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Nr.0642

An Herrn Dupont

Bemerkung: In Bezug auf die feierliche Aussetzung am 6. Januar 1857 unterläßt es Pater Eymard nicht, "seinen teuersten Bruder und Freund in Unserem Herrn" ...an den Gefühlen der Freude und Dankbarkeit, welche dieses Ereignis in in unseren Herzen hervorruft" anzuschließen.

"Sie lieben uns im Herrn; Ihre Frömmigkeit und Ihre Zuneigung werden mit Freude unser Glück vernehmen. - Am 6., 7. und 8. Jänner haben wir anläßlich der Eröffnung der feierlichen Aussetzung des Hlst. Sakramentes in unserer Kapelle ein eucharistisches Triduum abgehalten. - Msgr. Hartmann, der Bischof von Bombay, hat die erste Aussetzung vorgenommen und den ersten Segen erteilt... Wie kann ich Ihnen die Gefühle schildern, die unsere Seele beflügelten! Die Dankbarkeit und die Empfindung unserer Niedrigkeit, das Vertrauen und die Selbstauslieferung, das Kreuz und die Liebe!..."
"Was denn - nach nur 8 Monaten der Vorbereitung und der Seufzer sind wir nun im Besitz unseres Schatzes! Wir sind kaum geboren, und Jesus hat bereits einen Thron in unserer Mitte!"
"Das ist nicht alles; jede Woche am Sonntag, Dienstag und Donnerstag haben wir das gleiche Glück, die Aussetzung zu haben! Welch schöne Tage sind doch diese!... Der Dämon wütet; er möchte uns entmutigen und zerstören; wir aber haben Vertrauen zu unserem guten Meister. - Wenn wir aus seinem Herzen kommen, brauchen wir nichts zu fürchten, wenn wir von uns selbst kämen, o dann ja! Möge alles menschliche Wollen zerstört werden, alles, was von uns kommt, möge zugrunde gehen!..."

"Welch ein Opfer bedeutet es für uns, guter Vater Dupont, daß Sie von uns so fern sind! Sie würden uns soviel Gutes erweisen!...

"Ich bitte Sie nochmals, dem göttlichen Antlitz Unseres Herrn für die Heilung meines so starken Herzklopfens zu danken. Seit meiner letzten Reise nach Tours habe ich nichts mehr gespürt. Wie ist der lb. Gott doch so gut!"

Er bittet ihn, eine Novene anzufangen für die Heilung eines Augenleidens eines seiner Priester:

"Ich habe heiliges Öl, er wird zu Mittag in Vereinigung mit Ihnen beten".

"Im Anschluß der Bestätigung für die erfolgte Heilung, die Eymard den Gebeten zuschrieb, welche zu Ehren des hl. Antlitzes Unseres Herrn verrichtet wurden, schreibt er:

"Möge die Gnade Gottes und seine Liebe mein Herz schlagen und sich für seine Verherrlichung verzehren lassen: das ist alles, was ich ersehne!"

7. Oktober 1857.


Nr.0643

An Marg. Guillot

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 1. Jänner 1857.

Liebe Tochter und Schwester im Herrn!

Zu Füßen des göttlichen Tabernakels und bei der Feier der heiligen Messe für Sie habe ich Ihre Neujahrswünsche erwidert, die zusammenfassend so lauten:

Mögen Sie dieses Jahr Ordensschwester vom Hlst. Sakrament werden und im Zönakel seiner Liebe sein! - Ich hege die sanfte Zuversicht, daß Jesus diesen Gedanken, diesen Wunsch zu seiner Ehre segnen werde, und daß dann alle diese kleinen Kreuze, die auf Ihrem Weg verstreut sind......................................................................................................

.................................................................. 2 Zeilen gelöscht .............................................

ein Ende nehmen.

Die Braut eines Königs trachtet nur ihrem Bräutigam zu gefallen, und überläßt ihm die Sorge für das Äußere und die Führung.

Sie werden eine Braut zu Füßen des göttlichen Thrones sein, und ER wird Ihre Vorsehung, Ihr Erlöser und Ihr Alles sein.

In Erwartung dieses gesegneten Tages werden die Vorbereitungen und Bestimmungen getroffen; und wenn das Zönakel vollendet ist, wird man Ihnen sagen: erheben Sie sich, nehmen Sie Ihre brennende Lampe und treten Sie vor den himmlischen Bräutigam.

Für uns nähert sich der Augenblick, an dem Jesus öffentlichen Besitz von seinem Zönakel ergreifen wird; schon seit zwei Tagen sind zwei Priester angekommen; so sind wir vier Priester, und zwei oder drei andere bereiten sich darauf vor, demnächst zu kommen.

Seit mehr als zehn Tagen halten wir Nachtanbetung; wir, mein Mitbruder und ich, haben angefangen, jeder eine Nachtstunde zu übernehmen, indem wir uns sagten: jene, die danach kommen, werden uns folgen; und siehe: damit sind jetzt bereits vier Stunden besetzt.

Danke, gute Schwester, für das, was Sie uns geschickt haben; wahrlich, welche Vorsehung! Und ich gestehe es Ihnen: das wird uns sehr nützlich sein. Wenn ich nicht Unseren Herrn hätte, um alle meine Schulden bei Ihnen zu begleichen, wäre ich darüber traurig, aber ich habe eine gute Kaution.

Eine große Neuigkeit! Seit dem Tag der Unbefleckten Empfängnis kein Tabak, kein Käppchen in der Kirche mehr, und ich finde mich gut zurecht. Hätte ich diesen Sieg vorausgesehen, würde ich Sie gebeten haben, weiße Taschentücher auszuwählen; aber das macht nichts.

Meine Neujahrswünsche diesem teuren und vielgeliebten Vater Gaudioz, sowie seiner lb. Gemahlin und seinen zwei Töchtern.

Ich verbleibe stets in Unserem Herrn

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0644

An Frau Gourd

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 19. Jänner 1857.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Wie besorgt war ich doch um Sie alle! Ich begnügte mich für Sie zu beten; danke für Ihren Brief und auch für alles, was Frl. S. uns geschickt hat.

Sie können es kaum glauben, wiesehr uns dies nützlich war. Wenn man Geld hat, gibt man es für tausend Dinge außerhalb der Bedürfnisse aus. Aber die Folgen sind da; wir haben jedoch das Wesentliche, Sie haben soviel bedürftige Leute, teilen Sie mit diesen. Das Heimgeld ist bezahlt. Ich hoffe, daß das ältere Kind sein Monatsgeld bald selber verdienen wird. Ich muß in einigen Tagen diese Sache besprechen.

Ich komme zu Ihrem Brief. Nichts ist besser als die Gegenwart, die Illusion abzulegen und das große Gnadengeschenk aufzuzeigen, daß man nichts Weiteres unternommen hat. Meine Meinung ist zur festen Entscheidung gekommen: ich möchte es unter keinen Umständen, die Erziehung eines Seemannes läßt sehr zu wünschen übrig. Was seine Nachbarschaft anlangt: Gott hat sie gewollt, gut so; aber ohne zu brechen, noch gleichgültig zu sein, nützen Sie die paar Gelegenheiten für die Kranken, ja empfehlen Sie ihn sogar. All das kann geschehen, aber immer mit einer gewissen Zurückhaltung, vor allem was die Eheschließung betrifft; ja, es ist zu wünschen, daß dies durchgeführt werde: er hat bestimmt gute Eigenschaften und ist mehr wert als viele andere. Wenn man Sie darüber um Auskünfte fragt, können Sie Gutes berichten. Was die persönlichen Fragen angeht, sind Sie zur Bekanntgabe derselben nicht verpflichtet; das sind Familiengeheimnisse. Ich halte ihn für einen guten Arzt, besser als viele andere, weil er Medizin betreibt, während viele andere nur mit Diäten arbeiten und Linderungsmittel verschreiben.

Ich freue mich zu hören, daß Herr G. sein Zuhause, sein Familienleben liebt; das ist ein gutes Vorzeichen; das ist der erste seriöse Schritt hin zu den Pflichten und zu Gott. Erhalten Sie diese Umkehr aufrecht, das wird Sie zur Kirche führen.

Nun zu Ihnen: absolut kein Fasten, Gott will es so. Gehen Sie spätestens um 22 Uhr zu Bett und wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, hören Sie mit allen Frömmigkeitsübungen auf, auch wenn Sie noch nicht erledigt sind; begnügen Sie sich mit dem Nachtgebet; dann legen Sie sich in Frieden zur Ruhe. Sie können jedoch als gewissen Ersatz für den Kreuzweg Ihre fünf Vaterunser und fünf Ave beten.

Ja, in der Tat, lesen Sie ein wenig mehr, wenn Sie ein geistliches Buch finden könnten, das Ihnen guttut, ohne die Aufmerksamkeit des Geistes zu ermüden.

Nehmen Sie ein Buch, das Ihr Herz nährt und hinlenkt zu Jesus in seiner Liebe, in seiner Verborgenheit, am Kreuz, in der Eucharistie oder in allen diesen Zuständen.

Das Wichtigste für Sie, teure Tochter, wäre, daß Sie Ihre Seele nahe bei Jesus im Hlst. Sakrament halten, sodann: daß Sie sich in Frieden und Freiheit mit allen Menschen und Dingen abgeben; aber um Gottes willen: keine Anspannung der geistigen Kräfte, niemals eine Entmutigung! Betrachten Sie sich als arme Dienerin Jesu, die nur zum Kehren und die Tür seines Hauses zu bedienen taugt.

Zu dieser 40jährigen Person von Lyon: bleiben Sie frei, Sie haben genug andere Verpflichtungen. Die göttliche Vorsehung wird sich um sie kümmern.

Zu Herrn L.(wahrscheinlich: Lalour, A.d.Ü.) und seine Umarmungen: sprechen Sie nicht mehr davon; vielleicht war dies das letztemal, und wenn er ein bißchen Feingefühl hat, wird er die Lektion verstanden haben; sollte er darauf zurückkommen, sagen Sie es ihm selbst oder schreiben Sie es ihm, indem Sie ihm den vorsichtigen und zurückhaltenden Charakter zu Ihrer Situation und zum Land zu verstehen geben.

Danke, lb. Tochter, für Ihre Wünsche und Gebete zu Füßen des göttlichen Tabernakels; ich bin sehr glücklich, sie Ihnen zu erwidern: wie angenehm ist es doch, im eucharistischen Haus zu wohnen! Wie gut ist Jesus darin!... Auch Sie haben ihn dreimal in der Woche bei Ihnen. Sonntag, Dienstag und Donnerstag pflegen wir die Aussetzung des Hlst. Sakramentes; das sind drei Festtage; wenn wir zahlreicher sein werden, werden wir sie ständig haben; das wird dann der ununterbrochene Himmel sein.

Meine herzlichsten und ergebensten Grüße an Ihre ausgezeichnete Mutter! Sie wissen, mit welchen Gefühlen ich Ihnen, teure Tochter, im Herrn verbunden bleibe.

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.


Nr.0645

An Marianne

Alles für Jesus in der Hostie.

Paris, 19. Jänner 1857.

Liebe Schwestern!

Ich bin mit meiner Antwort an Euch in großer Verspätung; seit mehr als einem Monat hatten wir soviel zu tun, daß ich keine Zeit dazu hatte.

Wenn Ihr zudem wüßtet, was das Leben in Paris bedeutet, wie die Tage rasch dahinfliegen! Am Fest der Epiphanie hatten wir das Glück, unsere erste feierliche Aussetzung des Hlst. Sakramentes zu vollziehen. Sie wurde von Msgr. Hartmann, dem Bischof in Bombay, vorgenommen. Es war eine beachtliche Gläubigenschar anwesend.

Unsere Kapelle war sehr schön und geschmackvoll geziert. Ein herrlicher mit Edelsteinen besetzter Baldachin, eine schöne vergoldete und mit Brillanten versehene Krone ruhte über dem Altar. Schöne Kandelaber und anbetende Engel zierten die Altarstufen. Alles war neu und gehörte uns.

Und wenn wir an den Beginn dachten, wo alles noch herzurichten war, da weinten wir vor Freude. Gott hat eigentlich alles gemacht und geleitet. Wir waren 4 Priester rund um dem eucharistischen Thron, und die Männer der Anbetung in Paris gesellten sich zu uns.

Schöne Tage, die den Himmel erahnen lassen. Seitdem fahren wir mit der Aussetzung am Sonntag, Dienstag und Donnerstag jede Woche fort, bis wir zahlreich genug sind, sie alle Tage zu halten.

Ihr versteht, lb. Schwestern, daß ich Euch nicht vergessen habe und daß ich Euch alle Tage Unserem Herrn darstelle. Wie ich es gewohnt bin, habe ich am Weihnachtstag die hl. Messe für Euch dargebracht.

Meine Gesundheit ist gut und ich wünsche, daß auch die Eure durchhält.

Ihr habt ohne Zweifel die traurige Nachricht über die Ermordung des Erzbischofs von Paris gehört. Das hat uns großen Schmerz und tiefe Betrübnis bereitet, denn er hat uns ein lebhaftes Interesse entgegengebracht. Paris trauert um ihn: er war so fromm und freigebig.

Gott allein, meine Schwestern, bleibt bei uns und er ist stets unser Vater.

Ich war traurig über die Nachricht vom Tod ........ (hier ist das Blatt zerrissen, A.d.H.) von Frau Arland; ich werde ihr schreiben.

Allzeit im Herrn, teure Schwestern, verbleibe ich

Euer Bruder

(S) Eymard.


Nr.0646

An Marg. Guillot

Alles für Jesus in der Hostie.

Paris, 19. Jänner 1857.

Liebe Tochter im Herrn!

Heute möchte ich ein bißchen länger mit Ihnen reden; alles ist gut angekommen, selbst die Butter: alles ist in Gebrauch. Gott sei dafür gepriesen, auch Sie und alle die anderen!

Es war am 8. Dezember, daß ich die hlst. Jungfrau gebeten habe, den Tabak und das Käppchen aufzugeben; und diese gute Mutter hat es erwirkt. Bis jetzt bin ich darüber glücklich und dies kostet mich nichts mehr.

Es ist ein kleines Opfer und rund um Unseren Herrn ist es geziemender.

Wir haben für die Pension der zwei Kinder genug gehabt; es blieb noch ein Rest von vorher. Das eine kommt auf monatlich 25 Fr. und das andere auf 30. So kommen wir also bis zum Monat März aus. Bezüglich Ihres Geldes: nehmen Sie es zu sich; Sie tun vielleicht besser, wenn Sie es in Paris in einem Handelshaus anlegen, wo Sie mehr davon hätten. Ich weiß von Personen, die im Handel 8 und 10% bekommen, aber mit Garantie.

Endlich ist also Chasselay vollendet und das Schloß wird wieder zur Höflichkeit und zu Protesterhebungen Anlaß geben, leider! Die Welt mit ihren kleinen Leidenschaften ist überall zugegen. Wie glücklich ist man, wenn man nur Gott allein braucht und wenn er genügt!

Ich befürchte sehr, daß Sie diese Neujahrsbesuche angestrengt haben. Wären Sie wenigstens in Ruhe daheimgeblieben wären und sich wegen Ihres Zustandes entschuldigt hätten; sodann dispensiert Sie Ihr Amt von den Besuchen Ihrer Tertiarinnen; ein Kommandant macht seinen Soldaten keine Besuche. Was wird also aus diesem berühmten Handbuch des Dritten Ordens? Sein Erscheinen dauert wohl sehr lange!

Plaudern wir ein bißchen von uns. Welches Glück war es für uns, am 6. Jänner Jesus, unseren König, zum erstenmal auf seinen Thron der Liebe steigen und seine Gegenwart durch eine so hervorragende Gnade erscheinen zu sehen! Mein Herz war übervoll, um seine Gefühle auszudrücken und darüber sprechen zu können. Ich war fast stumm und vor Erstaunen ohne Verstand. Wenn ich nämlich an den Weg denke, den Jesus verfolgte, um bis hierherzugelangen und uns durch soviele Schwierigkeiten hindurchgehen ließ, ohne daß wir es ahnten! Wenn ich heute diese vergangenen Schwierigkeiten sehe, so bin ich wie jemand, der die größten Gefahren durchquert hat, ohne es zu ahnen; dies gelang deshalb, weil Jesus im Boot war und wir zu seinen Füßen geschlafen haben. - O ja, Gott will dieses eucharistische Werk! Tagtäglich sehen wir dafür die Beweise, wenn wir nur einer so großen Gnade ganz entsprechen würden!

Jetzt scheint bei den guten Maristenpatres alles ruhig zu sein, und dieses Kreuz ist für mich keines mehr; ich brauchte dies, um zu einem größeren Vertrauen auf Gott zu gelangen.

Dann deutet uns auch dieser so grausame Tod des Erzbischofs an, daß Gott uns allein beschützen will.

Jetzt, wo das Samenkorn in der Erde liegt, brauchen wir nur mehr zu faulen, um in der Gnade Gottes zu keimen.

Meine Gesundheit steht .......... ich tue Dinge, die ich bei den Maristen nie hätte tun können. Meine Stunde der Nachtanbetung ist angenehm; es ist von 8 bis 9 Uhr abends und morgens von 5 bis 6 Uhr.

Adieu, gute Tochter, möge Gott Sie alle beschützen.

Ihr im Herrn ergebenster

EYD.


Nr.0647

An Pfarrer Baret

Alles für Jesus in der Hostie.

Paris, Rue d'Enfer 114, 25. Jänner 1857.

Lieber, alter Freund!

Ich kann die Freude kaum fassen, die mir Dein lb. Brief bewirkt hat, und welch köstliche Erinnerungen er aufgefrischt hat!

So sind wir also sehr entfernt voneinander und seit langer Zeit haben wir uns nicht gesehen. Wieviel Dinge haben sich seither doch ereignet! Ich bin bei der Arbeit an einer Gründung. Wirklich, wenn man nicht wüßte, daß Gott sich dessen gerne bedient, der ein Nichts ist, um etwas damit zu machen und daraus seine Verherrlichung zu erwirken, so wäre es eine Torheit. Unser kleines Werk ist im Gang: wir haben unsere feierliche Aussetzung am 6. Jänner, am schönen Tag der Erscheinung des Herrn, begonnen. Es war Exzellenz Hartmann, der Bischof von Bombay, der die Eröffnung vorgenommen hat. Wir waren vier Anbeterpriester im Hause.

Seither führen wir die Aussetzung dreimal pro Woche durch: am Sonntag, Dienstag und Donnerstag. Ich kann Dir das Glück nicht schildern, das ich empfinde, mich endlich nach so vielen Jahren einer so abwechslungsreichen und aktiven Seelsorgearbeit ein wenig zu Füßen des göttlichen Meisters auszuruhen und in Frieden einige Stunden in Anbetung zu verbringen.

Lieber Freund, sobald auch Du Dich ein bißchen ausruhen und etwas mehr an Dich denken möchtest, wirst Du zu uns kommen; es wird stets eine Zelle in unserem Abendmahlssaal für Dich vorhanden sein.

Bezüglich Deiner Angelegenheit der Errichtung einer Außenstelle von Sankt Martin suche ich jemanden, der sie betreuen könnte. Weil der Minister neu ist, hat sich alles geändert. Ich verspreche Dir alles zu tun, was ich kann. Wäre der frühere Minister noch im Amt, wäre Deine Sache erledigt; ich kannte jemand aus seiner Verwandtschaft.

Wenn Dein Neffe durch irgendeinen Senator oder Abgeordneten dem Minister eine Petition zukommen ließe, sodann die Sache vorantreiben würde ... denn wenn man in diesem Paris wartet, bis man drankommt, wartet man lange darauf. Ach, lieber Freund, möge doch unser Land noch für die Religion leben! Dieser Norden ist der Jammer des Priesters: das Geld, die Vergnügungen, die Machenschaften, das ist das Leben der großen Mehrheit. Was wird aus alldem werden? Das Böse nimmt zu und das Gute schwindet. Die Gottlosen sind bestens organisiert, und die Guten verstecken sich.

Bete für uns. Sei versichert, daß ich Dich nicht vergesse.

Adieu, lieber Freund.

In J.Chr. bleibe ich Dein

Eymard, S.S.S.


Nr.0648

An die Oberin des Hôtel-Dieu

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, Rue d'Enfer 114, am 25. Januar 1857.

Gute Mutter!

Es war mir eine große Freude, Ihr Brieflein zu erhalten, Ihre Kreuze mit Ablässen zu versehen und Ihre Wünsche für mich zu lesen. Danke, gute Mutter, aber ich habe nichts getan, um soviel Güte zu verdienen. Ich hoffte, sie später zu verdienen, aber Gott hat es nicht gewollt.

So bin ich nun in Paris, ganz beschäftigt mit dem Werk des Hlst. Sakramentes: ich organisiere, bete und seufze nach diesem eucharistischen Reich, das so gut, so schön, so mächtig und so köstlich ist für die Seele, die dessen Geheimnis erfaßt. - Alle Geheimnisse Jesu und Mariens haben ihren besonderen Orden, der sie ehrt, behütet und deren Tugenden, Geist und Leben sie fortsetzen. Und warum hat der König der Könige nicht auch seine Ehrenwache und seinen eucharistischen Hofstaat? Warum kommen die Menschen nicht, um ihren Platz im Abendmahlssaale einzunehmen?

Gott hat uns recht geholfen: er hat alles getan; und das Wunderbarste daran ist: er hat alles getan mit dem, was am gebrechlichsten, am armseligsten, am unvollkommensten und bösesten ist.

Hier trifft das Gegenteil von dem ein, was man bei den anderen Orden sieht, die berühmte Menschen, wenigstens was ihre Tugenden betrifft, an deren Spitze erlebt hat. Hier ist Jesus Christus alles, und der Mensch ist nichts. Wenn es hier einen großen Mann gäbe, würde man nicht sofort zum Meister gehen.

Wir haben bereits das Glück, die Aussetzung des Hlst. Sakramentes am Sonntag, Dienstag und Donnerstag zu halten. Einige fromme Gläubige kommen in unsere stille Kapelle; aber man fühlt sich hier wohl!

Wir sind drei Priester; einige bereiten sich darauf vor, aber der Dämon, der vor der Eucharistie erschreckt, hemmt sie.

Beten Sie für uns, gute Mutter, und lassen Sie Ihre lieben Schwestern beten, die ich nicht vergessen könnte und gerne Unserem Herrn empfehle, weil ich sie liebe wie Schwestern.

Ich habe oft gedacht, daß ich Herrn Gattier besucht hätte, würde ich seine Adresse kennen. Was hält seine liebe Tochter davon?

Meine hochachtungsvollsten und ergebensten Grüße an alle Ihre guten Schwestern ... (..... 2 oder 3 Wörter gelöscht .....), die uns zu freundlich aufgenommen haben; und an Ihren ehrwürdigen und liebenswürdigen Seelsorgspater, wenn Sie es für gut und schicklich halten.

Allzeit im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.

P. S. - Sobald ich nach Lyon gehen werde, erhalten Sie meinen ersten Besuch; und ich werde die gute Schwester Gattier bitten, mir meinen Vorrat an antirheumatischen Zugpflastern zu besorgen.

An Frau Gourd.


Nr.0649

An Frl. Stephanie Gourd

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 25. Jänner 1857.

Liebe Tochter, wenn meine Feder so schnell gewesen wäre wie die Freude, die mir Ihr Brief bereitet, so hätte ich Ihnen früher geschrieben. Ich kann es mir nicht erklären, wieso ich so lange damit gewartet habe. Ich war aufgrund Ihres letzten Schreibens sehr beunruhigt. Gott sei dafür gepriesen! Nun bin ich froh, so gute Nachrichten zu vernehmen!

Seien Sie der Schutzengel Ihrer guten Mutter, ihre Schwester der Nächstenliebe, ihr Arzt, sodann ihre Freundin und ihre zarte Tochter. Lassen Sie ihr die Pflege, die sie braucht, ordentlich und ohne Unterbrechung angedeihen; diese lb. Mutter muß Ihnen darin gehorchen. Sobald die Zeit zum Schlafengehen gekommen ist, heben Sie die Versammlung auf. Unterbrechen Sie die Beschäftigungen und sogar die Besuche, wenn es möglich ist, um etwas zu essen. Ihre Mutter hat Vorrecht. Aber seien Sie sehr anmutig, zuvorkommend und liebenswürdig; darin besteht die Blume der Nächstenliebe und der Balsam der echten Tugend.

Was diese Nachbarschaft angeht: das ist bedeutungslos, Sie sind geheilt, Sie können Ihre Ansicht darüber begutachten, analysieren und formulieren; dann sollen Sie dem guten Jesus danken, daß er Sie in seinem liebenswürdigen Dienst bewahrt hat.

Wenn es die Nächstenliebe erfordert, daß Sie sich um Ihre Eltern kümmern, dann will Sie Jesus Christus vorzüglich bei ihnen; seien Sie dabei zufrieden; aber weil Ihr Herz und Ihre Gedanken Ihnen gehören, lenken Sie sie von Zeit zu Zeit, ja häufig zum göttlichen Tabernakel.

Bezüglich Ihrer Zerstreuungen, Unfruchtbarkeit usw..: nehmen Sie sie als ein natürliches Gebrechen und ermutigen Sie sich vorwärts zu gehen. Es ist der lb. Gott, der Sie durch dieses Mittel verpflichten will, durch die Wüste und das Opfer zu ihm zu gehen. Das ist der gute Weg.

Zu diesen Trillern: es wäre wegen Ihrer Kehle besser, wenn sie nicht wären; aber wenn sie sich entspannen, ist es eine Erholung.

Danke für Ihre christlichen und eucharistischen Wünsche.

Gehören Sie stets ganz Gott. Geben Sie alles für alles, und zwar im Großen wie im Kleinen. Das ist mein Wunsch, teure Tochter.

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0650

An Frau Galle

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, rue d'Enfer 114, am 28. Jänner 1857.

Liebe Frau Galle!

Wie groß ist doch das Kreuz für eine Mutter, dazu noch eine so gute Mutter! Dieser arme Paul, der Ihr Glück und Ihre Stütze sein sollte, wird zu Ihrem Kalvarienberg.

Ach, wenn er doch verstünde, was eine Mutter wert ist! Dieses arme Kind wird es zu spät erfassen! Er war stets durch das Herz einer Mutter gehegt, gepflegt und geliebt, und dies ist nun der Grund, warum er nicht diese Güte mit dem Gegenteil vergleichen kann.

Oft läßt auch eine Krankheit ein besseres Verhalten entstehen und öffnet das Herz der Zuneigung. Gott gebe ihm diese Gnade!

Schonen Sie sich, teure Frau, für diesen armen Sohn! Was würde er ohne Sie werden? Sie sind seine Vorsehung und sein Schutzengel.

Alle Ihre Almosen, alle Ihre Gebete werden nicht umsonst sein. Gott hat seine Termine.

Hören Sie nicht auf zu beten; ich bete in Vereinigung mit Ihnen zu Füßen des Hlst. Sakramentes.

Wir haben das Glück, ihn am Sonntag, Dienstag und Donnerstag jeder Woche ausgesetzt zu haben.

Unser kleines eucharistisches Werk gründet sich unscheinbar und schweigsam; wir haben es so notwendig zu beten, uns vorzubereiten, uns zu kreuzigen und uns selber abzusterben, damit sich Gott herabwürdigt, sich unseres Nichts zu bedienen.

Beten Sie immerfort für uns, teure Dame; man betet für die Soldaten, die sich zum Kampf ins Schlachtfeld begeben; wir bedürfen des Gebetes noch mehr.

Adieu, gute Dame und teure Schwester! Jesus tröste und stärke Sie.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard

S.S.S.


Nr.0651

An Frl. Rosa Nègre

Alles für Jesus in der Hostie.

Paris, 30. Jänner 1857.

Liebe Tochter, ich preise Gott dafür, daß dieser Zeitpunkt, wo Sie sich ganz der göttlichen Eucharistie hingeben, naht. Stellen Sie sich ganz wie die hlst. Jungfrau darauf ein, sich darauf vorzubereiten, ihren göttlichen Sohn so zu empfangen und ihm zu dienen, wie er es haben möchte. Und mit welcher Freude hat diese göttliche Mutter ihm im Stall, im Exil, im Schweigen von Nazaret und bis auf dem Kalvarienberg gedient! Jesus war ihr ganzer Reichtum, ihre ganze Gesellschaft, ihre ganze Freude, ihr ganzes Leben.

Wie sind wir glücklich, daß Jesus unsere Dienste annehmen will und uns erwählt, um ihm eine neue Familie von Anbetern, einen treuen und ergebenen Hofstaat zu gründen, der ihm bis zum Ende der Welt dienen wird!

Sollten wir auch tausend Martyrien erleiden müssen, wir wären überglücklich, Jesus durch das Reich der göttlichen Eucharistie zu verherrlichen!

Also Mut, lb. Tochter, machen Sie sich über Ihre Armseligkeiten und Schwierigkeiten keine Sorgen. Jesus kümmert sich um alles.

In Jesus im Hlst. Sakrament

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0652

An Marianne

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, am 30. Januar 1857.

Liebste Schwestern!

Ich war sehr betrübt, als ich vernommen habe, daß Ihr krank wart, und zwar als Folge der Nachricht über die schreckliche Ermordung des Erzbischofs von Paris. Was habt Ihr Euch wohl darüber gedacht, daß dieses Verbrechen bei uns begangen wurde! Arme Schwester! Grämt Euch doch nicht so meinetwegen oder besser: bleibt mir erhalten, damit ich den Trost habe, Euch zu besuchen und über alles zu sprechen, was der lb. Gott durch unsere Armseligkeit machen möchte.

Wie freuen wir uns über das Glück, die Aussetzung des Hl. Sakramentes zu haben! Beunruhigt Euch nicht über meine Gesundheit, ich versichere Euch, daß ich mich seit langem schon nicht mehr so wohl fühlte und daß wir keine Unannehmlichkeiten noch Leiden haben.

Der Tod des Erzbischofs hat uns alle sehr getroffen; er war doch so gut zu uns! Gott hat diese Prüfung gewollt, aber Gott ist unser erster Vater.

Ich werde für Euch am Fest Maria Reinigung die hl. Meßfeiern, damit Euch U. Lb. Frau von La Salette schnell heile.

Dann werdet Ihr mir Eure Nachrichten senden. Sobald Ihr Frau Second von der Breuil-Höhe steht, sagt ihr, daß ich ihren Sohn Ludwig und ihre Schwiegertochter gesehen habe und daß es ihnen gutgeht; ihr Sohn ist reizend und sehr brav.

Ich befasse mich mit der Angelegenheit von Herrn Guétat mit Vergnügen; er verdient es in jeder Hinsicht, dieser gute Herr.

Möge Euch Jesus heilen und stärken!

Euer ganz im Herrn ergebener Bruder

Eymard, S.S.S.


Nr.0653

An Herrn Bal

Alles für Jesus in der Hostie.

Rue d'Enfer 14, Paris, 1. Februar 1857.

Lieber Herr Bal!

Bitte entschuldigen Sie gütigst die Verspätung meines Briefes, den Ihren habe ich mit einer sehr empfundenen Rührung gelesen.

Wie bin ich betrübt, Sie mit so schweren Kreuzen bedrängt zu sehen! O mein Gott, wie gerne möchte ich sie Ihnen erleichtern und mit Ihnen teilen!

Ich denke oft an Sie! Wenn mich die göttliche Vorsehung einen guten Platz für Sie finden ließe, würde ich es Ihnen gerne und sofort mitteilen!

Ich will meine Gebete für Sie verdoppeln, lieber Herr. Ja, wir sind sehr glücklich, eine solch engelsgleiche Berufung zu haben und fast ständig mit Unserem Herrn zu sein. - Es ist seit geraumer Zeit, daß ich mich nach einem so großen Glück sehnte; und Gott hat sich in seiner unendlichen Barmherzigkeit herabgelassen, seine Augen auf meine Armseligkeit und mein Nichts zu richten und mich in seinen göttlichen Dienst zu nehmen.

Nun bleibt die große Pflicht, so vielen Gnaden treu zu bleiben; Sie werden dies vom lb. Gott für mich erbitten, und ich werde Ihnen dafür sehr dankbar sein.

Wir sind zu sechst, drei Priester und drei Brüder; dreimal in der Woche, am Sonntag, Dienstag und Donnerstag, haben wir das Glück, die Aussetzung zu halten, bis es Gott gefallen wird, die Zahl der Anbeter zu vermehren.

Meine hochachtungsvollen Grüße an Ihre Frau Gemahlin, an Ihre Schwester in Vienne und alle ihre Freundinnen.

Allzeit im Herrn vereint Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0654

An Herrn Dupont in Tours

Paris, 1. Febr. 1857

Alles für Jesus in der Hostie!

Teurer Bruder und Freund in unserem Herrn!

Sie lieben uns im Herrn. Ihre Frömmigkeit und Zuneigung werden mit Wohlwollen unser Glück vernehmen.

Am 6., 7. und 8. Januar haben wir in unserer Kapelle zur Eröffnung der feierlichen Aussetzung des Hlst. Sakramentes ein eucharistisches Triduum abgehalten. Msgr. Hartmann, Bischof in Bombay, hat die erste Aussetzung vorgenommen und den ersten Segen erteilt.

Eine andachtsvolle Schar von Gläubigen teilte unsere Freude. Wie kann ich Ihnen die Empfindungen beschreiben, die in unserer Seele aufstiegen? Die Dankbarkeit und das Gefühl unserer Niedrigkeit, das Vertrauen und die Hingabe, das Kreuz und die Liebe.

Ja, was denn! Nach nur 8 Monaten der Vorbereitung und Sehnsucht sind wir bereits im Besitz unseres Schatzes. Wir sind kaum geboren, und schon hat Jesus einen Thron in unserer Mitte!

Das ist nicht alles. Jede Woche, am Sonntag, Dienstag und Donnerstag, haben wir die Freude der Aussetzung. Welch schöne Tage sind doch diese!

Unsere kleine Zahl hat sich noch etwas vermindert. Wir waren 4 Priester am 6. Einer ist wieder fortgegangen, um seine Sachen zu regeln. Drei Brüder beginnen ihre Postulantenzeit.

Der Dämon ist wütend. Er möchte uns entmutigen oder gar vernichten. Wir aber haben Vertrauen auf unseren guten Meister. Wenn wir aus seinem Herzen kommen, haben wir nichts zu befürchten. Wenn wir aber aus uns selber kommen, ach, dann ja! Jeder menschliche Wille möge vernichtet werden, alles, was aus uns kommt, möge zugrundegehen!

Welches Opfer bedeutet es uns, guter Herr Dupont, daß Sie soweit von uns entfernt sind! Sie würden uns soviel Gutes erweisen! Ich bitte Sie weiterhin, dem hl. Antlitz unseres Herrn zu danken, daß ich von meinem so heftigen Herzklopfen geheilt bin. Seit meiner Reise nach Tours hatte ich nicht mehr darunter zu leiden. Wie ist doch Gott so gut!

Ich bitte Sie, morgen, 2. Februar, Fest Mariä Reinigung, mit der Novene für ein Augenleiden zu beginnen, das einen unserer Priester plagt. Ich habe hl. Öl bei mir und werde am Mittag zusammen mit Ihnen beten.

Meine ergebensten Empfehlungen für Ihre vorzügliche Mutter und für den Herrn Vikar, Ihren Freund.

Stets im Herrn vereint, verbleibe ich,

teurer Bruder, Ihr ergebenster

Eymard.

A. S.: Paris freut sich, Ihren Kardinal als Erzbischof bekommen zu haben; und wir hoffen,

A. daß er mit unserem Werk zufrieden sein wird.

Kommentar des Herausgebers

Zu Nr.0654

Anmerkungen:

Der Brief trägt die Nummer 1.

Mit Bleistift steht geschrieben: "Vom hl. Peter Julian Eymard an Herrn Dupont in Tours über den Kommandanten Marceau."

Autograph: Oratorium des Hl. Antlitzes in Tours.

Fotokopie: SSS-Archive in Rom und Paris.

Auf der Rückseite: ein Teil des Briefumschlages auf der Fotokopie, wo steht: "An Herrn Dupont in Tours".

Wir kennen die engen Beziehungen des Maristenpaters Eymard mit dem Kommandanten Marceau, der Mitglied des Drittordens der Maristen war. P. Eymard war dessen Seelenführer.

Sofort nach seinem Tod, der am 1. Februar 1851 erfolgte, beschäftigte sich P. Eymard mit der Sammlung von Zeugenaussagen zur Erstellung einer Biographie von Marceau.

Durch den obigen Brief bestätigt er mit Dank den Erhalt der Briefe, welche ihm Dupont geschickt hatte.

In der Folgezeit mußte P. Eymard wegen seiner vielen Beschäftigungen auf dieses Vorhaben verzichten. Diese Arbeit wurde von seinem Mitbruder und Freund Mayet zu Ende geführt. Er veröffentlichte die Biographie anonym in Lyon im Jahr 1859 unter dem Titel: "August Marceau, Fregattenkapitän und Kommandant des Schiffes 'Die Bundeslade' (Arche d'Alliance)".


Nr.0655

An Frau Mathilde Giraud-Jordan

Alles für Jesus in der Hostie!

Paris, 2. Februar 1857.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ich habe es wie Sie gemacht, um auf Ihrem Brief zu antworten. Dieser Monat war so gefüllt mit Ereignissen und Besorgungen, daß ich bis auf den heutigen Tag gewartet habe, um etwas freier und ruhiger zu sein.

1. Ihr lb. Brief nennt mir sowohl die Krankheit als auch das Heilmittel dagegen.S i e s i n d w i e d e r z u I h r e r k l e i n e n T a g e s o r d n u n g z u r ü c k g e k e h r t. Das ist der wichtigste Punkt: seine Zeit, seine Pflichten, seine Werke der Frömmigkeit, seine Studien richtig einzuteilen. In der Ordnung liegt der Erfolg. Lieben Sie die Ordnung, und wenn Sie ausnahmsweise diese nicht befolgen können, so kehren Sie, sobald Sie wieder frei sind, zu derselben zurück.

Wieviele Damen verlieren ihre Frömmigkeit, ihre Kenntnisse, ihre Tage, ja, ihr ganzes Leben aus Mangel an Ordnung! Wie freue ich mich über Ihren Entschluß, sich weiterzubilden, sich auf dem Laufenden zu halten über nützliche Werke, die veröffentlicht und berühmt wurden; ich freue mich, daß Sie das Zeichnen und selbst ein bißchen die Musik nicht aufgeben! Das wird Ihrem vortrefflichen Gatten zur Ehre und Freude gereichen und für Sie ist dies ein angenehmer Zeitvertreib.

Wie oft sieht man junge Frauen, die alles vergessen, was sie gelernt haben und die nichts anderes mehr wissen, als was die Zeitungen, die Mode und die Romane bringen.

2. Wollen Sie immer glücklich und heiter sein, dann pflegen Sie die Frömmigkeit. In ihr liegt das Glück und die Milde der Liebe Gottes.

Sind Sie jetzt am Beginn Ihres Ehelebens darin treu, so werden Sie es immer bleiben. Ich wünschte Ihnen eine Frömmigkeit, die sich selbst genügte und die für gewöhnlich keinen anderen Seelenführer braucht als Ihren Beichtvater. Ich sage "für gewöhnlich" und nicht in außergewöhnlichen Situationen; in solchen Fällen befindet man sich in großer Betrübnis oder Schwierigkeit oder lang andauernden Seelenkämpfen; hier sucht man nach außergewöhnlichen Mitteln.

Verrichten Sie alle Tage Ihre kleine Betrachtung und Ihre geistliche Lesung und Sie werden in Ihrer Frömmigkeit eine beständige Quelle lebendigen Wassers besitzen.

3. Halten Sie sich recht an Ihre gute Mutter; ahmen Sie sie nach, befragen Sie ihren Rat: das ist eine der besten Leitungen für Sie.

4. Verharren Sie stets in der Danksagung gegen Gott, um allzeit den Frieden und die Freude seines hl. Dienstes zu verkosten.

Richten Sie Ihre Augen mehr auf seine Wohltaten, als auf Ihre Sorgen, mehr auf seine Kraft als auf Ihre Schwäche, mehr auf seine Liebe als auf Ihre Lauheit; dann werden Sie mit Herz und Seele dieser liebevollen und unablässigen Güte anhangen.

Gott wird Ihnen Kinder schenken, aber er will, daß sie die Frucht Ihrer Gebete und Ihrer Liebe seien. Das ist die Quelle, aus der Heilige hervorgehen.

Danke, gute Tochter, für Ihre Wünsche. Gott vergelte Ihnen dieselben mit Segen! - Wir sind immerfort froh über unser Glück, die Aufgabe der Heiligen im Himmel teilen zu dürfen. Jesus ist unser Alles. Wenn wir doch wenigstens ganz ihm gehörten!

Seit dem 6. Januar haben wir dreimal wöchentlich, am Sonntag, Dienstag und Donnerstag, die feierliche Anbetung des Hlst. Sakramentes. Welch glückliche Tage für uns! Wie schnell und selig vergehen die Stunden!

Vereinigen Sie sich mit uns an jenen schönen Tagen, und ich werde Ihren Namen in das Buch der eucharistischen Gebetsempfehlungen eintragen lassen; ebenso werden Ihr gewünschtes Anliegen und die Namen Ihres Gatten und Ihrer ganzen Familie eingeschrieben.

Geben Sie mir von Zeit zu Zeit Nachricht, was mich immer freuen wird.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, S. S. S.


Nr.0656

An Frau Gourd

Alles für Jesus in der Hostie.

2. Februar 1857.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ich bin Ihnen dankbar für die Einzelheiten, die Sie mir über Ihre Gesundheit berichten; keine Anspannung der geistigen Kräfte, begnügen Sie sich mit dem Herzen. Die guten Dienerinnen sind nicht weise, sondern demütig und ergeben, einfach und anmutig: das ist es, was der gute Meister von Ihnen verlangt: den Dienst des Herzens und der guten Absicht. Lauern sie auf Gelegenheiten, wo Sie den himmlischen König, den Gott Ihres Herzens besuchen können; er ist nur für Sie dort.

Lassen Sie sich pflegen und nehmen Sie bereitwillig an, was Ihrer Gesundheit dienlich ist; das wird eine gute Abtötung sein.

Ich komme auf den Brief und den Vorschlag dieses Mädchens zu sprechen.

  1. Sie hat ganz falsch gehandelt, sich bei dieser mondsüchtigen Frau zu beraten; und der Priester, der sie nicht verurteilt hat, kennt vielleicht eine Entscheidung in Rom nicht, die vor nicht allzulanger Zeit veröffentlicht wurde; sie verbietet das und betrachtet diese mondsüchtigen Frauen wie unter diabolischem Einfluß.
  2. Dieses arme Mädchen glaubt ihr blindlings; wenn es doch wüßte, wieviel Schwindel und Lügen hinter alldem stecken! So täuscht sie sich sehr, wenn sie ihre Brüder neben die Bastille versetzt, denn dazwischen liegen wenigstens zwei Meilen. Die Ankündigung des Todes ihrer Mutter ist eine Hinterlist des Dämons.
  3. Was sollen Sie ihr raten? Ihr freie Hand lassen; ihr nur sagen, das Für und Wider gründlich zu prüfen, und dann lassen Sie die göttliche Vorsehung selber handeln; aber halten Sie fleißig diese Novene. Ich vereinige mich mit Ihnen. Da der Prokurator von Mâcon annimmt, daß man diese ganze Familie auf meinen Rat hin angesiedelt hat, werfen Sie diese Dinge auf mich; das soll dieses Mädchen genau wissen, sollte es zu seinem Vater zurückkommen.

Teure Tochter, ich verbleibe im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.


Nr.0657

An Frl. Stephanie Gourd

Alles für Jesus in der Hostie.

4. Februar 1857.

Liebe Tochter, ich habe eben Ihren langen Brief gelesen. Machen Sie es immer so, wenn Sie schreiben: zwangslos, indem Sie einfach Ihre Feder laufen lassen. Ich kann Sie gut lesen. Und zudem sind Sie es, die die größte Mühe haben, denn wieviel Pflege, Stunden und Überlegungen für alldas!

1. Ich glaube, daß ich mich darüber schlecht ausgedrückt habe, was der Arzt gesagt hat. Ich befürchtete, daß seine Beurteilung übertrieben wäre; das ist alles; denn was damals festgestellt wurde, habe ich schon seit langem bemerkt. Aber es ist sehr gut, daß Sie alles gewußt und verstanden haben: das hat Ihre Lage, die Übung Ihrer kindlichen Frömmigkeit und die Nächstenliebe hervorgehoben.

Ich mag es, Sie anmutig, liebenswürdig, fröhlich und guter Dinge um Ihre Eltern zu wissen; und sonderbar: ich sehe es auch gerne, daß Sie Ihren Vater bewegen, sich der ärztlichen Vorschrift und der Kur zu unterwerfen; das ist Ihre Aufgbe; darauf sollen Sie bedacht sein.

Ihre gute Mutter braucht nur Pflege, Stärkungsmittel, Schlaf, Ruhe und Frieden. Ja, halten Sie alles von Ihr ferne, was sie beunruhigen kann; aber Sie müssen es geschickt angehen, ohne daß sie es merkt.

Der lb. Gott wird ihr wohl immer Gelegenheit zu leiden geben, aber man muß ihr alles ersparen, was man kann.

Es ist nämlich eine Gnade Gottes, daß der Arzt Sie alle angespornt hat, diese lb. Mutter zu pflegen.

Ich bin auch davon überzeugt, daß alle Ihre Beschwerden von den Nerven kommen und nur von den Nerven; daher müssen Sie sich, gute Tochter, daran gewöhnen, sich dagegen abzuhärten und sie behandeln, wie man Kinder behandelt, die an der Tränenkrankheit leiden. Nur muß man die zwei Extreme und zwei Gefahren meiden: den Entzug des nötigen Schlafes (schlafen Sie also bis 6 Uhr) und der Entzug der Nahrung; kein Fasten!

Es ist nichts Schlechtes, daß Sie ein wenig mit Fräulein B. plaudern, Sie haben es ein bißchen nötig. Sobald Sie vollkommener sein und mehr mit Gott verbunden sein werden, wird Ihnen Jesus Christus genügen.

Beunruhigen Sie sich nicht allzusehr über diese Gedanken und Erinnerungen an Herrn L.

Nur dadurch, daß Sie nicht mehr darauf zurückkommen, werden Sie frei sein. Auch die Fehler und Unvollkommenheiten zu sehen, ist zwar gut, um sich ein Urteil zu bilden, aber man muß dabei viele Fähigkeiten und Vorteile voraussetzen. Der bevorzugte Akt der Liebe zu Jesus wird dadurch größer.

Erinnern Sie sich wohl, daß die oberste Tugend des Augenblicks die Pflege der Nächstenliebe gegenüber Ihren Eltern ist. Nur Mut, liebe Tochter, Sie fangen an tugendhaft zu werden, da Sie von der Entsagung leben.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0658

An Frau Jordan

Alles für Jesus in der Hostie!

Paris, 6. Februar 1857.

Teure Tochter und Schwester im Herrn!

Danke bestens für Ihre Neujahrswünsche, wir haben sie beide bereits gegenseitig ausgetauscht, noch bevor wir zur Feder griffen. Ich freue mich, Sie glücklich zu wissen - und fromm vor allem - und Gott liebend aus ganzem Herzen: das ist die Hauptsache und das wahre Glück.

Gehören Sie mehr Gott an als dem Nächsten, mehr dem inneren Leben als den äußeren Werken. Jesus hat so wenig treue Seelen, die bei ihm ausharren; man zieht seinen Dienst ihm selbst vor.

Wir gehen still voran unter den Fittichen der göttlichen Vorsehung und der Güte Gottes.

Jesus Christus läßt uns einen Pfad der Gnaden und Prüfungen gehen, den wir nicht erwartet haben. Aber gerade dies flößt uns Vertrauen ein: es scheint uns, als fingen wir wie die geprüften Werke Gottes an.

Diesmal gilt mein Schreiben mehr Ihrer lb. Tochter: bitte adressieren Sie meinen Brief an Sie, ich kenne ihre Anschrift nicht.

Ich bleibe stets in der Liebe unseres göttlichen Meisters und Herrn mit Ihnen vereint

Ihr ergebenster

Eymard.

An Frau Jordan, rue de Castries 10.

2. Bez., Lyon (Rhône)


Nr.0659

An Marg. Guillot

Paris, 15. Februar 1857.

Liebe Tochter im Herrn!

Ich nütze eine Gelegenheit, um Ihnen Ihre mit Ablässen versehenen Kreuze zu überbringen; ich habe die gedruckten Schriften in den Karton hineingelegt; Sie werden darin drei kleine Fläschchen mit Öl des Hl. Antlitzes finden, ebenso acht aus Jerusalem stammende Kreuze, welche die heiligen Stätten berührt haben; vier sind für Sie und vier für die Familie Gaudioz.

Ich habe alles erhalten: Sachen und Geld; Sie sind keine Messe und nichts schuldig; ich habe bei Ihnen Schulden. Wahrlich, wir werden zu reich, Sie haben uns so viel geschickt!

Bis bald. Ich habe die Regel noch nicht geschrieben; sobald sie fertig ist, werde ich sie Ihnen geben.

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0660

An Frau Tholin

Alles aus Liebe und zur Verherrlichung Jesu in der Hostie.

Paris, 17. Februar 1857.

Wieder ein neuer Kalvarienberg, liebe Schwester: ein sehr schwerzlicher und trauriger Kalvarienberg. Ihre gute Mutter ist in Ihren Armen verstorben: dieser zärtlichen Mutter waren Sie in so inniger Liebe zugeneigt und sie hat dies aus vielerlei Gründen verdient; sie starb als gute Christin in der Gnade und Liebe ihres Gottes, umgeben von ihren treuen Töchtern, gestärkt durch die Tröstungen der heiligen Religion; sie starb in Frieden, in der Freude des Herrn. Welch ein Trost! Welche süße Hoffnung! Vom Kalvarienberg geht es zur Auferstehung, zur Himmelfahrt Jesu. Ihre Seele, arme Tochter, ist dieser guten Mutter auf den Wegen der Liebe gefolgt, Sie wären ihr gerne nachgegangen und Sie sagten einander: Auf Wiedersehen dort oben. Er wird auch für Sie anbrechen, dieser schöne Tag, da die Erde zurücknehmen wird, was von ihr genommen wurde, und nachdem der Tod seinen Anteil erhalten, Jesus Sie auf immer mit seiner Herrlichkeit, seinem Leben, mit sich selbst vereinigen wird. Aber es heißt noch ein Weilchen warten: es heißt, noch mehr leiden und Jesus lieben durch die Hinopferung seiner selbst, und vermittels der Torheit des Kreuzes und der Liebe dahinwirken, daß er anerkannt, geliebt und ihm von allen gedient werde.

Ich bin vereint mit Ihnen im Gebet für Ihre vortreffliche Mutter, aber zugleich bitte ich Sie, achtzuhaben auf Ihre schwankende Gesundheit, oder besser gesagt, auf Ihre Schwäche.

Lassen Sie mir bitte Ihre Nachricht übermitteln; im Glauben an Unseren Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.

P.S. - Bitte übergeben Sie Ihrer Schwester diesen Brief.


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