Vorhergehende Briefe

Index Briefe Bd. 2 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.0621

An Marg. Guillot

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 9. September 1856.

Ich möchte Ihnen, teure Tochter, sofort auf Ihren Brief antworten; ich danke für Ihre milde Sorge und Ihre so kindliche Liebe.

Ich hatte ein wenig Zahnschmerzen; meine Gesundheit ist nicht schlecht, zum jetzigen Zeitpunkt geht es mir besser.

Ich habe Herrn Lallour getroffen; er wird Ihnen schreiben und Ihnen endlich sein Rezept schicken, er ist glücklich und jauchzt, weil er gerade einen Posten als Arzt in einer Kleinstadt nahe Orléans, in Puizeau, angetreten hat. Es scheint, daß man ihm große Vorteile gewährt hat.

Ich gratuliere aus ganzem Herzen................ zu seiner Bestimmung; an dieser schönen Rose gibt es wohl viele Dornen; der schlimmste Dorn ist, wie ich glaube, eher im Kopf als im Herzen; welch eine Geschichte! All dieser Aufwand, all dieser Einsatz bezweckte........... es geschah aus zu großem Interesse. Ich finde, daß es viel Taktgefühl gibt, nach alldem, was man ihm an Indiskretion gesagt hat; und dies einem Mann gegenüber, der nichts als seine Wissenschaft besitzt. Aber lassen wir das.

Ihnen, teure Tochter, rate ich, Ihren Rücktritt auf ordentlichem und regulärem Weg einzureichen, gestützt auf die Regel, auf Ihre Gesundheit, auf Ihr Bedürfnis nach Frieden; und zu diesem Zweck schlagen Sie Frl. v.Revel vor; sie wird vielleicht annehmen, wenn man sie ernennt; sie wird viele Dinge sagen und tun können, die respektiert werden. Sodann wird sie sich auch ganz der Sache annehmen, denn sie ist eine Frau, die etwas Bestimmtes anstrebt (elle est femme à une chose).

Wenn man Ihnen nach alldem Gewalt antut, so will es der Himmel; neigen Sie den Kopf und nehmen Sie dieses schwere Kreuz an, das aber vielleicht wie wohltuende Wolken endet, die in Ihrer Seele einen milden und nutzreichen Regen der Gnade und der Tröstungen ausbreiten.

Wir haben noch immer die Arbeiter. Am Samstag kommender Woche hoffe ich, daß alles erledigt sein wird.

Unser Dieb ist noch ohne Richterspruch; wir verzichten auf einen Zivilantrag um Rückerstattung; das würde zu viele Unkosten zur Folge haben, und wir haben Eile, nicht mehr vor den Gerichten zu erscheinen. Gott ist unser Vater, es fehlte uns nichts, das Nötige ist vorhanden; wir warten jedoch, ehe wir für Möbel und Ausschmückung Unkosten verursachen. Ich bin froh, daß Sie P. Ch. sehen können; er wird Ihnen Gutes erweisen, er ist ein so guter Pater und ein so weiser Seelenleiter; das ist für mich die trostvollste Nachricht.

Die Post geht ab. Adieu!

Eymard.


Nr.0622

An Marg. Guillot

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 20. September 1856.

Ich habe auf Ihr Schreiben gewartet, teuerste Schwester, und ich habe es eifrig gelesen, denn es verlangte mich, einige Nachrichten aus Lyon zu erhalten.

Ich habe es sehr bedauert, den guten P. Ch. nicht getroffen zu haben; es wäre mir so angenehm gewesen, ein wenig mit diesem Herzensfreund zu plaudern. Gott hat es nicht gewollt. Ich bin glücklich, ihn in Ihrer Nähe zu wissen. Nützen Sie dies gut, öffnen Sie ihm Ihre Seele: er besitzt Gnade und Zuneigung für Ihren geistlichen Fortschritt.

Wie gut ist doch dieser Pater, daß er an unsere Kapelle gedacht hat! Dieses Andenken (das geheimbleiben muß) ist mir sehr lieb. Er hat gut daran getan, der Zeit zuvorzukommen; und noch besser tat er, wieder ein einfacher Soldat des Gehorsams zu werden; das wird ihm teuer vergütet werden. Ich begreife, daß wir miteinander nicht brieflich verkehren können; das ist das erste Opfer, das mir begegnet ist und das ich bringen mußte; so bleibt nur der geistliche Briefverkehr des Gebetes und der Liebe. Der gute Pater Ch. ist gewiß jener, der mir am liebsten ist, aber niemals kann ich es wünschen, er wäre bei uns, es sei denn, er hätte eine außergewöhnliche Berufung. Manchmal sehe ich mich wie einen Abenteuerer, der alles für alles aufs Spiel setzt und der nicht möchte, daß auch nur einer seiner Freunde mit ihm und für ihn leide.

Wir sind stets vier, zwei Priester und zwei Diener; davon ist einer der Pförtner, der andere der Koch. Es gibt 3-4 Priester, die auf den eucharistischen Ruf mit Ja geantwortet haben; aber ich befürchte, daß sie der Teufel, die Natur und die an ihnen interessierten Freunde die Haltung der ersten Eingeladenen des Evangeliums bei der Hochzeit des Königssohnes teilen läßt.

Gottes Wille geschehe! Es ist nicht unsere Sache, Berufungen zu erzeugen, sondern wir müssen diese von der göttlichen Güte empfangen; es ist der König, der einladet, und nicht der Diener.

Wir haben das Glück, allzeit Jesus mit uns zu haben; was gibt es Glücklicheres! Wenn dieser gute Meister will, daß wir einige Monate allein bleiben, ein Jahr, zwei Jahre, so möge er dafür gepriesen sein! Es ist so, wie es für uns am besten ist. Können wir das Glück, seine eucharistische Familie zu sein, zu teuer bezahlen?

Die Welt und die Freunde, die die Dinge nur nach dem Erfolg, der Mitgliederzahl und dem Vermögen beurteilen, werden über uns lachen oder uns für unfruchtbar, ohne Ansehen usw. halten. Welch guter Mist für das Samenkorn des Baumes!

Was die Frauen betrifft, steht der Entschluß fest, d.h. daß man sich keiner bereits existierenden Gemeinschaft mit ihrem Geist und ihren Werken anschließen will, sondern wahre Anbeterinnen Jesu in der Eucharistie nach dem Vorbild Unserer Lb. Frau des Abendmahlssaales heranbilden will, die um den Tabernakel geschart leben und anbeten. Wir werden damit beginnen, die wenigen Seelen, welche sich Jesus auserwählt, um unser Zönakel zu versammeln, um sie ohne viel Lärm und ohne Aufsehen zum eucharistischen Leben heranbilden, und dann, wenn die Grundlagen vorbereitet sind, dann werden wir Gott um Rat fragen über den Ort, wo er dieses neue Zönakel haben möchte.

Aber wir denken noch nicht daran; wir möchten warten, bis die ersten Opfer unserer Gründung gebracht sind; bis das Senfkörnlein ein wenig Wurzel gefaßt hat.

Zu diesem Zeitpunkt wäre es zu viel, daß wir uns der Barmherzigkeit dieser neuen Schwestern auslieferten.

Im Krieg läßt man die Frauen im Lager.

Sie erbitten Auskünfte von mir über P. Jacquet. Ich bin in Verlegenheit. Ich kenne seine Leitungsmethode nicht. Gewöhnlich macht er den Eindruck, den Sie mir angeben; und wenn man ihn angehört hat, scheint er im ersten Augenblick nicht sehr innerlich zu sein; aber ich versichere Ihnen, daß ich nichts darüber weiß, weil ich keine vertrauten Beziehungen zu ihm pflege. Man hielt ihn immer für sehr vorsichtig und friedlich. Pater Martin wäre geistiger gewesen. Gott hat es so gewollt; Sie sind mit ihm aber weit besser dran als mit P. Méchon. Er hat darin mehr Erfahrung. Gott bewahre, daß P. B. hierherkomme. Ich fürchte für diesen armen Pater, er wurde so gekränkt, obwohl er soviel Gutes wirkt. Seine arme Natur ist noch etwas krank. Er ist sehr verdienstvoll; er ist es doch, der die größten Mühen und Sorgen hat mit dem so schwierigen Werk der Maurer; man muß ihn ermutigen.

Bezüglich der Korporalien bitte ich Sie, uns diese ganze Leinwand aufzubewahren, da wir zur Zeit ausreichend Korporalien haben; sie wird uns sehr nützlich sein für etwas anderes. Würden Sie die Güte haben, für eine Kranke, die mir empfohlen wurde, in Fourvière am 2. Oktober eine hl. Messe zu bestellen? Ich werde Ihnen das Stipendium dafür später überbringen lassen.

Meine Gesundheit leidet ein wenig an Erkältung; das ist die Folge des Herbstes und Winters, der bald beginnen wird; dies hindert mich aber nicht herumzugehen und zu arbeiten. Am kommenden Sonntag werden wir in unserer großen Kapelle die erste Messe feiern; die Aussetzung wurde wegen der Ferien auf Mitte Oktober verschoben. Vereinigen Sie sich mit uns am Sonntag.

Bezüglich Ihrer neuen Aufgabe: lassen Sie den lb. Gott arbeiten; und nachdem Sie alles gesagt haben, was Sie beschlossen haben, bewahren Sie Ihre Seele im Frieden.

Man hat mir berichtet, daß dieses Handbuch des Dritten Ordens gedruckt wird. Ich bestehe nicht auf das, was ich geleistet habe, im Gegenteil, es ist klug, daß ich vergessen werde. Aber dieses Handbuch wird, wie immer es auch sein mag, immer von Nutzen sein. Später wird man es verbessern.

Es scheint, teure Tochter, daß Ihnen Gott einige Gnaden vermitteln will, weil Sie geprüft werden. In diesen Zeiten der Prüfung, des Leidens, der Versuchungen aufzubegehren und der Gereiztheit übergeben Sie innig Ihre Seele dem Schutz der hlst. Jungfrau, Ihrer Mutter, und an Jesus, Ihrem lb. Heiland; machen Sie nichts anderes und sagen Sie mit dem Propheten: Herr, ich erleide Gewalt, antworte für mich. Halten Sie sich daran, über sich selbst zu schweigen, um alle menschliche Tröstung zu vermeiden, an der äußerlichen Sanftmut, um Ihre Feinde zu binden; setzen Sie Ihren Kommunionempfang immer fort, ohne zu grübeln, ohne zurückzuschauen; man prüft das Feuer nicht, man zündet es an.

Alles Gute in der göttlichen Liebe an Ihre guten Schwestern. Welches Glück, wenn ich Sie alle vier in einem Zönakel vereinigt sehen würde!

Ihr im Herrn ergebenster

EYD.

P. S. - Die Fräulein Lacour sind nicht einsichtig genug, ich teile Ihre Ansicht; warten Sie ab; was soll das? (ce que c'est!). Sie haben eine Rente von 30.000 Fr. und dann gehen sie damit um wie Kaufleute.


Nr.0623

An Frau Jordan

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie!

Paris, Rue d'Enfer 114, 23. September 1856.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ich weiß nicht, wo Sie mein Brief antreffen wird, ich schicke ihn ab unter dem Schutz der göttlichen Vorsehung.

Ich hätte Ihnen früher schreiben sollen; ich habe eine Reise hinter mir und zudem hatten wir wegen eines Diebes so viele Unannehmlichkeiten; und noch ist die Sache nicht zu Ende; bald muß ich zu den Gerichtsverhandlungen gehen. Gott sei dafür gelobt!

Ich begreife, teure Tochter, Ihre Traurigkeit, Ihr Herzeleid. Sie sind Ihrerseits freilich stark und mutig. Das Kreuz anderer Menschen drückt Sie hundertmal schwerer; das ist recht, aber sehr bitter. Ich wollte in Ihrer Nähe sein, dann hätte ich davon die Hälfte getragen. Ach, wie ist die Welt so ungerecht; sie war es immer, selbst gegen ihren Schöpfer und Erlöser.

Sie schenkt ihre Gunst nicht der Tugend, der Nächstenliebe, dem christlichen Opfersinn. Wie ist es gut, in solchen Augenblicken der Ungerechtigkeit und des Undankes die Augen zum Himmel zu erheben und zu sagen: "Mein Vater, dein heiliger Wille geschehe! Nur zu unserem größerem Wohle ist es so gekommen, nur um uns zu zeigen, daß du allein gut bist."

Ich komme aber ohne Zweifel zu spät, um Ihnen zu wiederholen, was Sie ja schon besser machen. Wir sehen nicht immer die Absichten Gottes in den Dingen. Beten wir darum das Geheimnis der göttlichen Vorsehung an und alles wird uns mit reichen Zinsen zurückgegeben werden. Wie hat mich diese Nachricht betrübt! So lange schon ist Herr Jordan der Sklave seiner Pflicht, ein bißchen Ruhe hätte ihm so wohl getan! Noch einmal: V a t e r, d e i n W i l l e g e s c h e h e w i e i m H i m m e l s o a u f E r d e n!

Nächsten Sonntag werden wir zum erstenmal die hl. Messe in unserer neuen Kapelle feiern. Wären Sie doch da, um den ersten Segen zu empfangen!!! Wir werden ihn bis zu Ihnen und all den Ihren schicken.

Das kleine Werk geht schweigend voran und keimt unter der Erde; wir warten ruhig und vertrauensvoll auf den Augenblick Gottes; unterdessen machen wir es wie Jesus in der Wüste.

Meine ganz aufrichtigen und herzlichsten Grüße an Ihre ganze Familie.

Ihre teure Tochter muß sich in Ihrer Nähe gewiß wohlfühlen. Tragen Sie ein wenig zur Hebung Ihrer Gesundheit bei und gönnen Sie sich vor allem mehr Schlaf!

Mit dem Herrn vereint, verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S. S. S.

P.S.- Ich habe von Frl. Monavon keine Nachrichten mehr erhalten; was für eine Dominikanerin! Sie braucht Ruhe und nützt diese Zeit dafür; umso besser.


Nr.0624

An den Pfarrer von Ars

Paris, Rue d'Enfer 114, 24. September 1856.

Verehrter Mitbruder im Herrn!

Ich glaube, Ihrer Verehrung Unseres Herrn in der Hl. Eucharistie mit der Mitteilung Freude zu bereiten, daß der Gedanken, von dem Ihnen P. Hermann erzählt hat, den Sie gesegnet und wofür Sie gebetet haben, heuer verwirklicht werden konnte.

Die Gesellschaft vom Hlst. Sakrament ist vor vier Monaten in Paris gegründet worden; ihr Ziel ist es, Jesus im Hlst. Sakrament bekanntzumachen, zu lieben und ihm von ganzem Herzen zu dienen; es geht darum, ihm einen Hofstaat von treuen Anbetern und eine Ehrenwache heranzubilden, die ohne Unterlaß zu seinen Füßen wacht. Gott segnet diese kleine Gesellschaft.

Wir nehmen Priester und Laien auf, die Religiosen vom Hlst. Sakrament werden wollen. Maria ist es, die Jesus eines ihrer Kinder geschenkt hat.

Ich habe vor zwei Jahren das Glück und die Ehre gehabt, Sie in den III. Orden Mariens aufzunehmen. Ich bitte Sie also, zu Ehren unseres guten Meisters Ihre Gebete um den Segen dieses kleinen Senfkorns fortzusetzen und für uns beten zu lassen.

Der Hl. Vater hat uns mit großem Wohlwollen ermutigt und er nennt unsere Gesellschaft das Werk der Gnade für die heutige Zeit.

Der vorzügliche Herr ............

Mit Hochachtung verbleibe ich in der göttlichen Liebe Ihr ergebenster

EYMARD

Priester vom Hlst. Sakrament.

An Herrn Vianney, Pfarrer von Ars, Ain.


Nr.0625

An die Familie Nègre

(An Herrn Nègre, Vater).

Alles für Jesus in der Hostie.

Paris, 24. September 1856.

Lieber Vater Nègre und verehrter Freund!

"... So ist er nun im Theologiestudium und die Zeit vergeht rasch. Wie bin ich glücklich darüber, daß ich ihm behilflich sein konnte in dieser Angelegenheit der geistlichen Berufung! Was ihm noch zu tun bleibt, ist, daß er sich um nichts anderes kümmert als um sein Theologiestudium und seine hl. Weihen. Später wird er ja sehen, was Gott von ihm haben will.

Meine herzlichsten ....

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard

P. SSS

An Herrn N. Nègre

auf seinem Landsitz.


Nr.0626

An Frau Franchet

Alles für Jesus in der Hostie.

Paris, rue d'Enfer 114, 24. September 1856.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ich habe Ihren lb. Brief nicht beantwortet, weil ich Ihre Anschrift vergessen hatte. Herr Mulsant, der mir Nachrichten von Ihnen überbrachte, hat sie mir gegeben. Ich habe mit großer Freude von der brillant bestandenen Prüfung Ihres lb. Sohnes vernommen: er hat es gewiß verdient und Sie werden sicher damit zufrieden sein. Nun bleibt noch die Berufswahl. Gott wird diesen guten Sohn führen und Ihre Gebete werden ihn die richtige Wahl treffen lassen. Ich wünsche ihm eine solche Wahl des Himmels, die glücklich macht und groß im Guten.

Sollte er nach Paris kommen, hoffe ich, daß er mir als Freund einen Besuch abstatten wird.

Es ist zu spät, teure Schwester, als daß ich mit Ihnen diesen Zustand der Verwirrung, des Kummers, der Entmutigung und der Verzweiflung untersuchen würde.

Frau de la Rechenigrie (Larochenégly in der Version von Château-Gontier!) hat mir berichtet, Sie hätten in Fourvière Exerzitien gemacht; und ich stelle mir vor, daß Sie dort wieder Frieden und Vertrauen gefunden haben.

Ja, Ihre Seele ist mir jetzt und in Zukunft teuer, arme Tochter, wie können Sie daran zweifeln! Da sich Unser Herr gütigst meiner Armseligkeit bedienen wollte, um Ihnen Gutes zu tun: man liebt, was Gott liebt.

Ich habe Ihnen bei meiner Abreise von Lyon meinen Entschluß nicht geschrieben; ich kannte ihn nicht endgültig, da ich dafür mich zu Exerzitien begab.

Wenn ich es nicht nachher getan habe, so deshalb, weil ich von meinen Bekannten in Lyon vergessen werden wollte.

Um zu Ihrem Seelenzustand zu kommen, teile ich Ihnen nun meine Eindrücke mit:

  1. Ihr Seelenzustand ist gut, ja sehr gut; Gott mag ihn und dieser Zustand gereicht ihm zu großer Ehre, es ist müßig, Ihnen die Begründungen aufzuzählen - Jesus am Kreuz, mitten in der Verlassenheit, selbst von seinem himmlischen Vater, befand sich im vollkommensten und größten Augenblick seiner Liebe. Jesus gab uns, als er vom Teufel versucht wurde, den größten Trost in unseren Zeiten der Versuchung.
  2. Ihre außergewöhnlichen Prüfungen und schrecklichen Versuchungen sind keine Sünden; sie beweisen nur die Ohnmacht und die Wut des Dämons gegen Sie.
  3. Diese Prüfungen sind Ihnen sehr nützlich; sie bereiten Sie auf größere Gnaden vor, aber wenden Sie Ihr Herz in solchen Augenblicken stets Gott zu und verachten Sie den Dämon.
  4. Sobald Gott kommt, um Sie zu trösten und Sie bis zur Gnade seiner Liebe emporzuheben, stärken Sie sich in der vollen Vereinigung mit seinem göttlichen Willen für die Zeit des Opfers, indem Sie Jesus auf dem Tabor nachahmen, wo er vom Kalvarienberg sprach.
  5. Gehen Sie inmitten all dieser Stürme stets vorwärts, und all diese heftigen Winde werden die Segel des Schiffes nur noch stärker aufblasen.

Danke, teure Schwester, für Ihre lb. Gebete für unser eucharistisches Werk und für meine Schwachheit. Man verläßt nie Maria, wenn man zu Jesus geht; es ist diese himmlische Königin des Abendmahlssaaales, die uns dorthin führt und geleitet. Wir ehren sie unter diesem schönen Titel U. Lb. Frau des Abendmahlssaales; wir sind kleine Kinder neben ihrer guten Mutter auf den Knien vor dem Hlst. Sakrament. Die Gesellschaft Mariens wird mir immer teuer bleiben und ich bin stets im Herzen ihr Kind. Sie sagen es richtig: niemand weiß, was mich dieses Opfer gekostet hat. Aber sobald man glaubt, daß Gott ruft, muß man sogar sein Leben hingeben, und auch dann ist es noch nichts.

Adieu, teure Schwester und Tochter Unseres Herrn, erweisen Sie uns stets das Almosen Ihrer Gebete. Ein Soldat in den Schützengräben braucht Hilfe.

In J. Chr. Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0627

An Abbé Ernst Nègre

Alles für Jesus in der Hostie.

Paris, 25. September 1856.

Liebster Freund!

Danke für Ihren lb. Brief und die Lokalnachrichten, die Sie uns geben. Wir haben sie mit großem Interesse gelesen.

Ich bin glücklich, daß Ihr Herz die so bevorzugte Gnade Gottes in Ihnen schätzt, daß Sie nach Saint-Sulpice gesandt werden, wo der Geist und die Tugenden des Herrn Olier stets lebendig bleiben. Man ist davon ein ganzes Leben lang mit Wohlgeruch erfüllt.

Schonen Sie recht Ihre Gesundheit und erneuern Sie fest Ihre Kräfte für dieses so schöne Studium der Theologie. Der Zeitpunkt des Schulbeginns rückt näher; so vergeht das Leben: nach der Ruhe kommt die Arbeit, nach dem Kampf der Sieg. Ihre guten und vielgeliebten Eltern müssen sehr glücklich sein, Sie in ihrer Nähe zu haben, vor allem Ihre gute Mutter und Ihre fromme Schwester.

Bezüglich Ihres lb. Bruders: ich möchte es gern erleben, daß er seine klassischen Studien noch weiterverfolgt; denn wenn er jetzt aufgibt, wird ihm das, was er schon hinter sich gebracht hat, nichts nützen. Wenn er wenigstens eine Oberschulklasse besucht hätte! Wenn er zudem entmutigt und traurig ist oder wenn er ein wenig seine Frömmigkeit verloren hätte, so wäre dies nicht der richtige Zeitpunkt, sich dagegen zu entscheiden.

Ich weiß schon, daß er große Begabung für die Künste usw. hat, aber seine Erziehung ist noch nicht ausreichend abgeschlossen.

Ich habe gestern den Brief für den Herrn Pfarrer von Ars geschrieben. Es war mir nicht möglich, ihn Ihnen sofort abzusenden, denn ich litt ein wenig an Wetterfühligkeit; es geht mir besser.

Haben Sie die Güte, auf der Rückreise bei Herrn Brunello in Marseille, St. Savournin-Straße 25, vorbeizukommen und ein Paket für Herrn de Cuers und eines für mich abzuholen, das von den Fräulein Bourges, Lehrerinnen, die in der Nähe wohnen, vorbereitet wurde. Die Fräulein Bourges von Toulon, welche gegenüber der Kathedrale wohnen, werden Ihnen ihre Adresse geben. Haben Sie die Güte, sie von ihnen zu erfragen, und mich ihrem guten und frommen Gedenken zu empfehlen; - denn sollten die Fräulein Bourges von Marseille dieses kleine Paket vergessen haben, so müßten Sie die Güte haben, hinzugehen; ich denke, daß Sie zu dritt es uns herbringen können.

Meine herzlichsten Erinnerungen an Ihre gute und milde Mutter; versichern Sie ihr mein ewiges Gedenken vor Gott. Vergessen Sie mich nicht bei Fräulein Rosa; sagen Sie ihr, wiesehr ich gerührt und dankbar bin für Ihr Gedenken bei Unserem Herrn, und daß sich unsere Pläne im Schweigen vor Gott entwickeln.

Meine herzlichsten Grüße an Ihre lb. Mitbrüder, unsere Freunde, denen ich einen schönen Urlaub und eine glückliche Rückkehr wünsche.

Adieu oder besser: bis bald, lieber Freund.

Ihr ergebenster

Eymard,S.S.S.


Nr.0628

An Marg. Guillot

Alles für Jesus in der Hostie.

Paris, 3. Oktober 1856.

Liebes Fräulein und teure Schwester im Herrn!

Ich war sehr gerührt durch Ihre lb. Erinnerung und die Gebete, die Sie für das eucharistische Werk und für mich verrichten. Das Gebet ist die einzige Zuneigung, welche ich von meinen ehemaligen Töchtern und Schwestern im Herrn verlange; denn in Unserem Herrn gibt es nicht mehr Farbe, noch Namen oder Auszeichnung, sondern das Band der göttlichen Liebe. Die Kirche ist ein Blumengarten, wo jede Blume ihren Platz, ihren Duft, ihren Tau und ihren Segen hat, wo alle nur zur Ehre Unseres Herrn da sind; nun ist es keine Schande, durch die Hände Mariens gegangen zu sein, um Jesus in direkterer Weise zu dienen; von Nazaret in den Abendmahlssaal zu kommen, oder besser: Maria zu verehren als Mutter und Königin des Eucharistischen Zönakels.

Niemand weiß, was es mich gekostet hat, diesen Schritt zu tun und zu Gott zu sagen: hier bin ich; ich hatte meine zeitliche Familie verlassen und meine Heimat; nun gut, ich werde auch meine geistliche Familie verlassen, um dir im sakramentalen Zustand der Hostie und des Opfers zu dienen.

Der Dritte Orden ist für mich stets ein Grund zur Freude und zum Glück; da ich aber für ihn nichts mehr tun kann außer beten und ihm Gutes wünschen, muß sich dort meine Erinnerung löschen; mein Vorübergang soll vergessen werden, um nur in jener Person Gottes Gnade des Augenblicks zu sehen, die ihn leitet. Ich preise Gott für die Auswahl des Pater Jacquet; man hat dem Dritten Orden alle Ehre gemacht, ihm eines der ersten Mitglieder der Gesellschaft zu geben.

Unser kleines Werk schreitet unbedeutsam, bescheiden und arm voran; aber es geht voran, Gott allein beschützt es offensichtlich; das ermutigt und stärkt uns.

Wenn wir Heilige wären, würden wir den lb. Gott bitten, uns noch mehr zu kreuzigen, uns gänzlich zu vernichten, damit allein seine Ehre gepriesen sei und seiner göttlichen Gnade gedankt werde.

Beten Sie bitte, daß Gott selbst die ersten Anbeter, die ersten Religiosen auswähle, damit sie ganz von seinem Geist und seiner Liebe erfüllt seien.

Ich werde innig für Ihre Wahlen im Dritten Orden beten; ich sehe es ein, daß Sie angesichts Ihres schlechten Gesundheitszustandes ein wenig Ruhe haben wollen.

Man muß die göttliche Vorsehung, die alles zum größeren Wohle bewirkt, handeln lassen.

Ich bitte Sie, das Fräulein v.Revel, Ihre lieben Schwestern und den ausgezeichneten Herrn Gaudioz zu grüßen.

In Unserem Herrn, Fräulein und lb. Schwester, verbleibt Ihr untertänigster und ergebener Diener

Eymard.

P. S. - Ich habe Ihre Kreuze mit Ablässen versehen.


Nr.0629

An Marg. Guillot

Alles für Jesus in der Hostie.

Paris, 3. November 1856.

Es bereitet mir großen Kummer, teure Tochter, daß ich Ihnen nicht sofort antworten konnte. Ich mußte am Allerheiligentag in Unsere Lb. Frau vom Siege predigen; dann war ich gestern den ganzen Tag über mit Besuchen besetzt. Schnell, heute fange ich bei Ihnen an.

Wieviel Erbärmlichkeiten tut Ihnen doch dieser arme Dritte Orden an! Ach! Das bedrückt mich sehr. Wie undankbar, schwach und unbeständig ist doch die menschliche Natur, sobald sie unter dem Gewicht einer Schwierigkeit ist! Wahrhaftig, ich verstehe den Generalobern nicht. Und dennoch wurde mir gesagt, daß ihm das Wohl des Dritten Ordens sehr am Herzen liege.

Vor einem höheren Interesse oder einer größeren Persönlichkeit wird das kleine gewöhnlich geopfert oder gekreuzigt durch diese arme Daseinsberechtigung.

Ich genehmige gerne Ihre Entschlossenheit, das Amt loszuwerden, und zwar in Ehren, Friede und Liebe.

Für das Gute muß man arbeiten und nicht für die Personen.

Was? Sie hätten sterben können! Aber denken Sie doch daran! Warten Sie doch ab, bis das eucharistische Samenkorn Keime getrieben hat. Lieber Himmel! Warum, hätte ich beinahe gesagt, machen Sie Ihr Taktgefühl und Ihr Anstand so unvorsichtig? Möge man zu Ihnen kommen, wenn man Sie braucht und vor allem, wo Sie doch ein wenig leiden.

P. Champ. war ein Prophet. Die Mißachtung, welch ein Glücksfall! Das war der Ehrgeiz des hl. Johannes vom Kreuz. Sie ist Ihr Kleid und Ihre Krone.

Sie wissen vielleicht, daß P. Hug. in Paris geblieben ist. Es scheint, daß er sich beschwert hat oder gegen Moulins widerspenstig war; und so ist er hier geblieben. Der gute Pater Champion, Gott wird ihn segnen; man wird ihn vielleicht bei der Arbeit und in der Nähe schätzen.

Ich muß Ihre fünf Familienmessen und die drei anderen feiern.

Ich habe von der berüchtigten Sendung nichts erhalten und habe auch keine Lust etwas zu erhalten; man hat mir darüber keine Nachricht gegeben, welche Pein!

Ich halte............... nicht so krank, wie man meint. Das dauert schon so lange, daß ich meine, es ist schon zu einer normalen Seins- und Reaktionsweise geworden. Dieser Arzt ist unklug, ein Mensch ohne andere Erfahrung als mit seinen Seeleuten, und der auf eine heimliche Angabe hin sofort entscheidet und Furcht einjagt. Das alles ist für mich nebelhaft; trotzdem danke ich Ihnen für Ihre Gedanken zu dieser Frage.

Wir sind hier immer nur zu zweit; wohl gibt es einige, die an die Berufung denken; einige Priester, die es wünschen; aber wie schwer ist es doch, die Welt zu verlassen! Beten Sie eifrig, daß uns nicht noch weiterhin untaugliche Berufe Kummer bereiten. Am Donnerstag gehen wir mit unserem Dieb zum Schwurgericht. Ach! Gott sei dafür gepriesen!

Meine Gesundheit geht in Ordnung, danke. Was soll ich Ihnen sagen, was wir brauchen? Ich weiß es beinahe nicht. Wir haben momentan genug Tischwäsche. Einige grobe Baumwollhemden würden wir nicht abweisen, denn Sie glauben ganz richtig, daß ich bei meinem Abschied nicht um ein Bündel Taschentücher und Hemden gebeten habe; und ich habe bemerkt, daß die Hälfte von denen, die ich mitgebracht hatte, nur mehr für Spitalwäsche taugen.

Bezüglich der Decken: wir haben das Notwendige; wenn man kalt hat, zieht man noch seinen Mantel an.

Bezüglich der Leintücher: wir haben solche zum Auswechseln und noch einige darüberhin, glaube ich. Sie sehen also, daß wir schon gut ausgerüstet sind.

Unsere Aussetzung ist nochmals verschoben worden, die dazu nötigen Dinge stehen noch nicht bereit. Ich werde Ihnen schreiben.

Gott segne Sie alle! Adieu, gute Tochter, die Post geht ab.

Ihr ergebenster

Eymard.

P. S. - Hier noch einige Zeilen für .............


Nr.0630

An Marianne

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 7. November 1856.

Liebste Schwestern!

Ihr habt wohl Grund genug, mich ein wenig wegen meiner Verspätung, Euch so lange nicht zu schreiben, zu schelten; dieses Leben in Paris nimmt einen so in Anspruch, und wir waren derartig beschäftigt und haben so viele Besuche bekommen, daß mir äußerst wenig Zeit blieb. Ich habe das Schreiben von einem Tag auf den anderen verschoben und es somit gehalten wie die Sünder, die immer sagen: morgen.

Eure Zuneigung wird mir das wohl verzeihen. Ich wußte, daß Frau de Poitiers Euch gesehen und geschrieben hat; ich hatte eine andere Person gebeten, Euch auf der Durcheise zu besuchen, sodaß ich mir keine Sorgen machte. Meine Gesundheit ist sehr gut; schon seit langem habe ich mich nie so wohl gefühlt.

Unser schönes Werk des Hlst. Sakramentes geht weiter, unsere Kapelle ist sehr hübsch und beginnt auch schön geziert zu werden. Die Leute beginnen zu kommen...

Wir haben noch keine feierliche Aussetzung des Hlst. Sakramentes, die notwendige Ausrüstung hiefür ist noch nicht vollendet, wir brauchen dazu noch wahrscheinlich den Rest dieses Monats;

Wir lassen über dem herrlichen Altar einen Baldachin anbringen und ihn mit Juwelen, Brillanten usw. schmücken.

Ihr werdet mich vielleicht fragen, wo wir das Geld dazu auftreiben - bei der göttlichen Vorsehung; bis jetzt ist uns alles pünktlich eingetroffen. Jesus Christus ist der Vater und der Obere des Hauses, wir haben für uns alles, was wir brauchen, seid also unbesorgt.

Ich bin stets in Freundschaft mit den guten Maristenpatres verbunden. Ich gehe sie besuchen und sie besuchen mich. Aber es mußte sein, daß das Werk getrennt wurde, damit es anlaufen und unter den besten Voraussetzungen gegründet werden konnte.

Ihr versteht, gute Schwestern, daß ich jetzt Paris nicht verlassen kann; es ist ein Opfer, das Gott von uns allen will. Sagt Herrn Guétat, mir um den 25. November herum zu schreiben, Herr Leydeker soll um diese Zeit herum ankommen, und ich werde auf eine Versetzung hindrängen.

Herr Bernard müßte mir ein Gesuch schreiben... und darin vom Herrn Pfarrer ein ermutigendes Wort und gute Noten anführen, und vor allem soll darin angegeben werden, ob das Kind eine gute Gesundheit hat, intelligent ist, ob es bereits etwas Französischunterricht erhalten hat, mit einem Zeugnis seines Lehrers.

Auch sollte mir das Kind ein hübsches Briefchen schreiben - es möge schleunigst geschehen -, dann werde ich mich der Angelegenheit sehr energisch annehmen.

Betet immerfort eifrig für unser schönes Werk und habt großes Vertrauen auf Gott. Laßt die Welt reden. Gott, seine Ehre, sein heiliger Wille: das macht das ganze Leben des Christen aus.

Gebt mir auch die Adresse von Frau Regnier in Lyon; ich habe Straße und Nummer vergessen.

Möge die Liebe Jesu Euer Leben sein.

Euer ganz ergebener Bruder

Eymard, S.S.S.


Nr.0631

An Frl. Giguet

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 7. November 1856.

Gnädiges Fräulein!

Ich habe gehört, daß Sie sehr krank waren; arme Tochter, wie stellt Sie doch Gott ganz neben sich ans Kreuz! Diese Nachricht hat mich betrübt, denn Sie sind ja seit so langer Zeit auf einem Kalvarienberg des Schmerzes! O welch schöne Krone bereitet Ihnen Jesus vor! Wie am großen Tag des Himmels sollen Sie diese Leiden preisen. Sammeln Sie die Brosamen dieses schönen Opfers, es sind kostbare Steine.

Sehen Sie Ihre Leiden nicht außerhalb Jesus und seiner Liebe, sie würden Sie erschrecken; wenn Sie diese jedoch in Jesus sehen, ändern sie Aussehen und Wesen. Überlassen Sie die Vergangenheit seiner göttlichen Güte und die Zukunft seiner Gnade. Seien Sie stets die Tochter seiner Barmherzigkeit und seiner Liebe.

Ich hoffe, daß Sie mein Brief im gebesserten Zustand antrifft und daß Ihnen das Kreuz gemildert wird. Ich werde stets für Sie beten, tun Sie es für mich.

In Unserem Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard

P. S.S.S.


Nr.0632

An Frl. Rosa Nègre

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 10. November 1856.

Ich habe die Beantwortung Ihres letzten Briefes, meine lb. Tochter, wegen großer Beschäftigungen hinausgeschoben. Ich habe ihn dankbaren Herzens gelesen. Ich danke Unserem Herrn, daß er Sie erwählt hat, seine Dienerin zu sein und mehr noch, seine eucharistische Braut. Welche Ehre! Welch vorzügliche Gnade! Sie begreifen sie, da Sie entschlossen sind, eine so erhabene Berufung mit allen Opfern zu erkaufen.

Sehen Sie, lb. Tochter, wie Unser Herr Sie geliebt hat: er hat es nicht zugelassen, daß Ihr Herz geteilt sei, und Ihr Leben an ein Geschöpf gebunden sei, damit Sie frei und für das erste Signal seines Willens bereit seien.

Verdoppeln Sie Gebete und Verlangen; der Zeitpunkt scheint zu nahen, wo der himmlische König seinen eucharistischen Hofstaat aufstellen wird. Glücklich jene, die von der ersten Stunde an dabei sind!

Beunruhigen Sie sich nicht wegen Ihres schwachen Augenlichtes; es genügt ein Herz, um dem Gott der Liebe gut zu dienen. Und dann wird er Sie zu seinen Füßen heilen, wenn dies seine Ehre erstrahlen läßt und Sie einer Besserung zuführt.

Adieu, lb.Tochter, noch ein wenig Geduld und Leiden!

In Jesus im Hlst. Sakrament

Ihr ergebenster

Eymard, S.S.S.


Nr.0633

An Frau Spazzier

Paris, 18. November 1656.

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ihr Brief erklärt mir Ihr Schweigen. Ich hatte Ihr Schreiben an Maria-Theresia erhalten, und ich habe nach Gréoulx geantwortet, anscheinend ist der Brief ins Büro zurückgekehrt.

Danke, gute Tochter, für Ihre lb. Erinnerung; wie oft hat Sie meine Seele (im Geiste) besucht und Sie ganz am Kreuze geschaut! Ach, der Kalvarienberg ist lang, aber Ihre Liebe möge Jesus dort finden und dort in Liebe zu seinen Füßen verweilen, und sie möge seine Hand, die Sie ans Kreuz heftet, küssen. Sie wissen es, beim Opfer muß man sich bloß hinopfern und mit Jesus in der Hostie leiden. Das Leiden ist die Blume der göttlichen Liebe.

Überlassen Sie sich also ganz diesem guten Meister, der Himmel wird eines Tages kommen und er ist vielleicht nicht sehr fern.

Lassen Sie ab von aller Betrachtung mit dem Geist, um nur mehr die Zuneigung des Herzens zu Jesus zu pflegen und sich seinem anbetungswürdigen und stets liebevollen Willlen zu überlassen.

Bezüglich der Ausbildung der Anbeterinnen ist der Zeitpunkt dafür noch nicht gekommen. Es steht noch nichts bereit. Auch wenn es soweit wäre, ist es klug, daß Sie sich zuerst erholen, denn die Anfänge sind hart für die Natur, es gibt einen Zeitpunkt der Agonie. Ich rate Ihnen also, teure Tochter, inzwischen diesen Posten, der sich anbietet, anzunehmen.

Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit, ich habe von Gap noch nichts erhalten; ich werde Herrn Deplace schreiben, um etwas über dieses anvertraute Gut in Erfahrung zu bringen.

Gott stütze und trage Sie, teure Tochter, in seiner mütterlichen Vorsehung! Seien Sie zuversichtlich wie der hl. Mann Hiob oder besser wie Maria, die Mutter Jesu.

Unser kleines Werk steht noch immer in der Prüfung, so will es die göttliche Güte; dies ist eine große Gnade.

In Jesus in der Hostie verbleibe ich Ihr

ergebenster

Eymard

S.S.S.


Nr.0634

An Frau Tholin

Alles aus Liebe und zur Verherrlichung unseres milden Herrn in der Hl. Eucharistie.

Paris, 18. November 1856.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Es tut mir so leid, daß ich vergessen habe, Ihnen zu antworten; der Teufel ist es, der diesen Streich gespielt hat, oder besser gesagt: ich habe ihm dabei geholfen.

Meine Ansicht über die Frage des ersten Punktes ist folgende: Sie fragen, was Sie in den gewöhnlichen Versammlungen der Bruderschaft der Anbetung, wenn der Pfarrer zugegen ist, tun sollen? - Nichts. Besser ist es, Liebe, Demut und die eucharistische Predigt des Schweigens zu üben. Sollte es sich jedoch gelegentlich ergeben, daß der Herr Pfarrer Sie allein läßt, dann gibt Ihnen Gott das Wort, und Seine Eminenz der Kardinal wird Ihr Vorgesetzter.

Ihr Gedanke, sich besonders der heranwachsenden Jugend, - von der ersten heiligen Kommunion bis zu 15, ja selbst 18 Jahren, - anzunehmen, gefällt mir ganz außerordentlich. Das ist Ihr Tätigkeitsfeld für den eucharistischen Heiland: diese Pflänzlein zu pflegen für ihn; da werden Sie mehr Gutes tun als irgendwo anders. O tun Sie es, und so bald als möglich; aber richten Sie alles so ein, daß Sie dabei Ihre Freiheit bewahren. Ihre Seele wird Einfluß gewinnen auf die noch unverdorbenen Kinderherzen; und Gott wird Ihnen mehr Kraft schenken, als Sie brauchen. Organisieren Sie die Gruppe und lassen Sie die seeleneifrigen Helferinnen, die Sie sorgfältig auswählen, arbeiten. Herr Adolf fühlt sich beim guten Meister sehr wohl: es ist sein Fegfeuer oder besser der Brennofen, der ihn reinigt und loslöst; er möge alle diese Schrecken abschütteln und mißachten und ständig nach vorne gehen; seine Haltung ist gut, sehr gut.

Ihre kleinen Kinder haben das Glück, bei Ihnen zu sein, nicht tief genug erfaßt. In ihrem Alter ist es ganz natürlich, sich zu unterhalten. Wie richtig haben Sie gehandelt, liebe Schwester, die Kinder diesen zwei großen Heiligen zu weihen! Sie waren auch die Beschützer meiner Jugendzeit.

Was uns hier betrifft, so leiden wir noch nicht genug, um das Glück zu verdienen, so zu den Füßen der hl. Hostie leben zu dürfen. Es war nötig, daß alles sich von uns entfernte, uns verließ, und wir Gegenstand der Verachtung und des Gespöttes wurden. Das ist eine schützende Decke für das Senfkörnlein in der Erde, das wie ein wenig Staub ist und den Tag erwartet, wo Jesu Segen es beleben und fruchtbar machen wird.

Leben Sie wohl, gute Tochter, bitten Sie den Meister flehentlich, uns nach seinem Herzen und seiner Ehre zu bilden.

In Unserem Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S. S. S.


Nr.0635

An Marg. Guillot

Paris, 26. November 1856.

Liebes Fräulein und teure Tochter im Herrn!

Ich glaubte, für Lyon tot zu sein; indessen hat mich Ihr Brief, den ich erhalten habe, die darin enthaltenen Nachrichten und die Wünsche, die Sie zur Ehre Unseres Herrn in der Eucharistie aussprechen: all das hat mich lebhaft berührt.

Mein Wunsch bleibt stets derselbe, nämlich jener, vergessen und mißachtet zu werden (wenn man will) in Lyon und Toulon. Auf dem Schlachtfeld bringt die Freundschaft in Verlegenheit, sie stört und sticht........... Da braucht es Mut und Klugheit. Es hat sich in dieser Frage in meiner Seele eine Wandlung vollzogen. Da ich mich dem eucharistischen Werk weihe, mußte ich auf alles verzichten und alles opfern, meine Zuversicht allein auf Gott setzen, ihn allein als Schatz, als einzigen Schutzherrn und alleiniges Gut besitzen; und ich wage zu sagen, daß Gott all dies in ganz milder und mütterlicher Weise ist. Ich bedauere heute nur eines: daß ich für eine solch schöne Sache nicht genug geopfert und nicht genug gelitten habe.

Meine Seele fühlt sich glücklich, einen so schönen und so reichen Anteil zu haben. Sollte man Ihnen jemals sagen, daß ich meine Schritte bedauere, daß ich traurig und entmutigt bin, so ist das nicht wahr; und damit genug zu meiner Person.

Ich habe den neuen Rat gesegnet und finde ihn sehr homogen, d. h. er besteht aus Mitgliedern der Einheit und Fähigkeit; es wurde gut gewählt; an Stelle des hochwst.P. Generals hätte ich genau dasselbe getan, auch wenn ich Sie, teure Schwester, bemitleide, denn es ist eine lästige und schwierige Aufgabe, vor allem wenn Ihre Gesundheit nicht stärker ist.

Es ist für Gott und aus Liebe zur hlst. Jungfrau, unserer guten Mutter, wofür Sie dieses Amt ausüben. Seien Sie überzeugt, daß nichts Gott wohlgefälliger ist als dieser Dienst; es gibts nichts Reineres und Erstrebenswerteres als Gott.

Ich war überrascht über die Nachricht der Ernennung von P. Jacquet.

Ich habe das nicht erwartet, weil ich ihn für längere Zeit in Agen glaubte.

Sie werden ihn bei der Arbeit schätzen, es ist ein Mann der Versöhnung und des Friedens und besitzt die Gabe des Wortes. Ich hoffe, daß er für den Dritten Orden jene väterliche Liebe hat, die ihn bewegt, sehr aufrichtig die Kinder und Werke zu lieben. Armer Dritter Orden! Er ist mir immer sehr teuer, und ich höre nicht auf, für ihn zu beten. Ich bin glücklich darüber, daß ich an diesem Handbuch arbeiten konnte, bevor ich nach Paris ging. Es ist meine kleine Blume, aber ich versichere Ihnen, daß ich um nichts in der Welt darauf bestehe, daß meine kleine Arbeit angenommen werde; ich hätte es lieber, daß man das Werk umgearbeitet oder ersetzt hätte, und daß von mir nicht mehr geredet würde; meine Zeit außerhalb des eucharistischen Werkes ist zu Ende.

Unser kleines Werk gedeiht unter der Erde; jeden Tag kommt etwas dazu: entweder gibt es eine Anfrage über das Werk oder eine neue Ausschmückung, oder aber irgendwelche kleine Prüfungen; ich sage kleine, denn wir sind schwach und Gott nimmt auf uns Rücksicht.

Ich zittere für die ersten Berufe, die kommen werden. Wir haben schon vier Priester abgelehnt. Beten Sie fleißig für uns; diese Prüfung wäre zu schwer.

Ich habe mit Freude vom Verkauf Ihres Hauses vernommen, wenn ich auch ein so geringes Angebot bedauere. Sie tun jedoch gut daran, sich dieses Gebäudes, das ständig mehr verfallen würde, zu entledigen. Sobald Sie Frl. v. Revel sehen, beglückwünschen Sie sie in meinem Namen zu ihrer Wahl. Ich bin darüber sehr erfreut; dies fügt ihrem Leben ein zusätzliches Kreuz hinzu und eine schönere Krone als alles übrige.

Meine herzlichen und ergebenen Grüße Ihren teuren Schwestern, an das gute Fräulein Mollet, das ich mit Freude im Rat aufscheinen sehe.

Ich verbleibe im Herrn, gnädiges Fräulein und teure Schwester im Herrn, Ihr ergebenster

Eymard.

A. S. - Ich habe vergessen, Ihnen zu sagen, daß meine Gesundheit gut ist. Es stimmt, daß sie sich erholt, sobald es nicht viel Kummer gibt.


Nr.0636

An Marg. Guillot

Paris, 26. November 1856.

Teure Tochter, ich habe mit großem Interesse Ihren letzten Brief gelesen. Wieviel Dinge! Welches Leben! Welche Komödie ist doch diese Welt! Unterdessen entwickelt sich das Werk Gottes. Preisen wir die Mißachtungen und Demütigungen, die uns daraus erwachsen; es ist der Mist, der den Baum wachsen läßt.

Halten Sie die kleine Sendung zurück, bis alles beisammen ist, damit Sie nur eine einzige Sendung zu erledigen haben; wir können sehr wohl warten.

Ich habe aus vollem Herzen gelacht, als ich das Gespräch mit Frl. v.R. gelesen habe.

Dieses arme Fräulein glaubt, daß wir in großem Wohlstand leben und von ergebenen Personen aus Toulon Geldsummen erhalten; und dort wagt man nicht einmal meinen Namen auszusprechen; sie schreibt mir, daß wir in ein oder zwei Jahren keine Bedürfnisse mehr haben werden.

Was würde sie wohl sagen, wenn sie wüßte, daß uns alle Freunde von Toulon verlassen haben!... Aber ein Wort Unseres Herrn tröstet mich; es heißt: "Niemand kann zu mir kommen, wenn ihn nicht der Vater, der mich gesandt hat, durch seine Gnade zieht."

Es ist also ein großes Gut, daß sich gewisse Personen von uns zurückziehen, und daß wir keine Verpflichtungen und Dankschuldigkeit haben.

Ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle, ein alter Lehnsessel sind sehr alltägliche Möbel.

Ich bitte Sie, lassen Sie Fr. v.R. bei ihrer Meinung, daß ich reich wäre!

Welch gute Nachricht über Ihren Besuch beim Kardinal!

Ich preise Gott dafür, dort war Ihr Platz; das war klar. Arme Leute, die sich vorstellen, daß eine Mütze nicht neben einem Hut auftauchen kann! Ich würde Ihnen P. Dussurgey sehr anraten. Er würde für Sie besser passen als alle anderen. Es ist ein heiligmäßiger Mann. Armer Pater Hug.! Er würde besser über den Dritten Orden von Lyon schweigen; anscheinend meint er, daß Sie beim P. General sehr einflußreich seien: er ist in etwa zu entschuldigen, er ist ein Anbeter und Büchermacher: das ist eine Manie von Autoren.

M. D. C. ist bei ihr daheim (vor drei Wochen ist sie hergekommen, um hier incognito Exerzitien zu machen). Ich weiß wirklich nicht, wieso es Frl. Dan. wissen konnte; sie ist so feinfühlig und provenzalisch, daß sie es vielleicht vorausgesetzt hat, die Sache zu wissen; ignorieren Sie alles. Frl. Dan. ist überhaupt nicht verschwiegen. Sie vertraut sich dem Erstbesten an, der sie zu drehen versteht; und wenn eine Prüfung kommt, dann sagt sie alles, was ihr durch den Kopf geht. Sie können mit der vollen Verschwiegenheit von M. D. C. rechnen; Sie können mit ihr in aller Freiheit umgehen. Ich habe von Frau Galle nichts erhalten. Ich weiß, daß Sie sehr wohl ihre Probleme und Sorgen hat, ich verehre sie, diese gute Dame, aber sie ist nicht ans Ende ihrer Kreuze angelangt. P. Champ. soll an Stelle von P. Vit. Superior sein: er ist im Recht; nützen Sie es. Ich werde Ihnen schreiben, wann wir die erste Aussetzung vornehmen; wir hatten am Dienstag letzter Woche Versammlung des Rates der Nächtlichen Anbetung. Alles scheint sich vorzubereiten.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0637

An Frl. Rosa Nègre

Paris, 27. November 1856.

Ich möchte Ihnen, meine teure Tochter, mitteilen, daß ich mit Ihren Exerzitien, mit Ihren Prüfungen und Ihren Opfern und vor allem mit Ihren gesegneten Früchten zufrieden war.

Sie empfangen diese Gnade als die größte, die Sie empfangen können; Sie haben ganz recht; es ist sicher der beste Teil, der Ihnen zugefallen ist. Leben mit Jesus ist mehr wert als für Jesus zu arbeiten. Sie verstehen, daß es Jesus besonders gut mit Ihnen meint, wenn er Sie unter so vielen anderen trotz Ihrer Gebrechlichkeiten und geistlichen Armut auserwählt hat; so sollen auch Ihre Dankbarkeit sehr groß und Ihre Opfer sehr mild sein. Opfern Sie sich also ohne Unterlaß diesem göttlichen König, um ihm zu dienen; diesem himmlischen Bräutigam, um ihn zu lieben; diesem Jesus in der Hostie, um nur dieselbe Hostie mit ihm zu bilden.

Aber wann werden sich Ihre Wünsche erfüllen?

Jesus weiß es. Man muß ihn bitten, bedrängen und ihm immerfort sagen: D e i n R e i c h k o m m e!

Machen Sie sich um Ihre Augen keine Sorgen, arme Tochter. Derjenige, der uns das Augenlicht gibt, kann es uns auch wieder geben. Wenn er Sie weiterhin so haben will, so deshalb, weil Sie ihm so wohlgefälliger sind.

Möge der gütige Gott Sie bei der Hand nehmen und Sie in seinen liebenswürdigen Tabernakel hineingeleiten.

In Jesus Christus Ihr ergebenster

Eymard.

P.S.- Betrachten Sie Frau Duhaut-Cilly als Ihre Mutter.


Nr.0638

An Frau Jordan

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie!

Paris, 28. November 1856.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Die wahre Freundschaft ist weder an Formen noch an Lebensumstände gebunden; sie bleibt sich in Gott und für Gott allzeit gleich. Darum ist es mir auch nicht einmal in den Sinn gekommen, die Ihrige für eine Gleichgültigkeit zu halten.

Wo es sich um die Werke Gottes handelt, sind Prüfungen und besonders Enttäuschungen ein großes Vermögen; da handelt es sich um die Ehre Gottes, und alles Menschliche zeigt sich da in seiner ganzen Armseligkeit und Nichtigkeit. Wie gut ist es, nur auf Gott und auf nichts anderes als auf Gott zu bauen! So sind wir dieser großen Begünstigung nicht für würdig erachtet worden - denn es haben sich heilige und teilnehmende Seelen gefunden, die uns in der göttlichen Vorsehung gedient haben; diejenigen aber, durch die wir geprüft wurden, haben uns Gnaden der Erleuchtung, heiliger Freiheit und großen Gottvertrauens vermittelt.

Der hl. Paulus sagte zu den ersten Christen, als sie verfolgt wurden: "Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden". Wie weit sind wir noch von den Aposteln, von den großen Dienern Jesu Christi, entfernt!

Indes gewährt uns der Herr eine große Gnade: nämlich unsere Einsamkeit zu lieben, unser verborgenes Leben - gleichsam im Schoß der Erde - wie Jesus im Grabe, wie das Weizenkorn im Ackerfeld. Als der hl. Franz von Sales entschlossen war, seinen Orden von der Heimsuchung zu gründen, sagte er zur hl. Johanna von Chantal: "Ich sehe nicht, wie das Werk gelingen soll; aber ich bin überzeugt, Gott wird es machen." Dasselbe kann ich sagen: ich weiß nicht, wie dieses Körnlein keimen und Frucht zu tragen beginnen wird, wann gute Berufe kommen werden; nur das glaube ich, daß Gott es eines Tages segnen wird.

Beten Sie stets viel für uns, teure Schwester, wir tun es gern für Sie, damit Sie ganz zur Ehre Gottes und in der Nächstenliebe leben möchten. Ich freue mich zu hören, daß es Ihrem Gatten besser geht und daß Sie fest entschlossen sind, etwas mehr für sich zu bleiben. Ja, widmen Sie sich der Welt, soweit es die Liebe und der Anstand erfordern, aber im übrigen gehören Sie ganz Ihrer Familie, Ihrer Häuslichkeit; trachten Sie, diese Häuslichkeit zu lieben und Ihr Glück darin zu finden.

Wir werden also für Ihre lb. Tochter beten, damit Gott ihre gerechtfertigten Wünsche erfülle und ihr Kinder schenke, die einst Heilige werden; Kinder, welche die Frucht des Gebetes sind, werden gewöhnlich der Ruhm und die Freude ihrer Eltern.

Wir haben bereits einige recht trostvolle Zeremonien begangen: zwei Taufen von Erwachsenen, einige Erstkommunionen. Alle Tage geht es einen Schritt näher zum Ziel. Preisen Sie Gott dafür.

Meine Gesundheit hält; seit einiger Zeit lebe ich wieder nach der Regel und ich bin dabei glücklich.

Leben Sie wohl, teure Schwester; Gott wollte es nicht, daß ich Frl. Monavon längere Zeit sähe; aber die wenigen Augenblicke, die ich mit ihr verbrachte, haben mich erfreut.

Ich bin im Herrn vereint Ihr ergebenster

Eymard, S. S.S.

An Frau Jordan,

rue de Castries 10,

Lyon (Rhône)


Nr.0639

An Marg. Guillot

Alles aus Liebe zu Jesus in der Hostie.

Paris, 13. Dezember 1856.

Teure Tochter, ich möchte Ihnen ankündigen, daß wir am Sonntag in der Oktav von Weihnachten in unserer Kapelle die Generalversammlung der Nächtlichen Anbetung von Paris, die aus mehr als 200 Mitgliedern besteht, abhalten werden.

Dann werden wir am 6. Jänner, Tag der Hl. Drei Könige, am Fest der Erscheinung des Herrn, zum erstenmal die feierliche Aussetzung vornehmen. Oh, welch ersehnter und im voraus gepriesener Tag! Es scheint mir, daß an jenem Tag Unser Herr von seiner Familie und von seinem Haus auf immer Besitz ergreifen wird; Sie werden sich mit uns vereinigen, nicht wahr? Und wir werden uns mit Ihnen vereinigen.

Bei uns gibt es für den Augenblick nichts Neues; es herrscht immer dieselbe Situation, dieselbe Einsamkeit, eine glückliche Zurückgezogenheit! Wie nötig hatte ich sie doch! Und wie gut ist Gott, sie uns geschenkt zu haben trotz unserer Armseligkeit! Wieviel heilsame Überlegungen! Wieviel neue Einblicke und notwendige Erfahrungen! Sicherlich ist das, was man in der Welt als Zurücklassen und Unfruchtbarkeit betrachtet hat, für uns zur auszeichnenden Gnade geworden.

Zwei gute Priester haben uns geschrieben, daß sie gegen Ende Dezember zu uns kommen werden. Werden sie kommen? Ich wage es kaum zu hoffen.

Zwei andere sollen Ende Jänner zu Exerzitien eintreffen. Wenn Gott es will, wird alles so geschehen, denn der Dämon unternimmt das Unmögliche, um alles aufzuhalten und zu hemmen.

Wir machen uns nun Gedanken über die Kerzenbeleuchtung der Aussetzung, die sehr aufwendig ist. Wir bezahlen hier 58 Sous für ein Pfund Wachskerzen.

Ich möchte gerne wissen, wieviel Herr Coste, Stearin- und Kerzenfabrikant, Kai des erzbischöfl. Palais, Haus von Frau Galle, für ein Pfund Kerzen aus reinem Wachs verlangt, zu welchem Preis er sie an die Sühneanbetung von Lyon verkauft. Es gibt Kerzen mit verschiedener Dicke: zu 4 das Pfund, zu 5, zu 6 und vielleicht zu 8; bitte haben Sie die Güte, sich darüber zu vergewissern und wieviel die Sühneschwestern für die Kerzenbeleuchtung pro Tag ausgeben, falls es Ihnen möglich ist.

Man hat mich ersucht, in Fourvière eine Messe feiern zu lassen. Tun Sie mir den Gefallen, sie zu jenen geben zu lassen, die Sie bereits haben; und mühen Sie sich um Gottes willen nicht mit dem Paket ab, das Sie uns vorbereiten ......................................................... .................................................... 2 Zeilen gelöscht .............................................................

ich bitte Sie.

Was tun Sie eigentlich? Wie geht es mit Ihrer Gesundheit? Bald haben wir den Neujahrstag; plagen Sie sich nicht noch ab mit all diesen Besuchen.

Ich überlasse Sie alle der Gnade Unseres Herrn in seinem Herzen.

Eymard.


Nr.0640

An Frl. v. Revel

Geprägter Stempel der Kongregation: Monstranz, unter dem Knauf: IHS; auf dem Globus, dem die Monstranz aufliegt: S o c i e t a s (horizontal) S a n c t i s s i m i S a c r a m e n t i (gekrümmte Linie, deren Zentrum über dem Knauf liegt; das Ganze formt ein Oval. Dieser Stempel findet sich in den Briefen Nr. 20-22 und 26.

Alles aus Liebe und zur Ehre Jesu in der Hostie

Weihnachten 56.

Gnädiges Fräulein und teure Schwester im Herrn!

Ich habe Ihren letzten Brief wie alle anderen erhalten, aber mit einer neuen Sorge: daß Sie nämlich ein Leiden getroffen hat, und zwar ein recht unangenehmes Leiden. Es scheint mir jedoch, daß diese Flüssigkeit leicht abzuleiten wäre und sogar ohne gewaltsame Mittel - und sollte dann der lb. Gott auch noch dieses Opfer verlangen, so sei er dafür gelobt und gepriesen! Leider, teure Schwester, wir befinden uns auf dem Weg zur Ewigkeit; und um diesen Weg in Frieden zu gehen, lassen wir die Welt liegen und dienen wir Gott allein; die Welt! Ach, wie sind wir doch kindisch, daß wir uns sosehr mit ihr beschäftigen, ist sie doch ein Phantom, wie der hl. Paulus sagt, oder besser: ein Hindernis und oft ein Feind. Wie gütig ist doch der lb. Gott, teure Schwester, daß er Sie befreit hat, daß er Sie ganz für sich bewahrt hat. -

Ich bin sehr froh darüber, daß Sie sich mit der Organisation der Ewigen Anbetung in Ihrer Pfarre beschäftigen. Dort segne ich Sie ganz besonders. Dies ist der direkte Dienst am göttlichen Meister.

Sollte sich wieder ein derartiges Gespräch über die Nächstenliebe ergeben, so hören Sie es an, als hörten Sie sich das Gespräch eines Fieberkranken an, und ermüden Sie sich nicht sosehr - und vor allem verwirren Sie sich nicht. Im Falle einer Verwirrung müssen Sie darüber hinweggehen, das ist kürzer und sicherer. Ja, die Nächstenliebe zu allen, der Frieden soviel wie möglich, aber die Ruhe in Gott allein.

Fräulein Guillot wird sich gewiß freuen, daß Sie ihre Stellvertreterin sind. - Dieses gute Fräulein braucht Hilfe, leidet sie doch immerfort - Gott hat sie gerne am Kreuz. -

Ich habe am Dienstag die Novene für Ihren teuren Bruder begonnen; ich mag es, für diesen teuren Sohn zu beten. - Ich bin zuversichtlich, daß ihn Gott in seiner Barmherzigkeit zu sich genommen hat; - er verdankt Ihnen seine Krone.

Den Überschuß habe ich für die Aussetzung verwendet; es wird mir eine Freude sein, Sie rund um den guten Meister vertreten zu sehen.

Am 6. Januar, am Fest der Epiphanie, werden wir unsere 1. Aussetzung starten. - Was für ein schöner Tag! Welches Glück! Vereinigen Sie sich mit uns! Trotz allem hat die göttliche Liebe Farben oder fremdartige Namen, sie ist nur Feuer.

Ich werde fleißig für Sie beten.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard

(Namenszug=vielleicht: SSS)

P.S. Nehmen Sie meine ersten Wünsche zum Neuen Jahr entgegen. Ich wünsche für Sie

eine große Liebe Gottes in der Eucharistie. - Sie ist der angefangene Himmel.


Nr.0641

An Frau Tholin

Alles aus Liebe und zur Verherrlichung Jesu in der Hostie.

Weihnachten 1856.

Teure Schwester!

Sie liegen also krank zu Bett! Ja, was denn! Sollten Sie etwa gar daran denken, heimzufliegen an den Ort ewiger Liebe? Dazu ist es noch zu früh; Sie müssen zuerst noch das göttliche Feuer um sich herum anzünden; ein bißchen töricht werden aus Liebe zum eucharistischen Heiland und in seinem Dienste. Der gute Meister mache Sie gesund! Und senden Sie mir Nachricht von Ihnen...

Und nun eine Botschaft, die Sie freuen wird. Am 6. Jänner, Fest der Erscheinung des Herrn, wird unsere erste Aussetzung stattfinden! Welche Freude! welches Glück! Endlich wird der göttliche König seinen Thron besteigen, und wir werden unseren Hofdienst antreten, das Amt seiner Leibwache. Danken Sie ihm an unserer Stelle, liebe Schwester, denn meine Seele ist betrübt, es nicht besser tun zu können. Und dann hat Kalvaria an mir kein so recht großmütiges Opferlamm und doch: was ist schöner, als sich hinzuopfern für Jesus? - Ja, gehen Sie nach Saint-Chamond, versuchen Sie es! Aber dort ist die Frömmigkeit etwas schwach und in gewissem Sinn wenig gefördert. Sie müssen zu P. Germain gehen, um mit seinen Mitgliedern des III. Ordens zu beginnen.

Ich meinerseits kenne niemanden namentlich; somit ist es mir unmöglich, Ihnen Anbeterinnen anzugeben, außer die Oberin der Kongregation der Fräulein, die sich gegenüber dem Pfarrhaus von St. Peter befinden.

Wie bedauere ich es, daß Sie keinen kleinen Kern von Anbeterinnen in Amplepuis haben! Versuchen Sie, einen solchen aufzubauen. Viel Segen für alle Ihre Kinder! Erbitten Sie unsere eucharistischen Neujahrsgeschenke; ich übergebe Ihnen täglich die meinen am Altare.

In Jesus Christus verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, S. S.S.


Vorhergehende Briefe

Index Briefe Bd. 2 / Index Französisch / Index Eymard