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Nr.0521
An den Generalober der Dominikaner, Jandel
La Seyne, 2. August 1855.
Hochwürdigster Pater!
Vor einiger Zeit habe ich Ihnen einen Brief geschrieben mit der Bitte, mir einen väterlichen Rat zu geben bezüglich des Werkes vom Hlst. Sakrament. Ich habe ihn nicht abgeschickt, sondern habe es vorgezogen, den apostolischen Missionar P. Touche zu Ihnen zu schicken. Nach Gott verdanke ich ihm die Frömmigkeit und meine Berufung. Er wird Ihnen meinen Seelenzustand darlegen; wollen Sie ihn huldvoll anhören, als stünde ich selbst vor Ihnen.
Ich weiß gar nicht, hochwürdigster Pater, wie ich Ihnen meine Dankbarkeit und mein volles Vertrauen aussprechen kann; Gott, unser guter Meister, wird mir dabei helfen.
In voller Einfachheit verbleibe ich
Ihr Sohn
Eymard.
An den hochwürdigsten
Pater Jandel,
Generaloberer der Dominikaner
in Rom.
Nr.0522
An Papst Pius IX.
La Seyne, 2. August 1855
Diese Dokument wird im franz. Katalog angeführt, aber es findet sich darin keine Angabe, wo der Text veröffentlicht ist.
Nr.0523
An Marg. Guillot
Mont-Dore, Hôtel de Paris,
Puy-de-Dome, 11. August 1855.
Ich bin in den Bädern von Mont-Dore, liebe Tochter, der Arzt von Néris hat mich hergeschickt wegen der Brust und eines Katarrhs. Ich bin gestern abend angekommen.
Es ist eine kalte Gegend, wo ich keinen Bekannten angetroffen habe. So bin ich also ganz allein; das habe ich mir gewünscht. Aber es gibt den Himmel über meinem Kopf und neben mir den hl. Tabernakel: ich habe alles, was ich brauche.
Beten Sie innig für die große Sache, von der ich Ihnen erzählt habe. Wir haben mit dem hochwst. Pater General nicht über Ihre Angelegenheit noch über die meine geplaudert; wir werden dies alles bei meiner Rückkehr tun.
Adieu, meine Tochter, meine herzlichen Grüße Ihren lb. Schwestern.
Ihr in J. Chr. ergebenster
EYD.
An Frl. Guillot Margarete,
Friedensrichterstraße 17,
Lyon (Rhône).
Nr.0524
An Marg. Guillot
Mont-Dore, 17. August 1855.
Ich habe alles erhalten, was Sie mir geschickt haben, meine lb.Tochter. Ich danke Ihnen sehr dafür. Ich habe Ihren Brief mit großer Aufmerksamkeit gelesen; und auch die Überlegungen, die Sie ganz einfach über meine Offenlegung angestellt haben. Wenn ich mich Ihnen so voll und gänzlich eröffnet habe, habe ich Ihnen mein Vertrauen zu Ihnen gezeigt; und mein Wunsch ist es, daß Sie sich innig dem Gebet widmen, damit sich der hl. Wille Gottes erfülle trotz des Widerwillens der Natur, aber zu seiner größeren Ehre und zu seiner größeren Liebe.
Wenn Sie dieser Plan bestürzt hat, meine lb. Tochter, sollen Sie wissen, daß er mich schon seit langer Zeit kreuzigt: die Natur, die kindliche Zuneigung, die ich für meine teure Gesellschaft, für meine so guten Mitbrüder und meinen Obern empfinde, ihre Güte zu mir, meine geistliche und körperliche Schwäche: alles sagt mir ohne Unterlaß, ruhig zu bleiben. Auf der anderen Seite möchte ich mich nicht der Gnade Gottes widersetzen, wenn er sich würdigt mich auszuwählen, trotz meiner großen Armseligkeiten zu arbeiten und zu sterben für dieses schöne Werk; und ich fühle mich zu ihm hingezogen wie jemand, der nicht mehr zurückweichen kann.
Wenn ich Ihnen dies alles anfangs nicht gesagt habe, so deshalb, weil ich vor dem Besuch des hochwst. Pater Generals noch nicht wußte, wie die Sache ausgehen wird. Ich hoffte aufrichtig auf seine Zustimmung; mein Gedanke blieb dort stehen.
Dann hätte ich mir ein Gewissen daraus gemacht Ihnen zu sagen, auf den schönen Gedanken dieses Nazaret-Hauses zu verzichten.
Wenn Gott nicht deutlich die negative Seite eines Werkes zeigt, sondern nur die gute Seite, soll man die angefangene Sache weiterführen oder zuwarten.
Wenn also, meine arme Tochter, Ihre arme Natur einen Augenblick gelitten hat, so erheben Sie sie durch die hl. Hingabe, aber entmutigen Sie sich nicht.
Ich glaube, daß die Schau des hl. Angesichtes den Zweck hatte, Sie auf das vorzubereiten, was geschehen ist; schätzen Sie sich glücklich, das zu erleiden, was Ihnen J. Chr. in seiner hl. Liebe schickt.
Das, was Sie schreiben ließen, ist nicht schlecht; er hat Unrecht, so zu reden, aber blicken wir aufwärts, bevor wir den Menschen sehen und handeln. Ich denke, daß Sie es bereits getan haben.
Die Bäderkur geht gut vorbei; was mein Wohlbefinden angeht, so heißt es, daß man die Wirkung erst danach verspüre. Es geht mir nicht schlecht. Ich will Frl. v.Revel einige Zeilen schreiben. Ich habe es sehr bedauert, daß ich nicht bis zu ihr gehen konnte, aber es fehlte mir die Zeit; ich bin aber froh, diesen Moment am Samstag ausgenutzt zu haben, Sie zu besuchen.
1 9. - Morgen feiere ich die hl. Messe für Ihre lb. Mutter (notieren Sie diese nicht); schweigen Sie über das Geheimnis, das ich Ihnen mitgeteilt habe; Sie haben geschwiegen, das ist recht.
Ihr in J.Chr. ergebenster
Eymard.
Sagen Sie noch nichts von der Trennung der zwei Werke,
warten Sie ab: wer weiß, was entschieden werden wird?
An Frl. Guillot Margarete,
Friedensrichterstraße 17, Fourvière
Lyon (Rhône).
Nr.0525
An Frl. v. Revel
L. J. C. (1)
Mont d'Or, 18. August 1855.
Gnädiges Fräulein und teure Schwester in Maria!
So bin ich nun in Mont d'Or, am Ort der Bäder von Vichy, Neris usw., wo man mich hingeschickt hat; bis jetzt war es hier kalt, erst zwei Tage sind jetzt schön. -
Ich bin hier ganz allein, keine Bekannte, kein Besuch, aber in einem armen Zimmer befindet sich Unser Herr, dorthin begebe ich mich, wenn ich kann und das tut mir gut.
Es tat mir sehr leid, daß ich Sie bei meiner Ankunft nicht besuchen konnte; ich hatte es für den Sonntag geplant, aber es fehlte mir die Zeit, um zu Ihnen herunterzukommen, es war 17.30 Uhr abends. - Zudem hat der lb. Gott dieses Opfer gewollt. Wenn ich nicht bis zu Ihnen kommen kann, werde ich Ihnen meine Ankunft zu wissen geben und den Zeitunkt nennen, wann wir uns treffen können. Ich habe Ihnen eine Menge Dinge zu erzählen und warte darauf wie Sie; Sie haben mir lange Zeit nicht geschrieben und ich habe auf Ihre Briefe gewartet und bin daher schweigsam geblieben; ich hatte gehört, daß Sie nach Vichy in die Bäder gereist waren.
Ich bin noch 8 bis 10 Tage hier, die Bäder tun mir nicht übel, aber es ist sehr traurig, - ich habe das Glück, die hl. Messe zu feiern, und das ist eine große Entschädigung. -
Beten Sie innig für mich, gute Tochter!
In J. Chr. verbleibe ich allzeit Ihr
Eymard
p.m.
An Fräulein v.Revel
St.Helena-Straße 13
L y o n (Rhône)
Nr.0526
An Abbé Ernst Nègre
Mont-Dore, 25. August 1855.
Liebe Freunde!
Mein Schweigen hat Sie in Sorge gelassen. Ich konnte Ihnen nicht schreiben, da ich fast meine ganze Zeit im Reisewagen verbracht habe. Hier bin ich seit einigen Tagen ruhig; ich hatte es notwendig.
Die Bäder tun mir gut. Gott scheint mir in seiner göttlichen Güte dieses Mittel der Entlastung gewährt zu haben, um von mir mehr Hingabe an seinen hl. Dienst zu fordern. Daher ist es der Wunsch meiner Seele, mehr und mehr für seine Verherrlichung zu arbeiten und für ihn Herzen zu gewinnen. Wie gut ist Gott, sich eines so armen und elenden Wesens zu bedienen! Gott braucht uns nicht; wenn er sich aber herabläßt, sich unserer Armseligkeit und unseres Nichts zu seiner Verherrlichung zu bedienen, wenn er uns die Ehre gibt, für seinen Namen zu leiden..., dann sind wir sehr glücklich. Das Wichtigste ist, ihm treu zu sein. - Seien Sie ihm recht treu, liebe Freunde, und Sie werden das Hundertfache dafür erhalten.
Möge Ihr Herz auch das Kreuz fürchten, möge der Dämon wüten und die Welt auf Sie böse sein, blicken Sie auf den göttlichen Gefangenen und folgen Sie ihm in seinem Leben der Liebe. Beten wir eifrig, und Gott wird mit uns sein. Warten wir mit Zuversicht auf den Augenblick seiner Vorsehung.
Ich schreibe Ihnen diesen Gemeinschaftsbrief, weil mir die Zeit fehlt, jedem einzelnen von Ihnen zu schreiben. Gott weiß, wie teuer mir Ihre Seelen sind!
Ihr ergebenster
EYD.
P. S. - Bitte grüßen Sie mir Fräulein Dalaca und ihre gute Mutter.
Nr.0527
An Frl. Stephanie Gourd
L. J. C.
26. August 1855.
Meine liebe Tochter, ich habe Ihren Brief mit viel Freude gelesen. In den Bädern hat man ja Zeit dafür.
Preisen Sie stets die göttliche Güte, die Sie für Ihre gute Mutter erhört hat, aber ruhen Sie sich auf dieser ersten Gnade nicht aus. Sie haben noch andere zu erbitten. Gott liebt es, belästigt zu werden und durch ein dauerhaftes Vertrauen Gewalt zu erleiden. Dieser Cousin wird zurückkommen, wir müssen dafür beten.
Ich komme zu Ihnen, meine arme Tocher.
Was die Mittel angeht, die Sie mir angeben, so heiße ich sie nicht gut.
Nehmen Sie etwas Essig oder frisches Wasser, um sich sich wachzurütteln. Machen Sie sich aus dieser Versuchung nicht allzuviel Sorgen.
Beten Sie mündlich; sobald der Schlaf Ihre Betrachtung lahmlegen will, gehen Sie ein bißchen in die frische Luft.
3. Bezüglich der kleinen Monatsexerzitien holen Sie ausnahmsweise, wenn Sie am selben Tag damit nicht zu Ende kommen, die fehlende Übung am folgenden Tag nach, und alles ist erledigt.
4. Zu Ihren guten Werken: fahren Sie fort, wie es die Mutter macht oder gutheißt; das ist besser.
5. Hinsichtlich der kleinen Unannehmlichkeiten und geringfügigen Widerwärtigkeiten tun Sie nicht so, als ob Sie diese bemerkten. Seien Sie gleich gut, zuvorkommend, anmutig und dann überlassen Sie Gott die Sorge, alles in Ordnung zu bringen.
6. Halten Sie eine Novene zum Hlst. Sakrament für mich, nach meiner Meinung.
Adieu, meine lb. Tochter, seien Sie glücklich mit Jesus, Ihrem Bräutigam!
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard.
Nr.0528
An Frau Gourd
L. J. C.
Mont-Dore, 26. August 1855.
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Ich möchte Mont-Dore nicht verlassen, ohne Ihr Schreiben zu beantworten. Beim Lesen desselben habe ich an Ihrem Glück Anteil genommen und dem lb. Gott aus meiner ganzen Seele für die erhabene Gnade gedankt, die er Ihrer so guten Mutter erwiesen hat.
Vorher habe ich sie geschätzt, jetzt ist mir ihre Seele doppelt teuer. Möge Gott das Werk seiner göttlichen Barmherzigkeit vollenden und ihre Seele mit seinen unsagbaren Tröstungen überhäufen!
Ich komme zu Ihnen, meine lb. Tochter; diese Schlaflosigkeiten, diese Ermattung des Geistes, dieses schwache Gedächtnis, all das weist auf eine Beeinträchtigung Ihrer Gesundheit hin; somit gönnen Sie sich aus Gehorsam und nach Ihren Möglichkeiten mehr Schlaf. Das ist das Wesentliche im physischen Leben. Tun Sie das als gutes Werk; aber richten Sie es sich ein, daß Sie treuer werden.
Die hl. Messe, der Kreuzweg und der Rosenkranz: diese mündlichen Gebete reichen aus; aber halten Sie Ihre Seele fest in den Händen Gottes wie ein Kind in der liebenden Bereitschaft seines guten Vaters, das ihm in allem zu gefallen sucht.
Seien Sie gleichmütig in allen Dingen und lieben Sie nur jene, die Gott liebt; wählen Sie nur jene aus, die sein Wohlgefallen haben.
Sie sind in der Tat sehr arm und elend; was tun? Es gehört zu Ihrer Situation, wie der Arme betteln und leiden muß und vor allem in seinen Lumpen Frieden stiften und Frieden mit sich selbst haben muß. Handeln Sie so und mitten in diesem ganzen armen Gefolge bleiben Sie noch ruhig und ein wenig fröhlich in der Seele.
Sehen Sie, wie Sie Unser Herr liebt; er will bei Ihnen wohnen, nicht wie bei Zachäus, sondern wie mit Maria, seiner göttlichen Mutter.
Beschäftigen Sie sich mit diesem guten Meister, als beschäftigten Sie sich mit der besten Freundin, die Sie besuchen kommt; und das ist noch nicht genug. Beschäftigen sie sich mit Jesus als göttlichem Bräutigam Ihres Herzens; und dieser Gedanken wird Ihnen all das eingeben, was Sie tun müssen.
Nach meiner Ankunft in Lyon (ich fahre morgen ab) werde ich mich mit Ihrem Schützling bei Herrn Rey beschäftigen.
Ich bitte Sie um das Almosen einer Novene zu Jesus in der Eucharistie bei Erhalt meines Briefes. Am 2. September beginnen unsere Exerzitien und dauern bis zum 10.
Adieu, meine teure Tochter.
Ihr in Jesus Christus ergebenster
Eymard.
An Frau Gourd.
Nr.0529
An Marianne
Lyon, 2. September 1855.
Meine lieben Schwestern!
So bin ich nun in Lyon; ich komme aus dem Bad von Mont-Dore, wo ich mich 20 Tage aufgehalten habe. Ich weiß noch nicht, ob mir diese Bäder gutgetan haben. Es heißt, daß man dies erst nach einem Monat spürt. Ich konnte sie ertragen, wenngleich sie sehr anstrengend waren.
Heute beginnen wir mit unseren Exerzitien, am nächsten Sonntag gehen sie zu Ende. Betet fleißig, daß ich sie ganz heiligmäßig verbringe.
Ich habe Frau v.Aringue bezüglich ihren Waisenhauses gesprochen; diese heiligmäßige Dame hat mir gerne zugesagt, eines der beiden Waisenkinder im Monat November aufzunehmen. Dankt dem Herrn für diese Gefälligkeit, denn sie ist es wert.
Den Fräuleins Guillot geht es ziemlich gut. Ich schließe, weil in einem Augenblick die Exerzitien beginnen.
Euer im Herrn ergebenster
Eymard, p.m.
An Fräulein Marianne Eymard,
du Breuil-Straße,
La Mure d'Isère.
Nr.0530
An P. Touche
J.M.J.
Lyon, 21. September 1855.
Teuerster Pater!
So bin ich nun in Lyon; ein Befehl hat mich hierhergerufen, ich konnte nur zwei volle Tage in La Mure bleiben; und in Grenoble habe ich überall nach einem Wagen gesucht, um Ihnen wenigstens einige Stunden zu schenken; es war unmöglich. Ich mußte nach Lyon zurückkehren, ich wurde dort an einem festgelegten Tag erwartet, um meinem Nachfolger über die Lage des Hauses in La Seyne zu berichten. Es ist Pater Denis, der mich ersetzt. Eine glückliche Wahl! Ich bin froh darüber; weil ich aber nicht nach La Seyne zurückkehren sollte, selbst zur Eröffnung (des Schuljahres) nicht, mußte ich mein ganzes Inneres wie die Zukunft der göttlichen Vorsehung in die Hände Jesu und Mariens legen.
So bin ich also nicht auf dem Kalvarienberg, das wage ich nicht zu sagen, weil ich dafür unwürdig bin, wohl aber befinde ich mich in einem Zustand der Prüfung, in einer Situation vollständiger Überantwortung an Gott allein. Um Gottes Willen, lb. Pater, beten Sie für mich, aber machen Sie sich über meinen Zustand keine Sorgen. Ich kenne diesbezüglich Ihr Herz, aber in diesem Augenblick darf man nicht darauf hören. Erlauben Sie mir ferner, Sie zu bitten, nichts für mich zu unternehmen, auch nichts für Sie, um eine endgültige Maßnahme zu ergreifen, die Sie auf den Pfarrertitel verzichten ließe, den Sie, wie mir P. Denis gesagt hat, in der Diözese von Digne besitzen: das würde Sie einer Einnahmsquelle berauben, die Ihnen die Diözese aus vielerlei Gründen schuldet.
Wann werde ich Ihnen wieder schreiben? - Ich weiß es nicht; Sie begreifen, daß ich wenigstens einen Beweis meines Gehorsams liefern muß, da ich keine anderen Tugenden besitze.
Leben Sie wohl, guter Pater. Gott wird Ihnen alles Gute, das Sie mir seit nunmehr 3 3 Jahren erwiesen haben, hundertfach vergelten.
Im Herrn verbleibe ich ihr ergebenster
Eymard.
Anmerkung: Die Adresse ist teilweise zerrissen; es ist lediglich das Ende des Wortes <Touc>he, apostl. Miss. St. Martha, Drome, erhalten. Was fast sicher anzeigt, daß der Brief an P. Touche adressiert ist, beweist zuerst einmal die Bezeichnung "apostol. Missionar" und vor allem das Ende: "Gott wird Ihnen alles Gute, das Sie mir seit nunmehr dreiunddreißig Jahren erwiesen haben..." Dies ergibt 1855 - 33=1822. Es ist tatsächlich um das 11. Lebensjahr herum, die Zeit seiner Erstkommunion, in der Eymard P. Touche kennengelernt hat.
Nr.0531
An Marg. Guillot
Chaintré, 25. September 1855.
Danke, meine liebe Tochter, für Ihre kurzen Notizen; sie werden mir dienen.
Ich habe noch nicht am Handbuch gearbeitet. Ich muß zu einer Visitation nach London; ich mußte mich darauf vorbereiten.
Ich habe ................... getroffen, wir haben lange geplaudert über diese Familie und dieses Kind; die Gründe sind stark, sie kann sie nicht verlassen. Sie werden einen Brief von Marseille erhalten; es handelt sich um das Gesuch, welches ich für dieses Kind gemacht habe; es wird sich dort sehr wohlfühlen. Es handelt sich um eine Strafanstalt, die nichts Unehrenhaftes an sich hat; es gibt dort das Gebäude der Gefangenen und ein anderes für Kinder der Familien; wenn die Antwort günstig ist (Sie müssen den Brief öffnen), so schreiben Sie an ........................ Wenn nicht, schreiben Sie nur mir; auf jeden Fall geben Sie mir Nachricht über diese Angelegenheit oder senden Sie mir den Brief, nachdem Sie ihn gelesen haben.
Der gute P. Champion hat mich sehr überrascht und mich riesig gefreut. Beten Sie für uns zwei und für alle.
Ich hoffe, Sie nächste Woche zu sehen.
Ihr im Herrn ergebenster
EYD.
An Frl. Guillot Margarete,
Friedensrichterstraße 17,
Fourvière (Rhône).
Nr.0532
An Frau Tholin
Lyon, 25. September 1855.
Gnädige Frau und teure Schwester in Maria!
Ich habe noch keinen freien Augenblick gefunden, um Ihnen zu sagen, welche Freude ich empfunden habe, einige Stunden in Ihrer Familie zuzubringen; Sie wissen es schon. Freudig danke ich Gott für die Genesung des guten, vortrefflichen Herrn Tholin, dem ich aus ganzem Herzen zugetan bin.
Ich fand hier die erwartete Antwort. Sie ist recht tröstlich und ermunternd für unser Werk. Nur muß man noch ein wenig zuwarten und viel beten. Man muß durchs Feuer gehen und die Bande der Einheit und des Friedens begünstigen. Sie begreifen, daß, wenn Holz eine brennende Kohle werden will, es leiden und sich aller Fremdkörper entledigen muß.
Ich will in Lyon bleiben; sollten Sie jemals herkommen, wäre es mir eine Freude, Sie zu empfangen.
Ich hatte vergessenn, die Messen zu notieren, die Sie mir übergeben haben, und begnügte mich damit, das Geld in Sicherheit zu bringen; ich möchte gern die Anzahl wissen; sind es nicht 28? Bitte um ein Wort darüber an P. Thivet.
Ich überlasse Sie den Herzen Jesu und Mariens,
Ihr ergebenster
Eymard, S. M.
P.S. - Mein Gedenken im Herrn für Ihre lb. Schwester.
An Frau Tholin-Bost
Tarare (Rhône)
Nr.0533
An Herrn Dausse
Lyon, 27. September 1855.
Lieber Herr Dausse!
So bin ich nun in Lyon, noch glücklich über meine Wallfahrt nach U. Lb. Frau von La Salette und über die von der Vorsehung herbeigeführte Begegnung mit Ihnen.
Ich habe dem hochwst. Generaloberen Ihren Wunsch unterbreitet, Sie wünschten einige Tage in unserem Haus in Paris zu verbringen, bis inzwischen Ihre Mietwohnung bezugsfertig sei; der hochwst. Pater erweist Ihnen gerne diesen kleinen Gefallen und er freut sich, Ihnen so sein Wohlwollen zu beweisen. Er hätte Ihnen selber geschrieben, da er sich aber anschickte, nach Belley abzureisen, gab er mir den Auftrag, Ihnen in seinem Namen zu schreiben. Der gute Pater Morcel hat sich über Ihre Erinnerung sehr gefreut.
Sollte ich Sie auf Ihrer Durchreise in Lyon nicht sehen können, bitte ich Sie, dem guten und vielgeliebten Pater Lagniet alle meine alten Gefühle von Belley auszurichten.
Ich habe die Ehre, in Unserem Herrn zu sein Ihr
ergebenster und geneigtester Diener
Eymard
P.m.
Bereits unter dem 25. September 1855
als eigene Nummer angeführt.
(0531)
An Marg. Guillot
Chaintré, 23. Oktober 1855; im franz. Katalog steht dazu als Anm.: "23. (oder 25.) Sept. oder Okt. /es ist nicht eindeutig, aber der Poststempel hat das Datum: 24. Oktober; somit muß der Brief das Datum 23. Oktober tragen. Übrigens erlauben der Ort der Absendung und der Inhalt des Schreibens den Monat Sept. nicht" (Troussier).
Nr.0534
An Frau Mathilde Giraud-Jordan
5. November 1855.
An Fräulein Mathilde.
Erst gestern erhielt ich Ihren netten Brief. Ich habe dafür Gott gedankt.
Seine göttliche Vorsehung hat alles zu Ihrem Besten gelenkt und zum Wohle aller. Von dem Tage an, wo ich die Ehre hatte, Sie alle in Uriage zu sehen, hatte ich den Eindruck, daß es so kommen müsse. Ich bat Gott, seinen Willen durch diese Annäherung kundzutun. Und so ist es auch geschehen. Gott sei dafür gepriesen!
Sie, lb. Fräulein, haben über den Grund der Angelegenheit nicht mehr weiter nachzudenken, sondern sich nur als brave Christin auf diesen heiligen Stand vorzubereiten, indem Sie die allerseligse Jungfrau, Ihre liebevolle Mutter, bitten, Ihnen dabei zu helfen und zugleich das Herz des Mannes vorzubereiten, den der Himmel für Sie erwählt hat.
Beten Sie auch zum hl. Josef, dem Schutzpatron und Vorbild der christlichen Familien, und besonders zum hl. Erzengel Raphael, dessen Aufgabe bei Tobias und Sara Sie kennen.
Was die inneren Kämpfe und geistlichen Gefühle für das religiöse Leben betrifft, so ist all das nur natürlich und gereicht Ihrem Stand zur Ehre.
Später werde ich Ihnen noch einige Ratschläge geben, die Ihnen vielleicht nützlich sein und zu Ihrem Glück noch mehr beitragen werden.
Gott überhäufe Sie mit seinem Segen!
Eymard, P.M.
Nr.0535
An Frau Gourd
Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!
Ch., 19. November 1855.
Ich habe den Trost, Ihnen mitzuteilen, daß der Bruder Direktor von Charlieu meiner Anfrage entsprochen hat; er wird mein Guthaben verwahren, bis man es besser anlegen kann. So bleiben wir ruhig zu Füßen der göttlichen Güte im Vertrauen und in Dankbarkeit.
So ist nun die hl. Adventzeit da; dringen wir tief in den Geist der heiligen Kirche ein, den Geist der Buße, des Gebetes und des Seufzens zu Jesus, damit er durch seine Liebe und seine Tugenden in unseren Seelen geboren werde. Vereinigen wir uns mit den Gefühlen und der Sehnsucht der hlst. Jungfrau, ihren göttlichen Sohn zu sehen, ihm zu dienen und ihn der Welt zu schenken.
Beten Sie für mich, meine teure Tochter, damit ich ganz das gelehrige Werkzeug der Güte und Barmherzigkeit Gottes, unseres Erlösers sei.
Möge Ihnen Gott seine heilige Gnade und seine hl. Liebe in all Ihren Werken verleihen.
Ihr in Jesus Christus ergebenster
Eymard.
A. S. - Vergessen Sie mich nicht bei Ihrer teuren Tochter; möge sie in ihrem Glück froh sein, ganz Jesus Christus zu gehören.
Entschuldigen Sie dieses Papier, ich habe kein anderes.
Nr.0536
An Marg. Guillot
Chaintré, 19. November 1855.
Ich danke Ihnen, meine lb. Tochter, für Ihren Brief; die Einfachheit und Hingabe Ihrer Seele machen mir mehr Freude als die Lektüre eines genau abgezirkelten und durchdachten Briefes.
Übrigens wissen Sie, welch hohen Wert ich auf Ihre teure Seele lege und all das, was ich ihr in Unserem Herrn wünsche. Ich verstehe gut Ihre Zeiten der Qual, einige kleine Fieberanfälle: auf dem Schlachtfeld ist man aktiver als in der Ruhe. Und zuerst folgendes:
Ich meinerseits rate Ihnen, zusammen mit Frl. Chollet seine Eminenz aufzusuchen; sie ist klug und diskret. Sollte man Sie nicht empfangen, nun gut, dann kehren Sie ruhig zurück; es war nicht der richtige Augenblick. Wenn man Sie schlecht empfängt: gute Hoffnung! Sie brauchen nur die Bitte vortragen, die Sie an den hochwst. Pater General gestellt haben, und die von ihm an Seine Eminenz weitergeleitet wurde.
Ich komme zu den persönlichen Fragen. Ich liebe und wünsche dieses Haus an sich, meine ersten Gedanken haben sich nicht geändert, aber ich werde dieses Werk w e d e r d u r c h m i c h noch mit dem menschlichen Schutz gründen; Sie verstehen das sehr gut.
N i c h t d u r c h m i c h: nicht wegen meiner Ideen des Hlst. Sakramentes; nein, da ich ganz dem Willen Gottes überlassen bin, habe ich mich in einen Zustand der persönlichen Gleichmütigkeit vesetzt und ich habe sogar das Gefühl, daß meine Aufgabe zu diesem Projekt zu Ende ist, obwohl es mir immer am Herzen liegt, das ist wahr; ich überlasse es aber der Gnade Gottes und bitte ihn, jemand anderen, der würdiger ist, auszuwählen.
Auch was Sie mir von diesem Gedanken der Versuchung oder von Gott sagen, machte mich ganz bekehrt. Ich komme also wieder zu mir zurück, ich weigere mich nicht, die Regel dieses Hauses zu schreiben und ihm zu Hilfe zu kommen trotz der Prüfungen, die es erleiden wird.
Ja, ich werde es aus ganzem Herzen tun; aber dessen Leiter im einzelnen zu sein, dazu spüre ich für den Augenblick keine Neigung; kommt dies davon, daß ich noch nicht stark genug bin und die Arbeit fürchte? Oder kommt es von einem Überbleibsel der Ansicht meines eucharistischen Gedankens? Alles ist möglich, weil aber Gott unser Gedanken und unser Wille sein soll, so wird er mir, wenn der Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist, das geben, was ich brauche.
Ich arbeite, so gut ich kann und soviel ich kann am Handbuch des Dritten Ordens; beten Sie fleißig für mich, denn wir arbeiten umsonst, wenn nicht Gott selbst baut.
Ich freue mich sehr über Ihre etlichen Tage der Exerzitien; gehen Sie von Zeit zu Zeit hin, das wird Ihnen gut tun. Ich hätte wohl gern das Haus Gignoux gehabt; es ist wichtig, daß man vom Mutterhaus nicht zu weit entfernt ist.
In allem, meine Tochter, sehen Sie Gott; den Gedanken, die Freude und den Willen Gottes in allen Dingen; dann legen Sie keinen Wert auf das, was von Menschen, von der Menschlichkeit ganz allein kommt.
Adieu, die Post wird abgeholt.
Ihr in J. ergebenster
Eymard.
Nr.0537
An Frau Perroud, geb. Mayet
Chaintré, 3. Dezember 1855.
Gnädige Frau!
Ich habe Ihren ehrenvollen Brief erhalten und ihn mit Freude vor dem Herrn gelesen.
Wie gut doch Gott ist! Ach, wenn wir es doch richtig verstünden, uns den Wünschen und Gnaden seiner göttlichen Güte anheimzustellen, wie glücklich wären wir doch! So haben Sie diese sanftmütige Vorsehung wirken lassen, und Sie sehen, wie alles auf dem Weg der Tugend und Hoffnung ist!
Ich bin wirklich glücklich über das, was Sie mir von Ihren zwei Kindern berichten; sie gehören der Gottesmutter, Sie haben sie ihr so oft geweiht; wie mußte sie diese gute Mutter segnen.
Bezüglich des Projektes für das Fräulein hüte ich noch das Geheimnis; was ich Ihnen jedoch verraten kann, ist, daß dieser junge Mann den Dritten Orden erbaut und eines der tugendhaftesten Mitglieder ist; dazu kommt eine ehrliche und höfliche Umgangsform; er hat offenbar einen sehr sanftmütigen Charakter. - Wenn er ein guter Sohn ist, wir er auch ein guter Gatte werden.
Andererseits besitzt Fräulein Maria alle Eigenschaften, die er sich wünschen kann, und ich versichere Ihnen, daß sie eines sehr ehrenhaften Partners würdig ist.
Lassen Sie die Vorsehung walten, sie wird alles zum Besten führen, aber kommen Sie ihr nicht zuvor.
Es ist wohl schon lange her, seit ich diese teure Familie von Bramefaim nicht mehr gesehen habe, dennoch weiß Gott, wiesehr ich sie mag; Sie wissen aber, daß man Gott anordnen lassen muß: komme hierher, gehe dorthin!
Ich bete immerfort für Sie alle, tun es auch Sie in Ihren Gebeten für mich; ich arbeite für Sie, ich habe einen so großen Bedarf an Gnaden.
Ich lasse Sie im göttlichen Frieden Unseres Herrn.
Nehmen Sie meine ganze Hochachtung und Ergebenheit entgegen! Drücken Sie auch Ihrem lb. Gatten meine aufrichtigsten Grüße aus.
Ihr im Herrn ergebenster
Eymard p.m.
An Frau Perroud
in Pommiers (in Bramefaim) über Villefranche (Rhône).
Nr.0538
An Frau Mathilde Giraud-Jordan
Chaintré, 3. Dezember 1855.
Gnädiges Fräulein!
Sie waren so gütig, mir Ihre Hochzeit mit Ihrem Herrn Vetter mitzuteilen. Ich danke Gott von ganzem Herzen dafür. Seit dem Aufenthalt in Uriage schien es mir, Gott wollte so; und ich hatte die Zuversicht, daß die göttliche Vorsehung alles zu einem guten Ende führen werde.
Sie werden also in den heiligen Stand der Ehe treten. Tun Sie dies im Gedanken, daß Gott Sie da haben will - und voll Vertrauen, daß Sie sich in diesem Stande heiligen und für Ihr Heil wirken werden. Die Heiligkeit macht die Erhabenheit eines Standes aus. Wie viele große Heilige hat nun schon der Stand der Ehe dem Himmel geschenkt! Und welch große und edle Tugenden bildeten die Zierde ihres Lebens! Nehmen Sie sich ein Beispiel an ihnen und Sie werden ihnen ähnlich werden.
Ahmen Sie Ihre fromme Mutter nach. Leben Sie nach ihren Tugenden - und schon werden Sie einen Schritt vorwärts gemacht haben in der Vollkommenheit dieses Standes, der groß ist vor Gott und vor der Kirche.
Das Vertrauen, das Sie mir stets bewiesen haben, und die Zuneigung, die ich allzeit Ihrer Familie entgegengebracht habe, gestatten mir, Ihnen einige Ratschläge zu geben, wie ich Ihnen dieselben schon versprochen habe.
Eine Ehegattin hat drei Pflichten zu erfüllen: ihre Himmelskrone muß drei Edelsteine tragen:
Die erste Pflicht bezieht sich auf Gott und die hl. Kirche. Gleich von den ersten Tagen Ihrer neuen Lebenslage an müssen Sie sich eine Regel festlegen für die Ausübung Ihrer religiösen Pflichten: die Treue im Gebet und im Empfang der hl. Sakramente. Wenn ein junges Bäumchen in einen neuen Garten verpflanzt wird, muß es fleißig begossen werden...
Allerdings soll Ihre Frömmigkeit nicht die eines jungen Mädchens sein, das in ihren Mitteln frei ist und eine kindhafte Frömmigkeit pflegt. Sie sollen vielmehr nach starker, erleuchteter Frömmigkeit streben, einer Frömmigkeit der Tugend, deren Endzweck die Heiligung Ihrer Standespflichten ist - einer Frömmigkeit, die ihrerseits durch die Standespflichten geregelt wird.
Was die hl. Sakramente betrifft, so werden Sie wohl am Beginn im Anbetracht eines neuen Haushaltes und inmitten von allerhand Erledigungen, Besuchen und Außergewöhnlichem usw. dieselben nicht so häufig empfangen können. Ist aber einmal alles geregelt und auf dem rechten Geleise, so treten Sie hin zum Gott der Güte, bei dem die Milde und Kraft der Tugend, das Leben und das Glück der christlichen Seele zu finden ist.
Ihre zweite Pflicht, die erste nach derjenigen gegen Gott, ist jene gegenüber dem Gatten, den Gott Ihnen gegeben hat. Ihn zu umgeben mit Achtung, Liebe, hingebender Treue, das ist die Pflicht einer christlichen Ehefrau.
Wollen Sie, daß die gegenseitige Zuneigung glückbringend und von Dauer sei, so sorgen Sie, daß Achtung und Rücksicht, Sanftmut und Entgegenkommen, soweit es das Gewissen gestattet, gleichsam deren gesegnete Blüten seien.
Machen Sie es sich zur Regel, niemals zu dulden, daß es jemand an Hochachtung und Liebe gegen Ihren Gatten fehlen lasse, denn auf ihn müssen Sie Ihren Ruhm und Ihre Ehre setzen.
Schenken Sie nie der teuflischen Zunge Glauben, die Ihnen Böses über ihn einflüstern wollte.
Die dritte Pflicht ist die in Bezug auf Ihr Inneres, auf Ihr Haus, und wenn Gott Ihnen Kinder schenkt, in Bezug auf deren Erziehung unter Ihren Augen und durch Ihre Hand.
Achten Sie auf alles in Ihrem Haus; leiten Sie die Dienstboten an, aber lassen Sie sich nicht von denselben regieren! Beweisen Sie ihnen ein herzliches, aber nie blindes oder bedingungsloses Vertrauen!
Wachen Sie über Ihre Pflichterfüllung, mehr im Bestreben, ihnen das Gute zu zeigen, als das Schlimme zu tadeln, damit Sie ihnen mit Liebe und aus Gewissenhaftigkeit dienen.
Haben Sie insbesondere stets ein offenes Auge für die Ausgaben im Haushalt; verlangen Sie immer Rechenschaft darüber! Es ist ein Unglück, wenn die Dienstleute das Hauswesen selbständig verwalten.
Aber ich gehe zu weit, mich so ins einzelne einzulassen; Ihre gute Mutter weiß Ihnen da einen klügeren Rat zu geben als ich.
Sie werden Besuche empfangen und abstatten: das ist billig und recht; aber schließen Sie nicht gleich enge Freundschaft! Was sich schickt, was die Höflichkeit gebietet, was natürliche Freundschaft vorschreibt: das genügt für den Anfang.
Lieben Sie Ihre Häuslichkeit - und Sie werden sich darin glücklich fühlen. Eine Ehegattin hat nur e i n e n Freund, ihren Gatten.
Damit schließe ich und verspreche Ihnen, viel für Sie zu beten, wie auch für Ihren lb. Gatten, den ich gerne kennen lernen möchte und bereits hochschätze wegen all des Guten, das man über ihn spricht, und den ich bereits mit Geneigtheit zur Familie zähle.
Gott erfülle Sie mit seinem Segen; der Himmel gewähre Ihnen alles, was Ihnen in Jesus und Maria wünscht
Ihr ganz ergebener Diener
Eymard, P. M.
Nr.0539
An Frau Tholin
Auf dem Schloß Chaintré bei Mâcon, 9. Dezember 1855.
Gnädige Frau!
Ich habe Ihr lb. Schreiben hier in unserem Noviziatshaus erhalten, wo ich mich seit 2 Monaten aufhalte und mich mit dem Handbuch des Dritten Ordens befasse. Es war für mich sehr schmerzvoll zu vernehmen, daß Herr Tholin noch nicht vollständig hergestellt ist. Möge Gott diesem guten Vater wieder die volle Gesundheit geben! Das ist mein fortwährendes Gebet; und er möge Ihnen, gnädige Frau, die Gesundheit schenken, welche Ihre ganze Familie so sehr braucht! Schonen Sie sich also etwas mehr. Es ist ja wahr, daß Sie Unser Herr beschützt und stärkt.
Ich weiß nicht, wann ich nach Lyon gehen werde; handeln Sie daher ganz nach Ihrem Belieben. Ich nütze meine Einsamkeit zu beten und in Ruhe und Frieden zu arbeiten. Wie glücklich wäre ich, wenn die hlst. Jungfrau meine bescheidene Arbeit annehmen würde und mir als Gegenleistung ein wenig von dieser göttlichen Liebe schenkte, die ihre Seele verzehrte.
Zu Füßen des Tabernakels bringe ich unserem guten Meister dasselbe dar, wie Sie, und bitte ihn, sich selbst zu verherrlichen, da wir es nicht fertig bringen, ihn so zu lieben und ihm so zu dienen, wie er es verdient. Ich trachte, mich recht im Staube verborgen zu halten; wie gut wäre es für mich, könnte ich mir selbst absterben und ein neues Leben in Christus beginnen! Beten Sie darum für mich!
Ich lasse Sie, gnädige Frau, zu Füßen unseres guten Meisters und verbleibe in seiner göttlichen Huld
Ihr ergebenster
Eymard, P. M.
B. S. - Ergebene Grüße an Ihre lb. Tochter und meinen Dank für ihren Brief. Ich erwarte Antwort aus Sydney.
An Frau Tholin-Bost, Geschäftsfrau
Tarare (Rhône)
Nr.0540
An Frau Clappier
In Château de Chaintré (2), bei Mâcon, (Saône-et Loire).
Gnädige Frau und teure Schwester in Maria!
Schon seit geraumer Zeit möchte ich Ihnen schreiben, zuerst um Ihnen mein zurückliegendes Bedauern auszudrücken, das ich überhaupt nicht vorausahnen konnte, weil ich fest glaubte, wenigstens noch für einige Tage nach La Seyne zurückzukehren. Gott hat es nicht gewollt; sein hl. Name sei dafür gelobt!
Und dann, um Ihnen zu sagen, daß ich Sie nicht vergesse, Sie und Ihre so teure Familie. Es kostet mich ein Opfer, sie nicht mehr zu sehen, und insbesondere diesen guten und liebenswürdigen Herrn Clappier, der mir soviel Wohlwollen und Güte entgegenbrachte. Ach, das ist eben das Leben: ein Vorbeigehen, ein Blick und ein Abschied. Oh! Wenn wir im Himmel sein werden, alle versammelt im Schoße Gottes, um unserer guten Mutter herum!
Glücklicherweise gehen die Tage und Jahre schnell vorüber, und diese schöne, himmlische Stadt kommt immer näher und neigt sich uns zu.
Womit beschäftigen Sie sich, gute Dame? Sie leiden noch, Sie befinden sich auf einem abgeschiedenen und manchmal traurigen Kalvarienberg; andere Male sind Sie froh, näher bei unserem guten und liebenswürdigen Erlöser zu sein! Es scheint, daß er Sie in dieser und in der anderen Welt nahe bei sich haben will, weil er Ihnen diesen für die Natur so schmerzhaften, aber für Gott so ehrenvollen und unserer Krone so nützlichen Anteil schenkt.
Haben Sie stets Geduld und Ergebung auf diesem Schmerzensweg. Das heilige Leiden ist die Blume der Liebe; seufzen Sie mit Jesus im Ölgarten, aber gehen Sie immer auf sein Kreuz zu. O wie werden Sie es im Himmel lobpreisen; Sie werden es in Liebe und Dankbarkeit küssen, dieses teure Kreuz! Tragen Sie es tapfer hinter Ihrem guten Meister her, und es wird Sie am letzten Tag dorthin tragen, wo es regiert.
Ich bin hier ein wenig in der Einsamkeit, um mich etwas auszuruhen und um am H a n d b u c h d e s D r i t t e n O r d e n s zu arbeiten. Beten Sie fleißig für mich, gute Dame und teure Schwester, daß ich fest nach dem Herzen Gottes arbeite. Es geschieht auch für Sie: Sie schulden mir diese Hilfe, die ich leider so dringend brauche.
Meine herzlichen und ergebensten Grüße an Ihren guten Gemahl Herrn Clappier. Wie wäre ich glücklich, ihn wiederzusehen! Meine lb. Grüße an diesen guten und teuren Josef und an Ihre ganze Familie. Sie wissen, daß ich in Unserem Herrn J. Chr. bleibe, Ihr ergebenster
Eymard, S.M.
An Frau Clappier, Place d'armes 16,
Toulon (Var).
(1) Hier findet sich ein Reliefstempel "BATH", ohne Zweifel ein Markenzeichen.
(2) Eymard wollte in Chaintré schreiben. Der auf dem Brief, welcher ohne Umschlag abgesandt wurde, stehende Stempel trägt das Datum vom 16. Dezember 1855.