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Nr.0881
An Herrn E. v. Leudeville
Marseille, 6. November 1859.
Lieber Freund!
Preisen wir Gott auf allen unseren Wegen und für alles, was über uns kommt. Es geschieht stets zu seiner größeren Ehre und zu unserem besseren Wohl.
Ich bin ganz der Meinung, daß Sie auf hochw. P.v. Pontlevoy warten sollen; die Sache ist zu schwerwiegend für Sie, um sie bedenkenlos in die Hände eines unbekannten Richters zu legen. Es ist besser, etwas zu opfern und ein wenig länger auf dem Kreuz auszuharren; dann hat die Gnade Zeit zu keimen und ans Tageslicht zu gelangen. - Sie sind krank, lb. Freund, und erzählen mir vom engelhaften Los der kleinen Maria.
O Trägheit! Hüten Sie sich, an einen Ruhestand zu denken, wenn man vorwärtsgehen muß! Im Gegenteil: man muß sich verhundertfachen rund um dem göttlichen König und seine guten Schlachten durchkämpfen, denn die Bösen sind so zahlreich, die Christen so lau und die Seelen so selten, welche sich wirklich für seine Verherrlichung einsetzen!
Wohlan, guter Freund, soviele Gnaden dürfen in Ihnen nicht ungenützt bleiben; man muß das Hundertfache an Liebe erzeugen.
Zu Ihrem Trost sende ich Ihnen Ihre Aggregation; dies wird ein geistliches Band darstellen, welches uns noch enger mit Unserem Herrn vereinigen wird. In ihm verbleibe ich, liebster Freund,
immerfort Ihr ergebener
Eymard, Sup.
An Herrn v.Leudeville,
Leudeville-en-Hurepoix,
bei Marolles (Seine-et-Oise).
Nr.0882
An P. Champion
Marseille, 6. November 1859.
Lieber Pater!
So sind wir nun in Marseille und bereiten uns auf die Eröffnung des Hauses vor. Ich soll heute mit dem Bischof den Tag der ersten Aussetzung festlegen, welchem er eine große Feierlichkeit beimessen möchte.
Die Kapelle ist angemessen, reich und von gutem Geschmack. Vor allem der Baldachin entzückt alle; hier hat man einen solchen sonst nicht; zudem ist er sehr fein gearbeitet.
Unsere Ankunft hat das ganze Wohnviertel und alle frommen Seelen erfreut; aber es ist vor allem P. de Cuers, der vor Freude außer sich ist. Der Bischof ist froh, daß wir gekommen sind. Gestern gab es eine große Prozession zum Anlaß der Überführung der Reliquie des hl. Lazarus durch den Bischof von Autun; die ganze Stadt war auf den Beinen.
Unser Vorhaben hier scheint gut voranzugehen; heute haben wir mit dem Breviergebet im Chor begonnen.
Wir sind also bereit; aber ich befürchte sehr, daß die Sendung von Picard nicht rechtzeitig eintrifft und daß er so säumig sein wird wie schon früher; die Kiste ist nämlich schon seit 10 Tagen auf dem Weg, aber auf dem Bahnhof weiß niemand etwas davon.
Bitte schicken Sie jemanden zu ihm, um den genauen Tag der Absendung in Erfahrung zu bringen, den ich werde mich bei der Bahnverwaltung beschwerden, wenn man Ihre Pakete zu lange am Bahnhof zurückhält, wie es schon vorgekommen ist.
Ich danke Gott für den Austritt von Herrn Capdeville: eine ordentliche Lehre! Und vor allem: was für ein Mensch!
Meine herzlichen Grüße an die ganze Familie.
In Unserem Herrn verbleibe ich
ganz Ihr
Eymard
S.S.S.
Nr.0883
An Herrn Jos.-Aug. Carrel
Marseille, Nau-Straße 7, 8. November 1859.
Lieber Freund!
Ich schicke Ihnen aus Marseille Ihr Aggregationsblatt, das in Paris unterzeichnet wurde. Ich konnte mich in Lyon nicht aufhalten, weil ich eine kleine Gruppe bei mir hatte. Ich hoffe, daß mir der gute Meister auf der Rückreise diesen Gefallen erweisen wird, ungefähr in einem Monat. Ich werde kommen, um Ihre ganze lb. Familie zu besuchen und zu segnen. Morgen beginnen wir die Eröffnung der Aussetzung. Der Bischof wird morgen um 7.30 Uhr kommen und sie vornehmen. Somit wird Unser Herr einen Thron mehr auf Erden haben; und will's Gott, daß wir gute und treue Anbeter seien! Denn wir müssen neue Menschen werden, um soviel Gnaden zu beantworten.
Lieben Sie stets innig Unseren Herrn, lb. Freund; setzen Sie sich ein, daß er von Ihrer Familie geliebt und bedient werde, denn nur dazu sind Sie Vater.
Beten Sie stets für den, der innig mit Unserem Herrn und ganz liebevoll vereinigt ist und in seiner göttlichen Liebe Ihnen ganz ergeben ist.
Eymard, Sup.
An Herrn
Carrel, Kaufmann, Orléans-Kai 3, Lyon.
Nr.0884
An Sr. Antoinette sss (Frau Rottier)
Marseille, Nau-Straße 7, am 11. November 1859.
/Troussier korrigiert den 11. Nov. auf den 17. Nov. Aber das Foto hat: 11. November!/
Gute Dame!
Da es mir unmöglich war, vor meiner Abreise Ihnen dieses kleine Andenken der Zuneigung in Unserem Herrn zu übergeben, so sende ich es Ihnen jetzt von hier aus; und dabei nehme ich die Gelegenheit wahr, Ihnen meine herzlichen Grüsse zu entbieten und mich Ihren Gebeten und jenen der guten Dame Milot zu empfehlen. Unsere erste Aussetzung fand am Mittwoch, 9 Uhr, inmitten einer großen Gläubigenschar und zur allgemeinen Freude durch den Bischof statt. Wir setzen sie mit Freude fort.
Wir predigen eine Oktav zum hl. Sakrament, um dem Volk zu erklären, wie man richtig anbetet und Unserem Herrn dient.
Wir haben recht schönes Wetter. Paris bleibt aber Paris.
Ich lasse Sie, teure Dame, im göttlichen Herzen Jesu,
Ihr ergebenster
Eymard, Sup.
An Frau Rottier,
Impasse des Feuillautines 14,
Paris.
Nr.0885
An Frl. v. Revel
Marseille, 17. November 1859.
Gnädiges Fräulein und teure Schwester im Herrn!
Ich habe Ihren lb. Brief aus Paris erhalten; ich finde darin Ihre alte Freundschaft und diese so tiefe Wertschätzung, die ich nicht im entferntesten verdiene, die mir jedoch sehr angenehm ist; nur lese ich mit Bedauern von der Erfüllung dieses traurigen Wortes, das ich Ihnen über die Verlassenheit gesagt habe. Ich habe Ihnen versprochen, Ihnen bis nach dem Tode treu zu sein. -
Ich bin sehr erleichtert, daß Sie diese Angelegenheit des Klosters von Opie geregelt haben. Ich werde Sr. Pauline nach meiner Rückkehr auf ihren Rechtstitel verweisen. Seit meiner Rückkehr von Rom habe ich sie nicht mehr getroffen. Ich glaube, sie ist immer noch in derselben Gegend.
Wie tapfer Sie doch waren, bis nach Marseille zu kommen! Ich habe es sehr bedauert, daß ich damals nicht hier war, ich denke, ich hätte Sie wenigstens einen Augenblick lang gesehen; aber auf der Rückreise werde ich mich für ein paar kurze Stunden in Lyon aufhalten und Ihnen ein l a n g e s G r ü ß g o t t sagen.
Sie handeln richtig, sich vor allem am Beginn des Winters zu schonen, aber finden Sie wieder Unseren Herrn daheim und seien Sie in Ihrem innerlichen Leben ganz für ihn da, denn wenn die Sonne sinkt und sich der Schatten verlängert, gute Schwester, muß man den Schritt beschleunigen, um noch vor Einbruch der Nacht ans Ziel zu kommen.
Beunruhigen Sie sich nicht über diese kleinen natürlichen Empfindungen gegen die hl. Kommunion - das Kind fürchtet den Meister und liebt seine Freiheit, aber wenn der Meister anwesend ist, arbeitet es und gehorcht ihm.
Die hl. Kommunion bewirkt immer mehr Gutes als Schlechtes. Der hochwst. Bischof ist am Mittwoch, 9. November, gekommen, unsere Kapelle zu eröffnen und die erste Aussetzung vorzunehmen; dies war ein sehr freudiger und schöner Tag für uns; um diese so große Gnade zu würdigen, predigen wir morgens und abends eine Oktav über das Hlst. Sakrament, heute ist der letzte Tag, sie war gut besucht. -
Ich schicke Ihnen einen Bogen der Aggregation, weil ich fürchte, es vergessen zu haben; ich habe sie hier erst heute eröffnet, an die hundert Personen haben sich einschreiben lassen. -
Wir sind hier 4 Priester und 2 Brüder, aber wir müssen beten, daß sich Unser Herr gute Anbeter aussucht. Sie tun es bereits. - Ich hoffe, in 3 bis 4 Wochen in Lyon zu sein und dort werde ich im Herrn ganz mit Ihnen sein.
Bis dahin, teure Schwester, verbleibe ich in seiner göttlichen Liebe ganz Ihr
Eymard
(unleserliches Zeichen)
Sup.
An Fräulein v.Revel
St. Helena-Straße
L y o n.
Nr.0886
An Marg. Guillot
Maria-Opferung, 21. November 1859, Marseille.
Liebe Töchter!
Ich habe Sie innig Unserem Herrn empfohlen in Vereinigung mit der Darstellung der hlst. Jungfrau, damit Sie wie Ihre gute Mutter gute und treue Dienerinnen Jesu werden.
Ich habe ihm Ihren Geist angeboten, damit er der gleiche Geist wie der Geist Jesu werde: sanfmütig und demütig von Herzen wie Ihr guter Meister; einfach und geradlinig wie seine Wahrheit; ganz gesammelt zu seinen Füßen wie Magdalena, um auf ihn zu hören und glücklich sein göttliches Wort zu vernehmen, es mit Ehrfurcht und Dankbarkeit aufzunehmen und damit Ihre Seele zu nähren, wie es die hlst. Jungfrau tun würde.
Ich habe ihm Ihr Herz dargeboten, damit er der Meister, König und einzige Bräutigam sei, damit er darin seine Freude finde und darin immerfort herrsche.
Ich habe ihm Ihren Willen dargebracht, damit er der glücklicher Diener seines Willens sei; damit Sie keinen anderen Wunsch haben, als ihm gut zu dienen; kein anderes Glück, als ihm zu dienen.
Ich habe ihm Ihren Leib dargebracht, damit er wie eine heilige, lebendige und seinen Augen wohlgefällige Opfergabe sei durch die Bescheidenheit und die Abtötung Ihrer Sinne.
So bot sich in einer bedingungslosen Frömmigkeit und Liebe und ohne Maß Ihre göttliche Mutter dar; und wie wohlgefällig sie Gott doch war! Wie wird sie in seinen Augen zu einem Opfer des Wohlgeruchs!
Schenken Sie sich fest und ganz Jesus, meine teuren Töchter, dann werden Sie wahre Dienerinnen vom Hlst. Sakrament sein.
Die Selbsthingabe, sie ist der einzige Beweis einer wahren Liebe; das ist alles, was Gott will. M e i n S o h n, g i b m i r d e i n H e r z, sagt er.
Ihr sollt den Herrn, euren Gott, lieben mit eurem ganzen Verstand, mit eurem ganzen Herzen, mit eurer ganzen Seele und mit all euren Kräften: das ist das erste und größte Gebot, das ist unser ganzes Leben und unser ganzer Sinn in dieser und in der anderen Welt.
Was ist richtiger als sich demjenigen hinzugeben, der uns alles gegeben hat! Was ist milder als sich Jesus hinzugeben, da er sich uns ganz hinschenkt!
Oh! Warum sind wir so unbeständig, so geizig, so undankbar zu diesem guten Meister?
Indessen verlangt er von uns die Hingabe unseres ganzen Selbst nur darum, um uns glücklich zu machen und damit er selbst sich uns ganz hingeben kann!
Und was anderes wollen wir aus unserer Natur machen, als sie heiligen und in Jesus zu vergöttlichen?
Ich weiß, daß es leicht ist, sich im allgemeinen ganz Jesus zu schenken; aber es kostet viel, sich jeden Tag seiner Verherrlichung zu opfern, und jeden Augenblick dem eigenen Willen abzusterben aus Liebe zu ihm; und gerade weil es kostet, werden wir wahre Anbeter.
Oh, meine guten Töchter, denken Sie oft daran, daß Sie einstmals zu Ihren Eltern und Freundinnen sehr großzügig waren; daß Sie es noch mehr zu sich selbst gewesen sind; und sagen Sie sich, wenn Sie etwas ein Opfer kostet: Ja, was denn! Will ich nicht für Jesus das tun, was ich für die Welt, für meine eigene Genugtuung getan habe!
Prüfen Sie oft, was Sie Jesus noch nicht geschenkt haben, was ihm noch nicht gehört; und dann schenken Sie dem guten Meister, was ihm Ihre Liebe gegeben hat.
Betrachten Sie sich als Unwissende, als Fremde, als Armselige, solange Jesus im Hlst. Sakrament noch nicht Ihr einziges Gut, Ihre einzige Freude, Ihr einziges Vergnügen ist, weil Sie noch nicht ganz ihm gehören. Er regiert noch nicht als oberster Meister in Ihnen.
Ach! Würden wir doch Jesus ganz gehören, wäre der doch der feste Gedanke unseres Herzens, die einzige Regel unseres Lebens! Oh! Wie schön, mild und stark wäre dann unser Leben! Das wäre das Leben Jesu selbst.
Hier versuchen wir das Feuer Jesu anzuzünden, und schon eine große Zahl von Aggregierten sind bereits aufgenommen worden.
Unsere am 9. November begonnene Aussetzung wird gut besucht; es ist wahrlich erbauend.
Ich denke, noch zwei oder drei Wochen hierzubleiben, denn es gibt noch viel zu tun. Dann werde ich mich mit Freude zu Ihrer Verfügung stellen, lb. Töchter.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Nr.0887
An de Cuers
Adveniat Regnum tuum.
22. November.
Lieber Pater!
Danke für Ihren kurzen Bericht von gestern abend; ich hätte es sehr viel lieber gehabt, Sie hätten mir von Ihrem Kummer geschrieben. Für mich bedeutet dies kein Kummer an sich, weil es nicht in meiner Absicht stand, zu den Gelübden zuzulassen, ohne die Profeßpriester um Rat zu fragen, Sie vor allem; der Beweis dafür: ich habe diesen Herren erklärt, ich werde ihre Profeß der Prüfung durch den Rat unterziehen, ihre Zulassung würde von i h m abhängen.
Das ist alles, was ich ihnen gesagt habe und nicht einmal allen.
Gewiß, ich trage Verantwortungen genug, ohne auch diese auf mich zu nehmen!
Wenn ich Ihnen am Morgen dies kurz angedeutet habe, so deshalb, um mit Ihnen darüber noch eingehender zu reden und es nicht zu vergessen, wie es mir so oft passiert, daß ich sogar wichtige Dinge vergesse; ich denke dabei aber, daß Sie mich wieder daran erinnern werden.
So steht also die Sache, lieber Pater! Es ist schon so lange her, daß wir mit P. Champion darüber als einer bevorstehenden Angelegenheit gesprochen haben; ich dachte nicht selber eine Entscheidung zu treffen, als ich darüber mit Ihnen geredet habe.
Ich hoffe, daß diese einfache Erklärung Ihre Freundschaft bestärke und Ihre Furcht behebe.
Es tut mir sehr leid, wenn ich der Grund Ihres Kummers bin; aber ich bin glücklich, wenn ich Ihre Sehnsüchte und Ihre Freude am Dienst des Guten Meisters teilen darf. In Ihm, lieber Pater, verbleibe ich
ganz Ihr
Eymard.
Nr.0888
An Marg. Guillot
Marseille, 23. November 1859.
Liebe Tochter!
Ich konnte Ihnen zu Maria-Opferung nicht schreiben; es hat mir die Zeit dazu gefehlt; denn es gibt hier soviel Arbeit. Ich teile herzlich Ihre Dornen, und wenn es möglich wäre, möchte ich sie Ihnen ersparen; aber die Krone Unseres Herrn war auch so, und sein Leben war ein einziges Kreuz. So ist es, gute Tochter, durch das Leiden aller Art, daß man unseren guten Meister verherrlichen und ihm auf dem Kalvarienberg einen Thron aufrichten muß. Aber wenn die Natur Angst hat und wenn der menschliche Geist am Ende seiner Weisheit ist, wenn alles ins Wanken zu geraten scheint, dann begibt man sich zu Füßen des Meisters, man verdemütigt sich, man gesteht seine Unfähigkeit und Unwürdigkeit ein; man bittet ihn, dem Sturm zu befehlen, uns die Hand zu reichen auf diesem wogenden Meer. Man muß achtgeben, in diesen Situationen nicht rein menschlich zu handeln. Ich möchte Sie, gute Tochter, körperlich etwas stärker sehen und daß Ihnen das Kreuz nicht das Fieber und auch nicht die Migräne verursache.
Es muß in einem Haus immer etwas sein, das nicht in Ordnung ist, weil Gott seinen Anteil und seine Ehren haben möchte.
Die armen Kinder Adams kranken am Erbe ihres Vaters sosehr, daß sie oft von Wahn und Fieber befallen werden, obgleich sie äußerlich ruhig und vernünftig erscheinen; es ist Sache des Arztes, dies zu erkennen und sie je nach ihrem Zustand zu behandeln.
Der Mensch ist ein Bildnis, wo es Züge eines Meisterwerkes und neben diesen Zügen eine große Armseligkeit und Dummheit gibt. Man darf sich darüber nicht verwundern, sondern sie mehr hochschätzen und das Übel ausbessern, sogut man kann.
Was brauchen die Engel und Heiligen, um glücklich zu sein? Gott, Jesus Christus. Nun gut, wir haben ihn, wir sind bei ihm daheim, wir gehören seinem liebenswürdigen Dienst! Oh, welch arge Armseligkeit! Und er genügt uns nicht! Er ist bei uns, und wir sind entmutigt; er gehört uns ganz, und dies genügt uns nicht! Was für ein Jammer!
Ich bedauere es sehr, daß diese arme................ so traurig und so unfähig ist. Sie bedarf der Pflege; und wenn sie dann nicht in den Geist ihrer Berufung eindringt, muß man sie wegziehen lassen; ja, man muß es ihr sogar sagen, wenn sie bedauernd und launisch ist. Seien Sie ruhig. Ich hoffe sehr, eine gute Schwester Marta für Sie zu finden, aber nicht in der P r o v e n c e; ich werde sie wegen des Unterschiedes zwischen Tun und Leben nicht dort suchen. Es ist besser, jemand weiter oben, in Lyon oder im Norden zu nehmen.
Es war am 9. November der Tag, als der Bischof inmitten einer schönen und frommen Gläubigenschar die erste Aussetzung vorgenommen hat. Wir haben während der Oktav zweimal täglich Predigten gehalten: sie wurden gut besucht. Am Ende habe ich eine große Zahl von Aggregierten aufgenommen; man fährt fort, zur Anbetung Unseres Herrn zu kommen; es ist wirklich erbaulich: in unserer schönen und großen Kapelle gibt es ständig viele Leute. Wir werden alle Tage die Anbetung halten, aber Montag, Mittwoch und Samstag nur bis Mittag; an den anderen Tagen bis 9 Uhr abends.
P. de Cuers ist wohlauf, er hat um diese Gründung große Verdienste. Er hat so arm gelebt, daß mich dies schmerzt; er lebte nur von Brot, Käse und Früchten; kein Kaffee, kein Fleisch, nichts Warmes, und er war dennoch sehr zufrieden. Unser Herr mußte gewiß auch mit ihm zufrieden sein.
Wir haben hier, was wir zum Leben brauchen, aber unsere Zellen sind, wie sie sein sollen, sehr arm; denn hier wurde alles für den Meister ausgegeben; aber nach und nach kaufen wir Stecknadeln, Nähzeug; und immer wieder lachen wir, nicht einmal das zu haben, was man in einer Hütte hat; das ist reizend! Zum Unterschied dagegen ist die Kapelle herrlich, und die Anbetung wird sehr gut besucht.
Ich hoffe, daß die zwei Priester, die ich mitgebracht habe, sich gut zurechtfinden werden.
Die arme Natur hat manchmal Angst gehabt; man zielt zuviel auf ein missionarisches Leben. Wir müssen beten, damit sie verstehen, daß der Meister vor den Dienern den Vorrang hat. Ach, es gibt nur wenig Menschen, wenige Priester, denen Jesus genügt!
Es geht mir gut, liebe und teure Tochter. Ich nehme Sie immer mit mir zu Füßen des Guten Meisters.
Eymard.
P. S.- Ersuchen Sie P. Champion, er möge mir tausend Blätter der Aggregation senden.
Nr.0889
An Frl. Stephanie Gourd
Marseille, Nau-Straße 7, am 24. November 1859.
Liebe Tochter!
Lassen Sie Ihren Gedanken und Gefühlen unter Ihrer Feder freien Lauf, so wie sie kommen. Beunruhigen Sie sich nicht weder über deren Länge noch über deren scheinbare Unwichtigkeit. Die Einfachheit wird in Ihnen groß sein, wenn Sie mir natürlich und einfach schreiben.
Ja, gute Tochter, lassen Sie sich nach dem Wind der Gnade Gottes drehen, in dieser naiven und kindlichen Einfachheit mit Gott, mit Ihnen selbst und mit Ihrer guten Mutter. Zu Gott seien Sie wie ein Kind, ohne Rückzug wie auch ohne Hintergedanken. Die echte Einfachheit der Kinder Gottes besteht in der heiligen Auslieferung an seinen heiligen und stets liebenswürdigen Willen aus Liebe, aus dem einfachen Wunsch, ihm wohlzugefallen; gleichermaßen auch im Annehmen besonders der natürlichen Widerwärtigkeiten und Unannehmlichkeiten, die Ihnen über dem Umgang mit dem Mitmenschen oder durch die Notwendigkeit entstehen, aus seiner göttlichen Hand. Gott liebt es, den irdischen Gefühlen und kindhaften Neigungen unserer bösen Natur entgegenzuwirken.
Reden Sie mit Gott, wie ein Kind von 6 Jahren mit seiner guten Mutter redet; denken Sie in ihm, handeln Sie vor ihm; erinnern Sie ihn an alles, was Sie gesehen, gehört und getan haben. Seien Sie mit Ihrer guten Mutter einfach, durchlässig, ja seien Sie froh, daß sie Ihre Unvollkommenheiten sieht, damit sie Sie kennt, wie Sie wirklich sind.
Seien Sie einfach zu sich selbst. Schreiten Sie geradlinig zur Pflicht, zum Gehorsam, zum Anstand, zur Nächstenliebe des Augenblicks, ohne auf die Eigenliebe zurückzukommen; und zu diesem Zweck fassen Sie nur Gott, seine Wahrheit, seinen hl. Willen, sein Wohlgefallen ins Auge; wenn Sie sich so verhalten, werden Sie im Grunde Ihrer Seele einen tiefen und unveränderlichen Frieden haben; und Unser Herr wird zufrieden sein. Ach, lieben Sie diesen guten Meister innig; er bleibt bei Ihnen nur für Sie; machen Sie recht aus seinem Tabernakel Ihren Tabernakel, und Ihr Herz sei sein lebender Speisekelch.
Ich bete innig für Sie alle und überlasse Sie, gute Tochter, Unserem Herrn.
Ihr ergebenster
Eymard, S.S.S.
Nr.0890
An Frau Gourd
Marseille, Nau-Straße 7, 25. November 1859.
Gute Tochter!
Ich sehne mich nach Ihren Nachrichten und jenen Ihrer ganzen Familie. Haben Sie die Güte, mir darüber ein Wort zu schreiben. Ich gedenke, noch 14 Tage hier zu bleiben. Am 9. November hatten wir das Glück, in unserer Kapelle den Kult der Aussetzung zu eröffnen. Alles verlief schön und erbaulich. Der Bischof hat die hl. Messe gefeiert; eine große und andächtige Gläubigenschar hat daran teilgenommen, eine schöne Musik hat das Fest verschönert. Unser Herr wird zufrieden gewesen sein. Die neue Kapelle ist sehr angemessen und geräumig.
Wir haben eine eucharistische Oktav gepredigt, die gut besucht war. Die Anbetung wird von zahlreichen Gläubigen gehalten: das ist eine große Freude, den guten Meister umgeben zu sehen von seinen Kindern, mitten in einer Stadt, wo der Teufel, ach, soviele Sklaven zählt.
Ich habe einen kurzen Tag lang in Lyon aufhalten und werde die Freude erleben, Ihre liebe und ausgezeichnete Mutter und ihren ehrwürdigen Vater sehen, wenn es sich machen läßt; und sollte Sie die göttliche Vorsehung dorthinführen, wäre ich sehr froh, Sie zu sehen.
Gute Tochter, seien Sie stets das Kind der göttlichen Vorsehung. Lassen Sie sich von Ihr gleichsam an der Hand führen, lassen Sie sie voraussehen, anordnen und alles regeln: alles ist die Frucht ihrer Liebe zu Ihnen.
Seien Sie in Ihrem Inneren ruhig und frei, soweit es möglich ist; verstehen Sie es, die Dinge, die Sie mögen, die geregelt oder unvollendet sind, in Frieden liegen zu lassen, sobald Sie Unser Herr anderswo haben will.
Ich segne Sie, gute und teure Tochter, ich mache mich auf, die hl. Messe zu feiern und für Sie zu beten.
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.0891
An Frau Spazzier
Marseille, 25. November 1859.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Heute früh habe ich Ihren lb. Brief empfangen; so sind Sie also in Hyères angekommen und haben eine Wohnung; - machen Sie wie ein Kind der Familie, das sich unterbringen läßt, wo es eine Unterkunft gibt - und nach dem Gutdünken seines Vaters und seiner Mutter dort bleibt - schauen Sie nicht zurück und auch nicht zuweit nach vorne, seien Sie das Kind der väterlichen Vorsehung, die sich um Ihr geistliches und materielles Wohl kümmern wird.
Ich habe Ihre Tagesordnung gelesen, sie geht in Ordnung; jedoch wird man sie abändern müssen, wenn die Unterrichtsstunden mehr Zeit erfordern - die Pflicht hat Vorrang - und wenn Sie die hl. Kommunion empfangen und Ihren Rosenkranz gebetet haben; seien Sie für den Rest nicht kleinlich!
Betrüben Sie sich nicht über diese kleine Verlegenheit der Zeichenlehrer, welche vor Ihnen eingetroffen sind - Gott wird Ihnen großzügig Ihren Anteil geben. Leben Sie mit dieser kräftigen Kost, die Sie brauchen, u.zw. ohne Skrupel!
Sie sind und bleiben eine Tochter des Hlst. Sakramentes, Jesus steht Ihnen zur Verfügung - leben Sie recht in ihm! Ich gedenke, noch etwa 14 Tage zu bleiben, alles läuft gut, die Anbetung wird fleißig besucht, wir sind sehr beschäftigt. Frau de Guichen schreibt mir, daß ihr Gatte außer jeder Gefahr ist und seiner Wiederherstellung entgegengeht.
Ich lasse Sie in Unserem Herrn, gute Tochter,
Ihr ergebenster
Eymard
S.
Nr.0892
An Mariette Guillot
Marseille, Nau-Straße 7, am 25. November 1859.
Teuerste Tochter!
Ich habe Sie lange auf meine Antwort warten lassen, weil ich bis jetzt von Amtsgeschäften schwer in Anspruch genommen wurde; ich komme langsam zum Aufatmen und so möchte ich Ihnen rasch ein paar Zeilen schreiben.
Ich habe Ihr lb. Schreiben mit großer Aufmerksamkeit gelesen und daraus entnommen, daß Sie der lb. Gott nicht im Stich läßt und aus dem Schlimmen etwas Gutes macht. - So hat er M. Galtier sehr gut ersetzt; er hat Ihnen diesen guten Hochwürden Pillet geschickt, der Ihnen so nützlich war. Er hat Ihnen das Gute ein wenig rückerstattet, das Sie ihm erwiesen haben. Somit ist Ihre Dankbarkeit sehr gerechtfertigt und ohne Sünde.
Wenn man leidet, wenn man am Kreuz ist, ist es eine große Gnade, jemanden zu finden, der sie versteht und Ihnen hilft.
Daher ist dieser gute Hochwürden auch mir teuer, weil er zu Ihnen gut war.
Sie sind ganz richtig dort, wo Sie der lb. Gott für den Augenblick haben will; aber ziehen Sie Gewinn daraus, gute Tochter. Sie haben Gelegenheiten genug zur Übung der Geduld, der Milde und der Nächstenliebe, um sich zu bewähren; nur sollen Sie daraus Nutzen ziehen und sich niemals von den Mühen und Sorgen beherrschen lassen. Gott ist da.
Fahren Sie brav fort mit Ihren Kommunionen: sie sind hnen ebenso notwendig wie die Luft und das Brot. - Sie machen keine Fortschritte, sagen Sie. Ach! Gute Tochter, der wahre Fortschritt besteht in der Erfüllung des hl. Willens Gottes, immer neuen Mut zu fassen, immer aufzustehen und unablässig zu sagen:Ich will es besser machen.
Lassen Sie sich nicht allzusehr beeindrucken von der Tatsache, daß ..............................
oder zu glauben, daß dies menschliche Armseligkeit wäre; Sie haben sehr richtig gehandelt, dies nicht in Erwägung zu ziehen: das ist ein Fortschritt .................................
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Unser Herr hat sie Ihnen anvertraut.
Schreiben Sie oft Ihrer Schwester Margarete; öffnen Sie weit Ihr Herz und erzählen Sie ihr immer Ihre Sorgen; sie ist so gut!
Wenn ich nach Lyon reise, werde ich es Ihnen vorher schreiben. Ich hoffe fest, Sie dort kurz zu grüßen, ebenso die gute Familie Gaudioz und die Damen Marcel.
Adieu, gute Tochter, Gott liebt Sie.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Nr.0893
An Frau Tholin
Alles aus Liebe und zur Verherrlichung Jesu im heiligsten Sakrament.
Marseille, 26. November 1859.
Gnädige Frau und teuerste Schwester im Herrn!
Eben habe ich Ihr Schreiben bekommen; es hat mir Freude und Kummer gebracht; ich kann Sie also nicht in Jasson besuchen, weil ich noch etwa 14 Tage hier bleibe. Wenn ich meinen Aufenthalt um einige Tage verkürzen könnte, würde ich es gerne tun. Da Sie jedoch in den Süden reisen müssen, ist es besser, daß Sie sich beeilen und früher herkommen. Haben Sie jedoch die Güte, mir anzugeben, wann Sie abreisen. Ich habe in Hyères Bekannte, die Ihnen behilflich sein können. Ich stelle mich auf Sie ein. Es wäre gut, im voraus ein Appartement zu reservieren. In dieser Sache rate ich Ihnen, Hyères den Vorzug zu geben. Ich kenne den dortigen Herrn Pfarrer, der ein heiliger Mann ist, sowie Herrn Laure, ein in jeder Beziehung ausgezeichneter Arzt.
Ich werde mit Vergnügen nach Tarare gehen und von dort werde ich kurz in Amplepuis auftauchen; Sie begreifen, gute Tochter, daß es mich etwas kosten würde, Sie dort nicht zu treffen; das ist das Leben: eine Reise, wo man sich im Vorübergehen grüßt.
Ich nahm warmen Anteil an Ihrer Freude, daß Ihr Bruder zur Erfüllung seiner religiösen Pflichten zurückgekehrt ist. Nun ist der Grundstein gelegt; er ist gut, der lb. Bruder, und er hat ein gutes Herz; und mit dieser Eigenschaft kommt man zurück, wenn man auch recht weit abgeirrt ist. Durch das Gebet heißt es vollenden, was Gottes Barmherzigkeit begonnen hat.
Unsere Kapelle ist am 9. November durch den hochwst. Bischof eingeweiht worden; seither haben wir dort die tägliche Aussetzung und eine große Anzahl von Gläubigen läßt sich in die Aggregation aufnehmen.
So ist denn ein Thron mehr für unseren guten Meister errichtet! Möge er bis ans Ende der Welt dort herrschen!
Und Sie, gute Tochter, dürfen noch nicht das Schlachtfeld verlassen und auch nicht unseren guten Heiland, der von so vielen Menschen vernachlässigt wird; nur Mut! Man muß den Kopf zum Kreuz und zum Tabernakel der Liebe herabsenken: einer liebenden Seele genügt das.
Meine ergebene Hochachtung an die gute Mutter Oberin, Schwester Klara; meine herzlichen Grüße Ihren zwei Kindern.
In Unserem Herrn verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard, S. S. S.
Nr.0894
An P. Champion
Marseille, 1. Dezember 1859.
Lieber Pater!
Unser Herr ließ den Sturm gerade noch rechtzeitig vorübergehen; ich hoffe, daß es P. Leroyer gutgeht; diese Tage sagte er zu mir: "Ich verstehe einfach nicht, wie ich das alles denken und reden konnte, was sich zwischen uns ereignet hat!" Er ist also wohlauf und ein guter Anbeter; er wird, wie ich hoffe,ein guter Religiose werden; er ist wohlerzogen, hat feine Manieren und Taktgefühl in der Pastoralarbeit. Er hat stets großen Seeleneifer und ein großes Bedürfnis, Gutes zu tun; aber dies ist ganz natürlich für jemanden, der von einem rein aktiven Leben aussteigt und noch viel Lebenskraft ausgeben kann. Unser Herr wird ihn ganz sanft zu sich hinziehen, um ausschließlich für ihn da zu sein. Es besteht eine gewisse Gefahr darin, wenn der Seeleneifer irgendwo ein Hindernis oder einden Fehler erblickt, dann kann er zu Übertreibungen neigen...
P. Golliet ist wohlauf; er nimmt die Hinweise und Ermahnungen, die häufig ausgesprochen werden, weil er zerstreut und bei den Zeremonien ungeschickt ist oder leicht durcheinander gerät, gerne an. Dem guten P. de Cuers geht es gut; wenn ihm etwas dann und wann nicht gefällt,so gerät er im ersten Moment in Wallung, kehrt dann aber wieder zur größen Ruhe zurück; es wird schon bessergehen, er hält sich zurück, so gut er kann, ist liebenswürdig und zu allem bereit. Er fürchtet sich vor meienr Abreise; ich aber dränge bereits abzufahren; ich denke, in der kommenden Woche wird es soweit sein. Seit acht Tagen leide ich ein wenig an einer Erkältung; heute scheint sie den Platz, den sie vo verbissen besetzt hielt, aufzugeben.
Ich habe folgenden Plan: ich möchte für zwei Tage meine Schwester besuchen wegen einer Familienangelegenheit, weil ich ja so nahe bin.
Ich habe dem Herrn Pfarrer von St. Magdalena in Tarare versprochen, auf meiner Durchreise seine Anbetungsgruppe zu besuchen; darüber hat er mir einen sehr lieben Brief geschrieben. Ich werde einige Stunden, vielleicht einen Tag lang in Lyon bleiben; nach Dienstag der kommenden Woche schreiben Sie mit nicht mehr nach Marseille, ich werde versuchen, schnell abzureisen; ich sehe, daß das Haus jetzt funktionieren kann; solange ich hier bin, verläßt man sich auf mich. Die Einrichtung paßt langsam, die Küche ist angemessen und reicht aus; langsam, langsam kommen die Dinge zusammen; es braucht ja soviele Sache, wenn man ein Haus einrichtet.
Schreiben Sie auch dem Pater de Cuers ein paar Zeilen zu seiner Ermutigung; er hegt zu Ihnen so viel Vertrauen und Sympathie!
Ein Wort zur Kapelle: es kommen viele Gläubigen, es gibt Bekehrungen, das WERK erfreut sich eines guten Rufes: diese Ehrfurcht, dieses Chorgebet, der Ernst des Kultes, alles wird zur Belehrung und Erbauung.
Vor drei Tagen, als ich einer Straße entlangging, erlebte ich die Überraschung, drei Priestern zu begegnen; raten Sie, wer sie waren! Pater Marcel, Pater Rochat und Pater Dumont, die auf einer Romreise unterwegs waren. Sie können sich meine Überraschung denken! Die Herzlichkeit und Einfachheit übernahmen die Kosten dieser lieben Begegnung; ich begleitete sie eine beachtliche Zeitlang; sie luden mich zu einem gemeinsamen Abendessen ein, ich bedankte mich: dies sind e c h t e F r e u n d e. Ich habe mit großem Bedauern vom Ableben des Pater Fayolle vor wenigen Tagen vernommen.
Pater Choizin ist Superior in Toulon und löst P. Girin ab; dieser predigt zur Zeit in La Seyne.
Wenn Sie mir bis Dienstag ein Paket mit Aggregationsblättern senden könnten, wäre ich Ihnen dankbar; wenn es nicht geht, senden Sie diese an Fräulein Mariette nach Fourvière.
Bis bald, guter Pater! Meine herzlichen Grüße an die ganze Familie.Diesem guten Bruder Michael geht es besser! Die Nachricht von seiner Krankheit hat uns alle betrübt; er ist nämlich der hl. Josef des Hauses.
Wie oft sagen wir hier: ach, wäre Bruder Michael hier, dann hätten wir nicht so viele Scherereien.
Ganz Ihr
Eymard.
Nr.0895
An Marg. Guillot
Marseille, 3. Dezember 1859.
Teure Tochter im Herrn!
Mit großer Freude habe ich alle Einzelheiten gelesen, die Sie mir über sich geben, vor allem über Ihr Haus; ich habe ein wenig darüber gelacht, daß Sie sich über uns hier soviel Sorgen machen, wo wir doch alles haben, was wir brauchen. Die ersten Tage freilich mußte man sich ein wenig umschauen, aber alles ist zu seiner Zeit eingetroffen; so haben wir also nichts nötig. Ich war verkühlt, und so hat man mich mit Sirups überflutet.
Frl. Dalacca hat mich mit Fräulein Caroline und einem anderen Fräulein zweimal besucht; und vor drei Tagen ist sie mit ihrer guten Mutter gekommen; ich freute mich, sie zu sehen; diese Familie ist unablässig sehr großzügig. Ich denke, frühestens um den Donnerstag herum abzureisen; sagen Sie es P. Champion, damit er mir die Blätter der Aggregation hersende, wie er mir in seinem gestrigen Brief schreibt, ohne das aufgedruckte Siegel und mit den angegebenen Verbesserungen; und zudem soll man die angezeichneten Worte bei der Weiheformel löschen.
Meine Erkältung bessert sich; im Augenblick geht hier alles gut.
Ich plane, einen Kurzbesuch zu meiner Schwester zu machen; ich werde in Lyon Ihre Leute sehen und wenn es sich ausgeht, werde ich wenigstens zwei Stunden Frau Galle schenken.
Leben Sie ganz mit Gott durch die Mißachtung und Demütigung, wenn er es will; das ist der gute und kürzeste Weg. Ich habe nur Zeit, Sie zu grüßen und verbleibe Ihr ergebenster
EYD.
An Fräulein Guillot,
Faubourg St.-Jacques 66,
Paris.
Nr.0896
An Herrn Jos.-Aug. Carrel
Marseille, 6. Dezember 1859.
Gütige Frau!
Nach meinem Versprechen für den guten Freund werde ich kommenden Donnerstag gegen 7 Uhr abends bei Ihnen einlangen. Sollte ich bis 8 Uhr noch nicht dortsein, seien Sie unbesorgt, weil mich vielleicht etwas Unvorhergesehenes aufhalten könnte; dann würde ich Freitag früh bei Ihnen eintreffen.
Ich werde glücklich sein, Ihre ganze Familie wiederzusehen und Sie alle zu segnen.
In Unserem Herrn, gütige Frau, verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard, Sup.
An Frau
Carrel,
Orléans-Kai 3, Lyon.
Nr.0897
An Frau Jordan
Marseille, 6. Dezember 1859.
Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!
Ich reise am 8. von hier ab und werde am Abend in Lyon ankommen, um dort die Freude der Stadtbeleuchtung am schönen Fest der Unbefleckten Empfängnis zu erleben; und am nächsten Tag gegen Mittag werde ich zu Ihnen kommen. Da ich befürchte, nicht das Vergnügen zu haben, Sie dort anzutreffen, werde ich wenigstens Ihre gute und vorzügliche Tochter sehen. Ich werde bis Samstag gegen Mittag in Lyon bleiben und von dort nach Tarare weiterreisen, wo ich für die Vereinigung des Hlst. Sakramentes in der Magdalena-Pfarre während einiger Tage predigen soll.
Wir beten recht für Ihre teure Kranke; sie ist uns teuer, weil sie Ihnen teuer ist, gute Dame. Wir bitten um Ihre Genesung, wenn dies zu ihrem Heil besser ist; und will Gott in seiner Barmherzigkeit ihre Verbannung abkürzen und ihr schneller die Himmelspforte öffnen, so wollen wir nicht nur um jene Ergebenheit beten, die alles hinnimmt, was Gott will, sondern auch um das Vertrauen, das den göttlichen Willen jedem anderen Gute vorzieht, um die kindliche Hingabe, die sich vollkommen dem Wohlgefallen Gottes überläßt; um jene starke Liebe, welche die Seele so wirksam reinigt, heiligt und vervollkommnet. O wie glücklich sind diejenigen, die im Herrn sterben, sagt der Hl.Geist. Wenn wir nicht das Hlst. Sakrament als Trost und Lebenszentrum hätten, wer möchte angesichts all der Abtrünnigkeit und der vielen Ärgernisse lange Zeit auf dieser elenden Erde voll von Sünde und Knechtschaft leben?
Empfehlen Sie mich den Gebeten dieser lieben Kranken, denn Leiden, mit Gebet verbunden, sind allmächtig vor Gott.
Im Herrn verbunden, bleibe ich Ihr ergebenster
Eymard.
P.S.- Sie können sich vorstellen, daß Sie meine Freude vermehren, wenn Sie am
Samstag früh in Lyon sind.
An Frau Jordan C., in Chervinges,
über Villefranche (Rhône)
Nr.0898
An Frau Chanuet
Marseille, am 6. Dezember 1859.
Gnädige Frau!
Aus Paris wird mir geschrieben, daß Sie mich auf meiner Durchreise in Lyon treffen möchten; ich werde mich freuen, Sie kennenzulernen und über Ihren Sohn zu plaudern; er erbaut uns alle und wird der Segen Ihrer Familie sein, gnädige Frau.
Ich werde Freitag und Samstag früh in Lyon sein, ich bin Gast bei Herrn Carrel, Quai d'Orléans 3; aber es wird mir die Freude zuteil, Sie am Freitag nachmittag bei Herrn Blanc von St. Bonnet zu besuchen. Inzwischen verbleibe ich in Unserem Herrn
Ihr ergebenster
Eymard
Sup.
An Frau Wwe. Chanuet
in Lantigné, über Beaujeu
Rhône.
Nr.0899
An den Architekten Louis Perret
Paris, Weihnachten 1859.
Lieber und milder Freund!
Ich möchte Ihnen meine Nachrichten und jene des Hauses übermitteln; ich kam am vergangenen Sonntag nach Lyon und am Montag habe ich mit Bedauern erst hier gehört, daß auch Sie in dieser guten Stadt eingetroffen sind; ich hätte Sie bei meiner Ankunft besucht, denn es kommt mir wie ein Jahrhundert vor, seit ich Sie das letztemal getroffen habe. Ich habe mich 6 Wochen in Marseille aufgehalten. Ich habe das Haus in vollem Betrieb zurückgelassen, mit der täglichen Aussetzung, sie sind zu sechst dort, darunter drei Priester, ein Theologe und zwei recht reizvolle Brüder. Die Kapelle ist gut besucht; welch eine Ehre für uns, ein wenig beizutragen zur Einrichtung des 40stündigen Gebetes in Marseille! Denn ohne unsere Niederlassung meinte der Bischof, könnte er sie nicht einrichten, weil er nicht genug Kirchen habe. - Man beginnt dort auch mit dem Werk der Erstkommunion der erwachsenen Arbeiter.
In Paris geht alles wie gewöhnlich. Herr Chanuet erbaut uns sehr, Sie wissen, denke ich, daß er seit zwei Monaten bei uns ist.
Wir haben einen Pförtner, der Schneider ist, er macht den Eindruck eines ordentlichen jungen Mannes. Wir sind zu 8 hier und erwarten zwei Priester - heute hatten wir ein großes Fest: die Erstkommunion von 18 Kindern - einige davon sind bereits 16 bis 18 Jahre alt.
Sie haben uns sehr erbaut und getröstet - welche Veränderung vollzieht sich in ihnen: zu Beginn sind es wilde, grobschlächtige, rohe Wesen, diese kleinen Straßenräuber - langsam, langsam werden sie menschlicher, aufmerksam, dankbar, gut und tugendhaft - die Erstkommunion verändert sie gänzlich. Sie sind nicht mehr dieselben! Ihr Herz öffnet sich und man findet darin großmütige und recht sanftmütige Gefühle.
Das also ist unser Werk, teurer Freund, es steckt aber noch in den Kinderschuhen, denn wieviel Gutes bleibt uns noch zu leisten! Immerhin sind es 42 seit dem 15. August! Morgen werden 30 davon vom Herrn Kardinal gefirmt werden.
Herr Carrié hat die 200 Fr., die Sie geschickt haben, erhalten. Deo gratias! Und mit dem Wenigen, das wir auftreiben konnten, haben wir die nunmehrige Rechnung bezahlt. Der Herr Pfarrer von St. Jakob hat für die Seinen 30 Fr. bezahlt.
Nun, da Marseille läuft, halte ich Ausschau, wo Gott eine dritte Aussetzung haben möchte.- Mein Herz geht gerade auf Lyon zu, aber wir müssen den Willen und das Signal Gottes abwarten.
Es ist eine ausgemachte Sache, guter Herr Perret, das Sie überall, wohin wir gehen werden, Ihre Zelle als Freund haben werden.
Danke für Ihr lb. Gedenken - hier mögen Sie alle und umarmen Sie herzlich, ich als erster und am herzlichsten in Unserem Herrn
Eymard
Sup. Sac.
Nr.0900
An de Cuers
Paris, Weihnachten 1859.
Lieber Pater!
Danke für Ihren Brief und Ihre lieben Grüße. Ich hatte weder den Mut noch die Zeit, Ihnen zu schreiben. Ich habe eine starke Erkältung erwischt, und dann hat uns die heutige Erstkommunionfeier sehr beansprucht. 18 hatten dieses Glück; es war andächtig und rührend! Ein schönes und königliches Werk! Wir müssen uns mit Leib und Seele dafür einsetzen. Es ist die hervorragendste Seelsorgsarbeit, sie führt direkt zum Reich der göttlichen Eucharistie. Morgen werden sie gefirmt. Unsere Kapelle war heute in voller Freude, diese Jugendlichen feierten mit dem Jesuskind ein Fest.
Ich habe alles wie gewöhnlich vorgefunden und war froh, zu Füßen des Guten Meisters zurückzukehren.
Schwester Benedikte erhielt am vergangenen Sonntag die Sterbesakramente; ich habe sie fast im Todeskampf angetroffen; alle glaubten, daß sie sterben werde, auch sie selber; aber Gott hat sie geheilt; es geht ihr besser, jefalls einstweilen.
Ich habe von Ihrem Hause einen guten Eindruck von Frömmigkeit und Tugend bewahrt: es wird von Gott gesegnet sein. Führen Sie emsig fort, was wir begonnen haben; die Anfänge haben stets mehr Gnaden und Erleuchtung.
Ich bin mir wohlbewußt, daß i n i t i a f e r v e n t; dann nimmt die Begeisterung ab; bei uns aber muß es so sein, daß wir immer wachsen und aufsteigen wie die Sonne bis zu ihrem vollen Mittag, weil wir stets der Glut der eucharistischen Sonne ausgesetzt sind.
Ich habe mit viel Bedauern Ihre Nachricht gelesen, daß sich P. Golliet eine Perücke angeschafft hat: der Grund dieses Bedauerns ist zuerst einmal die Ausnahme vom allgemeinen Gesetz; sodann die Feststellung, daß man bei uns empfindlicher oder sinnlicher geworden ist, als es vor dem Eintritt der Fall war, denn vorher trug er keine Perücke. Ich werde es nicht dulden, daß man neue Gewohnheiten annimmt, die man nicht mitgebracht und auch nicht unterbreitet hat. Ich weiß nicht, ob P. Golliet mehr Wert auf seine Perücke als auf seine Berufung legt; wie immer es jedoch sein mag: sagen Sie ihm zuerst in Güte, daß er sich wieder so verhalten soll, wie ich ihn zurückgelassen habe. Er hätte mit mir damals in ernsthafterer Weise darüber reden sollen; in der Gemeinschaft muß man die Dinge entschiedener vorbringen. Wenn er sich nicht davon trennen will, haben Sie die Güte, es mir mitzuteilen, dann werde ich ihn sofort davon in Kenntnis setzen; ich hoffe jedoch, daß es nicht notwendig sein wird, einen solchen Befehl aussprechen zu müssen.
Morgen werde ich zum Wachshändler gehen, um Ihre Wachsangelegenheit zu erledigen.
Der gute P. Ricoux wollte eine Aussetzung mit ungefähr 60 Franken bestreiten, wo sie doch dreimal soviel kostet; wir werden sehen, was entschieden wird.
Das mildere Klima wird Sie, wie ich hoffe, wieder in Schwung gebracht haben, denn ich mache mir große Sorgen um Sie.
Meine herzlichsten Grüße an alle Patres und Brüder!
Allzeit im Herrn verbleibe ich
ganz Ihr
Eymard, S.S.