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Index Briefe Bd. 1 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.0111

An Marianne

Lyon, 4. April 1848.

Meine lieben Schwestern!

Ihre lb. Briefe haben mir eine sichtliche Freude bereitet; ich habe nie an Eurem guten Herzen für mich gezweifelt. Und ich mache Euch beinahe Vorwürfe, mich zuviel geliebt zu haben, denn diese so große Zuneigung hat Euch großen Kummer bereitet; aber ich muß auch sagen, daß ich alle diese Sorgen als Bruder geteilt habe; und der lb. Gott weiß, daß ich nur zwei Personen auf der Welt liebe mit dieser natürlichen christlichen Liebe, und diese seid Ihr.

Ich fahre heute, Sonntag, 9., mit meinem Brief fort, weil ich ihn nicht zu Ende führen konnte.

Ich weiß nicht, wie die Zeit vergeht, aber es wird fast immer Abend, ohne die Zeit gehabt zu haben, mich umzudrehen; dann hat auch meine Migräne in diesen letzten Tagen wieder eingesetzt: schon seit so langer Zeit hatte sie mich in Ruhe gelassen! Und Ihr wißt, daß man mit Migräne nicht arbeiten kann.

Ich sehe, daß man Euch über Lyon und uns erschreckt hat, aber ich kann Euch sagen, daß man uns ganz in Ruhe gelassen hat. Es wurde uns nicht das geringste Schimpfwort ausgesprochen; im Gegenteil: man hat uns eine Wache an unsere Tür gestellt; wir gehen ganz einfach im Talar in die Stadt, und man könnte sogar sagen, daß der Talar mehr geachtet wird.

Vor zwei Tagen habe ich mit einem meiner Mitbrüder eine Baustelle besucht, wo 800 Arbeiter beschäftigt waren; wir trugen den Talar. Wir wurden in Ehren aufgenommen und respektiert; wir gingen hin, um uns bei den Arbeitern für die Fahne zu bedanken, die sie uns gebracht hatten.

Somit, meine lb. Schwestern, versetzt Euch nicht in solche Aufregung; und glaubt vor allem nicht allen jenen übertriebenen Meldungen, die in Umlauf gesetzt werden. Lyon ist ruhig, die Arbeiter nehmen die Arbeit wieder auf. Es besteht die Hoffnung, daß der lb. Gott alles regeln wird. Es ist wunderbar, den Eifer und die Frömmigkeit der Leute von Lyon für Unsere Lb. Frau von Fourvière und in allen Kirchen zu sehen.

Es ist wahr, der Handel läuft schlecht, und sollte dies anhalten, wäre es ein großes Unglück.

Ich wundere mich, daß der Kommunismus in La Mure bekannt ist! Er läuft der Vernunft und dem Hausverstand zuwider; man beginnt daher jetzt, mit ihm abzurechnen.

Ich glaube nicht, daß es zu einer Plünderung kommen wird, sonst würde sich alles Ehrliche und Ordnung Liebende gegen ein so aufrührerisches Prinzip zusammenschließen.

Zudem behütet uns der lb. Gott, ich bin zuversichtlich, daß das Gute über das Böse siegen wird.

Herzliche Grüße an Frau Fayolle und ihre ganze lb. Familie.

Euer stets im Herrn ergebenster Bruder

Eymard, p. s. m.

P.S.: Ich sende Euch die Beglaubigung der Echtheit der Reliquie, die ich Euch geschenkt

habe; mit diesem Dokument kann sie in der Kirche auf den Altar gestellt werden.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0112

An Marianne

Lyon, 25. April 1848.

Liebste Schwestern!

Ich möchte Euch meine Nachrichten übermitteln; es geht mir gut. Lyon ist ruhig, die Karwoche und der Ostersonntag sind ohne Zwischenfälle gut verlaufen. Die Wahlen fanden in aller Ruhe statt. Ich bin dazu wie die anderen hingegangen; es ist eine Pflicht für jeden guten Bürger, und manchmal entscheidet e i n e Stimme mehr für einen guten Abgeordneten.

Ob wir Lärm haben? Ja, wir haben jeden Tag Lärm, denn man wird das Für und Wider nie verhindern können. Ob es hier Schlägerein gibt? Ich glaube nicht, denn man hat die Anarchie satt, man will Ordnung und Sicherheit; sollte es da und dort Unordnung gegeben haben, so wäre es keine Allgemeinerscheinung. Zudem behüten uns Gott und Maria, meine Schwestern; und darin liegt unser ganzes Vertrauen.

Regt Euch nicht auf. Gott kümmert sich um die Seinen und ich versichere Euch, daß man in den Städten in größerer Sicherheit lebt als auf dem Lande.

Grüße an die Familie Reymond.

Ich habe Frl. Berthilde getroffen, sie wohnt auf dem Lande. Man möge nicht um sie besorgt sein, es geht ihr gut.

Ich umarme Euch in Unserem Herrn

Euer Bruder

Eymard.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0113

An Bischof Luquet

Lyon, 30. April 1848.

Exzellenz!

Wir waren um Sie besorgt, weil wir von Ihnen keine Nachricht erhalten haben; wir danken Ihnen sehr, daß Sie uns geschrieben haben; ich hätte Ihnen früher geantwortet, ich wußte aber nicht mehr, wohin ich den Brief adressieren sollte.

Wieviel hat sich doch seit Ihrem Besuch in Lyon verändert! Gott allein ist beständig und zeitlos. Inmitten dieser Aufregung aller Leidenschaften gibt es noch etwas Trostvolles: daß nämlich aus diesem Schock unweigerlich für die Religion etwas Gutes herauskommen wird; sie wird in der Arena viel freier sein, sie wird ihre Feinde besser kennenlernen, sie wird ihre wahren Freunde höher schätzen. Der eingeschlafene Glaube erwacht; man ist erstaunt, daß es noch so viele sich wehrende Katholiken und so großzügige Herzen gibt - Buchez - Bastide - .... sie werden die alten und wurmstichigen Utopisten ablösen, welche Religion und politische Macht nur dazu benützen, um den Fortgang und Fortschritt des Glaubens zu hemmen.

Unsere Wahlen sind gut, sie sind im Sinne der Ordnung, des Eigenbesitzes und der Freiheit; es wurde auch soviel dafür gebetet, in Lyon vor allem, ein einziger Buchhändler hat 30.000 Exemplare eines Buches mit 40 Gebeten gedruckt und verkauft; es wurde gefastet, Almosen gegeben usw. Die Störenfriede der Ordnung beginnen Angst zu bekommen. - Unser Kommissär Arago ist am Freitag heimlich abgereist. Das Volk will ihm einen Prozeß machen, er wird beschuldigt, beträchtliche Summen veruntreut zu haben, er soll 500.000 Fr. entwendet oder mißbraucht haben und den Rest ..... nun ist er gebrandmarkt, erledigt, selbst von den Arbeitern im Stich gelassen. So geht es den Menschen mit ihren Leidenschaften.

Lyon ist ruhig trotz tausend Gerüchten; vor dem Revolutionsstrom erhebt sich die Hand Gottes. Was unsere Geselllschaft betrifft, wurden wir in Ruhe gelassen; zur Vorsicht haben wir das Personal in uneren Häusern verringert. Bezüglich Ihrer Angelegenheiten: ich habe die fragliche Kette nicht erhalten; ich vermute, daß man sie wie auch Ihren Brief in Paris zurückgehalten hat. Ich habe in Lyon Nachforschungen anstellen lassen, niemand weiß etwas davon. Frau Marteau befindet sich wie alle anderen in großer Verlegenheit; man befürchtet sogar, daß sie der Krise erliegen wird. Um nicht alles zu verlieren, wird Ihnen, Exzellenz, geraten, Paramente in der Höhe der Summe, die sie Ihnen schuldet, in Auftrag zu geben; dies wäre die klügste Lösung; ich warte auf Ihre diesbezügliche Meinung.

Wenn der Goldschmied Favier nicht warten kann, so könnte ihm Herr Poupinel, wenn Sie damit einverstanden sind, eine gewisse Summe anzahlen.

Ich habe ihnen alle Breven zugesandt; was hat mit der Summe zu geschehen?

Es heißt, daß jeder für seinen bevorzugten Heiligen predigt. - Als ich dieses Paket erhalten habe, beeilte ich mich sofort nachzusehen, ob sich darin auch meine Bestellung findet ... ich warte darauf ... aber, Exzellenz, ich bitte Sie um dieses Privileg, wie man es einigen unserer Missionare bewilligt hat mit der folgenden Klausel: modo exercitium consuetum viae crucis, aut a l i q u a s v o c a l e s p r e c e s e x a r b i t r i o b e n e d i c e n t i s s t a t u e n d a s recitaverint.

Das Problem besteht darin, daß so viele Kranke nicht imstande sind, die 20 Vaterunser, Ave und Ehre-sei-dem-Vater zu beten; zudem kenne ich einen Pfarrer, der diese Vollmacht ohne Angabe der Zahl erhalten hat; er besaß freilich einen Freund in Rom; und ein Marist, der sich ganz für die Anliegen des Hl. Stuhles einsetzt, hätte wohl als sein Sohn ein Anrecht auf seine Gunst. Ich glaube, daß man eher bei der Propaganda darum ansuchen muß. Ich bitte Sie um Nachsicht, Exzellenz, für soviel Belästigung, Sie werden aber alle Verdienste daraus ziehen; und ich werde Tausende von Kreuzwegandachten für Sie halten lassen. - Meine Vornamen lauten Peter Julian... Missionar.

Nehmen Sie huldvoll die ehrfürchtigsten und ergebensten Grüße der Patres Colin, Lagniet, Poupinel entgegen!

Mit ihnen verbleibe ich Ihrer Exzellenz untertänigster und ergebenster Diener

Eymard

Assistent S.M.


Nr.0114

An Herrn Perroud

Lyon, 7. Mai 1848.

Lieber Herr!

Ich komme von Seiner Eminenz, der sehr bereitwillig die kostenlose Erlaubnis gegeben hat, daß in Ihrer Kapelle die hl. Messe gefeiert und darin das Höchste Gut aufbewahrt werden darf. Ich habe ihm erzählt, daß der Bischof von Amiens alljährlich zu Ihnen geht, wie Unser Herr nach Bethanien zu Lazarus und dessen Schwestern ging; ich fügte sogar hinzu, daß Seine Eminenz im Falle einer Gefahr hier einen sicheren und feundlichst gewährten Zufluchtsort finden könne, und daß Ihr Haus wie ein Kloster betrachtet würde. Der Kardinal hat sich alles in ganz väterlicher Güte angehört.

Es handelt sich, wie Sie sehen werden, um eine allgemeine Erlaubnis; somit brauchen Sie nicht mehr auf die in meinem Bittschreiben angeführten Bedingungen zurückkommen.

Somit ist also Ihr Haus zu einem religiösen Ort für Tertiaren geworden; nun werde ich mich um diese kleinen Statuten von Tertiarfamilien kümmern und sie Ihnen dann bringen, wenn es Gott gefällt.

Entschuldigen Sie mich, ich werde verlangt; aber ich werde allzeit verbleiben

Ihr geneigtester und ergebenster

Eymard

A.S.M.


Nr.0115

An Kardinal De Bonald

(Lyon, am 7. Mai 1848)

Eminenz!

Eine ehrenhafte und fromme Familie namens Perroud de Pommiers hat der Gesellschaft Mariens ihr Gästehaus angeboten; sie hat es dankbar angenommen. Es wohnt bereits ein Maristenpater darin. Im Gebäude befindet sich eine sehr angemessene Hauskapelle.

Eure Eminenz hatte huldvoll die Erlaubnis erteilt, darin zu zelebrieren und das höchste Gut aufzubewahren, sobald dort ein bewilligter Priester wohnt. Weil diese Erlaubnis abgelaufen ist, wagen wir es, Ihre so väterliche Güte um die Erneuerung dieser Erlaubnis zugunsten dieser heiligmäßigen Familie und der Gesellschaft Mariens zu bitten.

Es geschieht mit Zustimmung und Befürwortung des Ortspfarrers, daß wir diese Gnade von Ihnen erflehen.

In tiefster Ehrfurcht Eurer Eminenz

in aller Demut und in aufrichtigem

Gehorsam ergebenster Diener

Eymard.

Assistent der Gesellschaft Mariens.

Lyon, 7. Mai 1848.

genehmigt

+ L.C.M. de Bonald

Erzbischof von Lyon.


Nr.0116

An Marg. Guillot

Samstag, 12. Mai 1848.

/Der Brief hat als Datum: "Samstag, 12. Mai"; nun

war aber der 12. Mai ein Freitag/

Meine liebe Tochter!

Ich sende Ihnen das Protokoll und bin froh, Ihnen berichten zu können, daß Sie keine Vergebung brauchen: ich wüßte nicht wofür, außer für Ihren großen Einsatz im Dritten Orden.

Ich habe über die Bestellung nachgedacht, um welche Sie mich bei P. Lagniet gebeten haben. Sie könnten meinen, ich hätte Ihren zweiten Beichtstuhl vergessen und daß ich geglaubt habe, es habe sich nur um den ersten gehandelt; als ich Sie verwirrt antraf, habe ich noch nichts verstanden. Was kann man machen? Das ist eine meiner tausend Zerstreuungen.

Ich wäre sehr glücklich, Neuigkeiten von Frl. Claudine, von Ihnen und vom ganzen Haus zu erhalten. Schreiben Sie mir ins Spital von Saint-Etienne.

Ich bete ständig für Sie: daß Unser Herr stets Ihr Weg, Ihre Wahrheit und Ihr Leben sei und daß Sie sich in ihm ausruhen!

Ihr in Unserem Herrn ergebenster

Eymard.

Ich habe vergessen, Ihnen mitzuteilen, daß meine Gesundheit meiner Arbeit gut standhält.

An Fräulein Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon.


Nr.0117

An Marianne

Lyon, am 27. Mai 1848.

Meine lieben Schwestern!

Fräulein Monavon, das Ihr in La Salette gesehen habt, bringt Euch gerne meinen Brief und einen Gruß.

Ich danke Euch für Eure lb. Briefe, Ihr könnt zweifellos erahnen, welche Freude sie mir bereiten.

Mehrere Personen haben mir auch von Euch Nachrichten gebracht und ich denke, daß auch Ihr indirekt etwas von mir gehört habt; das ist der Grund, warum ich nicht sofort geschrieben habe.

Es geht uns gut in Lyon; wie ich Euch schon gesagt habe: glaubt nicht an all diese übertriebenen und beängstigenden Gerüchte, die Euch erzählt werden. Die Zeiten sind schlecht, weil wir uns ganz oder beinahe unter der Macht aller Leidenschaften befinden; daher würde die Zukunft düster erscheinen, hätten wir nicht die göttliche Vorsehung als Schutz und Maria als die Königin von Frankreich.

Das ist der Grund meiner Zuversicht; und die schlechten Menschen werden nur wie die Dämonen handeln: sie werden drohen und den Anschein erwecken, alles zugrunderichten zu müssen; aber dann wird Gott ihre Bosheit stoppen.

Bezüglich der Hypotheken, über die Ihr mir berichtet, rate ich Euch, alles so zu belassen, wie es ist; sie sind wie sie bis jetzt angelegt sind, genauso sicher.

Die Tochter von Herrn Moutin ist Maristenschwester in Meximieux, im Departement Ain. Ich denke, daß es ihr gut geht; sicher ist jedoch, daß sie dort sehr zufrieden ist.

Ihr berichtet mir, daß Ihr es nötig hättet, ein wenig in der Liebe Gottes neue Kräfte zu schöpfen. Ach! Das brauchen wir alle und mehr als je zuvor. Ich halte diesen Euren Vorschlag für sehr gut, bei Euch daheim kleine Exerzitien von drei Tagen zur Sammlung abzuhalten. Ich rate hier oft, so etwas zu machen; und zwar wie folgt:

Am 1. Tag befaßt man sich mit der Reue durch eine Betrachtung über die Sünden am Morgen und über den Tod am Abend, damit wir uns beeilen, dafür schnell Buße zu tun.

Der 2. Tag dient zum Erforschen seiner Sünden. Die 1. Betrachtung soll über die Haupthindernisse in uns gegen die Erfüllung des hl. Willens Gottes mit uns gehalten werden; und oft sind es die Nachlässigkeit und die Eigenliebe.

Die 2. Betrachtung macht man über das, was Gott von uns in der gegenwärtigen Situation will.

Der 3. Tag handelt über die Liebe Gottes. Die 1. Betrachtung ist über die Liebe Jesu Christi im Hlst. Sakrament.

Die 2. Betrachtung über den Himmel, den Gegenstand unserer Hoffnung.

Während des Tages bete man den Kreuzweg; das Stillschweigen und die Ruhe sollen etwas mehr gepflegt werden.

Das sind einige Gedanken, um Euch zu helfen, aber die Beichte ist nicht das Ende, sondern die Sammlung auf Gott hin.

Ich will Herrn Pillon schreiben. Ich hatte schon damit begonnen. Nur zu! Immer frohen Mut! Verlaßt die Welt, und die Welt wird Euch verlassen. Ja, ich bin ein christlicher Republikaner, d. h. ich will unabhändig von den Geschöpfen sein und den guten Gott lieben und ihm dienen... und mich der Geschöpfe nur insoweit bedienen, als es der lb. Gott will. Handelt so und Ihr werdet ganz frei und ruhig sein.

Euer in Jesus Christus ergebenster Bruder

Eymard.

An Fräulein Marianne Eymard,

de Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0118

An Marg. Guillot

U. Lb. Frau von Laus, Samstag, 10. Juni 1848.

Ich möchte Ihnen, meine lb. Tochter, ein kleines Lebenszeichen von meinen geliebten Exerzitien in Laus geben. So bin ich endlich hier, glücklich, diese hl. Kapelle wiederzusehen, an die sich so viele Erinnerungen für mich knüpfen und von wo ich soviel Gnaden erwarte.

Sie haben recht zu denken, daß Sie nicht allesamt vergessen werden: Sie als arme Kranke, Ihre Schwestern, all die Ihren, alle Schwestern des Dritten Ordens. Hier ist man so nahe bei Maria, man kann sie um alles bitten.

Muß ich Ihnen sagen, daß mich die Gute Mutter in diesen Tagen sehr leiden läßt, vor allem an Kopf und Ohren; stellen Sie sich vor, wie elend man sich menschlich fühlt; aber ich freue mich darüber, weil dies für mich das Vorspiel der Gnaden Unseres Herrn ist.

Ich sende Ihnen das Protokoll für die Versammlung der Fräulein. Bitte lassen Sie es hernach an Frau Champin, St.Johannes-Straße Nr. 5, bringen, damit auch sie es bei der Versammlung der Damen vorliest.

Ich schicke Ihnen mit Freuden etwas Papier, das ich soeben selbst im ehrwürdigen Öl der Lampe getränkt habe, welche vor der wunderbaren Kapelle der hl. Jungfrau brennt. Dieses Öl hat viele genau dokumentierte Wunder bewirkt und wirkt sie noch immer; ich habe deren Protokolle gelesen. Alle Missionare von Laus, ich, meine Schwester, die bei mir ist, wir alle halten eine Novene für Sie, indem wir jeden Tag das Veni Creator und die lauretanische Litanei beten. Und Sie sollen sich daran anschließen und das mit Öl getränkte Papier, das ich Ihnen sende, an die kranke Stelle drücken.

Ich segne Sie, meine Tochter, und Ihre Schwestern.

Beten Sie für mich.

Eymard.

An Frl. Guillot Margarete

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon.


Nr.0119

An Frau Gourd

Unsere Lb. Frau von Laus bei Gap, am 15. Juni 1848.

Gnädige Frau!

Ich schreibe Ihnen aus dem Wallfahrtsort meiner Kindheit, wo ich zum erstenmal Maria kennengelernt und geliebt habe. Seit langer Zeit sehnte ich mich danach, hierherzukommen und mich zu Füßen der Guten Mutter (das ist hier ihre bevorzugte und populäre Bezeichnung) zu sammeln; und so bin ich nun seit neun Tagen hier. Ich will nicht von hier weggehen, ohne Ihnen vorher zu schreiben; es scheint mir, daß ein zu Füßen Mariens geschriebener Brief wertvoller ist.

Was soll ich Ihnen sagen, meine liebe Schwester? Daß ich der hl. Jungfrau nicht genug dafür danken kann, daß sie mein Anliegen für Sie erhört hat; denn ich klagte dieser guten Mutter, daß ich Sie so krank weiß. Ich wollte, daß Sie noch nicht in den Himmel gehen.

Ich habe jeden Tag fleißig zu dieser guten Mutter gebetet, und persönlich für Fräulein Stephanie, für Ihren Gatten, für Ihre arme Mutter. Ach, wenn meine Gebete ebenso wirksam sind wie meine Wünsche, werden Sie erhört werden; und ich habe darauf ein mildes und trostreiches Vertrauen.

Wie wären Sie glücklich, meine arme Tochter, wenn Sie auf der Rückreise nach Lyon über Gap fahren und Unsere Lb. Frau von Laus, das nur zwei Meilen davon entfernt liegt, besuchen würden. Hier würden Sie große Gnaden empfangen. Ich wünsche es Ihnen.

Der gute Meister hat Sie sehr geprüft: das ist der erste Schlag der ewigen Glocke. Bereiten wir uns auf die Abreise vor.

Inzwischen habe ich hier mehr denn je zuvor verstanden, daß Sie Unser Herr in einem Leben der Entsagung und der geistlichen Armut will, aber auch in einem Leben absoluter Hingabe in seine Hände wie ein kleines Kind; und daß all die kleinen Prüfungen, die tagtäglich über Sie kommen, Flügel sind, die er Ihnen sendet, um Ihnen zu helfen, den alten Menschen abzulegen und sich wie ein Nichts an Jesus zu schenken. Lassen Sie sich ganz entäußern, sich alles wegnehmen, um ganz Gott gehören zu können.

Adieu, meine Tochter; beten Sie für mich. Ich sende Ihnen Papier, das ins Öl der Lampe getaucht wurde, welche vor dem Heiligtum Unserer Lb. Frau von Laus brennt. Die hl. Jungfrau hat der Schwester Benedikte versprochen, daß dieses Öl alle möglichen Heilungen bewirke bei jenen, die sich seiner mit Glauben bedienen. Wenden Sie es auf Ihre Kranken an, aber halten Sie zu diesem Zweck eine Novene zu Unserer Lb. Frau von Laus.

Ich segne Sie in Jesus und Maria.

Eymard.

An Frau Gourd

in Nizza.


Nr.0120

An Frl. Stephanie Gourd

U.Lb. Frau von Laus, 15. Juni 1848.

Meine lb. Tochter, ich möchte Ihnen für Ihre lb. Briefe danken. Wie haben sie mich getröstet mit den Nachrichten über Ihre gute Mutter! Sie sind nicht ohne Frucht geblieben, denn ich habe überall für sie beten lassen.

Nun war ich Ihretwegen traurig.

Es wurde mir mitgeteilt, daß Sie sehr leidend waren und es noch immer sind. Das ist die Art, meine arme Tochter, wie Unser Herr von Zeit zu Zeit seine Kinder heimsucht, um ihnen zu sagen, daß dieses Leben nur ein Exil, nur ein Kalvarienberg ist, um unsere Sehnsucht nach dem Himmel, dem schönen, ewigen Vaterland, zu wecken. Aber Sie hatten also schon jetzt weggehen wollen, um den lb. Gott von Angesicht zu Angesicht und Maria, diese gute Mutter, zu sehen. Oh, Sie werden vielleicht noch Ihr Kreuz auf der Welt tragen und beweisen müssen, daß Sie Jesus über alles lieben wollen, wie er es verdient.

Lieben Sie diesen guten Meister innig und leiden Sie für ihn, aus Liebe zu ihm; arbeiten Sie an dieser so heroischen Entsagung Ihres Willens! Seien Sie überzeugt, daß das, was man unter einer milden Entsagung tut, Gott unendlich mehr gefällt als jedes andere äußerlich als vollkommener erscheinende Werk. Ich habe Sie fest unserer guten Mutter empfohlen und Sie gebeten, sie möge Sie lieben und wie ihre vielgeliebte Tochter führen.

Beten Sie für mich, meine Tochter, wie auch ich für Sie bete.

Eymard.

An Frl. Gourd Stephanie, Nizza.


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