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Nr.0781

An Marg. Guillot

Rom, 20. Dezember 1859.

Teure Töchter, ich muß Ihnen wohl ein paar Zeilen schreiben. Ich hatte Audienz beim Heiligen Vater; er hat uns gesegnet und uns sehr wertvolle Ablässe gewährt; Sie haben daran Ihren schönen Anteil. Der Heilige Vater zeigte eine sehr große Güte. Er sagte mir, er werde meine Bittschrift und unsere wichtigsten Punkte prüfen und mir in 12 Tagen die Antwort geben; so heißt es jetzt viel beten, liebe Schwestern, daß der lb. Gott dem Heiligen Vater eingibt, was zweckdienlich ist: auch wenn wir bloß den Segen des Papstes erhielten, den er mir mit soviel Sympathie für die ganze Gesellschaft erteilt hat, dann wäre dies schon viel mehr, als wir verdienen. Beten Sie also viel, Gott hat seine Termine, man muß sie abwarten; aber Gott will gebeten, angefleht, belästigt werden, um uns seine Gnaden schätzen zu lassen. Es geht mir gut. Ich arbeite für Sie und für alle.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An Frl. Guillot.

Danke für Ihr Brieflein, ich werde morgen schreiben. Sagen Sie Ben., daß ich eifrig für sie bete, und sie soll brav sein. Möge Gott Ihnen die Gefälligkeit seines schönen Weihnachtsfestes gewähren.


Nr.0782

An Frl. Léonie Signoret

Anmerkung: Diese Briefe wurden zwischen 1858 und 1868 geschrieben. Wir besitzen davon eine Abschrift, die uns die Inhaberin im J. 1899 (Januar) geschickt hat und die sich im Archiv in der Serie L, Bd.3,S.147-148 befinden. Eine andere, vollständigere Kopie, welche von R.P. Bonnecaze im J. 1922 erstellt wurde, wird hier wiedergegeben. Wir haben jene Stellen zwischen Klammern (/...../) gesetzt, welche sich nicht in der Serie L Bd. 3, befinden. Die arabischen Zahlen am Rande und in Klammern (...) sind jene, die dem ersten Manuskript entsprechen. Die arabischen Ziffern bezeichnen die laufende Ordnung der Kopien von R. P. Bonnecaze.

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I

(1) Ich bete fleißig, ich versichere es Ihnen; ich weiß nicht, warum meine Seele Ihretwegen traurig ist. Es scheint mir, daß auch Sie traurig sind, und gebe Gott, daß Sie nicht entmutigt sind.

Halten Sie sich vor Augen, wiesehr Sie Unser Herr geliebt hat und immer noch liebt..., er hat seine Zuneigung /zu Ihnen/ weder geändert noch vermindert. Hüten Sie sich vor der geistigen Traurigkeit, sie tötet den Eifer und die Freude am Dienst Gottes. Erinnern Sie sich in den nunmehrigen Prüfungen, wiesehr Sie Gott geliebt haben und an alles das, was Sie ihm gegeben und im Glück versprochen haben, und seien Sie noch stärker als das Opfer. Die Gottesmutter wird Ihnen zu Hilfe kommen.

(2) Befolgen Sie folgendes Mittel: verbieten Sie es ihrem Geist, sich mit seinen Sorgen zu beschäftigen, sobald nicht der richtige Zeitpunkt gegeben ist, sich damit zu befassen ... Gelangen Sie zu dieser Freiheit des Geistes, damit Sie zum Frieden und zur Vereinigung mit der Gnade Unseres Herrn kommen. - Und dafür sollen Sie 2 Gedanken anwenden: 1. Ich gehöre ganz J. Chr. 2. Ich gehöre dem Nächsten, soweit es der Wille Gottes ist.

Bitten Sie Gott, er soll Sie mit seinem Herzen eines Vaters und Bräutigams segnen.

II

(3) Ich habe Sie deswegen nicht vergessen, ich hätte es Ihnen aber früher sagen sollen.

Ich bete aber tagtäglich für Sie, denn Ihre Seele ist mir im Herrn sehr teuer. Ich wünsche ihr alle Wohltaten Gottes und vor allem dieses Leben der Liebe, welche es belebt und unablässig stärkt.

O ja, teure Tochter, lieben Sie Unseren Herrn, denn Sie gehören nur ihm! Lieben Sie ihn nicht nur durch die Treue, sondern durch Zartheit, durch Ausdehnung, aus Vorliebe in Ihrer ganzen Seele. Trachten Sie, nur ihm zu gefallen, suchen Sie nur ihm eine Freude zu bereiten, bringen Sie ihm die Huldigung all Ihrer Freuden entgegen und setzen Sie auf ihn allein das oberste Vertrauen in all Ihren Leiden.

Sehnen Sie sich nur nach ihm! - Denken Sie nur an ihn! -

Nehmen Sie sich in acht, teure Tochter, sich nicht auf V e r s u c h u n g e n anderer einzulassen und für sie einzutreten. O bei Gott, tun Sie das nicht, damit würden Sie sich der Freude an Gott berauben und sich in unnützer Weise schwächen.

Adieu, teure Tochter des lb. Gottes! Steigen Sie stets zu ihm auf wie der eucharistische Weihrauch.

Ich segne Sie im Herrn.

III

(7) Nun also, teure Tochter, Sie leiden noch immer? Leiden Sie aber für Gott! Mögen Sie diese Herzbeschwerden noch inniger an das Herz Unseres Herrn binden! Sie sind seine Braut, Sie müssen also ein von der Lanze durchbohrtes Herz haben! Unser Herr ist eifersüchtig, er will Sie allein besitzen, Sie erfüllen, Sie trösten und Sie krönen; daher werden Sie jetzt und in Hinkunft nur Dornen rund um Ihrer Seele finden.

O ja, heften Sie sich fest an Unseren Herrn, und zu den Ihrigen verhalten Sie sich so, als ob Sie glücklich und zufrieden wären; verbergen Sie Ihren Schatz, Sie gehören ganz ihm!

/...Was für Jämmerlichkeiten einem doch die Welt bietet! Und wieviel kostet es einen, darin ein Zelt und einen Stein zu bekommen! ... Der Kummer möge nie Ihren Geist erfassen! Ihr Gedanken sei im Himmel!/

Ich segne Sie innig und gebe Sie alle Tage Unserem Herrn.

IV

(8) (letzter Brief, Juli 1868 oder vielleicht 1867)

"Ja...seitdem ich Ihre Seele und Ihre innere Gnade kenne (soweit es Gott gefallen hat, sie mir zu zeigen), bewundere ich es, wie Gott Sie kreuzigt, und wie er in Ihnen das kreuzigt, was das Leben, die Ehre und das Glück der anderen ausmacht - beachten Sie, wie Gott sie /die Seele?/ immer mit dem leiden ließ, was Sie scheinbar trösten und beglücken sollte (1).

Aber welchen anderen Grund dieser providentiellen Führung gibt es, als daß Gott will, daß Ihr Herz wie die weiße Rose mitten unter den Dornen ihres Stengels sei und auch daß seine Liebe geradewegs auf das Herz Unseres Herrn, seinem Zentrum und seiner Kraft, zugehe.

Wenn ich sehe, wie dieses Herz leidet und um sich blickt, möchte ich dortsein und ihm sagen: rundherum sind die Dornen, darunter der Schlamm, aber darüber steht Jesus, der seine göttlichen Hände ausstreckt und es an sich zieht.

Nein, nein, niemand besitzt das Geheimnis dieses Herzens als jener, dem es in jungfräulicher Weise gehört - er allein kennt das Geheimnis seines Lebens und seiner Ausweitung. Gehen Sie nur auf ihn zu.

Aber ich möchte es sehen, wie Sie mit der F r e i h e i t eines Vogels im Raume ohne Hindernisse zu ihm fliegen.

Die Freiheit der Seele! Das ist die reine Liebe, die hinstrebt nach dem schönen Gefallen Gottes, der seinetwillen geliebt und bedient wird. Ich leide darunter, wenn ich sehe, wie Sie immerfort Gott, Unseren Herrn suchen. - Dieses Bestreben ist ausgezeichnet, aber Sie werden Unseren Herrn nur durch die fortgesetzte Selbstentsagung, durch den Geist des nackten Glaubens erreichen - dies bewirkt Gott schon seit geraumer Zeit in Ihnen - die Welt ist für Sie tot, das Geschöpf übt auf Sie keine Wirkung mehr aus, jetzt müssen Sie die eigene Wüste durchqueren. Durchschreiten Sie sie mutig, ohne zurückzuschauen! Wandern Sie hinter der wunderbaren Wolke her, die Unseren Herrn einschließt.

Aber Sie müssen die Betrachtung zur fixierten Zeit wieder aufnehmen, Sie müssen dafür das Geschenk vorbereiten, welches Sie darbieten werden, die Tugend Unseres Herrn, die Sie betrachten wollen, das Geheimnis aus seinem Leben, das Sie ehren wollen, das göttliche Wort, das er gesprochen hat, das Sie anbeten wollen; und öfter noch sollen Sie eine Betrachtung der Ruhe in Gott, der Sammlung, der Hinopferung Ihrer Fähigkeiten, Ihrer Kräfte, die einen nach den anderen, halten. An anderen Tagen verwenden Sie Ihren Betrachtungstext aus der Nachfolge Christi. Aber bringen Sie stets den Gegenstand Ihrer Arbeit vor Gott.

Rasch, rasch die Betrachtung wieder aufnehmen, sonst gibt es Unannehmlichkeiten, und die Trockenheit wäre Ihr Anteil; weil Sie mir aber Ihr Vertrauen schenken, will ich Ihnen folgenden Grundsatz als oberste Regel Ihrer Betrachtung geben:

Suchen Sie nicht, sich über Gott oder seine Gaben zu freuen, sondern setzen Sie Ihr einziges Bestreben darin, seine unendliche Vollkommenheit, seine unsagbare Güte zu verherrlichen, insbesondere weil er sie einem so armen Geschöpf zuwendet. Dienen Sie ihm, verherrlichen Sie ihn durch die Hingabe und das Opfer von irgendetwas von Ihnen, dann werden Sie den Weg zu seinem Herzen wiederfinden und das wahre Manna des Lebens empfangen.

In Jesus Ihr ergebenster

V

(4) ...Aber was soll ich von Ihnen und für Sie sagen, gute Tochter? Sie haben den besten Anteil erwählt, behüten Sie ihn wohl; Sie haben einen Bräutigam, dem keiner gleichkommt, den nichts aufwiegt, sein Adel ist göttlich, seine Reichtümer sind unendlich, seine Schönheit unvergleichlich, seine Güte ist wie seine Liebe, und seine Liebe wie sein göttliches Herz. O glücklich jener Tag, der Ihnen einen solchen Bräutigam gegeben hat und solch süße Bande gebildet hat. Wie danke ich Gott, daß er mir die Gnade geschenkt hat, Ihnen in diesem feierlichen Moment Ihres Lebens ein wenig nützlich zu sein! Vergessen Sie ihn nie! Bewahren Sie Ihrem himmlischen Bräutigam innig die Treue, Ihr Herz schlage nur für ihn, es soll nur mehr in ihm Freude und Leid geben. Wenden Sie sich in Ihren Betrachtungen an ihn wie seine arme verlobte Braut, denn solange Sie auf dieser Welt sind, wird es nur eine Vereinigung geben wie jene der Rebekka auf ihrer Reise zu ihrem Bräutigam Isaak, Ihre Vereinigung wird erst im Himmel vollzogen. /Kommunizieren Sie wie die Braut Jesu im Exil, der Sie für einen Augenblick durch einen flüchtigen Besuch tröstet und wieder verschwindet/. Lieben Sie den Nächsten nur, weil es Jesus will, wie er es will und soviel er es will! Dienen Sie dem Nächsten nur, weil Jesus dadurch seine Verherrlichung findet, und so wird Ihr Feuer nie erlöschen. Ihr Leben wird sich nicht erschöpfen.

Aber um alles in der Welt, vermeiden Sie drei Fehler: den Kummer des Geistes für den Nächsten, die Beunruhigung des Herzens über Ihren inneren Zustand und die Versklavung an Ihre äußerlichen Pflichten, weil jeder Kummer ausreicht, um Sie niederzudrücken und in Traurigkeit zu stürzen.

Oh, keine Wolke vor dieser schönen Sonne Gottes! Es ist schon genug, auf den Steinen und im Schlamm dieser Welt wandern zu müssen!

Bleiben Sie Ihren frommen Übungen treu, nähren Sie Ihre Seele kräftig /was immer man Ihnen sagt, zu haben /.

Die jungfräuliche Seele hat ein größeres Bedürfnis nach göttlicher Nahrung als die anderen /.

/Streben Sie stets nach ... dies ist mein Wunsch für Sie./

/Arme Tochter, wie bedauere ich Sie!.../

/Ach, die Feinfühligkeit in der Freundschaft ist rar, teure Tochter, und die Hingabe noch rarer./

/Was sollen Sie in dieser traurigen Situation unternehmen? Die Lage möglichst mildern, denn würde sie länger so gespannt bleiben, würden Sie unterliegen./

/Wie kann die Lage gemildert werden?

Nach außenhin durch ... wenn Sie es für klug halten. Wenn sie nicht klug ist, sollen Sie darüber hinwegsehen und wie gewöhnlich handeln.

Nach Innen:

Entschuldigen Sie vor Ihrem Geist und Ihrem Herzen, damit der Kummer keinen Nährstoff erhält. Führen Sie dies auf die Motive zurück, die Sie kennen. Sie wissen, daß man Wolle verwendet zur Abschwächung einer Kanonenkugel; die Wolle biegt sich unter dem Schlag und kehrt dann in ihren ursprünglichen Zustand zurück.

Halten Sie sich eng an Unseren Herrn und schauen Sie auf die Gnade und Tugend, die in solchen Leiden liegen, und betrachten Sie dieses Leiden als eine neue Blume, die auf dem Kalvarienberg zu Füßen des Kreuzes wächst.

Aber beherrschen Sie die Lage, überwinden Sie das Kreuz. - Mag alles leiden, sei's drum, niemals aber der Geist des Herzens...

Ich segne Sie/

VI

(5) Ich verstehe Sie gut - die Sonne ist verdunkelt - das Leben, dem Licht und Wärme fehlt, erstarrt - Giftdünste steigen von diesem feuchten Erdreich auf, die Freude bleibt unerfüllt - und das Herz leidet noch mehr mit sich selbst. -

Es ist wirklich wahr, daß kein Opfer zu beschwerlich ist, wenn uns die göttliche Liebe zur Entfaltung der Güte treibt.

Einem zufriedenen Herzen ist alles leicht. Die Erde lacht, wenn sich der Himmel öffnet. Aber ach, Sie sind am Kreuz! Und dazu allein und beinahe verlassen; und dennoch werden Sie großmütig daran bleiben müssen und nicht ein einziges Stückchen abtrennen.

Die Liebe will es so, und Sie werden so großherzig sein und es auch wollen.

Rund um dieser armen Lilie des Tales wachsen die Dornen, und dennoch muß man sie wachsen lassen, deren scharfe Spitzen spüren und auf ihrem Stengel am Ort verharren, den Blick zum Himmel gerichtet und die Blütenschale allein zu Gott hin öffnen.

Sie werden treu bleiben, denn die Prüfung läßt für einen Augenblick diese anfällige Blume hin- und herschwanken, aber sie reißt nicht ab - die Hand Gottes hält sie fest und schön.

Teure Tochter, Sie sollen nicht allzusehr die Dornen betrachten, diese machen Angst; Sie dürfen nicht einmal zuviel auf den Wind hören, denn er trocknet aus und betäubt - und wenn der Regen in den Kelch der weißen Blume fällt, und sei es auch nur, um ihren Staub zu entfernen und ihr den Regenbogen zu ermöglichen. Beten Sie viel aus Dankbarkeit zu Gott - dies wird die Blume durch die Strahlen der göttlichen Güte zum Leuchten bringen. Lassen Sie diesen Strahl über alle Ihre Werke und über alles, was auf Sie zukommt, erglänzen, und alles wird zum Leuchten gebracht.

Arme Braut des Erlösers, er setzt Ihnen sein eisernes Siegel auf den Arm und seinen flammenden Wurfspieß ins Herz. Sie müssen leiden, ohne Leiden gibt es keine Vereinigung.

Nur Mut! Leiden wir für die Liebe und aus Liebe!

Ich segne Sie.

VII

/Ich danke Gott dafür, denn ich bin zuversichtlich, daß er im Himmel gesegnet ist wie eines der Kinder Gottes. Stets werden sie durchquert vom Dämon und der Welt, aber Gott hat seine Stunde, und das ist die richtige.

Ich bin zufrieden ...für Sie. Sie leben allein für das Wohl und Glück der Ihrigen. Aber Sie bleiben bei Unserem Herrn, Ihrem göttlichen und ewigen Bräutigam. Das Äußerliche mag der Familie gehören, das verstehe ich, aber Ihr Inneres soll gänzlich in Frieden und Liebe Jeus gehören.

Ich vergesse Sie nicht vor Gott, Ihnen gehören die Erstlingsgaben meiner armen Gebete. Ich segne Sie im Herrn./

VIII

(6)...Sie sind es in ganz königlicher und göttlicher Weise. Ich weiß Sie stolz in einer solchen Vereinigung und glücklich über so schöne Bindungen. Dem jungfräulichen Bund kommt nichts gleich. O glücklich sei der Tag, der Sie ins Gefolge des Lammes gestellt und Ihnen den himmlischen Ring geschenkt hat! Er sei Ihr der geliebteste Ihrer Tage, wie er auch der größte ist...

....Ihr Herz ist zum Leiden geschaffen; es ist seine Sendung und seine Tugend; lassen Sie aber nie das Leiden zum Geist aufsteigen, in diesem Bereich der Wahrheit und der Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes darf es keine Nebel noch Stürme geben. Bleiben Sie stets im Angesicht Gottes, immer in der Betrachtung seiner väterlichen Güte über Sie im besonderen.

Ich bete für Sie ohne Unterlaß, denn ich kenne Ihre Nöte.

Adieu, das Herz stets hoch und das Leben zur Verherrlichung Gottes!


Nr.0783

An Marg. Guillot

Rom, Epiphanie 1859.

Liebe Töchter im Herrn!

Sie haben mir vor Unserem Herrn ein gutes Neujahr gewünscht; ich habe es Ihnen hier ebenfalls gewünscht in allen ehrwürdigen Heiligtümern, die ich besucht habe, zu Füßen der hl. Krippe Jesu, die ich geküßt habe, vor den armen und groben Windeln, die in Santa Maria Maggiore verehrt werden. Vor diesen so armseligen Windeln, vor diesem groben Holz dieser anbetungswürdigen Krippe sagt man sich: die Armut muß wohl sehr liebenswürdig und sehr bedeutungsvoll sein, da sie das göttliche Wort so geehrt und sogar geliebt hat. Dann sagt man: Ich will die heilige Armut Jesu lieben.

Oh, wie rührend ist dieses Weihnachtsfest in Rom! Überall sehen Sie das Jesuskind, nicht wie in Frankreich nackt und auf Stroh, sondern herrlich angekleidet, mit der königlichen Krone auf dem Kopf und liegend über dem Tabernakel ausgesetzt.

In Rom pflegt man drei wesentliche Andachten: die erste ist die Verehrung des Kreuzes. In allen Kirchen gibt es eine Kreuzkapelle; es ist die verehrteste Kapelle, und das Bild Unseres Herrn ist für gewöhnlich sehr groß und sehr schön.

Die zweite Frömmigkeit ist jene zur hlst. Jungfrau. In jeder Kirche ist ihr eine Kapelle geweiht, dort gibt es ihr verehrtes Bild und nicht eine Statue; aber es ist ein herrliches Bild, vor dem stets wenigstens zwei Kerzen brennen. Ich habe in Rom eine einzige Statue der hlst. Jungfrau als Gegenstand der Verehrung gesehen: jene in der Kirche von St. Augustin. Sie ist mit Diamanten, mit Edelsteinen und Golduhren umgeben; Rom entäußert sich, um sie zu zieren und zu ehren. Sie ist sehr alt; man sagt, sie stamme aus den ersten Jahrhunderten; ganz Rom kommt zu ihr, um zu beten und ihre Füße zu küssen.

Die rührendste Andacht zur hlst. Jungfrau ist jene der christlichen Häuser. Tag und Nacht brennt eine Lampe vor dem Bild der hlst. Jungfrau und manchmal sogar mehrere. Fast an jeder Straßenecke gibt es ein herrliches Gemälde und Lichter.

Die dritte Frömmigkeit ist jene zum Kinde Jesu. Sie hat ein solches Ausmaß, wie man es sich in Frankreich nicht vorstellen kann.

Die ewige Anbetung des Hlst. Sakramentes ist stets gut besucht; es gibt dabei mehr Männer als Frauen. Die Kirche der Aussetzung ist immer herrlich geschmückt. Rom ist im wahrsten Sinne des Wortes die königliche Stadt Unseres Herrn Jesus Christus.

So stehe ich nun bald vor meiner Abreise, meine lb. Schwestern; ich reise hier, wie ich hoffe, am Dienstag ab und werde in der folgenden Woche in Paris sein. Ich werde Ihnen über alles erzählen, was mich erbaut hat, und Ihnen den Segen des Heiligen Vaters bringen.

Meine Gesundheit steht gut. Beten Sie für mich. Ich verbleibe im Herrn Ihr ergebenster

Eymard.

P. S. - Ich habe vergessen, lb. Schwestern, Ihnen zu berichten, daß der Heilige Vater sehr gut zu uns war und mir alles gegeben hat, worum ich ihn für das Werk gebeten habe; danken Sie dafür Gott und der hlst. Jungfrau.

An Fräulein Guillot,

Fribourg St.-Jacques 66,

Paris.


Nr.0784

An Marg. Guillot

Rom, 8. Jänner 1859.

Liebe Töchter!

Danke für Ihre Briefe; sie haben mir große Freude bereitet, auch wenn sie freilich von Kreuzen und Ihren Sorgen berichteten: ich teile sie gerne und spüre sie lebhaft; aber es muß geschehen, daß das Werk durch diese Feuerprobe geht und sich ganz läutert. Man muß wissen, daß der Mensch nichts bedeutet und nichts Gutes tun kann. Man muß diese Wahrheit durch die Erfahrung lernen.

Im eucharistischen Werk muß man vor allem und in allem die Ehre Jesu Christi sehen, sodann die Mittel, die er will und sich der Geschöpfe nur bedienen für die Sendung, die sie erhalten haben; mit einem Wort: den Nächsten, das Leben, die Tugenden und Gnaden nur als Mittel lieben, das eucharistische Reich Unseres Herrn aufzurichten; dabei wird man ohne Zweifel mit Betrübnis feststellen, wie Soldaten vom Schlachtfeld weglaufen, die Waffen niederlegen, andere ins Wanken zu bringen versuchen; in diesem Fall begibt man sich zum Gebet und zur Buße und wartet auf den Augenblick zu handeln.

Tun Sie dies im berichteten Fall, lassen Sie ihr die Freiheit wegzugehen; sie wäre bereits ausgetreten, wenn ich dortgewesen wäre, denn Gott kann mit ihrer Haltung nicht zufrieden sein. Ich gebe Ihnen recht, daß der Dämon am Werk ist, aber auch die Natur. Sollte sie sich daher nicht bessern, soll sie ruhig gehen; das ist mein Gebet. Ihr Geld! Der lb. Gott ist reich und die hlst. Jungfrau auch. Dies erteilt Ihnen, arme Tochter, eine gute Lektion, und mir auch.

Was mir Sorgen macht: ich habe von Frau Duhaut-Cilly nichts erhalten; es scheint, daß ihr mein Brief großen Kummer bereitet hat; aber ein Hindernis muß man besiegen oder davor stehenbleiben.

Nun möchte ich Ihnen, teure Tochter, diesen Segen erklären, den ich nur kurz angeführt hatte. Sie sollen wissen Sie, daß Sie ebensoviel erhalten haben wie wir, und daß ich Ihnen die Unterschrift des Heiligen Vaters bringe! Wahrlich, man versteht überhaupt nichts mehr, der lb. Gott macht alles, spielt sich mit allem und kommt geradewegs an sein Ziel.

Ich versichere Ihnen: das hat mich bei unserem Belobigungsschreiben am meisten getröstet. Danken Sie daher dem lb. Gott; dies ist der Anfang der Gnaden und des Kalvarienberges der Liebe und des Segens.

Nun auf! Schwester Benedikte, ich werde Ihnen etwas aus dieser heiligen Stadt mitbringen; ich werde Sie ein wenig bezahlen für soviel Gebete und Kreuze.

Ich segne Sie.

Ihr ergebenster

Eymard.

P. S. - Auf der Durchreise werde ich in Lyon versuchen, alle Ihre Angehörigen zu sehen.


Nr.0785

An Frau Gourd

Rom, 14. Jänner 1859.

Liebe Tochter!

Ich möchte Rom nicht verlassen, ohne Ihnen aus der heiligen Stadt einige Zeilen zu schreiben. Ich habe innig gebetet für Sie und all die Ihrigen, damit Ihnen auf die Fürsprache aller Heiligen, deren Kirchen und Reliquien ich gerne besuche, Gott das Heil aller gewähre. Denn darin besteht das eine wichtige und einzig notwendige Gut.

Was soll ich Ihnen vom heidnischen Rom sagen? Nichts, denn es existiert nicht mehr. Sein Kapitol ist zerstört, seine Tempel sind eingestürzt oder in Kirchen umgewandelt worden, seine Kaiser besitzen keinen Zoll Land mehr, selbst auf dem Palatinhügel nicht mehr. Das heidnische Rom hat fast dasselbe Schicksal erlitten wie das schuldige Jerusalem. Aber wie jung und schön ist doch das christliche Rom! Wie lebendig und fromm doch alles ist! Es ist wirklich die königliche Stadt Jesu Christi, der heiligsten Jungfrau und der Heiligen; es ist das ewige Fest Gottes und seiner Diener; es ist das Bild des Himmels!

Wenn man in die Kirche des hl. Petrus eintritt, ist man von diesem Gefühl des Glaubens, der Frömmigkeit und Bewunderung erfaßt, das einen erhebt und zu Jesus Christus trägt. Worte sind nicht stark und lebendig genug, um das Bedürfnis des Herzens auszudrücken; hier ist man stolz darauf, katholisch zu sein! Wie glücklich war ich doch, über dem verehrten Grab des hl. Petrus zu beten! Die hl. Messe in dieser unterirdischen Kapelle, welche in allen Jahrhunderten und von allen katholischen Herzen verehrt wird, zu feiern! Was in Rom sehr berührt und erbaut, ist die große Verehrung des Hlst. Sakramentes, der hlst. Jungfrau und des Kruzifixes. Die Frömmigkeit zum Hlst. Sakrament ist dort groß, die Kirchen mit dem 40stündigen Gebet sind gefüllt mit Männern; alles wird dort vorgeschrieben mit einem Glauben, der Sie erbaut. Der Kult der hlst. Jungfrau ist in Rom wunderbar; jedes christliche Haus hat ein Bild der hlst. Jungfrau an einem Ehrenplatz aufgehängt; wenigstens eine Lampe brennt ständig vor diesem verehrten Bild. Das arme Volk würde eher auf das Brot verzichten, als daß es diese fromme Lampe erlöschen ließe.

Der Kult des Gekreuzigten ist sehr groß in Rom; beim Eintritt in mehrere Kirchen küssen es die Leute; die Kapelle des Gekreuzigten ist die Ehrenkapelle, die alle Gläubigen verehren: in der Tat hat jeder sein Kreuz zu tragen, und man muß herkommen, es zu mildern und zu Füßen des gekreuzigten Jesus abzulegen. Dort vergießt man milde Tränen; und das ist gewöhnlich der fromme Ausdruck dieses guten Volkes. Es kommt her, um zu Füßen des Gekreuzigten zu weinen. Ich habe das berühmte Kruzifix verehrt, das zur hl. Brigitte in Rom gesprochen hat; es wird mit großer Ehrfurcht in der Basilika des hl. Paulus aufbewahrt. Ich bat Unseren Herrn nicht, mit mir zu sprechen, wohl aber darum, mir zu verzeihen und mir die Liebe zu seinem hl. Kreuz zu schenken.

Ich bete gerne meinen Kreuzweg im Kolosseum, wo soviel Tausende von Märtyrern ihr Blut aus Liebe zu Unserem Herrn vergossen haben.

Beim Anblick dieses schauderhaften Amphitheaters betet man gut und fürchtet sich fast vor der eigenen Schwäche.

P a r i s, 5. F e b r u a r.- So bin ich nun in Paris, gute Tochter, und will hier meinen Brief zu Ende führen. Ich bedauere es sehr, daß ich Sie darauf so lange warten ließ. Meine Rückreise war ein wenig beschwerlich. Es geht mir gut. Ich habe also in Lyon Ihre lb. Mutter gesehen. Ich habe mich dort einen Tag länger aufgehalten und wäre sogar eine Woche geblieben, wenn ich Ihren armen Vater hätte sehen können. Zusammen mit Ihrer guten Mutter dachten wir, daß wir das Gebet verdoppeln müssen und die erste Gelegenheit nützen sollen, um vom Beichtvater zu reden: gewiß, Ihre gute Mutter muß darunter viel leiden. Ich verstand Ihren guten Grund, daß es ein bekanntes Gesicht braucht, damit einem Beichtvater Zugang gewährt wird; da Ihr Vater den Pfarrer seines Landgebietes schätzt, müssen wir diesen guten Priester hinschicken; er möge dabei begleitet werden mit sovielen Gebeten und Gnaden, die Ihrem Vater von allen Seiten zukommen. Hier hören wir nicht auf zu beten und dem Himmel Gewalt anzutun; ich kann es einfach nicht glauben, daß der lb. Gott diese teure Seele, für die soviel gebetet wird, im Stich lassen wird. Ich werde Ihrer guten Mutter einige Zeilen schreiben. Nun wohlan, gute Tochter, hoffen Sie auf den Schutz der hlst. Jungfrau und die unendliche Güte Gottes.

Ich stelle mich Ihnen ganz zur Verfügung; fürchten Sie sich nicht, mich auszunützen.

Ich segne Sie im Herrn,

Eymard.


Nr.0786

An Frl. Stephanie Gourd

Rom, 14. Januar 1859.

Teure Tochter!

Ich möchte aus Rom auf Ihren letzten Brief antworten; und vor allem auf den etwas traurigen Gedanken, den ich Ihnen ahnungslos verursacht habe. Nein, nein, meine arme Tochter, ich habe mir nie gedacht, Sie wären nicht einsichtig genug, um Ihnen eine geistliche Leitung zu geben. Sie dürfen nicht nach einem Wort urteilen, das aus Unüberlegtheit entschlüpft ist. Indes muß ich Sie gut kennen, u. zw. nicht nach einem Tag, sondern lange Zeit, um Sie sicher zu führen; und ich glaube, daß mir der lb. Gott dieses Licht, Ihr Inneres zu kennen, geschenkt hat.

Gehen Sie zu Gott groß in der Liebe, großmütig in der reinen Gesinnung; betrachten Sie eher seine Ehre und seinen hl. Willen als Ihre Tugend und Ihr Inneres.

Sie müssen sich hüten vor der geistlichen Eigenliebe und der zu persönlichen Arbeit in Ihrem geistlichen Fortschritt. Arbeiten Sie, meine Tochter, daraufhin, daß Sie über Ihre schwache Seite, eine Versuchung und einen Fehler siegen.

Seien Sie bestrebt, Ihren Willen in den erlaubten Dingen, sogar in den guten, zu brechen; werden Sie schmiegsam in den Händen Gottes wie die frische und feuchte Tonerde. Seien Sie mehr auf die Gnade der Liebe bedacht als auf die Verdienste der Tugend, und Sie werden groß, frei und stark sein wie der Fisch im Ozean!

Machen Sie sich keine Sorgen über Ihre Antipathie; es ist die Natur, die sie hervorbringt, aber die Gnade wird sie über der Liebe begraben. Verhalten Sie sich ihr gegenüber, als wären Sie davon befreit.

Verabreichen Sie stets Wasser von La Salette mit Glauben und Frömmigkeit, und die hlst. Jungfrau wird den Rest besorgen.

Gerne hätte ich Ihnen aus Rom eine Reliquie Ihres heiligen Patrons Stephanus mitbringen wollen. Es gelang mir nicht; dafür bringe ich Ihnen eine andere, die ich Ihnen bei der ersten Gelegenheit zuschicken lasse.

Ich sage Ihnen nichts über meinen hiesigen Aufenthalt, meine Tochter; ich habe darüber mündlich mit Ihrer guten Mutter kurz gesprochen. Ich werde es ergänzen, sobald mir Gott dafür die Gelegenheit bietet. Alles, was ich sagen kann, ist, daß in Rom alles den Glauben aufleben läßt; alles spricht zu uns über die vergangen Jahrhunderte. Hier ist die Religion in Aktion, stets heilig und schön.

Teure Tochter, ich habe an Ihrem Namenstag innig für Sie gebetet. Ich liebe Ihren Patron sehr; und der hl. Stephanus steht hier in großer Verehrung; man verehrt hier einen Stein, mit dem er gesteinigt wurde. Rom bewahrt alles auf mit einer Sorgfalt, die einer Mutter und der Braut Jesu Christi würdig ist.

P a r i s, 5. F e b r u a r 1859.

Arme Tochter! So bin ich nun in Paris. Ich habe Sie auf der Durchreise in Romanèche beim Anblick Ihrer Rebenhänge und in der Erinnerung Ihrer hl. Kapelle gesegnet.

Beunruhigen Sie sich nicht über die Aufbewahrung des Allerheiligsten; ein Gesetz und ein gewährtes Privileg haben keine rückwirkende Kraft; es geht nur um die Gewährung dieses Privilegs für die Zukunft; was gewährt wurde, bleibt vollens gewährt.

Es bleibt mir nur die Zeit, Sie zu segnen und Ihnen zu sagen, mir Ihre Nachrichten zu schreiben.

Eymard.


Nr.0787

An Frau v. Grandville

Rom, 14. Januar 1859.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ich will die hl. Stadt nicht verlassen, ohne Ihnen ein paar Zeilen geschrieben zu haben. Es scheint, alles, was aus Rom kommt, sei besser - ist es doch die Königsstadt Jesu Christi, wo er allein König und Meister ist. Ach, wüßten doch die Römer ihr Glück zu schätzen! Aber die Revolution von 1848 hat hier großen Schaden angerichtet. Man lenkt wieder ein, das stimmt - aber diese Sozialisten und diese schlechten Franzosen haben hier viel Übles angerichtet! Rom ist die Stadt des Glaubens; alles hier beweist, wie der Glaube noch lebendig ist: die hl. Krippe, der Abendmahlstisch, die kostbaren Leidensreliquien in der Basilika des hl. Kreuzes von Jerusalem, bis hinab zur Erde des Kalvarienberges, welche die hl. Helena hergebracht hatte. Wie betet man doch so gut im mamertinischen Kerker, wo die hl. Petrus und Paulus gefangengehalten wurden, und wo man noch die wunderbare Quelle sieht, die auf das Gebet des hl. Petrus hin entsprang, um damit seine Wächter und Kerkermeister, die sich bekehrt hatten, zu taufen; und in San Pietro in Montorio, wo er gekreuzigt wurde, und in der Weltbasilika, in St. Peter, wo sein Leichnam ruht! Rom ist das verehrte Grab der Märtyrer: auf Schritt und Tritt trifft man eine Kapelle, eine Kirche, irgendein Denkmal des Glaubens.

Ich wünsche Ihnen, gute Dame, einmal nach Rom reisen zu können: es tut der Seele so wohl! Man ist so glücklich und so stolz, katholisch zu sein!

29. Januar, Paris. - So bin ich nun wieder in Paris, gnädige Frau, ich vollende meinen Brief hier, da ich dies wegen Überhäufung von Angelegenheiten in den letzten Tagen in Rom nicht fertigbrachte.

Ich hoffe, daß Sie Ihren Gunsterweis des höchsten Oberhirten gefunden haben; sollten Sie ihn übrigens nicht mehr finden, so genügt das Zeugnis des Herrn Obern der Ausländischen Missionen; auf dieses Zeugnis hin wird Ihnen Seine Exzellenz die Durchführung dieses Breves nicht verweigern, das es persongebunden ist.

Ich habe beim Papst nichts unternommen, weil es sich um ein Privileg handelt, das er gewöhnlich nicht gewährt; und er hat erst vor kurzem ein derartiges Ansuchen einer sehr empfehlenswerten Person in Reims abgelehnt; es war sogar vom Kardinal befürwortet worden. Und weil dieses Privileg auf eine Bittschrift hin gewährt wurde, bestand keine Möglichkeit, eine Kopie davon zu erhalten; alle sagen, daß diese für Sie nicht nötig sei.

Der höchste Oberhirte hat uns für unser WERK ein Breve erteilt und er hat es mit sehr kostbaren Ablässen bereichert. Preisen Sie dafür Gott mit uns, gute Dame.

Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung und verbleibe in Unserem Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.


Nr.0788

An den Apostol. Nuntius v. Paris

/Paris, 31.Jan.1859/

Exzellenz!

Die Priester, deren Namen unten angeführt sind und die in Paris, rue faubourg St. Jacques 68, wohnhaft sind, bitten Ihre Hoheit um die persönliche Bewilligung, sich an den (liturgischen) römischen Kalender halten zu dürfen, wie ihn die Weltpriester benützen - pro utentibus, u. zw. solange, bis die Diözese von Paris das römische Brevier übernommen hat.

Peter-Julian Eymard

Cyr-Amand Champion

Raimund de Cuers

Viktor Bruno

Maria Augustin Clavel

Jakob Eymar

Der Apost. Nuntius hat die oben angesprochene Bewilligung am 31. Januar 1859 erteilt.

Ph. Meglia

Päpstlicher Gesandtschaftssekretär

Anmerkung: Das Original stammt von P. Eymard, ausgenommen die zwei letzten Zeilen, ab "Der Apost. Nuntius..." Auf Kanzleipapier geschrieben.

Troussier.

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An Frau Gourd, am 5. Febr. 1859:

dieser Brief wurde bereits am 14. Jänner eingeordnet.

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Nr.0789

An Herrn Jos.-August Carrel

Alles aus Liebe und zur Ehre Jesu in der Hostie.

Paris, 10. Februar 1859.

Lieber Freund!

Danke für Ihre herzlichen Grüße, für Ihre Wünsche, Ihre Freundschaft und Ihre Gebete! Gott möge es Ihnen hundertfach vergüten.

Ich habe Sie vor etwa 14 Tagen auf der Durchreise in Lyon begrüßt und gesegnet. Ich komme aus Rom; dort habe ich unsere kleine Gesellschaft zu Füßen des Papstes gelegt. Der Stellvertreter Jesu Christi hat sie gesegnet mit einer Güte, die ihm seine Liebe zum Hlst. Sakrament eingegeben hat. Er hat uns das Breve gegeben und die Anbetung mit einem täglichen vollkommenen Ablaß bereichert. So besitzen wir nun den Segen des Himmels und der Erde; nun bleibt noch der Segen für die Werke zu erhoffen.

O wie merke ich, daß der Mensch nichts ist, nichts vermag und ohne Gott nichts ausrichtet!

Daher bedeuten die Belobigung oder die Rüge, die Liebe gleichwie die Verachtung, alles das bedeutet außerhalb Gott nichts. Es hat mich viel gekostet, alles für Gott in der Eucharistie zu opfern, vor allem diese gute Freundschaft in der Gesellschaft Mariens. Aber heute ersetzt mir Unser Herr alles, und ich preise die Gelegenheit und Werkzeuge, die mich zu einer so großen Gnade geführt haben.

Sie, lb. Freund, gehen Sie zu Gott, wie die Strahlen der Sonne zustreben; betrachten Sie stets diese göttliche Sonne, wie es der Mond tut, damit Sie deren Licht und Feuer des Lebens daraus erhalten.

Kommunizieren Sie immerfort: darin liegt die Kraft und das Leben des Christen. Der Staub durch die Reise soll Sie nicht aufhalten; die natürlichen Eindrücke sollen Sie nicht verwirren; Ihr Herz gehört dem Herrn, und das genügt. "Ich habe einen Mann meines Herzens gefunden" sagte Gott von David.

Lieben Sie Ihre Familie sehr; das ist die Gnade und Pflicht Ihres Standes, und halten Sie nicht den Stand der Engel als Modell für Sie: Sie sind Vater, Gatte und Bruder.

Ich vernehme mit großem Bedauern, daß Frau Tholin krank ist. Könnte es sein, daß diese schöne Seele wie eine Herbstfrucht geworden ist?

Möge Gott, lb. Freund, Ihre Gattin, Ihre Kinder, Ihren Handel, Ihre Gesundheit und Ihr Leben segnen; dies ist meine Blume dieses Jahres.

Adieu in Unserem Herrn.

Ihr ergebenster

Eymard, S. S.

P. S.- Und Ihre Adresse? Ich habe sie vergessen.


Nr.0790

An Frau Nègre

10. Februar 1859.

Es tut mir sehr leid zu hören, daß Fräulein Rosa krank ist. Ich hoffe sehr, daß diese Wunde keine Folgen haben wird. - Es war gewiß die göttliche Vorsehung, die es fügte, daß diese gute Tochter ihrem Vater in seinen letzten Stunden beistehen konnte. - Darin besteht die größte Tröstung eines Kindes. Ich warte auf Nachrichten von ihr.

Seit meiner Ankunft hatte ich kaum Zeit mich umzuwenden. Ich habe die Damen von nebenan nur ganz kurz besucht - sie werden auch heimgesucht. - Gott will es - Nur Mut, gute Mutter, bewahren Sie mir immer vor dem Herrn dieses gute Gedenken und beten Sie innig für mich. Meine Reise nach Rom ist glücklich verlaufen. - Der Hl. Vater hat uns das 1. Breve zusammen mit kostbaren Ablässen überreicht; das Ackerfeld ist gesegnet, aber jetzt muß man es bebauen. - Das ist das Wesentliche.

Allzeit im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.

Meine hochachtungsvollen und herzlichen Grüße an den Herrn Teissier, an die Familie, an Herrn Marius und Ihre teure Rosa.


Nr.0791

An de Cuers

21. Februar 1859.

Lieber Pater de Cuers!

Es ist schon sehr lange her, seitdem Sie mir Ihre letzten Nachrichten übermittelt haben; und Sie wissen doch, mit welcher Freude ich solche erhalte; so bin ich also traurig, wenn die Nachrichten auf sich warten lassen. Ich weiß wohl, daß Ihre Zeit kurz und Ihre Kräfte eingeschränkt sind; auch ist für mich eher eine Befriedigung der Grund, warum ich mich danach sehne. Ich denke, daß Sie rechtzeitig Ihre Kandelaber erhalten haben, denn ich habe mich bei Zeiten versichert, ob sie abgeschickt worden sind.

Seit einigen Wochen halten wir die Aussetzung alle Tage ohne Unterbrechung bis 21 Uhr; und wir gehen daran, die Nachtanbetung auszudehnen: es ist wohl gerecht, mehr zu geben, wenn man mehr bekommt.

Alle Patres und Brüder sind wohlauf; wir haben indes einen Bruderaspiranten weniger; es ist der Pförtner und neue Schneider, mit dem P. Champion während meines Aufenthaltes in Marseille einen Versuch gemacht hatte. Er hatte keine Berufung, selbst weniger als das, er ist ausgetreten.

Ich habe den guten Herrn Dupont in Tours aufgesucht. Er hat soeben seine ehrenswerte Mutter verloren; dieses Zeichen meiner Freundschaft hat er sehr herzlich empfunden. Ich habe bei seiner nächtlichen Anbetung, die gut läuft, gepredigt; er liebt Sie immer noch sehr und erinnert sich gut an Sie. Unsere Theologen kommen gut voran; ich würde gern den Bischof von Marseille aufsuchen wegen Erteilung der Tonsur an Herrn Carrié.

Die Schwestern auf Nr. 66 zahlen ihren Anteil am eucharistischen Dienst, vor allem durch das Leiden.

Schw. Benedikte war sehr krank; da es ihre Sendung ist zu leiden, hat sie sich daran gewöhnt. Ihre Gnaden sind unablässig groß; aber diese Leiden sind vor allem für die Kirche und den Hl. Vater: Himmel und Erde verlangen Gebet, Bußen und öffentliche Abbitte.

P. Leroyer schreibt mir, daß Sie etwas müde sind; guter Pater, um Himmels willen, nähren Sie ein wenig dieses kleine Feuer, das Sie noch beseelt, denn wir müssen noch für unseren Guten Meister arbeiten und haben noch manches Schlachtfeld zu durchqueren.

Hier wird der sterbliche Mensch manchmal vom Aufkommen der Angst wie bei den Heiden überrascht, weil man nicht weiß, woher die Lebensmittel nehmen und die Auslagen decken, da wir keine festen Einkommen haben, ausgenommen die Ihrige und unsere Messen; aber im Vertrauen auf Gott gelingt es rasch, diesen Dämon zu vertreiben und gegen alle Hoffnung zu hoffen auf diesen Guten Meister, der uns soviele Beweise seiner unendlichen Güte geliefert hat. Es passiert mir oft, daß ich nichts mehr habe, nicht einen Sou; dann preise ich Gott, der es ja weiß und uns auf die Probe stellen will; etiamsi occiderit me, in ipso sperabo. Auf Wiedersehen, guter Pater, meine herzlichen Grüße den Patres und Brüdern.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.0792

An Frau Jordan

Paris, 8. März 1859.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ich habe die traurige Nachricht vom Tod des Herrn Giraud erhalten; sie hat jedoch eine recht tröstliche Seite: das Heil und der Himmel. Somit müssen wir weinen wie am Grab eines Christen, in dem der Gerechte schläft bis zum Tage der Ankunft Jesu Christi. Ach, wie kurz ist das Leben! Wie gleichen doch die Dinge dieser Welt der flüchtigen Meereswelle, die am Felsen oder auf dem Sande zerrinnt! Wie lieb hat uns Gott, daß er uns die Eitelkeit dieser Welt gezeigt, und uns in das Reich seiner Liebe eingeführt hat! Sie müssen sich sehr glücklich schätzen, gute Tochter, weil Jesus Christus Ihr höchstes Gut, Ihr Glück und Ihr Ruhm ist; begehren Sie niemals etwas anderes! Schon seit so langer Zeit will Sie Unser Herr durch das Opfer alles anderen, sogar durch das Opfer Ihrer selbst, ganz für sich haben. O schönes, liebes Opfer, das seinen Lohn und seine Freude in sich trägt!

Wir haben für die Seele dieses teuren Verstorbenen eifrig gebetet, wie Sie es mir angegeben haben; und wir werden es weiterhin tun.

Es tut mir sehr leid, gute Dame, daß ich mich wieder mit meinem Brief verspätet habe. Wir haben eben die großen Exerzitien gehalten und im Anschluß daran unsere Gelübde abgelegt. O welch schöner Tag, an dem wir uns zum erstenmal dem ewigen Dienst Unseres Herrn im Heiligsten Sakrament geweiht haben! Wir haben so recht empfunden, wie wir dieses kleine Zönakel so ganz dem Schutz und der Güte Jesu verdanken, und jeder einzelne hatte zu danken für die Berufung und den Segen Gottes.

Ich werde Ihre liebenswürdige Gastfreundschaft nie vergessen; Sie sind also meine erste Gastgeberin.

Lassen Sie etwas von sich hören. Hier läuft alles unter der milden und liebenswürdigen Wirkung der Exerzitiengnade.

Gott beschütze und leite sie!

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, S. S.


Nr.0793

An Frau Gourd

Paris, 8. März 1859.

Teure Tochter!

Wir hören nicht auf, Tag und Nacht zu beten und zum Vater des Erbarmens zu schreien; ich fahre fort, jeden Tag dafür die hl. Messe zu feiern. Alle Verdienste, Gebete und Anbetungen während unserer Exerzitien wurden und werden für diese lb. Seele aufgeopfert.

O nein, Gott wird sie nicht verlieren. Er wird sie in seiner unendlichen Barmherzigkeit retten. Der hl. Josef wird am 19. die letzte Anstrengung machen; es ist eine große Gnade, ein Wunder, der Himmel, den wir erbitten.

Schauen Sie, gute Tochter: die Güte Gottes hat bereits einen vorzüglichen Schutz gewährt, indem er ihn vor dem Unglück bewahrt hat und nicht gerade in jenem Augenblick den drohenden Tod eintreten ließ, sondern ihn davor verschonte. Gott wachte mit seiner Güte.

Diese angegriffene Geistesverfassung kann neben der Beeinflussung durch die Krankheit noch zusätzlich durch den Dämon verursacht sein.

Man soll dem Kranken, wenn er schläft, ein wenig Weihwasser gegen den Feind des Heiles entgegensprengen.

Es ist für Gott kein Problem, meine Tochter, dem Geisteszustand das volle Bewußtsein und die Kraft zurückzugeben, sobald der Augenblick der Gnade gekommen sein wird. Nein, darin liegt kein Hindernis; wir erleben alle Tage diese Gnade bei den Kranken. Ich selbst habe sie vor 14 Tagen bei einem Kranken erlebt, der durch die Gnade des Sakramentes geheilt worden ist. Grämen Sie sich nicht allzusehr, diese Versuche nicht unternommen zu haben. Das ist weder Ihr Fehler noch jener Ihrer Mutter. Der Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Wieviel Gebete und Bußen haben wir schon seit langem verrichtet! Das sind Gnaden, die auf diesem lb. Kranken angehäuft werden.

Bezüglich des Gelübdes weiß ich nicht, ob es Ihre Freiheit oder das Geld betrifft. Wiesehr wünschte ich also, daß Sie am Tag des hl. Josef nach Lyon gingen und daß Sie dort mit einer kindlichen Umarmung Ihrem Vater mitteilten, was Sie ihm zu sagen wünschen. Bitten Sie ihn darum, auch um der hl. Jungfrau einen Gefallen zu erweisen.

Man kann sehr wohl den Herrn Pfarrer hinzutreten lassen, wenn er selbst es versuchen will. Oft hat eine derartige Überrumpelung triumphiert.

Seien Sie überzeugt, daß sich im Herzen des Kranken ein großer Kampf der Gnade abspielt.

Ich bin ganz für Sie da, arme Tochter; Sie wissen, wie glücklich ich wäre, Ihnen dies zu beweisen.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0794

An de Cuers

Paris, 8. März 1859.

Lieber Pater!

Ich sende Ihnen die zwei unterfertigten Konventionen zurück; es feht darin noch Ihre Unterschrift und der Segen Gottes.

Heute früh war ich ziemlich froh, Bischof v. Mazenod zu erreichen. Seine Exzellenz war darüber glücklich, daß dieses Übereinkommen zustandegekommen ist und unterzeichnet wurde; und daß diese wichtige Frage der Gründung abgeschlossen ist. Er sagte mir: "Man hat Sie in Marseille erwartet." Ich entgegnete ihm, daß ich erst dann hingehen werde, wenn alles vorbereitet ist; P. de Cuers bereite alles vor, und wenn es soweit ist, werde ich kommen und wir werden die Aussetzung mit Exerzitien beginnen, die in der Kapelle gepredigt werden. - "Gut, gut", sagte er darauf, und damit war die Unterredung mit dem Bischof zu Ende; dieser gute und fromme Bischof ist ganz stolz und zufrieden, daß endlich in Marseille die Anbetung beginnt.

Zum Gewissensfall der Messe meint P. Champion, daß es dabei keinerlei Schwierigkeiten gibt; in diesem Fall könne man das Stipendium der zweiten Messe wie für die erste Messe annehmen; leben Sie also vom Altar, guter Pater!

In den schon ordentlich etablierten Kongregationen sendet jedes Haus einen monatlichen Bericht, Sonderfälle ausgenommen: das ist die allgemeine Regel. Weil wir aber erst am Anfang stehen, sollte der Grundsatz gelten, alle 14 Tage zu berichten; natürlich sind auch hier Sonderfälle ausgenommen; diese haben keine feste Regel.

Ein Priester ist eingetroffen, ich prüfe ihn. Er kommt von Var, hat aber eine Vorstellung und Frömmigkeit, die mir etwas übertrieben scheint. Vor 10 Jahren hat er einen Fehler c o n t r a m o r e s begangen, er hat aber dafür Buße getan, da er seit 4 Jahren wieder zelebriert; wir haben ihn in Maria-Theresia gesehen: eine junge Gestalt (44 Jahre), graue Haare, er ist sehr fromm; aber seine Vergangenheit drängt mich eher, ihn nicht aufzunehmen. Was denken Sie darüber?

Herr Eymar hat noch immer seine Ideen, ich fürchte sehr, daß er ihnen seine gegenwärtige Berufung opfern wird; aber es darf keinen Mittelweg geben: entweder ganz für das WERK oder austreten. Der lb. Gott weiß wohl, daß wir nur für ihn arbeiten: an einem Grundsatz f e s t h a l t e n, bedeutet eine innere Stärkung.

Wir beten innig zum Guten Meister, uns das zu geben, was uns fehlt, um an seinem WERK zu arbeiten; und wir beten viel für Sie, teurer Pater!

Ich bin mit Ihnen im Herrn vereinigt.

Eymard, S.S.S.


Nr.0795

An den Generalvikar Wicart von Laval

Paris, Rue Fg. St. Jacques 68, am 14. März 1859.

Sehr geehrter Herr Generalvikar!

So bin ich also seit ein paar Wochen wieder von Rom zurückgekehrt; ich habe die Früchte unserer Exerzitien abgewartet, um Ihnen all die Gnaden mitzuteilen, die wir empfangen haben.

Der Hl. Vater hat mich in der denkbar väterlichsten Zuneigung empfangen und hat mit lebhaftestem Interesse den Bericht dieses kleinen Werkes angehört, das seinen ersten Segen in Toulon empfangen und in Paris in die Tat umgesetzt wurde. Seine Heiligkeit wollte die Empfehlungsschreiben der Bischöfe ansehen; an erster Stelle befanden sich die zwei unserem Herzen so teuren Schreiben, wofür wir immerfort in unserer Freude danken.- Zur Darlegung unseres Zieles und am Ende unseres Bittschreibens hat Seine Eminenz, der Kardinalerzbischof von Paris die folgenden paar Zeilen hinzugefügt: "Piam hanc Sodalitatem nobis bene notam, et hactenus de Sancta Ecclesia bene merentem propter suam erga Sanctissimum Eucharistiae Sacramentum pietatem eximiam, et zelum animarum quem exhibet in omnibus circumstantiis; humillime Sanctissimo Domino nostro Pontifici maximo et dilectissimo Patri commendamus.

Parisiis die 2 Decembris 1858.-

f.M. Card. Morlot,

arch. paris."

Nachdem der Hl. Vater das Werk gelobt und dessen Fortschritt in so kurzer Zeit bewundert hatte, versprach er mir, sich nach Weihnachten damit zu befassen.

Es war am 20. Dezember, wo ich die Freude meiner Audienz erlebte; und am 5. Januar unterzeichnete Seine Heiligkeit persönlich das Belobigungsschreiben, das folgendermaßen lautet:

"Pius P.P. IX

Dilecte Fili, salutem et apostolicam benedictionem.

Placuit nobis plurimum studium quo te praestare

triennio antea audivimus, ut adorationem et cultum

Sacramenti Augusti maxime in Gallia augeres et tue-

reris. De quo et nobis coram locutus es ac quorum-

dam Episcoporum Galliae exibuisti laudum consignata

Litteris testimonia. Faxit Deus misericordia sua ut

susceptae a te curae et sollicitudines in hunc finem,

qui amplissimam apud omnes meretur laudes,

proficiant. Tanti hujus boni auspicem esse det

Apostolicam Benedicitionem,quam tibi, dilecte Fili,

hinc discedenti, effuso paterni cordis affectu

amanter impertimur.

Datam Romae, apud S. Petrum, die 5 Ianuarii 1859,

Pontificatus Nostri anno XIII."

Pius P.P. IX

Zu dieser Gnade hat Seine Heiligkeit eine andere, sehr kostbare hinzugefügt: es handelt sich um einen täglichen vollkommenen Ablaß für die Übung der Anbetung vor dem ausgesetzten Hlst. Sakrament; der Hl. Vater wollte uns sogar einen noch weiterreichenden Ablaß gewähren; um aber den Wert der Ablässe für das 40stündige Gebet von Paris nicht herabzumindern, habe ich ihn gebeten, daß dieser Ablaß nur für uns und die Aggregierten gelten solle, der Papst wollte ihn nämlich auf alle ausdehnen.

Dies ist also mein Segen aus Rom, hochwürdigster Generalvikar; dieser bekräftigt jenen ersten Segen, den uns der Bischof, Ihr Bruder und unser erster Vater, gespendet hat. Nun liegt es an uns, so vielen Gnaden zu entsprechen.

Alle haben mich in Rom erschreckt, selbst meine Freunde, weil sie meinten, man müsse für so etwas wenigstens 6 Monate dort warten; und alle haben mit mir Gott dafür gedankt, daß in 14 Tagen alles erledigt war.

Ich brauche es Ihnen nicht sagen, Herr Generalvikar, wiesehr ich für Sie und für den Bischof gebetet habe. Der Gedanke an Sie verfolgte mich überallhin; man vergißt seinen Ausgangspunkt nie mehr.

Nach der Ankunft in Paris haben wir uns in Exerzitien begeben, um uns ernsthaft ans Werk zu machen und uns in dessen Geist zu versenken. Gott hat auf wunderbare Weise diese heiligen Exerzitien gesegnet, die Ersten unter uns haben ihre Gelübde abgelegt, zwei Personen mit einer zweifelhaften und wenig großherzigen Berufung sind weggegangen, ein Priester und ein Bruder - wir bleiben somit zehn - wir wären recht zahlreich, wenn wir wahre Anbeter sein würden.

Ich hoffe fortdauernd auf Ihren Freundesbesuch; dieser wird uns die Gelegenheit bieten, um Ihnen unsere volle, herzliche und aufrichtige Dankbarkeit auszudrücken für Ihre liebevolle Freundschaft zu uns. Wir bewahren Ihren Namen und jenen des Bischofs auf unseren Tafeln; das ist alles, was arme Leute tun können.

Ich rechne mit Ihrer Güte, um meine Dankbarkeit seiner Exzellenz weiterzuleiten und ihm unsere Freude mitzuteilen. Durch Ihre Vermittlung wird unsere Dankbarkeit noch inniger werden, denn Sie lieben uns.

In Unserem Herrn

verbleibe ich Herrn Generalvikar

ergebenster

Eymard.


Nr.0796

An Frau Spazzier

Paris, 20. März 1859.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Dieser Brief, den Sie mit Angst erwarten (und den ich immerfort aufgeschoben habe, weil ich für diese große Frage keine Antwort wußte), wird Sie vielleicht mit Kummer erfüllen, denn nach eingehender Prüfung halte ich es nicht für klug, daß Sie sich mit Fräulein Guillot zusammenschließen, wenigstens vorläufig nicht. - Diese armen Töchter haben eben eine so heftige Erschütterung erlitten und leiden noch unter der Last dieses Kummers -, daß man sie aus der Prüfung herauskommen lassen muß. - Sie begreifen wohl, meine teure Tochter, daß die Armut ihr Los geworden ist, weil jene, die etwas besessen haben, weggegangen sind - und so muß man anfangen, wie die Heiligen angefangen haben; nun aber würden Sie mit Ihrer Gesundheit, die etwas Schonung und eine besondere Kost verlangt, dort leiden; und wenn sich dort Ihr Gesundheitszustand verschlechtern würde, müßten wir uns schwere Vorwürfe machen. -

Gewiß hoffe ich jetzt auf den Segen Gottes, weil er alles selber tun wird, und wenn dieses kleine Werk aus seinem Herzen kommt, dann wird es triumphieren - und sich auf der Armut, der Demut und der ganz reinen Liebe Gottes festigen.

Ich wollte keine neuen (Kandidatinnen) zulassen, überdies hat der Austritt dieser 5 manche Personen entmutigt. - Ich preise Gott dafür.

Wir wollen mit den Elementen der göttlichen Vorsehung in Marseille eine Gründung vornehmen und ich werde vielleicht in einiger Zeit gezwungen sein hinzureisen, denn es ist sehr gerecht, daß der Obere durch die Entbehrung und die Leiden der Gründungen Vater wird.

Sie sind uns immerfort sehr teuer und Ihre Schwestern mögen Sie, aber ertragen Sie diese Trennung, als käme sie von Gott und warten Sie auf den Augenblick der Gnade.-

Beten Sie recht für uns, dieser Austritt von Frau D. Cilly hat mich sehr geschmerzt, es ist eine große Prüfung für alle, aber es gibt Zeitpunkte, wo man bis ins Lebende einschneiden und abtrennen muß, um zum Leben zu kommen.

Allezeit im Herrn verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard

S.S.


Nr.0797

An Kanonikus Brunello, Marseille

Paris, 26. März 1859 (2).

Teuerster und vielgeliebter Pater und Freund!

Nun also! Ihr Eifer für Unseren Herrn hat gesiegt! P. de Cuers reist heute vormittag von Paris nach Marseille ab; er ist ausgerüstet mit a l l e n V o l l m a c h t e n für die Gründung und reich an Gnade und Vertrauen auf Gott. Gott wird diese erste Gründung segnen, weil sie einen guten Anfang nimmt. Am 25. März, dem Fest Mariä Verkündigung, hat nämlich der hochwst. Bischof unsere Vollmachten unterschrieben; an diesem schönen Tag beginnt die Gründung, so ist sie die Ihre! Seien Sie nicht nur ihr guter Vater, sondern der hl. Josef!

Mit großer Genugtuung und Freude beginnen wir von Marseille aus, dieser guten Stadt, welche wir für unsere Wiege ausgewählt hatten, die dann aber im Gegenteil zu unserem ersten Schlachtfeld geworden ist.

Ich beneide P. de Cuers um die Gnade, aufzubrechen und in Armut, Leiden und Schwachheit dieses kleine Zönakel des großen Königs zu beginnen.

Sobald alles bereitsteht, werde ich hinkommen (ich habe es ihrer Hoheit versprochen) und einige Zeit dort verbringen, wenn es Gott gefällt.

Im umarme Sie herzlichst im Herrn, guter Pater,

in J. Chr. ganz Ihr

Eymard S.S.S.


Nr.0798

An die Familie Rosemberg

Paris, 29. März 1859.

Gnädige Frau!

Ich danke Gott für den Segen Abrahams über Sie, nicht für den künftigen Messias, sondern für Jesus Christus, dem Sie Kinder, Jünger und Heilige schenken.

Ich hätte mit großer Freude den glückseligen und heiligen Vorschlag angenommen, für diese letzte Blume des lieben Gottes die Patenschaft zu übernehmen, aber die Krankheiten haben drei Soldaten außer Gefecht gesetzt, sobald sie zu Füßen des Thrones des großen Königs ersetzt werden müssen. Somit hält mich der eucharistische Dienst gefangen, aber mit glücklichen Ketten!

Sie sind mehr als Gold und Diamanten, sie werden von der Liebe geformt und getragen, so hoffe ich wenigstens.

Ich hätte mich sehr gefreut, diesen guten Herrn Rosemberg zu sehen und zu umarmen, aber der lb. Gott will es nicht zulassen.

Schon seit langem habe ich Sehnsucht, den lb. Herrn Dupont zu treffen, aber der lb. Gott behält mich für sich, somit halte ich mich ein wenig schadlos, indem ich zu seinen Füßen für alle meine Freunde etwas bete.

Ich freue mich, Ihre lb. Schwester kennengelernt zu haben, ich treffe sie alle 14 Tage; der lb. Gott segnet sie, er ist ja so gut!

Ich lasse Sie in den Händen seiner göttlichen Güte. Mein herzlicher Gruß an Herrn Rosemberg.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard S.S.S.


Nr.0799

An Frau Jordan

Paris, 29. März 1859.

Gnädige Frau und teure Tochter im Herrn!

Ich bedauere und segne Sie zugleich. Ihr Zustand betrübt mich und läßt mich gleichzeitig Gott danken: es ist die Todesangst der Natur und des irdischen Menschen, wodurch man zu jenem Leben in Gott gelangt, das seinen Schatz da hat, wo nichts ihn uns rauben oder vertauschen kann.

All die Leiden und Zustände, die Sie durchmachen, sind nur Gnaden, nur Mittel, um Sie mehr und mehr mit dem höchsten Gut zu vereinigen.

Halten Sie sich nicht damit auf, die Blumen des Lebens zu pflücken; zählen sie weder die Dornen noch die Steine auf Ihrem Weg: gehen Sie rasch darüber hinweg und kommen Sie zu Unserem Herrn mit blutigen Füßen, aber ohne sie anzusehen oder sich zu beklagen. Stärken Sie sich recht in der Liebe Jesu Christi und in den wirklichen Beweisen seiner Liebe zu ihm, die da sind: die Kreuze, die Loslösung von den Geschöpfen, die Hinopferung seiner selbst zu seiner größeren Ehre; dann werden Sie gleichsam ein neues Leben spüren, einen Ozean des Friedens, ein Bedürfnis zu leiden, um der göttlichen Liebe etwas zu schenken - um ein wenig Holz ins Feuer zu legen.

Kümmern Sie sich nicht zuviel um das Wetter, arme Tochter, noch um die Wolken; andernfalls werden Sie nie etwas Dauerhaftes zuwege bringen; steigen Sie etwas höher zur Sonne, die sich nicht von der Stelle rührt und nur allem, was sich um sie dreht, Licht und Wärme spendet. O wie stark und glücklich ist eine Seele, die fest in Gott wurzelt!

Ihre gute Tochter hat mir geschrieben. Ich beschäftige mich mit ihrer Angelegenheit zuerst vor Gott und dann vor den Menschen. Diese gute Tochter möchte Ihnen viel näher kommen; auch ich sehe das gerne, denn dies würde einen großen Trost bedeuten; hoffen Sie!

Ich bin sehr zuversichtlich, daß Sie es, sobald Sie aufs Land gehen, nicht wie vergangenes Jahr halten und ganz in Ihren Blättern und Seidenraupenpuppen aufgehen; und daß Sie uns ein Lebenszeichen geben werden.

Beten Sie recht für uns; wir sind daran, in Marseille ein Haus zu gründen; vielleicht muß ich in einigen Monaten dorthin reisen. Hier gibt es nichts Neues, außer daß wir sehr glücklich sind. In einigen Tagen werden Sie einen kurzen Bericht über unser Werk erhalten; bitte reichen Sie diesen an Frl. Monavon weiter; grüßen Sie mir das Fräulein und teilen Sie ihr mit, daß mein letzter Besuch meine Wertschätzung für sie verhundertfacht hat.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard, S. S. S.


Nr.0800

An Frau Gourd

Paris, 31. März 1859. /vollendet am 8. April!/

Liebe Tochter!

So sind wir nun am letzten Tag des Josefsmonats angelangt. Dieser gute Heilige hat gebetet, wir müssen erhört worden sein; kann er denn eine Verweigerung auf sich nehmen? Nein. Und kann Jesus sein Versprechen verleugnen, das Gebet und Vertrauen zu erhören? Wenn er den gegenwärtigen Erfolg verschiebt, so will er nur das Verdienst vermehren und mehr schenken. Ich glaube, daß wir bereits erhört worden sind, daß die Bekehrung gewährt wurde und sich stufenweise in dieser armen Seele verwirklicht. Seien Sie überzeugt, daß der Widerwillen und die Halluzinationen mehr eine Auswirkung des Dämons als der Natur sind. Gott allein will die Ehre seiner Barmherzigkeit haben. So beten Sie also und leiden Sie, gute Tochter, bewahren Sie aber den Frieden und stärken Sie Ihre gute Mutter. Ich möchte ihr gerne schreiben; da ich aber nicht weiß, ob sie ihre Briefe erhält, habe ich es unterlassen.

Reden Sie ihr gut zu, zuversichtlich zu sein, sich nicht über die Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen noch sich über die Gegenwart zu sorgen. Wenn Gott retten will, gibt er das Gebet ein; und wenn man betet, ist das Heil dessen Frucht.

Seit dem ersten Tag feiern wir Ihre Messen, alle unsere Priester haben nur dieses Anliegen. Sehen Sie daran, gute Tochter, was eine Seele wert ist, was die Gnade des Glaubens bedeutet und warum Unser Herr soviel gebetet und gelitten hat, um uns zu retten und die Gnade des Heiles zu verdienen.

Und dieser gute Herr Gourd, wann wird in dieser so geraden und ehrlichen Seele, die aber vom Licht Gottes noch nicht erleuchtet wird, die Gnade triumphieren? Das ist auch die Frucht, die Gott durch Ihre Gebete und Leiden fordert. Das Leben ist nicht zuviel, um eine Seele zu retten. Was bedeuten die Güter, die Vergnügungen und die Ehre dieses Lebens ohne die Gnade Gottes und den erhofften Himmel? Nichts! Ein R(Rauch).

8. A p r i l. - Ich bedauere, liebe Tochter, dieses Schreiben nicht früher vollendet zu haben. Tausend Dinge und zwei Erstkommunionfeiern, die ich vorbereitet habe, sind dazwischengekommen und haben mich voll beansprucht.

Nun denn, Sie waren also krank und sind es noch immer ein wenig. Der lb. Gott wollte Sie durch die Krankheit die zwei großen Gnaden verdienen lassen, die er Ihnen gewähren will. Seien Sie eine ergebene Patientin, die sich bereitwillig pflegen läßt und nichts anderes tun möchte, als ihr die Krankheit erlaubt.

Es geht Ihnen besser; umso besser; denn Ihre Krone, arme Tochter, erfordert noch Arbeit, und Ihr Leben hat noch einen weiten Weg vor sich mitten unter Dornen und Steinen. Aber Unser Herr ist mit Ihnen.

Lassen Sie keine Unruhe noch irgendeine Verwirrung in Ihren Geist und Ihr Gewissen eindringen! Leben Sie als Kind mit sich selbst und mit dem lb. Gott: das ist der kürzeste Weg. Wie gerne hätte ich Sie in Paris mit Frl. Guillot und daß Sie hier einige Wochen zur Erholung mit Frl. Stephanie verbringen. Wir würden Sie schnell heilen. Ich erbitte vom lb. Gott diesen Trost.

Bei uns hier geht alles gut, da der gute Meister bei uns bleibt. Gelegentlich erlebe ich einige Kreuze und die Natur wünscht sich eine Stütze und erzittert ein wenig; aber dies dauert - Gott sei Dank - nicht lange!

Eine Sache läuft gut; es ist die Anbetung. Der Rest bedeutet für mich weder Kreuz noch Kummer. Wenn der Meister bedient wird und zufrieden ist, geht alles gut.

Leider, arme Tochter! Wie wenige eucharistische Seelen gibt es, die ganz Jesus Christus gehören wollen! Man möchte immer neben Jesus Christus noch etwas anderes haben oder außerhalb von ihm; von daher kommt das Fieber und Gezerre. Jesus Christus ist nicht der alleinige Meister. Erbitten Sie eifrig für uns diese Gnade, gute Tochter! Ich erbitte sie für Sie aus ganzem Herzen, denn Sie wissen, daß ich Ihre Seele, Ihre Bedürfnisse und Ihr Heil nicht von meiner Seele trenne.

Adieu, gute Tochter, möge Jesus Ihr Alles sein.

In seiner Liebe verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.

(1) In der Serie L, Bd.3, S. 148, 3b, weicht dieser Text etwas ab: "beachten Sie, wie Sie Gott immer leiden läßt durch jene /Menschen/, die Sie trösten und erfüllen oder wenigstens die Erfüllung des Herzens in Gott und in der Hingabe begünstigen sollten."

(2) Die zweite Zahl der Tagesbestimmung im Datum ist 5 oder 6; man kann nicht unterscheiden, welche von beiden Zahlen die überschriebene ist. Dieser Brief wurde jedoch am selben Morgen geschrieben, an welchem P. de Cuers nach Marseille abreiste; dies kann nicht der 25. März sein, weil an diesem Tag der Bischof die Vollmacht unterzeichnet hat.


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