Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 6 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.1878

An Marianne

Paris, 1. Jänner 1867.

Liebste Schwestern!

Ihr erhaltet meine ersten Wünsche und meinen ersten Segen in Unserem Herrn.

Welch ein schönes Jahr beginnt für Euch! Ihr seid beim Hlst. Sakrament und Ordensfrau der heiligsten Berufung; Gott sei dafür gepriesen und tausendfach sei ihm gedankt! Ihr littet in der Welt soviel Entbehrung und Krankheiten, nun seid Ihr nahe beim guten Meister; nur noch einige Schritte und Ihr habt ihn gefunden; alle Hilfen der Religion sind im Haus; Ihr habt keine Sorge mehr für das Zeitliche, Ihr gehört ganz Gott und seinem hl. Dienst.

Wie bin ich doch glücklich, lb. Schwester, zu sehen, wie Ihr an meinem Glück teilnehmt, und zu wissen, daß Ihr dabei glücklich seid! O ja, gibt es ein größeres Glück als mit dem Hlst. Sakrament zu sein und nur dafür zu leben?

Dankt also ohne Unterlaß Unserem Herrn und seid allzeit Eurer Gnade treu, denn im Himmel werdet Ihr sehen, wie groß sie ist.

Ich segne Euch neuerlich, lb. Schwester; bald werde ich die Freude haben, Euch zu besuchen, um den 15. Jänner herum.

Möge Unser Herr, den Ihr immer geliebt und dem Ihr allzeit gedient habt, Euer Alles bedeuten.

Euer im Herrn ergebenster Bruder

Eymard, Sup.


Nr.1879

An Fr. v. Grandville

Paris, 2. Jänner 1867.

Gnädige Frau in Christus, dem Herrn!

Ich danke Ihnen für Ihre so frommen Wünsche; ich habe dieselben für Sie schon erwidert, oder besser gesagt, ich habe sie vor Ihnen Gott dargebracht, denn ich hatte um 3 Uhr morgens Anbetungsstunde und da habe ich alle meine guten Seelen zu Füßen des Thrones Jesu gelegt, und Sie ganz besonders, deren Seele und Leben mir in Gott so teuer sind. Ich wünsche Ihnen nur eines: eine größere Liebe zu Gott, eine Flamme, die höher steigt und intensiver brennt. Wenn man Gott liebt und von ihm geliebt wird, was kann man noch haben und wünschen?

Dieselben guten Wünsche sende ich auch Ihrer guten, frommen Schwester, denn sie liebt Gott so sehr!

Ich bedauere, daß ich Ihnen nicht gleich geschrieben habe; Sie wären hierhergekommen; ich glaubte an Ihr Kommen, dann jedoch haben mich die vielen Arbeiten ganz in Anspruch genommen. Nun also, auf später!

Es bedeutet ein Opfer für mich, nicht mein Bethanien von Nantes aufzusuchen, aber ich konnte dem Drängen des Pater Superiors nicht widerstehen.

Beten Sie in diesen Tagen recht für mich, da wir ein kleines Zönakel für Unseren Herrn suchen, der durch die Enteignungsbeschlüsse von hier vertrieben wurde.

Ich verbleibe, teure Tochter im Herrn,

Ihr ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1880

An Fr. Camille Jordan

A. R. T.

Paris, 3. Januar 1867.

Gute Dame im Herrn!

Danke für Ihre Wünsche und Gebete; ich habe sie Ihnen bereits erwidert und tue es alle Tage, denn wir kennen uns nicht erst seit diesem Tag.

Ich nehme gerne Anteil an Ihren Ängsten und dem Kummer, die Ihnen der kränkliche Zustand Ihres Gatten verursacht; ja, ich werde für ihn recht beten, für den Leib und für die Seele. Es ist heilsam, daß er sich ganz langsam in seine Situation einfügt; Sie tun aber gut daran, an einen frommeren und heiligeren Zustand zu denken. Hoffen wir, daß der lb. Gott Ihre Gebete erhöre, denn es wäre so verdienstvoll und erfreulich, wenn er etwas frommer würde!

Ich freue mich sehr über die guten und erfreulichen Nachrichten bezüglich Ihrer guten Tochter und ihr Kind. Ja, der lb. Gott wird beide segnen und daraus einen großen Heiligen machen.

Arme Frau Nugues! So ist sie denn aus Rom zurückgekehrt! Wenn man mit einem solchen Anliegen abfährt, ist die Sorge und kärglich gesegnete Situation begreiflich.

Rom in seiner Ruhe erfüllt die Feinde des Papsttums mit Staunen.

Man erwartete dessen Untergang - und noch ist der zum Opfer ausersehene Statthalter Christi frei und in Frieden.

Arme Menschen, die ihre Rechnung ohne Gott machen. Es könnte wohl so kommen, daß Gott einmal ohne sie rechnet! Für den Hl. Vater wird so viel gebetet! Gott liebt v o r a l l e m d i e K i r c h e.

Man muß hoffen gegen alle Hoffnung, und die Augen zum Berge des Heiles erheben, - nicht zu den Menschen.

Wohlan! Werden Sie eine Heilige! Es ist Zeit; und um eine große Heilige zu werden, streben Sie nach Gebetsgeist und Großmut - denn die Hauptsache ist, heilig werden zu wollen, und dann beharrlich dieses Ziel zu verfolgen.

Vergessen Sie mich nicht in Ihren Gebeten. Sie wissen, daß Sie in meinem Kalender dick eingetragen sind.

Adieu, ich segne Sie im Herrn und bleibe in ihm

Ihr ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1881

An Frl. Virgin. Danion

A. R. T.

Paris, 3. Jänner 1867.

Liebes Fräulein im Herrn!

Ich freue mich, der erste zu sein, der Ihnen ein Jahr des lieben Gottes wünscht, ein Jahr, das aus seinem Herzen und aus seiner zärtlichen Liebe hervorgeht!

Sie haben sehr gelitten, arme Tochter! Ach, wieviel Todeskämpfe und Absterben! Vor allem eine solche Sache! Gott hat es so gewollt! Zu Ihrem Besten und zu seiner größeren Ehre! Beten Sie recht seine barmherzigen Absichten an. Damit das Brot gut werde, muß das Mehl durch Sieb, Mühlstein und Feuer gehen. Lassen Sie sich mahlen, wie der hl. Martyrer Ignatius!

Schauen Sie nicht nach dem, was unter Ihnen oder vor Ihnen liegt, sondern schauen Sie empor zum himmlischen Vater, der mit Wohlgefallen auf Sie niedersieht und nehmen Sie diese schöne und gute Demütigung hin - aber ohne alle Verwirrung oder Unruhe. Lassen Sie die gütige, väterliche Vorsehung über Sie verfügen, und eines Tages werden Sie jene Prüfungen segnen, die Sie belehrt, gereinigt und geheilt haben.

So bin ich nun in Paris etwas seßhafter. Wir hatten in der Heiligen Nacht das Glück, außerhalb Paris ein neues Haus zu eröffnen. Dies wird später das Noviziat sein; ein Haus der geistlichen Übungen und der Einsamkeit. Aber der Teufel macht uns recht zu schaffen; schließlich wird er stets überwunden und muß das Feld räumen.

Geben Sie auf Ihre Gesundheit acht. Ich befürchte, daß all diese Widerwärtigkeiten Ihre Gesundheit allzusehr strapazieren. Nur Mut! Durchqueren Sie den Wind, wie stark er auch sein mag; er wird Sie reinigen.

Ich segne Sie mit großer Ehrerbietung in Unserem Herrn und bitte Sie, an meine Verbundenheit mit Ihnen zu glauben.

Ihr Eymard, Sup.


Nr.1882

An Edm. Tenaillon

Adveniat Regnum Tuum.

Paris, 3. Jänner 1867.

Lieber Freund!

Danke für die so aufrichtigen und guten Wünsche für mich! Ich erwidere sie Ihnen von ganzer Seele zu Füßen unseres guten und gemeinsamen Meisters.

Was ich Ihnen wünsche, ist eine so große Liebe zu Unserem Herrn und zu seiner Ehre wie Ihre Gnaden, groß wie sein Herz. Ja, lieber Freund, arbeiten Sie auf der Liebe durch die göttliche Liebe, fangen Sie Feuer in Ihrem vorzubereitenden Abendmahlsaal für Ihr Priestertum. Lassen Sie sich gut formen nach dem göttlichen Modell des ewigen Priesters Jesus.

Die Frömmigkeit ist die sich ausdehnende Seele der göttlichen Liebe. Seien Sie recht fromm, aber zärtlich, stark und innerlich, denn man muß die Flamme behüten, den Saft bewahren und die Bewegung des Heiligen Geistes in uns komprimieren, um wieder mit mehr Kraft und mehr Macht auf Gott zurückzuschwingen.

1. F e b r u a r: Ich schäme mich durch und durch, das Datum dieses Briefes zu sehen: entschuldigen Sie die Verspätung. Der Brief beweist Ihnen aber, daß Sie alle drei in der ersten Reihe gestanden sind. Aber die Fluten sind gekommen und haben mein zerbrechliches Boot auf die hohe See getrieben. Heute kommt es zu Ihnen zurück wie zur Freundschaft. Ihre treue und fromme Mutter gibt mir oft Ihre Nachrichten, lb. Herr Edmund, ebenso auch von Ihren Brüdern. Ich bin darüber ganz glücklich, denn ich sehe, daß Ihre Sonne in die Richtung ihres Schöpfers und Erlösers steigt. Die Zeit läuft schnell auf die Familienferien zu, aber man muß den Strauß pflücken, den den man herbeibringen will; pflücken Sie alle Tage eine Blume am Altar, eine andere auf dem Berg Parnaß..., aber eine christliche.

Adieu, braver und lb. Freund.

Ich segne Sie, wie ich Ihnen zugetan bin.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1883

An M. Guillot

Paris, 10. Januar 1867.

Teure Tochter im Herrn!

Ich bin sehr froh, Sie in Nemours zu wissen. Dieser Besuch wird allen guttun.

Ich hoffe, auch selber hinzugehen, aber ich bin mit ernsthaften Problemen konfrontiert; so werde ich später hinfahren.

Ich muß am Montag oder spätestens am Dienstag nach Angers reisen. Da Sie jedoch in Nemours sind, bleiben Sie, solange Sie können.

Herr Ravon hätte recht gerne eine Anzahlung gewünscht. Ich glaube, daß wir ihm 6.000 Francs für Wachs schulden. Er war ein bißchen überrascht, daß wir 400 kg bestellt haben, ohne ihm etwas für die frühere Lieferung zu zahlen.

Wie werden wir tun? Wir werden den guten Meister, zu dessen Ehre dieses Wachs brennt, bitten, uns etwas Geld zu schicken.

Auch wir sind hier knapp wegen unseres neuen Hauses in Saint-Maurice.

Aber der lb. Gott ist so gut! Ein Vater verläßt seine Kinder nicht.

Ich habe die Gewichte für die Waage geschickt.

Mein Segen gilt allen, besonders der lb. Kranken.

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1884

An Frl. v. Revel

Paris, 11. Januar 1867.

Gnädiges Fräulein!

Ich bin verspätet, um Ihnen zuerst einmal zu sagen, daß ich die Messen erhalten habe, die Sie mir für Ihren teuren und vielgeliebten Bruder geschickt haben, für den ich sosehr zu beten wünsche, denn ich trenne ihn nicht von Ihnen und man vergißt nicht seine ersten und alten Freunde.

Ich habe mit großer Besorgnis vernommen, daß Sie mehr geschwächt gewesen sind, aber auch, daß Sie sehr ergeben und ganz mit dem hl. Willen Gottes eins waren. Ja, lassen Sie sich ganz in seine väterliche Vorsehung fallen, die Sie stets so gut beschützt und so geschickt in der Pflicht und im Vertrauen geleitet hat.

Was Gott will, ist immer das Beste, und wäre es der Tod, denn sein hl. Wille heiligt und vervollkommnet alles.

Ich bete innig für Sie, auf daß Ihnen die göttliche Güte ein wenig Linderung und eine große Überlassung in seine Hände gewähre.

Ich habe Ihnen deswegen nicht früher geschrieben, weil ich etwas leidend war und immer noch bin, ohne jedoch das Notwendige unterbrechen zu müssen.

In Unserem Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard


Nr.1885

An Frater Marie Ratons

Paris, 11. Januar 1867.

Lieber Frater!

Ich danke dem guten Meister innig dafür, daß er Sie geheilt hat. Ich sehe es viel lieber, wenn Sie noch für seinen guten und königlichen Dienst arbeiten können.

Sie waren gut vorbereitet, weil Sie ja vor kurzem Ihre Gelübde abgelegt hatten; jetzt aber werden Sie nur noch mutiger und einsatzbereiter im Dienst des Guten Meisters sein. - Ich werde ihn also innig darum bitten, daß Ihre gute Einstellung, die Sie mir in Ihrem letzten Brief mitgeteilt haben, stets das Gesetz Ihres Lebens bleibe. - Gott wird Sie segnen, teurer Bruder, weil Sie nur ihn suchen und wollen. - Fahren Sie also fort, stets ein guter Diener zu sein.

Ich segne Sie mit der ganzen Zuneigung meiner Seele und bleibe Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1886

An de Cuers

A. R. T.

Paris, 11. Januar 1867.

Lieber Pater!

Ich schreibe Ihnen etwas spät...weil ich als Neujahrsgeschenk eine Schwellung erhielt, die mich immer noch etwas entstellt.

Ich sende Ihnen beiligend die zwei Dokumente für Ihre Rente; wäre es nicht einfacher, zu erreichen, daß Sie dieselbe in Marseille abholen könnten? Das würde Ihnen die Sache erleichtern; sehen Sie nun und überlegen Sie, was besser ist.

Wir haben ein paar Kranke: P. Cardot, Novize; Fr. Marius hat ein Augenleiden; P. Champion hat ihn mir eben zurückgeschickt; auch ein anderer hat eine Verkühlung. Und noch eine traurige Nachricht: Fr. Eugen konnte sich nicht bessern und sich wegen einer häßlichen Untugend verdemütigen. Er verfiel der Trunksucht und ist ausgetreten; armer Frater! Ich beklage ihn aus ganzem Herzen und wir beten für ihn.

Wir haben unser königliches Fest der Erscheinung des Herrn nach besten Kräften feierlich gestaltet; Fr. Friedrich hat an jenem Tag seine Gelübde abgelegt, die vorigen waren abgelaufen; ich finde ihn sehr im Einsatz für die Gesellschaft und seine Anbeterpflicht; in Angers hat es ihn verdrossen, weil es keinen Theologieunterricht mehr gab.

Ich konnte die genauere Summe der bezahlten Unkosten nicht mehr in Erfahrung bringen; es war Fr. Eugen, der die Bezahlung erledigt hat; in meinem Buch sind 1500 eingetragen; wenn dies aber nicht Ihrer Summe entspricht, haben Sie vielleicht etwas von Fr. Karl oder von anderen hinzugefügt, um eine runde Zahl zu erhalten: ich glaube mich zu erinnern, da Sie mir etwas darüber gesagt haben. Nächste Woche fahre ich nach Angers, die Pläne zu überlegen, da uns der Bischof das Theatergebäude abzubrechen vorschrieb, wenn es auch neu war, so stand es doch auf recht wackeligen Füßen und war nicht solide genug gebaut; vielleicht ist es wirklich die Vorsehung, denn es hätte während eines Sturmes zu einem Unglück kommen können, vor allem durch das Dach.

Zur Enteignung gibt es noch nichts Neues; es kommen ohne Unterlaß Leute, um privat zu verhandeln; es werden 300.000 geboten, aber man sagt mir, daß die Jury den Wert höher schätzen wird; wir haben mit allen Bewerbern verhandelt; man will uns ohne Zweifel zum Nach geben bringen. Außerdem ist es sinnlos, daß wir irgendwo anders einziehen, da wir ja nichts wissen; trotzdem suche ich weiter, aber jeder stellt so hohe Ansprüche.

Beten Sie für mich, denn es gibt Momente, wo ich abgekämpft bin! Sie sind zu Füßen des Meisters glücklicher und gesammelter, Sie können ihn wenigstens in Frieden und Ruhe anbeten.

Im Herrn bin ich ganz Ihr

Eymard.

P.S.- Endlich gehen Ihre zwei Bücher der Bodenkreditanstalt mit der Post ab; sie lagen in der Tischschublade in der Bibliothek, und man fand dazu den Schlüssel nicht. Bezüglich der Zeitung wurde vereinbart, daß jedes Haus der Reihe nach die Kosten für ein Jahr übernehme: dieses Jahr wären Sie dran.P. Chanuet möchte das Blatt auch erhalten, ich weiß nicht, wie es sich am besten machen läßt; setzen Sie sich mit ihm in Marseille ins Einvernehmen; oder die Zeitung allein nehmen - dies wäre ein Weg, sie ihm zu schicken.


Nr.1887

An den Bischof von Versailles

Exzellenz!

Der Obere der Kongregation vom Hlst. Sakrament bittet Eure Hoheit um die Vollmacht, im Noviziatshaus, welches in St. Maurice gegründet wurde, in der Muttergotteskapelle den Kreuzweg zu errichten, damit die Insaßen durch die Verehrung des Leidens Unseres Herrn in den Genuß der zahlreichen Ablässe gelangen, welche mit dieser frommen Übung rechtmäßig verbunden sind.

Die Aussetzung des Hlst. Sakramentes hat im Haus von St. Maurice am hl. Weihnachtstag begonnen; wir haben diesem Haus die Bezeichnung "Haus des Jesuskindes" gegeben, damit unsere Novizen in seinem Geist und seinen Tugenden neugeboren werden; somit sind wir die Ihren geworden, E x z e l l e n z, und wir sind sehr glücklich, Kinder eines Bischofs zu sein, welcher dem Hl. Stuhl und dessen reiner Lehre so ergeben ist.

In tiefster Verehrung verbleibe ich E u r e r H o h e i t untertänigster und ergebenster Diener

Peter Eymard

Sup. Kong. SS

St. Maurice, am 12. Jänner 1867.


Nr.1888

An P. Chan.

A. R. T.

Paris, 15. Januar 1867.

Lieber Pater!

Ich reise in wenigen Augenblicken nach Angers ab. Sie müssen Fr. Anatol zu sich rufen und ihm in Güte alle Bemerkungen sagen, die Sie mir über seinen Charakter nennen: dieses arme Kind, das so geehrt wurde, sollte verloren sein?

Studieren Sie die Charaktere und gehen Sie mit ihnen für gewöhnlich mit Güte und Geduld um, weil die Charakterfehler nicht bekannt oder nicht eingestanden werden: es ist das Ich, welches die Eigenliebe deckt und verteidigt; lassen Sie sich nie von der Antipathie gegen eines Ihrer Kinder überrumpeln: das ist die gängige Versuchung des Teufels.

Bestehen Sie auf Stillschweigen, promptem, b l i n d e m und herzlichem Gehorsam; wenn Sie einen Auftrag erteilt und den Ort und die Zeit dafür festgelegt haben, so geben Sie sich nicht damit zufrieden, sondern sehen Sie sich um, ob man buchstäblich gehorsam war. Man muß sich selber vergewissern und die Art der Strafe festlegen, die auf ein Vergehen folgen soll.

Es hat mich viel gekostet, am Donnerstag zu kommen und die Unterweisung um 4 Uhr zu halten, sowie am Freitag die Beichten der Gemeinschaft zu hören.

Im Herrn segne ich Sie alle,

ganz Ihr

Eymard, Sup.

P.S.- Lassen Sie den Garten vorbereiten für alles, was dringend ist. Wir sind am Sonntag von der Enteignung in Kenntnis gesetzt worden.


Nr.1889

An Fr. Eul. Tenaillon

Adveniat Regnum Tuum!

Nantes, 18. Jänner 1867.

Teure Tochter in Christus, dem Herrn!

Ich danke Ihnen für Ihren so reuigen und kindlichen Brief. Ich habe ihn ganz gelesen und mir dabei den Kopf zerbrochen, um mich zu erinnern, was Sie mir wohl gesagt haben könnten, das mir Kummer bereitet hätte. Aber Sie haben mir überhaupt kein Leid zugefügt, ich weiß jedenfalls nichts davon und ich versichere Ihnen, daß dies wahr ist. Bei meinen Kindern sehe ich nur ihr Wohl, ihre Gnaden und das Gute, das ich ihnen erweisen kann. Ihr Gedanken in Nantes ist also ohne Nebel wie meine Hingebung an Ihre teure Seele derselbe ist.

Sie sprechen mir von der verrückten... Ich habe vergessen, was sie gesagt hat: so bleibt nur die Tochter, welche ganz Unserem Herrn und der Gesellschaft gehört. Der gute Meister ist gütig...Er segnet seinen armen Diener und verleiht ihm die Kraft und den Mut.

Ich habe meinen Brief für Ihre teuren Kinder unvollendet gelassen. Ich werde versuchen, am Sonntag einen Augenblick zu finden, denn ich predige dreimal am Tag. Alles wird am Sonntag abend zu Ende sein.

Ich lasse Sie, teure Tochter, zu Füßen des Hlst. Sakramentes; in ihm verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard, S. S.


Nr.1890

An de Cuers

A. R. T.

Paris, 27. Jänner 1867.

Lieber Pater!

Ich sende Ihnen hier beiliegend das Dokument unterschrieben zurück. Die von Ihnen angeforderten Dokumente liegen meines Wissens in einer Tischschublade, für die P. Chanuet den Schlüssel haben muß; ich muß in den kommenden Tagen zu ihm fahren, dann werde ich ihn nach all diesen Dingen fragen.

Ich habe Ihre Anfrage, einen zusätzlichen Priester zu erhalten, nicht beantwortet, weil ich keinen habe. P. Champion richtet die gleiche Bitte an mich und ich antworte in gleicher Weise; in eineinhalb Monaten wird Fr. Chave Priester sein.

Hier bin ich mit P. Billon und einem Priester-Postulanten, der aber jeden Augenblick fortgehen kann; haben Sie also noch ein wenig Geduld.

Was Sie betrifft: seien Sie nicht im Gewissen beunruhigt, was Sie nicht leisten können wie die anderen, dies ist nicht Ihre Schuld, Sie sind leidend, weil Gott es zuläßt; also will Sie Gott so.

Zum Amt des Superiors: ich wünsche, daß Sie dieses weiterführen; wenn jedoch diese Verantwortung Ihr Leiden verschlechtert und Ihnen den Frieden raubt, dann möchte ich gewiß nicht länger an meiner Meinung festhalten, sondern Ihnen die Entlastung gewähren.

Bezüglich der Geldsumme von 1500 Franken glaube ich, daß es der einfachste Weg wäre, wenn Sie Ihre Renten zusammenlegen, bis Sie diese Summe erreichen; ich bitte Sie auch, die nötigen Schritte zu unternehmnen, damit Sie Ihre Renten in Marseille beheben können; die Verwaltung würde nicht vernünftig handeln, sie haben ein Recht darauf, und diese Methode würde die Sache vereinfachen.

Wir befinden uns immer noch in großer Besorgnis wegen der Enteignung: beten Sie für mich, denn ich habe kaum Zeit zum Atmen.

Im Herrn vereint, verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard,

S. S.


Nr.1891

An M. Guillot

Paris, 28. Jänner 1867.

Teuerste Tochter!

Es tut mir sehr leid, daß ich nicht Ihre lb......................................................................

............... gesehen habe. Richten Sie ihr meinerseits folgendes aus:

  1. Daß die Sehnsucht nach dem Tod ................ keinen Fall eine Sünde darstellt.
  2. Daß sie sich in ihrer Beichte wegen Murrens, das nur eine Versuchung darstellt, anklagen soll; daß sie es in einer Versuchung an Gottvertrauen fehlen ließ.

Josef hat unrecht zu behaupten, daß mein Schweigen eine Zustimmung bedeutet. Als er mich begleitete, redete er mit mir wie ein Mann, der entschlossen ist, Sie zu verlassen; und er war insbesondere sehr aufgebracht gegen Herrn Dussouchet und den Tischlermeister.

In all dem hat er nicht nur einen erhitzten Kopf, sondern auch einen schlechten Geist bewiesen.

Sie dürfen sich nicht wegen einiger Tage binden; bezahlen Sie lieber jemanden, der Ihre Besorgungen erledigt.

Sollten Sie jedoch zuwarten und ihn noch einige Tage behalten wollen, können Sie es tun. Ich persönlich meine, es wäre vielleicht besser, ihn zu ersetzen. Sie befinden sich vor Ort und können daher die Dinge besser beurteilen als ich.

Ich segne Sie alle im Herrn!

Eymard.

P. S. - Ich hoffe, diese Woche in Nemours aufzutauchen; ich werde sehen, wie alles läuft.

Ich bin sehr froh, daß sich Schwester Anne gut hineinfindet und daß sich meine arme Schwester ganz Gott anheimstellt.

Wenn Herr Ravanat nicht mag, so wird mein Diener mit Freude und mit weniger Lohn hingehen.


Nr.1892

An Herrn Ravanat

Paris, 28. Jänner 1867.

Lieber Herr Ravanat!

Ich komme von Angers. Ich habe Schw. Maria-Luise das Ordensband überreicht; sie ist sehr zufrieden; zusammen mit ihrer Schwester wäre sie es noch mehr, wenn ihr lb. Vater und ihre lb. Schwester Maria mit ihr und Schw. Euphrasia gewesen wären.

Bevor ich ihr das Ordensband überreicht habe, habe ich sie unter vier Augen gesprochen und gefragt, ob sie wirklich aus frohem Herzen und mit gutem Willen bleiben wolle. Sie hat mir aus ganzer Seele ein Ja gesagt.

Da nun Ihre drei Töchter Dienerinnen vom Hlst. Sakrament werden wollen, muß der Vater Ravanat mit ihnen sein und der zeitliche Vater des Hauses dieser guten Anbeterinnen sein.

Gott hat es erlaubt, daß sich der Hausknecht dieser Damen beurlaubt hat. Der Posten ist frei. Wenn Sie glauben, daß ein dortiger Aufenthalt mit Ihrer Frömmigkeit und Ihrem Herzen vereinbar wäre, so würde ich Sie aus ganzem Herzen anstellen; und sollte Ihnen dies späterhin nicht mehr gefallen, so würden wir Sie immer noch mit Zuneigung bei uns aufnehmen.

Ich brauche eine sofortige Antwort, denn ich bitte diese Damen von Angers, niemanden anzustellen, bevor ich Ihre Antwort erhalten habe.

Im Herrn verbleibe ich, lb. Herr Ravanat, Ihr

ergebenster

Eymard.

P.S.: Alles Gute an Ihre lb. Tochter; sie wird mit Freude erwartet.


Nr.1893

Für Sr. Philomena

Nemours, 30. Jan. 1867

Ich bevollmächtige Sr. Philomena, zusammen mit einer Schwester der Gemeinschaft, die von der Ehrw. Mutter bestimmt wird, für einige Stunden nach Faij zu gehen, um die Dokumente und anderen persönlichen Gegenstände zu holen, die ihrer Mutter gehört haben, - gemäß der Bitte, die ihre Schwestern und ihr Vater an sie gerichtet haben.

Nemours, 30. Jänner 1867.

Eymard

Sup.

====================================================

An Edmund Tenaillon: 1. Febr. 1867: Vollendung des Briefes v. 3. Jan.

Siehe dort=Nr. 1882!

====================================================

Nr.1894

An hochw. Alfons Tenaillon, später P. SSS

Adveniat Regnum Tuum.

Paris, 1. Februar 1867.

Lieber Freund!

Ich komme als letzter, Ihnen unsere Glückwünsche oder besser meine Freude über Ihre Einstellung und Ihre Wahl auszudrücken. Morgen werden Sie das geweihte und ehrwürdige Kleid Unseres Herrn, die Hoftracht der hl. Kirche, die Uniform des göttlichen Dienstes anlegen. Ein schöner Tag! Denn hier zeigt das Kleid den Soldaten und offenbart seine Eigenschaften und Tugenden.

Nehmen Sie es mit Freude entgegen, tragen Sie es mit Stolz, bewahren Sie es stets schön! Oh! Lieber Alfons, Gott liebt Sie sehr! Der Beweis ist greifbar, und noch ist es erst die aufsteigende Sonne, die erscheint. Was wird es erst am vollen Mittag sein? Seien Sie ein guter Satellit dieser göttlichen Sonne! Ich sage Ihnen nicht: arbeiten Sie für die Wissenschaft. Sie tun das mit Eifer und Ausdauer. Fügen Sie aber zu dieser gemischten Wissenschaft dazu, was sie ganz vergöttlicht, den Geist des Glaubens, der der göttliche Grund der Dinge ist, und den Geist der Liebe, welcher deren Heiligkeit ausmacht.

Ich bete viel für Sie, lieber Freund; es scheint mir eine Pflicht, denn ich liebe Sie alle so wie meine Familie. Denken Sie vor Gott ein wenig am mich.

Adieu, lb. Freund, ich segne Sie, wie ich Sie liebe.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An Herrn Alfons.


Nr.1895

An M. Guillot

Paris, 3. Februar 1867.

Teure Tochter!

Auch ich habe von Vater Ravanat einen Brief gleichen Inhaltes wie Sie erhalten; es war eine Antwort auf meinen Brief hin.

Ich verpflichte Sie, dieses Seidenkleid zurückzutragen; denn ich habe bereits drei recht peinliche Briefe von Herrn Lafon erhalten; er ist sehr aufgebracht. Wir werden ein anderes Mittel finden, um Ihre 180 Francs zurückzuholen.

Lassen Sie Josef ziehen; wenn man derartige tolle Streiche aufgeführt hat, zeigt man wenig Herz und hat die Neigung, noch weitere folgen zu lassen.

Ich warte auf die Anfrage von Herrn Chesneau. Meine Antwort wird eine Absage sein. Diese Greisin hat dort kein Recht, das Dokument aus dem Gemeindeamt beweist es. Es gibt dort nur Anrainer, die als solche eingetragen sind; ich verstehe nicht, daß diese Alte es vorzieht, die Sackgasse zu benützen, um auf die Straße Cordelle zu gelangen. Das ist alles nur Tratsch.

Man kann Sie jedoch verpflichten, den Abwässerkanal bis in die Spitalstraße zu verlängern, wenn sie ihn nicht in der Mitte durchziehen lassen. Überlegen Sie dies, man hat sich darüber beklagt. Es geht schneller, ihn in der Mitte zu bauen. Lassen Sie die Frage begutachten.

Sie haben das Recht, ohne bischöfliches Ordinariat Aspirantinnen, Postulantinnen und Novizinnen aufzunehmen oder wegzuschicken. Ist es möglich, daß man sich eher für die Fremden und Leute einsetzt, die nicht entsprechen, als für die Gemeinschaft selber!

Schwester Benedikte geht es recht gut, ebenso auch ihrer kleinen Familie.

Adieu, gute Tochter; essen Sie ganz eucharistisch.

Ich segne Sie alle im Herrn, und vor allem meine Schwester und Nanette.

Eymard.


Nr.1896

An Herrn Amadeus Chanuet

A. R. T.

Paris, 3. Februar 1867.

Bevor ich Ihnen schrieb, wollte ich Herrn Rattier sehen, ich habe ihn am 31. Januar in Nemours angetroffen; ganz von sich aus hat er mich auf das Testament angesprochen und ich habe festgestellt, daß er seine fixe Meinung darüber hat, nämlich:

  1. Das Testament sei null und nichtig, weil der zur Verfügung stehende Anteil der Testamentschreiberin über das gesetzliche Maß hinausgehe, weil sie die Hälfte anstatt ein Drittel vermacht.
  2. Es sei nicht möglich, daß seine Schwester ihre Meinung geändert habe, sagte er, sie habe ihm hundertmal versichert, daß sie nicht ihre Töchter enterben werde, wenn sie ins Kloster gegangen ist; und daher erklärte mir Herr Rattier, daß diese Wandlung und übertriebene Zuteilung im Testament ihm den Beweis liefere, daß seine Schwester in einem unzurechnungsfähigen Zustand gehandelt habe.

Ich antwortete, daß ich von Madame diesbezüglich um Rat gefragt worden sei und daß ich ihr gesagt habe, sie könne sehr wohl ihrer Tochter Blanche den verfügbaren Anteil vermachen, usw. Ich habe ihm erklärt, daß Sie dabei nicht im Spiel seien und sogar vom Testament nichts gewußt haben. Ich weiß nicht, ob ich damit den Tatsachen entsprochen habe, aber ich habe gesagt, daß das Testament nur über den gesetzlichen Anteil verfügt hat.

Alldas schien auf Herrn Rattier keinen großen Eindruck zu machen; nicht daß er auf Sie böse oder gekränkt wäre, aber glaubt, wie er Herrn v. Couchies geschrieben hat, dies sei eine Sache des Gerichtes, wenn es einen übermäßigen Anteil gebe.

Ich werde wieder mit ihm zusammentreffen, denn Ihre lb. Schwiegermutter konnte zurecht ihre Tochter begünstigen, weil sie eine große Familie zu versorgen hat; damit wollte sie ihre Zuneigung und Ergebenheit beweisen.

Im übrigen bin ich sicher, daß Ihnen Herr Rattier sein ganzes Wohlwollen und seine Zuneigung erhalten wird.

Ihre Schwägerinnen im Ordensstand sind und bleiben so, wie sie ihre Liebe und Verehrung zu ihrer frommen Mutter gemacht hat.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

P.S. Sollten Sie mich brauchen, würde ich mich freuen, Ihnen ein paar kleine Dienste zu leisten, denn wir gehören zur selben Familie und sind im Herrn vereint.


Nr.1897

An den Sup. Hochw. Jubineau, Nantes

Paris, 4. Februar 1867.

Verehrter Herr Superior!

Entschuldigen Sie mich in Ihrer großen Güte. Ich war von Paris abwesend und seit einigen Tagen bin ich fast wie der hl. Pfarrer von Ars, daß ich meine Zelle verlasse, um erst am Abend wieder zurückzukehren, um ein wenig auszuruhen. Ich sende Ihnen Ihre Diplome. Ich werde Ihnen die Aggregationsblätter mit der Post zukommen lassen. Außerdem habe ich bereits zwei Drittel der Anbetungsmethode geschrieben; in den kommenden Tagen werden sie auch diese erhalten.

Ich predige in Paris einen Exerzitienkurs, was mich zur Zeit sehr in Anspruch nimmt. Ich habe mich über meinen kurzen Aufenthalt bei Ihnen sehr gefreut; Ihre Missionare haben mich sehr erbaut, und ich finde in ihnen einen sehr guten Geist der Einfachheit, der Liebe und des Seeleneifers; auch Ihren Anblick vergesse ich nicht. Ich hoffe, daß die Grotte vollendet ist, und daß Ihr Seeleneifer so arbeiten kann wie Ihr Herz und Ihre Gnade.

Beten Sie für mich, lieber Herr Superior, unsere Enteignung bereitet mir viele Laufereien, aber wenn man einmal auf dem Schlachtfeld steht, gibt man ebensogut zehn Schüsse ab wie zwei.

Im Herrn ganz herzlich verbunden,

Ihr ergebenster

EYMARD.

Wenn die aggregierten Personen eine Spende geben wollen, um die Unkosten ein wenig zu decken, ist das eine gute Sache, aber es besteht dafür keine Verpflichtung.


Nr.1898

An P. Ler.

A. R. T.

Paris, 11. Februar 1867.

Lieber Pater!

Ich danke Gott aus ganzem Herzen für das Gute, das er durch Sie in Marseille wirkt! Die hundert Gardemitglieder haben mir die größte Freude bereitet! Marseille ist die Krone und das Herz unserer Anbetungshäuser.

Ich bewundere die Großherzigkeit der dortigen Gläubigen für den Guten Meister; dies beweist ihre Liebe für seine Verherrlichung...

Wie gut ist Gott, uns ein wenig zu trösten! Er erfülle Ihr so schönes und heilsames Apostolat mit der vollen Gnade seiner heiligen Liebe und der ganzen Freude des Heiligen Geistes.

Hier beiliegend sende ich Ihnen den Plan der neuen Kirche von Angers, damit Sie ihn begutachten und mir dazu Ihre Ansicht mitteilen; dazu müssen Sie wissen, daß man durch das Haus, das im Hintergrund des Grundstückes steht, zur Sakristei gelangt.

Der Architekt nennt die Summe von 40.000 Fr. als Ausgaben; dies sei sehr wenig; freilich muß man dabei 5 bis 6 Tausend Franken für die Wegschaffung des demolierten Materials rechnen.

Wegen der Kälte konnte nicht angefangen werden, bald aber kommt die günstige Jahreszeit.

Herr Coltat wird Ihre Medaillen anfertigen. Er hat bereits den Rohstoff;ich werde ihm die 30 Franken vorauszahlen; das wäre wahrlich nicht der Mühe wert gewesen; aber in der Verlegenheit wird so etwas versprochen und so soll man die Leute nicht warten lassen.

Nun sind wir wegen der herannahenden Enteignung dauernd in Bewegung und in Änsten, weil man droht, uns innerhalb kurzer Frist wegzuschicken: lassen Sie für uns zum hl. Joseph eine Novene halten, damit wir wissen, wohin der Meister gehen will.

Mut und Vertrauen, lieber Pater, wir arbeiten mit und für einen so Guten Meister; in Ihm verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard.


Nr.1899

An P. Chan.

Paris, 11. Februar 1867.

Lieber Pater!

Ich verzeihe Ihnen mit gutem Herzen Ihren Ausbruch gegen M. Madrid, denn Sie haben wohl ein bißchen Recht; aber Gott gibt uns bei solchen Anlässen eine heilsame Lehre: daß man durch Zornausbruch oder zu lebhaftes Reden nichts gewinnt. Schauen wir bei solchen unangenehmen Situationen sorgfältig auf Unseren Herrn, geben wir der Milde vor der Kraft, der Geduld vor der Schroffheit den Vorzug; ich brauche dies alles für mich, erbitten Sie dies von Gott für meine Armseligkeit, lieber Pater.

Haben Sie die Güte, mir die Liste der Messen zu senden, die von Ihren Patres gefeiert wurden; es fehlt mir jene von P. Augonnet vom Monat Dezember.

Ich weiß nicht, ob es mir gelingt, Fr. Anatol zum Subdiakon weihen zu lassen; da dies unter die Verantwortung der Gesellschaft fällt, werde ich eine Ratssitzung halten; und wenn sein Beruf zweifelhaft ist und er sich wirklich nicht bemüht zur Besserung, weihen wir ihn nicht. Somit, lieber Pater, setzen Sie ihm aus Liebe wie aus Gerechtigkeit hart zu, damit er Ihnen nichts vorzuwerfen hat.

Erinnern Sie sich wohl, daß man selten seine eigenen Erziehungs- und Charakterfehler sieht und sich darin Vorwürfe macht, weil man sich daran gewöhnt hat.

Hochwürden Durand wird eine Woche mit Ihnen verbringen; lassen Sie ihm die Freiheit zu Spaziergängen und seine Andachtsübungen nach eigenem Ermessen verrichten. Sie können ihn in meinem Zimmer unterbringen.

Ich habe von Ihren Steinarbeiten gehört; gut so! Aber setzen Sie nach dem Mittagessen 1 - 1 1 1/2 Stunden Ruhe an, damit die Zeit für eine gute Verdauung gewährleistet bleibt.

Ich sehne mich danach, Sie alle zu besuchen, aber tausend Dinge halten mich davon ab, vor allem die Vorbereitung der Enteignung, deren gerichtlichen Termin wir durch die Jury erhalten haben.


Nr.1900

An Fr. Lepage

A. R. T.

Paris, 12. Februar 1867.

Teuerste Dame im Herrn!

Würden Sie es mir nicht sagen, daß ich Ihnen seit Jänner nicht mehr geschrieben habe, so könnte ich es nicht glauben! Sie wissen nur zu gut, wiesehr die Erinnerung an Sie und Fräulein Antonia in meiner Seele verwurzelt ist; ich kann nämlich sagen, daß Sie fortwährend dem Inneren meines Herzens gegenwärtig sind und mehr als nur das. Ich war traurig, weil ich von Ihnen keine Nachricht erhielt; schließlich ist es meine Schuld und daher möchte ich versuchen, eine Anzahlung für meine alten Schulden zu tätigen.

So sind Sie denn wieder in Rennes - geliebt von den Ihren und in Frieden. Gott erhalte es lange so, denn der Friede ist ein großes Gut. Danken Sie Gott dafür - aber seien Sie gefaßt, daß es ein vorübergehendes Geschenk sein kann; Sie wissen, daß die Menschen unbeständig sind wie das Wetter. Tun Sie, was Sie können, um den Frieden zu erhalten. Fürchten Sie sich nicht vor Krankheit und Tod. Gott beschützt Sie und wird Sie beschützen; Sie haben noch viel Gutes zu tun auf Erden! Sie sind in der Blüte der Jahre und des Eifers; das ist eine Prüfung gewesen, die Gott zugelassen, auf daß Sie sich mehr und mehr in heiligem, kindlichem Vertrauen befestigen, und sich nicht so viel mit dem beschäftigen, was Ihnen fehlt, sondern mehr mit seiner Güte, seiner Barmherzigkeit, seiner Liebe zu Ihnen.

Ich sehne mich danach, Sie zu sehen; wer weiß, ob ich nicht einmal in Ihrer Umgebung etwas zu erledigen habe? In diesem Fall würde ich Sie als Erste besuchen, wie Ihnen auch mein erstes Gebet und mein erster Segen gilt.

Ich schließe mein Schreiben, weil ich möchte, daß mein Brief rasch zu Ihnen gelange und daß es nicht mein Herz war, das in Verspätung war.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 6 / Index Französisch / Index Eymard