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Nr.1261

An Frl. v. Fégely

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 26. Juli 1863.

Gnädiges Fräulein!

So bin ich nun wieder in Paris, nach vier Monaten in Rom und die restliche Zeit in Angers, wo wir ein Anbetungshaus gegründet haben. So haben wir nun drei, ein viertes ist in Vorbereitung.

Vielleicht haben Sie französische Zeitungen informiert, daß der Hl. Vater unsere Gesellschaft approbiert und mit sehr kostbaren Gnaden bereichert hat.

Es war am 3. Juni, Vorabend von Fronleichnam, als unser Dekret der Approbation unterzeichnet wurde. Damit sind wir also getauft, nun bleibt noch die Treue und die Vollkommenheit unseres hl. Standes, die wir nicht haben; Sie werden sie für uns erbitten.

Ich bin gerne bereit, Sie an allen Ablässen des Kreuzweges Anteil nehmen zu lassen, die Sie wünschen, gutes Fräulein; und als Bedingung des Gebetes "O g ut e r J e s u s" an das Kreuz Ihrer Freundin festzulegen, wie ich dasselbe an das Kreuz von Ihnen, Ihrer Mutter und Ihrer Schwester getan habe. - Oder aber die fünf Vaterunser und Ave zu Ehren der fünf Wundmale Unseres Herrn. Sie können diese Ablässe nicht nur im Fall von Krankheit und Gebrechlichkeit gewinnen, sondern auch auf der Reise, bei Nacht, wenn es Ihnen praktisch unmöglich ist, den Kreuzweg in der Kirche zu beten. Ich müßte aber das Kreuz Ihrer Freundin hier haben, denn ich kann diese Ablässe nur dann mit dem Kreuz verbinden, wenn ich es vor mir habe.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre lb. Einladung, Sie besuchen zu kommen. Ich dachte schon oft, Sie damit zu überraschen, wenn ich unser Haus in Marseille besuche. Aber es ist so entfernt; und zudem fehlt mir die Zeit, die so rasch dahineilt.

Ich möchte sehr gerne Ihre heiligmäßige Mutter sehen; sie dient so liebevoll dem lb. Gott, und Ihre Schwester, die in ihrem Zimmer mit allem, was sie umgibt, glücklich ist. Ich erinnere mich immer noch an ihre traurige Unannehmlichkeit in Paris.

Was Sie betrifft, gutes Fräulein: gehören Sie immerfort ganz dem Herrn wie die seligste Jungfrau, als e i n e J u n g f r a u und seine königliche Dienerin. O wie haben Sie den guten Anteil gewählt! O wie schön an Reinheit, ausgestattet mit Güte und heilig in der Liebe ist derjenige, der König und Bräutigam Ihres Herzens und das einzige Gesetz Ihres Lebens ist! Gehören Sie stets ganz ihm! Aber seien Sie eine Flamme, die alles um sich herum erleuchtet, wärmt und anbrennt. Wir lieben den guten Meister zu wenig und unsere Liebe ist so begrenzt! Wir müssen dies gutmachen, indem wir ihn bekanntmachen, ihn lieben und die Leute anleiten, ihm zu dienen. Wenn uns der Glaube zum Jünger Jesu macht, so macht uns die Liebe zum Apostel.

Leben Sie wohl, gutes Fräulein.

Allzeit im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1262

An Frl. Edmée Brenier

Adveniat Regnum tuum!

Paris, 26. Juli 1863, rue Faubourg-Saint-Jacques 68.

Gnädiges Fräulein!

Ich hatte Ihren Brief mit nach Rom genommen, um Ihnen in der Ewigen Stadt zu antworten; und nun habe ich ihn unberührt wieder zurückgebracht. Ich ärgere mich darüber. Ihre Nachsicht wird es mir vergeben und Ihr Vertrauen wird darunter nicht leiden.

Ich war in Rom mit der wichtigen Angelegenheit der Approbation unserer Gesellschaft so beschäftigt, daß ich keine Zeit dafür gehabt habe.

Danken Sie dem Herrn für uns. Der Hl. Vater hat uns mit vielen Privilegien und großem Wohlwollen approbiert.

Nun komme ich zu Ihnen.

Es ist wahrlich recht spät zur Beantwortung Ihres Briefes; aber es soll dies doch ein Beweis meines guten Willens sein.

Ich mag Ihre Einfachheit und Offenheit beim Abwägen des Für und Wider.

Sie erzählen mir Ihre Eindrücke zur Erinnerung an diese Person, von der Medaille. Das habe ich mir erwartet. Die eingeschlafene Natur erwacht rasch wieder, und zwar kräftiger als je zuvor. Man muß sie daher sehr gut überwachen und den Baum bis auf seine kleinste Wurzel abschneiden, damit der ganze Saft der neuen Erde dem Baum des Lebens zukomme; Sie verstehen es.

Seien Sie unbarmherzig gegen die kleinen Schößlinge, die immer wieder am Fuß des Gottesbaumes emporwachsen möchten.

O ja, bekämpfen Sie hart die natürlichen Empfindungen; sie würden Ihen zuviel Leid zufügen. Außerdem muß sie die göttliche Liebe erfassen, um damit ihre Flamme zu nähren, als wären sie Holz; das betrifft jene Gefühle, die zum Bösen führen könnten; die anderen seien wie ein Same im Dienst der Liebe, damit sie keime, wachse und Früchte zeitige. Das ist die Grundlage des geistlichen Lebens.

Sie müssen wissen, daß, wenn eine Seele ein geistliches Leben führen will, sie nur mehr einen Feind zu befürchten hat: die T r ä g h e i t, die F e i g h e i t.

Man muß sich also Gewalt antun - eine sanfte Gewalt anderen gegenüber - eine starke, heftige Gewalt gegen sich selbst. Dies gilt für Ihre Armenbesuche, Ihr Aufstehen am Morgen, das Ertragen häuslicher Widerwärtigkeiten.

Ich bin glücklich, von Ihrer Versuchung betreffs der S e e l e n l e i t u n g zu hören; ich habe darüber gelacht, denn dieses Geständnis hat Ihnen sicherlich viel gekostet; aber die Wahrheit vor allem! Ihre Seele ist mir darum nur umso lieber.

Lieben Sie Unseren Herrn recht innig! Seine Liebe sei mächtig in Ihrem Herzen, erblühe in guten Werken und sei königlich in Ihrem Leben. Unser Meister ist so schön, so gut, so liebevoll! Seien Sie eifersüchtig auf seine Wahl und stolz auf die Ihre.

Ich freue mich über Ihre Kapelle. Welches Glück wird sie Ihnen bescheren!

Meine herzliche Empfehlung an Ihre lb. Schwestern! Nun erwarte ich frische Nachrichten von Ihnen.

Ich segne Sie im Herrn

Eymard.


Nr.1263

An Frl. Danion

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 26. Juli 1863.

Gnädiges Fräulein und teure Schwester!

Ich möchte Ihnen mitteilen, daß ich überhäuft mit Segnungen des Hl. Vaters für die Gesellschaft von Rom zurückgekehrt bin, daß ich aber selber arm geblieben, ja noch ärmer geworden bin, denn zur Zeit müßte man der Kirche und Unserem Herrn Ehre erweisen, ich aber sehe stets mehr und mehr mein Elend ein. Darum müssen Sie recht für mich beten, wo Sie doch unsere Gesellschaft lieben, und wir lieben die Ihre sehr. Ich habe mit Freude in Rom jeden Dienstag Ihre Danksagungsmesse gefeiert und jetzt möchte ich sie hier fortsetzen. Was tun Sie immer? Wieweit sind Sie mit der Danksagung? Wie geht es Ihrem lieben Seelenleiter? Und Sie, womit beschäftigen Sie sich?

Ich werde am 19. August in unser Haus nach Angers Lyonerstraße, bei den Karmeliterinnen, Maine-et-Loire) reisen. Ich werde dort etwa einen Monat verbringen. Das macht mir irgendwie Freude, ich werde stiller und ruhiger sein, vorausgesetzt, daß es der lb. Gott so will.

Ich habe in Rom Msgr. Gallo und auch Seine Hoheit gesehen; ich wagte es aber nicht, ihn zu besuchen, weil ich ihn nicht hinreichend kannte. Ich habe gesehen, daß er ein Heiliger ist.

Ganz in Unserem Herrn verbleibe ich,

teure Schwester, Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1264

An Frau Tholin

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 26. Juli 1864.

/P. Troussier schreibt: "1863? anstatt 1864"/

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ich mache mir große Vorwürfe, daß ich Ihnen nicht sofort nach meiner Ankunft geantwortet habe, weil ich nachher mit Besuchen und Dingen überlaufen wurde. Ihr Verständnis wird mir gewiß verzeihen. Nach meiner Ankunft in Lyon galt mein erster Besuch Ihnen; Sie waren aber zu Frau de Launey gegangen; wenigstens habe ich dort erfahren, daß es ihrem lb. Sohn viel besser geht.

Ich war überrascht, Ihre teure Schwester in Lyon zu finden, und betrübt über die Art und Weise, wie man sie weggeschickt hat. Gott wollte es so; sein hl. Name sei gepriesen! Sein Wille ist stets gut und liebenswürdig. Die klösterlichen Berufe, besonders die für die Außenwelt, sind nur verschiedene Arten des Dienstes Gottes, aber nicht dessen Wesen und Grundgesetz. So muß denn die gute Schwester Antonia fortfahren, ihr schönes weißes Hochzeitskleid zum Eintritt in den Himmelssaal zu spinnen und zu sticken. Und Sie befinden sich in Joasson! Dort, wo Gott Ihnen ein Nestchen gebaut, - mit Ihrer ganzen Familie. Dort ist das Himmelsgewölbe Ihr Dach, Gottes Liebe die Luft, die Sie atmen, sein Herz Ihre Wohnung und sein Gesetz Ihre Wonne; seien Sie dort recht glücklich!

Ich überlasse Sie der guten heiligen Anna. Ich mache mich zur Meßfeier fertig. Ich segne Sie, Ihren guten Herrn Gemahl, Ihr lb.Kinder und Ihre gute Schwester.

Ganz Ihr

Eymard.


Nr.1265

An Frl. Agarithe Monavon

Paris, 28. Juli 1863.

Gutes Fräulein!

Seit einigen Tagen bin ich wieder in Paris; nach meiner Rückreise war ich etwas erschöpft infolge der Hitze, aber auch der Anstrengung. Das Meer war unruhig, aber es trug mehr als Cäsar und sein Reich: es trug die Approbation der Gesellschaft und viele andere Gnaden.

Damit sind wir nun approbiert, aber nicht geheiligt. Ich begreife mehr denn je, daß alles Eitelkeit ist, und daß die Tugend eine persönliche Sache ist. Alle diese Ehrentitel sind nur ein Kleid, das die Wunden oder eine große Armseligkeit bedeckt.

Ich bleibe bis zum 18. August in Paris; dann werde ich drei bis vier Wochen bei den Karmeliterinnen in Angers verbringen, wo sich unser Haus befindet (Lyon-Straße). Schade, daß Sie nicht auf meiner Reiserute liegen! Sie sind zu weit entfernt. Wie glücklich wäre ich, Sie und Ihre Freundin zu sehen!!! Der lb. Gott zeigt es mir nicht.

Nun sind Sie an der Reihe, mir Nachricht von Ihnen zu geben.

Im Herrn verbleibe Ihr ergebenster

Eymard.

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An Frau Gräfind d'Andigné: nicht 6. August 1863, sondern 6. Okt. 1863 - laut Troussier. Sh. dort

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Nr.1266

An die Oberin der Sühneschwestern Mariens

(Emilie von Oultremont d'Hooghvorst, Mutter Maria von Jesus)

Paris, 28. Juli 1863

Ehrwürdigste Mutter!

Nach meiner Rückkehr aus Rom habe ich Ihr Buch von Maria der Sühne und ihren ehrwürdigen Brief hier vorgefunden. Ich möchte Ihnend dafür aus ganzem Herzen danken und Sie im Namen Unseres Herrn wegen Ihres Reichtums in diesem ausgezeichneten Buch beglückwünschen; und ich gratuliere Ihnen zur so schönen und großen Berufung. Sie beten Jesus durch Maria an. Sie ist die erste Sühneleistende der Welt - und die erste Anbeterin Unseres Herrn. Wie müssen Sie glücklich sein, daß es Ihnen gelungen ist, in Ihrem Institut Jesus und Maria zu vereinigen.

Auch wir sind glücklich in unserem ewigen Anbetungsdienst; auch wir haben die Sühne als einen der Opferzwecke; in dieser Hinsicht finden wir uns wieder zu Füßen desselben Meisters.

Im empfehle unsere junge Gesellschaft Ihrem Gebet, ehrwürdigste Mutter, und verbleibe in Unserem Herrn

Ihr ergebenster und demütiger Diener

Eymard

Sup.

Handschrift: bei den Sühneschwestern Mariens. Fotokopie übermittelt von P. Pedro Nunez, im Sommer 1992.


Nr.1267

An Gräfin v. Andigné

Paris, 22. August 1863.

Gnädige Frau!

Ich werde am 27. in Paris sein und Ihnen ganz zur Verfügung stehen. Das Haus Nr. 66 steht Ihnen zu Diensten und wird Sie freudig aufnehmen.

Ich fahre noch nicht nach Angers, weil man die Kapelle renoviert. Wann werde ich hingehen? Der lb. Gott weiß es. Ich werde mein Möglichstes tun, um Ihre Wünsche zu unterstützen.

Beten Sie für uns: morgen, 23., erneuern wir alle unsere Gelübde aufgrund der Approbation, damit sie kanonische Wirksamkeit erlangen. Unser Haus ist voll.

Glauben Sie mir: gehen Sie zum Herrn wie eine Arme, aber eine wirklich Arme, die jedoch geliebt und bevorzugt wird, deren einzige Tugend die Dankbarkeit ist und deren einziges Verdienst darin besteht, es zu verstehen, richtig zu bitten und zu empfangen; ihrem Wohltäter alles zu schulden, u. zw. jederzeit: die Summe ihrer Schulden alle Tage mit Freude zu vermehren, zahlungsunfähig, aber voll Liebe zu sein.

"Selig die Armen! Ihnen gehört das Himmelreich!"

Ich segne Sie. Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1268

An Frl. v. Revel

Paris, 30. August 1863.

Gnädiges Fräulein!

Ihr lb. Brief hat mir große Freude bereitet, ich möchte Ihnen dafür danken, aber Sie sind zu anerkennungsvoll, ach, gnädiges Fräulein, ich habe doch so wenig und dies Wenige so schlecht getan; aber Sie betonen zu sehr, daß ich viel getan habe; ja, ich habe es gewünscht und wünsche es noch immer. Der lb. Gott kennt allein all das Gute, das ich Ihnen wünsche und alle Gnaden, denn ich sehe, daß Sie dieser gute Vater sehr zärtlich und großherzig liebt; er will Sie gänzlich und ganz allein für sich haben. Die göttliche Eifersucht seines Herzens gereicht Ihnen zu großer Ehre und der Friede und die Treue, die er Ihnen schenkt, sind dafür tröstliche Bestätigungen. Es ist wahr, daß dieses göttliche Leben seine Wiege, seine Entwicklung und sein vollkommenes Leben auf dem Kalvarienberg hat; und daß Unser Herr aus allem ein Kreuz, ein Opfer macht; aber dies geschieht, um Ihre Verdienste, Ihre Ansprüche, die Bande der Liebe zu vermehren, und Ihnen eine noch größere Summe des Lebens zu schenken. O wie gütig ist dieser gute Meister, die Tage Ihres Lebens zu verhundertfachen. Am Ausklang Ihres Lebens befinden sich die meisten Zuneigungen Ihres Herzens bereits in der Ewigkeit, und Gott hat Sie als letzte zurückgelassen, damit Sie dafür die Verdienste sammeln. Wenn der Sklave oder der Gefangene merkt, wie sich seine Kette abnützt und leichter wird, freut er sich. Wenn das Herz mit mehr Freiheit und Selbstlosigkeit sagt: Vater unser im Himmel, dann beginnt es sich von dieser armen Erde der Trennung, des Abschieds und der Verbannung zu erheben.

Ja, gnädiges Fräulein, mit Verlaub: meine Tochter, die Vereinigung in Unserem Herrn findet in der Zeit und in der Ewigkeit statt. Die Vereinigung in Gott und wie Gott; ich lasse Sie in seiner göttlichen Liebe.

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Natürlich ist dieser Brief nicht aus Eymard's Hand, daher hat er auch keine eigene Nummer!

Antwort auf den Brief P. Eymard's an Frater Gabriel

Antwort des Fr. Gabriel

Mutterhaus und Noviziat der Brüder der Heiligen Familie in Belley (Ain)

Belley, am 2(?) September 1863.

Hochwürdiger Pater Superior!

Ich bin ........ bei unseren Brüdern, welche zu den Exerzitien versammelt sind und nunmehr abzureisen im Begriffe sind. Ich habe nur die Zeit, Ihnen mitzuteilen, daß ich aufgrund Ihrer Empfehlung den jungen Mann, von dem Sie schreiben, aufnehmen will; er muß jedoch bei seinem Eintritt alles mitbringen, was ihm möglich ist. Ich werde bezüglich seiner außerehelichen Geburt um Dispens ansuchen.

Ich habe von Ihnen, ehrwürdiger Pater, stets die beste Erinnerung bewahrt. Ich beglückwünsche Sie zum Erfolg Ihres Werkes und zur Approbation, die es vom Hl. Stuhl erhalten hat. Dies ist wohl der Beweis, daß es von Gott kommt.

Unsere Kongregation erfreut sich desselben Privilegs und auch ich muß Gott danken, daß er sie gleichfalls beschützt hat.

Nehmen Sie, hochwürdigster Pater, den Ausdruck der Freundschaft und Verehrung entgegen, mit dem ich von Ihnen durchdrungen bin.

Damit verbleibe ich, vereint im Gebet, stets Ihr

ergebenster Diener

Frater Gabriel

Sup. G.ral

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Nr.1269

An Frau v. Grandville

Angers, 10. September 1863.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ich halte mich einen Tag lang in Angers auf. Ich möchte Ihnen sagen, daß die Kapelle der Karmeliterinnen bis zum 10. Oktober renoviert wird. So sind Sie folglich frei.

Wäre ich allein hierhergekommen, hätte ich Sie besucht; ich habe aber den Novizenmeister mit mir, den ich nach Lyon begleite, um dort einige Noviziate zu besichtigen. Sobald ich nach Paris zurück bin, werde ich Ihnen schreiben. Ich müßte die Bädekur von Allevard (Isère) machen, wenigstens 14 Tage lang; seit meiner Romreise fühle ich mich etwas müde; ich befürchte aber, daß es zu spät ist; wir werden sehen.

Die Karmeliterinnen werden eine sehr schöne Kirche bekommen, Unser Herr wird darin twas ehrenvoller beherbergt.

Meine aufrichtigsten Grüße an Ihre gute Schwester.

Allzeit im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.1270

An Bischof Angebault

Dieser und die folgenden Briefe betreffen die Dienerinnen vom Hlst. Sakrament. A.d.H.

Angers, 11. September 1863.

Exzellenz!

Ich habe die Ehre, Ihrer Hoheit den Text der Konstitutionen der Gesellschaft der Dienerinnen vom Hlst. Sakrament zu unterbreiten. Diese Dienerinnen leben seit 1858 als Vereinigung in Paris und wurden von Se. Eminenz Kardinal Morlot als seeleneifriges Werk ermutigt, ebenso durch Se. Heiligkeit Pius IX. am 5. Jänner 1859.

Zweck der Vereinigung.

Die Dienerinnen vom Hlst. Sakrament widmen und weihen sich unter der Leitung des Ortsbischofs dem Dienst der Ewigen Anbetung durch die Übung der vier Opferzwecke in Vereinigung mit dem Leben der seligsten Jungfrau im Abendmahlssaal.

Apostolische Werke.

Mit der Anbetung verbinden sie den Eifer für den eucharistischen Kult, indem sie arbeiten an der Beschaffung von angemessener Wäsche und würdigen Meßgewändern für arme Kirchen.

Sie unterweisen unter der Leitung der Seelsorger Personen, die (trotz erreichten Alters) noch nicht ihre Erstkommunion empfangen haben oder junge Erwachsene, die nicht die Möglichkeit hatten, den Katechismusunterricht zu besuchen.

Sie nehmen fromme und bekannte Personen auf, die den Wunsch haben, zu Füßen des Hlst. Sakramentes Exerzitien zu machen.

Der Geist.

Die Dienerinnen vom Hlst. Sakrament sollen ihrem göttlichen Meister mit Treue und Selbstentsagung einer guten Dienerin im Geist der Liebe und des Opfers dienen, indem sie nur eines wollen und wünschen: das größere Reich Jesu in der Eucharistie, durch die eigene Selbstverleugnung wie Johannes der Täufer.

Die Mittel.

Um Unserem Herrn vollkommener zu dienen, legen die Dienerinnen vom Heiligsten Sakrament vor dem Ortsbischof die ewigen Gelübde der Armut, der Keuschheit, des Gehorsams und das eucharistische Gelübde ab.

Aus Liebe zu Unserem Herrn halten sie sich an die Klausur.

Die Mitglieder.

Um als Mitglieder in die Gesellschaft aufgenommen zu werden, muß man folgendes mitbringen:

  1. Einen unbescholtenen Leumund.
  2. Eine ausreichende Gesundheit für die Anbetung bei Tag und bei Nacht.
  3. Das Offizium beten können.
  4. Die Gewohnheit oder wenigstens die Veranlagung zum innerlichen Leben haben.
  5. Einen einfachen und gelehrigen Geist haben.
  6. Eine wahre Frömmigkeit zum Hlst. Sakrament zeigen und durch eine Gnadengabe zum Anbeterleben hingezogen sein.

Die Postulantinnen.

Das Postulandat dauert drei Monate; während dieser Zeit macht die Postulantin in Weltkleidung alle Übungen des Noviziates mit.

Die Novizinnen.

Nach Ablauf der Zeit des Postulandates wird die Zulassung der Postulantin zum Noviziat durch geheime Wahlstimme aller Professen des Hauses entschieden. Um zugelassen zu werden, muß man die Hälfte und eine aller Stimmen erreichen.

Das Noviziat beginnt mit der Einkleidung. Alle sechs Monate legt die Novizin eine Prüfung über die Berufung ab. Dabei wird ihr ausdrücklich bekanntgegeben, was sie zu ändern und sich anzueignen hat, andernfalls sie nicht zur Profeß zugelassen wird.

Diese Prüfung wird schriftlich in einem eigens zu diesem Zweck bestimmten Buch festgehalten.

Die Professen.

Drei Wochen vor Ablauf des Noviziates wird die Zulassung der Novizin zur Profeß der geheimen Stimmabgabe durch die Profeßschwestern des Hauses unterworfen; zur Zulassung bedarf es der einfachen Stimmenmehrheit.

Die zur Gnade der Profeß zugelassene Novizin bereitet sich während sieben Tagen absoluter Exerzitien darauf vor.

Vor ihrer Profeß führt die Kandidatin die durch das Gelübde der Armut vorgeschriebenen Maßnahmen durch.

Das Wesen der Gelübde.

1. Durch das Gelübde der Armut verzichtet die Professin auf Gebrauch, Nutznießung und Verwaltung ihrer Güter, sie behält jedoch das radikale Eigentumsrecht. Sie kann den Gebrauch, die Nutznießung und die Verwaltung abtreten, wem sie will, innerhalb wie außerhalb der Gemeinschaft.

Sie kann immmer, auch nach ihrer Profeßablegung, mit Erlaubnis der Oberin die Abtretung ihrer Güter vornehmen, sei es durch Testament sei es durch einen Lebendenvertrag.

Sie befolgt dieselbe Regel für alle weiteren Güter, die ihr zufallen sollten, sei es durch Testament, sei es durch Schenkung.

Mit Erlaubnis der Oberin kann sie alle für die Verwaltung ihrer Güter notwendigen Akte durchführen.

2. Durch das Gelübde der Keuschheit weiht sie sich gänzlich Gott und verzichtet für immer auf die Ehe.

3. Durch das Gelübde des Gehorsams opfert sie ihren Willen und schenkt ihn durch die Hände der rechtmäßigen Obern gemäß dem Ziel der Gesellschaft an Gott.

4. Durch das eucharistische Gelübde widmet sie sich für immer dem Dienst der Anbetung, indem sie durch das Gelübde die Anbetungsstunden ausführt, die ihr durch den Gehorsam vorgeschrieben werden.

Über die Obern.

  1. Der erste Obere der Gesellschaft ist der Ortsbischof, dem alle kindlichen Gehorsam versprechen.
  2. Unter der Leitung des ersten Obern führt und leitet die Oberin die Gemeinschaft nach dem Geist und der Regel der Gesellschaft.
  3. Die Oberin wird von allen Profeßschwestern mit Zweidrittelstimmenmehrheit durch geheime Stimmabgabe für drei Jahre ernannt; sie kann ein zweitesmal wiedergewählt werden.
  4. Die Bestätigung durch den Ortsbischof ist zur Gültigkeit der Wahl erforderlich.
  5. Die Auswahl der Novizenmeisterin, falls eine solche stattfindet, muß der Ernennung durch den Bischof unterworfen werden.
  6. In Übereinstimmung mit der Novizenmeisterin ernennt die Oberin die Personen für die verschiedenen sekundären Aufgaben des Hauses.
  7. Jährlich gibt die Oberin am Jahresende dem Bischof Rechenschaft über das Personal und die finanzielle Lage der Gemeinschaft.

(Das Manuskript endet hier).


Nr.1271

An Marg. Guillot

Adveniat Regnum tuum.

Angers, 12. September 1863.

Teure Tochter im Herrn!

Ich komme vom bischöflichen Ordinariat. Der gute und heiligmäßige Bischof von Angers nimmt Sie in seiner Bischofsstadt wie seine Töchter auf; er wird Ihr Vater sein und Sie werden gute Dienerinnen vom Hlst. Sakrament sein.

Es war um 11 Uhr, als der Bischof dieses F i a t gesprochen hat, das Ihrer Freude die Krone aufsetzt. Gott hat Ihnen einen guten und frommen Pfarrer als Leiter und Stütze vorbereitet: es ist der Pfarrer von NotreDame, Herr Crépon.

Ich konnte noch kein Haus ausfindig machen. Der Herr Pfarrer wird sich darum kümmern. Unser Herr weiß gewiß, wo er Sie unterbringen will. Danken Sie ihm also innig und fragen Sie ihn, wo das von ihm auserwählte Zönakel ist.

Ich werde weiterhin Ihr Vater sein, und zwar mit noch mehr Hingabe. Ich werde morgen abend oder am Montag kommen.

Ich segne Sie im Herrn.

In seiner göttlichen Liebe ganz Ihr

Eymard.


Nr.1272

An de Cuers

Adveniat Regnum tuum.

Angers, 12. September 1863.

Lieber Pater!

Wir haben in Angers große Reichtümer gefunden; die Jesuitenpatres haben uns gütigerweise ihr Noviziatsdirektorium ausgeborgt; seit 3 Tagen sind wir mit dessen Abschrift beschäftigt, wir kommen dem Ende zu. Ich hoffe, morgen oder spätestens am Montag abzureisen.

Ich habe den Hausarzt, einen christlichen und gelehrten Mann, aufgesucht; er zwingt mich zum Kurbad nach Allevard zu reisen,weil er sonst in 2 Monaten nichts mehr machen kann. Er sagt, meine Lungen und auch der Rachen seien krank. Ich werde also nochmals einen Monat lang ins Exil gehen, es kostet mich viel. Ich finde mich jedoch damit ab, um noch weiterarbeiten zu können, wenn Gott will.

Ich werde morgen abend oder am Montag in Paris ankommen und dann möglichst bald nach Lyon weiterreisen, von wo ich mich direkt nach Allevard begeben werde.

Unsere Reise nach Solesmes und gleichfalls zum Trappistenkloster in Laval ist sehr glücklich verlaufen.

Ich habe den Bischof noch nicht erreicht, er war verreist.

Im Herrn verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard, S.


Nr.1273

An de Cuers

Aix, Pension Bossut, rue des Ecoles, 20. September 1863.

Lieber Pater!

So bin ich nun in Aix gelandet, denn in Allevard wurden die Bäder gerade am Tage meiner Ankunft geschlossen, während hier deren Betrieb weitergeht; es heißt, es wären noch 500 Fremde da. Ich werde meine Behandlung während der erforderlichen Zeit weiterführen.

Ich danke Ihnen für Ihren lb. Brief, er hat mir Freude bereitet. Ich habe ihn gelesen und lese ihn immer wieder, denn er enthält viel Praktisches. Sie können die 50 Fr. des Schlossers auf Nr. 66 anfordern. Wenn Ihnen irgendein guter Gedanken einfällt, schreiben Sie ihn mir; er wird mir süße und liebenswürdige Gesellschaft leisten.

Ich habe P. Chanuet zum großen Karthäuserkloster geschickt. Wir waren bei den Karmeliten und Dominikanerinnen sehr glücklich. Diese Reise wird sehr nützlich sein.

Meine herzlichsten Grüße an die ganze Hausgemeinschaft. O was für ein Opfer, von der Aussetzung fernsein zu müssen!

Im Herrn ganz Ihr

Eymard S.S.S.

P.S. - Die Legatenmessen von Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag müssen sogleich gelesen werden. Falls Sie jene der laufenden Woche nicht gefeiert haben,so sind diese, wie ich es Ihnen (glaube ich) gesagt habe, gleich zu zelebrieren; denn ich habe sie nicht gelesen. Ich habe P. Carrié auf die Regelung dieser Messen aufmerksam gemacht. Alle 6 Monate werden bei Le Clère die Zinsen abgehoben; dort muß die Rechnung für den Druck der Konstitutionen und eines Bildes abgezogen werden.


Nr.1274

An Frater Gabriel

Aix-les-Bains, Pension Bossut, am 21. September 1863.

Lieber und verehrtester Herr Superior!

Es ist schon sehr lange her, daß ich Ihnen meine herzliche und ergebene Erinnerung nicht mehr mitteile! Wenn ich in Paris mit dem einen oder anderen Ihrer Brüder zusammentreffe, bin ich überglücklich, Nachrichten über Sie zu erhalten; und ich weiß, mit welch überreichen Wohltaten Sie Gott gesegnet hat. Sie werden eine schöne Krone erhalten, denn Sie haben mitten unter sovielen Opfern eine sehr nutzreiche und fromme Gesellschaft gegründet!

Gott hat sich huldvoll auch meiner Armseligkeit bedient für die Gesellschaft vom Hlst. Sakrament; sie ist nun seit dem Monat Mai vom Hl. Stuhl approbiert, jetzt bleibt noch die dazu erforderliche Heiligkeit zu erreichen; helfen Sie mir, guter und liebenswürdiger Vater, sie zu erlangen.

Der besondere Anlaß meines Briefes ist folgender:

Ich kenne einen jungen Mann, 17 Jahre alt, belehrt, fromm, guter Charakter, gesund, aber außerehlelich; er möchte um jeden Preis Bruder werden. Seine Mutter ist eine sehr gute und eifrige Christin und hat ihren Fehler restlos gutgemacht.

Könnten Sie ihn aufnehmen? Und mit wenigen Unkosten? Seine arme Mutter hat ihm nämlich bis jetzt die Schule finanziert.

Ich kann Ihnen versichern, daß Sie mit ihm einen ausgezeichneten Kandidaten bekämen.

Ich wage es, von Ihrer Güte eine umgehende Antwort zu erhalten.

Ich halte mich noch etwa acht Tage in Aix auf.

In der Liebe und Ergebenheit Unseres Herrn verbleibe ich ganz Ihr

Eymard

Sup. der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament

An den lb. Br. Gabriel, Generaloberer der Brüder von der Hl. Familie in Belley (Ain).


Nr.1275

An P. Leroyer

Adveniat Regnum tuum.

Aix-les-Bains, Pension Bossuet, 22. September 1863.

Lieber Pater!

So bin ich nun seit 3 Tagen hier wegen diesem katarrhalischen Husten, an dem ich seit meiner Rückkehr aus Rom leide und der ein Kehlkopfleiden hervorgerufen hat. Ich werde etwa 14 Tage hierbleiben.

Ich nütze meine freie Zeit, um an dem noch Fehlenden in unseren Konstitutionen zu arbeiten und die Aufzeichnungen unserer Besuche in den verschiedenen Noviziaten zu verarbeiten. Wir haben, zusammen mit P. Chanuet, bei verschiedenen Ordensgemeinschaften ausgezeichnete Informationen eingesammelt; nun liegt es an uns auszuwählen, was unserem eucharistischen Ziel entsprechen kann.

Wenn wir auch die Regeln und Konstitutionen der verschiedenen Orden bewundern, so sagten wir uns doch: dies wiegt unser Ziel, unser eucharistisches Mittel nicht auf. Wir haben mehr, wenn wir das Ziel betrachten, sie aber besitzen reichlichere Mittel. O es ist wahr: vor der Sonne der Aussetzung und der Pflege der Anbetung und Liebe verfinstert sich alles.

Ein Oberer sagte uns:

"Heutzutage geht es um Jesus Christus selber; es ist nicht mehr ein Dogma, eine Wahrheit, die angefochten wird, sondern er selbst. Sie sind die Gesellschaft im richtigen Moment. Ich sehe in Ihrer Gesellschaft eine gute Idee."

Kommen wir nun zur Gemeinschaft von Marseille. Ich will Ihnen Fr. Chave anvertrauen, damit er mit Fr. Heinrich nach Angers gehe, wo Sie sie dem Philosophiestudium zuteilen.

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Nr.1276

An die Gräfin v. Andigné

Adveniat Regnum tuum!

Aix-les-Bains, Pension Bossut, am 22. September 1863.

Gnädige Frau!

So bin ich nun in Aix-les-Bains. Ich habe die Bäder von Allevard geschlossen angetroffen. Gott wollte es so.

Ich dankte Unserem Herrn sehr dafür, daß er Ihnen diesen sichtlichen Beweis für Ihre Vergebung, Ihre Reinheit des Lebens und für seine Liebe zu Ihnen geschenkt hat. Eine solche Gnade erhält man nicht durch Einbildung; die Einbildung ist ein Phantom oder ein Wind.

Bewahren Sie diesen Frieden im Vertrauen auf Gott; lassen Sie sich nicht durch die Vergangenheit beunruhigen; übrigens sind Sie es schuldig und werden es getreulich ausführen.

Lieben Sie das Leiden Gottes: das ist das Ackerfeld, das Sie zu bebauen haben; aber verharren Sie nicht im Leiden, sondern vielmehr in der Geduld, in der Unterwerfung, Hinopferung und Selbstauslieferung, welche die Tugenden im Leidenszustande sind. - Soviel zu den persönlichen Leiden durch den Mitmenschen. Aber in den Leiden, die Gott schickt, sollen Sie weitergehen: danken Sie ihm mit Liebe, weil er Ihren Glauben reinigen, Ihre Liebe läutern, Ihr Vertrauen vervollkommnen und Sie zwingen will, sich ganz ihm anheimzugeben, anstatt bei den Mitteln stehen zu bleiben. Die Leiden von Gott sind: die Versuchungen, die Trockenheiten, die inneren Qualen, die Ängste, die Schrecken usw., der Anblick unserer Armseligkeit.

In solchen Situationen fliehen Sie die Versuchung an sich; gehen Sie aus sich heraus und stellen Sie sich zu Füßen des guten Meisters, indem Sie ihm danken für diesen Sturm, der Sie zu ihm laufen ließ. Mit einem Wort: lieben Sie Gott und dienen Sie ihm durch die Selbstverleugnung und die hl. Selbstauslieferung.

Adieu in Unserem Herrn. Er segne Sie und besitze Sie in seiner göttlichen Liebe.

Eymard.


Nr.1277

An Frau v. Grandville

Aix-les-Bains, Pension Bossut, am 23. Sept. 1863.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Nun bin ich hier in Aix wegen einer Bronchitis; ich denke, noch etwa 10 Tage zu bleiben. Ich bin hier ganz allein mit Unserem Herrn; die Aussetzung geht mir sehr ab, aber Gott will es.

Ihren letzten Brief habe ich erhalten und ihn mit Aufmerksamkeit und Betrübnis gelesen.

Nein, nein, unterlassen Sie nicht die hl. Kommunion, dies hieße, sich Ihrer Arznei, Ihres Lebens berauben. Man reicht Ihnen nicht die hl. Kommunion, weil sie sanftmütig und tugendhaft sind, demütig und gesammelt, sondern damit Sie es werden, und damit Sie lernen, sich selbst in Demut und Geduld zu ertragen.

Glauben Sie mir, das sind Versuchungen; Sie verstehen es nicht, sich richtig offenzulegen. - Was soll man tun? Ach, nicht das, was Sie zu tun versucht sind. Sie erschrecken über sich selber, Sie vergleichen Ihre Leistungen mit den empfangenen Gnaden, mit den Tugenden Ihrer lb. Schwester, mit dem, was Sie sein sollten! Es wäre weit besser, all diese erschreckenden, entmutigenden Seelenspiegel beiseite zu lassen und sich in dem zu beschauen, der Ihre Armseligkeit im Lichte der Allmacht Gottes, Ihre Unvollkommenheit im Lichte seiner Barmherzigkeit, Ihr Elend im Lichte seiner Güte zeigt.

Eines Tages war ich recht töricht: es schien mir, als zeigte mir der göttliche Heiland, daß meine Liebe zu ihm nichts als Eitelkeit und kindische Gefühlsduselei sei; machen Sie es mir nicht nach! - Wie soll man dann Gott lieben? Für ihn, in ihm, und sich ein bißchen mehr in seiner Güte verlieren.

Ich erwarte einen Brief von Ihnen, denn gleich nach dem Empfang Ihres Schreibens war ich nahe daran, nach Nantes aufzubrechen; aber es fehlte mir die Zeit dazu.

Im Herrn, gnädige Frau und teure Schwester,

verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.1278

An de Cuers

Adveniat Regnum tuum.

Aix-les-Bains, 23. September 1863.

Lieber Pater!

Seien Sie beruhigt über mich, ich werde gut behandelt, spüre aber noch nicht die Wirkung der Bäder; immerhin kann ich sie ohne Mühe ertragen.

Zur Frage der Messen ist folgendes festzuhalten:

1. Ich habe die 4 Stiftungsmessen pro Woche bis zum 14. September, dem Tag meiner Abreise von Paris, zelebriert. Ich habe Ihnen als Hausobern den Auftrag gegeben, dieselben nunmehr mit Beginn am 15., d.h. Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag jede Woche zu feiern. Wenn Sie also jene der Woche vom 15. noch nicht zelebiert haben, so feiern Sie diese gesondert.

Bezüglich des Geldes für die Stipendien dieser Messen dienen die Zinsen des Kapitals, das zu diesem Zweck bei Herrn Hadrian Le Clère hinterlegt wurde. Die Zinsen betragen 6%, folglich beläuft sich der Gewinnanteil für jede Messe auf 5 Franken und etwas mehr; diese Messen müssen an den festgelegten Tagen im Laufe des Jahres abgehalten werden. Alle 6 Monate werden diese Zinsen abgehoben; somit legte ich ebensoviele Franken in die Messenkasse, als Messen zelebriert worden sind, da ja die Messen vor Erhalt des Honorars (das man als einmalige Summe erhält) gefeiert worden sind; dies tat ich immer, wenn ich nicht selber die Kasse und die Messenabrechnung führte, wie es unlängst während meiner Romreise geschah.

Um also die abgelaufene Zeit der zu behebenden Zinsen zu kennen, müssen Sie das Dokument des Herrn Le Clère einsehen. Sollten Sie sich trotzdem nicht zurechtfinden, so warten Sie, bis ich zurückkomme und fangen Sie inzwischen an, die Messen nach der Meinung der Stifterin zu zelebrieren, wie ich oben ausgeführt habe.

2. Ich halte meine Messen natürlich für das Haus, verwende dabei aber nicht die Intentionen in der Kasse des P. Carrié, sondern jene, die Sie in meinem Zimmer finden: diese sind alle zu je 1 Franc (so glaube ich wenigstens); die Rechnungen, die Sie finden, heben Sie auf bis zu meiner Rückkehr.

In der Kasse liegt ein Brief von Fräulein Danion aus Mauron, zusammen mit 52 Fr.; es handelt sich sich um eine Serie von Danksagungsmessen, die ich jeden Dienstag abhalte; die anderen 48 Messen, von denen sie in einem Brief redet, sind ohne fixes Datum abzuhalten.

Wenn ich also P. Carrié sagte, er soll meine Messen nicht zählen, so wollte ich selber von jenen Stipendien Gebrauch machen, die Sie in der Hand haben. Teilen Sie nicht anderen Priestern Messen aus meiner Kasse zu, sondern nehmen Sie jene von P. Carrié, oder warten Sie mindestens auf meine Rückkehr, bevor Sie solche Intentionen an fremde Priester weitergeben. Ich weiß nicht, ob ich mich ordentlich genug ausgedrückt habe, Sie werden ja selber sehen.

Was den Frater Abel betrifft, so werde ich für ihn tun, was ich kann.

Im Herrn bleibe ich ganz

Ihr

Eymard.

An hochw.P. de Cuers

Superior der Religiosen vom Hlst. Sakrament

rue Faubourg St. Jacques 68

Paris


Nr.1279

An Marianne

Aix, am 24. September 1863.

Liebe Schwestern!

Ich sende Euch das Schreiben, das die Aufnahme jenes teuren Kindes mitteilt, welches Ihr empfohlen habt; in diesem Haus wird es sich sehr wohlfühlen.

Anderswo hat man ein Pensionsgeld verlangt; das hätte seine arme Mutter in arge Verlegenheit gebracht.

Die Bäder tun mir gut. Ich warte auf die Liste der Namen jener Personen, die ich nach Eurem Wunsch aggregieren soll. Der Herr Pfarrer hat mir Nachrichten über Euch übermittelt. Ich weiß, daß mein Paket angekommen ist. Ich nehme an, daß man nach Paris geschrieben hat. Der Brief wartet dort auf mich, sprecht nicht mehr darüber.

Lebt wohl, liebe Schwestern.

Euer Bruder

(S) Eymard.


Nr.1280

An Marg. Guillot

Aix, 29. September 1863.

Liebe Tochter!

Danke für Ihren lb. Brief; ich wollte Ihnen gerade schreiben, als Sie mir zuvorgekommen sind; aber hier im Bad hat man Zeit zum Nichtstun.

Sollten Sie einen Brief für mich aus Angers bekommen, bewahren Sie ihn auf, bis ich Ihnen eine andere Adresse mitteile. Ich hatte Herrn Pfarrer Crépon gesagt, er solle meinen Brief an Sie adressieren.

So ist nun Frl. Thomas weggegangen: leider und umso besser; da sie es nicht auf sich nehmen konnte, eine echte Ordensfrau zu werden, war es besser, diese Entscheidung zu treffen. Ach, das ist eine gute Lektion. Alles für Unseren Herrn und nichts für das Geschöpf. Ich werde Schwester Hieronyma schreiben. Herr Gaudioz hat mir einen schönen Brief geschrieben, ebenso auch seine lb. Tochter.

Es blieb mir keine Zeit, Ihre guten Schwestern zu besuchen; man hatte mich nach Lyon begleitet. Alles, was ich tun konnte, war ein kurzer Sprung zu Frau Marcel, die ich sehr erschöpft angetroffen habe.

Machen Sie sich über mich keine Sorgen. Die Bäder regen mich sehr auf, man sagt, dies sei eine normale Reaktion; ich werde den Schlaf nachholen.

Schreiben Sie mir nicht mehr, bis ich Ihnen die neue Anschrift mitteile; ich beabsichtige, mich einige Tage in St. Bonnet auszuruhen und meine Wasserkur diese Woche zu beenden. Ich habe dem Bischof von Angers geschrieben, um ihm in Ihrem Namen zu danken für seine väterliche Güte, Sie aufzunehmen.

Leben Sie wohl, teure Tochter. Ich segne Sie, Schwester Benedikte und alle Ihre Töchter.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.


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