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Nr.0241
An Frau Gourd
26. Jänner 1851.
Gnädige Frau!
Ihr Brief ließ mich Unserem Herrn danken: ich war besorgt über Sie und die Ihrigen; und dann melden Sie mir, daß Sie krank waren; ich möchte Ihnen einen Vorwurf machen, daß Sie sich zu wenig schonen.
Es ist unser guter Meister, der uns ab und zu durch die Krankheit isoliert, um Zeit zu gewinnen, mit unserer armen Seele zu reden, die immer entweichen will; dann bereitet ein wenig Leiden die Seele in wunderbarer Weise auf die Eindrücke der Gnade vor. Ich wünsche Ihnen oft, gnädige Frau, diese zwei Ruhestunden zu Füßen des göttlichen Meisters, damit Sie sich zu seinen Füßen gänzlich wiederfinden, sich erfüllen mit seinem Geist und seiner Liebe für die übrige Zeit, in der Sie gezwungen sind, sich dem Nächsten zu widmen. Verstehen wir es wie die Heiligen vorzugehen: zuerst mit Gott sein, dann mit den anderen in der Gegenwart Gottes. Sie werden mir sagen: Aber ich weiß nicht, ich denke nicht daran! Aber ein einfacher Blick auf den in oder um uns gegenwärtigen Gott ist doch leicht; ein innerer Akt der Aufopferung, der Bitte, der Annahme von allem: glücklich jene Seele, die so mit Gott lebt. Welch schöne Gesellschaft! Sie ist überall wie im Himmel. Ertragen wir gerne die Ungleichheiten des Lebens, des Seelenzustandes, des Herzens durch unsere Liebe zum heiligen Willen Gottes. Und wenn uns alles auf die Nerven zu gehen, wider den Strich zu laufen scheint, halten wir unser armes Herz mit beiden Händen, ohne es ihm zu erlauben, das zu prüfen, was es verdrießt, sondern wir sollen es ermutigen, etwas aus Liebe zu Gott zu tun.
Bezüglich der Frage der Beichte hätte ich lieber, wenn sie Ihnen vom Herrn Pfarrer fixiert würde. Sie sehen die Gründe, die Beständigkeit, das Vertrauen. Aber bei Ihrer Rückkehr werden Sie sehen, ob er ein Mann des Gebetes ist.
Möge Sie Unser Herr stets in seiner hl. Obhut bewahren und Sie wieder glücklich zurückführen.
Ich stelle Sie und all die Ihrigen Unserem Herrn vor.
In seiner göttlichen Liebe verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard.
An Frau Gourd,
Postlagernd, Paris.
Nr.0242
An Generalvikar Rousselot
Lyon, 29. Januar 1851.
Hochwürdigster Herr Generalvikar und guter Pater!
Ich möchte Ihnen für Ihre beiden Briefe aus ganzem Herzen danken; sie haben mich in meiner anfänglichen Überzeugung über die Echtheit der Erscheinung in La Salette nur gefestigt; ich habe sie gegenüber allen ihren Gegnern verteidigt. Und so unglaublich es klingen mag: unter dem Vorwand, vorsichtig sein zu wollen, beginnen die kirchlichen Sachverständigen zu zweifeln; wieviel Schaden haben sie dadurch den schwachen Seelen und gleichgültigen Leuten zugefügt!
Ich liebe es, was der Bischof von Belley zu einem Freund gesagt hat: "Was sich in Ars zugetragen hat, ist nur eine Prüfung, ein Sturm, den der Teufel heraufbeschworen hat, das Ereignis in La Salette wird dadurch nur noch strahlender erscheinen"; die Kritiker von La Salette freuten sich, damit ihren Unglauben rechtfertigen zu können; und sie beachteten nicht, daß sie zur Vermeidung einer weiblichen Leichtgläubigkeit, wie sie es nennen, in einen sonderbaren Widerspruch geraten sind, indem sie ihre Beurteilung auf einer Tatsache aufbauten, die in den Augen der Vernunft und des Hausverstandes, wie sie sich in Ars zugetragen hat, lächerlich machen, ohne Untersuchung und ohne Respekt; heute beginnen sie zu schweigen und meinen, daß sich die Wahrheit durchsetzen wird.
Nun komme ich auf Ihren jungen Mann zu sprechen; mit großem Bedauern kann sich unsere Gesellschaft nicht seiner annehmen; bei uns kann man nur im Stadium der Philosophie eintreten; bis jetzt haben wir alle Ansuchen abgewiesen, jemanden vor diesem Studium aufzunehmen.
Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen. Ich könnte ihn im Seminar in Belley oder Meximieuz empfehlen und hoffe, seinen Eintritt zum jährlichen Preis von 300 Fr. zu erreichen, falls Sie damit einverstanden sind.
Ich wäre überglücklich, Ihnen einen neuerlichen Beweis meiner Dankbarkeit und meiner vollen und kindlichen Ergebenheit bieten zu können.
Allzeit im Herrn verbleibe ich
mit herzlichen Grüßen Ihr
Eymard
p.m.
An Herrn Rousselot
General-Vikar und Direktor des Großen Seminars
Grenoble (Isère)
Nr.0243
An Marg. Guillot
Lyon, 2. Februar 51.
Meine Grüße an Ihre ganze Familie! Unser Herr möge sie segnen an diesem heiligen Tag! Und Ihnen sage ich: schenken Sie sich innig mit dem Jesuskind durch die Hände Mariens an Gott, seinem Vater.
Bieten Sie sich ihm an für alles, was ihm am meisten gefällt. Das einzige wahre Glück einer Seele besteht darin, im heiligen Willen Gottes zu stehen; und wenn dieser göttliche Wille kreuzigt, so ist das der schönste Triumph der Liebe.
Ich segne Sie im Herrn.
EYD.
Nr.0244
An P. Colin
La Favorite, 3. Februar 1851.
Nach reiflicher Überlegung und viel Gebet, nachdem ich mich beraten habe und beten ließ, habe ich mich endlich entschlossen, Ihnen mein Herz zu eröffnen hinsichtlich eines Gedankens, den ich seit langer Zeit bekämpfe, der mich aber ununterbrochen verfolgt und mir vorwirft, daß ich mich der Stimme Gottes widersetze; es handelt sich um folgenden Gedanken:
Bei einem Besuch in Fourvière (21. Januar <sic>) wurde ich tief beeindruckt:
Gerührt von all diesen Gedanken, kam mir eine andere Idee: es müßte für die Männer das geschaffen werden, was nun für die Frauen geschaffen wird, nämlich eine Institution von Männern für die Sühneleistung; diese Vereinigung sollte eine Gemeinschaft bilden, und diese Gemeinschaft sollte daran angeschlossene Personen in der Stadt haben, die zu dieser Gemeinschaft kommen dürften, um sich neue Kräfte zu holen, sich an deren Anbetungen zu beteiligen und besondere Exerzitien machen könnten.
Das Gotteshaus und die Gemeinschaft sollten nur den Männern zugänglich sein. Die Priester, welche die Leitung dieser Gemeinschaft haben sollten, müßten im Haus den Seelsorgedienst ausüben und nur zur Erhaltung und Festigung des Werkes arbeiten.
Diese spezielle Vereinigung sollte in geistlicher Hinsicht mit der Gesellschaft Mariens verbunden sein; sie würde ihren III. Orden bilden, aber eine unabhängige Existenz bewahren.
Würde dieses Werk in Lyon gelingen? - Ich glaube, daß alle Gläubigen diese Lücke spüren. - Aber mit welchen Mitteln? Wenn es Gott will, wird er auch die materiellen Mittel bereitstellen. Wenn einmal das Grundsätzliche feststeht, ist der Rest nur mehr eine Frage der Vorsehung.
Dies also, hochwst. Pater, ist die einfache Darstellung meiner Ansichten. Ich unterbreite sie Ihnen wie meinem Vater und bitte und beschwöre Sie, dieselben vor Gott zu prüfen: die Angelegenheit ist schwerwiegend, daher will ich sie nicht auf mich nehmen und sie Ihrem Gewissen übertragen, denn Sie wollen ja nur die größere Ehre Gotes und das Heil der Seelen.
Ich glaube behaupten zu können, daß ich Ihnen dies alles aus keiner menschlichen Empfindung heraus schreibe, und daß mich kein natürlicher Beweggrund dazu angeleitet hat. Wenn ich mich nach meinem Verlangen richtete, würde ich das Leben in vollständiger Zurückgezogenheit und in der Einsamkeit vorziehen. Gott ließ mich den Frieden und das Glück verkosten; wenn er aber von mir dieses Opfer, diese Hinopferung will, würde ich ihn um die Gnade dafür anflehen, und Sie werden sie für mich erbitten.
- Dritter Orden der Sühneanbetung.
S e i n Z i e l.- Die Eucharistie enthält die gesamte Religion der Liebe, - die Eucharistie ist Jesus Christus selber, wesenhaft unter uns gegenwärtig mit seinen Gnaden, seinen Tugenden, seiner Liebe. Die Eucharistie ist das ewige Feuer, das sich in der göttlichen Liebe verzehrt, das göttliche Opferlamm, das allzeit sühnende Opfer für das Heil der Welt.
Den Glauben, die Verehrung, die Liebe zu Jesus im Hlst. Sakrament wiederbeleben.
Die christliche Vollkommenheit der Gläubigen durch den Anbetungskult der Eucharistie stützen, nähren und vertiefen.
Sich selbst zum sühnenden Opferlamm machen für soviel Gleichgültigkeit, Ehrfurchtslosigkeit und Sakrilegien gegen Jesus in der Eucharistie.
Dies ist der allgemeine Zweck der Sühneanbetung.
Dies ist das vorzüglichste Werk, alle anderen Werke fließen daraus hervor wie aus ihrer Quelle und kehren zu ihm zurück wie zu ihrem Ziel.
Dies ist das Werk unserer Zeit. Für große Übel braucht es starke Heilmittel; es braucht Jesus Christus, als Hostie und Opferlamm. Bei Volksplagen ordnet die Kirche das 40stündige Gebet an; und heute, wo die Welt voll von Unheil und Verbrechen ist, brauchen wir Jesus Christus, der ununterbrochen ausgesetzt ist, als fortwährendes Opferlamm vor dem Angesicht seines himmlischen Vaters, um unseren Glauben, unsere Frömmigkeit und unsere Liebe zu beleben.
Zu großen Opfern braucht es viel Mut, eine starke und großherzige Tugend; heute vor allem ist jeder Katholik nicht nur ein Kind des Glaubens, ein Jünger Jesu Christi, sondern er braucht zur Erhaltung seines reinen Glaubens und treuen Herzens eine große Hilfeleistung, sonst wird er den Strapazen mitten im Kampf erliegen. Nun wandten sich aber die Glaubensbekenner an die Eucharistie, um jene Kraft zu suchen und zu schöpfen, die ihre mächtigen Feinde zum Erstaunen brachte, weil sie über ihre verführerischen Versprechen und ihren wilden Zorn triumphierten.
Wir befinden uns in derselben Situation, vielleicht ist unsere Zeit noch schlimmer, weil hinterhältige, verschlagene und scheinheilige Feinde mehr zu fürchten sind als die Tyrannen und die Verfolger. Auch der Teufel hat durch Kontakte mit Gleichgültigen und Glaubensschwachen mehr Opfer des Abfalles vom Glauben und der Gottlosigkeit erreicht als durch Folterungen und Tod.
Es handelt sich um ein katholisches Werk! - Es beschränkt sich nicht und darf sich nicht beschränken auf einen Ort, eine Vereinigung, irgendwelche soziale Schichten; es ist ein Werk für alle, - denn Jesus Christus ist das Gut aller Menschen, er ist die Hostie und das Opferlamm des Heiles für alle, der heilige Besitz jeden Herzens, das ihm folgen und ihn lieben will.
Um zu diesem Werk zugelassen zu werden, stellt man nur eine einzige Frage: "Sind Sie ein Christ und wollen Sie es wirklich sein?" - "Ja!" - "Treten Sie ein, ein Christ muß ein zweiter Christus sein, - ein Heiliger, ein Opfer zur Ehre Gottes und das Heil der Welt. Hier befindet sich sein Kalvarienberg der Sühne und Liebe; und es ist die Liebe, die ihn mit Jesus Christus ans Kreuz schlägt."
(Dieser Text wurde von einer direkten Kopie des Originals abgeschrieben.)
Nr.0245
An Marg. Guillot
La Favorite, 8. Februar 1851.
Gnädiges Fräulein!
Gestern habe ich Frl. Jenny besucht; es geht ihr gut und sie stellt den gewünschten Raum sehr gerne zur Verfügung. Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht, daß die Damen von St. Régis nicht Zimmer verpachten dürfen; das wäre gegen ihre Regel. Die Frau Oberin wäre glücklich gewesen, es zu tun; es kostet sie viel, es nicht tun zu dürfen, aber sie wird Frl. Jenny während der ganzen benötigten Zeit bei sich behalten.
Ich habe Herrn Benedikt aufgesucht; es war höchste Zeit, man hat mehrere Anfragen abgelehnt, aber sie entsprachen auch nicht. Zu Ihrem Ansuchen: er wird die zwei Zimmer abtreten für 160 Fr.; das ist der endgültige Preis; er wird Sie mit Vergnügen aufnehmen. Ich sende Ihnen seinen Brief.
Ich habe es eilig, entschuldigen Sie mich. Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
An Frl. Guillot Margarete
Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9
Lyon
Nr.0246
An Marg. Guillot
La Favorite, 10. Februar 1851.
Gnädiges Fräulein!
Ich habe gehofft, Sie zu besuchen, ich konnte es aber nicht. Pater Lagniet ist in diesen Tagen zur Visitation des Noviziates gekommen.
Die Nachricht Ihres Sturzes hat mir großen Kummer bereitet. Geben Sie acht, daß sich die Sache nicht verschlimmert! Es ist besser, sofort mit der Behandlung zu beginnen.
Ich muß mir heute abend ein oder zwei Häuser nahe bei Saint-Irenée für Sie ansehen; wenn Sie nicht vermietet hätten, so wäre das eine Einnahmsquelle.
Morgen nach dem Mittagessen hoffe ich Sie zu sehen.
Seien Sie ganz ruhig, Ihre Briefe bedeuten mir stets Briefe einer teuren Tochter in Unserem Herrn. Diese kleinen Ängste müssen als Armseligkeiten, die man übersehen soll, betrachtet werden.
Bis morgen, wenn der lb. Gott es will.
Ich habe Herrn Benedikt den Auftrag gegeben. Ich genehmige Ihnen dies,
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Montag.
An Frl. Guillot Margarete,
Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9
Lyon.
Nr.0247
An Marg. Guillot
La Favorite, 18. Februar 1851.
J. M. J. Sonntag.
Gnädiges Fräulein!
Gestern hoffte ich zu Frl. Jaricot zu gehen, ich konnte es aber nicht, weil mir die Zeit dazu fehlte. Ich werde heute gehen oder in den nächsten Tagen im ersten freien Augenblick; ich werde mir dieses kleine einsame Haus ansehen; vielleicht will Sie Gott dort haben; aber wird Herr Berlioz Sie dort besuchen gehen?
Was mich betrifft, so kennen Sie meine Einstellung zu Ihnen allen; aber als Ordensmann kann ich für die Zukunft nichts sagen. Ich überlasse dies alles der Entscheidung Gottes. Daher darf diese Frage nicht ausschlaggebend sein: man kann mir so wenig vertrauen und sich auf einen armen Mann wie mich verlassen; meine Zukunft liegt bei Gott, und die Gegenwart bedeutet mir das Verlangen, nur seinen heiligen Willen zu erfüllen, weil alles, was der lb. Gott will, das beste und vollkommenste ist.
Ihr hart erwartetes Schreiben hat mich aus der Besorgtheit wegen Ihres Unfalls gezogen; möge Sie der gute Meister heilen, um Sie lieber anderswie leiden zu lassen. Sagen Sie nicht: das ist eine Strafe. Nein, meine Tochter, das ist keine Strafe; es ist ein Stück des Kreuzes Unseres Herrn; wenn ein Kreuz eingetroffen ist, darf man es nie wegen seines göttlichen Ursprungs verleugnen, sondern man muß es annehmen wie eine würdige Tochter des Kalvarienberges, als einen Tropfen des Blutes unseres guten Heilandes.
Es wäre eher an mir, es zu sagen, denn seit ich Sie leite, bin ich ein Kalvarienberg für Sie; ein armer Kalvarienberg, der für seine Gekreuzigten nicht einmal ein Grab hat! Bleiben Sie daher nicht auf diesem dornigen Kalvarienberg stehen, es genügt, ihn zu durchqueren; und gehen Sie auf den Ölberg der Himmelfahrt.
Ihre Überlegungen über das, was Ihnen Frl. D. gesagt hat, scheinen mir düster; indessen bitte ich den lb. Gott, sie mögen nur ein Nebel sein, der sich an der Sonne seiner Gnade verflüchtigt. Ich wäre mit allem zufrieden, würde ich in alldem klar den Willen Gottes sehen; ich sehe ihn aber nicht. Ich lasse gewähren mit den Einschränkungen, die ich Ihnen gesagt habe, d.h. daß ich alldies als persönliche Dinge betrachte, außerhalb des Dritten Ordens; vorausgesetzt, daß die Gnade des Dritten Ordens in ihrer Wurzel gewahrt bleibt, auch wenn nur einige Tertiaren als Same übrigblieben, so wird das genügen, um ihn am Auferstehungstag zum Leben zu erwecken. Armer Dritter Orden! So liegt er nun, äußerlich gesehen, darnieder; er muß wohl durch das reinigende Feuer gehen. Bitten Sie nur innig Unseren Herrn und die gute Mutter, daß ich stets mit dem göttlichen Willen ganz vereint bin; daß ich nichts tue, was seiner Gnade und seinem Werk zuwiderläuft. Kopf hoch! Ich segne Sie aus meinem ganzen Herzen als Belohnung für Ihre Liebe.
EYD.
P. S. - Es ist nichts, was ich hatte und habe, da es mir ständig gut geht; so weinen Sie also eher über sich und begehen Sie keine Unklugheit. Am Donnerstag habe ich Frl. Jenny gesehen; sie ist wohlauf, ich bin froh darüber; sie denkt am nächsten Sonntag oder Montag wegzugehen.Ich habe ihr versprochen, Sie zu besuchen, und ihr geraten, sich mit Ihnen ins Einvernehmen zu setzen ...............................................................................
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Meine ergebensten und herzlichsten Grüße
Ihrer ganzen Familie.
An Frl. Guillot Margarete,
Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9
Lyon.
Nr.0248
An den Generalvikar Rousselot
la Favorite 22.
St. Irénée. Lyon, 6. März 1851
Sehr geehrter Generalvikar, lieber Pater!
Ich war für eine kurze Zeit abwesend; bitte entschuldigen Sie daher, wenn ich Ihnen unter diesen Umständen mit Verspätung schreibe.
Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Broschüre über La Salette, sie hat uns allen eine große Freude bereitet. Sie ist geeignet, den guten und wankenden Seelen zu helfen, aber für die Gegner habe ich meine Zweifel: solche Leute sind nicht gewillt, die Dinge zu untersuchen, sie haben lediglich Einwände und willkürliche Vermutungen vorzubringen.
Ich habe in Lyon viele Leute getroffen, die stöhnten über all diese Leichtfertigkeit in Ars; da man die Haltung des Herrn Pfarrers und seinen vielbeschäftigten Alltag kennt, ging man rasch von der Wahrheit über La Salette ab. Heute aber glaubt man daran wie vorher, ich würde sogar sagen, noch stärker als früher. Die Sieger von Ars schweigen oder mißachten die Tatsache. Jetzt kann ich sagen, daß das Feuer erloschen ist und lediglich ein wenig Rauch übrigbleibt. Ihre Darlegungen werden bewirken, daß alles Gegnerische ein Ende nimmt; ich glaube, daß sie in Lyon mit Genugtuung gelesen werden, und daß sie mehr Gutes bewirken werden als das Werk von Hochwürden Bèze, weil Ihre Arbeit dem Problem auf den Grund geht.
Ich glaube, es wäre der rascheste Weg zur Verbreitung des Werkes, wenn man in Lyon ein oder mehrere Vorräte anlegt, samt einer Hinweistafel: einige Exemplare müßten in Fourvière vorrätig sein. Ich könnte zwei oder drei Händler dafür gewinnen und das Werk allen meinen Bekannten empfehlen. Pater! Ich bin Ihr treues Kind: sagen Sie mir, was ich darüber hinaus tun kann, mein Herz und meine Stimme werden sofort antworten.
Ich habe mich über die Reise nach Ars informiert; die Ergebnisse stimmen haargenau mit denen überein, die bereits bekannt sind; die Schlußfolgerung der öffentlichen Meinung ist folgende: der gute Pfarrer von Ars sagt ja und nein; im übrigen legt man der Meinung des Pfarrers von Ars bei weitem zu große Bedeutung bei: hier ist seine Ansicht hinsichtlich der B e u r t e i l u n g bedeutungslos, und häufig mißt man ihr eine noch g e r i n g e r e Bedeutung bei. Ich kann Ihnen keinen schriftlichen Bericht eines Zeugen in Ars senden, hier sind solche nicht aufzutreiben. Herr Thibault hat sich an der Reise nicht beteiligt, sondern nur die zwei Personen aus Paris.
Ich werde sofort nach Belley schreiben und werde Ihnen dann umgehend über mein Ergebnis berichten. Es scheint mir, daß jetzt der geeignete Zeitpunkt ist: dieser junge Mann kann, wenn er neben den Maristen wohnt, diese leicht aufsuchen und sich bei ihnen bekanntmachen.
Nur Zuversicht, guter Pater! Wie es mir gerade jetzt der gute Pater C h o l l e t o n wiederholt hat: "ich habe immer an das Ereignis in La Salette geglaubt und glaube heute daran wie vorher". Und ich genauso, ja noch stärker als zuvor.
Bewahren Sie mir stets Ihre väterliche Zuneigung.
Ihr Sohn in J. Chr.
Eymard
p. m.
Nr.0249
An Frau Franchet
J. M. J.
La Favorite, 21. März 1851.
Gnädige Frau!
Diese Woche habe ich eine kleine Reise unternommen und bin gestern abends zurückgekehrt: ich beeile mich, Sie für meine Verspätung um Entschuldigung zu bitten. Es war mir unmöglich, einen Augenblick zu finden; ich werde mit Arbeit förmlich zerdrückt, Gott sei dafür gepriesen! Ich muß mich wohl glücklich schätzen, daß ich arbeiten darf zu seiner Verherrlichung und zum Heil der Seelen.Aber Sie werden einwenden:E i n p a a r W o r t e h i n s c h r e i b e n, i s t b a l d g e s c h e h e n! Das ist wahr. Aber ich litt drei Tage hindurch an einer lästigen Migräne, da war es mir unmöglich, nach der Feder zu greifen; ich habe es versucht, aber ich mußte es aufgeben. Nun zu Ihrem Schreiben.
Ihr Brief hat mich gefreut. Sie wissen warum: ich liebe es, Sie groß, stark und über alle Wogen und Schrecken der Stürme herrschend zu sehen, wie Sie sich großmütig an den Anker des Willens Gottes binden; die Kraft kommt vom Opfer.
Seien Sie versichert, gnädige Frau, daß die Stürme nur eine bestimmte Zeitlang dauern; es ist der Winter, der die Zeiten reinigt und all diese kleinen Insekten tötet, welche die Pflanzen verschlingen. Es scheint, daß die Seele sich mitten in den Leiden abstirbt; das ist wahr, aber dies geschieht, um aus ihrer Asche neugeboren zu werden. Das Leben einer Seele, die Gott liebt, ist das Leben im Tod; also viel Mut!
Am Rand eines Abgrundes darf man nicht in die Tiefe blicken, sondern seine Augen nach oben richten, sonst beginnt sich der Kopf zu drehen. Heften Sie Ihr Herz auf Unseren Herrn und seien Sie gewiß, daß er in Ihnen lebt, Ihre Kämpfe betrachtet und sich anschickt, diese zu krönen.
Bezüglich der Reise am 25.: ich sehe mich zwischen der Freude Ihres guten Karl und der Sehnsucht, Ihnen nützlich zu sein. Die Freude einer Mutter an ihrem Kind muß Vorrang haben. Ich würde Ihnen den Rat geben hinzugehen.
Das wird ein schönes Fest werden. Ich stelle es Ihnen aber frei und versichere Ihnen, daß mir Ihre Seele vor Gott immerfort sehr teuer ist.
Eymard.
P.S. Morgen werde ich in Puylata sein, am Vormittag bin ich zwischen 9.30 und 11 Uhr
frei.
An Frau Franchet
St.Vinzenz-Kai 64
L y o n.
Nr.0250
An Marianne
La Favorite, 26. März 1851.
Liebe Schwestern!
Ich bin träge, Euch zu schreiben, nicht wahr? Jeden Tag will ich es tun, und nie finde ich dazu einen wirklich freien Augenblick. Ich war derartig beschäftigt bis heute, daß ich alle meine Briefe auf später verschoben habe; aber Ihr wißt, daß Euch mein Herz alle Tage schreibt und unaufhörlich bei Euch weilt. Es tröstet mich, daß Frl. Guillot Euch von Zeit zu Zeit schreibt, Sie tut das für alle beide.
Dieses lb. Fräulein mußte viel mitmachen, es scheint, daß es nun mit ihr bessergeht, ihr Arm tut ihr weniger weh. Die anderen Schwestern sind auch etwas leidend. Arme Familie! Wie wird sie doch geprüft! Aber sie trägt die Prüfungen tapfer.
Morgen werde ich nach Saint-Chamond, eine zehn Meilen von Lyon entfernte Stadt, abreisen. Ich werde dort das Jubiläum bis Ostern predigen. Ich werde hingeschickt, weil es die Notwendigkeit erfordert, wir werden mit Anfragen überflutet. Wir konnten daher nicht zusätzlich nach La Mure gehen. Ich dränge sehr, daß man am Ende des Jahres hingehen kann.
Es geht mir gut, betet für mich, paßt auf Euch auf, liebt stets den lb. Gott, und dann werden wir uns im Paradies ausruhen. Dort können wir ewig miteinander in der Liebe unseres Gottes Gespräche führen.
Adieu! Ein anderesmal werde ich Euch eingehender schreiben.
Euer Bruder
Eymard, p.s.m.
Ich habe Euern lb. Brief erhalten, er hat mir große Freude bereitet; ich bin sehr zufrieden darüber, daß Ihr an Frau Seymat verpachtet habt; die durchzuführenden Reparaturen waren notwendig, später werdet Ihr die Vorteile davon spüren. Ihr habt gut daran getan. Aber achtet besonders darauf, daß ordentliche Latrinen eingebaut werden, das ist die dringlichste Arbeit; laßt sodann den Baum im Hof absägen; tragt die alten Bruchbuden im Hof ab oder repariert sie; laßt aber nur das machen, was notwendig ist, denn eine Reparatur zieht die andere mit sich.
Ich habe gestern den kleinen Reymond getroffen. Es geht ihm gut, er hat dieses Jahr gut ausgenützt; er ist nicht mehr derselbe, sondern führt sich gut auf und man ist mit ihm zufrieden.
Herr Dumolard ist wohlauf, er predigt gut, das war eine Fehlmeldung.
Wie hat mich die Nachricht vom Tod des Herrn Fayolle, meines alten Freundes, betrübt! Heute früh habe ich ihm geschrieben, der Brief liegt noch hier. Leider! Welcher Verlust! Aber welch ein Heiliger!
An Fräulein Eymard Marianne,
du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.
Nr.0251
An Sr. Dubouché
La Favorite, 27. März 1851.
Gnädige Frau!
Ich habe einen Augenblick Zeit. Ich schenke ihn Ihnen gerne. In zwei Tagen reise ich nach St. Chamont (Loire), um zu einem Jubiläum zu predigen (das ich Ihrem Gebet empfehle).
Ihr Brief hat mich getröstet, ich war bekümmert, Sie ernstlich krank zu wissen. Ach, dies sind die Geburtswehen des Kalvarienberges; es gibt kein einziges gutes Werk, das nicht mit dem Blut Unseres Herrn und mit dem Schweiß seiner Jünger begossen worden wäre.
Das Werk der Sühneanbetung ist jenes Werk, das ich bevorzuge. Jeden Tag bei der hl. Messe erwähne und segne ich es.
Nachstehend meine Gedanken zum Werk in Lyon; ich möchte in aller Einfachheit, allein aufgrund meiner Eindrücke meine Ansicht darüber mitteilen.
Das Werk kann in Lyon viel Gutes bewirken, und es erreicht dort bereits viel, aber in Lyon braucht es - mehr als anderswo - eine große Klugheit und viel Güte. Ich kenne keine Stadt, wo sich neue Werke so schwertun, Fuß zu fassen, wie in Lyon. Der dortige Frömmigkeitschararakter ist materialistisch, anspruchsvoll, egoistisch, wie in den Städten, wo viel Reichtum fließt. Der Weltklerus will alle Seelsorge auf die Pfarrkirche konzentrieren.
Einige Pfarrer haben bereits lauthals von einer Überflutung durch das Sühneanbetungswerk geredet; heute beginnen sich diese Vorwürfe langsam zu legen. Den Grund dafür sehe ich in der Leitung des Werkes, die in Händen von Außenstehenden liegt; und ich bewundere den Lauf der Vorsehung. Würde das Werk von Direktoren aus dem Orden der Jesuiten, Maristen oder Kapuziner geleitet werden, würde es zur Zielscheibe aller geworden sein; aber dessen Seelsorger ist der Kaplan Seiner Eminenz, Pater Cholleton ist dessen Beichtvater; diese beiden Männer genießen allgemeines Vertrauen und decken das Werk; später wird man Verbesserungen vornehmen, der Anfang mußte auf diese Weise geschehen.
Herr Mayat ist ein ausgezeichneter Priester und leistet sehr gute Dienste. Ihre Schwestern haben dies alles gebraucht.
Freilich hat der Kardinal die Schwestern zurückgedrängt, er hat der Oberin verboten, den ganzen Tag hindurch im Sprechzimmer zu verweilen, sich gänzlich einigen frommen Schnattermäulern auszuliefern, die nur hinkommen, um einige Geheimnisse aus der Mystik zu erfahren; er legt mehr Wert darauf, daß ihr Leben mehr Sammlung pflegen soll. In diesem Zusammenhang verstehe ich wohl, daß der zweite Zweck, der Seeleneifer, noch nicht vollständig zum Tragen kommt; dies wird später kommen; aber ich bin der Ansicht, man solle Seine Eminenz nicht verletzen. Er hat immerhin die Erlaubnis zu kleinen Exerzitien nicht zurückgezogen; aber auch hier braucht es Klugheit.
Es ist gewiß notwendig, daß alles vermieden werde, was beim Herrn Kardinal verärgernde Eindrücke erwecken könnte, denn Eindrücke bleiben bestehen.
Was Schwester Anna (Es handelt sich um Fräulein Virginie Danion, später Gründerin der Kongregation der Danksagung in Mauron <Morbihan>, A.d.H.) betrifft, so habe ich in ihr einen besonderen Zug zum kontemplativen Leben erkannt und ihr geraten, sich nicht allzusehr davon vereinnehmen zu lassen; sie hätte zwei Ziele (zu erreichen): Unseren Herrn als den Sühnenden und die entsühnten Seelen. Ich habe sie jedoch vor bestimmten frommen Personen, die sie versklaven würden, vorgewarnt.
Ich fürchtete, sie würde nicht oft genug ihre Exerzitandinnen treffen. - Dies hatte ich herumreden hören; sie hat mir gesagt, daß sie zweimal pro Tag mit ihnen zusammentreffe - und dies reicht wirklich aus.
Im allgemeinen meine ich, daß Sr. Anna ein gutes Urteil hat; ich bin auch der festen Ansicht, daß eine Gründung auf starken Fundamenten gebaut werden muß, aber das Werk besitzt eine große Gnade, es ist gesegnet worden und es wird weiterhin gesegnet werden, ich hoffe, für immer.
In Unserem Herrn verbleibe ich
Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.0252
An Frau Franchet
St. Chamond, 29. März 1851.
Gnädige Frau!
Unser guter kleiner Karl ist wohlauf, es geht ihm sogar sehr gut; er erwartet Sie am Dienstag, wie man auf eine gute Mutter wartet; ich möchte Sie um einen Gefallen bitten: Sie möchten mir die Hefte der Protokolle des Dritten Ordens herbringen. Ich wäre Ihnen dafür sehr dankbar; ich bräuchte sie ein paar Tage, denn ich werde öfter reden müssen, als ich mir erwartet habe.
Bis Dienstag! Der lb. Gott beschütze Sie!
Eymard.
An Frau Franchet
St.Vinzenz-Kai 63
L y o n
Nr.0253
An P. Champion
St. Chamond, (März oder April) 1851.
Gott sei gepriesen! Ich befinde mich im vollen Schlachtgetümmel, es bleibt mir keine Zeit, meine Stunden zu zählen, ich komme sogar kaum zum Essen.
Es ist die Zeit der Ernte. Ich werde mich in La Favorite ausruhen, wenn es Gott will. Ich bin gewillt, hier auf dem Schlachtfeld zu sterben. Sobald man das große geometrische Prinzip begriffen hat, zieht man nur mehr eine Gerade von der Erde zum Himmel, vom eigenen Herzen zum Herzen Gottes. Man ist frei und froh. Es ist die Freude am Opferbringen. Leben Sie wohl, ich ziehe ab wie zum Gefecht, angetrieben von der Kampfeslust und vor allem unterstützt von der Gnade Gottes. Ich bin erstaunt, wie stark ich in meiner Schwachheit bin.
Nr.0254
An Marg. Guillot
La Favorite, 1. April 1851.
/Das Datum ist: 1. April 1851, aber im April befand sich Eym. in St. Chamond: Anmerkung v. Troussier/
Seien Sie wegen der Ausbesserungsarbeiten von Frl. Jaricot unbesorgt; lassen Sie alles geschehen, wie man will, wir werden schon einig werden.
Ich segne Sie aus ganzer Seele.
EYD.
An Frl. Guillot Margarete,
Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9
Lyon (Rhône).
Nr.0255
An Marg. Guillot
J. M. J.
Saint-Chamond, Mittwoch, 23. April 1851.
Gnädiges Fräulein!
Ich will Ihnen ein Lebenszeichen geben und möchte Ihnen mitteilen, daß es mir unmöglich war, Ihnen zu antworten. Ich konnte niemandem antworten, Sie sind die erste; ich hatte keinen Augenblick für mich, es war mir sogar sehr peinlich, nie alle Leute zu bedienen, selbst wenn ich etwas spät, bis 9 und 10 Uhr beichtgehört habe. Wie ist der lb. Gott gut in seiner göttlichen Barmherzigkeit! Viele sind zu Gott zurückgekehrt, aber es gibt noch viel zu tun.
Ich bleibe hier bis am Sonntag Quasimodo und werde am Montag zu Nr. 9 herabkommen, ich denke gegen 4.30 Uhr nachmittags.
Es geht mir besser als am Anfang, der lb. Gott stützt mich. Ich fühle mich nicht sehr müde.
Ich habe Ihre zwei Briefe erhalten, muß Ihnen aber gestehen, daß ich seit einiger Zeit nicht einmal Zeit finde, meine Briefe zu lesen; ich habe sie nicht gelesen und sie für später aufgehoben. Das wird Sie vielleicht verwundern; nun denn, es ist die Wahrheit! Ich habe Ihren Brief erst heute gelesen. Als ich von der Kirche zurückkam, war es 10 Uhr, 11 Uhr abends; und ich hatte noch mein Brevier zu beten. Ich habe alles liegengelassen für die Seelen.
Ich habe nicht einmal den Brief von Frl. Dav. gelesen; ich hebe ihn für später auf, denn schon wieder werde ich ungeduldig erwartet.
Adieu! Ich segne Sie und alle. Haben Sie festes Vertrauen; wie können Sie von meiner Seite eine Kälte erwarten? O nein, Unser Herr weiß es genau.
Eymard.
An Frl. Guillot Margarete,
Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9
Lyon.
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1. Mai 1851: siehe den Brief v. 1. April 1851;
im franz. Katalog aber am 1. Mai
1851 mit Anm. angeführt.
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Nr.0256
An Herrn Dupont in Tours
Lyon, 10. Mai 1851
Lieber Herr Dupont!
Ich möchte Ihnen vielmals danken für die lb. Grüße und die kostbaren Briefe unseres gemeinsamen Freundes: sie enthalten erhabene Gefühle und zeugen von einem Maß an Vollkommenheit, das an Heroismus grenzte. Gleich nach Fertigstellung unserer Arbeit werde ich Ihnen eine Abschrift senden; Sie werden dann noch mehr erbaut sein, wenn Sie von vielen Einzelheiten vernehmen, welche unser ehrwürdiger Freund gut zu verstecken wußte, die aber nicht jener Person verborgen bleiben konnten, die er seinen Vater zu nennen pflegte. Ich freue mich, bei dieser Gelegenheit mich Ihrem Gebet zu empfehlen.
In tiefer Hochachtung verbleibe ich
Ihr ergebenster Diener
Eymard
P.S.: Wir werden mit Ihren Handschriften sehr sorgfältig umgehen.
Zu Nr.0256
Anmerkungen:
Der Brief trägt die Nummer 1.
Mit Bleistift steht geschrieben: "Vom hl. Peter Julian Eymard an Herrn Dupont in Tours über den Kommandanten Marceau."
Autograph: Oratorium des Hl. Antlitzes in Tours.
Fotokopie: SSS-Archive in Rom und Paris.
Auf der Rückseite: ein Teil des Briefumschlages auf der Fotokopie, wo steht: "An Herrn Dupont in Tours".
Wir kennen die engen Beziehungen des Maristenpaters Eymard mit dem Kommandanten Marceau, der Mitglied des Drittordens der Maristen war. P. Eymard war dessen Seelenführer.
Sofort nach seinem Tod, der am 1. Februar 1851 erfolgte, beschäftigte sich P. Eymard mit der Sammlung von Zeugenaussagen zur Erstellung einer Biographie von Marceau.
Durch den obigen Brief bestätigt er mit Dank den Erhalt der Briefe, welche ihm Dupont geschickt hatte.
In der Folgezeit mußte P. Eymard wegen seiner vielen Beschäftigungen auf dieses Vorhaben verzichten. Diese Arbeit wurde von seinem Mitbruder und Freund Mayet zu Ende geführt. Er veröffentlichte die Biographie anonym in Lyon im Jahr 1859 unter dem Titel: "August Marceau, Fregattenkapitän und Kommandant des Schiffes 'Die Bundeslade' (Arche d'Alliance)".
Nr.0257
An Herrn E. v. Leudeville
La Favorite, St.Irenäus Nr.22,
Lyon, am 11. Mai 1851.
Lieber Herr!
Verzeihen Sie mir die Verspätung meiner Antwort, ich komme von einem Aushilfsdienst der Fastenzeit und eines Jubiläums zurück, wo ich ganz in Anspruch genommen und von Beschäftigungen erdrückt worden bin.
Ich bedauere es sehr, daß ich Ihnen nicht zu einem Zeitpunkt schreiben konnte, den Sie gewünscht haben; Ihre Nächstenliebe wird mich entschuldigen. Im schönen Monat Mariens sollen Sie diese Selbsthingabe über Maria, unsere himmlische Königin, an Gott durchführen. Sie selbst werden die liebliche Blume ihres schönen Monats bilden, und diese gute Mutter wird diese Blüte der Liebe in Früchte der Gnade, des Friedens und der Heiligkeit verwandeln, und - darin bin ich voll milder Zuversicht - in Früchte des ewigen Lebens.
Zudem ist es gut, sich für die bösen Tage, die sich rasch zu nähern scheinen, mit dem Gürtel der Hoffnung, des Schutzes Mariens auszurüsten und sich unter ihre stets siegreichen Fahnen zu stellen.
Lieber Herr, führen Sie Ihre tägliche Betrachtung weiter, sie ist der Reisekompaß, das Brot des Lebens, die Regel unserer Heiligkeit.
Die Betrachtung ist gewöhnlich mühsam; man sät dabei mit Anstrengung und Tränen, aber ihre Früchte sind köstlich. Und eigenartig: je trockener und fruchtloser die Betrachtung ist und von Versuchungen begleitet ist, umso ertragreicher und vollkommener ist sie; das kommt daher, weil sie ein sühnender und heiligmachender Kalvarienberg ist.
Verlieren Sie also niemals den Mut, lieber Herr, bei dieser fundamentalen Übung! Und seien Sie nicht überrascht, wenn Sie der Dämon, Ihr Feind, so heftig angreift. Die heilige Theresia hat gesagt: "D e r T e u f e l b e t r a c h t e t f ü r s i c h e i n e S e e l e v e r l o r e n, d i e im G e b e t d u r c h h ä l t." - Und der hl. Liguori hält das Gebet für das unfehlbare Mittel zur Heiligkeit. Er sagt: "Die Betrachtung und die Sünde können nicht miteinander wohnen."
Damit sie gelingt, vergessen Sie nie diese zwei großen Grundsätze: der erste lautet: der Zustand unserer Seele bei der Betrachtung ist vom Willen Gottes bewirkt; infolgedessen muß man nach seiner vorhandenen Verfassung betrachten; diese wird dann zur Regel und Form unserer Taten.
Der zweite Grundsatz heißt: der übernatürliche Erfolg unserer Betrachtung hängt allein von der Gnade Gottes ab; daher darf man sie nicht von unseren schönen Überlegungen nach den Gefühlen des Eifers abhängig machen. Gewiß soll man vor Gott seine Fähigkeiten einsetzen, sie müssen aber als Bedingungen seiner Gnade angesehen werden.
Ich danke Ihnen für die mir übermittelte Nachricht von O... Ich bete viel für ihn, für seine Mißgeschicke, seine Leiden usw. Glücklicherweise ist der Himmel das schönste und ebenso das reichste aller Reiche.
Allzeit in Unserem Herrn vereint, lieber Herr, verbleibe ich Ihr ergebenster und zugeneigter Diener und Bruder
Eymard.
P.S.: Ihre Briefe werden mir immer teuer und kostbar sein.
An Herrn E. v.Leudeville,
in Leudeville, bei Marolles-en-Hurepoix
(Seine-et-Oise).
Nr.0258
An Marg. Guillot
La Favorite, 15. Mai 1851.
Gnädiges Fräulein!
Ich möchte Ihnen mitteilen, daß ich nicht abgereist bin und daß ich die Reise, von der ich Ihnen gestern erzählt habe, nicht antreten werde. Gestern abend habe ich die absagende Weisung erhalten.
So bin ich also in La Favorite, und falls Sie meiner bedürfen, werden Sie mich stets zu Ihren Diensten finden.
Ihr in Jesus und Maria ergebenster
Eymard.
P. S. - Sollten Sie Frau... sehen, können Sie ihr ausrichten, daß sie mich hier antreffen kann.
Der Brief wurde der Pfortenschwester anvertraut.
An Frl.Guillot Margarete, bei Frl. Jaricot.
Montée St. Barthélemy - Lyon.
Nr.0259
An Marg. Guillot
La Seyne, 29. Mai 1851.
Ich möchte Ihnen, meine teure Tochter, ein paar Nachrichten mitteilen. Der lb. Gott hat mich auf meiner Reise beschützt und hat mir auf der Visitation sehr geholfen; und ich habe diese Unterstützung sehr gebraucht; denn ich hatte gar manche Kreuze zu tragen und zu lindern. Heute preise ich Gott dafür.
Ich reise morgen zu einer anderen Visitation ab. Ich nehme in einem anderen Haus in Digne die Visitation vor; und von dort hoffe ich Mitte der nächsten Woche nach U.Lb. Frau v. Laus zu gehen und dort wenigstens einen halben Tag zu verbringen. Dort werde ich Sie alle der guten Mutter von Laus anbieten, wie ich es bereits in U. Lb. Frau de la Garde getan habe. Ich freue mich sehr auf den Gedanken, daß ich die hlst. Jungfrau von Laus wiedersehe; dieser Gedanken folgt mir überallhin, er tröstet und stärkt mich. Oh, welches Glück! Dort ist Maria so Mutter, so gut, so zart! Ich werde sie um Ihre Heilung für alle bitten und vor allem, daß Sie würdige Bräute Unseres Herrn seien. Ich werde einige Stunden, höchstens einen Tag, bei meiner Schwester verbringen, dann werde ich gegen Ende der nächsten Woche in Lyon eintreffen; wenigstens hoffe ich es.
Beten Sie stets für mich. Meine Gesundheit steht wie gewöhnlich, der Lb. Gott scheint mich noch nicht zu mögen. Ich versichere Ihnen, daß ich jedesmal, wenn ich nach U.lb. Frau von Laus gehe, mir sage: Oh, könnte ich nur hier sterben, im Umkreis dieses gesegneten Heiligtums begraben werden, wie wäre ich glücklich! Wenn der lb. Gott aber will, daß ich noch weiterarbeite, so sei er dafür gepriesen!
Ich segne Sie alle, Sie besonders.
Eymard.
An Frl. Guillot Margarete,
Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9
Lyon (Rhône).
Nr.0260
An den Generalvikar Rousselot
La Favorite, St.Irénée, Lyon, am 24. Juni 1851.
Sehr geehrter Herr Generalvikar, verehrtester Pater!
Ich freue mich, eine Gelegenheit zu erhalten, Ihnen meine tiefste Hochachtung und herzliche Dankbarkeit ausdrücken zu können und Sie zu bitten, sich beim Herrn allzeit an Ihren Sohn zu erinnern. Der Grund meines Schreibens ist folgender:
Ein sehr bekannter englischer Priester, Oberer der Missionen in seiner Diözese, mit dem wir in freundschaftlicher Beziehung stehen, ersucht mich, Sie um eine Erklärung der Tatsache, die sich in La Salette ereignet hat, zu bitten. Vor zwei Monaten kam er nach Ars, um dann von dort nach London weiterzureisen. Und Hochwürden Reymond erklärt ihm, der Papst habe eine ausdrückliche Anweisung erteilt, daß die zwei Kinder von La Salette durch seinen Befehl Ihnen ihr Geheimnis offenlegen müssen; wenn sie sich weigerten, müßte der ganze Vorfall als ein Schelmenstreich angesehen werden.
Dieses Gerücht kreist auch in der Stadt Lyon, nur fügt man hier hinzu, daß die Kinder keine Schwierigkeiten bereitet hätten, ihr Geheimnis dem Hl. Vater oder einem Vertreter zu offenbaren. Ja, man geht noch weiter, man versichert, daß Maximin gesagt habe: Ich hätte es gern, wenn dieser Delegierte des Papstes Herr Rousselot oder der Kardinal von Lyon wäre.
Ich möchte Ihnen sagen, geehrter Pater, daß viele Leute, welche durch das traurige Verhalten in Ars wankelmütig geworden waren, zu ihrer anfänglichen Überzeugung zurückgekehrt sind. Ihre Broschüre hat viel Gutes bewirkt; die an mich ergangene Sendung ist fast zur Gänze verkauft.
Post tenebras lux. (Nach der Finsternis das Licht).
Ich habe Ihnen noch eine traurige Nachricht mitzuteilen: in meiner ehemaligen Pfarrei Monteynard geht es recht schlecht; ich befürchte, daß das Ärgernis bald Schlagzeilen macht; der Herr Pfarrer erhält seine häufigen Beziehungen zum Haus Colonel weiterhin aufrecht; eine Tatsache, dies zu bestätigen, liegt darin, daß Frau Colonel am Pfingsttag, 9. Juni, zu den Eltern des Pfarrers gegangen ist. Ich selbst habe sie auf der Rückkehr einer Reise gesehen; ich befand mich im Wagen, sie hat mich erkannt und hat mich im Hotel aufgesucht, ich konnte mich aber aus dem Staub machen und bin zu Herrn B....., dem dortigen Pfarrer gegangen.
Wenn ich die Erlaubnis hätte, einen guten Seelsorger zu ernennen, um diese arme Pfarrei zu erneuern, würde ich Hochwürden Girolet von La Mure bestimmen, der so fromm und klug ist; aber ich muß mich begnügen, für diese teure Pfarrei, die mir soviel Trost gespendet hat, zu beten.
Ihr allzeit ergebenes und dankbares Kind
EYMARD
p.m.
P. S. Der gute Pater Cholleton ersucht mich, sich seiner zu erinnern und Ihnen seine herzlichen Grüße zu übermitteln.
Adresse: Herr Rousselot
Generalvikar in Grenoble / Isère.