VON STALIN ZU MUTTER TERESA Wir haben den Vorabdruck eines Artikels uber die Lage in Kosovo zufaellig bekommen und gelesen. Er sollte in der Zeitung der Kommunistischen Plattform der PDS Muenchen -"Was Tun"- erscheinen. Es gibt in dem Text eine Reihe von Luegen, und weitere Geschehnisse werden verschwiegen, wie schon ueblich in der buergerlichen Presse der letzten Jahre. Das ist Normalitaet geworden, wenn es um Berichte ueber Jugoslawien geht. * Wenn man ueber die gesellschaftlichen Unterschiede in der SFRJ spricht, soll man auch die Anfangslage betrachten: der Unterschied zwischen Sueden und Norden ist eine Erbe der Vergangenheit gewesen, die leider nicht geloest, aber keinesfalls von der Nachkriegszeitpolitik verschlimmert wurde. Vergleichen wir einmal z.B. den Leben- u. Kulturstandard der Albaner aus Kosovo und der Albanern aus Albanien. Bekannterweise ist die Lage in Kosovo dank der SFRJ Politik viel fortschrittlicher gewesen, so dass in den 80er die Kosovo-Albaner wie "pro-jugoslawisch" bezeichnet wurden und naemlich Titos Bildern immer wieder zeigten - was im Artikel verschwiegen wird. Unter anderem hatten die Kosovo-Albaner ein besonders breiter Autonomiestatus (viel breiter als in Suedtirol, z.B.), eine eigene Uni in Pristina, usw. * Man kann wohl die albanische nationalistische Bewegung und seine Stärkung in Kosovo in den Zeiten des kalten Krieges zwischen Jugoslawien und Kominform in Betracht nehmen, da in dieser Zeit (vom Tito-Stalin Bruch bis zur Einfuerung der neuen Verfassung im 1974) die Kosovo Albaner als antijugoslawische Kraft instrumentalisiert worden waren. In dieser Hinsicht, konnte man auch die Triest-Frage und die Haltung der Italienischen Kommunistischen (stalinistischen) Partei verstehen. Das ist aber viel weniger aktuell als die NATO-Manoeuvren gegen Jugoslawien. Bei den Demos der Kosovo-Albaner in diesen Monaten werden amerikanischen und tuerkischen Flaggen gezeigt, und die Parolen sind in englischer Sprache. * Es stimm nicht, dass "1980 ... nur jeder zehnte Albaner eine Beschaeftigung..." hatte (auf wieviele erwachsene Arbeitsfaehigen, bitte?) und "...gut 50% der erwerbslosen Albaner ... weder eine Arbeitslosen-, Kranken- oder Rentenversicherung" kannten. Das sind unbegruendete Faelschungen. In Jugoslawien erhielt jeder Neugeborene automatisch die Krankheitsversicherung. Es ist einfach erfunden, dass "fast jede albanische Familie im Kosovo hatte in den letzten Jahren mindestens ein Familienmitglied im Gefaengnis". Es kann nur stimmen, wenn unter "Familie" ein "clan" d.h. eine groessere, geschlossene Treugemeinschaft gemeint wird: bekannterweise herrscht in der traditionellen Sozialstruktur der Kosovo-Albaner die Clan-Verteilung, und sogar den Rachegesetz, wie z.B. in gewissen sueditalienischen Kreisen auch. * Die Analyse der jugoslawischen Tragoedie der letzten Jahre ist zumindest ungenuegend. Die Figur von Milosevic wird bloss daemonisiert ("Der Hauptverantwortliche... der Wegbereiter fuer den nationalistischen Wahn, fuer den Krieg heisst trotz aller Maskerade Slobodan Milosevic"), von allem und auch noch mehr schuldig gemacht, um noch groessere Verantwortlichkeit anderer Seiten zu verstecken. So wird z.B. sein Gespraech in Kosovo Polje immer wieder zitiert... nur ohne Zitat! Weil die genauen Worte von Milosevic niemand wirklich kennt bzw. richtig zitieren darf. Wir hoeren immer wieder die Geschichte ueber die "Abloesung des Autonomiestatus im 1989", aber wer kennt wirklich WAS abgeloest und WAS behalten wurde, und warum? Hat jemand Lust zu kennen, was die Serben darueber meinen? * Die scharfe "ethnische" Trennung in den letzen Jahren ist lediglich das Resultat der albanisch-nationalistischen Politik des Bojkottes und der "Nicht-Kollaboration". Das hat u.A. zur Verschlechterung der Gesundheitslage in der Provinz: weil die albanische Kinder, nach Wunsch der Eltern, auch keine Impfunge mehr in "serbocetniks" Krankenhaeuser bekommen haben... * Dass in Kosovo immer zwei Voelker gelebt haben, und dass beide volles Recht haben, weiter dort zu leben, dass will niemand sagen. Dass Kosovo Herz der serbischen Kultur (Religion, Literatur, Geschichte) ist, dass ist die schlichte Wahrheit, und keine Erfindung Milosevics. Jugoslawien war ein Mehrvoelkerland, wo die Buergerrechte nicht durch die "ethnische" Abstammung bestimmt waren. Heute sind gerade die serbomontenegrinische Foederation und Mazedonien die einzige Staaten auf dem Balkan, die diesen multinationalen Charakter immer noch behalten -auch verfassungsmaessig!- im Unterschied zu allen Nachbarstaaten. * So kommen wir zur "zwei-Standards-Politik": jahrelang hat man uns vor dem Schrecken eines Grossserbien gewarnt, dass nicht besteht. Aber gerade heute schaut man mit Sympathie und Verstaendnis einem Grossalbanien zu. Warum? Es gibt offensichtlich "gute" und "nicht gute" Nationalismen! (Und tatsaechlich, die "guten" sind die, die zur Zerteilung und Zerstoerung des Landes beitragen, moeglicherweise eine westliche Intervention foerdernd; die "nicht gute" sind die, die sich dagegen wehren!) * "Der Imperialismus hat eindeutig eine proserbische Haltung". Ein solcher Satz waere nicht zu kommentieren, wenn nicht Hunderttausende Serben aus Kroatien u. Bosnien wegfliehen mussten, um nicht eine Minderheit im eigenen Land zu werden. Genauer gesagt: um nicht eine unterdrueckte Minderheit in fremdem Land zu werden! * Es gibt schon vielleicht Tausend hinweisen, dass UCK ein reines Instrument der kriegshetzenden Politik des Westens ist: Waffen vom Westen (z.B. von italienischen Haefen geschickt), Geld durch Kontos in westlichen Banken, offizielle Anerkennung seitens USA, Trainieren im vom Westen besetzen Albanien durch NATO Offiziere (liesst mal das Buch "Die Bundeswehr" vom Herrn Naumann!...). Der Westen fuehrt aber einen ganz speziellen Krieg gegen Jugoslawien: es geht auch durch die Desinformation, die eine strategische Rolle spielt. So beschaeftigen sich Public-Relations-Agenturen damit: Luegen ueber die Lage u. bestimmte Ereignisse zu verbreiten, Druck auf bestimmte Lobbies zu machen, usw. Vgl. das Buch von J. Merlino, "Les verites jougoslaves ne sont pas toutes bonnes a dire", Ed. Albin-Michel, 1993. * Wenn man den Artikel liest, wuerde man denken, dass die Enveristen sehr aktiv in Kosovo sind... wie ob wir immer noch in den 60er lebten! Diese Spinnereien sind unverschaemt, insbesonders weil man ganz genau weiss, dass die Kosovo-Separatisten direkt von Berisha und die Nordalbanische Mafia unterstuetz sind, wobei die Albaner vom Sueden (die "Linken", die die Revolte im letzten Jahr angefangen haben) ganz kritisch gegenueber die Kosovo-Clique sind. Es sollte auch gesagt werden, dass es eine Bourgeosie der Kosovo-Albaner gibt, von der Rugova ein wichtiges Mitglied ist (seine Familie war von Grosslandbesitzern), die alle Kleingeschaefte (Juwelerien, Handel, Reisebueros,...) der Provinz regiert, und starke Verbindung mit der albanischen u. turkischen Drogen- u. Waffenmafia hat. * Wenn man also eine Analyse machen moechte, dann sollte man auch ueber die geopolitischen und strategischen Interessen der NATO oder ueber die Bergwerke und Energiewerke vom Kosovo sprechen. Es waere schon etwas, wenn man von einem Konflikt zwischen zwei national(istisch)en Bourgeosien sprechen koennte. Was sollten die Kosovo-Proletarier in diesem Konflikt tun? Sich gegen die Privatisierungen wehren, und dafuer zusammen mit den serbischen Arbeitern und Kommunisten (wir kennen einige) Kaempfen! Das ist das, was die Kommunisten interessiert, und nicht eine "Selbstbestimmung" die viel effektiver von den FAZ-Kriegshetzer und vom Kohl selbst beansprucht wird! Eine "Selbstbestimmung" die in jeder Hinsicht FREMDbestimmung heissen kann. Viel mehr als Enver Hoxha, ist heutzutage Mutter Teresa ein Symbol fuer Grossalbanien: Rugovas Partei ist Mitglied der Christlich-Demokratischen Internationale!... Aber fuer die UCK-Kaempfer (unter denen auch Faschisten aus Kroatien und anderen Laendern taetig sind) ist vielleicht nur die "Balli Kombetaer" Bewegung der 40er Jahre eine moegliche Vergleichsparallele. Diese profaschistische, grossalbanische Bewegung veruebte Massaker an den Ortodoxen in Kosovo, die vor dem II Weltkrieg noch 40% der Gesamtbevoelkerung darstellten. In diesem wurden sie von den italienischen Besetzern unterstuetzt, und dienten den Nazifaschisten genauso wie die Ustashas in Kroatien und die Handzar-Division in Bosnien. COORDINAMENTO ROMANO PER LA JUGOSLAVIA ROEMISCE KOORDINATION FUER JUGOSLAWIEN (Juli 1998) "Bei der Behandlung der Fremdvoelkischen im Osten muessen wir darauf sehen, soviel wie moeglich einzelne Voelkerschaften anzuerkennen und zu pflegen, also neben den Polen und Juden die Ukrainer, die Weissrussen, die Goralen, die Lemken und die Kaschuben. Wenn sonst noch wo Volkssplitter zu finden sind, auch diese. Ich will damit sagen, dass wir nicht nur das groesste Interesse daran haben, die Bevoelkerung des Ostens nicht zu einen, sondern im Gegenteil im moeglichst viele Teile und Splitter zu zergliedern..." [Heinrich Himmler, Geheime Reichsache 15. Mai 1940, aus: B. Opitz (Hr.) "Europa Strategien des deutschen Kapitals 1900-1945", Koeln 1977]