Eine neue Jahreszeit
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Anmerkung:
Hierbei handelt es sich um die ÜBERSETZUNG einer FF aus dem italienischen. Anbei der Link zum Original:
http://digilander.libero.it/la2ladyoscar/Fanfics/Alessandra/Autunno2_1.htm
Die Idee zu dieser Erzählung ist beim Lesen der zarten Geschichte „Herbst“ von Laura entstanden, http://animexx.onlinewelten.com/, die mit ihrem „offenen Ende“ Alexandra dazu gebracht hat, sich eine Fortsetzung vorzustellen. Diese Erzählung ist also die Fortsetzung (von der Autorin von „Herbst“ zugelassen und von ihr inspiriert). Ihr könnt sie also nach „Herbst“ lesen, aber wenn es euch lieber ist, könnt ihr sie auch als eigenständige Erzählung sehen.
Draußen vor dem Palast des Gardekorps war die Luft frisch und voller Leben. Oscar trieb das Pferd etwas schneller nach Hause: sie wollte sich vorbereiten, ein Bad nehmen, vielleicht auch die richtige Kleidung aussuchen. Bei dem Gedanken musste sie ein wenig über sich selbst lachen, aber nachsichtig: es stimmte ja, warum es nicht zugeben? Es war so lange her, dass sie an so etwas dachte, daran, sich ihrem Äußeren etwas zu widmen, um jemandem zu gefallen. Und das war nicht immer so gewesen, auch wenn sie von Kindesbeinen an als Soldat aufgezogen worden war. Als André noch bei ihr war, Jahre zuvor, suchte sie sich ihre Garderobe sorgfältig aus. Sie bürstete sich die Haare, wollte nur weiße, leichte Blusen tragen... Es stimmte nicht, dass diese Dinge sie nicht interessierten. Sie konnte sich noch an seinen erstaunten und verwirrten Blick erinnern, an einem Tag, an dem sie sich nach einigen Schwertübungen ans Bachufer gesetzt hatten, und sie hatte das Hemd von ihrer überhitzten Haut gestreift und ein Unterhemd kam zum Vorschein, das aus Seide und nur ganz leicht mit Spitze besetzt war. Bei der Erinnerung begriff sie jetzt so viele Dinge über sich selbst...
Und sie hasste sich selbst bei dem Gedanken, wie grausam ihre Unschuld gewesen war.
Sie wollte ihm gefallen, sich für ihn anziehen. Und es spielte irgendwie keine Rolle, dass er sie jetzt nicht mehr sehen konnte. Überhaupt keine.
Als sie an seiner Tür anklopfte, war die Sonne schon im Begriff unterzugehen. Sie zählte die Schritte, die von innen näher kamen. Sie hatte ihm nicht gesagt, um wie viel Uhr sie zu ihm kommen würde. Sie hatte ihm nicht einmal den Tag genannt. Nicht einmal, dass sie überhaupt wiederkommen würde. Zu hören, dass er da war, erleichterte sie, denn auf einmal hatte sie gefürchtet, ihn nicht anzutreffen.
„Oscar.“
Er sagte es ohne Umstände, mit einem Lächeln, bevor sie etwas sagen konnte. Fast wie eine Feststellung. Er schien nicht überrascht, sie zu hier vorzufinden: aber er freute sich, das konnte man erkennen.
„Komm, das Abendessen ist fertig.“
Sie war noch erstaunter. „Bin ich so durchschaubar?,“ fragte sie. Und dann ärgerte sie sich über diesen Satz: das war jetzt wirklich nicht der richtige Augenblick, um sich zu zieren.
Aber ihn schien es nicht zu stören. Statt dessen lachte er: „Für mich schon.”
Eine Sekunde lang hatte sie den Impuls, sich ihm um den Hals zu werfen. Das Widerstehen fiel ihr schwer.
Der Tisch war gedeckt, eine hellblaue Tischdecke lag darauf. In der Luft schwebte ein angenehmer Geruch.
„Du hast selbst gekocht...” Sie brachte den Satz nicht zu Ende, auf einmal kam er ihr dreist vor.
André bemerkte ihr Zögern: „Man lernt vieles mit der Übung,“ antwortete er ruhig, „und mit Organisation. Aber ich habe mir auch etwas helfen lassen.“
„Rosalie...”
„Ja”, sagte er, und kurz ging ein perplexer Ausdruck wie ein Schatten über sein Gesicht. Oscar dachte an Rosalies Blick an jenem Morgen: sie war ihr fast wütend vorgekommen, nicht nur verwirrt und erstaunt.
„Bitte, General, nehmen Sie Platz...“ mit diesen Worten bot er ihr einen Stuhl an.
„Großer Gott, André, ich bitte dich! Wenn du mich noch einmal so nennst, fange ich an zu heulen!“ Es sollte ein Scherz sein, aber auf einmal waren ihr wirklich ein wenig die Tränen gekommen.
„Nein, bitte nicht, das sollte nur ein Scherz sein,“ antwortete er. Dann wurde er wieder ernst: „Entschuldige,” sagte er.
Bevor sie zu essen anfingen, goss er ihr etwas Rotwein in einen Kelch. „Mein Lieblingswein,“ sagte Oscar. „Du weißt es noch.“
„Ich weiß noch vieles von dir,” antwortete er mit dem Rücken zu ihr, während er das Tablett holte und auf den Tisch stellte.
Sie aßen zusammen zu Abend, fast wie früher, in einer aufkommenden Vertrautheit voller sanfter Wärme. Sie beobachtete seine genauen, ruhigen Gesten, wie er die Teller berührte, wie er einschenkte. Während sie versuchte, sich nützlich zu machen, begriff sie, dass auf diesem Tisch alles seinen Platz hatte, wohin jeder Gegenstand auch stets wieder abgelegt wurde, damit André ihn ohne zu suchen wiederfinden konnte. Und so lernte sie, das gleiche zu tun, und merkte sich die einzelnen Gegenstände. Die ganze Wohnung war so geregelt.
Ihre Hände berührten sich manchmal, und beide zögerten dann kurz, bevor sie sich wieder zurückzogen. Gegen Ende geschah es wieder, und da ergriff André dieses Mal ihre Hand, strich leise über ihren Handrücken, bedeckte ihn mit seinen Fingern und senkte mit einem Lächeln den Kopf. „Gehen wir hinaus?,“ schlug er vor.
Oscar stand auf, und indem sie seine Hand in der ihren hielt, führte sie ihn ohne ein Wort auf die Terrasse.
Dort oben gab es keine Lichter, nur das gedämpfte Schimmern, das von unten kam, von der Stadt. Selten kletterten Geräusche bis zu ihnen herauf, in einem gedämpften Echo.
„Möchtest du noch etwas Wein?”, fragte er, nachdem er ihr auf den Kissen einer kleinen Bank, die draußen stand, Platz angeboten hatte. Sie nahm das dargebotene Glas an, um ihm nicht nein sagen zu müssen, und auch, um etwas mehr Mut zu schöpfen.
Sie sprachen wieder miteinander, während sie beieinander saßen, in einer ruhigen, manchmal scherzhaften Stimmung. Es kam zu Erinnerungen und Bemerkungen. Und dazu tranken sie ihren Wein. Oscar kam es vor, als sei sie um Jahre zurückgekehrt, denn diese Atmosphäre vertrauter Nähe hatte sie seit unendlichen Zeiten nicht mehr empfunden, auch schon bevor sie ihn verloren hatte, denn ihre letzte gemeinsame Zeit war durchlitten gewesen, hart zu ertragen, und sie konnten nicht mehr einfach zusammen sein, miteinander sprechen und lächeln, wie in ihrer Jugendzeit. Es schien wie ein Wunder, das die Zeit auslöschte, dieser Abend und Andrés Gesicht, das den gleichen Ausdruck hatte wie früher, als er noch ein junger Mann voll zu schenkender Empfindungen war, als sie und das Leben ihn noch nicht vernichtet hatten durch die Bürde des Schmerzes. Sie spürte seine Reaktion auf den Duft ihres Haars, das leichte Erschauern bei der Berührung ihrer leichten Kleidung, und diese so lebhaften Farben, die auf seinem Gesicht gemalt waren, in seinem kurzen Lächeln, den gesenkten Lidern, nahm sie an wie eine Anerkennung für ihre Vorbereitungen, die von ihrer Sehnsucht nach alten Zeiten angeregt worden waren.
Es war alles wie damals, und doch gleichzeitig leichter. Freier, ohne Zwänge, denn von den früheren unsichtbaren Ketten hatten das Leben, die Ernüchterung sie befreit. Sie war frei davon, jetzt, wo sie ihn wiedergefunden hatte, und in seinem Haus, in seiner Nähe war. Und vielleicht hatten sie auch ihn befreit.
„Wir werden uns noch betrinken,“ sagte er zu ihr, „wenn wir so weitermachen...” Sie lächelte bei der Erinnerung and die vielen Male, wo sie aneinander gestützt nach Hause gekommen waren, mitten in der Nacht.
„Aber bei mir macht es sich schneller bemerkbar,“ antwortete sie ihm. „Du hast Alkohol immer besser vertragen.”
André lächelte: „Jahrelange Übung,” scherzte er. Dann wurde er ernster, und sein Tonfall wurde nur ein wenig von einem bittersüßen Hauch durchzogen: „Aber jetzt bin ich nicht mehr so standhaft. Beim Alkohol... und anderen Dingen kann ich auch nicht widerstehen.“
Er war näher herangekommen. „Welche Dinge meinst du, André...,“ flüsterte sie voller Erregung.
„Dich, zum Beispiel...”
Sie schloss die Augen, spürte, wie er ihre Hände leicht zitternd in seine nahm, seine Lippen und seinen Atem, die ihr Gesicht berührten, dann seine Finger, die hinaufreichten, um ihre Wangen zu liebkosen und sich in ihrem Haar zu verlieren. Es war ein langsamer, zögernder Kuss, dann immer intensiver, leidenschaftlicher, sein Körper immer näher an ihrem, das Herz voller Streicheleinheiten. Sie erwiderte den Kuss und spürte dabei eine Freude, die ihr nie zuvor bekannt gewesen war, in ihrem ganzen Leben noch nicht. Und eine Leidenschaft, ein unbekanntes, süßes Erschauern auf ihrer Haut.
„André...”
Er bewegte kurz sein Gesicht weg und schloss die Augen, als wollte er den Kuss kosten. Dann kam er wieder näher, sein Mund nahm wieder von ihr Besitz, seine Arme hielten sie fester und sie spürte die süße Wärme und Weichheit seiner Lippen und ein tiefes Verlangen darin, wie er sie umfasste und ihren Atem in sich aufnahm, als wollte er sie ganz in sich verschwinden lassen.
Glücklich gab sie dem Gewicht seines Körpers nach, der sie langsam mit dem Rücken auf die Kissen drückte, und erwiderte seine Küsse, wieder und wieder. Seine Hände berührten sie jetzt, glitten mit glühenden Bewegungen über sie, sie spürte, wie sie sich ihren Brüsten näherten, fiebrig aber zurückhaltend, als würde er es nicht wagen, aber trotzdem nicht an sich halten können. Schließlich schlossen sie sich über ihr und die Bewegung hörte fast auf, und er hielt den Atem an, bevor er sie noch einmal küsste.
Sie glitten beide von der Bank, auf den Terrassenboden, der noch warm war von der Sonne, stöhnend. Dann war er über ihr und folgte ihr, während sie ihm zeigte, wo sie berührt werden wollte, unter dem Stoff ihrer leichten Bluse, ihren starken, ungeduldigen Körper, und sie nahm seine Aufregung wahr, sein Verlangen, das sie um den Verstand brachte, und wollte auf einmal nichts mehr, als sich ihm zu geben, in diesem brennenden und gleichzeitig süßen Fieber. Er war erregt, und es erregte sie auch, ihn so zu spüren, die Beine mit seinen verschränkt, und sie formte ihre Bewegungen auf die seines Körpers an, wie eine Materie, die dazu bereit war, jede Form anzunehmen, die er wollte. Mitgerissen von ihren Empfindungen blieben sie auf dem Boden still, einen ewigen Augenblick lang, und atmeten die Nachtluft ein. Fast ohne einen Laut von sich zu geben berührte er sie wieder, glitt mit der Hand ihren Körper hinauf und legte sie schließlich in ihren Schoß.
Da streckte sie ihre eigene Hand aus und berührte ihn. Ihre Hand wagte sich zu ihm und umfasste ihn mit langsamen, verlangenden Bewegungen.
„Oscar...”, hörte sie ihn.
Da spürte sie seine Hand um ihr Handgelenk, wie er die ihre ergriff und zurückhielt, und von sich wegschob, langsam und schmerzvoll.
In seinem Atem war ein brennendes Verlangen. Aber er hatte aufgehört und presste nur ihre Hand, schweigend. Er war lange still, so wie er war, auf dem Fußboden liegend, über ihr. Er schien gegen etwas anzukämpfen, und Oscar spürte, als wäre es in ihr, die dunkle, böse Welle, die über sein Herz hinwegspülte. Dann kam ein Schluchzer, und sein Kopf, der auf ihrer Brust lag, in einem ungeschützten Weinen, zutiefst verletzt. „Verzeih mir, verzeih mir, Oscar...,“ murmelte er wie gedemütigt, mit einer Stimme, die voller Liebe für sie war, aber eine Liebe, die keine Kraft mehr hatte. „Verzeih mir.“
„André...”
„Was ist, André?”
„Habe ich... habe ich etwas falsch gemacht?”
„Was habe ich falsch gemacht, André?”
„Nichts, nichts, Oscar...“ antwortete er sofort, umsichtig wie immer, und atmete schmerzvoll, fast stöhnend. „Es liegt nicht an dir, wirklich nicht, nicht an dir... Es liegt an mir. An mir.“
„André...”
„Verzeih mir,” sagte er wieder, und setzte sich auf, mit den Ellenbogen auf den Knien und den Kopf in den Händen. Oscar berührte seine Hände leicht und spürte, dass sie feucht waren.
„Ich schaffe es nicht, nicht daran zu denken,” sagte er, fast wütend auf sich selbst. Ein böser Zorn, gegen den er nicht ankämpfen konnte, obwohl er wusste, dass er anmaßend war, ungerecht.
Oscar verstand.
„Verzeih mir, Oscar, bitte, es ist meine Schuld. Ich durfte nicht so weit gehen, ich durfte das nicht tun.“ Er unterbrach sich nach jedem Satz, als müsste er die Tränen zurückhalten. „Ich hab’s gespürt, dass ich es nicht tun sollte,“ sagte er, „aber es war stärker als ich... du bist auf einmal wieder hier, und auf einmal küsst du mich auch, und antwortest mir, du bist nicht mehr fern von mir, so fern wie immer... ich habe meine Empfindungen für dich nicht unter Kontrolle... Ich wollte dich spüren, es war zum Verrücktwerden, ich hatte das Bedürfnis, dich in die Arme zu nehmen, dich zu berühren.“
„Aber das hatte ich auch, ich doch auch, André!”
„Gott, Oscar, aber warum, warum...” Er schien zu versuchen, es ihr zu erklären, die richtigen Worte zu finden, um seine Qual verständlich zu machen. Und es schien keine zu geben. Er hielt immer noch den Kopf in den Händen.
„Schon immer, seit wir einander kennen, habe ich gespürt, dass du mir gehörst. Nur mir, Oscar, was auch immer du getan oder gesagt hast, um vor mir zu fliehen, welches Hindernis auch zwischen uns war, obwohl die ganze Welt, alle Menschen alle Tatsachen mir ins Gesicht sagten, dass es nicht so war. Du weißt es, du erinnerst dich, Oscar?”
„Ja, André. Ich weiß es.“
„Ich glaubte das wirklich, Oscar, ich glaubte an dich. Deswegen habe ich dich immer weiter geliebt, weil es war, als könnte ich dein Herz hören, als würde ich wissen, dass ich dir auch wichtig war, dass du nur Zeit brauchtest, um es zu verstehen, weil du dazu gezwungen warst, ein Leben zu führen, das nicht das deine war, dich an Regeln zu halten, die dich verletzten... Aber wenn du bei mir warst, Oscar, spielte das alles keine Rolle mehr. Du gehörtest zu mir, zu niemandem sonst.“
„Aber das ist doch war, André, es ist so. Es war so und es ist immer noch so...”
„Nein, es ist nicht wahr.“ Sein Tonfall war bitter, Gift kam auf einmal in die Süße seiner Erinnerungen, als wollte es von ihm Besitz ergreifen. „Es ist nicht so, ich hatte mich geirrt. Ich habe mich mein ganzes Leben lang geirrt... und tue es immer noch.” Seine Stimme klang jetzt verzweifelt, wie die eines Menschen, der in einen Abgrund gestürzt ist.
„Nein, André, bitte... Du hast dich nicht geirrt. Es war richtig, was du gespürt hast. Ich gehörte zu dir, von Anfang an...” Sie strich über seine Schulter.
Da sah sie ihn die Hände zu Fäusten ballen, an sein Gesicht pressen. Er bebte vor Zorn, vor Erinnerung an einen grenzenlosen Schmerz.
„Und warum hast du dann Girondelle geheiratet, warum! Warum hast du mich einfach verlassen, ohne ein Wort... Wie konntest du das tun, Oscar? Wie... ich konnte nicht einmal glauben, dass es wahr war. Warum hast du mir das angetan? Du liebtest ihn noch nicht einmal, wolltest nur davonlaufen. Warum hast du irgend jemanden geheiratet, nur um eine Entschuldigung zu haben, um mich zurückzuweisen? War ich dir nicht einmal soviel wert, von einem ersetzt zu werden, den du liebtest? Warum hast du dich von einem anderen berühren lassen, dich von ihm ausziehen lassen, warum durfte dieser Fremde, der nichts von dir wusste, mir meine Freundin fortnehmen, das liebste, das ich hatte...”
Er schrie jetzt fast, ein tiefer Aufschrei, der aus seinem Innersten kam.
„Ich wollte niemanden, den ich geliebt hätte... ich... ich wollte niemanden lieben...”
„Warum, Oscar, warum?”
„Weil du da warst...” antwortete sie, ihre Stimme nur noch ein Hauch.
André blieb einen Augenblick lang still. „Ja, weil ich da war,“ antwortete er schließlich, voller Bitterkeit. „Ich war schließlich immer für dich war, oder?”
Jetzt war sie auch in Tränen ausgebrochen, sie liefern ihr übers Gesicht. Sie konnte nur immer wieder seinen Namen wiederholen, in einem schwachen Klagen. „André, André, bitte hör auf...”
„Und es war richtig, weißt du das? Du hattest recht. Ich habe nicht einmal genug Würde aufgebracht, um zu gehen. Ich bin einfach da geblieben, vernichtet, und habe dir zugesehen, und nichts gesagt, nur um bei dir zu bleiben. Wie viele Nächte habt ihr zusammen verbracht, Oscar, wie oft bist du in sein Bett gegangen, hast dich von seinen Händen berühren lassen, ihn berührt, so wie du heute abend mich berührt hast... wie hast du seine Küsse erwidert, was hast du empfunden, wenn er in dir war... wie hat dir das gefallen, wie? Ich habe jede Nacht damit zugebracht, es mich zu fragen, seit der ersten Nacht. Du weißt nicht, was das bedeutet, Oscar.”
Er schwieg. In der Stille war nur ihr leises Weinen hörbar.
Dann sprach André wieder, und seine Stimme war jetzt noch leiser, klang noch gequälter.
„Und dann habe ich dich völlig verloren, und mein Augenlicht hat mich auch verlassen. Ich war nicht einmal mehr in der Lage, für mich selbst zu sorgen. Ich brauchte dich, Oscar, ich brauchte dich verzweifelt... und du warst nicht da. Wo warst du, Oscar, wo?”
Er fing wieder an, rau zu schluchzen, niedergebrochen vom Schmerz, von seinem hässlichen Ausbruch, während sie am Boden zerstört war, wie vernichtet, und nicht einmal mehr weinen konnte, als wäre ihr Weinen ein zu großer Beweis für ihre bloße Existenz.
Sie blieben lange so, während der Mond langsam aufging. Zum ersten Mal in ihrem ganzen Leben wünschte Oscar sich den Tod herbei.
Dann schien André langsam wieder zu sich zu kommen, und er wischte seine Tränen fort. Es tat ihm leid, er war voller Reue. Er legte eine Hand an ihr Gesicht und hielt sie so, an ihrer Wange, und hörte ihrem Schweigen zu.
„Mein Gott, Oscar, jetzt habe ich alles zerstört. Ich habe alles ruiniert, verzeih mir... Ich bin in der Einsamkeit zu einem Ungeheuer geworden. Nicht, bitte.”
Er atmete durch. Es war, als wäre er jetzt, nach diesen schrecklichen Augenblicken, wieder er selbst, der André von vorhin, der, der er immer gewesen war, der sich um sie sorgte. „Ich weiß, du wirst mir das nie verzeihen können, es war schrecklich, was ich gesagt habe, ungerecht. Aber ich habe nie so gedacht, Oscar, ich denke nicht so über dich, das habe ich nie, wirklich nicht. Ich war nur so... wütend...”
Es war so, es war ein Ausbruch von Wut seinerseits gewesen, jenseits aller seiner Absichten. Er hatte nie daran gedacht, sich zu rächen, es ihr heimzuzahlen. André hatte sie immer verstanden, auch wenn ihre Entscheidungen sie von ihm fortbrachten, auch wenn sie sich irrte, oder wenn sie weglief. Aber dieses Mal hatte er sie innerlich verwüstet mit seiner Bitterkeit und seinen Ängsten.
Er ergriff ihre Hand. „Du hattest recht damit, mich nicht zu wollen,“ sagte er. „Ich mache dich nur unglücklich. Zuerst sage ich, dass ich dich liebe und dann tue ich dir das an, nachdem du in mein Haus gekommen bis, mit deiner Wärme und deinem Duft... Sage, dass ich dich liebe, kann es aber nicht. Ich konnte es noch nie.“
„Das ist nicht wahr, André.“
Dieses Mal sagte er nichts, senkte nur den Kopf über ihre Hand, schweigend. Dann überließ sie sich ihm und umarmte ihn, drückte sich an seinen Körper, den Kopf an seine Brust gelehnt. Und sie hielten einander fest, mit aller Kraft, um gemeinsam die Nacht zu ertragen.
Mail to alessandra1755@yahoo,it
Translation Arianna
Pubblicazione del sito Little Corner del dicembre 2009
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