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Nr.0281

An Frl. Stephanie Gourd

Alles für Gott allein.

19. Oktober 1851.

Meine Tochter, ich möchte mit einigen Zeilen Ihren lb. Brief beantworten. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß ich ihn mit größtem Interesse gelesen habe. Sie kennen all das Gute, das ich Ihrer Seele wünsche und wiesehr ich möchte, daß sie ganz dem göttlichen Bräutigam gehöre. O ja, gehören Sie ganz Unserem Herrn, wie er ganz für Sie da ist. Keinen Vorbehalt in der Hingabe, keine Geteiltheit im Herzen, kein anderes Zentrum als sein anbetungs- und liebenswürdiger Wille.

Wenn man diesen guten Jesus richtig kennt, kann man ihn dann mit irgendetwas vergleichen? Und wenn man die Wonnen seiner Liebe verkostet hat, kann man dann noch ohne IHN leben? O nein, niemals, man wäre zu unglücklich! Wie glücklich sind Sie doch, meine lb. Tochter, für diesen guten Meister dazusein und stets ihm gehören zu wollen! Diese Wahl ist mehr wert als alle Kronen und die schönsten Stellungen in der Welt. Derjenige ist sehr reich, für den Jesus sein höchstes Gut bedeutet. Aber Sie sind nicht mit sich selbst zufrieden, die Betrachtung läßt Sie unfruchtbar, kalt; sie bleibt fruchtlos; der Gedanke an Gott ist Ihnen nicht geläufig, die Eigenliege sagt Ihnen den Krieg an: dies sind große Armseligkeiten; und dieses Elend wird Sie während des ganzen Lebenslaufes durch die Wüste begleiten. - Was tun dagegen?

Korrigieren, was unvollkommen ist, und demütig die Auswirkungen der Demütigungen ertragen. Wissen und bekennen vor Gott und Ihnen selbst, daß Sie voll von Eigenliebe sind, daß sie Ihre natürliche Eigenschaft ist, daß Sie den lb. Gott wenig lieben und daß Sie in seinem hl. Dienst wenig eifrig sind; sich bedecken mit all diesen Lumpen gleichsam als Zeichen Ihrer Armut, und sich so mit vollem Vertrauen Gott vorstellen: dann werden Sie das Schlechte in Gutes verwandeln und Gnade finden vor diesem Gott der Güte, der seine Blicke des Wohlgefallens auf dem schwachen und armen Kind ruhen läßt und es bis zu seiner bevorzugten Liebe erheben möchte.

Gewöhnen wir uns, meine lb. Tochter, aus unseren Fehlern selbst das Heilmittel zu ziehen, das sie korrigieren soll. Man darf nicht mit den Fehlern in Frieden leben, wohl aber in der Demut im Frieden leben; der lb. Heiland sagt: "Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen."

Zu Ihrer Meditation: wenn Sie feststellen, daß sie immerfort verschwommen ist, und sich Ihre Fähigkeiten damit nicht beschäftigen, dann wechseln Sie den Betrachtungsstoff. Wenn Sie sich in einer alltäglichen Verfassung befinden, so halten Sie eine übliche Betrachtung aus der N a c h f o l g e C h r i s t i; aber sie soll wenigstens bezüglich des Kapitels oder gar des Verses vorbereitet sein.

Wenn Sie sich in einer außergewöhnlichen Verfassung befinden, dann wählen Sie einen Betrachtungsstoff, der Ihrem Zustand entspricht, so z. B. in der Trostlosigkeit das 21. Kapitel des ersten Buches, das 9., 11. und 12. Kapitel des 2. Buches.

In der Abneigung gegen das Opferbringen: die Kapitel über die Liebe, die drei Kapitel über den Himmel: 47, 48 und 49.

Bei Zerstreuungen: das 1. Kapitel des zweiten Buches; die ersten Kapitel des dritten Buches.

Man darf unsere Seele in diesen verschiedenen Verfassungen nicht behandeln wie einen Kranken, dem alles widerwärtig ist. Der große Vorsatz, der gefaßt werden muß, lautet: unverzüglich und aus Liebe die Opfer der Entsagung bringen, die der lb. Gott von uns tagsüber verlangt, und zwar gleich, wenn er sie uns zeigt.

Dann müssen wir nur eines tun: uns bereithalten für den Zeitpunkt des Opfers, oder besser: uns ständig bereithalten, Gott zu sagen: Mein Herz ist bereit, o Gott, in allem dienen hl. Willen zu erfüllen. Aber diese Wachsamkeit muß frei, ohne Versklavung und ohne Verspannung sein; es ist die Wache der Liebe; und die Liebe ermüdet nicht; sie wacht, wenn man schläft, und sie wacht, wenn man arbeitet.

Seien Sie zu Ihrer guten Mutter immer gleich. Seien Sie stets ein ganz kleines Mädchen in Ihren Herzensbeziehungen, u. zw. so innig, daß Sie nicht einmal das Bedürfnis spüren, ein anderes Freundesherz zu brauchen. Es ist nur verdienstvoll und gut, wenn Sie Ihr Herz offenbaren.

Oh, preisen Sie Gott, daß Sie eine solche Mutter haben! Sie ist für Sie mehr wert als alle Klöster und sämtliche Ordensfrauen auf der Welt.

Beten Sie für mich immerfort, meine Tochter. Es gibt in der geistigen Einheit mit Gott keine Entfernung; und selbst die Entfernungen verstärken sogar die Beziehungen in seiner göttlichen Liebe.

Ich überlasse Sie seiner göttlichen Gnade.

Eymard.


Nr.0282

An Frl. Ant. Bost

Alles für Gott allein!

21. Oktober 1851.

Liebes Fräulein Antonia!

Ihre kurzen Zeilen haben mich recht im Herrn gefreut. Sie wollen weiter für mich beten. Sie wollen den göttlichen Bräutigam Ihrer Seele stets lieben und ihm treu dienen. Er allein soll allzeit über Ihr Herz herrschen: welch ein Glück!

Ich glaube, unser guter Meister wird dieses Herz immerfort mehr und mehr reinigen, um es stets inniger mit sich zu vereinen.

Lassen Sie ihn nur arbeiten. Er wird nur die fremden Bestandteile ausscheiden, die dem Golde beigemischt sind, auf daß es ganz rein werde.

Denken Sie daran, daß die Leiden des Herzens das Feuer der göttlichen Liebe sind. Ja, lieben Sie Ihre gute Schwester, Ihre teuern Eltern - aber in der Liebe Gottes. Sie lieben Jesus treu in all den Zuständen seiner Liebe; sind Sie traurig und trostlos, so vereinigen Sie sich mit Jesus in seiner Trostlosigkeit - aber bei allem wachse die Liebe mehr und mehr.

Meine ergebensten Grüße an die vorzügliche Schwester Frau v.Chatelux; wenigstens im Himmel werde ich Sie wiedererkennen. Ihr Besuch war kurz.

Leben Sie wohl, lb. Fräulein. Seien Sie stets gelassen in Ihren Wünschen, friedlich in Ihren Leiden, sanft nach außen und noch sanfter in Ihrem Inneren.

In Jesus und Maria verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard.


Nr.0283

An Frau Franchet

Alles für Gott allein.

21. Oktober 1851.

Ich möchte Ihnen für Ihr Gedenken danken, meine Tochter, warum setzen Sie mich immer in diese Pflicht? Ich erkenne darin immerfort Ihr gutes Herz; wie auch immer, der lb. Gott möge es Ihnen vergelten, ich bin dazu nicht imstande.

Ich konnte Ihnen nicht früher schreiben, ich war von tausend Dingen beansprucht, daß ich kaum aus dem Wasser komme; aber wenn ich auch nicht geschrieben habe, so habe ich doch gebetet und bete immerfort für meine arme Tochter, die trostlos ist und gekreuzigt wird, die aber dennoch stets für Gott und seine heilige Liebe lebt.

Sehen Sie: es gibt Seelen, die nur auf dem Weg des Leidens Gott ganz gehören können, und die nur durch das Band des Kreuzes mit ihm verbunden werden; nun ist dies Ihr Anteil im Leben der göttlichen Liebe. Gott hat ihn für Sie bereitgestellt; nehmen Sie ihn aus seiner schönen und liebenswürdigen Hand; dieser Weg ist manchmal blutig, aber er ist groß, edel und großer Seelen würdig. Eine Seele, die Gott liebt, braucht Opfer und Leiden; sonst würde ihre Liebe, alleingelassen und dieser Tat beraubt, die Seele allzusehr leiden lassen; außerdem lösen sie diese Qualen vom alten Menschen und legen sie frei, sie lassen sie nach der Heimat lechzen, sie lassen sie den gekreuzigten Jesus an ihr Herz drücken und ihn ihren Gott und ihr Alles nennen.

Nur Mut, meine Tochter! Sie haben Jesus bereits bis zum Ölgarten, bereits bis auf halbem Weg zum Kalvarienberg begleitet; steigen Sie nicht wieder herab, steigen Sie vielmehr immer weiter hinauf. Das Leben, der Tod, das Begräbnis, die Auferstehung, alles geschieht auf dem Kalvarienberg.

Ich bin Ihr Kreuz gewesen; der lb. Gott hat es gewollt. Sagen Sie: ach, Gott sei Dank für alles, er ist noch bei mir!

Ich komme zu den Einzelheiten Ihres Briefes:

  1. Bezüglich eines Seelenleiters in Ihrer Nähe: ich wünsche Ihnen jemand, der Sie kennt und der Ihnen alles Gute erweist, das ich Ihnen gewiß wünsche; wenn Unser Herr Ihnen in vielen Dingen genügen könnte, wäre er der beste; aber manchmal will er, daß man sich bei einem Ananias verdemütigt.
  2. Bezüglich der heiklen Sache erinnere ich Sie an das, was ich Ihnen bereits gesagt habe: beunruhigen Sie sich nicht darüber und ermüden Sie insbesondere nicht dadurch Ihr Gewissen; in meinen Augen sind Sie krank.
  3. Hinsichtlich Ihres guten Karl: seine Gesundheit zuerst, armes Kind! Es ist sehr einsichtig; es ist gewiß Ihr Trost; sagen Sie ihm einen schönen Gruß von mir. Sie beten also für mich, wie danke ich Ihnen dafür! Ich habe es nötig. Und Sie haben mir nichts berichtet von meinem lb. Dritten Orden. Seien Sie ihm stets treu und ergeben! Aber ich möchte mit Ihnen schimpfen! Was! Unser Herr sagt Ihnen: Arme Tochter, du bist unglücklich und leidend, komm zu mir und ich werde dich trösten! Und dann gehen Sie nicht hin und kommunizieren nicht mehr! Also so was! Nehmen Sie diesen Gehorsam wieder auf und gehen Sie zur Kraft und zur göttlichen Quelle.

Ich überlasse Sie der Gnade Gottes und segne Sie

Eymard.

P.S. Ich habe vergessen, Ihnen zu sagen, daß es mir gutgeht und daß ich viele Gelegenheiten zu Verdiensten hätte, wenn ich ich sie auszunützen wüßte.

Bitte überbringen Sie Ihrem guten Gatten meine brüderliche Hochachtung.


Nr.0284

An Frau Tholin

Alles für Gott allein.

La Seyne-sur-Mer (Var), 20. Oktober 1851.

/In Band I, S. 124, steht der 20. Okt. als Datum. Aber Troussier führt den Brief in seiner chronologischen Liste unter dem 22. Okt. an; aber in seiner alphabet. Aufstellung unterstreicht er auch 22., ohne Erklärung./

Gnädige Frau!

Ich habe Ihren Brief vom 1.(d.M.) erhalten; ich brauche Ihnen nicht zu sagen, welche Freude im Herrn er mir bereitet hat. Ich habe ihm dafür recht innig gedankt und Sie dafür gesegnet, ebenso Ihre lb. Schwester. Ich war bis zum heutigen Tag mit der Organisation des Hauses arg beschäftigt, das mir der hl. Wille anvertraut hat; es hat mich viel gekostet, nicht sofort Ihren Brief beantworten zu können; aber Ihre Milde wird mir sicher vergeben, ein anderes Mal werde ich prompter antworten.

So bin ich nun hier, weit entfernt von meinen Töchtern in Jesus und Maria. Ich habe dieses Opfer, das Gott gewollt hat, gebracht - und bringe es noch jeden Tag, indem ich alle Töchter beim heiligen Opfer diesem guten Erlöser darbringe; im Geiste besuche ich sie oftmals und segne sie, und Sie wissen, daß Sie eine der Ersten bei mir sind.

Nun zu Ihrem Brief. Sie können mir über Ihr Inneres schreiben, und wenn Unser Herr mir einiges Licht betreffs Ihrer Seele gibt, werde ich es Ihnen mitteilen. Was einen Seelenführer in Lyon betrifft, so wüßte ich im Augenblick nicht, wen ich Ihnen nennen sollte. Beten Sie!

Was das Werk der Vereinigung zur Anbetung des Hlst. Sakramentes angeht, so kann ich Ihnen am besten mit der Nachricht antworten, daß ich für mich die Stunde 9-10 Uhr wähle. Zwei Marineoffiziere, gute Diener des Herrn, wollten auch eine Stunde haben: Herr de la Sachette und Herr Lacroix. Ja, ja, verbreiten Sie dieses Feuer über die vereisten Herzen; fachen Sie ihn an, den erlöschenden Funken in all den erschlafften Seelen! Nichts verlangt Unser Herr so sehr.

Das Manuskript, welches Sie mir geschickt haben, ist in Ordnung; ich sehe darin nichts, was ich hinzufügen oder streichen sollte. Um sich zusammenzuschließen, bedarf es keiner Genehmigung; nachdem man es aber offenbar wünscht, möge dafür Frau de Pomey beim Herrn Kardinal vorstellig werden; sie ist im vorhinein sicher, daß sie gut aufgenommen und ermutigt wird. Die Verehrung des Hlst. Sakramentes ist die bevorzugte Frömmigkeitsübung des Kardinals.

Ich habe oft nachgedacht, welches Heilmittel der allgemeinen Gleichgültigkeit abhelfen könnte, die in so erschreckender Weise sich so vieler Katholiken bemächtigt, und ich finde nur ein einziges: die Eucharistie, die Liebe zum eucharistischen Heiland. Die Abnahme des Glaubens kommt zuerst von der Abnahme der Liebe; die Finsternis entsteht da, wo das Licht ausgeht; die eisige Kälte des Todes da, wo es am Feuer fehlt. Ach! Jesus hat nicht gesagt: Ich bin gekommen, die Enthüllung der erhabensten Geheimnisse zu bringen; sondern vielmehr: "Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu bringen, und was will ich anders, als daß es brenne?" Entzünden Sie dieses Feuer in Ihrer ganzen Umgebung, gnädige Frau, und Sie werden das Herz Unseres Herrn erfreuen. Folgen Sie immer getreu dem inneren Antrieb der Gnade; lassen Sie sich von Unserem Herrn leiten wie ein Kind, ohne einen anderen Wunsch, als ihm zu gefallen - überzeugt, daß Sie nichts anderes zu tun haben werden, als Unserem Herrn, der Ihnen stets vorangeht, nachzufolgen, - als Ihre Füße auf die göttlichen Spuren der seinen zu setzen.

Beten Sie für mich, gnädige Frau, ich habe es nötig; erbitten Sie für mich den Geist der Weisheit und der Liebe zu Unserem Herrn.

In seiner göttlichen Liebe verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard, P.M.

P.S. Im Pensionat von La Seyne-sur-Mer (Var).


Nr.0285

An Herrn Creuset

T. P. D. S.

(Alles für Gott allein).

La Seyne-sur-Mer, 6. November 1851.

Lieber Freund und Bruder in Maria!

Ich möchte Ihnen danken für Ihren Brief und Ihnen meine große Freude ausdrücken, die er mir bereitet hat. Sie erzählen mir von diesem guten Dritten Orden; welche Wonne für mich! Ich habe ihn so geliebt und liebe ihn noch immer, vor allem, weil ich seinen guten Geist sehe. Halten Sie daran stets fest, indem Sie geistliche Bande der Brüderlichkeit unter seinen Mitgliedern knüpfen und ihn immer an dem Stamm des Mutterhauses versammeln. Eines Tages wird ein Tertiare Mariens über seine Bezeichnung sehr glücklich sein.

Teilen Sie die Wohnviertel so ein, daß man eine Nachricht prompt mitteilen kann, wenn solche mitgeteilt werden sollen. Es wäre wohl wünschenswert, daß sich die Mitglieder untereinander kennen; P.Lagniet wird Ihnen den Katalog aller Mitglieder geben. Die Anschriften werden Sie vervollständigen. Herr Carrel wird Ihnen die seine und jene von Herrn Berger übermitteln; Herr Gaudioz wird Ihnen jene der Herren Bron und Bouru geben; und Herr Givemaud einige andere.

Ich habe den Rat ergänzt und kenne allzugut den Einsatz und den guten Geist aller ernannten Brüder, als daß sie ihren Dienst für die hlst. Jungfrau verweigerten.

Und Sie, lb. Freund, schätzen Sie sich glücklich, dieser guten Mutter zu dienen; sie wird es Ihnen schon in diesem Leben hundertfach vergelten, darin bin ich zuversichtlich. Ich freue mich, daß ich Sie zum Novizenmeister ernannt habe; dies wird Sie verpflichten, noch mehr für jene zu tun, die Ihnen die hl. Jungfrau anvertraut und Sie sagen lassen: gib und ich werde geben. - Schreiben Sie mir und Sie tun mir damit den größten Gefallen. Entbieten Sie bitte meine hochachtungsvollsten Grüße an Ihre gute Gattin. Ich bete sehr gerne für Ihre Familie.

Adieu, lieber Freund, Unser Herr möge Sie allzeit in seiner heiligen Liebe bewahren.

Ihr ergebenster

Eymard, S.M.

An Herrn

Creuset,

Bellecourstraße 13,

Lyon.


Nr.0286

An Marianne

T. P. D. S.

(Alles für Gott allein, A.d.Ü.)

La Seyne-sur-Mer (Var), 7. November 1851.

Liebste Schwestern!

Ihr werdet Euch wohl darüber beklagen, daß ich Euch nicht schreibe; und mit Recht. Wirklich, ich weiß nicht, wie die Zeit verrinnt. Alle Tage nehme ich mir vor: also! Heute schreibe im ersten freien Augenblick deinen Schwestern! Und dann kommt dieser elende Augenblick nicht. Es ist wahr, daß ich bis jetzt über den Kopf hinaus zu tun gehabt habe. Ich hatte ein und beinahe ein zweites Haus gleich zu organisieren, und zwar ein Haus, in dem mehr als 100 Leute zusammenwohnen. Indes beginnt die Sache jetzt zu laufen.

Meine Abreise von Lyon hat Euch vielleicht betrübt, vor allem wegen des Drittordens. Was tun? Sich dem hl. Willen Gottes, der alles geregelt hat, unterwerfen.

Es war nicht der Wunsch von mir, in den Süden zu gehen; da es aber der lb. Gott gewollt hat, fühle ich mich sehr wohl. Es ist ein so schönes Land mit einem so milden Klima!

In diesem Augenblick habt Ihr vielleicht Schnee und eine beißende Kälte; wir aber brauchen hier noch keinen Ofen; aber überall, sagt man, sind die Steine hart, und die Welt ist ein großer Kalvarienberg. Glücklich jener, der hier für Jesus und mit Jesus zu leiden weiß.

Ich habe Neuigkeiten aus Lyon erhalten. Der Drittorden hält sich und entwickelt sich; das macht mir Freude, weil man schlußendlich das Werk Gottes und nicht die Tätigkeit des Menschen sehen muß.

Die guten Fräuleins Guillot haben stets ihre kleinen Kreuze zu tragen, aber sie tragen sie mutig.

Auch Ihr, meine lb. Schwestern, habt Eure Kreuze, und ziemlich schwere sogar; tragt sie geduldig mit Unserem Herrn.

Soeben habe ich Euren Brief gelesen. Ich verdiene wohl die Vorwürfe, die Ihr mir macht und sie werden mir von allen Seiten gemacht, weil ich zur Beantwortung keine Zeit fand.

Ängstigt Euch aber nicht um mich, es geht mir gut; es herrscht ein ausgezeichnetes Klima, denn es kommen Kranke hierher, um den Winter zu verbringen. Zudem werde ich es hier etwas ruhiger haben als in Lyon. Ich werde fleißig für La Mure beten, für den Erfolg des Jubiläums, denn man liebt seine Heimat immerfort. Die Leute von La Mure sind gut. Ich glaube, man wird den guten Pater Ducourneau hinsenden; er wird dort viel Gutes tun.

Nun also, seid stets fest mit Unserem Herrn vereint; er möge Euch schützen in seiner heiligen Gnade.

In seiner Liebe bleibe ich, teure Schwestern,

Euer Bruder

Eymard, p.m.

P.S.- Ich werde nach Lyon schreiben für den Sohn Reymond; lb. Grüße an diese gute

Familie, ebenso der Familie Fayolle.

An Fräulein Eymard Marianne,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0287

An Frl. Agarithe Monavon

La Seyne, 11. November 1851.

Gnädiges Fräulein!

Danke für Ihren lb. Brief. Ich lache noch immer über die Begegnung der Vorsehung; diese war nötig, um zu wissen, daß wir noch auf Erden sind, denn, obwohl Nachbarn, sieht man sich kaum alle sechs Monate.

Dann möchte ich von Zeit zu Zeit Ihre Nachrichten; denn ein Wort in Eile oder aufrecht vor dem Kamin ist schnell geschrieben. Ich danke dem lb. Gott für dieses ganze Abenteuer. Ich suchte, ich verwarf, nun ruhe ich in Frieden und Zuversicht; ich habe die Person gefunden, die der Himmel wollte; das ist ganz sicher; man würde meinen, alles ist dafür getan worden. Kurz: das ist Ihre Sendung; Sie müssen sie erfüllen; das wird vielleicht die schönste Blume zur Ehre Gottes, die durch Sie entstanden ist.

Einige Marineoffiziere haben meine Notizen gelesen und darüber nachgedacht, zur Zeit liest sie Hochwürden Marin, der Seelenführer von Herrn Marceau; und sobald er sie beendet hat, werde ich sie Ihnen mit der Kutsche schicken.

Es ist ganz sicher, daß ich es gerne sehen würde, wenn Sie Frau Jordan darüber berichten, wenn Sie es wollen; das wird ihr wohltun; zudem besitzt sie ein so gutes Urteilsvermögen, und Sie geben ihr auch eine Beschäftigung.

Diese gute Dame und Landsmännin hat mir schon zweimal geschrieben. Das ist wohl jene Dame, die ich am meisten bedauerte, wenn mich der lb. Gott nicht mit ihrer Frömmigkeit und Treue, ihm zu dienen, tröstete.

Ich bete noch für Fräulein B... Ihre Krankheit ist eine Gnade Gottes. Gott will sie ganz für sich; möge sie sich ganz seiner Liebe schenken; das ist mein Gebet, und vielleicht wird ihr Gott alles zurückgeben.

Sie sind also auch arm, gnädiges Fräulein! Oh! Gott sei dafür tausendmal gepriesen! Seien Sie so recht arm! Dienen Sie diesem guten Meister mit der Armut des Geistes und des Herzens. Die geistliche Armut ist die Kraft und der Reichtum der Braut Unseres Herrn, sie ist ihre Mitgift.

Adieu, gnädiges Fräulein, ich gehe zur Meßfeier und bete für Sie, für Ihre Kinder und für Ihre Arbeit.

In Jesus und Maria verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, P.M.


Nr.0288

An Herrn Jos.-Aug. Carrel

Alles für Gott allein.

La Seyne-sur-Mer (Var), 13. November 1851.

Teurer Freund und Bruder!

Nun bin ich ganz für Sie da; bis jetzt hatte ich den Kopf überfüllt mit Dingen und habe daher etwas zugewartet, um Ihnen mit mehr Ruhe zu antworten. Ach, lieber Freund, das Leben ist nur ein Durchgang, ein glücklicher Durchgang, wenn wir dabei mit Unserem Herrn Gutes tun; oder das Leben besteht vielmehr in einem unablässigen Abschiednehmen. Aber wenigstens im Himmel gibt es das ewige Leben mit Gott und in Gott. Aber wie gut ist doch der lb. Gott, daß er uns sein Herz und seine Liebe als Zentrum unserer Zuneigung zu unseren Brüdern schenkt und das Band der Einheit und des Lebens unserer Herzen ist! Das ist es, lieber Freund, was die Entfernung zwischen uns aufhebt.

Und mein armer Dritter Orden? Ja, es hätte mich viel gekostet, wenn ihn nicht vorher der lb. Gott durch seinen Stellvertreter auf Erden gesegnet hätte, wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, seine kanonische Errichtung zu erleben. So ist er also gegründet durch die Hand, welche für die Ewigkeit gründet. Und Sie, guter Bruder, sind sein erster Stein, der erste Apostel. Die hl. Jungfrau weiß es und hat es in ihr Herz geschrieben: dies soll Sie trösten. Unterstützen Sie nun fest Ihr Werk; es handelt sich nicht mehr um eine Angelegenheit von Menschen, sondern es ist ein Gotteswerk.

Nun komme ich zu den Einzelheiten Ihres Briefes:

  1. Die hl. Theresia hat vorzügliche Ratschläge für die Vollkommenheit; aber ich möchte der gnädigen Frau für den jetzigen Zeitpunkt, ohne ihr das Werk der hl. Theresia zu verbieten, doch die Werke von Lombez raten; seine "A b h a n d l u n g ü b e r d e n i n n e r e n F r i e d e n", den Traktat von Rodriguez "Ü b e r d i e Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t d e m W i l l e n G o t t e s", sowie die "T ä t i g k e i t d e r L i e b e U n s e r e s H e r r n" vom hl. Liguori. Ihre Gattin benötigt es, durch die Sammlung, die Ruhe und das Schweigen der göttlichen Liebe zum lb. Gott zu gehen. Was Sie an Skrupel an ihr festgestellt haben, ist eine Vorbereitung der Gnade, die Reinigung der Seele. Ich danke tief Unserem Herrn für das, was er in ihr wirkt, sie verdankt diese kostbaren Gnaden ihrem leidgeprüften Leben. O gesegnete Leiden, die uns in so göttlicher Weise mit Jesus vereinigen! Indes handeln Sie richtig, um Ihre Heilung zu bitten; es ist oft der Beweis dafür, daß Gott eine Gnade gewähren will, wenn er uns das Vertrauen eingibt, sie mit Inbrunst zu erflehen.
  2. Für Sie, lb. Bruder, ist die Kommunion so nötig, wie die Atmung für die Lungen. Kommunizieren Sie, um zu lieben, - kommuniziren Sie mit Liebe - kommunizieren Sie, um noch mehr zu lieben. "Bittet und ihr werdet empfangen..." Sie geben alle Tage soviel vom Leben aus, Sie benötigen es, dieses Leben ohne Unterlaß an der göttlichen Quelle zu erfrischen und zu vermehren.
  3. Beten Sie viel für Ihren Seelenleiter, damit ihn der lb. Gott in Ihrer Leitung erleuchte; aber, lb. Freund, nehmen Sie einen Seelenleiter in den Dienst und seien Sie nicht sein Sklave, das heißt: er möge Ihnen helfen, die Gnade Gottes in Ihnen zu erkennen, zu befolgen und zu vervollkommnen.

Sie erzählen mir vom Tod und vom Himmel. Noch nicht, lieber Freund! Wir müssen in uns alles abtöten, was noch nicht geistig ist; wir müssen das Reich Gottes auf Erden aufrichten; es ist mehr wert, ein erobernder Apostel als ein Jünger auf dem Tabor zu sein.

Lesen Sie gut die kleine "A b h a n d l u n g ü b e r d a s G e b e t" vom hl. Liguori: sie ist ein köstliches Mahl. Lesen Sie ein wenig, beten Sie viel und lieben Sie immer.

Adieu, lieber Freund! Meine Grüße an die Frau Gemahlin, Ihre ganze Familie und an Herrn Geoffray.

Ich verbleibe stets im Herrn

Ihr ergebenster und geneigter

Eymard, P. M.

P.S.- Sobald Sie nach Tarare und Amplepuis gehen, grüßen Sie mir die Schwestern.

Ich werde Ihnen Ihre Kreuze schicken.


Nr.0289

An Frl. v. Revel

La Seyne, 13. November 1851.

Verehrtes Fräulein!

Sind Sie im Himmel oder nahe daran, dorthin zu gehen oder ganz einfach krank? Es kommt nichts mehr; nun gut, dann fange ich an, besser gesagt, um Ihren Gedanken loszuwerden, der mich überall verfolgt und den ich dem lb. Gott schicke mit einem Gebet für Sie und für Ihre Bedürfnisse.

Wie gütig ist doch der lb. Gott! Als ich in Lyon nichts mehr zu tun hatte, schickte er mich ans Meeresufer in eine unbekannte und halbwilde Gegend - von den dortigen Sitten wage ich gar nicht zu reden.

Man leidet hier, wenn man in der wohlerzogenen Umgebung von Lyon gelebt hat; ich statte auch keine Besuche ab, nehme keine Bekanntschaft auf, und wenn sich eine Gelegenheit dazu bietet, sage ich mir: dies wiegt die Leute in Lyon nicht auf.

Um Ihnen die Wahrheit zu sagen: ich danke Gott für meinen Posten; er weist mich alle Tage auf mein Exil und meinen Vorübergang hin, und daß Gott unser einziges und alleiniges Gut ist. Ich vergesse den Dritten Orden nicht und vor allem nicht den Ihren. O nein, niemals war er mir so nützlich, er hat mir so viele Gnaden vermittelt! Lieben auch Sie ihn innig und bewahren Sie ihn rein. Ich befürchte manchmal, daß man tausenderlei Dinge hineinmischt, welche mit dem Dritten Orden und seinem Geist nichts zu tun haben. Wenn ihn die Gottesmutter anders gewollt hätte, so hätte sie dies vor der Approbation und der kanonischen Errichtung bewirkt; ich habe fünf Jahre darauf gewartet; und es gibt vielleicht Leute, die alles für verloren halten, nur weil ein paar Worte unüberlegt gefallen sind, oder weil sie den Dritten Orden ohne einen bestimmten Mann sehen. Du meine Güte! Was ist ein Sandkorn wert? Man muß auf Gott und die Gnade bauen. War nicht die Gottesmutter in Ägypten? Ich liebe den Dritten Orden des innerlichen Lebens durch das einfache und in Gott verborgene Leben von Nazaret; denn dies ist der beste Anteil am göttlichen Dienst.

Ich weiß, daß Sie ihn so lieben. Was tun Sie? Wie steht es mit Ihrer Gesundheit und auf welchem Punkt befindet sich Ihre Seele? Diese Fragen möchte ich von Ihnen beantwortet haben oder ich werde annehmen, daß Sie im Himmel sind.

Adieu, gute Schwester, ich begebe mich zur Meßfeier und werde innig für Sie beten.


Nr.0290

An Elisabeth Mayet

Alles für Gott allein.

La Seyne s.mer (Var), 17. November 1851.

Sehr geehrtes Fräulein!

Ich bin reichlich verspätet für die Beantwortung Ihrer lb. Briefe; Ihre Güte hat mir bereits ein wenig vergeben. Ich war bisher so beschäftigt, daß mir kaum Zeit blieb, zu Gott zu beten. Ich hielt Ihren ersten Brief in Händen, um Ihnen zu antworten, als mich Herr Toni ins Sprechzimmer bitten ließ. Sie können sich meine Überraschung, meine Freude und mein Glück kaum vorstellen, diesen lieben und gütigen Freund zu sehen und zu umarmen! Welche Hingabe! Welch brüderliche Großzügigkeit! Er ist mir hundertmal teurer, und der lb. Gott wird es ihm hundertfach vergelten. "Die Mayets lieben sich", sagte mir Pater Mayet oft; ich sehe und bewundere es.

Sofort sind wir zusammen nach Toulon aufgebrochen, um den lieben Pater aufzusuchen und ihn zu umarmen; um ihm auch vorzuhalten, warum er nicht gleich nach La Seyne gekommen ist; um ihn das Versprechen abgeben zu lassen, oft dorthin zu gehen, ihn zu besuchen, ihn unseren Bekannten zu empfehlen, damit er freundlich aufgenommen, gut behandelt und liebevoll gepflegt werde ... Herr Toni hat Ihnen sicher vom schönen Tag erzählt, den wir gemeinsam mit Herrn von la Suchette verbracht haben, um zwei Gebäude zu besichtigen: das Arsenal und die Strafanstalt...

Pater Mayet ist wohlauf. Seine Reise hat ihn nicht ermüdet; ich bedauere es, ihn nicht bei mir zu haben. Das versteht sich von selbst; andererseits wird er es in Hyères besser haben, das Klima ist dort ausgeglichener als in La Seyne, wo es schlagartig sehr warm, dann sehr kalt sein kann; überdies erzählte mir P. Viennot, daß Pater Mayet vor Erschöpfung gestorben wäre, wenn er noch ein Jahr in La Seyne geblieben wäre, weil er zu viel sprechen mußte; an alle mußte er ein Wort richten, das kann sehr langwierig werden.

Glauben Sie es mir, gnädiges Fräulein, diese Maßnahme des P. Superiors stellt keine persönliche Verweigerung gegen ihn dar, sondern geschah aus der allgemeinen Überlegung heraus, keine kranken Patres in unseren Kollegien einzusetzen, weil ihnen dieser Aufenthalt mehr schaden als nützen würde.

So hatte ich in den Ferien um einen unserer Patres als Ersatz gebeten, der P. Superior wollte ihn mir aber nicht geben, weil er etwas ermüdet ist und er hat auch aus demselben Grund den Pater Maîtrepierre zurückgezogen.

Sehen und bewundern wir in alldem eher die wunderbaren Anordnungen der göttlichen Vorsehung, die alles zum größeren Wohl wirkt.

Seien Sie stets ganz die kleine Tochter Unseres Herrn und seiner heiligen Mutter, gehen Sie zu seiner Liebe durch das Geheimnis seiner heiligen Kindheit, dies ist der kürzeste und liebenswürdigste Weg.

Vermeiden Sie behutsam alles, was Sie verwirren und aufregen könnte. Betrachten Sie es als eine Versuchung. Die echte Liebe ist friedvoll und aktiv, schweigsam und beredt, leidend und erfreuend; sie bewährt sich in allem, sie sieht in allem den Gegenstand ihrer Liebe, sie sieht in ihrer Liebe Jesus als den Bräutigam ihrer Seele.

Ja, beten Sie fleißig für mich, ich habe es nötig. Ich bedauere zu diesem Zeitpunkt sehr, daß ich so träge gewesen bin, Sie zu besuchen, ebenso Ihre gute Schwester, sie wird mir gewiß darüber böse sein, ich aber schätze sie so sehr! ...

Lieben Sie stets innig Ihren teuren Dritten Orden. er ist das Nazaret der frommen Seele, die Gottesmutter wird ihn nicht im Stich lassen, sie wird ihn noch mehr beschützen.

Leben Sie wohl, gnädiges Fräulein. Ich lasse Sie in den Händen Unseres Herrn.

In Jesus und Maria Ihr ergebenster

Eymard.

A. S. Ich öffne meinen Brief nochmals, um Ihnen zu versichern, daß außer mir niemand

A. meine Briefe liest.

An Fräulein

Mayet Elisabeth

St. Klara-Platz Nr. 1, 4. Stock

Lyon (Rhône).


Nr.0291

An de Cuers

Alles für Gott allein!

La Seyne, 17. November 1851.

Teurer Herr und Freund!

Ich habe es sehr bedauert, daß ich Sie nicht gesehen habe. Der liebe Gott verlangte dieses Opfer zusammen mit so vielen anderen. Mein erster Gedanke bei der Ankunft war, nach Toulon aufzubrechen, um mit Ihnen zu sprechen; Sie waren aber gerade abgereist. Toulon bedauert es, Ihre jungen Leute möchten Sie unter sich haben. Ich bin einigen unter ihnen begegnet; ich habe ihnen zu Allerheiligen in La Seyne kurze Exerzitien von zwei Tagen gehalten; das soll ein Anfang sein. Ich habe ihnen versprochen, ihnen - so Gott will - während der Ferien Exerzitien von acht Tagen zu geben. Es sind nette, junge Leute, aber sie sind sich zu sehr selbst überlassen, und der Klerus von Toulon hat weder das Verständnis noch die Praxis des Eifers. Das ist ärgerlich, es gäbe einige gute Elemente unter ihnen.

Das Werk der Anbetung läuft wie gewohnt. Wie schade vorauszuahnen, daß dieses erste Feuer nicht hinreichend angezündet ist und entzündet bleibt! Es bräuchte ein unabhängiges und allumfassendes Werk.

Herr Liotard ist etwas enttäuscht, und Sie wissen warum. Herr Gallon tut, was er kann, aber er ist Laie. In allem, was ich ihnen sage, beschränke ich mich, ihnen zu empfehlen, den Funken treu zu erhalten, wenigstens im jetzigen Zustand, bis für das wunderbare Werk eine bessere Lösung gefunden wird.

Gott hat seine Pläne, seine Mittel; er will gebeten werden; lassen Sie für Ihr armes Toulon viel beten.

Von Zeit zu Zeit treffe ich Herrn De La Sachette; er ist immer nett und ganz opferbereit. Ich habe die Herren D'Angeville und Lacroix kennengelernt, Gott gepriesen und ihm für diese Gnade gedankt; man fühlt sich glücklich, Seelen zu finden, die geradewegs auf Gott zugehen.

Ich soll Herrn Siccard, den Stellvertreter von Herrn Marceau an Bord der Arche d'Alliance, als Besuch empfangen. Er hat mir erzählt von einem Verein mit der Bezeichnung "Katholische Marine"; sie ist in Paris unter Förderung des Erzbischofs und mehrerer Bischöfe entstanden; er wünschte, diesem Verein beizutreten. Kennen Sie dieses Projekt? Ist es vielleicht lebensfähig? Vielleicht fährt unser lieber Freund Marceau auf der Höhe seiner Glorie fort mit seinem Plan, die katholischen Missionen auszudehnen und zu unterstützen durch das, was er die apostolische Wegzehrung nannte.

Was machen Sie in Brest? Ich hoffe, daß Sie dort etwas Gutes für Unseren Herrn tun werden.

Beten Sie auch für mich, bin ich doch für ein Haus mit vielen Leuten verantwortlich und vor Gott so arm.

Ich empfehle Sie gerne dem guten Meister und bete für Sie.

In seiner göttlichen Liebe bin ich glücklich, lieber Herr und Freund,

ganz zu sein Ihr

Eymard, S.M.

An Herrn de Cuers

Fregattenkapitän in Brest

(Lagernde Post)


Nr.0292

An Frau Perroud

Alles für Gott allein.

La Seyne s/mer (Var), 17. November 1851.

Gnädige Frau!

Es tut mir sehr leid, daß ich nicht früher Ihren lb. Brief beantwortet habe, und dies, obwohl er so wohlgetan hat! Ich höre ja so gern Nachrichten von Nazaret in Bramefaim! Ihre Nachsicht hat mir bereits vergeben; es ist wahr, ich habe sie notwendig.

Ich erzähle Ihnen nichts über meine Lage, meine Beschäftigungen, meine Verfassung, Sie können sich alles vorstellen: es ist eine ununterbrochene Hinopferung des Willens. Der lb. Gott will mich nicht in einem Zustand der Ruhe und des Friedens, er sei dafür tausendmal gepriesen! Was ist es doch für eine große Tugend, zu begreifen, in gleicher Weise allen alles zu sein! Sich zu kreuzigen und bereitwillig sich kreuzigen zu lassen. O wie weit entfernt bin ich von dieser Tugend! Erbeten Sie sie für mich, gute Schwester!

Alle Nachrichten, die Sie mir über sich und die Ihren übermitteln, werden mir stets viel Freude bereiten. Nun also, mit 40 Jahren werden wir anfangen, dem lb. Gott besser zu dienen; und dies müssen wir uns tagtäglich vornehmen und durchführen. Das Leben beginnt am Morgen und endet am Abend, die Nacht ist das Grab Unseres Herrn.

Bezüglich Ihres Buches für die geistliche Lesung würden Sie einen großen Gewinn daraus ziehen, wenn Sie die Abhandlung über die Übereinstimmung mit dem Willen Gottes von Rodriguez lesen und betrachten würden. Schon für sich allein ersetzt dieser Text alles.

Arbeiten Sie fleißig auf diese heilige Einförmigkeit hin, sie wird Ihnen den Frieden, die Ausgeglichenheit im Leben und vor allem ein großes Vertrauen auf Gott erwirken.

Und dazukommt unser Dritter Orden...! Ach, lieben sie ihn unentwegt! Ich bin nichts wert, Gott ist alles und bewirkt alles; wie glücklich wäre ich zu erleben, wie er gedeiht und sich im Geist Mariens in seiner Liebe zum einfachen und verborgenen Leben festigen würde.

Meine hochachtungsvollen Grüße an Ihren Herrn Gemahl: der lb. Gott führt unseren teuren und vielgeliebten Bruder durch das Kreuz zum Himmel; Grüße auch an I h r e l i e b e k l e i n e M a r i a; sie möge stets innig den lb. Gott gernhaben, ebenso Maria und ihre Eltern! Grüße an alle Ihre lb. Kinder, die der gute Gott segnen möge!

Was die in Frage stehende Geldsumme anlangt, falls Ihnen dies nicht zu große Unannehmlichkeiten bereitet, so wäre der Termin gegen Jänner oder Februar, aber die Sache darf Ihnen nicht umständlich erscheinen.

Adieu, gute Schwester!

In Jesus und Maria Ihr ergebenster

Eymard.

P.S. Am Freitag hatte ich die Freude und das Vergnügen, den guten Toni und unseren lb. Pater Mayet zu treffen und zu umarmen. Sie hatten eine angenehme Reise, der Pater ist wohlauf. Ich hätte ihn gerne bei mir gehabt. Sie verstehen dies; aber von hier bis Hyères sind es nur zwei Stunden, und wir werden unseren lb. Pater besuchen, und er wird uns aufsuchen.In gewisser Hinsicht ist es besser, daß er in Hyères und nicht hier ist, die Temperaturstürze sind in La-Seyne ausgeprägt; überdies sagte mir P.Viennot, daß man ihn hier umbringen würde,weil er zuviel redet; er ist einfach zu gutherzig! Seien Sie beruhigt, gnädige Frau, ich werde über ihn stets auf dem laufenden sein. Beruhigen Sie sich durch meine brüderliche und alte Freundschaft.


Nr.0293

An P. Maria Chiron (P. Colomb von den 5 Wunden)

Alles für Gott allein.

La Seyne s/m (Var), 19. November 1851.

Lieber und verehrter Mitbruder!

Schon lange habe ich mich danach gesehnt, Ihnen aus ganzer Seele für alles zu danken, was Sie in Ihrer Güte für mich getan haben, für Ihren lb. Brief und alles, was Sie mir in Ihrer Liebenswürdigkeit geschickt haben; für das Diplom, das mich so vielen Seelen angliedert, die alle voller Hingabe zu Unserem Herrn sind; das H e r z als Unterpfand und hl. Band untereinander, sodann das Versprechen, das Sie mir huldvoll gegeben haben, für mich zu beten und mich in Ihr Memento aufzunehmen.

Wie gütig sind Sie doch, daß Sie an einen armen Sünder denken, der so viele Gunsterweise gar nicht verdiente!

Ja, ich liebe die Verehrung der Fünf Wunden Unseres Herrn sehr; es ist mir eine Freude, andere zu ihrer Verehrung anzuspornen; sie sind unsere Kraft, unsere Hoffnung, die für die Liebe geöffnete Tür; Sie sind zu beglückwünschen, lb. Mitbruder, daß Sie eine so schöne Sendung erhalten haben, und noch mehr dafür, daß Sie deren apostolische Merkmale tragen; es wurde mir berichtet, daß Sie harte Prüfungen durchmachen mußten; Gott sei dafür gepriesen!

Auf diese Weise beginnen alle großen Werke eines gekreuzigten Gottes.

Schon seit langem wollte ich Sie kennenlernen, vor allem, seit Ihr Cousin, der Kaplan in Neuville, mir von Ihnen erzählt hat; aber der lb. Gott hat es nicht zugelassen. Ich entschädige mich durch das Band, das uns jetzt im Herrn verbindet.

Ich trage das geweihte Herz, welches Sie mir gesandt haben; es möge das Pfand für eine Vermehrung der Liebe zu Gott sein! Ich danke Ihnen ebenfalls für Ihr Handbuch, das Sie mir gütig zukommen ließen. Ich habe es noch nicht ganz ausgelesen; was ich aber bis jetzt gelesen habe, gefällt mir.

Ich freue mich sehr, daß meine drei guten Schwestern des III. Ordens in Ihrer Nähe sind, und daß Sie die Güte haben, ihnen ein wenig beizustehen; Sie kennen sie und sie verdienen es: der lb. Gott sucht sie oft heim mit dem Kreuz seiner Liebe. Bitte richten Sie ihnen lb. Grüße aus. Ich vergesse sie hier nicht. Ich biete sie oft Unserem Herrn an.

Fräulein Maria ist wie die Mutter der Familie, Fräulein Pierette in ihrer göttlichen Armut, Fräulein Annette mit ihren Leiden.

Leben Sie wohl, lb. Mitbruder, allezeit im Herrn, im göttlichen Herzen Jesu haben wir ein gemeinsames Zentrum.

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0294

An Frl. Claudia Mouly

Alles für Gott allein.

La Seyne s/m (Var), Fest der Darstellung Jesu im Tempel 1851.

Liebe Fräulein und teure Töchter in Maria!

So ist nun das schöne und rührende Fest der Darstellung der Gottesmutter im Tempel gekommen, und ich werde nicht die Genugtuung haben, es mit Ihnen allen zu verbringen, Sie in der hl. Kapelle zu sehen, Ihre frommen und hübschen Gesänge zu vernehmen, Ihnen über unsere gute Mutter zu erzählen; aber ich tröste mich mit dem Gedanken, daß mich jemand anderer ersetzt und daß Sie Ihr Patronatsfest feiern, und Unser Herr Sie segnen wird. Arme kleine Vereinigung der kleinen Töchter Mariens! Wie sie doch seufzt! Und dennoch bleibt sie stets treu; sie befindet sich in der Wüste und glaubt sich verlassen; nein, nein, ich hoffe es, dies ist nur ein kurzer Aufenthalt in Äpypten; dies ist nur eine jener Prüfungen, welche ein Bäumchen tiefer verwurzelt; aber lassen Sie sich nicht durch den Wind der Stürme niederschlagen, meine guten Töchter! Beten Sie und haben Sie stets ein kindliches Vertrauen auf Maria. Ich biete Sie alle Tage in der Früh um 7 Uhr beim hl. Opfer Gott an; in diesem Augenblick liebe ich es, für Sie zu beten, Sie zu segnen; ich bete für Sie insbesondere, daß Sie andere kleine Marien in Ihren Häusern seien, mitten in Ihren Familien, in Ihren Pflichten; wenn Sie sich stets die Gottesmutter vor Augen halten als Ihr Vorbild, so mögen Sie immer eine einfache Seele haben, die einzig die Wahrheit und den Willen Gottes sieht; ein einfaches Herz, das geradlinig auf Gott und seine Pflichten zugeht mit Sanftmut und Reinheit, mit einem einfachen und großherzigen Willen: einfach, indem Sie nur das wollen, was Gott will und wie er es will; großherzig, indem Sie sich einüben, jeden Tag Ihren eigenen Willen großmütig dem Willen Gottes und für Gott dem Willen Ihrer Oberen, d.h. Ihrer Eltern und Lehrer zu unterstellen.

Ich möchte zudem für Sie, meine guten Töchter, noch um eine wahrhaftige und solide Frömmigkeit bitten, die auf einer sanften und starken Tugend, vor allem aber auf der göttlichen Liebe gegründet sei, die deren Prinzip und Leben ist, und von der die Frömmigkeit nur eine schöne und wohlduftende Blume ist, die süße Frucht eines ganz kindlichen Herzens.

O meine teuren Töchter, lieben Sie innig Unseren Herrn, Sie lieben ihn nie genug; beginnen Sie auf Erden mit dem Werk, das Ihnen im Himmel das ewige Glück ausmachen soll; dieses Glück kann bereits hier auf der Erde des Vorübergangs und der Buße beginnen.

Lieben Sie Jesus innig in seinem göttlichen Sakrament der Liebe, es ist die göttliche Oase in der Wüste, das himmlische Manna des Reisenden, die Bundeslade, das Leben, das Paradies der Liebe auf Erden.

Lieben Sie innig Maria, die gütige und himmlische Mutter Jesu und unsere Mutter. Sie sind ihre kleine Familie, die noch in der Wiege liegt: Sie bedürfen noch ihrer Pflege und ihrer mütterlichen Zuwendung; da sie im Leben noch jung und schwach sind, brauchen Sie noch ihre Hand, um Sie zu führen und zu stützen; da Sie in einer irdischen und bösen Welt leben, bedürfen Sie ihres allmächtigen Armes, um Sie im Kampf zu verteidigen und zu kräftigen.

Dies also, teure Töchter, sind meine Wünsche und Gebete jeden Tag. Könnte ich Sie vergessen? Nein ... Beten Sie auch für mich, damit ich ganz den hl. Willen Gottes erfülle in Gott.

Adieu, gute Töchter. Ich überlasse Sie der Obhut und Gnade Jesu und Mariens.

Eymard

p.m.


Nr.0295

An Fräulein Mouly

(im vorangehenden Brief an die Kleinen Töchter Mariens beigeschlossen!)

Geehrtes Fräulein Claudia!

Ich danke Ihnen für Ihren lb. Brief im Namen aller Ihrer Freundinnen, er hat mich herzlich gefreut; ich ging gerade daran, ihnen zu schreiben, als Ihr Brief eintraf. Stützen Sie sie fest in Absprache mit Fräulein Camus.

Bitte richten Sie Ihrer lb.Mutter und Ihren teuren Schwestern meine herzlichen Grüße aus.

Allezeit bleibe ich unserer kleinen und teuren Vereinigung ganz ergeben, Ihr

Eymard.

P.S. Tausend gute Dinge meinerseits für Ihre guten und frommen Tanten, welche

ich aus ganzem Herzen segne.

An Fräulein Dumond, die Älteste,

Alter Kai v.Orléans Nr. 11/4.Stock

Für Fräulein Claudia Mouly

Lyon (Rhône).


Nr.0296

An Frl. v. Revel

(Fragment)

La Seyne, 21. November 1851.

Ach! Das Kreuz ist immer das Kreuz! Dies also ist der herrliche und gesegnete Anteil, den Ihnen die Liebe Unseres Herrn erwiesen hat. Nehmen auch Sie ihn mit Liebe an, denn Gott nimmt nur diese Geldwährung an, und Ihre Kreuze sind Kreuze des Herzens und sie werden es auch in Zukunft sein. Sie stellen die Dornenkrone dar, um das Herz zu beschützen und zu verteidigen. Die Welt ist Ihres Herzens nicht würdig; oh, wie gütig war der lb. Gott zu Ihnen, und wie überaus gut wird er erst im Himmel für jene sein, die nie jemand anderen als den gekreuzigten Jesus gewollt hat! Sie fürchten allzusehr den Tod; lassen Sie diesen Gedanken liegen, wo er ist. Die Liebe ist ewig.

Gewiß habe ich Ihre Schmerzen mit Ihnen geteilt und ich möchte, daß Sie davon erlöst würden. Auch bete ich und werde beten, aber seien sie vorsichtig. In Ihrem Alter und mit Ihrer Schwäche muß man sich schonen. Hier wäre die Großzügigkeit unklug. Der lb. Gott ist bei Ihnen, er regiert in Ihrer Seele, pflegen Sie eine häusliche Andacht.

In der Politik streitet man zu günstigem Preis, das ist Geschichte; nun ist aber die vergangene Geschichte der Kompetenzbereich der Diskussion. - Man hört sich die entgegengesetzte Meinung in Liebe an, und weil es so leicht ist, eine neutrale Antwort zu geben, steigt man aus der Frage aus, wie man in sie eingestiegen ist. Somit lassen Sie die Toten in Ruhe. - Sie haben nicht schlecht gehandelt. Pflegen Sie die Politik der göttlichen Vorsehung: diese ist stets ruhig, glücklich, sicher und vor allem heiligend. Dies ist meine Politik. Haben Sie die Universalgeschichte von Bossuet gelesen? Man muß sie lesen.


Nr.0297

An Frau Jordan

Alles für Gott allein!

23. November 1851.

Gnädige Frau!

Ich habe Ihren traurigen, aber guten Brief erhalten. Gerne lese ich ihn öfter, denn er zeigt mir Ihre Seele. Oh, Gott segne und erfülle sie allzeit, diese l i e b e S e e l e! Wie wurde sie doch so geprüft, gequält und gekreuzigt! Der gute Meister ist's, der es getan und noch weiter tun wird, um sie zu reinigen, einfach zu machen und gänzlich mit sich selbst zu vereinigen.

Ist es nicht wahr: wer Gott hat, besitzt alles? Auf unendliche Weise ersetzt er alles; er ist Vater, Mutter, Freund, Beschützer, Tröster. M e i n G o t t i s t m e i n A l l e s! So sprach oftmals der hl. Franz von Assisi.

Die ungeheure Leere, unter der Ihre Seele so bitter leidet, ist der Vorläufer kommender Gnaden. Die Natur, sagte man früher, schaudert vor der Leere zurück; aber Gott liebt die Leere des Herzens, und wo sie noch nicht besteht, schafft er sie. Unermeßlich in seiner Liebe, will er es auch in seiner Herrschaft über unsere Seele sein. Er will sie mit seiner Unendlichkeit umgeben, sie mit seiner göttlichen Liebe erfüllen; und deshalb schafft er die Leere in Ihnen: das ist zugleich eine gute Lehre und eine Gnade. Hüten Sie sich aber vor der Traurigkeit und der inneren Verbitterung, wie sie die Losschälung der Seele gewöhnlich im Gefolge hat; ein wenig davon bedarf es zum Gelingen des göttlichen Werkes; aber Sie dürfen diese Stimmung weder pflegen noch nähren, und es darf daraus auch kein bleibender Zustand entstehen. Oh, hüten Sie sich davor wie vor dem Tod; oder vielmehr, ertragen Sie dies, wie man die Schmerzen einer Operation aushält.

Was tun Sie zur Zeit, wo Sie in Lyon sind? Haben Sie Angst? O nein, Sie haben einen Gott, der Vater und Erlöser im Himmel ist!

Sind Sie ruhig, im Frieden und bei guter Laune? Gern möchte ich es annehmen. Wenn man mit Gott gut steht, ist man auch in Frieden mit sich selbst, Gründen Sie Ihre Seelenruhe auf Gott allein, gute Dame, und sie wird nie erschüttert noch gestört werden.

Was Ihren Beichtvater betrifft, so wenden Sie sich an den Nächstwohnenden, gehen Sie zu jenem, den Sie am leichtesten erreichen. Sie brauchen mehr Gott als die Menschen, mehr Liebe als Ratschläge, mehr Ruhe als Tätigkeit, mehr Vertrauen als Furcht. Wenn Sie das alles befolgen, werde ich zu Ihnen sagen: So ist's recht, gute Schwester, nun neigt sich der Himmel zur Erde nieder.

Muß ich Ihnen etwas über mich erzählen? O nein: Sie beten für mich, ich bete für Sie; ich wünsche Ihnen alles Gute, was Gott für Sie will; ist das nicht genug?

Oh, wenn Sie wüßten, was ich hier tue, würden Sie herkommen und es sich ansehen, wäre die Distanz nicht zu groß. Soll ich es Ihnen sagen? Aber im Vertrauen, mit Ausnahme von Fräulein Agarithe: ich sammle Stoff für eine Lebensbeschreibung unseres lieben Herrn Marceau. Welch schöne Dinge gibt es da zu schreiben! Gestern habe ich seinen Stellvertreter an Bord der Arche d'Alliance (d.h. Bundeslade, Name eines Schiffes, A.d.Ü.) getroffen; er hat mir wunderbare Sachen über diesen guten Freund erzählt; das tut mir wohler als alle Predigten der Welt.

Leben Sie wohl, ich schließe ab, um mich tausend anderen Beschäftigungen zuzuwenden. Meine Grüße an Ihre gute Tochter, an das lb. Fräulein Agarithe.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

P. S. - Ich habe unseren III. Orden vergessen. Ich beauftrage Sie damit. Machen Sie, daß er gut läuft. Sammeln Sie, wenn es möglich ist, unsere alten Protokolle. Es wäre gut, wenn vielleicht ein Heft davon andauernd im Umlauf ist; Frau Franchet hatte die Güte, mir zu diesem Zweck ein solches Heft anzufertigen.


Nr.0298

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein!

La Seyne, 26. November 1851.

Gnädiges Fräulein!

Ich bitte Sie, mich in Ihrer Liebe zu entschuldigen, wenn ich auf Ihren Brief vom 12. Oktober noch nicht geantwortet und Ihnen keine Nachrichten von mir gesandt habe: ich wartete ständig auf einen ganz freien Augenblick, um die mir von Ihnen gestellten Fragen bezüglich unseres teuren Dritten Ordens zu überlegen; und vielleicht hat es mich auch der Teufel ständig hinausschieben lassen. Schließlich bin ich auch ein wenig nachlässig. Ich komme also auf Ihren Brief zu sprechen.

1. Ich denke ohne Unterlaß an unseren teuren Dritten Orden und opfere ihn alle Tage beim heiligen Opfer Gott auf. Der gute Geist der Schwestern, der Segen Gottes und der Kirche, der sichtliche und wunderbare Schutz der hlst. Jungfrau für den Dritten Orden trösten mich, machen mir Freude und lassen mich mit Zuversicht hoffen, daß der Dritte Orden lebensfähig geboren wurde und daß er eines Tages wertvolle Früchte des Heiles bringen wird; daß ihm viele Seelen sogar die Vollkommenheit ihres Heiles verdanken, und daß Unser Herr und seine göttliche Mutter durch ihn sehr verherrlicht werden. Der Dritte Orden kommt von Gott, ja! Wieviele sichtbare Beweise gibt es für denjenigen, der ihn seit Anbeginn begleitet hat! Aus wievielen Bewährungen ist er siegreich hervorgegangen! Welche Früchte der Heiligkeit hat er doch schon hervorgebracht! Ich meinerseits schulde ihm viel, und ich schätze mich sehr glücklich, auserwählt worden zu sein, ihm zu dienen. Und ich gebe es offen zu, ich habe darin immer mit Freude gearbeitet; für ihn ist mir nichts beschwerlich, nichts ist mir widerlich. Ich liebe alles, was ihm gehört, aber ich liebe ihn mit einer bevorzugten Liebe. Daher hat eine Schwester, die nicht etwas von diesem Zug für den Dritten Orden besitzt, nach meiner Ansicht entweder der Berufsgnade nicht recht entsprochen oder sie ist noch eine Fremde und keine Tochter. Und jede Schwester, die nicht durch den ihm eigenen Geist sich an den Dritten Orden anhängt, wird niemals dessen Milde und Güte verkosten! Ach, wüßten doch unsere Schwestern, wie schön und erhaben dieser Titel des Dritten Ordens von Maria des inneren Lebens ist! Welche Vollkommenheit es in dieser einzigen Regel des Dritten Ordens gibt: "Die Liebe des einfachen und verborgenen Lebens von Maria mit Jesus!" Wie kraftvoll ist doch dieses Mittel der Vollkommenheit! Ach, unsere Schwestern würden sich sehr glücklich schätzen, durch die hlst. Jungfrau auserwählt worden zu sein, um ihre Familie von Nazaret und zu Füßen des Abendmahlssaales zu bilden! Wenn jemand gesund ist, werden seine Kräfte durch die Übung und die Mühen der Arbeit gestärkt. Wenn ein Baum ordentlich verwurzelt ist, verwurzeln ihn Wind und Stürme nur noch fester, aber wehe jenen Früchten, die nicht gut am Baum haften! Die in ihrem Inneren ein nagendes Insekt eindringen ließen! Sie werden fallen und von Passanten ignoriert werden; jene aber, die dem Sturm standgehalten haben, werden bis zur vollen Reife gelangen.

Mit den Werken Gottes ist es wie mit den Seelen, die Gott zu einer hohen Vollkommenheit ruft: ein Werk Gottes durchläuft mehrere Phasen und geht durch mehrere Hände, um zu seinem reinen und vollkommenen Zustand zu gelangen, auf daß Gott allein sein Zentrum und Leben werde. Und wenn ein Werk dahingelangt ist, ist es gegen die Stürme und gegen alle Veränderungen versichert. Ach! Möge es Gott gefallen, daß der Dritte Orden Mariens auch soweit sei! Ich hoffe es ein wenig.

Wenn unsere Schwestern wirklich den Geist Gottes haben, so sind sie der Beweis und die Kraft des Dritten Ordens. Die Kirche besaß ihre Katakomben, ihre Exile, ihre Entäußerungen von allem! Trotzdem schritt die Kirche vorwärts, wurde stärker und weitete sich aus. Dies deshalb, weil sie die Gnade für Sieg und Unsterblichkeit besitzt. Und der Dritte Orden Mariens ist die gesegnete Frucht der hl. Kirche.

Ermutigen Sie fest Ihre Schwestern im Einklang mit der Schwester Direktorin in der Heiligkeit ihrer ersten Berufung. Nehmen Sie keine wesentlichen Veränderungen am Dritten Orden vor: der Teufel treibt oft ein Werk, um es zu zerstören, von seiner Gnade und seinem Geist weg; dann kann es nicht mehr gedeihen, es befindet sich nicht mehr auf seinem Weg. Eine Einzelperson kann im Guten vorwärtskommen, ein Werk Gottes muß geduldig, aber getreu den Zeitpunkt Gottes, die Beweise seines hl. Willens abwarten, bevor man das ändert, was zu Beginn eines geistlichen Werkes festgelegt worden ist. Alldas, was ich hier sage, bedeutet keinen Vorwurf, Gott bewahre mich! Aber es gilt für die Zukunft.

Eine Sache, die von den Schwestern sehr beherzigt werden soll, ist der Geist der Bruderliebe, der in Gott nur ein Herz und eine Seele bildet; der keinen Unterschied unter den Schwestern macht außer jenen der Demut; der stets von den anderen gut redet; der nur ihr geistliches Wohl will und sich über ihre Gnaden und ihre guten Werke freut: das ist die gute und vollkommene Liebe; das kann man die Einfachheit der Nächstenliebe bezeichnen. Diese wünsche ich allen. Beten Sie auch für mich und betrachten Sie alles, was Sie für den Dritten Orden tun werden, als für die hlst. Jungfrau getan.

Gnädiges Fräulein, nun komme ich zu Ihren besonderen Fragen.

1. Bezüglich der Sekretärin: nachdem Frl. Brison keine Zeit dafür hat, muß man sie ersetzen; diese gute Schwester hat sich für den Dritten Orden sehr eingesetzt; sie ist überlastet mit Familienpflichten. Wer soll sie ersetzen? Es braucht eine Sekretärin, die den Geist des Dritten Ordens gut kennt, weil es leicht passiert, daß man seinen eigenen Geist in die Redaktion einfließen läßt; daher darf eine Sekretärin nur nach dem Geist des Dritten Ordens Dinge analysieren, d. h. sollte jemals etwas gesagt werden, was zum ursprünglichen Geist im Widerspruch steht, muß dies schweigend übergangen werden. Es ist eine verlorene Blüte, das ist alles; aber sie paßte nicht zum Blumenstrauß des Gartens von Nazaret.

Die Sekretärin muß etwas analytisch veranlagt sein und vor allem den Gerechtigkeitssinn besitzen. Frl. Laval ist vielleicht noch zu kurz im Dritten Orden. - Wenn Frl. Mayet den Mut hätte, so glaube ich, daß sie vielleicht dieses Amt übernehmen könnte; aber auch Sie könnten, wenn Ihnen der Mut nicht fehlt, ein wenig ergänzen; könnte man denn nicht auch Frl. Tournu zur Untersekretärin ernennen? Sie würde nicht dem Rat angehören, sie hätte die Fähigkeit, sie ist schon lange im Dritten Orden.

Ich glaube nicht, daß Frl. v. Revel diese Aufgabe erfüllen könnte. Aber ich bin nicht dagegen.

2. Ich halte nichts von besonderen Versammlungen: einige Zeit hindurch würden sie funktionieren, dann würden sie zusammenbrechen; in Lyon sieht man mehr als anderswo eine reine Laienversammlung nicht gerne. Die Idee, ein Protokoll vorzulesen usw. ist gut, der Gedanken der Einheit des Geistes auch, aber F r a u e n u n t e r s i c h sind so empfindsam! Verschieben Sie diese Frage noch.

3. Hinsichtlich des Wachses: der Dritte Orden hat es, wie Sie wissen, geliefert. Bezüglich des Weines ist es nicht der Mühe wert, darüber zu reden; übrigens hat man davon in Puylata nichts gehört. Dasselbe gilt von den kleinen Hostien. Ich denke, daß ein Mißverständnis vorliegt, denn es handelt sich dabei um so kleine Probleme; den Wein und die Hostien hätte man gar nicht in Frage stellen sollen. Müßten also die Tertiaren unter ungünstigeren Bedingungen stehen als die Auswärtigen, die in der großen Kapelle zur Kommunion gehen? Der Priester wird immer die Messe feiern, ob Leute da sind oder nicht.

4. Bezüglich der Meßstipendien: da jedes Mitglied der Tertiaren jedes Jahr eine Messe feiern läßt, so ist es besser, das Meßstipendium demjenigen zu geben, der die Versammlung leitet; somit feiert er sie für die Verstorbenen des Dritten Ordens, und alles ist damit gelöst: so habe ich es praktiziert. Man könnte das Stipendium auf zwei Franken festlegen, aber es sollte zwar warm empfohlen, jedoch nicht aufgezwungen werden. Aber wann und wie soll diese Messe bestellt werden? Indem sich mehrere Mitglieder zusammentun und etwa 10 Messen auf einmal bestellen...(Frl. David bitten, sie soll diese Maßnahme der Schwester Rektorin der Damen unterbreiten).

5. Ich werde manchmal schreiben, wenn es mir möglich und das Schreiben nützlich ist. Aber Sie merken zum gegenwärtigen Zeitpunkt, daß die Angelegenheit delikat ist; ich würde den Anschein erwecken, den Dritten Orden von hier aus leiten zu wollen.

6. Bezüglich der Seelenleitung wird sich die Sache von selbst lösen. Es handelt sich um eine der wesentlichen Aufgaben des Dritten Ordens, nicht als Vorschrift für jeden Tertiaren, wohl aber als Erleichterung für jene, die ihrer bedürfen. Man soll nicht allzusehr darauf drängen; es muß der Zeitpunkt Gottes abgewartet werden, ebenso der richtige Mann: das ist der Grund, warum man viel beten muß.

7. Es wäre nützlich, für Frl. Olive eine unterstützende Hilfskraft zu besorgen; ich sage Hilfskraft, denn es ist besser, daß eine einzige Verantwortliche an der Spitze stehe. Ich bin der Meinung, Sie sollten sich wegen Ihrer Krankheit nicht damit belasten. Sie könnten es nicht leisten, und es ist immer peinlich, die anderen zu bitten.

Das wären meine Antworten. Ich beeile mich, sie Ihnen zu senden; ich bitte Sie, Ihren Schwestern und vor allem den Schwestern im Rat, insbesondere unserer guten Rektorin meine ganze Hochachtung und dem Dritten Orden meine Ergebenheit auszudrücken; ihnen mitzuteilen, wie glücklich ich bin, sie alle ganz im Einsatz zu sehen, und daß ich glücklich bin, für sie zu beten.

Ich lasse Sie in Unserem Herrn und bitte Sie, mich in Ihren Gebeten nicht zu vergessen.

Eymard, S.M.


Nr.0299

An Frau Gourd

Alles für Gott allein.

(La Seyne), 28. November 1851.

Gnädige Frau!

Sie haben mir mit dem Überbringen Ihrer Nachrichten und jener Ihres lb. Kranken durch Frl. Stephanie eine große Freude bereitet; und eigenartig! Ich wartete noch auf andere, weil ich nicht weiß, wo ich Sie erreiche!

Ich bin rund um Ihren Kranken bei Ihnen und segne Ihre Pflege und vor allem Ihr heiliges Sklavendasein. Es geschieht durch diese dauernde Sklaverei der Entsagung, daß Unser Herr in Ihnen herrschen will; und er will, daß Ihre Frömmigkeit, Ihre Tugenden und Ihre Liebe diesen universalen Charakter haben. Lobpreisen Sie ihn innig für diesen Weg; er ist sehr reich, er kürzt den Weg der Wüste ab und birgt weniger Gefahren in sich. Der lb. Gott ist und soll Ihre tägliche Sonne sein; jeden Tag geht sie auf für Sie, aber nicht auf dieselbe Weise. Sie müssen diese tägliche Sonne der Gerechtigkeit und Liebe beständig lieben, möge sie Ihnen nun strahlend oder mitten in der Sommerschwüle oder unter dem Einfluß des winterlichen Eises verschleiert erscheinen. Es ist immer die gleiche Sonne.

Sie haben genug Sorgen, und ich leide aus meiner ganzen Seele mit Ihnen; es kostet mich, Sie so fern zu wissen, aber der lb. Gott will es: möge er dafür gepriesen sein und Sie stets auch.

Andererseits aber: wie gut ist doch der lb. Gott! Er ist das wachsame Zentrum jeder Vereinigung in ihm und für ihn. O schöner Himmel! Ich beginne dich herbeizusehen, nicht deshalb, um nicht mehr zu leiden, sondern um Gott vollkommen zu lieben. Mein Gott! Gnädige Frau, ich habe unrecht. Das Leiden ist eine so schöne Sache! Und vor allem ein geheimnisvolles, verborgenes und unter dem Schein der Zufriedenheit verschleiertes Leiden; ein schönes Leiden, das Sie von sich loslöst, das Sie der reinen Liebe Jesu opfert. Oh, wie danke ich ihm, daß er mich hierhergeschickt hat! Dieser gute Meister will mich zwingen, nur in ihm zu leben, nur in ihm Trost, Stärkung und Ruhe zu finden. Manchmal sage ich mir: entweder wird mich der lb. Gott bald zu sich rufen, oder er will, sobald ich mir selbst ganz abgestorben bin, sich meiner Nichtigkeit bedienen zu seiner Verherrlichung.

Ach, was sage ich da? Entschuldigen Sie mich, ich habe meiner Feder zu freien Lauf gelassen... Glauben Sie nun nicht, ich wäre hier krank oder unglücklich; ganz und gar nicht; es geht mir hier gut, ich habe gute Mitbrüder; wenn Gott aber eine Seele hinopfern will, so ist es sein göttliches Geheimnis.

Ich habe über Frl. G. vernommen, daß es Ihrem Kranken bessergeht. Dem lb. Gott sei dafür gedankt! Geben Sie jetzt auf sich acht und sorgen Sie dafür, Ihren verlorenen Schlaf gutzumachen.

Ich werde Ihnen über P. Mayet in Hyères Nachrichten geben; ich besuchte ihn am vergangenen Donnerstag und hoffe, daß ihm das Klima von Hyères wohltun wird. Dort herrscht wie hier ein herrliches Wetter. Es ist der Frühling unseres Landes. Am Sonntag soll das Jubiläum beginnen; der Herr Pfarrer sagte uns, daß es in seiner Pfarrei viel Gleichgültigkeit gibt.

Adieu, gute Dame, beten Sie für mich und lassen Sie mir Ihre Nachrichten zukommen.

+ Eymard.

P.S.- Meine Grüße und Wünsche an Frl. Stephanie! Danken Sie ihr für ihren lb. Brief und richten Sie ihr aus, sie soll stets ihrem Weg folgen und gerade auf das Herz Gottes zugehen, alles durchqueren, ohne sich aufzuhalten oder sich auf einen anderen Weg zu begeben.

An Frau Gourd, in Lyon.


Nr.0300

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein.

28. November 1851.

Meine Tochter, gestern habe ich Ihren Brief erhalten. Ich war damit beschäftigt, Ihr Schreiben zu lesen und nochmals zu lesen; und ich kann sagen mit Freude, denn Ihre Seele ist mir teuer, noch teurer hier als in Lyon; aber ich kann ihr von ferne nur wenig Gutes erweisen. Daher bin ich glücklich über Ihre Nachricht, daß Sie stets weitergehen trotz der Stürme, trotz der Armseligkeiten des Exils und der Gegensätzlichkeiten der Vorüberziehenden; und ich preise Gott, daß er mir Ihre Seele anvertraut hat; und daß ich sehe, wie sie sich im Gehorsam vervollkommnet. Ja, leben Sie so richtig aus dem Leben des Gehorsams, Sie brauchen es. Darin liegt Ihre Kraft und die Voraussetzung Ihres Fortschritts und Ihrer Ausdauer im Dienste Gottes: also, arbeiten Sie stets daraufhin, den Gehorsam zur Regel Ihrer Urteile, zur Leitlinie Ihrer Handlungen und zum Beweggrund Ihrer äußerlichen Werke zu nehmen; dann werden Sie Jesus ähnlicher, der gehorsam war bis zum Tod am Kreuz.

Ich komme zuerst zurück zum Dritten Orden.

1. Forschen Sie nicht, um herauszufinden, wer Ihnen diesen anonymen Brief geschrieben hat; überlassen Sie ihn als Geheimnis der göttlichen Vorsehung über, die alles zu unserem Wohl tut; hüten Sie sich wohl, darauf zu antworten, der lb. Gott will es nicht. Sehen Sie, meine teure Tochter, der lb. Gott kennt das Bedürfnis nach Achtung und Vertrauen, das Sie brauchen, um ihn im Dienst des Nächsten zu verherrlichen. Und wenn Sie ihn durch eine Demütigung noch mehr verherrlichen, so müssen Sie sich darüber freuen. Ich hätte mich wohl gehütet, Ihre Bitte, im Rat ersetzt zu werden, entgegenzunehmen; ich sah darin ein gutes Mittel für Sie, sich selbst abzusterben und Gott durch seine kleinen Prüfungen zu verherrlichen; das ist eine Goldmine und somit der Grund, warum ich Sie nicht ausgewechselt habe; ich suche nur Ihr ureigenstes Interesse. Eines Tages erschien Unser Herr dem hl. Johannes vom Kreuz, zeigte ihm seine Genugtuung über all das, was dieser ihm erwiesen hat und sagte zu ihm:"Wünsch dir von mir als Belohnung alles, was du willst, mein Sohn!" Der Heilige antwortete: "Herr, das Glück zu leiden und aus Liebe zu dir mißachtet zu werden." Und Sie wissen, wiesehr er erhört worden ist! So bin ich der Ansicht, daß Sie keine Schritte unternehmen sollten, um sich zu entlasten; Sie sollen Novizenmeisterin bleiben, bis man sie ersetzt; und wenn Ihnen eine Person, die Sie kreuzigt, etwas Unangenehmes erzählt, sollen Sie versuchen, dieselbe gleich Ihrem gekreuzigten Bräutigam als Liebesgeschenk zuzusenden; lassen Sie hierüber keine Überlegungen hinzukommen; schnell, schießen Sie den Pfeil zurück!

Ich sehe es ein, daß von Ihnen zu viel verlangt wird, drei oder vier Stunden auf Pater Colin zu warten; es wäre besser, zu jemandem in Ihrer Nähe zu gehen, z. B. zu Herrn Brillot von der Charité; gehen Sie mit meiner Empfehlung hin. Falls Sie für ihn ein Schreiben brauchen, würde ich es gerne ausstellen. Ich kenne die hochw. Herren vom hl. Franz nicht, aber es muß einer davon für Ihre gute Mutter in Anspruch genommen werden; die Überlegung ist gut, sie hat auf dem Land gewohnt und besitzt keinen Beichtvater. Diese arme Mutter ist also noch mehr erschöpft; das betrübt mich; ich wünschte, sie zu besuchen und zu trösten; sagen Sie ihr bestimmt, daß ich stets für sie bete und daß ich ihre teure Familie sehr liebe.

Arbeiten Sie daraufhin, eine Vizedirektorin ernennen zu lassen, damit der Rat vollzählig wird; ich weiß nicht wen. Wenn Frl. v. Revel annehmen wollte, würde ich sie vielen anderen vorziehen; sie hat ein gutes Urteilsvermögen und würde auch nichts unternehmen, ohne sich zu beraten. Sie werden mir sagen: wird man sie fürchten? - Das ist nichts Schlechtes für einige mit absonderlichen Ideen, sie wäre ganz auf Ihrer Seite. Da käme vielleicht auch Frl. Crouette in Frage, aber ich hätte Frl. v. Revel lieber.

2. Bezüglich Frl. Jenny: sie würde in U. Lb. Frau von Laus gut aufgehoben sein. Dort würde sie sich wohlfühlen, ich würde sie dem Herrn Superior empfehlen und einigen anderen Personen; wir werden noch darüber reden.

3. Bezüglich der kranken Schwestern des Dritten Ordens: es ist nicht Ihre Aufgabe, sie zu besuchen, Sie sind doch selbst leidend und krank; es braucht ja nur ein Ratsmitglied hingeschickt werden oder noch besser wäre es, zwei offizielle Krankenschwestern zu bestimmen.

4. Sie richten sich vor lauter Messen zugrunde, neun Messen sind zu viel. Ich werde Ihnen eine Messe feiern, und das genügt. Sie haben gerade Messen für Ihre Eltern bestellt. Ich muß ein wenig auf Ihren Geldbeutel bedacht sein, ich werde die Messen von Frl. J. feiern, seien Sie darüber aber nicht eifersüchtig, denn es ist auch gut für Sie.

5. Bezüglich Ihrer gewöhnlichen Beichte: befolgen Sie den Weg, den ich Ihnen vorgezeichnet habe. Bezüglich der Untreuen und Sünden gegen Ihre Frömmigkeitsübungen: begnügen Sie sich zu sagen: Pater, ich klage mich aller schuldbaren Nachlässigkeiten in meinen Frömmigkeitspflichten und aller meiner Untreuen zur Gnade an; bezüglich des Stolzes: klagen Sie sich immer an: Pater, ich klage mich aller Sünden der Eigenliebe an, die ich in Gedanken, Worten und Werken begangen habe, so wie der lb. Gott sie sieht. Zu den Versuchungen: Ich klage mich alles dessen an, was in den Versuchungen, die ich gehabt habe, Gott hätte beleidigen können, vor allem gegen den Nächsten oder gegen die Keuschheit; ich glaube nicht, freiwillig darin eingewilligt zu haben; ich klage mich dieser Sünden an, wie mich der lb. Gott als schuldig kennt. Sollte man Ihnen einige Fragen stellen, um diese Versuchungen näher zu prüfen, so sagen Sie, daß Ihnen der Beichtvater verboten hat, sie zu untersuchen und über Ihre Zweifel und Ängste zu grübeln, und daß er will, daß Sie über alldas hinweggehen. Klagen Sie sich einfach über Ihre Ungeduld an. Für den Nächsten: wenn Sie das Unglück gehabt haben, die eine oder andere s i c h e r e und t a t s ä c h l i c h e Sünde begangen zu haben, sagen Sie einfach: Ich habe gegen die Liebe gefehlt in Gedanken oder in Worten gegen meinen Nächsten, ohne die Geschichte und näheren Umstände zu erzählen. Wenn man Sie um eine Erklärung für irgendeine Sünde fragt, so antworten Sie ganz einfach so, wie Sie es in diesem Augenblick sehen.

Wenn Sie so beichten, folgen Sie der Regel des hl. Vinzenz v. Paul für seine Ordensschwestern; er sagte ihnen: Klagen Sie sich vier oder fünf Sünden an, und alles ist gesagt. Und ich wiederhole Ihnen das gleiche; und alle Ihre anderen Fehler werden Ihnen gleichzeitig vergeben; sie alle sind in dieser allgemeinen Anklage enthalten. Nur wird die Vernunft damit nicht befriedigt sein, aber sie stellen sie unter den Glauben des Gehorsams und der Gnade der Demut. Der lb. Gott sieht Ihr Herz; er will die Demut und das Vertrauen in der Beichte vorherrschen sehen. Betrachten Sie die Lossprechung immer als eine Taufe, die alles auslöscht, und von da an datieren Sie Ihr neues Leben. Sie werden mir vielleicht erwidern: Aber ich täusche doch meinen Beichtvater, ich sage ihm falsche Dinge, ich weiß nicht, was ich ihm antworten soll. - Ich nehme an, daß alldies wahr ist; was folgt daraus? Daß Sie nicht Ihre volle Freiheit und Gegenwart des Geistes hatten, das ist alles. Folglich dürfen Sie sich nicht verwirren lassen, der lb. Gott wird alles in Ordnung bringen. - Also was tun? - Nichts; fahren Sie fort, als hätten Sie eine gute Beichte abgelegt; das war eine Versuchung, eine Prüfung.

Meine Tochter, Sie trachten zu sehr danach, daß Sie ein gewöhnlicher und vorübergehender Beichtvater gut kenne, d. h. Sie möchten, daß er in Ihrer Seele lese, daß er Ihren Zustand begreife, daß er mit einem Wort Ihr Seelenleiter sei; aber das ist nicht notwendig und oft für den Frieden Ihrer Seele gefährlich; Sie haben meine Entscheidungen, die schriftliche Seelenleitung: solange der lb. Gott nicht anders entscheidet, muß Ihnen dies genügen; so haben Sie bereits einige gute Lektionen erhalten; ich habe Ihnen oft erklärt: Der lb. Gott gibt einen Seelenleiter.

Bezüglich Ihrer Versuchung zur Hoffnungslosigkeit und ihrer Folgen: seien Sie r u h i g, das ist n i c h t s. Ich bedauere aber Ihren Zustand; und es hat mir Kummer bereitet, daß Sie in einen so traurigen Zustand gefallen sind, aber Sie sehen, daß Sie der lb. Gott nicht verlassen hat. Ach, wie böse ist doch der Teufel und wie Schlimmes möchte er Ihnen zufügen! Sollten sich jemals diese Versuchungen bei Ihnen wieder einstellen, schreiben Sie mir sie sofort und ich werde für Sie beten und Sie werden erleichtert sein.

Ich habe nochmals Ihren Artikel der Vereinigung mit Gott durchgelesen; was sind Sie doch kindisch! Sie tun wie ein kleines Kind mit dem Gedanken seiner Mutter...! Der Gedanken, der mir über all das einfiel, ist folgender: es müßte das geschehen, was Unser Herr selbst getan hat; aber machen Sie wenigstens aus meiner Armseligkeit die Eingangstür, um zu Unserem Herrn zu gehen; Sie sind vereinigt mit einem armen Unglücklichen in seinen Lumpen; und Sie halten ihn, bitteschön, für reich und heilig; ich habe darüber gelacht, ich gebe es Ihnen zu; und ich lache noch jetzt darüber.

Kopf hoch! Neuen Mut und viel Geduld! Mitten in all Ihren Hauskreuzen sind diese die besten; sie bewirken keinen Stolz und nähren nicht die Eigenliebe: das ist der Tau des Gartens von Nazaret; aber schwimmen Sie stets über all diesen kleinen Wellen und lassen Sie sich nicht traurig stimmen und durch alle diese Dornenstiche nicht aus der Fassung bringen; Sie müssen sich wie einen Amboß betrachten, auf welchem jeder das Recht hat, sein Eisen zu klopfen. Und je stärker man auf den Amboß schlägt, umso besser wird er.

Kopf hoch! Adieu in Unserem Herrn!

Ich segne Sie in seiner heiligen Gnade.

Eymard.

P. S. - Ja, antworten Sie zum geeigneten Zeitpunkt, daß meine Enthebung von Lyon le diglich aus Notwendigkeitsgründen vorgenommen wurde; das ist auch sehr wahr.

Nichts Böses mit Frl. v. Revel.

Bezüglich des Jahresberichtes des Dritten Ordens lasse ich Sie selbst bestimmen.


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