kommt der Nächste je nach seiner Rangordnung.
Hüten Sie Ihr Herz vor der Traurigkeit, teure Tochter, denn diese bedeutet sein Tod oder zumindest seine Versklavung. Ihr Herz gebe sich stets mit Gott zufrieden, und Gott wird immer mit Ihnen zufrieden sein.
Sie haben ganz richtig gehandelt, indem Sie für Ihre Freiheit und Ihre Unabhängigkeit gekämpft haben; für Sie ist es das Leben; Sie müssen weiterkämpfen, bis diese Freiheit respektiert wird; man möge sich damit abfinden.
Solange Sie mit Herrn Lepage zusammen waren, hat Ihnen niemand Schwierigkeiten bereitet; Sie sind die gleiche geblieben, ja, Sie haben sogar ein Recht auf eine doppelte Freiheit. Um diesen Freiheitsgrad zu erreichen, müssen Sie jede andere Wertschätzung und Zuneigung hintansetzen, entschieden dafür eintreten und - ich will nicht sagen schmollen, sondern es verstehen, würdevoll und entschieden aufzutreten und zu warten, bis die anderen Vernunft annehmen.
Da Sie durch Ihre größere Zurückgezogenheit nun einen Weg tieferer Innerlichkeit betreten und ein Gebetsleben mit Gott führen wollen, müssen Sie sich auf eine Zunahme der inneren Leiden gefaßt machen, weil die Seele zartfühlender wird und die fühlbare Entfernung von Gott lebhafter empfindet. Auch tritt man dadurch in ein so vertrautes Freundschaftsverhältnis zu Gott, daß er die Seele sofort auf ihre Untreue aufmerksam macht, auf daß sie so schnell wie möglich zu ihrer Pflicht zurückkehre. In diesen Augenblicken der Pein und Verwirrung trachten Sie, sich zu sammeln, und Sie haben Ihr Heilmittel und den fehlenden Mut gefunden.
Gott segne Sie, gute Tochter im Herrn! Mögen Sie sein Herz für soviele undankbare und untreue Herzen entschädigen, die dieses Herz nicht für ausreichend gut noch großmütig genug halten.
Leben Sie wohl in diesem guten Meister,
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1499
An Frl. Ant. Bost
Rom, 31. Dezember 1864.
Liebes Fräulein Antonia!
Ich sende Ihnen meine Neujahrswünsche aus Rom, dem Mittelpunkt aller Christenherzen, dem Feuerherd allen Lichtes, dem Grundstein vor allem des Glaubens, - vom Grab Petri, des großen Galiläers, der Völker und Könige zu seinen Füßen knien sieht. Wie hat ihn doch Gott groß gemacht in diesem heidnischen Rom! Wie herrlich ist seine Ruhestätte unter diesem Riesendom, der bis in die Wolken ragt! - Wie ist doch die Stimme Petri gleich der des Donners oder der Taube!
Ich wünsche Ihnen, einmal nach Rom zu kommen, aber in das christliche Rom, nicht in das Rom mit seinem Italienisch und seinen überalterten Sitten. All das hat ohne Zweifel seinen großen Reiz für einen Römer, der nur die Straße und seinen Tiber sieht und kennt, aber nicht für uns.
So stehen wir also an der Schwelle eines neuen Jahres, gute Tochter. Wir stehen am Morgen: wie wird der Mittag und besonders der Abend dieses neuen Jahres aussehen?
Gott kennt die Geschichte seiner Tage und Stunden. Die einen sagen: dieses Jahr 1865 kündigt sich schlecht an, die einen bauen auf Gott, die anderen auf den Teufel. Das sind die Anhänger von Mazzini, die Piemontesen, ein Viperngezücht, das die Welt vergiften möchte.
Sie leben ja wie zwei Einsiedler des lb. Gottes! Seien Sie recht klug und besonders recht voll Freude im Herrn. Im Geiste besuche und segne ich Sie oftmals.
Lieben Sie den göttlichen Meister recht sehr, gute Tochter, daß er Ihr Herz rein und für sich bewahrt hat. Behüten Sie es ihm wohl, denn die armen Geschöpfe haben es genug leiden lassen.
Adieu, ich segne Sie im Herrn aus ganzem Herzen
Eymard.
Nr.1500
An Marianne
Rom, 31. Dezember 1864, im französischen Seminar.
Liebste Schwestern!
Ich möchte Euch von Rom aus ein glückliches Neujahr wünschen: das heilige Jahr, denn wir werden ein Jubiläum feiern; das Jahr der Tröstung, denn Ihr habt Euren Kummer reichlich erfahren; schließlich die Liebe des guten Gottes, der das höchste Gut ist und alle Güter aufwiegt, weil die Liebe Gottes Gott ist.
Ich bin noch in Rom für drei bis vier Wochen; ich habe immerfort starkes Verlangen und gute Hoffnung, Euch auf der Durchreise einen kurzen Besuch zu machen. Ich sage auf meiner Durchreise, denn ein zu langer Aufenthalt würde die Dinge zuviel hinauszögern.
Es geht mir immer gut. Was mich hier zurückhält, sind nicht die Schwierigkeiten, sondern die Vielfältigkeit der Angelegenheiten, die zu behandeln sind. Alles der Reihe nach. Rom ist das Zentrum der ganzen Welt. Der Hl. Vater ist stets wohlauf.
Adieu, lb. Schwestern, Mut! Wir ziehen himmelwärts. Und Geduld! Denn unsere Krone ist noch nicht vollendet.
Ich segne Euch ganz zärtlich in Unserem Herrn,
Euer Bruder
Eymard, S.S.S.
An Fräulein Marianne Eymard, du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.
Nr.1501
Bericht an die Propaganda Fide
Sehr geehrter Herr Präsident!
Im Verlangen, aus der Gewalt der Türken das erste Heiligtum unserer hl. Religion, den Abendmahlssaal, zurückzukaufen und dort die Ewige Anbetung zu errichten, hat die Gesellschaft vom Hlst. Sakrament, deren Mutterhaus sich in Paris (Rue fg St.Jacques 68) befindet, Seiner Heiligkeit eine Bittschrift zu Füßen gelegt, welche unseren Wunsch und Einsatz mit unseren Arbeiten und Mitgliedern für dieses katholische Anliegen zum Ausdruck brachte. Der Hl. Vater hat unsere Petition mit Wohlwollen entgegengenommen und sie mit der Anweisung an die Hl. Kongregation der Propaganda weitergeleitet, es sollen über diese Angelegenheit beim Patriarchen von Jerusalem Informationen eingeholt werden. Msgr. Valerga hat grundsätzlich eine positive Antwort abgegeben und eine provisorische Gründung in Jerusalem selbst angeregt. Unsere zwei Religiosen, die wir nach Jerusalem entsandten, um die Frage an Ort und Stelle zu erörtern und nach Möglichkeiten dafür auszuschauen, versichern uns, daß es zum Erreichen des Kaufes des Abendmahlssaales und des angrenzenden Bodens, der erst nach dem Tod des Besitzers verkäuflich wird, unbedingt erforderlich sei, bereits ansässig zu sein; dies ist auch die Ansicht des Patriarchen und der Propaganda, wie Sie aus dem beigelegten Brief ersehen können.
Der hochw. P. de Cuers hat bereits ein Grundstück ausfindig gemacht, das für den Bau einer Kapelle und eines Hauses im christlichen Wohnviertel geeignet erscheint. Es werden dafür 70.000 verlangt, man könnte dort sogar bald mit der Anbetung beginnen; für die Zusammenstellung des Personals dieses Hauses steht alles bereit - wir werden mit 6 Mitgliedern beginnen.
Nun bitten wir Sie, Herr Präsident, uns, die wir durch diese Gründung der Propaganda zugehören, anzunehmen und uns bei dieser Gründung behilflich zu sein; sie liegt doch im Interesse aller Katholiken, weil die hl. Kirche aus dem Abendmahlssaale hervorgegangen ist, und weil J. Chr. dort die Hl. Eucharistie und das Priestertum eingesetzt hat.
In dieser armseligen Stadt gibt es in jeder Hinsicht keine Einkünfte, alles ist darin sehr teuer, insbesondere für die Katholiken.
Herr Präsident, könnten wir auf einen jährlichen Beitrag durch die Propaganda Fide hoffen? Auf eine kleine Starthilfe bei der Gründung?
Wir sind seit 600 Jahren die ersten Ordensleute, denen der Hl. Stuhl die Tore zum Hl. Land öffnet, wir werden vielleicht die ersten sein, die Sie um einen Teil jener Hilfe bitten, die Sie in der Welt leisten. Der hl. Paulus hat für seine Heimat in anderen Ländern Sammlungen veranstaltet; seine Hauptbegründung war, daß man ein gutes Werk für das Geschenk des Glaubens vollbringen muß, das wir aus dem Vaterland Jesu Christi erhalten haben. Diesen Glauben möchten wir nun nach Jerusalem zurückbringen; und zu diesem Zweck bitten wir Sie, Herr Präsident, um das apostolische Brot und um ein Zelt für Unseren Herrn.
Es ist ...
(1) Anmerkung des Herausgebers: "Es ist nicht absolut sicher, daß das Wort 'G r o ß e' von Eymard stammt".