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Nr.0171
An Marianne
Lyon, 2. Dezember 1849.
Meine lieben Schwestern!
Ich lasse Euch auf meine Antwort immer lange warten, weil ich so beschäftigt bin, daß mir die Zeit fehlt, vor allem seit einiger Zeit, wo der Obere abwesend ist und ich ihn ersetzen muß.
Ich habe eine sehr gute Reise hinter mir. Was mir gefehlt hat, war, daß ich nicht nach La Mure vorbeikommen konnte, um Euch zu besuchen. Aber der lb. Gott hat es nicht gewollt, da mich der Gehorsam anderswohin gerufen hat. So ist das Leben: man zieht vorbei und bleibt erst in der glücklichen Ewigkeit stehen. Dorthin, liebe Schwestern, müssen unsere Sehnsucht und unser ganzes Verlangen zielen: zur ewigen Liebe Gottes. In Erwartung müssen wir stets leiden, geprüft werden, dem gekreuzigten Jesus folgen, jeden Tag Opfer bringen, weil der Himmel diesen Preis hat und es die Liebe Gottes wünscht. Ihr wurdet hart geprüft, aber tröstet Euch, das ist die Anteilnahme der Bräute Jesu.
In Lyon geht alles gut. Vielleicht wird man Euch mit dem Gerede von der Cholera erschrecken, die in Lyon ausgebrochen sei und viele Opfer dahinraffe. Das ist nichts, es ist nicht die bösartige Cholera. Es gibt wirklich Leute, die gerne anderen Furcht einjagen möchten. Was wir wirklich fürchten müssen, ist die große Cholera, d.h. die Hölle, der Rest ist unbedeutend.
Ich bleibe euer in Unserem Herrn ergebener Bruder
Eymard.
P. S.- Den Söhnen Reymond und Gras geht es gut, man ist mit ihnen recht zufrieden. Ich werden einen Monat lang abwesend sein. Ich halte in Dionay in der Nähe von Roybon (Isère) eine Mission. Ich reise am Freitag abend, 7. Dezember, ab. Betet fleißig dafür, Ihr könnt mir dorthinschreiben.
An Fräulein Marianne Eymard,
du Breuil-Straße, La Mure (Isère).
Nr.0172
An Marg. Guillot
Dionay, 22. Dezember 1849.
Teure Tochter, mit einigen Zeilen möchte ich in Eile Ihren Brief beantworten. Zuerst einmal hat er mir sehr gefallen.
Ich bin glücklich zu hören, daß das erste Haus von Nazaret besser geht; möge es Unser Herr immerfort segnen! Es ist auf dem Kreuz gegründet, wie könnte es Unser Herr nicht lieben? Diese Kreuze waren für das Gebäude notwendig; sie sind nicht natürlich, es sind Prüfungen.
Die Mission wird am 2. Januar zu Ende sein, ich werde am Freitag im Laufe des Vormittags in Lyon ankommen.
3. Gehen Sie zum Friedensrichter, nichts ist richtiger; und der hl. Josef trage Sorge für sein Haus.
4. Warten Sie mit der Beichte auf mich, wenn Sie können. Was Sie mir geschrieben haben, hindert Sie nicht daran. Seien Sie recht innerlich für die Dinge, die Ihnen mißfallen. Tun Sie etwas weder dafür noch dagegen, sondern einfach n i c h t s: es ist ein Kummer; sehen Sie nicht so klar, sondern spielen Sie ein wenig den Blinden der Nächstenliebe.
5. Erlaubnis, Ihre Neujahrsgeschenke zu machen und Schuhe zu kaufen. (Ich bitte Sie, nehmen Sie aus der Kasse des Dritten Ordens, was Sie für das Geschenk an dieses Fräulein vorgestreckt haben, ich gestatte es Ihnen und bitte darum; der Dritte Orden wird Ihnen nie soviel Einsatz zurückzahlen können).
6. Ich gebe Ihnen die Erlaubnis allen zu schreiben, wo es angebracht ist. Sagen Sie meiner Schwester, daß es mir gutgeht.
7. Ich sage nichts zu der Gabe. Ach, diese Schwestern sind zu gut, sie halten mich für nützlicher, als ich es bin.
Der Dritte Orden beschäftigt mich, erfreut mich, tröstet mich. Ich möchte tausendmal mehr tun zur Vollkommenheit dieser guten Seelen, aber mein Leitspruch lautet: alles tun aus Gehorsam, alles lassen aus Gehorsam, nichts ersehnen außerhalb des Gehorsams, morgen abzureisen, um Lyon, die Personen, denen ich in Gott ganz ergeben bin, nicht wiederzusehen; leben und sterben in der Ecke eines Stalles, oder auf einer großen Straße; nicht einmal wollen, daß man von mir nach meinem Tode spricht; den Armen gleichgestellt zu werden: das ist mein Wunsch; und dies bitte ich Sie, für mich zu erflehen.
Ich bleibe in Unserem Herrn J. Chr. Ihr ergebenster
Eymard.
An Frl. Guillot Margarete, Büglerin,
Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9, 2. Stock
Lyon.
Nr.0173
An Frau Franchet
2. August.
Gnädige Frau!
Bitte entschuldigen Sie mich, daß ich Ihnen nicht die Protokolle zusende. Frau Chaupin ist nicht hier, zudem stelle ich das letzte erst morgen früh fertig, ich hoffe es wenigstens, daß ich sie vollende.
Gott sei dafür gedankt, daß er Ihnen einen spürbaren Beweis dessen gegeben hat, was ich Ihnen sagte, und vor allem, daß er ihn Ihnen so rasch gegeben hat! Ich habe ihn für Sie erwartet. Ja, meine gute Tochter, vergessen Sie es nicht: der lb. Gott erweist solche Gnaden jenen Leuten nicht, die er nicht mit einer privilegierten Liebe liebt.
Es ist der Beweis seiner Liebe zu Ihnen; wenn er Ihnen auf dem Kalvarienberg einen Platz zuweist, so deshalb, weil er dort bei Ihnen bleibt, damit Sie seine Gnade und seine Liebe bis zu seinem Herzen emporheben.
Im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster
Eymard.
Nr.0174
An Frau Franchet
3. März.
Gnädige Frau!
Ihr Seelenzustand bereitet mir Kummer; ich verstehe Ihre Seele ein wenig, wer wird Sie aus diesem Zustand herausholen? Die göttliche Güte, die ihre armen, demütigen und geduldigen Kinder nicht im Stich läßt.
Sie verstehen es, gnädige Frau, von Zeit zu Zeit große Opfer zu bringen; wie würde ich es also wünschen, Sie auf dem Kreuz Unseres Herrn etwas geduldiger zu sehen; von woher kommt also all dieser Kummer? Ein wenig von uns, sagt die Nachfolge Christi; was will Unser Herr? Daß wir es lernen, in uns selber mit Sanftmut und Großherzigkeit zu leiden.
Mein Kummer mit Ihnen ist auch sehr begründet, weil es meine gegenwärtige Lage nicht zuläßt, daß ich Ihrer Seele alle Pflege angedeihen lassen kann, die sie bräuchte; das ist ein Zeichen, welches uns die göttliche Vorsehung gibt: für mich ist es ein Zeichen, daß ich Sie nicht hilflos leiden lassen soll, und für Sie, daß Sie sich an einen anderen Seelenleiter wenden sollen.
Überdies sind, gnädige Frau, neue Schwierigkeiten aufgetreten: ich werde nicht mehr nach St. Régis gehen können, um Ihre Beichte zu hören; die Sache wird mir im Augenblick unmöglich, Sie kennen meinen guten Willen, aber ich muß mich unterwerfen, und auch Sie stehen in erster Linie unter der Führung Gottes und erst dann unter einem Seelenleiter; ein Seelenleiter hat nur eine gewisse Zeit, aber Gott bleibt einer Seele für immer.
Wenn ich einige Beichtkinder weiterbetreuen würde, könnten Sie sich über mich beklagen; aber Sie wissen, daß dies nicht der Fall ist. - Ich bete die Pläne Gottes an und werde für Sie beten, aber diese Entscheidung kommt nicht von mir; infolgedessen darf ich sie nicht übergehen. Sie würden mir den größten Gefallen tun, wenn Sie dies alles als gute Christin hinnehmen, wiederum anfangen, Gott zu dienen und Ihre täglichen Übungen wieder aufnehmen.
Ich lege Sie also in die Hände Unseres Herrn und seiner hlst. Mutter zurück und bin glücklich, wenn die Gnade Ihnen durch mich ein bißchen Gutes erweisen wollte.
In seiner göttlichen Liebe verbleibe ich Ihr
untertänigster
Eymard.
An Frau Franchet
St.Vinzenz-Kai 75
L y o n
Nr.0175
An Frau Franchet
Gnädige Frau!
Ihre Anfrage bringt mich in Verlegenheit; wenn es aus Anstandsgründen geschieht, ja ... , denn ich bin über Ihre Frömmigkeit sicher.
Stehen Sie stets über all diesen Stürmen ...., Unser Herr ist mit Ihnen.
Entschuldigen Sie meine lakonische Kürze, man wartet auf mich auf allen Seiten.
Eymard.
Nr.0176
An Frau Franchet
Hochwürdigster Pater!
Ich gehe morgen für gänzlich nach Lyon hinunter; wenn Sie Ihr Protokoll geschrieben haben und Sie dieses gütigst meiner Hausmagd übergeben wollten, wäre ich Ihnen unendlichen Dank schuldig.
Ich bin auf dem Kreuz; da ich es nicht mehr aushalte, werde ich wohl bis zum Ende durchhalten? Ich glaube nicht. Ich erhalte keine geistliche Hilfe, weil ich nicht mehr zur Kommunion gehen kann, das Gebet trocknet mir die Seele aus. Mein guter Pater, ich kann nicht mehr weitergehen.
Mit tiefer Hochachtung und vollster Ergebenheit
Ihre Tochter.
Ich bitte mich zu entschuldigen, ich habe dieses Protokoll noch nicht geschrieben. Leider! Ich habe gestern wohl gemerkt, daß Sie auf dem Kreuz waren! Aber lieben Sie Unseren Herrn bis zum Ende, bleiben Sie ihm treu, seine Gnade wird Ihnen beistehen.
Eymard.
Nr.0177
An Frau Franchet
Sonntag
Gnädige Frau!
Herr Delaunay, der Leiter des Pensionates von Valbenoîte, weilt bis einige Minuten vor 5 Uhr hier. Herr Franchet hat den Wunsch geäußert, ihm Ihr lb. kleines Kind vorzustellen. Wenn sich dies machen läßt, werden Sie gerne aufgenommen, und ich würde mich freuen, Ihre Nachrichten zu erfahren.
Ich verbleibe im Herrn Ihr untertänigster Diener
Eymard.
An Frau Franchet
St.Vinzenz-Kai 62
L y o n
Nr.0178
An den Kommandanten Marceau
(Mayet-Notizen 1850)
Dem Kommandanten Marceau
"Ich werde Ihnen sagen, daß ich La Favorite (Noviziatshaus der Gesellschaft Mariens, St. Irenäus 22, Lyon, A.d.H.) wie ein Nazaret liebe. Dort, fernab von der Welt, lebe ich neben Unserem Herrn in der Eucharistie wie ein Kind bei seinem Vater, und ich bin glücklich. Fügen Sie jedoch zu meinem Glück die Versuchungen des hl. Antonius von Zeit zu Zeit hinzu. Ein Leben ohne Kampf ist auf dieser Welt nicht möglich.
Ich muß mir eine gewisse Gewalt antun, um die Welt zu sehen. Ist dies eine Auswirkung der Gnade oder eine Folge des Charakters?
Es ist vielleicht beides. Empfehlen Sie mich den Gebeten von N......, nicht damit ich den Willen Gottes erkenne, sondern das, was in mir für die Pläne Gottes ein Hindernis darstellt. - Ich möchte ihm gut dienen und spüre den alten Menschen, der mich irdisch macht."
Nr.0179
An Bischof Luquet
+
J. M. J.
Lyon, 14. Jänner 1850.
Exzellenz!
Ich möchte Ihnen danken für die Breven, die Sie mir gütigst für Herrn Pfarrer Poulat in St. Johann geschickt haben. Dieser gute Pfarrer weiß nicht, wie er seine freudige und aufrichtige Dankbarkeit zum Ausdruck bringen kann.
Ich freue mich, von Ihrer Genesung zu erfahren; ich wäre sehr bekümmert gewesen, zu hören, daß Sie krank sind. Ach, schonen Sie sich doch ein wenig, Exzellenz! Wären Sie doch hier!
Es hat den Anschein, als hätten Sie meinen Brief, den ich Ihnen vor fast zwei Monaten geschrieben habe, nicht erhalten; ein Herr, der nach Rom reiste und sagte, daß er Sie gut kenne, hätte ihn überbringen sollen. Ich bedauere diese Vergeßlichkeit sehr.
Damals kam ich aus Marseille zurück, wo ich Herrn Marius Olive getroffen hatte; er erklärte mir, daß er hoffe, Ihr Geld zurückzuerhalten, und daß die Person, der Sie es anvertraut haben, ihm versprochen habe, es bald zurückzugeben. Ich bat Herrn Olive, mir über diese Sache zu schreiben; ich habe keine Antwort von ihm erhalten; es scheint, daß alles gutgeht; zur Sicherheit schreibe ich ihm heute. Sollten Sie Geld brauchen, können Sie jederzeit vom Konto des Goldschmiedes Favier Andreas 300 Francs abheben, Sie möchten ihn aber vorher davon in Kenntnis setzen. Ihr Kreuz und die Halskette sind noch immer nicht verkauft. Herr Favier hofft noch immer auf eine Gelegenheit.
Ich danke Exzellenz im voraus für das Werk, das Sie mir huldvoll zusenden; dies wird für mich eine sehr herzliche Erinnerung sein.
Der Pater Generalobere gibt mir den Auftrag, Ihnen seine ehrfürchtigen und ergebensten Grüße zu übermitteln. Ich bin glücklich, daß Sie die meinen entgegennehmen und daß Sie mich stets betrachten als
Euerer Exzellenz untertänigster und
ergebenster Diener
Eymard
p.s.Mar.
Nr.0180
An Marianne
J. M. J.
Lyon, 31. Jänner 1850.
Meine lieben Schwestern!
Wahrhaftig, ich kann es nicht begreifen, wie ich so lange zuwarten konnte, um Euch zu schreiben, wo ich Euch doch am Neujahrstag schreiben wollte! Stets um einen ganz ruhigen Augenblick zu finden, um mich mit Euch abzugeben, lasse ich Wochen und Monate verstreichen; ich brauche Euch aber nicht sagen, daß mein Herz in La Mure ist und daß kein Tag vergeht, ohne daß ich Euch besuchen komme, und mehrmals mit meinem Schutzengel.
Ich habe Euch in La Mure die Neujahrsglückwünsche ausgedrückt und Euch beide Unserem Herrn dargebracht, damit Ihr ihn innig liebt und dieses Jahr ein großes Jahr der Tugenden und Verdienste für Euch werden möge.
Ich wünsche Euch noch nicht den Himmel, meine guten Schwestern, wohl aber große Dinge für den Himmel zu vollbringen, für die Liebe Gottes und zur Ehre Jesu und Mariens. Ihr werdet Großes vollbringen, weil Ihr in Eurer Lebenslage mit Mühen und Leiden, ach, die Gelegenheit findet, die großen Tugenden Jesu zu üben. Der lb. Gott hat Euch ein leidvolles Leben gegeben, damit Ihr die würdigen Bräute des gekreuzigten Jesus sein könnt. Der Kalvarienberg ist der Tabor der großen Seelen; aber die göttliche Liebe möge Eure Leiden mildern! Und das Verlangen, den Herrn noch mehr zu verherrlichen, mögen Euch diese Leiden über alles schätzen lassen.
Mir geht es gut und ich arbeite viel zur Ehre Gottes; ich bin glücklich, daß meine Tage für das Gute, das ich tun soll, zu kurz sind.
In 14 Tagen werde ich nach Châlon-sur-Saône reisen und dort in der Kirche Saint-Pierre die Fastenpredigten halten. Von dort aus werde ich Euch schreiben. Also, eine gute Fastenzeit! Aber dient dem lb. Gott mit Maß!
Euer Bruder
Eymard.
P. S.- Ich werde an Frl. Berthier schreiben; sie hat mir geschrieben und ist zufrieden.
An Fräulein Eymard Marianne,
du Breuil-Straße, La Mure (Isère).