Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 4 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.1281

An de Cuers

Aix, St. Michael 1863.

Lieber Pater!

Ich freue mich sehr, oft von Ihnen Nachricht zu erhalten; danke, vielmals danke, dies mildert meine Einsamkeit.

Ja, nehmen Sie sich das Zimmer von P. Champion und suchen Sie sich einen guten Ofen aus, der insbesondere bequem und sauber ist; ich bringe Ihnen Geld dafür.

Übrigens: der Gedanken, die Professen von den Novizen zu trennen, entspricht den Satzungen.

Ihr eingetroffener Brief teilt mir einen Plan über die Zimmerverteilung mit. Ich bin der Ansicht, daß man das ganze zweite Stockwerk dem Noviziat vorbehalten sollte; also soll das Zimmer von P. Champion nicht den Novizen überlassen werden, sondern es soll ihnen der untere Saal zur Verfügung gestellt werden, weil es besser ist, den ersten Stock für die Professen zu reservieren.

Ich freue mich über Ihre gute Idee zum hl. Michael. Ja, halten wir ihn sehr in Ehren. Er ist der Soldat der G l o r i e G o t t e s.

Ich gedenke, meine Bäderkur gegen Ende der Woche abzuschließen und mich ein wenig beim Schwager des P. Chanuet zu erholen; dort wird das Hlst. Sakrament aufbewahrt. Ich will dort auch ein wenig arbeiten.

Die Wasserkur läßt mir keine Zeit und zudem macht sie mir etwas zu schaffen und raubt mir den Schlaf. Ich bin überzeugt, daß sie mir spürbar wohltun wird, aber später, meine Nerven sind angespannt.

Schreiben Sie mir nicht mehr bis zur neuen Anschrift.

Im Herrn verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard, S.


Nr.1282

Antwortschreiben von Frater Gabriel

(Oktober?) 1863.

Verehrtester Frater Superior!

Ich sende Ihnen meinen jungen Mann; er reist glücklich und voll guten Willens ab. Ich bin gewiß, daß Sie aus ihm einen ausgezeichneten Bruder der Hl. Familie machen werden.

Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, daß Sie ihn unter so gütigsten Bedingungen aufnehmen.

Ich hoffe, daß er nicht der letzte sein wird, den ich Ihnen mit Freude schicken kann. Ihre fromme und heilige Kongregation ist mir sehr teuer, und welch schöne Krone erwartet Sie im Himmel!

Allzeit im Herrn verbleibe ich ganz Ihr

Eymard

Sup. Kongr. SS.


Nr.1283

An Ehrw. Mutter Guyot

Adveniat Regnum tuum.

Aix, 1. Oktober 1863.

Gute Mutter!

Danke für Ihren Brief; ich wollte Sie rechtzeitig verständigen, aber ich habe getan wie immer! - Zudem ist diese Bäderkur so anstrengend!

Ich beende sie und will mich in der Abgeschiedenheit während einiger Tage erholen und beruhigen, um dort wieder die Ruhe und den Schlaf zu finden.

Ich kann über die Wirkung der Bäder noch nichts sagen; es geht mir nicht schlechter, sogar besser.

Ich bin verärgert, daß meine Töchter Ihnen nicht rechtzeitig schreiben; ich werde ihnen einen saftigen Vorwurf machen; dies hat mir sehr wehgetan.

Und mein Pater de Cuers ist ein wenig entschuldbar; Sie wissen, was es ihm kostet, das Haus zu verlassen und zu sprechen.

Nur Mut, gute Mutter! Machen Sie aus Ihrer Zelle einen Exerzitienort; seien Sie nicht wie eine eingeschlafene Kranke, sondern halten Sie etwas mehr Zwiesprache mit dem Herrn; zu diesem Zwecke läßt er Sie kränklich sein.

Ich segne Sie wie immer im Herrn.

In ihm verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1284

An P. Leroyer

Adveniat Regnum tuum.

Aix, am 1. Oktober 1863.

Lieber Pater!

Danke für Ihren lb. Brief; er hat mich gefreut und erbaut wie immer.

Verschieben Sie die Profeßablegung auf meine Reise nach Marseille, weil es gut ist, daß den Brüdern klar bewußt ist, wozu sie sich verpflichten.

Alle werden sehr glücklich sein, Sie in Angers zu empfangen und wiederzusehen, wo Sie eine schöne Kapelle erwartet.

Reden Sie in Paris nicht über die Gründung dieser Damen in Angers; es ist besser, noch darüber zu schweigen.

Ich will die Wasserkur abschließen und mich einige Tage in die Einsamkeit zurückziehen, um mich ein wenig auszuruhen, denn die Bäder haben mich aufgeregt und nervös gemacht.

Meine Adresse lautet: bei Herrn Blanc von St. Bonnet in St. Bonnet, über Vaugnéry (Rhône); er ist der Schwager des P. Chanuet; dort wird im Haus das Hlst. Sakrament aufbewahrt.

Meine Grüße an Pater Champion, von dem ich weiß, daß er seinen Posten angetreten hat und wie immer vollen Mutes und Einsatzes ist.

Meine Grüße an den guten Pater Peilin, den ich geheilt sehen möchte; allen Brüdern: sie mögen allzeit einsatzwillige Kinder dieser eucharistischen Familie sein.

I n o s c u l o s a n c t o

ganz Ihr

Eymard.

P. S.- Auf meinen Ordensvisitationen habe ich in Frankreich keinen Orden angetroffen, der seinen Generalobern mit "Reverendissimus" angeredet hat; alle sagen zu ihm "hochwürdigster Pater". Ich habe das lieber, es ist einfacher. Bitte sagen Sie dies den Patres im Haus, sie sollen nie wieder die Anrede "Reverendissimus" verwenden.


Nr.1285

An Marg. Guillot

Adveniat Regnum tuum.

St.Bonnet, über Vaugneray, (Rhône), 6. Oktober 1863.

Liebe Tochter!

So bin ich nun in St. Bonnet ganz glücklich und sehr ruhig. Meine Gesundheit kehrt wieder; ich werde ja so verwöhnt von Frau Margarete und Frl. Zenaide! Ich bin wirklich wie daheim.

Ich kann wieder schlafen und mein Husten nimmt ab, ebenso mein Herzklopfen durch die Bäder.

Beten Sie zu Gott für mich und danken Sie ihm, denn ich arbeite auch für Sie.

Beten Sie, gute Tochter, und gleichfalls Schwester Benedikte wie alle Ihre teuren Töchter, jetzt ist der richtige Zeitpunkt.

Ich segne Sie aus ganzem Herzen, Sie und alle Ihre Töchter.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.

An Fräulein Guillot

rue faubourg St. Jacques 66

Paris.


Nr.1286

An Frau Chanuet=Sr. Kamilla

Adveniat Regnum Tuum.

Saint-Bonnet, 6. Oktober 1863.

Gute Mutter, Schwester und Tochter im Herrn!

So bin ich nun bei Ihren Kindern, in der Familie wie im Kloster; es ist die liebenswürdigste, schätzenswerteste und frömmste Familie, die ich kenne; der gute Meister muß sich hier wohlfühlen, er ist auch sehr gütig hier!

Es scheint, daß Saint-Bonnet für mich die geheiligte Höhle des hl. Benedikt, der Alverna-Berg des hl. Franziskus, das Manresa des hl. Ignatius, sagen wir lieber, mein Zönakel der Sammlung bedeuten sollte; auch geht mir hier die Arbeit leicht von der Hand. Ich habe nach Bedarf zwei tüchtige Sekretäre und den Herrn von Saint-Bonnet als klugen auf Gott gestellten Berater.

Danke also, gute Tochter, daß Sie mir diese heilige Familie vorbereitet und ermöglicht haben.

Es geht mir besser. Ich werde zuviel verwöhnt. Ich habe Herrn Amédée und Frau Blanche in Lyon gesehen; ich habe sie als Ihre stets würdigen Kinder angetroffen. Einmal hoffte ich, Frau Emilie anläßlich ihrer Reise nach Lyon zu treffen, aber es gab keine Möglichkeit; Sie wissen ja, wieviele Verpflichtungen sie hat!

Beten Sie inständig für mich, gute Tochter; hier sind Sie durch Ihre gute Tochter, die Gott sehr liebt, in lebendiger Erinnerung.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, Sup. S.S.

An Frau Kamilla.


Nr.1287

An de Cuers

Adveniat Regnum tuum.

St.Bonnet, über Vaugneray, am 6. Oktober 1863 (Rhône)

Lieber Pater!

So bin ich nun in der Familie des P. Chanuet, in der größten und reizvollsten Einsamkeit, mit dem hl. Sakrament und einer heiligmäßigen Familie. Dies hat mir der lb.Gott bereitet, um mich ein wenig ausruhen und in Frieden arbeiten zu lassen; ich habe bereits damit begonnen und hoffe, daß mir Unser Herr weiterhin seine Gnade zuwenden wird. Ich beginne wieder besser zu schlafen, mein Husten nimmt ab und mein Puls wird nach und nach regelmäßiger. Seien Sie also unbesorgt über mich; wohl aber beten Sie und lassen Sie für mich beten, damit ich auf diesem Berg ganz mit dem Herrn vereint bin und unter seinem Diktat schreibe.

In o s c u l o s a n c t o

ganz Ihr

Eymard, S.S.S.


Nr.1288

An Gräfin v. Andigné

Adveniat Regnum Tuum

Saint-Bonnet, über Vaugneray, am 6. August 1863.

Gnädige Frau!

So bin ich nun von der Wasserkur etwas ermüdet zurückgekehrt und halte mich bei einer eucharistischen Familie auf, bei Familie Chanuet, die wie Sie das Hlst. Sakrament hat. Ich bin hierhergekommen, um mich ein wenig auszuruhen und an unserer Regel und jener dieser Damen zu arbeiten. Ich glaube, sie werden nach Angers übersiedeln; der hochwst. Bischof nimmt sie auf, der Herr Pfarrer von Notre-Dame nimmt sie in seiner Pfarrei auf und sucht ihnen ein Haus; er wird dieses, wie ich hoffe, am Tag und zur Stunde Gottes finden.

Diese Sache sollen Sie für sich allein behalten. Sie können jedoch darüber mit dem hochwst. Bischof, dem Herrn Bompois und Herrn Crépon sprechen, falls sich eine Gelegenheit dazu bietet; ich wäre sogar froh darüber, wenn Sie es für angebracht halten. Ich bleibe bis nächste Woche hier, dann fahre ich nach Paris zurück.

Beten Sie viel für mich zu Füßen Unseres Herrn. Pater Leroyer wird zum Fest der hl. Theresia in Angers zurücksein.

Ich segne Sie zu Füßen Unseres Herrn; in ihm verbleibe ich Ihr ergebenster

_______

Nr.1289

An Gräfin v. Andigné

Adveniat Regnum tuum.

o. D.

(Troussier: Okt.1863)

Gnädige Frau!

Danke für Ihren Brief. Ich bin noch eine Woche lang hier, denn meine Arbeit schreitet nur langsam voran.

Noch mehr danke ich für Ihr gütiges Angebot der Gastfreundschaft; gewiß wäre sie mir noch lieber gewesen, wenn sie Gott gewollt hätte.

Lassen Sie Unseren Herrn einen Tag oder besser einige Stunden allein, da Sie ihn ja morgens und abends besuchen.

Dies sei Ihre Regel: Sie können nach Angers oder anderswohin gehen, so wären Sie jedesmal dorthingegangen, wenn Sie nicht das Allerheiligste besäßen. Ja, sprechen Sie von meiner Seite mit Herrn Crépon, Herrn v.Maupois, dem Generalvikar. Seien Sie die Marta Ihrer Schwestern; tun Sie, was angemessen ist, wenn es klug ist.

Sie können darüber mit P. Leroyer reden; er wird erst um den 18. herum in Angers sein.

Schätzen Sie sich stets glücklich mit dem Herrn und seien Sie in Ihren Armseligkeiten und geistlichen Gebrechlichkeiten zuversichtlich. Denken Sie niemehr zurück an Ihre Sünden, selbst an die eben begangenen nicht; aber sobald Sie diese sehen, werfen Sie einen einfachen Blick des Herzens zum guten Meister. Sagen Sie ihm: "Schon wieder eine saure Frucht aus meinem Garten!" Oder: "O wie armselig ich bin und wie gütig bist du, mich trotzdem zu lieben!" Dies wird Ihre tägliche Lossprechung sein.

Leben Sie wohl im Herrn!

Ihr stets ergebenster

Eymard.

P.S.- Es bleibt mir Zeit, noch einen Brief von Ihnen zu erhalten, falls es notwendig sein sollte, bis zum Sonntag.

In Saint-Bonnet, über Vaugneray (Rhône).


Nr.1290

An de Cuers

Adveniat Regnum tuum.

St.Bonnet, 11. Oktober 1863.

Lieber Pater!

Danke für Ihren Brief; ich habe dem Herrn innig gedankt für den bischöflichen Besuch. Der Gute Meister vollbringt sein Werk.

Es geht mir besser; der Aufenthalt in St. Bonnet hat die Wasserkur ergänzt. Jetzt merke ich, daß mir die Bäder gutgetan haben.

Ich verbringe hier einen idealen Aufenthalt in Frieden, Einsamkeit und Sammlung. Ich arbeite mit einer Leichtigkeit wie niemals zuvor; ich benötigte diese Zeit der Ruhe und hoffe, daß Sie dafür mit mir dem lb. Gott danken. Ich möchte solange hierbleiben, bis ich die Konstitutionen und das Direktorium vollendet habe. Die Hälfte dieser Arbeit habe ich bereits hinter mir; ein tüchtiger Sekretär steht mir zur Seite.

Wenn Sie mich also nicht brauchen, möchte ich noch diese Woche hier bleiben.

Ich werde nie mehr einen so idealen Aufenthalt zum Arbeiten finden.

Beten Sie und lassen Sie für mich beten, lieber und guter Pater, denn ich stehe vor den wichtigsten Fragen.

In o s c u l o s a n c t o

ganz Ihr

Eymard.

Mitbrüderliche Grüße an die ganze eucharistische Familie und mein aufrichtiger Dank an den lieben Pater Chanuet. Ich werde ihm später schreiben.


Nr.1291

An Frau Gourd

St. Bonnet, 15. Okt. 1863

Adveniat Regnum tuum!

Saint-Bonnet, über Vaugneray (Rhône), 29. Oktober 1863.

/Obwohl im Drucktext der 29. Okt. 1863 steht, will der franz. Katalog als Datum den 15. Okt. - ohne Begründung/

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

So bin ich nun ganz in Ihrer Nähe. Ich habe eben durch Frl. Guillot über Sie Nachrichten erhalten; dies läßt in mir den Wunsch aufkommen, Sie auf der Rückreise nach Paris in der nächsten Woche zu besuchen; aber wie? Das ist das Geheimnis des lb. Gottes.

I m L i c h t k o m m t m a n v o r a n. Gott sei dafür gepriesen und er lasse dieses Licht in diesem guten Herzen aufstrahlen!

Ihre Weinlese ist vorüber. Hat Ihnen Gott eine reiche Ernte geschenkt?

Ich bin hierhergekommen, um im Frieden und in der Einsamkeit neben dem Hl. Sakrament ein wenig zu arbeiten. Ich arbeite an den Lebensregeln dieser Damen und der unsrigen.

Beten Sie inständig für mich, gute Tochter. Ich tue es gerne für Sie drei. Die vierte ist reicher.

Ich segne Sie und Ihre lb. Tochter aus ganzem Herzen und verbleibe im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1292

An Ehrw. Mutter Guyot

Saint-Bonnet, 21. Oktober 1863.

Teure Mutter, Schwester und Tochter im Herrn!

Ich gebe Ihnen alle Rechtsansprüche zurück, auch wenn Sie diese niemals verloren haben; Sie haben sie allzugut verdient.

Ich danke dem lb. Gott für Ihre Heilung, denn seine Exerzitien dauerten ziemlich lange; es scheint, daß Sie diese gebraucht haben.

Sie haben nicht gegen Ihr Gelübde der Armut gesündigt; Sie haben es nicht nötig, dies zu sagen, es bedeutet lediglich ein Vorschuß an Angemessenheit.

Sie werden guttun, den Thron Unseres Herrn zu schmücken; das ist Ihr Recht und sogar Ihre Ehre: unbefristete Erlaubnis dafür!

Ich bin noch einige Tage hier, nicht um auszuruhen, sondern mit all meinen Kräften zu arbeiten.

Beten Sie für mich und sagen Sie mir nicht mehr, meine Briefe wären trocken, das stimmt nicht. Ich habe Ihnen bei der Abreise von Aix in Eile geschrieben, aber ich wollte nicht abfahren, ohne Ihnen ein Wort zu sagen.

Ich segne Sie, sogar Ihre etwas gedemütigten Fehler: es ist alles gut.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1293

An Frau Gourd

Adveniat Regnum tuum!

Saint-Bonnet, über Vaugneray, 21. Oktober 1863.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ihr Brief ließ mich die Freude spüren, als wäre er von daheim gekommen, denn Sie sind die Tochter und Dienerin Unseres Herrn.

Ich wünsche mir sehr, Sie und auch Frl. Stephanie zu besuchen, aber ich bin verlegen, zwischen Thorins und Lyon zu wählen. Ich hätte es gerne, Sie würden mir sagen, was besser ist. Auf der einen Seite fürchte ich, daß der Herr Gemahl sich über meinen Besuch wundern würde und ihn belästigen könnte; auf der anderen Seite würde ich mich gerne entscheiden, wenn ich nützlich sein könnte oder auch nur erwünscht wäre.

Ich reise mit Sicherheit am kommenden Montag von hier ab und werde gegen 15.30 Uhr in Lyon sein. Ich werde zu den Fräulein Guillot hinaufgehen, um Nachricht über Sie zu erhalten, wenn ich inzwischen hier nichts mehr von Ihnen höre.

Ich segne Sie, teure Tochter. Beten Sie inständig. Ich arbeite für Sie.

Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1294

An Marg. Guillot

Adveniat Regnum tuum.

Lyon, 26. Oktober 1863.

Teure Tochter!

Ich schreibe Ihnen bei Ihrer Schwester, wo ich einen halben Tag verbringe, um heute abend wieder nach St. Bonnet zurückzukehren und bis Allerheiligen dortzubleiben; meine Arbeit ist nämlich noch nicht fertig, und ich bestehe darauf, sie vor meiner Rückkehr nach Paris zu vollenden.

Von hier aus will ich einen Abstecher nach Marseille machen, um die Gelübde von P. Peilin entgegenzunehmen; ich werde um den 8. November herum in Paris sein. Alles, was Angers betrifft, habe ich P. Leroyer und ebenso dem guten Pfarrer Crépon geschrieben, um die Angelegenheit zu beschleunigen: somit ist alles in Bewegung. Ich bitte P. Leroyer, sich ein Haus anzusehen, von dem mir der Herr Pfarrer schreibt, um in Erfahrung zu bringen, ob es angemessen ist; und ich möchte ihm mitteilen, daß ich, falls es nützlich sein sollte, in der ersten Novemberhälfte nach Angers kommen werde.

Beten Sie also immer weiter. Es geht mir gut, obwohl ich viel arbeite. Ich bin lediglich einen knappen Tag lang hierhergekommen, um kleine Einkäufe zu erledigen und meinen Kopf etwas ausrasten zu lassen.

Auch Ihre Schwestern sind wohlauf trotz der kleinen Mücken, die von Zeit zu Zeit auftauchen. Aber Ihre lb. Schwester Mariette ist so gut und geduldig, daß alles wieder in Ordnung kommt.

Ich sehe es gern, wenn die kleine Novizin Frl. Jenny bald kommt.

Ich segne Sie alle; sagen Sie der guten Schwester Kamilla, daß Ihre ganze Familie außerordentlich gut ist zu mir, und daß alle gesund sind.

Ich segne insbesondere Schwester Benedikte und empfehle sie dem Herrn.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1295

An de Cuers

St. Bonnet, 26. Oktober 1863.

Vielgeliebter Pater!

Danke für Ihren liebenswürdigen Brief; Ihre Gedanken und Wünsche decken sich mit den meinen. Ich werde zur Gelübdeablegung nach Marseille reisen und um den 8. herum in Paris sein, um unsere abreisenden Mitbrüder zu sehen.

Ich bleibe noch hier bis zum 2. November und werde erst am 2. oder 3. in Marseille sein. Ich habe noch ziemlich viel Arbeit, auch wenn ich gut vorwärts komme; ich nütze diese Zeit aus, denn ich werde vielleicht lange Zeit nicht mehr so gut zum Textverfassen beisammen sein.

Ich danke dem lb. Gott für diesen neuen Beruf; ich habe diesen hochw. Herrn in Lyon gesehen, er hatte noch verschiedene Dinge ins Reine zu bringen; er macht mir einen guten Eindruck; er ist jung; das brauchen wir.

Ich heiße diese Wertschätzung (ce goûter?) der Jugend gut und schäme mich, daß ich nicht früher daran gedacht habe.

Ich bitte den lb. Gott, er möge Ihnen ein bißchen Mut geben, denn wir haben noch einen langen und beschwerlichen Weg zurückzulegen; denken Sie also daran, daß wir uns im Abendmahlssaal zur Ruhe begeben müssen!

Ich umarme Sie, lieber Pater.

Es geht mir gut, wenn ich auch nachts etwas angespannt bin aufgrund meiner A r b e i t s w e i s e; aber es ist nichts von Bedeutung.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard, S.S.

An hochw. P. de Cuers

Superior der Religiosen vom Hlst. Sakrament

rue Faubourg St. Jacques 68

Paris


Nr.1296

An P. Leroyer

Adveniat Regnum tuum.

Saint-Bonnet, über Vaugneray (Rhône), 26. Oktober 1863.

Lieber Pater!

Ich habe es recht bedauert, daß ich nicht in Paris war, Sie zu empfangen; da ich aber meine Arbeit noch nicht vollenden konnte und die besten Arbeitsbedingungen vorfinde, werde ich noch bis Allerheiligen bleiben; von hier reise ich nach Marseille zur Entgegennahme der Gelübde und die ganze Familie kurz zu grüßen; ich werde mich dort bis zum 6. oder 7. November aufhalten, dann werde ich am am 9. nach Paris zurückkehren, um ihre Brüder vor der Abreise zu grüßen.

Ich habe dem Guten Meister recht gedankt für die segensvollen Früchte Ihrer Exerzitien in Marseille. Ihnen ist ohne Zweifel die eucharistische Aufgabe der Aggregation gelegen, dies wird einmal Ihre schöne Krone sein; und ich wünsche, daß Sie in ganz Frankreich solche Aggregationen bilden und so das ganze Land mit guten und eifrigen Anbetern übersäen.

Ich bin auch sehr froh, Ihnen nähere Einzelheiten über die Gründung dieser Damen in Angers zu berichten: Herr Bompois und Bischof Bompois haben sie in Angers mit Freude und Glück empfangen. Hochw. Herr Crépon wird sie unter seine Leitung und seinen Schutz nehmen; dies ist ein guter Weg gegen die Feinde und es ist notwendig. Der Herr Pfarrer schreibt mir, er habe ein Haus gefunden; besichtigen Sie es zusammen mit ihm. Ich habe ihm gesagt, daß ich das Haus lieber im Hoheitsbereich seiner Pfarrei gesehen hätte, daß es aber jetzt doch besser ist, das Haus - wenn es den Anforderungen entspricht - sofort zu übernehmen, ohne lange zuzuwarten. Wenn Ihr Schwager dabei behilflich sein könnte! Wenn es von Nutzen ist, würde ich in 14 Tagen nach Angers reisen. Überlassen Sie die Ehre dem Herrn Pfarrer.

Sollten Sie mir schreiben wollen, so erledigen Sie es gleich mit Adresse nach St. Bonnet oder nach Marseille.

Ich bin Ihnen in unserem Guten Meister herzlich verbunden, Ihnen und allen Patres und Brüdern.

Ganz Ihr

Eymard, S.S.


Nr.1297

An P. Augustin Theiner

Paris, 28. Oktober 1863. (1)

Lieber Pater Theiner!

Ich möchte Sie herzlich grüßen, denn ich kann Ihre so innige Freundschaft nicht vergessen. - Ich sende Ihnen durch den lb. Herrn Olivieri einige Meßstipendien für Ihre verlassenen Religiosen.

Sie wären sehr gütig und liebenswürdig, wenn Sie Seiner Heiligkeit ein kurzes Wort zugunsten des schönsten Seelsorgewerkes sagen würden, das in Marseille existiert und von den dortigen Herren mit so großem Eifer geleitet wird.

Leben Sie wohl, guter Pater Theiner, wann wird mir das Glück beschieden sein, Sie zu umarmen?

Allzeit im Herrn vereint,

Ihr ergebenster

Eymard

Oberer der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament.


Nr.1298

An Frau Gourd

Adveniat Regnum tuum!

Saint-Bonnet, 28. Oktober 1863.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Unser Herr ließ uns zwei ein Opfer bringen. Ich bin am Montag eigens nach Lyon gefahren, um Sie zu besuchen, und ich bin erst hier zurückgekehrt, als ich sicher war, daß Sie abwesend waren. Sie dürfen darüber nicht traurig sein; der lb. Gott hat all das getan, um uns eine bessere Gnade zu erwirken.

Ich habe in Fourvière die hl. Messe gefeiert für den Herrn Gemahl und Sie zwei, aber besonders für ihn.

Ich bin hierher zurückgekehrt und bleibe bis zum 2. November; von hier werde ich dann einen Sprung nach Marseille machen und um den 7. herum zurückkehren. Wir werden sehen, was uns der lb. Gott eingeben wird. Meine Adresse in Marseille lautet: Nau-Straße 7.

Ich freue mich zu wissen, daß Sie die Tochter der göttlichen Vorsehung sind und daß Sie sich von ihr leiten lassen wie ein Kind.

Ich segne Sie und Ihre lb. Tochter sowie die ganze Familie.

Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1299

An Frau Jordan

Saint-Bonnet, über Vaugneray (Rhône), 29. Oktober 1863.

Gnädige Frau und liebe Schwester im Herrn!

Ich bin ganz in Ihrer Nähe, mitten im Wald auf einem Berg mit Gott allein, neben dem Hlst. Sakrament bei Herrn Blanc von Saint-Bonnet, einem Freund von mir. Ich bin auf der Rückkehr von den Bädern in Aix, die mich sehr erschöpft haben, hierhergekommen; und auch zur Fertigstellung der Regel. Seit bald 4 Wochen bin ich hier und ich werde erst am 2. November abreisen, um nach Marseille zu gelangen. Erst am Montag abend gegen fünf Uhr werde ich mit dem Wagen von Grezieux am Zollplatz von Lyon eintreffen. Mein Wunsch ist es, Sie kurz aufzusuchen, wenn Sie dort sind, und dann Dienstag früh wieder weiterzufahren.

Ich habe hier wie ein Wilder, ohne Verbindung mit Menschen gelebt; und ich hatte es nötig; ich habe gut gearbeitet; ich habe Ihnen nicht geschrieben, weil ich nicht in Paris war und auch weil ich hoffte, Sie zu besuchen.

Ich bin auch Ihrer lb. Tochter eine Antwort schuldig; ich werde alles bezahlen.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1300

An P. Chanuet

St.Bonnet, 31. Oktober 1863.

Lieber Pater!

Danke für Ihren Brief; wie immer brachte er mir großen Trost.

Ich komme ans Ende des angenehmen Aufenthaltes hier; meine Arbeit macht Fortschritte, ich werde sie jedoch in Marseille abschließen; es bleiben mir noch einige Fragen zu behandeln, und mein Kopf beginnt träge zu werden. Die Reise wird mich ein wenig aufschütteln. Pater de Cuers schreibt mir, daß er fast keinen Wein mehr hat. Ich sage Ihnen das wie die Jungfrau Maria in Kana; bitte schreiben Sie an die Q u e l l e der göttlichen V o r s e h u n g.

Sr. Benedikte ist in einem Zustand diabolischer Versuchung; was sie tut, was sie sagt, kommt nicht von Gott: man muß die Autorität immer respektieren, das tut sie aber nicht; sie ist jedoch entschuldbar, denn wenn sie von der Versuchung erfaßt wird, verliert sie in diesem Punkt die Vernunft. Da die Vernunft vom Licht des Augenblicks geleitet und unterstützt wird, so fällt sie ins rein Menschliche und Armselige zurück, wenn dieses Licht ausfällt; somit kann sie sich der Vernunftskraft nicht mehr bedienen: sie sieht nicht mehr. Das ist eine Prüfung und eine Lehre.

Hier geht alles gut, alle senden Ihnen herzliche Grüße,

und i c h i n o s c u l o s a n c t o bin

ganz Ihr

Eymard.

Danken Sie in meinem Namen dem guten Pater de Cuers für seinen Brief. Ich werde ihm später schreiben. Ich habe nach Angers geschrieben, das gibt mir ein wenig Spielraum.

(1) Auf der Abschrift, die in den Archiven des Vatikan (Band Serie B, VII, S. 358 befindlich) hergestellt wurde, hat man mit Bleistift hinzugefügt: "sehr wahrscheinlich 63, die Zahl 3 ist kaum ausgeformt". Es muß sich hier um einen Lesefehler handeln, denn die Briefe, die von Eymard zwischen 6. und 31. Oktober geschrieben wurden, sind mit dem Datum von St. Bonnet versehen. Es kann sich etwa nur um die Jahre 60, 61, 62, 64, 66, 67 handeln. Nb des Übersetzers: aber laut gedrucktem Text gibt es einen Brief mit Datum: P a r i s, 22.Okt. 1863.


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