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Nr.0941
An Frau Spazzier
(Mai 1860) NB.! Im franz. Katal. als letzter Brief im Mai 1861 eingeordnet. Siehe dort!
Nr.0942
An Frau Gourd
Paris, 4. Mai 1860.
Liebe Tochter im Herrn!
Möge Unser Herr durch seine Gnade und seine Liebe in Ihnen selber Gestalt annehmen! Lassen Sie ihn arbeiten und helfen Sie ihm, wenn er arbeitet, aber folgen Sie gut der Bewegung seines göttlichen Geistes.
Seien Sie wie eine Tagelöhnerin, die tut, was man ihr anordnet, und sich nicht Sorgen macht über das, was sie am nächsten Tag tun wird. Seien Sie vor den anderen Mitmenschen für Ihren Vater da; so will es die Rangordnung der Nächstenliebe, die von Gott festgelegt worden ist. Ich sehe Sie beide sehr gerne, wie Sie zum Vater gut und ihm gefällig sind. Wollte Sie Gott anderswo, würde er Ihnen die Zeit dazu geben. Wie schön und leicht ist doch diese Regel der Liebe! Geben Sie sich zufrieden mit dem augenblicklichen heiligen Willen Gottes.
Gute Tochter, ich begreife, daß es Ihnen ein Opfer gekostet hat, negatif zu antworten. Gotte wollte es. Er wird alles zum Besten lenken.
Ich habe gleich mit den Messen für Ihre Schwester angefangen. Sie wissen, daß der Samstag stets Ihnen gehört.
Das Wort, welches auf eine Art Zweifel von seiten Ihres Herrn Vaters hindeutet, ist nichts. Was er vorher gesagt und getan hat, deutet im Gegenteil auf einen positiven Glauben hin, der nicht die Geheimnisse der Zukunft ergründen will. Ich mag diese Ansicht der Theologen gerne, die sagen, daß das andauernde Leiden im Zustand der Gnade durch den Zustand selbst verdienstvoll sei. Sie sagen, daß die Unschuldigen Kinder, welche anläßlich der Geburt des Messias gemartert wurden, eine schönere Krone bekommen mußten als die Kinder, welche ohne gelitten zu haben, nach ihrer Taufe sterben. Somit wäre also der Leidenszustand Ihres lb. Kranken eine Gnade.
Bezüglich Ihrer Kapelle rate ich Ihnen den gotischen Stil, aber einfach und mit wenig Verzierungen; denn sonst käme sie zu teuer; dieser Spitzbogenstil ist sehr anmutig und hat etwas Ernsthaftes und Religiöses an sich.
Aber Ihr Herr Vater möge mit den Arbeitern und dem Architekten gute Vereinbarungen treffen. Wenn Sie wollen, könnte ich Herrn Perret, einen Freund von mir, bitten, Ihnen einen Plan zu erstellen; aber ich bräuchte dazu die Länge und Breite des Standortes.
Grüßen Sie ganz herzlich Ihre gute und hervorragende Mutter, die ich so gerne sehen möchte.
Ihr allzeit im Herrn ergebenster
Eymard.
P.S.- Es dürfte jedoch nicht geschehen, daß mein Angebot eines Planes Gegensätze herrufen sollte, denn die Architekten sind empfindlich Leute.Spitzbogenfenster, Gewölbe ebenso, ein Chor wie eine Krypta oder halbkreisförmig; das ist alles, was Sie brauchen.
An Frau Gourd.
Nr.0943
An de Cuers
Paris, 4. Mai 1860.
Lieber Pater!
Er war nützlich für die erste Viertelstunde am Beginn.
Wir werden nach dem Rosenkranz auch den Monat Mariens begehen; wir lesen den Marienmonat von Belley. Ja, fördern Sie eifrig die Frömmigkeit zur seligsten Jungfrau: sie ist die Pforte des Himmels, die Königin des Abendmahlssaales, die Mutter des Johannes.
Trauen Sie Leuten nicht allzusehr, die es zu eilig haben, besonders wenn sie bereits ein gewisses Alter erreicht haben: selten sagen sie einem die ganze Wahrheit. Wenn ihm sein Bischof kein EXEAT (was eine Verweigerung bedeutet), sondern ein Rücktrittsschreiben gibt, dann gibt man ihm Aussichten. Sobald er seine Gelübde abgelegt haben wird, hat man weniger Angst, weil er unter der Gewalt seines Bischofs steht, der ihn nur dann zur Priesterweihe zuläßt, wenn wir die Zustimmung geben.
Es scheint, daß die Frage der Kleidung Schwierigkeiten bereitet und Nebel erzeugt. Nun gut! Tun Sie Ihr Möglichstes, und warten wir ab!
Eine Meldung: die Verwaltung der Eisenbahn von Orléans hat gütigerweise allen Religiosen vom Hlst. Sakrament auf ihren sämtlichen Linien eine Begünstigung von 50% gewährt, vorausgesetzt, daß die Religiosen eine Bestätigung des Obern bei sich tragen mit dem Siegel der Gemeinschaft; dieser Ausweis (oder Obedienzbrief) bleibt in den Händen des Bahnhofkassiers.
So gibt uns Unser Herr ein Almosen und öffnet uns den Weg: danken Sie Ihm.
Unsere Grüße an alle, mein Dank an den guten P. Leroyer für alle seine Drucksachen: ich bin sehr froh darüber, weil dies viel Gutes bringt, a f r u c t i b u s .....
Adieu, lieber Pater!
In Unserem Herrn ganz Ihr
Eymard, Sup.
Nr.0944
An Frl. Stephanie Gourd
Alles durch Jesus in der Hostie der Liebe.
Paris, 6. Mai 1860.
Liebe Tochter im Herrn!
Ich möchte auf Ihren Brief antworten, den ich mit Freude und Aufmerksamkeit gelesen habe. Ich mag dieses Sichloslassen: der Zustand der Seele zeigt sich einfacher:
1. Kommen wir zuerst zur Trägheit; ich glaube, daß dabei zum Teil der Organismus eine Rolle spielt, zum Teil ein Fehler und nicht wenig durch eine große Geschäftigkeit verursacht wird.
Was kann man tun, um sich darin zu bessern? Keine wesentliche Pflicht verschieben! Seine Kräfte mit einer guten Ernährung unterstützen; Fleisch essen, selbst am Freitag, wie es der Arzt will. Sich nicht des nötigen Schlafes berauben. Zusätzlich zu alldem muß man den Schlaf als eine Versuchung ansehen und die Furcht vor der Strafe als einen schlechten Willen der armen Natur.
2. Lassen Sie den lb. Gott machen, und Sie werden stets gut bedient sein, oder er wird Ihnen selber dienen. Diese kleine Unannehmlichkeit, die Messe des Herrn Pfarrers zu versäumen, war von Gott gewollt. Ich bin froh über Ihren neuen Beichtvater und vor allem, daß Sie in den Händen des göttlichen Seelenführers sind, der der Hl. Geist ist.
3. Keine außergewöhliche Abtötung, das ist nicht Ihre Sache. Aber ich möchte, daß Sie jene Buße üben, den Boden zu küssen; ich wünsche jedoch, daß Sie vor Ihrer Mutter weniger menschliche Rücksicht üben und daß Sie so handeln, als würden Sie allein handeln, ausgenommen, wo es sich um außergewöhnliche Dinge geht.
Ich sehe es sehr gern, daß Sie aus Ehrfurcht und Liebe die Statue der hlst. Jungfrau küssen, im übrigen sollen Sie aber frei, sehr frei sein und ganz freibleiben. Ausgenommen sind: 1. Die Andacht zum Hlst. Sakrament, aber aus dem Herzen kommend. 2. Die hl. Kommunion; hier ersetzt die königliche Frömmigkeit alles. 3. Etwas von Ihrem Rosenkranz, wenigstens ein Gesätzchen. 4. Einige kleine Gebete alter Tradition; und das ist alles.
Gehören Sie Gott wie der Vogel der Luft und der Fisch dem Meer.
4. Ihre Apotheke ist eine gute Nächstenliebe. Nun gut; es ist besser, jedem etwas zu geben, der vorstellig wird; das ist christlicher; da der Vater für die Unkosten aufkommt, brauchen Sie nur bereitwillig und tugendhaft herschenken.
5. Ich hätte Ihre Kapelle lieber, wie Ihr Vater sie will, wo es doch nur auf einer Seite Fenster gäbe, weil Sie mehr Platz hätten und einen hübschen Chor bauen könnten.
6. Gute Tochter, was hat diese Fliege, welche um das religiöse Leben summt, in Ihrer Umgebung zu suchen? Lassen Sie sie doch summen; Sie aber sollen von der Gnade und den Pflichten des Augenblicks leben. Sie haben zur Zeit keine andere Gnade. Seien Sie Sie selbst.
7. Sind Sie gefühllos? Sie sagen: ja; ich entgegne: nein; Sie mögen die Schwierigkeiten und belästigenden Dinge nicht; das ist alles.
Klagen Sie nicht das Herz an, es ist gut .... wohl aber diesen armen Willen. Wohlan denn, gute Tochter, seien Sie eine gute Stephanie, das heißt: eine Krone für Unseren Herrn. Wie sind Sie doch glücklich, frei zu sein und ganz Gott zu gehören! Seien Sie eng mit ihm durch die Liebe der Dankbarkeit vereinigt und wiederholen Sie Ihre Hingabe an ihn tausendfach.
Adieu! Ich segne Sie aus ganzem Herzen im Herrn.
Eymard.
An Fräulein Stephanie.
Nr.0945
An de Cuers
Paris, 6. Mai 1860.
Lieber Pater!
Ich sende Ihnen P. Clavel: er ist glücklich zu gehorchen und auch darüber, daß er zu Ihnen gehen darf; Sie genießen sein volles Vertrauen und seine Zuneigung; nützen Sie dies, um zu vollenden und aus ihm einen vollkommen Religiosen zu machen. Er hat uns sehr erbaut: er ist ein Religiose im wahrsten Sinn des Wortes und sehr großherzig.
Er bringt Ihnen drei Exemplare der Regel, die ich alle Tage beim Kapitel erkläre. Es ist jene, die ich nach Rom mitgebracht habe und die Sie gesehen haben. Sicher, es ist weder eine vollkommene noch endgültige Regel; die Erfahrung, die Liebe Unseres Herrn und der Geist der Gesellschaft werden uns zu Hilfe kommen.
Das P r o o e m i u m am Beginn sagt Ihnen, was sie in meinem Gedanken ist. Ich werde stets glücklich und dankbar für Ihre Bemerkungen und Ihre brüderliche Liebe sein, denn wir dienen derselben Sache, haben den nämlichen Meister und hegen den gleichen Wunsch.
Alle hier umarmen Sie und sind in Unserem Herrn liebevoll mit Ihnen vereinigt, vor allem
und ganz Ihr
Eymard.
P.S.- Sie werden ein Exemplar dem P. Leroyer geben und das andere leihen Sie Herrn Bossy, dessen noch anhaltende Unentschlossenheit ich sehr bedauere.
Nr.0946
An Frau v. Grandville
Paris, 20. Mai 1860.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Ich möchte Ihnen ankündigen, daß ich die Predigten der Fronleichnamsoktav in Tours, in der Kirche des hl. Julian, vom Sonntag, 10. bis zum 17. halten werde.
Da ich so nah bei Ihnen sein werde, kam mir gleich der Gedanke, Ihnen in Nantes einen kurzen Besuch abzustatten.
Ich werde in Rouen zu U. Lb. Frau von der immerwährenden Hilfe gehen und ihr dort alles sagen, was Sie selber dieser guten Mutter sagen möchten.
Sie haben bei diesen Exerzitien einige schöne Blumen gepflückt; das ist recht: man verliert nichts, wenn die Seele in der Wachsamkeit zunimmt; was Sie betrifft, bleiben Sie immer mehr in Gott und mit Gott. Meiden und fliehen Sie sich selbst, weil sie dieser Rückblick verwirrt.
Ein Gedanke beschäftigt mich, was Sie betrifft: Sie zu veranlassen, in Nantes, in Ihrem eigenen Haus, eine kleine Gruppe von Anbeterinnen zu gründen. Wir sprechen noch darüber. Diese Idee erscheint Ihnen vielleicht lächerlich, aber ich sage sie Ihnen wenigstens. Arme Tochter! Beunruhigen Sie sich nicht wegen dieses Aufflackerns jener alten Zuneigung; das hängt nur mit den Nerven zusammen. Jesus genügt Ihnen, und in Jesus ist alles gut.
La Salette! Gerne möchte ich dorthin gehen; aber ich befinde mich in einem Nebel, der es mir kaum ermöglicht, etwas vor mir zu sehen.
Leben Sie wohl! Ich bleibe ganz im Herrn
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.0947
Frl. Prouvier
Alles für Jesus in der Hostie.
Paris, 25. Mai 1860.
Gnädiges Fräulein und teure Schwester im Herrn!
Es ist mir eine große Freude, Sie ganz Unserem Herrn in seiner Liebe im Hlst. Sakrament ergeben zu wissen. Das ist der Grund meines Wunsches, Sie zu besuchen und mit Ihnen an meinen freien Augenblicken darüber zu plaudern, was der Sinn unseres Lebens ist.
Am Dreifaltigkeitssonntag reise ich nach Rouen und werde bis Samstag dortbleiben; anschließend werde ich nach Tours gehen, wo man mich erwartet, um eine Aggregation vom Hlst. Sakrament zu gründen. Sollten Sie es vorziehen, nach Rouen zu kommen, so könnten Sie an diesen kleinen Exerzitien teilnehmen und wir könnten uns vielleicht etwas gemütlicher treffen.
In diesem Fall werde ich dem guten Priester, zu dem ich gehe und der Seelsorger einer Gemeinschaft ist, schreiben und ihn ersuchen, für Sie eine Unterkunft zu suchen.
Ich habe hier eine kleine und einfache Familiengemeinschaft gebeten, sie möge Sie wenigstens für einige Tage zusammen mit Ihrem Hausmädchen beherbergen. Die Oberin ist krank, aber trotzdem gab man mir Hoffnung, daß Sie 5-6 Tage lang aufgenommen werden, weil man hier danach Leute erwartet.
Dieser Weg wird es Ihnen erleichtern, mich mit weniger Umständen zu besuchen, da Sie ja neben uns, Faubourg Saint-Jacques 66, bei Fräulein Guillot sind.
Also bis bald!
Möge Sie Jesus geleiten und mit seinem Segen erfüllen.
Ihr ergebenster
Eymard, Sup.
P.S.- Ich war sehr glücklich, die hervorragende Dame v.Mauvise kennenzulernen.
Nr.0948
An Herrn Dupont
Paris, 29. Mai 1860.
Liebster Freund und Bruder im Herrn!
Gott sei für alles gepriesen! Aber Ihr lb. Brief heißt mich ein recht großes Opfer bringen. Ihre geistliche Freundschaft hat auf der Waage der Wahl für Tours großen Einfluß ausgeübt; aber dies wird für mich ein Grund sein, um schnell am Sonntag, 10., hinzukommen und mich wenigstens während der etlichen Stunden Ihres Aufenthaltes zu freuen.
Ich werde Ihnen Ihre Blätter der Aggregation mitbringen. Ich habe vor kurzem den Herrn Pfarrer von Sankt Julian getroffen, der darauf Wert legt, daß ich bei ihm Quartier nehme. Das bedeutet mir im gewissen Sinn ein Opfer, denn ich mag die Pilgerzelle, das Heilige Angesicht und seinen Diener. Wären Sie in Tours geblieben, wäre die Sache gewonnen gewesen; da Sie aber weggehen, kann ich mich nicht davon dispensieren.
Ich werde den Sonntag abend bei Ihnen verbringen und mit Ihnen das brüderliche Brot teilen.
Also auf bald!
Im Herrn ganz Ihr
Eymard, Sup.
P.S.- Bitte grüßen Sie mir meine lb. Familie Rosenberg. Es fehlt mir die Zeit ihr zu schreiben, aber ich liebe sie recht im Herrn.
Nr.0949
An Frau v. Grandville
Tours, 18. Juni 1860.
Gnädige Dame!
Morgen um 6.45 Uhr früh werde ich von Tours nach Nantes abfahren, spätestens mit dem zweiten Eisenbahnzug werde ich direkt bei Ihnen eintreffen, zwar mit ein wenig überanstrengter Kehle, aber glücklich, Sie zu sehen.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard, Sup.
An Frau von Grandville
St. Lorenz-Straße 8
Nantes
Nr.0950
An Frau Couchies,
in Faij bei Nemours, Seine-et-Marne
Paris, 22. Juni 1860.
Gnädige Frau!
Ich kehre von meiner Reise zurück und finde ein Schreiben der vorzüglichen Frau Chanuet an Sie vor; ich sende es Ihnen also, verbunden mit meinen herzlichen Grüßen und Wünschen.
Ich höre nicht auf, für diese wichtige Angelegenheit zu beten; und ich habe den Eindruck, daß sie von der göttlichen Vorsehung vorbereitet und gewollt ist. Es sind alle notwendigen Garantien vorhanden, die man sich wünscht.
Ich stehe Ihnen also zu diesem zweiten Besuch zur Verfügung, bitte teilen Sie mir Ihre Meinung darüber mit.
Im Herrn verbunden, verbleibe ich, gnädige Frau, Ihr ergebenster und hochachtungsvoller Diener
Eymard Sup.
Nr.0951
An de Cuers
Paris, 24. Juni 1860.
Lieber Pater!
Ich war sehr betrübt über die Nachricht vom Tod des lieben Herrn Brunello. Ach, so früh und so plötzlich! Welche Lehre!
Wir müssen uns auch ganz in die Hände der göttlichen Vorsehung legen im Hinblick auf diese neue Prüfung des P. Clavel: das ist ein sehr großes Leid und ein Kreuz, das wir aber in seiner hl. Gnade tragen müssen. Seine Güte, die uns bis jetzt so wunderbar unterstützt hat, wird uns nicht im Stich lassen; und für einen oder zwei, die sich zurückziehen, wird sie das Verdienst verdoppeln und auch das Personal.
Er bittet mich um ein Schreiben; ich sende es, denn wir können die Leute nicht gegen ihren eigenen Willen zurückhalten; er wird gehen und erfahren, was er dabei verliert.
Die drei Personen aus Marseille sind also hier. Fräulein Gagnerie, das zu Beginn ganz Feuer und Flamme war, beginnt jetzt, das beschauliche Leben zu fürchten und davor zurückzuschrecken; ich habe es etwas aufgemuntert. Dem bretonischen Fräulein gefällt es.
Das 25jährige Fräulein ist eine vorzügliche Person, aber sie leidet an einem Gebrechen, das nicht gestattet, sie zu behalten; sie hat einen so schlimmen Mundgeruch, daß die Personen neben ihr weder essen noch sie ausstehen können; zudem hat sie einen so schwachen Magen, daß sie kaum imstande ist, einige Minuten zu knien. Ihr Seelenleiter, der von der Sache wußte, hätte dies sagen müssen; anstatt an die Nächstenliebe zu appellieren, hätte er bei der Wahrheit anfangen müssen; das hat mich sehr verstimmt.
Lieber Pater, ich brauche Ihnen nicht neuerlich zu erklären, mit welcher Freude wir uns alle in Paris wiedersehen werden; nicht die Diplomatie läßt mich dies sagen, sondern vielmehr eine sehr gefühlte und ergebene Liebe. Ich denke, daß Ihr Aufenthalt in Paris nützlich sein wird, um gar manche Dinge zu klären; Sie werden mir dann mündlich Ihre Bemerkungen zur Regel mitteilen, die ich Ihnen mit Freude geschickt habe in der Hoffnung, auch Ihnen damit eine Freude zu bereiten.
Herr Golliet hat mir acht Tage nach seinem Austritt einen ziemlich angemessenen Brief geschrieben, aber er weiß noch nicht, was er in der Welt anfangen soll. Das ist seine Sache.
Ich war mit der E u c h a r i s t i s c h e n W o c h e, die mir P. Leroyer geschickt hat, sehr zufrieden; dies alles können Sie in Marseille organisieren, hier aber ist man kühl; zudem ist unsere Kapelle so klein!
Es kursieren Gerüchte, daß bald an unserem Boulevard gearbeitet werden soll. Gott sei dafür gelobt!
Meine Grüße an alle Patres und Brüder, Sie genießen die Freundschaft aller.
Im Herrn ganz Ihr
Eymard, Sup.
P.S.- Ich habe mich über Ihre Angelegenheit bei Herrn Marzioux informiert. Der Gewinnanteil liegt noch nicht vor, aber es scheint, daß die Sache klappen wird, und daß Sie große Vorteile daraus ziehen werden.
Keine Berufe! Herr v. Leudeville hat seine Exerzitien in der Sèvres-Straße gemacht; man hat ihn nach Rom geschickt, um dort Theologie zu studieren. Das Übrige ist unverändert.
Wie ist Gott doch gut und hat Ihnen die Hilfe von Fräulein Marin gesandt! Sie sollen dies für sich behalten, denn hier sind wir die Bettler Gottes; etwas mehr oder weniger, das ändert die Lage nicht.
Wie sehne ich mich nach dieser Enteignung, um uns auszubooten, denn wenn Sie auch Lasten zu tragen haben, so sind unsere sehr schwer; wir haben auch Zinsen und enorme Steuerauflagen usw. usf. zu zahlen; bis jetzt ist jedoch Gott ein so guter Vater gewesen!
Fräulein Auzert (die 25Jährige) hat kein Geld, um nach Marseille zurückzukehren; die Eltern müßten es ihr schicken.
Nr.0952
An Herrn v. Leudeville
Paris, 27. Juni 1860.
Lieber Freund!
Ihre große Frage ist also endlich entschieden! Und zwar vornehmlich für Rom! Gott sei dafür gepriesen! Sie haben einfach und großmütig seinen göttlichen Willen gesucht; Sie haben ihm sogar Ihre Neigung und Freundschaft geopfert; darüber bin ich froh, denn: Gott vor allem!
Dieser Weg des Opfers täuscht nicht. Gott belohnt ihn immer. So folgen Sie ihm, sei es als Vorbereitung, sei es als Berufung gemäß der Gnade Gottes.
Meine Freundschaft zu Ihnen, teurer Freund, weist weder Farbe noch Bedingungen auf; sie bestand vorher und wird danach fortbestehen, weil sie in Gott gegründet ist.
(Was nun folgt, wurde von Herrn v.Leudeville geschrieben, A.d.H.): "Mein Besuch hat diesen Brief unterbrochen." (Er wollte ihn trotzdem mitnehmen. A.d.H.).
Nr.0953
An Frau Tholin
Alles für Unseren Herrn J. Chr. im Hlst. Sakrament.
Paris, 28. Juni 1860.
Gnädige Frau und teuerste Tochter im Hernn!
Ich komme zurück von zwei eucharistischen Exerzitien, die ich gepredigt habe: die einen in Rouen, die anderen in Tours.
Wie ist doch die Eucharistie Licht und Leben, Liebe und Kraft! Die frommen Seelen drängten sich zu den Übungen der Exerzitien, und ich hoffe, daß Unser Herr daraus ein wenig Ehre und diese guten Seelen einigen Gewinn erzielen konnten.
Von Tours ging ich nach Nantes, wo man ganz gerne uns eine Niederlassung gründen sähe; aber wir sind noch nicht genügend erstarkt und organisiert.
Ich war beim Erhalt Ihres Briefes sehr überrascht; ich dachte, daß ich Ihnen vor meiner Abreise vor drei Wochen geschrieben hätte, nun aber scheint es doch nicht der Fall gewesen zu sein.
Was Sie mir von Saint-Chamond sagen, hat mich gefreut. Es ist dies meine Lieblingsstadt, wo ich am meisten gewirkt habe; ich bin darum glücklich, daß die Anbetung dort blüht.
Gewiß würde ich mit Freuden zu eucharistischen Exerzitien dorthin zurückkehren, sofern die Frage in betreff der Maristen kein Hindernis oder gar eine Ursache irgendwelcher Empfindlichkeit bildet. Was mich betrifft, so bin ich den guten Patres stets in gleicher Weise zugetan und werde sie mit Freuden aufsuchen. Diese kleinlichen Ideen von Eifersucht und Kastengeist sind so häßlich und erbärmlich, daß es mir weh täte, solche auch nur zu vermuten; sind wir nicht alle Soldaten Jesu Christi? Nur mit verschiedener Uniform: das ist alles. Kämpfen wir nicht unter derselben Fahne? Dienen wir nicht dem gleichen Herrn? Essen wir nicht an e i n e m Tisch? Es scheint mir, daß all diese persönlichen Gedanken oder Ehren der Gesellschaft nicht in meinem Herzen, auch nicht bei Ihnen anzutreffen sind.
Man hat mich in Lyon befragt; das ist doch viel näher als St.Chamond.
Was die Aggregation von St. Chamond anbelangt, würde ich dem Herrn Pfarrer raten, darin lediglich eine seinem Werk hinzugefügte Gnade zu sehen und nicht ein Werk für sich; das wäre dann nur eine Ermutigung und eine begünstigende Bestätigung für das festgelegte Statut: so haben wir es in Rouen und in Tours gemacht.
Ich wünsche nicht, daß mir der Herr Pfarrer schreibt; das würde ihn in Verlegenheit bringen. Ich verstehe seine delikate Lage.
Ich wünsche es sehr, daß Fräulein Hervier große Ablässe erhält; aber ich fürchte, daß sie nicht alle erlangen wird, die sie sich wünscht.
Es freut mich zu hören, daß Sie für Ihre Gesundheit in rechter Weise Sorge tragen; sich beständig pflegen zu müssen, ist eine große Abtötung; üben Sie dieselbe!
Gott segne Ihre lb. Kinder, Ihren vorzüglichen Gemahl! Und Sie, gute Tochter, erfülle und überhäufe er mit seinem Segen der Liebe und Zartheit!
Ich bleibe, gute Schwester, in seiner göttlichen Liebe ganz Ihr
Eymard.
P.S.- Hier läuft alles wie gewöhnlich, auch ich; bloß schenkt mir der gute Meister reichlich Arbeit.
Nr.0954
An de Cuers
Paris, 1. Juli 1860.
Lieber Pater!
Ich habe Ihren Brief samt dem darin enthaltenen Schein von 100 Fr., wovon 20 Fr für Messen bestimmt sind, erhalten; ich danke Ihnen dafür, das ist unsere Vorsehung für den Augenblick.
P. Clavel ist also ausgetreten! Das ist eine Prüfung, die uns Gott schickt; wäre es eine Strafe, müßte man sie im guten Geist der Buße auf sich nehmen.
Die Schlußfolgerung Ihres Schreibens wurde, wie ich annehme, diktiert vom Kummer, den Sie dabei empfunden haben mußten; in diesem Sinn habe ich den Brief aufgenommen und gelesen.
Ich kann Ihnen diesen jungen Aspiranten nicht schicken; es ist noch zu früh; und wie würde er in Marseille seine klassischen Studien fortsetzen? Hier arbeitet er viel, und so bin ich sehr bekümmert! In Ihrem ersten Brief vom 25. sagten Sie mir, noch zu warten; und ich wage es zu sagen, daß ich dazu wohl gezwungen war, weil ich keine Mittel besaß, um ihm die Reisekosten zur Verfügung zu stellen; und noch heute besitze ich lediglich Ihre 80 Francs.
Wir werden innig beten, daß Gott uns einige Mittel gebe. Ich bin daran, einen der neuen Brüder zurückzuweisen, der keinen guten Geist zu haben scheint.
Fräulein Gagnerie muß am Dienstag herum austreten; ich habe über ihre Berufung nichts zu sagen, außer daß sie nicht einmal den Schatten davon hat, und auch nicht den Willen; man kann mit ihrer Geistesart und ihrem so wankelmütigen Charakter nichts anfangen; sie möge Ihnen sagen, was sie will, aber für mich scheint sie g e f ä h r l i c h zu sein, sogar in einer Gemeinschaft.
Fräulein Maria macht ihre Exerzitien inmitten all dieser Wirbelstürme von Fräulein Gagnerie; ich glaube, daß sie die Früchte dieser Reise ernten wird. Sie macht mir den Eindruck, Berufung zu haben.
Heute habe ich wieder Herrn v. Herceville, den Partner von Herrn Marzioux, gesehen. Ihre 1000 Fr. sind mit den Zinsen sehr gut angelegt, aber die Aktionäre der Union Maritime kennen noch keine Dividende.
Man lebt von der Hoffnung.
Bezüglich der Enteignung gibt es nichts Neues; es wird uns erklärt, daß wir erst um den Monat September herum etwas Bestimmtes wissen werden.
Ich lasse Sie, lieber Pater, bei Unserem Herrn,
Ihr
Eymard, S.S.
Nr.0955
An Herrn Rattier
Paris, 3. Juli 1860.
Lieber Herr Rattier!
Mit dieser Postsendung schicke ich Ihnen den Brief, den mir Herr Chanuet geschrieben hat; Sie können daraus seine ganze Seele und sein Glück ersehen.
Ich bin von Faij zurückgekehrt, wie man aus einem köstlichen Blumengarten kommt, einbalsamiert mit dem Parfüm der Frömmigkeit und der so süßen Freundschaft, die mich umgaben. Ich bewahre mit Freude die angenehme Erinnerung daran und wenn ich es sagen darf, die Milde.
Gott hat alles getan - er wird sein Werk krönen und wir werden alle glücklich sein.
Meine ergebensten Grüße an Frau Rattier, an Frau Couchies, Fräulein Blanche und alle.
Im Herrn verbleibe ich, teuerer Freund, Ihr ergebenster
Eymard Sup.
Nr.0956
An de Cuers
Paris, 3. Juli 1860.
Lieber Pater!
Ich bin sehr besorgt um Sie. Es ist mir der Gedanke gekommen, Ihnen den Diakon Frater Martin zu schicken; es ist wahr, er leistet uns hier viele gute Dienste: er ist ein hervorragender Gärtner; und dieses Jahr ist unser Garten gefüllt; aber Ihre Notwendigkeit hat vor unserer Nützlichkeit Vorrang. Er wird morgen, Mittwoch, abreisen und am Donnerstag gegen Abend bei Ihnen eintreffen. Er ist voll guten Willens und kommt gerne zu Ihnen. Ich habe ihm gesagt, daß Sie ein guter Pater sind; Sie sollen es sein, um ein guter Oberer in Jesus Christus zu sein. Er ist nicht vollkommen, dazu braucht es so viel; Sie finden solche nicht in dieser Welt. Auch muß man mit Menschen so umgehen, wie man wünscht, daß sie seien, und sie zur Güte erziehen, wie die Gnade, die in ihnen ist.
Sie waren einer Prüfung unterworfen; aber, lieber Pater, denken Sie an die Prüfungen in Paris und gewinnen Sie Vertrauen; seien Sie in der Prüfung groß und gut, dies ist der Tag der Ehre Gottes. Sie berichten mir, für die Reise unbedingt die d r i t t e Klasse festzulegen. Mir widerstrebt dies. Ich sehe, daß die anderen Orden dies nicht tun. Dies ist oft unangebracht und manchmal wäre es zu beschwerlich. Meine Meinung liegt also zwischen der zweiten und dritten Klasse. Die dritte überlasse ich der Wahl der Tugend.
Mein lieber Pater, man darf auf einem Schlachtfeld nicht seinen Nachbar angreifen, weil man verwundet worden ist. Wir sind keine Engel, sondern schwache Menschen und eher des Mitleids würdig, immer aber der Barmherzigkeit.
Wenn jemand austritt, so liegt der Fehler nicht immer beim Obern; er kann Schuld haben, aber der Austretende ist noch mehr schuldig. Also! Die Gnade beherrsche die Natur, die Zuversicht stehe über der Prüfung.
Gott weiß, wiesehr ich das Wohl Ihres Hauses und die Tröstung Ihres Herzens wünsche: das ist mein unablässiges Gebet.
Ich bin mit Ihnen in Unserem Herrn, lieber Pater, fest vereint.
Ganz Ihr
Eymard,S.S.
Nr.0957
An de Cuers
Paris, 7. Juli 1860.
Lieber Pater!
Ich möchte den Empfang Ihres Geldbriefes bestätigen und Ihnen dafür danken.
Herr Ménage wird Ihnen Ihre zwei Rechnungen senden, sie waren noch nicht bereit.
Ich hoffe, daß Sie den Frater Martin gut aufgenommen haben; er war sehr zufrieden, nach Marseille zu gehen; er ist großherzig.
Wir machen die Monatsexerzitien. Schwester Benedikte ist in Lyon, um Familienangelegenheiten zu regeln; sie ist sehr leidend. Würde sie Gott nicht stützen, wäre sie schon lange gestorben.
Grüße von allen und an alle!
In Jesus Christus ganz Ihr
Eymard, S.S.
Nr.0958
An Marianne
Paris, 8. Juli 1860.
Liebste Schwestern!
Ich habe mit großer Freude Eure Briefe erhalten, denn alles, was Euch berührt, interessiert mich sehr. Ich sehe mit Dankbarkeit, daß Euch Gott mit einem guten Pächter zu Hilfe gekommen ist; so habt stets großes Vertrauen auf seine väterliche Vorsehung, und er wird es Euch an nichts fehlen lassen.
Ihr werdet einen lb. Besuch von Herrn Ratel aus Tours empfangen, der mit seiner frommen Frau nach La Salette unterwegs ist.
Die hervorragende Dame Marceau, die Mutter dieses heiligmäßigen Kommandanten, von dem ich Euch oft erzählt habe, möchte Euch ein kleines Bild senden; es stellt keinen Heiligen dar, sondern einen armen Priester, der es werden möchte.
Wir haben mit unserer Bitte für die Mutter Oddoux Mißerfolg gehabt; beim Herrn Minister hatten wir Erfolg, dann aber der hat der Oberst seines Regimentes alles zum Stehen gebracht.
Wir haben es von einer anderen Seite versucht.
Ich weiß nicht, lb. Schwestern, wann ich Euch in La Mure besuchen kann; ich bin derartig beschäftigt, daß ich keinen freien Augenblilck habe; es wäre nur möglich für den Fall, daß ich nach Marseille gehen würde. Das sind Opfer, die Gott verlangt; es wäre mir sicher sehr angegenehm, Euch zu besuchen und mit Euch ein wenig über unser schönes Werk zu plaudern, das Gott unaufhörlich segnet.
Ich war in Rouen, um Exerzitien über das Hl. Sakrament zu predigen; zum gleichen Zweck war ich auch in Tours. Gott hat mich in diesen beiden Städten sehr getröstet.
Meine Gesundheit ist gut.
Adieu, liebe und gute Schwestern; Eure Aufgabe ist es zu beten, und meine besteht darin, zu beten und Unseren Herrn Jesus Christus zu predigen.
ganz Euer
Eymard, Sup.
An Fräulein Marianne Eymard,
du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.
Nr.0959
An Frau Jordan
Alles zur Ehre und aus Liebe zu Jesus in der Hostie(1)
Paris, 9. Juli 1860.
Gestern, am Fest des hl. Kamillus, habe ich recht an Sie gedacht und wollte es Ihnen schnell mitteilen, da Sie ja Ihren schönen Namenstag feiern. Ich war hocherfreut darüber, dann aber bin ich doch nicht zum Schreiben gekommen.
Ich fand, daß Sie recht träge waren, denn mir fiel das Recht auf den ersten Brief zu: Sie sind es mir schuldig.
So sind denn Ihre Seidenwürmer abermals mißglückt! Vielleicht zum letztenmal; verlieren Sie nur nicht den Mut! Gott wird Ihnen mit einem Male alles Verlorene ersetzen.
Ich habe Sie um Ihre lieben, schönen Berge beneidet, diese Himmelsleitern; auf der Höhe der Berge erscheint der Himmel noch schöner; die Seele ist näher bei Gott.
Sie haben manch gute Bücher gelesen; es gibt ein vortreffliches Buch, das immer neu bleibt; es ist jenes, das Gott auf alle Pflanzen, auf jedes Sandkörnlein und in Ihnen selbst geschrieben hat: das Buch der göttlichen Liebe. Machen Sie doch diesem schönen Buch Ehre und fügen Sie einige Seiten der Bewunderung und Dankbarkeit hinzu! Lesen Sie alle Bücher in diesem einen, und legen Sie alle in seinem Licht aus; dann haben Sie den Schlüssel der wahren Erkenntnis der Geschöpfe und Gottes selbst gefunden.
Wenn Sie wüßten, wiesehr Gott Sie liebt! Sie wären stolz darauf und beinahe hochmütig! Wenn Sie Ihre Gnade richtig erfaßten, würden Sie reich sein. Ach, gute Tochter, im Gefolge eines so guten Königs dürfen Sie nicht weinen und sich mißmutig dahinschleppen; es handelt sich um Jesus, den König der Liebe!
Wenn die Mauern des Gefängnisses zerfallen, muß der vorübergehende Gefangene sich freuen, weil seine Befreiung bevorsteht.
Trachten Sie doch, auf mich zu warten, damit Sie nicht gar zu lang vor mir zum himmlischen Vater gelangen; helfen Sie mir vielmehr, denn ich habe noch viel zu tun.
Ist Ihre gute Mathilde verreist?
Ich wünsche sehr, sie würde über Paris fahren. Wann werde ich Sie sehen? Ich weiß es nicht; der Engel weiß nie etwas im vorhinein, der Diener ebenfalls nicht. Ich stehe da, wie der Posten Gottes, glücklich zu seinen Füßen zu verharren; und dort denke ich an Sie und all die Ihren.
Leben Sie wohl, ich segne Sie im Herrn als Ihr
ergebenster
Eymard, S.
An Frau Jordan, Rue de Castries 10, Lyon.
Nr.0960
An Frau Franchet
Alles für Jesus Christus
Paris, 11. Juli 1860.
Madame und teure Schwester im Herrn!
Seien Sie bezüglich Ihres guten Karl in Frieden und Ruhe! Er ist immerfort seiner Mutter, deren Frömmigkeit und deren Liebe würdig; er ist immer sehr brav, ich sehe ihn oft, erst vor zwei Tagen bin ich ihm begegnet, gewöhnlich begegne ich ihm am Samstag.
Sein Gesundheitszustand ist nicht schlecht; ich habe ihm gesagt, er solle wie Sie am Freitag ein Schweinerippchen zu sich nehmen, weil er sich etwas schwach fühlt; er versichert mir, daß es ihm bessergeht.
Bloß mache ich ihm den Krieg, damit er nicht zu spät zu Bett geht, wie es die leidige und schlechte Gewohnheit in Paris ist, denn er muß viel schlafen. Ich wache über Ihren guten Karl, liebe Dame, somit beunruhigen Sie sich nicht.
Ich sehe Sie recht traurig aus Ihrem Brief. Ich sehe ja ein, daß die Entfernung Ihres guten Karl deren Ursache ist; es tröstet mich aber, daß Ihre Ängste unbegründet sind, weil Sie Gott innig lieben. Sie schreiben mir vom Herzen Jesu, dadurch erfreuen Sie meine Seele sehr, denn dort liegt der Schatz und die Gußform der göttlichen Liebe. Gehen Sie zu diesem Herzen, wo es ist, nämlich in der göttlichen Eucharistie, dort ist es ganz lebendig, hell brennend und lauter Güte. Leider wird dieses göttliche und liebenswürdige Herz weder erkannt noch geliebt, selbst bei vielen frommen Personen, die sich mit tausend kleinen Andachten amüsieren, die an sich gut sind, aber sie vernachlässigen jene, die das Leben und das Ziel aller Andachten sein müssen. Das Herz Jesu hat den Kalvarienberg und die Eucharistie bewirkt.
Sie sind in Lyon nicht klug; man berichtet mir, daß die Pfarrherren Seine Eminenz ersucht haben, die versprochene Aussetzung zu vertagen; sie fürchten sich vor den Auslagen; die Vorhänge, die Kerzen; sie befürchten, daß sich keine Anbeter finden werden: das ist mir ein schönes Lyon! Wenn jene Gegenden, die man als heidnisch betrachtet im Vergleich mit Lyon, erwachen und sich für die Anbetung begeistern, sogar die traurige Diözese von Versailles. Es hat den Anschein, daß man große Angst hat, die kleine Gesellschaft vom Hlst. Sakrament würde sich breitmachen, Jesus in Lyon einen Thron zu errichten: arme Leute! Am Tag und zur Stunde, wo Jesus, unser großer König, sagt: Ich will in Lyon ein Haus haben, wird es ein solches geben trotz ihnen oder besser: von ihnen herbeigerufen, denn Jesus Christus bleibt immer der Meister.
Inzwischen behüte ich Ihnen Ihren alten Platz, ich bete viel für Sie, ich segne Sie, Ihren teuren Gatten und verbleibe im Herrn Ihr ergebenster
Eymard.
An Frau Franchet
St.Vinzenz-Kai 44
L y o n.
(1) Diese Worte sind im Original gedruckt (Anm. des Herausgeb.)