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Nr.0921
An Frau v. Grandville
Paris, 9. März 1860.
Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!
Soeben habe ich Ihren lieben Brief erhalten; er teilt mir mit, daß die Stunde Gottes noch nicht gekommen ist. Ich habe Ihnen recht gedankt, daß er es mir so deutlich sagen ließ. Nun denn, gute Dame, wir werden uns darauf vorbereiten; wir werden uns ans Werk machen, - nicht um größer, zahlreicher, redegewandter, reicher zu werden, sondern damit wir in der Liebe Unseres Herrn zum Nichts werden. Und wenn dann die Stunde geschlagen hat, werden sich alle Türen von selber öffnen, weil Unserem Herrn alles gehorcht.
Es wurde Ihnen eine schöne Aufgabe zugewiesen, die Aufgabe des Gebetes; das ist eine große und höchst wirksame Aufgabe; wir werden uns mit Ihnen vereinigen. - Lassen wir also Unseren guten Meister noch ein wenig im Grabe.
Während Sie sich mit der Gründung von Nantes beschäftigten, traf uns ein kleines Kreuz. Ein Pförtner hat uns alles, was er vermochte, gestohlen, und ist damit geflüchtet. Damit nicht zufrieden, kehrte er am Montag während des Gottesdienstes zurück und hat noch das Übriggebliebene, was ihm gefiel, mitgenommen. Nun gut! Wir müssen noch dem guten Meister danken, denn der arme Tropf hat nur uns bestohlen; die hl. Gefäße hat er zum Glück nicht angerührt.
Jesus bleibt uns, mit ihm sind wir reich genug; aber es wird wieder heißen, vor Gericht zu erscheinen, und dies kostet Überwindung.
Ich bleibe nun endgültig während der Fastenzeit in Paris. Am Ostertag haben wir die feierliche Erstkommunion unserer Erwachsenen, und ich muß sie vorbereiten. Gott sei Ihnen alles in allen!
Leben Sie wohl, gnädige Frau!
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard, Sup.
An Frau von Grandville
St.Lorenz-Straße 8
Nantes
Nr.0922
An Frl. Fanny Matagrin
Paris, 11. März 1860.
Gutes Fräulein!
Ihr Schreiben ist das erste aus Tarare, aber auch das erste in meinem Herzen. Danke, danke für Ihre liebe Erinnerung, aber nicht für Ihre Dankbarkeit, denn ich habe so wenig für Sie getan! Ich hoffe jedoch, daß dies nur eine Anzahlung sein wird.
Sie erfreuen mein Herz sehr mit der Nachricht, daß die Anbetung gutgeht und etwas zugenommen hat. Darin besteht das königliche Werk, aus dem alle anderen fließen, und das die Gnade und das Ziel aller ist. Gutes Fräulein, seien Sie ihm daher ganz ergeben; es ist das Amt der Engel.
Sobald Sie mit dem Herrn Pfarrer einen günstigen Zeitpunkt gefunden haben, werden wir hinkommen und Ihnen ordentliche eucharistische Exerzitien halten. Aber man müßte dafür eine volle Woche aufwenden, um etwas Solides und Fruchtbares daraus zu machen.
Frau Tholin schreibt mir aus Toulon (wo es ihr besser geht) folgende Worte: "P. Duffieux schreibt mir aus Saint-Chamond folgendes: ich hoffte einige Zeit lang auf den Besuch von P. Eymard; drücken Sie ihm bei Gelegenheit meine Ehrfurcht und aufrichtige Zuneigung aus."
So sehen Sie also, daß nicht alles verloren ist und daß ich unglücklicherweise noch nicht auf dem Weg der Heiligsprechung bin.
Aber kommen wir zu Ihnen, das ist besser.
Der heilige Wille Gottes des Augenblicks, der von der Notwendigkeit gekennzeichnet ist, ist die größte Gnade; er ist mehr wert als alle Werke des Seeleneifers, ja sogar als die hl. Kommunion selbst, weil er für uns die Heiligkeit darstellt. Aber wenn Sie nicht um das Brot des Lebens betteln gehen können, kommunizieren Sie geistig, um diesen Hunger und Durst nach dem lb. Gott aufrecht zu erhalten; und Ihre Seele lechze nach dem Geschenk seiner Liebe, auch wenn Sie ganz auf Ihrem Platz bleiben wie der hl. Johannes der Täufer.
Verrichten Sie Ihre mündlichen Gebete aus Pflicht, das ist alles; aber reservieren Sie sich das Gebet des Herzens. Dieses spürt man immer deutlicher, weil es die augenblickliche Stimmung Ihrer Seele ausdrückt.
Nähern Sie sich dem vertraulichen Leben Gottes sogut Sie können, durch die Vereinigung Ihres Herzens und durch die Anhänglichkeit Ihres Willens an allem, was Gott in jedem Augenblick von Ihnen will. Das ist der Wasserstrahl der Liebe, die gibt, und desjenigen, der empfängt.
Wie habe ich es doch bedauert, daß ich nicht gewußt habe, daß dieser brave Fleury in Tarare war! Ich hätte ihn mit großer Freude gesehen, aber ich werde mich entschädigen, indem ich recht für ihn bete.
Meine Gesundheit steht ziemlich gut, denn ich bin alle Tage auf den Beinen und arbeite mehr als die anderen; also geht es mir gut.
Meine aufrichtigen Grüße an Ihre gute und fromme Schwester, an Frau Duttrel;
aufrichtig im Herrn vereint,
ganz Ihr
Eymard.
Nr.0923
An Frau Tholin
Paris, 12. März 1860.
Gute Schwester im Herrn!
Ich bin mir recht böse, daß ich Sie so lange warten ließ, obleich mich Ihre Nachsicht entschuldigt. Aber man muß doch wohl etwas vergeben.
Der gute Meister sucht uns gelegentlich mit seiner Gnade des Kalvarienberges heim, aber auch mit der Kraft seiner Liebe. Es tut wohl zu sehen, wie diese göttliche Liebe das Kreuz mildert; diese göttliche Tochter vom Himmel (das Kreuz) muß ja kommen, sonst würden wir ruhig auf unserem Tabor bleiben.
Aber alles geht schnell vorüber: die Sonne ist um so schöner, wenn der Sturm vorüber ist und die Wolken, die sie verdunkeln, vorbeigezogen sind.
Ich habe Ihnen nichts über Alger geschrieben, gute Tochter; ich sah dort nur Wolken.
Ihre gute Schwester, die ihre Gratisfahrt hat, würde guttun, Sie in Toulon zu besuchen.
Ich sende Ihnen die zwei angeforderten Blätter für St. Chamond.
Ich hatte vielleicht unrecht, dem Herrn Pfarrer von St. Peter ein Diplom zu schicken zur Aggregation seiner Anbeter; ich hatte dabei nur das geistliche Wohl der Seelen vor Augen und betrachte dies als Freundschaftsbezeugung für diesen guten Pfarrer. Vielleicht sieht er darin einen Wunsch, daß man eingeladen wird, zu ihm zu gehen; oder er hält sich für verpflichtet, wegen der Maristen Zurückhaltung zu üben: Gott sei für alles gepriesen!
Es freut mich zu wissen, daß es Ihnen besser geht und Sie in der Familie sind. Herr Tholin war sicher froh, Sie in besserer Gesundheit wiederzusehen.
Ja, gute Tochter, es gibt auf dieser Welt noch viel zu tun; der Himmel ist ewig, aber dieses Leben des Kalvarienberges geht vorüber.
Bleiben Sie eine gute Tochter und schreiben Sie mir ohne Furcht, mich dadurch zu stören; Sie wissen nur zu gut, mit welcher Freude ich von Ihnen Nachricht erhalte.
Im Herrn verbleibe ich Ihr
Eymard.
An Frau Tholin-Bost
bei Herrn Delaca, Restaurator,
Bourbonstraße, Toulon.
Nr.0924
An Frau v. Grandville
Paris, 13. März 1860.
Gnädige Frau und teuere Tochter im Herrn!
Erhalte soeben Ihren Brief samt der beigefügten Spende: Jesus vergelte es Ihnen, ich werde Ihnen täglich die Zinsen zahlen, - spüre ich doch, wie heilig und mild meine Schuld Ihnen gegenüber ist.
Ja, ja, es besteht Hoffnung, daß wir nach Nantes kommen; das war immer schon die Art und Weise, wie Unser Herr mit uns verfahren ist und sich unser bedient hat. Die Gründung steht im Himmel geschrieben. Ich habe meinen Plan gefaßt: Sie sollen das erste Aggregationsmitglied und die erste Schwester werden.
Wenn wir bereit sind, schreibe ich es Ihnen, und Sie werden sehen, wie sich vor dem Herrn alle Wege ebnen, und sich bei seiner Ankunft alle Türen öffnen werden.
Ich habe den hl. Josef um die Frist eines Jahres gebeten; es soll dies seine Gründung und sein Abendmahlssaal werden.
Kommen Sie noch nicht nach Paris, es herrscht ein zu garstiges Wetter. Es ist schon etwas, wenn das Negative bei Ihnen abnimmt; das Positive geschieht gleichzeitig im Himmel, aber das brauchen Sie nicht zu sehen.
Lieben Sie, gute Tochter, und legen Sie Holz ins Feuer!
Sie können durch die Anschaffung der Kirchenwäsche beginnen, die Gründung des hl. Josef einzurichten und Ihre kleinen Ersparnisse für den Altar zurückzulegen. Ich habe große Hoffnung.
Leben Sie wohl!
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard, S.S.
An Frau von Grandville
St. Lorenz-Straße 8
Nantes (Loire-Inférieure)
Nr.0925
An de Cuers
Paris, 13. März 1860.
Lieber Pater!
Ihr Brief hat mich ein wenig zuversichtlich gemacht; ich sehe wohl, daß Sie leiden und viel leiden; ich sage Ihnen nicht: schonen Sie sich, pflegen Sie sich, tun Sie nur das, was Sie zu tun für klug halten: all das wäre wahr, und die Freundschaft und Liebe erfordern es; aber ich gehe weiter und sage Ihnen: legen Sie Ihre Kraft ganz auf Unseren Herrn! Sie sind der Gebrechliche, der dem Guten Meister dient; und alles muß ihm Ehre bereiten, wie die a l t e n I n v a l i d e n den König ehren.
Was mich betrifft, so bitte ich Unseren Herrn, er möge Sie uns erhalten, um noch ein bißchen zu arbeiten; auf dem Schlachtfeld braucht man alle seine Soldaten; und jeder muß sich bis zum Tod einsetzen. Gehorchen Sie der Notwendigkeit Ihrer Lage.
Zu Ihren Bestellungen:
Das Wachs ist bestellt worden, wie Sie es wünschen; hier liegt die Quittung für Ihr violettes Meßkleid bei. Ich habe das Geld für die 120 Messen einkassiert.
Wahrhaftig, dieser arme Herr Picard hat kein Hirn; ich komme zu ihm, und er sagt mir: "Die erste Sendung ging als Frachtgut ab, die zweite werde ich bis Lyon als Frachtgut und von dort bis Marseille als Eilgut aufgeben; das kostet nicht viel und wir gewinnen dabei acht Tage."
Es ist wirklich trostlos; bei ihm bestellen wir nichts mehr; für Ihre Sachen gehen wir zu einem anderen, dann werden wir wenigstens besser und ordentlicher bedient.
Ihr Plan, P.Leroyer zur Ablegung seiner Profeß hierherzuschicken, paßt mir sehr; aber nur einen Monat vorher; denn Sie brauchen ihn, und hier genügt ihm ein Monat: er wird einen eucharistischen Monat verbringen, und zwar als der Erste.
Ich werde Ihnen dann P. Clavel senden, und zwar etwas früher, damit er Zeit hat, eingeführt zu werden: dieser gute Pater hat viel dazugewonnen, er breitet sich aus und beginnt, viel Gutes zu tun; solange Sie jedoch einen Funken Leben haben, guter Pater, muß Ihr Schatten der Obere sein, es sei denn, Unser Herr sagt zweimal das Gegenteil. Nicht die Talente, noch die menschliche Klugheit und auch nicht die Tugend machen einen guten Obern aus, sondern die Gelehrigkeit und das Vertrauen auf die Standesgnade.
Sobald es Ihnen möglich ist, lassen Sie im südlichen Teil Zellen bauen; dann wird sie Unser Herr bezahlen und füllen.
Ich konnte den Bischof von Marseille noch nicht treffen; Sie selbst wissen, wie oft Sie dort gewesen sind.
Und Sie sagen mir nichts über P. Golliet! Will das heißen, daß es mit ihm nicht geht, nicht gehen wird? Das erschreckt mich. Danke für Ihre Sendung der Ehrenwache; das ist zur richtigen Zeit eingetroffen; die göttliche Vorsehung, die mich bis zur Ausgabe des letzten Groschens gehen läßt, hat wieder geholfen.
Im Gemeindeamt des Observatoriums (wir gehören nämlich jetzt dazu) ebenso wie in jenem des Pantheon sagte man mir, Sie sollen sich einfach in Ihrem Gemeindeamt in Marseille vorstellen mit dem Schein, den ich Ihnen sende; dann werden Sie an Ort und Stelle die Auszahlung erhalten.
Ich werde bald an P. Leroyer schreiben.
Alle umarmen Sie!
Ganz Ihr
Eymard.
Nr.0926
An den Architekten Louis Perret
Paris, 14. März 1860.
Teuerster Herr Perret!
Geht es Ihnen besser? Wir hoffen es - wir beten viel zu Ihrer raschen und vollständigen Wiederherstellung, denn es bleibt Ihnen noch so viel Gutes zu tun. Da wir jedoch keine Nachricht mehr erhalten haben seit derjenigen, die uns über Ihre Erkrankung informierte, sind wir sehr beunruhigt, und wäre Lyon nicht so weit entfernt, oder wenn wir Sie heilen könnten, würden wir sofort zu Ihnen kommen.
Haben Sie die Güte, teuerster Vater Perret, Ihren Kindern und Freunden, die Ihre Rückkehr erwarten und dafür die Tage zählen, von Ihnen etwas hören zu lassen.
Die kleine oder besser die große Familie des Katechismusunterrichtes vermehrt sich ständig - 63. Die Kinder der Erstkommunion um Ostern sind sehr fleißig; zur Zeit bilden sie wirklich eine Familie.
Diese Herren des hl. Vinzenz v. Paul kommen regelmäßig, um uns zu helfen.
Nun aber kommt die Zeit der Kleiderbeschaffung. Ich will ein wenig für sie betteln gehen, aber ich kenne so wenig Leute. Immerhin habe ich das Versprechen von 5 Unterzeichnungen.
Gott wird uns schon zu Hilfe kommen.
Allzeit im Herrn verbunden, Ihr ergebenster
Eymard.
An Herrn Louis Perret
Architekt
Kai des erzbischöfl. Orinariates 8
L y o n.
Nr.0927
An Marianne
Paris, am 15. März 1860.
Liebste Schwestern!
Wenn ich Euch sooft schreiben würde, als ich an Euch denke, so bekämt Ihr von mir sehr viele Briefe, denn Ihr seid meine einzige Familie auf Erden, die ich liebe; und ich liebe La Mure Euretwegen. Und wenn Ihr vor mir sterben solltet, so werde ich nur nach La Mure gehen, um dort zu weinen.
Ich gestehe, daß ich großes Verlangen habe, Euch zu sehen; vielleicht gibt mir Unser Herr in seiner göttlichen Güte diese Gelegenheit, aber ich weiß nicht wann und wie. Ich muß diesen Wunsch seiner göttlichen Vorsehung überlassen.
Ihr müßt unter dieser argen Kälte wohl leiden; auch müßt Ihr, gute Schwester, ein wenig zu Hause bleiben, wenn Ihr Angst habt und müde seid. Ihr müßt Hitze und Kälte vermeiden; das ist immer Euer großes Problem. - Und wenn wir auch alle Buße tun müssen, so paßt doch auf zwei Dinge auf: die Buße und Eure Schwäche. Überlaßt die Arbeit ein wenig Nanette.
Und Ihr, gute Nanette, Ihr lauft immer wie das Herz; das ist gut. Die hl. Marta wird Euch mit Freuden im Paradies empfangen. Schaut aber, daß Euch dies nicht allzu rasch verbraucht, denn Ihr müßt beide, die eine wie die andere, leben.
Bezüglich dieses Testaments weiß ich nicht, was zu tun ist, außer daß ich mich in Eure beiden einsetze; ich habe hier mein Testament zu Gunsten von Euch beiden gemacht. Laßt Euch darüber von Herrn Arnaud beraten, oder besser ich habe in dieser Sache nichts zu tun.
In Paris ist alles in Ordnung. Wir haben stets alle Hände voll zu tun, unser schönes Werk gibt uns immer großen Trost und würde 100 Personen beschäftigen können. Unser Haus in Marseille entwickelt sich gut und es geschieht dort viel Gutes. Wird sind jetzt 17.
Diese guten Damen sind wohlauf; die Schwester Benedikte ist ständig am Kreuz. Welch eine außerordentliche Person! Ich weiß nicht, ob es ihresgleichen gibt; was aber zu bewundern ist: sie ist sich ihrer Gnaden und Gaben gar nicht bewußt.
Betet eifrig für uns. Adieu, gute Schwestern,
Euer im Herrn ergebenster
Eymard.
Habt die Güte, den beigelegten Brief an seine Adresse weiterzuleiten. Nennt mir den Namen dieses Soldaten des Militärs, von dem Ihr mir sprecht, schickt eine Beglaubigung der Armut und Krankheit seiner Mutter, die vom Herrn Bürgermeister unterschrieben ist, und ein Zeugnis des Arztes, wenn es möglich ist.
An Fräulein Marianne Eymard,
du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.
Nr.0928
An Kardin. Morlot, Paris
(Paris, 3. April 1860).
Eminenz!
Der Bischof von Belley, Msgr. de Langalerie, erlaubt mit dem Dimissorialbrief vom 18. März 1860, der hier beiliegt, Herrn Maria-Michael Chanuet aus seiner Diözese und Mitglied unserer Kongregation, daß er die Tonsur und die hl. Weihen aus der Hand Ihrer Eminenz oder jedem von Ihnen delegierten Bischof erhalten darf. - Der unterfertigte Obere der oben angeführten Kongregation bittet Sie, Msgr. Sarra Johannes-Maria, Bischof von Perth in Westaustralien, der sich auf der Durchreise in Paris aufhält, für die Tonsur zu delegieren; und ihm auch zu erlauben, die jungen Arbeiter, welche die Erstkommunion empfangen, 45 an der Zahl, zu firmen.
Mit tiefster Verehrung für Ihre Eminenz zeichnet Ihr untertänigster und ergebenster Sohn in Unserem Herrn
Eymard.
Paris, 3. April 1860.
fb. S.Jacques 68.
Fiat ut petitur
die 3a Aprilis 60 S.Buquet
____________
Nr.0929
An Frl. v. Revel
(Paris, 7. April) Karsamstag 1860.
Gnädiges Fräulein und teure Schwester in J. Chr.!
Ich möchte Ihnen das erste Halleluja zurufen und Ihnen frohe Ostern wünschen! Ihre Fastenzeit dauert lange und kreuzigt Sie, Sie sind immerfort im Gefängnis mit Ihrem Kreuz, aber wie schön und gut wird auch Ihr Ostern im Himmel sein! Dieses Ostern sollen Sie sich innig wünschen, denn es bedeutet die Wahrheit ohne Wolken, die Güte ohne Prüfung, die Liebe ohne Schmerz. - Ich wünsche es Ihnen aber trotzdem noch nicht, weil die Frucht sich nach dem Baum und die Krone nach dem Kampf bemißt. Übrigens möchte ich Sie noch nicht glückselig sehen, weil jetzt die Zeit der großen Gewinne ist - das Kapital der Gnaden ist gewaltig, so muß auch der Gewinn entsprechend hoch sein. Nehmen Sie Ihren Zustand als Ihre Frömmigkeitsregel - die Krankheit ersetzt alles im höchsten Grade, der Zustand des Leidens ersetzt viel - darin soll die Waagschale bestehen.
Der augenblickliche Wille Gottes ist die beste Uhr! Sie schreiben mir von geistlichen Übungen unter meiner Leitung - später - Sie können damit mit meinem Herzen zählen, denn ich wäre glücklich, Ihnen ein bißchen Gutes zu erweisen.
Ich habe einmal Frau Spazzier hier gesehen; sie begleitete ein Fräulein von Hyères nach Nancy, sie ist gestern um 11 Uhr vormittags wieder nach Hyères zurückgekehrt, wo sie noch einen Monat lang bleiben soll. Ich halte an meiner Ansicht fest, daß das Ordensleben nicht ihre Berufung ist. Ich habe ihr geraten, sich in U. Lb. Frau von Laus eine Wohnung zu nehmen, wo sie mit ihrer kleinen Rente leicht und fromm leben könnte. Aber ich habe ihr gesagt, noch darüber nachzudenken.
Ich habe diese gute Dame von Leusse getroffen; es war mir eine sehr große Freude; welch eine gute Seele!
Ich habe an Sr. Pauline Ihren Akt noch nicht ausgehändigt, ich habe erst vor ein paar Tagen ihre Anschrift in Erfahrung gebracht.
Ich würde mich freuen, diesen heiligmäßigen Priester aus Valence kennenzulernen, von dem Sie mir schreiben, aber warten wir, bis er mehr Zeit hat. -
Im allgemeinen glaube ich nicht an diesen Grund des Zeitmangels, wenn es sich um etwas handelt, was einen interessiert, denn ich mache mir mit Recht immer Vorwürfe, weil ich in diesem Punkt t r ä g e gewesen bin, man verliert soviel Zeit mit Nichtigkeiten!
Morgen haben wir eine Erstkommunionfeier von 36 Erwachsenen; welch schöne Ernte! Und am Sonntag Quasimodo werden 45 Leute gefirmt. Wie gütig ist doch der lb. Gott, daß er uns so tröstet!
Unser Haus in Marseille bewirkt Herrliches, es befällt mich eine heilige Eifersucht: diese Stadt von Marseille hat mehr Feuer, sogar mehr als Lyon, wo man nichts Zusätzliches will, nicht einmal das 40s t ü n d i g e G e b e t.
Unsere Gemeinschaft in Paris schreitet voran, wir sind hier 12; wir haben die tägliche Aussetzung und teilweise auch in der Nacht.
Ein Abenteuer! Wir wurden bestohlen (am Rande steht: "zweimal", A.d.H.) durch einen neuen Portier namens Josef Riboulet, ein ehemaliger Sergent der Aufseher über die Galeerensträflinge in Toulon und der Mautstelle von Roussillon.
Sollte dieser Unverschämte jemals bei Ihnen auftauchen, er war bereits bei einigen Bekannten, so sollen Sie wissen, daß es sich um einen r a f f i n i e r t e n D i e b und S c h e i n h e i l i g e n handelt; dies ist also das Bild unserer Armseligkeit gegenüber Gott, der mir noch mehr gegeben hat, als ich diesem armen Tropf.
Ich konnte bei meiner Durchreise in Lyon nicht mehr zu Ihnen zurückkehren, ich war gezwungen, sofort abzureisen, weil mich eine Botschaft erreichte, eine Person der Gemeinschaft nebenan liege im Sterben - Gott hat sie geheilt.
Adieu, gute Tochter - H a l l e l u j a!
Ganz Ihr
Eymard.
Nr.0930
An de Cuers
Ostermontag, 1860 (9. April).
Lieber Pater de Cuers!
Ich erwartete es kaum, Ihnen das Halleluja der Auferstehung zuzurufen und Ihnen ehestens zu schreiben; ich konnte es nicht, meine kleinen Migräneanfälle kommen im Frühjahr wieder, und in diesem Zustand bin ich träge und blöde.
Wir waren mit Arbeit erdrückt, aber trotzdem sehr glücklich. Gestern, am hl. Ostertag, empfingen 33 junge Arbeiter und drei Mädchen in unserer Kapelle ihre Erstkommunion.
Am Morgen ist Msgr. Serra, Bischof von Neu-Holland, gekommen und hat sie gefirmt und Herrn Chanuet die Tonsur erteilt. Sollten Sie den Bischof von Marseille getroffen haben, hat er Ihnen bestimmt von seinem Besuch in unserem Haus erzählt; er hat Herrn Carrié am Passionssonntag die Tonsur erteilt, sodaß wir jetzt zwei Kleriker mehr haben.
Während meines Aufenthaltes in Marseille hat P. Champion vorübergehend einen Unter-offizier und Schneider aus der Dauphiné aufgenommen; man hat ihm schließlich die Arbeit des Hauswartes übertragen; er machte den Eindruck, ordentlich und flink zu sein; aber eines Tages, während des Segens, nahm er Reißaus und ließ eine Uhr, Geld und Kleider mitgehen. Er hatte die Kühnheit, während des morgendlichen Chorgebetes alle Zivilkleider von Herrn Carrié bei einem neuerlichen Diebstahl zu klauen.
Das also ist wieder eine kleine Prüfung: die größere Prüfung lag darin, daß ich in der Erwartung des Schwurgerichtes vor dem Kommissär und dem Untersuchungsrichter erscheinen mußte.
Gott sei für alles gelobt!
Herr Perret ist noch immer in Lyon, wo er seinen ältesten Bruder verloren hat; er schreibt mir, daß er am Ende des Monats nach Paris komme. Er hat in Lyon alle seine guten Werke wieder aufgenommen. Er ist ein heiligmäßiger Mann.
Hier läuft alles wie gewöhnlich. Eben ließ ich einen ausgezeichneten Oberfeldwebel die Erprobungsexerzitien machen; er scheint mir ausgezeichnete Absichten und Talente zu haben: wir werden prüfen, ob er uns entspricht.
Nr.0931
An Frau Gourd
Alles für Jesus, Hostie der Liebe.
Paris, 21. April 1860.
Es schmerzt mich, gute Tochter, Sie auf meine Antwort warten zu lassen. Ich habe darauf vergessen.
Wäre er gleich nach seiner Beichte gestorben, würde man ohne Zweifel sein Heil erhoffen; aber wenn man unter der Wirkung der heiligmachenden Gnade lebt, verherrlicht man Gott und verschönert seine Krone.
Lieben Sie innig Unseren Herrn, gute Tochter, denn er liebt Sie sosehr!
Gehören Sie ihm ganz, in den Absichten, Werken, Leiden; das ist ganz richtig! Geben Sie sich ohne Unterlaß seiner Liebe zurück; das ist das Besondere der echten Liebe.
Gott sei in Ihnen, alles Gute!
Adieu, gute Tochter!
Ihr ergebenster
Eymard.
P. S. - Lesen Sie meinen Brief an Frl. Stephanie.
Nr.0932
An Frl. Stephanie Gourd
21. April 1860.
Gute Tochter, endlich habe ich ein Brieflein von Ihnen! Aber Sie sind wohl entschuldbar, weil Sie für alle dasind, und weil Ihnen unser guter Meister alles bedeutet. Das ist für mich der größte Trost: zu sehen oder zu vernehmen, daß meine geistlichen Kinder über alle Dinge zu Gott gehen und - unabhängig von allem - Gott gehören. Ja, benützen Sie alles als Mittel, ruhen Sie sich nur in Jesus aus. Seien Sie in allem wie eine Dienerin, gehören Sie aber einzig Ihrem Meister und Herrn Jesus Christus.
Hören Sie auf den Engel, der von seiten Gottes zu Ihnen spricht, aber achten und lieben sie ihn nur als den Minister des Königs Jesus, der in Ihrem Herzen allein leben, regieren und Gefallen haben soll.
Indes bedauere ich sehr den Verlust, den Sie durch den Tod des Herrn Pfarrers erlitten haben; denn ich sehe, daß er für Ihre Seele gut und klug war. Würde er noch leben, würde ich Ihnen sagen: gehen Sie weiterhin zu ihm. Da er aber nicht mehr da ist, sehen Sie zu, ob Ihre Seele weiterhin in Frieden bleibt und in Ihren Pflichten und vor Gott die Freiheit bewahrt.
Mir fällt dieses Buch nicht mehr ein, von dem ich Ihnen berichten wollte, es sei denn, es wäre ein Buch über das Hl. Sakrament. Ich mag die Betrachtungen des P. Dupont über das Leben und die Geheimnisse Jesu Christi sehr; es ist meiner Meinung nach bei Périsse neu gedruckt worden, oder bei Palagaud? Aber das beste Buch ist Jesus, und die beste Kopie davon ist Ihr mit Jesus vereinigtes Herz.
Im allgemeinen soll die hl. Kommunion, wenn Sie kommunizieren oder die Danksagung verrichten, alles bedeuten und alles ersetzen. Was wollen Sie mit einem Einführer anfangen, wenn Sie beim König sind? Ein Stück Brot suchen, sobald Sie der König an seinen göttlichen Tisch setzt?
Die Frage eines Vikariates wäre gut, sollte es für die Aufbewahrung der Eucharistie absolute Bedingung sein. Aber solange man Ihnen die Hlst. Eucharistie läßt, seien Sie zufrieden.
Gute Tochter, seien Sie gut, liebenswürdig und anmutig; das ist die Blume der göttlichen Liebe.
Adieu, ich segne Sie und lasse Sie bei Jesus.
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.0933
An Frau Spazzier
Paris, 24. April 1860.
Teure Tochter im Herrn!
In diesem Augenblick erhalte ich den Brief des lb. und hervorragenden Pater Superiors von Laus - ich sende ihn Ihnen; sicherlich sind die Bedingungen sehr angenehm - an Ort und Stelle werden Sie ja sehen; es gibt dort auch das große Haus darunter, wo sich ein großer Garten befindet, Sie kennen es; mit 100 Francs kommen Sie durch und 400 Francs für Ihren Unterhalt reichen.
Es scheint mir, daß dieses ruhige und zurückgezogene Leben neben einer Ordensgemeinschaft und einem Mann Gottes, wie es P. Blachard ist, unter dem Gesichtspunkt des Heiles eine wünschenswerte Lösung ist.-
Ich habe Ihnen keine anderen Lösungen vorzuschlagen, gute Tochter, als die Angemessenheit Ihrer Wünsche, da Sie ein Pensionsgast in einem Kloster weder sein können noch wollen.
Überdies, sehen Sie, daß es ein unsagbares Leiden ohne Ende wäre, hier neben diesen Damen zu leben, ohne deren Mitglied sein zu können; besser ist es, dies zu vermeiden.
Ich denke, Sie finden Wege, in Laus eine nützliche Beschäftigung zu finden; wenn ich Ihnen hier ein paar Aufträge zur Erstellung kleiner Bilder auftreibe, wie ich es hoffe, dann wird alles gutgehen.
Ich habe Frau v.Prailly nichts über Ihren Plan gesagt, außer I h n e n z u s a g e n, d a ß i c h n a c h L a u s g e s c h r i e b e n h a b e; da ich von einem Tag auf den anderen die Antwort erwarte, wollte ich nicht zweimal schreiben.
Führen Sie Ihre kleinen Übungen und die Betrachtung fort, wie es Ihnen Fräulein G. gesagt hat, aber ohne deren Sklavin zu werden, Sie müssen dem Zug der augenblicklichen Gnade folgen.
Trachten Sie, an einem Tag nach Gap zu reisen, wo es einen Wagen nach Laus gibt. Ich glaube, daß er den ganzen Monat Mai verkehrt.
Gott segne und begleite Sie, gute Tochter! In seiner Liebe bleibe ich Ihr ergebenster
Eymard
Sup. S.
An Frau Isabelle Spazzier
rue Massilon, Haus Giraud
Hyères (Var).
Nr.0934
An de Cuers
Paris, 24. April 1860.
Lieber Pater!
Ich möchte Ihre Kirche aus Gold gebaut und Ihre Paramente als die schönsten der Welt sehen: die junge Tochter ist immer reicher ausgestattet.
5. Ich sende Ihnen meinen Brief an Herrn Golliet; er ist positiv und traurig; auch er war nur ein Hilfsarbeiter für den Augenblick und kein Sohn der Familie.
6. Wenn er sofort seinen Entschluß faßt, schreiben Sie mir und ich werde Ihnen P. Clavel früher kommen lassen.
Hier gibt es nichts Neues; alle arbeiten und sind sehr beschäftigt: Gott sei dafür gelobt!
Ich vermag Ihnen die Freude nicht zu beschreiben, welche uns Ihre Briefe bereiten, und wie gut mir Ihr Mut im Dienst des Guten Meisters tut; in Ihm verbleibe ich
ganz Ihr
Eymard,S.S.
Nr.0935
An Marianne
Paris, 25. April 1860.
Liebste Schwestern!
Ich bin andauernd etwas faul, aber Eure Nächstenliebe wird mich entschuldigen, denn es ist nicht böser Wille dahinter, sondern die so hektische Lage des Osterfestes.
Ich habe die Antwort des Kammerherrn des Kaisers erhalten; sie meldet, daß die Bittschrift durch den Kriegsminister dem Divisionsgeneral des Korporals Oddoux zugeschickt worden sei. Man sagt mir auch, daß die Angelegenheit auf dem rechten Weg sei. Sagt auch dem Händler Bethoux, daß ich mich um seine Sache kümmere.
Ich werde Frau Gräfin v. Harenc für die kleine Nichte schreiben; wenn man sie wegen ihres Alters nicht mehr im Kloster behalten kann, möge man sie in Lyon in einem Beruf ausbilden lassen.
Es geht mir gut, unsere kleine Gesellschaft geht gut, wir sind 18 Anbeter.
Ich weiß nicht, wann ich Euch besuchen kann. Ich bin ein wenig wie die Vögel, die nicht wissen, in welche Richtung sie am nächsten Tag fliegen werden, ja sogar eine Stunde nachher nicht.
Ich hätte eine große Lust, den Felsen U. Lb. Frau von La Salette zu küssen und die Steinplatten der Kirche von Laus; aber wie es Gott gefällt.
Ich werde Frl. Guillot Vorhaltungen machen; ich habe sie beauftragt, über die Einzelheiten hier an Euch zu berichten; sie hat auch recht viel zu tun.
Ihr könnt Euch kaum vorstllen, wie das Leben in Paris abläuft und wie man fortwährend beschäftigt ist; es leben ja soviele Leute hier!
Nun ist Frühling, lb. Schwestern, hütet Euch vor Brustfellentzündungen; gebt wenigstens auf Eure schwache Gesundheit acht; auf mich schaut der lb. Gott.
Ich segne Euch, gute Schwestern, ich verbleibe in Unserem Herrn
Euer teuerster Bruder
Eymard, Sup.
Nr.0936
An Frau Jordan
Paris, 26. April 1860.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
So lang ist's her, daß ich Ihnen nicht geschrieben habe! Danke vor allem für die Meßstipendien und was Sie für das Hlst. Sakrament getan haben: der Chormantel ist fertig und macht Unserem Herrn alle Ehre.
Ich wollte Ihnen durch Ihre Nichte schreiben lassen; es war nicht möglich, so habe ich lieber auf einen ruhigeren Zeitpunkt gewartet.
Es wurde mir berichtet, daß unser Dieb Josesph Riboulet (aus Roussillon) im Gefängnis von Lyon sei und daß er bei uns nicht das erstemal gestohlen hätte.
Wir hatten zu Ostern eine recht interessante Erstkommunionfeier von 36 verwahrlosten Kindern; sie waren gut vorbereitet und ich hoffe, Unser Herr wird mit ihren kleinen Herzen zufrieden sein. Nun bereiten wir weitere 30 für Maria Himmelfahrt vor. Paris ist wirklich ein R e f u g i u m p e c c a t o r u m (Zufluchtsstätte der Sünder, A.d.Ü.), wohin der Teufel, wie mir scheint, alles schickt, was er anderswo findet.
Was uns betrifft, so gehen wir mit Freude und Wonne der Vollendung unseres erhabenen Zieles, der ununterbrochenen Anbetung, entgegen. Wir haben nun die Aussetzung den ganzen Tag und die Anbetung währt bis eine Stunde nach Mitternacht. Sehen Sie, wie gut der geliebte Meister ist, unsere Gnaden so zu mehren und für uns ganz allein auch in der Nacht auf seinem Liebesthron zu verweilen!
Ich stelle Sie gerne zu seinen Füßen als meine älteste Tochter und teure Schwester im Herrn, ebenso auch Ihre lb. Mathilde und all die anderen. Das ist ja richtig, weil es versprochen wurde.
Bald sind Sie wieder mit Ihren Seidenwürmern beschäftigt. Aber warum klappt es nicht mehr? Der Teufel mischt sich ein.
Es kommt mir ein Gedanken: versprechen Sie den Zehnten für den Herrn im Hl. Sakrament, den König. Wenn er Ihnen eine großartige Ernte gewährt, was gibt es dann zu befürchten? Da können beide Seiten nur gewinnen.
Verlieren Sie also nicht den Mut!
So stehen wir nun vor dem Monat Mai, dem Monat der Mütter und Kinder; ehren Sie ein bißchen mehr die hlst. Jungfrau als Anbeterin und in der letzten Phase ihres Lebens im Abendmahlssaal.
Halten Sie sich nicht immer in Nazaret auf, wenn die hlst. Jungfrau sich in Jerusalem und im Abendmahlssaal befindet.
Bald erhalten Sie ein Offizium des Hlst. Sakramentes; es ist auf dem Weg.
Wann werde ich Sie wiedersehen? Ich weiß es nicht; ich verstehe und akzeptiere die Begründung, die Sie zur Hüterin Ihres Hauses gemacht hat.
Es ist die Religion der Pflicht und der Nächstenliebe; das ist gut so!
Der lb. Gott mischt sich in die Ereignisse; er ist es, der kämpft: wer vermag ihn zu besiegen? Wir machen uns auf zur Rückeroberung der verlorenen Autorität, der Grundlage des Glaubens, die der Papst darstellt.
Hier ist die Frage der Güter nur ein Vorwand, seien Sie sicher; die Geheimbünde hatten es auf die Vernichtung angesehen, als sie (den Papst) beraupten; sie wollten ihn verjagen, indem sie ihn enteigneten.
Ich kenne dafür Eingeständnisse und Grundsätze, die einem die Augen öffnen würden.
Leben Sie wohl, gute Tochter!
Sie wissen, wiesehr ich im Herrn mit Ihnen vereint bin,
Eymard.
Nr.0937
An Frau v. Grandville
Paris, 26. April 1860.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Nun habe ich ein wenig Zeit für Sie, wir waren sehr beschäftigt mit einer schönen und rührenden Erstkommunionfeier unserer erwachsenen Arbeiter; sie waren 36 an der Zahl am hl. Osterfest. Um diese große Familie würdig auf die Teilnahme am königlichen Fest vorzubereiten, galt es, sich voll für diese Aufgabe einzusetzen und ganz dafür da zu sein. Jetzt fangen wir dieselbe Vorbereitung mit 30 anderen für das Fest Maria Himmelfahrt an. Welch schöne Aufgabe! Die Natur mag sie zwar nicht, der damit Betraute möchte sie am liebsten abschütteln, aber der Glaube zeigt ihren so hohen Wert, und die Liebe macht sie anziehend.
Ich habe keine Pläne abwesend zu sein, außer am Fest der hl. Dreifaltigkeit; in dieser Zeit (3. - 10. Juni) werde ich in Rouen Anbetungsexerzitien geben.
Der Erzbischof möchte unser WERK kennenlernen und mich sehen. Wäre Rouen nahe bei Nantes, würde ich Ihnen sagen: Kommen Sie zu diesen Exerzitien!
Sie fangen also mit den Vorbereitungen für "St. Joseph" an, damit Unser Herr übers Jahr eine Wohnung finde. Sie scheinen mir nicht recht daran zu glauben. Daran sind die Menschen schuld, die Ihnen kein Vertrauen einflößen, und Sie hätten recht, wenn es bei der Gründung auf sie ankäme; aber bei den Menschen darf man nicht anfangen. Der Wind weht, wohin Gott ihn treibt, und alles, was auf dem Weg dieses von oben kommenden Windes liegt, nimmt dessen Richtung an. Es kann gar nicht anders - es müßte denn ein Felsen sein... und selbst Felsen haben schon Gott gehorcht.
Und Sie, gute Tochter, womit verbringen Sie Ihre Zeit? Lieben Sie recht unseren gütigen Gott und Herrn, der Sie so innig liebt? Der Sie unter allen Töchtern Israels durch seine Liebe auszeichnet? Der Ihre Sonne, Ihr Gastmahl, Ihr tägliches Lebensbrot geworden ist? Möge doch diese göttliche Sonne selbst das trübe Eis zum Verschwinden bringen, das wie Staub Ihre Handlungen und Armseligkeiten bedeckt! Dann wäre es schnell geschehen. Dieses königliche Gastmahl sei Ihre Herzensfreude! Suchen Sie keine andere! Ihr Leben sei wie das Leben der Rebe am Weinstock, wie die Blüte der Lilie, wie die Frucht der Liebe...In dem Maß, als die Strahlen den Kristall durchdringen, wird er selbst leuchtend. Oh, warum bleiben wir im Angesicht der Sonne immer so dunkel? Warum bleiben wir unter der Einwirkung dieser göttlichen Flamme so kalt, unter dem Einfluß dieser Gotteskraft immerfort schlaff? Wir sind eben noch krank, noch an so manches gebunden, von schlechten Neigungen erfüllt, die uns zu Fall bringen. O Teich von Siloe, du bist das Heilmittel für alle Übel! Jesus selbst ist dieser Teich, dieses lebenspendende Wasser.
Wäre Nantes in Orléans gelegen, hätte ich Sie besucht, denn es ist ein Jahrhundert her, seitdem ich Sie nicht mehr gesehen habe..., aber man muß auf die Anweisung und die Stunde der Abfahrt und Ankunft warten.
Leben Sie wohl, gute Tochter. Sie sind mir stets euharistisch sehr teuer, und im Herrn vereint, bleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard, Sup.
Nr.0938
An Frau Tholin
Paris, 29. April 1860.
Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!
Ich nehme aufrichtigen Anteil am neuen Kreuz, das Ihnen Unser Herr auferlegt hat. Ich begreife, wiesehr Sie es spüren. Glücklicherweise gehören Sie ganz diesem guten Meister und seinem liebenswürdigen Willen; denn Sie wissen, daß alles auf der Waage der göttlichen Güte uns zugemessen ist.
Leben Sie ein wenig von Ihrer Rente und schonen Sie etwas Ihre Kräfte, die Sie sich in der Sonne des Südens geholt haben. Ach, arme Tochter, Ihre Seele gleicht einem Ackerfeld, in das jedermann seine Furchen gräbt, und Gott streut dann den Samen des ewigen Lebens hinein.
Sagen Sie Ihrem guten Vater, daß ich für ihn bete; Ihrem lb. Bruder, wieviel mehr ich ihn liebe; Ihrem vorzüglichen Gatten teilen Sie mit, daß ich ihm sehr geneigt bin; und Sie, gute Dame, mögen mir glauben, daß ich in Vereinigung mit dem Herrn verbleibe als Ihr ergebenster
Eymard, Sup.
P. S. - Gerade eben berichtet mir Herr Favrel, daß Gott Ihren lb. und frommen Vater zu sich gerufen hat. Möge der Himmel seine Wohnung, Jesus Christus seine Krone sein! Trösten Sie sich mit Ihrer Hoffnung, gute Dame; es bedeutet ein Trost für Sie, daß Sie an seiner Seite sein durften bis zu seinem letzten Atemzug. Ich will recht für ihn und für Sie alle beten.
An Frau Tholin-Bost
in Amplepuis (Rhône).
Nr.0939
An Frl. Jenny Gaudioz
Paris, 29. April 1860.
Teuerste Schwester im Herrn!
Ihr Brief vom 13. liegt vor mir und fordert seine Beantwortung; er wäre als erster drangekommen, wenn ich etwas Zeit gehabt hätte, aber die Osterzeit und hinzugekommene Beschäftigungen haben mich bis heute daran gehindert, Ihnen zu antworten.
Ich freue mich, gute Tochter, über Ihr Glück; man fühlt sich überall dort wohl, wo uns der lb. Gott will und uns segnet, - anderswo ginge es einem schlecht, und wäre es das irdische Paradies. Ich bin nicht erstaunt, daß Sie in dieser heiligen und liebenswürdigen Gemeinschaft des hl. Herzens Jesu glücklich sind, wo Jesu Liebe und Verherrlichung ist, wo die Anbetung der Handlung folgt. Sie sollen nur eines ersehnen: die Bestätigung Ihrer Berufung, - das hl. Kleid läßt sehr auf sich warten! Und doch haben Sie das erste Kleid, es ist jenes des Geschenkes der Selbsthingabe an Gott und die Freude an seinem Dienst. Ja, gute Tochter, schenken Sie Gott ohne Vorbehalt, ohne Bedingung, in ewigen Zinsen, und Sie werden nichts verlieren. Halten Sie sich vor Augen, daß das Ordensleben die Hölle der Sünde, das Fegfeuer der Lauheit und das Paradies der Liebe ist.
Um darin wirklich glücklich zu sein, muß man nichts anderes wollen als den bestmöglichen Dienst an Gott durch das Absterben des Ich. - Wenn so die Eigenliebe keine Nahrung mehr bekommt und keinen Zufluchtsort mehr findet, ergibt sie sich, sie wird leicht ersetzt durch die Liebe zur Demut, der Nächstenliebe und der hl. Dilektion.
Ich weiß nicht, ob Ihre lb. Schwester Maria an das Ordensleben denkt. - Ich glaube nicht, es sei denn, sie denkt an das Leben der Tante, das schön ist vor Gott, aber nichts vor den Menschen bedeutet - denn man muß zuerst sterben, bevor es Früchte gibt.
Ihre Tanten sind wohlauf. - Schwester Benedikte geht es gut. - Ich sehe sie im Vorbeilaufen. Ich habe soviel zu tun, daß ich kaum das Wesentliche erledigen kann.
Ich habe es sehr bedauert, daß ich Sie auf meiner Durchreise in Lyon nicht aufsuchen konnte; ich war mit einigen Erledigungen und wegen des schlechten Wetters derart in Anspruch genommen, daß ich fast niemand getroffen habe.
Meine Grüße an Ihre guten und liebenswürdigen Eltern, an Ihre Schwester Maria. Aber vergessen Sie mich insbesondere nicht bei Ihrer Ehrwürdigen Mutter und Ihrer Güte zu mir. Ich bewahre in meinem Herzen stets jene süße Erinnerung meines Besuches bei den Herz-Jesu-Schwestern, wo man die so reine Luft der Liebe zu Gott atmet.
Ich segne Sie, gute Tochter, und bleibe im Herrn
Ihr ergebenster
Eymard
Sup.
Nr.0940
An de Cuers
Paris, 29. April 1860.
Lieber Pater!
1) Vor allem fragen Sie ihn, ob ihm sein Bischof ein Rücktrittsschreiben oder ein EXEAT geben wird. Wenn es ein EXEAT ist, nehmen Sie ihn nicht auf: dies bedeutet eine ungünstige Beurteilung.
2) Beurteilen Sie seinen angestrebten Beweggrund; diese übereilte Vorgangsweise gefällt mir nicht.
3) Sie könnten ihn mittels Exerzitien von einigen Tagen näher prüfen, ob er berechtigte Hoffnung für eine gute Berufung zeigt.
4. Was die Kleidungstracht der Brüder, die ausgehen, anlangt, meine ich folgendes: sie sollen einen kurzen Priesterrock tragen, den man vorne schließen kann wie einen Talar; über diesen kurzen Priesterrock soll man einen Halbtalar darüberziehen können, der vom Hosenbund bis unten reicht, sodaß sich die Brüder, die von auswärts zurückkommen, nicht immer umziehen müssen; ein runder Hut, schwarze Hose, ein innen weißer Halskragen.
5. Frater Carrié wird Ihnen schreiben. Er ist überhäuft mit Arbeit: seine Theologie, sein Latein, seine Kinder, seine Sakristei; er hat mir versprochen, Ihnen bald zu schreiben.
6. Herr Golliet könnte mittels Herrn Meynier nach Korsika gehen. Herr Meynier kennt nämlich den Bischof besonders.
Alle umarmen Sie in o s c u l o s a n c t o.
Ganz Ihr
Eymard, Sup.
An hochw. P. de Cuers
Oberer der Religiosen vom Hlst. Sakrament
Nau Straße 7
Marseille