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Index Briefe Bd. 6 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.1941

An M. Guillot

Paris, 19. Mai 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Ich schreibe mit gleicher Post an Herrn Neveu, dem ich ein zweites Modell einer weniger demütigenden Bevollmächtigung abgeschickt habe.

Ich habe noch zwei sehr schmerzvolle Briefe des Notars von Nemours erhalten; wir müssen den Kelch bis zur Neige trinken.

Im Bekanntenkreis wird nur von der Angelegenheit Lafond und Sterlingue und über Sie und mich gemunkelt; leider, leider! Was tun und was sagen, außer sich verdemütigen, beten und leiden?

Wenn es zu einem Prozeß kommt .....................................................................................

................ im Vorgehen, wenn die Angelegenheit an die Öffentlichkeit kommt, was würde dann aus den Werken des Hlst. Sakramentes werden? Gott weiß es! Der Sturm wird nämlich immer stärker.

Wir müssen beten und büßen; ich sage büßen, denn wir müssen uns alle Vorwürfe machen; wir müssen den Zorn Gottes besänftigen, der vielleicht durch Sünden rund um diese ganze Armseligkeit heraufbeschworen wurde.

Was wird der Bischof am Dienstag sagen? Das, was der lb. Gott haben will; dies wird die Antwort Gottes sein. Somit bete ich innig, daß ihn Gott erleuchte und in seiner Entscheidung leite.

Ich segne Sie im Herrn und bete für Sie.

Eymard.

A. S. - Sie brauchen am Donnerstag 7.000 Francs für die Aktenspesen; und wo sollen wir sie hernehmen?


Nr.1942

Nemours (Sr. Philomena)

Paris, 19. Mai 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Ich schreibe der kleinen ehrw. Mutter. Ich werde ihr von hier aus die Bevollmächtigung senden, um Zeit zu gewinnen.

Am kommenden Donnerstag werde ich nach Nemours kommen, um den Akt mit Ihnen durchzuführen. Erbitten Sie Kraft, Mut und Ruhe. - Das, was kommt, ist eine Gnade, - die Ausgangslage war falsch.

Es ist ein Zeichen der Barmherzigkeit Gottes, wir müssen ihn anbeten und preisen.

Was das Übrige betrifft: der gute Meister ist da!

Seien Sie alle ganz ruhig, beten Sie fleißig, vergeben Sie aufrichtig, beten Sie für sie, keine Gegenanschuldigungen! Jetzt ist der Augenblick, den guten Meister auf dem Kalvarienberg zu preisen, wohin er uns auch stellt.

Ich segne Sie alle im Herrn

EYMARD.


Nr.1943

An M. Guillot

Paris, 21. Mai 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Heute wird der hochwst. Bischof über das Schicksal der Schwestern entscheiden. Gott sei für alles gelobt und gepriesen! Ich werde am Donnerstag nach Nemours gehen; ich halte es für unnütz, daß Sie zwei Schwestern nach Nemours schicken, ich werde ja dort sein.

Ehestens weggehen ist am besten. Wir müssen inständig beten für diesen letzten Augenblick, denn es kann alles durch Lappalien blockiert werden: es ist besser großzügig zu sein.

Senden Sie mir den Bogen der Leibrente, wenn Sie ihn haben, ebenso die Abrechnung von Frl. Sterlingue.

Senden Sie mir das alles nach Nemours, dann kommt es rascher an.

Meine Schwester und Nantette sind glücklich zurückgekehrt; sie fürchtete mich wie ein Kind, ich habe Mühe, sie zu beruhigen.

Ich segne Sie im Herrn

Eymard.


Nr.1944

Nemours (an die ganze Gemeinschaft)

Paris, 21. Mai 1867.

Teure Schwester im Herrn!

Ich schreibe Ihnen diese paar Zeilen, um Ihnen zu sagen, daß bald das Ende Ihrer Prüfungen kommen wird; haben Sie Geduld und Vertrauen bis zum Ende. Bewahren Sie in Ihrem Herzen den Frieden und die Liebe Ihres guten Meisters.

Sie haben sich in seinem Dienst und seiner Verherrlichung nichts zuschulden kommen lassen. Was jetzt gekommen ist, geschieht zum Wohle des Werkes; wir sehen in diesem Augenblick nur die Prüfung und das Kreuz; später werden wir die Barmherzigkeit und Gnade darin erkennen.

Ich vergesse Sie nicht, teure Töchter. - Ich bete ohne Unterlaß für Sie und befasse mich mit Ihrer Situation.

Am Donnerstag gegen 10.30 oder gegen 14.30 Uhr (wahrscheinlicher) werde ich in Nemours sein.

Beten Sie fleißig für jene, die Sie auf die Bewährungsprobe stellt, sie ist beklagenswerter als Sie.

Ich segne Sie im Herrn

EYMARD.

(Der unterste Teil des Blattes, wo das P.S. begann, wurde in einer Länge von 23 mm abgeschnitten.)

... sehr den Herrn Dekan, der so gütig war zu Ihnen, und den ich nicht vergessen werde.


Nr.1945

Nemours (Sr. Philomena)

Paris, Christi Himmelfahrt (30. Mai 1867.)

Teure Tochter!

Morgen, Freitag, werde ich kommen, um Sie alle abzuholen. Sie werden alle gemeinsam um 14.22 Uhr abreisen. Sollte ich jedoch - falls etwas dazwischenkommt - nicht gegen 10.30 Uhr eintreffen, so wartet nicht auf mich.

Machen Sie keine Zugeständnisse, verweigern Sie alles; fragen Sie vor der Abreise, ob Fräulein St. unterschrieben hat; wenn sie nicht unterschrieben hat, legen Sie bei Herrn Germain Berufung ein.

Sie schuldet die Hälfte der Wasserpumpe, das ist sicher; Sie müssen nicht die 20 Fr. zahlen für den CRIS (?), der von Belin bestellt wurde.

Lassen Sie sich nicht einschüchtern. Wenn man Drohungen aussprechen sollte, werden wir mit Gott stärker sein als sie; die Zeit der Gerechtigkeit, selbst derjenigen der Menschen, wird kommen. Lehnen Sie alles ab bezüglich der Mühle. Das bestrifft Sie nicht.

Sollte sie etwas von einem Prozeß erwähnen, geben Sie zur Antwort, daß wir bereit sind, uns zu verteidigen, daß sie es aber gewiß bereuen werde.

Bewahren Sie jedoch Ihre Ruhe und schweigen Sie, sogut Sie können.

Ich segne Sie alle

EYMARD.

P. S. Lassen Sie sich nach der Ankunft zu Herrn Dhé in die Brezin-Straße 19, Haupt-straße nach Orléans, transportieren, nehmen Sie am Bahnhof von Lyon einen kleinen Omnibus, das ist bequemer.

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(Im Anschluß an diesem Brief finden sich die folgenden Anweisungen, die zu einem anderen Zeitpunkt geschrieben worden zu sein scheinen, wie man aus dem Punkt 4 ersieht).

  1. Jede Schwester nehme ihre persönlichen Habseligkeiten mit, was sie zum Schlafen braucht: Leintücher, Schlummerrolle, Decke; ihre Gebetbücher usw., kurzum, alles, was jede braucht, um einige Zeit mit dem Notwendigsten zu verbringen.
  2. Alle werden am Freitag abreisen. Die ehrw. Mutter, Sr. Philomena und Sr. Maria-Josef bleiben die letzten und fahren erst mit dem Zug um 14.22 o d e r u m 1 9.2 9 Uhr a b e n d s ab.
  3. Über die Entscheidung des Architekten können folgende Gegenstände problemlos abgebaut werden: die Altäre, die Kredenz, die Kommunionbank, die Zierleisten und alles, was bewegliches Gut ist.

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4. Heute, Mittwoch, mit dem gewöhnlichen Güterzug die Kisten mit den Matratzen, - die Eisenbetten - den Ballen mit dem Küchengeschirr - an die folgende Adresse senden: An Herrn Eymard, Boulevard Montparnaß 112.

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5. Die Schlüssel des Gemeinschaftsraumes, der Küche, des Sprechzimmers, des Refektoriums, der Sakristei und der Kapelle niemand anderem übergeben als dem Notar, Herrn Saunier, oder Herrn Germain, seinem ersten Sekretär, und nicht an Herrn Spinet oder Fräulein Sterlingue.

6. Wenn neue Schwierigkeiten auftauchen, soll man sich an Herrn Douillard, Architekt, Rue Madame 53, wenden.


Nr.1946

An Marg. Guillot

Paris, 30. Mai 1867

Ein Telegramm. Der Text lautet:

"Kommen Sie sofort mit dem Expreßzug, ich erwarte Sie morgen früh, ich habe Ihnen wichtige Dinge mitzuteilen.

Eymard."


Nr.1947

An Frater Paul-Maria Marechal

Tagesordnung der Exerzitien des Fraters Paul-Maria MARECHAL, geschrieben am 2. Juni 1867 vom hl. Peter-Julian E y m a r d

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6 Uhr: Aufstehen; Betrachtung 1/2

7 Uhr: hl. Messe;

8 Uhr: Frühstück, Freizeit.

9 Uhr: Asket. Lektüre 1/2

10 Uhr: 2. Betrachtung, 1 Stunde

11 Uhr: Notizen

11 3/4 Uhr: Prüfung seines Seelenzustandes

12 Uhr: Mittagessen, Ruhe

2 Uhr: Gemeinsamer Rosenkranz - interessante Lektüre

3 1/2 Uhr: 3. Betrachtung 1/2

4 1/2 Uhr: Andacht mit Segen.

5 Uhr: Freizeit.

6 Uhr: Abendessen, Spaziergang.

8 Uhr: Anbetung vor dem Hlst. Sakrament in Form einer Rückschau über die Betrachtungsgegenstände des Tages, die besonderen Gnadenzüge und die

Prüfungen durch die (menschliche) Wesensart, darüber Notizen anfertigen.

9 Uhr: Bettruhe.

Seelische Einstellung im Verlauf des Tages:

  1. Tag: Sich sammeln, beten, alles vergessen.
  2. Tag: Sich reinigen - Beichte.

2. Tag: Die Gnadenzüge des ganzen Lebens hinsichtlich der Frömmigkeit,

2. des Ordens- und Priesterstandes analysieren.

4. Tag: Die von der menschlichen Natur erfahrenen Gegenbewegungen analysieren.

5. Tag: Vor Gott verharren, sich für alles bereithalten.

6. Tag: Sein neues Leben ordnen, wie immer auch die Entscheidung ausfällt.

7. Tag: Sich mit Licht, Mut und Kraft ausrüsten.


Nr.1948

An M. Guillot

Paris, 2. Juni 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Ich möchte Ihnen danken, daß Sie mir den Brief von Frau Gourd und Ihre Nachrichten hergesandt haben.

Meine Seele ist zu traurig, um Ihnen Antwort zu geben auf die Einzelheiten Ihres Briefes, über das Projekt, das ich Ihnen unterbreitet habe, das Sie aber nicht verstanden haben, wahrscheinlich, weil ich mich zu wenig klar ausgedrückt habe.

Ich habe Schwester Maria-Josef nach Paris zurückgebracht und sie für einige Zeit zu ihrem 86jährigen Großvater geschickt, der sie vor seinem Tod noch einmal sehen möchte. Sie hat diesen Ausgang und diese Erholung sehr nötig, denn sie befindet sich in einem so traurigen Gesundheitszustand! Sie hat viel durchgemacht.

Schwester Emilienne ist heute abgefahren; ich sagte ihr, sie solle nur dort bleiben, um ihre Angelegenheiten zu erledigen, dann soll sie nach Angers gehen, was sie mit Vergnügen tun wird; ich finde sie wohlauf.

Schwester Ben. und Schwester Phil. sind mit mir bis Fontainebleau gereist, von dort sind sie zu den Thorins weitergefahren, um ihre Sachen zu holen und Schwester Kamilla zu sehen, die jetzt weit mehr leidet als gewöhnlich.

Ich habe ihr ein bißchen Geld gegeben, denn sie hatte 222 Francs Taxen zu zahlen, zusätzlich die Wagen für die Übersiedlung; es blieb ihr sehr wenig, das kaum für ihre Reise ausreichte.

Ich bin von Nemours sehr traurig zurückgekehrt; obgleich diese Unglückliche den Akt unterschrieben hat, so macht sie noch immer viele Schwierigkeiten, und ich fürchte sehr, daß es zur Entscheidung noch zu einem Prozeß kommen wird. Ist dies eine Strafe oder eine Heimsuchung? Ich glaube, es ist sowohl das eine als auch das andere ................... .................................................. 5 1/2 Zeilen gelöscht ......................................................

................................................................................................................................................

Gott sei für alles gelobt und gepriesen!

Wir haben 7400 Francs an Registrierspesen zurückzuzahlen, und ich habe sie nur für einige Tage ausgeliehen; man wird von mir das Geld zurückfordern. Ich kann es hier nicht ausleihen, weil ich gezwungen war, die Brieftaschen aller meiner Freunde zu leeren, um 41.000 Francs dem Fräulein zu geben, das nicht auf Herrn Le Clère warten noch ohne diese Summe den Vertrag unterzeichnen wollte. Sehen Sie zu, was Sie unternehmen könnten.

Ich bin selbst in arger Verlegenheit wegen der Verspätung von Herrn Le Clère, diese Summe zurückzuzahlen; hernach muß man an die 20.000 Francs denken, die in fünf Monaten fällig sind; und ich muß auch 25.200 Francs an Meßstiftungen dieses armen Fräuleins ........ in sechs Monaten zahlen.

Aber schließlich bedeutet dies nur einen Geldverlust, ich bin jedoch trostlos anzusehen, daß Unser Herr einen Thron weniger hat.

Ich bete für Sie alle und gebe Sie diesem guten Meister; in ihm verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.

P. S. - Man weiß nicht, was sich infolge des wahrscheinlichen Prozesses in Nemours ereignen kann; es ist klug, wenn Sie alle Ihre Papiere durchsehen und eine Ordnung hineinbringen.

Ich werde an Herrn Baudin und Frau Aubry schreiben, um die Koffer der Schwestern herbringen zu lassen. Sie wissen, daß Frl. Sterlingue durch den Gerichtsvollzieher den Rest blockieren ließ.

Kaufen Sie doch eine Briefwaage; es mußten 40 Cent.draufgezahlt werden. Sie wissen, daß man nur für 10 Gramm das Recht hat.


Nr.1949

An Frl. Steph. Gourd

A. R. T.

Paris, 2. Juni 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Ich vereinige mich innig mit Ihrem Opfer, Ihren Gebeten und Leiden; für Sie ist noch nicht alles zu Ende, denn Ihre lb. Mutter wird sicher noch Ihre Hilfe und Ihren Trost brauchen. Ich war gerade daran abzureisen, als mir die Mutter Ihre Depesche sandte; ein so promptes Unglück habe ich mir nicht erwartet. Ich habe für Ihren lb. Kranken inständig gebetet in der Überzeugung, daß der lb. Gott diese von so vielen Gebeten und Gnaden umgebene Seele retten werde.

Ohne Zweifel hätte man es gerne gehabt, daß er nach seiner Rückkehr zu Gott noch gelebt hätte, um zu erbauen und Gott zu verherrlichen, aber die göttliche Barmherzigkeit hat über die Verdienste, die zweifelhaft und unsicher sind, den Sieg davonzutragen: es ist besser in den Himmel einzugehen als Gefahr zu laufen, ihn zu verlieren.

Sie jedoch, teure Tochter, ruhen Sie sich aus in Ihrer Frömmigkeit und Einsamkeit mit Gott, denn Sie haben die Erholung gewiß dringend nötig.

Schreiben Sie mir ein paar Zeilen, ich bin beunruhigt über Sie beide und wenn ich drei Tage für mich hätte, würde ich Sie gerne besuchen und im Herrn trösten wollen.

Ich segne Sie im Herrn,

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1950

An Fr. Gourd

Paris, 2. Juni 1867.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ich habe von Ihrem Unglück erfahren und von der Gnade gehört, die darin Milderung und Trost gebracht hat. Ich wollte gleich aufbrechen zu Ihnen und Ihrer Tochter, um Sie über diesen großen Verlust zu trösten, und ich habe noch immer diese Absicht, denn Sie sind gewiß sehr niedergeschlagen, wenn auch freilich sehr ergeben.

Ich habe die gute Verfassung des Herrn Gemahl gesehen, seine aufrichtige Beichte und Krankensalbung. Gott hat die hl. Kommunion durch andere Gnaden ersetzt.

Liebe Tochter, in Ihrem Kummer müssen Sie dem lb. Gott danken, der alles zum besten Wohl seiner Erwählten wirkt und in seiner Barmherzigkeit die Stunde der Abreise festlegt, weil sie die beste Stunde im Leben ist.

So sind Sie nun allein und Ihrem Leben überlassen. Erholen Sie sich zuerst ordentlich an Körper und Seele, denn Sie müssen es sehr nötig haben.

Bleiben Sie zusammen mit Marta und Magdalena zu Füßen des Herrn, um zu weinen, ihm zuzuhören und zu beten für diesen guten Lazarus im Grabe.

Machen Sie sich keine Vorwürfe über die Vergangenheit. Es gibt keinen Grund dafür. Nein, nein, das wäre eine Versuchung. Haben Sie vielmehr Vertrauen auf die väterliche Güte und Barmherzigkeit Gottes. Verlassen Sie dieses göttliche Zentrum nicht. Schreiben Sie mir dann ein paar Worte, denn ich bin über Sie zwei sehr besorgt.

Ich bete viel: dies ist ein großer Trost für mich, denn ich kann nichts anderes tun. Ich denke, Schwester Benedikte ist bei Ihnen und ihre Anwesenheit tröstet Sie ein wenig.

Ich segne Sie im Herrn und bleibe ganz Ihr

Eymard.


Nr.1951

An Frau Amadée Chanuet, geb. v.Couchies

Paris, 4. Juni 1867.

Teure Frau im Herrn!

Ich sende den Brief von Lantigné an Sr. Philomena nach Thorins-Romanèche zu Ihnen. - Sr. Benedikte ist dort etwas kränklich; sie ist von Nemours weggezogen mit dem Gedanken, Sie und die gute Schwester Kamilla zu besuchen; ihr werde ich bald schreiben, da es mir heute nicht möglich ist.

Gute Dame, ich wünsche Ihnen eine schöne Reise und in den Bädern, die Sie nehmen, eine volle Genesung. Ich habe mich gefreut zu hören, daß es Ihnen bessergeht.

Mit herzlichen Grüßen an Herrn Chanuet,

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1952

An Fr. Camille Jordan

Paris, 5. Juni 1867, Boulevard Montparnasse 112.

Gnädige Frau im Herrn!

So bleiben Sie also bis Ende Juni in Calet; ich möchte gern dorthingehen und den Engel Ihres Hauses segnen, falls ich in diesem Monat nach Marseille gehe.

Schon seit so langer Zeit sehne ich mich danach, diese liebe Gegend von Chatte und Saint Romans zu sehen! Ich habe den Brief Ihrer guten, lieben Nichte gelesen; ich bete unaufhörlich für sie, ihre Schwestern, für den Herrn Gemahl und Frau Gemahlin, mit einem Wort: für Ihre ganze lb. Familie.

Ich hätte gern, daß Frl. Maria keine Geheimnisse vor ihrer Schwester Edmée hätte, deren freundschaftliche Leitung sehr nützlich wäre. Dieses warm fühlende Herz bedürfte mehr noch des Herzens ihrer Schwester als nur einzelner, im geheimen erteilter Ratschläge. Der Rat des Paters bezüglich des Geheimnisses ist weise; aber er kennt die Schwesternfamilie nicht so intim wie ich; sonst wäre er auch meiner Ansicht.

Bezüglich der Lektüre eines Buches um Rat zu fragen, einen praktischen Rat in einer Sache einzuholen, seinen Seelenzustand und die inneren Kämpfe mitzuteilen, all dies kann man unbeschadet dem Beichtvater gegenüber tun, ohne daß man deshalb seinen inneren Weg, seine Richtung und seine Lebensgrundsätze zu ändern bräuchte: die Seelenleitung, der man sich in erster Linie unterworfen hat, entscheidet über die bestimmte Form unseres Lebens; die Leitung durch eine zweite Person erteilt die Belehrung über die dazu nützlichen Mittel, deren Anwendung der Seele freisteht, weil es nur ein Rat ist; handelt es sich ja nur um eine geistliche Leitung, die Vertrauenssache ist.

Richten Sie mir aufrichtige Grüße an Frl. Edmée und ihre lb. Schwestern aus; sagen Sie ihnen, sie möchten stets Unseren Herrn lieben, ihm zu Diensten stehen und ihm im Hinblick auf eine königliche Krone treu bleiben, zu ihren Eltern gut und nett sein, zu allen höflich und hilfsbereit, aber königlich für Jesus allein.

Adieu, ich segne Sie im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.


Nr.1953

An Frau Chanuet (Sr. Camille)

Paris, 6. Juni 1867.

Teure Schwester Kamilla!

Ich möchte Ihnen mit der Feder einen kurzen Gruß schicken, ich grüße Sie ja oftmals am Tag vor dem Hlst. Sakrament, denn ich biete Sie ohne Unterlaß diesem guten Meister wie seine erste Anbeterin an, weil Sie ihn auf dem Kreuz anbeten. Schauen Sie ihn gut an, diesen leidenden Heiland an Ihrer Seite; er leidet durch Sie zur Verherrlichung seines Vaters und zu Ihrer größeren Liebe. Bleiben Sie fest vereint mit seinem heiligen Willen und den Wünschen seines göttlichen Herzens! Haben Sie keine Angst, ihm seine 7 anbetungswürdigen Worte nachzusprechen, die er am Kreuz ausgerufen hat: pflegen Sie täglich diese Frömmigkeit dieser sieben Worte, die Sie kennen und lieben; sie werden Ihnen helfen, Ihren Leidenszustand recht zu heiligen. K o m mu n i z i e r e n Sie mit den Leiden Jesu.

Ich sehne mich sehr, Sie zu besuchen; vielleicht wird mir dieser Trost bald zuteil.

Sr. Benedikte und Sr. Philomena müßten sich bei Ihnen aufhalten; ich habe ihnen fest aufgetragen, Sie zu besuchen; übrigens zog sie ihr Herz zu Ihnen.

Mut und Zuversicht, liebe Schwester Kamilla! Ich segne Sie ganz aufrichtig im Herrn!

Ihr ergebenster

Eymard Sup.


Nr.1954

An Herrn Amadeus Chanuet

Paris, 6. Juni 1867. Boulevard Montparnaß 112.

Lieber Freund!

Wir haben fast keinen gewöhnlichen Wein mehr; bitte senden Sie uns zwei Fässer jenes Weines, den Sie nach St. Maurice geschickt haben und der wie vom Faß schmeckte.

Ich möchte Sie und Ihre gute, lb. Mutter besuchen, ich hoffe, daß keine Verzögerung auftreten wird.

Nun sind also alle unsere Schwestern von Nemours fortgezogen; einerseits bin ich froh darüber, weil sie dort alle erkrankt wären. Diese Gründung wurde auf schlechten materiellen Grundlagen aufgebaut; wir werden eine andere in Angriff nehmen, die mehr wert sein wird; wir arbeiten daran.

Ich nehme an, daß Sr. Benedikte, welche sich mit Sr. Philomena bei Fräulein Boisson in Romanèche-Thorin augehalten hatte, jetzt bei Ihnen weilt, und daß Sr. Kamilla sich freut, sie und ihre lb. Kameradin zu sehen.

Ich wünsche und bete um die volle Wiederherstellung Ihrer guten Mutter und Frau Blanche, die ja bereits etwas besser ist. Es besteht zudem volle Hoffnung, der lb. Gott vermag alles.

In Unserem Herrn vereint, lieber Herr Amadeus, verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1955

An P. Ler.

Paris, 11. Juni 1867.

Lieber Pater!

Pater de Cuers ist hier in unserer Mitte; er ist zu mir gekommen, um mir einen eucharistischen Gedanken mitzuteilen, der ihn seit einiger Zeit beschäftigt. Wenn Gott ihn verwirklichen will, so will ich es auch; aber er bittet mich nun darum, daß er während der von mir erbetenen Zeit der Ruhe und Freiheit persönlich einen Versuch dafür machen darf; er wird es Ihnen erklären: er möchte sich in Roquefavour zurückziehen und dort einsam leben, d.h. ein Haus zurückgezogener Anbetung anfangen; er hat dort einen braven und guten Christen gefunden, der ihm dabei behilflich sein wird; die Gesellschaft werde dabei keine Verpflichtungen eingehen, es sei dies ein Versuch, den er in persönlicher Verantwortung machen wolle.

Ich merke, daß ihm dieser Gedanken neuen Mut gibt; er fürchtet sich vor den Unannehmlichkeiten der Städte und vor allem des Winters; dort würde er ruhiger sein, und wenn Gott seinen Segen gibt, würde er etwas beitragen für das Hlst. Sakrament.

Der gute Pater kommt von Brüssel, wo er mit Pater Champion sprechen wollte. Er ist voller Zufriedenheit über das dortige Haus zurückgekehrt.

Ich danke Ihnen vielmals für Ihre liebenswürdige Einladung; aber ich bin hier sehr beschäftigt; am Samstag haben wir eine Weihe: Tonsur: Fr. Marius; vier niedere Weihen: Fr. Friedrich und Fr. Albert; Subdiakon: Fr. Julius; bitte beten Sie für sie und lassen Sie beten.

Ich bin ein bißchen erschrocken über die enorme Summe, die wir für diesen neuen Ankauf aufbringen müssen. Ich habe darüber mit Pater de Cuers und Pater Champion gesprochen; sie denken wie ich, daß jetzt nicht der Zeitpunkt gegeben sei, um Schulden zu machen: Angers wird uns viel kosten, Paris hat noch nichts, St. Maurice ist noch nicht ganz abgezahlt; somit sind wir also trotz der schönen Lage zu verzichten gezwungen.

Sicherlich möchte ich Sie gerne alle besuchen; dies wird jedoch erst später möglich sein.

Handeln Sie wie ein Oberer im Haus, Sie sind es nämlich; es soll noch nicht vom Plan des P. de Cuers geredet werden. Er soll morgen abend nach Süden weiterreisen, entweder nach Marseille oder Roquefavour.

Allzeit im Herrn vereint, verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard, Sup.


Nr.1956 - Nemours-Angelegenheit (nach Lantigné)

(Nach Lantignié adressiert)

Paris, 13. Juni 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Ich möchte Ihnen für Ihren Brief danken: er tröstet mich ein wenig; ich sehe, daß Sie mit der guten Schwester Kamilla und ihrer liebenswürdigen Familie wie daheim sind; versuchen Sie sich dort etwas auszuruhen; Sie haben den guten Meister an Ihrer Seite; Sie müssen ihn gewiß anbeten, sich ihm zu Füßen werfen und dort Ihr Anbeterleben fortsetzen.

Ich möchte Sie gerne alle in Lantignié besuchen gehen; aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt halte ich den Weihekandidaten die Exerzitien und die kommende Woche bin ich schon seit langem vorgemerkt, um den Anbetern der Stadt die Exerzitien zu predigen; dies bindet mich im Moment sehr.

Ich wünschte es jedoch sehr, jetzt diese Reise zu unternehmen, wo Sie selber leidend und so traurig sind; es ist dies ein zusätzliches Leiden, welches wir alle dem guten Meister aufopfern.

Schreiben Sie nochmals nach Angers. Ich wundere mich über dieses Schweigen. Seit einiger Zeit habe ich nicht mehr geschrieben und ich habe von dort auch seit 7 Tagen keinen Brief mehr erhalten.

Ich bemitleide die dortigen Schwestern sehr, denn sie haben arge Geldsorgen und befinden sich in arger Verlegenheit; wir müssen viel beten für sie und für alle Schwestern.

Schreiben Sie mir; wenn ich die Möglichkeit habe, Sie Sonntag oder Montag zu besuchen, werde ich es tun; da es aber nur für einige Stunden auf einer Durchreise möglich wäre, würde ich lieber warten.

Ich segne Sie innig, teure Tochter im Herrn,

EYMARD.

P.S. Bitte richten Sie der lb. Schwester Kamilla aus, daß wir viel für sie beten; daß ich noch mehr als sie ein Wiedersehen wünsche; sie möge sich stets durch die hl. Selbsthingabe mit dem guten Meister vereinigen und in der Einheit mit seinem Herzen bleiben.


Nr.1957

An M. Guillot

Paris, 14. Juni 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Der Geschäftsmann von Frl. Sterlingue fordert in ihrem Namen die seit 1. Juni fälligen Zinsen der Summe von 20.000 Francs. Sie wissen, daß sie die gesamte Zahlung ihrer Rente gefordert hat, und daß ............................................................................................

............... alles, was ihrerseits von diesen 6000 Francs versprochen wurde .............. als Teilzahlung der Summe, wurde in Abrede gestellt, und sie wollte ohne garantierte Auszahlung der 20.000 Francs den Akt nicht unterzeichnen.

Versuchen Sie ihr die Zinsen mittels einer Wertbriefsendung zu zahlen.

Schreiben Sie an Schwester Benedikte und Schwester Philomena nach Lantignié, wo sie sich seit ihrer Abreise von Nemours befinden ......................................................................

Ich hatte keine Zeit, einen Brief von Schwester Maria-Josef zu lesen und zu beantworten; ich werde es nach der Weihe erledigen. Wir haben morgen vier Weihekandidaten, und dies zusammen mit sovielen anderen Dingen läßt mir keinen freien Augenblick.

Ich warte alle Tage die endgültige Entscheidung oder eine Vorladung durch den Präsidenten ab, um mit diesem armen Geschöpf Schluß zu machen.

Gott sei in allem gelobt!

Ich segne Sie alle ganz besonders in diesem so kreuzigenden Augenblick.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard.

P. S. - Ich bin noch immer in Verlegenheit; ich mußte eine Anleihe für einige Wochen aufnehmen, um Frl. Desfrancs ihr Geld zurückzugeben, das sie zurückverlangte. Wie werden wir aus all diesen Schulden herauskommen? Zum Glück ist der lb. Gott ein guter Vater, der seine Kinder straft, aber nicht tötet.


Nr.1958

An Frau Lepage

Paris, 14. Juni 1867.

Gnädige Frau im Herrn!

So bin ich nun wieder in Paris. Sie hatten den richtigen Gedanken, an eine Abwesenheit zu denken. Leider! Ich bin wie ein armer Sklave, der nie eine Stunde für sich hat; aber G o t t w i l l e s; er sei dafür gelobt!

Ich bleibe hier bis zum 24.; Sie können zu der von Ihnen angegebenen Zeit kommen. Ich wäre sehr glücklich, wenn ich Ihrer teuren Seele soviel Gutes erweisen könnte, wie ich ihr wünsche.

Ich erwarte Sie also.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, Sup.

Ich will hoffen und annehmen, daß die gute Sonne des Vertrauens stets über Ihnen scheint. Oh, möge Gott sie Ihnen allzeit gewähren!


Nr.1959

An P. Chan.

Paris, 17. Juni 1867.

Lieber Pater!

Ich bin traurig über diesen Austritt des P. Augonnet. Ist es wahr, daß dieses Stillschweigen die Kräfte unserer Novizen übersteigt?

Es wird mir gesagt, daß man dreimal pro Woche infolge des Dienstes sozusagen der Erholung beraubt wird; daß diese Situation eine Verkrampfung der Seele zur Folge hätte und sich die Köpfe leicht erhitzen. Ich höre auch, daß die Benediktiner ein Halbstillschweigen wie wir einführen wollten, und daß es ihnen nicht gelungen ist; sie mußten ein ganzes und absolutes Schweigen einrichten. Prüfen Sie diese Frage vor Gott, lieber Pater. Wenn wir zu schnell oder zu vorzeitig gehandelt haben, so ist ein Nachgeben besser, nicht vor der Tugend, wohl aber vor einer zu großen Schwierigkeit.

Seien Sie Vater und Mutter, lassen Sie Ihre Kinder in Gott aufgehen. Beten wir um Erlangung von Licht und Kraft.

Wir werden in diesem Augenblick von allen Seiten hart geprüft; die Kirche wird es auch.

Vielleicht werde ich Sie morgen in der Früh besuchen.

In Unserem Herrn verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard.


Nr.1960

An M. Guillot

Paris, 21. Juni 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Schwester Maria-Josef fährt mit Freude nach Angers ab; sie hat viel gelitten. Ihre Reise nach Rouen hat ihr die guten Absichten ihres Großvaters, die verloren waren, zurückgegeben.

Ich sende Ihnen die Briefe, die ein 37jähriges Fräulein betreffen, das hier eingetroffen ist und eine Freundin unseres Fräuleins Billard ist; sie scheint innerlich und gut zu sein.

Es ist schon lange her, daß Frau Aubry auf meine Bitte hin die Koffer und die Möbel auf die Bahn bringen ließ; Sie werden alles bald erhalten.

Es wäre sehr wünschenswert, wenn Schwester Benedikte rasch zur Badekur fahren würde. Warum eine so nützliche Zeit verlieren? Ich hatte versprochen, der guten Schwester Kamilla einen Besuch abzustatten, sie hat mich ohne Zweifel erwartet.

Ich hoffe, gegen Ende des Monats nach Angers zu fahren, dann werden wir länger miteinander reden.

In Nemours wird auf den Abschluß hingearbeitet, aber wir haben den Notar Spinay, einen sehr wendigen Mann, der alles haßt, was nach Religion riecht, gegen uns.

Ich habe die Rechnung des Notars angefordert, um die Zahlungen zu überprüfen.

Bis bald, teure Tochter im Herrn.

Ihr ergebenster

Eymard.


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