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Nr.1061

An de Cuers

La Pierre-qui-Vire, 8. Oktober 1861.

Lieber Pater!

Ich befinde mich bei den Benediktinern von La Pierre-qui-Vire und bin sehr erbaut über ihr Leben; schon seit langem wünschte ich mir, mich in ihrer Gemeinschaft näher umzusehen.

Gott hat mir ganz unerwartet diese Gnade zuteil werden lassen. Der dortige Hausobere, mit dem ich in Rom zusammengetroffen bin und Freundschaft geschlossen hatte, kam zu mir mit der Bitte, ich möchte seiner Gemeinschaft einige Tage Exerzitien halten; damit bin ich eben beschäftigt, während mich Hochw. Dhé für einige Tage in Paris ersetzt.

Ich bin hier dem P. Novizenmeister der Großen Karthause begegnet; er hat mir über Ihren Kandidaten sehr genaue Informationen mitgeteilt. Nun, dieser Kandidat muß sofort entlassen werden; er hat bei den Jesuiten Gelübde abgelegt und tat dies, obwohl er erst vor wenigen Tagen aus eigenem Antrieb und trotz seiner Gelübde aus der Karthause ausgetreten war. Er war mit dem berühmten Rosmini zusammen; ich glaube, daß dieser Name sich einen Augenblick lang in der Theologie verirrt hat. Ich hatte in die Karthause geschrieben, nun hat mich die Vorsehung noch besser bedient.

Ich habe auch Informationen über den jungen Abbé von Verdun, der in Marseille war und nun in Paris vorstellig wurde, erhalten: diese Informationen sind hoffnungsvoller.

Es war die Ermüdung der Grund seines Austrittes. Trotzdem muß man den Fall näher prüfen.

Ich reise am Mittwoch von hier ab und kehre nach Paris zurück, wo ich einen Brief von Ihnen erwarte.

In Unserem Herrn, lieber Pater, verbleibe ich

ganz Ihr

Eymard,S.S.


Nr.1062

An Herrn Amadeus Chanuet

Paris, 17. Oktober 1861.

Lieber Herr Amadeus!

Es wird für mich eine große Freude bedeuten, zu Ihnen zu kommen, um die erste Frucht Ihrer heiligen Verbindung, die schon tausendmal gesegnet wurde, zu segnen und zu taufen; und auch um Ihnen meinen ersten Besuch abzustatten. Das doppelte Band, das uns vereinigt, läßt eine dritte, fortdauernde Verbindung entstehen: ein eucharistisches Band zu Füßen des Hlst. Sakramentes. Dort sind Sie jeden Tag unter den ersten, ebenso auch Ihre gute und fromme Gattin, Ihre liebenswürdige Mutter, all die Ihren.

Ihr ganz ergebener

Eymard.

Ich würde mich freuen, die gute und liebenswürdige Familie v.Couchies anzutreffen; richten Sie ihr bitte meine herzlichen und ergebensten Grüße aus.


Nr.1063

An Frau Chanuet

Paris, 17. Oktober 1861.

Gute Mutter!

Ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung, jedoch unter der Bedingung, daß Sie mich als Mitglied der Familie empfangen. Wenn es Sie freut, dazu Herrn Devay einzuladen, so ist dies sehr gut: allein mein Herz will zu Ihnen allein.

Es bleibt mir nur die Zeit, Sie zu grüßen,

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1064

An Gräfin v. Andigné

Paris, 17. Oktober 1861.

Gnädige Frau im Herrn!

Unser gütiger und milder Herr erfülle Sie mit seinem Segen und fülle Ihr armes Herz mit seiner brennenden und mächtigen Liebe!

Ich begreife, daß Ihr Herz in diesem traurigen Tal der Tränen seufzt und stöhnt, und daß Ihre Seele sich an anderen Orten aufhält, als wo Ihr Körper ist; sobald man den Himmel und den Gott des Tabernakels kennt, gibt es auf Erden kein anderes Glück und keinen anderen Trost mehr. Und Sie wissen, wiesehr Sie dieser gute Meister liebt! Somit sollen Sie stolz und im religiösen Sinn adelig sein! Es ist ein Adel der göttlichen Liebe; dieser Adel ist zeitlos.

Seien Sie wie ein Kind, das fühlt, liebt und dankt. Gott denkt für Sie.

Seien Sie wie jene reine und weiße Taube der Arche, die sich nur in der hl. Arche ausruht und keinen anderen Gesang oder Seufzer hat als den Gesang und Seufzer der Liebe.

Betrachten Sie sich nicht im Spiegel der Eigenliebe, Sie würden sich Angst machen; auch nicht im Spiegel der Geschöpfe, Sie hätten Furcht; auch nicht auf der Waage der Verdienste, Ihre Armut würde sie herabdrücken; ebenso nicht unter falschen Lichtern menschlicher Worte; betrachten Sie sich vielmehr im gütigen Herzen Jesu, im Licht seiner so zarten, mütterlichen Güte! Dann werden Sie sich nicht mehr fürchten.

Vermeiden Sie nachzuzählen, wieviel Sie diesem guten Meister geben; nachzumessen, wieviel Ihnen fehlt. Werfen Sie sich wie ein Strohhalm oder wie ein rostiges Stück Eisen in dieses weißglühende Feuer. O wie rasch würden Sie darin gereinigt, neu gehärtet, rasch entflammt und schnell zum Feuer werden! Kopf hoch, nur Mut! Das schönste Opfer für Jesus ist das eigene Ich; das gefälligste Geschenk ist das Herz; die glänzendste Krone ist die Morgenblume, welche sich beim Sonnenaufgang öffnet und beim Sonnenuntergang schließt.

Leben Sie wohl, Madame und teure Seele im Herrn. Ich segne Sie und schenke Sie gänzlich diesem großen König.


Nr.1065

An Frau Tholin

Gelobt sei Jesus Christus.

Paris, 24. Oktober 1861.

Gnädige Frau und teuerste Schwester im Herrn!

Sie müssen bereits im Besitz Ihrer mit Ablässen versehenen Kruzifixe sein; ich habe die Arbeit sofort erledigt.

Wenn der gute Meister mir Zeit und Kräfte gibt, werde ich sehr gern Ihre lb. Freundinnen in Tarare besuchen; ich habe dort edle Seelen gefunden, die hungern nach Jesus. Um aber eine bleibende Wirkung zu erzielen, müßten die Exerzitien eine Woche dauern; drei Tage sind nicht der Mühe wert. Da kann man kaum das Eisen erwärmen, während es doch rotglühend sein müßte, um heiliges Feuer überall anzuzünden. Daher möchte ich lieber auf später warten, wenn es sein muß. Übrigens wäre es mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt unmöglich. Ich habe gerade große Exerzitien gepredigt; sie haben mich ein wenig ermüdet.

Sollte ich vor Jahresende nach Marseille reisen, so werde ich es Ihnen mitteilen, gute Dame, um zu wissen, wo ich Sie antreffen kann.

Ich preise Gott für die Nachricht, daß Pater Germain nach St. Chamond zurückgekehrt ist; Ihre Kinder, insbesondere Georg, werden dort alles finden, was sie brauchen.

Ein junger Mensch wird erst nach seinen philosophischen Studien einsichtig; hier reifen seine Ideen, sein Urteil; er beginnt zu sehen.

Der gute Meister scheint in der Tat von Ihnen zu verlangen, daß Sie Toulouse opfern; das Herz würde sich dort wohlfühlen, aber nicht der Leib, der im Winter das Klima von Hyères braucht. Also heißt es wieder nach dem Süden ziehen, wo der Himmel so blau ist und das Meer so weit: es ist dasselbe Meer, auf das der Karmel niederschaut, das die Küste des hl. Landes bespült.

Tragen Sie Sorge für Ihr Inneres, gute Schwester; lassen Sie das göttliche Feuer nicht abnehmen; erhalten Sie sorgfältig die heilige Glut durch Übung der Vereinigung mit Gott, durch beständige Aufopferung alles dessen, was Ihnen in den Weg tritt und besonders Ihrer täglichen kleinen Leiden; viele Tröpflein, die einander folgen, füllen endlich den Becher, bilden einen Bach und schließlich werden sie zu einem Fluß. Machen Sie alles zu Brennholz - Holz, welches das Liebesfeuer unterhält; denen, die Gott lieben, sagt der Apostel, gereicht alles zum Besten. O nur zu seiner größeren Ehre hält Jesus Sie durch Ihren leidenden Zustand so gefesselt: er fördert dadurch das Reich seiner Liebe in Ihrem Inneren. Also sei es!

Adieu, gute Dame!

im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1066

An de Cuers

Paris, 4. November 1861.

Lieber Pater!

Ihr lieber Brief kam in meine Hände, als der meine schon abgesandt war. Das ist der alleinige Grund der Verzögerung.

1. Ihre Medaillen werden rechtzeitig eintreffen; die Ihrigen hier in Paris unterzubringen, ist noch nicht möglich, weil die Aggregation noch nicht organisiert ist.

Ich werde sehen, ob es möglich ist, sie in Tarare, wo es eine schöne Anzahl von Aggregierten gibt, zu hinterlegen; ich will es hoffen.

Es scheint mir, daß der beschriftete Teil der Medaille recht nackt wirkt; ich würde gerne das Monogramm IHS einfügen, das wir anfänglich verwendeten; jenes auf den kleinen Hostien vom Kloster des Guten Hirten halte ich für sehr gut; in der Mitte ist Christus dargestellt; Sie kennen es übrigens.

Ich hatte eine andere Idee: die hl. Jungfrau darzustellen, die das Jesukind hält und es der Welt zeigt; und das Jesukind sollte in einer Hand den Kelch und in der anderen eine Hostie halten; diese Idee wird als passend empfunden und gibt den Gedanken über Maria als U. Lb. Frau vom Hlst. Sakrament wieder; prüfen Sie die beiden Ideen und berichten Sie mir Ihre Meinung darüber.

Der Gedanken an Backformen für die Hostien ist so natürlich, daß er uns Rechtens gehört; sobald wir das nötige Geld haben, werden wir ein Landstück kaufen, auf diesem Acker des Herrn werden wir eigenhändig säen und darin den W e i z e n d e r A u s e r w ä h l t e n anbauen, ihn malen und ihm die Form des Sakramentes geben.

3. Ich habe mir mehrere Modelle von Monstranzen angesehen; jene, die man als Kunstobjekt bezeichnet, machen keinen großen Eindruck: sie sind aus der Nähe gefällig, stellen aber eine Miniatur dar; es braucht eine Monstranz, die von ferne wirkt, mit breiten und dichten Strahlen; die Verzierungen sollten rund um die hl. Hostie angebracht sein: hier kann man einsetzen, soviel man will.

Der Goldschmied M. Touquet besitzt eine Monstranz, welche von einem Engel gehalten wird: mit der einen Hand weist er auf die hl. Hostie hin und mit der anderen befiehlt er, sich hinzuknien: das wäre eine gute Idee.

Mir sagen die gotischen Monstranzen nicht zu; sie sehen zuviel nach Glockentürmen aus. Wenn Sie nach Paris kommen, werden wir uns gemeinsam umsehen, aber alle Modelle, die ich bisher gesehen habe, sagen mir nicht zu.

Ich kenne in Lyon keinen Goldschmied; Sie könnten den Neffen von Herrn Favier nahe bei St.Johannes (die Kathedrale) aufsuchen; dieser besaß vor Zeiten gefällige Modelle.

4. Die einfachsten Rauchfässer sind die schönsten; Herr Toquet hat solche im Preis zwischen 15 und 60 Fr. Aber diejenigen zu 60 Fr. sind schön.

5. Eine Orgel mit einem Register kostet 200 Fr., eine solche mit zwei Registern 300 Fr.; es gibt solche zu 100 Fr., aber diese sind nicht viel wert; es bräuchte wenigstens eine zu 200 Fr. Der Transport wird zwischen 15 und 20 Franken kosten, die Verpackungskiste inbegriffen.

6. Der Kardinal von Chambéry war sehr liebenswürdig, es kam aber nichts dabei heraus; sein freundliches Entgegenkommen war mir unbekannt.

Lyon sollte vor Chambéry in Erwägung gezogen werden.

Zu Ihrem letzten Brief. - Wir werden für Herrn Bossy beten; ich freue mich, daß er weiterhin dem Haus sehr wohlgesinnt ist.

Ich bin gerne bereit, Ihnen einen unserer Weihekandidaten zu geben, aber erst später; sie haben die Moraltheologie noch nicht abgeschlossen und noch sehr vieles zu lernen, bevor sie in den Beichtstuhl gehen können; sie sind so frisch, es würde für sie geradezu gefährlich sein, sie zum jetzigen Zeitpunkt einzusetzen; Sie müssen bedenken, daß sie noch nicht lange Zeit den Unterricht besuchen.

Was die jungen Leute angeht, so könnten wir jetzt nur einen aufnehmen, weil es uns an Platz fehlt. Ich halte die zwei noch verfügbaren Zimmer lieber für zwei Priester frei. Bezüglich jener Kinder von La Pierre-qui-Vire befürchte ich, daß die eucharistischen Exerzitien, die ich ihnen gegeben habe, die Ursache ihres Austrittes waren; sie hatten mir jedoch nichts davon gesagt; ich hätte sie, wenigstens aus Feingefühl, von diesem Gedanken abgebracht.

Ich bin der Anschauung, daß die einzelnen Häuser, welche Kandidaten an Ort und Stelle aufnehmen, damit beginnen sollten, diese ein gediegenes Postulandat im betreffenden Haus verbringen zu lassen. Und sobald ihre Berufung gut erkannt und fest erprobt ist, erst dann sollten sie das Noviziat beginnen, wo sie geformt und verbessert werden.

Das geringere Gut der Häuser gegenüber dem Noviziat ist immer ein großes Gut für die Kandidaten; es ist zudem wichtig, daß uns wegen der Auslagen und traurigen Folgen nur bereits erprobte Leute hergeschickt werden.

Alle Religiosen freuen sich schon sehr auf Ihr Wiedersehen; aber um Himmels willen! Decken Sie sich doch ordentlich zu und benützen Sie in der Nacht die heizbaren Räume. Wir werden uns an den Mehrkosten beteiligen.

Wir befinden uns mitten in den Exerzitien; sie gehen offenbar gut.

Beten Sie innig!

Ich verbleibe i n o s c u l o s a n c t o an alle

Ihr

Eymard.


Nr.1067

An de Cuers

Paris, 6. November 1861.

Lieber Pater!

Ich selbst antworte auf Ihren Brief an Frater Carrié. Ich litt an einer argen Entzündung, die meine Wange anschwellen ließ, und leide immer noch daran; in der Folge trat eine Nevralgie, Kopfschmerz und Schlaflosigkeit auf. Es geht mir besser, ich kann aber das Haus nicht verlassen, weil ich etwas entstellt bin; der Ausgangspunkt ist ein schlechter Zahn, den ich bei nächster Gelegenheit reißen lassen werde.

Ich nehme Ihre 500 Meßhonorare gerne an. Um Sie aber nicht ganz mittellos zu lassen, behalten Sie davon soviel zurück, wie Sie für nützlich halten.

Wir erhalten in Paris keine Meßstipendien, höchstens eines oder zwei pro Woche; die armen Leute haben nichts zu geben; nur von den üblichen Bekannten erhalten wir etwas.

Wir verwenden den hl. Alfons von Liguori als Autor über die Moraltheologie, und zwar einen geordneten Text des P. Schmith, Redemptorist. Dieser ist methodischer als die anderen Kompendien.

Der Winter beginnt, wir fangen daher an, den Saal zu heizen.

Leben Sie wohl, lieber Pater, schonen Sie sich ein wenig, vor allem den Kopf, denn er ergreift den ganzen Körper, wenn er leidet.

Meine herzlichsten Grüße an alle Patres und Brüder.

Ganz Ihr

Eymard, S.S.S.

P.S.- Ich vergaß Ihnen mitzuteilen, daß wir endlich die Bibliothek des P. Clavel erhalten haben; sie enthält einige gute Werke, im allgemeinen über die Hl. Schrift und die Kirchenwissenschaft (sciences ecclésiastiques?) Dies ist eine zusätzliche hübsche Blume des lieben Gottes.


Nr.1068

An Marianne

L. J. E.

Paris, 10. November 1861.

Liebste Schwestern!

Ich bin ganz verwirrt darüber, Euch so lange auf meine Antwort warten gelassen zu haben. Ich werde faul, so scheint es wohl. Nicht daß ich es jeden Morgen auf mein Tagesprogramm setzte, aber, aber, es gibt soviel Unvorhergesehenes, Amtsgeschäfte, Leute, die kommen, sodaß ich an den Abend komme, ohne das gesteckte Programm erfüllt zu haben.

Paris ist keine Stadt, es ist eine Welt, ein Reich; man hat keine Verschnaufpause, vor allem jetzt, wo wir anfangen, bekannt zu werden.

Mir geht es gut, und von Zeit zu Zeit höre ich, daß auch Ihr wohlauf seid; dafür danke ich innig dem lb. Gott, denn ich habe nur mehr Euch auf Erden; in unserem Alter sucht man sich keine Freunde mehr, man kehrt in seine Vergangenheit zurück.

Ihr habt auch Eure Unannehmlichkeiten, das merke ich aus Eurem Brief, diese Vermietungen sind sehr unangenehm.

Tatsächlich bin ich sehr traurig darüber zu denken, daß im Elternhaus ein Kaffee eröffnet werden soll; ich versichere Euch, daß ich, sollte dies Wirklichkeit werden, aufhören würde, Euch zu besuchen oder zumindest mich in La Mure aufzuhalten. Ich bitte Euch, tut das nicht, sondern erklärt in Eurem Vertrag, daß dies nicht stattfinden dürfe unter Strafe der gerichtlichen Aufhebung des Mietvertrages von Eurer Seite. Denkt doch an all das Böse, das in einem Kaffee geschieht oder gelesen wird! Eher ließe ich das Haus schließen.

Wenn man sich Euch widersetzen sollte, so habt Ihr das Gericht auf Eurer Seite.

Ich weiß nicht, wann ich nach Marseille gehen werde; wenn es aber dazu kommt, versuche ich gerne, zwei Tage zu sparen, um Euch kurz zu besuchen, und sollte es im Winter sein. Nicht für die Gegend gehe ich hin, sondern Euretwegen.

Sagt diesem braven jungen Bianchi, daß ich seine Angelegenheit prüfen werde, wenn ich nach La Mure komme.

Nun kommt der Winter, paßt auf Euch auf, hütet Euch vor Hitze und Kälte, halte Euch die Füße schön warm. - Unsere Häuser gehen gut, und der lb. Gott segnet sie. Wir sind 18.

Ich segne Euch, lb. Schwestern.

Euer ganz im Herrn ergebener

Eymard.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.


Nr.1069

An de Cuers

Paris, 12. November 1861.

Lieber Pater!

Ich habe die 500 Fr. erhalten; sie werden nach Ihren Anweisungen verwendet werden.

Sie sind sehr lieb, ein solches Interesse für meinen schadhaften Zahn zu bekunden; er ist so gut wie geheilt, wenn auch nicht entfernt. Ich habe diesen Sturm schon lange kommen gespürt; dann gesellte sich die Kälte hinzu; sie hat mich überrascht, und so ist das Übel ganz heftig und schlagartig aufgetreten; ich habe die Buchenholzteerflüssigkeit falsch angewendet: daher kam es zu Verbrennungen, von den Lippen traten Säfte aus, es begann eine Schwellung, die bereits durch eine Zahnfleischentzündung ausgelöst wurde; schließlich trat noch Schlaflostigkeit auf, wo doch der Schlaf für meine armselige Gesundheit so notwendig wäre; und am Ende stellte sich Fieber ein.

Aber ich war tapfer und habe nie die hl. M e s s e ausgelassen und somit arbeite ich meine Rückstände auf; aber es hat alles darunter gelitten, vor allem die Briefe; diese Sache ist nun erledigt.

Eine gute Nachricht! Ein guter Priester, Herr Auger aus Chartres, 54 Jahre alt, fromm, geradlinig, einfach, großherzig, erfahren im Gemeinschaftsleben und vor allem g a n z f ü r d a s H l. S a k r a m e n t eingestellt, weilt unter uns; er hat bereits seine Exerzitien hinter sich gebracht; er ist zurückgekehrt, um seine Kiste zu holen (er ist arm, also ein guter Beruf; er hätte sehr reich sein können). Er wird endgültig am Fest Maria Opferung, 21., eintreten. - Danken Sie Gott dafür; ich glaube, daß er der Novizenmeister ist, den ich seit so langer Zeit vom lieben Gott erbitte; ich spüre nämlich, daß ich einen benötige; ich werde ihn zuerst gut einschulen... Wir hatten unter kleinen Kreuzen recht zu leiden: der Bruder Pförtner lief Gefahr, an Bluterbrechen zugrunde zu gehen, ebenso wie der brave Unteroffizier Frater Eugen; beiden geht es besser; wir erwarten Fr. Eugen um den 20. herum; er mußte heimfahren, um seine Krankheit auszuheilen, die damals als sehr ernst bezeichnet wurde. Und jetzt ist er Gott sei Dank! - geheilt. Aber ich habe darunter sehr gelitten.

Das Haus funktioniert, wir werden unsere Nachtanbetungen ausbauen, wir werden sie bis 2 Uhr nach Mitternacht halten können.

Der Engländer macht einen guten Eindruck; es ist ein seriöser und solider Mann und wird eine gute Berufung sein. Endlich zeigt der lb. Gott Erbarmen mit unserer Schwachheit!

Meine herzlichen Grüße an alle, Patres und Brüder; ich wünschte wohl, Sie zu besuchen, aber ich muß zuerst die Novizen einführen; zudem bin ich Professor. Ich weiß nicht, wie die Zeit verrinnt: es gibt unerwartete Besuche, die einem die Zeit stehlen; wir beginnen langsam bekannt zu werden; viele kommen und wollen Informationen: dies ist vielleicht eine Aussaat. Zudem gibt es zu diesem Zeitpunkt soviel bedauernswerte Menschen!

Leben Sie wohl, lieber Pater! Halten Sie tapfer Ihren Posten, so wie einst an Bord des Schiffes, aber den Blick höher als bis zum Mastbaum und das Herz tapfer gegen die Stürme des Teufels und der Welt.

Im Herrn ganz Ihr

Eymard.

Ich habe beim Bischof um die Dimissorien für Frater Carrié für Weihnachten angesucht.


Nr.1070

An Frl. Stephanie Gourd

L. J. C. E.

Paris, 19. November 1861.

So will ich mich nun ganz mit Ihnen beschäftigen; es ist wohl höchste Zeit. Ich lese Ihre Briefe stets mit lebhaftem Interesse. Es ist gut, daß Sie mir alle Ihre Gedanken und augenblicklichen Verfassungen mitteilen; so entschleiert sich die Seele und ebenso die Gnade nach und nach.

Es gibt einen wichtigen, allgemeingültigen Grundsatz, den man sich vor Augen halten und vor Gott vergegenwärtigen muß: ganz und ständig Gott zu gehören; man muß es verstehen, ganz in Gott sein Z i e l zu sehen und im augenblicklichen Willen Gottes den W e g zu erkennen.

Aber Sie müssen Jesus als die J u n g f r a u seines Herzens, als D i e n e r i n seines Sakramentes und als A p o s t e l seiner Liebe angehören.

Sie sollen Jesus in der Freiheit der Mittel und in der Einheit des Zieles dienen.

Sie sollen sich in Ihrer gegenwärtigen Lebenslage annehmen, als wäre sie die beste, weil sie die einzige ist, die der hl. Wille Gottes in diesem Augenblick von Ihnen will.

Seien Sie für Jesus da wie die Engel im Himmel im Jubel ihres Dienstes, in der Freude ihres Einsatzes, in der Einfachheit der bedingungslosen Selbsthingabe, ohne auf sich selbst zurückzukommen, wenigstens gelegentlich. Die Flamme, die aus dem Herd emporlodert, kehrt nicht mehr zurück, sondern steigt immer höher, weil sie eine neue Flamme weiterdrängt; sie hat dazu weder die Zeit noch den Antrieb: seien auch Sie so, gute Tochter! Sie könnten wohl ein bißchen genauer sein in Ihren kleinen frommen Übungen, sobald Sie dafür Zeit haben.

Es bleibt in Ihren Anbetungen noch etwas Zusätzliches zu tun: es ist die Bewegung der Flamme zu Jesus hin; Sie brauchen ein bißchen mehr Vorstellungskraft für seine hl. Menschheit, wenn Sie sehr zerstreut und abgelenkt sind; dies wird Sie wunderbar wieder zur Sammlung zurückführen.

Ja, im Normalfall genügt die Zweiwochenbeichte. Sollte jedoch ein großes Fest in die Zwischenzeit hineinfallen, könnten Sie vorzeitig beichten, um das Fest reiner zu feiern.

  1. Bezüglich der Fehler, welche sie zur Kritik verleiten, in anderen das Schlechte zu sehen und zuviel über den Nächsten zu reden, so passen Sie auf diese Neigung genauer auf und suchen Sie die natürlichen und übernatürlichen Beweggründe dafür herauszufinden; berichten Sie mir dann darüber; in diesem Bereich müssen Sie sich überwachen; aber für die Mutter erteile ich Ihnen volle Freiheit.
  2. Was den Leib und alles, was damit zusammengehört, betrifft: ja, ja, hier ist der Schlupfwinkel, wo sich die Natur verbirgt und wo sich der Teufel einschleicht. Es ist eine ganz auserlesene Gnade, dies erfaßt und vor allem verstanden zu haben.

Bezüglich der äußerlichen Abtötungen: üben Sie keine solchen, außer wenn Ihnen der lb. Gott welche schickt. Wenn keine solchen vorhanden sind, legen Sie sich eine Buße auf für die Fehler, die Sie gegen den Nächsten begangen haben oder gegen die Trägheit, Ihre Frömmigkeitsübungen zu verschieben und diese an die letzte Stelle zu setzen.

Seien Sie sehr achtsam bezüglich der geistigen Trägheit und die Unabhängigkeit der Seele und des Geistes.

Nur Mut, es geht schon besser. Es weht ein guter Wind. Ich segne Sie.

Im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1071

An de Cuers

Paris, 28. November 1861.

Lieber Pater!

Ich möchte Ihnen unsere Neuigkeiten mitteilen; alle sind wohlauf; Frater Eugen ist zurückgekehrt und hat sich an die Arbeit gemacht; ein junger Scholastiker ist gekommen und zieht im Gleichschritt mit dem jungen kleinen Ratons, der eine sehr eucharistische Veranlagung zeigt.

Hochw. Herr Auger von Chartres ist noch nicht eingetreten, er muß noch seine zeitlichen Angelegenheiten erledigen. Ich habe die Dimissorien für Fr.Carrié erhalten. Die drei Diakone bereiten sich vor, so gut sie können. Sie haben es versprochen, lieber Pater, für die Priesterweihe von Fr. Carrié zu kommen; Sie müssen Wort halten: Ihr Wiedersehen wird uns allen eine große Freude bereiten, und für mich ganz besonders. Es scheint mir ein Jahrhundert her, daß ich Sie nicht mehr gesehen habe. Es würde mich aber betrüben, wenn Ihnen die Kälte und die Reise schaden sollten.

Um das Noviziat und die Novizen ordentlich anlaufen zu lassen, habe ich mich entschlossen, 8tägige Exerzitien zu geben, mit Beginn am Sonntag um 17 Uhr; sie werden am 8. zu Ende sein. Wir haben neun Novizen; der Diakon Fr. Péilin wird seine drei Gelübde ablegen; die Fratres Billon und Eugen (der Unteroffizier), sowie Fr. René (Pförtner) legen das Gelübde des Gehorsams ab.

Ich empfehle diese Exerzitien recht Ihrem M e m e n t o und den Gebeten der ganzen Gemeinschaft: hier geht es um die Hoffnung der Gesellschaft.

Das Werk der Erstkommunion läuft und dehnt sich aus. Am vergangenen Montag hatten wir die Taufe einer protestantischen Engländerin, heute findet die Taufe einer jüdischen Dame statt; sie heißt R o d r i g u e z H e n r i q u e z, eine geborene Spanierin. Am Sonntag feiern wir die Hochzeit eines Ex-Soldaten, der seit 1852 nur zivil verheiratet ist; in 8 Tagen steht die Erstkommunion einer Mutter von 6 Kindern auf dem Programm; ein Soldat von 20 Jahren bereitet sich darauf vor: das ist mein Los. Jenes von Fr. Carrié ist noch schöner; also D e o g r a t i a s.

Die nächtliche Anbetung nimmt zu, wir können sie bis 2 Uhr ausdehnen: somit trifft es jeden alle 6 Stunden.

(Die jüdische Dame hat uns einen schönen Speisekelch in TroysForm geschenkt).

Dazu kommt die Priesterweihe vom 21., darauf die Neujahrsbesuche...

Und trotzdem muß ich mein Handbuch fertigstellen; zu diesem Zweck müßte ich mich einsperren oder mich 8 Tage verbergen.

Ach ja, die königlichen Soldaten vom Hlst. Sakrament sollten keine Gewohnheit kennen, keine Bedingungen stellen, keine persönliche Anschauung haben und wenn möglich wenigstens ohne äußerlichen Fehler sein.

Ich habe auch hochw. Herrn Dhé zu verstehen gegeben, daß er seine Tabaksdose an der Tür zurücklassen muß, wenn er zurückkehren wird; abgesehen davon, daß es sich vor dem Hlst. Sakrament nicht schickt, ist es eine so unsaubere und übelriechende Angelegenheit.

Sie sagen vielleicht, lieber Pater, daß ich soweit gekommen bin, daß ich nur mit allergrößter Mühe einen Schnupfer neben mir ertrage! Indessen litt ich 24 Jahre an diesem Fehler.

Leben Sie wohl, guter Pater, Grüße

im Herrn an alle.

Ganz Ihr

Eymard.


Nr.1072

An de Cuers

L. J. C. Paris, 9. Dezember 1861.

Lieber Pater!

Es bedeutet für alle ein Opfer, Sie nicht hier in Paris zu sehen; für jeden wäre es ein Fest, denn schließlich mögen Sie alle wie einen Vater, einen Bruder, einen lieben Freund. Ich hoffe, daß das Wiedersehen nur verschoben ist.

Sie bitten mich, Sie zu besuchen; gewiß sehne ich mich danach, Euch alle zu sehen, insbesondere aber mit Ihnen über gar manche Dinge zu plaudern; die Leute kommen und man muß ordentliche Fundamente legen, aber zuerst einmal anfangen; wenn wir noch keine Traditionen haben, nach denen wir leben können, müssen wir uns also an die wahren Prinzipien halten und uns an sie wie an einen Rettungsanker klammern, weil wir sonst unser Leben riskieren.

Ich werde Sie also zum Fest der Erscheinung des Herrn besuchen, ich werde am Samstag, 4. Januar, eintreffen, wenn es Gott gefällt; machen Sie aber wegen meines Besuches keine Umstände. Lassen Sie mir die Freude, daß ich unerkannt kommen kann.

Ich werde alle Ihre Bestellungen mitbringen; schreiben Sie mir eine Liste mit allem, was Sie wünschen; ich werde auf die zwei Riese der Stempelpapierbögen nicht vergessen.

Unsere Besinnungstage waren sehr erbaulich: alle haben fleißig mitgemacht; am Sonntag abend wurden sie mit der Weihe an die seligste Jungfrau abgeschlossen.

Am Morgen um 9 Uhr gab es feierliche Profeßablegung, Fr. Péilin hat seine Gelübde abgelegt, die Fratres Eugen, Heinrich Billon und der Pförtner René haben den Gehorsam gelobt. Exerzitien tun einem wohl; ich müßte Ihnen solche von einigen Tagen halten, aber unter uns.

Hochw. Herr Auger aus Chartres hat tausend Schwierigkeiten, um zu uns zu kommen; beten Sie für ihn; er ist sehr in Wolken gehüllt und hat alles verweigert; nun aber ist eine kleine Rechnung von 1.600 Fr. aufgetaucht, und diese hält ihn fest.

Ich schreibe dem Obern von La Pierre-qui-Vire und hoffe, daß alles geregelt werden kann; Ihr reicher Jüngling besaß zu viele Güter; auch solche Leute kommen nicht für den Meister. Die Klasse der Reichen ist immer die laxeste und habgierigste. V a e v o b i s d i v i t i b u s! Auch mit solchen Leuten darf man nicht rechnen, die mit beiden Händen ihre Habe festhalten.

Leben Sie wohl, guter Pater; herzlichste Grüße an alle.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

S. S. S.


Nr.1073

An Frau v. Grandville

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 10. Dezember 1861.

Gnädige Frau!

Wie lange ist es doch her, seitdem ich von Ihnen keine Nachricht mehr erhalte.

Dieses Schweigen macht mir Vorwürfe und beunruhigt mich. Sie müssen wohl krank sein. Es blieb mir kein Augenblick Zeit, um an meinem kleinen Handbuch zu arbeiten. Die Zahl der Anbeter wächst und ich muß mich um alle und jeden einzelnen kümmern.

Anfang Jänner muß ich nach Marseille reisen; ich werde dort etwa einen Monat verbringen und dann nach Paris zurückkehren. Es würde mich freuen, wenn Sie die Weihnachtsfeiertage bei uns hier verbrächten.

Endlich habe ich den Text der letzten von mir gepredigten Exerzitien in Händen; soll ich ihn Ihnen zusenden? Ich hatte nicht die Zeit, ihn nochmals nachzulesen. Wohlgemerkt, Sie sollen den Text nicht selber kopieren; sonst liegen Sie wieder krank im Bett.

In der Erwartung Ihrer Nachrichten, gnädige Frau und teure Schwester, verbleibe ich im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, Sup.


Nr.1074

An den Bruder von P. de Cuers

L. J. C.

Paris, 10. Dezember 1861.

Geehrter Herr!

Schon seit langer Zeit hege ich den Wunsch, Sie kennenzulernen. Ihre ganze Familie ist mir zu teuer und achtbar, als daß ich mich nicht danach sehnte, jenen Mann zu kennen, der in so würdiger Weise deren Namen als Familienoberhaupt und deren Tugenden trägt. Ihr lb.Bruder hat sich letztes Jahr so gefreut, Sie zu besuchen.

Ich dachte, Ihnen eine Freude zu bereiten, wenn ich Ihnen das Foto Ihres guten und heiligmäßigen Bruders schicke.

Um es zu erreichen, war ich gezwungen, mich (zum Fotographieren) neben ihn zu stellen; Sie kennen seine Bescheidenheit und vor allem seine Demut.

Ich wollte meinen Teil entfernen lassen, aber das ließ sich nicht machen; Sie werden mich also als einen teuren Freund neben Ihrem lb. Bruder betrachten.

Sollten Sie einmal nach Paris kommen, rechne ich damit, daß Sie bei Ihrem Bruder hier absteigen, denn es ist dieselbe Familie.

Im Herrn, gnädiger Herr, verbleibe ich ganz Ihr

Eymard.

P.S. Anfang Jänner muß ich Ihren lb. Bruder besuchen; ich werde mich um alle Ihre Bestellungen kümmern.


Nr.1075

An Frau Gourd

Adveniat Regnum tuum.

Paris, 11. Dezember 1861.

Teure Schwester im Herrn!

  1. Wenn Sie der Herr Pfarrer um Gnade bittet, gewähren Sie diese unter der Bedingung, darüber nur jenen Personen Auskunft zu geben, die ein Recht darauf haben. Das ist gerecht und würdig.
  2. Es war gut, daß Sie diesem armen Reisenden ein Almosen gegeben haben: die Notlage kennt kein Gesetz.
  3. Sie konnten und können die frommen Dauerspenden der Anbetung fortsetzen.
  4. Unterlassen Sie Ihre Anbetungsstunde, sobald die gewöhnliche Zeit Ihres Zubettgehens gekommen ist, und Sie diese noch nicht gehalten haben, entweder weil es Ihnen nicht möglich war oder weil Sie dafür keine Zeit gefunden haben. Beten Sie in diesem Fall zur Buße fünf Vaterunser und fünf Ave als Sühne mit den Anbetern.
  5. Halten Sie Ihre Anbetungen auf der Reise, wenn Sie unterwegs sind.
  6. Begeben Sie sich zum Herrn, gute Tochter, wie Sie Ihre Armut vor ihn hinstellt. Lassen Sie Ihren armen Geist liegen und legen Sie ihm Ihr armes Herz zu Füßen.

Ich segne Sie und bleibe im Herrn

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.1076

An Frau Chanuet

Paris, 12. Dezember 1861.

Gute Mutter!

Am Samstag abend beginnen unsere Weihekandidaten Ihre Exerzitien; und am Samstag, 21. Dezember, um 8 Uhr, beginnt in St. Sulpice die Zeremonie.

Somit erwarten wir Sie mit Glück und Freude. Sie sind die Mutter.

Wenn Sie zu zweit oder zu dritt kommen, sagen Sie es mir bitte, damit ich die Zimmer vorbereiten lassen kann.

Sollten Sie unglücklicherweise alleine kommen, hätte Fräulein Guillot für Sie eine Zelle frei.

Gute Mutter! Sie werden am Tag der Priesterweihe groß und edel erscheinen; man wird über Sie das sagen können, was die Leute über die glückliche Mutter Jesu gesagt haben.

Ja, Sie sind glücklich, die Mutter eines Priesters Jesu zu sein, eines Ordensmannes, des ersten Dieners des großen Königs, des sakramentalen Vaters Jesu, der in seiner Person die Kraft des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes sowie Mariens vereinigt.

Und ich freue mich, in geistlicher Verwandtschaft mit Ihnen verbunden zu sein und Ihren Sohn als meinen Sohn zu haben.

Wie groß und gütig ist doch der lb. Gott! Wir werden nie imstande sein, ihm genug dafür zu danken, ihn zu lieben, zu bedienen und von allen Geschöpfen loben zu lassen.

Möge Gott über dieses kleine Mädchen, das ich getauft habe, seinen hudreichsten Segen ausgießen, ebenso über diesen frommen und liebenswürdigen Vater und diese Mutter, die ich getraut habe, über Sie alle, die ich im Herrn sehr liebe.

In ihm bleibe ich, gute Mutter, Ihr ergebenster

Eymard, Sup. SS.

An Frau Mutter Chanuet,

in Lantignié, über Beaujeu

Rhône.

An Frau Mutter Chanuet

St. Helena-Straße 18

Lyon (NB! Die erste Anschrift wurde korriegiert durch die zweite).


Nr.1077

An Frl. Zenaide v. St. Bonnet

Adveniat Regnum tuum

Paris, 12. Dezember 1861.

Sehr geehrtes Fräulein!

Ich habe mich über Ihren Brief gefreut.

Der lb. Gott hat Ihnen den offensichtlichen Beweis der Richtigkeit und Heiligkeit Ihres Weges geliefert; ich wünsche es sehr, daß Sie stets auf diesem Weg weitergehen.

Es ist der r i c h t i g e W e g. Er schenkt Ihnen den Frieden, und der Frieden kommt nur von Gott.- Gott schenkt ihn nur einer Seele, die im Stand seiner Gnade und in der Treue zu seinem Willen wandelt.

Es ist der e i n z i g e W e g, wenigstens zum gegenwärtigen Zeitpunkt - er läßt Ihnen Ihre i n n e r e F r e i h e i t.

Der hl. Paulus hat gesagt: w o d e r G e i s t G o t t e s w a l t e t, d o r t i s t d i e F r e i h e i t. Die geistige Freiheit ist die Seele in ihrer Macht der Liebe. Seien Sie stets frei in Ihren Zuneigungen und Ihren Taten.

Drehen Sie sich stets auf dem göttlichen Angelpunkt des augenblicklichen Willens Gottes. - Eilen Sie den Himmelswinden nicht voraus, sondern warten Sie auf diese; sobald sie eintreffen, spannen Sie Ihre Segel für die günstigen Winde, d.h. seien Sie immer bereit, den Willen Gottes im Augenblick zu erfüllen und auch bereit, alles stehen zu lassen, wann es Gott will.

Ich habe die Freiheit Ihrer Zuneigungen und die Klugheit Ihres Herzens verstanden.

Seien Sie immer so.

Entzünden Sie am Morgen hell das Feuer der göttlichen Liebe in Ihrem Herzen, damit es sich den ganzen Tag über erhalte! - Möge Ihre Betrachtung diese Arbeit besorgen, sie suche das Holz, entzünde das Feuer! Und im Laufe des Tages beleben Sie es von Zeit zu Zeit durch einige einfache Erwägungen, die Sie aus Ihren Beschäftigungen, Opfern oder Seelenfreuden entnehmen.

Ich werde Ihnen meine Betrachtungen geben, aber warten Sie noch ein wenig damit. Ich soll für den 6. Jänner nach Marseille reisen und werde am 3. herum in Lyon vorbeikommen - ich weiß nicht, ob ich Sie auf der Hinreise besuchen kann, denn ich gedenke, nur in Aynay die hl. Messe zu feiern und dann weiterzufahren - aber ich werde auf meiner Rückreise gegen Ende des Monats kommen.

Meine Adresse in Marseille lautet: Naustraße 7

Gute Tochter im Herrn, ich segne Sie

als ergebenster

Eymard.


Nr.1078

An Frau Tesnière

Adveniat Regnum Tuum

Paris, 14. Dezember 1861.

Liebe Frau Tesnière!

Seit Ihrer Abreise erhielt ich keine direkten Nachrichten mehr von Ihnen, und doch hat Ihnen Frau Irlande geschrieben, und Sie haben versprochen, uns Nachricht zu geben; ich habe solche mehrmals erhalten; wenn ich mich aufs Schelten verstünde, würde ich es jetzt ein wenig mit Ihnen tun.

Weil ich Sie aber in einer bekannten Gegend und mitten unter meinen guten Bekannten wußte, war ich in dieser Beziehung unbesorgt.

Chichery ist nicht in Paris, aber Paris hat zum nunmehrigen Zeitpunkt seine liebe Not; alles läuft so schlecht, man hört nur Klagen und Sorgen.

Bei Ihnen dort haben Sie den Frieden, die Landgegend; halten Sie sich an den lb. Gott, der Ihnen ganz nah und vor allem ganz gütig ist. Sie müssen dahinkommen, sich dem Dienst an diesem guten Meister unterzuordnen, denn Sie haben soviel durchgemacht!

Ziehen Sie aus Ihren Leiden reichen Nutzen, da sie Ihnen Gott nun einmal schickt. Seien Sie eine kleine Ordensfrau in Ihrer Zelle.

Ich denke, daß es Ihrem teuren Sohn gutgeht, ich habe gute Nachrichten vor einigen Tagen vom Seelsorger, Herrn Deuth, erhalten; dieser hat mich in Paris besucht; Ihr Sohn ist wohlauf und man ist mit ihm zufrieden.

Adieu, gute Dame, im Herrn verbleibe ich in Hochachtung und Ergebenheit Ihr

Eymard.

S.S.S.


Nr.1079

An de Cuers

Paris, 17. Dezember 1861.

Lieber Pater!

Kommen Sie im Namen des Herrn, unter dem Schutz der Jungfrau und in der Begleitung des hl. Johannes.

Ihr Brief, den ich in diesem Augenblick erhalte, überfüllt mich mit Freude.

Aber reisen Sie in der zweiten Klasse, ziehen Sie sich gut an, vor allem mit warmer Fußkleidung.

Ich segne Sie aus ganzem Herzen und erwarte Sie

herzlichst

Eymard, S.S.

P.S. - Ich lasse meinen Brief zum Bahnhof tragen und hoffe, daß er noch heute abend abgeht.


Nr.1080

An Herrn v. Benque

L. J. C.

Paris, 18. Dezember 1861.

Lieber Herr v. Benque!

Wir beten innig nach Ihrer Meinung, und das Werk braucht dies. Ich bin erstaunt, daß Herr Le Rebours nichts erreicht, steht er doch beim Herrn Kardinal in gutem Verhältnis; aber hier ist der Teufel der Gegenspieler; die armselige menschliche Natur hat Angst davor; Sie werden siegen, weil es dabei um die Ehre Gottes geht.

Der gute P. de Cuers läßt mich auf seinen Besuch hoffen für Samstag vormittag, den Tag der Priesterweihe von drei Priestern für die Gesellschaft; bitte beten Sie ein wenig für sie; wenn er eintrifft, werde ich Sie gleich davon verständigen, damit Sie um 12 Uhr oder um 6 Uhr abends zu uns kommen und unser brüderliches Mahl teilen.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard

SS.


Nr.1081

An Marg. Guillot

Adveniat Regnum Tuum.

Angers, 31. Dezember 1861.

/Der franz. Katalog hat diesen Briefe unter dem 31. Dez. 1862 eingeordnet!/

Teure Tochter!

Unser Herr segne Sie in diesem neuen Jahr und gebe Ihnen und allen Ihren Schwestern jene Gnade der Liebe, die das Leben, die Tugend und das Glück einer wahren Anbeterin vom Hlst. Sakrament ausmacht. Ja, ja, liebe Töchter, lieben Sie den König und den eucharistischen Bräutigam: das ist Ihr ganzes Gesetz, die eucharistische Liebe, Ihre ganze Tugend und Ihre ganze Heiligkeit. Die echte Liebe vergißt sich selbst, gibt sich hin, opfert sich unablässig, nicht aus Eigennutz oder Gewalt, sondern aus Freude und mit der einzigen Absicht zu gefallen.

Um aber Unseren Herrn königlich zu lieben, muß man sich selbst und seinem Wesen gänzlich absterben, denn die Liebe ist der Tod und hernach das Leben. Die Liebe kennt weder Tage noch begrenzte Stunden; Liebe ist Ewigkeit; sie nimmt fortwährend mit immer neuen Gaben und mit Zuneigung zu. Ihr Herz sei stets in seinem Zentrum.

Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß ich häufig an Sie denke, an Sie, Schwester Benedikte und an alle Ihre Schwestern; und wiesehr ich Ihnen alles wünsche, was Ihnen der lb. Gott schenken möchte und was er will, daß Sie seien. Sie sind meine teure Familie.

Ich bin glücklich in diesem Betlehem. Der göttliche König ist schon drei Tage alt; er wird wachsen, so hoffe ich, und wir bleiben zu seinen Füßen.

Die Eröffnung durch den Bischof am Montag war herrlich: viele Geistliche und Gläubigen, ein sehr schön geschmückter Altar; als man aber in den Speisesaal gehen sollte, mußte die göttliche Vorsehung dafür sorgen. Ich hatte für 15 auswärtige Personen ein Frühstück vorbereiten lassen; alles ist ziemlich gut verlaufen, aber alles war ausgeborgt; das ist gut so.

Nichts ist so schön wie eine Gründung durch Menschen. Immerfort lacht man und sagt sich: es fehlt uns dies, es mangelt uns jenes, nicht einmal Stecknadeln haben wir. Von Zeit zu Zeit mache ich mich auf den Weg und kehre beladen zurück wie jene armen Bauersfrauen, die von der Stadt heimkehren. Aber Gott ist so gut! Wir wohnen bei den Karmeliterinnen, die uns ihr ganzes Haus geben würden; Sie verstehen wohl, daß es die Schicklichkeit verlangt, daß wir nichts nötig haben.

Noch einmal ein gutes Neujahr, Ihnen, liebe Tochter, aber ein besseres als alle anderen Jahre! Für Schwester Benedikte, auf daß sie durch ihre Leiden Unseren Herrn verherrliche! Für alle Ihre Mitschwestern, die ich allmorgendlich beim hl. Opfer dem Herrn empfehle.

Ich segne Sie mit dem Segen Unseres Herrn, den er mir in seiner göttlichen Barmherzigkeit verliehen hat.

In ihm bleibe ich ganz Ihr

Eymard.

P.S.- Sobald Sie M. sehen, danken Sie ihr für ihren lb. Brief; ich begreife ihr Bedauern: Gott hat es gewollt.


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