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Nr.0481

An Frau Jordan

1. Jänner 1855.

An diesem Tag guter Wünsche will ich Ihnen sagen, daß Sie zu Füßen Unseres Herrn die Erste sind; das ist auch gerechtfertigt, ich bin es Ihnen schuldig; und so recht von Herzen komme ich, Ihnen in Unserem Herrn ein glückliches Neujahr zu wünschen. Er will Sie ganz für sich; geben Sie alles hin und Sie werden alles erhalten. Er schenkt Ihnen einen Splitter seines Kreuzes; nehmen Sie denselben im Geist des Glaubens an und drücken Sie ihn an Ihr Herz wie ein himmlisches Kleinod. Ja, gute Tochter, tragen Sie Ihr Kreuz und das Kreuz wird Sie zu Jesus tragen; tragen Sie es ohne Traurigkeit des Herzens, sondern wie die starke Frau in der Schrift - und Gott wird dadurch verherrlicht werden.

Ich bete viel für den guten und lb. Herrn Jordan, daß ihm Gott wieder seine Gesundheit und die Freude der Kinder Gottes schenke. Es freut mich überaus, daß Ihre Tochter Ihnen anhängt und bei Ihnen ist. Bedauern Sie nichts und machen Sie sich keine Vorwürfe, sie hat noch Zeit genug, einem anderen zu gehören; wenn es ihre Berufung ist, so behalten Sie sie bei Ihnen, solange Sie können: bei Ihnen ist sie besser aufgehoben. Ich wünschte mir, von dieser lieben Mathilde ein paar Zeilen zu lesen.

So stehen wir also, gute und liebe Tochter, an der Schwelle dieses großen Jahres 1855, das mit Krieg beginnt! Was wird es wohl bringen? Das Dogma der Unbefleckten Empfängnis erscheint wie ein Bote des Friedens und eines neuen Zeitalters der allerseligsten Jungfrau. Wie sehr bedürfen wir dessen! Die Welt ist so schlecht und die Christen so armselig! Aber Gott liebt uns und er hat die N a t i o n e n h e i l b a r g e m a c h t. Was mich betrifft, so erhoffe ich mir viel und erwarte große Dinge; alles deutet darauf hin; es ist wie eine allgemeine Erwartung einer besseren Zukunft. Man spürt das Bedürfnis nach Gott. O könnte ich doch dazu beitragen, daß Jesus Christus herrsche auf Erden!

Einstweilen freue ich mich wenigstens, ihn in meinem Herzen und in dem meiner Freunde zu sehen.

Es ist ein wenig unsinnig, Ihnen erst am 12. Jänner ein gutes Neujahr zu wünschen und so spät einen Brief zu vollenden, den ich bereits am 1. Jänner angefangen habe; seitdem konnte ich keine Feder mehr zur Hand nehmen, Sie sind die Ersten. Mit dieser großen Familie mache ich es oft wie eine Mutter, die kaum Zeit hat zum Essen.

Also dann, beten Sie recht für mich, ich trage einen großen Gedanken im Herzen, Gott möge ihn segnen, und schreiben Sie mir etwas ausführlicher. Sie verhalten sich ein wenig wie die Rechtsanwälte, die kurzgefaßte Briefe fürchten, obwohl ich Sie doch mit soviel Freude lese!

Leben Sie wohl, gute Schwester; wann werden wir im Paradiese sein oder wenigstens auf einem Wege, der rasch dahin führt?

Ihr ergebenster

Eymard, P.M.


Nr.0482

An Frau Tholin

1. Januar 1855.

Ein gutes, eucharistisches Neues Jahr, gute Tochter, in Ihrem Herzen und im Herzen aller Menschen! Ich habe Sie im Geiste auf die Opferpatene gelegt, auf daß Sie in der Liebe Jesu im Hlst. Sakrament ganz umgestaltet würden: sicherlich wünsche ich Ihnen nichts inniger als das; denn was kann es Milderes und Größeres auf der Erde geben?

Ihre Nachsicht wird es entschuldigen, daß ich so lange zugewartet habe, vor allem nach dem Erhalt Ihres lb. Briefes; ich befand mich mitten in einer Jubiläumsfeier, die der lb. Gott recht gesegnet hat.

Ich habe im Gebet Ihren guten und teuren Gatten sowie Ihre Kinder nicht vergessen; denn es geht um Sie, und mehr als um Sie selbst, als Ihre eigene Person; beten und leiden Sie doch ohne Unterlaß für diese teure Seele!

12. - Entschuldigen Sie dieses Datum, meine teure Tochter! Es erklärt Ihnen, wiesehr ich in Anspruch genommen war. Gestern habe ich Ihr lb. Schreiben erhalten und ich bin tieftraurig über das, was Sie mir von Ihrer lb. Schwester mitteilen. Da gibt es kein anderes Heilmittel, als nur das Gebet; wir wollen recht um ihren Seelenfrieden beten; wir beginnen heute eine Novene zur unbefleckten Jungfrau.

Ein Seelenleiter müßte sich dieser armen Seele annehmen und sie nach und nach dahinbringen, all das zu verachten. Leider! Es ist dies nicht das erste Beispiel für so traurige Ergebnisse; darin liegt die Vorhersage Unseres Herrn, wenn er von den Wundertaten am Ende der Welt spricht, welche selbst die Auserwählten überraschen werden.

Bitte geben Sie mir in Ihrem nächsten Brief wieder Nachricht von Ihrer teuren Schwester. Sie bedürfte einer Reise, um sich abzulenken; könnte sie in unsere Gegend kommen, würde ich mich ihr gern zur Verfügung stellen.

Ich soll Ihnen ein paar Worte über die Anbetung sagen. Alle, die um die Sache wissen, sind hocherfreut und Feuer und Flamme, sich dem Dienst unseres guten Meisters zu widmen. Sehnsüchtig erwarten sie den glücklichen Augenblick, unter die eucharistische Fahne eigereiht zu werden. Wann aber wird diese selige Stunde schlagen? Wann wird der neue Abendmahlssaal sich auftun? Wird Unser Herr mir die Ehre und das Glück bereiten, mich in seiner Barmherzigkeit zum Eintritt in denselben zu laden?

Diese Mission übertrage ich Ihnen, teure Schwester, bei unserem gütigen Heiland. Gebrauchen Sie eine heilige Gewalt, um den Anbruch dieses seligen Augenblicks zu beschleunigen. - In einem anderen Brief werde ich Ihnen die Grundlagen dieses liebensentflammten Ordens mitteilen und von dem Eifer sprechen, der ihn beseelen soll.

Leben Sie wohl! Schreiben Sie mir! Ihre Briefe bedeuten mir eine große Freude im Herrn. Meine ergebenen Grüße an Ihre lb. Schwester; ich lege dieselbe ganz dem guten Meister in die Arme.

In Jesus Christus verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard, S. M.


Nr.0483

An Frau Grisaud

(La Seyne), 13. Januar 1855.

Gnädige Frau und teure Schwester in Maria!

Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihren lb. Brief und die Wünsche, die Sie für mich an Gott richten. Ihre Seele ist mir doppelt teuer: Sie sind die Schwester unseres guten Paters Chambort und dann sind Sie unsere Schwester in Maria.

Wir reden mit Ihrem lb. Bruder oftmals über Sie, über Ihre Sorgen, Ihren Kummer, aber auch über die Gnaden Gottes.

Ich begreife, meine teure Schwester, wie schwer das Kreuz für die arme Natur sein muß, insbesondere weil Sie gezwungen sind, Ihr Geschäft allein fortzuführen und mit Kranken umgeben sind. - Ach, wiesehr müssen Sie Gott, seine Gnade und seine Liebe brauchen, damit Sie stets mit diesen Armseligkeiten fertigwerden.

Es hat den Anschein, daß Sie der lb. Gott durch das Kreuz heiligen will; dies ist der sicherste und reichste Weg, ohne Kreuz wäre unser Heil in großer Gefahr. - Lieben Sie es sehr, dieses Kreuz, meine teure Tochter, da es Unser Herr liebt und Gott will; erbitten Sie aber insbesondere von Ihrer guten Mutter das Geheimnis, das Kreuz mit der Liebe, die Traurigkeit mit der Freude des Hl. Geistes, die Sammlung mit der Aktion zu vereinigen. - Es ist eine große Sache, es zuwegezubringen, Gott mit seinen Pflichten mitten in den Herausforderungen der Welt zu finden. - Es ist sicher dies, was Sie jeden Tag zu tun versuchen.

Wenn man viel arbeitet, muß man sich gut ernähren. Welches Glück, daß Sie oft zur hl. Kommunion gehen können! Darin liegt das Leben und der Halt in dieser traurigen Welt. - Kommunizieren Sie oft, und Jesus wird Sie in sich verwandeln.

Adieu, meine teure Schwester, ich schenke Sie oft Gott, ebenso Ihre ganze Familie.

In J. u. M. Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0484

An Herrn E. v. Leudeville

La Seyne, 13. Januar 1855.

Liebster Freund und Bruder in Maria!

Ich verdiene wohl alle Vorwürfe Ihrer unverbrüchlichen Freundschaft; Sie sind besser als ich; und dennoch wage ich Ihnen zu beteuern, daß Sie mir immer im Gedächtnis haften. Es mußte mein dauerndes Kopfweh sein, das mich bei Ihnen ein wenig entschuldigt. Die gute Frau Marceau hat mir Nachricht von Ihnen gegeben und mir sanfte Vorhaltungen gemacht, welche ich bereits gesühnt habe.

Vielen Dank, lb. Bruder, für Ihre Neujahrswünsche. Solche Wünsche habe ich gern und ich erwidere sie Ihnen von ganzem Herzen, denn seit mir Gott den glücklichen Umstand verschafft hat, Sie kennenzulernen, gibt es in meinem Herzen etwas Vertraulicheres zu Ihnen. Die Sympathie der Zuneigung hat die religiöse Sympathie hervorgebracht. Ich bedauere nur eines: daß Sie nämlich so ferne sind.

Wenn mir Gott die Gnade schenkt, bis nach Tours zu kommen, wo so viele schöne und vertrauliche Erinnerungen verknüpft sind, dann werde ich Sie mit Freude besuchen. Ich würde sehr gerne mit Ihnen über den Himmel und die Welt plaudern, über die Vergangenheit und die Zukunft.

Sie zeigen mir eine schöne Morgenröte über Ihnen. Möge Sie Gott bis zur vollkommenen Erfüllung führen. Ich suche in meinem Geist, was dies sein kann, ich respektiere das Geheimnis und preise es. - Auch ich möchte mit Ihnen über einen schönen Gedanken sprechen, den Gott mir ins Herz gelegt hat, den ich liebe und nähre; ich wäre so glücklich, wenn ich dessen Verwirklichung zur größeren Ehre Gottes erleben könnte: es handelt sich um den zu gründenden Orden vom Hlst. Sakrament. Das ist die Idee, der Rest versteht sich von selbst.

Beten Sie, lb. Freund, für dieses Werk der Liebe, wie ich für Ihres beten werde, und ebenso für den O... bete. Ach, Gott hab' ihn selig!

Adieu, lb. Freund. Stets im Herrn vereint, bleibe ich Ihr ergebenster und zugeneigter Diener

Eymard, P.m.

An Herrn E. v.Leudeville,

in Leudeville, nahe Marolles-en-Hurepoix

(Seine-et-Oise).


Nr.0485

An Marg. Guillot

La Seyne-sur-Mer, 25. Jänner 1855.

Sie sind also sehr krank, meine liebe Tochter; Unser Herr hat Sie aufs Kreuz gespannt, er will Sie also stets gekreuzigt mit ihm; aber welch ein Unterschied! Ihn kreuzigen Feinde, Sie aber seine göttlichen Hände, seine Liebe, um Ihnen den Preis seines Todes und die Ehre seines Kreuzes schenken zu können: was für ein Glück, aus Liebe und für die Liebe zu leiden! Leiden Sie recht, meine arme Tochter, aus Liebe zu Jesus Christus. Eine Liebe, die nicht leidet, verdient die Bezeichnung "Liebe" nicht.

Aber will Sie dieser gute Meister bis zum Tode kreuzigen? Lassen Sie ihn tun und Sie müssen zu ihm sagen: "Alles das, was du willst, mein guter Meister.........!" Dann sollen Sie leben wie die Jungfrau, welche auf die Ankunft ihres göttlichen Bräutigams wartet.

Schreiben Sie mir, sobald es Ihnen möglich ist, ohne sich allzu ermüden. Ich halte Ihre Novene; sie geht erst am 29. zu Ende, weil ich sie erst am 20. angefangen habe. Sie denken, daß ich es im eigenen Interesse sehr wünsche, daß Sie Unser Herr segne.

Seit dem 13. Jänner enthüllt und bereitet sich das Werk vom Hlst. Sakrament vor; der Entwurf der Regel ist gemacht, der Bischof von Fréjus und Toulon hat ihn für schön erachtet; er gibt einen guten Priester, mehrere andere bereiten sich darauf vor, alle sind glücklich; ich habe dem hochwst. P. Favre noch nichts gesagt; um ihm meine Gedanken zu unterbreiten, bete und warte ich noch.

Ich sage mir oft: was wird Gott denn aus mir, einen Mann voller Leiden und ohne Bedeutung, machen? Ich bin zu nichts mehr gut, ich bin aufgebraucht, ich hätte es nötig, mich zu Füßen Unseres Herrn zu verstecken; ich hoffe, daß mir dieser gute Meister diese Gnade gewähren wird.

Ich wäre glücklich, vor meinem Sterben noch wenigstens ein Zönakel zu sehen (das wird die Bezeichnung der Anbetungshäuser sein).

Als der hl. Johannes auf der göttlichen Brust des Erlösers entschlief, schöpfte er daraus seine Liebe und seine göttliche Sendung: wie nötig hätte ich zwar nicht eine solche Ehre, wohl aber zu Füßen Jesu zu sein! So bin ich nun fast 20 Jahre stets im aktiven Leben, jetzt brauche ich ein wenig vom Abendmahlssaal.

Adieu, meine gute Tochter. Ich übergebe Sie der Gnade Gottes und bitte Jesus und Maria, Sie zu heilen.

Eymard.

P.S.- Sobald Sie .............. sehen, entschuldigen Sie mich bei ihr; ich konnte ihr noch nicht schreiben, ebenso an ........ ich werde es tun.

Meine Grüße an das ganze Nazaret.


Nr.0486

An Frl. v. Revel

Internatsschule von La Seyne

26. Januar 55.

Teuerste Schwester in Maria!

Ich wollte der Erste sein, Ihnen eines jener Jahre zu wünschen, die vor Gott ein ganzes Leben ausmachen; ich hatte meinen Brief angefangen, er blieb jedoch unvollendet, und nun beschränke ich mich darauf, Ihnen zu sagen, daß ich Sie Unserem Herrn vorgestellt habe und ihn um eine heilige Liebe für Sie gebeten habe.

Danke auch für Ihre Wünsche und Gebete, ich rechne damit wie mit Ihrem lb. Gedenken.

  1. Sie können rechnen mit der Novene für Ihren lb. Bruder; ich bete gerne für ihn, er ist einer meiner bevorzugten Verstorbenen.
  2. Ich glaube, daß die beiden Briefe von Paris nicht von derselben Hand geschrieben wurden, halten Sie sich aus der Sache heraus.
  3. Welches Glück in Ihrer vielgeliebten Familie Froissard! Gott sei dafür gedankt! Dies ist auch eine große Freude für mich.
  4. Sie beklagen sich wegen Ihrer Gebete - verrichten Sie das Gebet des Armen, aber machen Sie im Gebet weiter; dies ist die Seite der Armseligkeit und Bedürftigkeit, richten Sie Ihren Blick auf die Seite der Güte Gottes, des Gebetes Jesu Christi, das ersetzt, was Ihnen fehlt. - Was Ihre Zweifel, Ihr Aufbegehren angeht: alldas bedeutet nichts, es ist das Fieber unserer Armseligkeit, schenken Sie ihm keine Beachtung, gehen Sie über alldies hinweg.
  5. Ich heiße Ihren Gedanken dieses Zimmers gut; das ist eine g u t e P h a n t a s i e; ich rate Ihnen, während der Exerzitien bei P. Hug zu beichten, bei ihm also eine ganz gewöhnliche Beichte abzulegen und eine Rückschau seit der Zeit, wo Sie beim Dritten Orden sind, zu halten, d.h. über Ihre Frömmigkeitsübungen, über Ihren Hauptfehler. -
  6. Der Vorsatz über die Reinheit in den Absichten, den Sie bei der letzten Beichte gefaßt haben, ist gut, aber viel zu geistig; fassen Sie den Vorsatz zur Treue zu Ihrer Regel. - Bezüglich der Armen Seelen: beten Sie für sie, aber fassen Sie nicht den Entschluß des Geldes.
  7. Schonen Sie ein wenig mehr Ihre kränkelnde Gesundheit, vergessen Sie sie, wenn es geht; wenn dies nicht möglich ist, bekämpfen Sie die Traurigkeit und den inneren Schrecken. Seien Sie eine Tochter des Vertrauens auf Gott! Was Sie mir von Fräulein Guillot erzählen, betrübt mich sehr. Ach! - Sie hätte dabei nichts zu verlieren! Der hl. Wille Gottes möge geschehen.

Adieu, gute Schwester im Herrn. Seien Sie meiner vollen Obsorge über Ihre Seele gewiß!

In Jesus ganz Ihr

Eymard.

s.m.

P. S. Meine Hochachtung für Frau Hipolith; ja, ich bete für ihren ältesten Sohn.


Nr.0487

An Frau Spazzier

29. Jänner 55.

Gnädige Frau und teure Schwester in Maria!

Endlich sende ich Ihnen Ihr Neujahrsgeschenk; ich wünsche, daß Sie damit eine Freude haben.

Ich habe es sehr bedauert, Sie neulich nicht besuchen zu können, als ich in Ihre Nähe kam; ich habe mich beim jungen de Beauregard, der krank ist, aufgehalten und hatte danach keine Zeit mehr. Sobald ich von dort zurückkehre, werde ich versuchen, Ihnen eine Stunde zu schenken.

Beten Sie für den, der Ihnen im Herrn ganz ergeben bleibt.

Eymard.


Nr.0488

An Frl. Stephanie Gourd

Für Frl. Stephanie.

29. Jänner 1855.

Meine liebe Tochter, hier bin ich nun, um Ihren lb. Brief zu beantworten, dessen Einfachheit und Offenheit ich sehr geschätzt habe.

Meine Antworten werden vielleicht zu spät kommen, aber sie werden Sie in den angegebenen Grundsätzen bestärken.

  1. Beunruhigen Sie sich überhaupt nicht darüber, was Sie mir bezüglich P. H. gesagt haben; dies schmälert in keiner Weise meine Wertschätzung für ihn und beweist sein Bemühen um Ihre Seele.
  2. Aber! Ich müßte daraus einen Nutzen ziehen! Wenn es Ihnen Gott fest eingibt, ja! Und selbst, wenn Sie ein Bedürfnis danach spüren, noch immer ja! Aber im Zustand des gewöhnlichen Alltags leben Sie von Ihrem inneren und geordneten Leben.

Sie haben für die alltäglichen Dinge Ihre gute Mutter.

3. Gehen Sie stets mit einer großen Einfachheit des Geistes und einer hl. Hingabe zu Unserem Herrn und sehen Sie nur zwei Dinge: Ihre Armseligkeit und seine Güte, seine Liebe zu Ihnen; aber arbeiten Sie fest und dauerhaft am Opfer Ihres Willens aus Liebe zu Gott; das ist das Holz des göttlichen Feuers.

Töten Sie diese Eigenliebe ab, die jeden Tag neu auftaucht.

Sie sind ja schon im Erwachsenenalter, also folgen Sie dem Leben Unseres Herrn, der Ihr Alter hatte. Welch ein Glück, sich sagen zu können: Jesus hatte mein Alter!

Trachten Sie bei Ihrer Betrachtung stets nach der Liebe Unseres Herrn durch die Hinopferung Ihrer selbst; das ist der kürzeste und vollkommenste Weg.

Sodann beten Sie für mich. Ich biete Sie unablässig diesem göttlichen Bräutigam Ihrer Seele an, damit er Sie mit seinen Tugenden und seiner Liebe erfülle.

In Jesus und Maria verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0489

An Frau Gourd

La Seyne, 29. Januar 1855.

Meine teure Tochter im Herrn, ich bin mit der Beantwortung Ihres lb. Briefes sehr spät dran; und dazu weiß ich gar nicht warum. Sie werden mich in Ihrer Liebe entschuldigen.

Ich habe Gott gedankt für die guten Nachrichten, die Sie mir über Ihren teuren Kranken übermittelt haben; ich hoffe, daß er genesen ist. Gott leitet alles in seiner göttlichen Barmherzigkeit und mit den Mitteln, die er will. Alles, was wir zu tun haben, ist: fleißig zu ihm beten und beten lassen.

Also dann, meine gute Tochter, haben Sie Vertrauen, Gott wird all die Ihren retten.

Ich habe auch mit großer Freude vom Beschluß vernommen, den die Brüder zugunsten dieses Unglücklichen getroffen haben; es ist eine Gnade Gottes.

Setzen Sie stets Ihr Vertrauen fest auf diesen guten Meister, und er wird Sie auf allen Ihren Wegen leiten.

Dienen Sie fleißig diesem guten Hirten in Treue und Liebe; versuchen Sie Zeit zu finden, um Ihre arme Seele mit dem Gebet und einigen frommen Gedanken zu nähren.

Wenn man mit seiner Zeit haushälterisch umgeht und sie gut einteilt, hat man für alles Zeit.

Ich nenne Ihnen nicht die Wünsche, welche ich für Sie in diesem neuen Jahr an Gott gerichtet habe, Sie kennen sie. Gott gebe Ihnen seine hl. Liebe und alles, was Sie betrifft.

Beten Sie für mich, meine Gesundheit ist immer noch armselig; das bedeutet nichts, wenn Gott mit mir zufrieden wäre.

Senden Sie mir Ihre Nachrichten.

Ihr ergebenster

Eymard.

P. S. - Sie wissen ohne Zweifel, wie krank Frl. G. st. Leider! Ich bete innig zu Gott, sie

noch ein wenig dem Dritten Orden zu erhalten.


Nr.0490

An P. Mayet

11. März 1855 (La Seyne?)

(nach Troussier eher M a i 1855!)

Das Werk vom Hlst. Sakrament reift. Die Konstitutionen schreiten voran (probeweise). Sie scheinen recht vollkommen zu sein. Da man an der Quelle aller Gnaden und aller Tugenden sein wird, wird sich alles leicht machen lassen. Überdies muß eine Berufung mit mehr beschaulichem als aktivem Leben auch vollkommenere Tugend und mehr Abtötung aufweisen.

Herr de Cuers zeigt immer noch feurige Begeisterung für das eucharistische Werk. Er schreibt mir von Zeit zu Zeit. - Er ist immer noch derselbe Mann, der Seemann, der eifrige Christ.

Mehrere Priester wollen Mitglieder des Werkes werden, mehrere Theologiestudenten und einige junge Laien, insgesamt zehn oder zwölf.

Man möchte sich um den Monat September herum in der Diözese von Marseille zusammenschließen und damit anfangen, daß man sich einige Monate lang in einem Haus auf dem Lande verbirgt, um sich in diesem neuen Zönakel rund um Jesus, mit Maria, der erhabenen Königin des Abendmahlssaales, umzugießen.

Was daran Freude bereitet, ist die Großherzigkeit, die Demut und die engelsgleiche Frömmigkeit, von der alle beseelt sind.

Was die p e r s ö n l i c h e Frage angeht: sie wurde vom hochwst. P. Favre auf den Urlaub verschoben. Ich bete, bitte beten Sie für mich. - Dieser Gedanken ist ein rauher Kalvarienberg, ein Leidensgebet im Ölgarten. Das spielt aber alles keine Rolle, wenn nur Unser Herr bekannt, geliebt und bedient wird! - Darin besteht mein ganzes Verlangen. Ich gestehe, daß ich sehr glücklich wäre, als Dünger dem Baum zu dienen; aber dies ist eine zu große Ehre, die ich nicht verdiene.

Ich spüre, wie meine leidliche Gesundheit schwächer wird. Ich wünschte es sehr, etwas zur Verherrlichung unseres guten Meisters zu unternehmen, bevor ich sterbe. Ich biete mich ständig an und überlasse mich seinem Wohlgefallen.

Eymard.

Anmerkung von R.P. Troussier:

Der Inhalt dieses Briefes scheint darauf hinzuweisen, daß er erst im Mai geschrieben wurde (?).


Nr.0491

An Marg. Guillot

La Seyne-sur-Mer, 19. März 1855.

Ich möchte beginnen, Sie, meine liebe Tochter, wenigstens zu Ihrem Fest an diesem schönen Tag des hl. Josef zu beglückwünschen und Ihnen mitteilen, daß ich es Ihnen zuerst vor Gott gewünscht habe und daß ich Ihnen den Geist und die innerlichen Tugenden dieses großen Heiligen wünsche.

Sie müssen mich wohl für sehr faul und fast vergeßlich halten: v e r g e ß l i c h: nein! Ich kann Ihre Seele, Ihre Bedürfnisse und Bedrängnisse nicht vergessen; f a u l: ja! Seit langem schon habe ich nicht den Mut, Briefe zu schreiben, obwohl ich über 50 zu erledigen hätte; das kommt von ein wenig Müdigkeit. Meine Migräne packt mich fast jeden Morgen, ohne mich jedoch zu zwingen, mich immer ins Bett zu legen; immerhin feiere ich die hl. Messe, halbkrank, aber es geht; dazu kommen noch die tausend Beschäftigungen, die mich an allen Seiten herumzerren; aber Sie sind die Nr. 1 und so fange ich bei Ihnen an.

1. Danke und vielmals Danke für Ihr letztes Schreiben und für die Information über dieses Gespräch und die Meinung, die man von mir in Lyon hat.

Der hochwst. Pater hat ganz recht zu sagen, was er gesagt hat, da ich noch immer in Verspätung bin und mir der Mut zu dieser Arbeit fehlt. Die Patres beklagen sich mit gutem Recht; ich schreibe seit geraumer Zeit niemandem.

Ich versichere Ihnen, daß ich Gott dafür gedankt habe; man hielt mich für etwas geeignet, wenigstens wird man jetzt nicht mehr daran glauben.

2. Zum 2. Brief. - Ich habe Sie vor Gott bedauert wegen aller Prüfungen, die Sie mit P. H. durchmachen; jedoch im Grunde meiner Seele spürte ich eine gegenteilige Antwort, nämlich: daß Sie das Kreuz nicht fliehen sollten, sondern in der Wertschätzung und im Vertrauen auf P. Huguet sich hinopfern lassen sollen. Die von Ihnen getroffene Entscheidung, zum hochwst. Generalobern zu gehen und ihm Ihre Seele zu eröffnen, ist sehr klug; folgen Sie ihm wacker und halten Sie sich an seine Ratschläge aus Liebe zum Dritten Orden, diese teure Familie, die mit soviel Schweiß und Tränen begossen wird! - Bezüglich der Einzelheiten Ihrer Seele begreife ich, daß Sie nicht darauf eingehen können, aber nützen Sie meinen guten Willen, er möge Ihnen genügen. Ich wäre der Ansicht, daß Sie nicht zu P. B. gehen sollen; wo Sie aber, meine lb. Tochter, sehr wohl hingehen sollen: zu Füßen Jesu, Ihres gekreuzigten und kreuzigenden Bräutigams; hier ist der Ort der Ruhe, des Trostes und der Kraft. Ach, wie ist doch dieser milde Erlöser gut, Ihnen zu helfen, dem natürlichen und geistlichen Leben der Unterstützung und Tröstungen abzusterben! - Aber Sie befürchten, ihn zu beleidigen und sich zu verirren? - N e i n, nein, auf dem Kalvarienberg verirrt man sich nie; es führt nur ein einziger Weg direkt zu den Füßen Jesu; man muß darauf immer weitergehen und erst in seinem Herzen stehenbleiben.

So geht alles gut, liebe Tochter, beunruhigen Sie sich nicht zu sehr über Ihren Widerwillen und Ihre Abneigungen der Natur: sie ist das zu schlachtende Opfer für die reine Liebe Jesu. Sie sind seinem Herzen wohlgefällig; das muß Ihnen genügen.

Ich komme auf das Haus des Dritten Ordens zu sprechen; dieses Problem war mir in meiner Seele immer ernst, seitdem ich den Gedanken vom hochwst. P. Favre kenne; und wenn ich meine Meinung geändert habe, so deshalb, weil ich von den Plänen und Ideen P. Huguets unterrichtet wurde und nicht weiß, wie sich dies verwirklichen lassen könnte für den Fall, daß er damit beauftragt würde und vor allem wenn er von Lyon versetzt würde. Auch hat mich der Umstand zurückgehalten, daß ich anläßlich meines letzten Besuches in Lyon beim hochwst. Pater Favre eine einfache Erlaubnis der Zulassung erfahren habe, die aber bis zu meiner Rückkehr aufgeschoben wurde. - Werden Sie sich, sollten Sie nach Lyon kommen, mit diesem Haus beschäftigen? - Wenn man das will, dann will ich es gerne. - Werden Sie nach Lyon kommen? - Ich weiß nichts darüber, denn wenn sich meine Gesundheit nicht bessert, glaube ich nicht, daß ich mich der aktiven Arbeit in der Seelsorge widmen kann.

Aber wie lautet Ihre Meinung zum Werk des Hlst. Sakramentes? - Es gibt daran noch nichts Endgültiges, ich habe darüber an hochwst. P. Favre nichts geschrieben, weil die Frage erst in den Ferien entschieden wird....... da die Grundlagen erst dann bereitstehen werden. Außerdem: wozu würde ich dienen, wenn ich andauernd krank bin! Ich bete, ich ermutige und warte auf ein Zeichen von Gott: das ist meine Lage.

In einigen Tagen werde ich Ihnen die Konstitutionen vom Hlst. Sakrament zusenden, damit Sie mir Ihre Meinung darüber sagen. Ich werde Ihnen nur die Gründe für das Werk anführen, und Sie werden vor Gott sehen, was zu seiner Ehre mehr beitragen kann.

Dieser Gedanken versetzt mich auf den Kalvarienberg. Ich fühle, daß ich allem absterben muß, um es zu verdienen, für ein so schönes Werk zu arbeiten: Gott bereitet mich darauf vor.

Haben Sie die Güte, 14 Fr. an Herrn Vacher, Schwiegersohn von Frau Witwe Monteillet, neben der Kathedrale, zu überbringen, um die Endabrechnung über unseren Reliquienschrein des hl. Viktorius durchzuführen.

Schreiben Sie mir, sobald Sie können, Ihre Briefe bedeuten mir einen Besuch im Zustand der Krankheit.

Adieu, gute Tochter, ich segne Sie im göttlichen Kreuz der gekreuzigten Liebe.

Ihr ergebenster

Eymard.

P. S. - Meine Grüße an Ihr Nazaret-Haus, das ich wie meine Familie liebe.Ich sage Ihnen nichts zu Ihrem Rücktritt. Es ist noch nicht die Zeit gekommen, ihn einzureichen; so bücken Sie sich also in Liebe unter diesem Kreuz.

An Frl. Guillot Margarete,

Friedensrichterstraße 17,

in Fourvière,

Lyon (Rhône).


Nr.0492

An Marianne

La Seyne, 22. März 1855.

Liebste Schwestern!

Ich bin faul, Euch zu schreiben; dabei weiß ich aber, wie Ihr Euch auf meine Briefe freut. Wenn man rundherum so viele Dinge zu erledigen hat und es vor allem mit sovielen Leuten zu tun hat, weiß ich nicht, wie die Zeit verrinnt.

Ich weiß, daß man Euch Nachrichten von mir überbracht hat; das ließ mich das Schreiben aufschieben. Es geht mir ziemlich gut, meine Migräneanfälle sind nicht mehr so heftig; man sagt, sie wären vom Magen gekommen.

Wir haben hier ein herrliches Wetter; man erzählte mir, daß in den Bergen keine sehr scharfe Kälte gewesen sei. Ich wünsche es Euch sehr.

Ich bete sehr, meine lb. Nanette, für Eure lb. Kranke. Ach, ich verstehe, daß dies ein großes und sehr unangenehmes Kreuz ist, aber seht es, wie der lb. Gott es sieht; und nachdem Ihr alles getan habt, sogut Ihr konntet, überlaßt Euch den Händen der ganz väterlichen Vorsehung Gottes.

Heute früh habe ich von Herrn Morel einen Brief erhalten. Ich werde mich sofort um die Erkundigungen bemühen, die er über Herrn Malifaud wünscht.

Bald werde ich dem Herrn Pfarrer schreiben. Habt die Güte ihm auszurichten, daß ich nächste Woche für ihn nach Marseille zu den Kapuzinern und Jesuiten gehe. Ich nehme am Kummer dieses guten Pfarrers großen Anteil. Leider! Er ist wirklich beklagenswert mit den Klecksereien dieser Klicken.

Betet stets fleißig für mich und seid versichert daß ich stets in Unserem Herrn verbleibe

Euer Bruder in Liebe

Eymard, p.m.


Nr.0493

An Frau Spazzier

26. März (1855).

Gnädige Frau und teure Schwester in Maria!

Ich habe immer darauf gehofft, Sie aufzusuchen, um mit Ihnen zu sprechen über: 1. die Lithographie von Laus - es gibt solche zu 50 Fr. aus Stein und zu 10 Fr. hundert Stück. Wieviele Packungen zu hundert möchten Sie?

Eine andere Lithographie kostet 8 Francs das Hundert ohne Kosten des Steins, aber es wären mehrere Tausende erforderlich.

2. Ich habe eine Ex-voto-Tafel zu bestellen: ein Seemann wurde beim großen Sturm auf der Krim mit seinem Schiff gerettet - alle Warenschiffe befanden sich am Ufer - nur das seine stand unter Anker; das Schiff war der Gottesmutter geweiht; er möchte dieses Ex-voto in einem Monat und will dafür 100 Francs ausgeben, eher mehr als weniger. Ich hoffe, Sie in Hyères aufzusuchen, aber schreiben Sie mir inzwischen nach Lyon...und entwerfen Sie bitte einen Plan für das Ex-voto.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0494

An Frau Gourd

L. J. C.

La Seyne, 28. März 1855.

Meine arme Tochter, gestern abend habe ich Ihr so lebhaft herbeigesehntes Schreiben erhalten. Ich war sehr beunruhigt; leider! Vertrauen auf die barmherzige Güte Unseres Herrn Jesus Christus und auf die Vermittlung unserer guten Mutter! Heute früh habe ich die hl. Messe für Ihre teure Mutter und Ihren lb. Vater gefeiert. Sie begreifen die erste Gnade, um die ich bitte. Ja, haben Sie Vertrauen, Gott wird sie Ihnen gewähren. Sie haben ganz richtig gehandelt und sind am Ende der Exerzitien zu P. H. gegangen. Das gehört zu den religiösen Gepflogenheiten, die man beibehalten und ehren soll; und zudem ist Gott das Ziel von allem.

Ihre drei Vorsätze passen sehr gut; versuchen Sie, diese fleißig einzuhalten, besonders den dritten; dies wird dann zu einem ausgedehnten Gebet.

Sie können das Gelübde machen für die Seelen im Fegfeuer, zur größeren Ehre Gottes und für die Liebe, die er für die Armen Seelen im Fegfeuer hat.

Ich komme auf die Frage der Beichte zurück.

Wir müssen viel beten, vor allem zum hl. Josef in diesem schönen Monat. Der Teufel setzt alles dran. Es gibt einen Zeitpunkt Gottes, den man abwarten muß, um zu handeln. Sie werden diesen Zeitpunkt dann erkennen, wenn er durch die innere Eingebung, durch einen günstigen und entscheidenden Umstand eintreffen wird. Dann müssen die Milde und Stärke ermutigen. Ich habe mit Freude vom Ankauf der Kapelle gehört: möge Gott darin verherrlicht werden.

Haben Sie ja acht, sich den nötigen Schlaf zu gönnen, und geben Sie mir, sobald Sie können, kurz Nachricht. Ihr Kummer ist mein Kummer.

Adieu, liebe Tochter.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0495

An P. Superior Morcel

La Seyne, am 14. April 1855.(1)

Die außerordentliche Teuerung der Lebensmittel zwingt uns gegen den eigenen Willen, von Ihnen - nur für dieses Jahr - einen Zuschlag von 100 Francs zur gewöhnlichen Heimpension zu erbitten.

Im vergangenen Jahr wollten wir dem Beispiel der anderen Bildungsanstalten nicht folgen; wir haben gerne ein Opfer gebracht. Aber dieses Jahr wird es einfach zu viel. Wir wagen es also, auf die Mithilfe der Eltern zu rechnen, damit der Aufwand für uns weniger belastend wird.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr untertänigster und ergebener Diener

Eymard, Sup.


Nr.0496

An P. Superior Morcel

La Seyne, 25. April 1855.

Guter und hochwürdigster Pater Morcel!

Wir haben einen großen Fang gemacht, der uns, wie ich hoffe, 8000 bis 10.000 Fr. einbringen wird; dies wird uns dieses Jahr sehr weiterhelfen.

Ich schicke Ihnen ein Exemplar des Rundbriefes.

Das Pensionat läuft gut. Wir hatten zu Ostern gute Prüfungsergebnisse. Wir haben keine Wiederholungstermine gewährt, und alle sind durchgekommen. Nur vier wurden auf die Ferien verschoben.

Die Patres sind alle mehr oder weniger schwach, aber alle erfüllen gut ihre Pflichten. P. Souchard leidet, aber Sie wissen, daß das Nervensystem daran wesentlichen Anteil hat. P. Perret ist in diesen Tagen erschöpft; ich hoffe, daß es bessergehen wird. Aber er arbeitet trotzdem.

Mir geht es immer einmal schlechter, einmal besser. Mein Husten will nicht weichen. Was soll man dagegen tun? Ihn in Ruhe lassen.

Ich hoffe wohl, lieber Pater, daß Sie meinen Nachfolger nicht vergessen. Bald ist das Ende des Schuljahres da, und ich bin am Ende meiner Kräfte; ich bin glücklich und hoffe, bis zum Ende durchzuhalten. Von Zeit zu Zeit werde ich für zwei oder drei Tage nach Maubel gehen, wenn es sich machen läßt.

Indes möchte ich, daß Sie meine Bitte um Erholung nicht als eine Auswirkung der Entmutigung oder eines anderen Gedankens halten. Nein, nein! Ich habe hier so gute Mitbrüder, daß ich mich zu Unrecht beklagen würde. Sie sind alle so gut und einsatzwillig! Aber das Haus würde darunter leiden, und ich in meinem Gewissen auch.

Sie müßten meine Berichterstattung erhalten haben; sollte es einige Erklärungen dazu brauchen, so wäre ich sehr froh, wenn man mich darum in Lyon bitten würde, solange mein Gedächtnis noch ganz frisch ist.

Erlauben Sie mir, Pater, daß ich Ihnen meinen Gedanken und meinen Wunsch zum Werk des Hlst. Sakramentes in Erinnerung rufe. Ich habe darüber dem hochwst. P. General geschrieben, um ihn um die Erlaubnis während der Ferien zu bitten. Ich habe Ihnen meine Seele eröffnet, damit Sie beten und vor allem, damit Sie mir helfen, etwas zur Verherrlichung Jesu in der Eucharistie zu tun. Ich fühle mich immer stärker hingezogen, und es ist schon lange .... Welches Glück, wenn sich Unser Herr meiner Gebrechen und meiner Armseligkeit bedienen wollte, um eine eucharistische Blume aus der Erde hervortreten zu lassen! Hat es nicht den Anschein, daß die eucharistischen Ordensleute aus Maria hervorgehen müssen? Ich habe gründlich Ihren Gedanken der Vereinigung mit dem hochwst. P. Colin überlegt; ich fühle mich nicht dazu hingezogen, - oder besser ein Haus der Maristen daraus zu bilden; zur Zeit wäre dies zu früh. Es ist besser, dieses Werk in seinem einzigen Gedanken zu entwickeln und mit den Prüfungen der Gründung durchringen zu lassen.

Wenn ich um diese Erlaubnis bitte, so beabsichtige ich einfach, im Augenblick ausschließlich für die Entstehung des eucharistischen Werkes zu arbeiten. Ich fühle, daß meine Bitte etwas Außergewöhnliches ist; aber wenn der Gedanken von Gott kommt, ist er gut; und wie der hochwst. P. Favre vergangenes Jahr gesagt hat: "Wenn es Gott will, so wäre ich sehr unglücklich, es nicht aus ganzem Herzen zu wollen."

Ich hatte Ihnen mitgeteilt, daß der Hl. Vater, als er über diesen Plan befragt wurde, ihn als sehr gut gefunden und gesegnet hat.

Sie wissen, daß die Krönung der Jungfrau von Laus von Pius IX. durch seinen Legaten, Bischof Dépéry, am 23. Mai stattfindet. Wenn es nicht so entfert wäre, hätte ich Sie um diesen kleinen Ausgang gebeten; ich habe eine sehr verbindliche Einladung dafür erhalten.

Adieu, mein vielgeliebter Pater Morcel, beten Sie für meine arme Seele; sie leidet und sehnt sich nach Besserung.

I n C h r i s t u s

Ihr ergebenster

Eymard, P.M.


Nr.0497

An Frau Spazzier

La Seyne, 10. Mai 1855.

Gnädige Frau und teure Tochter in Maria!

Gott vergelte Ihnen hundertfach das so eucharistische Angebot Ihrer wohltätigen Hand. - Ich nehme es noch nicht an, weil die große Frage des Tages, wann das Werk beginnen wird, noch nicht festgelegt worden ist.

Ich reise heute nach Maubel, wo ich bis Montag zu bleiben hoffe; in diesem Fall werde ich gegen 10 Uhr vormittag in Toulon einlangen - und ich werde ins Hôtel Malta gehen, um Ihre Nachrichten zu erfragen, ob Sie angekommen sind, um nach Laus aufzubrechen. Ich schreibe dem Herrn Superior, um für Sie ein Zimmer freizuhalten. Ich schreibe auch nach Lyon, um die Kiste mit den Lithographien beim Herrn Kanonikus Julius von Gap hinterlegen zu lassen.

Das Ex-voto-Bild, das ich Sie anzufertigen gebeten habe, ist für Herrn Latty, Weinhändler, rue der Drei Olivenbäume 73. Unten soll folgendes geschrieben werden:

Vom 1.-10. Dezember 1854 ex-voto

Latty von Toulon

Sollte ich Sie nicht wiedersehen, vergessen Sie mich nicht zu Füßen der guten Mutter, und vor allem nicht die kleine Familie Jesu in der Eucharistie.

Ich segne Sie und begleite Sie mit allen guten Wünschen.

In J. Chr. Ihr ergebenster

Eymard

Sup.


Nr.0498

An Frl. Stephanie Gourd

La Seyne, 11. Mai 1855.

Danke, meine lb. Tochter, für die Mitteilung der großen und köstlichen Gnade, die Sie empfangen haben; es ist wohl die größte aller Gnaden, die man nie zu teuer bezahlen kann. So ist nun Ihr Haus wie das Haus von Bethanien geworden, wo unser göttlicher Meister gewohnt hat. Welches Glück für Sie, neben Jesus zu leben, ihn für sich allein zu haben, ihn zu schmücken, zu behüten, ihm zu dienen und ihn zu lieben!

Ihre Seele muß die Braut dieses göttlichen Königs sein. Zu diesem Zweck ist er gekommen, um bei Ihnen zu wohnen.

Sie müssen wie die eucharistische Lampe sein, die leuchtet, brennt und sich zur Ehre des verborgenen Gottes verzehrt; sie bildet dessen Zeichen und Ehrenwache. Vergessen Sie den Feuerhimmel, um sich auf den eucharistischen Himmel zu konzentrieren.

Möge die Gegenwart des eucharistischen Gottes Speise und Arbeitszentrum der Gegenwart Gottes sein.

Hier müssen Sie alles verschenken und alles opfern, um alles zu besitzen.

Hier werden Sie ein bißchen beten für die so großen Bedürfnisse meiner Seele.

Danke für die guten Nachrichten, die Sie mir über Ihre ganze Familie geben. Möge sie Gott mit seinen Gnaden überfluten!

Seien Sie stets wie die kleine Tochter um Ihrer guten Mutter.

Schenken Sie den unangenehmen Eindrücken der Natur und der Eigenliebe keine Beachtung, außer um aus ihnen eine Tugend zu machen oder sie zu verachten.

Wollen Sie Unserem Herrn besonders gefallen, so arbeiten Sie daraufhin, wie ein eucharistisches Weizenkorn zu werden.

Meine ergebenen und herzlichen Grüße an Ihre gute Mutter.

In Jesus und Maria verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0499

An Frau Tholin

Gelobt sei Jesus Christus in der Eucharistie!

Maubel, 14. Mai 1855.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre kurze Nachricht durch den hochw. Marineseelsorger. Dieser gute Herr ist ein vorzüglicher Mann; er hatte es so eilig, daß ich ihm nicht dienen konnte.

Mit Betrübnis habe ich von ihrem leidenden Zustand erfahren. Es ist natürlich, werden Sie sagen. Ich wünschte, Sie wären ein wenig kräftiger, denn ein weiter Weg liegt noch vor Ihnen. Allerdings ist das Kreuz das Mittel, wodurch man zu Jesus geht, sich mit ihm vereinigt und ein Leben der Liebe führt; die Gnade der Leiden ist eine große Gnade, und allein aus Liebe zu Jesus leiden ist eine große Tugend. Gott schenkt Ihnen in seiner Güte einen kleinen Splitter seines kostbaren Kreuzes; Sie sollen ihn dafür recht preisen.

Ihr Brief vom 17. März hat mir sehr wohlgetan, besonders in bezug auf unser eucharistisches Werk. Ja, meine lb. Schwester in Jesus, machen Sie diesen Liebesgedanken zum Mittelpunkt Ihres Lebens; unser guter Herr und Meister wird dadurch sehr verherrlicht werden.

Die Konstitutionen sind vollendet; zwölf Mitglieder bereiten sich zum Eintritt vor: 6 Priester und 6 Scholastiker. Diese armen Herren gruppieren sich um mich und nun will man mir in Lyon nicht die Erlaubnis geben, sie flott zu machen. Ich war auf diese Prüfung gefaßt, sie ist so natürlich! Wenn es aber unser Herr will, wird alles geschehen. Ich sende mit gleicher Post das Projekt der Konstitutionen dem General der Dominikaner nach Rom, damit er sie prüfen lasse. - Dieser gute P. Jandel ist ganz für das eucharistische Werk eingenommen. Helfen Sie uns recht bei Jesus und Maria; ich betrachte die Gesellschaft vom Hlst. Sakrament als eine Blume, die Maria unter ihren armen Kindern aussucht, um sie ihrem göttlichen Sohn darzubringen. Ich hoffe sehr, daß eines Tages wenigstens eines Ihrer Kinder Eucharistiner werde.

Was Sie mir über Ihre Freundin berichten, ist sehr traurig; sie liegt in den Händen Gottes, wir werden viel für sie beten.

Endlich habe ich Herrn Adolf geschrieben. Wirklich, ich weiß einfach nicht, wie ich ihn seit dem Monat Januar vergessen konnte; ich war so beschäftigt und etwas leidend, sodaß ich fast niemandem geschrieben habe.

Sagen Sie mir nicht mehr, Ihre Briefe wären zu lang, meine lb. Tochter! Lassen Sie vielmehr Ihrer Feder freien Lauf querfeldein.

Ich habe mich über Ihr Glück gefreut, daß Sie Ihren ältesten Sohn bei sich haben; geben Sie sehr acht auf sein Herz und seine schöne Seele.

Herzliche Grüße an Herrn Tholin; ein Gedenken bei Gott für Ihre lb. Schwester.

In Jesus Christus verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard, S. M.

P.S.- Ich schreibe Ihnen von unserem Theologenhaus aus, 6 Stunden von La Seyne

entfernt, wo ich seit zwei oder drei Tagen weile; ich reise morgen ab.

An Frau Tholin-Bost

Tarare (Rhône)


Nr.0500

An Elisab. Mayet

La Seyne, 18. Mai 1855.

Es ist wohl an der Zeit, nicht wahr, meine liebe Tochter im Herrn, daß ich mein langes Schweigen breche; Sie haben mich für tot oder wenigstens teilnahmslos halten müssen. Ich bin aber weder das eine noch das andere, sondern wie die schlechten Zahler, die immer sagen: morgen! es ist Zeit zu sagen: h e u t e und anzufangen.

Zum Beginn danke ich Ihnen, meine lb. Tochter, für Ihr lb. Gedenken und vor allem für Ihr Gebet. - Auch ich bete innig für Sie, damit Sie Unser Herr tröste und Sie für alles entschädige; daß Maria, Ihre gute Mutter, Sie mit sich nehme. - Sie haben es wohl nötig, sich den Händen Gottes zu übergeben, um nicht der Traurigkeit und der Entmutigung anheimzufallen.

Blicken Sie auf Ihre Eltern im Himmel, im Schoß der glückseligen Ewigkeit, die auf Sie warten: der Tod ist nur die Brücke von der Zeit in den Himmel. Gott wollte Sie als letzte im Elternhaus zurücklassen, damit Sie die Erbin von soviel Tugend und Frömmigkeit seien.

Ich werde nicht den Versuch unternehmen, Ihnen einen Rat für Ihre Zukunft zu geben; man muß sehr behutsam zu Werke gehen und das Für und Wider sorgfältig prüfen. Was Ozeanien anlangt, zögere ich aber nicht, mit einem Nein zu antworten; es heißt, für Schwestern gäbe es noch nichts zu tun.

Vor kurzem hat mir der gute Pater Mayet geschrieben: es scheint, daß es ihm wie bisher geht, daß er aber immer frömmer wird. Welch schöne Krone von Nazaret wird diesem guten Pater zuteil werden!

Ich lasse Sie, meine teure Tochter, in den Armen Mariens und ersuche Sie, innig für meine Armseligkeiten zu beten.

Tausend freundliche Grüße an Ihren vielgeliebten Bruder und seine teure Gattin, an Herrn und Frau Perroud und seine liebe und gesegnete Familie.

Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard S.

(1) Dieser Rundbrief war eigenhändig unterzeichnet.


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