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Nr.1001

An Frl. Jenny Gaudioz

Paris, 31. Dezember 1860.

Teure Schwester im Herrn!

Ich bin bei Ihnen in großer Verspätung, um Ihnen für Ihre Briefe zu danken und mich mit Ihnen über die hehre Gnade Ihrer Berufung zu freuen, - Einkleidung, das hat mir eine große Freude gemacht, und sie wird noch größer sein, sobald Sie die volle und ewige Gnade, die Ewige Profeß erleben. Sie haben, gute Schwester, den besten Anteil, Sie vereinigen das doppelte Leben Jesu - die beiden Hände der Liebe, die zwei Gnaden der Vollkommenheit. Gott sei dafür tausendmal gepriesen und bedankt!

Und da Gott stets in edler Weise vollenden will, was er in seiner Güte begonnen hat, so seien Sie zuversichtlich für die Zukunft. - Übrigens haben Sie keine unerfüllten Wünsche: Sie haben die Eucharistie und den Abendmahlssaal - das Apostolat und die Liebe.

Seien Sie also dieser schönen und liebenswürdigen Gnade treu, wachsen Sie in der Demut, im Sterben Jesu, um zur Eröffnung seines göttlichen Herzens zu gelangen. Sein Herz öffnet sich nur durch das Absterben des eigenen Ich; die Lanze, welche dieses Herz der Liebe öffnen soll, ist ein Pfeil, aber ein Pfeil wie jener der hl. Theresia, der hl. Juliana, der das Herz Jesu verwundet und öffnet, um darin einzutreten; es sei Ihre Wohnung!

Ich soll tatsächlich für den 6. Januar nach Marseille reisen, teure Schwester. Ich hoffe, daß ich mich in Lyon aufhalten und Sie, sowie Ihre gute Mutter, die ich nicht vergesse, und Ihre teure Gemeinschaft besuchen kann.

Meine herzlichsten Grüße an Ihre lb. Eltern, die ich von ganzem Herzen liebe; bitte sagen Sie ihnen in meinem Namen, was Sie ihnen an Gutem und Ergebenem zu sagen wissen.

Ich bleibe im Herrn Ihr ergebenster

Eymard

Sup.


Nr.1002

An de Cuers

Gemeinschaftsbrief an die Patres und Brüder des Zönakels von Marseille für Neujahr

Paris, 31. Dezember 1860.

Meine lieben Patres und Brüder im Herrn!

Seid gesegnet in diesem neuen Jahr, das uns die Gnade Gottes öffnet zur größeren Verherrlichung Jesu im Hlst. Sakrament! Es sei wahrhaft für alle ein eucharistisches Jahr, d. h. es möge uns zu guten Anbeter-Religiosen machen.

Wir haben im Reich Gottes einen schönen Anteil, teure Mitbrüder;es ist der größte und heiligste aller Anteile, weil wir in der göttlichen Eucharistie das ganze Reich Reich Gottes besitzen. Wir brauchen also andere Ordensgemeinschaften in nichts beneiden, außer ihre Heiligkeit, um unserem göttlichen König besser zu dienen.

Ihre Privilegien, ihre Ehre und ihre Unterschiede sollen für uns kein Gegenstand des Begehrens sein. Der Gott der Eucharistie ist unsere ganze Ehre, unser ganzes Gesetz und unsere ganze Gnade auf Erden!

O teuerste Mitbrüder, wenn es der himmlische Hof könnte, würde er uns um unser Los beneiden; wir sind die königliche Garde des Erlösers der Welt, seine Familie der Liebe!

Um aber so vielen Gnaden und Ehren zu entsprechen, seien wir stets gute Religiosen vom Hlst. Sakrament!

Seien wir stets treu in den folgenden vier grundsätzlichen Punkten:

  1. Die göttliche Eucharistie sei der einzige Zweck unseres Lebens; infolgedessen sei der Anbetungsdienst der königliche Dienst, dem alles untergeordnet sei und den alles respektiert.
  2. Beim eucharistischen Kult herrsche voller und absoluter Gehorsam den liturgischen Regeln der hl. Kirche gegenüber.
  3. Die Wahrheit sei die unabänderliche und unbeugsame Regel unserer Beziehungen und unserer Taten.
  4. Nichts außerhalb des gemeinsamen Gesetzes: folglich weder Ausnahmen noch Begünstigungen in der Welt.

Mit diesen vier Grundsätzen des wahrhaft eucharistischen Geistes wird unsere kleine Gesellschaft vor Gott groß und bei den Menschen mächtig sein.

Schließen wir niemals einen dieser Grundsätze aus, wenn wir im Dienst Jesu Christi gedeihen und in der Kirche viel Gutes tun wollen.

Danke, teuerste Mitbrüder, für Ihre Wünsche, die aus vollem Herzen und gutem Willen kommen.

Danke für Ihre gute und herzliche Brüderlichkeit zu allen.

In einigen Tagen werde ich Euch mündlich die sehr geneigten Wünsche aller Eurer Mitbrüder von Paris überbringen.

Es wird mir sehr angenehm sein, Euch zu besuchen und in Unserem Herrn zu umarmen. In Ihm, teuerste Mitbrüder, verbleibe ich

ganz Euer

Eymard, Sup. S.S.

P.S.- Ich hoffe, am Freitag Abend gegen 7 Uhr bei Euch anzukommen. Die vier Engel sind gekauft.


Nr.1003

An Frau Franchet

(Ohne Datum. In der Eisenbahn)

Gute Dame!

Da ich mich im Augenblick nicht in Lyon aufhalten kann, sende ich Ihnen den Brief Ihres lb. Sohnes, den ich vor einigen Stunden getroffen habe. Er ist sehr brav, dieser lb. Karl, er wird es immer sein und wird Ihrer und seines guten Vaters würdig bleiben; ihm bitte ich Sie, meine alte Freundschaft auszusprechen.

Ich wollte gestern, daß er zu uns zum Mittagessen komme, aber er hatte eine Besprechung.

Vor meiner Abreise habe ich ihn meinem Mitbruder anempfohlen und ihm geraten, sich an den Bischof de Ségur zu wenden, der so fromm und gütig ist.

Wenn ich mich nach ungefähr 1 1/2 Monaten auf der Rückfahrt in Lyon aufhalten kann, werde ich Sie mit einem Kurzbesuch begrüßen.

Beten Sie ein wenig zum lb. Gott für uns, ich tue es für Sie und verbleibe in Unserem Herrn Ihr ergebenster

Eymard.

An Frau Franchet

St.Vinzenz-Kai 43

L y o n (Rhône).


Nr.1004

An den Architekten Louis Perret

(Im Anschluß eines Briefes des P. Carrié mit Datum 1. Dezember 1861; der Inhalt des Briefes deutet daraufhin, daß er am 1. Jänner geschrieben wurde, A.d.H.)

Guter Herr Perret!

Sie fehlen uns an den schönen Feiertagen sehr! Ich möchte sie Ihnen von ferne wünschen und hoffe, Sie auf der Rückreise aus Marseille, wo ich mich für etwa 14 Tage hinbegebe, während der Durchreise in Lyon zu umarmen. Ich reise am kommenden Donnerstag oder Freitag ab.

Hätte ich zwei Stunden zu meiner Verfügung, würde ich Sie kurz aufsuchen, aber ich fürchte, daß es nicht ausgehen wird.

Nehmen Sie also von allen im Hause die freundschaftlichsten und ergebensten Glückwünsche entgegen, vor allem von Ihrem in Liebe zugetanen Diener

Eymard

Sup.


Nr.1005

An P. Champion

Marseille, 19. Jänner 1860

(NB! Sh. 19.Jan.1861!)

Lieber Pater!

Dank für Ihren Brief und die guten Nachrichten, die er brachte; ist es möglich, daß Bruder Michael den Geldschein entwendet hat? Schauen Sie noch im Heft nach. Er lügt übrigens, wenn er behauptet, daß ich ihn in die Schublade gelegt hätte; ich habe ihm denselben persönlich überreicht. Ich versichere Ihnen, daß ich mich durch diese Sache sehr erleichtert fühle, denn er hat mir mit seiner Verhaltensweise großen Kummer bereitet usw.

Hier läuft alles gut; die Oktav war herrlich und ist mit viel Eifer und Andacht besucht worden.

Unser Herr hat sich einen guten Priester rekrutiert; es ist Herr Daspres; er wäre mit mir abgereist, wenn er dazu sofort die Erlaubnis erhalten hätte; aber der Bischof st zur Zeit sehr krank; man hat große Angst um ihn, ein Erguß im Herzen machte eine Operation notwendig, jetzt heilt die Wunde nicht, man befürchtet eine Lungenkomplikation.

Seit drei Tagen leide ich an einer stärkeren Grippe, sodaß ich zur Zeit unmöglich ans Abreisen danken kann; sobald sich jedoch der Husten gelegt hat, werde ich eiligst zu Ihnen kommen. Ich gedenke, mich ein wenig in Lyon aufzuhalten.

Meine innigsten Grüße an alle.

In Unserem Herrn verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard.

An hochw. P. Champion

Religiose vom Hlst. Sakrament

Rue Fg. St. Jacques 68

Paris


Nr.1006

An Marg. Guillot

Marseille, 19. Jänner 1861.

Teure Tochter im Herrn!

Ich sende Ihnen den Brief von Schwester Maria; lesen Sie ihn. Alle sind hier einstimmig der Meinung, daß sie nicht in diesem Zustand bleiben kann.

Seit drei Tagen bin ich stark verkühlt; dies hindert mich abzureisen. Aber ich hoffe, wie ich schon sagte, vor dem Monat Februar zu kommen.

Die Exerzitien waren gut besucht. Unser Herr hat mich sehr gestützt, denn die Arbeit hat mich nicht ermüdet.

Ich habe hier einige hoffnungsvolle Leute in Vorbereitung angetroffen.

Die Angelegenheit von Frl. Gagnerie ist, wie ich hoffe, damit erledigt, ich habe meine absolute Meinung ausgesprochen. Ich habe Frl. Dalaca in Toulon sowie die zwei Schwestern getroffen, alles geht in Ordnung. Frl. Vidal bestärkt sich in ihrer Berufung. Ich habe sie wohlauf angetroffen, aber ihre Angelegenheiten sind noch nicht abgeschlossen. Wenn es zu kalt ist und meine Verkühlung nicht vorübergeht, werde ich meine Schwester nicht besuchen.

Wenn Sie mir schreiben sollten, adressieren Sie den Brief an Ihre Schwester in Lyon.

Ich werde mich immer auf der Durchreise dort aufhalten.

Leben Sie wohl, gute Tochter. Mein Segen an alle, und zwar aus ganzem Herzen im Herrn.

Eymard.

Schwester B. soll sehr brav sein und für meine Reise inständig beten, damit sie ganz der Verherrlichung Gottes diene.


Nr.1007

An Frl. Danion

Paris, 26. Februar 1861.

/Troussier schreibt: 26. oder 2. Februar? Im franz. Katalog unter 26. Febr. eingeordnet/

Teure Schwester im Herrn!

P. Champion hat Ihnen den Empfang Ihrer Messen bestätigt, aber er kann mein Herz für Ihr Werk und meine Sehnsucht, ihm zu dienen, nicht ersetzen. Ich fahre also fort, jeden Dienstag um 6 Uhr, so wie heute, Ihre Danksagungsmesse zu feiern. So wird meine Erinnerung an Sie und Ihr schönes Werk am Altar genährt und vertieft.- Gott segne es! Es ist ganz nach seinem Herzen, denn es gibt so viele Bittsteller, aber so wenige, die danken! Und dann: wie wenig denken die Menschen, die frommen Leute und auch viele Priester an den Herrn in der Eucharistie! O wie mir dies das Herz zerreißt! Wie viele gibt es, die ihren heiligen Beruf wie ein Handwerk ansehen und nach Würden und Eitelkeiten verlangen! Und wie wenige schöpfen aus den Gaben und Wohltaten der Liebe Jesu!

Ich glaube, daß Stürme im Anzug sind; ich sehe Pfeile, die eingetaucht sind in das mißachtete und vergessene Blut Christi; ich sehe, wie der Kelch der barmherzigen Gerechtigkeit Gottes sich füllt. Ach, alle Welt schaut hin auf Italien, nach Rom, auf die Umtriebe des Bösen! Und niemand denkt daran, dem Herrn persönlich Abbitte zu leisten. Vorwärts, gute Schwester Anna vom Hlst. Sakrament, Sie müssen sich verhundertfältigen und für tausend schlechte Diener des Herrn Sühne leisten.

Danken Sie innig diesem guten Herrn Levoyer in meinem Namen für seine Meßstipendien, die uns gute Dienste leisten, oder besser gesagt: zur Ehre des großen Königs beitragen. Wenn er wieder welche übrig hat, möge er sie mir reservieren; wir erhalten von Paris keine, da wir nur bei den Elenden und Armen bekannt sind.

Ja, ich bete für Ihre Schwester; ich preise diesen Tod des Gerechten: selig, wer in der Liebe des Herrn stirbt; es tut so wohl, die Auserwählten heimfliegen zu sehen!

Leben Sie wohl, gute Schwester, schreiben Sie mir öfter und denken Sie vor allem zu Füßen des guten Meisters an mich!

Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.1008

An Frau v. Grandville

Paris, 12. Februar 1861.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

So bin ich also seit dem 2. Februar wieder in Paris. Ich habe z. Zt. keine Reisepläne; sollte ich nach Ostern abwesend sein, werde ich es Ihnen schreiben. Sicherlich wäre ich überglücklich, wenn ich Ihrer teuren und vom guten Gott so geliebten Seele etwas Gutes erweisen könnte.

Ich warte immer noch auf die Gnade aus Rom; ich erhoffe sie durch Msgr. Fioramonti, dem ich von Marseille aus geschrieben habe, weil die erste Person ausgefallen ist.

Ich sende Ihnen Ihre kostbare Bittschrift wieder zurück. - Sie sind also immer leidend, gute Dame! Das sind Ihre Exerzitien mit Jesus im Ölberg, die Läuterung Ihrer Seele.

Verstehen Sie es richtig, Jesus am Kreuz zu finden oder besser noch: mit ihm zu seinen Füßen zu verharren; man fühlt sich dort wohl, wo uns die göttliche Liebe hinstellt, aber man muß dort so sein, wie Gott es will.

Gehen Sie über den Weg des Herzens und der Hingabe zu Jesus; das ist der königliche Weg der Eucharistie; er ist kürzer, milder und edler als all die anderen.

Leben Sie wohl, gute Schwester und Tochter im Herrn. Jesus möge Sie segnen. Meine ehrfürchtigen und herzlichsten Grüße Ihrer guten Schwester.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1009

An Frau Chanuet

Mittwoch, 14. Februar 1861.

Gute Mutter!

Ich möchte Sie kurz, aber herzlich grüßen und Ihnen für die so gütige Aufnahme sowie Ihre Vorsehung danken. Ich habe erst hier Ihren lb. Brief mit der Einladung erhalten, aber ich weiß jetzt und in Zukunft, daß ich in Lyon eine Familie habe, und zwar die erste; Fr. Michael ist wohlauf, er bereitet sich auf die Subdiakonatsweihe am 23. Februar vor; beten Sie für ihn. Wenn er schläft oder nicht genug betet, weckt ihn sein Engel mit dem Ruf: M i c h a e l, M i c h a e l!

Im übrigen läuft alles wie gewöhnlich.

Es bleibt mir nur die Zeit, Ihnen zu versichern, daß ich, gute Mutter, verbleibe als Ihr ergebenster

Eymard.

__________

Vgl. Briefe III, S.229, mit Datum: Paris, 16. August 1861.


Nr.1010

An de Cuers

Donnerstag früh, 15. Februar 1861.

Lieber Pater!

Seien Sie herzlich gegrüßt!

Aus Nantes erwarte ich noch immer die Dimissorien, obwohl ich gleich darum angefragt hatte, die W a h r h e i t s c h a f f t s i c h G e r e c h t i g k e i t (in Barmherzigkeit).

In Paris herrscht die Grippe; ein wenig hat sie auch uns erfaßt, Bruder Eugen leidet schon acht Tage daran; ich habe sie ein bißchen, bin aber vor allem schreibfaul!

Das Übrige läuft.

Die Weihe der 3 Kandidaten mit den Niederen Weihen zu Subdiakonen findet am 23. Februar statt: beten Sie.

Danke für die Kiste; in diesen Tagen werde ich Ihnen ausführlicher schreiben.

Grüße von allen, vor allem von

Ihrem in Liebe verbundenen

Eymard.

An hochw. P. de Cuers

Oberer der Religiosen vom Hlst. Sakrament

Nau-Straße 7

Marseille


Nr.1011

An de Cuers

Paris, 19. Februar 1861.

Lieber Pater!

Ich schicke Ihnen nun einen zweiten Brief, weil Sie den ersten wegen meiner fehlerhaften Absendung nicht erhalten haben (faute de mon envoi?). Wieviel Ereignisse haben sich hier seit meiner Rückkehr abgespielt!

  1. Bruder Eugen war krank, er hat gestern wieder den gewöhnlichen Lebensrhythmus aufgenommen; ich befürchtete eine Lungenentzündung, glücklicherweise war es aber nur das Aussehen danach.
  2. Unser zweiter Koch lief Gefahr, von uns fortzugehen wegen einer Versuchung gegen seine Berufung; heute ist er wieder bei der Sache (affaire?); er hatte nämlich nicht den Mut, offen zu reden, oder besser: er fürchtete entlassen zu werden, wenn er zu freimütig wäre.
  3. Der Priester von Rennes, welcher um Aufnahme angesucht hatte, wurde abgelehnt; er läuft von einem Orden zum anderen und ist ein Skrupulant höchsten Grades.
  4. Arras hat einen neuen Versuch gemacht und uns für den kommenden 19. März eine Gründung angeboten unter dem Titel "Sühnewerk"; ich habe eben geantwortet, daß wir das Angebot unter diesen beiden Bedingungen nicht annehmen können.
  5. Unsere kleinen laufenden Schulden nehmen ab. In Lyon hat mir eine liebe Person 500 Fr. geliehen, und zwar zinsenlos. Diese von der Vorsehung bereitgestellte Summe, zusammengelegt mit einer Spende durch eines meiner Beichtkinder, wurde als Zahlung der zwei schuldig gebliebenen Monate verwendet. Frater Chanuet hat mir Geld für den laufenden Monat gegeben, aber die Steuerauflagen folgen uns auf den Fersen! Es lebe die göttliche Vorsehung!
  6. Es wurde uns das Fürsorgeheim der Kaminfeger mit Haus und Garten, rue des Fourneaux, samt Schule von zwei Brüdern angeboten; wir haben richtigerweise dankend abgelehnt.
  7. Ein Freund hat uns besucht und von einem Grundstück zu günstigem Preis, 29 Fr. pro Quadaratmeter (der niedrigste und sonstwo nirgens zu findende Preis - le plus bas prix est introuvable? ) erzählt; es ist eine Fläche von 7000 Quadratmetern und liegt an der Straße U. Lb. Frau des Champs; es handelt sich um jenen weithineinreichenden Garten fast am Anfang der Straße. Es gäbe darin Platz für beide Zweige und die Kirche steht in der Mitte samt allen Erfordernissen. Dieser Freund ist Hauptingenieur der Stadt und würde uns sehr nützen bei unserem Verkauf an die Stadt entweder auf einvernehmlichem Wege oder durch die Jury; aber er schlägt mir im voraus vor, dem Präfekten das entsprechende Angebot zu machen. Herr Deschamps, den er getroffen hat, meinte, er solle eine Schätzung vornehmen lassen, und der Präfektur einen Preis vorschlagen; es wurde ihm klargemacht, daß der geplante Boulevard sicher gebaut wird, und der Präfekt darauf bestehe. Es scheint mir, daß uns die Vorsehung zuvorkommt. Man hat uns dieses Grundstück angeboten, dieser Freund bietet sich an, die Aufschüttungen zu machen und unsere Sache bei der Präfektur zu leiten; er befürchtet, daß wir duch ein allzulanges Zuwarten das Grundstück verlieren könnten; was denken Sie darüber? Ich werde es schätzen lassen und einen Brief an den Präfekten vorbereiten; es heißt, daß wir dabei kein Risiko eingehen; wenn das Angebot nicht sicher genug ist, werden wir es ablehnen; es wurde mir gesagt, daß man uns die Zeit zum Bauen gebe; es ist also eine wichtige Angelegenheit und bringt mich jetzt schon zum Schwitzen.
  8. Der Bischof von Nantes hat mir eben geschrieben und berichtet, er werde dem Frater Martin nur unter zwei Bedingungen den Dimissorien-Brief erteilen: 1. Seine Gelübde müssen ewig sein; 2. Martin muß ihm eine schriftliche Erklärung abgeben, durch welche er sich verpflichtet, niemals um die Ausübung des priesterlichen Dienstes in der Diözese von Nantes anzusuchen. Der Bischof schreibt, er werde gleich nach Erhalt dieser Erklärung den Dimissorien-Brief senden. Bitte teilen Sie Frater Martin dies mit; da aber die Sache sehr eilt und die Dokumente für die Weihe am kommenden Samstag noch nicht eingelangt sein werden, so wird seine Weihe auf den Passionssamstag verschoben. Er wird sich gut darauf vorbereiten.
  9. Die Tradition in der Universalkirche, sagt P. Champion, erlaubt seit wenigstens 2 Jahrhunderten, während der Fastenzeit und an anderen Fasttagen Eier, Milchspeisen und Käse zu essen. Somit sind Sie zweieinhalb Jahrhunderte rückständig! Infolgedessen kein A l m o s e n .

Es bleibt mir nur noch die Zeit, Sie zu umarmen.

Verzeihen Sie dem Frater Martin, aber geben Sie ihm zu verstehen, daß es sein Fehler war; Gott hat ihm seine Buße auferlegt.

Ganz und immer Ihr

Eymard.


Nr.1012

An de Cuers

Paris, 28. Februar 1861.

Lieber Pater!

Ich beeile mich am frühen Morgen, Ihren lieben Brief vom 21. Februar zu beantworten.

1. Bezüglich des Grundstückes von N.D. des Champs: nichts Endgültiges, es wird erst verhandelt; alle meinen, daß 29 Fr. pro Meter ein guter Preis wäre; eine Besichtigung der Katakomben ergab, daß sie in gutem Zustand sind, um zu bauen; durch die Erdaushebung werden sie nicht der Gefahr ausgesetzt; dieser Erdaushub wird, wie mir der Architekt versicherte, in etwa das Mehr an Auslagen für die Grundmauern entschädigen; übrigens wäre es gar nicht notwendig, den Garten auf der Westseite mit Erde aufzuschütten, d. h. 2 bis 3000 Quadratmeter. So sieht nun seine Form aus: zwischen 80 und 83 Meter Länge an der Frontseite, mit Blick auf die Straße. Wenn wir die Kapelle in der Mitte bauten und den Garten behielten, könnten wir den an der Straße N.D. des Champs liegenden Teil entweder verkaufen oder verbauen; dies wäre, wie uns versichert wurde, ein gutes Geschäft und würde uns ein Einkommen sicherstellen oder den größten Teil des erworbenen Grundstückes abzahlen.

Bezüglich des Ankaufes haben wir Konkurrenten, aber wir haben um die Zeit zur Begutachtung angesucht, sowie zu ermitteln, ob die Stadtverwaltung jetzt unseren Grund (wie ich darum gebeten habe) ankaufen möchte, und zu welchem Preis; man meint, es wäre der günstige Augenblick. Im übrigen kennt der Chefingenieur der Stadt, jener fromme Freund, der der uns sosehr in seiner Nähe haben möchte, alle diese Herren und arbeitet in der Präfektur.

Ich kann Ihnen also nichts anderes berichten, außer daß wir viel beten, die Sache prüfen und uns auf jedwede Weise erkundigen, um das Für und das Wider zu überlegen.

Die Ursache, warum dieses Grundstück nur einen Preis von 29 Fr. pro Meter hat, liegt darin, daß diese Straße noch nicht umgebaut wurde, und der Besitzer alles in einem verkaufen will; ebenso weil das Areal auf der westlichen Seite keinen Ausgang aufweist und daher die Fläche für einen einzigen Besitzer zu groß ist; wir hätten aber die Möglichkeit, einen Durchgang zu erhalten, der nicht einmal kostspielig wäre. Nur, sagte mir der Architekt, müßten wir die Nachbarn zu uns kommen lassen, die nichts weiteres verlangten, als diesen Durchgang zu eröffnen.

2. Die Angelegenheit in Nantes ist für uns nicht so düster und entehrend. Es war immer mit dem Bischof vereinbart, daß die Gelübde eine Bedingung für den Dimissorienbrief wären, weil seine Exzellenz nicht der Meinung war, daß Herr Martin in der Pfarrei arbeiten könne: seine unsympathische Stimme, sein Äußeres, dann sein Mißerfolg im Lehrfach, wobei es sogar Unannehmlichkeiten gegeben hat...

Der Generalvikar Herr Richard ergänzte in Anwesenheit des Bischofs, daß Herr Martin keine Schuld habe; es sei sicher, daß Martin die anfänglichen Verdächtigungen nicht verdiente und daß ihm sein Benehmen korrekt erscheine. Aufgrund dieser Aussagen hahaben wir den Versuch gemacht und ihn aufgenommen. Der Bischof hat mir nie etwas von einem Schriftstück gesagt; es heißt nun, daß er es nicht gerne sähe, wenn Religiosen wieder zurückkommen, daß er schon ähnliche Fälle gehabt hätte und in diesem Punkte sehr streng sei, weil dies in seiner so mustergültigen Diözese einen schlechten Eindruck mache.

3. Bezüglich der Frage der Eier und Milchspeisen können Sie davon Gebrauch machen ohne weitere Dispens. Rom erlaubt es Ihnen, da diese Vorschrift sogar in Rom außer Gebrauch gekommen ist; und daher ist dort auch keine Erlaubnis oder irgendeine Dispens dafür zu bekommen: die Verwendung von Eiern und Milchspeisen ist allgemeiner Gebrauch geworden. Somit können Sie von der allgemeinen Gewohnheit Gebrauch machen: ein Bischof, sagt P. Champion, kann mir nicht ein Allgemeingut vorenthalten, daß mir durch die Kirche gewährt wird. - Aber gibt es in Marseille eine Dispens und ein Almosen? - Die Antwort lautet: unter den kirchlichen Vorschriften gab vor einiger Zeit die Abgabe des Zehnten und noch heute gilt: am Vorabend sollst du fasten usw.

Kurz, Sie können von den üblichen Gepflogenheiten Gebrauch machen und der Diözese als Almosen 50 Centimes geben; Ihnen bleibt die Ehre des s i n e p r i v i l e g i o.

Unsere Weihe war schön. Erkundigen Sie sich nun, ob am Passionssamstag, 16. Februar; (Der Monat muß ein Irrtum sein, A.d.Ü.), in Marseille eine Weihe stattfindet. Der hochw. Herr Nègre wird an jenem Tag in Toulon geweiht, man könnte ihn dorthinsenden; in diesem Fall würde ich die Dimissorien im Namen des Bischofs von Fréjius ausstellen lassen.

Es bleibt mir nur Zeit, Sie sehr herzlich im Herrn zu umarmen.

Eymard, S. S.


Nr.1013

An Frl. v. Revel

Paris, 10. März 1861.

Gnädiges Fräulein und teure Schwester!

Ich schicke Ihnen das Ergebnis der unternommenen Schritte bezüglich Thevenet; Herr Faure, ein Freund von mir, der sie durchgeführt hat, ist einer der gewissenhaftesten Männer einflußreich, weil er im Büro des Wohltätigkeitsvereins mitgearbeitet hat.

Nichts Neues außer den schwarzen Wolken und die Ängste alles dessen, was ehrlich ist.

Die Bösen triumphieren, sie haben die Kraft, das Geld und die Kühnheit auf ihrer Seite, wir müssen uns zu Füßen Unseres Herrn festhalten. - Es bleibt mir nur die Zeit, Sie zu grüßen, wie immer

ganz Ihr

Eymard.


Nr.1014

An de Cuers

Paris, 11. März 1861.

Lieber Pater!

Ich habe Ihren lieben Brief und dessen Sendung erhalten: alles wird getreulich ausgeführt.

Wahrhaftig! Der Diebesteufel hat es auf uns abgesehen! Ich glaube, daß es die Tochter der Mutter nachmachen muß, mit den Dieben ist nichts zu gewinnen: Sie haben richtig gehandelt, der Sache ein Ende zu bereiten; aber ich werde nach Aix gehen müssen! Ach, jetzt müssen wir es bereits gewöhnt sein!

Ich warte auf meine Vorladung vor den Friedensrichter, aber ich habe es Michael geschrieben; er könnte es teuer bezahlen, denn er muß gewiß über diesen Geldschein von 500 Fr. Rechenschaft ablegen. In Gottes Namen!

Der S t a t u s q u o unseres Hauses, das vielleicht in zwei, vier oder sechs Jahren enteignet werden soll, wenn die Stadtverwaltung nicht unseren Wünschen nachkommt, macht mich gelegentlich traurig, denn unsere Kapelle kann man nicht so lassen:warten wir auf die Stunde Gottes!

Gibt es eine Tür nach Lyon? Ich nehme es an: soeben erhalte ich einen Brief von jenem heiligmäßigen Priester, den ich kenne; das schmeichelt mir, ich liebe dieses Werk der Erstkommunion, es ist das königliche Werk der eucharistischen Hochzeit; in Lyon wäre dieses Werk auch schön! Es braucht ein Werk mit der Anbetung, ein Werk in Verbindung mit der Anbetung.

Was halten Sie von diesem Brief? Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen.

Unser neuer Koch hat uns verlassen, weil er mit der Anbetung nichts anzufangen wußte und weil er nicht mit der Gemeinschaft aufstehen konnte. Als er mir dies mitteilte, erwiderte ich ihm, daß er nicht an seinem richtigen Platz sei und daß wir keine Fremden beherbergen.

Nun besorgt Bruder Karl die Küche, und ich auch: meine Mahlzeiten werden s e h r g e l o b t; ich hatte vergessen, die Suppe zu s a l z e n.

Wir haben einen Aspiranten, der ein guter Anbeter ist.

Danke dem guten P. Leroyer. Ich werde die E u c h a r i s t i s c h e W o c h e in das Handbuch einfügen, es macht Fortschritte: ich arbeite wie ein Büffel.

Ich hätte die Absicht, den Mitgliedern der Aggregation ein kleines, weißes Band als Abzeichen und Merkmal zu geben; was denken Sie darüber? Und was meint P. Leroyer dazu? Das Band ist ein Symbol und entspricht dem Geist der Kirche.

Sie schreiben mir nichts über den Dimissorienbrief. Hat ihn der Bischof noch zu senden? Bitte gleich um Antwort: wenn die Sache Verspätung hat, so bleibt uns noch Zeit.

Aus ganzem Herzen Ihr ergebenster

Eymard.

P.S.- In Arras wurde wieder unter denselben Bedingungen wie am 1. Mai der Versuch gemacht, an uns heranzutreten; ich habe geantwortet: S i n t u t s u n t, a u t n o n s i n t, kein Zugeständnis.


Nr.1015

An de Cuers

Paris, 14. März 1861.

Lieber Pater!

Danke für Ihren Bruder Paul, unsere Küche funktioniert gut, Bruder Karl verrichtet seine Arbeit sehr gut; ich bin nicht mehr Koch, der zweite Bruder scheint vielversprechend, bei Bedarf könnte man ihn auch zum Koch befördern.

Ich werde die Brüder, welche hier sind, veranlassen, ein wenig Kochen zu lernen, damit sie sich bei Bedarf nützlich machen.

Das weiße Band, von der ich Ihnen geschrieben habe, wäre das Abzeichen der Aggregation, ohne es jedoch zum Tragen zu verpflichten, oder gar jemanden auszuschließen, wenn er es nicht trägt. Dieses weiße Band ist mir sympathisch.

Ich werde nach Lyon schreiben und sehen, was dabei herauskommt. Ich bitte insbesondere Herrn Chevrier, den Herrn Kardinal aufzusuchen, über sein Projekt zu sprechen und ihm bei Bedarf meinen Brief zu zeigen.

Wenn uns Gott dort haben will, wird uns die Autorität sagen: k o m m t! Das ist das e r s t e Z e i c h e n.

Bald werde ich Ihnen in der Angelegenheit von Frater Martin schreiben.

Es bleibt mir nur die Zeit, Sie in Christus zu umarmen.

Eymard.


Nr.1016

An Frater Maria Ratons

Paris, 20. März 1861.

Teurer Sohn!

Ich stelle mit Freude fest, daß Ihr Verlangen, ganz für das Hlst. Sakrament dazusein, brennend und dauerhaft ist; schätzen Sie diese Gnade hoch und haben Sie noch ein bißchen Geduld, Ihr Zeitpunkt wird kommen.

Seien Sie stets recht rein, denn für den Dienst am König der Könige, Unseren Herrn Jesus Christus, müßte man ein Engel sein. Gehen Sie entschieden der Sünde aus dem Weg und vermeiden Sie vor allem alles, was die hl. Bescheidenheit beleidigen könnte. Seien Sie allzeit recht fromm zu Unserem Herrn im Hlst. Sakrament und zu seiner hl. Mutter; wenn Sie Ihren Eintritt beschleunigen wollen, wenden Sie sich an den guten und ehrenvollen hl. Josef! Er ist der allmächtige Schutzherr; er ist der erste und vollkommenste Anbeter Jesu.

Seien Sie zuversichtlich, mein Sohn! Was Gott begonnen hat, wird wiederkehren. (Frater Maria kehrte im Oktober 1861 wieder zurück, A.d.H.); der Teufel, welcher auf Ihr Glück und Heil eifersüchtig war, wollte Sie schädigen, aber er wird besiegt werden; und der Zwischenfall in Marseille wird Ihnen nur von Nutzen sein, um Ihre Berufung noch höher zu schätzen und sich ihrer noch würdiger zu erweisen. Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit, ich freue mich immer, etwas von Ihnen zu hören und Ihre Briefe zu lesen.

Liebe Grüße an Ihre guten und frommen Eltern. Sie sind wirklich glücklich, teurer Sohn, solch gute Eltern zu haben! Hören Sie bereitwillig auf sie und gehorchen Sie ihnen, wie Jesus Maria und Josef gehorchte.

Ich segne Sie aus ganzem Herzen

Eymard

Sup.


Nr.1017

An Frl. v. Fégely

Rue Faubourg-Saint-Jacques 68, Paris, am 20. März 1861.

Durchlauchtigste Frau Gräfin!

Wie verspätet bin ich doch mit meiner Antwort an Sie! Ich habe mich lange in Marseille aufgehalten, und Ihr Schreiben ist hier liegengeblieben. Ich war auch an Grippe erkrankt; dies alles bedeutet aber nichts im Vergleich zu Ihren Sorgen und Ängsten, gute und ausgezeichnete Dame! Leider, leider! Wie Sie das Kreuz doch begleitet! Und dennoch sind Sie ganz für Gott und seinen Dienst da.

Es hat also den Anschein, daß der gute Herr und Meister auf der Suche nach einer großen und starken Seele, um ihm bei der neuerlichen Rettung unserer armen Gesellschaft zu helfen, sich ein wenig mit seinem Kreuz bei Ihnen aufgehalten hat; das hat mich jedoch für Sie gerührt, und wir beten inständig, daß dieses große Kreuz Blüten treibt und für Sie mit so vielen anderen zum reichen geistlichen und zeitlichen Segen wird.

Sie gehen mir in Paris sehr ab; Ihre Güte hat mich gewöhnt, Sie in aller Einfachheit zu sehen. Warum ist Fribourg so weit entfernt? Ich hätte Ihnen sonst einen herzlichen und ergebenen Besuch abgestattet.

Ich hoffe sehr, daß sich Ihre hervorragende Tochter, Fräulein Aloisia, gut erholt hat; und daß die Gegend, ihr hübsches Haus, ihr schönes Gebirgsland sie zur ursprünglichen Freude zurückgeführt haben. Bitte sagen Sie ihr einen Gruß von mir, ebenso auch Ihrem lb. Fräulein Maria, die ich gleich wie Sie alle Tage Jesus, der Hostie der Liebe und der Gnade, vorstelle.

Gute Mutter, sobald Sie einen freien Augenblick haben, schreiben Sie mir ein paar Zeilen; das wird ein großer Akt der Nächstenliebe sein.

Allzeit im Herrn verbleibe ich, gute Dame,

Ihr ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1018

An Frl. Danion

Paris, 20. März 1861.

Teuerste Schwester im Herrn!

Im Zweifel darüber, ob ich Ihren letzen Brief vom 9. März mit den beigelegten Meßstipendien beantwortet habe, will ich auf Nummer sicher gehen und darüber gebührend berichten.

Ihre 77 Messen werden laufend gefeiert, und zwar von P. Champion und von einem anderen Priester.

Ihre Messen zur Danksagung behalte ich mir selber vor, weil ich überglücklich bin, für ein Werk zu beten, das wir in der Liebe zu unserem guten Meister miteinander teilen; hernach kommen Ihre 3 gesonderten Messen an die Reihe.

Danken Sie noch in meinem Namen dem gütigen und liebenswürdigen Herrn Levoyer; wie bin ich ihm dankbar für seine Mildtätigkeit zu uns! Ja, natürlich, wir sind genauso dankbar für die Stipendien zu 1 Fr.- Nun denn, gute Schwester, wir haben allen Grund zur treuen Erfüllung unserer eucharistischen Opferzwecke, besonders der Sühne!

O Sie haben ganz recht, das Böse kommt von weiter oben, es kommt vor allem vom Heiligtum; während wir schliefen, hat der Böse das Unkraut gesät, das Feuer der Leidenschaft entzündet; und jetzt ist ein Brand daraus entstanden, der nur mehr durch die Flut der Gnade, sowie in Sack und Asche gelöscht werden kann. O wie reich ist die Hölle! Wie mächtig ist der Dämon der Finsternis! Man würde glauben, dies sei der beginnende Triumph des Antichrist. Schrecklich und beklagenswert ist der mangelhafte Bekennermut der Katholiken, die sich vom Strom der Irrtümer und der Gottlosigkeit mitreißen lassen; zumindest rühren sie sich nicht und schreien: Ruhe! Laßt uns in Frieden!

Der Frieden liegt in der Gerechtigkeit und Wahrheit; doch davon will man nichts wissen.

Ich nehme gerne Anteil an Ihrer Sehnsucht, teure Schwester, aber Sie sind so weit entfernt! Und zudem ruft die Pflicht an Ort und Stelle; ich bin überzeugt, daß es keine Schwierigkeiten gäbe, wenn es Gott wollte.

Sobald die Mitglieder Ihres Werkes zahlreich genug sind, können Sie mich einladen, Ihnen eucharistische Exerzitien zu geben. Und wenn es mir dann möglich sein wird, soll dies das Zeichen des Willens Gottes dafür sein. Beten Sie recht für uns, gute Schwester, denn wir sind arg beschäftigt.

Ich lasse Sie zu Füßen meines göttlichen Königs; in ihm verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1019

An Frau v. Grandville

Paris, 20. März 1861.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Am Montag habe ich die Antwort aus Rom erhalten; sie ist negativ ausgefallen. Msgr. Fiaramonti hat alles in seiner Macht Stehende unternommen, um die Bitte zu gewähren; es war unmöglich. -Könnte Ihnen nicht Ihr Bischof das gewähren, was so vielen anderen gewährt wurde? Es tut mir sehr leid, daß ich es nicht selbst tun konnte.

Ich muß Ihnen, um es nicht zu vergessen, gleich sagen, daß ich überhaupt nicht weiß, wann ich diesen Damen Exerzitien halten werde; ich werde es Ihnen melden, wann sie gehalten werden. - Bezüglich der niedergeschriebenen Exerzitien verspreche ich sie Ihnen gern; ich muß sie aber noch korrigieren, wofür mir die Zeit fehlte. Nach Ostern werde ich mich gleich an die Arbeit machen.

Nun komme ich zu Ihnen, gute Tochter. Wenn ich in Nantes wäre, oder Sie sich hier befänden, würde ich Sie sehr schelten, und zwar alle Tage. Sie handeln nicht klug, wenn Sie daran denken, die tägliche Kommunion fallenlassen zu wollen; das würde gerade noch fehlen! Wo würde dann Ihre Nahrung, Ihr Zentrum, Ihre Gnade, ja selbst Ihre Kraft bleiben? Weg damit, das ist ein schlechter Gedanke! Ihr Fieber ist wieder zurückgekehrt, die Verwirrung packt Sie, und Ihr guter Beichtvater sollte Sie aus seinem Beichtstuhl davonjagen und Sie nur alle 8 Tage zulassen.

Gute Tochter, Sie müssen diese sklavische Gewissensangst unbedingt korrigieren; - dies muß auch eine physische Ursache haben und davon herkommen, daß Sie dem Übel Ihrer alten Ängstlichkeit wieder Einlaß gewährten.

Glauben Sie mir: erforschen Sie sich nie, ob Sie in der Zwischenzeit von einer Ihrer gewöhnlichen Beichten zur anderen kommunizieren sollen oder nicht! Sehen Sie vielmehr in der hl. Kommunion eine Einladung von seiten der Barmherzigkeit unseres guten Meisters, und lassen Sie Ihren Platz am Tisch Jesu nicht leer stehen.

Was immer in der Zwischenzeit an Sünden vorgefallen, treten Sie vor! Am Tag Ihrer Beichte werden Sie sie alle zusammenfassen, wie man den Staub in einem Zimmer, das man reinigt, zusammenkehrt.

Lassen Sie doch all dieses armselige Fasten! Sie können und dürfen nicht fasten; oder besser: ich sage Ihnen: fasten Sie nicht! Und damit ist alles gesagt.

Ja, ja, ich möchte wohl, daß Sie unter einem vollkommeneren und umfassenderen Gehorsam stünden: Sie würden darin sehr glücklich sein; aber Unser Heiland muß mit seiner weisen Hand ein besonderes Kloster für Sie bauen. Bis dahin üben Sie sich im Gehorsam inbezug auf die augenblicklichen Gnaden, auf die gegenwärtigen Pflichten, auf die Anforderungen Ihres kränklichen, leidenden Zustandes. All das ist sehr gut. Aber wo bleibt das Herz? Das Herz bleibe frei und soll allzeit für seinen guten Meister schlagen. Beschäftigen Sie sich ein wenig mehr mit Jesus, unserem König und Gott - und nicht gar so viel mit Ihrer geistlichen Toilette - und er wird zufriedener sein - und ich auch.

Mut, meine Tochter! Schreiben Sie mir bald, daß Sie es so machen, wie ich wünsche. Ich segne Sie aus ganzem Herzen und verbleibe im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, S.


Nr.1020

An de Cuers

Paris, 23. März 1861.

Lieber Pater!

Ich sende Ihnen meinen Brief an Frater Martin; lesen Sie ihn und geben Sie ihm denselben dann verschlossen, falls Ihnen sein Schreiben auch verschlossen überreicht wurde; oder tun Sie, was Sie für besser halten. Sollte er das Schreiben übel aufnehmen, so schreiben Sie mir, dann werde ich ein anderes Mittel ergreifen. Das Schreiben ist etwas scharf, vielleicht, aber man muß den Augenblick nützen.

Ich schätze den Brief dieses Seminaristen; und es will mir scheinen, daß in ihm einige Hoffnung auf Berufung besteht.

Hier ist die Rechnung für das Wachs, 1.108 Fr.; bei der nächsten Gelegenheit sende ich Ihnen die anderen Rechnungen.

Bruder Heinrich ist der glücklichste Mensch; er ist ein guter Religiose und wird es auch in Zukunft sein.

Frater Chanuet steht unter den Fahnen Unseres Herrn, er ist ganz für seinen Meister da; er hat sich voll eingesetzt, er wird einmal der Heilige des Tages sein.

Wir erwarten im Monat April, um den 15. herum, einen Priesternovizen; es ist jener Kandidat, dessen Brief ich Ihnen zu lesen gab. Ich habe einen skrupulösen Priester abgewiesen, der lästig und unnütz zu werden begann.

Michael tut nichts, sagt nichts und wird auch im Hinblick auf meine Drohung, weitere Schritte zu unternehmen, sich nicht rühren.

Nichts aus Lyon. Man muß stets durch die Tür der Autorität eintreten: das ist der königliche Weg der Eucharistie und die Devise: I n h o c s i g n o v i n c e s.

Die Stadtverwaltung wird vorzeitig die Enteignung annehmen. Die Dokumente sind in Vorbereitung, es wird die Schätzung eingeleitet; wir warten ab. Der Gute Meister hat mir Adolf (den ehemaligen Knecht) geschickt; ich habe ihn als Tagwerker aufgenommen, um unseren zwei Brüdern das Kochen beizubringen; er ist zufrieden und wir sind es auch. Er mag Sie sehr; und schließlich bittet er, als Religiose aufgenommen zu werden. Ich will ihn prüfen. Er hat mich schon hundertmal gebeten, zu Ihnen gehen zu dürfen.

Leben Sie wohl, lieber Pater, tausend Ostergrüße an alle, die Patres und die Brüder.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard, S.S.

(1) Stempel der Kongregation in ovaler Form und mit schwarzer Tinte. Monstranz, überschrieben mit: Adveniat Regnum Tuum" in Halbkreisform; ein anderer Halbkreis unten: "Societas SS. Sacramenti".


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