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Nr.1161

An Frau Gourd

Adveniat Regnum tuum!

Paris, 15. Oktober 1862.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Es tut mir so leid, Ihnen nicht sofort geantwortet zu haben; entschuldigen Sie mich in Unserem Herrn.

  1. Ja, in den Fällen, wo Sie die Fragen "Darf ich es? - Soll ich es?" im Ungewissen lassen; wenden Sie sich an die Gnade oder die Vernunft des Augenblicks; dies wird Ihnen Erleuchtung bringen. Die Angemessenheit bietet Ihnen in gewissen Fällen einen guten Ausgangspunkt.
  2. Was die Armut betrifft: wenn es um andere oder um die Angemessenheit des Standes geht, neigen Sie eher zum Geben oder zur Nächstenliebe, übrigens: wenn Sie dazu in der Lage sind. Dies ist das allgemeine Prinzip.

Aber wenn es um den Prunk oder um außergewöhnlichen Luxus geht, dann ist die Nüchternheit am Platz.

Bezüglich der zwei Bücher und Ihrer Messen in La Salette haben Sie richtig gehandelt: dies ist die Ergänzung zur Wallfahrt. Ja, kaufen Sie die Lebensbeschreibung des Kommandanten Marceau und einige andere Bücher, die Gutes tun; das ist Nächstenliebe.

Sie können die zwei Chorhemden ersetzen. Wenn Sie den jungen Hochwürden geholfen haben, war es ein gutes Werk von Ihnen.

Ich bin nicht für die ganzjährige Verpflichtung von Vaise.

Beten Sie s c h w e i g e n d für die Heilung der Seele, aber kommen Sie nicht wieder hin, um ihn zu drängen. Der Schlag ist erfolgt; man wird spüren, was man Gott schuldig ist. Warten Sie also auf den Zeitpunkt der göttlichen Vorsehung.

Es ist gut, wenn dieser junge Mann heiratet.

Schonen Sie Ihre Gesundheit, nicht daß Sie deren Sklavin werden sollen, wohl aber sollen Sie die üblichen Maßnahmen treffen.

Rechnen Sie mit der milden und liebenswürdigen Güte Gottes und dem allmächtigen Schutz der hlst. Jungfrau für die Bekehrung und das Heil dieser teuren Seele. Eine Seele, für die man soviel betet und leidet, kann nicht zugrundegehen.

Eine allgemeine Regel lautet: teure Tolchter, wenn Sie eine sofortige Entscheidung treffen müssen, was die Armut betrifft oder ein Rat erforderlich wäre, und die Angelegenheit drängt, so handeln Sie nach Ihrer gerade gegebenen Erleuchtung, im Geist des Gehorsams oder der Nächstenliebe und schreiten Sie vorwärts.

Lieben wir innig Unseren Herrn, liebe Tochter, denn er wird so wenig geliebt und hat so wenige Seelen, die ihm angehören! Leider! Während man für eine falsche und eitle Welt alles einsetzt für unverschämte und erniedrigende Leidenschaften, für nichtswertige Geschöpfe, unternimmt man für den lb. Gott nichts! O wie wird Unser Herr im Angesicht des Dämons, der auf der Erde herrscht, gedemütigt!

Ich segne Sie, teure Tochter! Senden Sie uns Ihre Nachrichten; sie sind uns stets willkommen im Herrn.

In ihm verbleibe ich ganz Ihr

Eymard.


Nr.1162

An Frl. Stephanie Gourd

Adveniat Regnum tuum!

Paris, 16. Oktober 1862.

Teure Tochter im Herrn!

Ich wartete andauernd auf Nachricht über Ihren verlorengegangenen Brief. Ich habe reklamiert. Dies soll Sie aber nicht hindern, mir in aller Einfachheit zu schreiben; es handelt sich nur um einen Zwischenfall, den der Teufel verursachen konnte, um Ihnen Ihre Einfachheit und Freiheit zu rauben.

Was Sie mir in Ihrem letzten Brief, den ich nochmals durchgelesen habe, sagten, ist so überholt, daß ich darauf nicht zu antworten wage, mit Ausnahme von drei Punkten:

  1. Ihre mündlichen Gebete usw. müssen zur üblichen Zeit verrichtet werden. Wenn Sie jedoch Ihre Lektüre nicht gehalten und das Offizium bis zum Zeitpunkt des Zubettgehens nicht gebetet haben, sollen Sie dies auslassen.
  2. Hinsichtlich dieser kleinen Abtötungen des Gesichtes usw.: geht in Ordnung; aber das darf nicht zu einer Gewaltanwendung kommen. Es ist freilich wahr, daß ein Sichgehenlassen in diesem Punkt immer schlimmer wird und man muß folglich damit Schluß machen.
  3. Für die Sachen des Herrn Pfarrers handeln Sie richtig (eine Zeile gelöscht), das ist eine doppelte Nächstenliebe.

Was die Übernahme von Subskriptionen für die Kirche betrifft, sind Sie das Beispiel schuldig. Tun sie alles nur menschlich Mögliche, um das Hlst. Sakrament zu bewahren. Im Zweifelsfall Ihrer Überlegungen sind diese sehr gut zum Beibehalten.

Ich war sehr erfreut über Ihre Reise nach La Salette, das ist eine indirekte Verpflichtung. Seien Sie überzeugt, daß die Gnade im Inneren arbeitet. Setzen Sie Ihre Gebete und guten Werke in dieser Absicht fort.

Begeben Sie sich zum lb. Gott stets in Einfachheit und Liebe. Das ist der kürzeste Weg.

Gute Tochter, ich segne Sie im Herrn

und verbleibe Ihr ergebenster

Eymard.

An Frau Gourd.


Nr.1163

An P. Leroyer

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 22. Oktober 1862.

Lieber Pater!

Zuerst möchte ich Ihnen danken für Ihren Brief mit den Namenslisten Ihres Hauses und Ihnen einiges aus unserem Alltag berichten.

  1. Zu Angers gibt es nichts Neues. Ich habe die Herren Hamitte und Tardy, die Leiter der Kultusabteilung, gesprochen; die Unterlagen liegen beim Minister, der vor kurzem aus dem Urlaub zurückgekehrt ist und sich der Sache noch nicht annehmen konnte; man glaubt, daß es vielleicht doch keine Schwierigkeiten geben wird. Der zweite Brief des Bischofs an den Minister hat, wie mir Herr Tardy berichtete, eine günstige Wirkung zur Folge gehabt.
  2. Nichts zur Kapelle von Paris, die gefordert worden war; wir haben uns auf Erkundungsreisen gemacht; wir entdeckten nichts, außer daß man vor dem Eingangstor der Kapelle eine kleine Straße eröffnen will; man will sie also erhalten.
  3. Ich hoffe, Sie haben entweder Nachricht von P. Peilin oder er ist bereits selber in Ihrer Mitte; ich bin ihm böse, daß er uns so lange ohne Nachricht gelassen hat; ich habe gehört, daß es ihm bessergeht.
  4. Wir haben zwei Frater mehr: einen mit niederen Weihen und den jungen Soldaten, den Pater de Cuers gesehen hat.

Hochw. Auger schreibt mir, sein Vater liege im Sterben, daher könne er noch nicht kommen.

5. Es ist kalt wie im Winter, kalter Wind, ununterbrochener Regen. Ich bin froh, daß Pater de Cuers Eure angenehme Sonne genießt; wir haben hier beinahe Winter!

6. Ich habe Ihre lb. Schwester und deren vorzüglichen Gemahl, Herrn Lemay getroffen. Josef wollte gern nach Marseille fahren und Sie besuchen; Ihr Patenkind hängt sehr an Ihnen; sie warten hart auf die Gründung.

7. Ich habe mit Bedauern vernommen, daß es dem Bischof von Angers nicht gutgeht. Gott erhalte ihn!

Leben Sie wohl, lieber Pater! Grüße an den lieben Pater de Cuers und allen Mitbrüdern.

Alle im Hause senden Ihnen innige Grüße.

Im Herrn verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard.

A. S.- Ich habe die berühmte Wachskerze durch den Pater Superior im französischen Seminar in Rom, den ich in Paris getroffen habe, bestellen lassen.


Nr.1164

An Frl. v. Revel

Paris, 28. Oktober 1862.

Gnädiges Fräulein!

Ich wollte Ihnen sofort antworten, dann habe ich jedoch diese kurze Zeit verstreichen lassen. Also bin ich wieder in Verzug.

Danke für Ihren guten und lb. Brief; die alte Freundschaft ist wie ein Fluß, der immerfort bis zum Rand gefüllt dahinfließt; auch ist nur diese Freundschaft eine fest, sie überlebt die Stürme und Zeiten, die so vieles zum Erlöschen bringt.

Die Krankheit, meine Tochter, ist eine Botin des Himmels, die kommt und an unsere Tür klopft wie ein Vorläufer; man muß sie freundlich empfangen, denn sie hat das Geheimnis Gottes.

Ja, im Himmel hat sie das Recht auf den Thron des gekreuzigten Jesus; nehmen Sie sie freundlich an, sobald sie kommt, aber sehnen Sie sie nicht herbei. - Ich wünsche Ihnen eine gute Gesundheit! Denn leider, sobald Sie nämlich nicht mehr in Lyon sein werden, wenn ich Sie überleben sollte, denn mein Leben läuft rasch, ein Tag ist hier ein Monat, wenn - wie ich sagte - Sie nicht mehr in Lyon sind, dann werde ich dort kein Betanien mehr haben, diese schöne Erinnerung, diese alten Zeiten, keine Reisen mehr, alles ist vorbei, nur Gott und seine Freude sind noch da.

Ich segne Sie, meine Schwester, denken Sie an mich vor Gott. Die Erinnerung an Sie ist zu Füßen des Altares mein lieblicher Gedanken; zudem kommen von Zeit zu Zeit Ihre teuren Briefe.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster


Nr.1165

An Gräfin v. Andigné

Paris, 28. Oktober 1862.

/P.Troussier meint, der Brief sei aufgrund des Inhalts eher im September geschrieben worden./

Unser Herr behüte Sie und sei Ihnen Frieden und Freude in seiner göttlichen Liebe! Ich war in der letzten Zeit sehr beschäftigt; ich habe unseren Religiosen die Exerzitien gehalten, dann diesen Damen. Nun bin ich etwas frei und möchte Ihnen die Erstlingsfrüchte schenken.

Sie leiden und werden noch leiden, das ist der zielführende Weg. Sie beten, das bedeutet gehen und fliegen. Sie lieben Unseren Herrn und gehören ganz ihm, und er gehört ganz Ihnen; was gibt es Süßeres und Liebenswürdigeres? Sie sollten sich im Gegenteil sehr freuen und glücklich fühlen zu Füßen des göttlichen Meisters, der in seinem hl. Sakrament der Liebe der Ihre ist. Sie haben das Paradies und sind nicht glücklich!

Ich kenne ja Ihre Armseligkeiten: Sie sind arm an Tugenden, arm an Verdiensten, arm an guten Werken, alles das ist wahr; aber Sie sind reich an Barmherzigkeit und geistlicher Armut; wenigstens verdanken Sie alles Unserem Herrn und Sie machen ihm damit alle Ehre. Verstehen Sie es, aus reiner Liebe zu ihm zu leiden und tausend kleine Dinge zu entbehren zu seiner größeren Verherrlichung. Dieser gute Meister bittet Sie nur um eines: auf seine Güte zu vertrauen und sich seiner liebenden Vorsehung zu überlassen. Tun Sie dies recht, seien Sie seine Arme, die von einem Tag auf dem anderen lebt.

In Angers gibt es nichts Neues; der Herr Minister hat vom hochwst. Bischof ausführliche Einzelheiten wissen wollen. Wir warten auf die Stunde Gottes; das ist die beste.

Ich werde Sie vorher verständigen, wenn ich nach Angers reise.

Leben Sie wohl im Herrn! Ich sehe Sie immer bei ihm und segne Sie immerfort. Schreiben Sie uns.


Nr.1166

An Frau Jordan

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 9. November 1862.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Sie waren also krank und haben sehr gelitten! Wären Sie nicht so weit entfernt gewesen, wäre ich hingegangen, um Sie zu heilen, wenn ich es vermocht hätte. Ich bin nur bis zu Ihrer Tür in Lyon gegangen; dort hat man mir am Montag früh versichert, es gehe Ihnen gut und Sie würden in 1015 Tagen kommen.

Nachdem ich vom Zug ausgestiegen war, galt Ihnen mein erster Besuch. Überrascht Sie das? Ich bin am Sonntag, dem 2., von Paris nach Lyon abgefahren, um einer sterbenden Person beizustehen; als ich ankam, war sie bereits tot; ich habe wenigstens viel für sie gebetet und die Begräbnismesse für sie gefeiert. Sie war eine heilige Seele des III. Ordens und eines meiner ehemaligen Beichtkinder: Frl. Billard de Saint-Louis.

Somit sehen Sie also, daß ich meine Beichtkinder nicht vergesse! Was Sie anbelangt, gute Dame: Sie müssen noch ein bißchen heiliger werden. Ach, das Leben dieser Zeit ist so schön, so kostbar, so ewig!

Für diese wenigen Lebenstage steht uns der Himmel zu Diensten, die Hlst. Dreifaltigkeit arbeitet mit uns und in uns. Ach, wenn ein Verdammter oder eine Seele im Fegfeuer auch nur einen einzigen unserer Tage zur Verfügung hätte!

Wir müssen, gute Tochter, ganz heilig werden und durch unsere tagtäglichen Leiden und Opfer Gott verherrlichen!

Gestern habe ich Ihre lb. Nichten gesehen; ich habe sie empfangen, wie wenn sie von Ihnen kämen; so zahle ich ein bißchen ab, was ich Ihnen schuldig bin. Sie mögen Sie sehr, sie legen sich ihren Vorrat an, sie sind gut. Sollte Ihre gute und lb. Mathilde bei Ihnen sein, danken Sie ihr an meiner Stelle für ihren Brief. Ich habe recht für Ihre Heilung gebetet und werde die 20 Messen, die Sie mir geschickt hat, feiern.

Und wenn sie einmal Zeit hat, möge sie mir einen langen Brief über ihre Seele schreiben.

Adieu, gute Dame; Sie wissen, wiesehr ich mich in unserem guten Meister mit ihnen vereint weiß. In ihm bleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.

Mein Vikar von La Mure bittet mich, seinen Bruder, Herrn Charvet, Oberassistent im Büro der indirekten Steuern, zum Dienstleiter in der Bezirksstelle von Saint-Marcellin ernennen zu lassen; der dortige Dienstleiter erwartet eine Beförderung.

Versuchen Sie, ob sich etwas machen läßt; es ist ein ordentlicher Mann.


Nr.1167

An Frau v. Grandville

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 9. November 1862.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ich bin ein wenig besorgt, keine Nachrichten von Ihnen zu bekommen. Ich will hoffen, daß alles gut geht; denn das Fieber oder das Kreuz machen gesprächig. Nun denn, freuen Sie sich innig!

Wie gut doch Gott ist! Er ersetzt alle; er bleibt, wenn alles schwindet. Er ist allzeit der gütige Vater! So gehören Sie ganz ihm, in jener heiligen Hingabe, in welcher die Seele zu einer Blinden Gottes, zu einer armen und glücklichen Bettlerin wird. Ach! Wenn wir Unseren Herrn doch richtig kennten, wie wären wir mutig und stark! Begeben Sie sich oft zu den Füßen seiner Liebe, wie die heiligen Frauen am Auferstehungsmorgen. Und noch öfter versenken Sie sich in den göttlichen Feuerherd seiner Eucharistie, und der Herr wird Sie ernähren.

Sie müssen soweit kommen, daß Ihnen Jesus allein genügt! - O selige Leitung der Seele, die von Jesus selber übernommen wird! Aber dann muß sich die Seele einschließen in sein göttliches Herz, um darin zermalen, von seinem Geist durchtränkt und von seinen göttlichen Händen ausgefeilt zu werden.

Nichts Neues zu Angers. Gott hat seine Zeit.

Ich sende Ihnen eine Karte, die mir geschickt wurde; damit soll Ihnen stets wiederholt werden: blinde Zuversicht, Milde in der Stärke, Einfachheit in der Liebe.

Ich segne Sie im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.1168

An P. Leroyer

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 9. November 1862.

Lieber Pater!

Schon seit etlichen Tagen wollte ich Ihnen schreiben. Ich habe eine kurze Reise nach Lyon unternommen, um eine sterbenskranke Wohltäterin zu besuchen, die aber bei meiner Ankunft bereits tot war. Ich empfehle sie Ihrem M e m e n t o.

Ich habe in Lyon P. Peilin gesehen, er sehnt sich danach zurückzukehren; es wurde ihm der Versuch sehr energischer Heilmittel vorgeschlagen; ich habe ihm hiezu eine Erlaubnis für eine Woche gegeben; er müßte mir heute berichten, ob es ihm bessergeht, aber ich erwarte von dieser Methode nichts oder nicht viel.

Ein ausgezeichneter Arzt in Paris hat mir gesagt, daß in diesem Fall nur die Operation sinnvoll sei.

Auf der anderen Seite wird mir versichert, daß ihn dieses Leiden predigtunfähig machen kann; wie kann ich Ihnen somit einen Diener zurückschicken, der Ihnen nicht wirklich helfen kann? Sie haben ja sosehr die Hilfe nötig, es wäre wirklich Zeit, Ihnen einen leistungsfähigen Mann zu schicken! Dies ist also mein Entschluß: ich habe P. Champion den Vorschlag gemacht, für einige Zeit nach Marseille zu gehen; in 8 oder 10 Tagen wird er von hier zu Ihnen abreisen; er hat mich um diesen Aufschub gebeten, um eine liturgische Arbeit für die Druckerei des Herrn Le Clère zu vollenden; wenn er damit fertig ist, wird er gleich abfahren: er geht mit Freude zu Ihnen; er wird Ihnen im Amt als Oberer eine große Stütze sein; ich ermächtige Sie, ihm die Novizen anzuvertrauen, damit er die Noviziatsübungen beginne und die geistlichen Konferenzen erteile; er wird also ein Novizenmeister sein. Die göttliche Vorsehung scheint mit dieser Entscheidung einverstanden zu sein; wir haben hier keinen Platz mehr, wir sind 17. Solange wir kein anderes getrenntes Noviziat haben, können wir nichts anderes tun.

Mein ganzes Verlangen läuft darauf hinaus, das Haus von Marseille mit Sorgfalt zu gründen, denn es hat genug gelitten.

Ändern Sie keine alten Praktiken aufgrund von einfachen Bemerkungen, ohne mich vorher zu verständigen; wir müssen nämlich überall die Einheitlichkeit anstreben; und sollte das, was Sie tun, sich als besser erweisen, soll es beibehalten werden, und wir sollen es übernehmen; wenn es sich übrigens darum handelt, eine neue Maßnahme zu treffen, muß man sich dies wohl überlegen, um dabei keinen Rückschritt zu erleiden.

Sicher wird P.Champion hier eine große Lücke zurücklassen; zum Glück arbeitet P. Chanuet mit seinen Novizen gut, und jeder gibt sein Bestes.

Ich will also P. Peilin hieherberufen und ihn vor allem heiligen lassen.

Bezüglich Angers gibt es nichts Neues, ich warte noch immer, meine Vorsprache im Ministerium hat nichts beschleunigt! Was tun? Beten, den Augenblick Gottes abwarten.

Wir erhalten auch nichts von der Stadtverwaltung als Tauschobjekt des Hauses; dort werden Geldanleihen vorgenommen, um Gelder auszuzahlen.

Ich beabsichtige, Ihnen P. de Cuers noch zu lassen, Ihr seid zu dritt nicht zu viel; und selbst wenn P. Peilin bereits genesen wäre, hätte ich ihn Ihnen zugeteilt, um damit ein gutes Profeßhaus zu erhalten.

Sonst gibt es nichts Neues, außer daß die feuchte Kälte einsetzt.

Ist f. Auze zurück?

An alle Mitbrüder eucharistische Grüße!

Im Herrn verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard.

P.S.- In diesem Moment bekomme ich Ihren Brief, danke! Ich hoffe, daß Ihnen mein Schreiben Freude bereitet. O ja, traurige Korsen! Sie sind wie die Kreter des hl. Paulus. Ich kann Ihnen Fr. Simon noch nicht senden, ich möchte ihn ausweihen lassen; P. Champion ist hier Professor, er wird auch bei Ihnen ein tüchtiger Lehrer sein.

Ich leide zu hören, daß P. de Cuers krank ist. Er wäre es noch mehr hier in Paris, wo er die Kälte und Unbeweglichkeit des Lebens ertragen müßte, denn hier wird mehr studiert als man sich in der Pastoral einsetzt.


Nr.1169

An de Cuers

Adveniat Regnum Tuum

Paris, 9. November 1862.

Lieber Pater!

Ich habe gerade dem P. Leroyer ein paar Worte geschrieben. Ich will Ihnen P. Champion senden, weil ich P. Peilin wenigstens für einige Zeit nicht schicken kann; ich möchte ihn nämlich hier in Paris operieren lassen, sonst würde er später nicht mehr heilbar sein. Ich habe sein Leiden in Lyon gesehen, wo ich hingereist bin, um eine sterbende Wohltäterin zu besuchen; es wird mir geraten, ihn operieren zu lassen, da alle äußerlichen Mittel vergebens sind; ich werde mich darum kümmern: wir haben in Paris mehr Mittel als anderswo (Lyon). P. Champion wird Ihnen dort nützlich sein, und dies tut ihm auch wohl, denn das Haus in Marseille ist günstiger als das unsere hier, weil es dort mehr Einheitlichkeit und weniger kunterbunte Zerstreuungen gibt; es ist ja ein Profeßhaus.

Da er Sie und P. Leroyer sehr gern hat, geht er mit Freude hin; er kann dort als Novizenmeister Anstellung finden; denn dies erfordert unsere besondere Aufmerksamkeit.

Bei diesem Stand der Dinge ist es wichtig, daß Sie, lieber Pater, zum Wohl des Hauses von Marseille und jedes einzelnen noch dort bleiben und eine Vermittlerrolle spielen, damit das fortgeführt wird, was getan wird und wie es getan wird; bevor man eine Übung abändert, muß man genau überlegen.

Wenngleich ich mich persönlich freuen würde, Sie hier zu haben, spüre ich trotzdem,daß Ihre Anwesenheit in Marseille nützlicher ist; hier gibt es nichts Neues, und Sie können uns nur im alltäglichen Dienst nützlich sein. Dort gibt es einen zusätzlichen Vorteil. Im übrigen kann ich nichts berichten bezüglich Angers, nichts aus dem Rathaus von Paris, alles ist tot; es ist nicht unsere Schuld, denn wir haben genug getan.

Ich werde Ihre Pensionsanweisung durch P. Champion überbringen lassen. Ich habe diese kleine Summe für den Beginn der Gründung von Angers aufbewahrt. Ein anderer Gedanken ermutigt mich, P. Champion nach Marseille zu senden; im Fall, daß wir in Angers die Gründung vornehmen, werden wir, um dem Gesetz der Wahrheit treu zu bleiben, wenigstens für einige Monate P. Leroyer hinschicken; es wurde ja dem Minister sein Name genannt; außer wir ersetzen ihn gleich in der Anfangszeit; in diesem Fall würde P. Champion in Marseille den Vermittler spielen; dies ist nach meinem Dafürhalten die natürliche Vorgangsweise für den Augenblick.

Herr von Leudeville ist seit einigen Tagen als Novize eingetreten; seine Gesundheit scheint sich zu bessern. Er ist übrigens ein Mann der Regeltreue und Hingabe; wir werden es feststellen, wenn er sich bewähren muß.

In Paris beginnt die bekannte feuchte Kälte. Gott sei dafür gedankt! Das ist das derzeitige Opfer.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An hochw. P. de Cuers.


Nr.1170

An Bischof Angebault

Paris, 16. November 1862.

Exzellenz!

Ich bin überglücklich über die gute Nachricht der Erlaubnis des Herrn Ministers zur Gründung in Angers.

Es hat des ganzen Mutes und vollen Einsatzes Ihrer Frömmigkeit bedurft, Exzellenz, um über soviele Hindernisse zu siegen.

Nun besteht unser ganzes Verlangen darin, dem zu entsprechen, was Ihre Hoheit von uns erwartet, um diesen schönen Gedanken zu verwirklichen, der uns unter Ausschlagung jeder anderen Stadt nach Angers gezogen hat.

Ich sende für den Anfang P. de Cuers zu Ihnen, Exzellenz, um die erste Anweisung entgegenzunehmen und gleich Kapelle und Haus vorzubereiten. Sobald alles bereitsteht, werde ich P. Leroyer zur Eröffnung der Anbetung schicken; dieser gute Pater ist so glücklich, zu erleben, wie sich dieser brennende Wunsch seines Herzens in seiner teuren Heimat verwirklicht!

Ich gebe P. de Cuers eine Abschrift der Vollmachtserklärung, die uns Se. Eminenz, Kardinal Morlot, und Bischof Mazenod von Marseille unterzeichnet haben, damit uns Ihre Hoheit die Ihre geben und wir damit Ihre Kinder werden.

Ich hoffe, Exzellenz, daß ich bald selber das Glück haben werde, Ihrer Hoheit meinen Dank auszusprechen für das so väterliche Interesse, welches Sie uns entgegenbringen. Es ist vor allem zu Füßen unseres guten Meisters, wo wir Ihnen unsere Dankbarkeit beweisen werden.

Mit diesem Ausdruck tiefer Verehrung und Dankbarkeit verbleibe ich im Herrn Ihrer Hoheit

untertänigster und ergebenster Diener

Eymard, Sup. Soc.S.S.


Nr.1171

An Frl. Stephanie Gourd

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 16. November 1862.

Teure Tochter, ich möchte zu verschiedenen Einzelheiten Ihrer Seelenleitung antworten. Die Reihenfolge, die Sie eingehalten haben, ist gut.

  1. W e n i g (äußerliche) T ä t i g k e i t. Durch gute Einteilung der Dinge und Pflichten wird es Ihnen gelingen, vieles zu erledigen, ohne dabei ins Gedränge zu kommen.
  2. S e l t e n e r o f t g e w o h n h e i t s m ä ß i g e G e d a n k e n a n d e n O p f e r g e i s t. Es ist wahr, alles hängt davon ab; Sie müssen daraus einen Strauß Ihrer heiligen Liebe machen.
  3. S t i l l s c h w e i g e n: reden aus Nächstenliebe ist gut; reden zur geistigen Ausspannung ist nicht schlecht, solange das Gesetz der Nächstenliebe gewahrt bleibt.
  4. W e r t s c h ä t z u n g d e s N ä c h s t e n, i n d e r B e u r t e i l u n g d e r e i g e n e n F e h l e r. Ich habe diesen Absatz in verschiedenen Punkten wahr gefunden. Ihre Strenge ist natürliche Veranlagung und Teil Ihres Charakters; die geringe Selbstachtung, die Sie daraus erwarten, ist ein Beweis dafür. Was tun? Nichts Direktes, ausgenommen bei heftigen Regungen der Versuchung; in solchen Fällen muß man sich sozusagen Gewalt antun und durch Milde oder Schweigen oder Nächstenliebe die Regung, welche uns gegen den Mitmenschen treibt, brechen. Mit Ausnahme dieser Situation gehen Sie Ihren Alltagsweg, indem Sie folgende Regel beachten: Ich werde das tun, was ich ohne Versuchung tun würde.

6. (Nb! Nummer 5 ist im Drucktext nicht angegeben! A.d.Ü.) B e s c h e i d e n h e i t d e r A u g e n. Ein ausgezeichneter Gedanken; aber es muß eine ungekünstelte Bescheidenheit sein; sehen, ohne zu schauen, wie der hl. Franz von Sales sagt.

7. I n n e r l i c h e U n g e d u l d. Diesen Fehler korrigiert man, indem man nur will, was Gott will und wie er es will.

8. A n b e t u n g a n h a n d d e r v i e r G e d a n k e n... Das ist die beste aller Methoden. Wenn Sie damit zu Ende sind, beginnen Sie von vorne, bis Sie schließlich imstande sind, dabei längere Zeit zu verharren.

9. Streben Sie nach der hl. Ruhe in Sammlung zu Füßen Ihres guten Meisters: das Schweigen der Liebe ist die vollkommene Liebe.

Arme Tochter, Sie befinden sich noch auf der Erde der Armseligkeiten; Sie dürfen sich nicht wundern, selber armselig zu sein. Sie müssen immer wieder aufstehen und zur Tür der Güte Gottes gehen.

Nun komme ich zu Ihrem ersten Brief.

Bezüglich des Höchsten Gutes im Tabernakel: ich hoffe sehr, daß Sie es behalten dürfen.

Der Herr Pfarrer kann, wenn er will, mit vollem Recht geltend machen, daß es sich um eine öffentliche Kapelle handelt, die von einer beachtlichen Gläubigenschar umgeben ist; sie ist von der Pfarrkirche entfernt und wird von Ihnen und anderen betreut.

Es handelt sich also nicht um ein ganz persönliches Privileg. Sie spenden genügend, um als Wohltäterin zu gelten. Trotzdem scheint es mir klug zu sein, an den hochwst. Bischof das Ansuchen des Pfarrers zu richten zur Verwahrung des Hlst. Sakramentes; daß Sie hoffen, P. zu seiner ersten Subskription zurückzuführen; daß wenn er erführe, das Hlst. Sakrament würde entfernt wegen seiner Verkürzung, alles verloren sei; daß es aber in dieser Hinsicht klüger sei, sie nicht gleich einzufordern.

I c h g l a u b e a n d i e s e s s t a r k e A r g u m e n t.

Leben Sie wohl, teure Tochter; Unser Herr segne Sie, Ihre lb. Mutter und Ihren guten Vater. Ihre Seelen sind mir sehr teuer. Eher als Ihnen weh zu tun ... (eine Zeile gelöscht) ... von allen, selbst wenn man stark daran festhält.

... ist für etwa 14 Tage in Lyon; sie mußte dorthingehen. Wenn Sie nach Lyon reisen, besuchen Sie diese lb. Mutter.

Ich verbleibe im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard.

B. S. - Ich öffne nochmals meinen Brief, um Ihnen zu wiederholen: verkaufen Sie eher Ihre Schuhe, als JENEN zu verlieren, der Alles bedeutet.


Nr.1172

An Frau Mathilde Giraud-Jordan

Adveniat Regnum tuum!

Paris, 16. November 1862.

Gnädige Frau Mathilde!

Heute komme ich dazu, Ihren Brief zu beantworten, der soviel Wahrheit und gute Wünsche enthält.

Vor allem vereinige ich mich recht mit Ihren Gebeten, um Ihnen ein Kind des Segens zu erflehen; und ich hoffe, es von der göttlichen Güte auch zu erlangen. Da es ein Heiliger werden soll, läßt sich Gott lange darum bitten. Ihr Versprechen, zum Dank ein armes Kind aufzuziehen, muß das Herz Gottes gerührt haben.

Sie haben recht getan, diesen Rückblick über die verflossenen drei Jahre zu halten, da derselbe Ihnen zur Seelenruhe verholfen hat. Es ist gut, von Zeit zu Zeit auf die gewöhnlichen Beichten zurückzukommen; denn eine nicht bereute läßliche Sünde ist nicht verziehen.

Sie hatten Ihre treue Mutter recht lieb; nun wird sie Ihnen noch teurer sein, da Gott sie Ihnen wiedergeschenkt hat. Ja, er erhalte sie Ihnen und mir, denn sie ist mir sehr teuer im Herrn.

Sie haben viel empfangen, geben Sie Gott auch viel zurück! Gehen Sie sparsam mit Ihrer Freizeit um, denn die Anforderungen, welche die Welt an uns stellt, sind derart, daß, wenn man nicht achtgibt, man bald keinen Augenblick mehr findet, um an Gott und seine Seele zu denken.

Solange Sie jung sind, trachten Sie die soliden und vielseitigen Kenntnisse, die Sie erworben haben, zu bewahren. Man muß sogar ein wenig auf dem Laufenden sein bezüglich der hauptsächlichsten Werke der Gegenwart, die das Gebiet Ihres Faches betreffen. Es gibt manche gutgeführte Zeitschriften, die mit geringen Kosten hierüber Aufschluß geben.

Gott gegenüber trachten Sie einfach und voll Liebe zu sein, für ihn und in ihm. Ich glaube, daß Sie sich zuviel mit fremden Dingen und Ihren Armseligkeiten beschäftigen. In einem wohlverschlossenen Haus fühlt man den Wind nicht.

Eine Seele, die es versteht, in Jesus zu bleiben, spürt die Wut der Stürme nicht.

Streben Sie nach diesem glückseligen Bleiben in Jesus, gute Tochter. Jesus hat gesagt: "Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht."

Wie bleibt man in Jesus?

  1. Durch die Liebe seines anbetungswürdigen und stets liebenswerten Willens.
  2. Durch die Betrachtung seiner unendlichen Güte, die sich ohne Unterlaß über uns ausgießt.

O wie glücklich ist man, wenn man in dieser göttlichen Atmosphäre lebt! Es ist wahr, man muß großmütig und abgetötet sein, um dieses innere Leben in Jesus führen zu können, aber die Liebe wird dies ohne Schmerz zuwege bringen. Das Leben ist ein Kalvarienberg, auf dem die Guten und die Bösen gekreuzigt werden! Wieviele Opfer der Selbstverleugnung heißt es jeden Augenblick bringen! Bringen Sie dieselben recht tapfer für den lb. Gott!

Seien Sie aber stets f r e u n d l i c h in der Pflichterfüllung, g r o ß m ü t i g in der Tugend, - f r o m m in der Liebe - und Sie werden so sein, wie Gott Sie haben will.

Ich segne Sie, teure Tochter!

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, S.


Nr.1173

An de Cuers

Adveniat Regnum Tuum.

Paris, 19. November 1862.

Lieber Pater!

Beten wir die Pläne Gottes an! Sicherlich wird der Ort für die Aussetzung dort oben festgelegt. Hoffen wir, daß es eines Tages der Tertre Hügel sein wird!

Ich habe heute am späten Nachmittag mit dem Herrn Bürgermeister gesprochen. Der Abschluß des Besuches fiel günstiger aus als dessen Anfang: zuerst hieß es, es wäre unmöglich; dann sagte man, es sei schwierig und schließlich zeigte man dafür Verständnis.

Der Herr Bürgermeister sicherte zu, er würde sich damit befassen, sobald er nach Angers kommen wird.

Er ging sogar noch weiter und erwähnte ein großes Grundstück der Stadtgemeinde, das verkauft werden soll; es handelt sich um die Kaserne gegenüber dem Hotel Ambray; das in Frage kommende Gelände liegt an der Lyoner Straße neben oder in der Nähe der gegenüberliegenden Kirche.

Er sagte mir, daß in diesem Winter dort eine Straße angelegt würde und daß sich dadurch ein schönes Grundstück ergäbe.

Was den Tertre betrifft, so hat er mir das wiederholt, was Sie mir schreiben; ich hatte den Eindruck, daß man vielleicht ohne Mühe erreichen kann, den Tertre vom übrigen Grundstück abzutrennen und als getrennte Parzelle zu verkaufen.

Es wurde vereinbart, daß Sie ihn bei seiner Ankunft treffen, um darüber zu reden. Die Abmachung seitens der Hospizeverwaltung mit der Stadt hat noch keine Rechtskraft; sollte die Verwaltung einverstanden sein, dann glaube ich, wird der Herr Bürgermeister kein Hindernis in den Weg legen; dieser Tertre hat für ihr Projekt keine Bedeutung, oder wenigstens eine sehr geringe.

Schauen Sie sich die alte Kaserne an, ob darin die alte Kirche des Klosters steht; suchen Sie auch anderswo; ich leide darunter, daß Sie dort allein sind. Wäre es zweckdienlicher, noch vor der Ankunft des Bürgermeisters zurückzukehren? Diese Entscheidung zu treffen liegt bei Ihnen.

Ich habe 30 bis 40.000 Fr. in Händen; es handelt sich sich dabei um ein Darlehen für den Fall, daß wir für den Kauf irgendetwas benötigen; damit könnte man in bar bezahlen.

P. Champion ist froh wie ein Kind abgereist.

Geben Sie uns, lieber Pater, von Zeit zu Zeit Nachricht; dies tröstet uns über Ihre Abwesenheit hinweg.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.1174

An Gräfin v. Andigné

Maria-Opferung 1862 (21. Nov.).

Gnädige Frau!

Ihnen teile ich als erste die neueste Nachricht mit: in Angers ist alles geregelt. In etwa zwei Wochen werden wir die Vorbereitungen zur provisorischen Aussetzung beginnen; die Karmeliterinnen, Lyon-Straße, stellen uns ihre Kirche zur Verfügung und überlassen uns den Gebrauch des Seelsorgerhauses, wo wir vier bis fünf Anbeter unterbringen können.

Ich schicke Pater de Cuers hin, um den Chorraum der Kirche vorzubereiten, indem er ihn fürs ärgste ausmalen läßt usw. Sobald alles fertig ist, werde ich am Tag der Aussetzung nach Angers gehen; ich werde Sie zuvor davon verständigen.

Sollten Sie kommen können, bitte schreiben Sie mir's, denn ich wäre traurig, wenn ich Sie beim Aufgang dieser Liebes- und Gnadensonne nicht sehen würde.

Sind Sie wieder ordentlich hergestellt? Werden Sie bald nach Paris kommen? Denken Sie an den Pfarrer von St. Clotilde wegen unserer Ansprache? Beten Sie für uns?

Ist Unser Herr zufrieden mit seiner Dienerin? Geht sie zu ihm mit dem milden Vertrauen eines Kindes und der einfachen und blinden Hingabe an alles, was seine Liebe verlangt? Ist man mit Gott zufrieden? Soviel Fragen! Aber sie sind mir alle wichtig.

Ich segne Sie im Herrn und bin zu seinen Füßen

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1175

An X.

Zweck der Exerzitien

November 1862

1. Der Zweck der Exerzitien soll es sein, daß Sie sich mit Unserem Herrn verbinden. Er hat gesagt: "Wer in mir bleibt, und ich in ihm, der bringt reiche Frucht. Wenn ihr in mir bleibt, und meine Worte in euch bleiben, dann bittet, um was immer ihr wollt, ihr werdet es erhalten."

Was bedeutet nun: in Jesus bleiben? Welches ist der Weg, der zu dieser heiligen Wohnung führt? - Durch welche Tür muß man treten? - Welches sind die Bedingungen, um darin zu verweilen?

3 große Wahrheiten sind während der Exerzitien zu überlegen:

1. In Jesus bleiben heißt nicht: in der Arbeit seines Dienstes bleiben; ein ganz ergebener und treuer Diener ist besorgt um die Dinge seines Meisters, er setzt sich ein für die Belange seines Meisters, mehr als für den Meister selbst.

In Jesus bleiben bedeutet nicht, sich mit dem beschäftigen, was ihm zur Verherrlichung gereichen kann: der Soldat, welcher für den König kämpft, bleibt nicht bei ihm.

In Jesus bleiben bedeutet nicht, zur Selbstheiligung arbeiten durch das Gebet und die Tugend.

In allen diesen Zuständen verweilt die Seele bei sich selbst, sie ist ständig fiebrig und allen Winden ausgesetzt.

In Jesus bleiben heißt: sich selber verlassen, sich vom eigenen Ich lösen - sich verschenken, wie man Holz ins Feuer legt - ein Herz für die königliche Liebe - ein Leben für ein Leben.

Es bedeutet das Leben einer Braut.

Die Braut gibt ihren Namen ab, verläßt ihre Eltern, ihr Geburtshaus, ihre Freundinnen, ihre Heimat, ihre eigenen Vergnügen und nimmt Wohnung bei ihrem göttlichen Bräutigam, um mit ihm, aus ihm und für ihn zu leben.

Auf diese Weise denkt sie wie Jesus,

2. Der Weg, welcher zu dieser Wohnung Jesu führt, ist die Liebe, welche alles hergibt, - und alles erleiden will.

3. Die Tür, welche zu dieser Wohnung Jesu führt, ist die hl. Sammlung.

4. Die Bedingung, in Jesus zu bleiben, ist die Hlst. Eucharistie. Jesus hat gesagt: Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.

Möge also Jesus, gute Tochter, der Weg, die Wahrheit und das Leben Ihrer Exerzitien sein!

Eymard.

Sup.

Bemerkung: Der Text entstammt einer Kopie des Originals - in Angers.

Eymard zählt 4 Wahrheiten auf und legt diese dar, er kündigt im 3. Absatz 3 Wahrheiten an.


Nr.1176

An Herrn Rosenberg

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 2. Dezember 1862.

Teuerster Freund!

Seit gestern suche ich vergeblich nach Möglichkeiten, um zu Ihnen nach Tours zu gelangen; es gelingt mir nicht wegzukommen. Während dieser Zeit habe ich die Priesterweihe, die Exerzitien von drei Novizen, die am Weihnachtstag ihre Gelübde ablegen sollen; es bedeutet mir ein großes Opfer. Ich liebe Tours, Sie wissen es. Ich mag den guten Vater Dupont, und Ihre Familie ist die meine. Zudem hätte ich mich so gefreut, den dortigen Anbeterdamen die kleinen Exerzitien zu halten, aber es geht einfach nicht, entschuldigen Sie mich bei Fräulein de Savenière.

Ich plane nach Angers zu reisen, um am Fest des hl. Johannes, 27. Dezember, die Aussetzung vorzunehmen; ich hoffe sehr, Sie und Vater Dupont auf der Rückkehr zu treffen.

Lieber Herzensfreund, im Herrn verbleibe ich Ihr

ergebenster

Eymard

Sup.


Nr.1177

An Frater Johannes, Scholastiker der Kapuziner

Adveniat Regnum Tuum

Paris, 15. Dezember 1862.

Teurer und geliebter Frater Johannes!

Möge Ihnen der gute Meister alle Ihre guten Wünsche erwidern, die Sie uns ausgesprochen haben! Ich habe mich über Ihre teuren Nachrichten gefreut, besonders aber über die Botschaft, daß Sie am Samstag die Tonsur und die Niederen Weihen erhalten würden; dies habe ich Ihnen immer schon gewünscht, denn ein Priester und dazu noch ein guter Priester gereicht Gott zu so großer Ehre! Und mit dem Herzen des seraphischen Vaters, des hl. Franziskus, werden Sie ein ausgezeichneter Priester des Herrn werden.

O ja, teurer und lb. Frater, wir werden gewiß für Sie beten, die milde Freundschaft, welche uns verbindet, macht es mir zu einer angenehmen Pflicht.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt errichten wir eine kleine Sühnegründung in Angers - genau dort, wo der gottlose Bérenger es gewagt hat, gegen die Hl. Eucharistie zu predigen - die Aussetzung wird am Fest hl. Johannes stattfinden, dies ist Ihr guter Ordenspatron.

Ich empfehle sie innig Ihren Gebeten.

Der lb. Gott segnet uns mit Kreuzen, das ist ein guter Segen!

Leben Sie wohl, lb. Frater Johannes! Möge Gott auch vollenden, was er in Ihnen so gut begonnen hat.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard

Sup.

An Fr. Johannes

in Bayonne, Dez. 1862. Ostpyrenäen <sic>

Anmerkung: der Text stammt von einer direkten Abschrift des Originals (A-XII-239).


Nr.1178

An Frl. v. Revel

Paris, 15. Dezember 1862.

Gnädiges Fräulein!

Ich habe die Honorare der Novene für Ihren teuren Verstorbenen erhalten. Ich brauche Ihnen als alter Freund nicht zu sagen, daß ich mich persönlich darum kümmern werde. Danke also.

Ich hatte gar nicht Zeit traurig zu sein über Ihre Unpäßlichkeit; ich habe erst davon erfahren, als es Ihnen wieder besserging. Ich wollte Ihnen schreiben, aber ich hatte das Pech, es auf den folgenden Tag zu verschieben und so ist es spät geworden. Aber Sie wissen nur allzugut, daß unsere Einstellung unverändert und stets inniger wird. Sie sind in meinem Leben ein Betanien, ich könnte fast sagen, meine Familie. Möge Sie Gott beschützen und segnen. Aber gehorchen Sie dem Arzt; und von Zeit zu Zeit, wenn ein Verlassen des Hauses nicht zu unvorsichtig ist, g e h e n S i e d e n l b. G o t t s t e h l e n ; aber die hl. Kommunion des göttlichen Willens soll zu jeder Zeit geschehen. Ja, ruhen Sie sich in den Händen Gottes aus, auf der mütterlichen Brust der göttlichen Vorsehung. Leben Sie von einem Tag auf den anderen, dann werden Sie seine gesegnete Tochter sein. Nochmaligen Dank für Ihren Brief, Sie wissen, wieviel ich darauf halte.


Nr.1179

An Frau Jordan

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 15. Dezember 1862.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Danke für Ihren Brief und die Nachrichten, die Sie mir über alle überbringen, über Ihre lb. Mathilde und Ihre lb. Nichten. Sie sehen, daß ich meine Schulden bezahle; dieses unglückselige Netz ist noch immer hier, um - ich weiß nicht mehr wohin - zu gelangen; ich habe die Adresse verloren; somit würde ich diese Anschrift zusammen mit ein paar Zeilen benötigen; ich habe irgendwo einige Muster. Ach, Sie haben ganz recht, man darf sich nicht auf mich verlassen; so mache ich es auch mit dem lb. Gott; ich bedarf gewiß seiner Barmherzigkeit.

Ich gedenke nicht, im Monat Januar nach Lyon zu reisen, wie ich gewöhnlich um diese Zeit nach Marseille fahre.

Am 27. Dezember, dem Fest des hl. Evangelisten Johannes, gehe ich nach Angers, um Unseren Herrn und König zum erstenmal auf einem neuen Thron auszusetzen, an jener Stelle, wo der gottlose Béranger im 12. Jahrhundert seine Irrlehren gegen das Hlst. Sakrament gepredigt hat. Ich denke, etwa 14 Tage dortzubleiben (rue Lyonnaise, bei den Kar-meliterinnen).

Ich denke jetzt und in Zukunft an Ihre Schützlinge; aber wenn ich auch auf unseren guten Meister bauen kann, so kann ich es nicht auf die Menschen trotz ihrer Versprechungen. Ach, wie traurig ist es, die Vorzimmer der Großen mit Bittstellern überfüllt zu sehen, indes der Palast des himmlischen Königs leersteht! Sie gehören nicht mehr dieser Welt, gute Dame, wie selig sind Sie! Ich bin in deren Mitte und dies hilft mir besser erkennen, wie gut unser guter Gott ist.

Wenn ich nach Marseille reise, werde ich versuchen, einen Abstecher zu Ihnen zu machen. Inzwischen beten Sie für mich zu Füßen Unseres Herrn.

Ich schließe ab und mache mich gleich bereit, über unseren guten Meister zu predigen.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, S.


Nr.1180

An Frl. Thomas

Adveniat Regnum Tuum.

Paris, 15. Dezember 1862.

Gnädiges Fräulein!

Danke für Ihren Ankunftsbrief, ich habe ihn erwartet. Ich danke dem guten Meister, daß er Sie inmitten all dieser Schreie der Natur und des Lebens stützt. Es ist gut so! Wenigstens können Sie zu Unserem Herrn sagen: Ich liebe dich mehr als all das.

Ihr Herz ist zu Füßen dieses guten und göttlichen Sakramentes der Liebe geblieben, Ihr Geist wird sich um Ihre Angelegenheiten und Ihr Leben um Gott kümmern; somit wird alles gutgehen.

Ich segne Sie, gutes Fräulein; geben Sie uns Nachrichten; sie sind uns willkommen in Unserem Herrn.

Ihr ergebenster

Eymard.


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