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Index Briefe Bd. 1 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.0081

An Marianne

Lyon, 5. Mai 1847.

Meine lieben Schwestern!

Es ist nochmals ein Brief und nicht ich selber, der zu Euch kommt. Ich sollte nach La Mure gehen, um das Jubiläum zu predigen und ich pries Gott dafür, obgleich niemand in seiner Heimat ein guter Prophet ist. Schließlich dachte ich, meine Jugendsünden abzubüßen und Euch in Gott zu sehen. Der lb. Gott hat es nicht gewollt. Seit 6 Tagen leide ich an einer argen Gehirngrippe , die mir das Arbeiten unmöglich macht; es ist ein Rest der Grippe, die ganz Lyon durchzogen hat. Aber der Arzt hat es für klug gehalten, noch nicht zur Predigt außer Haus zu gehen, und so ruhe ich mich aus, während alle anderen arbeiten.

Pater Denys wird Euch in den Drittorden Mariens aufnehmen, wenn Ihr es wünscht; ich habe es ihm gesagt. Er ist ein sehr guter Pater, wir haben zusammen gelebt.

Paßt gut auf Euch auf, vor allem während der Fastenzeit; Euer Fasten soll darin bestehen, dem lb. Gott Eure Gebete und Probleme geduldig und gerne aufzuopfern; dann arbeitet eifrig an Eurer Heiligung, daß Ihr Töchter des innerlichen Gebetes werdet! Um Euch ein wenig anzuspornen, ginge ich mit Freude nach La Mure. Das innerliche Gebet! Vernach-lässigt es nicht! Sagt mir in einem Brief, wie Ihr es zu halten pflegt, damit ich Euch wenig-stens brieflich das mitteilen kann, was ich Euch gerne persönlich sagen wollte.

Teilt mir auch Eure Neuigkeiten mit, denn es ist schon eine geraume Zeit her, daß ich keine erhalten habe. Berichtet mir über die Mutter Cros, diese gute Tante. Ich sagte mir am Samstag um 7 Uhr abends: ich will sie überraschen, wenn ich aus dem Wagen steige. Berichtet mir auch etwas über die Familie Fayolle, ich sehne mich sehr, sie wiederzuse-hen, vor allem die gute Mutter; eine solche Mutter findet man in der heutigen Zeit kein zweitesmal.

Ich verbleibe in voller Zuneigung zu Unserem Herrn, liebe Schwestern,

Euer ergebenster Bruder

Eymard, p. s. m.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0082

An Frau Perroud

Lyon, 9. Mai 1847.

Gnädige Frau!

Ich freue mich, Ihnen das geistliche Statut des III. Ordens zu senden, der Sie mit großer Genugtuung seine Tochter nennt und der Sie mitten unter Ihren Schwestern gegenwärtig hält. Ich wünsche, daß diese paar Zeilen Sie in der Liebe zu dieser Bindung bestärken, für die ich dem lieben Gott danke.

Ich füge zwei Kruzifixe für den Kreuzweg hinzu. Sie sind sehr kostbar, vor allem in Zeiten der Krankheit, denn der Beichtvater kann selber das Gebet bestimmen, um die Ablässe der V i a c r u c i s zu gewinnen. Sobald man lediglich einige Akte aus Liebe zu Gott erbringen kann, sollen Sie sich ein für allemal die Gebetsübungen festlegen lassen wie die Stationen oder 5 Vaterunser und Ave zu Ehren der 5 Wunden Unseres Herrn oder die Litanei zum Leiden Christi oder wenn die Krankheit nichts anderes zuläßt, einige Anmu-tungen aus Liebe zu Gott.

Dieses Privileg wurde durch ein besonderes Breve genehmigt; der entsprechende Text des Breve lautet: "dummodo ante eas (cruces) aliquas vocales preces arbitrio proprii confessarii statuendas recitaverint - vorausgesetzt, daß vor diesen mit Ablässen verse-henen Kreuzen einige mündliche Gebete verrichtet werden, welche vom eigenen Beicht-vater bestimmt worden sind."

Ich nehme Herrn Perroud von Herzen gern als Novizen auf und gebe ihm den Namen Bru-der Maria-Josef.

Entschuldigen Sie mich, gnädige Frau, ich schreibe Ihnen in Eile. Jemand wartet auf mich. Ein anderesmal werde ich eine günstigere Zeit dafür auswählen.

Ihr im Herrn ergebenster

EYD.


Nr.0083

An Marianne

Lyon, 28. Mai 1847.

Meine guten Schwestern!

Ich sende Euch ein paar Zeilen durch ein vortreffliches Fräulein, Frl. Monavon, das ich sehr schätze; und ich wäre froh, wenn Ihr sie kennenlernt; Ihr könnt sie aber nur auf ihrer Durchreise sehen, sie geht nach La Salette. Es geht mir gut, mit Ausnahme eines kleinen Schmerzes an meinem Bein, der aber unbedeutend ist. Ich traf mich mit der General-oberin der Maristenschwestern und habe mit ihr über Fräulein Moutin de Prunière ge-sprochen: sie wird sie sozusagen gratis als Arbeitsschwester aufnehmen; somit kann sie nach Belley kommen.

Ich wäre sehr zufrieden, wenn Ihr mir von Euch Nachrichten schicktet. Ich liebe den Gedanken, daß es Euch gutgeht, aber paßt gut auf Euch auf und liebt den lb. Gott und die hl. Jungfrau fest. Im Himmel werden wir in Gott ewig miteinander sprechen. In Erwartung darauf bereiten wir uns gut darauf vor.

Euer in Christus ergebenster Bruder

Eymard.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0084

An Marianne

Lyon, 2. Juni 1847.

/Laut Troussier ist der 2. Juni inakzeptabel, an dieser Stelle weist das Original einen Fleck auf. Der Poststempel trägt das Datum: 10. Juni. Troussier und der franz. Katalog nehmen als Datum den 9. Juni an./

Meine lieben Schwestern!

Ich beginne eine Reise von zwei Wochen; ich fahre nach Bordeaux zur Visitation unserer Häuser und werde in 14 Tagen oder drei Wochen wieder in Lyon zurück sein.

Aber ich bitte Euch, hört nicht auf all das Zeug, das man über mich spricht. Ich reise nicht in ausländische Missionen und denke nicht einmal daran, ich bin dafür schon zu alt.

Ich habe nur die Zeit, Euch zu küssen. Ich reise gleich ab, seid aber beruhigt.

Euer in Christus ergebenster

Eymard.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0085

An Marianne

Lyon, 31. Juli 1847.

Meine liebsten Schwestern!

Ich hatte nur die Zeit, Euch in meinem letzten Brief ein paar Worte zu sagen; heute möchte ich Euch ein etwas ausführlicheres Schreiben senden. Zuerst hoffe ich wohl, daß Ihr nicht mehr weint wegen meiner Abreise in ausländische Missionen; abgesehen davon, daß ich dessen unwürdig bin, bin ich auch zu alt dafür. Laßt Euch in der Tat nicht so von Gerüchten überraschen, das tut Euch nicht gut und taugt zu nichts.

Ich habe eine lange Reise hinter mir, sofern man eine Reise von 300 Meilen, d. h. Hin- und Rückfahrt, lang nennen kann. Eine Meile pro Viertelstunde, da kommt man rasch vorwärts. Diese Reise verlief glücklich. Ich habe zwei Wallfahrtsorte der hl. Jungfrau be-sucht, wo unsere Patres wohnen, nämlich in Bordeaux und in Agen. Ich habe die Ge-legenheit genützt, um Euch fest der hl. Jungfrau zu empfehlen, aufdaß sie Eure Vorse-hung, Eure Mutter, Euer Trost und Euer Leben sei; daß Ihr Töchter des innerlichen Gebe-tes seid und Unseren Herrn immer mehr liebt. Nicht wahr, Ihr wäret sehr reich, wenn Euch die hl. Jungfrau dies alles schenkte!

Wäret Ihr ein wenig neugierig, würde ich Euch gerne die Erlebnisse meiner Reise er-zählen, aber ich meine, daß Euch Dinge einer unbekannten Gegend wenig interessieren. Ich kann Euch nur sagen, daß ich überall herrliche Ernten angetroffen habe; das hat mir große Genugtuung gebracht, weil dies wohl als Beweis zu werten ist, daß Gott mit uns Erbarmen gehabt hat und die Drohungen, die er durch die hl. Jungfrau von La Salette ankündigte, in seiner Barmherzigkeit ausgesetzt hat.

Über La Salette spricht man überall. Der Bischof von La Rochelle predigt von der Erschei-nung der hl. Jungfrau in seiner ganzen Diözese auf der Kanzel. Ich habe diesen Bischof gesehen, und er hat vor 10 Tagen 200 Meilen zurückgelegt, um selber nach La Salette zu pilgern! Ihr müßt davon gehört haben. Da man auch häufig von Wundern spricht, die durch das wunderbare Wasser geschehen, und wenn dieses Wasser Euch ganz heilen und eine gute Gesundheit erwirken könnte, so wäre das eine Gnade, für die ich der guten Mutter nie genug dankbar wäre.

Ich habe eine Dame von Lyon, die sich in den Bädern von La Motte aufhält, gebeten, Euch zu besuchen, falls sie nach La Mure geht; sie ist sehr gut und heißt Frau Masse.

Schreibt mir einige briefliche Zeilen, um mir zu sagen, wie es Euch geht; betet auch für Euren Bruder, der unaufhörlich für Euch betet und Euch von ganzem Herzen in Unserem Herrn liebt

Eymard.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0086

An Marg. Guillot

Lyon, 23. August 1847.

Gnädiges Fräulein!

Ich schreibe Ihnen in Eile, da Sie Zeremonienmeisterin sind, bzgl. der Gürtel für die Entgegennahme der Profeß. Nachdem ich gut überlegt und Vor- und Nachteile abgewo-gen habe, bin ich für die einfachen Stricke und nicht für die Gürtel. Die Gürtel haben zwar etwas Gefälliges an sich, das stimmt; aber der Strick ist kirchlicher; jene, die den Gürtel bereits tragen, mögen ihn weiter behalten, aber die neuen sollen den Strick erhalten.

Wollen Sie davon Frl. Camus verständigen.

Ihr in Unserem Herrn ergebenster

Eymard.

Beten Sie weiterhin für unsere Exerzitien und vor

allem für den Dritten Orden.

An Fräulein Guillot

Lyon.


Nr.0087

An Herrn Jos.-August Carrel

Lyon, 26. August 1847.

Lieber Herr!

Verzeihen Sie meine Verspätung; ich befand mich auf Visitation unserer Häuser und konnte somit Ihren lb. Brief nicht beantworten; aber als Ersatz habe ich fleißig für Sie gebetet, denn der lb. Gott kennt all das Gute, das mein armes, aber wohlwollendes Herz für Sie will. Um auf Ihren Brief zurückzukommen: Tun Sie nicht mehr als Sie jetzt tun, und machen Sie sich keine zu großen Vorwürfe über die Veränderung, die Ihnen vorgehalten wird; das ist die Auswirkung der augenblicklichen Verfassung. Die Freiheit des Geistes, der Friede des Herzens, alles sehen im Licht des besonderen hl. Willens der göttlichen Vorsehung zu Ihnen; die kindliche Hingabe in die Hände Ihres milden Vaters: alles das macht Sie immer heiter und liebenswürdig. Aber dies muß sich ganz natürlich entwickeln, ansonsten würde man das Opfer merken; es soll aber nur die Tugend der göttlichen Liebe aufscheinen.

In Lyon fehlen Sie mir etwas; da es für Sie aber gut ist, nicht hier zu sein, möge der lb. Gott dafür gepriesen sein!

Der Dritte Orden ist immerfort das Anliegen unserer Gebete; beten Sie eifrig für ihn, Sie: das erste Kind Marias, der Sie unsere kleinen Prüfungen geteilt haben. Es gebe der Himmel, daß dieses kleine Senfkorn ein heilsamer Baum für eine große Zahl von Men-schen werde!

In der Liebe Jesu und Mariens

verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, Ast. S.M.

P. S. - Meine ergebenen Grüße an Ihre Frau, wenn Sie es für angebracht halten.

An Herrn Carrel,

in Amplepuis (Rhône).


Nr.0088

An Jenny Guillot

Für Frl. Jenny Guillot

Lyon, 3. Oktober 1847.

Gnädiges Fräulein!

Ich habe Ihren Brief voller Armseligkeiten erhalten und ein wahres Mitleid empfunden, denn ich sehe, daß Sie von ihnen erdrückt wurden und daß Sie dadurch vielleicht gar erkrankt sind, wo Sie doch bereits recht schwach beisammen waren. Nun! Wenn Ihre Gesundheit etwa angeschlagen ist, so vermehren Sie das Übel nicht, ertragen Sie es ganz demütig zu Füßen Unseres Herrn und bieten Sie ihm Ihre Armut an wie die Kranken ihre Leiden.

Ja, ich befürworte Ihre Reise nach Chasselay, Sie haben sie nötig; ruhen Sie sich dort et-was aus und vor allem: erholen Sie sich rasch von Ihrer Unpäßlichkeit und bringen dann Ihre Seele in Frieden, indem Sie nicht mehr auf die Vergangenheit zurückblicken. Lassen Sie die Vergangenheit, wo sie ist, nämlich in der Barmherzigkeit Gottes, und wenden Sie sich unserem guten Vater zu, indem Sie zu ihm sagen: "Du siehst meine Schwachheit, liebe mich weiterhin als deine kleine Tochter." Und er wird Ihnen seine guten Gnaden schenken;ich bitte unsere gute Mutter, Ihnen zu helfen und Ihnen ihre mütterliche Hand und ihren Segen zu schenken.

Ich gebe Ihnen von ganzem Herzen meinen Segen.

Eymard.

An Fräulein Guillot Jenny, in Chasselay (Rhône).


Nr.0089

An Herrn Jos.-Aug. Carrel

9 Oktober.

Teurer Bruder und Freund!

Ein Gruß, ein Dank für Ihren lb. Brief und eine Bitte für mich zu beten. Ich bin froh fest-zustellen, daß Sie den richtigen Zugang zur Gnade, zum Frieden und zur Freude im Hl. Geist gefunden haben, d.h. die Übereinstimmung mit dem hl. und allzeit liebenswürdigen Willen Gottes! O wie ist man glücklich, wenn man nur mehr an das eine denkt, das eine wünscht und will: den Willen Gottes! Halten Sie oft Ihre Betrachtung darüber: das ist die Goldmine der Nächstenliebe.

Ich wollte Sie aber nur grüßen, und siehe da, ich halte eine Predigt. Dies kommt daher, weil ich für zehn Tage verreise: entschuldigen Sie mich und beten Sie für denjenigen, der Sie sehr herzlich im Herrn liebt.

Eymard.

P. S.- Meine aufrichtigen Grüße an Ihre Familie und Ihre Brüder.

An Herrn Carrel,

bei Frau Lagoutte, in Amplepuis,

über Tarare (Rhône).


Nr.0090

An Frau Carrel

Lyon, 9. Oktober 1847.

/Dieser Brief trägt als Datum lediglich: "9. Okt.". Troussier nimmt an: Lyon 1847./

Gnädige Frau!

Ihr hervorragender Herr Gemahl hat mir Nachricht über Sie und Ihre ganze Familie geschickt; die Bande, welche uns alle umschlingen, können mich auch nicht einen Augen-blick lang gleichgültig lassen. Daher habe ich mit Bedauern vernommen, daß Sie etwas leidend waren, daß sofort die Königin der Mütter angefleht wurde, Ihnen zu Hilfe zu kom-men, und daß alle Ihre Schwestern des Dritten Ordens für Sie gebetet haben. Es wird für uns ein Opfer kosten, daß wir Sie noch nicht in Lyon in unserer Mitte haben; aber, gnädige Frau, Sie sind für uns in der kleinen Kapelle von Nazaret stets gegenwärtig.

Ihr Gemahl kündigt mir an, daß er einige Zeit vor Ihnen in Lyon sein wird. Ich begreife, daß dieser Gedanken Ihr Herz betrüben wird. Aber Sie lieben den hl. Willen Gottes zu sehr, als daß Sie dadurch traurig würden. Es besteht Grund genug, daß Sie als Tochter Marias Vernunft walten lassen, vor allem in Ihrer unangenehmen Lage; fürchten Sie nichts, die hl. Jungfrau wird Ihnen stets zur Seite stehen.

Wir haben vor kurzem den Kreis der Aggregierten erweitert, indem wir den Müttern erlaubt haben, ihre kleinen Kinder dem Dritten Orden anzugliedern, ja sogar schon dann, wenn sie ihr Kind noch im Schoße tragen, damit sie das Glück haben, die Gnade der hl. Taufe zu empfangen. Somit nehme ich heute jenen unter dem Namen Maria in die Aggregation auf, den Ihnen der Himmel geschenkt hat; Sie werden jeden Tag ein Ave beten und hin-zufügen: "O Maria, Zuflucht der Sünder und Standhaftigkeit der Gerechten, bitte für uns!"

Beten Sie auch für mich, gnädige Frau. Ich breche sofort auf, um Exerzitien zu predigen.

Ich verbleibe, gnädige Frau, im Herrn

Ihr demütigster Diener

Eymard, P. S. M.

An Frau Carrel

Amplepuis (Rône).


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