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Nr.0901
An Frau v. Grandville
Paris, 28. Dezember 1859.
Teuerste Tochter im Herrn!
So bin ich nun wieder seit einigen Tagen in Paris; ich erwarte jetzt Nachricht von Ihnen und Ihrer Familie. Sie haben sich lange in Schweigen gehüllt. Ich hoffe, daß der Kalvarienberg vorbei ist, und daß Sie nun in der frohen Stimmung der Auferstehung und Danksagung sind, der ich mich von ganzem Herzen anschließe.
In unserem Haus in Marseille hinterließ ich alles mit der täglichen Aussetzung im vollen Betrieb: es ist ein kleines Feuer, das in dieser großen Stadt angezündet wurde.
Wir möchten nun ein weiteres Haus gründen - dort, wo es unserem guten Meister gefallen wird, seinen Thron der Liebe und Gnade aufzuschlagen. Man nennt mir Lyon. Ich weiß noch nicht, ob dies der Wille Gottes ist. Unsere kleine Gesellschaft nimmt zu; nun sind wir unser 15; wir brauchen aber wahre Anbeter.
Auf der Rückkehr habe ich 2 Anbetungszentren besucht: das eine befindet sich in Tarare, einer kleinen Stadt bei Lyon, wo ich kurze eucharistische Exerzitien gepredigt habe; das andere ist in Amplepuis errichtet. Wie war ich erbaut und getröstet, dort so viele eifrige Anbeter in der Pfarrei zu finden!
Sie sind die Erste, der ich ein heiliges, glückseliges und ganz eucharistisches Neujahr wünsche; schließt doch die Hl. Eucharistie alle Gottesverehrung und alle Vollkommenheit auf dieser Welt in sich. Erbitten Sie für mich die Liebe zu diesem guten Meister, die Liebe des hl. Petrus und des hl. Johannes - dann bin ich mit Ihnen zufrieden.
Ihr ergebenster
Eymard, Sup. S.S.S.
Nr.0902
An de Cuers
Gemeinschaftsbrief an die Patres und Brüder des Zönakels von Marseille für Neujahr 1860
Paris, 30. Dezember 1859.
Ein glückliches Neujahr, liebe Patres und Brüder!
Ihr habt das ablaufende Jahr gut vollendet: Gott hat gepflanzt. Im beginnenden Jahr werdet Ihr diesen Lebensbaum fleißig begießen und hingebungsvoll pflegen; Ihr werdet dieses göttliche Pfropfreiß nehmen und der armen Natur des Adam aufpfropfen, damit dieser Wildling natürlich und fruchtbar werde.
Ja, beseelt Euch mit dem Geist des Absterbens und Lebens der göttlichen Eucharistie. Indem wir uns selber absterben, regiert Jesus in uns!
Erneuert tagtäglich Eure Selbsthingabe für die Liebe und Ehre Jesu in der Eucharistie und Ihr werdet sehen, daß Ihr immer etwas zu opfern und zu schenken haben werdet.
Möge Euch der Gute Meister segnen, Euch krönen mit seiner Gnade, Euch in seiner freundlichen Liebe zusammenhalten und Euch bei allen Euren Arbeiten beleben! Das ist mein Wunsch.
Erbittet dies als Gegenleistung für mich und Eure Brüder in Paris, die sich mit mir vereinigen, um Euch ganz herzlich in Unserem Herrn zu umarmen.
Eymard.
Lieber Pater de Cuers! Ich hoffe, daß Sie das Ziborium erhalten haben, welches Ihnen am Samstag früh hätten werden müssen.
Wir erwarten den Hirtenbrief aus Marseille.
In Unserem Herrn bleibe ich tausendfach vereinigt mit Ihnen.
Nr.0903
An Frl. Billard=Sr. Josephine sss
für Fräulein Billard, im Kloster Schwester Josephine vom Hl. Sakrament
Am Sonntag: eine Stunde Anbetung halten am Nachmittag.
Bezüglich der Gelübde:
1. Über die Armut: im Hause handeln wie eine gute Dienerin, die lediglich die Verwalterin des göttlichen Meisters ist. Alle notwendigen Ausgaben durchführen.
Jeden Monat an Frl. G. Rechenschaft ablegen über Ausgaben und Einnahmen. Wenn Sie es voraussehen können, daß persönliche Gegenstände von einem gewissen Wert gekauft werden müssen, sollen Sie dafür acht Tage vorher um die Erlaubnis bitten.
2. Über den Gehorsam: die obenstehende Regel beachten.
3. Über das eucharistische Gelübde: Ihren Besuch beim Hlst. Sakrament von der Dauer einer halben Stunde machen; wenn Sie das nicht tun können, sollen Sie daheim gesammelt bleiben in Vereinigung mit den Anbetungen, die Unserem Herrn im Himmel und auf Erden entgegengebracht werden.
Am Sonntag und gebotenen Feiertagen eine Stunde Anbetung halten, die Sie auch teilen können. Dabei nicht vergessen, daß damit ein vollkommener Ablaß gewonnen werden kann.
Hinweise
Sich immer daran erinnern, daß eine Dienerin gänzlich dem Dienst ihres guten Meisters und ihm mit Freude und Hingebung dienen soll.
Sich erinnern, daß eine Braut ganz der Liebe ihres göttlichen Bräutigams gehört und nichts anderes sucht als ihm zu gefallen und an ihm ihr Wohlgefallen zu finden.
Aus der Eucharistie und für die Eucharistie leben, wie die Engel im Himmel nur von Gott leben.
Nr.0904
An Frl. Billard
(1859)
4.45 h: Aufstehen
5.30 h: Betrachtung
6.00 h: hl. Messe
7.30 h: Frühstück
8.00 h: Handarbeit
10.oo h: 5 Vaterunser mit der Werkstatt (avec l'atelier?)
11.55 h: Partikularexamen
12.00 h: Mittagessen
13.00 h: Freizeit
14.00 h: Lektüre
15.00 h: 5 Vaterunser für den Kreuzweg
17.00 h: Jause
18.00 h: Rosenkranz
18.30 h: Besuch beim Hlst. Sakrament
19.00 h: Abendessen
20.00 h: Abendgebet
21.00 h: Zubettgehen
Die Stunde preisen.
_________
Anmerkung: Diese Tagesordnung ist vielleicht die Ergänzung der Tagesordnung, welche im Briefeband III auf Seite 215 abgedruckt wurde.
Nr.0905
An Frl. Luise v. Brissac
o. D., wahrscheinlich 1859 oder 1860
Q.: Zeitung: "Notre Dame de La Salette", erschienen in Muret; 1. Jg., Nr. 11, Mai 1860, S. 88-89. P. Sibillat hatte am 26. April 1860 diesen Brief an die genannte Zeitung gesandt.
Der Text wurde zitiert in: "Bulletin des Missionaires de N.D. de La Salette", Jg. 1956, Nr. 565, S. 245-247.
Sehr geehrtes Fräulein!
Ich möchte mit ein paar Zeilen auf Ihre Wünsche antworten.
Im Monat September des Jahres 1858 erkrankte ein 31jähriges Fräulein. Gegen Abend rief man ihren Beichtvater, weil man eine zunehmende Schwäche feststellte und weil die Kranke es auch selber wünschte. Weil ich sah, daß der Pater nicht kam, begab ich mich ins Haus der Kranken, um mich nach ihr zu erkundigen. Ich traf den Beichtvater, der gerade das Zimmer der Kranken verlassen hatte. Ich fragte ihn: "Wie geht es der Kranken?" - "Besser, es besteht keine Gefahr." - "Haben Sie sicherheitshalber Ihre Beichte gehört"" - "Ja" - "Da ich nun hier bin, will ich sie grüßen gehen." Er steigt mit mir in den ersten Stock hoch. Ich finde die Kranke umgeben von ihren Freundinnen. Sie erkennt und grüßt mich. Ich richte einige aufmunternde Worte an sie und sie sagte, sie möchte sich den Händen Gottes überlassen. Und dann, nach etwa zehn Minuten, trat im Zustand der Kranken eine schlagartige Veränderung ein. Sie kann nicht mehr reden, ihre Augen werden regungslos. Sie sieht und hört nichts mehr. Ich taste ihren Puls, kein Puls mehr; es stellt sich ein kalter Schweiß ein, sie öffnet den Mund, es ist das Röcheln des Todeskampfes. Dann wende ich mich zum Beichtvater und sage: "Aber sehen Sie denn nicht, daß sie stirbt, der Todeskampf beginnt. Noch ein paar Minuten und sie ist tot; geben Sie ihr rasch die Krankensalbung."
"Ach", erwiderte er, "es ist zu spät, ich habe nicht mehr Zeit, die heiligen Öle zu holen." Eine Freundin hört das, sie tritt zur Sterbenden heran und flößt ihr einige Tropfen Wasser von La Salette in den Mund. Die Schluckfunktionen hatten bereits aufgehört. Nach diesem Wasser hörte das Röcheln auf, keine Bewegung mehr, kein Stöhnen, sondern die Kälte des Todes. Sie wird steif und kalt in ihren Kissen; alle halten sie für gestorben und entfernen sich mit Verwunderung und Erschaudern. "Wer wird ihrer Familie diese traurige Nachricht überbringen?" fragte ich. Ich knie mich zu Füßen des Bettes hin und will das De profundis beten: ich konnte es nicht zu Ende beten. Immer wieder kam mir dieser Gedanken und dieser milde Vorwurf an die Gottesmutter: O gute Mutter, gute Dame von La Salette, sie ist gestorben ohne die Sakramente zu empfangen; und dies, obwohl wir dich angefleht haben, obwohl sie Wasser von La Salette getrunken hat. Das ist zu stark! Du bist doch so gut!
Ich verharre noch einen Augenblick wie erdrückt unter dem Gewicht dieses so unerwarteten Todes. Ich erhebe den Kopf zur Toten hin; was sehe ich? Sie öffnet die Augen, sie lächelt und sagt: "Was ist los?" Ich stehe auf, niemand hat den Mut, ihr zu antworten. Da entgegnete ich ihr: "Wir haben Sie für tot gehalten". - "Aber nein, es geht mir gut, ich habe keine Schmerzen mehr". Sie setzt sich in ihrem Bett auf, plaudert, lacht. Alle staunen. Nach einer Viertelstunde der Überraschung und Freude entfernen wir uns.
Ich dachte mir, sie werde während einiger Tage nicht aufstehen können; als ich jedoch am folgenden Tag um 6 Uhr früh die Messe feierte, war diese Kranke die erste Person, der ich die Kommunion reichte. Sie ging mit festem Schritt und zeigte ein freudiges und vollkommen gesundes Gesicht. Bei diesem Anblick hätte ich vor Überraschung am liebsten geschrien. Ich traute meinen Augen nicht. Nach der Danksagung ließ ich sie ins Sprechzimmer hereinbitten. "Wie, Sie sind es? Und dazu noch so früh am Morgen?" - Sie sagte: "Ich bin geheilt und habe keine Schmerzen mehr. Ich mußte doch dem lb. Gott und der hl. Jungfrau danken." - "Aber was ist mit Ihnen passiert und wie sind Sie geheilt worden? Erinnern Sie sich, daß Sie mich gestern abends gesehen haben? " - "Nein, ich weiß nur, daß ich mich nach meiner Beichte zunehmend schwächer fühlte und langsam, langsam starb. Ich habe nichts mehr gesehen, nichts gehört und nichts mehr gespürt. Ich erstickte; dann kam mir vor, als hinge mein Leben nur mehr an einem Faden und als hätte ich einen Fuß bereits erhoben, um in die Ewigkeit einzutreten; da kam die Gottesmutter herbei und sagte zu mir: "Meine Tochter, ich habe dir Barmherzigkeit erlangt"; dann öffnete ich die Augen. Ich hatte keine Schmerzen mehr." - "Aber wie sah die Gottesmutter aus? " - "Sie trug eine Krone aus Diamanten auf dem Haupt, die wie ungleiche Strahlen nach oben strebten; ihr Kleid war weiß, aber so weiß, wie ich es nie zuvor gesehen habe, es leuchtete wie das Licht. Auf der Vorderseite waren Blumen; auf der Brust hatte sie ein großes Kreuz mit Hammer und Zange." - Dann fragte mich die Geheilte: "Warum trug die Gottesmutter dieses Kreuz auf der Brust? Ich habe die Gottesmutter noch nie so abgebildet gesehen." - Ich entgegnete ihr: "Das ist doch die hl. Jungfrau von La Salette; sie hat Sie geheilt; wir haben sie angerufen, Sie haben vom wunderbaren Wasser getrunken und so sind Sie jetzt geheilt; somit sollen Sie sie sehr lieben und ihr dienen!" - " O ja", erwiderte sie, "andernfalls wäre ich wirklich undankbar."
Der geheilten Person geht es heute gut und sie hat Wort gehalten. Sie liebt U. Lb. Frau von La Salette sehr und dient dem lb. Gott.
Soweit also, gnädiges Fräulein, der Bericht über diese Gnade, von der ich Zeuge gewesen bin. Hätte ich nicht an die Wahrheit der Erscheinung der Gottesmutter in La Salette geglaubt, so hätte mir dieses Ereignis die Augen geöffnet.
Viele Leute glauben noch nicht daran; sie sind deshalb nicht zu verdammen, denn die Vorurteile, die Unwissenheit, die Unterwürfigkeit, alldas kann einen Schleier auf die Augen breiten. Zudem will man heutzutage von Wundern nichts mehr wissen, man lacht über Wunderberichte, man streitet willentlich Gott die Macht ab, sich den armen, unwissenden, elenden, mit Fehlern behafteten Geschöpfen mitzuteilen... Man fürchtet die Illusion und stürzt sich in den Rationalismus. Man erklärt es lauthals als Betrug und wagt es, jeden zu verdammen, der an La Salette glaubt; als ob es sich um eine Frage von Vorteil, Partei oder Ruhmsucht handelte.
Ohne Unterlaß wird erklärt: Es ist nicht möglich, daß die Gottesmutter diesen beiden Kindern erschienen ist! Eine kurze Antwort sei diesen elenden Leuten voller Ausreden gesagt: Kann es Gott, ja oder nein? Wenn er es kann, sagen wir, so hat er es getan; und wir zeigen auch den Wallfahrtsort von La Salette mit seinen Bekehrungen, seinen erlangten Gnaden, seinen bestätigten Wundern, seinen Triumph inmitten seiner Feinde, sein Ruhm ohne menschliche Ehre, sein Vertrauen auf den, der sich herabgelassen hat, der Welt das Heil zu verheißen, wenn die Menschen Buße tun. - Ach, diese Leute würden weit besser handeln, wenn sie sich bekehrten.
Was mich erfreut, gnädiges Fräulein, ist die Feststellung, d a ß d i e V e r e h r u n g U n s e r e r Lb. F r a u v o n L a S a l e t t e i h r g a n z e s L e b e n u n d i h r e v o l l e S e n d u n g in d e m v e r w i r k l i c h t, w a s i h r Z i e l i s t, n ä m l i c h i n d e r s ü h n e n d e n A n b e t u n g.- Auf dem hl. Berg wird jetzt Anbetung gehalten; das Hlst. Sakrament ist feierlich ausgesetzt, an mehreren Tagen der Woche; d i e P i l g e r w e r d e n A n b e t e r. Sie kommen Unserer lb. Frau der Versöhnung zu Hilfe, die da ruft: "Ich kann den Arm meines Sohnes nicht mehr zurückhalten; die Sünden der Menschen machen sein Gewicht zu schwer und fordern die göttliche Rache heraus." Nun gut, so muß man hergehen und sich Unserem Heiland zu Füßen werfen, an der Seite Mariens, unserer guten Mutter; und so werden wir den gerechten Zorn des Himmels entwaffnen und die Welt retten, auch gegen ihren Willen.
Entschuldigen Sie diesen langgewordenen Brief, gnädiges Fräulein; das Herz ist mit der Feder durchgebrannt, aber ich weiß, daß wir derselben Ansicht sind.
Meine hochachtungsvollen Grüße an Herrn und Frau v. Brissac.
Im Herrn verbleibe ich Ihr hochachtungsvoller Diener
Eymard, Sup.
Nr.0906
An Frau Chanuet
Paris, 1. Januar 1860.
Gute Mutter!
Ich vereinige mich mit den Wünschen Ihrer lb. Kinder, ich möchte sie segnen und sie vor dem Herrn veredeln.
Seitdem ich Ihnen begegnet bin, folgt mir der Gedanke an Sie bis zu den Füßen des Hlst. Sakramentes, und ich biete Sie unablässig diesem guten Meister zu seiner größeren Verherrlichung an, denn Sie sind nur Mutter für ihn.
Betrachten Sie auch uns als Ihre kleine Familie und Ihre Kinder.
Überbringen Sie gütigst Ihrem teuren Sohn, Herrn Amadeus, Ihrer Frau Tochter und Herrn Blanc von St. Bonnet meine besten Wünsche und meine aufrichtigsten Grüße.
In Unserem Herrn verbleibe ich, gute Mutter,
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.0907
An Frau Jordan
Paris, 1. Januar 1860.
Gute Tochter!
Ich beginne bei Ihnen meinen ersten Neujahrsbrief. Ich müßte dies eigentlich gar nicht erwähnen, aber ich lege Wert darauf, daß Sie es wissen: Sie sind immerfort eine erste Tochter im Herrn und ich erhalte Ihnen dieses Recht der Ältesten. Nun ja, wiederum ist ein Jahr verflossen, dahingeschwunden, vorübergegangen wie die Sonne eines Tages oder die Gewässer eines Wildbaches; ich hoffe jedoch, es war für Gott gelebt und ist hingegangen, uns in der Ewigkeit zu erwarten.
Was soll ich Ihnen zum Neuen Jahr wünschen, gute Tochter? Das Reich der göttlichen Liebe in Ihrem Herzen? O ja, dieses Reich - denn darin besteht alles. Wenn Gott in uns herrscht, dann wird seine Wahrheit unser stets untrügliches Licht sein und sein Wille die Richtschnur unseres Willens; sein Gesetz unsere unverbrüchliche Norm und seine Ehre unser Ziel.
8. J ä n n e r .- Sehen Sie nun, unter welchem Datum ich meinen Brief fortsetze?
Ich habe eben in unserer Gemeinschaft für 5 Novizen Exerzitien gegeben; diese haben am Fest der Erscheinung des Herrn ihre Gelübde abgelegt; diese Arbeit hat mich ganz in Anspruch genommen.
So ist die gute Dame denn gestorben? Hoffen wir, daß der Herr sie erbarmungsvoll aufgenommen hat; aber man muß recht für sie beten, denn das Fegfeuer ist lang und schmerzvoll. Man muß so rein sein, um in den Himmel einzugehen!
Beten Sie und lassen Sie einige hl. Messen feiern für die Seelenruhe Ihres früheren Pfarrers, hochw. Brun-Buisson, und Sie werden ein vortreffliches Werk der Barmherzigkeit tun.
Ich hatte Unserem Herrn zu Neujahr einen weißen Chormantel schenken wollen; es fehlt uns jedoch am Nötigsten: ich habe nur 60 Fr. und er kostet mich bei 100. So komme ich denn bei Ihnen anklopfen. Auf diese Weise erwerben Sie sich den Lohn des hl. Martin; aber jetzt noch nicht, denn sicher haben die Auslagen zu Neujahr Ihren Geldbeutel erschöpft. Nun sparen Sie ein bißchen, bis Sie nach Paris kommen! Das ist es, was ich mir wünsche.
Leben Sie wohl, ich eile rasch zu den anderen und verbleibe im Herrn Ihr ergebenster
Eymard, S.S.
P.S.- Meine Segenswünsche des Himmels und der Erde Ihrer guten und teuren Mathilde.
Nr.0908
An Frau Rottier (Sr. Antoinette)
1. Jänner 1860.
Ich sende Ihnen, gute Dame, als Neujahrsgeschenk ein kleines Mädchen, damit Sie es in seiner Religion unterrichten. Mit ihm hat Sie heute früh mein Herz am heiligen Altar gesegnet, ebenso alle Ihre guten Wünsche.
Eymard.
An Frau Rottier,
Impasse des Feuillantines 14
Paris.
Nr.0909
An Marianne
Paris, 1. Jänner 1860.
Gute Schwestern!
Ich will mich nicht zur Ruhe legen, ohne Euch vorher ein glückliches Neujahr gewünscht zu haben. Ich habe es Euch an diesem Morgen am hl. Altar gewünscht, heute abend wünsche ich es Euch in der Familie.
Möge Jesus Eure Freude, Eure Liebe und Euer Glück sein! Wachset ständig in der Tugend vor ihm wie der Baum, der vom Himmel begossen wird! Ihr seid viel frei, um ihm zu dienen und den Armen zu dienen. Bedient Euch recht dieser Freiheit, verrichtet alles Gute, wie es Euch möglich ist, solange Ihr noch Mut und Kraft habt, denn die Krankheiten werden kommen, dann die Jahre, wo man nicht mehr den Mut hat.
Der Herr Pfarrer schreibt mir, daß Ihr viel Gutes tut und daß er mit Euch zufrieden ist; das ist recht so! Aber der gute Meister soll sagen können: A m e n!
Der kranken Person geht es besser, sie war zwei Fingerbreiten vom Tod entfernt. Gott erhält sie uns noch zu unserer Erbauung: es handelt sich um die Person, von der ich Euch gesprochen habe.
Wir sind etwas zahlreicher geworden: 15; das gibt mir große Arbeit.
Am Dreikönigsfest werden vier davon ihre Gelübde ablegen. Betet für sie.
4. J ä n n e r. -
Ich konnte am Neujahrstag meinen Brief nicht zu Ende führen; so will ich es heute früh, an diesem schönen Morgen tun. Meine Gesundheit ist ziemlich gut, meine Migräne-Anfälle haben fast aufgehört; ich bin etwas verkühlt wie alle. In Paris läuft es wie üblich, jeder läuft hinter dem anderen her und wünscht sich, an diesen Besuchstagen niemanden zu begegnen; das Leben der Welt ist ein trauriges Leben!
Wir sind sehr glücklich, die Pflicht unserer Anbetungsstunden zu haben, um uns an das Haus und unseren so schönen Dienst zu binden.
Unser Haus in Marseille läuft gut, Unser Herr wird darin sehr geehrt, und das Volk kommt in Scharen. Das 40stündige Gebet wurde in der Diözese eingeführt, als wir es in unserer Kirche abhielten; das ist eine großartige Sache.
Adieu, gute Schwestern, liebt stets Unseren Herrn und führt alle dazu, ihn zu lieben.
Euer ihm ganz ergebener Bruder
Eymard, Sup.
A. S. - Das ist Euer Neujahrsgeschenk, sprecht Eure Weiheformel nach der hl. Kommunion.
Nr.0910
An Frau Tholin
Paris, 3. Januar 1860.
Gute Tochter!
Besten Dank für Ihre guten Wünsche beim göttlichen Kind. Mögen sie mit ihm wachsen und durch sein göttliches Sakrament erfüllt werden!
Ich bin glücklich, Sie in der Familie Delaca zu wissen: ich weiß, daß Ihnen dort hinsichtlich der Gesundheit gewiß nichts abgehen wird; sie sind ja so gute Menschen! Aber vielleicht fehlt Ihnen die Sonne.
Ich sehe Sie gewiß lieber dort als in Hyères. Ich bin überzeugt, daß Herr Laure nichts festgelegt und nichts beschlossen hat, und daß Sie infolgedessen nicht gebunden sind; ich bin aber erstaunt, daß man Ihnen nicht geschrieben hat; das zeigt mir an, daß man nichts unternommen hat.
Genießen Sie recht Jesus und seine Sonne und die Freiheit, die er Ihnen schenkt, und seine göttliche Güte!
Adieu, gute Tochter! Geben Sie mir von Zeit zu Zeit Nachricht von Ihnen.
Ganz im Herrn Ihr
Eymard.
An Frau Tholin.
Nr.0911
An de Cuers
Paris, 4. Januar 1860.
Lieber Pater!
Ich möchte Ihnen zu Ihrem Fest des 40stündigen Gebetes und zur hohen Ehre gratulieren, das Jahr in dieser Form zu beginnen; aber die Ehre verpflichtet! Was vermögen wir doch dank Ihrer Hilfe für die Durchführung des ehrenvollen Dienstes!
Wir haben seit Montag Exerzitien; der schöne Tag der Epiphanie wird unter anderem gefeiert mit der Profeß des P. Clavel und des Herrn Carrié, des Bruder Michael und Bruder Karl. Beten Sie und lassen Sie für sie beten, damit sie eine wahrhaft eucharistische Leibwache werden.
P. Champion hatte den Auftrag, Ihnen das Wachs anzukündigen. Ich nehme an, Sie haben es erhalten oder werden es heute bekommen. Wir haben im "U n i v e r s" einen Auszug des Hirtenbriefes gelesen, wir warten auf den vollständigen Text; es scheint mir, daß Sie sie, wo Sie die Anbetung nicht als übliches 40stündiges Gebet der Diözese halten, an die Beleuchtung mit 12 Kerzen an den gewöhnlichen Tagen halten sollen; was der Bischof für das 40stündige Gebet seiner Diözese vorschreibt, betrifft uns nicht; das ist auch die Meinung von P. Champion.
Wir haben einen Schneider einen ehemaligen Militaristen - als Pförtner hier; er macht einen guten Eindruck; wir haben auch einen neuen Koch, der ein guter Religiose zu sein scheint; Bruder Michael arbeitet im Garten und im Haus.
Der Abbé Amatori ist noch nicht aufgetaucht; ich denke, daß ihn der Bischof von Lyon für die Festtage in Anspruch genommen hat. Der Kandidat von Angers hat mich in einem Brief ausdrücklich um die Aufnahme gebeten. Sonst gibt es nichts Neues, außer die Neujahrsbesuche, die uns keine Zeit übrig lassen.
Nur Mut, liebe Patres!
In Unserem Herrn ganz Ihr
Eymard, S.
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Jan. 1860: an Frau Jordan; dieser Brief wurde am 1. Jan. angefangen und am 8. Jan. vollendet. Siehe dort!
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Nr.0912
An Frl. Danion
Paris, 10. Jänner 1860.
Liebe Schwester im Herrn!
Jesus sei Ihr Leben und Ihre Tugend: dies ist mein Neujahrswunsch für Sie! Mögen Sie sich verzehren für die Ausbreitung seines Reiches im Hlst. Sakrament: welche Krone! Was bedeutet schon das reichste, ehrenvollste und glücklichste Leben ohne Jesus und seine Verherrlichung?
Mein Herz ist recht traurig und meine Augen füllen sich mit Tränen, wenn ich die Siege sehe, die der Satan auf der Welt davonträgt; die Diener Satans arbeiten mit mehr Treue und Hingebung am Verderben der Seelen als die Diener Jesu, unseres gütigen Erlösers, an deren Rettung; noch so wenige unter den Gläubigen verstehen Jesus und sein Evangelium, so wenige Anbeter finden den Weg zu seinem Tabernakel!
Ach, die Hölle triumphiert, und mit Stolz und Freude verachtet der Sohn des Bösen die Religion Jesu Christi und sein Priestertum... Ach, und wir sind nicht wachsam und eifrig genug gewesen für die Sache Gottes; wir haben nicht genug für seine Ehre gekämpft, und schon türmen sich die Wolken auf, die den Sturm ankündigen. Es heißt also, eifrig beten und sich hingeben als Opfer der Sühne.
Seitdem ich Ihnen das letztemal geschrieben habe, hielt ich mich in Marseille auf, um dort unsere kleine Gründung zu organisieren; ich habe 3 Priester, einen Kleriker und 2 Brüder dort gelassen: 6 im ganzen. Sie haben die tägliche Aussetzung und viele fromme Personen kommen zur Anbetung.
Seit 1. Januar hat der hochwst. Herr Bischof das 40stündige Gebet in der Diözese eingeführt. Wir konnten da zur Ergänzung dienen, denn ohne uns hätte die Diözese nicht genug Kirchen, um eine immerwährende Anbetung zu ermöglichen. Welch ein Trost für uns, wenigstens zu dieser großen Gnade beigetragen zu haben!
Hier sind wir 9, und einige Berufe sind in Aussicht; aber ach, die Leute fürchten sich vor der Anbetung; dieser doch so schöne, heilige und liebenswürdige Beruf erschreckt die Menschen. Da höre ich sie immerfort sagen: "Was mich betrifft, so brauche ich ein tätiges Leben;" als ob die göttliche Liebe nicht auch tätig wäre, als ob die Flamme, die vom Feuerherd ausgeht, nicht mächtig und lebendig wäre! Aber so redet die Natur, und man hält es für Eifer.
Von Ihrem guten und hervorragenden Vikar habe ich keine Nachricht erhalten; er gehorcht, das ist gut; aber er macht mir den Eindruck, ein guter Anbeter zu sein; er ist ein Mann Gottes.
Ich habe die Aggregation in Marseille errichtet, der hochwst. Herr Bischof wollte deren erstes Mitglied sein. Eine große Zahl hat sich einschreiben lassen.- Auf der Rückkehr nach Paris habe ich die Anbetungsvereine der Pfarreien in Tarare und Amplepuis nahe Lyon besucht und sie uns aggregiert. Es ist dies die Vorbereitung auf ein vollkommeneres Werk.
Ich sende auch Ihnen Ihre Urkunde, das gehört sich; und Sie schicken mir dann meine Neujahrsgeschenke.
Ich lasse Sie bei Unserem Herrn und Meister. In seiner göttlichen Liebe verbleibe ich, gute Schwester,
Ihr ergebenster
Eymard, Sup. Soc. SS.
P.S.- Ich werde jenen Priestern die Vollmachten zum Aggregieren schicken, die Sie mir
festlegen werden.
Nr.0913
An de Cuers
Paris, 21. Januar 1860.
Lieber Pater!
Ich habe auf Ihren Brief gewartet, um auf alle Ihre Fragen zu antworten und nicht nur den Erhalt Ihres Geldbriefes zu bestätigen.
Herr Chanuet hat sein Gelübde des Gehorsams abgelegt und erbaut uns alle. Er ist eine EliteSeele, ein wahrer Anbeter.
Herr Amatori ist nicht gekommen; er wird auch nicht kommen, glaube ich; denn wenn einer so lange kein Lebenszeichen von sich gibt, so beweist dies entweder ein Fehlen an Erziehung oder keine sichere Berufung. Ich habe gehört, daß er in Rom bei den Vätern vom Hl. Geist um Aufnahme gebeten hat, daß er aber wegen Unbeständigkeit zurückgewiesen worden sei.
Herr v. Leudeville kommt uns besuchen, er konnte aber seine Exerzitien noch nicht machen; P. v. Pontlevoy stand bis nach der Fastenzeit nicht zur Verfügung.
Aber Gott hat diese zwei Säumlinge ersetzt: seit dem 13. ist Herr Abbé Bissey von Angers hier, und Herr Abbé Martin, Diakon von Nantes, seit dem 11.
Eymard, Sup.
Nr.0914
An Frl. Bourges
Alles aus Liebe und zur Ehre Jesu in der Hostie.(1)
Paris, 22. Jänner 1860.
Liebe und teure Fräulein!
Die Freunde kommen oft als letzte an die Reihe, aber dies geschieht, um ihnen mehr Zeit zu schenken.
Danke für Ihre guten Wünsche und vor allem für Ihre eifrigen Gebete. Ich lege großen Wert darauf, Sie sind ein wenig meine Familie. Alles, was Sie interessiert, ist mir teuer, vor allem Ihre Liebe zu unserem guten Meister und Ihr schönes Apostolat an diesen jungen Herzen, die Sie so gut zur Tugend heranbilden. Daher müssen Sie dafür das Leben lieben und etwas besser auf Ihre Gesundheit schauen, um länger arbeiten zu können. Im Himmel ruht man sich aus, es ist besser, zur Ehre Gottes zu arbeiten. Die Zeit ist im gewissen Sinn mehr wert als der Himmel, weil der Himmel sie e w i g ersetzen wird.
Lieben Sie recht den lb. Gott, teure Fräulein und Tochter Unseres Herrn, denn das macht den ganzen Menschen und alles in Gott aus. Stellen Sie Ihre Lebensregel in die Gnade seiner Liebe; und fassen Sie Ihre Tugenden in einer einzigen zusammen: in jener der Liebe; und Sie werden Gott sehr wohlgefällig sein.
Wann werde ich Sie besuchen? Ich sehne mich nach einem Wiedersehen, weiß aber nicht, wann dies sein wird. Vom hl. Altar aus besuche ich Sie alle Tage. Gott ist größer als die Welt, alles lebt in ihm. In ihm segne ich Sie und verbleibe, teures Fräulein,
Ihr ergebenster
Eymard, Sup.
Nr.0915
An de Cuers
Paris, 25. Jänner 1860.
Lieber Pater!
Ich möchte den Erhalt Ihres Geldbriefes bestätigen. Danke, dies ist eine Hilfe der göttlichen Vorsehung.
Danke auch für die Informationen, die Sie mir über Herrn Bissey geben; bis jetzt sind wir über sein Verhalten und seine Gespräche nur erbaut; er war sehr offen zu mir: sein besonderer Zug liegt mehr im Anbeterleben, die Seelsorge kommt erst an zweiter Stelle; er scheint mir sehr belehrt. Bis jetzt kann ich also Unserem Herrn nur danken.
Das letztemal war ich beim Schreiben meines Briefes an Sie so gehetzt, daß ich dabei vergessen habe, Ihnen vom Besuch des P. Hermann zu berichten; er hat mich sehr überrascht und ich frage mich nach dem Warum; aber ich glaube und hoffe, daß dabei ein Gefühl der alten Freundschaft mitspielt.
Er hat auch gewußt, daß ich mich in Lyon aufgehalten habe; vielleicht hat ihm diese Nachricht wehgetan, weil ich ihm dabei keinen Besuch abgestattet habe; ich durfte es nach dem Brief, den er geschrieben hatte, nicht tun und war fest entschlossen, ihn beiseite zu lassen, bis es Gott gefiele, mir die Gelegenheit zu bieten, dieses Schweigen zu brechen.
Unser Gespräch verlief wohlwollend; wir haben aber nicht über Einzelheiten der Gesellschaft gesprochen, weil andere Leute zugegen waren; zudem hat es sich nicht ergeben.
Ich habe ihm einen Gegenbesuch abgestattet; er sagte mir mehrmals: "Bleiben wir vereint, bleiben wir vereint!"
Mein Herz hat über sein Verhalten und seine Worte zu sehr gelitten, um sich wie vorher zu eröffnen: vielleicht wird dies noch kommen, aber bis zu neuerlichen Beweisen...
Ich verstehe wohl, daß es bezüglich der Geldanleihe ehrenhafter wäre, das Dringlichste zu zahlen. Ich konnte hier nichts auftreiben, der Zeitpunkt dafür ist ungünstig; man beunruhigt sich über den Ausgang der Ereignisse in Italien. Sie haben dem Frater Carrié ein Wort für Herrn Guérin gesagt: das war ein guter Gedanke.
Nr.0916
An Frau v. Grandville
Paris, 12. Februar 1860.
Gnädige Frau und teuerste Tochter im Herrn!
Der Grund, warum ich Ihnen nicht geschrieben habe, liegt wohl ein wenig bei Ihnen selber. In Ihrem vorletzten Brief kündigten Sie mir ein ausführlicheres Schreiben an; es war nicht recht von mir, darauf zu warten; zudem haben mich tausenderlei Dinge bis heute daran gehindert.
Ich glaube schon, zu dem Zeitpunkt in Paris zu sein, den Sie mir nennen; sollte ich anderswohin müssen, werde ich es Ihnen vorher mitteilen. Ich wäre sehr froh, Sie zu treffen, ist es doch schon so lange her, daß wir uns nicht mehr gesehen haben!
Und letztesmal waren Sie ja so geprüft!
Bezüglich Ihres Planes für La Salette ist es dafür noch zu früh, auf unseren Bergen ist es noch zu kalt; man muß auf die wärmere Jahreszeit warten. Sie würden vielleicht gar nicht einmal imstande sein, den hl. Berg zu ersteigen, und sich etwa sogar der Gefahr aussetzen. Nein, nein, warten Sie auf die wärmere Zeit; und weil ich eine Reise nach Marseille machen muß, würde ich gerne den Termin dafür so einteilen, daß wir zusammen nach La Salette pilgern können; aber unter der einen Bedingung, daß Sie sich nämlich einen halben Tag in meiner kleinen Heimatstadt La Mure aufhalten werden.
Ich möchte Ihnen mitteilen, daß eine Ihrer Freundinnen, Frau Georges, in Paris im Sterben liegt. Ich war eben bei ihr und habe ihre Beichte gehört. Sie hat die hl. Wegzehrung empfangen und ist voll Verlangen, zu Gott zu gehen. Welch eine schöne Seele! Ich besuche sie, wann ich kann. Der Tod lächelt ihr zu. Oh, wie süß ist es zu sterben, wenn man Gott liebt! Sie war glücklich zu hören, daß ich Sie kenne - und mich freut es, sie als Ihre Freundin zu wissen...
Ich wünschte wohl, gute Tochter, daß Gott uns in Nantes haben wollte, inmitten dieses braven Volkes. Ich frage nun unseren guten Meister, wo er will, daß wir ihm einen dritten Abendmahlssaal errichten sollen! Fragen Sie ihn doch auch für uns. Wer weiß, ob der hochwürdigste Herr Bischof von Nantes uns aufnehmen möchte! Könnten Sie ihn nicht danach fragen? Denn wir würden alsdann unsere Vorbereitungen in dieser Richtung treffen, andernfalls würde ich in Lyon Schritte unternehmen lassen. Ich habe Nantes immer geliebt; mein Vater war Anhänger des Königs, Nantes ist das Land der großen Mutproben.
Trachten Sie keinen anderen Willen Gottes zu erfahren als jenen, den der Augenblick mit sich bringt, gute Tochter, - voll Vertrauen und heiliger Hingabe; das ist die beste Haltung.
Suchen Sie keine andere Tugend als jene der kindlichen Liebe, die zu Jesus geht. Für ihn und durch ihn, und nicht für Sie und durch Sie. O glückliches Elend, frohe Armseligkeit, die Ihnen unseren Heiland so unentbehrlich macht!
Der Bettler liebt seine Lumpen, weil sie ihm Anspruch vermitteln auf öffentliche Wohltätigkeit. Gute Tochter, empfangen Sie alle Tage die hl. Kommunion! Und wenn man hundertmal am Tag kommunizieren könnte, würde ich Ihnen sagen: kommunizieren Sie hundertmal! Das gibt Ihnen Kraft und Leben.
Adieu, gute Tochter! Ich habe keine Zeit, meinen Brief nochmals zu lesen, ich litt bis heute an einer Zahnentzündung, die mich träge gemacht hat.
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.0917
An die Familie Rosenberg
Paris, 17. Februar 1860.
Teuerste Freunde!
Ich hoffe, morgen, S a m s t a g abend, bei Ihnen einzutreffen, wenn es Gott gefällt. Ich brauche Ihnen die Freude meines Herzens nicht zu schildern, daß ich zu Ihnen auf Besuch kommen darf.
Was meine Reise beschleunigt, ist auch das Verlangen, diesen guten und heiligmäßigen Herrn Dupont aufzusuchen und zu trösten. Ich plante, zu ihm hinunterzukommen, außer Sie wollten es anders.
Haben Sie die Güte, meine gute Mutter Marceau davon in Kenntnis zu setzen.
Ich fürchte, daß mir nicht genug Zeit bleibt, um ihr zu schreiben.
Ihr ergebenster
Eymard.
An Herrn Rosemberg
Musikprofessor
Tours
Indre-et-Loire.
/21.Febr. /1860/: Troussier: Der Inhalt des Briefes zeigt an, daß er im Jahr 1860 und nicht 1859 geschrieben wurde. A.d.H. Siehe dort!
Nr.0918
An Frau v. Grandville
Paris, 25. Februar 1860.
Gute Dame und teure Tochter im Herrn!
Heute vormittag um 10 Uhr bin ich mit dem Bischof von Nantes zusammengekommen. Es war eine große Freude für mich, diesen frommen und liebenswürdigen Bischof kennenzulernen. Wir haben lange über unsere kleine Gesellschaft geplaudert, über ihren Zweck und ihre Werke; er hat mir mit einer sympathischen Güte zugehört und sagte mir zum Abschied, er hege die Hoffnung, daß die Gesellschaft eines Tages in seiner Diözese arbeiten werde. Aus all seinen Worten konnte ich heraushören, daß unser WERK der Frömmigkeit dieses Bischofs gefallen würde; auch sein Generalvikar scheint sich dafür zu interessieren.
Somit ist also, gute Dame, der erste Schritt getan. Sie werden, wenn Sie Gott dazu bewegt, den zweiten tun. Wenn Gott uns in Nantes haben will, wird uns seine Güte auch die Mittel bereitstellen; es wurde mir mitgeteilt, daß es dort eine hübsche und für die Anbetung geeignete Kapelle gibt: es ist jene des Oratoriums.
Es wäre wirklich die Vorsehung Gottes im Spiel, wenn wir im Laufe dieses Jahres mit der Aussetzung in Nantes beginnen könnten. Wir würden mit 6 Leuten beginnen wie in Marseille. Diese Zahl genügt für die Aussetzung während des Tages, und zwar für jeden Tag.
Ich habe von Fräulein Aglaée de Martel einen Brief erhalten; sie bittet mich um die Aggregation. Vielleicht interessiert sie sich für das WERK?
Welche Gnade für Nantes, wenn Gott es wollte! Wir überlegen nun, ob wir mit Lyon oder Nantes anfangen sollen. Einige zweitrangige Städte möchten uns haben, aber wie ich Sr. bischöflichen Gnaden gesagt habe, wählen wir mir Vorliebe die großen Städte, um ein breiteres Tätigkeitsfeld zu haben.
Die vortreffliche Frau Georges ist vor ca. 10 Tagen gestorben, - voll süßesten und lebendigsten Vertrauens auf Gottes Barmherzigkeit. Sie freute sich über Ihren Brief und ihre Freundschaft. In ihrem großen Verlangen, mit Gott vereinigt zu sein und ihn nicht mehr zu beleidigen, sagte sie zu mir: "Pater, sagen Sie mir, daß ich bald sterben werde. O wie froh wäre ich, wenn Sie mir sagten, daß ich heute sterben werde! Ich habe Gott viel beleidigt, aber er ist so gut, und ich hoffe auf seine unendliche Barmherzigkeit." Als dann später Angstgefühle ihre Seele beunruhigen wollten, rief sie aus: "O Maria, Maria, meine gute Mutter! Ich setze meine Hoffnung auf dich, auf dich, die du so gütig bist, auf dich, die ich geliebt habe und immer noch liebe. O nein, du wirst mich nicht verlassen." Dann sagte sie zu mir: "Ich habe Angst, die hl. Jungfrau liebt mich nicht mehr." - "Und warum?" - "Weil ich die letzten Tage mein Offizium von der Unbefleckten Empfängnis nicht mehr beten konnte. Ist das für mich eine Sünde? Vor 8 Jahren habe ich der hl. Jungfrau versprochen, alle Tage bis zu meinem Tode dieses Offizium zu beten, und ich habe es auch immer eingehalten." - "Nein, nein", erwiderte ich, "Ihr jetziger Zustand dispensiert Sie davon und ich auch." Dann bestimmte ich ihr ein kurzes Gebet als Ersatz. "Sie glauben also, daß Maria mich doch lieb hat?" - "O ja, und wie!" Daraufhin erhob diese Sterbende, die vorher nur so leise sprechen konnte, daß man ganz nahe an sie heranrücken mußte, um sie zu verstehen, ihre Hände zum Himmel und rief mit einer durchs ganze Haus hörbaren Stimme: "O Maria, Maria, meine gute Mutter, meine Hoffnung! Nein, nein, keiner, der dich angerufen, ist je verlassen worden! Steh mir bei in dieser Stunde, verteidige mich gegen meine Feinde. Dir will ich mein Heil verdanken. Ich liebe dich, o ja, ich liebe dich!" Und nach diesen Worten fiel sie wieder in Agonie und starb wenige Stunden später. O welch ein seliger Tod!
Ich komme von Tours zurück, wo ich dem Werk der Anbetung von meinem Freund Dupont das 40stündige Gebet gepredigt habe. Dies ist der Grund meiner Verspätung. Ich dachte aber viel an Sie; wären Sie lediglich einige Stunden weit entfernt, hätte ich Sie aufgesucht.
Ich kann Ihnen noch nicht sagen, ob ich zu Ostern hier sein werde; ich werde es Ihnen später mitteilen.
Leben Sie wohl, gute Dame und teure Schwester im Herrn. Lieben Sie recht Unseren Herrn und setzen Sie sich ganz für seine Verherrlichung ein.
Ihr in Jesus Christus ergebenster
Eymard, S.
Eben erhalte ich Ihren Brief: danke! Beten Sie! Gehen Sie geradewegs zum Bischof und erkundigen Sie sich, ob Hoffnung besteht; ich würde gerne die Reise nach Nantes antreten, um auf Mittel und Wege zu sinnen. Ich spüre etwas im Grunde meines Herzens, das mich stark nach Nantes zieht. Also gut: es lebe Nantes in Unserem Herrn!
Nr.0919
An Frau Gourd
Paris, 27. Februar 1860.
Danke, liebe Tochter, für Ihren Brief; ich sehnte mich sehr nach einer Nachricht von Ihnen. Es ist wahr, daß ich mit Ihnen in Verspätung bin; ich habe Ihnen meine Wünsche zu Füßen des Hlst. Sakramentes dargebracht; und Sie wissen, was ich Ihnen wünsche: die Liebe Unseres Herrn, aber eine einfache, kindliche und selbstlose Liebe; eine Liebe, die nichts für sich behält, nichts für sich selbst tut und von niemand etwas Menschliches wünscht. Oh, glücklich jene Seele, die so liebt, der Jesus das ganze Gut, die ganze Freude, die ganze Sehnsucht bedeutet!
Gute Tochter! Seien Sie wie der Blinde, der Gelähmte, der Arme Gottes, und Sie werden von Jesus Christus leben. Erlauben Sie, daß meine Wünsche für Sie auch für Ihre lb. Tochter gelten; es ist schon sehr lange her, daß sie mir kein Lebenszeichen mehr gibt. Ich habe den Brief von P. M. mit großem Vergnügen gelesen; aus seinen Worten erkennt man eine fromme Seele, die ganz für Gott da ist, aber mit den Bitten etwas verlegen ist.
Was nun die Frage des Geldes betrifft, so würde ich Nein sagen, wenn es nicht P. Mayet wäre, der Ihnen sein Projekt unterbreiten läßt, weil der Gedanken trotzdem verwirklicht werden wird; aber es scheint mir, daß hier eine Frage des Feingefühls vorliegt. So geben Sie halt Ihre kleine Spende.
Ich hoffte, daß Sie nach Paris kommen werden, aber Gott hält Sie zurück; er sei trotzdem gepriesen! Ich segne Sie in seiner heiligen Liebe, gute Tochter, und auch die liebe Stephanie. Gott erfülle Sie mit seiner hl. Liebe.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
P. S.- Es tat mir sehr leid, daß ich Ihren Neffen nicht gesehen habe; ich hätte ihn auf einen polnischen Arzt verwiesen, der am Friedhof von Pater-Lachaise Priester ist und vom Minister die Genehmigung hat, Augenkrankheiten zu behandeln. Wir hören nicht auf, für Ihren Vater, Herrn G., und all die Ihren zu beten. Oh, zählen Sie auf die Barmherzigkeit Gottes!
Ach! Das ist die Frucht böser Köpfe; diese Zimmerfrau hat Böses getan; verzeihen Sie daher die Fehler des Herzens, die Dummheiten usw., aber seien Sie entschieden in der Autorität.
An Frl. Boisson, Lehrerin in Thorins,
Romanèche (Saône-et-Loire).
Nr.0920
An den Architekten Louis Perret
Paris, 4. März 1860.
Lieber Herr Perret!
Ich hatte einen Brief für Sie angefangen, dann wurde ich durch tausend andere Dinge unterbrochen; diesmal hoffe ich, dabei mehr Glück zu haben.
Wir haben an Ihrem Kummer und Leid während der Krankheit und beim Tod Ihres lb. Bruders innigen Anteil genommen, Sie sind stets der Tröster aller - somit hoffe ich fest, daß Ihr Trost durch die Barmherzigkeit Gottes groß sein wird, und daß Ihr Bruder Ihnen zum Teil einen christlichen Tod verdankt; er war überdies so gütig und großzügig zu den Armen! Zudem hat er gelitten - dies sind Vorläufer und Einfüher in die Gnade des Heiles - wir werden stets für ihn beten.
Sie sind also krank, guter Herr Perret; dies hat mich sehr bekümmert, denn ich weiß nur zu gut, daß Sie für die Familie sorgen; aber hier wären wir glücklich gewesen, Sie zu besuchen und rasch zu heilen, - ich glaube, daß all die unangenehmen Aufregungen und das viele Wachen Sie ins Bett gezwungen haben.
Wir werden recht beten, daß Sie sich rasch erholen, es ist ja schon so lange her, daß Sie von uns fern sind. Sie werden hier gute Freunde und Brüder finden: Herrn Chanuet, P. Bissey mit seinem goldenen Herzen und andere.
Unsere Aussetzung findet jetzt täglich statt, und alle Tage haben wir nur das eine Bestreben: zu erleben, daß sie Tag und Nacht fortdauert.
Wir sind hier 11 und 6 in Marseille. Ich hätte mir gewünscht, das dritte Haus in Lyon zu gründen, in dieser Marienstadt, zu Füßen des ehrwürdigen Fourvière, wo ich soviele Gnaden empfangen habe! Und vor allem den 1. Gedanken zum Werk des Hlst. Sakramentes; aber es hat den Anschein, daß es der gute Meister nicht will, weil Seine Eminenz in Lyon nichts davon wissen will.
Das Werk der Erstkommunion schreitet ständig voran und wächst - 63 Kinder und 4 alte Erwachsene - und zu schließende Ehen.
35 Kinder bereiten sich auf ihre Erstkommunion zu Ostern vor - sie sind brav - die Veranstaltungen eines Glückstopfs bewirken stets Wunder, die Gut-Punkte sind wie das Gold von Kalifornien. - Herr Le Rebours hat uns 300 Fr. zusammengebracht, um uns zur Einkleidung der Kinder zu helfen, aber dies wird nicht ausreichen.
Ach, daß Sie nicht hier sind, guter Vater Perret! - Es ist Ihr Werk, Sie haben es gepflanzt und begossen! Sehen Sie, wie Gott es segnet! Wir haben ein kleines Statut des Werkes erarbeitet, es ist neu, ich schicke Ihnen ein Exemplar - Herr Prével hat es für gut gefunden.
Senden Sie uns Ihre Nachrichten und lassen Sie uns bitte wissen, wie es Ihnen geht.
Ich bleibe Ihnen im Herrn herzlichst ergeben als guter Freund und Bruder
Eymard Sup.
P.S. Eine Neuigkeit! Vor einigen Tagen wurde mir gemeldet: der Pförtner ist abgehaut und hat Uhr, Geld, Meßgelder usw. mitgehen lassen. Es hat den Anschein, daß wir bestimmt sind, arm zu bleiben. Ich bin zu Ihnen gelaufen, die Türen waren fest versperrt - der Engel bewachte sie - ich habe Ihren Schuhmacher gesehen.
An Herrn
Louis Perret
Architekt
Kai des erzbisch. Ordinariates 8
L y o n
(1) Dieser Satz steht am Briefkopf in gedruckter Form, A.d.H.