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An Marg. Guillot

Nr.0071

Samstag, März 1846.

Ich sende Ihnen, meine arme Tochter, Ihr Buch und danke recht dafür; wenn ich etwas vergessen sollte, scheuen Sie sich nicht, mich daran zu erinnern. Es ist ein Heilmittel gegen die Nachlässigkeit, die zu zerstören ich Ihnen aufgetragen habe, und zwar ohne Schmeicheleien. Jetzt hat sich also die Sonne verfinstert, und tausend Stürme ergießen sich über dieses arme Schilfrohr, leider! Jesus, der nicht gekommen ist, um dieses arme, halb gebrochene Schilfrohr ganz zu brechen, möge es stützen, wenn er es zulassen sollte, daß es der Wind schüttelt und zur Erde herunterbeugt; dann möge es bald wieder seinen Kopf zum Himmel erheben... Hören Sie auf mich, meine Tochter, der Dämon hat auch den göttlichen Meister versucht und ist ihm in verschiedenen Gestalten erschienen; ja, er tat noch mehr, er hatte die Kühnheit, Jesus zu tragen; und er ließ es geschehen, ohne seine Ruhe zu verlieren und ein Wunder in Anspruch zu nehmen; er schlug ihn mit wenigen Worten zu Boden. - Wenn man Jesus auf den Tabor, in den Ölgarten und auf den Kalvarienberg begleitet hat, muß man weiterhin seine Versuchungen teilen; seien Sie aber ganz zuversichtlich: Jesus widersteht den Dämonen, er mäßigt ihre Schrecken, er ist in Ihnen, um mit Ihnen zu kämpfen. Es ist wahr: der Dämon ist nicht allein, sondern die Phantasie, das Herz, der Körper, alles verbindet sich mit ihm gegen diese arme Seele; machen Sie sich keinen Kummer; während einer Volksmeuterei ist das Überlegen nutzlos, ebenso das Schreien, um die Leute zu beschwichtigen; am besten ist es, man läßt sie allein schreien, sie werden bald ermatten und sich dann schämen. Der Teufel ist weniger zu befürchten, wenn er eine sinnenhafte Versuchung unternimmt. Nun auf! Nach dem ersten Schrecken ermutigen Sie sich und halten Sie sich ganz klein dem Herzen des göttlichen Meisters wie die kleinen Kinder über der Brust ihrer Mutter, wenn sie sich fürchten. Ich erkläre Ihnen jetzt, daß ich die Sünde auf mich nehme, sollte eine solche geschehen sein; es ist eine Versuchung, das ist alles; Sie werden einwenden: aber die Auswirkungen waren spürbar; das macht nichts, die Seele gehörte Gott. Hören Sie den hl. Paulus: "Wer wird mich von diesem sündigen Leib, von diesem Leib des Todes erlösen? D i e G n a d e G o t t e s."

Sie können kommunizieren, wenn es Ihnen möglich ist; und wenn Sie es tun, werden Sie begreifen, daß dies alles nur ein Sturm gewesen ist.

Mögen Jesus, Maria und der hl. Josef Sie trösten.

An Fräulein Guillot Margarete, Lyon.


An Marg. Guillot

Nr.0072

Gründonnerstag, 9. April 1846.

+ Ich möchte meine Sorge um Sie loswerden, meine Tochter, indem ich Ihnen diese paar Zeilen schreibe. Ich bedauere, daß ich Ihnen am Dienstag nicht die Erlaubnis für Donnerstag abend erteilt habe, dem guten Meister, der im Ölgarten so allein und so leidend war, Gesellschaft zu leisten. Ich gebe sie Ihnen herzlich gerne und auch ich möchte mit Ihnen dorthingehen. Dann kommt der Ostertag, dieser schöne Tag, der alle Tränen trocknet und Jesus so schön und liebenswürdig macht; ich muß doch auch Sie für diesen guten Vater schön machen und Ihnen einen Strauß für seine zarte Mutter geben. Nun gut, hier ist er: ich erlaube Ihnen gern, sich durch ein Sondergelübde der ganz reinen und liebenswürdigen Mutter Maria zu weihen und sie zu Ihrer Treuhänderin, zum Bürgen, mit einem Wort: zu Ihrer Novizenmeisterin zu bestellen; gewiß, meine arme Tochter, könnte ich Ihnen denn eine bessere geben? O wie glücklich sind Sie doch! Es gibt Grund genug, vor Freude zu weinen, Unser Herr wird so froh sein, seine Gnaden über das Herz Mariens ziehen zu lassen, mit Ihnen zu sprechen und sich Ihnen durch das Herz Mariens zu zeigen; und mit diesem Gelübde werden Sie durch Maria zu Jesus gehen, Sie werden Jesus in den Armen Mariens lieben. Und sobald dieser liebenswürdige Erlöser sich herabläßt, Sie zu Füßen seines Kreuzes zu rufen, werden Sie dort zu seinen Füßen Maria finden. Sie ist bereits Ihre Mutter, nun wird sie es doppelt; oh, mir scheint, daß dieses Gelübde des hl. Sklavendaseins Ihnen viele Gnaden und Liebe einbringen wird.

Wenn man sich so der Königin des Himmels und der Erde widmet, so geschieht dies selbstveständlich für immer. Oh, bitte sagen Sie ihr auch, daß ich ihr armer Sohn bin.

Also auf! Sie werden am Sonntag sagen: "Ich bin tot, aber mein Leben ist mit Jesus und Maria verborgen in Gott."

Ich möchte Ihnen noch zwei Worte über meinen Mann berichten; heute um 10 Uhr hatte er das Glück, seine Erstkommunion zu empfangen. Er war glücklich, und ich glaube, daß der lb. Gott mit seiner seelischen Einstellung zufrieden war. Die Frau stand zu seiner Seite; er hat mir versichert, er würde eifrig beten für die so hilfsbereiten Menschen, die ihm soviel Gutes getan haben. Jetzt will ich einen Platz für ihn suchen. Im Herrn bleibe ich Ihnen ergeben.

P.S.- Ich habe einer Mutter eine Novene zur hl. Jungfrau für die Heilung ihres Kindes versprochen; es wird mit einem Opfer rückvergütet, das sie zu bringen versprochen hat. - Bitte halten Sie diese Novene!

An Fräulein Margarete Guillot

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon.


Nr.0073

An Marg. Guillot

Karsamstag, 11. April 1846.

Ich möchte meinen Brief und die Erlaubnis ergänzen. Das Gelübde ist gut, aber worin soll es bestehen? Darauf zu antworten, glaube ich, erwarten Sie von mir. Ich möchte es Ihnen erklären, damit Ihre Opfergabe höhergeschätzt werde.

Ich hatte Ihnen gesagt, daß Sie die hl. Jungfrau zum Bürgen und zur Novizenmeisterin erwählen sollen; aber mehr als das, denn das haben Sie ja bereits getan: Sie sollen sie als Modell und Regel der Gelöbnisse nehmen, die Sie abgelegt haben, um ihr zu gleichen, und durch diese gute Mutter sollen Sie Jesus, ihrem göttlichen Sohn, dessen vollkommenes Abbild sie ist, ähnlich werden; so ahmen Sie Jesus in Maria nach. Und damit dieses Gelübde einen besonderen Gegenstand erhalte, legen Sie das Gelübde der Einfachheit Mariens in Ihrer Kleidungsform ab, gemäß der Anweisung des Gehorsams; wenn es also darum geht, etwas nach Ihrer Wahl zu kaufen, so werden Sie nicht etwas aus Seide kaufen; das betrifft nur die Kleider. Wenn es aber darum geht, etwas anzuschaffen, was allen Schwestern gemeinsam dient, dann können Sie handeln wie die anderen, wenn sie nicht anders können; aber es lebe die alltägliche Einfachheit Mariens!

Werden Sie eine wahre Tochter Mariens und leben Sie vielmehr in Ihrem Herzen als in Ihrem eigenen. Sie werden in diesem jungfräulichen und so reinen Herzen das anbetungswürdige Herz Jesu finden, also drei Herzen in einem. Sie wissen genau, daß ich Sie nur dort finden möchte und Sie mich ebenfalls nur dort finden werden.

Morgen werden Sie Ihre Tränen trocknen. Oh! Wann wird auch für uns der Tag vollkommener Auferstehung kommen? Leider! Möge der Tod diese Kette unserer Sterblichkeit Stück für Stück wegnehmen! Ja, es braucht vielleicht ein langes Sterben Tag für Tag, um zu jenem großen Tag des ewigen Lebens in der Liebe zu gelangen.

Schließlich möge Gott gepriesen werden! Aber wie kalt ist mein Herz und wie leidet es darunter! Sie sagen mir so oft, ich solle ihn für Sie lieben. Aber ich schicke Ihnen den Pfeil und die Flamme für sein göttliches Herz zurück; denn leider, es scheint mir, daß ich vielleicht nicht die Kraft habe, den Pfeil auf ihn zu werfen.

Trotzdem, Gott sei in allem gepriesen! Vorausgesetzt, daß ich eines Tages richtig liebe; daß ich lebe und sterbe in der Liebe zu ihm! Sie werden aber entgegnen, warum ich? - Nun gut! Uns sei... Was für ein Brief!... Es ist wahr, meine Seele ist traurig. Vielleicht wird sich der Gute Meister ihr morgen zeigen.

An Fräulein Margarete Guillot

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon.


Nr.0074

An Marianne

Lyon, 7. Mai 1846.

Meine lieben Schwestern!

Ich hatte gerade die Absicht, Euch zu schreiben, als Euer Brief eintraf. Ich wußte durch mehrere von La Mure stammende Personen, die ich von Zeit zu Zeit treffe, daß es Euch gutgeht; das hat mich etwas beruhigt.

Ich danke Euch für die guten Nachrichten, die Ihr mir von meiner geliebten Heimat überbringt; ich liebe die Heimat immer noch, und wenn der lb. Gott es will, werde ich Euch besuchen, aber noch nicht, weil wir in dieser Zeit sehr viel zu tun haben. Das wird für mich eine große Freude sein, denn ich werde mündlich die Kürze meines Briefes entschädigen.

Es geht mir gut. Möge Gott dafür gepriesen sein! Ich gebe Euch über Lyon, wo der Handel leidet, keine Nachrichten. Ach, meine Schwestern, wieviele unglückliche Familien mitten in den großen Städten! Wieviel Armut, Korruption und Ungerechtigkeiten! Ihr seid tausendmal glücklicher, selbst mit Euren Problemen in unserer kleinen Landgegend als in einer Stadt, wo die Dinge so unbeständig sind.

Immerhin muß man auch sagen, daß es in Lyon schöne Seelen gibt; man liebt hier die hl. Jungfrau sehr; es ist wunderbar, was man hier für sie tut. Wenn ich eines Tages mehr Zeit habe, werde ich Euch Genaueres darüber erzählen; heute soll es nur ein Gruß sein, u. zw. zeitig am Morgen um 4.15 Uhr.

Auf Wiedersehen in Unserem Herrn! Die Glocke ruft mich zur Betrachtung und ich werde gerne für Euch beten. Ich tue es übrigens immer, denn Ihr haftet mir immer im Gedächtnis; und der liebe Gott weiß alles, worum ich ihn für Euch bitte.

Euer in Unserem Herrn ergebenster

Eymard, p.s.m.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0075

An Marianne

Lyon, 27. Mai 1846.

Meine lieben Schwestern!

Ich komme, Euch meine Nachrichten zu übermitteln, weil Ihr diese so gerne erhalten wollt. Ich verstehe es, Ihr habt Zuneigung zu mir und vielleicht sogar zu viel. Hier kann man sagen: dies soll in Gott und für Gott geschehen, denn der Mensch verdient es nicht.

Man hat mir mehrmals durch verschiedene Mittelspersonen Nachrichten von Euch gebracht, und ich danke wirklich dem lb. Gott dafür, daß es Euch so halbwegs gutgeht; ich bitte ihn, es möge Euch gut, ja sogar sehr gutgehen.

Ich habe Euch durch Frl. Reynier ein kleines Büchlein geschickt. Ich wünsche mir, daß es Euch gefällt. Ich hätte es natürlich vorgezogen, es Euch persönlich hinzubringen; wenn einem Ordensmann erlaubt wäre, einen Willen zu haben, so würde ich es Euch auch gerne hinbringen und Euch besuchen; und von daheim aus Unsere Lb. Frau von Laus besuchen. Oh, wie sehne ich mich nach dieser schönen Gegend von Laus, wo die hl. Jungfrau mir soviele Gnaden erwiesen hat! Wie gerne würde ich dort 8 Tage zu Füßen dieser guten Mutter verbringen! Bei der Erinnerung an sie weint mein Herz vor Dankbarkeit und Verlangen! Sobald der lb. Gott es will, werde ich hingehen; aber Geduld und stets Vereinigung mit seiner heiligen Liebe.

Ich möchte Euch noch eine wichtige Sache erzählen, die Euch vielleicht die göttliche Vorsehung herbeigeführt hat. Es handelt sich um folgendes: in Lyon hat sich eine Gesellschaft von braven Leuten gebildet zwecks Eisengießerei. Das Ziel dieser Gesellschaft besteht darin, den frommen Seelen, vor allem jenen, die während all dieser Konkurse Verluste erlitten haben, und wo soviele Familien zerstört worden sind, eine Hilfe anzubieten; ihre kleinen Einkünfte sollen damit erhöht werden, daß ihnen Aktien von jeweils 500 Francs angeboten werden; auf diese Weise übernimmt eine Person, die eine oder mehrere Aktien von jeweils 500 Francs innehat, zuerst eine Hypothek über die unbeweglichen Güter als Garantie für die ausgegebene Summe; sodann bekommt sie die Versicherung von 5% Zinsen, schließlich einen Teil der Gewinne der Gesellschaft, die von 15 bis 20% gehen können. Auf diese Weise können Euch 500 Francs ein Einkommen von zuerst 25 Francs Zinsen, dann 50 oder 70 Francs Gewinn einbringen; und wenn Ihr 2 oder 3 Tausend Francs eingesetzt habt, hättet Ihr eine kleine Rente.

Ich gehe nicht auf die Einzelheiten der ganzen Angelegenheit ein, das würde zu weit führen; ich möchte nur noch zu Eurer Information hinzufügen, daß man die Angelegenheit geprüft hat und durch kompetente Leute hat begutachten lassen; man meint, das wäre ein gutes Geschäft. Ihr werdet mir vielleicht erwidern: aber warum greift nicht jeder sofort zu? Das kommt daher, weil die Sache noch wenig bekannt ist; man ist absichtlich so vorgegangen, damit die frommen Seelen vor den großen Kapitalisten zugreifen können. Ich kann Euch gewiß keine Ratschläge hiezu geben, aber ich würde mir wünschen, daß Ihr nicht zuviel Plagereien habt und ruhiger leben köntet! Ihr könntet, so scheint mir, hier das Geld anlegen, das Ihr bei Herrn Reymond habt, selbst wenn der Wertbrief noch nicht ausgelaufen ist. Wenn das Feld, das Euch soviel Schwierigkeiten macht und so wenig Gewinn abwirft, verkauft würde, brächte es Euch, wenn es auf diese Weise angelegt würde, zehnmal mehr. Überlegt Euch die Sache, haltet eine Novene zur hl. Anna, die in solchen Sachen die Patronin ist; dann schreibt mir, was Ihr darüber denkt. Die Zeit vergeht, aber ich werde diese Herren ersuchen, mir bedingungsweise für Euch einige Aktien zu reservieren, denn die Frist läuft nur etwa zehn Tage, um Aktien zu 500 Franken zu kaufen. Es wird mir versichert, daß dabei nichts zu befürchten sei.

Adieu, ich umarme Euch in den Herzen Jesu und Mariens,

Euer Bruder

Eymard.

Lb. Grüße an den lb. Herrn Pfarrer, an Herrn Rabilloux und seinen fröhlichen Mitbruder, vor allem aber an die Familie Fayolle.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0076

An Marg. Guillot

Fest des hl. Stefan, 30. Mai 1846.

Seid vollkommen wie Euer Vater im Himmel vollkommen ist! Möge Jesus Ihr Weg, Ihre Wahrheit und Ihr Leben sein! Möge er in Ihnen leben! Das ist, meine Tochter, mein Wunsch und mein Verlangen! Das heißt, daß ich Ihren Wünschen und Ihrem Gelübde entspreche, und zwar gerne und ganz frei. Ich habe zwar etwas gezögert, es mußte so sein; man muß sich gut vergewissern, ob es der Wille Gottes ist; nun gut! Sein heiliger Wille geschehe; dieser göttliche Wille, den der hl. Paulus gut, wohlwollend und vollkommen nennt. Sie werden also dieses absolute und ewige Gelübde ablegen. Möge es der göttliche Jesus in seiner Liebe hinnehmen, es segnen und mit seiner Gnade krönen! Möge Maria, unsere gute Mutter, deren Schützerin und Bürgschaft, und der gute hl. Josef der Schutzherr und Behüter sein. Sie werden es unter dieser Bedingung, (wie es der Gehorsam regeln wird), ablegen; somit wird der Gehorsam seine Regel sein. Mit diesem Mittel ist eine Illusion nicht zu befürchten, auch keine Beunruhigungen und Verlegenheiten des Gewissens.

Gott befohlen, meine Tochter! Bleiben Sie stets allein mit dem göttlichen Meister. Ich bringe Sie ihm dar als Opfergabe.

Mögen wir uns verzehren können von seiner Liebe und zu seiner Ehre!

Eymard.

An Fräulein Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon.


Nr.0077

An einen Maristenpater

Lyon, 22. Juli

Lieber Pater!

Nach reiflicher Überlegung halte ich es für angebracht, daß Herr Ducorneau seine Mutter in Bordeaux besuchen und möglichst bald abreisen soll.

Ich war über Ihren Brief sehr erbaut, aber ich wußte nichts von der Sache; hätte ich etwas davon gewußt, so hätte ich Sie nur dann zurechtgewiesen, wenn Sie nicht schlafen würden.

(unvollendet und ohne Unterschrift).

Rechts unten steht vertikal geschrieben:

Herr Foulon, ein Priester, dem es in Alger untersagt ist zu beichten ...

(...à Alger se conf. où voir à qui" (??)

Hier nennt der französ. Katalog irrtümlich den Brief v. 23. Aug. 1847 - Eym. an Marg. Guillot. Dieser Katalog nennt aber denselben Brief nochmals im Jahr 1847, also zweimal derselbe Brief. Im Drucktext steht jedenfalls 1847. Daher wird er auch im deutschen Katalog unter dem 23. Aug. 1847 eingeordnet.


Nr.0078

An Marianne

Lyon, 25. August 1846.

Meine lieben Schwestern!

Ich wollte Euch schreiben, aber tausend Dinge ließen es mich stets auf einen ruhigeren und freieren Tag verschieben; schließlich schreibe ich Euch heute noch in Eile und außerdem mit einem garstigen Zahnweh, das mich meine Sünden der Gaumenlust seit 10 Tagen abbüßen läßt. Gott sei dafür gepriesen!

Außer diesem Zahnweh geht es mir gut, und ich habe es nötig, denn der Generalobere ist seit einem Monat abwesend, so fällt alles auf mich, aber der lb. Gott hilft mir.

Ihr seid doch überzeugt, daß ich La Mure und die Schwestern nicht vergesse. Wäre ich frei, würde ich Euch sofort besuchen und die gute Luft der Berge atmen. Aber im Augenblick will es der lb. Gott nicht, wir wollen später sehen.

Schont Euch und leitet mir Eure Nachrichten weiter; Ihr seid auch etwas träge zu schreiben und straft mich, wo ich gefehlt habe. Ich versichere Euch, daß Herr Clavel, der Überbringer meines Briefes, ein liebenswerter, sehr braver und gläubiger Jungmann ist; überall, wo er sich hier aufgehalten hat, war man von ihm begeistert.

Ich lasse Euch in den Armen Mariens und verbleibe in trauter Zuneigung

Euer Bruder in J. und M.

Eymard, p. s. m.


Nr.0079

An Marianne

Lyon, 13. Dezember 1846.

Meine lieben Schwestern!

Ich weiß fast nicht, wie ich meinen Brief anfangen soll, ob ich mich wegen der langen Verspätung entschuldigen oder um Gnade bitten soll. Nicht das Herz war schuld, nein, denn jeden Morgen sagte ich mir: heute werde ich diesen guten Schwestern schreiben; dann wartete ich stets auf einen ruhigen und freien Augenblick, es kam der Abend, ich hatte noch meine Gebete zu verrichten, und am darauffolgenden Tag begann ich wieder mit meinem Entschluß. Und so mache ich es schon seit drei Monaten. Schließlich habe ich mich heute über mich selbst geärgert und bin ans Werk gegangen. Ich muß freilich auch sagen, daß ich hoffte, persönlich hinkommen zu können, um die Nachrichten zu übermitteln, aber immer neue Angelegenheiten machten es mir unmöglich. Wenn es nicht so kalt wäre, würde ich wohl kommen, aber ich weiß nicht, wie das Wetter in La Mure ist, hier jedenfalls ist es sehr ungemütlich.

Fangen wir bei mir an. Es geht mir jetzt gut. - Also wart Ihr krank? - Ja, aber ich litt an einem Übel, worüber man nicht klagt, ich hatte nämlich Zahnweh; es war ein Nervenschmerz und ich habe ihn noch lange ertragen müssen: ein tristes Übel, das mich alles vergessen und vernachlässigen ließ.

Euer schöner Brief im Monat Oktober über die Erscheinung der hl. Jungfrau hat uns allen eine große Freude bereitet. Er brachte die erste Nachricht darüber nach Lyon; nach wenigen Tagen sprach ganz Lyon nur mehr davon. Und überall befaßte man sich nur mehr mit La Salette; und in Paris, in Marseille, in Savoyen und überall hat dies im allgemeinen eine gute Wirkung erzielt. Indessen spotteten die Bösen, wie man die Drohungen und Weissagungen Unseres Herrn lächerlich machte. Das kommt daher, weil es heutzutage so wenig Glauben gibt! Es lebe La Mure und unsere Landgegend! So schrieb mir Herr Dumolard, unsere Leute von der Mathésine sind noch weit mehr wert als viele andere.

Ich glaube, daß man hinterher viele Kommentare über die Erscheinung der hl. Jungfrau machen mußte, da man alles mißbrauchen kann; und vielleicht haben es die Bösewichte sogar absichtlich getan. Unsere Patres und ich haben die Sache für wahr gehalten; denn wenn der Himmel verärgert ist, so ist das nicht verwunderlich: es gibt ja soviel Böses! Die Männer verlieren den Glauben, die Frauen die Frömmigkeit, welche doch ihre ganze Ehre und ihr ganzes Glück ausmacht; die Jugend altert durch ihre Laster und läßt die gottlosen Greise, die weniger schlimm sind als sie, erröten. Und welches Mittel soll man anwenden, um soviel Armseligkeit zu heilen? Man weiß es nicht. Man würde sagen, es gäbe keine Strafe des Himmels mehr, welche den Menschen zum Glauben und zur Gottesfurcht zurückzubringen imstande sei. Daher, meine armen Schwestern, greift der Himmel ein; denn rundum gibt es nur Armseligkeiten, Unglücksfälle und Katastrophen; und dies ist noch nicht alles.

Setzten wir stets unser festes Vertrauen auf Gott, denn er ist der Vater und kümmert sich um seine Kinder. Dieser Gedanken tröstet mich für Euch, denn oft, sogar jeden Morgen bei der hl. Messe, sage ich: mein Gott, denke an meine beiden Schwestern und sei ihnen ein milder Vater. Sie sind Waisen. Liebe stets Marta und Maria, denn du hast ihren Bruder Lazarus gerufen, dir nachzufolgen. Heilige Jungfrau, ich habe dich zur Mutter meiner Schwestern bestellt. Du mußt ihre Vorsehung, ihre Stütze und ihre Beraterin sein.

Das sind meine häufigen Gebete für Euch, meine Schwestern, denn mein Herz hat keine andere Schwester mehr, daher auch keine andere Zuneigung und andere Fürsorge. So bin ich der Welt ganz abgestorben und es ist mir unangenehm, mit der Welt zu tun zu haben; trotzdem muß ich immer mit der Welt leben! Ach, wie oft habe ich mich nach einem Leben der Einsamkeit und Zurückgezogenheit mit Gott allein gesehnt! Denn um über Gott und die Dinge seiner Pflicht zu reden, ist das Herz dafür am geeignetsten; es muß zu Gott und zu Gott allein sprechen, um sich etwas auszuruhen und seine erschöpften Kräfte durch den Kontakt mit den Geschöpfen etwas stärken. Daher freut mich schon der Gedanken, Euch zu besuchen. Ich werde für kurze Zeit allein sein oder in der Familie, wie auch immer: der hl. Wille Gottes soll entscheiden!

Laßt Euch nicht im Drittorden des hl.Franziskus aufnehmen; wenn ich nach La Mure komme, werde ich Euch in den Drittorden Mariens aufnehmen; der Generalobere hat mich damit betraut; ich glaube, Euch kein besseres Erinnerungsgeschenk machen zu können.

Heute entladet sich mein Herz etwas; wohlan, seid mir darum nicht böse! Und schreibt mir. Der lb. Gott ließ mir durch mehrere Personen Nachrichten über Euch zukommen; ich habe ihm dafür innig gedankt.

Schont Euch, es ist besser in Liebe und Leiden zu leben, als ins Fegfeuer zu kommen; das ist verdienstvoller und erwirkt größere Liebe zu Gott. Was soll man machen, liebe Schwestern! Unser Herr will, daß wir wie er in den Himmel gelangen; nun gut! Wenn ich sehe, daß mich ein etwas leidender Gesundheitszustand hinderte, mich einem gänzlich äußerlichen Leben hinzugeben, und mich die Nichtigkeit der Güter dieser Welt einsehen ließ, so betrachte ich dies als eine meiner größten Gnaden.

Grüßt mir den Herrn Pfarrer, seine liebenswerten Vikare, die Familie Fayolle und die gute Mutter Cros! Habt Vertrauen auf Jesus und M.

Euer Bruder

Eymard, p.s.m.

P.S.- Sagt Herrn Clavel, daß wir einen Platz zu finden hoffen.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0080

An Herrn Bramerel

Lyon, 16. Februar 1847.

Liebster Freund!

Als ich gestern abend die Bücher von Herrn Morcel durchblätterte, fiel mir ein Päckchen Briefe in die Hände und ich erblickte einen Brief, der mein Herz erfreute und mächtig getröstet hat: das ist Ihr Brief! Ich sagte mir immerfort: wer könnte wohl an mich gedacht haben? Woher kommt doch diese wunderschöne Tabakdose? ...Ich dachte, Sie kämpften bereits auf dem Flachland; hätte ich gewußt, daß Sie sich noch im Zönakel befinden, lieber Freund, dann hätte Sie mein Herz genannt. Ich bin Ihnen also für Ihre lb. Erinnerung sehr dankbar. Ich brauchte es nicht wieder ins Gedächtnis zu rufen, nein! Wohl aber bedurfte ich seiner, um es zu trösten.

Ich bedauere nur eines: daß ich Ihre Briefe nicht früher gefunden habe. Ich war abwesend, als das Paket angekommen ist. So werden Sie also bald Priester sein; Gott sei dafür gepriesen! Ein guter Priester ist ein rettender Josef, ein anderer Jesus Christus. Wieviele Seelen warten auf Sie! Wieviel Gutes gibt es zu doch zu tun! Der Himmel erfreut sich beim Anblick eines guten Priesters wie beim Anblick des Erlösers. So betrachten wir also nicht allzusehr die erschreckende, erdrückende und gefahrvolle Seite des heiligen Dienstes, sondern vielmehr die apostolische und göttliche Seite. Ohne Zweifel muß man dem Feind ins Auge sehen, aber um sich zum Kampf vorzubereiten.

Wollen Sie im priesterlichen Geist durchhalten, lieber Freund? Dann lesen Sie oft die S E L V A von Liguori.

Seien Sie ein Mann des Gebetes und der Studien, aber der heiligen Studien. Heute besteht in der kirchlichen Wissenschaft eine große Gefahr: man will nur mehr die Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts, zusammen mit der neuesten Philosophie und Naturwissenschaft lernen und studieren. Und die vergangenen Jahrhunderte, die alten Bücher wagt man sich nicht anzurühren.

Ich hab' Sie gern, das wissen Sie. Nun gut, eben weil ich Sie liebe, sage ich Ihnen: lieber Freund, halten sie Ihr Herz hoch, so hoch, daß es die Geschöpfe nicht ergreifen können; so hoch, daß Gott allein sein Leben, sein Schlag und Zentrum ausmacht.

Sie werden in der Welt beliebt sein, lieben auch Sie, aber so, wie die Sonne die Erde liebt: ihr Strahl steigt herab und kehrt zu ihr zurück. Ihre Sonne ist Jesus durch Maria.

Wiesehr bin ich darüber zufrieden, daß Sie Maria lieben! - Oh! Das ist es, was Leben ermöglicht und das Leben nährt: ein Kind ohne Mutter ist tot; wie reich ist es mit einer Mutter, mit einer Mutter wie Maria! Zudem brauchen Sie eine Mutter gleich wie ich! Im Himmel werden wir sagen: Unser Vater und unsere Mutter im Himmel...

Nun auf! Zuversicht und Liebe! Und dann: f a c q u o d v i s.

Meine Grüße unseren Ehemaligen.

In Jesus und Maria verbleibe ich

Ihr Freund

Eymard.

An Herrn Abbé Bramerel,

im 4. Kurs, im Großen Seminar

in Bourg (Ain).


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