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Nr.1921
An Fr. v. Grandville
Paris, 4. April 1867.
Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!
Wir müssen Gott für alles preisen. Sobald der Zeitpunkt Ihrer Exerzitien gekommen ist, wird Gott alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen.
Es ist für Sie wichtig, daß Sie bei diesem so unbeständigen Wetter und allen diesen Grippen und Entzündungen in der Luft nicht hinausgehen. Ich werde Ihnen stets zu Diensten stehen, wie der lb. Gott es will.
Wir ziehen in den Boulevard Montparnasse Nr. 112 um. Wir hoffen, daß wir am Vorabend des Palmsonntags dort wohnen können.
Ich segne Sie recht in Unserem Herrn.
In ihm bleibe ich Ihr ergebenster
Eymard, S.
Nr.1922
An Frl. Virgin. Danion
Adveniat Regnum tuum.
Paris, 8. April 1867.
Liebes Fräulein im Herrn!
Ich danke Ihnen für Ihr Schreiben; es hat mir einen Augenblick der Ruhe gebracht. Ich verstehe Ihre Sehnsucht nach dem Fegfeuer. Es ist wohl etwas Gutes, Gott nicht mehr zu beleidigen; das ist schon vollkommen; lassen Sie aber Gott in Ihnen arbeiten: das ist besser. Er sondert ab, schneidet zurück, pfropft auf, veredelt und begießt: er ist ein guter Gärtner.
Er ist es, der Ihnen all die Kleinen zugeführt hat; seien Sie Kind im Verkehr mit den kleinen Mädchen.
Sie sind sehr glücklich, daß Sie sich des fühlbaren Genusses unseres Herrn nach der heiligen Kommunion erfreuen; geben Sie sich recht dieser Freude hin; es ist der persönliche Beweis der Liebe Jesu zu Ihnen.
Am nächsten Sonntag, 14., werden wir in unserer neuen Residenz sein: Boulevard Montparnasse Nr. 112. Wir sind mitten im Ausziehen begriffen: wir sind sehr zu beklagen und sehr zu beglückwünschen; denn der hl. Josef hat uns mitten in Paris eine Stätte der Einsamkeit besorgt.
Adieu, ich segne Sie und verbleibe ganz im Herrn
Ihr ergebenster
Eymard, S.S.
Nr.1923
An Sr. Philomena
Jesus in der Hostie.
Paris, 25. April 1867.
Teure Tochter im Herrn!
Lassen Sie für Unseren Herrn das wegnehmen, was sie will; geben Sie ihr, was sie von Ihnen verlangt. Dies ist die Gelegenheit, den Rat unseres guten Meisters zu befolgen: "Wenn man dir die Tunika nimmt, gib ihm auch den Mantel."
Bevor Sie den Wein in die Flaschen gießen, halten Sie diese umgekehrt über das Feuer; dies genügt, um sie zu trocknen; wenn ein wenig Wasser drinnen bleibt, macht das nichts. -
Beunruhigen Sie sich nicht über das, was Sie dieser Unglückseligen gesagt haben! Sagen Sie nichts mehr zu ihr!
Setzen Sie Ihr Vertrauen auf Gott, die Menschen liegen in seiner Hand, um so mehr seine Diener.
Ich bete innig für alle und segne
Sie im Herrn
Eymard.
Ich habe heute früh die Briefe von Herrn St., die von der ehrw. Mutter in Angers abgesandt wurden, erhalten.
Nr.1924
An P. Ler.
Adveniat Regnum tuum.
Paris, 26. April 1867.
Lieber Pater!
Ich sende Ihnen den guten Pater Chave, Ihren teuren Sohn und Schüler; Pater de Cuers bat mich um eine Hilfe während seiner Abwesenheit, und ich habe keinen besseren gefunden, der Ihnen sehr teuer sein wird; er kommt Freude zu Ihnen, denn er sieht in Ihnen seinen guten Meister; Sie müssen ihn in den priesterlichen Dienst einführen und bald Beichthören lassen: er ist gelehrt und soll gleich auf das Schlachtfeld geschickt werden; er muß auch in die Predigtarbeit eingeführt werden; dies wird etwas Arbeit kosten, aber der Grund ist gelegt, und schließlich wird er die Schüchternheit überwinden und das Herz eines Apostels gewinnen.
Ich kann dem guten Pater de Cuers seine Bitte nicht verwehren, nämlich Urlaub zu machen; er meint, er brauche ihn sehr, und hofft dadurch, wieder in Ordnung zu kommen; das wünsche ich von ganzem Herzen und erbitte es unablässig vom Guten Meister.
Nach seiner Abreise werden Sie das kleine Schifflein Petri lenken und werden Vater und Lehrer dieser lieben Kinder sein.
Gott hat Ihnen eine schöne Aufgabe geschenkt, lieber Pater; Sie sind glücklich, für ihn eine so reiche Ernte der Verherrlichung in die Wege zu leiten; fahren Sie ständig fort mit Ihrem Geist des Glaubens, der Hingabe und der Liebe: die Zeit der Arbeit ist kurz, die Zeit der Belohnung hingegen ewig.
Mit aufrichtiger Zuneigung in Unserem Herrn
bleibe ich ganz Ihr
Eymard.
P.S.- Ich habe Pater Chave erlaubt, am Donnerstag nach Plan zu reisen; bitte bestätigen
Sie ihm diese Erlaubnis.
Nr.1925
An Frau Chanuet (Sr. Camille)
Adveniat Regnum Tuum
Paris, 26. April 1867.
Gute Mutter und teure Schwester Kamilla!
Ich hoffte, Ihnen meinen Brief zu überbringen, aber ich kann unser Haus im gegenwärtigen Zustand der Übersiedlung noch nicht verlassen. So sind wir nun am Boulevard Montparnaß 112; wir haben seit einigen Tagen unser lb. Haus Nazaret in Faubourg St. Jacques, wo Sie soviel gebetet haben, verlassen.
Wir haben hier eine kleine Kapelle vorgefunden, sodaß unsere Aussetzung noch keinen Augenblick unterbrochen werden mußte; dies hat uns sosehr getröstet.
So befinden Sie sich also, lb. Schwester Kamilla, im Leidenszustand! Und in Ihrem Zimmer festgehalten, leider! Das Kreuz ist schwer und langwierig, aber denken Sie daran, daß es Ihnen der Himmel schickt, und daß es Ihnen das Herz Jesu als der Dienerin seiner Passion gegeben hat; blicken Sie nicht zuviel auf das Kreuz, sondern sehen Sie vielmehr die Hand, die es Ihnen sendet, dann wird es Ihre Liebe zum Erblühen bringen.
In diesem Zeitpunkt sind Sie die Schwester des Kalvarienberges, bleiben Sie Ihrer großen Sendung treu!
Ich bete viel für Sie, das gehört sich auch; und weil ich im Moment nicht zu Ihnen kommen kann, schicke ich Ihnen Pater Chanuet. Ich werde versuchen, sogleich zu kommen, wenn die Dinge ein wenig geregelt sind.
Der gute Pater Chanuet wird am Sonntag früh bei Ihnen eintreffen und Ihnen gegen 9 Uhr die hl. Messe feiern.
Meine herzlichen Grüße an alle in Ihrer teuren und liebenswürdigen Familie.
Der Pater wird Ihnen Nachrichten von Sr. Benedikte mitbringen.
Ich segne Sie ganz herzlich, gute und teure Schwester, und verbleibe im Herrn Ihr ergebenster
Eymard SSS
Nr.1926
An Sr. Benedikta
Paris, 29. April 1867.
Teure Tochter!
Ich habe von Herrn Saunier letzthin einen Brief erhalten: Fräulein Sterlingue begnügt sich nicht mehr, keine Forderungen zu stellen, sie will 86.700 Fr. als Entschädigung und Zinsen. - Im Anbetracht dieser Bosheit habe ich ihrem Vater geschrieben. - Ich schreibe dem Notar. - Dies ist der letzte Streich. M u t u n d V e r t r a u e n! Senden Sie mir die Briefe von Fräulein St., die ich Ihnen zukommen ließ, ich brauche sie dringendst.-
G o t t i s t h i e r und s e i n e S t u n d e i s t g e k o m m e n. - Ich sehe, daß wir Nemours verlassen müssen, es ist Zeit, vielleicht wird Ihre Abwesenheit die so grimmige Wut besänftigen.
Ich segne Sie im Herrn Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.1927
An die Geschwister Ravanat
o.D. Das Fragment muß zwischen Februar und Mai 1867 geschrieben worden sein. Im Brief vom 14. Febr. spricht Eymard zu Herrn Ravanat von seinem unmittelbaren Eintritt in St. Maurice, wo er dann am 25. Mai gestorben ist (A.G.)
Anmerkung: Diese Tagesordnung ist vielleicht eine Ergänzung der gedruckten Tagesordnung im Briefe-Band III, S. 215.
Fragment eines Briefes des hl. Peter-Julian Eymard an die Familie R a v a n a t.
Guten Tag, teure Töchter! Ihr Vater erbaut uns sehr, es geht ihm gut und er macht einen zufriedenen Eindruck.- Somit gehört Ihre ganze Familie Unserem Herrn, die Mutter ist im Himmel.
Beten Sie für mich, liebe Töchter.
EYMARD.
Nr.1928
An Sr. Benedikta
Paris, 1. Mai 1867.
Teure Tochter im Herrn!
Ich wünschte mir sehr, Sie in Paris zu treffen....................................................................
........ was man in diesem Sturm unternehmen kann. - Ich habe vom Bischof noch nichts bekommen. Ich würde darauf Wert legen, ihn vorzuwarnen. Bitten Sie den guten Meister zu kommen und er möge Ihnen Kraft geben. Jetzt ist der Zeitpunkt da, den Kopf unter dem Kreuz einzuziehen, sowie für jene zu beten, die uns verfolgen und leiden machen.
Wir müssen auf die Reaktion des Briefes abwarten, den ich dem Vater geschrieben habe; was die Anzeigen betrifft, so empfinde ich Widerwillen dagegen.
Was will der gute Meister? Wir müssen sein Kreuz ebenso anbeten wie seine Eucharistie.
Ich segne Sie im Herrn und erwarte Sie. Wenn Ihnen Sr. Philomena nützlich ist, nehmen Sie sie mit.
Im Herrn ganz Ihr
Eymard.
Nr.1929
An Schwester Philomena
Saint-Maurice, 8. Mai 1867.
Teure Tochter im Herrn!
Ich vergesse Sie vor Gott nicht. Ich bete viel für Ihren lb. und guten Vater.
Es ist tröstlich, zur Zeit des Schmerzes die Zuversicht auf das Heil der Angehörigen zu haben.
Ich weiß nicht, was ich Ihnen zum Rat Ihres Onkels sagen soll. Ich sehe darin kein schwerwiegendes Hindernis; es wäre eine letzte Anstrengung und eine Genugtuung für Ihren Onkel; - b e h a l t e n S i e s i c h e i n e A b s c h r i f t, wenn Sie schreiben.
Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß der Geiz einen Menschen soweit entfernen könnte! Niemals hätte ich eine derartige Taktlosigkeit vermutet! Ich wollte zum Geiz nicht auch noch die Eifersucht hinzufügen, aber leider! Dieser Haß und diese Rache, welche sie angetrieben hat, überallhin Feuer und Flammen zu werfen, zeigen mir genau die Ursache des Übels an.
Wir müssen viel für sie beten, sie hat es dringend nötig.
Dies ist eine gewaltige Prüfung, meine teuren Töchter, ich bin glücklich, etwas für das Werk und die Verherrlichung Jesu zu erleiden.
Ich segne Sie. Im Herrn verbleibe ich
Ihr ergebenster
EYMARD.
Nr.1930
An hochw. Jules Gayraud
A. R. T.
St.Maurice, 12. Mai 1867.
Lieber Frater Julius!
Ich möchte Ihren vertraulichen Brief beantworten. Ich danke dem guten Meister, daß er Ihnen den Gedanken eingegeben hat, mir zu schreiben; der Brief hat mir Klarheit gebracht und mich in der Echtheit einer Einstellung bestärkt, die ich mit P. Chanuet teile.
P. Chanuet hat vor etwa 14 Tagen bei mir angefragt, ob er Sie nicht als Profeßinsaße in seinem Noviziat haben könnte; da Sie eine mehr zurückgezogene als aktive Berufung haben, hat mir nun Ihr Schreiben dieses Bedürfnis eröffnet.
Ich zögere also nicht, Ihnen mitzuteilen: lieber Frater, kommen Sie hierher nach Saint-Maurice, Sie werden hier alles finden, was sich Ihre Seele wünscht; versuchen Sie es nicht anderswo, das wäre ein Schritt in die falsche Richtung. Sie befinden sich in einem Zustand der Prüfung; dies bedeutet nicht, daß Sie keine eucharistische Berufung haben. Gott bedient sich dieser Umstände, um Ihnen den besten Weg und das geeignetste Haus der Gesellschaft zu öffnen.
Warten Sie in Paris auf mich, bereiten Sie sich vor und halten Sie sich vor Augen, daß mit der strahlenden Sonne der Eucharistie auch die Freude wiederkehren wird.
Dies bleibe zwischen Ihnen, Gott und mir.
Ich segne Sie innig im Herrn und verbleibe
Ihr ergebenster
Eymard,
Sup.
Nr.1931
An M. Guillot
Saint-Maurice, 12. Mai 1867.
Teure Tochter!
Ich sende Ihnen das Muster für die Bevollmächtigung, die vor dem Notar durch Schwester Luise unterzeichnet werden muß. Lassen Sie diese gleich anfertigen und senden Sie dieselbe unmittelbar an Herrn Saunier, Notar in Nemours (Seine-et-Marne).
Die Zeit drängt, wir müssen von diesem Kalvarienberg wegkommen. Ich weiß, daß zu befürchten ist, dieses Fräulein Sterlingue könnte noch weitergehen.
Schreiben Sie an Herrn Saunier und senden Sie die Bevollmächtigung mit, daß Sie die Anleihe von Fräulein .................... nach Ablauf der sechs Monate zahlen werden.
Ich habe nur mehr Zeit, Sie im Herrn zu segnen.
Eymard.
P.S. - Der Generalvikar, Herr Chesneau, erzählt mir immerzu von dieser Frau am Eingang der Sackgasse wegen der Entschädigung für den gesperrten Durchgang. Herr Loriol hat sich erkundigt. Geben Sie ihr 100 Francs; ich schicke Ihnen Ihr Geld zu diesem Zweck.
Nr.1932
An Marg. Guillot
Paris, 12. Mai 1867.
Teure Tochter!
In meiner Besorgtheit habe ich das Muster der Vollmacht von Schwester Luise hineinzulegen vergessen; der Briefträger hatte es eilig, ich will gleich mein Vergessen gutmachen.
Schreiben Sie an Herrn Saunier, wie ich Ihnen erklärt habe, daß Sie ihn vom Erhalt seines Briefes in Kenntnis setzen, mit dem er Sie im Namen von Frl. Sterlingue ersucht um die Rückzahlung der zwei Scheine, die Sie ihm über die geborgte Summe ausstellten, und die Sie zur Rückzahlung zu diesem Zeitpunkt bereithielten.
Sie müssen wohl meine Schwester und Nanette heimgehen lassen, da es nun einmal soweit gekommen ist.
Erwähnen Sie im Brief an Herrn Saunier, daß er sofort die Prokuration erhalten werde, die ich Ihnen für Frl. Luise Chabert geschickt habe.
Leider, arme Tochter, haben wir damit genug? Heute erhalte ich von Herrn Saunier wieder einen Brief ....... ........................................................................................................
Beten Sie fleißig, daß somit alles erledigt ist ......................................................................
... ............................................................. 3 Zeilen gelöscht .............................................
Arme Tochter! Ich leide mit Ihrem Kummer mit, aber wir müssen daraus Nutzen ziehen.
Schwester B. ist mit Schwester Phil., die einen Rat brauchte, hierhergekommen; ich denke, sie sind noch in Nemours. Ich hätte es sehr gerne gehabt, daß Schwester Phil. noch für die Übersiedlung in Nemours bleibe, sie hatte es mir ein wenig versprochen.
Schwester B. hat es sehr nötig, rasch wegzugehen; Sie aber: hüten Sie sie, nach Nemours zu kommen: der Bürgermeister und der Notar sind zu gereizt, und sogar der Herr Pfarrer.
Wir werden uns aus der Affäre ziehen, sogut wir können.
Sagen Sie der guten und lb. Schwester Antoinette, daß ich sie segne, daß ich für sie recht bete; sie solle ein großes Vertrauen auf die Güte Unseres Herrn setzen, der immer so gut war zu ihr; sorgen Sie dafür, daß sie vor ihrem Tod ihre ewigen Gelübde macht, wenn Gott so will.
Sie wird von Gott und der seligsten Jungfrau liebevoll empfangen werden, denn sie ist so gut und menschenfreundlich.
Ich segne Sie recht, teure Tochter; nur Mut und Kraft! Jetzt ist der Augenblick, für Unseren Herrn zu leiden.
Eymard.
P. S. - Haben Sie einen Sakristan und einen Gärtner? Ich habe noch immer meinen Bruder Peter hier.
Nr.1933
An Sr. Benedikte
St.Maurice, 12. Mai 1867.
Teure Tochter!
Br. Karl wird Ihnen im Anbetracht Ihres Zivilstandes eine Bevollmächtigung zusenden, damit Sie den Akt unterzeichnen können, welcher für Fräulein Sterlingue vor der Schließung von Nemours angefertigt werden muß; lassen Sie bei Herrn Saunier nachfragen, ob Sie selber auch eine Prokuration ausstellen müssen; tun Sie dies in aller Einfachheit und Höflichkeit wie immer, die Leute sind so gereizt, daß aus einem nichtigen Grund eine Explosion entstehen kann; wir müssen ganz einfach Schluß machen und weggehen; und beim Weggang für jene Männer und Frauen beten, die uns Leid zufügen, ja, sie sogar nach dem Beispiel Unseres Herrn entschuldigen.
Versuchen Sie, den Herrn Dekan aufzusuchen oder benachrichtigen Sie ihn wenigstens über Ihren Abschied. Danken Sie ihm für seine Güte zu Ihnen.
Bleiben Sie fest mit Unserem Herrn verbunden und sehen Sie in allem, was kommt, seinen heiligen Willen.
Ich segne Sie, teure Tochter, im Herrn
Eymard.
Nr.1934
An M. Guillot
Saint-Maurice, 13. Mai 1867.
Teure Tochter im Herrn!
So sind Sie also in Paris! Gott sei dafür gepriesen! Ich habe Ihnen die Vollmacht für Schwester Luise nach Angers geschickt; sie ist identisch mit jener des Frater Karl; lesen Sie diese, wenn er sie bei der Hand hat.
Was tun? Da Sie in Paris sind, fahren Sie nach Nemours weiter, lassen Sie sich aber von niemand sehen, es sei denn, Sie beurteilen an Ort und Stelle die Situation zum besseren Wohle die Sache anders. Wenn Sie Frl. Sterlingue begegnen, keine Vorwürfe oder Unwilligkeit!
Im Grunde ist es vielleicht eine große Gnade, daß wir von dort wegziehen; diese Gründung ist nämlich auf schlechtem Grund gebaut worden. Gott hat seine Pläne. Wenn wir diese Lektion verdient und eine Demütigung gebraucht hätten, so ist sie nun eingetroffen: sie möge gut aufgenommen werden!
Ich werde erst morgen in der Früh gegen 9.30 Uhr in Paris sein.
Ich segne Sie im Herrn.
Eymard.
P. S. - Ich habe am Abend an Schwester Maria gegeschrieben, sie solle meinen Brief öffnen und schnell die Vollmacht von Schwester Luise nach dem Muster anfertigen und sie Herrn Saunier nach Nemours senden.
Nr.1935
An Sr. Antoinette sss
Saint-Maurice, 13. Mai 1867.
Teure Tochter in Christus, dem Herrn!
Ich habe der lb. Ehrw. Mutter geschrieben; öffnen Sie den Brief, welcher die Ermächtigung für Schw. Luise enthält. Lassen Sie diese vom Notar, Herrn Neveu, ausstellen und senden Sie diese dann dem Notar Saunier nach Nemours (Seine-et-Marne).
Ich möchte diese unglückselige Angelegeneheit von Nemours schnell erledigen.
Ich bin noch bis morgen hier, dann gehe ich nach Paris. Die Ehrw. Mutter dürfte in Nemours sein. Arme Mutter: Ihr Herz muß recht leiden! Wir müssen viel für sie beten.
Vielleicht ist es ein großer Vorteil, daß Sie Nemours verlassen.
Ich segne Sie, teure Tochter, im Herrn,
Eymard.
Nr.1936
An M. Guillot
Paris, 15. Mai 1867.
Teure Tochter im Herrn!
Ich war sehr bekümmert zu hören, daß Sie in Paris wären, wo man mir doch gesagt hat, Sie wären abgereist; mit dieser Gewißheit lief ich zum Notar Meignen, Rue Saint-Honoré 370, um mich von ihm über den in Nemours vorzunehmenden Akt beraten zu lassen und von ihm die Bevollmächtigung des Frater Karl geben zu lassen.
Er findet darin Schwierigkeiten und wird darüber Herrn Saunier, Notar in Nemours, berichten. Ich habe ihm aber erklärt, daß wir nicht gewillt sind, die Aktenspesen zu zahlen, sondern daß dies Sache von Frl. Sterlingue sei, und daß es endlich einmal reicht.
Nach der Rückkehr vom Notar habe ich sofort mittels Telegramm nach Angers geschrieben, daß man dasselbe machen lassen soll; daher konnte ich mich, wie Sie ersehen, nur mit Ihren Angelegenheiten beschäftigen. Ich hätte Sie gern aufsuchen wollen, der lb. Gott hat es nicht gewollt. Er wird Ihr Rat und Ihre Stärke sein. Es war mir nicht möglich, das Noviziat früher zu verlassen, weil die Hausordnung aufgestellt werden mußte. Wenn wenigstens Sie dorthingekommen wären, dann wäre dies schneller gegangen.
Lassen Sie sich in Nemours nicht durch all die Dinge verwirren, die dort erzählt werden; der lb. Gott weiß genau, daß wir Frl. Sterlingue weder erschlichen noch überredet haben: das ist eine Hinterlist. Übrigens betrachte ich dies als eine große Gnade, wir befanden uns in einer ganz falschen Ausgangsposition; früher oder später hätte man sowieso brechen müssen.
Ich habe Nachrichten aus Angers erhalten; Schwester Antoinette befindet sich noch immer im selben Zustand.
Ich segne Sie und alle Ihre Töchter im Herrn
Eymard.
P. S. - Ich glaube, Sie dürfen sich von einem Besuch beim Herrn Dekan nicht dispensieren; er ist uns zugetan und gut ............ Ich bete ohne Unterlaß für Sie und dieses arme Nemours.
Nr.1937
An Herrn Neveu, Notar
Paris, 17. Mai 1867.
Man ist nicht gewillt, die von Ihnen geschickte Bevollmächtigung anzunehmen; dies würde nur eine weitere Schwierigkeit mit diesem verrückten Kopf hinzufügen. Ich bitte Sie darum, gnädiger Herr, eine Bevollmächtigung nach dem Muster des Modells auszustellen, das ich Ihnen zugesandt habe; ich kann es nicht erwarten, bis diese Damen von dort wegziehen.
Ich danke Ihnen im voraus für all Ihr Wohlwollen zu diesen Damen, sie haben Sie sehr nötig.
Mit ergebenster Hochachtung
Ihr untertänigster Diener
(Eymard).
Nr.1938
An M. Guillot
Paris, 18. Mai 1867.
Teure Tochter im Herrn!
Ich war sehr erbaut über das hl. Sterben von Schwester Antoinette. Es ist der Tod einer Anbeterin, und welch ein milder Tod! Und das glückliche Erwachen zu Füßen Jesu, des Königs der Herrlichkeit, nachdem er der König der Liebe und der gute Meister war, dem sie so gut gedient und mit viel Liebe begegnet ist!
Es ist etwas Angenehmes, im Dienst Jesu in der Eucharistie zu sterben. Unser Tod sei der eines treuen Dieners!
Ich habe eben zum zweitenmal ein Muster für die Bevollmächtigung geschickt, das weniger demütigend aussieht, aber wir müssen uns damit abfinden, die Aktenspesen zu zahlen. Diese Unglückliche will es nicht tun und droht andauernd mit einem Skandal oder Prozeß.
Gestern habe ich von Herrn Saunier einen sehr unangenehmen Brief erhalten, noch immer über Erbschleichung, die er für wahr hält, wo ich ihm doch alles erklärt habe. Was tun? Wir müssen uns abfinden, leiden, alles vergeben ohne Bitterkeit und unwiderbringlich!
Ach, wie oft wiederhole ich: mein Gott, ich bringe es dir dar!
Was mich aber bedrückt, ist die Tatsache, daß Unser Herr einen Anbetungsthron verlieren wird. Ich kann mich mit diesem Verlust in seinem eucharistischen Dienst nicht abfinden.
Ich habe gelesen, was mir Schwester Maria schreibt; aber es ist nichts zu machen oder zu sagen, da wir ja nicht wissen, ob Sie in diesem Punkt zurückgewiesen und gedemütigt werden.
Ich segne Sie, teure Tochter!
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Nr.1939
An Herrn Neveu, Notar
Paris, 18. Mai 1867.
Geehrter Herr!
Man schickt mir ein anderes, für alle weniger demütigendes Modell, wenn es noch möglich ist, Sie werden ja sehen.
Wenn man es mit dummen und falschen Köpfen zu tun hat, kommt man zu diesem traurigen Ergebnis, aber ich rate jenen Damen, sie sollen eher auf ihre Rechte verzichten, als einen Prozeß anzustrengen.
Mit ergebenster Hochachtung usw.
Nr.1940
Nemours (Sr. Benedikta)
Paris, 18. Mai 1867.
Teure Tochter im Herrn!
Ich bin über Sie alle besorgt, schreiben Sie mir ein Wort. - Ist die ehrw. Mutter abgereist? Wo ist sie? Und wie geht es ihr?
Ich beeile mich, alle Bevollmächtigungen ausstellen zu lassen. - Ich möchte es erleben, daß Sie möglichst rasch diesen armen und leidvollen Kalvarienberg verlassen können. - Aber lassen wir den guten Meister handeln: alles geschieht zum Besseren; im nachhinein werden wir die barmherzige Hand Gottes erkennen, wir konnten aus dieser so schlecht eingefädelten Situation und diesen so kostspieligen und zerbrechlichen Verhältnissen nur durch einen Sturmschlag herauskommen; der Sturm ist stark, aber ich liebe es, den schlafenden Herrn in seinem Boot zu sehen... das schon fast untergegangen ist.
Schauen Sie nicht auf das Kreuz und seine Dornen, nicht auf jene, die kreuzigen und verhöhnen, sondern blicken Sie zum Himmel empor, der es will, und auf Jesus, der einen Ort des Friedens will.
Leben Sie wohl, teure Tochter, ich segne Sie und alle Ihre lb. Schwestern.
EYMARD.