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Nr.0221
An Marianne
Grenoble, 31. Oktober 1850.
Liebste Schwestern!
Der lb. Gott will nicht, daß ich Euch einen zweiten Besuch abstatte. Der Vater des Mitbruders, der mich im Noviziat ersetzt, liegt in Agonie und so muß ich Samstag sofort zurückkehren, damit er ihm wenigstens seine letzten Liebespflichten erweisen kann. Für mich bedeutet dies zumindest ein Werk der Nächstenliebe.
Aber die Angelegenheit von Gap geht dem Ende zu, ich hoffe, die Gelegenheit zu haben, Euch im Frühjahr zu besuchen. Immer aber möge der hl. Wille Gottes geschehen. Mir geht es gut, der lb. Gott hat mich gestützt, er hat alles getan. Ich habe für Herrn Faure gesprochen, mehr sage ich Euch nicht.
Paßt auf Euch während des Winters auf, vermeidet vor allem die Umschwünge von warm und kalt.
Ich verbleibe in Unserem Herrn, lb. Schwestern,
Euer innigst geliebter Bruder
Eymard.
An Fräulein Eymard Marianne,
du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.
Nr.0222
An Frater Gabriel, Gründer und Generalober der Brüder der Hl. Familie in Belley
(November 1850).
Sehr geehrter Herr Superior!
Ich habe Ihre guten Brüder im Kleinen Seminar in Grenoble besucht; sie haben mir einen zufriedenen Eindruck gemacht; freilich, sie machen viel mit, und die Hausdiener begegneten ihnen gelegentlich mit Eifersucht und .........; sie haben sich sehr gut verhalten und man ist darüber zufrieden. Der Herr Superior hat mir seine Pläne mitgeteilt, die er verwirklichen will, um ihnen etwas mehr Freiheit zu gewähren; er läßt Sie durch mich bitten, ihm noch ein paar Leute vorzumerken, er möchte noch fünf; auf diesem Weg wären die Brüder allein und folglich unabängig; da Sie mir gesagt haben, daß Sie einige bereitstehen hätten, habe ich ihm dies mitgeteilt; er hofft auf Ihre Bereitwilligkeit, daß Sie diese Niederlassung verstärken werden.
Übrigens werde ich bei meiner Ankunft in Belley die Ehre haben, Sie zu besuchen.
Mit der Zusicherung meiner vollsten Ergebenheit
Eymard.
Nr.0223
An Marg. Guillot
La Favorite, 13. November 1850.
Meine liebe Tochter im Herrn!
Ich möchte Ihren Brief vom 10. beantworten.
Die Gnade der Liebe wirkt immer durch Zerstörung der Eigenliebe und durch die Hingabe unseres eigenen Willens.
Man muß diesen guten Heiland doch arbeiten lassen, er liebt es, in seinem Tempel der Liebe alles umzustürzen und seine Geißel zu nehmen, um alles zu vertreiben, was nicht e r s e l b s t ist.
4. Fahren Sie mit den Protokollen fort, wie Sie es bisher gemacht haben, der Gehorsam verlangt es, der Rest muß Ihnen fremd sein; befassen Sie sich nicht einmal damit!
5. Betreffs Frl. C. hören Sie sie mit Liebe an; nehmen Sie keinen ihrer Aufträge an; nehmen Sie für sich nichts wichtig, was sie Ihnen sagen wird; nicht daß Sie verachten müßten, was sie sagt, Sie sollen vielmehr an ihre gute Absicht glauben; aber nichts ausführen, ohne es vorher der Gnade des Gehorsams zu unterwerfen: sie sündigt eher mit dem Kopf als mit dem Herzen, man muß sie eher zurückhalten als ermutigen.
6. Ich werde Frl. C. um die Protokolle bitten; was die anderen betrifft, so überlasse ich das Ihrer Klugheit. An Frau Gal können Sie sie ruhig aushändigen unter der Bedingung, daß sie sie Ihnen wieder zurückgibt; ich erinnere mich, daß sie mich darum gebeten hat. Ich werde mit ihr reden...
7. Bewahren Sie Ihre Freiheit gegenüber Frl. Camus! Es obliegt nicht Ihnen, sie zu besuchen; sodann habe ich es lieber, daß Sie sich nicht an diese Besuche binden. Diejenigen, welche Sie nicht annehmen wie Sie sind... überlassen Sie das Ganze dem lb. Gott, entschuldigen Sie sich wegen Ihrer schlechten Gesundheit und jener Ihrer Schwestern.
8. Üben Sie sich in der milden Liebe Unseres Herrn zu seinen klotzigen und erdverhafteten Aposteln: das ist der schöne Gewinn dieses Handels mit dem Nächsten.
9. Der Schleier meiner Schwester ist rot einzufärben. Kopf hoch, meine Tochter! Leben Sie von Unserem Herrn, für Unseren Herrn. Überlassen Sie sich ganz dem Schwert seiner Liebe; man lebt niemals besser und stärker als im Tod aus Liebe.
EYD.
Nr.0224
An P. Maria Chiron
Lyon, am 13. November 1850.
Lieber Pater!
Entschuldigen Sie in Ihrer Güte meine Verspätung, Ihnen zu antworten. Ich war mehrere Wochen abwesend und konnte Ihnen somit nicht jene Zuneigung ausdrücken, die ich für Sie empfinde.
Wenn sich der gute Meister meiner bedienen möchte, um Ihnen behilflich zu sein, so will ich es von ganzem Herzen; aber bitten Sie ihn innig um Gnade und Erleuchtung, denn ich kann nur ein armseliges und elendes Werkzeug sein.
Um Ihnen zu antworten, habe ich viel gebetet; folgende Gedanken möchte ich Ihnen nun mitteilen: 1. Selig die Armen im Geiste. Sie sind die Freunde Unseres Herrn. Lieben Sie also diese heilige und göttliche Armut wie eine gute und zärtliche Mutter. Sie wird die Quelle all Ihrer Reichtümer sein.
2. Die Zeitspanne der Ruhe und des Gebetes reicht aus. Verwenden Sie auch für das Theologiestudium soviel Zeit wie möglich; kümmern Sie sich nicht um die weltlichen Wissenschaften.
3. Was Kreuz und Stola betrifft, scheint es mir im Sinn des Geistes Gottes zu entsprechen, daß Sie dafür um die Erlaubnis der jeweiligen Ortsbischöfe, wo Sie hinkommen und sich aufhalten, bitten; und diese nicht zu verwenden, wenn sie es nicht gerne sehen.
4. Wir beten viel für den armen Besessenen, aber man muß sich vor dem bösen Geist sehr in acht nehmen und ihn in der Demut des Schweigens halten und ihm keine Gelegenheit bieten, überheblich zu werden.
5. Die Ehre-sei-dem-Vater sind für die Kreuze nicht verpflichtend. Alle von mir mit Ablässen versehenen Kreuze haben den persönlichen Ablaß eines guten Todes für denjenigen, dem das Kreuz gehört.
Beten Sie für mich, lb. Pater, damit ich mich tapfer mit dem guten Meister kreuzigen lasse und aus seinem göttlichen Kreuz reichen Gewinn ziehe.
In seiner göttlichen Liebe verbleibe ich
Ihr ergebenster
P. Eymard.
Nr.0225
An P. Bertholon
La Favorite, St.Irénée 22,
Lyon, 16. November 1850.
Lieber Mitbruder!
Ich habe Ihnen und ebenfalls der Schwester Theresia vom Kinde Jesu (Fräulein Dubouché) eine gute und tröstliche Nachricht mitzuteilen. - Seine Eminenz ließ mich zu sich rufen, um von mir Informationen über das neue Werk der ununterbrochenen und sühnenden Anbetung von Fräulein Dubouché zu erfahren. Er sagte mir, daß ihm sehr daran gelegen wäre, in Lyon das 40stündige Gebet einzurichten wie in Rom, u.zw. in einer Gemeinschaft von Ordensfrauen der Anbetung; der Kardinal fügte hinzu: ich würde mit Freuden die guten Ordensschwestern von Paris herkommen lassen, zuvor aber möchte ich mich genauer erkundigen über ihren Zweck, ihre Lebensweise und ihre Art, eine Niederlassung zu eröffnen; wir würden ihnen in Lyon gerne die Aussetzung des fortlaufenden 40stündigen Gebetes usw. erlauben.
Nach all dem Gesagten, (bitte ich Sie), lieber Pater, berichten Sie darüber der Ehrw. Mutter und antworten Sie mir nachher sofort mit einem Brief, den ich dem Herrn Kardinal vorweisen kann, denn dieser Plan beschäftigt ihn sehr, und er wartet ungeduldig auf Antwort; senden Sie mir, wenn Sie es für zweckdienlich halten, die Darstellung des Werkes. - Bezüglich der vorzunehmenden Gründung ist mein Gedanke folgender: es muß mit Betlehem angefangen werden, um im Abendmahlssaal zu enden; aber das Haus von Fräulein Perrin soll nicht in Frage kommen, der Kardinal mag es nicht.
Fast mit jeder Post erwarte ich Ihre Antwort an die obige Adresse.
Suchen Sie bitte bei Ihren teuren Töchtern um eine Novene nach meiner Meinung in einer sehr wichtigen Angelegenheit an. Im Noviziat läuft alles gut.
Leben Sie wohl, guter Pater,
Ihr ergebenster
Eymard.
An Herrn Bertholon,
Maristenpater
Rue Montparnaß 31
Paris.
Nr.0226
Nur im franz. Katalog genannt: keine Veröffentlichungszahl angegeben
An Frau Gaudioz
Lyon, 24. Nov.
Nr.0227
An Frl. Stephanie Gourd
J. M. J.
An Frl. Stephanie.
25. November 1850.
Gnädiges Fräulein!
Ihr Brief bereitete mir Freude, vor allem daß Sie an Ihrer Betrachtung und den Andachtsübungen festhalten.
Die Methode, die Sie für die Betrachtung verwenden, ist gut. Machen Sie diese heilige Übung nur, um damit den hl. Willen Gottes zu erfüllen, nur um sich seinem Dienst zu weihen, um sich zu seinen Füßen zu verdemütigen, um ihm wie eine kleine Arme Ihre Bedürfnisse vorzutragen und um ihm Ihre Dankbarkeit und Liebe auszudrücken. Die Liebe: sie ist das Ziel von allem; betrachten Sie auch die Überlegungen, Anmutungen und Vorsätze Ihrer Betrachtung lediglich als Mittel, um Sie zur Vereinigung mit der göttlichen Liebe zu führen.
Die Liebe sei also die Grundlage von allem; und wenn diese Einstellung in Ihnen vorherrscht, lassen Sie den Rest liegen; die Mittel werden unnütz, wenn man das Ziel hat.
Aber Sie wissen, daß die göttliche Liebe unersättlich ist wie das Feuer, das immer neu fordert und das Leiden verursacht, indem es alles verbrennt, was ihm fremd ist.
Halten Sie Ihre Seele in Frieden, damit Sie auf die inneren Bewegungen des Hl. Geistes achten und ihnen treu bleiben.
Sie werden Ihre Seele in Frieden haben, wenn Sie sie ohne Unterlaß in einen großzügigen Zustand versetzen, alles erleiden, alles verlassen für etwas anderes, mit einem Wort: um Ihrem Willen entgegenzuwirken, wenn der Wille Gottes etwas anderes verlangt.
Was uns ärgert und zuwiderläuft, ist unser armseliger Wille, der zu heftig verlangt oder ein Gefühl der Unabhängigkeit darstellt, das vor der heiligen Sklaverei des Kreuzes zu große Angst hat.
Halten Sie auch Ihr Herz stets vereinigt mit dem göttlichen Herzen Unseres Herrn, damit seine Liebe zum Leben, zum Grundsatz Ihrer Tätigkeiten und zum Zentrum Ihrer Ruhe wird.
Adieu, meine teure Tochter! Gehen Sie mit Freude überallhin, sobald Gott es will; und überall befindet sich der Tabernakel, der Himmel, Gott, unsere Liebe.
Eymard.
Nr.0228
An P. Maria Chiron
Lyon, 26. November 1850.
Hochwürdiger Pater!
Ja, beten wir den hl. Willen Gottes an in allem, was sich ereignet.
Durch die Ablehnungen, die Sie erdulden, können Sie ahnen, wiesehr sich der Geist Gottes von jenen zurückgezogen hat, die davon erfüllt sein müßten, und wieweit der Materialismus seine Verwüstung ausgedehnt hat. Es ist Zeit, daß Gott seiner Kirche zu Hilfe eilt, er wird nicht auf sich warten lassen.
Ich trage Ihnen auf, überhaupt nicht an eine Reise nach Rom zu denken. Die Ereignisse sind näher, als Sie denken; Sie würden auf dem Weg von ihnen überrascht werden.
Nach diesen Begebenheiten wird sich nach und nach alles ändern, und Sie werden all das erhalten, was Ihnen bis auf den heutigen Tag verweigert wurde.
Beten Sie immerfort, beten Sie viel für mich, für alle!
Im Herzen Jesu und Mariens in Liebe verbunden,
Ihr ergebenster Diener
Eymard.
Nr.0229
An P. Bertholon
Lyon, 30. November 1850.
La Favorite
Wohnviertel von St. Irénée.
Lieber Mitbruder!
Gestern abend bin ich beim Herrn Kardinal gewesen; ich habe ihm Ihren Brief und die Bemerkungen gezeigt; der Kardinal ist dieser Gründung sehr geneigt; Sie wissen ja, daß die Verehrung des Hlst. Sakramentes die bevorzugte Gebetsweise des Herrn Kardinals ist. Daher zielt auch sein ganzes Bestreben daraufhin, daß Sie sich in Lyon und in der Diözese festigt.
Bezüglich der Frage über die Reise von Schwester Theresia nach Lyon gab Seine Eminenz folgende Antwort: die Ehrw. Mutter hat recht, mündlich versteht man sich besser; somit bin ich gerne bereit, Sie zu empfangen. Daraufhin hat mich der Bischof ersucht, nach einigen Niederlassungsmöglichkeiten und Gebäuden Ausschau zu halten, damit man der Schwester Theresia bei ihrer Ankunft schon einige Hinweise geben kann. Ab heute werde ich mich damit beschäftigen; beten Sie und lassen Sie dafür beten, daß es mir nach Gottes Wohlgefallen gelingt; vor allem sollen Novenen für die Armen Seelen im Fegfeuer gehalten werden.
Für diese neue Gründung würde ich folgende Ratschläge geben: 1. sich nicht außerhalb der Stadt oder an schwer zugänglichen Orten niederlassen, damit die Bevölkerung von Lyon zur Anbetung des Hlst. Sakramentes mühelosen Zugang hat.
2. Einen Ort wählen, wo die Möglichkeit der Ausweitung besteht, und wo man stufenweise beginnen kann; Mit dem Herrn Kardinal muß man rund heraus und vertrauensvoll verhandeln; aber diese Gründung sollte so geschehen, als hätte man von ihm nichts zu erwarten, obwohl dies sicher nicht der Fall sein wird, denn er ist ja so gut! Zudem sind die Gläubigen in Lyon großzügig.
3. Bezüglich der geistlichen Übungen, die im Haus für auswärtige Personen gehalten werden, wäre es gut, ihnen nicht allzugroße Bedeutung beizumessen; dies wird später und wie von selbst möglich sein.
Richten Sie der guten Schwester Theresia meine volle Ergebenheit aus, Ihr allzeit
ergebenster Mitbruder
Eymard, p.m.
An Herrn Bertholon,
Maristenpater,
Rue Montparnaß Nr. 9 oder 35.
Paris.
Nr.0230
An P. Colin
(Notiz von P. Mayet)
Lyon, Dezember 1850.
Ich möchte Ihnen das Breve des Papstes für den III. Orden überreichen und das Dokument, das mir Se. Eminenz, der Kardinal von Lyon, zu übergeben beauftragte, und was er als kanonische Institution bezeichnete. Es scheint, daß sich der Kardinal durch dieses Vertrauen des Papstes ihm gegenüber und durch die Vollmacht, mit der er ihn ausstattete, geschmeichelt fühlt; kaum hatte er nämlich das Breve und den Brief von P. Theiner mit den Erklärungen des Breve gelesen, fügte er hinzu: "Nun gut, wir werden dieses Breve mit Vergnügen zusenden; wir sind verpflichtet, ein Schriftstück mit den Attentis (?) zu verfassen und ein rechtmäßiges Diplom auszuhändigen. Ich werde dies später erledigen." Meine Antwort darauf lautete: "Seine Eminenz wird so vorgehen, wie Sie es für zweckdienlich hält."
Und nun habe ich diese kanonische Institution in ihrer offiziellen Form erhalten; als ich sie in Händen hielt, wurde mein Herz gleichzeitig mit einem Gefühl der Freude und der Trauer erfüllt, vor allem, als ich den Punkt 4 las, worin mein Name aufscheint; aber ich möchte Ihnen, hochwürdigster Pater, sagen, daß ich hierin ganz unschuldig bin; und hätte ich dies vorausgesehen, hätte ich mich dagegen sehr widersetzt; es gibt jedoch ein gutes Heilmittel dagegen: diese wenigen, aber grundlegenden Artikel des III. Ordens sollten nur von Ihnen geltend gemacht werden.
Wirklich, hochwürdigster Pater, ich kann nur staunen und Gott anbeten, wenn ich den Verlauf des III. Ordens betrachte, seine Prüfungen (ich gestehe, sie waren schwer und hatten denselben Charakter wie jene der Gesellschaft); wenn ich nun seine Approbation durch den Papst erlebe und sehe, wie der Kardinal, der bisher ziemlich distanziert war, mit einem so einzigartigen Gunsterweis dafür so großes Interesse zeigt; wo ich zudem den III. Orden im Todeskampf glaubte.
Ich gebe zu, ich hatte selber damit Schwierigkeiten und betrübliche Erlebnisse und wünschte, daß er sterbe, vor allem, als ich Ihres Schmerzes gewahr wurde, hochwürdigster Pater, den einige Patres durch ihre Indiskretion in der Öffentlichkeit verbreitet haben. Alldies hat mich derart betrübt, daß ich die Seelenleitungen auf nur mehr alle 2 oder 3 Monate eingeschränkt habe. - Ich nahm keine neuen Mitglieder mehr auf, ich wagte es nicht mehr, dafür zu werben, ich überließ den weiteren Verlauf der Vorsehung ... und siehe da, der Segen der Kirche bekräftigt nun das schwankende Werk und gibt die volle notwendige Zeit und Freiheit, es zu vervollkommnen.
Wenn ich mir all diese Dinge überlege, kann ich nicht umhim, zu sagen: Digitus Dei est hic! (dies ist der Fingerzeig Gottes!). - Sie haben mir Ihre Gedanken über den III. Orden mitgeteilt; seien Sie davon überzeugt, hochwürdigster Pater, daß ich nicht davon abweichen werde und daß ich stets Ihr geneigter und gehorsamer Sohn bleiben werde.
J. Eymard.
Nr.0231
An Frau Gourd
La Favorite, 22 St.Irenäus-Lyon,
4. Dezember 1850.
Gnädige Frau!
Ich hätte mich sehr gefreut, Sie vor Ihrer Abreise nach Paris zu sehen; weil ER es aber nicht erlaubt hat, möge er dafür gepriesen sein!
Ich konnte Ihnen nicht früher antworten; tausend Dinge sind mir in diesen Tagen dazwischengekommen.
Was den jungen Mann betrifft, so wäre es wünschenswert gewesen, daß er sich entfernt hätte. Die ausgedehnte Abwesenheit korrigiert den Unsinn dieser Krankheit. Sie haben richtig gehandelt, mit ihm vernünftig zu reden. Aber was soll man zum gegenwärtigen Zeitpunkt tun? Es scheint mir, daß Sie Ihre Pflicht der Nächstenliebe erfüllt und nur mehr die Aufgabe des mißbilligenden Schweigens haben, und daß Sie nicht zur Unterstützung mit der Schwachheit des Vaters rechnen können. An Ihrer Stelle würde ich die Dinge etwas laufen lassen, auch wenn ich Hinweise zur Vorsicht erteilen würde. Wenn ich sage: "die Dinge etwas laufen lassen", so meine ich damit, sich ein wenig passiv zu verhalten und sie ein bißchen selber miteinander verhandeln lassen. Sie merken, ich bin etwas in Verlegenheit, weil ich die Personen und das Übel des Herzens nicht kenne und damit beinahe nicht weiß, was sagen. Sollten Sie in Thorins bleiben müssen, so könnte ein ausgeführter Verlauf alles retten. Da Sie aber zum Abreisen gezwungen sind, kann ich Ihnen nur das oben Erwähnte sagen.
Die neuen Einzelheiten, die Sie mir über Herrn B. mitteilen, gnädige Frau, bestätigen die Gedanken meines ersten Briefes, das heißt, Herr B. möge je nach seiner Gnade des Augenblicks Gutes tun. Man soll beim Erstellen eines Gebäudes nichts überstürzen; es ist irgendwie notwendig, daß der lb. Gott uns schiebt und drängt; aber man darf nicht seine Termine beschleunigen; bezüglich der Schwierigkeiten des Lokals warten wir noch; und das alles macht gar nichts aus, wenn man eine Schule baut, vor allem eine unentgeltliche.
Leben Sie aus dem lb.Gott, gnädige Frau, aus unserem eucharistischen Herrn! Anders könnten Sie nicht ein Opfer fortdauernder Liebe sein. Haben Sie ein wachendes Auge auf den Gang der göttlichen Vorsehung über Sie. Gott tut alles, organisiert alles und sieht alles vor, um Sie zu ihm zu führen; seien Sie also ohne Vergangenheit und ohne Zukunft, sondern allezeit gegenwärtig für den göttlichen Willen dieses guten Meisters; und so wird er Sie durch alle Schwierigkeiten hindurch an der Hand führen bis zur Gnade der Vollkommenheit seiner Liebe.
Adieu, gnädige Frau: möge Unser Herr Ihr Weg, Ihre Wahrheit und Ihr Leben sein. Ich empfehle mich an das Fräulein und bitte es um ein Gedenken in ihren Gebeten. Ich bin froh über die guten Nachrichten, die Sie mir über sie geben.
Die Liebe für das Fräulein besteht in einer freudigen und liebevollen Entsagung ihres Willens zugunsten des Willens Gottes.
Ihr ergebenster
Eymard.
An Frau Gourd.
Nr.0232
An P. August Theiner
J. M. J.
Lyon, 16. Dezember 1850.
Hochwürdigster Pater!
Durch die zwei Scholastiker, die Sie zu mir geschickt haben, erhielt ich das kostbare Breve, das Sie uns bei Seiner Heiligkeit für die Approbation des III. Ordens Mariens vermittelt haben. Es ist nicht möglich, Ihnen die Freude und das Glück zu schildern, das ich dabei empfunden habe; aber wie soll ich Ihnen unsere Dankbarkeit ausdrücken? Ich kann es nicht anders, als Sie den Vater des Dritten Ordens und dessen ersten Begründer in der Kirche zu bezeichnen. Die Gottesmutter vergelte Ihnen alles Gute, was Sie uns erwiesen haben und uns noch erweisen werden... (sic).
Der ganze III. Orden betet für Sie und wird es noch lange tun.
Der Herr Kardinal de Bonald hat sich über Ihre Grüße sehr gefreut, ebenso über das Werk, das Sie ihm geschenkt haben; er hat mir aufgetragen, Ihnen seine Zuneigung und besondere Dankbarkeit zu übermitteln.
Seine Eminenz hat kraft der erhaltenen Vollmachten des Hl. Stuhles die kanonische Errichtung des III. Ordens vorgenommen und ihm die im Bittschreiben angeführten Ablässe verliehen. Somit sind wir also in Ordnung, und ich hoffe, daß der Segen der Kirche für alle Tertiaren eine Quelle des Lebens und der Gnaden werde.
Ich bin von Schmerz erfüllt, Ihnen mitzuteilen, daß heute unsere beiden Schützlinge, die Herren Mangold Desmas und Franz X. Valdogl zur Abreise nach Bayern gezwungen worden sind; gestern abend erhielten sie ein dringliches und drohendes Schreiben von ihren Familien, daß sie sofort in ihre Heimat zurückkehren müssen; schon mehrmals hatten sie ähnliche Briefe bekommen wegen der Schulden, die ihretwegen gemacht worden sind. Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um sie zurückzuhalten, aber es war alles umsonst, sie sind weg und wir weinen, denn sie haben uns alle sehr erbaut; es sind weise und heiligmäßige Jungmänner; sie haben uns versprochen, später zurückzukehren. Da es mir unmöglich ist, mich Ihnen dankbar zu zeigen, hochwürdigster Pater, so habe ich es Ihretwegen bei ihnen zu sein versucht, denn sie standen unmittelbar unter meiner Leitung, ich habe ihnen etwas geholfen, die Reisespesen zu decken. Wenn ich eines Tages das Glück hätte, Sie zu treffen, so wäre ich froh, die Einzelheiten der Gnade in Erfahrung zu bringen, welche Sie beim Hl. Vater für den III. Orden erlangt haben.
Nehmen Sie meinen aufrichtigsten Dank und meine volle Hochachtung entgegen,
Ihr im Herrn gehorsamster
und untertänigster Diener
Eymard
Maristenpater.
(Meine Adresse lautet: La Favorite Nr. 22,
Wohnviertel St. Irenäus
Lyon.
P.S. Ich bitte Sie um Entschuldigung, daß ich Ihnen so spät meinen Dankbrief schreibe. Ich wartete auf eine günstige Gegelegenheit. - Könnten Sie auch Bischof Luquet behilflich sein zugunsten eines Wissenschaftlers, der vor kurzem alle seine Werke, 4 Bände in Quarto-Format, Seiner Heiligkeit zum Geschenk gemacht hat.
In tiefster Dankbarkeit
Eymard.
Lyon, 16. März 1851.
Nr.0233
An Frl. David, Rektorin des T.O.M.
La Favorite, 19. Dezember 1850.
Als ich in einer ganz besonderen Weise für unseren lb. Dritten Orden gebetet habe, fühlte ich mich während meiner Danksagung stark dazu gedrängt, Ihnen meinen Gedanken über die Sühne durch die Anbetung zu schreiben.
Seit langer Zeit wünschte ich mir ein regelmäßiges Zentrum für den III. Orden, denn ich sah für die Zukunft die Unmöglichkeit voraus, daß wir selbst im Mutterhaus der Gesellschaft das Zentrum nicht beibehalten können. Früher oder später wird man ausziehen müssen, weil die Zahl der Tertiaren andauernd wächst; aber es mußte so sein, daß der Dritte Orden seine stürmische Kindheit neben seiner Mutter und unter demselben Dach verbringe, damit er aus ihrem Geiste leben und in ihrem Schatten groß werden konnte; er brauchte diese Nähe, damit man auf ihn achtgab und damit man ihn segne, als man sah, daß ihn Gott segnete. Aber jetzt ist der Dritte Orden das Kind der Kirche geworden, daher muß er die Möglichkeit bekommen, sich tiefer zu verwurzeln; er braucht ein Zentrum der Aktion und der fortwährenden Betreuung. Ich habe von diesem Zentrum geträumt, ich habe Gott darum gebeten; alles, was mir vorgeschlagen wurde, befriedigte mich nicht; ich habe sogar den Maristenschwestern diesen Gedanken nahegelegt, aber man ging nicht darauf ein, man bevorzugte lieber einen Namen, der gewiß schön ist, der aber in der Wiege geblieben ist; ihre Kindheit wurde nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln und Übungsmöglichkeiten versorgt, auch jetzt noch nicht; und somit bedient sich der lb. Gott meiner, um jene Damen von Paris nach Lyon zu geleiten; der Herr Kardinal ruft sie nach Lyon, als gehörten sie dem Dritten Orden Mariens an; der hochwürdigste Superior empfiehlt mir ihre Niederlassung, er nimmt sie als TERTIAREN an, er will aus ihnen das regelmäßige Zentrum des Dritten Ordens machen. Beim Anblick so großer Zeichen und starker Beweise der göttlichen Vorsehung konnte ich mich nicht zurückhalten, vor Freude zu weinen, denn seit drei Jahren habe ich diesen Gedanken und bat Gott um dessen Verwirklichung, wenn er ihm zur größeren Verherrlichung gereichen sollte. Der Charakter des Werkes der S ü h n e a n b e t u n g s s c h w e s t e r n dient sehr gut, um einen äußerlichen Mantel zu bilden, der den Dritten Orden bedeckt und versteckt, wenn es notwendig ist. Ich wünschte, daß diese Damen diese Bezeichnung tragen, auch wenn sie reguläre Drittordensmitglieder bleiben; die Sühne mittels der Anbetung wäre das Mittel, die Nahrung und die Einübung zum innerlichen Leben der Tertiaren in der Welt, aber nicht durch ihren Namen, die Berufung und die g e i s t l i c h e V e r b u n d e n h e i t unter den Laienmitgliedern des Dritten Ordens, weil die Sühneanbetung des Hlst. Sakramentes nur dort eingeführt werden kann, wo die regulären Tertiaren Häuser besitzen. Der große Gedanke, der mich dabei bewegt, ist die Überlegung, daß der reguläre Dritte Orden wie das eucharistische Zönakel des weltlichen Dritten Ordens sei, der als Kongregation besteht.
So hat auch die Gottesmutter nach Pfingsten ihr Leben, d a s s t ä n d i g e i n f a c h u n d v e r b o r g e n w a r, zu Füßen des göttlichen Tabernakels verbracht, und dies ist der Ehrenplatz einer Tochter Mariens neben ihrer guten und milden Mutter; und der Dritte Orden würde seinem Leitspruch treubleiben, was ihn so wertvoll gemacht hat und immer noch macht, er würde der D r i t t e O r d e n v o m i n n e r l i c h e n L e b e n bleiben, denn darin besteht sein ganzes Wesen und nur darin. Welche Beziehungen werden bestehen zwischen den weltlichen Tertiaren und den Tertiaren im Orden? Es werden die vertrautesten und brüderlichsten Beziehungen bestehen, weil alle denselben Geist, dasselbe Ziel und dieselbe Familie haben.
Vielleicht könnte man einwenden: Aber die Patres lassen uns im Stich! Nein, nein, niemals, sie werden sich noch mehr um die geistlichen Güter der Tertiaren bemühen, davon bin ich fest überzeugt, und der hochwste. Generalobere hat mir sein Wort dafür gegeben.
Nach alldem fürchten Sie sich also nicht, gnädiges Fräulein, in eine vertraute Beziehung mit diesen Damen zu treten, machen Sie mit ihnen gemeinsame und brüderliche Sache, betrachten Sie sie als Ihre Schwestern, sogar als Ihre Mütter! Die hlste. Jungfrau wird sich ihrer bedienen, um Ihnen Gutes zu tun, und sie wird sich Ihrer bedienen, um sie zu stützen und zu stärken.
Wären sie nicht Tertiarinnen Mariens gewesen, hätte ich Ihnen gesagt: "Kommen Sie ihnen zu Hilfe, unterstützen Sie ihre Werke!" Aber weil sie Ihre Schwestern sind, sage ich Ihnen: lieben Sie sie als Ihre Schwestern, ich würde fast sagen, als zarte Töchter, sie werden Ihre letzten Jahre behüten und Ihren letzten Seufzer entgegennehmen.
Es kommt mir ein plötzlicher Gedanken, ich will ihn Ihnen ganz einfach darlegen und Ihrer Weisheit und Klugheit überlassen. Ich möchte nicht, daß die Großherzigkeit der Schwestern das tue, was sie der Gesellschaft im vergangenen Jahr erwiesen hat. Unsere große Belohnung besteht darin, daß wir Ihnen in väterlicher Weise Gutes tun und daß wir erleben, wie Sie alle in den Tugenden Mariens und in der Liebe Unseres Herrn wachsen. Lieber wäre mir, und dies würde auch gewiß gerne gesehen werden, daß Sie, wenn Sie sich einmal dankbar zeigen wollen (und Sie sind es allzusehr gegen uns, denn wir tun so wenig für Sie), eher bei dieser neuen Gründung helfen als uns; man würde Jesus einen Thron der Liebe errichten, das würde unendlich wertvoller sein. - O ich bitte Sie, tun Sie nichts für uns, ich glaube, dies würde dem P. Superior keine Freude machen, ja ihm sogar Kummer bereiten. Nicht daß ich diesbezüglich etwas wüßte, nein, aber weil ich das gute Herz der Schwestern kenne, so fürchte ich immer, daß dieses gute Herz immerfort zu großherzig sein möchte.
Dies ist wirklich ein langer Brief geworden; ich sende ihn Ihnen und bitte Unseren Herrn, er möge allezeit Ihr Leben, Ihr Zentrum und Ihr Glück sein.
Nr.0234
Herrn E. v. Leudeville
La Favorite, Wohnviertel St.Irenäus 22,
Lyon, am 19. Dezember 1850.
Lieber Herr!
Ich habe Ihren Brief mit größter Freude erhalten. Sehr oft habe ich der göttlichen Vorsehung dafür gedankt, daß sie mir die glückliche Gelegenheit gegeben hat, Sie kennenzulernen. Sobald sich zwischen zwei Herzen, die sich nicht kennen, derselbe Geist einstellt, ist die Verbindung bald hergestellt; und wenn Gott dieses Band knüpft, wird es sehr mild und sehr stark sein. Ich nehme Sie also mit Freude als Novize des Dritten Ordens Mariens auf; und aufgrund der Vollmachten, die ich erhalten habe, delegiere ich Ihren vorzüglichen Direktor, Ihre erste Weihe, die ich Ihnen hier beilege, entgegenzunehmen; und ebenfalls Ihre Profeß samt der Information über alle Ablässe, welche wir vor kurzem vom Hl. Vater erhalten haben, nämlich: Vollkommener Ablaß für die Tertiaren am Tag ihrer Profeß, zweimal im Monat nach ihrer Wahl, am Weihnachtsfest, am Tag der Erscheinung des Herrn, zu Ostern und Pfingsten, am Fest des Namens Jesu und des hlst. Herzens Jesu; an den Festen der Unbefleckten Empfängnis, Maria Geburt, Maria Namen, Maria Opferung, Maria Verkündigung, Maria Heimsuchung, Maria Aufnahme in den Himmel, der Durchbohrung (Freitag der Passion), U. Lb. Frau der Sieben Schmerzen (3. Sonntag im September), am Fest Herz Mariens, U. Lb. Frau von Mercede (sic), am Fest Allerheiligen, des hl. Josef, am Patrozinium des hl. Joseph, an den Festen der Erzengel Michael, Gabriel und Raphael sowie am Schutzengelfest.
Alle diese Ablässe sind für die Armen Seelen anwendbar; aber man kann sie nur nach Ablegung der Profeß gewinnen.
Ich rate Ihnen, Ihre Noviziatsweihe am Weihnachtsfest und Ihre Profeß am Osterfest abzulegen; ich dispensiere Sie von der restlichen Zeit; und sollten die Zeiten s t ü r m i s c h werden, so können Sie sich nach Belieben aufnehmen lassen.
Ich wünschte, lieber Herr, daß dieser Gunsterweis geheimbleibe, weil wir den Dritten Orden noch nicht der Öffentlichkeit bekanntgeben möchten. Und wenn der O... daran teilnehmen möchte, so gebe ich gerne Ihrem Direktor eine zweite Delegation.
Ich danke Ihnen für die mir gegebenen kostbaren Nachrichten und bete für ihn beim hl. Meßopfer alle Tage.
Ich habe Ihren Auftrag bei Frl. Chauda und die vorzügliche Frau v. Apohier, die ich sehr schätze, ausgeführt.
Ich werde Ihnen später vom Dritten Orden alles schicken, was mir möglich ist. Ich habe das Kind, das Sie mir empfohlen haben, der Aggregation angeschlossen; die Bedingungen sind: 1. Daß das Kind bei seiner Taufe den Namen Maria tragen wird. 2. Daß man bis zu seiner Taufe ein Ave oder ein "Gedenke, o gütigste Jungfrau" mit folgender Anrufung betet: "O Maria, Mutter der hl. Hoffnung, bitte für uns!"
Sie sind in guten Händen, lieber Herr; Ihre Seele wird gut geleitet. Ich hoffe, daß diese neue Bindunung, die Sie mit der hl. Jungfrau eingehen, für Sie ein Schatz der Gnade und der Verdienste und vor allem eine mächtige Stütze inmitten der Gefahren sein wird.
Ich kann Sie nur ermutigen zum innerlichen Gebet in aller Einfachheit und Hingabe an die göttliche Güte. Die Betrachtung ist mühsam, das ist wahr, aber sie ist immer fruchtbar; die damit verbundenen Mühen geben den Stoff ab für die größten Tugenden und sind die Quellen kostbarer Gnaden. Und wenn man den Geist des Gebetes besitzt, hat man alles; er ist das Heilmittel gegen alle Übel.
Begeben Sie sich zum Gebet wie ein armes Kind und Sie werden sich darin immer wohlfühlen; das Gebet ist und darf nur die demütige und vertrauensvolle Übung unserer geistlichen Armut sein; und je ärmer man ist, desto mehr hat man Anrecht auf die göttliche Liebe: das ist der Gedanke, der den Reichtum vieler leidender Seelen ausgemacht hat.
Nehmen Sie als Bruder die ergebenen und herzlichen Grüße desjenigen entgegen, der glücklich ist, in Christus zu sein als Ihr ergebenster
Eymard.
(Meine Adresse lautet: La Favorite, Wohnviertel St.
Irenäus Nr. 22, Lyon).
Ich werde Ihnen später die Profeßformel senden. Entschuldigen Sie meine Eilfertigkeit; ich bestehe darauf, den Brief noch heute abzusenden.
Nr.0235
An Marg. Guillot
La Favorite, 26. Dezember 1850.
Gnädiges Fräulein!
Soeben habe ich Frl. Jenny besucht; als ich eintraf, war sie aufgestanden und spürte ihr Leiden etwas mehr; diese Damen berichteten mir, sie hätten Sie etwas besser gefunden. Ich habe ihr aufgezeigt, wie sie sich zu verhalten habe und ihr vor allem angeordnet, genau den Anweisungen des Arztes zu folgen; sie hat es mir versprochen. Ich habe sie über Ihr ganzes Haus etwas aufgemuntert, denn sie war beunruhigt und vor allem traurig darüber, Frl. Claudine so erschöpft wie Sie zurückgelassen zu haben. Sie hat mir eingestanden, daß sie eine große Unklugheit begangen hätte, allein nach Chasselay zu gehen; und ich habe ihr ihre Krankheit als einen Fingerzeig der Vorsehung erklärt.
Wie geht es Ihnen? Geht es Ihnen besser und fühlen Sie sich vor allem etwas kräftiger? Aber was ist eigentlich los zwischen uns beiden? Ich verstehe überhaupt nichts mehr; ich lasse Sie leiden, ohne es zu wollen, ohne es zu wissen; aber woher kommt das? Ich weiß es nicht, ich denke eher, daß es der lb. Gott zuläßt, da mir scheint, nur Ihr Wohl zu wollen und Ihnen auf dem dornigen und kreuzigenden Pfad Ihres täglichen Lebens zu helfen.
Was tun inmitten all dieser Prüfungen? Ach! Geduld haben, sich noch mehr mit Gott vereinigen, mit seinem hl. Kreuz; in Liebe warten auf den Augenblick Gottes. Ich weiß wohl: wenn man auf dem Kreuz ist, inmitten der Schmerzen der Kreuzigung, da hat man nur einen Gedanken und ein einziges Gefühl des Opfers; und dann tut alles weh, alles wird zum Leiden und vermehrt die Prüfungen.
Kopf hoch, meine arme Tochter, man muß Jesus am Kreuz lieben bis zum Tod, bis zum Begräbnis, bis zur Auferstehung und triumphalen Himmelfahrt. Ich bete fleißig für Sie, daß Ihnen Gott das Gute vergelte für das Kreuz, das ich Ihnen auferlegt habe.
EYD.
27. Dezember. Gerade wollte ich meinen Brief an Sie absenden, als der Ihre ankam. Ich habe ihn gelesen und nochmals gelesen. Ich danke Ihnen vielmals dafür, denn ich habe darin nichts anderes gefunden als Ihre Liebe zum Dritten Orden und Ihr Wohlwollen zu mir. Die Dinge, die Sie mir schreiben, sind richtig, und ich habe sie sehr geschätzt; ich hatte schon Maßnahmen ergriffen und habe von der Oberin gewichtige Erklärungen erhalten über das, was Sie an diesem Werk der Anbetung beeindruckt hat; es würde zu weit führen, sie Ihnen hier aufzuzählen; aber sie belassen dem Dritten Orden sein ganzes Wesen, seinen Geist des inneren und verborgenen Lebens. - Erst in einem Jahr, wenn diese Damen sich fest niedergelassen haben und wir sie bei ihrer Arbeit beurteilen können, erst dann werden wir ernsthaft einen Zusammenschluß in Erwägung ziehen; wir sind approbiert, und diese Damen sind es nicht; sie haben noch nichts, und der lb. Gott hat das kleine Senfkörnlein des Dritten Ordens gesegnet. - Somit wird man in einem Jahr viele Dinge sehen und man hat Zeit zu prüfen. - Was mich betrifft, so habe ich es ihr gesagt: ich betrachte das Werk der Sühneanbetung für den jetzigen Zeitpunkt lediglich als ein Werk außerhalb des Dritten Ordens, indes freue ich mich, wenn ich Tertiaren f r e i w i l l i g darin eintreten sehe; aber man wird Drittordensmitglied sein können, ohne diesem Werk anzugehören.
So seien Sie gelobt für Ihren Freimut und Ihre Offenheit mir gegenüber: das ist es, was ich an Ihnen am meisten schätze. Bitten Sie den Guten Meister, daß ich nicht zu feurig und zu hastig bin! Es ist wahr, die arme Natur möchte ihre Schwierigkeiten sofort lossein und ihre Mühen bei der nächstbesten Gelegenheit abwerfen.
Beten Sie vor allem zur hlst. Jungfrau, daß ich etwas großzügiger sei, oder besser: daß ich vor den Opfern nicht zurückscheue, denn die Natur sträubt sich manchmal dagegen.
Bezüglich der positiven Antwort, die Sie von mir erbitten, so habe ich keine andere, als Sie zu segnen und Unseren Herrn zu bitten, daß Sie sich durch das doppelschneidige Schwert seiner Liebe ganz hinopfern lassen; daß die Natur nicht zerstöre, was die Gnade in Ihnen bewirkt hat! Ja, was denn! Sie wundern sich, daß ich Sie kreuzige? Das muß wohl so sein, da es der lb. Gott will und es trotz meiner tut; beklagen Sie sich bei diesem guten Vater und nicht bei mir, wo ich doch schon genug darunter leide, Sie in einem solchen Zustand des Jammers und der Armseligkeiten zu sehen. Kopf hoch! Für Sie das Paradies, für mich die gänzliche Abgeschiedenheit, ein Leben des Todes; und wir werden beide glücklich sein.
P. S. - Sie sind gehemmt und wissen nicht recht, was Sie mir schreiben sollen? Nun also: das, was Sie m ö c h t e n, k ö n n e n, d e n k e n, l e i d e n; wie kindisch sind Sie doch manchmal!
Nr.0236
An Marianne
La Favorite, 22, Wohnviertel St. Irénée,
Lyon, 31. Dezember 1850.
Liebe Schwestern!
Ich möchte Euch für alle Eure lb. Grüße danken; ich bitte Euch mir zu verzeihen, daß ich oft so verspätet antworte. Ich weiß nicht, wie die Tage verrinnen; die Wochen und Monate, mein Leben ist so beschäftigt, daß ich ständig und ohne Erfolg auf einen freien Augenblick warte, um Euch ordentlich und ausführlich zu schreiben.
Es tröstet mich ein wenig, daß das gute Fräulein Guillot Euch etwas häufiger schreibt. Ich glaube nicht, daß ich zur Predigt des Jubiläums nach La Mure kommen kann, auch nicht unsere Patres, denn ich kann das Noviziat nicht verlassen, und der ehemalige Hausobere ist noch nicht ganz gesund.
Ich habe mich wohl den Obern zweimal für La Mure angeboten, da ich sie in Verlegenheit sah, aber für den Augenblick ist es ausgeschlossen. Es tut mir sehr leid für den Herrn Pfarrer. Weil das Jubiläum in Grenoble später angkündigt worden war als jenes von Lyon, haben die Pfarrer von Lyon den Vorzug. Der Herr Pfarrer von La Mure hat mir von seinem Verdruß geschrieben, ich kann ihn gut verstehen, es gibt Gründe genug dafür, aber gegen das Unmögliche gibt es kein Mittel.
Ich bin im Noviziat immerfort sehr zufrieden und es geht mir sogar besser als in Lyon. Frl. Guillot hat mir mitgeteilt, daß die Mitgliederzahl der Tertiaren in La Mure anwächst. Ach, ich bitte Euch, daß man doch vorsichtig sei, denn das würde mir Unannehmlichkeiten verursachen. Ich wünschte sogar, daß man die Aufnahme neuer Mitglieder untersage, um Nachrichten darüber zu erhalten, denn nach der Approbation des Drittordens bedarf es neuer Vollmachten. Sodann haltet in Eurem Haus oder anderswo keine Versammlungen des Drittordens ab. Die Steine reden, und Ihr kennt die Empfindlichkeiten. Wenn man Euch davon spricht, so sagt, es handle sich um eine besondere Angliederung; tatsächlich handelt es sich auch nur um das.
Was soll ich Euch, meine guten Schwestern, für das neue Jahr wünschen? Nichts anderes als die Liebe Gottes in Euch, eine große Treue zu den Gnaden Gottes; damit werdet Ihr vollkommen sein.
Lösen wir uns jeden Tag von irgendetwas in dieser elenden Welt, verlassen wir sie alle Tage, ziehen wir uns in Gott zurück, leben wir im Frieden Unseres Herrn und wir werden glücklich sein.
Wie die Welt doch vergeht! Es ist ein Rauch, und das Leben ist wie ein Tag, unser Leben ist fast vorbei. Ach, lb. Schwestern, leben wir für den Himmel, im Himmel, das wiegt alles andere auf.
Wie gewohnt, habe ich die Weihnachtsmesse für Euch gefeiert. Ich stelle Euch gerne dem Jesukind vor.
Möge es Euch segnen, so wie ich Euch liebe! Ich lebe in seiner göttlichen Liebe, liebe Schwestern,
Euer Bruder
Eymard, p.s.m.
An Fräulein Eymard Marianne,
du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.
Nr.0237
An Marg. Guillot
Fourvière-Lyon, Jänner 1851.
Dienstag.
Gnädiges Fräulein!
Ich schreibe Ihnen bei Frl. Jenny von Fourvière aus; es geht ihr gut; ich habe sie vor alles gewarnt, d.h. bezüglich des vermieteten Hauses bei Frl. Jaricot; sie ist sehr froh darüber, sie wird solange hierbleiben, bis Sie ihr Bescheid sagen. Sie hat gestern Frl. Berlioz getroffen, sie muß erst nächste Woche ihre Abführkur machen.
Ich habe auch Frl. Jaricot besucht. Sie wird Sie mit offenen Armen empfangen; sie bietet Ihnen frohen Herzens ihre zwei Kapellen an, vor allem jene, die sich im Inneren befindet; sie läßt Ihnen die Wahl der zwei Wohnungen oder jene, die in der Bibliothek im 1. Stock liegen; oder auch das Haus St. Josef, das 150 Fr. kostet. Jene in der Bibliothek entspricht besser, und ich würde sie Ihnen anraten; aber Frl. Jaricot hat eine Bedingung gestellt; wenn sie ihr großes Haus verpachten kann, möchte sie sich in die Zimmer der Bibliothek zurückziehen; dann müßten Sie in das Haus St. Josef ausweichen. Sie wird Ihnen einige Holzbetten und Stühle beschaffen. Ich habe die Angelegenheit für Sie entschieden und abgeschlossen; also ist diese Sache erledigt.
Gestern habe ich mir zwei Häuser in Saint-Irenée angesehen, aber überall sind die Preise höher als bei Frl. Jaricot.
Ich hoffte, Sie heute zu besuchen, ich habe mich zu lange bei Frl. Jaricot aufgehalten, meine ganze Zeit ist daher um. Gott sei dafür gepriesen, und Sie alle auch, in seiner göttlichen Liebe!
EYD.
An Frl. Guillot Margarete,
Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9
Lyon.
Nr.0238
An Marg. Guillot
La Favorite, 1. Januar 1851.
Gnädiges Fräulein!
Eben habe ich Ihre Schwester besucht und sie so wie vor kurzem angetroffen; sie hat sich zu sehr über diesen geöffneten Brief aufgeregt; es wäre gut, allen unangenehmen Emotionen zuvorzukommen, diese arme Tochter ist so schwach! Was mich tröstet, ist die Tatsache, daß man sie gut behandelt. Sie können den Brief verbrennen, den Sie für mich geschrieben haben; sie hat mir den Inhalt mitgeteilt. Ich habe Herrn Berlioz getroffen; er sagte mir, daß sein Schmerz von der Leber komme, und von daher käme all ihre Traurigkeit und Besorgtheit; es gäbe aber dagegen Heilmittel.................................................
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Ach! Ich begreife ihn und auch Sie, aber es hat den Anschein, daß der lb. Gott diesen Kalvarienberg unabweislich will, da jedes andere Mittel unmöglich ist. Hier braucht man seine ganze Liebe zur heiligen Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes, um in Liebe zuzustimmen, sich täglich absterben zu sehen.
Ich erwarte Sie am Sonntag gegen 9.30 Uhr.
Ich habe Ihnen allen heute früh um 5 Uhr in Fourvière von Herzen ein gutes Jahr gewünscht. Ich war es, der die erste Messe gefeiert hat, ich habe darauf bestanden; aber was habe ich Ihnen im besonderen gewünscht? Daß Sie der Gnade der Hingabe recht treu seien, die Ihnen Unser Herr täglich erneuert; daß Sie ein L a m m mit dem Lamm Gottes werden; daß Sie sich hinopfern lassen, wie dieser göttliche Bräutigam Ihres Herzens: das göttliche Lamm ist sanftmütig und demütig.
Ich habe den Herrn noch gebeten, daß ich Sie in all Ihren Prüfungen gelindert sehe; wenigstens um die Gnade, diese Bedrängnis zu heiligen; alle tun Ihnen viel an; das ist die geheimnisvolle Gnade der Liebe, die in Ihnen die Ablegung dieses ganzen a l t e n M e n s c h e n will. Erinnern wir uns stets an diese schöne Antwort des hl. Johannes vom Kreuz; als ihn Unser Herr hinsichtlich seiner Liebe zu ihm fragte: "Welche Gnade soll ich dir gewähren?" - Da antwortete diese große Seele: "Herr, die Gnade zu leiden und aus Liebe zu dir mißachtet zu werden." Am Sonntag werden wir Ihre Schwierigkeiten klären, wenn uns der lb. Gott dazu die Gnade gibt; aber glauben Sie ja nicht, daß ich mit Ihnen geheimtuerisch oder mißtrauisch umgehe: o nein, nein! Es fällt mir oft nicht ein, gewisse Dinge zu sagen oder mitzuteilen. Ich bin von Natur aus zerstreut und mein Geist ist von einem bestimmten Gedanken eingenommen.
Ich begreife Ihre Pein, wie ein Arzt die Krankheiten versteht, die er nicht selbst gehabt hat, die er aber nach den Regeln der Kunst behandelt; was ich aber wohl weiß, ist, daß ich mich verbürgen kann und daß ich für Ihre Seelenleitung und die Regeln, die ich Ihnen gebe, geradestehe; Sie werden aber durch deren Befolgung vor Gott mehr Verdienste erlangen, als wenn Sie einen trostreicheren Charakter hätten. Aber für jede Gnade erbitte ich von Ihnen, daß Sie immer die gute Seite der Dinge suchen und voraussetzen, damit Sie immer von einer zarten Liebe ausgehen, die nur das beste Wohl ihrer Kinder will.
Ich segne Sie im Herrn.
EYD.
An Frl. Guillot Margarete,
Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9
Lyon.
Nr.0239
An Frl. Agarithe Monavon
La Favorite, 3. Januar 1851.
Geehrtes Fräulein!
Ich möchte Ihnen meinen Kummer und die Betrübnis meines Herzens mitteilen, welche mich durch Ihre traurige Nachricht über den Tod Ihres guten Vaters getroffen hat; ich möchte mit Ihnen die Trauer teilen, wenn es möglich wäre.
Der Glaube und die christliche Hoffnung haben Sie auf diesem Kalvarienberg gestärkt. Ach! Wie brauchen Sie diese, um als Doppelwaise zu leben! Aber Unser Herr ist da, und Sie sind seine Tochter und Braut; und in seiner Liebe ruht Ihr Vater; in ihr werden Sie ihn stets finden.
Wir haben für ihn gebetet und werden es noch tun, vor allem im Dritten Orden, dessen erstes Mitglied er war.
Wenn wir für den Vater beten, beten wir auch für seine Töchter, daß sie stets die Erbinnen seines so lebendigen Glaubens und seiner so zarten Frömmigkeit seien.
Stets im Herrn verbleibe ich, gnädiges Fräulein,
Ihr ergebenster Diener
Eymard, P.M.
An Fräulein Monavon Agarithe,
Castries-Straße 10,
Lyon.
Nr.0240
An Frl. Stephanie Gourd
26. Jänner 1851.
Gnädiges Fräulein!
Fahren Sie fort, den heiligen und allzeit liebenswürdigen Willen Gottes zu Ihrer Regel, zu Ihrem Zentrum und zum Ziel aller Ihrer Tätigkeiten und Wünsche zu machen. Unser guter Vater, der im Himmel ist, hat stets die Augen seiner Liebe auf uns gerichtet, und seine göttliche Vorsehung sorgt vor und regelt alles zu unserem Wohl.
Seien Sie nicht überrascht über diese Vielfalt der seelischen Verfassungen; das kommt von Gott, der will, daß wir uns in der Pflege einer besonderen Tugend einüben, wie in der Tugend der Sanftmut, der Geduld, des demütigen Ertragens von uns selbst. Wenn Sie zum Beispiel ganz traurig und schlecht aufgelegt sind, lassen Sie diese Stimmung nicht in Ihr Herz vordringen, tun Sie nicht so, als sähen Sie es; es handelt sich um eine Wolke, die vorübergeht und im Vorübergehen die Sonne der Liebe verschleiert. Behandeln Sie dies wie einen rheumatischen Schmerz und handeln Sie nach außenhin wie gewohnt. Sollte diese Traurigkeit jedoch zu lange anhalten und mit Unruhe des Geistes und mit einiger Gereiztheit des Herzens einhergehen, dann würden Sie guttun, darüber mit Ihrer guten Mutter zu sprechen, aber es soll eher wie ein Kummer und weniger als ein Gefühl des Herzens angesehen werden.
Es wäre klug, nicht dessen scheinbaren Grund, die Furcht, eine natürliche Abneigung zu erwecken, zu nennen; und sollte Sie auch dies noch beunruhigen, so sagen Sie alles.
Fahren Sie mit Ihren Kommunionen fort, weil Sie schwach sind; und weil man in Unserem Herrn leben muß und ihn deswegen empfangen soll, denn dieser gute Heiland hat gesagt: "Wer mich ißt, wird für mich leben, wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich bleibe in ihm."
Es ist besser, daß Sie mit Ihren Armseligkeiten zur hl. Kommunion gehen, als sich aus Furcht oder Demut davon fernzuhalten; die Liebe besitzt mehr Hingabe als Ehrfurcht, mehr Vertrauen als Furcht. Empfangen Sie die hl. Kommunion mit der Sehnsucht, immer mehr zu lieben; das ist die beste Verfassung.
Zur Betrachtung rate ich Ihnen, sich nicht tagsüber damit zu befassen, indem Sie sie regelmäßig machen wollen.
Die Betrachtung am Morgen reicht aus; und die Morgenbetrachtung muß ganz um den Tabernakel kreisen, oder um Jesus in Ihrem Herzen mit dieser tiefen und zeitlosen Gesinnung: "Jesus ist mein Gott und mein Alles."
Und während der liebenden Betrachtung reden Sie nicht ununterbrochen, sondern seien Sie imstande, zu Füßen Jesu das Schweigen einzuhalten; seien Sie glücklich, ihn anzuschauen, ihn zu sehen, ihn zu hören, sich zu seinen Füßen zu wissen; die wahre Sprache der Liebe ist mehr innerlich als äußerlich.
Nun wohlan! Frohen Mut auf dem Weg zum Himmel! Wandeln wir immer mitten unter Steinen und Dornen des Lebens in der Wüste.
Ich danke, daß Sie für mich beten. Sie wissen, daß Sie in meinem Gedenken vor Gott anwesend sind.
Eymard.