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Nr.0384

An Frau Jordan

La Seyne, 1. Jänner 1853.

Gnädige Frau und teure Schwester in Maria!

Ich kann nicht auf meine teure Schwester Sekretärin vergessen und möchte Ihnen an diesem schönen Tag vor Gott alles sagen, was der P. Eymard seiner teuren Schwester und Tochter in Jesus und Maria sagen kann. Meine Wünsche kennen Sie seit langem. Wachsen Sie ständig in der Liebe und Kenntnis unseres Herrn Jesus Christus, das ist das Ziel der Zeit und der Ewigkeit, dies ist das Leben, das Glück in der Verbannung. Damit Ihnen das gelingt, werden Sie eine Tochter der Betrachtung; die Betrachtung ist die goldene Kette, die uns an Gott bindet, sie ist der Herd der göttlichen Flamme, die Nahrung des innerlichen Geistes.

Damit Sie aber eine Tochter der Betrachtung werden können, müssen Sie um dieses kostbare Geschenk beten, Sie müssen sich einüben in der Geduld, in der Demut, in der Einfachheit, in der Selbstentäußerung..., mit einem Wort: Sie müssen die Bettlerin des lb. Gottes werden. Seien Sie so, dann werden Sie die reichsten Gaben Gottes.

2 3. - Ich schäme mich, meine gute Tochter, Ihnen einen so alten Brief zu schicken; er wird Ihnen wenigstens beweisen, daß ich Sie nicht vergessen habe und daß mir Ihre Erinnerung vor Gott stets gegenwärtig ist. Seitdem war ich immer derart beschäftigt, daß ich kaum zum Beten gekommen bin.

Mit Freude habe ich Ihr Schreiben vom 12. erhalten. Sie wissen, daß die Briefe eine Erinnerung sind, aber es gibt einen anderen Brief vor Gott, der immer aktuell ist.

Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Wünsche. Erbitten Sie, daß ich ein Heiliger werde. Und das ist alles.- Ich bin ein wenig von der Welt enttäuscht wie Sie damals. Ich sehe dem Leben zu traurig gegenüber. Oh, je mehr ich die menschlichen Armseligkeiten kenne, desto mehr spüre ich, daß Gott allein Vater und Mutter ist, daß er gut und liebenswürdig ist, das höchste Gut und die reine Freude. Ja, wann werden wir im Himmel sein, um Gott nicht mehr zu beleidigen und nicht mehr auf der treibenden und vergifteten Erde zu wandeln?

Ich bete innig zu Unserem Herrn und seine göttliche Mutter, Ihren guten Gatten zu heilen und Ihnen Ihre hervorragende Tochter immerfort zu beschützen. Bitte überbringen Sie ihr meine aufrichtigsten Grüße.

Sie haben es nötig, die göttliche Freude zu lieben, um diese Krankheit der Trauer zu ertragen, s i e w i r d e i n e s T a g e s i n F r e u d e v e r w a n d e l t w e r d e n.

Sie machen mir Freude mit der Mitteilung, daß Sie sich immerfort voll einsetzen für diesen teuren und guten Dritten Orden! Daß ich nicht für ihn mein Leben weihen konnte!

Ich werde arbeiten, um Ihr Neujahrsgeschenk fertigzustellen, Sie müssen mir bis Ostern dafür Zeit lassen; und wenn ich Sie früher bezahlen kann, so tue ich es von Herzen.

Wären Sie hier, würde ich Ihnen ein gutes Buch geben, es hat den Titel: Betrachtungen des hl. Thomas von P. Anton Massoulier, in Paris, rue des Sts.Pères 64, Verlag Sagnier.

Adieu in Gott!

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0385

An Frl. v. Revel

(L+S) (1)

La Seyne, 1. Januar 1853.

/Vollendet am 22. Januar/

Teure Schwester in Maria!

Wie kommt es, daß ich mit der Antwort auf Ihren Brief so lange gewartet habe? Ich kann es fast nicht erklären, ich war von einem Wirbel von Amtsgeschäften mitgerissen und doch hatte mir Ihr Brief Freude bereitet; nun denn, ich möchte an diesem 1. Tag des Jahres, wo Sie gewiß mit tausend Besuchen bedrängt werden, meine Schuld begleichen; sicher hätte auch ich Sie aufgesucht, Sie haben darauf soviel Anspruch; und ich betrachte mich vor Gott auch als einen der Ersten bei Ihnen. Was soll ich Ihnen wünschen, gute und teure Schwester? Eines Tages den Himmel, das ist sicher; aber jetzt noch nicht; Sie müssen alle Tage Ihre Krone mit den Dornen unseres göttlichen Erlösers und mit einigen Teilchen seines hl. Kreuzes flechten. Sie sind die Tochter des Kalvarienberges und seit langer Zeit werden Sie darauf hingeopfert: lassen Sie immerfort den lb. Gott wirken, er reinigt, schneidet weg, legt das Erdreich frei, entfernt die Gefahren, er will auf diesem Thron der Liebe allein regieren, den er in uns so teuer erkauft hat.

Ich habe Ihnen aber noch nicht mein letztes Wort gesagt, gute Schwester; es heißt: seien Sie eine Tochter des Gebetes, das besagt alles: das Gebet ist die mystische Leiter, die den Himmel berührt; es ist das Zönakel der Gnaden und der Liebe; es ist die goldene Kette, welche uns mit J. Chr. verknüpft; es ist das Leben des Herzens, die Kraft der Seele, das Maß unserer Gnaden und unserer Vollkommenheit: dies ist also der schönste Wunsch, den ich Ihnen ausdrücken kann.

Sie haben mir einen Wunsch überbracht, Sie werden es mir sagen und ich werde Ihnen dafür dankbar sein.

Adieu für heute, es ist zu spät geworden, um meinen Brief zu vollenden. Ich legte Wert darauf, Ihnen zu sagen, daß ich Sie heute früh auf die Patene gelegt habe; bis morgen, wenn es möglich ist.

21. Jänner

Ich schäme mich, daß ich mit der Fertigstellung und Absendung meines Briefes so spät dran bin; überdies noch den Brief zu vollenden an einem so traurigen Tag, wie es der 21. Jänner ist! Ich bin sicher, daß wir uns heute früh im Gebet um dieselbe Sache begegnet sind; armes Frankreich! Wieviel Umstürze, Verbrechen und Tränen seit diesem 21. Jänner! Und wird es damit genug sein? Ich fürchte sehr, daß die Menschen Gott vergessen, weil sie einen Menschen haben und sich damit unwiederbringlich gerettet glauben, leider! Wie haben wir es nötig, für Frankreich und für den neuen Kaiser zu beten!

Was soll ich Ihnen sagen, gute Schwester? Daß ich Ihren Brief wie eine Nachricht einer Schiffbrüchigen empfangen habe, ich kam schon so weit, daß ich Sie fast am Ufer des anderen Lebens glaubte; ich war darüber sehr besorgt, und das Warten von einem Tag auf den anderen hat mich Ihr Schweigen nachahmen lassen.

Ich habe also Herrn und Frau v.Averton zusammen mit seiner Mutter und Schwester getroffen. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen; Herr v.Averton ist ein lb. Mensch, die Gattin schien mir etwas schüchtern. Seine Mutter war gütig, weil ich mich aber in einer heiklen Situation befand, habe ich meinen Namen nicht genannt (ich glaube, man kennt ihn dort nicht); wir haben über Sie gesprochen, man hielt sich angemessen. Die ganze Familie hat mir einen Gegenbesuch abgestattet; dabei haben wir über Ihren lb. Bruder gesprochen, alles verlief höflich und es wurde mir für meine Bemühungen und meine Freundschaft für ihn gedankt; aber die Anwesenheit seiner Mutter machte mich verlegen. Nach ihrer Rückkehr aus Avignon haben mich Herr und Frau v.Averton besucht; unglücklicherweise war ich nicht daheim, aber ich werde sie aufsuchen und wenn ich ihnen nützlich sein kann, würde ich es mit Freuden tun. Aber ein Marineoffizier braucht viel Mut, um das katholische Banner aufzupflanzen. Wir hatten eben in Toulon eine Volksmission mit 16 Kapuzinerpatres; es fanden ergreifende Bekehrungen statt, bei einer Generalkommunion wurden 2800 Männer gezählt, aber die Rückbesinnung unter den Marineoffizieren war nicht sehr hervorstechend, obgleich man bereits eine gewisse Anzahl unter ihnen findet, die praktizieren.

Ich habe auch Frau Spazier gesehen. Ich habe sie in Hyères aufgesucht; diese hervorragende Frau war noch sehr leidend, ihr besorgniserregender Zustand tut mir leid, trotzdem ist sie so gütig; wir haben viel über Sie gesprochen, das war ganz natürlich. Ich habe ebenfalls Herrn von St.Simon besucht, er war sehr gütig; wie schade, daß dieser Mann keinen Glauben hat, er wäre in seiner Einsamkeit und den Entbehrungen so glücklich; leider, er kennt sich überall ein bißchen aus, und ich fürchte, daß er ein wenig für alles zu haben ist.

Ich glaube, daß wir alle gewonnen hätten, wenn Sie hiergewesen wären, vor allem aber der Herr von St. Simon. Sie hätten den Mut gehabt, ihn zum praktizierten Glauben zurückzubringen.

Nun komme ich zu Ihnen, gute Schwester; ich bedauere Sie wegen Ihrer zwei Kampagnen, Sie haben gewiß bei all diesen Festlichkeiten gelitten, denn es ist soviel Leeres und Eitles dabei; aber unter diesen Umständen war es notwenig; die Freundschaft verlangt stets ihren Zoll und Sie kommen oft an die Reihe, denn Sie bleiben nicht im Hinterhalt. Es macht mir große Freude zu hören, daß Frau St. Eudoxia wohlauf ist; es war eine raue Prüfung für sie und ihre Schwestern. Gott sei Dank, somit haben wir ein gutes Werk mehr. Ich erhalte von Zeit zu Zeit Nachricht von diesen guten Damen über eine ihrer Pensionsgäste, Fräulein Saurin; sie hat ihren Bruder hier bei uns; zu einer passenden Gelegenheit erinnern Sie diese, meiner vor Gott zu gedenken.

Zu Abbé Philipp: es ist leicht, die Genehmigung zu erlangen, das Skapulier der Unbefleckten Empfängnis zu bekommen; aber es braucht jemand, der nach Rom reist und dem Hl. Vater eine Bittschrift überreicht, damit der Generalobere der Theatiner diese Vollmacht erteilen kann; ich kümmere mich darum und werde versuchen, jemanden ausfindig zu machen - für diese Damen läßt sich alles regeln; die Statue, von der Sie mir berichten, kann ausreichen.

Sie sind sehr brav, treu an den Versammlungen des Dritten Ordens teilzunehmen. Pater Favre, den ich hier gesehen habe, ersetzt P. Lagniet, er ist für den Dritten Orden beauftragt; ich bin froh darüber, es ist ein Mann der Gottesmutter; auch ich hätte ihn unter allen anderen dafür ausgewählt. Aber legen Sie sich einen Wecker zu, gute Tochter, dann hätten Sie nicht soviel Sorgen für den Dienstag; erweisen Sie mir diesen Gefallen, denn eine schlechte Nacht ist für Sie eine Krankheit.

Ich brauche Ihnen nichts erzählen über die Novene für Ihren lb. Bruder; seine Seele ist mir sehr teuer, ich habe sie stets in Erinnerung, jeden Tag lege ich sie in das Memento der Messe; und wenn ich für den Bruder bete, segne ich auch die Schwester.

Dienen sie dem lb. Gott stets in der Einfachheit des Glaubens und im Vertrauen der Liebe; suchen Sie sich im Gebet nicht selbst, auch nicht bei Ihrem Kommunionempfang: gehen Sie immer v o r w ä r t s, wie man bei der Marine sagt, selbst dann, wenn Gegenwind bläst! Die Treue stellt das Hauptverdienst der Frömmigkeit dar; und je mehr man im Lebensalter vorrückt, kennt man sich immer besser und spürt mehr seine Armseligkeiten; die Jugend hat eine lebendige, brennende, empfindsame Frömmigkeit, die Männlichkeit, eine Frömmigkeit des Opfers und der Vernunft; später kommt das Lebensalter der Demut und des Vertrauens.

Ihre geistlichen Übungen liegen stets vor meinen Augen, ich habe 5-6 Betrachtungen fertiggestellt, habe jedoch den Willen, (sie zu vollenden); ich verspreche sie Ihnen.

(am Rand davor und in vertikaler Richtung steht zu lesen: i c h w a r t e, A.d.H.)

Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, gute Schwester, daß Sie für mich beten sollen, wenn Sie wüßten, wiesehr ich es benötige! Meine Seele ist trocken wie der Staub am breiten Weg, weil darauf soviele Leute und Dinge täglich vorbeigehen, leider! Wo ist meine Zeit von Lyon? Das war eine Erholungszeit im Vergleich mit dieser hier! Kurzum, Gott will mich bei 130 Personen im Haus und 200 Leuten außerhalb desselben, die Eltern, in der Verwaltung, in der Direktion der Studenten, dann bei meiner lb. Migräne, die mich seit dem Neujahrstag als treue Freundin begleitet; sie hat aber noch Mitleid mit mir, sie zwingt mich nicht, mich hinzulegen. -

Wie doch die Zeit vergeht! So sind es 8 Seiten geworden, und ich habe den Eindruck, es wäre kaum eine, also verzeihen Sie meine Verspätung!

Adieu, im Herrn ganz Ihr

Eymard.


Nr.0386

An Marianne

La Seyne, 1. Jänner 1853.

Liebste Schwestern!

Es ist wohl gerechtfertigt, daß heute meine ersten Wünsche und Gebete für Euch bestimmt sind und daß ich die alte Pflicht als Patenkind und Bruder erfülle. Ich habe Euch zuerst einmal zu Füßen der Wiege des Jesukindes ein gutes Jahr gewünscht; Ihr wißt, daß ich jedes Jahr die Gewohnheit habe, die Mitternachtsmesse für Euch beide zu feiern. Ich habe Euch also Unserem Herrn aufgeopfert, auf daß Ihr seine würdigen Dienerinnen und Bräute seid, und sollte er Euch in seiner göttlichen Vorsehung an seinem Kalvarienberg vorüberziehen lassen, so ist es, meine guten Schwestern, um Euch früher im Himmel und näher bei sich zu haben. Die Jahre eilen schnell dahin, und selbst das längste Leben scheint, wenn es am Ende angelangt ist, nur ein Augenblick gewesen zu sein; was aber immer Bestand hat, was uns tröstet, das sind die guten Werke, die wir für Gott bringen; es ist die Liebe zu Gott. Lassen wir es ruhig geschehen, daß uns die Welt vergißt, daß sie uns einübt in der Nächstenliebe und Geduld: darin liegt die Frucht des christlichen Lebens.

2 2. J ä n n e r.-

Ich konnte meinen Brief vom Neujahrstag, lb. Schwestern, nicht vollenden; ich war so in Anspruch genommen, daß mir einfach keine Zeit blieb: es war die Zeit der Jahresrechnungen und Prüfungen, ich hatte unseren Verwalter nicht hier, und so mußte ich ihn ersetzen; dazu gab es noch das übliche Gedränge des Neujahrstages.

Die Tage sind für meine Arbeiten immer zu kurz; so habe ich alle meine Briefe während mehr als einen Monat auf die Seite geschoben.- Meine Gesundheit hält aber stand. Sie muß sogar stark sein, um allem gerecht zu werden. Aber jetzt, wo ich nicht mehr bei der Anbetung in Toulon predige, bin ich etwas freier.

Unseren Kindern geht es immer gut und sie machen uns viel Freude: sie lieben die hl. Jungfrau sehr.

Wir haben ein zu schönes Wetter. Schon lange blühen die Bäume, der Weizen steht schon hoch und wird bereits vom Rost befallen: man hat große Angst vor einem schlechten Jahr. Ihr tut gut daran, Euer Getreide nicht zu verkaufen, wenn Ihr noch einen Rest habt. Das Öl ist sehr teuer und von schlechter Qualität; der Weinpreis hat sich verdreifacht; auch wir machen große Auslagen. Ich möchte gerne wissen, wie teuer die gute Butter in La Mure verkauft wird: wir könnten vielleicht eine Kiste davon bestellen.

Ich beende endlich meinen Brief: ich habe ihn schon wenigstens zehnmal unterbrochen; aber Ihr kennt glücklicherweise die ganze Zuneigung, die ich Euch entgegenbringe, und daß Ihr mir vor Gott allzeit gegenwärtig seid.

Euer Bruder

Eymard, p. m.

In diesem Augenblick erhalte ich Euren lb. Brief. Danke, meine guten Schwestern, für Eure Wünsche für mich. Solche Wünsche mag ich.

Da ich Herrn Girolet Vollmachten erteilt habe, so hat er sie bei sich: er kann jene aufnehmen, die er für den Dritten Orden als geeeignet hält. Wie schade, daß ich es nicht vorher wußte, daß man ihn versetzen will! Er hätte in Monteynard so gut wirken können! Ich war in Grenoble erfolglos: ich habe weder Herrn Rousselot getroffen noch den Bischof sprechen können, weil er krank war.

Für den Herrn Pfarrer würde vielleicht eine gute Erklärung von Nutzen sein. Dieser gute Herr hat sich durch seine Journalisten aufhetzen lassen. Was tun? Euch ruhig verhalten und nicht jenen traurigen Dingen glauben, die er Euch zu sagen den Mut gehabt hat; ihn geduldig ertragen. Der Herr Pfarrer hat nicht das Recht, Euer Gewissen zu beurteilen: das ist das Eigentümiche der Seelen des lb. Gottes: zu leiden von seiten jener, die sie eigentlich trösten sollten. Also Geduld und Vergessen. Sollte sich aber eine Gelegenheit ergeben, versucht es mit einer guten Erklärung. Immerhin scheint es, daß Ihr bis auf weitere Weisung nicht bei ihm beichten sollt: Ihr wißt, wie stachelig er ist.


Nr.0387

An Marg. Guillot

(Brieffragment, geschickt mit dem Brief vom 31. Januar 1853.)

La Seyne, 1. Jänner 1853.

Meine lieben Töchter!

Meine Wahl geht direkt zu Ihnen vor allen anderen; und ich raube mir einen Augenblick, um Ihnen allen ein gutes Jahr zu wünschen. Aber was soll ich Ihnen wünschen, meine lieben Töchter? Die Güter dieser Welt? Nein, der lb. Gott will Sie wie seine hl. Mutter in Nazaret; und das ist die schönste Lebenslage vor Gott; sie bedeutet gewiß ein Martyrium von Tag zu Tag; und wenn das Kreuz, die Krankheiten, die Prüfungen Gottes und der Menschen dazukommen, dann wird es der vollkommene Kalvarienberg der Hinopferung, und das seit langem. Das würde mich mit Traurigkeit erfüllen, wüßte ich nicht, daß Sie der lb. Gott liebt, und daß Sie ihn lieben und stets lieben werden in allem. Seien Sie also ein ganz vollkommenes Haus von Nazaret. Jesus sei der König, der göttliche Bräutigam Ihrer Seelen! Maria, die gute Mutter der Familie! Der hl. Josef ihr Schutzherr und der hl. Johannes der vielgeliebte Anwalt! Leben Sie in Gemeinschaft, vereint mit dem Leben von Nazaret; zu diesem Zweck seien Ihre Tugenden Gemeinschaftstugenden, alle begründet auf der Nächstenliebe, die mehr für die anderen lebt als für sich selbst; auf der Sanftmut Jesu und Mariens, die nur Segen spenden; auf der Großmütigkeit, welche das Herz weitet und die täglichen Opfer des Gemeinschaftslebens stets als gering und kaum dieser Bezeichnung würdig findet; und vor allem üben Sie sich in dieser stets würdevollen Nächstenliebe, die immer voll Taktgefühl und Zuvorkommenheit ist; das ist die Blume, einbalsamiert mit der Liebe....


Nr.0388

An Marg. Guillot

La Seyne-sur-Mer, 19. Jänner 1853.

Meine teure Tochter, ich möchte Ihnen rasch ein paar Zeilen schreiben, um Sie vom Kummer zu entlasten. Ich hatte seit dem 1. Januar einen Brief angefangen und habe noch nicht die Zeit gefunden, ihn zu vollenden. Nicht ein Augenblick stand mir zur Verfügung: unsere Rechnungen, unsere Zeugnisse, das Gedränge zum Jahreswechsel, unsere Examen, alles hat mich beansprucht. Ich habe noch auf keinen Neujahrsbrief geantwortet; Sie sind i n a l l e m die Erste, also Geduld. Meine Gesundheit kann meine Arbeit aushalten. Ich bin ohne Verwalter. Wir haben mit Pater Favre viel über den Dritten Orden geplaudert; ich hoffe, daß alles gut gehen wird; er ist sehr geneigt und hat mir versprochen, ein Handbuch für die Tertiaren zusammenzustellen.

Aber auch P. Poupinel liebt den Dritten Orden sehr; man müßte versuchen, ihm etwas mehr Vertrauen entgegenzubringen.

Welch traurige Nachricht senden Sie mir über P. Ch. (seine Abreise nach London!); vielleicht kommt sie nicht zustande. Aber schließlich ist Gott da, meine Tochter, und das Mittel Gottes geht vorüber. Lassen Sie sich von diesen Opfern nicht allzusehr beeindrucken. P. Favre, dem ich von Ihnen erzählt habe, wird Sie aufnehmen, wie ich Sie aufgenomen habe, und er wird Ihnen Gutes erweisen, denn er ist noch innerlicher als weise. Er hat das einfachste und erleuchtetste Herz, das ich kenne. Somit rate ich ihn Ihnen für den Fall des Bedarfs.

Adieu, meine Tochter, auf bald!

Meine ergebenen und herzlichen Grüße an Ihre ganze Familie. Ich gehe die hl. Messe feiern und werde dabei für Sie alle beten.

Eymard.


Nr.0389

An Marg. Guillot

T. P. D. S.

Alles für Gott allein.

La Seyne-sur-Mer, 31. Januar 1853.

Meine teure Tochter, ich möchte auf alle Ihre Briefe antworten, indem ich mit diesem Schreiben beginne. Vielleicht werde ich zwanzigmal dabei unterbrochen, das macht aber nichts. Ich habe immerfort gewartet, einige Stunden etwas frei und allein zu sein, sehe aber, daß dies noch immer nicht der Fall ist. Ich halte es hier wie in Lyon: um Ihnen mehr Zeit zu schenken, bat ich Sie zu warten und dann wurde es am Ende doch eilig: was kann man da tun? - Sie sollen mir glauben, daß ich stets Ihrer Seele ganz ergeben bin, und daß Sie die erste in meinem geistlichen Verlangen sind. Übrigens sind Sie die einzige, die ich Schritt für Schritt begleite. Zuerst einmal muß ich Ihnen danken für die zwei Billets, jenes von Weihnachten und jenes von Neujahr; sie haben mir damit eine rührende Freude bereitet und ich versuche daraus das Ziel meiner Anstrengungen im Alltag zu machen; sie haben mir sehr gedient: sie waren wie der Stern. Daraus ersehe ich, daß ich stets an Ihren geistlichen Festen und vorübergehenden Gnaden Anteil habe. Ebenso steht es meinerseits zu Ihnen, ich kann Sie von meinen Bittgebeten nicht trennen: das ist wohl recht so, es ist ein Versprechen. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen mitgeteilt habe, daß ich am Weihnachtstag für Sie die hl. Messe gefeiert habe; sie ist mein Neujahrsgeschenk.

Habe ich Ihnen gesagt, daß wir mit P. Favre viel über den Dritten Orden geplaudert haben? Was mir Freude macht, ist die Feststellung, daß ich den Eindruck habe, er schätze dieses Werk der hlst. Jungfrau und will sich für dessen Vervollkommnung einsetzen. Armer Dritter Orden! Er hat Sie sehr leiden lassen! Aber vorausgesetzt, daß damit Jesus und Maria geehrt und die Tertiaren geheiligt werden, dann wird man gut belohnt. Ich habe Ihnen nie von einem Opfer erzählt, das der lb. Gott von mir bezüglich des Dritten Ordens verlangt hat; und dies wird Ihnen eine Einschränkung erklären, die ich Ihnen hinsichtlich des Dritten Ordens gemacht habe: der hochwürdige P. Superior sagt mir in aller Form, mich nicht mehr mit dem Dritten Orden in Lyon zu befassen; und P. Lagniet hat mir dies wiederholt. Unter diesen Umständen konnte ich nur mehr eines tun: für ihn beten und keine Ratschläge bezüglich seiner Leitung mehr erteilen. Seien Sie nun nicht böse, meine Tochter, über das, was ich Ihnen gesagt habe; fahren Sie fort, mich um Ratschläge zu bitten, die Sie für den Dritten Orden brauchen können; ich kann Ihnen aber nur als Ihr Seelenleiter darauf antworten und nicht mehr. Was kann man machen? Es mußte so sein, aber was soll's! Auch wenn ich sterben müßte, wenn er nur lebe und wachse: das ist mein ganzer Wunsch!

Lassen Sie mich ein wenig von mir erzählen. Über meine Gesundheit weiß ich nicht, was ich Ihnen sagen soll; meine Migräne ist seit Weihnachten wieder aufgetaucht, und ziemlich häufig; aber ich kann sie ertragen und arbeiten, aber ohne Lust; auch habe ich nicht den Mut, den Berg von Briefen auf meinem Schreibtisch zu beantworten: allein ihr Anblick erschreckt mich schon. Ich habe kaum die Zeit, zu Gott zu beten. Würde ich nicht um 4 Uhr aufstehen, wäre es mir schier unmöglich, mich zu sammeln. Ich spüre auch, daß mit all diesem Wirbel der Geist der Sammlung dahinschwindet.

Ach, wenigstens kann ich den Geist des Verzichtes gut üben........... das macht mich manchmal traurig; und wenn ich es wagte, die Einsamkeit oder den Himmel zu ersehnen, würde ich es aus ganzem Herzen tun; aber ich habe dem lb. Gott versprochen, um nichts zu bitten und nichts abzulehnen. Daraus sehen Sie, daß Sie es nötig haben, für mich zu beten. Sie tun es, ich bin dessen sicher. Dann muß ich am Sonntag predigen, alle Tage zu unseren Schülern reden, aber das liegt mir, wenigstens spricht man über Gott. Das also ist mein Leben. Dazu kommen noch die kleinen Zwistigkeiten im Haus, die Gegensätzlichkeiten der Charaktere; Sie wissen ja, daß es überall menschliche Armseligkeiten gibt. O ja, sie sind groß! Wie gut ist doch der lb. Gott, uns trotz allem zu lieben und uns die Nächstenliebe und Geduld zu empfehlen!

Armer Brief! Wie oft wurde er schon unterbrochen! Das soll Sie aber weiter nicht stören und Sie auch nicht veranlassen, mir einmal weniger oft zu schreiben; Ihre Briefe freuen mich immer und sie sind die ersten.

1. Sie leiden darunter, daß meine Antworten zu allgemein gehalten sind; Sie befürchten, daß dies verschuldet wird durch .............. Nein, nein; übrigens sind Sie nicht verpflichtet ............. aber Sie wissen, daß es mein Grundsatz ist, die Seele ein wenig sich selbst zu überlassen, damit sie freier ist, den Eindrücken der Gnade zu folgen; und auch deswegen, damit ich im Zweifel die Empfindungen der Seele und deren Bedürfnisse durch wiederholte Bitten besser kennenlerne.

Ich bin sehr erfreut, daß Sie ein Jesuskind haben, ich verzeihe es Ihnen, vorausgesetzt, daß Sie nicht mehr dorthin zurückkehren.

Aber es wird Zeit, den Brief abzuschließen. Ich habe Ihren letzten Brief gelesen, meine gute Tochter, Sie haben recht, ein wenig zu schimpfen. Diesmal habe ich bei allen gefehlt. Ich konnte nur soeben einen Brief an den hochwst. Superior mit Datum vom 1. Jänner zu Ende bringen. Nein, nein, ich vergesse Sie nicht ................ Alle anderen Briefe, die ich schreibe, sind nicht die Hälfte der Ihren wert. Ich wiederhole es Ihnen, Sie sind die Einzige, die ich Schritt für Schritt begleite; so bleibe ich in Unserem Herrn Ihr ergebenster und ganz in seiner göttlichen Liebe vereinter Pater

Eymard.

P. S. - Seien Sie ganz versichert, daß mir Ihre Briefe sehr angenehm sind, und die längsten sind die besten. Lassen Sie Ihre Feder und Ihre Seele laufen, wie sie wollen.

Ich sende Ihnen ein Brieflein .......... und füge ein weiteres für P. Champion hinzu. Sie sind also ständig in großer Verwirrung, meine arme Tochter! Wieviel Kreuze, wieviele Folterungen! Erdulden Sie alles für Gott, in Vereinigung mit Jesus, der in der Wüste versucht wurde; der im Ölgarten traurig und am Kreuz verlassen war. Lassen Sie sich nicht beim Grübeln und Nachdenken über Ihre Versuchungen ertappen. Gehen Sie aus dem Haus, wenn darin ein Feuer ausgebrochen ist, und verstecken Sie sich in den Wunden Ihres göttlichen Bräutigams. Möge dieser gute Meister seine bestmögliche Ehre herausholen und Sie in diesem rauen Krieg stützen. Nur Mut! Ein Tag wird kommen, der Tag der triumphierenden Liebe!

Ich sende Ihnen meinen Brief vom 1. nicht; aber nach angestellter Überlegung sende ich Ihnen ein Stück davon; das dient mir als Beweis.


Nr.0390

An Marg. Guillot

La Seyne, 31. Jänner 1853.

Meine liebe Tochter, ich mußte leider bis zum 31. Januar kommen, um Ihren Neujahrsbrief und jenen vorher, den Sie mir durch P. Champion geschrieben haben, zu beantworten. Ich danke Ihnen bestens für beide und wenn ich so lange die Beantwortung hinausgezogen habe, so deshalb, weil die Zeit für mich zu kurz und folglich so ausgefüllt war, daß ich Ihnen - es ist kaum zu glauben - fast seit zwei Monaten eine Antwort schulde.

Danke für Ihre Wünsche und jene Ihres ganzen Hauses; ich bin darüber sehr gerührt; beten Sie fleißig, das ist alles, was ich von Ihrer Liebe erhoffe!

Ich bin sehr glücklich zu hören, daß Sie Exerzitien gemacht haben, und daß der gute P. Champion sie geleitet hat; meine Freude stieg aufs höchste, als ich las, daß endlich wieder ein Nazaret-Haus eröffnet werde und daß Sie wieder auf die Regel zurückgegriffen haben. Es ist gut, daß Sie zur Assistentin gewählt wurden. Unter der himmlischen Oberin haben Sie nichts zu befürchten, die gute Mutter wird alles tun. Sie werden einiges in der ursprünglichen Regel ändern müssen, da Sie die Stellung geändert haben, z. B. der Rat am Sonntag, die Anklage der Fehler gegen die Leitung; was Sie tun, ist sehr gut.

Wenn ich Sie P. Champion anvertraut habe, wußte ich genau, daß Sie in ihm einen guten Pater und einen Meister Konrad finden werden. Da ich Sie in seinen Händen und ihn ganz für Ihre Seele hingegeben weiß, danke ich Gott dafür und lebe im Frieden. Seien Sie recht gehorsam und klein, dann haben Sie einen tiefen Frieden.

Bezüglich Ihrer Leiden: Gott sei dafür gepriesen! Das Martyrium ist der schönste Triumph der göttlichen Liebe, und das innerliche geistliche Martyrium ist unter allen das größte.

Adieu, meine liebe Tochter, beten Sie stets für mich, ich brauche es. Meine Gesundheit ist wankelmütig, aber es geht immer weiter, der lb. Gott weiß, was ich brauche. Beten Sie für unser Pensionat, es läuft ziemlich gut.

Ihr in Unserem Herrn ergebenster

Eymard.

P. S. - Meine aufrichtigen Grüße an Ihre ganze Familie.


Nr.0391

An Mariette Guillot

La Seyne-sur-Mer, 31. Januar 1853.

Meine teure Tochter

in Jesus und Maria!

Ihr lb. Brief hat mir große Freude bereitet; ich habe darauf gewartet. Ich habe ihn aufmerksam durchgelesen und verstanden; so, ohne Eigenliebe, liest man ihn viel besser als die Briefe meiner Schwester.

Ich bin sehr glücklich zu vernehmen, daß Sie jetzt mit Ihren Schwestern beisammen sind; Sie werden etwas ruhiger sein und weniger Sorgen haben; Sie brauchen die Ruhe wirklich. Unterdessen, meine Tochter, vergessen Sie nicht, daß Sie erst im Himmel glücklich sein werden und daß man auf dieser Erde der Verbannung, auf dem christlichen Kalvarienberg unablässig leiden muß.

Sie haben Exerzitien gemacht; danken Sie dafür dem Herrn; man zieht daraus immer Nutzen. Und jetzt sind Sie auch Tertiarin von Nazaret; Sie sind das erste Kloster, seien Sie recht brav und ganz gehorsam.

Ja, meine Tochter, setzen Sie Ihre Kommunionen fort; gehen Sie dabei so vor, wie wir vereinbart haben: Halten Sie sich nicht skrupulös an die Tage, sondern ersetzen Sie diese, falls Sie nicht an den vorgesehenen Tagen zur Kommunion gehen können. Aber Sie fühlen sich arm! Umso besser! Daß Sie es ja wissen: dies ist Ihre Eintrittskarte zu Jesus, dem König der Armen. - Aber ich bin voller Armseligkeiten! Danken Sie dafür Gott, daß Sie sich dessen bewußt sind, tragen Sie sie mit Demut und Geduld wie das Kreuz der Buße, das Ihnen der lb. Gott auferlegt. Ach, beherzigen Sie doch, daß die größte Tugend jene ist, die uns unser Kreuz tragen läßt und uns demütig und vertrauensvoll zu Füßen Unseres Herrn läßt.

Wie ich Sie gut kenne, sage ich Ihnen, daß Sie, um Gott zu gefallen, nur die Aufgabe der hl. Martha nachzuahmen haben; Sie sollen alles tun, um Gott zu gefallen, ohne lange zu prüfen. Erledigen Sie Ihre Dinge, sogut Sie imstande sind, dann wird alles gut gehen. Die Liebe Gottes hat ihre Geheimnisse wie der Glauben. - Adieu, meine teure Tochter, seien Sie versichert, daß Sie mir stets teuer sind, und zwar alle in Unserem Herrn, und daß Sie mir allzeit vor Gott gegenwärtig sind.

Tausend herzliche Grüße Ihrer guten und teuren Mutter; sagen Sie ihr, daß ich immer an sie denke und ihre Familie ohne Ende lieben werde.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An Fräulein Guillot Mariette, Lyon.


Nr.0392

An Herrn Dupont in Tours

La Seyne, 31. Jan. 1853

Gnädiger Herr und lieber Bruder im Herrn!

Sie hatten die Güte und Liebe, mir über den Tod unseres ehrwürdigen Freundes, Herrn Marceau, zu schreiben. Ich bin Ihnen dafür sehr dankbar.

Ich war immer der Meinung, daß mir Gott eines Tages die Gelegenheit schenken wird, nach Tours zu kommen, um die gute Frau Marceau zu trösten; ich betrachte sie als eine Mutter; dann wollte ich auch Sie besuchen. Unser Herr hat es nicht gewollt. Sein hl. Name sei dafür gelobt!

Es ist Ihnen vielleicht bekannt, daß wir uns damit beschäftigt haben, einige Züge aus dem heiligmäßigen Leben des guten Herrn Marceau zu sammeln, um sie den Gläubigen bekanntzumachen, vor allem seinen Waffenbrüdern. Beten Sie dafür, daß der Plan gelingt, wenn es zur Ehre Gottes geschieht. Wir bräuchten einen geübten und sehr katholisch eingestellten Schriftsteller, um die Arbeit druckreif zu gestalten.

Ich habe mit Freude vernommen, daß in Tours die Anbetung eingeführt wurde. Wir pflegen diese auch in Toulon, und unser Herr hat sich gewürdigt, mir die Ehre zu schenken, für dieses schöne Werk zu arbeiten. Wir haben 800 Anbeterinnen und 100 Anbeter. Welches Glück würde es bedeuten, wenn sich die Andacht zum Hlst. Sakrament überall ausbreiten würde. Es braucht ein heiliges Feuer, um soviele eingeschlafene Christen aufzuwecken.

Ich wünsche es sehr, lb. Herr, daß Sie die Güte hätten, zur Genesung der Frau Präsidentin der Anbetung in Toulon eine Novene zu halten. Sie ist sehr leidend und kann infolge eines rheumatischen Leidens nicht laufen. Ich habe ihr versprochen, daß Sie diese Novene am 25. Jänner beginnen, um sie am 2. Februar (Fest Mariä Reinigung) abzuschließen. Ich habe mit Ihrer Großherzigkeit gerechnet. Weiters empfehle ich Ihnen den Drittorden Mariens vom innerlichen Leben, damit ihn Maria vervollkommne und ausbreite.

Schließlich brauche auch ich das Gebet, wo ich doch über soviel Leute im Pensionat von La Seyne nahe Toulon die Verantwortung trage; in dieser Anstalt erziehen wir viele Kinder von Leuten in der Marine. Ich bitte Sie um Ihre Hilfe, denn es bleibt mir kaum Zeit, an mich zu denken. Erflehen Sie, bitte, für mich beim Herrn seine hl. Liebe und einen innerlichen Geist.

Ich kann meinerseits nur den guten Meiter bitten, daß Sie sich zu seiner Verherrlichung und zum Heil der Seelen hinopfern und daß er Sie mit tausend Segen des Himmels erfülle.

In Unserem Herrn verbleibe ich,

gnädiger Herr, Ihr ergebenster Diener

Eymard

Oberer des Pensionates und Maristenpriester

Kommentar des Herausgebers:

Zu Nr.0392

Anmerkungen:

Der Brief trägt die Nr. 2.

Mit Bleistift steht geschrieben: "vom hl. Peter Julian Eymard an Herrn Dupont."

Auf der Rückseite steht die Adresse:

An Herrn Dupont in Tours

Der gütigen Weiterleitung

durch Frau Marceau empfohlen.

Handschrift: Oratorium des Hl. Antlitzes in Tours.

Fotokopien: SSS-Archive in Rom und Paris.

In jenen Tagen des Monatsendes von Jan. 1853 setzte P. Emyard, Oberer des Pensionates "Sainte Marie" in La Seyne, seine Quellensammlung zur Biographie des Kommandanten Marceau fort. Er berichtet über die aufblühende Anbetung in Toulon und empfiehlt den Gebeten des Herrn Dupont "die Heilung der Präsidentin der Anbetung in Toulon", Frau Duhaut-Cilly. Auch wenn P. Eymard nicht mehr für den Drittorden Mariens die Verantwortung trug, so vergaß er ihn dennoch nicht.


Nr.0393

An Elisabeth Mayet

8. Februar 1853.

Ich möchte Ihnen, meine gute Tochter, für Ihren so lb. Brief danken; er hat mir große Freude bereitet, denn die ganze Familie Mayet ist ja so gut, ich mag sie so wie meine eigene; alle Nachrichten, die sie betreffen, interessieren mich von Herzen. Ich habe dem lb. Pater Mayet in Hyères einen Besuch abgestattet; er ist der Engel des Hauses, alle mögen und verehren ihn, er ist der gute Vater, der alles richtet; man ist glücklich, ihn zu haben. Er sieht gutgenährt aus, ist fröhlich, aber seine arme Stimme kann noch nicht erklingen.

Leider! Welch ein Opfer! Ich habe mit diesem guten Pater geschimpft, er s p r i c h t. Ich halte mich zurück, ihn oft zu besuchen, weil ihm dieses Vergnügen schadet.

Ich habe von Frau Emma einen reizvollen Brief erhalten. Ich bin faul, weil ich ihr noch nicht geantwortet habe, erst heute zahle ich alle meine Schulden.

Sie ist also in der Ewigkeit, diese gute Frau Chaudier! Welch heilige Seele! Sie wird gewiß für den III. Orden beten; ich hatte es ihr aufgetragen.

Somit wird also dieser liebe Dritte Orden zwei Direktoren anstatt einen haben: P. Favre und in seiner Abwesenheit P. Poupinel; welch ein Trost für mich! Mag ich auch sterben, Hauptsache ist, daß er wachse und die Leute ansporne, Jesus und Maria zu lieben und zu preisen! Außerdem hat man mir geschrieben, daß von Zeit zu Zeit die kleinen Mädchen Mariens eine Versammlung haben; dies tröstet mich.

Sie aber, meine gute Tochter, seien Sie die kleine Tochter der heiligsten Jungfrau: einfach, arm, stets mit allem zufrieden, immer anmutig mit allen Engeln, die Ihnen Gott schickt, um Ihnen seine Weisungen oder ein Kreuz zu überbringen; das schönste Leben ist jenes, welches uns Jesus am Kreuz und Maria zu dessen Füßen inniger lieben läßt. Nun ist dies schon seit langem Ihr Weg. Möge Sie die Gnade Unseres Herrn darin stützen und emporheben bis zum brennenden Herzen Ihres göttlichen Bräutigams.

Meine herzlichsten und ergebensten Grüße an die ganze Familie Mayet, der ich den Himmel und die Erde wünsche, den Segen Abrahams und jenen des hl. Johannes.

Leben Sie wohl, meine teure Tochter,

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard S.


Nr.0394

An Frau Perroud

8. Februar 1853.

Ich danke Ihnen sehr, meine teure Tochter, für Ihren Brief. Ich brauche Ihnen die Freude nicht zu schildern, die er mir bereitet hat. Ich liebe Ihre Familie wie meine Familie und Ihre Seele wie meine Seele.

Danke für Ihre Wünsche und Gebete für mich. Mitten unter meinen 110 Kindern habe ich sie nötig. Aber der lb. Gott stützt mich. Ich habe die Kraft, die zur Erfüllung meiner Pflichten nötig ist. Ich wundere mich über mich selbst. Meine Migräne sucht mich von Zeit zu Zeit heim, das ist gut so, denn sie läßt mich den verlorenen Schlaf nachholen und erholt mich. Meine Schmerzen haben mich verlassen. Ich habe nur mehr eine Sorge, daß ich nämlich nicht so Gott diene, wie ich sollte. Hier mache ich einen ordentlichen Lehrgang über meine Armseligkeit und meine Schwachheit mit. Ich begreife besser denn je die Bedürfnisse einer geplagten Familienmutter, die den ganzen Tag über mit ihrem Haushalt und mit allen Leuten beschäftigt ist.

Ich verstehe, daß man inmitten all der wiederkehrenden Opfer Gott sehr gefallen kann, wenn man alles für Gott und aus Liebe zu ihm erledigt. Daher, meine gute Tochter, sollen Sie alles in Vereinigung mit Jesus und Maria für Gott tun. Arbeiten Sie unter den Augen Gottes, überlassen Sie alle Ehre und alle Verdienste Ihrer Taten ihm, dann sind Sie die Tochter von Nazaret.

Was Ihre Seelenleitung betrifft: sie ist sehr einfach, und Sie haben es leicht, diese kennenzulernen. Sobald Sie nach Lyon gehen werden, versuchen Sie, an Pater Favre heranzukommen. Er ist ein heiligmäßiger und sehr erleuchteter Priester, er ist sehr einfach, sehr mild und kennt das Menschenherz gut. Sollten Sie ihn aber fürchten, unterlassen Sie die Seelenleitung. Er ist ein vertrauter Freund des guten Pater Mayet. Behalten Sie Herrn Néron weiterhin, er kennt Sie, jeder Anfang beginnt mit einem Vorschuß. - Die Einzelheiten einer guten Seelenleitung sind einfach: man erzählt zuerst über seinen Zustand und seine Beschäftigungen, dann über seine Frömmigkeitsübungen, besonders über die Betrachtung: wie man sie abwickelt, was einem dabei schwerfällt, welche Vorwürfe man sich dabei zu machen hat; dann redet man über den allgemein gemachten Vorsatz.

2. Man spricht über seine Versuchungen und seinen Kummer, um nach besseren Mitteln zu fragen und daraus Gewinn zu ziehen.

3. Man äußert sich über die persönliche Neigung, wenn man irgendwelche Gnadenbewegungen spürt, die stark, aber mild, dauerhaft und unbeschwerlich sind, d.h. ob man irgendeine gute Neigung zu einer Tugend, zu einem Geheimnis Unseres Herrn feststellt.

Wenn nun ein Seelenleiter das innerliche Leben und den Charakter der Gnaden Gottes einer Seele kennt, kann er sie auch richtig führen.

Ja, meine teure Tochter, gehen Sie zur hl. Kommunion und stehlen Sie sich ein paar Augenblicke von Zeit zu Zeit, um sich zu stärken. Unser Herr bewirkt in kurzer Zeit vieles in uns. Überdies mag er die Armen, die christlichen Mütter so gern, Sie werden liebevolle Aufnahme finden.

Wenden Sie sich stets an den lb. Gott ganz einfach, aber mit großmütigem Herzen, ganz stark, aber sanftmütig. Bleiben Sie stets der göttlichen Barmherzigkeit etwas schuldig, dann wird Gott mit Ihnen zufrieden sein.

Ich habe in Hyères den lb. Pater Mayet getroffen. - Ich fand ihn wohlauf, vor allem aber wird er geliebt, gepflegt und verehrt, wie es die zärtlichste Mutter nicht besser tun könnte. Er verdient es wirklich. Wir stehen im Briefverkehr; ich erhalte oft Nachrichten von ihm; er ist zufrieden.

Ich möchte ihn noch öfter sehen, denn er ist so gütig!

Ich freue mich über alles, was Sie mir über diese lb. kleine Maria erzählen, sie ist Ihr Engel. Behalten Sie sie für sich, so lange Sie können. - Ich bin mir wohl bewußt, daß diese Redeweise nicht das Verlangen eines Herzens wiedergibt, das sein Kind für sich haben möchte; aber wo könnte es ihm besser gehen? Um des Glückes willen wünsche ich dieser lb. kleinen Maria, daß sie Sie nie verlassen möge.

Tausend freundliche Grüße an den lb. Herrn Perroud, unseren teuren Bruder in Maria! Ja, er ist Tertiare, die Medaille ist nur etwas Nebensächliches; zudem kann man sie leicht bekommen: er kann darum bei P. Favre oder P. Poupinel anfragen lassen.

Adieu, meine gute Tochter!

Seien Sie ganz versichert, daß ich Ihre Nachrichten zu erhalten und zu kennen immer erfreut bin. Wir haben viel gebetet für Ihren lb. Gatten: Gott sei dafür gedankt, daß er ihn Ihnen wieder zurückgegeben hat! Er erhalte und segne ihn immerfort!

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0395

An Herrn Bethfort

Prozeß in Paris 47.

8. Februar 1853.

Lieber Herr!

Wie gütig sind Sie doch, daß Sie mich in so guter Erinnerung behalten! Es ist mir sehr angenehm, Ihnen meine Gegenliebe zu erweisen und Ihnen allen Segen des Himmels und der Erde zu wünschen; Sie verdienen ihn so richtig. Gott liebt Sie.

Wie glücklich wäre ich gewesen, wenn ich das Vergnügen gehabt hätte, Sie zu empfangen und einige Tage bei uns zu behalten. Ich bin Ihnen dankbar für Ihren lb. Wunsch; und wenn sich dieselbe Gelegenheit nochmals bietet, denken Sie an Toulon. Wenn ich in den Ferien in Ihre Gegend gehen sollte, lieber Herr, dann können Sie sicher sein, daß Ihnen mein erster Besuch gelten wird. Ich drücke meine Wünsche aus, daß Ihr lb. kleiner Engel erhalten bleibe: Gott bewahre ihn, er sei Ihnen eines Tages Ihr Trost.

Bitte empfehlen Sie mich bei Ihrer Frau Gemahlin und deren Mutter!

Mit dem Ausdruck der Wertschätzung und Zuneigung verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard.

P. S. Bitte um Ihre Nachrichten von Zeit zu Zeit, sie werden mich sehr freuen. Mir und meinen 112 Kindern geht es gut. Es ist eine schöne Aufgabe, die ich hier habe - beten Sie für mich.

An Herrn Bethfort.


Nr.0396

An Frau Gaudioz

9. Februar 1853.

Liebe Schwester in Maria!

Danke für Ihren lb. Brief, Ihre Wünsche und Gebete für mich. Ich möchte sie Ihnen erwidern und Sie segnen. Sie wissen ja, daß ich nie nach Bellecour gehen kann, ohne Sie dabei kurz zu besuchen. Ihr Haus genießt meine besondere Wertschätzung. Der Gedanke an geistliche Übungen für Herrn Gaudioz und für Sie macht mir große Freude; da tun Sie etwas Gutes, man hat so etwas nötig, insbesondere wenn man in so vielen Plackereien und Geschäften steckt.

Fassen Sie stets den festen Entschluß, meine lb. Schwester, niemals den Mut zu verlieren, unentwegt auf Gott zu vertrauen und mit folgenden Worten neu anzufangen: Wohlan, heute will ich in meinen Gebeten großherzig und treu sein; und am Abend wird Sie der Herr mit seinem göttlichen Trost erfüllen.

Ach, meine Tochter, das Leben ist ein Kalvarienberg, ein Zustand andauernden Opfers. Um sich treu zu bleiben, darf man nicht den Himmel, der über unserem Kopf steht, aus den Augen verlieren; wir sollen Jesus, unserem guten Erlöser, der uns liebt und uns hilft, nachfolgen, und Maria, unsere gute Mutter, die uns auf den Kalvarienberg vorausgeht und zu Jesus führt, nicht vergessen.

Danke für Ihr hübsches Bild, es hat mir eine sehr große Freude bereitet; ich meinerseits kann Sie nur segnen, Sie und Ihre Familie.

Im Herrn verbleibe ich, lb. Schwester,

allzeit Ihr ergebenster

Eymard.

P.S.- Meine ergebensten Grüße an Ihre teuren Schwestern.


Nr.0397

An Frau Tholin

Alles für Gott allein.

9. Februar 1853.

Ich komme, meine gute Tochter, Ihnen meine besten Wünsche zu senden, die ich niedergelegt habe zu den Füßen unseres göttlichen Meisters und täglich um 7 Uhr ihm aufs neue darbringe, in jener Stunde, da ich die Ehre und das Glück habe, Priester zu sein am Altar der Liebe, auf dem mystischen Golgotha! Ich bitte also, Jesus möge in Ihnen in der ganzen Fülle seines Geistes und seiner Liebe regieren und leben. Ach, wie muß der Himmel sich freuen, mit welchem Wohlgefallen muß die heiligste Dreifaltigkeit lauschen, wenn eine christliche Seele ausruft: "Nicht mehr ich lebe in mir, sondern Christus lebt in mir!" Seine Wahrheit, hellstrahlend oder verhüllt, lebt in meinem Geiste; das Bild seiner Tugenden, wie seiner Leiden, spiegelt sich wider in meiner Einbildungskraft, sein dornenumkränztes, von der Lanze durchbohrtes, von Liebe brennendes, göttliches Herz, erfüllt, durchdringt, belebt mein Herz; die heiligen Wundmale seines Leibes prägen sich meinem Leibe ein als göttliches Siegel unserer ewigen Verbindung; sein Wille ist die Regel, das Leben, der Antrieb meines Willens. Ich bleibe in Jesus und Jesus bleibt in mir. Solange es in meinem Herzen einen Platz für das Leiden gibt, solange noch ein Gefühl, ein Wunsch, eine Neigung lebt, die ich dir opfern kann, laß mich, o mein Gott, auf dem Kalvarienberg dieses Lebens. Drüben haben wir Zeit genug, uns zu freuen; ich will mit dir leiden, wenn ich auch nicht wage, zu sagen, durch dich - und doch, ja: durch dich, du brennendes und verzehrendes Feuer!"

Sehen Sie, gute Tochter, was wir von Unserem Herrn erflehen: in seiner Gnade und seiner Liebe zu sein; erbitten Sie es für mich. O wie habe ich es nötig! Ich müßte nachts nur ganz wenig schlafen, um mich für das, was ich tagsüber verloren habe, zu entschädigen. Die Seele leidet und verliert sich aus den Augen in diesem allzu geschäftigen Leben.

Ich bin sehr froh über die übermittelten Nachrichten bezüglich Ihrer Kinder; Sie sind ihr bester Lehrer. Die ersten drei Lateinklassen beinhalten nur das Studium und die Anwendung der Prinzipien der Grammatik. Schreiben Sie mir, wieweit die Kinder (in diesem Studium) fortgeschritten sind; dann könnte ich Ihnen einige dienliche Werke angeben. Das wichtigste ist, daß sie durch die grammatikalische und logische Analyse das Ganze erfassen, d. h. sie sollen in den Themen die Regeln der Syntax, die sie kennen, anwenden; sie sollen sich daran gewöhnen, stets ein gutes Französisch zu sprechen und alle trivialen Ausdrücke im Gespräch vermeiden. Das verfälscht das Schönheitsgefühl.

Glücklich bin ich über die guten Nachrichten, die Sie mir über Herrn Tholin geben. Unser Herr lasse ihn mehr und mehr wachsen in der Kenntnis seiner Liebe! Ich wünsche herzlich, daß Ihre gute Schwester glücklich werde; aber man muß sie nicht zu sehr drängen. Der Schmerz traf ihr Herz und hat ihr in einem Sinne gut getan; Gott wird die gute Wirkung vollenden.

Leben Sie wohl, meine liebe Tochter! Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß mir Ihre Briefe willkommen sind.

In Unserem Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.

P.S.- Sie täten gut daran, sich das folgende kleine Buch anzuschaffen: Elementare und methodische Übungen zur Anwendung der Latein-Grammatik Lhomond's, von J. Geaffroy. In Paris beim Autor, Rue St.-Louis Nr. 27, in Marais, erhältlich.


Nr.0398

An Herrn Gaudioz

9. Februar 1853.

Lieber Freund und Bruder in Maria!

Es tut mir aufrichtig leid, Sie auf meine Antwort warten zu lassen. Sie sind für mich noch immer der Vater Gaudioz, aber in letzter Zeit hatte ich eine Unmenge mit Kranken und Amtsgeschäften aller Art zu tun; entschuldigen Sie mich also in Ihrer alten Freundschaft.

Es wäre mir gewiß sehr lieb, Sie zu sehen und Ihre Freuden und Leiden zu teilen; ich kann sie aber nur teilen, indem ich für Sie und Ihre lb. Familie zum lb. Gott bete und den Segen Gottes und der hlst. Jungfrau über Ihre Arbeiten herabflehe.

Ihr Gedanke an geistliche Übungen, lieber Freund und Bruder, hat mich sehr gefreut. Ja, suchen Sie sich einige Tage von Ihren zahlreichen Beschäftigungen abzugewinnen und ziehen Sie sich fünf bis sechs Tage unter der Leitung von P. Maîtrepierre oder P. Champion in La Favorite zurück; dort wird sich Ihre Seele im Gebet und in heiligen Besinnungen ein wenig ausruhen. Dann werden Sie eine kurze Rückschau über die wichtigsten Fehler im Leben anstellen, aber dies soll kurz und ohne Beunruhigung erfolgen; das wird Ihnen wohltun. Wenn man andauernd in der Welt steht, wird man mürbe.- Würden wir, trotz der Heiligkeit des priesterlichen Dienstes, nicht jedes Jahr Exerzitien machen und im Laufe des Jahres kurze Besinnungstage einschalten, würde unsere Seele austrocknen! Und beim Sterben ist man so froh, sich sagen zu können: Ich habe gute Exerzitien gemacht!

Hüten Sie sich aber sehr, in den ersten Tagen der Exerzitien den Geist zu ermüden; fangen Sie damit in aller Einfachheit und mit gutem Willen an. Ich werde inständig für Sie beten. Es macht mir Freude zu vernehmen, daß der Friedensrichter nur zu ermutigen braucht.

Schätzen Sie sich, ertragen Sie sich. Das Vollkommene gehe dem anderen voraus, um größere Verdienste zu sammeln, dann wird alles gutgehen.

Ich umarme Sie aus ganzem Herzen. Geben Sie mir von Zeit zu Zeit Nachrichten von Ihnen.

Als Freund und Bruder verbleibe ich im Herrn Ihr

ergebenster

Eymard.

A. S.- Meine aufrichtigen Grüße an Ihre Schwestern. Arme Töchter! Sie haben Sie wohl A. nötig!


Nr.0399

An Frau Creuset

(La Seyne-sur-Mer), 17. März 1853.

Gnädige Frau und teure Schwester in Maria!

Mit großer Betrübnis erfahre ich, daß Sie leidend sind, und möchte gerne in Lyon sein, um Sie zu trösten und Ihnen Ihr Kreuz tragen helfen.

Haben Sie Vertrauen auf Jesus und Maria, meine lb. Schwester; vereinigen Sie Ihre Leiden mit unseren Gebeten: am Samstag beginnen wir eine Novene zum hl. Josef für Sie und um Ihre Genesung.

Meine teure Tochter, ziehen Sie aus Ihren Leiden den größtmöglichen Gewinn, vereinigen Sie sie mit den Leiden Jesu und Mariens. Das christliche Leiden ist das Fegfeuer der treuen Seele. Wenn man leidet, hat man weder den Mut zu überlegen noch zu beten, aber man kann Gott preisen und ihn noch vollkommener ehren durch die Unterwerfung unter seinem hl. und allzeit liebenswürdigen Willen. Nun auf, meine teure Tochter, blicken Sie zum ewigen und so göttlichen Himmel, den Ihnen Jesus gibt. Und fassen Sie Mut und Vertrauen. Im Himmel werden Sie so zufrieden sein, etwas erlitten zu haben um der Liebe des Herrn Jesus willen.

Ich verabschiede mich, um die hl. Messe zu feiern und dabei eifrig für Sie zu beten.

Im Herrn verbleibe ich ganz Ihr

Eymard, S.


Nr.0400

An Herrn Creuset

(La Seyne-sur-Mer), 17. März 1853.

Liebster Freund und Bruder in Maria!

Danke für Ihren Brief und für Ihr lb. Gedenken. Ich bin darüber sehr gerührt und erwidere es Ihnen von ganzer Seele.

Aber welch traurige Nachricht Sie mir bringen: Ihre Frau sei sehr krank! Leider, leider! Wie doch der Herr Sie prüft! Wie schwer muß doch das Kreuz sein! Sie wissen, was der hl. Paulus sagt: Q u o n i a m p e r m u l t a s t r i b u l a t i o n e s o p o r t e t n o s i n t r a r e i n r e g n u m c o e l o r u m.

Es ist der Weg zum Himmel für den, der das Kreuz willig trägt!

Tragen Sie willig das Ihre, teurer Freund! Der Weg ist nicht lang, die Ruhe ewig; die Kreuzigung dauert einige Stunden, aber die darauf folgende Herrlichkeit dauert ewig! Zudem: G o t t w i l l e s! Möge Sie dieses göttliche Wort stützen, festigen und trösten ...

Wir werden fleißig beten für die Genesung Ihrer lb. Frau Gemahlin. Am Fest des hl. Josef werden wir eine Novene beginnen zur Erlangung dieser Gnade.

Sie haben ganz richtig gehandelt, diesen bescheidenen Platz von St. Régis zu verlassen. Die Vorsehung ist sehr gütig; haben Sie Vertrauen auf ihre Güte, sie wird stets vor Ihnen hergehen.

Seien Sie stets ein guter Tertiare Mariens; von daher werden Ihnen alle Güter zuteil. Die Standespflichten kommen freilich zuerst.

Ich schreibe einige Worte an Ihre Frau.

Adieu, lb. Freund, Ihre Nachrichten sind mir immer wohlgefällig.

I n C h r i s t u s Ihr ergebenster

Eymard, S.M.

An Herrn Creuset,

Louis-le Grand-Straße 12,

Lyon.

(1) Trockenstempel: Die Gottesmutter mit Sternen gekrönt, zwischen zwei Zweigen, die beinahe einen Kreis bilden; darunter steht: Internatsschule ....; dieser Stempel findet sich auch auf den Briefen Nr. 4-5, 7-11.


Folgende Briefe

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