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Index Briefe Bd. 4 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.1301

An P. Audibert

Adveniat Regnum tuum.

Marseille, 15. November 1863.

Lieber Mitbruder und inniger Freund im Herrn!

Ja, Sie sind zur Gesellschaft vom Hlst. Sakrament berufen, und zwar mit einer Berufung, die fest von Himmel und Erde unter Beweis gestellt wurde.

Niemals, nein, niemals bin ich in meinem priesterlichen Dienst von dreißig Jahren einer so teuflischen Bosheit, wie es Herr Bertrand nennt, einer so höllischen Hinterlist, wie es der Bischof nennt, begegnet. Ich bin Ihren Freunden nicht böse: sie wurden alle so geschickt getäuscht, daß sie nur zu beklagen sind; und heute sind sie sehr traurig und getröstet zugleich. Am Tag meines Ankunft in Toulon, Montag, 9., sind der Autorität durch den Erhalt positiver Beweise die Augen geöffnet worden; Herr Bertrand hat mir dies gesagt.

Die göttliche Vorsehung hat Ihnen in Toulon einen Freund erhalten: Herrn Sénéquier; ihm gebührt volles Lob, er hat Sie wie der ergebenste Freund verteidigt; heute ist er in seinem Triumph bescheiden und überläßt Herrn Bertrand die Ehre; auch dieser war überstürzt und furchtsam; immerhin hat er auf den Bischof, der nur auf ihn hörte, stark eingewirkt.

Ich habe mit dem Bischof zweimal gesprochen, am Montag und am Donnerstag. Am Montag war er bereits von der Falschheit der Briefe überzeugt; er verdächtigte eine einzige Intrigantin, er erhielt eine Widerrufung; aber es gab noch eine dritte Sache zu klären; der Bischof sagte mir, er wäre ihr auf der Spur. Am Donnerstag war alles klar wie der Tag und er geriet nicht mehr ins Wanken. Am Freitag früh konnte er Sie während der Firmung Ihrer Beichtkinder nicht genug loben; er hat darüber zu allen Anwesenden gesprochen.

Ich habe auch Herrn Vincent getroffen; wie die anderen war auch er überrascht von der Unbefangenheit, der Einfachheit und der Zurückhaltung der Verleumderin. Es war ihm peinlich, dies nicht gewußt zu haben, und erst im September darauf aufmerksam gemacht worden zu sein; er verurteilte die getroffenen Maßnahmen und nannte sie "außerhalb des Rechts".

Ich habe Herrn Liotard in Hyères aufgesucht; ich konnte ihn nicht mit einem so peinlichen und beleidigenden Gedanken alleinlassen: er freute sich über meinen Besuch.

Ebenfalls habe ich mit dem Pfarrer von St. Ludwig in Toulon gesprochen; er war außer sich vor Freude.

Am meisten getröstet und erfreut aber hat mich, daß ich Ihre ganze Familie in Toulon, Ihre gute Schwester mit ihrem Gatten und Ihre Schwägerin, sowie Ihren ehrsamen und würdigen Vater, Ihre gute Mutter und Ihren heiligmäßigen Bruder in Carnoules gesehen habe.

Der Bischof war von der Würde und dem Edelsinn der Ansichten Ihres Vaters betroffen; als ihm der Bischof sagte, er hätte stets einen Posten für Sie, antwortete er: "Nein, Exzellenz, mein Sohn wird bei seinen Freunden bleiben, die ihm am Tag des Unglücks so liebevoll empfangen haben. Ich habe ihn lieber in Paris mit dem Pater Eymard". Dies hat mir der Bischof erzählt und er war tief beeindruckt.

Der Bischof bedankte sich für meinen Besuch in Toulon, und ich glaube, er hat ihm wohlgetan.

Sonderbar, lieber Freund, der Klerus hielt Sie für schuldig, mit Ausnahme eines einzigen; alle Männer, mit denen ich in Laienkreisen gesprochen habe, haben Sie in Schutz genommen und erklärt: das ist u n m ö g l i c h.

Herr Cros, Direktor der Schiffskonstruktionen, Herr Dando, Herr Pélissier, Herr Monteil usw; - Leider! Eitelkeit der Eitelkeiten! Nach sechzehn Jahren Apostolat!

Ich war außergewöhnlich froh über Hochwürden Capucini: er war es, der mich auf die Spur der Fälschung der Briefe geführt hat: er war Ihnen sehr ergeben!

Hochwürden Lambert, Michael, der Sakristan, Pater Pommel und so viele andere haben mir für Sie ihr Herz eröffnet.

Danken wir Gott für diesen furchtbaren Sturm, Sie sind im Hafen gelandet!

Ich kann Ihnen nichts erzählen über die Familie Dalaca; sie ist über alles Lob, über jede gewöhnliche Freundschaft erhaben.

Ich bleibe bis zum Wochenende hier, weil das Haus am nächsten Freitag die Anbetung während des 40stündigen Gebetes hält; dann kehre ich nach Paris zurück, und ich sehe es gerne wieder.

Es geht mir gut; kaltes Wetter, verschleierte Sonne, ausgenommen in unserem lieben Zönakel.

Ich umarme Sie i n o s c u l o s a n c t o!

In Unserem Herrn verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard

Sup. Soc.S.S.

P.S.- Ich habe alle Ihre Breviere mitgebracht.

An hochw. Pater Audibert

Religiose vom Hlst. Sakrament

Rue Faubg. Saint-Jacques 68

Paris


Nr.1302

An Herrn E. v. Leudeville

Adveniat Regnum tuum.

Marseille, 19. November 1863.

Teurer Bruder und Freund im Herrn!

Ich bin immer noch hier, reise jedoch Samstag oder Sonntag ab und werde ungefähr Donnerstag nächster Woche in Paris ankommen.

Sie sind also immer noch krank! Das betrübt mich sehr, denn ich sehe einen guten Anbeter weniger. Mein ganzer Wunsch wäre es gewesen, Sie rund um das Hlst. Sakrament Ihre Studien und Ihren eucharistischen Dienst fortsetzen zu sehen, und Ihnen sogar die Regel abzumildern, wenn es notwendig gewesen wäre. Denn wo gibt es einen besseren Ort als zu Füßen Jesu? Da nun Ihr Weg zur Heiligkeit von Gott gewollt ist, müssen Sie wohl anderswo leiden.

Was immer Ihre Bestimmung sein mag, teurer Bruder, so werden mir Ihre Seele und Ihr Leben stets teuer bleiben und Sie werden stets einer in unserer Mitte sein.

Ich segne Sie im Herrn; in ihm bleibe ich ganz Ihr

Eymard.

An Abbé v.Leudeville,

in Leudeville, über Marolles-en-Hurepoix

(Seine-et-Oise).


Nr.1303

An Marg. Guillot

Adveniat Regnum tuum.

Marseille, 19. November 1863.

Ich werde gegen Donnerstag nächster Woche bei Ihnen eintreffen. Ich werde bei Frl. von St.Bonnet, Rue Sala 9, vorbeischauen, um Schwester Kamilla zu treffen, falls sie noch dort ist. Es ist ärgerlich, daß Ihre lb. Nichte erkrankt ist, es wäre eine gute Gelegenheit gewesen; man muß sich jedoch der Führung der göttlichen Vorsehung unterwerfen, die alles zum Besten lenkt; dasselbe muß bezüglich Angers gesagt werden.

Legen Sie alles zu Füßen des Kreuzes nieder: man muß Unsererm Herrn gefallen und sich ihm hingeben; die Menschen sind nur Dornen.

Ich habe die frohe Zuversicht, daß alles gutgehen wird, und daß Sie der Himmel segnen wird.

Hier geht alles..., aber alle sind sehr beschäftigt.

Ich segne Sie alle im Herrn; in ihm bleibe ich ganz

Ihr

Eymard.

An Fräulein Guillot,

Rue faubourg St.Jacques, Paris.


Nr.1304

An Gräfin v. Andigné

Adveniat Regnum tuum.

Marseille, 19. November 1863.

Gnädige Frau!

Ich bin noch in Marseille. Ich werde am Samstag abreisen, um Donnerstag oder Freitag in der kommenden Woche in Paris einzutreffen; von dort geht's nach Angers weiter, um die zu vermietenden Räume anzusehen, denn es hat den Anschein, daß wir das Haus noch nicht kaufen können, weil es noch nicht verkauft wird. Der hl. Wille Gottes geschehe, denn Gott lenkt alles zum Besten.

Gleich nach meiner Ankunft in Angers habe ich die Ehre, Ihnen zu schreiben; und ich würde Sie besuchen, sollten Sie nicht hinkommen können, wenn Sie es allenfalls für gut finden.

Gott ist immerfort gut mit Ihrem Diener. Danken Sie ihm für mich; ich tue es für Sie, denn ich weiß, wiesehr Sie der Herr liebt und mit Gnaden überhäuft.

Achten Sie sehr darauf, sich in ihm, in seiner göttlichen Güte und Liebe zu sehen.

Betrachten Sie Ihre persönlichen Probleme der Versuchungen und Verwirrungen als nichtig, und daß diese göttliche Sonne durch sich selbst alle Ihre Nebel zerstreut.

Ich segne Sie im Herrn.

Eymard.


Nr.1305

An P. Chanuet

Adveniat Regnum tuum.

Marseille, 21. November 1863.

Lieber Pater!

Heute habe ich Ihren Brief erhalten; Sie drücken in diesem Schreiben klar das aus, was ich eben unseren Patres geschrieben habe, daß es nämlich in der Gesellschaft ein Haus für Kontemplation braucht für rein kontemplative Berufe; daß ich dieses Haus in unseren Konstitutionen vorgesehen habe und daß es die Seele der Gesellschaft sein würde, und alle haben dies gutgeheißen; somit bestätigt mir das, was Sie sagen, meinen Wunsch und meine Hoffnung bald zu verwirklichen.

Nur, lieber Pater, ist dazu zu sagen: da jeder, auch der geistliche Wunsch, der jemand allzusehr beschäftigt, noch unvollendet oder wenigstens vermischt ist, so bitte ich Sie: lassen Sie ihn zu Füßen Unseres Herrn! Natürlich neigen Sie zu diesem Stand, aber der Gute Meister muß ihn zu einer göttlichen Ordnung erheben. Sie sind von Natur aus nicht schüchtern, aber Sie haben ein Herz, und dieses braucht Unseren Herrn: wenn man allzusehr die Einsamkeit und das Stillschweigen in sich selber sucht, würde dieses Herz nur eine Wüste finden;aber es braucht mehr als dies, Sie brauchen das Hlst. Sakrament.

Heute haben wir die Gelübde abgelegt; morgen oder übermorgen reise ich nach Chambery ab und werde bald bei Ihnen eintreffen: es drängt mich, Sie alle zu sehen. Ich bin wie ein Fisch außerhalb des Wassers. Ich brauche mehr Ruhe und Schweigen als andere; aber leider! Der lb. Gott weiß also wohl, mich von der Selbstentsagung leben zu lassen! Ich habe hier nichts anderes getan, als allen zur Verfügung zu stehen. Gott sei dafür gelobt und verherrlicht.

Auf bald, guter Pater!

Ganz Ihr

Eymard.


Nr.1306

An Frau Gourd

Adveniat Regnum tuum!

Paris, 3. Dezember 1863.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Zu meinem großen Bedauern konnte ich Sie auf der Durchreise nicht besuchen. Hätte ich gewußt, was mir Schwester Benedikte mitgeteilt hat, daß nämlich Herr G. hier gebeichtet hat, aber damit nicht bis zum Ende kam, weil ihm der Priester, den er aufgesucht hatte, nicht zugesagt hat; hätte ich das gewußt, hätte ich es so eingerichtet, daß ich ihn und auch sie aufgesucht hätte.

Das ist ein großer Schritt. Die Gnade arbeitet also. Verdoppeln wir die Gebete. Unser Herr ist uns diese teure Seele im Kummer schuldig. Seien Sie sehr gütig zu ihm.

Ich reise morgen nach Angers ab, um ein Haus für unsere Schwestern zu mieten; beten Sie inständig, damit ich das wahre Zönakel finde, wohin sich seine fromme Familie begeben wird, um ihm zu dienen.

Danke für Ihren Brief. Der gute Meister hat es nicht gewollt, daß wir uns begegnen.

Bereiten Sie dem Jesuskind einen schönen Stall, eine schöne Krippe, ein einfaches und ergebenes Herz vor.

Erbitten Sie dieses Jahr von ihm die vollständige Rückkehr dieser teuren Seele, die auch ich sehr liebe.

Frl. Stephanie möge sich an der göttlichen Krippe recht freuen und sie soll für die neue Seele eine zweite Krippe vorbereiten.

Ich segne Sie im Herrn,

Ihr ergebenster

Eymard, Sup.

P. S. - Ich werde um den 10. Dezember herum zurück sein.


Nr.1307

An Frau Jordan

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 3. Dezember 1863.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

So bin ich nun seit 4 Tagen wieder in Paris mit noch einem Rest einer Anschwellung, die ich mir auf der Rückreise von Marseille zugezogen habe. Es hat mich ein Opfer gekostet, daß ich Sie auf der Heimreise nicht sehen konnte; nach 2 1/2 Monaten Abwesenheit und Leiden hatte ich es eilig zurückzukehren. Und nun heißt es wieder abreisen; ich begebe mich nach Angers (bei den Karmeliterinnen), bleibe bis zum 10. und werde dann, wenn es Gott so will, etwas seßhafter in Paris bleiben. Wie ist mein Leben doch sonderbar! Ich verbrachte einen Monat auf dem Berg von SaintBonnet, neben dem Hlst. Sakrament, in der tiefsten Einsamkeit; ich habe unsere Konstitutionen vollendet.

Ich hätte Sie ja auf der Durchreise aufgesucht, aber Sie waren beide abwesend.

Nun aber bis wann? Die göttliche Vorsehung weiß es.

Ich hoffe sehr, daß Sie mir frische Nachrichten schicken; ebenso auch Ihre teure Mathilde.

Ich segne Sie alle Tage beim heiligen Opfer.

Ihr in Unserem Herrn ergebenster

Eymard, S.


Nr.1308

An Frau v. Grandville

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 3. Dezember 1863.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Endlich bin ich nun seit drei Tagen wieder in Paris. Morgen, Freitag, reise ich nach Angers ab und bleibe dort bis zum 9. oder 10. Dezember. Ich werde bei den Karmeliterinnen am 6., 7. und 8. ein kleines Triduum predigen.

Schreiben Sie mir dorthin oder kommen Sie mich besuchen; wären Sie krank, würde ich Sie im Laufschritt besuchen.

Es bleibt mir nur die Zeit, Ihnen meine aufrichtigen Wünsche zu überbringen, Ihnen und Ihrer lb. Schwester.

Im Herrn verbleibe ich ganz Ihr

Eymard, S.


Nr.1309

An Herrn Rosemberg

Adveniat Regnum Tuum

Paris, 3. Dezember 1863.

So bin ich seit vier Tagen wieder nach 2 1/2 monatiger Abwesenheit in Paris. Morgen reise ich mit dem Morgenzug von 9 Uhr nach Angers.

Ich werde dabei versuchen, auf meiner Hin- oder Rückreise einige Stunden zu stehlen, um Sie, den lieben Vater Dupont, den ich sehnlichst sehen möchte, und die Familie de la Tremblaye zu begrüßen.

Wir werden ein bißchen über alle plaudern.

Ich sende Ihnen ein paar schöne Verse, - Vater Rosemberg soll damit eine schöne Melodie komponieren, um sie einem Botschafter-Engel vorzusingen.

Bis bald, teure Freunde des lieben Gottes!

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.

Ein Grüßgott der lieben Sängerin Frau Marceau.


Nr.1310

An Blanc v. St. Bonnet

Adveniat Regnum Tuum

Paris, 3. Dezember 1863.

Lieber Herr und Freund!

Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen nochmals für Ihre liebenswürdige und unentgeltliche Gastfreundschaft danken darf! Ich habe dort den schönen Traum meines Lebens gefunden: Unseren Herrn, einen Berg, einen schönen Ausblick, einen blauen Himmel, ein freundliches Bethanien. Möge Ihnen Gott all Ihre Güter erhalten!

Ich habe in St. Bonnet meine Feder und meine Erleuchtung zurückgelassen. Es kommen mir keine Eingebungen mehr.

Ich bin in mein armseliges Boot zurückgekehrt, das von all den Wogen geschüttelt wird, die kommen und gehen. - Armes Leben! Wenn es wenigstens Gott gehörte!

Ich habe die Werke, welche Sie mir für Kardinal Antonelli und Pater Basilius, Passionist in der Nähe des Kolosseums, übergeben haben, nach Rom weitergeleitet.

Ich habe dem Kardinal meine bescheidene Würdigung des Buches und dessen Autor geschrieben.

Ich habe das kostbare Buch über den Verfall der Vernunft in Europa gelesen; es hat mich sehr bewegt; und ich finde den Inhalt traurigerweise nur allzuwahr, ohne ein Heilmittel dagegen zu wissen; denn das Übel nimmt ständig zu. - Man leitet den Geist in die Irre, um so auch die Vernunft und das Herz zu verlieren. Ich habe die Lektüre des Buches "Die französische Restauration" angefangen. Ich habe es im Verlag Toulouse gefunden; wenn es auch hoch im Preis ist, wird es stets sehr geschätzt!

Ich liebe Ihre Metaphysik; ich folge ihr, als wäre sie die meine; Ihre Bücher prägen sich dem Geist ein; sie treten für die Wahrheit ein und werden, gewollt oder ungewollt, zum praktischen Grundsatz - weil das Licht eben unabhängig ist.

Arbeiten Sie also stets auf dieser Linie weiter, dies ist die Saat des Weizenkorns, dieses Brot der Könige und Völker.

Ich habe Herrn Coquille Ihr Manuskript persönlich übergeben und ihn gebeten, es schnell drucken zu lassen, und zwar wie Sie es wünschen. Herr Dulac ist abwesend. Ich konnte den apost. Nuntius noch nicht erreichen, ich möchte ihm nämlich das Werk persönlich übergeben.

Guter und teurer Herr, Sie haben eine schöne, aber schwierige Sendung; wenn man darauf hinarbeitet, eine neue Gesellschaft ins Leben zu rufen, braucht es eineinhalb Generationen: die eine empfängt und keimt, die andere nährt sich davon.

Halten Sie mich stets für einen Freund von St. Bonnet und einen Bruder vor Gott.

Meine ergebensten Grüße an Ihre Frau Mutter, Ihre Gattin und Ihre lb. Schwester.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard Sup.


Nr.1311

An Marianne

Adveniat Regnum Tuum.

Paris, 3. Dezember 1863.

Teuerste Schwester!

So bin ich endlich seit 4 Tagen in Paris. Ich habe gehofft, 4 Tage von meiner Reise zu benützen, aber ich hatte soviel zu tun und zu erledigen, daß es mir nicht möglich war. Es geht mir gut, trotz all der zahlreichen Beschäftigungen, die mit jedem Tag zunehmen.

Morgen schon reise ich nach Angers, um dort ein Haus für unsere kleinen Ordensschwestern vorzubereiten, denn ich möchte ihnen ein Zuhause bieten, damit sie beruhigt sind. Ich werde mich in Angers nicht lange aufhalten, ich muß um den 12. herum wieder hier sein, weil ich vorbereitende Exerzitien für Weihnachten in einer Pfarrei von Paris, in St. Thomas von Aquin, halten soll. Der lb. Gott segnet uns immerfort; wir müßten braver und innerlicher sein.

Ich werde Herrn Faure die Bücher schicken, um die er mich gebeten hat und die ich ihm ohne Gegenleistung außer des Gebetes gebe; Ihr könnt eines oder zwei für Euch herausnehmen; es ist möglich, daß ich noch einige andere dazulege; Ihr könnt sie der Kirche nach Eurer Wahl weitergeben.

Betet allzeit fleißig für mich, wie ich es für Euch tue. Ich habe in Toulon Herrn Cros und seine ganze Familie getroffen; es geht ihm sehr gut und er ist sehr gütig. Ich habe bei ihm zu Mittag gegessen. Benachrichtigt darüber seine zwei lb. Schwestern, die ich in alter Verbundenheit herzlich grüßen lasse.

Ich hatte dem guten und verehrten Herrn Pfarrer einen Brief geschrieben. Ich nehme an, daß er wohlauf ist.

Weihnachten ist nahe: bereitet Euch gut vor auf dieses schöne Fest und habt das Jesuskind innig lieb.

Ich segne Euch und gebe Euch dem guten Meister. In ihm verbleibe ich Euer Bruder

(S) Eymard.


Nr.1312

An Frl. Zénaide Blanc

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 4. Dezember 1863.

Gnädiges Fräulein und teure Tochter im Herrn!

Ich danke Ihnen sehr, daß Sie meine armseligen Manuskripte so schön abgeschrieben haben. Mit dieser Schrift erscheint der Gedanken klarer und einfacher: Sie werden die Hälfte der Verdienste daran haben, - wie ich Ihrem lb. Bruder sage - ich habe in Saint-Bonnet meinen Frieden und meine Feder zurückgelassen! Nun befinde ich mich mitten in einem Wirbelwind; wenn er mich wenigstens in den Himmel entrückte!

Morgen reise ich nach Angers und bleibe bis zum 10. oder 12., um dort Unserem Herrn und seinen glücklichen Schwestern ein kleines Zönakel zu suchen. Wann werde ich in Lyon dasselbe tun?

Seien Sie stets die kleine Dienerin Unseres Herrn und Ihres teuren Nächsten, u.zw. bereitwillig, denn der gute Meister will es so.

Werden Sie nicht traurig wegen der Zukunft: sie liegt in den Händen des lb. Gottes, der ein guter Vater ist.

Gehen Sie zum Herrn mit Einfachheit und mit Herz, gesammelt und dankbar, dann wird er Sie sehr lieben.

Ich segne Sie, Ihre lb. Mutter und all die Ihren.

Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.

P.S.- Bitte übergeben Sie Ihrem Herrn Bruder diesen kleinen Zettel und richten Sie Ihren zwei Freunden meine Grüße aus.


Nr.1313

An Frau Jordan

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 4. Dezember 1863.

Teure Tochter im Herrn!

Ich habe Ihnen geschrieben vor Erhalt Ihres Briefes. Sie sehen, daß ich Sie mitten unter tausend Dingen nicht vergesse; wie kann eine Älteste vergessen werden! Ich glaube, daß mich nicht Ihre Gleichgültigkeit aus dem Vergessen zöge, wenn ich Sie tatsächlich vergessen würde; denn diesen Ausdruck sollten Sie nicht einmal kennen.

Ich preise Ihre Zeit der Einsamkeit; nur diese allein tut einer ermatteten Seele wohl. Tun Sie dies von Zeit zu Zeit! Es ist der Einkehrtag für den Soldaten. Um nicht Rückschritte zu erleiden, sondern vorwärts zu gehen, müssen Sie nur eines tun: sich dem innerlichen Leben hingeben, dem Leben der Sammlung, der erbaulichen Lektüre und der Lesung der Hl. Schrift. Sie sollten sie wirklich etwas öfter lesen und sich die Bibel von Carrières besorgen. Vergessen Sie folgenden G r u n d s a t z d e s L e b e n s nicht: Sie werden im Dienste Gottes nur glücklich sein, wenn Sie ein Leben des inneren Gebetes und der Liebe führen. Sie brauchen deswegen Ihre Tätigkeit als Präsidentin nicht aufzugeben, Sie werden Ihr Amt umso besser versehen. Will Sie der gute Meister nicht mehr im Dienst des Nächsten, so wird er Sie selbst davon zurückziehen. Ich wünschte, daß Sie ein bißchen mehr "Anbeterin" wären, da Sie unzureichend gut sind.

Fräulein Agarithe hat mir mindestens drei Briefe geschrieben und ich habe keinen einzigen beantwortet, weil ich in meiner Einsamkeit mit Gott allein sein wollte - wie Moses auf dem Berge. Ein schön formulierter Satz ist wie ein fein gekräuseltes Haar, ein Klang ohne Inhalt. Muten Sie mir doch nicht eine solche Schwäche zu, gute Tochter!

Ich sehne mich nach Nachrichten von Frau Nugues und ihren Kindern, sowie von Ihren Nichten in Dänemark.

Ich segne Sie und Ihre lb. Tocher im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.1314

An Marg. Guillot

Angers, Unbefleckte Empfängnis, am 8. Dezember 1863.

Teure Tochter im Herrn!

Soeben habe ich Ihnen ein sehr passendes, ruhiges und für die Anbetung günstig gelegenes Haus gekauft. Danken Sie Gott und seiner hl. Mutter; dies ist heute die Blume Mariens an ihren göttlichen Sohn. Der Bischof ist Ihnen sehr gewogen und desgleichen auch sein Generalvikar Msgr. Bompois.

Tragen Sie diese Persönlichkeiten in den Annalen Ihrer Gebete ein.

Ich segne Sie. Bis bald!

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1315

An Sr. Katharina vom hlst. Herzen Jesu

Tours, 10. Dezember 1863.

Teure Schwester!

Der gute Vater Dupont übermittelt mir Ihre Neuigkeiten und Grüße, sie haben mich sehr gefreut...

Sie befinden sich also noch immer am Kreuz, gute Schwester, und wahrscheinlich werden Sie noch weiterhin mit ihm leben müssen, denn oft läßt Ihnen Gott soviel, daß es immer noch etwas hinzuopfern und abzutöten gibt.

Es gibt so wenige Seelen, die für Gott leiden wollen; daher beeilt sich Gott, sobald er eine hingebungsvolle oder wenigstens ergebene Seele antrifft, davon zu profitieren, weil er offenbar für das Reich Gottes und das Heil der Menschen das Leiden braucht.

Es gibt keine Liebe ohne Leiden, und das Leiden ist die Frucht der Erde.

Ich stimme mit dem Rat des Vaters Dupont überein: finden Sie sich mit Ihrer Lage ab, meine lb. Schwester, gehen Sie noch weiter, setzen Sie sich ein, tun Sie mehr, machen Sie wie der hl. Andreas, der das Kreuz umarmte; und sobald Sie alldas getan haben, verspreche ich Ihnen die wahre Liebe und deren Güter.

Ich segne Sie aus ganzem Herzen

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1316

An Msgr. Breux-Brézé, Bischof v. Moulins

Adveniat Regnum Tuum.

Paris, am 20. Dezember 1863.

Exzellenz!

Pater de Cuers wird morgen, Montag gegen Mittag zu Ihnen kommen, um Herrn Gibert abzuholen und mit ihm Saint Germain besichtigen. Wenn Unser Herr uns in Ihrer Diözese haben möchte, werden wir glücklich sein, dort zu seiner Verherrlichung zu arbeiten, unter einem so frommen und so römisch gesinnten Bischof! Wenn die Dinge angemessen sind, werden wir auf ein anderes Projekt verzichten.

Erlauben Sie mir, Exzellenz, daß ich auf einen Punkt zurückkomme, der mir am Ende unserer Unterredung vor allem von Ihrer Hoheit als Bedingung genannt wurde: daß die Gesellschaft für den Erwerb des Eigentums 20.000 Fr. zu zahlen hätte, d.h. die Hälfte des Kaufpreises... Sollte diese Bedingung für die Gründung unabdingbar sein, würden wir gezwungen sein, darauf zu verzichten, wenigstens für einige Zeit, denn wir wären außerstande, diese Verpflichtung auf uns zu nehmen. Da unsere Anbetungshäuser über keine andere Einkünfte verfügen, als jene, welche die Gesellschaft beisteuern kann, und weil die Gesellschaft bereits für die Kerzenbeleuchtung aufkommen muß, was wenigstens 3000 Francs im Jahr ausmacht, so wären diese Unkosten zu aufwendig, wenigstens zum jetzigen Zeitpunkt. Ich hätte es lieber, wenn Eure Exzellenz Unserem Herrn das ganze Zönakel gäbe, und wir würden ihm den vollen Dienst leisten.

Pater de Cuers wird mir die Ansicht Ihrer Hoheit überbringen; sie wird uns der Ausdruck des Willens Gottes für das Ja oder das Nein bedeuten.

Ich möchte weiter noch gerne wissen, ob uns - wenn wir einmal durch Eure Exzellenz niedergelassen sind - die Gemeinde oder die Pfarrei etwas gegen den fortgesetzten Dienst der Anbetung in den Weg legen könnte, nachdem wir alle Pflichten eines Seelenhirten erfüllt haben.

Ihre Hoheit werden mir gewiß die Freiheit verzeihen, mit der ich es wage, mich zu erklären; wenn wir uns gut verstehen, dann wird es keine Schwierigkeiten geben.

In tiefster Ehrfurcht verbleibe ich Eurer Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener

Eymard.


Nr.1317

An Frau Tholin

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 20. Dezember 1863.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Wie bin ich doch bei Ihnen in Verspätung! Wahrlich, dies ist unverzeihlich! Und andererseits hatte ich den Plan gefaßt, auf meiner Durchreise Sie für einige Stunden zu besuchen, als eine Bronchitis und ein Reisebegleiter mich zur raschen Umkehr gezwungen haben.

Man würde meinen, daß wir voreinander geflohen sind. Sie kamen nach Paris, als ich von dort abreiste; Sie reisten von Lyon ab, und ich kam dort von Rom an. Gott sei für alles gepriesen! Auf der Durchreise in Lyon habe ich für einen Augenblick Ihre lb. Schwester gesehen.

Ich habe sie - wie immer - in unablässigem Einsatz gefunden, aber sie hat sehr viel zu tun. Ich wünschte wohl, daß sie dortbleiben würde. Ich habe sie diesen guten Damen empfohlen. Sie hat mir Nachrichten über Ihre ganze Familie erzählt.

Ich komme eben von unserem Kloster in Angers und muß mit ganz belegter Stimme den ganzen Tag in einer der großen Kirchen von Paris predigen. Gott sei dafür gepriesen!

Ihr Brief kommt in meine Hände, ich öffne ihn mit Freude und Trauer, weil Ihre Nachsicht mich ständig überflügelt und Ihr Vertrauen wartet geduldig. Nun endlich, da bin ich.

Ja, ich danke unserem guten Meister, daß er Ihnen zu Hilfe gekommen ist; kann er Sie im Stich lassen? Nein! Ich begreife, wie Sie leiden; Gott ließ es zu Ihrem Besten zu, das sind solche Kreuze, deren Geheimnis Gott bekannt ist und die die ganze arme Natur verwunden. Und nun sind Sie wieder ans Haus gefesselt! Ohne Zweifel wird auch dies zum Besten und zu Gottes größerer Ehre beitragen. Schlafen Sie darum in Ruhe zu Jesu Füßen, als das treue Kind seines Herzens. Es ist ein Segen für Ihre Kinder, daß sie in Ihrer Nähe sein können; ein Glück, daß Albert das Landleben liebt: das wird seinen Glauben und seine Unschuld bewahren helfen; Georg, der kleine Jakob, wird an der Seite seiner guten Mutter bleiben und die Mutter wird ihre beiden Lämmlein hüten.

Ich habe verstanden, was Sie über die allzu natürliche Zuneigung Ihrer Schwester sagen; und doch ist diese Liebe billig und begreiflich, denn sie hat nur Sie. Trachten Sie zu bewirken, daß das hlst. Herz unseres Heilandes seinen Anteil dabei habe und erwidern Sie diese Liebe recht warm und schwesterlich; denn, wenn auch Jesus stets das Erste bei ihr ist, so hat man doch das Bedürfnis nach Anschluß in der Familie.

Freuen Sie sich über Ihren guten Meister und die Freude von Betlehem, wo wir uns unter den Hirten und Engeln wiederfinden.

Ich segne Sie im Herrn

Eymard, S.


Nr.1318

An Marg. Guillot

Paris, Samstag, 26. Dezember 1863.

Teure Tochter im Herrn!

Das zweite Haus ist gekauft; somit haben Sie bereits zwei Häuser. Der Pater hat den Auftrag, Ihnen Ausführlicheres darüber zu schreiben.

Wir werden gleich die Maßnahmen ergreifen, um das Haus bezugsfertig herzurichten.

Bezüglich der Auswahl der Gesänge ist es angebracht, ja sogar notwendig, die Lieder der Diözese von Angers zu übernehmen.

Ich werde Sie morgen besuchen und um 14.30 Uhr ein paar Worte an Ihre Schwestern richten.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An Fräulein Guillot.


Nr.1319

An P. Leroyer

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 26. Dezember 1863.

Lieber Pater!

Pater Carrié kommt mit Freuden zu Ihnen; er ist beseelt mit einer großen Sehnsucht, sich auszubilden; er wünscht sich, keine Beichten hören zu müssen; sollten Sie ihn aber ab und zu dafür brauchen, vor allem für die Männerbeichten, so überlasse ich es Ihrer Entscheidung. Ich habe ihm im vorhinein empfohlen, mit den Karmeliterinnen Zurückhaltung zu üben; er ist etwas müde; behalten Sie dies im Auge; nehmen Sie es aber nicht hin, daß er auswärts gepflegt wird. In diesem Punkt der Regelbeobachtung müssen wir streng sein.

Kein Religiose soll jemals etwas von auswärts für sich erhalten, sondern es soll alles dem Obern übergeben werden.

Bruder Josef, den ich Ihnen für einige Zeit gebe, wird nicht bei uns bleiben; er wird bei diesen Damen als Hausknecht dienen; für sie ist es eine Wohltat, eine gute Person aus unseren Händen zu erhalten; schon seit geraumer Zeit sagte mir dieser Bruder, er komme mit unserem Lebensstil nicht zurecht; er brauche ein aktiveres Leben: schließlich habe ich nachgegeben.

Lassen Sie ihn während seiner freien Zeit das Haus reinigen, sobald es gekauft ist; er soll auch die Sachen dieser Damen übernehmen und dafür Sorge tragen; seine Besoldung bei den Schwestern wird am 1. Jänner beginnen.

Ich hoffe, bald die Meldung über den Kauf des Hauses zu erhalten; wir brauchen es um jeden Preis; vielleicht ist dies alles bereits beschlossen, aber beeilen Sie sich, weil ich fürchte, daß der Dämon Hindernisse in den Weg legen könnte; ich bin darüber beunruhigt.

Ich sende Ihnen 100 Fr., die ich als Reserve für irgendeine Notwendigkeit aufbewahrt habe: damit könnte das gekaufte Bett bezahlt werden.

Mut in Unserem Herrn, lieber Pater, und innige Vereinigung in seinem Geist!

Ganz Ihr

Eymard, Sup.


Nr.1320

An Marianne

Paris, 1. Januar 1864.

Liebste Schwestern!

Ich möchte Euch ein glückliches Neujahr wünschen, so wie ich es Euch als kleiner Bub getan habe. Ich habe es Euch bereits am hl. Weihnachtstag gewünscht, als ich die hl. Messe für Euch gefeiert habe, wie es meine Gewohnheit ist. Dies ist ein nützliches Geschenk.

Möge Euch der lb. Gott eine gute Gesundheit, eine behütende Vorsehung und seine Liebe schenken! Tut stets Gutes und rettet die braven Seelen, welche Euch Gott anvertraut hat. Es ist eine große Gnade, für Gott arbeiten zu dürfen.

Es geht mir gut; wir arbeiten viel; ich habe kaum die Zeit zu einer Verschnaufpause: je mehr wir zunehmen, nehmen auch die Arbeit und die Verpflichtungen nach außenhin zu; aber der lb. Gott stützt uns.

Ich werde Euch die Werke von Herrn Faure senden, nehmt Euch eines heraus. Ich sende sie ihm als Geschenk, er möge für mich beten.

In herzlicher Liebe im Herrn mit Euch verbunden,

Euer Bruder

Eymard.

Ich habe von Rom ein echtes Porträt des Hl. Vaters mitgebracht und sende es Euch.


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