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Alois Birbaumer

Arzt und Bauer

Podere Poderino
 
 

METAMORPHOSE ARZT - BAUER

Im Jahre 1991 kaufte ich das Podere Poderino in Massa Marittima und begab mich immer häufiger in die von mir so geliebte Maremma. Der Schritt vom Arzt zum Bauer verlief auf diese Art und Weise piano piano, praktisch unbemerbar für mich und für die Umwelt. Die Metamorphose war ein harmonisches Hineinwachsen in einen Zustand, der mir nie (auch heute nicht) befremdend vorkam. In theoretischen und praktischen Kursen, mittels Literatur und vor allem im Gespräch mit verschiedenen maremmanischen Bauern (hier möchte ich Sergio Nerelli ganz besonders danken) bildete ich mich zum Weinbauer und Olivenbauer aus. Die Zusammenarbeit mit den 350 Olivenbäumen, 650 Rebstöcken, 600 Pinien, 50 Obstbäumen, 60 Artischocken... verläuft problemlos.
Die Kombination Arzt und Bauer ist auf den ersten Blick hin wohl seltsam. Im Grunde aber verbinden diese beiden Tätigkeiten verschiedene "Leitbilder". Ich denke vor allem an das Arbeiten mit der Natur, die zu erfassen sowohl im medizinischen wie auch im agrikulturellen Bereich schwierig ist und wohl immer ein Problem bleiben wird. Weiterhin braucht es in beiden Aktivitäten viel Geduld, Einfühlungsvermögen und oft auch rasches Handeln.
Das Arbeiten als Bauer wie auch als Arzt gibt mir heute eine absolute Befriedigung. Ich darf mich nun mit meinen Bäumen in der Agrikultur und mit meinen Patienten im Rahmen der Schmerzbehandlung abgeben und bin nicht mehr auf die Vorstellungen einer seltsamen Sozialstruktur oder gar des Staates bzw. der Krankenkassen angewiesen.....Die Metamorphose liegt viel tiefer als lediglich in der Berufsbezeichnung, sie liegt in einer Umwandlung meiner Lebenseinstellung.

Tor im Podere Poderino (künstlerische Gestaltung Verena de Nève, Massa Marittima) symbolisiert mein Leben als Arzt, Bauer und Mensch.
"Das Tao des Himmels ist Fördern, ohne zu schaden. Das Tao des heiligen Menschen ist Wirken, ohne zu ringen" (Laotse, Tao Te King, Kap.81)                        "Und würden ihm alle Schätze der Welt gehören, er hält sie nicht fest als sein eigener Teil. Und wäre er Herrscher der ganzen Welt, er sieht darin nicht eine persönliche Auszeichnung" (Zhuang Zi, Buch XII, Tian Di)