Eine neue Jahreszeit

 

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Anmerkung:

 

Hierbei handelt es sich um die ÜBERSETZUNG einer FF aus dem italienischen. Anbei der Link zum Original:

http://digilander.libero.it/la2ladyoscar/Fanfics/Alessandra/Autunno2_1.htm

 

Die Idee zu dieser Erzählung ist beim Lesen der zarten Geschichte „Herbst“ von Laura entstanden, http://animexx.onlinewelten.com/, die mit ihrem „offenen Ende“ Alexandra dazu gebracht hat, sich eine Fortsetzung vorzustellen. Diese Erzählung ist also die Fortsetzung (von der Autorin von „Herbst“ zugelassen und von ihr inspiriert). Ihr könnt sie also nach „Herbst“ lesen, aber wenn es euch lieber ist, könnt ihr sie auch als eigenständige Erzählung sehen.

 

 

Kapitel 1

 

Ein Bild. Ein einziges Bild. Sein ausdrucksloses Gesicht, die unbeweglichen Lippen, das leichte Zittern seines Atems vor ihr. Nur einen Lidschlag von ihr entfernt, auf dem Treppenabsatz, vor der offenen Tür. Seine Augen. Seine Augen, die nicht mehr sehen konnte, die sie jetzt zum ersten Mal ansehen konnte. Und in denen sie sich verlor, weil die Trauer dieses ausdruckslosen Blicks in einem Augenblick alles wiederholte, was sie seit jeher zu sich selbst gesagt hatte. Alles über ihn, über sie beide.

Die Erinnerung. Die Erinnerung an André, wie er vorher war, als in seinen Augen noch tausend Klänge und Farben waren und sie diese alle kannte, und in jedem Lächeln von ihm lesen konnte, jede Nuance, jedes Schweigen. Jeden seiner Wünsche, auch die, die immer in seinem Blick waren, vor allem gegen Ende, als er kaum noch sehen konnte. Jeden Wunsch, den sie sich hartnäckig zu erkennen geweigert hatte.

Haben wir zuviel Zeit verloren, André?

Dann die Weigerung in ihrem eigenen Körper auf diese Antwort, und ihr plötzlicher Wille, der die Vernunft besiegte. Die Heftigkeit und der Schmerzenslaut, mit denen sie sich in seine Arme warf, oben auf dem Treppenabsatz, das Gesicht an seine Brust vergrub, und zitterte, gemeinsam mit ihm.

Sein Geruch, der gleiche wie immer. Der gleiche wie damals, als er sie schlafend auf seine Arme genommen und vom Sofa aufgehoben hatte, um sie in ihr Zimmer zu bringen, und vor dem Weggehen ihre Lippen berührt hatte, weil er glaubte, dass sie schlief und es nicht merken würde. Der gleiche wie damals, als er sie geküsst und aufs Bett geworfen hatte, voll verzweifelter Wut. Der gleiche wie damals in der Kutsche, als er bewusstlos war und sie ihn zurück nach Hause brachte, und dabei dachte „mein André”. Es war der gleiche Geruch, unverkennbar.

Der gleiche wie damals, als sie ihm sagte, dass sie heiraten würde, und ihm das Herz brach, und ihn ansah, während er, von ihren Worten erschüttert, vor sich hinstarrte, anstatt die zerbrochenen Stücke seines Herzens einzusammeln.

Dieser Geruch, den sie nicht mehr wahrgenommen hatte, danach, auch wenn er noch da war und sie ansah, wie sie eine verheiratete Frau war.

Haben wir wirklich zuviel Zeit verloren?

Können wir wirklich nichts mehr tun?

Seine Umarmung war unglaublich warm, und sicher. Ohne irgend etwas zu erwarten.

Halt mich fest, brachte sie heraus.

Und er hielt sie fest. Aber er weinte nicht, wie sie.

„Oscar...”

Sie hätte nicht sagen können, ob in dieser Stimme eine Bitte lag, eine Ablehnung, oder ein müdes Verneinen. Oder die Angst, sich in ihr Weinen mit hineinziehen zu lassen. Oder davor, zu ihr zu sagen: „Ich musste bis heute damit leben.”

Und wie er seinen Tränen widerstand. Die er auch damals nicht vergossen hatte, an jenem Tag, als er sie im Brautkleid abreisen sah, und dort stehen geblieben war, vor dem Fenster, die Lippen zusammengepresst, in ihrem Haus, das voll feiernder Gäste war. Sie schweigend ansah, und sie spürte seine Frage in sich, und hatte den Kopf gesenkt: „Warum bringst du mich um? Warum, wenn du nicht einmal glücklich dabei bist?”

Auch dann hatte er nicht geweint. Und auch nicht am nächsten Tag, als er sie wiedersah, wie sie das Bett ihres Ehemannes verlassen hatte und ihr Blick noch der gleiche war wie als sie hineingegangen war. Und er hatte sich die ganze Nacht selbst weh getan bei dem Gedanken an diesen Mann, der die Hände auf sie legte, an sie, die es ihm erlaubte, und an ihr gemeinsames erstes Mal, das es nun nie mehr geben würde.

Auch damals hatte er nicht geweint. Und er weinte jetzt nicht, während sie wieder in seinen Armen lag und weinte. Blind.

Minuten, die auf diese Art vergingen. Die Nacht, oben auf der Treppe. Und wie er dann diese Umarmung löste, sie in seine Wohnung brachte und die Tür schloss. Und wie sie ihn noch einmal umarmte und Küsse auf sein Gesicht hauchte, auf seine Lippen, ganz leicht. Wie sie auf einmal Mut fasste, weil André diesen Kuss nicht zurückwies, und sie weiter in seinen Armen hielt, in einem Schweigen, das wie ein Aufgeben war, aber doch traurig. Wie sie glaubte, diese Traurigkeit verjagen zu können, und ihn zu sich zu lassen, indem sie näher an ihn herantrat, die Arme um seinen Hals legte, die Augen schloss, während sie nach ihm suchte, Lippen und Mund voller Leidenschaft, mit den Gesten, die er so viele Jahre lang beherrscht und in seinen Händen geschlossen gehalten hatte. Wie sie nur einen Augenblick ungekannten Glücks wahrnahm, weil sie ihn erbeben gefühlt hatte, und mit einem Aufstöhnen nachgeben, und darauf wartete, dass er sie jetzt näher an sich drücken würde, und dass sie seinen Körper wiederfinden würde, glühend, wie sie ihn in Erinnerung hatte, auch ohne ihn jemals besessen zu haben.

Und wie er statt dessen auf seine Knie fiel, zu ihren Füßen, und in einem unaufhaltsamen, immer wiederkehrenden Zittern anfing zu weinen, mit einer Heftigkeit und einem Schmerz, die kaum zu ertragen waren.

Allein.

Ohne um etwas zu bitten. Noch nicht einmal um Hilfe.

Wie sie sich über beugte und er nicht reagierte. Wie sie zu ihm „Bitte“ sagte, indem sie eine Hand auf seine Schulter legte. Wie er den Kopf hob. Und aufstand.

Und wie sie sekundenlang Hass fühlte, in den Armen, die sie hielten. Und gleichzeitig Liebe.

Der Kuss, den er ihr gab, fast wild inmitten der Tränen, und sie aufs Bett warf und sie wieder und wieder küsste. Wie sie ihn ließ und seine Küsse sogar erwiderte, weil sie den Grund für diese furchtbare Antwort verstand. Seine unbeholfenen Hände, die versuchten, ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Die Wut in jeder seiner Gesten.

Und wie er auf einmal aufhörte, als er ihre nackte Haut unter seinen Händen spürte.

Wie sie in diesem Dunkeln das Profil seines Gesichts mehr ahnte als sah. Und seine Stimme hörte, während er sich wieder aufrichtete, auf dem Bett saß neben ihrem liegenden und halb ausgezogenen Körper. Der unbeteiligte Tonfall, mit dem er es sagte. Als ließe es ihn kalt:

„Ich war noch nie mit einer Frau zusammen, Oscar.”

Und die Bedeutung dieser Worte brach über sie herein.

Ein Leben, das er gegeben hatte, um sie zu lieben, um sich in den Gefühlen für sie zu verzehren, mit jedem Tag, mit jedem Atemzug mehr. Das Augenlicht, das er gegeben hatte, um sie zu retten, um sie wieder in Sicherheit zu bringen. Ein Risiko, das er ohne zu zögern eingegangen wäre, als wäre sein Augenlicht im Vergleich dazu unwichtig.

Das Wissen, sie trotzdem verloren zu haben, gerade als er sie am meisten brauchte. Und ihr nicht sagen zu können, dass er sie brauchte, weil er wusste, dass das nicht ausgereicht hätte.

Der Schmerz darüber, sie trotzdem nicht verlassen zu können, sie verzweifelt weiter anzusehen, solange sein Augenlicht es noch zuließ. Immer weniger, in seltenen Schimmern, die erschöpft ausklangen, gerade während er sie am meisten liebte.

Die Intimität mit ihr, die sein Herz zerrissen hatte.

Sein tiefes, erschöpfendes Verlangen, das seine Tage und Nächte zerquält hatte, seine Sinne als Junge und als Mann in einem aufreibenden Abwarten bis zum Zerreißen angespannt hatte, aufrecht erhalten nur durch eine verrückte Zuversicht. Sein Körper, der wach war, stets wach und ermüdet von dem Verlangen nach ihr, von flüchtigen Berührungen mit ihr, die tagelang seine Träume belebten, von ihrem Duft, dem er widerstehen musste, und davon, herausfinden zu müssen wie.

Die Einsamkeit, weil er sie trotz all dem nicht besessen hatte, dass er trotz all dem noch immer ohne sie war, und dass er sie nicht mehr haben konnte, weil all dieses noch immer zwischen ihnen war.

Keine andere Frau gefunden zu haben, weil die anderen Frauen wie ausgelöscht waren, zuerst von seiner Liebe zu ihr, danach von seiner Verzweiflung wegen ihr. Von einer Dunkelheit, die jetzt vollkommen geworden war, und die nur ein Abbild der Dunkelheit war, die in seinem Herzen lebte.

Kann man so verzweifelt sein, dass man sogar die Verzweiflung aufgibt?

Ich war noch nie mit einer Frau zusammen, Oscar.

Und sie lag neben ihm, ihre Kleidung in Unordnung und ein Gefühl wie kalten Stahl in ihrem Herzen, der Schmerz darüber, ihn nicht verstanden zu haben, schon wieder nicht, geglaubt zu haben, dass es genügen würde, ihm an einem Herbstnachmittag zu begegnen, zu ihm zu gehen, ihn zu küssen und sich auf sein Bett werfen zu lassen und ihm alles auf einmal zu geben, plötzlich, ohne Erklärungen, sich zu betäuben und ihn betäuben mit Lust, um diese tiefe Wunde zu heilen.

Sie hatte es so oft getan, mit ihrem Gatten, ohne etwas dabei zu empfinden, dass sie jetzt dachte, sie würde es einfach mit ihm tun können, noch immer ohne zu verstehen, was es bedeutete.

Zu entdecken, was aus ihr geworden war, entsetzte sie fast genau so wie der Schmerz von André.

„Verzeih mir,“ sagte sie ihm, aber in diesen kaum artikulierten Lauten erkannte sie ihre eigene Stimme nicht wieder.

 

Das alles war gestern geschehen, in seinem Haus.

 

Sie nahm die Papiere auf, auf die sie lange geschaut hatte, ohne wirklich wahrzunehmen, was darauf geschrieben war, hob sie mit einer entschlossenen und traurigen Geste auf, und richtete sie zusammen, indem sie sie kurz auf die Längsseite des Schreibtisches aufschlug. Die Tage wurden kürzer und der Sonnenuntergang färbte die abblätternden Wände der Kaserne rot.

Heute abend würde sie zu ihm zurückkehren. Er hatte ihr gesagt, dass sie zurückkommen konnte.

Er hatte es ihr am anderen Morgen gesagt, nachdem sie zusammen auf seinem Bett aufgewacht waren. Nachdem er sie zurück in sein Bett gebracht hatte. Er hatte sie auf seine Arme gehoben, während sie zitterte, war zu ihr gegangen auf die Terrasse. Nachdem sie beschämt aufgesprungen war und versucht hatte, sich wieder anzuziehen, weil sie so nicht mehr vor ihm sein konnte, auch wenn er sie nicht sah. Nachdem sie gesagt hatte „Verzeih mir, bitte“ und die Fenstertür geöffnet und die Herbstluft eingeatmet hatte, um nicht wieder weinen zu müssen, und den Raum verlassen und sich auf die Brüstung gestützt hatte, die diesen kleinen Raum umfasste, der aus dem Dach ausgeschnitten war wie ein Geschenk, und den Kopf gesenkt hatte, unfähig zu sprechen.

Sie hatte ihn hinter sich gespürt, und sie hätte nicht sagen können, wie lange er schon dort stand, weil er sich leise wie im Traum genährt hatte, seine Schritte lautlos. Dann hatte er ihren Namen gesagt und langsam den Arm um ihre Mitte gelegt, hinter ihr, und zu ihr gesagt: „Nicht weinen,“ einfach so. Ganz langsam, aus Angst, ihn zu verletzen, hatte sie den Kopf an seine Brust gelegt und die Tränen fließen lassen, während er sie hielt. Dann hatte sie die Anspannung seiner Muskeln gespürt, während er sie hochstemmte, in einer Geste, die er schon seit so vielen Jahren nicht vollführt hatte, und sie auf seine Arme hob und ohne Unsicherheiten die wenigen Schritte ging, um sie wieder hineinzubringen, sie vorsichtig wieder auf sein Bett legte, in diesem Zimmer, in dem er sich bewegte, als könne er sehen, und sie sich in einer Ecke zusammenrollen und schweigend gegen die Wand gerichtet weinen ließ. Sich dann wieder neben sie legte, seine Hände sie leicht berührten, wie um herauszufinden, wie sie lag, den Arm um sie legte und sie wortlos hielt. Zuerst vorsichtig, dann nach einem Augenblick mit einer festen Umarmung, sein Körper nahe an ihrem, während er abwartete, dass sie sich beruhigte und einschlief.

Früher hatte er sie oft so gehalten. Ihr Körper erinnerte sich an diese Umarmung und gab sich ihr hin, vertrauensvoll und dankbar.

Sie hatten zusammen geschlafen, in seinem Bett, noch gestreichelt von der sanften Herbstluft.

 

Sie würde dahin zurückkehren, heute abend, um wieder bei ihm zu sein.

Sie stand auf, wollte sich zum Gehen vorbereiten. Ihr Büro im Palast des Gardekorps sah genau so aus wie immer. Sie hatte es als Rebellin verlassen, und war dann dorthin zurückgekehrt, weil die Rebellen gewonnen hatten: die Revolution hatte alles geändert und dabei die Mauern und die Namen von vorher übernommen, und jetzt waren sie und ihre Soldaten, die das alles verlassen hatten für einen Bürgerkrieg, wieder dort, und taten, was sie immer getan hatten. Irgendwie war das ganze grotesk.

Trotzdem war sie nicht gegangen, war an ihrem Platz geblieben. Nicht aus tiefinnerster Überzeugung: es gab nur noch wenige Dinge, an die sie glaubte. Aber dieses Leben war das einzige, das sie zu führen wusste, das einzige, woran sie sich festhalten konnte, während um sie herum alles andere zusammenbrach. Es war der ihr bekannte Weg, den sie immer gegangen war, und es gab keinen wie auch immer gearteten Grund, um einen anderen einzuschlagen. Sie war einfach weitergegangen, und niemand hatte ein Problem darin gesehen, außer ihr. Sie hatte nicht einmal mehr Sorge, Victor Bescheid zu sagen, nachdem sie sich getrennt hatten und er fortgegangen war, nach England, und sie zurückgelassen hatte, allein und ohne Bedauern.

Sie war daran gewöhnt, Soldaten zu befehlen, auch wenn es ihr jetzt schwer fiel, als würde sie keinen Sinn mehr darin sehen.

Ohne irgendeine Hoffnung, ohne André, den sie verloren hatte, war im Grunde genommen ein Leben so gut wie das andere.

 

Bis zum vorherigen Tag. Bis zu ihm.

 

Jetzt war es nicht mehr so. Das stärkste Gefühl, das sie beim Aufwachen wahrgenommen hatte, war seine Gegenwart gewesen. Sein gleichmäßiger, ruhiger Atem, sein Arm, mit dem er sie immer noch hielt. Im ersten Morgengrauen, die Augen noch geschlossen, hatte sie sich nicht gerührt, um diese Berührung nicht aufgeben zu müssen, weil sie nicht wollte, dass er auch aufwachte. Dann war sie etwas näher an ihn gerückt, und war wieder eingeschlafen.

Wer sie zwei Stunden später so fand, war Rosalie. Und was sie beide aufweckte, war das herunterfallende Frühstückstablett. Sie war ins Zimmer gekommen, nachdem auf ihr Anklopfen niemand geantwortet hatte: sie tat es jeden Tag, umsichtig, seit André in ihrer Nachbarschaft wohnte. Damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet: das Bild vor ihr war wie ein Schlag ins Gesicht, diese beiden Körper, die sich umarmten, dieser ruhige und doch fast andächtige Schlaf. Etwas, das den Rest der Welt ausschloss.

Eine Frau bei André, in seinem Bett. Eine Frau mit langen blonden Haaren. Nicht irgendeine Frau, sondern gerade sie. Oscar.

Die Oscar, die sie kannte, die sie immer geliebt hatte. Und doch eine andere. Wo war ihr Ernst, ihre Würde? Diese entrückte und leicht melancholische Ausstrahlung, die sie stets gehabt hatte? In diesem Bett, in Andrés Armen, war keine Spur zu erkennen von der gesetzten Vornehmheit jeder ihrer Gesten, des würdevollen, freundlichen Ausdrucks auf ihren ebenmäßigen Gesichtszügen. Rosalie hatte ein Gefühl, als wäre sie eines Geheimnisses teilhaftig geworden. Als hätte sie an diesem Morgen etwas gesehen, was die Welt von ihr nicht wusste. Etwas, das nur André kannte: das sah man an seiner Umarmung, die so intim, so privat war.

Darum war ihr das Tablett heruntergefallen. Und darum hatte es ihr bei diesem Anblick das Herz zusammengezogen. Sie fühlte einen plötzlichen Schmerz, auch wenn sie ihn nicht hätte erklären können.

Oscar hatte auf dieses plötzliche Geräusch hin die Augen aufgerissen, und instinktiv die Hand an ihre Seite geführt, wo sonst das Schwert war. Was sie statt dessen fand, war Andrés Hand, die um ihre Mitte lag.

Da war sie ganz aufgewacht, und sofort aufgestanden. „Rosalie...”, hatte sie gesagt, unsicher zwischen der Verlegenheit und der Freude darüber, die Freundin wieder zu sehen, erstaunt und verwirrt, während sie vor dem Bett stand und ihre Kleidung wieder in Ordnung brachte. André war jetzt auch wach, und er war ebenfalls aufgestanden. Er hatte sich ein wenig vor Oscar gestellt, falls als wollte er sie mit seinem Körper schützen, aber er sprach nicht.

„Oh! Entschuldigt, entschuldigt bitte...“ hatte Rosalie beschämt hervorgebracht. „Ich wusste nicht... ich wollte das Frühstück bringen... ich habe das Tablett fallen gelassen.”

„Du hast einen ganz schönen Lärm gemacht...”, hatte André mit einem Lächeln gesagt, um sie in ihrer Verlegenheit zu beruhigen.

„Ja... ja...“ hatte sie geantwortet und angefangen, die Scherben des Geschirrs vom Boden aufzugeben. „Ich bringe gleich alles weg, ich gehe... entschuldigt...”

Sie hatte schnell Ordnung geschaffen und war fortgegangen, um die beiden allein zu lassen.

André hatte dann die Komik der Situation erfasst, und kurz aufgelacht. „Und nun?“ hatte er gefragt und sich am Kopf gekratzt. „Wir sind entdeckt worden... da nützt kein Leugnen.“

„Ja, keiner würde uns glauben...“ hatte sie zugegeben, halb mitscherzend, halb, als würde sie mit sich selbst sprechen. „Wir sollten lieber gleich gestehen.“ Auf einmal fühlten sie sich wieder wie zwei Teenager, mit der gleichen Fähigkeit zum Scherzen wie früher, wenn sie eine ernste Situation auflockerten. Das war immer so gewesen, Oscar wusste es noch.

André war es auch wieder eingefallen. Da wurde er wieder ernst, und wandte sich zu ihr, kam näher und berührte vorsichtig ihr Gesicht. Und dieses Mal führte er die Bewegung zu Ende, da war nicht mehr die Scheu, die ihn am anderen Tag zurückgehalten hatte: „Lass mich dein Gesicht erkennen...” murmelte er leise als Erklärung, und berührte sanft ihre Augenbrauen, ihre Wangen, ihre Lippen, während sie, seltsam angerührt durch diese ihr unbekannte Geste, die Augen schloss.

Dann hielt er es nicht mehr aus und führte seine Lippen zu den Fingern, die auf ihren Lippen lagen, und hinterließ einen leichten, nicht mehr traurigen Kuss darauf, während sich auch seine Augen schlossen.

Er nahm ihr Gesicht zart in die Hände und legte die Stirn an ihre, mit einem Seufzer.

„Geh jetzt,“ sagte er schließlich, sehr leise, und entfernte sich dann sanft von ihr, weil Oscar sich nicht gerührt hatte.

Und als sie die Augen wieder öffnen und sich rühren musste, um fortzugehen, und nach etwas suchte, das sie sagen könnte, um die unerträgliche Leere auszufüllen, die es bedeutete, ihn nicht mehr in ihrer Nähe zu haben, hatte André wieder gesprochen, mit der gleichen Zärtlichkeit in seinem Tonfall: „Komm wieder, wenn du willst.”

Da hatte sie es geschafft, aus jener Tür zu gehen, und die Straße zu betreten. Nur, um wieder zurückkehren zu können.

 

Mail to alessandra1755@yahoo,it

 

Translation Arianna

Pubblicazione del sito Little Corner dell'aprile 2009

Vietata ogni pubblicazione senza il consenso dell'autore

 

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