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Index Briefe Bd. 5 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.1502

An Pius IX.

1865: kein Tag, kein Monat angegeben!

Anmerkung: Redigiert im Januar 1864 und überreicht am 2. Februar 1864.

Heiliger Vater!

Peter Eymard, der Obere der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament in Paris, kniet demütig zu Füßen Ihrer Heiligkeit und trägt folgendes vor: seit Jahrhunderten ist der Abendmahlssaal in den Händen der Ungläubigen zur Bestrafung und Demütigung der Christen; und dies, obwohl es sich dabei um die ehrwürdigste und heiligste Kirche der Welt handelt! Dort befand sich der erste Altar, der erste Tabernakel der hl. Kirche Jesu Christi; von dort hat die Kirche heilig und mächtig ihren Ausgang genommen, um die Welt für den Erlöser zu erobern; es wäre wohl Zeit, Heiliger Vater, daß wir wiederum von unserem Vaterhaus Besitz ergreifen; daß wir wiederum Unseren Herrn auf seinen Thron der Liebe stellen und ihm gerade dort einen feierlichen Kult der Anbetung erweisen, wo seine überschwengliche Liebe das anbetungswürdige Sakrament der Liebe eingesetzt hat. Das Dogma der Unbefleckten Empfängnis muß als natürliche Folge das eucharistische Reich Unseres Herrn herbeiführen; das erhoffen wir zuversichtlich; und der Rückkauf des hl. Abendmahlssaales muß die kostbare Frucht davon sein.

Einst unternahm man Kreuzzüge für die heiligen Stätten. Die Gesellschaft vom Hlst. Sakrament, die durch ein Dekret der Hl. Kongregation für die Bischöfe und Ordensleute vom 3. Juni 1863 kanonisch approbiert wurde, wünscht es, diesen Kreuzzug zugunsten des Abendmahlssaales zu unternehmen, ihn aus der Hand der Türken zurückkaufen; sie ist bereit, für dieses katholische Anliegen höchster Bedeutung ihre Güter, ihr Personal und ihr Leben zu weihen und dort einen feierlichen und ewigen Anbetungskult einzurichten; dort Tag und Nacht zu beten für Eure Heiligkeit, für die hl. Kirche, für die Versöhnung und Bekehrung der Welt, den Triumph des Glaubens und der Liebe zum Hlst. Altarssakrament.

Zu diesem Zweck, Heiliger Vater, entsenden wir (einen unserer Religiosen) nach Jerusalem und zuvor nach Rom, damit er unser Projekt und unsere Hoffnung Eurer Heiligkeit zu Füßen lege, mit der Überzeugung, daß wir mit Ihrem Segen das Ziel erreichen werden.

Folglich fleht der demütige Bittsteller Eure Heiligkeit an, wenn Sie es für zweckmäßig halten, Pater de Cuers, seinen Gesandten, bei Msgr. Valerga, dem Patriarchen von Jerusalem, zu empfehlen; und wenn Sie es für zielführend halten, möchten Sie unser Ansuchen um den Ankauf bei der Regierung der Hohen Pforte unterstützen (notre demande d'un f i r m a n d'achat).

Der Außenminister, Herr Druyn de Lluis <Drouny de Luys>, hat uns bereits zu diesem Zweck beim französischen Konsul in Jerusalem, Herrn de Barrère, empfohlen.

Es handelt sich um ein großes Werk, das wir in Angriff nehmen möchten! Aber wenn Ihre Heiligkeit auf unserer Seite steht, haben wir Unseren Herrn J. Chr., dem alles möglich und leicht ist.

Und der Bittsteller wird den Herrn bitten usw. ...


Nr.1503

An M. Guillot

Adveniat Regnum tuum.

Rom, 3. Januar 1865.

Teure Tochter im Herrn!

Möge Ihnen der gute Meister den hl. Frieden und die Freude an seinen ehrenvollen Dienst schenken!

Sie haben wohl inzwischen meine Briefe erhalten müssen; ich habe die Ihren bekommen.

Hochw. Crépon ist glücklich ans Ziel gelangt; er ist zufrieden. Ich habe ihn im vollen Einsatz für Ihre gesegnete Familie angetroffen; Aufgrund des Verhaltens von P. Leroyer leidet er ein wenig.

Behüten Sie ihn gut, diesen lb. Pfarrer. Ich bin froh, lb. Schwester Benedikte, daß Sie weniger Angst vor ihm haben; gehen Sie einfach über diese Furcht hinweg: d e r l i e b e G o t t w i l l e s.

Ich habe ihn gebeten, dem hochwst. Bischof zu schreiben, um ihn vorauszuwarnen gegen die Verleumdungen der Mutter von Schwester Rosa und von Schwester Rosa selber, falls sie austritt.

In diesem Augenblick bekomme ich den Brief des Pfarrers Crépon an den hochwst. Bischof; somit ist seine Exzellenz aufmerksam gemacht worden; nun meine eigene Meinung: Entlassen Sie Schwester Rosa sobald wie möglich. Ihre Anwesenheit schadet der Gemeinschaft. Gott wird das Übrige besorgen; und sobald Sie ihr die Entlassung erklärt haben, geben Sie acht, daß sie mit niemandem mehr zusammenkommt. Packen Sie vorzeitig ihre Habseligkeiten zusammen und seien Sie stark.

Ich höre, daß sie von Krisen befallen wird... ein Grund mehr, um sie ehestens wegzuschicken. Wenn es nach mir ginge, würde ich sie keinen Tag mehr behalten.

Leben Sie wohl, gute Tochter; es ist die Prüfung für das Werk und die Lektion für unsere Unerfahrenheit: nach und nach werden wir ans Ziel kommen.

Ich segne Sie.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard.

An die Ehrwst. Schwester Margarete, Oberin der Dienerinnen vom Hlst. Sakrament, Spitalstraße 10 b Angers (Maine-et-Loire).


Nr.1504

An den Sekretär der Propaganda

Epiphanie 1865 (Rom)

Hochwürdigster Herr Prälat!

An diesem schönen Tag der Anbetung durch die Weisen wird es ein Jahr, daß wir den Entschluß gefaßt haben, nach Jerusalem zu reisen, dort eine Niederlassung der Anbetung zu errichten und uns dafür einzusetzen, um den Abendmahlssaal zurückzukaufen, diese allererste Kirche der christlichen Welt, welche vor 600 Jahren eine Moschee der Türken geworden ist.

Eine erste Reise im vergangenen März ergab, daß der Zeitpunkt zum Rückkauf des Abendmahlssaales noch nicht günstig war. Auf den wohlwollenden Vorschlag Seiner Exzellenz, des Patriarchen, hin unterbreiteten wir der Hl. Kongregation den Plan, in Jerusalem eine Niederlassung zu errichten, damit wir so, an Ort und Stelle niedergelassen, leichter die am Abendmahlssaal angrenzenden Grundstücke, welche von den Protestanten und Schismatikern angestrebt werden und teilweise bereits in ihrem Besitz sind, zu erwerben.

Durch zwei aufeinanderfolgende Briefe im Mai und im vergangenen August hat die Hl. Kongregation unser Projekt gnädigst gelobt und uns dazu ermuntert, sowie uns beim Patriarchen herzlich empfohlen.

Weil wir als Ordensgesellschaft von seiten unserer Regierung Hindernisse und Schwierigkeiten befürchteten, haben wir dem Herrn Außenminister unseren Plan und die Ermutigungen durch die Propaganda mitgeteilt; er war dabei erfreut und versprach uns sogar seine Unterstützung, wenn wir sie brauchen sollten; er gab uns sogar einen Brief für den Generalkonsul in Jerusalem, Herrn de Barrère; damit mußte sich jeder Zivilschutz für uns begnügen, denn wir wollen unsere religiöse Unabhängigkeit bewahren und nur vom Hl. Stuhl abhängen.

Gott hat um eines höheren Gutes wegen den Erfolg zweier Reisen nach Jerusalem nicht zugelassen, auch dreier Reisen nach Rom in einem Jahr, ich bin nun schon zum vierten Mal hier und bin entschlossen, noch zehnmal herzureisen, wenn es zum Triumph eines so schönen Werkes notwendig wird.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bemächtigt sich Rußland schrittweise über Jerusalem, wie Sie besser wissen als wir; sein Konsulat gleicht eher einer Festung; die Engländer kaufen Grundstücke an und bauen protestantische Schulen in der hl. Stadt, die Juden drängen sich an ihr in Ruinen liegendes Zion, man könnte sagen, es gibt eine zukünftige Bewegung in Richtung der heiligen Stätten.

Die Wiederherstellung des Patriarchates in Jerusalem stellt eine neue Ära dar; Kongregationen von Ordensfrauen sind uns bereits zuvorgekommen, wann wird endlich die Stunde schlagen, in welcher d i e s e s D i l a t a zu Fall gebracht wird! Dieses wurde ohne Zweifel von der Klugheit inspiriert, aber jetzt muß es durch das "W a c h s e t u n d m e h r e t e u c h u n d e r f ü l l t d i e E r d e!" ersetzt werden.

Es sind keine Zusammenstöße oder traurige religiöse Rivalitäten zu befürchten, Monsignore, diese Zeiten sind vorbei, wir befinden uns auf dem Schlachtfeld; die Einheit macht uns stark, die Isolation bewirkt die Niederlage oder wenigstens die Ohnmacht.

Die Hl. Kongregation soll in den kommenden Tagen zusammentreten, um ihr Urteil über diese religiöse Frage der hl. Stätten abzugeben. Ich hoffe, daß die Verherrlichung Unseres Herrn im Hlst. Sakrament dabei den Sieg davontragen wird; dies ist jedenfalls der Gegenstand aller unserer Wünsche und Gebete.

Entschuldigen Sie meine Beherztheit, Ihnen zu schreiben, Monsignore; es geschieht mit dem Bestreben, daß Sie noch mehr an unser Anliegen denken.

Nehmen Sie huldvoll unsere innigste und ehrfürchtigste Dankbarkeit entgegen von Ihrem untertänigsten Diener

Eymard

Sup. der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament.


Nr.1505

An Gräfin v. Andig.

Adveniat Regnum tuum.

Rom, 20. Januar 1865.

Gnädige Frau im Herrn!

Ihr Brief hat als Schiffspost Verspätung gehabt, daher wird Sie mein Brief auch später erreichen.

Behüten Sie Unseren Herrn unter dem Schutz des Bischofs und beunruhigen Sie sich nicht um den Rest. Sie stehen mit sicherem Gewissen hinter dem Gewissen eines so heiligen Bischofs, und ich betrachte es als unnütz, unmöglich und sogar vielleicht als bedauernswert, einen Schritt zu unternehmen, um Ihnen wohlgefällig zu erscheinen. Um Himmels willen, sprechen Sie nicht mehr davon, wenn Sie es wünschen, nicht für eine Fremde gehalten zu werden, sogar hier in Rom. Es ist bereits das zweitemal, daß Sie darum bitten; kommen Sie nicht mehr darauf zurück, dies würde eine Versuchung bedeuten.

Das Wichtigste ist, daß wir uns im Vertrauen auf Gott festigen, daß wir uns von seiner Wahrheit nähren und daß wir uns einsetzen für seine Verherrlichung durch unsere souveräne Liebe, indem wir ihn in allem, überall und über alles lieben!

Bleiben Sie recht in Gott! Wenn man außerhalb Gott lebt, ist man wie der Bettler auf der Straße und der Reisende unter dem Sturm; aber in Gott hat man eine ruhige, süße, heilige und freudige Wohnung; man fühlt sich wohl darin.

Leben Sie wohl, Madame, ich segne Sie im Herrn.

A. S.- Ich gedenke in 14 Tagen von hier abzureisen. Es ist noch nichts geschehen. Wie Gott will!


Nr.1506

An M. Guillot

Rom, 21. Jänner 1865.

Teure Tochter im Herrn!

Wieder eine kleine Prüfung! Unsere Angelegenheit wurde auf zwei und vielleicht drei Wochen vertagt. Gott sei dafür gelobt!

Danke dafür, daß Sie mir Nachrichten über diese arme Schwester Benedikte vermittelt haben; ich war über sie besorgt und bete inständig für sie. Arme Tochter! Wie es doch der Meister gut versteht, sie ausfindig zu machen und zu kreuzigen! Sie soll alle Ihre Leiden ganz Unserem Herrn für Jerusalem aufopfern oder besser dafür, daß der hl. Wille Gottes geschehe; die Prüfungen sind nichts anderes als Gottes Gnaden.

Sie müssen sich ein bißchen mehr um das Noviziat kümmern, damit diese arme Kranke nicht durch Besuche belästigt und ermüdet wird; wachen Sie darüber, daß die Novizinnen nicht abgelenkt oder beunruhigt werden, sondern fleißig ihren Pflichten nachkommen. Ich will damit sagen, sie sollten nicht andauernd besorgt herumstehen und Fragen stellen.

Ich informiere mich ein wenig über das Ordensleben hier in Rom, um Ihnen das Beste davon mitzubringen.

Bestehen Sie darauf, daß die Novizinnen Sie um die Erlaubnisse fragen, die sie bei der Novizenmeisterin erbitten müßten, bis diese lb. Kranke wieder in der Lage ist, ohne Ermüdung ihre alltäglichen Arbeiten wieder aufzunehmen.

Ich segne Sie, ich segne die lb. Kranke, ich segne Sie alle. Schreiben Sie mir nicht mehr, bevor ich Ihnen nicht einen weiteren Brief geschrieben habe.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1507

An Herrn Amadée Chanuet

Rom, 21. Januar 1865.

Lieber Herr Amadeus!

Ich bin entzückt über Ihr Kapellenprojekt, über deren Widmung an alle Heiligen und über das Glück, welches Ihnen zuteil werden wird, das höchste Gut so nahe zu haben.

Das ist das allergrößte Glück; so werde ich Sie als Familie des lb. Gottes besuchen; und Sie werden wie das Haus von Obédédom mit der Bundeslade, wie Nazaret mit Unserem Herrn, wie ein Paradies auf Erden sein; also Mut und Zuversicht!

Ich bin Ihrer Ansicht: kein äußerlicher Schmuck, sondern sehr einfach. Im Innern handelt es sich um das Allerheiligste, aber mit Geschmack, wie Sie einen solchen ja besitzen. Dann werden wir Ihnen für Ihre Kapelle Reliquien schenken und die Reliquie aller Reliquien; - bevor nicht alles vollendet ist, kann man um nichts ansuhen; Sie werden sie bekommen, seien Sie beruhigt! - Ich schreibe ein paar Worte an Ihre lb. Frau ................. ........................ .................... 3 Zeilen gelöscht ..................................................................

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Ich halte mich hier noch wenigstens 14 Tage auf; meine Angelegenheit ist noch nicht erledigt; aber Jerusalem ist es der Mühe wert.

Beten Sie innig für mich, ich tue es ebenso für Sie alle.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard S.


Nr.1508

An P. Ler.

Adveniat Regnum tuum.

Rom, 21. Jänner 1865.

Lieber Pater!

Ich war ganz überzeugt, Ihnen zu Neujahr geschrieben zu haben, und ich glaube es noch jetzt: mein Brief wird auf dem Weg verloren gegangen sein.

Danke für Ihre Wünsche und Ihre Gebete, wir haben sie für unser großes Jerusalem-Anliegen sehr nötig: die Sache ist sehr bedeutsam, und unglücklicherweise sind wir nicht in Jerusalem geblieben, denn hier hätte man mit vollzogenen Tatsachen infolge des Briefes der Propaganda mehr Durchschlagskraft.

Gott hat es nicht zugelassen, man hielt den anderen Weg für besser. Gott kommt dabei alle Ehre und uns die Demütigung zu, aber was soll's! Wenn nur unser Guter Meister triumphiert.

Es wurde mir versprochen, unsere Angelegenheit bei der Generalversammlung der Kardinäle, die letzten Montag stattgefunden hat, vorzubringen; aber unsere Sache wurde auf die nächste Versammlung in 2 Wochen verschoben, wie mir der Kardinalpräfekt erklärt hat. Ich warte also noch 14 Tage lang. Wenn ich dann merke, daß die Sache dauernd verschoben wird, reise ich nach Paris zurück.

Ich habe keine Zeit mehr, für Sie Ablässe zu erbitten. Wenn Sie ein besonderes päpstliches Schreiben besitzen, so genügt Ihnen dies, um mit dem Exequatur des Ortsbischofs die Andacht m o d o p u b l i c o abzuhalten.

Ja, gerne; rufen Sie Frater Heinrich zu den hl. Weihen in der Fastenzeit; er ist ein ausgezeichneter Religiose und hat eine einfache und geradlinige Seele!

Es wird mir berichtet, daß die Regel dieser Damen überarbeitet werden muß; aber ich meine, es handle sich nur um Dinge gegen Ende des Textes: somit können Sie die ersten Kapitel erklären; ich weiß, daß Sie diese sehr schätzen.

Zur Zeit befaßt man sich mit Ihren Berichten; es sind damit ein Bischof der Kongregation und ein Konsultor der Riten beschäftigt.

Adieu, lieber Pater, lassen Sie beten, denn wir müssen wider alle Hoffnung hoffen. Meine Seele wäre darüber traurig, würde ich nicht die Pläne Gottes anbeten, die immer unser größeres Wohl im Auge haben. Herrn Crépon geht es sehr gut und er läuft als wahrer Pilger herum. Herr Bompois lebt auf; und Herr Lamoureux ist ganz mit seiner Liturgie beschäftigt.

Grüße an alle!

In Unserem Herrn verbleibe ich

ganz Ihr Eymard.


Nr.1509

An de Cuers

Adveniat Regnum tuum.

Rom, 21. Januar 1865.

Lieber Pater!

Nochmals eine Prüfung! Unsere Angelegenheit ist am Montag nicht drangekommen; da sie auf der Tagesordnung der letzte Punkt war, wurde sie auf die Sitzung in 14 Tagen verschoben. Ich habe den Herrn Kardinalpräfekten wie auch Msgr. Capalti gesprochen: beide gaben mir ihr Wort für die nächste Generalsitzung; warten wir ab, beten und hoffen wir gegen alle Hoffnung. Gewiß, lieber Pater, es wird der Anschein erweckt, als mache man sich über uns lustig, aber all dies ist gut und wird das Maß der Waage ausgleichen!

Ich habe Kardinal Pitra gesehen! Ich höre mit meinen Besuchen auf, weil dies nichts nützt: es bedarf der Diskussion und der augenblicklichen Gnade.

Ich bete, so gut es meine Armseligkeit vermag.

Ich arbeite am Hlst. Sakrament; der Gute Meister ließ mich ein ausgezeichnetes Buch in der Seminarbibliothek finden, das ich nun durchackere.

Versuchen Sie, ein wenig Ihre Gesundheit zu bessern, lieber Pater! Seien Sie nicht krank, heizen Sie Ihr Zimmer ordentlich warm.

Leben Sie wohl, oder besser: Auf bald!

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

P. S. - Schicken Sie mir keine Briefe von Auswärtigen.


Nr.1510

An M. Guillot

A. R. T. E.

Rom, 3. Februar 1865.

Teure Tochter!

Danke für Ihre Briefe. Wie gut ist doch Gott, daß er Sie so segnet! Dieser hervorragende Bischof ist ein so gütiger Vater; ziehen Sie daraus reichlichen Nutzen!

Pfarrer Crépon kehrt glücklich wieder zu den Ihrigen zurück. Diese Reise hat ihm sehr wohl getan.

Gott regelt alles. So ist nun Schwester Rosa auf der Reise: gut so! Wir werden sehen, ob sie etwas Gutes zustande bringt und die Bewährung durchstehen wird. Wir müssen eifrig beten, daß sie nicht mehr zurückkehrt, wenn sie keine gute Ordensfrau sein kann. Sie hat jedoch gute Eigenschaften, die ich schätze.

Gewiß wäre es sehr wünschenswert, wenn Sie das Haus Trottier bekommen könnten. Reden Sie mit ihm, ob er einverstanden wäre, wenn wir ihm zuerst die Hälfte der Gesamtsumme und den Rest später zahlen würden; fragen Sie ihn nach den genauen Bedingungen.

Ich bleibe noch einen Monat. Eben hörte ich, daß die Sache auf den ersten Montag im März verschoben wurde. Ich bete Gottes Pläne und seinen hl. Willen an. Man kann nie genug leiden für eine so schöne Sache: den Abendmahlssaal zu kaufen!

Ich werde mich in ein Kloster zurückziehen, das etwas mehr auf dem Lande liegt. Wenn Sie keine großen Dringlichkeiten haben, schreiben Sie mir nicht. Ich habe das Bedürfnis, mich mit Unserem Herrn zu verstecken. Behandeln Sie Ihre Probleme, entscheiden Sie und tun Sie das Beste.

Ich segne Sie aus ganzer Seele im Herrn.

Eymard.

P. S. - Ich werde Ihre Schwestern in Lyon besuchen, auch Frau Bertin, Mantoux und vor allem Frau Marcel.


Nr.1511

An de Cuers

Adveniat R. T. E. Rom, 3. Februar 1865.

Lieber Pater!

Gott sei für alles gepriesen! Die Angelegenheit sollte am Montag behandelt werden, als ein Zwischenfall sie verschieben ließ: Kardinal Barnabò ist erkrankt; die Generalversammlung fand trotzdem statt, aber es fand dabei eine lange Diskussion über die ö k o n o m i s c h e L a g e der Propaganda statt, sodaß schließlich die Zeit nicht mehr reichte. Ich brauche Ihnen meine Enttäuschung, ja sogar meinen Schmerz nicht zu schildern: somit ist die Sache nun auf den ersten Montag im März verschoben. Beide Herren beteuerten mir zwar, daß die Sache behandelt würde, aber dies geschah schon so oft!

Wenn ich nur auf meinen Kummer hörte, müßte ich sofort heimreisen; aber alle sagen mir, ich würde falsch handeln; weil ich schon so viel getan habe, soll ich noch diesen Monat abwarten..., ich würde es hinterher sehr bedauern, wenn die Sache wegen meiner Abwesenheit schiefgehen würde; dies würde vielleicht der Grund eines unbefristeten Aufschubs sein; ich solle vorher einige Kardinäle aufsuchen, um ihre Stimmabgabe vorzubereiten, damit das Problem nicht auf die leichte Schulter genommen würde.

Dies ist also meine Situation, lieber Pater; das Herz tut mir weh wegen dieser Sache; wie auch immer: wir erbitten eine so große Gnade, daß die Dämonen in mächtige Wut geraten, weil sie sich vom Abendmahlssaal selbst angegriffen sehen.

Ich bin also entschlossen zu warten, es sei denn, eine dringliche Notwendigkeit riefe mich nach Frankreich zurück. Ich will mich für einige Zeit bei den Redemptoristenpatres vom hl. Alphons von Liguori in der Nähe von Santa Maria Maggiore zurückziehen; dort werde ich von allem Lärm und von allen Leuten entfernt sein, die unsere Affäre nicht interessiert.

Wenn Sie mir schreiben müssen, so können Sie die Briefe stets an das französische Seminar adressieren.

Meine Gesundheit geht gut.

Ich segne Sie alle im Herrn. Beten Sie allezeit, guter Pater, denn nun kommt der entscheidende Augenblick für oder gegen unsere Sache immer näher. Aber vielleicht stellt sich nach so vielen Prüfungen doch die Erleichterung ein! Wir werden jedoch stets damit getröstet, daß wir den hl. Willen Gottes gesucht haben.

Im Herrn Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1512

An den Patriarchen v. Jerusalem

Rom, 4. Februar 1865. Im fanzösischen Seminar.

Exzellenz!

Zuerst ist es meine Pflicht, Ihnen meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen, daß Sie unsere Religiosen mit soviel Güte empfangen haben; ich muß Ihnen auch Rechenschaft ablegen über den Stand der Frage unserer Gründung in Jerusalem. Ich hätte es lieber gesehen, daß unsere zwei Religiosen weiterhin bei Ihrer Exzellenz geblieben wären, anstatt nach Europa zurückzukehren. Sie haben es gut gemeint, Gott sei dafür gelobt und gepriesen!

So bin ich nun seit drei Monaten in Rom. Ich hatte das Glück, Seiner Heiligkeit den derzeitigen Stand der Frage hinsichtlich des Dekretes D i l a t a zu unterbreiten. Seine Heiligkeit hat der Generalversammlung der Kardinäle die Weisung gegeben, dieses Problem zu prüfen. Die Besprechung hätte bereits vor einem Monat stattfinden sollen, aber weil der Kardinalpräfekt Barnabo erkrankt war, wurde unsere Angelegenheit auf den ersten Montag im März vertagt; zu diesem Zeitpunkt tagt die Versammlung der Kardinäle in der Propaganda.

Ich hoffe, Exzellenz, auf eine positive Lösung. Der Hl. Vater hat für unser Projekt größtes Interesse gezeigt. Der Kardinalpräfekt setzt sich ganz dafür ein. Wir haben Eure Exzellenz auf unserer Seite; und vor allem hoffe ich, daß Unser Herr zu uns hält oder besser für seine Verherrlichung sorgen wird, geht es doch darum, ihm seinen Abendmahlssaal zu erwerben, ihn gerade dort anzubeten und zu verherrlichen, wo seine Liebe das erhabene Sakrament seiner Liebe zu den Menschen eingesetzt hat.

Ich preise Gott für diese lange Prüfung, durch die wir die Gnade noch höher schätzen, welche wir von Ihnen mit soviel Nachdruck erflehen. Ich hoffe, daß Eure Exzellenz nichts bedauern müssen, was Ihr Eifer huldvoll für uns tun möchte. Ich wage es, Ihnen zu versichern, daß wir nicht undankbar sein werden. Wenn es Eure Exzellenz für klug und weise erachtet, würde ich Sie bitten, mir Ihren guten Willen für unser Projekt in einem Schreiben zu bestätigen, damit ich es bei Bedarf den Kardinälen als Bestätigung vorzeigen kann, die ich nach einem Ratschlag aufsuchen und über den Plan näher informieren soll; Msgr. Capalti, der Sekretär der Propaganda, erklärte mir nämlich gestern, daß er nichts drucken lassen werde, sondernn lediglich einen Bericht der Angelegenheit verfassen werde. Er machte mir einen befürwortenden Eindruck, da man ihm aber genau alles erklären muß, werde ich zu den einflußreichen Kardinälen gehen.

Nehmen Sie meine aufrichtigsten und ergebensten Grüße entgegen, mit denen ich im Herrn verbleibe als demütigster und gehorsamster Diener

Peter Eymard

Superior der Kongregation vom Hlst. Sakrament.


Nr.1513

An Fr. Lepage

Rom, 4. Februar 1865, im französischen Seminar.

Gnädige Frau im Herrn!

Ihr Schreiben kam hier an, während ich - zur gleichen Zeit wie Sie - im Kloster der Redemptoristen Exerzitien machte. Heute lese ich Ihren Brief m i t F r e u d e. Ich habe viel für Sie beide und Sie alle gebetet, denn man muß Unseren Herrn in s e i n e m e i g e n e n L i c h t und durch seine e i g e n e L i e b e kennen.

Und dann muß man sich unserem guten Meister ohne jeden inneren Rückhalt schenken; das Äußere gehört ja schon lange ihm.

Die innere Hingabe seiner selbst ist aber die wahre - weil dann unser Heiland Herr des Feldes ist, um es zu bebauen, - des Baumes, um ihn zu veredeln. Er ist Erlöser - aber indem er auf dem Weg der Selbstentäußerung und Entsagung die Gnaden bestimmt, die uns heilig machen sollen - und unserem Leben jene Gestalt gibt, die es nach seinem Willen haben soll.

Endlich ist er eben dadurch der Gott des Herzens, der Bräutigam der Seele und des Lebens - die Braut ist gleichsam minderjährig unter der göttlichen Vormundschaft ihres himmlischen Bräutigams.

Mit all diesen Dingen haben Sie sich ohne Zweifel in Ihren Exerzitien fleißig beschäftigt und Sie müssen diese Gedanken nun sorgfältig pflegen und dadurch größere Sammlung besonders während der ersten 14 Tage nach Ihrer Heimkehr zu bewahren suchen.


Nr.1514

An Sr. Anne-Marie Guillot sss

Rom, 10. Februar 1865.

Liebe Schwester in Christus, dem Herrn!

So bin ich also noch hier bis gegen 10. oder 14. März. Die Angelegenheit des Zönakels wird erst am 7. März, dem ersten Montag im März, behandelt. Vielleicht will der hl. Josef Unseren Herrn einquartieren.

Ich werde Sie auf der Rückreise besuchen, ebenso Frau Mantoux und Frau Bertin. Ich schreibe kurz an die gute Dame Marcel. Beten Sie für das große Werk des Zönakels. Ich habe vom Hl. Vater für Sie den größten Gunsterweis erhalten: jenen, den ich Ihrer guten Schwester für die Ablässe geschickt habe; denn heutzutage ist es sogut wie unmöglich, dieses Privileg zu erhalten.

Ich segne Sie aus ganzem Herzen und Ihre gute Schwester Jenny, auf deren Wiedersehen ich mich freue.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1515

An Herrn Dupont in Tours

Adveniat Regnum Tuum

Rom, 10. Februar 1865, im französischen Seminar

Teurer und ehrwürdiger Freund im Herrn!

Danke, vielmals Danke für Ihren Brief. Er hat mir die Freude des Glaubens und der Liebe geschenkt. Gott hat mich mit diesem Schreiben etwas aufgerichtet. Ich kam für zwei Wochen hierher, und nun sind bereits drei Monate vergangen, und die Angelegenheit des Abendmahlssaales wird von der Generalkongregation der Kardinäle erst am 7. März behandelt werden. Es braucht wohl noch einige Tage, bis die Antwort kommt, ob die Sache neuerlich dem Hl. Vater vorgelegt werden muß. Gott sei dafür gelobt! Dies ist sicher das beste, was getan werden kann: zuwarten. Gott macht alles besser als wir. Ich empfehle Ihnen das Anliegen beim Mittagsgebet.

Nun gut, lieber Herr Dupont, der Hl. Geist sieht darin klarer als es unsere Liberalen beanspruchen, die darüber mehr zu wissen glauben als der Papst. Die Bombe der Wahrheit ist früher explodiert, als sie es vermuteten; diese Feinde Gottes und der hl. Kirche, diese Verkünder des Fortschritts im Materialismus und besonders des Unglaubens!

Traurig ist freilich, daß es Menschen gibt, von denen der Erlöser sagt: "Ihr seid das Licht der Welt!, daß diese Leute zur Finsternis werden und sich mit den Feinden des Glaubens verbinden. Wirklich, Herr Dupont, 1789 und sein Liberalismus ist der gefährlichste Irrtum, den die Kirche ertragen mußte, weil darin ein verführerisches Ideal liegt. Die Schwachen, sowie die geraden, aber mit der Hinterlist der alten Schlange wenig vertrauten Seelen! Unser Herr sagt uns aber: "Seid klug wie die Schlangen!" Der Streich ist geschehen, die Schrecken der Parteien beweisen, daß es ein Volltreffer war. Jetzt steht zu befürchten, daß die Leute des KORRESPONDENTEN und der alten liberalen Schule von Montalembert mit gewissen Sätzen des Bischofs von Orléans ihr Haupt erheben! Dieser Bischof hätte wohl besser getan, uns die kindliche und blinde Unterwerfung seiner alten Schule mitzuteilen, wo er doch sonst so eifrig ist; dies wäre besser gewesen als uns in so lobenswerten Worten ihre Namen und die Breven aufzuzählen, die sie erhalten haben. Dies trägt zum Beweis ihrer ehemaligen Haltung herzlich wenig bei.

Kurzum, die hl. Kirche ist auf göttlichem Fels gebaut. Der Hl. Geist ist der Pilot; der Papst ist der Kommandant des Schiffes. Preisen wir Gott!

Heute habe ich bei der Lektüre des 13. Kapitels der Apokalypse beim Vers 18:

numerus ejus 666 an L U D O V I C U S gedacht.

v v

D 500

C 100

L 50

I 1

in italienisch gilt das U als V; 3 x 5=15

__ ________

zusammen 666

Dazukommen alle diese Zeichen der Freimaurer und die Begünstigungen, die sie genießen; der Haß auf alles, was gegen sie ist. Das ist das Kapitel.

Adieu, guter und verehrter Freund, Grüße an die lieben Rosembergs.

Im Unserem Herrn vereint

verbleibe ich ganz Ihr

Eymard

Kommentar des Herausgebers:

Zu Nr.1515

Der Brief trägt die Nr. 4.

Mit Bleistift steht geschrieben: "vom Hl. Peter Julian Eymard."

In diesem Brief informiert P. Eymard den Herrn Dupont über die Angelegenheit des Abandmahlssaales. Die Untersuchung der Angelegenheit zieht sich in die Länge. Seit dem 25. Jänner hatte P. Eymard Exerzitien angefangen, die er erst am Ende der Jerusalem-Angelegenheit beendete. Diese zog sich über den 7. März 1865 hinaus und wurde endgültig durch die Generalkongregation der Kardinäle am 28. März entschieden. Die Antwort fiel negativ aus und dem P. Eymard wird diese am 29. März mitgeteilt.

Aber der Hauptgegenstand des Briefes ist ein anderer. Am 8. Dez. 1864 veröffentlichte Pius IX. die Enzyklika Quanta Cura; mit dieser war der Syllabus gekoppelt. Überall gab es darauf heftige Reaktionen. In Frankreich entfesselte sich die antiklerikale Presse und jene des Liberalismus. Die Regierung verbot zuerst mit einem Rundschreiben v. 1. Jänner 1865 die Veröffentlichung des Syllabus. Schließlich unterschrieb Napoleon II. ein Dekret, das die Publikation des letzten Teiles der Enzyklika erlaubte.

Die französischen Bischöfe protestierten gegen diese Einmischung der Zivilbehörde in Glaubensfragen. Am 26. Jänner 1865 promulgierte Msgr. Dupanloup, der Bischof von Orléans, eine Schrift mit dem Titel: "Die Konvention vom 15. September und die Enzyklika vom 8. Dezember". Durch die Konvention vom 15. September verpflichtete sich Frankreich vor dem Königreich Piemont, seine Truppen schrittweise im Laufe von 2 Jahren von den Ländern des Kirchenstaates zurückzuziehen. Die französischen Katholiken sahen in dieser Maßnahme die Aufgabe der bisher praktizierten Haltung gegen die Kirche. Dupanloup bat als französischer Bürger um Aufklärungen.

Hinsichtlich der Doktrin des Syllabus setzte sich der Bischof Dupanloup ein, die Gedanken des Papstes zu rechtfertigen, indem er These und Hypothese unterschied. Die Broschüre erlangte einen beachtlichen Erfolg. Der apostolische Nuntius beglückwünschte den Autor, und Hunderte von Bischöfen schlossen sich ihm an.

Im Lager der katholischen Presse war die Meinung zum Syllabus geteilt. Die Liberalen waren bestürzt und Montalembert dachte an den Rücktritt von seinem Posten als Direktor des "Korrespondenten". Er äußerte sich auf dem Kongreß von Mecheln, der vom 18. bis 22. April 1863 stattfand. Er sprach seine absolute Unterwerfung unter Papst und Kirche aus, verurteilte aber die "Allianz zwischen Thron und Altar". Seine Intervention wurde veröffentlicht unter dem Titel: "Freie Kirche in einem freien Staat". Dieser Akt war ein echter Erfolg. Aber die Zeitumstände waren schwierig: Emmanuel II. entriß dem Papst seine Lädereien und verkündete in seinem Reich den religiösen Indifferentismus. Der Bischof von Poitiers, Msgr. Pie, verklagte Montalembert in Rom, weil dieser Thesen vertrat, die vor 30 Jahren verurteilt worden waren; und Kardinal Antonelli sandte ihm aufgrund der Pressionen eine geheime Rüge. Die Broschüre von Bischof Dupanloup ermutigte die liberalen Katholiken und der Vizegraf von Meaux erreichte, daß Montalembert die Leitung des Blattes weiterführte. Dieser unterwarf sich schweren Herzens.

Ganz anders verlief das Vorgehen der Ultramontanen. Zur Zeit der Veröffentlichung des Syllabus befand sich Veuillot in Rom. Er war außer sich vor Freude und betrachtete den Syllabus als Verurteilung der liberalen Katholiken. Er machte dem Bischof heftige Vorwürfe, daß er das Dokument nur auszugsweise an die Öffentlichkeit gebracht habe. Und als der Papst am 4. Februar 1865 den Bischof von Orléans den Glückwunschbrief sandte, ging Veuillot nur auf die letzten Zeilen des Schreibens ein, in denen der Papst den Bischof einlud, seine Arbeit fortzusetzen, nicht nur um die falschen Interpretationen zu widerlegen, sondern um seine Gedanken besser bekanntzumachen. Klarerweise bediente sich Veuillot des päpstlichen Schreibens als Triumph über seine Gegner, die liberalen Katholiken.

Der Brief von P. Eymard stellt ein beredtes Zeugnis über aktuelle Fragen in der damaligen Tagespolitik dar. Auch er befand sich zum Zeitpunkt der Publikation der Enzyklika und des Syllabus in Rom. Er hatte Kenntnis vom Brief des Bischofs Dupanloup. Der Glückwunschbrief des Papstes an den Bischof von Orléans war gerade veröffentlicht worden. P. Eymard setzt sich zuerst mit den vorgeblichen Liberalen, den Erben der Revolution von 1789, auseinander. Er selbst ergreift Partei für das ultramontane Lager und befürchtet, daß Montalembert von der Veröffentlichung durch Dupanloup keine Notiz nehmen könnte. Die Schule der katholischen Liberalen hatte noch an den Folgen der Verurteilung zu tragen, die einst Lamenais getroffen hatte.-

Dieser Brief, adressiert an einen Freund, stellt sicher das ausdrücklichste Zeugnis zur politischen Einstellung von P. Eymard dar.

Nebenbei kann man auch die eigentümliche Auslegung der Zahl aus der Apokalypse anführen. Wer ist unter L u d o v i c u s, von dem P. Eymard spricht, gemeint? Muß man dabei an den Namen des Kaisers selber (Ludwig Napoleon) denken, weil er seine politische Haltung in der Römischen Frage geändert hatte?... Dieses Majestätsverbrechen hätte dem royalistisch eingestellten Herrn Dupont mit seinem legitimistischen Denken nicht mißfallen!


Nr.1516

An Hr. Jos.-Aug. Carrel

Rom, 18. Februar 1865.

Danke für Ihre Zeilen; ich würde freilich meine Nachrichten mündlich überbringen, aber ich muß noch bis zum 12. März hierbleiben. Erst am 6. wird unsere wichtige Angelegenheit durch die Kardinäle entschieden. Beten Sie ein wenig zum Herrn in diesem Anliegen an jenem Tag. Ich werde also erst um den 18. März herum in Lyon vorbeikommen und Sie dabei umarmen.

Armer Freund! Das Kreuz hat Sie also auf sich geladen, oder besser: Sie haben es als Christ getragen! Es ist der gute Meister, der mit Ihnen allein sprechen wollte, Sie in seiner Nähe behalten und Ihnen ein Licht und eine zusätzliche Gnade schenken wollen. Ich denke, er wird mit seinem Soldaten auf diesem neuen Schlachtfeld zufrieden gewesen sein.

Rom ist wie sein Papst: groß und heilig; es ist im Frieden und in voller Zuversicht auf Gott. Die Wogen und ihre Gischt machen wohl ein bißchen Gepolter; die garibaldinische und mazzinische Sekte ist nicht tot, aber sie ist recht armselig und ekelhaft; es sind Leute, die nur Drohungen im Munde führen, der Haß funkelt aus ihren Augen, der Schrecken sitzt in ihrem Herzen, dazu ein verborgener Dolch im linken Ärmel ihres Kleides. Und da gibt es Leute, welche die Zeitung "L e S i è c l e" und die "O p i n i o n n a t i o n a l e" in Paris mit der Bezeichnung "Brüder" begrüßt, und welche von einer Million Franzosen als ehrenhafte Menschen gehalten werden; aber es genügt, sie zu sehen. Alle diese betrogenen Franzosen müßten eine Reise nach Florenz, nach Neapel und vor allem in die kleinen Städte Italiens unternehmen, wo man seines Lebens nicht mehr sicher ist. In den letzten Tagen wäre ein französischer Priester mitten beim Abendessen in Macerata durch die wohlerzogenen Italianissimi beinahe erstochen worden. Der Präfekt, bei dem er seine Klage eingebracht hatte, entgegnete ihm: R e i s e n S i e s o f o r t a b! Der General Montebello sagte dieser Tage zu einem Franzosen: "Ich übernehme die Verantwortung für ihr Leben auf dem päpstlichen Territorium, aber nicht auf jenem des Königreiches Italien!" Das nennt sich ein schöner staatlicher und bürgerlicher Fortschritt, das herrliche vereinigte Königreich und vor allem der Freund Frankreichs! Halunken! Das ist alles,was man diesen g u t e n I t a l i e n e r n antworten soll. Die hiesigen Franzosen wissen dies, und die französischen Soldaten noch besser!

Bis bald, teurer Freund. Grüße an Ihre ganze lb. Familie.

Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.1517

An Fr. v. Grandville

Rom, 18. Februar 1865.

Gute Dame!

Ich bin noch bis zum 11. März in Rom. Meine Angelegenheit des Zönakels wird erst am 6. März behandelt; beten Sie ein wenig an diesem Tag, daß die Kardinäle den Willen Gottes klar ausdrücken, und daß der Teufel nicht in den Ratssaal eindringe, denn er ist sehr böse. Er trat durch einen Apostel in den ersten Abendmahlssaal ein und ließ alle Christen durch die Türken vertreiben. Jetzt möchten wir den Teufel und die Türken vertreiben und dort Unserem Herrn einen prächtigen Thron bauen, bestehend aus Herzen von Fleisch und Gold.

Ich habe Ihren Cousin getroffen; wir haben miteinander über die große Gnade geplaudert. Er hat mir versprochen, weiter voranzuschreiten; ich habe den Eindruck, daß er vor den Schwierigkeiten kapituliert hat; diese sind tatsächlich sehr groß. Heutzutage macht man größere Schwierigkeiten als je zuvor; es ist sogar verboten, anläßlich einer päpstlichen Audienz, die man erhält, ein Bittschreiben zu überreichen. Achtung! Hier bräuchte es einen Bischof! Ich kann am 11. März Rom verlassen und rasch nach Paris zurückkehren. Ich werde Ihnen nach meiner Ankunft schreiben.

Meine herzlichsten Segenswünsche Ihrer guten Schwester.

Ihr in Christus ergebenster

Eymard, S.


Nr.1518

An de Cuers

Rom, 21. Februar 1865.

Lieber Pater!

Danke für Ihren lieben Brief, ebenso für jenen von P. Chanuet; sie trösten mich ein wenig, vor allem aber geben mir Ihre Gebete Zuversicht. Ich bin immer noch bei den Redemptoristen in Exerzitien. Falls Fr. Eugen noch nicht bei Ihnen ist, so ist es vielleicht nicht der Mühe wert, ihn eine so lange Reise für so kurze Zeit und für so wenig machen zu lassen. Sehen Sie zu, was am besten ist; wenn uns nämlich Gott begünstigt, so dürften wir nicht allzulange warten, um möglichst bald abzureisen.

Sonst gibt es nichts Neues außer das geduldige Warten.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard.

An hochw. P. de Cuers, Religiose vom Hlst. Sakrament, Rue Faubourg St. Jacques 68, Paris


Nr.1519

An M. Guillot

Adveniat Regnum tuum Eucharisticum.

Rom, 25. Februar 1865.

Der hochwst. Bischof hat recht: Sie brauchen den dritten Teil der Regel, der die Leitung oder Verwaltung behandelt.

Ich habe Ihnen denselben nicht ausgehändigt, weil es darin einige schwierige Punkte gibt; und weil dies den wichtigsten Teil ausmacht, wollte ich den Text zuerst einmal dem hochwst. Bischof unterbreiten. Ich danke Ihnen für seine Bemerkungen, sie sind hervorragend. Sie beweisen klar, daß der hochwst. Bischof sich in Ordensfragen sehr gut auskennt. Diese Bitte des Bischofs zeigt auch, daß er an Ihnen sehr interessiert ist.

Waschen Sie Ihre schmutzige Wäsche daheim, sagt ein französisches Sprichwort. Beherzigen Sie wohl, daß die inneren Drangsale, die man vielleicht erleidet, Wolken sind, die man vorüberziehen lassen soll, wenn die grundsätzlichen Dinge gegeben sind, nämlich: der Gehorsam, die Demut, die Nächstenliebe, wenigstens aber eine Rückkehr zur Demut.

Pater L. hat recht: eine Genugtuung zu erfahren für die Verherrlichung Gottes ist wünschenswert und kann erbeten werden; meinerseits wünsche ich lieber, daß sie draußen bleibt. Ein schlechter Geist macht sich breit. Es wäre gut, Ihren Rat einzuberufen und ihr dann durch den Rat die Bitte auszusprechen, sie solle nicht mehr zurückkehren; hernach werden Sie sehen, welche Wiedergutmachung sie anstreben will. Das Übrige müssen wir Gott überlassen.

Auf alle Anfragen, die vom bischöflichen Ordinariat kommen, antworten Sie, daß ich bald zurückkehren werde, um den 13. März herum. Senden Sie mir unter Streifband und bezahlter Frankierung das, was der hochwst. Bischof Ihnen über das Ordensleben zukommen ließ, nach Marseille, Nau-Straße 7; ich möchte sehen, was er geändert hat.

Gute Tochter! Sie schulden mir eine beträchtliche Anzahl von Briefmarken! Senden Sie stets jemanden zur Post zum richtigen Frankieren, denn Ihre 20 C. sind verloren und die 2 Francs werden nochmals verlangt. Der gute Glaube genügt nicht, ein halbes Gramm mehr kostet 1 Fr.

Ich bin noch immer hier in Exerzitien; dies gibt mir Trost und läßt mich den guten Meister danken für diese Verzögerung ....................................

Sollten Sie mir wieder einmal schreiben, geben Sie mir Nachricht über ............... leiden Sie ............... und beten Sie; denn ich weiß, daß nur der lb. Gott allein ja sagen kann. Ich segne Sie, lb. Tochter, Sie, Schwester Benedikte und die ganze Familie.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1520

An Frater Maria Ratons

Adveniat Regnum Tuum.

Rom, 25. Februar 1865.

An den lb. Frater Maria.

Danke für Ihr lb. Schreiben, guter Frater; es zeigt mir, wiesehr Sie der gute Meister liebt und wiesehr Sie auch in seinem Dienst zu bleiben wünschen. - Ja, ich will gerne für Sie und mit Ihnen zu Unserem Herrn, der Ihr Los in seinen Händen hält, beten, Sie zu bewahren; und die gute Mutter bitten, Ihnen eine gute Nummer zu schenken (er erhielt die Nummer 269 auf etwa 300, A.d.H.); und ich werde mich mit Ihrer Novene zum großen hl. Michael, dem Schutzengel der Gesellschaft, vereinen.

Lassen Sie sich nicht zuviel in die Traurigkeit hineinziehen, lieber Bruder, und auch nicht in die Besorgtheit. Legen Sie alles in die Hand Gottes. Sie wissen, wiesehr er Sie bis heute beschützt und Ihnen (sogar) zweimal die Gnade der Berufung geschenkt hat. - O ja, er verleihe Ihnen die volle Gnade, und ich bin sicher, daß Sie ein noch besserer Anbeter werden.

Aus ganzem Herzen segne ich Sie im Herrn!

Eymard.


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