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Nr.1221
An Marianne
Adveniat Regnum Tuum.
Rom, am 28. März 1863, in St. Brigitta.
Liebste Schwestern!
Seit fast drei Wochen bin ich nun in Rom. Ich hatte das Glück, am 18. März den Hl. Vater zu sehen; er war unserer Gesellschaft sehr gewogen,er liebt das Hlst. Sakrament so sehr! Es geht ihm sehr gut; Rom ist ruhig trotz allem, was die Bösen sagen.
Unsere Angelegenheiten werden uns vielleicht noch in Rom festhalten; wir sind noch glücklich, wenn wir alles noch in dieser Zeit zu Ende bringen, denn in Rom gibt es soviele Angelegenheiten zu erledigen...
Ich vergesse es nicht, Euch von dieser hl. Stadt etwas mitzubringen. Meine Gesundheit stimmt. Ich litt etwas unter der Seekrankheit wie alle, denn wir hatten ein unruhiges Meer, aber nach der Landung war alles vorbei.
Wir besuchen die Orte, die durch Millionen von Märtyrern geweiht und geheiligt worden sind; es ist wirklich rührend noch den Ort ihres Martyriums, ihres Kampfes und ihres Begräbnisses zu sehen. Rom bleibt das katholische Reliquiar der Märtyrer.
Hier ist wirklich der Ort, wo die hlst. Jungfrau verehrt wird. In jedem Haus befindet sich ihr Bild, und Tag und Nacht brennen eine oder mehrere Lampen vor diesem verehrten Bild. An allen Straßenecken und überall sieht man das Bild der hl. Jungfrau, und am Abend sind alle beleuchtet. Rom ist die Stadt Mariens und der Heiligen.
Ich bitte Euch eifrig für mich und unser teures Werk zu beten. Ich hoffe, Euch nochmals zu schreiben.
Möge Jesus Euch segnen!
In ihm, lb. Schwestern, verbleibe ich Euer
ergebenster
Eymard.
P. S.- Ich glaube nicht, daß in Paris etwas gegen Herrn Jouardet vorliegt; seine Noten sind gut. Bei meiner Rückreise werde ich Herren Leydeker treffen. Ich hatte nicht die Zeit, mich dort aufzuhalten. Sagt ihnen, daß ich nichts vergessen werde.
Nr.1222
An Frau v. Grandville
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 28. März, in Santa Brigitta.
An Frau von Grandville.
Gute und teure Schwester im Herrn!
Ich habe Ihnen lange nicht geschrieben, weil ich mit Besuchen und Angelegenheiten vor meiner Abreise alle Hände voll zu tun hatte, sodaß es mir nicht möglich war. Ich glaube sogar vergessen zu haben, Ihrer lb. Schwester zu danken.
Ich habe die betreffenden Exerzitien hierher mitgebracht; somit können Sie sicher sein, dieselben zu erhalten, weil ich sie nun habe. Ich wollte sie Ihnen von Marseille aus zusenden; aber dort blieb mir kein bißchen Zeit, weil der Tag der Abreise gekommen war.
Was soll ich Ihnen über Rom sagen? Alles und nichts. Alles, weil der Papst hier ist; und um ihn dreht sich die christliche und profane Welt: die christliche, um in seinem Licht zu leben; die profane, um ihn zu verfolgen. - Nichts: nimm den Papst von Rom weg, und Rom ist nur mehr ein Grab von Heiligen und Verfolgern, von Leuten, die nur Leben ha-ben, weil der Papst im Vatikan ist.
Armes römisches Volk! Wenn es sich wenigstens seines Glückes und seiner Ehre recht bewußt wäre! Aber das Volk der reichen Bürger ist wie überall; das niedere Volk ist einfach und betet. Ich glaube, daß die französischen Soldaten, vor allem die Offiziere, dem Glauben und der Moral gewisser Volksklassen sehr schaden.
Eine gute Stunde stiller Sammlung vor dem Hlst. Sakrament bewirkt mehr Gutes, als wenn man all die schönen Kirchen aus Marmor besucht, all die Gräber verehrt; obschon hier alles ehrwürdig ist, vermisse ich meine Aussetzung und den Anblick des Hlst. Sakramentes. Ich werde vielleicht noch einen Monat hierbleiben müssen; was ist das für eine lange Zeit! Senden Sie mir Ihre Nachrichten; die Frankierung mit einem Franken ist ganz einfach; ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß ich für Sie bete.
Die Angelegenheit mit dem Bischof von Angers ist geregelt. Hier ist man wegen seines Kummers sehr betrübt gewesen.
Adieu, gute Dame und Schwester im Herrn,
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1223
An die Kongreg. für Bischöfe und Ordensleute
Was nun diese Gesellschaft in Demut, aber mit Vertrauen erbittet, ist ihr Approbationsdekret, damit sie die untertänige und ergebene Tochter der hl. Kirche, der Apostel der Liturgie und vor allem des Glaubens und der Liebe zum anbetungswürdigen Altarssakrament werde.
Nr.1224
An die Riten-Kongregation
NB! Dieser Brief ist lateinisch geschrieben!
Hochwürdigster Herr!
Pater Eymard, der Obere der Gesellschaft vom Hlst. Sakrament in Frankreich, bittet Ihre hochwürdigsten Gnaden um eine Lösung folgender Zweifel:
(Der Rest fehlt)
Nr.1225
An die Riten-Kongregation
Exzellenz!
Erlauben Sie mir, Eurem Wohlwollen folgende Zweifel zu unterbreiten: 1. Müssen Ordensleute, die ja zum Offizium des Diözesanpatrons und des Patrons der Kathedrale verpflichtet sind, das Proprium der Diözese verwenden oder muß alles aus dem Comune genommen werden?
2. Ein Dekret der hl. Kongregation vom 12. November 1831 verbietet es, bei Messen, die vor dem ausgesetzten Allerheiligsten gefeiert werden, die hl. Kommunion auszuteilen. Nach allgemeiner Sitte geschieht dies in Frankreich; soll man sich strikt an das Verbot des Dekretes halten oder soll dem vom Ordinarius approbierten Gebrauch Rechnung getragen werden?
(Der Rest fehlt)
An Seine Gnaden Msgr. Bartolin /...(hier ist das Papier abgeschnitten)../ Sekretär der hl. Kongregation der Riten.
Anmerkung: A m R a n d e des Briefes steht folgende unvollendete Antwort geschrieben (lateinisch), A.d.H.): Es muß das Proprium des Offiziums gebraucht werden, wenn es sich um ein vom Hl. Stuhl genehmigtes Offizium im Rang doppelter II. Klasse ohne Oktav handelt - wenn es nicht approbiert wurde, besteht die Pflicht, das Comune nach der 3. Klasse zum Fest des vom Hl. Stuhl approbierten Ortspatrons, zum Fest des Kirchenpatrons und ihrer Weihe zu verwenden.
Nr.1226
An Frl. Stephanie Gourd
Adveniat Regnum tuum!
Rom, 6. April 1863.
Teure Tochter, soeben habe ich Ihren Brief erhalten; ich beeile mich Ihnen mitzuteilen, welch große Freude er mir bereitet hat, in erster Linie wegen der Nachrichten über Ihre Familie und Sie selbst .... Ich war sehr erfreut über die gute Tat Ihres lb. Vaters für die Marienstatue; dies wird ihm alles reichlich vergolten werden! Ich war recht besorgt, daß Sie all Ihre Nachtwachen und Anstrengungen krank machen werden; ich merkte deutlich, daß das Nervensystem erschöpft war.
Daher flehe ich Sie an: machen Sie doch Gebrauch von den Erlaubnissen und Empfehlungen, die Ihnen erteilt werden, Fleisch zu essen; Sie brauchen dies! Tun Sie es, ohne sich über den Rest zu ängstigen; es ist besser bei den anderen die Nächstenliebe anzunehmen, welche sie üben sollen.
Wenn Sie merken, daß Ihre Empfindsamkeit reizbar und verletzlich wird, dann müssen Sie rasch Ihre geistliche Kost ändern, eine Abwechslung einschalten - eine kurzfristige Abwesenheit, wenn's geht - mit dem lb. Gott und der Mutter darüber reden, denn es handelt sich um ein krankhaftes Fieber, das beseitigt werden muß.
Gehen Sie schlicht und einfach zum lb. Gott, teure Tochter, und vermeiden Sie all die wiederkehrenden Selbstvorwürfe Ihrer vergangenen Fehler, diese heilen gar nichts und haben ihren Grund eher im Herzen, das Gott nicht beleidigt haben möchte; dies ist zwar gut, aber man soll sich nicht zu sehr danach umsehen.
Gott liebt Sie! Seien Sie voll Zuversicht und Liebe! Ich segne Sie in der Ewigen Stadt.
Im Herrn verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1227
An Frau Gourd
Adveniat Regnum tuum!
Rom, 7. April 1863.
Gnädige Frau!
Ich möchte Ihnen, teure Tochter im Herrn, einen kleinen Ostergruß überbringen, wie der Engel den hl. Frauen, wie Jesus seinen Jüngern: D e r F r i e d e s e i m i t I h n e n!
Sie hatten viel Kummer und haben ihn noch immer. Möge ihn Jesus heiligen und Sie stützen!
Ich bete inständig für Sie in allen Kirchen, die zu besuchen ich das Glück habe.
Es geht mir recht gut. Die Angelegenheit, für die ich nach Rom gereist bin, ist i m G a n g. Ich weiß aber noch nicht, wann ich abreisen kann.
Ich bitte Unseren Herrn, er möge mich am Ende dieses Monats in Paris sein lassen. Wäre es der Papst, der die Sache begutachten sollte, wäre es bald erledigt, aber dies obliegt der Kongregation der Regularen. Somit wird es länger dauern. Zudem sind die Beamten bis nächsten Montag im Urlaub. Gott sei für alles gepriesen!
Dem Hl. Vater geht es sehr gut. Es befanden sich zahlreiche Ausländer in Rom, mehr als gewöhnlich. Überall wurde dem Hl. Vater zugejubelt. Er ist gütig! Rom ist die Hauptstadt der Christenheit. Hier fühlt man sich daheim.
Leben Sie wohl, teure Tochter. Ich segne Sie und bitte Sie, für diese teure Gesellschaft zu beten.
Im Herrn verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1228
An Marg. Guillot
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 11. April 1863, in St. Brigitta.
Liebe Tochter, ich möchte Ihnen Nachrichten über uns senden; unsere Angelegenheit ruht im Grabe, die Auferstehung hat noch nicht stattgefunden.
Die Ferien gehen morgen zu Ende, und am Montag werden die Arbeiten wieder aufgenommen; wir haben unsere Zeit zum Beten und zum Mitfeiern der heiligen Zeremonien genutzt. Diese Woche leiden wir ein wenig. P. de Cuers an seinen Schmerzen und ich an einer kräftigen Erkältung, die ich mir am Ostersonntag zugezogen habe.
Da wir nichts zu tun hatten, schickte uns der gute Meister diese kleine Arbeit.
Zu Schwester Franziska: machen Sie den Versuch mit ihr, da sie sich hineinzufinden scheint; übrigens wäre es gut, ihr einen guten Posten zu suchen für den Fall, daß sie entlassen werden müßte, damit sie nicht auf der Straße steht; aber Sie müssen dies tun, ohne es ihr zu sagen, sonst würde sie dadurch verwirrt.
P. Carrié hat Sie zwei Blätter unterschreiben lassen, die ich in Ihrem Namen schreiben ließ, um nicht selber bei einem Dienst aufzuscheinen, den ich erweisen möchte; dies verpflichtet Sie jedoch in keiner Weise.
Schwester Antoinette macht sich fortwährend Gedanken, wie sie ihre Sorge loswerden kann; gewiß ist ihr Unterhaltsgeld, das sie zahlt, sehr lobenswert, es ist eine heikle Sache, etwas für sich zu fordern. Ich meine, diese arme Schwester steht in einer Versuchung ihrer Familie gegenüber. Ich sage nicht, sie soll nicht das Erbstück abtreten, das sie eines Tages bekommen wird, denn sie hat ein Recht darauf und hat es sich vorbehalten; es muß ihr aber erklärt werden, daß sie keine Erbschenkung machen soll, ich will es nicht; sie kann ihr Testament machen, wie sie will und das Erbe geben, wem sie will. Seien Sie feinfühlig.
Frl. Thomas, das sich aller irdischen Angelegenheiten entledigt, scheint ihren guten Willen zu beweisen, sich ganz dem Dienst an Gott hingeben zu wollen. Sicher muß sie noch viel an sich arbeiten, aber wenn sie - wie auch Frl. Michel - dabei guten Willen zeigt, können sie gute Anbeterinnen werden. Man muß bedenken, daß das Ordensleben für sie etwas ganz Neues ist und daher von Grund auf begonnen werden muß, indem man sie zu Unserem Herrn führt wie Kinder, die mit Fehlern behaftet sind.
Es ist sehr zu bedauern, daß P. Leroyer unter den Dingen gelitten hat, die sich in Paris ereignet haben. Hätte ich dies vorausgeahnt, hätte ich andere Maßnahmen ergriffen, denn die gute Harmonie und Liebe des Herzens müssen sehr teuer erkauft werden. Ich glaube, daß alles lediglich Gedanken waren, denn P. Chanuet erwähnt mir nichts davon.
Wenn Sie am Osterdienstag noch 100 Francs gegeben haben, reicht es aus, denn die Hin- und Rückfahrt kostet nur 30-35 Fr., höchstens 40 Fr. in der ersten Klasse.
Lassen Sie sich nicht von der Traurigkeit erfassen, lb. Tochter, auch nicht von der Versuchung gegen die armen Geschöpfe; gewöhnen Sie sich daran, stets zuerst Ihre Angelegenheiten mit dem guten Meister zu besprechen. Er ist es, der alles zum Besten lenkt. Sie brauchen keinen anderen Beschützer. Wenn Unser Herr mit uns zufrieden ist, werden uns die Engel und selbst die Dämonen dienen.
Ich weiß noch nicht, wann wir abreisen können, ich wünsche es mir aber bald, wenn Gott es will.
Sagen Sie Ihren Schwestern, daß ich für sie an den Gräbern der hl. Märtyrer inständig bete; und Schwester Benedikte sagen Sie, daß ich sie recht segne, ebenso alle Ihre Töchter, vor allem Sie, die ich Unserem Herrn empfehle.
In ihm verbleibe ich ganz Ihr
Eymard.
P. Leroyer kann Ihnen ein paar Worte für die Gemeinschaft sagen; ich werde ihn mit Freude wiedersehen, denn er setzt sich sehr für Sie ein.
Nr.1229
An Ehrw. Mutter Guyot
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 11. April 1863.
Teure Mutter!
Wie werden Sie mit mir zufrieden sein! Bei meiner Audienz am 18. März habe ich um nichts anderes gebeten als um Ihren begehrten Segen aus der Hand des Hl. Vaters; somit verwahre ich ihn als etwas ganz Kostbares und wage es nicht, ihn jemandem anzuvertrauen. Der Papst hat Ihre Bittschrift zweimal gelesen und Ihre Medaillen usw. verlangt, um sie zu segnen; darauf habe ich ihm Ihre Kreuze gezeigt. "Ach, diese sind aber schön und leicht", sagte er lächelnd. Und weil sie beim Öffnen des Buches durcheinandergerieten, ordnete er sie sorgfältig, dieser gute Hl. Vater. Und als ich ihm erzählte, daß sie die Arbeit Ihrer Töchter in der Freizeit sind, war er gerührt und fragte mich nach der Anzahl der Schwestern; und als ich ihm sagte, daß sie sehr brav wären und den lb. Gott innig lieben, dann ergriff er huldvoll die Feder und schrieb:
"P r o g r a t i a, e t D o m i n u s v o s b e n e d i c a t e t s a n c t i f i c e t. Aus Gnade gewährt, und der Herr segne und heilige Euch!"
So sehen Sie also, teure Mutter, daß ich Sie nicht vergessen habe.
Die Vorwürfe, die Sie mir machen, nach der Ankunft nicht geschrieben zu haben, sind berechtigt. Der Brief war geschrieben, aber ich wartete noch mit der Absendung, bis es mir etwas besser ging, denn das Meer hat mich derart geschüttelt, daß ich dabei fast den Geist aufgegeben hätte. Jetzt ist alles vorüber, - so wird das Leben vergehen! - glücklich, wer am Ende den Himmel erlangt! Aber nein, es gibt noch zuviel zu tun! - In dieser Osterwoche sind wir beide krank, P. de Cuers und ich; ich leide an einer heftigen Erkältung, die ich mir am Ostersonntag geholt habe, und Pater de Cuers leidet an seinen Schmerzen. Ich habe zu ihm gesagt: die anderen sind im Urlaub, wir wollen die Arbeit vorbereiten.
Wir haben am 18. März den Hl. Vater gesehen, und ich hatte das Glück, am 8. April neuerlich mit ihm zusammenzutreffen. Er hat den Aggregierten, die ihre Anbetung nicht vor dem ausgesetzten Hlst. Sakrament halten können, gewährt, dieselbe mit denselben Ablässen vor dem Tabernakel zu halten. Welch eine Gunst! Nun machen Sie davon ausgiebig Gebrauch! Ich habe diese Anbetung seit der Gewährung dieser Gnade noch nie unterlassen; das gibt Mut; man kann sie auch teilen.
Am Montag werden die Arbeiten der Kongregationen wieder aufgenommen; wir werden uns bemühen, die unsere voranzutreiben, denn die Zeit beginnt mir langweilig zu werden. Was werden wir bekommen? Das, was Gott will! Der Hl. Vater kann nämlich nur etwas zur Erstellung des Dekretes an die Kongregation der Regularen verweisen.
Vielleicht wird man uns nur ein weiteres Belobigunsdekret geben: Gott sei dafür gepriesen! Vielleicht g a r n i c h t s: auch dafür sei der gepriesen!
Seien Sie recht gehorsam und leben Sie nur mit den gewöhnlichen Beichten.
Verdemütigen Sie sich vor Gott und Ihren Schwestern, wenn es notwendig ist; das ist Ihre Lossprechung.
Kopf hoch! Kein Fieber mehr! Auch keine Ungeduld mit sich selbst.
Leben Sie wohl, ich segne Sie und alle Ihre Schwestern und Töchter.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Ich schreibe Ihnen nichts über Herrn Ménier. Leider! Diese Nachricht hat mich sehr betrübt. Noch einer, der nicht aufrichtig war; aber, kann man den Meister täuschen?
Nr.1230
An Gräfin v. Andigné
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 11. April 1863.
Gnädige Frau!
Ich habe die Gelegenheit, Post nach Frankreich zu schicken; so möchte ich Ihnen den Gruß am Osterfest, das Halleluja des Engels und Unseres Herrn senden.
Er sprach als Gruß an seine Apostel: der Friede sei mit euch! Diesen Frieden wünsche ich Ihnen sehr, gute Dame, diesen Frieden des Vertrauens, der sich Gott kindlich anheimstellt und seiner Güte und Barmherzigkeit vertraut.
Diesen Frieden des Gewissens, der zuerst auf der Demut beruht, um sich in seiner Armseligkeit zu ertragen; dann in der Einfachheit des Gehorsams, um aus dem Geist des Glaubens zu handeln.
Erinnern Sie sich wohl an diesen Grundsatz: ein verwirrtes Gewissen ist für Sie kein Gewissen; und machen Sie mit Ihren Kommunionen weiter.
Nehmen Sie niemals die Versuchungen wichtig; lassen Sie sie dadurch zu Fall kommen, daß Sie sie in Demut ertragen und im Gehorsam verachten.
Lieben Sie Gott sehr: das ist das ganze Gesetz, die ganze Tugend.
Sie dürften wegen Ihrer Ansprache ziemlich verlegen sein. Der gute Meister stütze und bereichere Sie. Ich kann nur Gebete in Ihren Geldbeutel legen.
Ich habe am 8. April den Hl. Vater gesehen. Ich habe ihn Ihr Kreuz berühren und segnen lassen; so werde ich es Ihnen mitbringen.
Adieu, gute Dame. Ich empfehle Sie alle Tage Unserem Herrn.
In ihm bleibe ich Ihr ergebenster
Eymard.
P.S. - Wir sind noch im ungewissen wegen unserer Angelegenheit und unseres Aufenthaltes; wie Gott will.
An Frau v.Andigné.
Nr.1231
An P. Chanuet
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 11. April 1863.
Lieber Pater!
Danke für Ihren Brief; er hat mich sehr gefreut. Setzen Sie den hl. Josef zum Obern ein, und er wird das kleine Schifflein sicher steuern.
Ich habe am 8. April den Hl. Vater gesehen; er hat den Aggregierten das kostbare Privileg zugebilligt, die Anbetung vor dem Tabernakel, wo das Hlst. Sakrament aufbewahrt wird, abzuhalten, wenn sie nicht vor dem ausgesetzten Sakrament anbeten können; auch wir können von diesem Privileg Gebrauch machen, wenn wir uns in derselben Lage befinden. Dies war eines der größten Privilegien, das ich ersehnt hatte; gerne hätte ich die Reise nach Rom absichtlich allein zur Erlangung dieser Gunst unternommen; Sie können sofort davon Gebrauch machen, das Exequatur des Bischofs ist nicht erforderlich.
Am Montag sind die Ferien zu Ende. Dann werden wir in Aktion treten, um unsere Angelegenheit anlaufen zu lassen. Das Gebet wird mehr als alles andere erwirken; auch bete ich jeden Tag den Kreuzweg.
Sie haben richtig entschieden, den jungen Mann bis zu meiner Rückkehr aufzuschieben; er kann ein ernstzunehmender Beruf sein.
Zu hochw. Herrn Meunier: sollte sich auch nur der Anhauch eines Ärgernisses oder kleinsten Skandals in seinem Leben zeigen, ist alles erledigt; Sie handeln richtig, keine Beziehungen zu ihm aufzunehmen und ihn nicht zu empfangen; was für ein Unglück wäre es, wenn man ihn bei uns antreffen würde! Dieser Herr hat es an Offenheit fehlen lassen, und das ist ein Grund zum Ausschluß: er hätte darauf aufmerksam machen müssen.
Wenn P.Leroyer zur Beichte dieser Damen wiederkehrt, bitten Sie ihn, er möge zu den Novizen und zur Gemeinschaft am Abend bei der Lektüre sprechen: das tut immer wohl und einigt die Häuser.
Bezüglich des Stillschweigens und der Sammlung: nehmen Sie es nicht zu schwer; üben Sie es zuerst in der Öffentlichkeit, tauchen Sie gelegentlich in den Gängen auf; überzeugen Sie die Leute eher davon, als es ihnen zu befehlen.
Hüten Sie sich vor der Entmutigung: dies ist eine Versuchung. Es gibt fieberhafte Zeiten, wo man seinen Kummer nicht allzusehr anmerken lassen darf.
Grüße an alle!
Ganz Ihr
Eymard.
Bitte sagen Sie Fr. Martin, daß ich gerne ihre Medaillenbestellung von Castelfidardo erledigen werde.
An hochw. Pater Chanuet
Religiose vom Hlst. Sakrament
Rue Fg. St. Jacques 68
Paris
Nr.1232
An P. Leroyer
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 11. April 1863.
Lieber Pater!
Ich danke Ihnen für Ihren lieben Brief und die so tröstlichen Nachrichten, die Sie mir von Angers übermittelten: Gott segnet Sie! Wie könnte es anders sein!
Sie arbeiten ja durch Jesus, mit Jesus und für Jesus in der Hostie seiner Liebe.
Hier zwei Neuigkeiten:
Wir hatten am 18. März die erste Audienz; dabei hat Seine Heiligkeit unsere Bitte um das konstituierende Dekret wohlwollend aufgenommen und dasselbe zur Begutachtung der hl. Kongregation weitergeleitet. Wir waren sehr froh, unsere Angelegenheit noch vor den Osterferien einreichen zu können.
Kardinal Clarelli, der Präfekt der Hl. Kongregation, hat uns seine volle Unterstützung zugesagt. Seine Exzellenz, der Nuntius von Paris, hat ihm einen schönen Brief zu unseren Gunsten geschrieben; zudem habe ich vier sehr schöne Empfehlungsschreiben mitgebracht, nämlich: von Paris, Angers, Marseille und Carcassonne; noch ein fünftes von Coutances ist mir nachgeschickt worden.
Der Bischof von Marseille hat sich dabei besonders ausgezeichnet: er hat einen Brief auf Latein verfaßt, wie er nicht besser hätte geschrieben werden können; ich werde Sie diese lesen lassen.
Ich hatte am Mittwoch, 8. April, eine zweite Audienz; der Hl. Vater hat bereitwillig seine Zustimmung gegeben, daß die Priester, Novizen und Aggregierten, welche ihre Anbetung nicht vor dem ausgesetzten Allerheiligsten machen können, sondern sie vor dem Tabernakel mit dem höchsten Gut abhalten, dieselben Ablässe gewinnen können; dies ist wahrhaftig eine besondere Gunst! Immerhin hat der Hl. Vater eine Bedingung daran geknüpft, nämlich:
Die 8 Aprilis 1863. Pro gratia, ea tamen conditione, ut ante altare SSmi Sacramenti lampas die noctuque ardeat, et a fidelibus inspiciatur.
Pius PP.IX.
Sie können also sofort dieses Privileg veröffentlichen, ohne auf das Exequatur zu warten, weil dies bereits im ersten Punkt enthalten ist.
Die Osterfeiertage waren wunderbar: es gab eine Schar von Ausländern, zahlreicher als andere Jahre. Rom genießt die Ruhe des hl. Friedens. Man glaubt, in seiner Familie zu sein.
P. de Cuers geht es recht gut und er umarmt Sie; in den letzten Tagen hat er ein wenig unter seinen Schmerzen gelitten, nun geht es ihm besser.
Wir beten viel,daß unsere Angelegenheit nicht in die Länge gezogen wird; tun Sie dasselbe!
Ich werde alle Ihre Bestellungen erledigen, die Ferien gehen morgen zu Ende.
Die Zeit bis zur Abreise beginnt mir lang zu werden, aber die Angelegenheiten müssen dennoch erledigt werden.
Ich bin sehr froh, daß Sie in Paris waren: diese Damen haben sich auf Ihren Besuch und Ihre Sympathie so gefreut.
Der arme P. Chanuet ist ein wenig entschuldbar, aber er hätte anders vorgehen sollen: schuld daran ist der Mangel an Erfahrung.
Adieu, lieber Pater, umarmen Sie für mich Brüder und Patres!
Ich bin froh, daß P. O'Kelly ein Apostel wird.
Ich bräuchte nochmals die Bestellungen der Mutter Priorin, denn ich habe meine Liste verloren; aufrichtige Grüße an alle guten Schwestern!
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1233
An Frau Jordan
Rom, 20. April 1863.
Liebe Dame und Schwester im Herrn!
Vielen Dank für Ihre guten Erinnerungen und den lb. Brief; er bedeutet für mich eine Blume aus der Familie.
Ich hätte Ihnen schon eher geschrieben, wäre nicht Ihre lb. Tochter hier; zudem bin ich seit Ostern nicht wohl: Erkältung und Augenentzündung, die mich zwingt, die Lider zu schließen; aber mit den Augen geht es besser.
Ich danke dem guten Meister, daß er mir diese kleinen Leiden schickt, da ich hier sonst nichts zu tun habe, bis unsere Angelegenheit an die Reihe kommt.
Wird es noch lange dauern? Ich weiß es nicht; ich hoffe, bald irgendetwas zu erfahren.
Heute werde ich am Grab des hl. Petrus für Ihre Tochter und deren Freundinnen die hl. Messe feiern. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß Sie dabei den ersten Anteil haben werden. Ganz absichtlich mache ich die Wallfahrt zu Ihrer guten heiligen Felicitas.
Ich wünsche es sehr, daß Sie wie Ihre edle Patronin seien.
Ihrer lieben Tochter geht es sehr gut, ebenso Herrn Giraud. Sie nützen ihre Zeit gut aus. Ich habe gestern abend mit der ganzen Familie gespeist; es war ein sehr anregender Abend für mich.
Ihr letzter Brief hat mir die traurige Wahrheit bestätigt, daß die Damen M... eines liebenswürdigen hl. Franz von Sales bedürfen, der sie in Eintracht verbände. Ach, wenn man so traurige Dinge sieht und hört, fleht man zum lb. Gott: Schlage mich nicht mit Blindheit! Jede glaubt Recht zu haben und pocht auf ihr Recht auf Freiheit und Gewissen; in dieser Versuchung liegt ein gewisses Fieber, das manches entschuldigt. Träufeln Sie Öl in diese Wunden und hören Sie zu wie ein Arzt oder mit beruhigenden Worten; hüten Sie sich aber zu richten und bei sich darüber nachzugrübeln; schreiben Sie alles dem Fieber oder der Versuchung zu.
Halten Sie recht fest an dem, was ich Ihnen nun sage: leihen Sie dem Nächsten Ihren Geist, Ihren Willen, Ihre Arme, aber halten Sie das göttliche Heiligtum Ihrer Seele frei von den Geschöpfen und ihren Angelegenheiten; es sei dies das Allerheiligste des Tempels Gottes und Ihrer selbst, der Tabernakel, in dem Gott allein wohnt.
Kümmern Sie sich also um die Menschen und ihre Angelegenheiten, wenn die Pflicht und die Liebe es gebieten; ist dies geschehen, so beschäftige es Sie nicht weiter.
Ich empfehle mich Ihren Gebeten.
Ich gehe nach Sankt Peter und segne Sie aus ganzem Herzen.
Eymard.
Nr.1234
An Marg. Guillot
Rom, 25. April 1863.
Ich danke Ihnen für Ihren Brief. Ich sehe, daß der lb. Gott Sie alle behütet; er sei dafür gepriesen!
Und wenn der Dämon der gefallenen Natur kommt, so hören Sie nicht auf ihn. Ich will damit sagen, wenn Ihre Töchter Versuchungen erleiden und unter bösen Eindrücken stehen wie ................., so hatten Sie recht, die Wahrheit zu sagen.
Ihre guten Nichten handeln richtig, noch beim hl. Sakrament zu bleiben, denn dies kann ihnen nur sehr guttun.
Da der Arzt für Schwester Benedikte eine Wasserkur verschrieben hat, muß man sie hinschicken, aber nicht allein. Ich hätte es wohl viel lieber, der lb. Gott würde sie bei uns heilen.
Für uns ist zur Zeit alles ruhig, denn wir haben nur zu warten.
Meine Erkältung macht sich mit Hustenanfällen bemerkbar, sie ist aber diesmal weniger stark; ich pflege sie.
Es beginnt mir hier langweilig zu werden.
Bleiben Sie brav bei Unserem Herrn. Dort ist alles!
Ich segne Sie.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
An Fräulein Guillot,
Rue Fg. St.Jacques,
Paris.
Nr.1235
An Marg. Guillot
A. R. T.
Rom, 6. Mai 1863.
/P.Troussier schreibt: "oder März?"/
Teure Tochter!
Ich habe Ihnen vor ungefähr 14 Tagen geschrieben, vielleicht ist mein Brief verloren gegangen, denn er war nicht mit der Post unterwegs. Es geht uns gut, unsere Sache macht Fortschritte; ich hoffe, daß in diesem Monat alles erledigt wird und wir bald abreisen können, wenn es der Wille Gottes ist.
Ich bete viel für Sie und Ihre Schwestern, insbesondere für die arme Schwester Benedikte, daß Unser Herr ihre Leiden lindere.
Empfehlen Sie mich den Gebeten Ihrer teuren Familie.
Ich segne Sie von ganzem Herzen.
Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster
Eymard.
An Fräulein Guillot.
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Paris, 8. Mai 1863 an Frau Jordan: Druckfehler; es muß heißen: 8. M ä r z 1863 laut franz. Katalog!
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Nr.1236
An P. Almerici, Barnabit in Paris
Adveniat Regnum Tuum
Rom, 16. Mai 1863.
Teuerster Pater Almerici!
Ich möchte Sie kurz aus Rom begrüßen, aus der Stadt Ihrer Vorliebe und Ihrer Gnaden.
So bin ich nun schon seit zwei Monaten hier, die Zeit vergeht schnell in Rom, es ist die väterliche und mütterliche Stadt - man fühlt sich daheim. Unsere Angelegenheiten schreiten voran, sie wurden bereits dem Hl. Vater unterbreitet; man stellt mir in Aussicht, daß für Fronleichnam alles erledigt sein wird. Will's Gott!
Ich habe Ihren ausgezeichneten Pater General getroffen, er hat mir gefallen, er ist so gütig und einfach; ich habe ihm viel über Paris erzählt, über die Gründung, über den Kauf des günstigen Angebotes; und er hat mein Interesse für Paris geweckt.
Ich werde ihn wiedersehen, denn es ist wichtig, daß Sie sich in Paris wie zu Hause fühlen.
Ich vergesse Ihre l i e b e n R u s s e n nicht, sie brauchen ja gute Missionare, Gott beginnt (diese Mission) über Polen, das ihnen eine ordentliche Lektion erteilt; und wer weiß, ob nicht darin die heilsame Demütigung für das geschlagene, gedemütigte und gegeißelte Rußland liegt, wie es sich dies verdient - es geschieht ihm nur das, was es den anderen zugefügt hat. Ich habe hier gehört, daß Nicolas beim Anblick unserer Einnahme von Sebastopol so gedemütigt war, daß er sich von seinem Arzt ein sicher wirksames Gift geben ließ.
Auf solche Weise starb dieser Verfolger der Kirche und ihrer Heiligen.
Gott schreitet zu einer Erneuerung der Gesellschaft. Aber er braucht heiligmäßige Leute. Beten Sie für mich, lb. Pater, ich tue es für Sie, und mit Freude.
Auf bald!
Ihr ergebenster Freund
Eymard
P. S. Bitte tragen Sie die beiliegenden Briefe zur Post.
Nr.1237
An Marg. Guillot
A. R. T.
Rom, 16. Mai 1863.
Gute Tochter!
Danke für Ihr Geldangebot, zur Zeit habe ich genug. Auch P. Carrié hat mir etwas geschickt.
So ist nun Schwester Benedikte in den Bädern, der lb. Gott heile sie oder lindere zumindest ihre Leiden! Sagen Sie ihr, daß ich dies von Gott für sie erbitte und daß ich sie täglich bei der hl. Messe segne.
Ich habe die Berichterstattung Ihrer Gemeinschaft gelesen. Die kleinen Drangsale von seiten einiger Ihrer Töchter kommen daher, daß sie sich nicht ganz Gott schenken, und so entstehen Aufregungen, Verlangen, persönliche Reibereien.
Sie sind mit Frl. Michel richtig vorgegangen; ihr Verhalten bei dieser Gelegenheit hat mir Kummer bereitet. Die Schwester Antoinette ist noch immer ein Kind; sie bildet sich fortwährend ein, daß man ihr Vermögen will und daß man sie nach Ablegung ihrer Gelübde zur Herausgabe zwingen wird; ist es möglich, daß man so einfältig ist! Würde es mir nicht die Nächstenliebe verwehren, würde ich alle diese Leute vor die Tür setzen. Man darf ihr sicherlich keine Gewalt antun, aber man will auch nicht, daß sie eine Unvorsichtigkeit begeht.
Ich will es nicht, daß man sich seiner Güter entledigt, weil die Schwestern noch nicht als Ordensfrauen anerkannt sind und weil ich auch nicht weiß, wann dies Gott will und verwirklichen wird; die Gelübde haben also nur persönlichen Charakter und betreffen das Gewissen; es kann nichts anderes sein, wenigstens für den jetzigen Zeitpunkt.
Sie sind ihr gegenüber ganz richtig vorgegangen. Es muß ganz klar die Wahrheit gesagt werden, mit Güte, aber auch mit Entschlossenheit.
Mut, gute Tochter, wir arbeiten für Gott. Ich segne alle.
Ihr ergebenster
Eymard.
Sie brauchen Ihre fünf Briefmarken zu vier Sous nur oberhalb der Adresse aufkleben und nicht hineinlegen, dann ist ein Brief von 7.5 Gramm frankiert.
An Fräulein Guillot,
Fg.St.Jacques 66
Paris.
Nr.1238
An P. Chanuet
A. R. T.
Rom, 16. Mai 1863.
Liebe Freunde!
Dies wird noch nicht mein letzter Brief sein; man sagte mir am Mittwoch, daß unsere Angelegenheit erst am Fronleichnamsfest beendet sein werde. Will's Gott, daß dies so sei!
Unsere Sache wurde dem Papst unterbreitet; er hat das Projekt approbiert. Jetzt wird der Bericht und das Dekret verfaßt, aber es muß noch einmal dem Hl. Vater vorgelegt werden, damit es Gesetzeskraft erlange.
Unglaublich, wieviel Klugheit, Studium, Prüfungen und Beratungen erforderlich sind, bis eine Kongregation approbiert werden kann! Es ist zum Erschrecken. Ach, dies geschieht, weil die Kirche für die Zukunft baut: sie will keine Möglichkeit offenlassen, eine getroffene Entscheidung im nachhinein zu bedauern.
Danke, Pater Carrié, für Ihre Geldsendung. Gott vergelte es Ihnen. Ich hatte es noch nicht nötig, aber das könnte noch kommen.
Mut, lieber Pater Chanuet! Lieben Sie innig Ihre erste Familie! Seien Sie Vater, Lehrer und Arzt: dies sind die drei guten Eigenschaften eines Novizenmeisters; aber besonders Vater, denn es ist das Herz, welches die Herzen gewinnen muß.
Nehmen Sie keine Exerzitanten, die von anderen Orden kommen, mehr an, selbst von den Kapuzinern nicht: das hieße, unseren Zweck verfehlen; auch gilt: entweder alles oder nichts; man würde uns leicht in Anspruch nehmen, einen Pensionistenbetrieb zu führen; das kommt überhaupt nicht in Frage.
Wenn Sie merken, daß die neuen Aspiranten unseren Geist ordentlich annehmen, so können Sie diese der Gemeinschaft eingliedern: meine Rückkehr abzuwarten, wäre dafür zu lange. Immerhin wird uns versichert, daß am Fronleichnamsfest alles erledigt sein soll. Will's Gott! Der Hl. Vater ist bis zum 20. abwesend.
Ja, Pater Carrié, opfern Sie einen eucharistischen Strauß je nach den Mitteln.
Adieu, liebe Freunde und Mitbrüder, tausendmal bete ich für Euch vor Gott und segne Euch.
Von hier aus Grüße an alle.
Eymard.
An hochw. Pater Chanuet
Religiose vom Hlst. Sakrament
Rue Fg. St.Jacques 68
Paris
Nr.1239
An Marg. Guillot
Adveniat Regnum tuum.
Rom, 30. Mai 1863.
Teure Tochter!
Jesus sei Ihre königliche Liebe! Ich habe mit großem Interesse Ihren Brief gelesen. Ich sehe, daß Ihr Haus funktioniert. Gott sei Dank!
Wie sollte es auch anders sein, da es sich ja um das Werk Gottes handelt? Ich bin voll einverstanden mit Ihren Ansichten und Maßnahmen mit Frl. Thomas und Frl. Michel; sie müssen zum Ordens und Gemeinschaftsleben angehalten werden; später könnten sie uns den Vorwurf machen, sie nicht darauf aufmerksam gemacht zu haben. Ich möchte auf gar keinen Fall weltlich und nur menschlich gesinnte Dienerinnen vom Hlst. Sakrament und Partikularfreundschaften haben: eher würde ich an allen vier Ecken des Hauses Feuer anzünden.
Ich bin nicht wenig traurig über die Nachrichten, die Sie mir von Frater Karl geben, er wird sehr geschätzt; ich habe von der Krankheit des Bruder Eugen gehört und inständig für ihn zu Gott gebetet. Legen Sie alle diese kleinen Unannehmlichkeiten der jungen Patres zu Füßen des Kreuzes; all das bedeutet eine Pein, aber es soll kein Kreuz daraus werden. Wenn man keine Erfahrung hat, sieht man nicht sehr weit. Bleiben Sie stets in der Seele heiter mitten im ruhigen und aufgepeitschten Meer.
Sehen Sie die Dinge mit den Augen Gottes.
Seit einem Monat haben wir keine Nachricht über unsere Angelegenheit, außer daß man mir versprochen hat, für Fronleichnam den Abschluß vorzulegen. Da die Frage auf hoher Ebene behandelt wird, können wir nichts anderes tun als abwarten. Das ist auch der Grund, warum meine Briefe nichts Besonderes enthalten. Ich habe mich in ein Kloster zurückgezogen, um vor Pfingsten gute Exerzitien zu machen; am Montag habe ich sie abgeschlossen. Meine Gesundheit hält.
Ich danke Ihnen für Ihr Geldangebot; wenn ich Geld brauche, werde ich in Rom auf Ihnen einen Wechsel ausstellen, das ist leichter.
Ich segne Sie. Haben Sie Mut und lassen Sie sich nicht durch diese kleinen Unannehmlichkeiten traurig stimmen; seien Sie also weiterhin gütig.
Ich segne Sie, Ihre Töchter und Schwester Benedikte.
EYD.
Gewiß wäre ich glücklich, Ihnen von Rom die eine oder andere Gnade des Hl. Vaters mitzubringen. Ich versuche etwas zu erreichen, bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen. Es bräuchte einen Bischof. Ich bete und suche die Mittel.
An Fräulein Guillot,
rue fg. St.Jacques 66
P a r i s
(Schiffspost)
Nr.1240
An P. Chanuet
Advenait Regnum tuum.
Rom, 30. Mai 1863.
Lieber Pater!
Wie wohl hat mir Ihr Brief getan! Gott möge es Ihnen lohnen! Haben Sie dieses Vertrauen auf Gott als Stellvertreter: wenn Sie nicht weiterwissen, sagen Sie ganz einfach: ich werde die Angelegenheiten prüfen.
Wenn Sie die Dinge wissen, dann entscheiden Sie im Namen Gottes.
Wenn Sie über den T a t b e s t a n d zweifeln, ergreifen Sie Partei für die großzügigere Ansicht; wenn es um eine R e c h t s f r a g e geht, sehen Sie in den G e s e t z b ü c h e r n nach, erwägen Sie den Geist des Gesetzes und die Gnade Unseres Herrn. Ich bin zufrieden für Sie, daß Sie in meiner Abwesenheit die Sachen als Erster angehen müssen. Erinnern Sie sich wohl, daß die geistige, zeitliche und persönliche Macht eines Obern in seiner Standesgnade liegt.
Ich bedauere Frater Augustin gewiß, es steckt eine Versuchung seitens der Familie dahinter.
Bei Frater Josef muß entschieden werden. Sagen Sie ihm, er soll auf mich warten.
Bezüglich dieses Priesters werde ich bei P. Ambrosius Informationen einholen. Machen Sie ihm Mut.
Es geht uns allen gut, aber die Zeit geht mir zu langsam, bis ich Euch alle wiedersehe!
Ich sehe dem herannahenden Fronleichnamsfest mit Freuden entgegen, weil ich diese Blume zu erhalten hoffe, die zu holen ich nach Rom gekommen bin.
Welch ein Glück, wenn uns das Dekret während dieser Oktav übergeben würde! Ich hoffe es, weil man es mir versprochen hat. Ich habe frohe Nachrichten, die Hoffnung machen.
Adieu, lieber Pater! Grüße an alle!
Im Herrn verbleibe ich ganz Ihr
Eymard.
P.S.- Geben Sie auf Frater Karl acht, er scheint müde zu sein; drängen Sie ihn zur Ruhe und dispensieren Sie ihn von allem, was ihn ermüden könnte.
Sie haben die Vollmacht, die St. Benediktkreuze mit Ablässen zu versehen, ebenso P. Carrié. Sie können davon Gebrauch machen.