pagine metafisiche: wilhelm schallmayer

"Die Heilkunde einengt die natürliche Auslese
und daher kann zum Schaden der Rasse ausschlagen"
(Fritz Lenz)


"Eine wirkliche und gründliche Veredlung des Menschengeschlechts
möchte nicht sowohl von aussen als von innen,
also nicht sowohl durch Lehre und Bildung,
als vielmehr auf dem Wege der Generation, zu erlangen sein"
(Arthur Schopenhauer)


1. TEIL LEBENSLAUF
2. TEIL VERERBUNG UND AUSLESE
3. TEIL EINFÜHRUNG IN DIE RASSEHYGIENE
4. TEIL SCHALLMAYER IN DER KRITIK SEINER ZEITGENOSSEN
5. TEIL PAZIFISMUS
BIBLIOGRAPHIE
GLOSSAR für italienische rassehygienische Anfänger



1. LEBENSLAUF

Friedrich Wilhelm Schallmayer wurde am 10. Februar 1857 in Mindelheim, einem Städtchen im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, geboren. Der Vater hatte ein Fuhrwerksgeschäft von seinem Vater geerbt, die Mutter war Tochter eines Müllers. Wilhelm war der älteste von elf Geschwistern, von denen drei schon im Kindesalter verstorben sind. Die Gymnasialzeit hat er grossenteils in einem von Geistlichen geleiteten Internat in Neuburg an der Donau (1868-1874), die beiden letzten Schuljahre auf dem Gymnasium Sankt Stephan in Augsburg verbracht. Das Abitur wurde von ihm mit der Note "sehr gut" in sämtlichen Fächern bestanden. Anschliessend hat er als Einjährig-Freiwilliger den Militärdienst bei einem Infanterieregiment in Würzburg geleistet und die Qualifikation zum Reserveoffizier erworben. Jedoch hat er danach keine militärischen Übungen mehr gemacht. Der Verzicht auf den Titel eines Reserveoffiziers wog damals schwer, denn er verlieh gesellschaftliche Reputation. Vermutlich geht sein lebenslanger Antimilitarismus bis in diese Würzburger Zeit zurück. Gleichzeitig hat er an der Universität systematisch Vorlesungen über Deutsche Geschichte, Philosophie und Geographie gehört, und ausserdem war er im "Akademischen Gesangverein", einer schlagenden Verbindung, aktiv. Als guter Fechter hat er keine Schmisse erhalten.

Auf Wunsch der Eltern ist der junge Schallmayer dann zum Jurastudium nach München gegangen (1877-1879), hat es aber bald wieder aufgegeben, um seiner Neigung zur Philosophie zu folgen. Jetzt wurde Leipzig gewählt, weil dort der Philosoph und Psychologe Wilhelm Wundt lehrte, dessen Psychologie physiologisch-naturwissenschaftlich orientiert war. Ausserdem hörte er Kollegs über Nationalökonomie, Soziologie und natürlich Philosophie. In dieser Zeit (1879-1881) war er besonders beeindruckt von dem Werk des Positivisten Herbert Spencer, von Karl Marx und von dem Soziologen Albert Schäffle, der die Gesellschaft als Organismus aufgefasst und das Walten biologischer Gesetzmässigkeiten in ihr erkannt hatte. Sozialistische Neigungen haben ihn veranlasst, sich Einblick in die Arbeiterbewegung zu verschaffen. Ein Jahr bevor er nach Leipzig gekommen war, war das Sozialistengesetz erlassen worden. Schallmayer war, soweit bekannt, niemals sozialdemokratisch engagiert. Sein Sozialismus war an Schäffle und an der Lehre des "Kathedersozialisten" Adolph Wagner orientiert, der eine staatssozialistische Richtung vertreten hat, nach der der Staat die Wirtschaft nach sozialistischen Prinzipien leitet und die sozialen Fragen löst. Das Interesse am Sozialismus und die naturwissenschaftliche Neigung in der Wahl der Vorlesungen steht im Gegensatz zur einstigen schulischen Ausbildung im streng humanistischen Bildungsideal und in katholischer Religiosität. Offenbar hat er damals allmählich Einsicht in die Mängel seines Wissens und seiner Bildung gewonnen, und dieses Mangelerlebnis könnte am Entwurf seines Lebenswerkes als Opposition gegen den Zeitgeist beteiligt gewesen sein. Damals in Leipzig lebte er aber auch noch in der schulischen Tradition und hat ein Kolleg über Homers Ilias bei dem klassischen Philologen Georg Curtius gehört.

Schallmayer hat nach acht Semestern, noch in Leipzig, das Studium gewechselt und ist zur Medizin übergegangen. Nunmehr war die Wende zu den Naturwissenschaften vollzogen, auch wenn er nebenher noch philosophische Kollegs gehört hat. Nach dem Staatsexamen in München im Jahre 1884 war er kurze Zeit Assistent bei dem Psychiater und Hirnforscher Bernhard von Gudden, der durch den gemeinsamen Tod mit König Ludwig II. ( 1886) im Starnberger See weiten Kreisen bekannt geworden ist. Unter der Leitung von von Gudden hat Schallmayer seine Dissertation Die Nahrungsverweigerung und die übrigen Störungen de Nahrungsaufnahme bei Geisteskranken geschrieben. Vorerst macht er Reisen nach Berlin und Wien, nach Griechenland und in die Türkei. Als Schiffsarzt auf der Fahrt nach Brasilien im Jahre 1886 hat er die kleine Schrift Über die drohende körperliche Entartung der Kulturmenschheit und die Verstaatlichung des ärztlichen Standes verfasst, die erst 1891 erschienen ist. 1887 hat er sich als praktischer Arzt im bayrischen Kaufbeuren niedergelassen. Ein Jahr später heiratete er die Tochter des wohlhabenden Bürgermisters. Die Allgemeinpraxis wurde bald wieder aufgegeben, da sie ihm keine Zeit für wissenschaftliche Neigungen liess. In Wien, Leipzig und Dresden weilte er zur Ausbildung als Facharzt für Harn- und Geschlechtskrankheiten, einem Gebiet, wo die Vorbeugung und Heilung zugleich auch im Interesse der kommenden Geschlechter liegt. 1894 hat er sich wiederum als Schiffsarzt auf die Reise gemacht, dieses Mal nach Ostasien. Er hat mehrere Monate gemeinsam mit einem chinesischen Freund in China verbracht. China als älteste lebende Kulturnation ist ihm beispielhaft erschienen für das unversehrte Überdauern eines staatlichen und gesellschaftlichen Gemeinwesens mit alten bewährten Sitten und Einrichtungen.

Seine Frau war im Jahre 1909 gestorben: ihr Tod war für ihn die Erlösung von einer unglücklichen Ehe. Zwei Jahre später hat er wieder geheiratet. Die erste Ehe war kinderlos, in der zweiten wurden ihm ein Sohn und eine Tochter als Zwillinge geboren. Er war wöchentlich einmal in die Staatsbliothek nach München gefahren und hatte regelmässig die Sitzungen der Gesellschaft für Rassenhygiene besucht, dessen Vorsitzender Hygieniker Max von Gruber war. Schallmayer hatte keine offizielle Funktion in der Gesellschaft: so etwas hätte ihm nicht gelegen. Er war auch niemals parteipolitisch tätig, von den Politikern hielt er im allgemeinen nicht viel. Die Arbeit an seinem Werk war Aufgabe und Lebensziel. Seine Frau hatte ihm mit sehr viel Verständnis zur Seite gestanden. Die Ehe war harmonisch und glücklich, auch wenn er nicht Glück ausstrahlte. Seine Liebe zur Wissenschaft war still, ernst und verlässlich. Als Forscher und Gelehrter hatte er zu seiner Zeit Weltruf genossen.

Schallmayer hat im Laufe seines Lebens neben seinem Hauptwerk Vererbung und Auslese, dem 1891 Jugendwerk und dem Buch Beiträge zu einer Nationalbiologie (1905) 42 Artikel verfasst und meist in medizinischen, sozialwissenschaftlichen und eugenischen Zeitschriften veröffentlicht. Nachdem er jahrelang an Herzbeschwerden und offenbar kardialem Asthma gelitten hatte, ist er am 4. 10. 1919 einem Herzanfall erlegen.



2. VERERBUNG UND AUSLESE

"Was lernen wir aus den Prinzipien der Deszendenztheorie in Beziehung auf die innerpolitische Entwicklung und Gesetzgebung der Staaten?": so lautete das Thema eines Preisausschreiben am 1. Januar 1900 veröffentlicht, unterzeichnet von den Professoren Ernst Haeckel, berühmtester deutscher Naturforscher seiner Zeit, Johannes Conrad, Nationalökonom in Halle, und Eberhard Fraas, Paläontologe in Stuttgart. Das Preisgericht bestand aus den Professoren Conrad (Soziologie), Dietrich Schäfer (Geschichtswissenschaft) und Heinrich Ernst Ziegler (Zoologie): der erste Preis wurde einstimmig dem Arzt und Privatgelehrten Wilhelm Schallmayer zugesprochen. Dieses Werk hat er dann unter dem Titel Vererbung und Auslese dem Preisrichterkollegium vorgelegt.

Vererbung und Auslese: Grundriss der Gesellschaftsbiologie und der Lehre vom Rassedienst vom Jahre 1903 ist 1910 in zweiter, 1918 in dritter und 1920 schliesslich posthum in vierter Auflage erschienen.

Werfen wir einen Blick auf sein Inhaltsverzeichnis:

I. HAUPTTEIL Die wissenschaftlichen Grundlagen des Rassedienstes
1. Abschnitt Die biologische Entwicklungslehre
2. Abschnitt Die Lehre von der Vererbung und Variabilität
3. Abschnitt Die menschlichen Erbanlagen
4. Abschnitt Warum jetzt Rassedienst nötig ist
5. Abschnitt Niedergang und Aussterben von Völkern und das Entartungsprobleme
6. Abschnitt Betrachtungen über die älteste lebende Kulturnation
7. Abschnitt Das sozialphilosophische Problem des Endzieles und Wertmasses aller staatlichen Politik


II.HAUPTTEIL Ziel und Wege des Rassedienstes
8. Abschnitt Volksmehrungspolitik
9. Abschnitt Wege der Volkseugenik

-Unmittelbare rassehygienische Beeinflussungen der Fortpflanzung:

a) Erbbiograpische Personalbogen
b) Rassehygienische Eheverbote und gesetzlich vorgeschriebene rassehygienische Gesundheitszeugnisse für die Eheschliessung
c) Rassehygienische Sterilisierung
d) Rassehygienische Zwangsasylierung

-Mittelbare rassehygienische Beeinflussungen der Fortpflanzungsverhältnisse

a) Rassehygienische Beeinflussung der Fortpflanzungsverhältnisse durch die Sexualordnung
b) Rassehygienische Beeinflussung der Fortpflanzungsauslese durch das Erziehungs- und Schulwesen
c) Rassehygienische Beeinflussung der Fortpflanzungsauslese durch eugenische Auszeichnungen
d) Rassehygienische Beeinflussung der Fortpflanzungsauslese durch das Strafrecht
e) Rassehygienische Beeinflussung der Fortpflanzungsauslese auf den Gebieten der Heilkunde und der Personenhygiene
f) Rassehygienische Beeinflussung der Fortpflanzungsauslese durch eine Reform der Verteilung des Volkseinkommens nach sozialen und generativen Leistungen
g) Rassehygienische Beeinflussung der Fortpflanzungsauslese durch die "Wehrsteuer" (Militärpflichtersatzsteuer)


Seine Antwort auf die Frage des Preisausschreibens lautete im Kern folgendermassen: Die Deszendenztheorie führt zu der Erkenntnis, dass die erblichen Eigenschaften in menschlichen Gesellschaften sich unmerklich und langsam ändern. Dieser Sozialdarwinismus zusammen mit der mendelschen Gesetze führt unter anderem zu der Frage "ob noch jetzt die Bedingungen für Vervollkommnungen in der Anpassung der menschlichen Erbanlagen an die Erfordernisse weiteren kulturellen Fortschreitens gegeben sind, und nicht etwa statt dessen die Bedingungen für ein teilweises oder allgemeines Herabgleiten von der schon erreichten Tüchtigkeitshöhe der menschlichen Erbanlagen". Besteht eine Gefahr der Entartung für die weisse Rasse? Das heisst: die Gefahr einer Verschlechterung jener leiblichen und geistigen Erbqualitäten, aufgrund derer sie ihre führende Stellung in der heutigen Menschheit erlangt hat? Schallmayer hat diese Frage bejaht. Wenn diese "Entartungsgefahr" wirklich besteht, so wäre es offenbar aller Mühe und viele Opfer wert, diese Gefahr zu beseitigen oder zu verringern und wenn möglich, darüber hinaus unsere Rassetüchtigkeit zu vervollkommen. Schallmayer hoffe auf eine "biologische Politik", und nicht auf eine nur "ökonomische" wie bisher.

Es gibt dann das Problem der Wandlungen der Ernährungsweise und des Heilkunde: Manche Neugeborene und manche Säuglinge, die früher an angeborener Lebensschwäche oder erblichen Defekten gestorben wären, bleiben nunmehr am Leben! Aber eine "Auslesewirkung der Kriege" ist ungenügend (Schallmayer spricht jetzt 1918!), weil die Alleruntüchtigsten überhaupt nicht zum Kriegsdienst ausgehoben werden, und viele gesunde Soldaten sich während des Krieges Geschlechtskrankheiten zuziehen, die dann nach dem Kriege zur Ansteckung der Frauen und demzufolge zur Unfruchtbarkeit (besonders durch Gonorrhö) führen. "Die Umkehrung der natürlichen Auslese, die dieser Krieg in so ungeheurem Masse vollbringt, hat sehr viele zu der Erkenntnis gezwungen, dass die Gefahr einer Rasseverschlechterung nicht ein blosses Gespenst ist". Ausserdem gibt es neue Gewohnheiten, die nach einem gefährlichen Geburtensturz bringen: eine Konkurrenz der Genüsse, das heisst eine Kleinhaltung der Familie mit keinen oder nur wenigen Kinder zu Besitz- und Einkommensteigerungen Gunsten, die ersten Ansprüche der Frauensbewegung, die künstliche Fruchtbarkeitsbeschränkung, der Ehelosigkeitsmythos in den katholischen Länder... Schliesslich ist die übliche faschistische Polemik gegen die freie Familienplanung und die Geburtenkontrolle sich zu wiederholen! Ein Beispiel kommt aus dem griechischen Altertum, das heisst Polybios, der genau darüber sich beschwert:

"Zu meiner Zeit litt ganz Ellas an Kinderlosigkeit und überhaupt an Menschenmangel, wodurch die Städte sich entleerten und das Land keine Früchte mehr trug, obgleich weder ununterbrochene Kriege noch Seuchen uns betroffen hatten. Denn die Menschen hatten sich dem Übermut, der Geldgier und der Trägheit zugewendet; sie wollten nicht mehr heiraten, oder wenn sie es taten, doch nicht alle ihre Kinder aufziehen".

Im Gegenteil hat die chinesische Nation gehandelt: "Sie hat durch 41/2 Jahrtausende bis heute ihre Volkskraft, ihr Staatswesen und ihre Kultur bewahrt". Wie sein zeitgenossischer Philosoph Oswald Spengler (Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922), auch Schallmayer glaubt an den Niedergang und das Aussterben der Völker, beführchtet vor ihnen und aneignet sich gern die berühmte folgende Analogie wieder: "Wie im Leben des Individuums auf das Mannesalter naturgesetzlich der Niedergang zum Greisenalter und zum Absterben folge, so folge auch bei den Nationen naturgesetzlich nach einer Blütezeit von einer gewissen Dauer unabwendbar der Niedergang und Untergang".

Schallmayer erwägt dann das Problem des Verhältnisses zwischen individuellem und kollektivem Glück. "Die verbreitete Anschauung, dass die Ethik ihre Rechtfertigung nur in einer durch sie zu erzielenden Vermehrung menschlichen Glücksgefühles oder Minderung menschlicher Unlust- und Schmerzgefühle finde, ist irrig". Individualistische Zwecke und Zweckmässigkeiten dürfen bei dem Urteil über die Berechtigung von Reformen auf dem Gebiet der sittlichen Anschauungen nur soweit mit in Rechnung gezogen werden, als sie die Zweckmässigkeit der Ethik für den Sozialdienst und den Rassedienst nicht beeinträchtigen. Die Grundfunktion und der tiefste Sinn der Ethik ist, eine menschliche Gesellschaft existenzfähig zu machen. "Will man Glück als das letzte Ziel staatlicher Politik betrachten, so darf man jedenfalls nicht geraden Wegs darauf lossteuern, da diese Richtung in Sichtweite zum Untergang führt, sondern nur auf einem Umweg: Die Sicherung der staatlichen Existenz muss der Richtpunkt für die Steuerung des Staates sein".

Ziel und Wege des Rassedienstes sind zwei und untrennbar: Die Volksmehrungspolitik und die Volkseugenik. Die Kinder müssten schon mit den wichtigsten Grundsätzen und Forderungen des Rassedienstes vertraut gemacht werden. Kinderreichtum müssen sie als etwas Rühmliches, dauernde Kinderlosigkeit oder Kleinbleiben der Kinderzahl als etwas Unrühmliches, bestenfalls Bedauernswertes ansehen lernen. Unverheiratete müssen unter sonst gleichen Umständen geringere Ehre geniessen als Verheiratete, ebenso kinderlose oder kinderarme Eheleute geringeres Ansehen als kinderreiche. Die Frühehe des Mannes wäre zu propagieren und auf alle erdenkliche Weise zu fördern. Es ist nötig, um die wichtige bevölkerungspolitische Reform der Einkommenverteilung, eine Elternschafts- oder Nachwuchsversicherungskasse herbeizuführen. Ein weiterer politischer Vorschlag betrifft die Reform der Beamtenbesoldung: sie erhalten zu spät überhaupt besoldete Stellungen und noch viel später zur Familiengründung ausreichende Besoldung. Die Eindämmung der ausserhäuslichen Erwerbsarbeit der Frau ist anzustreben: die Mutter leiden unter einem Übermass an Arbeitslast und die Kinder unter ungenügender Pflege.

"Von anderen zur Begünstigung der Eheschliessungen und des Kinderreichtums vorgeschlagenen Massnahmen seien hier nur genannt: bessere Bekämpfung der Fruchtabtreibung, Übernahme der Geburtshilfekosten durch den Staat oder die Gemeinde. Lebensmittelpolitik zugunsten der Verzehrer, auch Bekämpfung der Preissteigerungen für den sonstigen notwendigen Lebensbedarf, Schaffung billiger Wohnungen für kinderreiche Familien, Begüstigung des Einfamilienhauses, Dezentralisation der Städte durch Hebung des Vorortverkehrs, Abbau der Fideikommisse, obligatorischer Haushaltungsunterricht für Mädchen (als ehefördernd), Halbtagsschichten für jene Ehefrauen, die auf ausserhäuslichen Erwerb angewiesen sind, Erleichterung der Ehescheidung unfruchtbarer Ehen u.a.m. Sehr wünschenswert wäre es auch, dass die katholische Kirche den geschiedenen Eheleuten wenigstens grundsätzlich die Wiederverehelichung erlauben würde".

Die Wege der Volkseugenik sind vielfältig, aber erstens muss ein Vorurteil gehoben werden: "Begünstigung der nordischen (weissen blonden Ur-) Rasse vor anderen Rasseelementen des deutschen Volkes gehört nicht in das Programm der Eugenik!". In dem zusammengesetzten Wort Rassehygiene bedeutet Rasse die Gesamtqualität der Erbanlagen. Das andere Mal ist Rasse die Bezeichnung für eine Unterabteilung einer Spezies, also für eine solche Gruppe von Individuen innerhalb einer Organismenart, die infolge gemeinsamer Abstammung gewisse ererbte Merkmale miteinander gemeinsam haben... "Die Rassehygiene als Lehre von den Bedingungen der Entartung und der Veredelung eines Volkskörpers (hat) für jede einzelne Rasse und für jedes Rassengemisch die gleiche Gültigkeit, während jene Rassenpolitik, die ein Teil der Rassenhygiene sein will, sich zugunsten einer bestimmten Rasse gegen andere wendet".

Aber: Kennen wir vielleicht den Rassewert der einzelnen Personen? Schallmayer möchtet die Benutzung obligatorischer erbbiographischer Personalbogen verbreiten. Das Hauptaugenmerk dieser Familienstammbüchern sollte auf die gesundheitlichen Erbanlagen gerichtet werden, andererseits aber auch auf die mannigfachen Talente und technischen Begabungen, auf das Temperament, auf die Charakteranlagen. Ausserdem hat er nachdrücklich gegen jene gewandt, die da glauben, Ehe und Fortpflanzung als ein Reservatgebiet für das individuelle Belieben in Anspruch nehmen zu dürfen... "Die Neigung, die Rechte des Individuums nach allen Richtungen zu erweitern, ist auf dem Gebiet der Fortpflanzung mit massloser Gleichgültigkeit gegen die Interessen der kommenden Generation verbunden. Diese Art von Humanität ist gefühllos oder blind für die Leiden, die sie mit ihrem selbstgefälligen Tun über die Individuen der nächsten und der späteren Generationen bringt".

Rassehygienische Eheverbote und Sterilisationsgesetze werden niemals die wichtigste Angelegenheit der Rassehygiene sein. Eine andere wichtige Aufgabe in der rassehygienischen Beeinflussung der Fortpflanzungsauslese hat noch einmal das Erziehungs- und Schulwesen: Eine einfache Lebensweise müsste vorbildlich und eine luxuriöse verächtlich werden. Auch Rechtsbildung und Rechtspflege, wie sie sich im Strafrecht niederschlagen, sind wichtige rassehygienische Faktoren, aber Strafe kann nur Schutz- oder Erziehungszweck haben. Der Propaganda für Aufhebung der Strafbarkeit der Fruchtabtreibung muss nicht nur im Interesse der Volksvermehrung Widerstand geleistet werden, sondern auch im Interesse der Volkseugenik. Schliesslich betrachtet Schallmayer geradezu feindlich volkseugenischen Ideal die vom vulgären Sozialismus angestrebte Nivellierung der Einkommensunterschiede: "Sie bedeutet eine Begünstigung der Minderwertigen und würde eine gefährliche Schwächung der Gesamtleistung und ein Sinken der Konkurrenzkraft des so organisierten Gemeinwesens zur Folge haben".

Alfred Ploetz hat im Unterschied zu Schallmayer von Rassenhygiene gesprochen, was dieser abgelehnt hat, da er den Plural von Rasse vermeiden wollte, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass Rassen in ihrer anthropologischen Verschiedenheit gemeint seien. Dennoch ist Schallmyer oft missverstanden worden. Deshalb hatte er erwogen, das von Francis Galton schon im Jahre 1883 geprägte Wort Eugenik zu übernehmen, das heisst die Wissenschaft von jenen Faktoren, welche die geistigen und leiblichen Rassequalitäten der künftigen Generationen vorteilhaft beeinflussen (mit Rassequalitäten waren Erbqualitäten gemeint). Rassehygiene war für Schallmayer die Hygiene der Erbverfassung, oder der Genotypus, und Personenhygiene die Hygiene des verwirklichten Lebens, der Phänotypus. Für ihn waren das keine Gegensätze, und unversöhnliche Konflikte zwischen beiden Arten von Hygiene gäbe es nicht. Seine Idee der Rassehygiene gipfelte in dem Satz: "Es ist die Anschauung aller namhaften Rassehygieniker, dass es kein erhabeneres Ziel geben kann als die organische Veredelung der Menschheit und besonders des eigenen Volkes". Die Veredelung der Menschheit war das eigentliche Ziel, dem er durch Rassedienst am eigenen Volk näherzukommen geglaubt hat.

Schallmayer war vaterländisch und nicht nationalistisch gesonnen. Er hatte kein Verständnis für eine Aufteilung der Bevölkerung in verschiedene Rassen, wie es zu seiner Zeit bei Anthropologen im Schwange war. Er sah in jedem Volk ein Rassengemisch und in der Mannigfaltigkeit der individuellen Typen die Voraussetzung für kulturelle Entfaltung. Jedoch danach hat das Wort Rasse infolge der Bemühungen von Anthropologen und Sozialanthropologen zunehmend eine andere Bedeutung bekommen, und so konnte auch Schallmayers Rassehygiene Missdeutungen nicht entgehen. Das Fehlen nur eines Buchstabens unterschied sie nicht klar genug von Rassenhygiene und liess auch Rassehygiene in den Verdacht der Bevorzugung der germanischen oder nordischen Rasse geraten. Er versuchte diesem Missverständnis entgegenzutreten, aber er wurde von seinen Kollegen immer mehr isoliert, nach seinem Tode bald vergessen, und die Rassenhygiene von Alfred Ploetz und seinem Kreis, besonders von Fritz Lenz, trat an seine Stelle.

Im Dritten Reich ist Rassenhygiene als Pflichtfach für Mediziner eingeführt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Wort Rasse mit so vielen negativen Assoziationen behaftet, dass manche Anthropologen und Genetiker es ganz aus ihrem Wortschatz entfernt haben.



3. EINFÜHRUNG IN DIE RASSEHYGIENE

Dieses Buch ist nur ein Teil von Ergebnisse der Hygiene, Bakteriologie, Immunitäts-forschung und experimentellen Therapie, herausgegeben 1917 von Erlangener Professor Dr. Wolfgang Weichardt (Schallmayers Artikel betrifft die Seite 433-532 des 2. Bands).

Schallmayer wiederholt und verbreitet hier die Lehre, schon in Vererbung und Auslese enthaltet. Eine interessante Neuheit kann eine kleine "Geschichte der Rassehygiene" sein. Ihre wichtigsten Etappen sind: die Lykurgische Staatsverfassung in Sparta, natürlich 400 Jahre später Platon, die altjüdische Gesetzgebung mit ihrem Verbot der Verbindung mit epileptischen und aussätzigen Frauen, einige moderne Verbote in Schottland, in Schweden (1757 immer gegen die Epileptischen), in Bulgarien, in Russland bis zum Beschluss der "Allerheiligsten Synode" (Armenien, 1904)...

Schallmayer wiederholt gern, dass: "Leider ist es in Deutschland sehr üblich geworden, rassehygienische Bestrebungen mit rassenpolitischen von ganz anderer Art zu verquicken, auf Grund der sehr beliebten und verbreiteten Lehre, dass die nordische Rasse weit über alle anderen erhaben und eigentlich allein existenzberechtigt ist. Auch unter den ernsten Vertretern der Rassehygiene huldigen viele dieser Anschauung, legen sich aber dabei einige Zurückhaltung auf, wie insbesondere die leitenden Personen der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene. Hingegen bei sehr vielen anderen deutschen Autoren, die als "Rassenhygieniker" auftreten, stehen jene rassenpolitischen Wertungen und Bestrebungen so im Vordergrund, dass die Rassehygiene in unserem Sinn bei ihnen als Nebebsache erscheint".



4. SCHALLMAYER IN DER KRITIK SEINER ZEITGENOSSEN

Schallmayer erreichte die meistens Angriffe wegen seiner Zusammenhänge mit der darwinistische Weltanschauung im allgemeinen, schon 1864 von Syllabus' Pius IX, der gegen den Modernismus kämpfte, verurteilt. Darwin hatte von besseren Chancen des Überlebens gesprochen, während Schallmayer daraus ein Recht des Stärkeren abgeleitet hatte, etwa im Sinne, dass die grossen Fische die kleinen fressen.

Das Eindringen der Naturwissenschaft in die Geisteswissenschaften, die Anwendung der biologischen Betrachtungsweise auf soziologische und historische Vorgänge, rief Soziologen, Nationalökonomen und Historiker auf den Plan, die sich auf ihrem eigenen Territorium herausgefordert fühlten. Ein Dr. Daniels hatte in den Preussischen Jahrbüchern im April 1904 die Schrift Vererbung und Auslese zur Karikatur gemacht: "Der einzige greifbare Gedanke des Buches bleibt die Verbesserung unserer Rasse durch natürliche Zuchtwahl, die Züchtung des Übermenschen in einem menschlichen Trakehnen". Schallmayer hat seinerseits darauf hingewiesen, dass das Wort "Übermensch" in seinem Werk nur ein einziges Mal, und zwar in einem Nietzsche-Zitat vorkomme, und "Zuchtwahl" ausschliesslich "freiwillige menschliche Zuchtwahl" meine. "Besonders seit Darwin ist der Gegensatz zwischen der naturwissenschaftlichen und der von unseren Schulen und Kirchen gepflegten alten Weltanschauung so gross geworden, dass die unentwegten Vertreter der letzteren, von den Theologen natürlich ganz abgesehen, einer ganz anderen wissenschaftlichen Welt anzugehören scheinen, als die naturwissenschaftlich Denkenden".

Das Menschenbild des klassischen Humanismus war ins Wanken geraten, und seine Anhänger meinten, wenn es stürze, wäre der Schaden nicht abzusehen. Nur war es nicht eigentlich die Biologie als solche, von der Gefahr drohte, wohl aber von ihrer Verfälschung, Umdeutung und ihrer ideologischen Aufladung. Nachdem die Biologie ihre grossen Triumphe in der Beherrschung der Umwelt gefeiert hatte und nachdem ihre Anwendung so erfolgreich in der Medizin war, lag es nahe, auch die menschliche Gesellschaft und deren Entwicklung in den biologischen Griff zu bekommen, nicht nur in der kurzen Sicht der Sozialhygiene, sondern im Weitblick einer Sozialeugenik.

Für manchen biologisch orientierten Gesellschaftswissenschaftler, Gesellschaftsforscher, Arzt, Juristen und Rassenhygieniker, die sich im Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie um Alfred Ploetz geschart hatten, war das Primat der "germanischen" oder "nordischen" Rasse ein Dogma. Ein Mitarbeiter, Prof. Dr. jur. Kuhlenbeck aus Lausanne, der in der Rassenfrage eine sehr gemässigte Ansicht vertreten hat, hielt es "für übertriebene wissenschaftliche Prüderie", wenn "Schallmayer in seiner Preisschrift um die Rassenfrage fast wie die Katze um den heissen Brei herumgeht": sein war ein rassischer "Indifferentismus"!

Es schien, als ob Schallmayer sich zwischen sämtliche stühle gesetzt hatte. Die Monarchisten konnten ihm seinen Sozialismus nicht verzeihen. Die Nationalisten warfen ihm Internazionalismus und Pazifismus vor. Die emanzipatorische Frauenbewegung sah in ihm einen Reaktionär, die Neomalthusianer waren gegen Volksvermehrung. Ploetz stand trotz gewisser Vorbehalte zu ihm und hat ihm im Archiv von Anfang an Platz zur Verfügung gestellt.



5. PAZIFISMUS

"Soll der Arzt einen psychiatrisch Kranken bei hartnäckiger Nahrungsverweigerung unter Anwendung von Zwang am Leben erhalten, oder soll er aus Achtung vor der individuellen Freiheit und Menschenwürde jegliche Gewaltanwendung verabscheuen und seinen Patienten dem Tode ausliefern?": schon 1886 hatte Schallmayer in seiner Dissertation darüber nachgedacht, mit aller erdenklichen Sorgfalt die Argumente für und wider abgewogen und sich dann gegen das "Prinzip des No-Restraint" und für die Erhaltung des Lebens entschieden. "Das Lebens ist der Güter höchstes, und das schlimmste Übel ist der Tod": diese Erklärung sieht der hippokratische Eid wiederholen aus und sie ist eine sonderbare Paraphrase aus Friedrich Schillers Braut von Messina:

"Das Leben ist der Güter Höchstes nicht,

Der Übel grösstes aber ist die Schuld"

natürlich überall auch von der pessimistischen Weltanschauung Schopenhauers zitiert (vgl. z.B. Die Welt als Wille und Vorstellung, II, 37, S. 507). Die Verkehrung in den Gegensinn lässt vermuten, dass der junge Schallmayer hintergründig ambivalent war... Später (nochmals Vererbung und Auslese) hat er in Zweifel gezogen "ob es Billigung verdient, dass man Geisteskranke, die sich durch anhaltende Verweigerung von Nahrungsaufnahme von ihrem Leben zu befreien suchen, monate- und selbst jahrelang durch Zwangsfütterung mit der Schlundsonde quält, nur um das Leben dieser Unglücklichen zu erhalten, das diesen selbst eine unerträgliche Last und ihren Mitmenschen mindestens nicht nützlich ist. Gewiss können manche dieser Unglücklichen wieder als "geheilt" nach Hause entlassen werden; aber gerade diese Fälle gereichen der Rasse zum Nachteil. Denn diese "Geheilten" können nun wieder erzeugen und ihre unglückliche Erbverfassung fortpflanzen". Immer noch war das Leben für ihn der höchste Wert, aber nicht das des Individuums, sondern über allem das Leben des Volkes.

Diese These vom "aufsteigende Leben", also vom "Glücksstreben", geht auf den Juristen und Philosophen Jeremy Bentham zurück, der behauptet hatte, alle Lust oder alles Glück sei gut und aller Schmerz schlecht. Deshalb sei ein Zustand besser als ein anderer, wenn in ihm die Freuden die Leiden überwiegen (Russells Philosophie des Abendlandes). Schallmayer liess diese utilitaristisch-eudämonistische Philosophie in gewissen Grenzen gelten. Aber sein Bedenken war, dass das Glücksstreben der gegenwärtig Lebenden sich nicht immer in Übereinstimmung bringen lasse mit dem Glück und dem Heil zukünftiger Generationen. Die generativen Interessen haben Priorität vor den individuellen und sozialen: "Ideal wäre eine Ethik, die in erster Linie den generativen, in zweiter den sozialen und in dritter Linie den individuellen Interessen gerecht würde".

Ist das Leben des Volkes wirklich der letzte und höchste Zweck, in dem der Sinn des Daseins begriffen ist? Man wird diese Frage besser verstehen und beurteilen können, wenn man die Konsequenzen vor sich sieht, die Schallmayer aus dieser Zwecksetzung abgeleitet hat: "Alle kulturellen Errungenschaften, alle gesellschaftlichen Einrichtungen, sind unter dem Gesichtspunkt der Ausrüstung für die Daseinskonkurrenz der Gemeinwesen zu stellen, besonders die durch Sitte und Recht geschaffene sexuelle Ordnung mit Einschluss der Familienordnung, die Eigentums- und Wirtschaftsordnung, die Wehrordnung, die staatsrechtliche Organisation, die religiösen Einrichtungen, die geltenden Anschauungen über gut und böse oder gut und schlecht, die Verbreitung und Tiefe der sittlichen Bildung, der Stand der Wissenschaften und das Mass ihrer Popularisierung, der Stand der Technik, der Rechtspflege, der Hygiene und Heilkunde usw.". Aber die Geister scheiden sich, wenn es um die religiösen Einrichtungen, die Anschauungen über gut und böse, die sittliche Bildung und die Rechtspflege geht. Diese dem Leben des Volkes als letzten und höchsten Zweck unterzuordnen, dazu wären viele von uns nicht bereit. Uns trennt von Schallmayer und seiner Generation das Dritte Reich, in dem unter der Devise "Alles für das Leben des Volkes" (für Deutschland) schreiendes Unrecht und unfassbare Verbrechen begangen worden sind.

Die Nationalsozialismus ist weit über die humane Grenze hinausgegangen und hat sich in den Bereich des Inhumanen begeben. Die Glorifizierung des Lebens der Rasse hat diese Schritte sanktioniert. Jedoch könnten einzelne Sätze in Schallmayers Werk als eine nicht ungefährliche Annäherung verstanden werden, die Gewissenlose zum Weitergehen und zur Grenzüberschreitung verführen. Musste nicht der erkenntnistheoretische Ansatz Schallmayers, die Begründung einer Wert-Rangordnung in einer realen Welt zwangsläufig in den Abgrund des Bösen führen? Wenn das so wäre, könnte man Schallmayer den Vorwurf nicht ersparen, er habe allein schon mit der sogennanten "Diesseitsethik" (seiner irdischen Ethik) den Weg ins Inhumane angetreten. Aber diese Beschuldigung unbegründet ist, denn auf dem Boden der Diesseitsethik ist ein humaner Ausgleich von Anspruch des Individuums und Lebenstüchtigkeit der Gemeinschaft, von personaler Verwirklichung und Selbstentfaltung einerseits und Volksgedeihen andererseits, von gegenwärtiger Glücksberechtigung und Zukunftsverpflichtung durchaus möglich. In der Diesseitsethik ist die Gefahr der Glorifizierung des "Lebens des Volkes" als Dogma nicht grösser als die, dass in einer religiös fundierten Ethik Dogmen mit dem inhumanen Machtanspruch aus Opferung "ad majorem dei gloriam" auftreten!

Ironischerweise scheint es, dass auch ein anderer Pazifist, Arthur Schopenhauer, die Naziintelligenzija mit den folgenden Wörter inspiriert haben soll: "Der Staat bezweckt ein Schlaraffenland, das dem wahren Zweck des Lebens, der Erkenntnis des Willens in seiner Furchtbarkeit, grade entgegensteht" (Schopenhauer, Nachlass, 1. B., § 348, S. 217). Dass Schopenhausers originelles Projekt gerade vom Nazi Regime realisiert wurde, zeigt wie solch geniale Ideen von den falschen Leuten in ihr Gegenteil umgewandelt werden können!

Zur Eindämmung der Kriege innerhalb Europas schwebte Schallmayer sogar eine europäische Staatenvereinigung vor. Und er hat in seiner Zukunftssicht auch die Möglichkeit eines "europäisch-amerikanischen Bundesstaates" unter der "Vereinigten Staaten von Europa" ins Auge gefasst... Dieser Weg wird in konsequenter Fortsetzung schliesslich zu dem "die ganze Erde umfassenden Einheitsstaate" führen!

In dieser Art von Pazifismus war Schallmayer nicht allein: Ähnliche Gedanken hatte zu dieser Zeit der holländische Soziologe und Ethnologe Sebald Rudolf Steinmetz in seinem Buch Die Philosophie des Krieges (1907) geäussert; ausserdem ist auch der Rassenhygieniker Alfred Ploetz damals für einen europäischen Staatenbund eingetreten. Friedrich Nietzsche hatte schon in Jenseits von Gut und Böse (1886) die Zeichen der Zeit gesehen, die den "Europäer der Zukunft" ankündigen: "Dank der krankhaften Entfremdung, welche der Nationalitäts-Wahnsinn zwischen die Völker Europas gelegt hat und noch legt, dank ebenfalls den Politikern des kurzen Blicks und der raschen Hand, die heute mit seiner Hilfe obenauf sind und gar nicht ahnen, wie sehr die auseinanderlösende Politik, welche sie treiben, notwendig nur Zwischenakts-Politik sein kann, dank alledem und manchem heute ganz Unaussprechbaren werden jetzt die unzweideutigsten Anzeichen übersehn oder willkürlich und lügenhaft umgedeutet, in denen sich ausspricht, dass Europa eins werden will. Bei allen tieferen und umfänglicheren Menschen dieses Jahrhunderts war es die eigentliche Gesamt-Richtung in der geheimnisvollen Arbeit ihrer Seele, den Weg zu jener neuen Synthesis vorzubereiten und versuchsweise den Europäer der Zukunft vorwegzunehmen...".

 

 

 

 

BIBLIOGRAPHIE

  1. Becker, Peter Emil: Wege ins Dritte Reich. - Stuttgart : 1988.
  2. Esposito, Roberto: Bios : biopolitica e filosofia. - Torino : Einaudi, 2004.
  3. Lenz, Fritz: Wilhelm Scahllmayer. - München : 1919.
  4. Mantegazza, Paolo: Elementi d'igiene. - Milano : Brigola, 1864.
  5. Mantegazza, Paolo: Un giorno a Madera. - Milano : Rechiedei, 1868.
  6. Mingardi, Alberto: Li chiamavano progressisti, in: Domenica. - Milano : Il sole 24 ore, 13 März 2016.
  7. Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. - München : 1980.
  8. Petersen, Peter: Pädagogik des Auslands. - Weimar.
  9. Russell, Bertrand: Philosophie des Abendlandes. - Wien : 1975.
  10. Schallmayer, Wilhelm: Die Nahrungsverweigerung und die übrigen Störungen der Nahrungsaufnahme bei Geisteskrankheiten. - München : 1886.
  11. Schallmayer, Wilhelm: Einfuhrung in die Rassehygiene. - Berlin : 1917.
  12. Schallmayer, Wilhelm: Vererbung und Auslese. - 3. Aufl. - Jena : 1918.
  13. Schopenhauer, Arthur: Der handschriftliche Nachlass. - Frankfurt : 1966.
  14. Schopenhauer, Arthur: Werke in fünf Bänden. - Zürich : 1988.


"Könnten wir alle Schurken unschädlich machen
und alle dummen Gänse ins Kloster stecken,
den Leuten von edlem Blut ein ganzes Harem beigeben
und allen Mädchen von Geist und Verstand
Männer, und zwar ganze Männer, verschaffen,
so würde bald eine Generation entstehen,
die ein mehr als Perikleisches Zeitalter darstellt"
(Arthur Schopenhauer)


Mirko FONTEMAGGI
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GLOSSAR

für italienische rassehygienische Anfänger

  1. das Abnehmen = il calo
  2. die Anlage = la predisposizione; il carattere
  3. die Anpassung = l'adattamento
  4. die Ansteckung = il contagio
  5. der Aufstieg = l'ascesa
  6. die Auslese = la selezione°
  7. die Ausmerzung = l'eliminazione
  8. ausschliessen = escludere
  9. aussterben = estinguersi, scomparire
  10. beeintrechtigen = pregiudicare
  11. begünstigen = favorire
  12. die Begabung = il talento
  13. der Behinderte = l'handicappato
  14. benachteiligen = pregiudicare, danneggiare
  15. das Diesseits = il mondo terreno
  16. entarten = degenerare
  17. erblich = ereditario
  18. die Fortpflanzung = la riproduzione*
  19. die Fruchtbarkeit = la fertilità, la fecondità
  20. hartnäckig = ostinato
  21. das Heil = la salute, la salvezza
  22. der Heilkunde = la scienza medica
  23. der Kampf ums Dasein = la lotta per l'esistenza
  24. die Mehrung = l'incremento
  25. minderwertig = inferiore, scadente
  26. der Nachwuchs = le nuove generazioni, la prole
  27. die Nahrung = il nutrimento
  28. der Niedergang = la decadenza
  29. passend = adatto
  30. die Rassenunruhen = i disordini razziali
  31. der Rückgang = la diminuzione
  32. die Seuche = l'epidemia
  33. der Stamm = la stirpe
  34. der Sturz = il crollo
  35. das Überleben = la sopravvivenza
  36. ungünstig = svantaggioso
  37. der Untergang = lo sfacelo
  38. die Veredelung = il perfezionamento
  39. die Vererbung = l'ereditarietà
  40. der Verfall = la rovina
  41. die Vernichtung = lo sterminio
  42. die Verschlechterung = il peggioramento
  43. die Verunreinigung = la contaminazione
  44. vervollkommen = perfezionare
  45. die Verweigerung = il rifiuto
  46. die Vorbeugung = la prevenzione
  47. der Wohlstand = il benessere
  48. die Zeugung = la procreazione, la riproduzione*
  49. die Zuchtwahl = la selezione°
  50. der Zufall = il caso

Classificazione Dewey 22. ed.: 363.92 Qualità della popolazione



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