Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 4 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.1441

An Frater Maria Ratons

Paris, 30. September 1864.

Lieber Frater Maria!

Ihr Brief hat mir große Freude bereitet, vor allem als ich las von Ihrer guten und großherzigen Einstellung zu Unserem Herrn und zur schönsten Berufung, die es auf der Welt gibt.

Sie wurden hart geprüft und versucht, armer Bruder, aber Sie befinden sich noch in der hl. Bundeslade, der gute Meister hat Sie behütet und wird Sie behüten. - Ja, der Austritt von P. Peilin ist eine gute Lektion und ein Grund zur Traurigkeit. Dieser arme geistliche Herr ist bestrebt, die Gesellschaft, von der er nur Gutes erhalten hat, in Verruf zu bringen, - er erzählt über seine Mitbrüder Schlechtes herum und hat darüber auch dem Bischof von Grenoble geschrieben. - Ich habe ihm das Böse mit Gutem vergolten. - Gott möge ihm die Augen öffnen oder ihn wenigstens an der Sünde hindern! Leider! Man benimmt sich nicht in dieser Weise, wenn man eine Gesellschaft wie seine Mutter liebt.- Man soll in der Gemeinschaft nicht mehr darüber reden; und wenn man Ihnen etwas darüber erzählt, sagen Sie einfach: wir beten für ihn.

Seien Sie zuversichtlich! Sobald der Zeitpunkt des Militärdienstes kommt, halten Sie eine Novene zum hl. Michael, und wir werden uns alle daran anschließen. Von ganzem Herzen werde ich Sie in das einsame Haus versetzen, aber verdienen Sie sich diese Gnade, lieber Bruder, durch Ihre Treue und Liebe zu Unserem Herrn.

Ich freue mich über Ihren lb. Bruder und segne ihn. Ich segne auch Sie, Gott erhalte und beschütze Sie! Er sei Ihr Alles.

Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.

Die Gelübdeablegung von P. Audibert verlief herrlich und wir waren am Abend beim Segen alle zu Tränen gerührt; er hat das Credidi kommentiert und entzückend darüber gepredigt.


Nr.1442

An Frau Jordan

Paris, 30. September 1864.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Die Freunde sind oft die letzten, denen ich schreibe; verargen Sie es mr nicht. Ich bin wie die Leute bei Geschäften, die sagen: "Zu euch, und zwar sofort!" Und zu Freunden: "Wartet ein wenig, bis ich frei bin, um in Ruhe ganz unter uns zu plaudern!" Und diese Musestunde kommt nicht. Nun muß ich Ihnen aber doch einen Augenblick schenken. Ich wollte es von Rennes aus erledigen, wo ich mich zehn Tage lang zum Predigen aufgehalten habe, aber die Leute haben mir keine Ruhe gelassen und mich beinahe aufgegessen. Und nun schicke ich mich an, nach Angers zu reisen (bei den Karmeliterinnen), um unsere beiden Häuser zu besuchen; ich werde ungefähr 14 Tage lang dortbleiben. Calet, du bist weit weg von mir! Ich grüße Sie und segne Sie samt allen Ihren Freunden von ferne.

Zuerst ein Wort zu Ihrem letzten Brief. Frohen Herzens werde ich Ihren Herrn Gérin empfangen, aber er ist noch nicht aufgetaucht; ich werde versuchen, ihm nach Möglichkeit in allem nützlich zu sein; er soll nur kommen. Ich kenne Herrn Laverdan: er ist ein braver und guter Katholik, aber ich bin drauf und dran, abzureisen; ich bin erst wieder in 14 Tagen oder gar drei Wochen verfügbar, denn ich bin der Arbeiter der göttlichen Vorsehung. Ich habe Ihre Exemplare des Offiziums nicht bezahlt, und sollten Sie dies nicht erledigt haben, werde ich sie nach meiner Rückkehr bezahlen.

Ihre gute Mathilde ist zweifelsohne immer gut. Ihre Tugend ist wie ihre Erziehung: ernst und pflichtgemäß; dies ist die beste Art; und dann verkehrt sie mit Gott in einfacher Weise: das ist der kürzeste Weg.

Sie haben mir mit Ihren letzten Briefen große Freude bereitet. Endlich, endlich haben Sie das Reich der Innerlichkeit gefunden, das ich Ihnen schon so lange wünsche! Sie lieben das Stillschweigen und die Einsamkeit der Seele: das ist Gottes Heiligtum, wo er die Orakel seiner Liebe kundtut; schätzen Sie recht diese innere Stimme und Sie werden in kurzer Zeit und ohne viel Mühe lernen, Gott in seinem Licht zu erkennen, ihn in seiner wesentlichen Güte zu verkosten und seinen Geist der Liebe nachzuahmen. In dieser Schule fängt man immer wieder von vorne an, weil sich einem stets neue Wahrheiten auftun; man dringt immer tiefer ein in die Abgründe der Weisheit und Kraft Gottes. O ich bitte Sie, lassen Sie sich raten: üben Sie das Gebet des Schweigens, der Beschauung und der Vereinigung mit Gott. Dort allein liegt der wahre Mittelpunkt des Lebens. Alles übrige ist eine schwere, mühselige Arbeit, wobei sich die Seele zu viel anstrengt; dort aber ist es Gott, der in ihr arbeitet, der Himmelstau, der sanft in sie eindringt; überdies werden Sie a l t und somit müssen Sie auf dem kürzesten Weg zu Gott gehen und rasch all Ihre Kräfte aufbieten.

Beten Sie für mein Projekt in Jerusalem, der Teufel mischt sich ein. Ich schätze Ihre Schwägerin sehr; ich versichere Ihnen, daß sie eine schöne Seele ist; aber sie braucht Entfaltung.

Leben Sie wohl, gute Tochter; ich segne Sie.

Eymard, S.


Nr.1443

An Frau v. Grandville

Angers, 6. Oktober 1864.

Gnädige Frau und teure Tochterr im Herrn!

So bin ich nun seit einem Tag in Angers. Ich möchte Sie davon benachrichtigen, damit Sie mich aufsuchen können, falls Sie mich brauchen. Ich würde Sie gern in Nantes besuchen, aber es ist mir unmöglich, da ich den Hausobern ersetze, den ich nach Belgien geschickt habe, um Exerzitien zu predigen.

Ich möchte hoffen, daß Ihre Unpäßlichkeit vorüber ist und daß es Ihnen jetzt gutgeht.

Wie glücklich wäre ich, Sie stets im Frieden Unseres Herrn zu sehen! Und somit mit vollem Vertrauen auf seine Liebe und ganz gehorsam für seine Gnade.

Meine aufrichtigsten Grüße an Ihre gute Schwester.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1444

An Gräfin v. Andigné

Angers, 9. Oktober 1864.

Gnädige Frau im Herrn!

So bin ich nun seit einigen Tagen in Angers und hoffe, bei Ihrer Ankunft noch hier zu sein; diese Woche halte ich meinen Religiosen die Einkehrtage und am 16. oder 17. beginne ich mit dem Einkehrtag dieser Damen. Ich habe sie nur ganz kurz getroffen, weil ich P. Leroyer hier ersetze; ich habe ihn nach Belgien geschickt, um dort einen oder zwei Exerzitienkurse zu predigen; somit bleiben mir keine langen Zwischenpausen.

Es gibt nur einen wesentlichen Punkt, der durch nichts ersetzt wird, aber alles in göttlicher Weise ersetzt: Unseren Herrn lieben, ihm alle Arbeiten, Freuden, Vergnügen zu übergeben und das ganze Vertrauen auf ihn zu setzen. Der Rest bedeutet nichts oder ist so unbeständig, so armselig, daß man darunter leidet, daß man sich damit abgeben muß.

Lieben Sie also innig den Herrn! Hat er Sie doch so geliebt und er liebt Sie noch immer so zärtlich in seinem Hl. Sakrament; tragen Sie Sorge, sich für das göttliche Leben seiner Liebe einige schöne Augenblicke zu reservieren! Lassen Sie sich nicht zuviel (von Äußerlichkeiten) vereinnehmen und aufsaugen.

Ich segne Sie in diesem guten Meister.

In seiner hl. Liebe verbleibe ich

Ihr ehrfürchtiger und ergebenster

Eymard.


Nr.1445

An Frau Lepage

Adveniat Regnum tuum.

Angers, 10. Oktober 1864.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ihre kleine Tagesordnung schicke ich Ihnen mit einigen Bemerkungen zurück. Halten Sie in gewöhnlichen Zeiten daran fest - werden Sie aber durch Krankheit oder durch Pflichten der Nächstenliebe verhindert, sie zu befolgen, so lassen Sie sich nicht verwirren; wahren Sie stets im Leben Ihre Freiheit, Ihre Tugendkraft - halten Sie Ihr Herz unabhängig, um Gott allein anzugehören.

Man hat eine große Liebe, wenn man dieselbe zu verteidigen weiß. Man kann eine sehr gute Tochter sein und doch seinen Standpunkt behaupten - eine wahre Freundin und doch in der Seele die Freiheit bewahren.

Vor allem gehen Sie, dem inneren Zuge folgend, mit Ihrem Herzen zu Gott und schließen Sie ihm ganz vertraut Ihre Seele an, auf daß Sie jenen Frieden erlangen, der ohne Wort alles sagt, den Frieden zur Vereinigung mit Gott, die alles ersetzt, zum liebenden, beständigen Aufblick zu Gott, der alles belebt und verdienstlich macht.

Ich segne Sie mit beidem: mit der Freude und mit

der Liebe Gottes. Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1446

An Frl. Zénaide Blanc

Adveniat Regnum tuum.

Angers, 10. Oktober 1864.

Gnädiges Fräulein und teure Tochter im Herrn!

Heute früh wurde beim Offizium während der Lesung des Martyrologiums für morgen, 11., das Fest der hl. Jungfrau Zénaide angekündigt. - Ich möchte Ihnen also zu Ihrem Namensfest gratulieren und Ihnen das wünschen, was Sie so schön macht: die Liebe zu Unserem Herrn, den Sie zu Ihrem ewigen und königlichen Bräutigam erwählt haben; dem Sie in der Liebe der Selbstentsagung dienen und dem Sie immer als dem König und Gott Ihres Herzens dienen werden.

Ich habe mit Freude vernommen, daß Ihre lb. Mutter nach so vielen Leiden auf dem Weg der Besserung war und Sie alle in Saint-Bonnet waren. Gott sei Dank dafür! Denn wäre es nicht für die Ehre Gottes und die Heiligkeit Ihrer Mutter, würde man soviel Leiden und Schmerzen als sehr traurige Dinge betrachten; aber gerade dies muß man in den Plänen Gottes anbeten: er wählt sich ein paar schöne Seelen aus und bestimmt sie für die Schmerzen des Kalvarienberges als Opfer des Heiles für sein Volk, denn es muß auf Erden ständig ein gewisses Maß an Leiden gegeben sein, um den Segen Gottes und seine Vergebung zu erwirken.

Wie glücklich wäre ich, Ihre lb. Mutter wieder zu sehen! Für mich ist sie wie eine lebendige Reliquie der Heiligkeit Unseres Herrn in ihr. Arme Mutter! Möge sie der gute Meister auf ihrem geheimnisvollen Kalvarienberg trösten, ermutigen und stärken!

Auch Sie, gutes Fräulein, nehmen fleißig daran teil, und Sie tun es mit diesem Herzen, das Ihnen Gott gegeben und e r h a l t e n hat, sowie mit kindlicher Liebe, welche sie verdient. Dies ist für sie soviel wert wie alle Ordensberufungen, alle Tugenden und alle Verdienste. Also Mut und Vertrauen! Lassen Sie nur nicht die Traurigkeit Ihre Seele erfassen; ich sage "Ihre Seele" und nicht "Ihr Herz", damit Sie es stets aufrichten und ermutigen können. Erinnern Sie sich, daß es die beste Voraussetzung für die Liebe ist, unter dem Gesetz seiner Notwendigkeit zu stehen; und der größte Beweis, daß jemand Gott liebt, ist seine Liebe zur Entsagung und zum Opfer.

Nur, nähren Sie Ihre Seele gut mit der Frömmigkeit, der göttlichen Liebe und dem Gebet, das ihr Erziehung und Nahrung bedeutet; von der hl. Kommunion t r o t z a l l e m; sie ist seine Menschwerdung in Ihnen und ihr Tagesherd; von der Lektüre, die uns die Freiheit des Geistes und die neue Frische des Gedankens wiedergibt.

Dann gehen und kommen Sie, wohin Sie wollen, Sie befinden sich auf dem rechten Weg. Der Kreis des Willens Gottes ist groß genug, um sich darin einüben und in der hl. Freude seines Gesetzes laufen zu können.

In dieser Zeit vor einem Jahr befand ich mich auf dem köstlichen und liebenswürdigen Berg von Saint-Bonnet. Was für ein schöner Monat war das für mich! Wie glücklich wäre ich gewesen, dorthin zurückzukehren! Ich habe den Eindruck, daß dort alles beiträgt zur Inspiration, zur Tugend und Nächstenliebe; daher hat dieser Aufenthalt in meiner Seele eine jener unvergänglichen Erinnerungen hinterlassen, die ich immer als köstlich bezeichnen werde. Möge Gott Ihnen allen das Gute, das Sie mir erwiesen haben, vergelten! Wenn ich einen Grund hätte, nach Lyon zu fahren, dann gestehe ich Ihnen, daß ich es schon sehr eilig haben müßte, Sie nicht in Saint-Bonnet zu besuchen. Seine herrliche Rundsicht steht mir immer vor Augen; seine andachtsvolle Kapelle und seine Wache trage ich stets im Herzen.

Frau Chanuet geht es gut. Ich habe sie schon mehrmals gesehen, aber mich noch nicht lange mit ihr unterhalten. Sie macht mir den Eindruck, glücklich zu sein; sie ist es, man könnte sagen, daß sie jünger wird. Diese Damen sind in der Tat sehr glücklich, obgleich sie unter argem Platzmangel leiden.

Am 16. werde ich ihnen sieben Tage lang Exerzitien halten. Wahrlich, würden Sie abkömmlich sein, würde ich Sie dazu einladen, gutes Fräulein. Dies wären zehn Tage Urlaub für Sie; das würde Ihnen sehr guttun. Kommen Sie also, solange ich hier bin. Ich glaube, Sie würden mir das ganze Glück von Saint-Bonnet herbringen. Ich schulde Ihnen ein Klischee meines armseligen Kopfes; ich war der Meinung, es Ihnen bereits geschickt zu haben, habe mich aber zugunsten meines alten Freundes getäuscht. Sobald ich daran denken werde, schicke ich es Ihnen, wenn Sie darauf Wert legen, andernfalls lassen wir es im Staub und in der Mißachtung begraben, denn ach, ich s c h ä m e m i c h d a r ü b e r.

Ich segne Sie. Schicken Sie mir Ihre Nachricht an alle.

Im Herrn bleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1447

An Frau v. Grandville

Angers, 10. Oktober 1864.

Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!

Ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung, sobald Sie auf Besuch kommen. Ich muß den Damen der Anbetung in der Stadt ein Triduum halten; ich glaube, dies wird gegen Ende nächster Woche sein; ich werde Sie davon noch verständigen.

Ganz gewiß freue ich mich sehr, Sie im Herrn zu sehen und werde mich ganz für Sie freihalten. Ich segne Sie.

Eymard, S.


Nr.1448

An Frau v. Couchies

Jesus-Hostie

Angers, 12. Oktober 1864.

Gute Dame!

Ich bin überaus glücklich über das, was Sie mir über diesen armen jungen Mann berichten. Was für ein Glück, daß er dort ist und dazu noch glücklich! Er schuldet Ihnen hundertmal mehr als mir; wahrhaftig, Gott hat soviele Gebete erhört!

Ihrer lieben Tochter geht es gut, sie ist glücklich; sie hat aus ganzem Herzen gelacht, als sie Ihre 10 Francs erhalten hat, die für Blumenauslagen usw. verwendet wurden.

Den dortigen Schwestern geht es gut, ich habe sie kurz gesehen, als ich unseren Religiosen die Exerzitien gepredigt habe. Sie sind in ihrer Berufung so glücklich!

Gott segne Sie, glückliche Mutter! Sie haben eine Tochter, die Mutter ist, eine andere ist Schwester der Nächstenliebe und eine dritte ist Anbeterin. Sie haben alles!

Ich segne Sie und danke Ihnen herzlich für Ihren lb. Brief.

In Unserem Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1449

An Sr. Augustine sss

Angers, rue Lyonnaise 9, 12. Oktober 1864.

Gnädiges Fräulein!

Ich habe Ihre Aufnahme bei den Dienerinnen des Hlst. Sakramentes vorgeschlagen. Auf meinen Vorschlag hin wurden Sie gerne angenommen. Sie können also kommen, wenn Sie sich zu diesem schönen Leben berufen fühlen (Spitalstraße 10 b). Da Ihre gute und vortreffliche Lehrerin an das religiöse Leben denkt, würde sie guttun, Sie herzubegleiten und sich alles anzusehen, um damit einen Vergleich zu machen. Diese Damen beginnen am Montag früh ihre Jahresexerzitien. Wenn Sie daran teilnehmen wollen, müssen Sie sich beeilen.

Ich segne Sie in Unserem Herrn,

Eymard, Sup.

P. S.- Bitte, bringen Sie mir von P. Chanuet vier Regeln in Französisch und 4 in Latein mit.


Nr.1450

An de Cuers

Angers, 13. Oktober 1864.

Lieber Pater!

Ich höre von Ihrer Rückkehr nach Paris und daß Sie ein bißchen erschöpft sind. Ruhen Sie sich aus, weil g r a n d i s v i t a t i b i r e s t a t (ein großes Leben steht vor Dir, A.d.Ü.)

Ich werde Sie nicht nach Angers kommen heißen, sondern in Paris lassen, um das Haus zu hüten, das nach der Abreise des P. Audibert etwas leer dasteht.

Ich halte diese Woche unseren Religiosen die Exerzitien; die kommende Woche halte ich diesen Damen die Einkehrtage und rechne damit, einige Tage vor Allerheiligen in Paris zu sein.

Wann gedenken Sie nach Rom abreisen zu können? Gehen die Ferien in Rom um Allerheiligen zu Ende oder erst später?

Ich bedauere es ein wenig, Fr. Eugen zurückgerufen zu haben; eben hat er mir aus seinem griechisch-katholischen Kloster einen Brief geschrieben über seine Lateinstudien mit einem Professor; ich glaube damit etwas Gutes zu tun; aber kaum ist er angekommen, muß er wieder abreisen; wie auch immer, Gott hat es so gewollt.

Ich wünsche Ihnen einen großen Vorrat an Kraft und Gnade, guter Pater.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard, S.

P.S.- Sie würden gut daran tun, Herrn Fouquet wegen der Bronzearbeiten der Kirche aufzusuchen.

Ich habe bei Girard von Notre Dame des Victoires, einem Bronze-Fabrikanten, ein hübsches Modell von Kandelabern gesehen; es ist nicht teuer. Frater Friedrich kennt ihn.


Nr.1451

An Frau Jordan

Angers, rue Lyonnaise 9, 13. Oktober 1864.

Gute Dame in Christus, dem Herrn!

Alle Ihre Leute werden nach China aufbrechen; dies gibt mir für Sie und für jene Leute zu denken. Glücklicherweise nehmen sie den lb. Gott in ihren Herzen mit.

Ich habe diesen kurzen Brief für Ihre lb. Nichten geschrieben; übergeben Sie ihnen denselben, wenn Sie es für gut finden; ich wollte ihnen damit meine liebe und so gute Jungfrau von Laus geben.

Eines Tages bekommen Sie auch eine von mir.

Sie bleiben uns wenigstens erhalten: aber, werden Sie einwenden, es ist fast so, als ob China uns trennte! Mag sein, trotzdem! Für die Seelen gibt es keine Entfernungen, oder besser gesagt: die Freundschaft ist stärker und anhaltender.

Ich predige hier Exerzitien für unsere Religiosen und unsere Schwestern in der Stadt. Sie sehen, ich bin immer ein wenig auf dem Schlachtfeld, um da zwar nicht mein gesamtes armseliges Leben, so doch immer ein Stück davon zurückzulassen. Es tut mir gut, über Unseren Herrn zu sprechen; es kommt mir vor, als liebte ich ihn mehr, wenn ich dies sage - aber vielleicht ist es nur wie ein Fieber, das durch die Tätigkeit entfacht wird. Wann werde ich nach Lyon reisen, um dort eucharistische Exerzitien zu geben? Und nach Ainay? Leider! Armes Lyon!

Ich bin ganz glücklich hier, ich empfange keine Besuche, bin ein bißchen allein und finde mich selbst wieder zu Gottes Füßen. Ich bin wie einer, der außer Atem ist und nun in Frieden atmet: das heißt Gott finden, wenn man ruhig zu seinen Füßen weilen kann.

Empfinden Sie nicht auch manchmal, wie wohl dieses geistliche Aufatmen tut - in Liebe und Frieden zu Füßen Gottes oder beim Anblick seines schönen Himmels, dort auf meinem Cäsar-Felsen?

Mein Gott, was schwätze ich daher! Meine Feder eilt wie meine Gedanken nach Calet!

Adieu im Herrn!

Ihr ergebenster

Eymard, S.

Bitte sagen Sie Ihrer Schwägerin, ich werde ihren Cousin, ihre Kinder und ihre ganze Familie nicht vergessen; Ihre Nichten mögen zu ihr sehr lieb sein.

An Frau Jordan in Calet, in Saint-Romans, über Saint-Marcellin (Isère).


Nr.1452

An Marg. Guillot

Angers, 14. Oktober 1864.

Teure Tochter!

Um alle Anfragen und Instanzen in Berufsfragen auf kurzem Wege erledigen zu können, müssen nach meiner Ansicht in der Regel folgende Punkte zugrundegelegt werden:

  1. Eine Mitgift in der Höhe von 12.000 Francs oder eine Rente von 600 Francs verlangen; nur ungern Ausnahmen gewähren.
  2. Keine Leute aufnehmen, die aus einer anderen Gemeinschaft weggeschickt wurden, oder dort Profeß abgelegt haben, oder auch nur das Ordenskleid erhalten haben; die Begründung: solche Berufe stellen Vergleiche an und haben von vornherein eine besorgte Einstellung; und schließlich soll der Meister Erstlingsgaben bekommen.

Die ersten Personen waren zur Gründung nötig; aber jetzt müssen wir mit neuen Steinen bauen.

Ich segne Sie im Herrn,

Eymard.


Nr.1453

An Marg. Guillot

Angers, Sonntag, Oktober 1864. NB! Troussier: 16. Oktober 1864!

Teure Tochter!

Ich kann heute abend nicht zu Ihnen kommen, ich predige bei der Vesper.

Ich werde morgen in der Früh kommen, um die hl. Messe von 6.30 Uhr zu feiern; gleich nach der hl. Messe eröffnen wir die Exerzitien.

Ich wünsche, alle Tage die hl. Messe bei Ihnen zu feiern, um mehr Zeit zu gewinnen. Daher muß P. Leroyer herkommen und hier an meiner Stelle zelebrieren.

Da die Unterweisungen in der Kapelle um 8.30 und 17 Uhr stattfinden, scheint es mir auszureichen, wenn die Kapelle zu diesen Zeiten geschlossen würde, in der restlichen Zeit aber offengehalten bliebe.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.

A. S. - Ich habe mit dem Herrn Bischof gesprochen; ich hoffe, er wird am Sonntag früh kommen.

An die Ehrwürdigste Mutter.


Nr.1454

An de Cuers

Paris, 19. Oktober 1864.

Lieber Pater!

Danke für Ihre paar Zeilen. Ich habe alle Einzelheiten durch P. Leroyer erfahren; das wäre ja noch wunderbarer, wenn die Stunde noch nicht geschlagen hätte; im übrigen liegt die Angelegenheit in Rom, dann aber vor allem Jerusalem.

Ich habe nochmals mit Frau de la Villeneuve über ihr Haus gesprochen; die Dame kam anläßlich ihrer Reise nach Paris zu uns auf Besuch; ohne Zweifel kam als Antwort darauf der Brief des P. Hermann; infolgedessen kann die Sache leicht wieder aufgenommen werden; und sie ist wieder aufgenommen worden.

Ich wünsche mir dieses Haus als Noviziat; wenn dann die rechte Zeit gekommen ist, würde man in Lyon ein Anbetungshaus eröffnen.

Ich meine, daß es sinnvoll wäre, daß Sie anstatt nach Angers zu kommen, wo ich Ihnen wenig Zeit schenken kann, weil ich dreimal täglich predige und die Beichten anfangen und bis Sonntag dauern werden, daß Sie also besser selber nach Lyon fahren, um die Frau Gräfin und - wenn es sich machen läßt - auch den Herrn Kardinal zu treffen; Sie werden dort gute Aufnahme finden; und wenn Sie für den Kardinal einen Brief wünschen, würde ich Ihnen diesen gleich senden.

Unter jeder Bedingung hoffe ich, in den letzten Tagen der kommenden Woche in Paris zu sein; vorher muß ich noch der Aggregation in der Stadt am Montag, Dienstag und M i t t w o c h ein Triduum halten.

Unser Herr heile Sie und verleihe Ihnen Kraft und Mut zu seiner größeren Ehre.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard.


Nr.1455

An Frl. de Meus

Adveniat Regnum Tuum

Angers, 20. Oktober 1864.

Sehr geehrtes Fräulein!

Ihre Einstellung des Wohlwollens und der Vereinigung ist mir gewiß sympathisch, denn die göttliche Vorsehung hat uns zur gleichen Zeit entstehen und einander auf dem Weg zum Hlst. Sakrament begegnen lassen. Ich habe Ihnen auch einen Beweis meiner Hingabe erbracht, indem ich Ihnen unsere zwei Patres geschickt habe.

Was eine Gründung zum gegenwärtigen Zeitpunkt anlangt, so ist sie mir unmöglich; ich kann nicht Jerusalem stehen lassen, wo alles bereit ist. Ich kann Ihnen lediglich das eine versprechen, gnädiges Fräulein, daß ich Sie an die erste Stelle (auf der Warteliste) setze und Ihnen das erste Recht einräume.

Sie können es mir glauben: wenn es möglich wäre, würde ich es sofort tun, denn ich liebe Ihre Kirche, Ihr Werk, Ihr Land.

Ich warte auf die Rückkehr des P. Leroyer; er wird mir seine Eindrücke über Ihr Belgien schildern, das freilich vom Geist des Bösen recht bearbeitet wird, das aber ebenso katholisch und dem Hl. Vater ergeben ist.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

(S) Eymard.

Sup.


Nr.1456

An P. Leroyer

Adveniat Regnum tuum.

Angers, 20. Oktober 1864.

Lieber Pater!

Danke für Ihre lieben und trostreichen Briefe; sie haben uns Freude bereitet.

Ich erwarte Sie einige Tage vor Allerheiligen, wenigstens am 29. Oktober, denn ich möchte vor Allerheiligen nach Paris zurückkehren.

Ich schreibe dem Kardinal von Mecheln nicht, weil es zu früh ist: ich kann diese Gründung noch nicht annehmen. Jerusalem muß den Vorrang haben; kein Grund und kein Angebot darf uns in dieser Stunde in Versuchung führen.

Ich habe Sie hingeschickt, um sich umzusehen und die Gegend zu studieren, ein wenig die Gesellschaft bekanntzumachen und für Berufe, wenn Gott es will.

Ich bin gewiß für das Wohlergehen dieser vorzüglichen Damen und ihre eucharistischen Arbeiten sehr dankbar; aber warten wir auf die Stunde der Möglichkeit: ich habe bereits genug Erfahrung, um nicht mehr auf mich zu nehmen, als ich verkrafte.

Ich segne Sie und erwarte Sie mit Freude im Herrn; in Ihm verbleibe ich Ihr ergebener

Eymard, Sup.


Nr.1457

An Frau v. Grandville

Angers, 21. Oktober 1864.

Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!

Am Montag, Dienstag und Mittwoch soll ich den Anbeterinnen der Stadt in der Kapelle im bischöflichen Palais um 7.30 Uhr früh und um 3 Uhr nachmittag ein Triduum halten. Diese Unterweisungen werden mich nicht hindern, Sie in Ruhe zu besuchen; somit können Sie kommen, wann es Ihnen recht ist. Nehmen Sie im Hotel Anjou Quartier. - Ich möchte Sie ja gern von dieser Reise dispensieren und selber nach Nantes gehen, aber es bleibt mir keine Zeit.

Ich segne Sie im Herrn

Eymard, S.


Nr.1458

An Frl. de Meus

Adveniat Regnum Tuum

Angers, 22. Oktober 1864.

Sehr geehrtes Fräulein!

Ihr zweiter Brief würde mir das Herz zerreißen, wenn ich nicht auf die Stunde der göttlichen Vorsehung wartete; sie ist meine einzige Richtschnur; mein einziges Verlangen ist es, ihr zu folgen, aber nicht ihr vorauszueilen; ich habe es einmal getan und habe Gott fest versprochen, es nie wieder zu tun, denn ich habe es teuer bezahlt. Ich verstehe, gnädiges Fräulein, daß die gegenwärtigen Verhältnisse sehr günstig wären oder es mindestens zu sein scheinen, aber für mich wäre dies ein Grund, Gott noch besser um Rat zu fragen, denn dies wäre menschlich gesehen, zu viel verlangt.

Wenn es Ihnen also möglich ist, gnädiges Fräulein, jemand anderen für Ihr Angebot zu finden, um zu verwirklichen, was Ihnen im Augenblick notwendig erscheint, um den provisorischen Zustand zu beenden, so bitte ich Sie: handeln Sie so, als wäre mit uns nichts geplant worden. Ich würde Gott sogar dafür danken, wenn Sie sofort das fänden, was Ihre Liebe zur Verherrlichung Unseres Herrn ersehnt.

Was uns betrifft, so haben wir bereits soviele Anfragen, daß es uns eine Erleichterung wäre, eine Sorge weniger zu haben.

Allzeit im Herrn verbleibe ich in Hochachtung

Ihr ergebenster Diener

(S) Eymard.


Nr.1459

An Frl. de Meus

Angers, 28. Oktober 1864.

Sehr geehrtes Fräulein!

Ich bin sehr gerührt über Ihre wohlwollende Einstellung zu uns. Seien Sie überzeugt, daß ich genau wie Sie, gnädiges Fräulein, den innigen Wunsch habe, zur Verherrlichung Unseres Herrn zu arbeiten, in Vereinigung mit Ihnen, denn Ihr Werk ist mir sehr teuer und ehrenswert, habe ich es doch als erster kennengelernt; aber im Augenblick ist es mir unmöglich, etwas zu versprechen, noch die günstigen Umstände auszunützen, weil die Stunde Gottes für uns noch nicht gekommen ist, wir müssen uns auf beiden Seiten freihalten.

Zudem hat mich, gnädiges Fräulein, die gemachte Erfahrung mit dem Lauf der Gnade Gottes über unsere Gesellschaft genug davon überzeugt, daß die Gründungen, die Gott von uns will, stets mit "Kraft und Milde" entstehen; daher nützen wir auch nicht die ermutigenden Gelegenheiten, sondern halten uns einzig an die Weisungen von oben.

Wie ich Ihnen bereits erklärt habe, gnädiges Fräulein, ich räume Ihnen (auf der Warteliste) den ersten Rang ein, lasse Ihnen jedoch Ihre volle Freiheit; ich habe nur einen festen Gedanken: es ist Jerusalem, und ich hoffe, daß wir am kommenden Gründonnerstag dort den ersten Aussetzungsthron erleben; in diesem Sinne arbeiten wir zuversichtlich.

Ich empfehle diesen Gedanken Ihrer Frömmigkeit und bleibe mit Ihnen fest verbunden im gemeinsamen Gebet und in der gleichen Berufung unseres guten Meisters.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

(S) Eymard

Sup. der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament.


Nr.1460

An Marg. Guillot

Paris, am 4. November 1864.

Teure Tochter im Herrn!

Ich reise Samstag oder Sonntag nach Rom. Ich werde mich dort nicht lange aufhalten.

Ich bete darin Gottes Pläne an. Ich habe mir das erwartet. Dieses Fräulein von Paris wollte Ihnen noch schreiben; sie hat sich vor mir auf die Knie geworfen. Ich habe ihr gesagt, es wäre zwecklos und Sie würden sie nicht wieder aufnehmen.

Ich machte mir Gedanken über den Kostenvoranschlag, den Sie mir geschickt haben; vielleicht wäre es doch besser, diese Fußgängerbrücke etwas leichter zu bauen, denn sie ist für diese Zwecke sehr stabil geplant; wenn man aber anstatt der Ziegel Bretter und anstelle der Schieferplatten für das Dach ein Zinkblech verwenden würde, dann wäre dies leichter, passender und vielleicht billiger. Für das Dach wird Ihnen Herr Trottier gute Auskünfte erteilen.

Lassen Sie auch die Verbindungsbrücke begutachten, die zum Bügelzimmer führt; sie ist leicht und solide. Nachdem Sie alles erwogen und sich für das Bessere entschieden haben, können Sie die Arbeit in Auftrag geben.

Beunruhigen Sie sich nicht über das Haus von Russon.

Ich habe mit P. Leroyer gesprochen, er soll im Noviziat die Monatsexerzitien predigen, und Pfarrer Crépon wird die Beichten übernehmen.

Ich habe Hochwürden Leroyer gefragt, ob er nicht predigen könnte. Er würde es gerne tun, brauche dafür aber eine Erlaubnis und zudem habe er eine schwache Lunge. Er soll es versuchen. Ich schreibe heute dem Pfarrer Crépon.

Bezüglich Schwester Rosa: wenn sie sich beruhigt, so ist es gut; will sie aber weggehen, lassen Sie ihr die Freiheit; seien Sie aber gütig und reden Sie ihr zu ihrem Wohle vernünftig zu.

Sie können mir nach Rom an folgende Adresse schreiben:

Im französichen Seminar, Rom,

über Marseille.

Die Frankierung beträgt 1 Fr.

Ich bete um die Genesung Ihrer lb. Schwester. Ich werde spätestens Sonntag früh abreisen.

Ich segne Sie alle, insbesondere Sie, lb. Tochter,

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

P.S. - Machen Sie es sich zur Regel, sich nicht nach den "M a n s a g t" oder "E s w u r d e g e s a g t" zu richten. Seine Exzellenz ist höflich: er erzählt seine vertraulichen Gedanken nicht jedermann.


Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 4 / Index Französisch / Index Eymard