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Nr.0821

An de Cuers

Paris, 16. Mai 1859.

Lieber Pater!

Ich will heute das rote Meßkleid, einen Rauchmantel und ein Velum bestellen. Das Rauchfaß in gotischer Form überschreitet 50 Fr. nicht; ich werde Ihnen dies alles mitbringen.

Betreffs Monstranz habe ich nochmals am Samstag mit Herrn Favier gesprochen; er sagte mir, daß er Ihnen einen kleinen Entwurf in dieser mittelalterlichen Form zugeschickt hat. Ich finde die Strahlen recht hell und klein; es heißt jedoch, dies wäre das rechte Modell. Ich habe bei Herrn Picard recht schöne Monstranzen gesehen, aber sie wären teurer.

Vielleicht wirkt jene von Herrn Favier mit diesem Monogramm IHS auch ganz gut; die Lunula der Monstranz ist groß und schön, das ist das wichtigste; entscheiden Sie diese Frage.

Ihren Kelch werde ich bei ihm in Auftrag geben; er wird im gleichen Stil wie das Ziborium angefertigt werden, natürlich in Silber und nicht vergoldet, denn sonst käme der Preis auf 340 Francs.

Ich werde nach Marseille reisen und solange dortbleiben, wie Sie mir angeben, auch wenn P. Champion hier allein bleiben müßte, nur um die Anbetung sicherzustellen; das vollständige Chorgebet wird in dieser Zeit unmöglich sein.

Ich bete Gott an und preise ihn; ich küsse seine väterliche Hand dafür, daß er uns in die Notwendigkeit versetzt, die Augen zu schließen, seine Hand zu ergreifen und weiterzugehen ohne andere Mittel, andere Aussicht, andere Hoffnung als seine göttliche Güte.

Ich sehe es klar, daß Unser Herr von uns eine völlige Überantwortung in seine Hände will: alles das, was wir erwartet haben, ist nicht eingetroffen, unsere Hoffnungen wurden durch andere Mittel abgeändert: fremde Leute nehmen jenen Platz der Freunde ein, die sich anfangs eingesetzt haben; die Prüfungen wurden uns von den eigenen Leuten verursacht; P. Hermann hat sein Verhalten geändert und wurde - ich sage nicht zu einem Feind, wohl aber zu einem Streiter, indem er dauernd Dinge wiederholt, die seit eineinhalb Jahren erledigt sind, und indem er fortwährend von diesen religiösen Zukunftsbehauptungen eines gemeinsamen Chores spricht und laut verkündet, daß er nicht mehr mit uns arbeitet, leider! Ich sage nicht mehr. Gott braucht niemand, er will die Ehre seines WERKES sich selber vorbehalten.

Und uns will er frei von jedem Einfluß, jedem Schutz, jeder fremden Leitung. Solange wir Unserem Meister ordentlich dienen, brauchen wir nichts befürchten: alle diese Arbeit der Läuterung, der Loslösung, der Fahnenflucht, der Aufgabe von seiten der Geschöpfe ist die größte Gnade. Ich danke ohne Unterlaß unserem Guten Meister dafür und wage zu behaupten, daß ich erst Furcht und Angst bekomme, wenn dies alles aufhört: die Prüfung ist mehr wert als der Erfolg, das Kreuz ist wertvoller als der Tabor.

So künden Sie mich also an und tun Sie für meine Ankunft, was Sie für gut finden.

Die V o i x d e l a V é r i t é (Stimme der Wahrheit, A.d.Ü.) hat am Gründonnerstag über unsere Gesellschaft einen Bericht veröffentlicht.

Eben sendet man mir die G a z e t t e d e L y o n vom 12. Mai, wo ein kurzer Artikel über uns steht; offenbar hat ein Freund, der den Bericht gelesen hat, diesen Artikel geschrieben.

Ich dachte, daß wir hier etwas mehr Zeit hätten, wenn der Tag nach Pfingsten oder der Dienstag für die Predigt geeignet wäre, von der Sie schreiben. Entscheiden Sie, mir ist jeder Termin recht.

Der Dienst am Guten Meister läuft gut; bleiben Sie in der Bresche! Alle sind froh und glücklich: s i J e s u s p r o n o b i s, q u i s c o n t r a n o s?

Eymard.

P.S.- Auf meinen Brief an Fräulein Marin habe ich keine keine Antwort erhalten. Ich habe dem Bischof De la Bouillerie nicht geschrieben, weil ich glaube, daß auch er dagegen ist; ich habe nämlich Frau v. Rastignac zweimal besucht und nichts bekommen, weder eine Nachricht noch eine Karte, wie mir die Schwester versprochen hatte.


Nr.0822

An de Cuers

Montag, 16. Mai 1859.

Lieber Pater!

1. Ich habe Ihnen heute morgen geschrieben; ich berichte Ihnen, daß Ihre gotischen Meßgewänder bestellt worden sind; insgesamt wird alles ungefähr 715 bis 720 Fr. kosten. Ich glaube, daß alles gut ausfallen wird; P. Champion ist mit der Auswahl zufrieden.

Es wäre klug von Ihnen, sich nicht in die Lage zu versetzen, eine Verweigerung zu erhalten; hat nämlich jemand einmal diesen Stil verwendet, wird er geduldet oder man läßt ihn zu wie in Paris, und dies genügt.

2. Wie Sie wissen, haben wir die erste Kustodia der Monstranz hier; ich biete sie Ihnen aus ganzem Herzen an, bis Sie eine andere in Gold haben werden; sie wird auf diese Weise die Reise durch die Welt antreten, wenn uns Gott vermehrt; das bedeutet eher eine Idee von mir und ist weniger als Zeremonie anzuzusehen.

3. Adolf möchte gern als Koch zu Ihnen kommen (als Hausdiener gegen Bezahlung natürlich). Ich habe ihm erklärt, daß ich Ihnen davon berichten werde. Er wird am Wochenende wiederkehren, um die Antwort zu erfahren; wir werden ihm die Hinfahrt zusätzlich zu seinem Lohn bezahlen. Wie denken Sie darüber? Er wäre glücklich darüber, und vielleicht ist dies noch die beste Lösung, denn ich weiß nicht, woher ich eine halbwegs ordentliche Person nehmen soll.

4. Werden Sie nicht von Herrn Koll ein hübsches gotisches Türmchen wie das unsrige hier bauen lassen?

5. Man hat mir berichtet, daß die alte Sakristei, jetzt die Kapelle, sehr feucht wäre; stimmt das?

Es bleibt mir nur die Zeit, Ihnen zu versichern, daß ich in J. Chr. verbleibe als Ihr

ergebenster

Eymard, S.S.S.


Nr.0823

An den Bischof v. Marseille (beigelegt im Brief v. 16. Mai 1859, Nr.0820)

Exzellenz!

Ich sehe mit Freuden den glücklichen Tag der Aussetzung in Marseille herannahen; diese bescheidene Kapelle wird bald ein andachtsvolles Zönakulum sein. Ich fühle das Bedürfnis, Eurer Exzellenz nochmals dafür zu danken, daß Sie uns nach Marseille gerufen haben, und für das feste Versprechen, uns als Ihre Kinder zu betrachten.

Wie gerne komme ich, Exzellenz, Ihnen eine Anzahlung zu geben für all die Gnaden, die Gott mir in seiner unendlichen Güte durch Sie erwiesen hat!

Ich verdanke es einem Ihrer angesehenen Kinder, Herrn Guibert d'Etor, einem Priester, und Ihrer Ordensfamilie, daß ich Religiose bin; und unsere kleine Gesellschaft wird das Segenskind Ihres ehrwürdigen Bischofsamtes werden.

P. de Cuers berichtet mir, daß Eure Exzellenz mir gerne gestattet, eine Predigt zu halten mit dem einzigen Ziel, den Zweck unseres Institutes bekanntzumachen; zudem wollen Sie uns mit Ihrer Anwesenheit ehren.

Nehmen Sie, Exzellenz, meinen aufrichtigen Dank hin; das wird somit ein guter und glücklicher Anfang sein.

Damit in Paris die entsprechenden Maßnahmen dafür getroffen werden können, wage ich es, Eure Exzellenz zu bitten, einen Tag und eine Kirche für die Einzugspredigt festzulegen. Ich möchte wissen, ob sich Ihnen der Tag nach dem Fest Christi Himmelfahrt oder jeder andere Tag nach Ihrer Wahl eignen würde; ich wünschte mir die Kirche der Dreifaltigkeit, da sie kleiner und bescheidener ist als die Kathedrale.

Ich weiß nicht, ob Exzellenz wissen, daß ich von Paris den tüchtigsten Handwerker für gotische Kunst geschickt habe; es ist jener Herr, der die gotische Kanzel von Sainte-Clotilde gebaut hat; alles wird im Stil des 14. Jahrhunderts, der glorreichen Zeit des Triumphes der hl. Eucharistie, gebaut. Ich habe alle hl. Gefäße im gotischen Stil bestellt, selbst die Meßgewänder, welche sehr gefällig und vor allem in Harmonie mit dem Rest stehen werden; auch hier in Paris verwenden wir für den Kult die gotische Form; das ist wie ein sinnenhafter Beweis des altehrwürdigen Dogmas und die Erinnerung an unsere Väter. Bischof Sibour hat gewöhnlich mit diesen herrlichen Paramenten die Liturgie gefeiert; in Paris läßt man uns die freie Wahl und somit haben wir uns für diesen Stil entschieden.

In einigen Wochen werde ich zu Ihren Füßen diese tradionssreiche Einsegnung erbitten; inzwischen bleibe ich mit dem Ausdruck der kindlichsten Verehrung Euerer Exzellenz und Hoheit demütiges Kind

Eymard, Sup.

Paris, 18. Mai 1859.


Nr.0824

An de Cuers

Paris, 19. Mai 1859.

Lieber Pater!

Herr v. Saint-Louvent wird Sie auf seiner Durchreise besuchen; er sehnt sich recht, mit uns hinzukommen. Wenn Gott es will, ich will es aus ganzem Herzen.

Wir haben vereinbart, daß er anläßlich der Exerzitien auf das Fronleichnamsfest einige Tage bei uns verbringen wird; da werden wir einiges regeln.

Hier gibt es nichts Neues, außer daß alle wohlauf sind und freudig und mühelos dem Guten Meister dienen.

Ihre Meßkleider im Mittelalter-Stil werden angefertigt. Der Rauchmantel ist aus dem 13.-14. Jahrhundert. Es ist etwas Originelles, aber man meint, daß es ein schönes Werk wird.

Es läutet zum Segen.

T i b i t o t o c o r d e e t m e d u l l i s a n i m a e

Eymard.


Nr.0825

An de Cuers

Paris, 28. Mai 1859.

Lieber Pater!

Ein Wort in Eile! Danke für Ihre lieben und guten Briefe: sie machen uns soviel Freude!

Ich werde von hier am Dienstag um 2 Uhr nachmittag abreisen. Ich werde erst am Mittwoch abend mit dem Zug-Omnibus ankommen; gehen Sie aber nicht zum Bahnhof, denn sollte es am Dienstag irgendeine Schwierigkeit geben, werde ich erst so abreisen, daß ich am Donnerstag früh ankomme.

Dies sage ich nur, weil ich an eventuelle Schwierigkeiten denke. Ihre Bestellungen laufen: die Monstranz ist bestellt; es ist dieselbe, aber mit hübschen Verzierungen; sie wird schön ausfallen, man muß Herrn Rey alle Ehre dafür aussprechen.

Es ist unmöglich, für 800 Fr. alles in gotischer Form zu bekommen, was Sie anfordern. Herr Picard zeigt dabei guten Willen, aber ohne wenigstens 900 Fr. ist es unmöglich, zusätzlich noch 10 Fr. für Verpackung und Porto.

Was die Meßgewänder betrifft, so haben wir - im Anbetracht, daß Sie uns einen S p i e l r a u m offenließen - erwogen, zwischen arm und schön auszuwählen; aber mit Ihren guten Gründen ließ ich den Rauchmantel und die Stola in eine einfachere Ausführung abändern.

Ich werde einige Paramente mitbringen, ebenso den Kelch und die Monstranz; aber Herr Picard braucht einige Tage mehr; um Pfingsten herum wird man alles bekommen. Noch immer allein mit dem Guten Meister! Sein heiliger Wille ersetzt alles; offenbar ist es das Beste: möge er dafür gepriesen sein.

Ihr in J. Chr. ergebenster

Eymard.


Nr.0826

An Frau Jordan

Paris, 29. Mai 1859.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Am Mittwoch früh werde ich auf meiner Reise in Lyon eintreffen, vielleicht in Ainay die hl. Messe feiern, dann nach Marseille weiterfahren, um dort am Fest Christi Himmelfahrt anzukommen; am nächsten Tag werde ich dort predigen, ich werde eucharistische Exerzitien als Vorbereitung für das Fronleichnamsfest geben, dann nach Paris zurückkehren. Wahrscheinlich kann ich Sie nicht besuchen, da Sie sich in Calet befinden, während ich in Marseille, Nau-Straße 7, sein werde.

Diese kleine Gründung kommt ganz von Gott, denn hier ist die Liebe Unseres Herrn wie auf dem Kalvarienberg. Beten Sie für uns. Ich kenne Herrn Giroud von La Mure gut; ich bete viel um seine Genesung und seine Rückkehr zu Gott. Er ist ein vorzüglicher, hilfsbereiter und gerechter Mann; aber leider! Er hat keinen Glauben. Gott wird ihn ihm schenken, denn er hat soviel Gutes gewirkt!

Nun sind Sie also allein, als Einsiedlerin in Calet, wo mein Felsen der stillen Betrachtung liegt, und wo auch Sie mit Unserem Herrn vereint sind. Seien Sie glücklich und heiter inmitten dieser Ruhe und Naturschönheit. Schauen Sie dort Gott, der die Quelle alles Schönen ist und die traurigsten Wüsten in Lustgärten verwandeln kann.

Stellen Sie sich vor, daß Sie dort den Himmel mit Ihren Händen berühren und daß Ihr Herz dort leben soll. Ach, gute Tochter, ohne Jesus, unseren geliebten Meister, könnte man auf dieser sündhaften und trostlosen Welt gar nicht leben; aber Jesu Gegenwart macht die Verbannung lieblich und angenehm.

Adieu, gute Tochter.

Ihr in Jesus Christus ergebenster

Eymard, S.S.S.


Nr.0827

An Mariette Guillot

Marseille, 4. Juni 1859.

Gnädiges Fräulein!

Ich möchte Ihnen mitteilen, daß ich eine glückliche Reise hinter mir habe. Ich habe die Arbeiten schon ziemlich fortgeschritten angetroffen; die Kapelle ist fast fertig, sie wird sehr hübsch sein. Das Haus fängt gut an; es ist groß... und geeignet, 20 Personen aufzunehmen.

In Marseille hat man mich gut aufgenommen; gestern um 4 Uhr nachmittags habe ich den Eröffnungsvortrag des Werkes in Anwesenheit des Bischofs gehalten. Viele Priester aus der Stadt und eine fromme und zahlreiche Gläubigenschar nahmen daran teil. Somit ist nun das Werk angekündigt und eingeleitet; wir sind schon unsere drei. - Wenn der junge Mann, den Sie mir zu Frau Morel geschickt haben, in seiner guten Absicht verharrt, sich Unserem Herrn und seinem liebenswürdigen Dienst im Hlst. Sakrament zu weihen, so schicken Sie ihn mir sofort, solange ich noch hier bin; ich werde ihn eingewöhnen. Er wird hier sehr glücklich und vor allem sehr erbaut sein. Er möge mitnehmen, was er besitzt. - Wenn er von Lyon um 5.30 Uhr morgens abfährt, kommt er um 6.30 Uhr abends nach Marseille. Dort soll er einen Platzwagen nehmen und den Preis zur Fahrt in die Naustraße Nr. 7 ausmachen. So wird er ohne Schwierigkeiten herkommen. Er soll Reiseproviant und zum Trinken mitnehmen. Er soll sich auf der Fahrt mit niemandem einlassen und keinem Menschen sagen, was er in Marseille tun will, außer daß er Verwandte besuche. Die Eisenbahnfahrkarte kostet 20 Francs, 40 Centimes; geben Sie ihm in meinem Namen 25 Francs; ich werde vorbeikommen und sie Ihnen zurückgeben. Er muß sein Gepäck aufgeben; wenn es nicht groß ist, kann er es selber mitnehmen.

Das ist es, gutes Fräulein, um was ich Sie heute bitte, uns schnellstens zu erledigen; sollte sich der gute, junge Mann nicht entschließen, haben Sie die Güte, es mir mitzuteilen, damit ich einen anderen nehme; ich würde es bedauern, denn er war mir sympathisch, und ich glaube, er ist dazu berufen.

Richten Sie seinen so frommen Eltern aus, daß wir ihn gut behandeln werden.

Adieu!

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An Fräulein Mariette Guillot, Lyon.


Nr.0828

An Marg. Guillot

Marseille, 8. Juni 1859.

Liebe Tochter!

Danke für Ihre Zeilen und die Nachrichten über unser teures Haus und für die frommen Meinungen Ihrer Schwestern für mich bei Gott. Ich vergesse Sie auch hier nicht; meine Reise ist glücklich verlaufen, ohne Migräne. Ich habe in Marseille eine große Sympathie für das Werk des Hlst. Sakramentes vorgefunden. Es gibt hier schöne Seelen, die sich dafür einsetzen; wir befinden uns in einem frommen und ruhigen Wohnviertel.

Die vor dem Bischof und einem frommen Zuhörerkreis gehaltene Predigt war gesegnet.

Wir arbeiten viel, um am Pfingstfest in der großen Kapelle die hl. Messe feiern zu können.

Wir beginnen die Vorbereitungsexerzitien am Donnerstag, 16., bis zum Fronleichnamsfest, 23.

Die erste (liturgische) Handlung findet um 7 Uhr früh statt: Messe, gefolgt von einer Unterweisung; und am Abend, um 8 Uhr, Unterweisung und Segen.

Die erste Aussetzung findet am Fronleichnamsfest, 23., statt; dann werde ich, wenn es möglich ist, gleich anschließend nach Paris zurückreisen.

Ich habe Neuigkeiten von Herrn Clavel erhalten; er bereitet sich vor, in einem Monat zu kommen; zu den anderen Berufen gibt es nichts Neues, außer daß ein tonsurierter Kleriker gekommen ist, um einige Tage hier zu verbringen; aber er ist noch ein zweifelhafter Beruf; sein Vater kam, um ihn abzuholen; er sagte uns, er würde wiederkommen.

Morgen abend erwarten wir den jungen Ratons; er hat mir gefallen, ich werde ihn eingewöhnen, er wird zufrieden sein. Dieses Haus verspricht gut zu gelingen, es hat eine sehr schöne Kapelle; es wird eine schöne Gründung werden.

Es geht mir gut, obgleich ich nach unserer frommen Anbetung verschmachte; die Tage sind hier sehr lang. Mein Herz ist in Paris; wenn auch das Kreuz dort sehr lange dauert, mit der Eucharistie wird es leicht und mild.

Erzählen Sie Ihren Schwestern und der ehrw. Mutter viele Dinge.

Ich segne Sie im Herrn.

Ihr ergebenster

Eymard.

P. S. - Ich habe das lb. Fräulein Dalaca getroffen. Es ist anständig, aber ich habe den Eindruck, daß der jetzige Zeitpunkt nicht günstig ist. Nichts Neues aus Toulon; ich habe Frau Nègre gesehen; ich habe mich zurückgehalten, denn es ist alles verwickelt.

P. S. - Ich habe mehrmals Frau Spazzier gesehen. Sie konnte sich nicht in Marseille niederlassen und will nach Paris gehen; dort möchte sie ein Zimmer mieten und arbeiten; aber es ist abgesprochene Sache, daß sie nicht mehr mit mir über die Zugehörigkeit zur kleinen Gemeinschaft reden wird. Ich habe ihr dies klar gesagt. Ich dachte, daß sie nicht nach Paris ginge, da sie aber frei ist, ist sie auch frei dorthinzugehen; empfangen Sie sie freundlich, aber nicht als eine S c h w e s t e r, sondern nur als eine Freundin.

Auf Wiedersehen, Schwester Benedikte! Also dann, Sie beten nicht genug für mich; lieben Sie sehr Ihr Nichts und den lieben Jesus.

An Fräulein Guillot Margarete,

Faubourg St.-Jacques 66,

Paris.


Nr.0829

An Frl. v. Revel

Marseille, 8. Juni 1859.

Gnädiges Fräulein und teure Schwester im Herrn!

Ihr lb. Brief hat mich angenehm überrascht und mir Hoffnung gebracht, daß ich die Freude erleben werde, Sie zu treffen, und wäre es auch nur für einige Stunden. Ich bin sehr froh zu wissen, daß Sie in einer Familie sind, die so gut und fromm und Ihnen so zugeneigt ist; sie ist eine kleine Blume auf dem Lebensweg; pflücken Sie sie im Vorübergehen, aber für Ihren guten Meister, der im Himmel ist.

Ich habe am Freitag, 3. Juni, einen Vortrag über den Zweck des Werkes und unseres Institutes gehalten; wir haben in Marseille große Sympathie gefunden, es ist seine erste Gründungsgnade, dann wird seine Gnade des Kreuzes kommen, welche die Steine des Gebäudes zusammenkittet; vom Donnerstag, 16. Juni, bis zum 23. werde ich in unserer Kapelle eine Vorbereitungsoktav für die erste Aussetzung predigen, die am Fronleichnamstag stattfinden wird; wenn dies vorbei ist, werde ich nach Paris zurückkehren; ich werde Ihnen dies wenigstens 10 Stunden vorher ankündigen. -

Nach dem Fronleichnamsfest werden wir die Malerarbeiten fortsetzen, und zwar während 2 Monaten; ich hoffe, im Herbst wieder herzukommen.

Frau Spazzier reist morgen früh um 7.40 Uhr ab und wird gegen 4 Uhr nachmittags bei Ihnen eintreffen; es ist aber nur eine Durchreise, sie will diese Geldgeschichte zum Abschluß bringen.

Diese gute Dame geht nach Paris, wo sie ein wenig Arbeit zu finden hofft und allein und ruhig in der Nähe des Hlst. Sakramentes leben möchte. Ich habe ihr nämlich gesagt, daß sie aus Gesundheitsgründen nicht bei Fräulein Guillot bleiben könne; sie braucht eine Sonderkost, und das ist dort nicht möglich.

Bezüglich dieser Frage, ob eine Ordensfrau mit den einfachen Gelübden der Armut und des Gehorsams verpflichtet sei, das Eigentumsrecht aufzugeben:

Nein, Fräulein, nein, sie kann das Besitztum behalten, das Gelübde erstreckt sich nur auf den Gebrauch; und um über die Renten zu verfügen oder eine Anordnung als Besitzerin zu treffen, braucht sie die Erlaubnis, das ist das ganze Gelübde.

Welch ein Jammer! Wie sind einem doch manchmal alle Mittel recht, um in u n g e r e c h t f e r t i g t e r W e i s e d i e G e w i s s e n z u b i n d e n!

Im Herrn ganz mit Ihnen verbunden

Eymard SS


Nr.0830

An Frau v. Grandville

Marseille, hl. Pfingstfest 1859.

NB! Troussier: 12. Juni 1859!

Teuerste Tochter im Herrn!

Soeben habe ich Ihren lb. Brief mit den beigelegten Notizen erhalten. Danke. Ich habe auch vor meiner Abreise von Paris die schwerzvolle und erbauliche Nachricht vom Tod dieses kleinen Engels erhalten, den sich Gott geholt hat, weil er eine so schöne Blume war, würdig, die Glorie des Paradieses mit seinem braven und frommen Vater zu teilen. Ja, die Tränen an einem Grabe sind immer bitter, denn der Tod ist etwas so Trauriges, der Liebe so sehr Entgegengesetztes! Aber der Himmel über einem Grabe ist etwas sehr Tröstliches, Anziehendes, Himmlisches. Wer aber im Herzen Gottes lebt, findet dort alle seine Kinder, alle seine Freunde wieder: Gott ist das Leben und das Glück des Lebens. Dieser Todesfall hat die gute Mutter tief niedergedrückt und zugleich aufgerichtet; ich kann das verstehen; die allerseligste Jungfrau wurde auf Kalvaria und am Grabe von diesen beiden Empfindungen bewegt; die eine bestärkt die andere. Oh, wenn wir hienieden nicht die anbetungswürdige Eucharistie hätten, den Emmanuel, Jesus mit uns, wäre diese Erde zu traurig, das Leben zu hart, die Zeit zu lang; so aber müssen wir der göttlichen Güte danken, daß sie uns dieses Lebensparadies hinterlassen, unseren Jesus unter der Hülle des Brotes, diese Wolkensäule des Feuers in der Wüste.

Eine fromme Ansicht, die Papst Johannes XXII. vertrat, besagt, daß die gerechten Seelen ihr Paradies in der Nähe Jesu im Hlst. Sakramente verbringen und seinen Hofstaat bilden. Ihr kleiner Engel wäre also in der Kirche jener Pfarrei, wo er gestorben ist, und er fühlt sich dort so glücklich neben seiner guten Mutter und Ihnen: welch tröstlicher Gedanken! Ich bitte Sie, versichern Sie dieser guten Mutter meine aufrichtige Teilnahme im Herrn. Ich werde für sie beten aus ganzem Herzen.

Ich bleibe noch hier bis nach dem Fronleichnamsfest, dem 24. Juni. Am Donnerstag muß ich dann die Vorbereitungsexerzitien halten für die erste Aussetzung, welche am 23. Juni stattfinden soll. Sollten Sie meiner bedürfen, so stehe ich Ihnen ganz zur Verfügung.

Unsere kleine Gründung beginnt gut. Die Arbeiten sind fast vollendet, man beginnt mit der Ausmalung; dies wird 2 Monate in Anspruch nehmen. Ich denke, gegen Oktober hierher zurückzukehren, sobald alles bereit ist. Beten Sie recht für uns, gute Tochter, wir haben Gott und seine Gnade sehr nötig.

Sobald ich nach Paris zurückgekehrt bin, werde ich für Sie erledigen, was ich Ihnen versprochen habe.

In Unserem Herrn verbleibe ich, teuerste Tochter,

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.

An Frau von Grandville

St. Lorenz-Straße 8

Nantes


Nr.0831

An Mariette Guillot

Marseille, 22. Juni 1859.

Teure Tochter!

Ich werde Freitag früh von Marseille abfahren, um am Abend, 6 Uhr, in Perrache zu sein; machen Sie sich nicht die Mühe, dorthinzukommen, ich gehe geradewegs zu Herrn Gaudioz und von dort weiter zu Frau Morel. Ich bleibe nur bis Samstag, 9 Uhr morgens in Lyon, außer der lb. Gott will sich meiner für Herrn Morel bedienen.

Ich habe nur Zeit, mich Unserem Herrn zu empfehlen.

In ihm verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.

An Fräulein Mariette Guillot,

Friedensrichter-Straße 17,

Fourvière, Lyon.


Nr.0832

An Frl. v. Revel

Paris, 1. Juli 59.

Gnädiges Fräulein und teure Tochter im Herrn!

So bin ich nun wieder in Paris und konnte die Reise in Valence nicht unterbrechen, was für mich ein Opfer bedeutete; aber man schrieb mir, einer unserer Religiosen wäre erkrankt, ich solle rasch kommen; glücklicherweise handelte es sich nur um eine Arbeitsübermüdung und nicht um eine schwere Krankheit. -

Unser Herr hat mich in Marseille sehr getröstet, ich habe dort eine große Sympathie für unser Werk des Hlst. Sakramentes angetroffen, die geistlichen Übungen wurden gut besucht.

Ich freue mich, von Ihnen zu hören, daß Sie ganz Unserem Herrn zu gehören wünschen; daß Sie sich die Leere Ihres Lebens vorwerfen; daß Sie die tiefe Überzeugung haben, daß Gott allein Ihr einziges Gut ist - Ja, gute Schwester, stellen Sie sich ganz Gott und seiner Gnade anheim für diese paar Tage, die Ihnen auf dieser Welt noch zu verbringen bleiben; dieses Leben ist nur eine Vorbereitung auf das ewige Leben, es ist die Reinigung durch die Liebe, und zwar die Liebe zum Kreuz. -

Mögen Sie auf Ihrem Weg einigen Blumen begegnen! Dies ist ein Entgegenkommen Ihres gütigen Vaters, aber opfern Sie ihm ihren Duft und ihre Schönheit!

Hier gibt es nichts Neues, außer das ununterbrochene Fronleichnam in unserem kleinen Zönakel; diesen Damen geht es gut, sie arbeiten daraufhin, ganz für Gott dazusein; Frau Spazzier ist hier, sie besucht Kurse für Fayence-Arbeit; ich glaube nicht, daß sie für das Gemeinschaftsleben berufen ist; sie hat eine Wohnung in der Nachbarschaft gefunden; ich möchte, daß sie gänzlich auf diesen Wunsch verzichtet, denn sie wird von ihm verwirrt und beunruhigt. Wenn sie in irgendeiner Gemeinschaft eintreten wollte, hätte sie dazu die Möglichkeit, aber das paßt ihr nicht. Sie tut mir leid und trotzdem möchte ich sie nicht im Stich lassen.

Sie wissen, gute Schwester, mit welch herzlicher Ergebenheit ich Ihnen im Herrn ergeben bin.

Ich verbleibe ganz Ihr

Eymard.

S S S

An Fräulein v.Revel

bei Herrn Baron v.Carmejane

fg Faventine 20

V a l e n c e (Drôme)


Nr.0833

An Frl. Danion

Paris, Rue Faubourg Saint-Jacques 68, am 1. Juli 1859.

Liebe Schwester im Herrn!

Gerade habe ich Ihren Brief gelesen. Danke für Ihr liebes und brüderliches Gedenken! Danke in unserem guten Meister. Ihr Schreiben bereitete mir eine große Freude: liest man doch so gerne von dem, was man im Herzen hat und aus ganzer Seele einzig und auf immer verlangt: daß Jesus im Heiligsten Sakramente herrsche in allen Herzen. Glauben Sie ja nicht, teure Schwester, ich hätte sie vergessen; o nein. In Rom waren Sie mir stets gegenwärtig, ich hatte Ihre Briefe dorthin mitgenommen, ebenso Ihre Notizen über den III. Orden.

Der gute Meister war so gütig und freigebig gegen mich in Rom! Der Hl. Vater wollte selber das Breve verfassen, welches die Gesellschaft vom Hlst. Sakrament lobt, ermutigt und segnet. Er hat uns, ebenso wie den uns angeschlossenen Bruderschaftsmitgliedern einen täglichen vollkommenen Ablaß gewährt. Alles das vollzog sich im Verlauf von 14 Tagen, zum großen Erstaunen aller.

Nach Paris zurückgekehrt, haben wir eifrige Exerzitien gehalten, nach deren Schluß die drei Ersten ihre ewigen Gelübde ablegten, und nachdem zwei Priester und ein Bruder, deren Beruf zweifelhaft gewesen, uns verließen. Wir wollen lieber wenige sein, dafür aber eines Herzens und eines Sinnes.

Ich komme von Marseille, wo wir eben ein Anbetungshaus gegründet haben. Am Fronleichnamstag, 23., fand die erste Aussetzung statt. Unser Werk hat viele Freunde gefunden in dieser Stadt, wo die Frömmigkeit lebendig und warm ist. Bei dieser Gelegenheit hat der hochwst. Bischof das 40stündige Gebet in seiner Diözese eingeführt; er ist glücklich und tausendmal glücklich, zu dieser herrlichen Einrichtung der ewigen Anbetung etwas beitragen zu können.

Ich will darangehen, den III. Orden des Hlst. Sakramentes zu regeln; bis zum heutigen Tag hatte ich keinen freien Augenblick dafür. Wären Sie doch in Paris! Wir würden ein wenig darüber plaudern. Sie könnten doch hierherkommen und 8 oder 14 Tage hier verbringen. Beten Sie nun, daß Gott uns gute, heilige Berufe schicke, Männer, die bereit sind, sich ohne Rückhalt dem Dienste und der Verherrlichung Unseres Herrn im Hlst. Sakramente hinzugeben. Ach, wie wenige gibt es, vor allem unter den Priestern, die das eucharistische Leben verstehen und den Mut haben, Jesus allein zu dienen! Das macht mich ganz traurig.- 500 Priester boten sich an, Feldgeistliche zu werden und niemand will zur Ehrenwache des Königs der Könige gehören. Oh, welche Feigheit und Schande!

Leben Sie wohl, gute Tochter. Sie wissen ja, daß ich im Hlst. Sakrament ganz mit Ihnen verbunden bin,

Ihr ergebenster

Eymard, S.

An Frl. Virginie Danion

in Mauron (Morbihan).


Nr.0834

An de Cuers

Paris, 1. Juli 1859.

Lieber Pater!

So bin ich nun seit Samstag wieder in Paris und freue mich, alle meine lieben Brüder wiederzusehen; ich habe sie wohlauf angetroffen. Herrn Carrié geht es wie immer; was ihn ermüdet hat, war der allabendliche Katechismusunterricht in zwei Abteilungen, und vor allem die größten Spitzbuben unter ihnen ließen ihn sich die Lunge aus dem Halse schreien.

Heute ist wieder Ordnung eingetreten, ich habe die Kinder unter 12 Jahren abgewiesen, weil sie uns nur Unannehmlichkeiten bereiteten.

Wir haben während der ganzen Woche zu Ehren von Fronleichnam die Aussetzung abgehalten; wir haben innig für Sie gebetet, denn ich verstehe Ihre große Entbehrung, noch nicht die Aussetzung durchführen zu können.

Die Hingabe von P. Champion war bewundernswert.

Ich lege Ihnen die Quittungen der Gelder bei, die Sie mir für die verschiedenen Lieferanten geschickt haben.

Die Krone der Monstranz ist angefertigt; ich finde sie schön und von gutem Geschmack. Sie besteht aus vergoldetem Silber mit erlesenen Steinen; ihr Preis beläuft sich auf 170 Fr. Sie wird direkt am Kreuz der Monstranz befestigt; infolgedessen braucht nichts hinzugefügt oder verlötet werden.

Es ist noch niemand gekommen; daran denke ich ohne Unterlaß bei den Worten Unseres Herrn: n i s i g r an u m f r u m e n t i m o r t u u m f u e r i t, i p s u m s o l u m m a n e t; wann wird also dieser alte Mensch ganz abgestorben sein, damit das Reich Unseres Herrn beginnen kann?

Sollten Sie irgendein Paket nach Paris senden, legen Sie bitte das Kelchvelum des roten Meßkleides dazu. Herr Hubert wird es umändern; er hat es irrtümlicherweise zu klein gemacht.

Senden Sie mir bitte die Prüfungsergebnisse des Herrn Lorenz, die ich Ihnen zurückgelassen habe; schicken Sie mir diese und Ihr Gutachten per Post, damit ich alles an P. Champion weiterleiten kann.

Ich konnte die Gußformen (moules) zum Falten der Chorröcke noch nicht bestellen wegen der Anbetung, die mich im Haus zurückhält.

Herr Carrié wird heute wegen Ihrer Postanweisung ins Ministerium gehen. Wir haben nichts mehr. Gott sei dafür Lob und Preis!

Tun Sie etwas für Ihre arme Gesundheit, teurer Pater, damit Sie im Dienst des Guten Meisters arbeiten können. Erweisen Sie sich selber jene Liebe, die Sie bewegen würde, sie anderen zu erweisen.

Allzeit in Unserem Herrn verbleibe ich, teuerster Pater,

ganz Ihr

Eymard.

P.S.- Heute abend wird Ihnen Ihre Postanweisung zugeschickt. Morgen abend werden Sie sie erhalten.

Herr Picard war und ist der größte Leidtragende seines Mißgeschicks; er sagt, Schuld wären die Gießer, er wird alles als Frachtgut zusenden.

Das ganze Haus umarmt Sie i n C h r i s t u s. In einem der nächsten Briefe werde ich Ihnen die Zusammenstellung der kleinen Rechnungen über die Gegenstände geben, die Ihnen zugeschickt worden sind.


Nr.0835

An Frau Galle

Paris, 1. Juli 1859.

Gute Dame Galle!

Entschuldigen Sie, daß ich in Ihre Nähe gekommen bin, ohne mich bei Ihnen aufzuhalten. Es wurde mir geschrieben, einer unserer Religiosen sei erkrankt, ich soll schnell kommen; daher bin ich sofort nach der Aussetzung in Marseille abgereist; glücklicherweise war es nichts Arges, nur eine Erschöpfung.

Ich freute mich, Ihnen meinen Besuch abzustatten, in Ihrer frommen und ehrwürdigen Kapelle zu beten, in Ruhe m i t I h n e n u n d m i t d i e s e m P a u l zu plaudern; aber der gute Meister hat von mir diesen Verzicht verlangt, ein anderesmal werde ich mich hoffentlich dafür entschädigen. So geht es also im Leben, arme und teure Dame, man grüßt sich, man sagt sich Adieu im Vorbeigehen, man leidet und dann begibt man sich an die ewigen Gestade.

Armes Leben, wenn nicht der Himmel dessen Ende wäre! Aber schönes und wertvolles Leben, weil es uns den Himmel verdient!

Haben Sie in Ihren Leiden und Kreuzen festes Vertrauen und große Geduld, gute Dame!

Sehen Sie auf die göttliche Hand, die sie Ihnen sendet, und Ihnen hilft, sie zu tragen - essen Sie oft das Brot der Starken, denn Sie bedürfen seiner - und diese hl. Kommunion wird alles ersetzen.

Meine Grüße diesem braven Paul, Ihrem ganzen Haus!

Ihr im Herrn stets ergebenster

Eymard

S.S.S.

An Frau Galle, geb. v.Villedieu

in La Tour

über l'Arbresle (Rhône).


Nr.0836

An Frl. Fanny Matagrin

Paris, 4. Juli 1859.

Geehrtes Fräulein und liebe Schwester im Herrn!

Ihr lb. Brief hat mich in Paris angetroffen, wo ich seit einigen Tagen aus Marseille zurückgekehrt bin. Ich habe mich nicht in Lyon aufgehalten, weil einer unserer Religiosen in Paris erkrankt war und man mich dort mit Bangen erwartete. Weil ich andererseits wußte, daß Frau Tholin sich auf Bäderkur befand, war der Zeitpunkt für Exerzitien, die sie wünschte, nicht günstig.

Im Herbst muß ich nach Marseille, wo wir eine neue Gründung haben, zurückkehren, und wenn Gott will; könnten wir dann sehen, ob sich in Tarare oder in Amplepuis etwas zur Verherrlichung unseres guten Meisters machen läßt.

Ich wäre auch sehr glücklich, gutes Fräulein, Sie zu besuchen und Ihnen nochmals zu danken für alles, was Sie für unsere Kapelle getan haben. Es ist eine schöne Erinnerung, die mich oft bei der Meßfeier veranlaßt, Sie ihm vorzustellen.

Wäre Paris nicht so weit entfernt, würde ich Ihnen sagen: "Kommen Sie doch zu uns auf Besuch, um hier zu Füßen Unseres Herrn ein paar Exerzitientage zu verbringen". Es ist einem so wohl dabei! Besser als auf dem Tabor.

Ich freute mich, Ihre Schwägerin zu treffen. Ich hatte im stillen darauf gehofft, sie wiederzusehen; aber dieses Paris ist so groß, daß oft die Zeit nicht ausreicht. Richten Sie dieser guten Dame meine herzlichsten Grüße aus. Sie, gutes Fräulein, sind also krank, da Sie in Uriage sind. Lassen Sie sich dort gut pflegen, es ist notwendig.

Sie haben eine Kapelle, wo Unser Herr wohnt. Besuchen Sie ihn oft mit diesem guten Herzen, das er Ihnen gegeben hat, u.zw. für ihn gegeben hat. Legen Sie recht Ihre Tugend in seine unendliche Liebe und Ihre Verdienste in seine unendliche Barmherzigkeit, dann werden Sie selbst sehr reich und sehr vollkommen sein.

Ich segne Sie, gute Tochter, in der göttlichen Liebe Jesu und bin mit Ihnen ganz vereinigt und ewig ergeben.

Eymard.

An Fräulein Matagrin, Badhotel,

Uriage (Isère).


Nr.0837

An Frau v. Grandville

Paris, 4. Juli 1859.

So bin ich nun seit einigen Tagen wieder in Paris, teure Tochter. Ich weiß nicht, ob ich mich über meine Reise und die eucharistischen Exerzitien in Marseille freuen soll. Man sagt, dieselben hätten manches Gute bewirkt; mehr noch hat es mir aber gutgetan, die Vortrefflichkeit eines Berufes zu erkennen, dessen ich so unwürdig bin, und das Bedürfnis der Seelen nach Jesus, der W a h r h e i t u n d L i e b e ist.

Was können wir jemals Gutes wirken, wenn wir nicht die Seelen zu i h r e m g ö t t l i c h e n Z e n t r u m, z u i h r e m L e b e n hinführen? Sie, gute Tochter, haben das Glück, die Dienerin des Herrn in der Eucharistie zu sein; schätzen Sie diese Gnade recht hoch und erweisen Sie sich eines so erhabenen Meisters würdig, indem Sie eine Dienerin aus Liebe seien, die sich mit der Belohnung begnügt, einem so guten Meister dienen zu dürfen.

Seien Sie ein Apostel der Hl. Eucharistie, wie die Flamme, die erleuchtet und wärmt; wie der Engel seines Herzens, der sich aufmacht, den verborgenen Gott jenen zu verkünden, die ihn noch nicht kennen, und jene aufzurichten, die ihn lieben und unter Leiden gebeugt sind.

Ich freue mich, daß Sie bei Ihrer Schwägerin leben. Seien Sie recht liebevoll, mitfühlend und entgegenkommend mit diesem Herzen, das Ihnen unser Herr gegeben hat; seien Sie recht großmütig und weitherzig zu ihr. Lassen Sie der Natur ihre Rechte und erheben Sie dieselben bis zur Tugend und Gottesliebe! Lassen Sie sich nur für eine Heilige, eine Gott ganz angehörende Seele betrachten, das wird als gutes Vorbild dienen. Trachten Sie, das volle Vertrauen dieses so tief betrübten und so tugendhaften Herzens zu gewinnen. Die Stunde des Schmerzes ist die Stunde der Gnade Gottes, aber man muß es verstehen, daß Gott dahintersteht.

Machen Sie im Gehorsam von diesem Seebad Gebrauch; der hl. Hieronymus würde Ihnen an meiner Stelle dasselbe sagen - und mißachten Sie all diese Stürme und Wolken, die Sie beunruhigen möchten. Schonen Sie sich mehr, ich bin der Meinung, daß Sie während der Zeit der Wasserkur Fleisch essen sollten; es heißt, das eine ergänze das andere; aber ich will nichts vorschreiben.

Sicherlich würde ich mit Freude nach Nantes gehen, wenn Gott es wollte; dort würde ich meine alte Tochter im Herrn besuchen.

Ihr allzeit ergebener

Eymard, S.S.S.


Nr.0838

An de Cuers

Paris, 5. Juli 1859.

Lieber Pater!

Erst gestern abend konnte ich die Rechnung von Herrn Hubert erhalten; Sie finden sie hier beigefügt.

Gestern habe ich mit Picard gesprochen; alles wird bis zum Wochenende fertig sein; er muß mich vor der Absendung der Kiste verständigen, damit ich alles überprüfen kann.

Ja, ich gewähre Ihnen sehr gerne die Verlängerung der Ausnahmesituation Ihres Gelübdes der Armut, solange Sie sich in dieser Lage befinden.

Ich bedauere diesen armen Abbé Lorenz sehr; er hatte viele gute Seiten; aber leider! Wieso konnte er es nicht begreifen, daß ein solches Verhalten nicht genehmigt werden konnte?

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es nichts Neues außer einige Briefe, welche um Auskünfte anfragen.

Trachten Sie gut zu schlafen, teurer Pater, damit Sie ein guter Arbeiter bleiben. Läßt sich denn die Nähe des Meeres nicht mehr erreichen?

Es läutet.

Ganz und auf immer im Herrn

Ihr

Eymard, S.S.S.


Nr.0839

An Frl. Stephanie Gourd

Paris, 6. Juli 1859.

Sie haben ganz richtig gehandelt, liebe Tochter, nicht auf Ihre Vollkommenheit zu warten, um mir zu schreiben. Sie haben gute Absicht, Sie haben begonnen und schon gute Reformen durchgeführt. Das ist gut, machen Sie aber nicht alles auf einmal; setzen Sie sich eine vertretbare Zeitspanne fest, die sich mit Ihren anderen geistlichen und häuslichen Pflichten verträgt.

Es ist vollkommener, alle Tage einen Teil zu erledigen, als sich zu töten, um alles loszusein; sodann schaffen Sie Ordnung der Reihenfolge nach, im Einzelnen und Besonderen.

Sehen Sie, gute Tochter, wie ein altes verworrenes Gewissen aussieht, wo man es nicht mehr wagt einzutreten, weil darin alles in Unordnung ist; das ist die große Ursache, daß die Bekehrungen erst spät erfolgen.

Man muß wohl wissen, daß es für den Körper nichts Lästigeres gibt als diese Aufräumungsarbeit; bitte seien Sie auch in dieser Beschäftigung diskret und klug; erledigen Sie sie mit Ruhe, zur bestimmten Zeit und nicht zum bestimmten Preis.

Ich begreife gut Ihren Schmerz, wenn man Ihnen das Allerheiligste entfernen würde.

  1. Wenn der Bischof Ihnen die Erlaubnis beläßt, steht es weder dem Pfarrer noch sonst einem Priester zu, diese Erlaubnis zurückzuziehen. Der Bischof muß wissen, was er zu tun hat und seine Rechte kennen.
  2. Das heilige Konzil von Trient erlaubt den Filialkirchen die Aufbewahrung des Allerheiligsten, wenn es der Ortsbischof für angebracht hält. Eine Filialkirche ist eine Kirche oder öffentliche Kapelle, die von der Pfarrkirche entfernt ist, wo ziemlich oft zum Wohl der Pfarrkinder zelebriert wird und wo die hl. Wegzehrung für die Pfarreien geholt wird.

Der Herr Pfarrer kann Ihre Kappele also als solche betrachten.

3. Wenn es zu große Schwierigkeiten gäbe, würden wir uns nach Rom wenden.

Inzwischen bitten Sie, gute Tochter, fest Unseren Herrn wie die Jünger von Emmaus: "Herr, bleibe bei uns, denn es wird Abend!"

Lieben Sie innig diesen guten Meister; gehören Sie ihm ganz. Leben Sie von seiner Liebe und Sie werden eine gute Dienerin vom Hlst. Sakrament sein.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0840

An Frau Gourd

Paris, 6. Juli 1859.

Danke, gute Tochter, für Ihren lb. Brief. Sicher hätte ich Sie auf meiner Durchreise in Lyon gerne besuchen wollen oder wenigstens mehr Zeit zu haben. Sie haben dieses Opfer zugunsten der anderen vorgezogen. Gott wird es Ihnen vergelten. Ich habe Ihre gute Mutter gesehen; ich bin stets erbaut über diese schöne Seele, die Gott am Kreuz seiner Liebe festhält. Ich liebe diese schöne Seele; ich merke, daß sie Unser Herr sehr gern hat und ihr seine Gnaden in reichstem Maße zuteilt; aber sie leidet, und Gott will nicht, daß sie sich an der Milde des Kreuzes noch am Frieden der Tugend freut. Diese gute Mutter muß in jedem ihrer Werke das Verdienst eines ganzen Lebens finden und folglich muß sie neben dem gekreuzigten Jesus stehen.

Bleiben Sie bei dieser guten Mutter, sobald Sie selbst frei sind und Ihr Aufenthalt zu Ende gegangen ist. Sie muß wohl Ihrer sehr bedürfen, denn niemand versteht sie besser als Sie. Darum bin ich der Ansicht, daß Sie Ihre zu regelnden Angelegenheiten etwas liegenlassen sollten, um Ihre Zeit zwischen Lyon und Romanèche zu verteilen. Immerhin glaube ich, daß Sie guttun würden, wenn Sie sich helfen ließen und täglich einige Stunden verwendeten, um Ihr Haus und Ihre Sachen ein wenig, wenigstens die äußerlichen Dinge, in Ordnung zu bringen. Sie möchten alles ganz allein erledigen und das übersteigt ein wenig Ihre Kräfte.

Machen Sie sich keine zu großen Sorgen darüber, daß Sie sich in Ihrem Inneren etwas zusehr gehen lassen; es scheint, daß Sie Gott bezüglich Ihrer inneren Verwaltung ein bißchen gedemütigt werden läßt, indem er kleine Leiden zuläßt und Sie in dauernder Beschäftigung beläßt. Sobald Sie besser und freier sind sowie sorgfältigere und fleißigere Diener haben werden, werden Sie diese Neuordnung in die Hand nehmen. Erledigen Sie aber nicht alles auf einmal und vor allem keine Besorgtheit!

Nachdem Ihnen der Herr Pfarrer einen Vertrauensvorschuß gegeben hat, gehen Sie wieder zu ihm beichten; das ist angemessen; zudem tun Sie das zu Ihrem größeren Wohl. Sie haben auf die Frage des Rücktritts gut geantwortet; sie sollen es unter sich ausmachen.

Setzen Sie Ihre Kommunionen fort, gute Tochter! Trotz Ihrer Armut und geistlichen Armseligkeiten. Sie sind so schwach und so arm, daß Sie einen ungeheueren Bedarf nach Unserem Herrn haben, damit seine Gegenwart alles in Ihnen wieder herstelle und stärke; gehen Sie zur Kommunion wie die Arme seiner Güte und die Tochter seiner Barmherzigkeit.

Danke, gute Tochter, für Ihre Wünsche zum Fest des hl. Petrus; ja, ja, die Ehre Jesu im Hlst. Sakrament: das ist alles, was ich ersehne und erstrebe; aber wie nötig habe auch ich, es besser zu machen! Denn ich werfe mir all das vor, was Sie sich vorwerfen; und ich merke, daß ich in großer Verspätung bin. Beten Sie für mich.

Seien Sie stets zuversichtlich bezüglich Ihres lb. Kranken; wir hatten mit Ihrer guten Mutter eine Vorgangsweise und Verhaltenslinie ausgemacht; denn mir scheint, daß man in den einsichtigen Bereichen übermäßig gut, in den nicht einsichtigen Dingen aber entschlossen sein muß; daß man darin Meister werden und klar seinen Willen durchsetzen muß; sonst wird das moralische Übel noch schlimmer.

Meine herzlichen und ergebenen Grüße an Ihre gute Mutter! Ich verbleibe im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard.

An Frau Gourd.


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