Süchtig nach der Liebe schöner Frauen
von Rainer Tittelbach

Versione italiana

Venedig im 18. Jahrhundert. Ein junger Mann sinkt vor seiner Herzallerliebsten auf die Knie. „Ich möchte besser aussehen, ich möchter reicher sein, und ich möchte wissen, wie man dich liebkost.“ Seine Blicke können nicht weichen von der schönen Bürgerstochter. Seine Küsse finden kein Ende. Er zelebriert seine Leidenschaft wie ein (Sehn-)Süchtiger, er umschwärmt seine Geliebte wie ein Ertrinkender. 
Bei dem jungen Mann handelt es sich um Giacomo Casanova, der als der größte Verführer aller Zeiten gilt. Die Szene stammt aus dem zweiteiligen Fernsehfilm „Casanova – Ich liebe alle Frauen“ (SAT.1, So., 20.15 Uhr). 
Casanova – das ist heute noch der Inbegriff männlicher Lüsternheit. Doch seine Frauen soll er geliebt haben wie ein Edelmann. „Man darf sich Casanova nicht als hinterhältigen, egoistischen Frauenhelden vorstellen“, sagt Katja Flint, die – zugepudert bis zum Dekolleté – Madama Pompadour spielt. „Er war eher ein Romantiker, der verliebt in die Liebe ist.“ Leidenschaftlich hat sich Casanova auf jede neue Liebschaft gestürzt, als ob es seine letzte gewesen wäre. Von jenen amourösen Lehr- und Wanderjahren erzählt der deutsch-italienisch-französische TV-Film. 
Wir sehen einen Mann, der sich verliert in der Liebe, der sie auskostet mit all seinen Sinnen und der süchtig ist nach dem Gefühl, eine schöne Frau zu begehren und selbst begehrt zu werden.
Der Film von Giacomo Battiato ist ein Reigen ästhetischer Lust. Zunächst erscheint Venedig als bizarrer Ort eines erotischen Maskenspiels. Schöne Frauen in schönen Roben lustwandeln dann im zweiten Teil (Montag, 20.15 Uhr) durch die prachtvolle Rokoko-Architektur des Versailler Schlosses.
Auch Casanova selbst kann sich sehen lassen: Der 31-jährige Stefano Accorsi spielt ihn wie einst Tom Hulce in „Amadeus“ den jungen Mozart. „Er ist perfekt in der Rolle“, sagt Catherine Flemming, die eine seiner Herzdamen verkörpert, „der Mann weiß einfach, wie er eine Frau angucken muss“. Quicklebendig springt er durchs Leben, vom Theater in den Kerker und von dort direkt nach Versailles – stets bereit zu einem Liebesabenteuer.
Doch „Casanova – Ich liebe alle Frauen“ wird nicht zur Stunde der Jugendschützer werden. Dafür sind die Nackt- und Bettszenen einfach zu geschmackvoll und ästhetisch ins Bild gesetzt.

Danke Gundula, die hat den Artikel (aus dem „Westfälische Rundschau“ vom 
15. Februar 2003) mir gesendet!

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