Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 1 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.0321

An Marianne

Alles für Gott allein!

La Seyne, 4. Februar 1852.

Liebe Schwestern!

Mit Besorgnis habe ich von Eurer Krankheit und Euren heftigen Leiden vernommen. Ach! Mein Herz leidet sehr darunter und der Gedanken an Euch will mich nicht loslassen; ich bete ohne Unterlaß für Euch. Ich habe die hl. Messe am Fest Maria Reinigung für Eure Genesung gefeiert. Mit ganzer Seele schließe ich mich der Novene an, welche man für Euch in U.lb. Frau von La Salette begeht, und ich lasse unsere Gemeinschaft in dieser Meinung beten.

Es wäre für mich ein großer Trost, Euch in diesem Augenblick zu besuchen und sofort abzureisen. Aber ich stehe hier allein an der Spitze einer so zahlreichen Gemeinschaft. Mein Stellvertreter ist abwesend und so kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht weg, aber ich bin Euch (im Geist) stets gegenwärtig, und meine Seele segnet Euch unablässig, ebenso auch Nanette, Euren Schutzengel und Tröster.

Heute bin ich auf die Welt gekommen, und morgen ist der Tag, an dem ich das Glück hatte, ein Christ zu werden und Euch als Patin zu erhalten. Der lb. Gott möge Euch hundertfach vergelten, was Ihr mir Gutes erwiesen habt.

Nützt Eure Leiden gut aus, lb. Schwestern, bedient Euch ihrer, um Euch mehr und mehr mit Jesus, unserem guten Heiland, zu vereinigen. Die Leiden sind das Fegfeuer und die Vollkommenheit der göttlichen Liebe in unseren Seelen. Es ist ein langsames Martyrium der Liebe; durch das Kreuz wollte uns unser guter Meister erlösen und uns zum Himmel führen und als erster dorthin einziehen.

Sprecht recht häufig inmitten Eurer Schmerzen: "O mein Gott, ich liebe dich mehr als alles!"

Ich habe ebenfalls mit Schmerz vernommen, daß Frl. Guillot Margarete krank war und durch einem akuten Rheumatismus ans Bett gefesselt war. So prüft der lb. Gott seine Kinder.

Ich bin Herrn Faure sehr dankbar für seine Güte, mir geschrieben zu haben; sagt ihm bitte meinen aufrichtigsten Dank dafür.

Und Ihr, gute Nanette, bleibt standhaft inmitten aller Eurer Sorgen; wie dankbar bin ich für alles, was Eure Freundschaft für uns tun läßt! Der letzte Brief hat mich etwas aufgerichtet.

Adieu in Unserem Herrn!

Euer ganz ergebener Bruder

Eymard.


Nr.0322

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein.

La Seyne, 6. Februar 1852.

Teure Tochter, ich habe Ihr Brieflein, das fast ein Abschiedsschreiben ist, erhalten; und diese arme Natur hat darunter gelitten und leidet noch. Ich möchte Sie im Himmel sehen, glücklich in der Freude der göttlichen Liebe, für immer vereinigt mit Ihrem himmlischen Bräutigam, dieses sterblichen Körpers entledigt, befreit von der Sklaverei des Exils; eines Tages wird Ihnen dieses Glück zuteil; aber ich bin gedrängt, den lb. Gott zu bitten, daß Sie noch ein wenig für seine Liebe und seine Ehre leiden möchten, wenn es in der Ordnung seines göttlichen Willens liegt. Ach! Daß dieser heilige Wille geschehe! Aber wenn der lb. Gott Sie zu sich ruft, teure Tochter, denken Sie an mich, an den Dritten Orden, an Ihre guten Schwestern... Und wenn Sie Unser Herr noch ein wenig auf dieser Erde lassen will, so sei er dafür gepriesen und bedankt!

Ich schreibe Ihnen keine Seelenleitung; Unser Herr gibt sie Ihnen selbst, indem er von Ihnen nur eine Übung verlangt, nur einen Gedanken: vereinigt zu bleiben mit seiner Liebe durch das Kreuz und die gänzliche Hingabe durch die hl. Armut der Mittel und äußeren Hilfeleistungen: eine glückliche und schöne Vereinigung, die durch die Hinopferung geschieht!

Ich habe von meiner Schwester Nachrichten erhalten; sie ist immer leidend; sie sehnt sich nach mir, und der lb.Gott kettet mich hier an, denn mein Vertreter ist für drei Wochen abwesend und die Last des ganzen Hauses ruht auf mir: Gott sei dafür gepriesen!

Sie können mir immer hierherschreiben, niemand sieht meine Briefe; sie warten auf mich und zur größeren Vorsorge können Sie auf die Adresse schreiben: persönlich!

Wir haben die Statue von Valbenoite repariert; am Montag werden wir sie aufstellen; so machen Sie sich diesbezüglich keinen Kummer.

Adieu, die Post geht ab und ich bestehe darauf, daß mein Brieflein mitgeht. Es geht mir wie gewohnt, von Zeit zu Zeit Migräne. Schreiben Sie mir oder lassen Sie besser aus Liebe zu Gott mir Ihre Nachrichten überbringen, denn ich bin beunruhigt. Sagen Sie Frl. Claudine, daß ich ihr bald schreiben werde und daß sie inzwischen als Kind zum Tisch des Herrn gehe; daß sie einen ungeheueren Bedarf danach hat und daß es der lb. Gott will.

Möge Sie Unser Herr segnen und stützen, teure Tochter.

Ihr in Jesus und Maria ergebenster

Eymard.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9,

Lyon (Rhône).


Nr.0323

An Claudine Guillot

An Frl. Claudine.

La Seyne-sur-Mer, 8. Februar 1852.

Meine gute Tochter!

Gerade wollte ich meinen Brief an Sie absenden, als ich Ihren erhielt, zusammen mit der kleinen Kiste. Möge es Ihnen der lb. Gott vergelten! Alles ist gut angekommen. Jetzt können Sie diesen armen Mann auszahlen, er hat genug Mühe gehabt. Wenn Sie die Postspesen bezahlt haben, so will ich sie Ihnen unbedingt zurückzahlen. Eigentlich müßte Gaspari zahlen, machen Sie sich jedoch keine Sorgen darüber; wenn er nicht will, werden wir sie zahlen.

  1. Ich stimme mit Ihnen ganz überein bezüglich des Briefes von Herrn Collomb über das Leben von Frl. Favre; ich habe ihn nicht empfangen, ausgenommen einen Brief mit wenigen Einzelheiten am Beginn; auf diesem Brief habe ich nicht geantwortet und ich werde auch nicht antworten. Man soll sich sehr hüten, ihn zu lesen; einmal ist es zu früh, eine Schwester zu verherrlichen, zudem soll dies nicht Sache eines Außenstehenden sein, und vor allem soll sie nicht im Geist eines anderen Werkes verherrlicht werden. Ich bin sehr verwundert, daß man auf den Gedanken kam, daß ich jemals die Idee hatte, das Werk der fünf Wunden mit dem Dritten Orden zu vereinigen, oder eine Zusammenlegung der Leitung herzustellen. Jedem seine Berufung und seine Besonderheit. Herr Colomb hat ausgezeichnete Absichten, aber wir sind nicht verpflichtet, ihnen zu folgen, und die Zukunft unseres Dritten Ordens der Gefahr auszusetzen.
  2. Bezüglich der Seelenleitung durch Herrn Preuvost: Sie haben sie nicht nötig. Zuerst könnten Sie versuchen, einfach bei ihm zu beichten. Da er die Gunst des Dritten Ordens besitzt, so könnte er Ihnen etwas Gutes erweisen und vielleicht mehr als P. Colin; ich rate ihn Ihnen.
  3. Ich habe von meiner Schwester seit einigen Tagen keine Nachrichten mehr erhalten; die letzten kündigten ein wenig Hoffnung an.
  4. An Frl. Margarete meinen reichsten Segen. Ach, diese arme Tochter, wieviel muß sie doch leiden! Möge sie im Verein und für die Liebe Unseres Herrn leiden: das Leiden ersetzt alle Frömmigkeitsübungen, ausgenommen jene der Hingabe. Möge sie sich häufig Unserem Herrn als Opfergabe der Liebe hinschenken zu seiner größeren Verherrlichung und zur Ehre seiner heiligen Mutter.

Adieu, die Post geht ab; bis später.

Eymard.

An Fräulein Guillot Claudine,

Place Bellecour, Façade du Rhône 9,

Lyon.


Nr.0324

An Frl. Ant. Bost

Alles für Gott allein!

La Seyne, 11. Februar 1852.

Gnädiges Fräulein Antonia!

Mit Freude und Danksagung habe ich, teure Tochter, Ihr Briefchen erhalten und habe Unserem Herrn recht gedankt, daß er Sie stets mehr und mehr zu seinem Dienst und seiner Liebe hinzieht und dieses große Verlangen in Ihrer Seele erweckt, nur ihm allein anzugehören.

Ach, arme Tochter, wem könnten Sie sich schenken, der zärtlicher, liebevoller und liebenswürdiger wäre als Jesus? Wie glücklich sind Sie doch, diesen göttlichen Bräutigam erwählt zu haben, oder besser: von ihm, vor so vielen anderen, auserwählt worden zu sein? Oh, erst im Himmel werden Sie den ganzen Wert, die ganze Größe dieser Gnade ermessen!

Eine Braut bedarf einer Aussteuer: die, welche Unser Herr von Ihnen verlangt, ist die Losschälung des Herzens. Um eine Seele zu bereichern, entblößt sie Unser Herr von allem; er will allein herrschen und all seine Pfeile sind auf diesen Punkt gerichtet. Lassen Sie sich durchbohren: auf den Tod folgt das Leben und durch das Leiden zieht die Liebe ein.

Aber beachten Sie, daß ich sage: l a s s e n S i e s i c h d u r c h b o h r e n, d. h. lassen Sie den lb. Gott handeln; lassen Sie ihn mit Ihnen verfahren, wie er will - mag er sprechen oder schweigen, mag er Sie mit seinem Besuch beehren oder sich verbergen, mag er Sie durch sich selbst prüfen oder mittels der Geschöpfe. Was macht Ihnen das aus? Wenn Sie diesen gütigen Heiland nur lieben und von ihm geliebt werden. Nun aber liebt er Sie mit einer unendlichen Liebe.

Aber bleiben Sie nur ja nicht von der heiligen Kommunion weg, gute Tochter, weil Ihr Herz kalt und Ihr Elend groß ist. Oh, dadurch würden Sie Jesus wehe tun! - Aber nein: Sie nehmen Ihr Herz in beide Hände und werfen es dem guten Meister zu Füßen. O welch schöner und guter Gedanken!

Die Liebe gibt, ohne zu rechnen;

die Liebe gibt sich hin ohne Bedingung;

die Liebe leidet, ohne zu klagen;

die Liebe genießt und wächst im Opfer.

Das ist Ihre Geschichte, ich hoffe es, meine teure Tochter. Aber vergessen Sie nicht, daß die Natur das Leiden nicht liebt, daß sie das Reich Gottes in uns scheut. Wenn sie seufzt und Angst hat, muß man sich nicht wundern, noch sie zu heftig schelten, sondern mit dem königlichen Propheten zu ihr sprechen: Warum bist du traurig, meine Seele? Warum verwirrst du mich? Hoffe auf Gott, er ist so gut!

Aber ich höre auf. Sie werden sagen, daß ich immer moralisiere; aber diese Moral kommt vom Herzen; und ich bin so glücklich, zu sehen, daß Sie Gott so eifrig dienen!

Ich habe es nötig, daß meine Töchter dem lb. Gott für mich dienen, weil ich kaum Zeit dazu finde, oder besser gesagt: ich bin ein wenig träge.

Ich werde vielleicht nicht in Lyon sein, wenn Sie mit Ihrer guten Schwester hingehen werden, aber Sie werden dort liebe Schwestern antreffen.

Beten Sie ständig und viel für mich und seien Sie versichert, daß ich Sie nicht vergesse.

Adieu, gute Tochter, bis im Himmel.

Im Herrn verbleibe ich ganz Ihr

Eymard, P.M.


Nr.0325

An Frau Tholin

Alles für Gott allein.

La Seyne, 11. Februar 1852.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ich möchte Ihnen für Ihren Brief, für Ihr Gedenken und Ihre Gebete danken. Ich sehnte mich nach Ihren Nachrichten, denn sie sind mir im Herrn sehr teuer; und sie bedeuten für mich einen Trost mitten in meinen kleinen Unannehmlichkeiten.

Es war der Höhepunkt meiner Freude zu vernehmen, daß der erste Gedanke der häuslichen Anbetung Unseres Herrn in der Eucharistie bei Seiner Eminenz Anklang gefunden hat; daß er ihn gesegnet und approbiert hat. Nun muß man sich rasch ans Werk machen, die Seelen durch die Hl. Eucharistie retten, Frankreich und ganz Europa, das im Schlaf der Gleichgültigkeit erstarrt ist, aufwecken, weil es das Geschenk Gottes, Jesus, den Emmanuel in der Eucharistie, nicht kennt. Man muß die Fackel der Liebe in die lauen Seelen hineintragen, die sich für fromm halten, es aber nicht sind, weil sie nicht in Jesus im Tabernakel ihr Zentrum und ihr Leben gestellt haben; und jede Frömmigkeit, die nicht ein Zelt auf dem Kalvarienberg und einen Platz rund um den Tabernakel hat, ist keine gediegene Frömmigkeit und wird nie etwas Großes erreichen. Ich finde, daß man sich von der Hl. Eucharistie zu weit entfernt, daß man vielfach nicht genug über dieses hervorragende Geheimnis der Liebe predigt; folglich leiden die Seelen, sie nehmen eine ganz sinnliche und materielle Form ihrer Frömmigkeit an, indem sie den Geschöpfen in einer ungeregelten Weise anhangen, weil sie es nicht verstehen, ihren Trost und ihre Kraft in Unserem Herrn zu finden.

Die Anbetung in Toulon macht Fortschritte; wenn Sie mir einige Propagandazettel schicken könnten, würde ich sie unter unseren eifrigen Matrosen verteilen - und selbst in der Strafkolonie, wo 4000 Zuchthäusler gute Anbeter werden könnten, denn es gibt auch unter Gefangenen oft schöne Seelen.

Ein Gedanke kommt mir seit einigen Tagen in bezug auf Sie, liebe Schwester: da Ihnen Unser Herr den Gedanken eingegeben, Jesus im Hlst. Sakrament den Tag über zu Hause anzubeten, täten Sie wohl daran, wenn Sie einige Betrachtungen verfaßten über die eucharistische Liebe Jesu, um dadurch Ihren Freundinnen zur Heiligung ihrer Stunde behilflich zu sein; Sie könnten die Liebe Jesu in ihre einzelnen Tugenden zerlegen und besondere Übungen festsetzen. Ich schlage Ihnen diese Idee vor - bin infolgedessen sehr einverstanden mit allem, was Sie für Ihre Freundinnen getan haben und gebe meinen Segen dazu. Bedenken Sie, daß, wenn man in eine Seele einen eucharistischen Funken gelegt hat, man einen göttlichen Keim des Lebens und aller Tugenden hineingelegt hat; und dieser Keim genügt sozusagen sich selbst.

Teure Schwester, Ihre Worte über Ihre gute Schwester haben mich getröstet. O wie sehr braucht dieses glühende Herz Unseren Herrn! Und was für ein Glück ist es für sie, daß die Welt sie nicht kennt und daß sie nicht in allzu menschliche Hände gefallen ist! Gnädige Frau, gerne bete ich für Ihren guten Gatten, für Ihre lieben Kinder und vor allem für Sie. Vergessen Sie mich nicht in Ihrem Gebet; ich habe schwere Pflichten zu erfüllen und spüre meine ganze Schwäche und meine Fehler. Sie würden etwas Gutes tun, Seine Eminenz aufzusuchen; dies ist der Weg, das WERK auszubreiten. Fast hätte ich Ihnen den Rat erteilt, ihm einen Dankbrief für seine Approbation zu schreiben. - Ich nehme einen sehr lebhaften Anteil am großen Kreuz des Herrn Legoutte und seiner Kinder. Unser Herr will sie ganz für sich.

Leben Sie wohl, gnädige Frau und liebe Schwester! Unser eucharistisches Stelldichein findet von 9-10 Uhr statt.

In Jesus und Maria ganz Ihr

Eymard, P.M.


Nr.0326

An Frau Perroud

Alles für Gott allein.

La Seyne, 12. Februar 1852.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Ihr Schreiben hat alle Empfindungen in meinem Herzen hervorgerufen, das eine gute und liebenswürdige Familie liebt: die Freude darüber, von allen etwas zu hören und zu vernehmen, daß alle dem lb. Gott dienen; leider auch die Leiden! Das Kreuz ist auch in Ihrem Nazaret gepflanzt worden; Ihr Mutterherz leidet an den Schmerzen aller; es leidet in seiner Mutterliebe über den Kummer, den es für die Zukunft befürchtet; so ist eben eine Mutter: ein Kalvarienberg kreuzigt sie für das Heil all der Ihren. Aber gnädige Frau und teure Schwester, nur das Herz darf leiden, anders ist es ja nicht möglich: der Geist und der vernunftbegabte Wille sollen nicht dem Kreuz vorauseilen; die Kreuze kommen von einem Tag zu anderen vom Himmel, sie sind ganz frisch und vom dampfenden Blut Unseres Herrn ganz purpurrot gefärbt. Die Kreuze sind nur himmlische Boten, nur Beweise der Liebe.

Gute Schwester, leben Sie nicht auf Ihren Kreuzen, nein, sondern in der göttlichen Liebe, und in der Selbstübergabe an den Herrn.

Fräulein Maria ist immerfort sehr brav, sie hat den lb. Gott, die Gottesmutter und ihre guten Eltern sehr gern; Gott sei dafür gedankt, er erhalte sie Ihnen als Trost für Ihre alten Tage. Ich segne sie, diese teure Tochter, aus meiner ganzen Seele.

Was diese kleine Geldsumme betrifft, wäre ich froh, sie Ihnen für immer zu erlassen, wenn es Ihnen in diesem Augenblick Umstände macht, werden wir noch zuwarten. - Sie können sie durch Fräulein Elisabeth an Fräulein Guillot Margarete, Bellecours-Platz, Rhônefassade 9, im 3. Stock, überbringen lassen; Ihre Schwester und ihre Freundin kennen dieses Fräulein gut; es handelt sich um die Kosten für ein Bild des Dritten Ordens, welches laut Meldung vollendet sein soll.

Von Zeit zu Zeit habe ich das Vergnügen, den guten Pater Mayet zu treffen. Ich besuche ihn und am Fest Maria Reinigung hat er drei Tage bei uns verbracht. In Hyères ist er sehr beliebt und genießt herzliches Wohlwollen. - Er ist so gütig, so ordentlich, so fromm ....-

Ich finde, daß er ein Bäuchlein ansetzt und daß er sich schneller von seiner Schwäche erholt, sobald er ein wenig spricht - aber unsere Zuneigung möchte es sehen, daß er schnell gesundet; wenn man nicht wüßte, daß der lb. Gott seine geheimnisvollen Pläne in der Liebe hat, würde man sich beklagen, mitansehen zu müssen, wie sich dieser gute Pater ganz allein in seinem Dienst verzehrt.

Meine herzlichen Grüße an den lb. Herrn Perroud, den ich so gern in Bramefaim treffen wollte und es ihm immer wieder versprochen habe. Und siehe da, nun stehe ich am Ufer des Meeres und bin bereit, mich für die andere Welt einzuschiffen.

Beten Sie allzeit für mich, teure Schwester! In Unserem Herrn verbleibe ich allezeit

Ihr ergebenster

Eymard s.m.

An Frau Perroud

in Bramefain

Gemeinde Pommiers

über Villefranche (Rhône).


Nr.0327

An Frau Gourd

T. P. D. S.

(Alles für Gott allein).

(La Seyne), 13. Februar 1852.

Gnädige Frau!

Vor drei Tagen habe ich Ihr Schreiben vom 6.Jänner erhalten; ich wartete ungeduldig auf Ihre Nachrichten, aber ich habe gehört, warum die Verspätung zustandekam. Sie können mir direkt schreiben, wenn Sie es möchten; ich entferne mich nicht von La Seyne; und selbst im Fall meiner Abwesenheit öffnet niemand meine Briefe, vor allem, wenn auf der Anschrift "Persönlich" steht. Ich entschuldige Sie ein wenig, gnädige Frau, denn ich kenne Ihre Situation, aber ich möchte Sie doch wissen lassen, daß mir Ihre Briefe eine große Freude im Herrn bereiten.

Ich habe diesem guten Meister sehr dafür gedankt, daß er Ihren Mann geheilt hat; er heile seine Seele, erleuchte seinen Geist und erfülle sein Herz mit seiner Liebe. Das ist meine alltägliche Bitte. Welches Glück für ihn, für Sie, meine gute Tochter, und für alle, wenn derselbe Geist als Band der Heiligkeit uns alle vereinigte! Ich erhoffe von der unendlichen Barmherzigkeit Gottes, daß Ihnen eines Tages dieses Glück zuteil werde.

Ich danke Ihnen bestens für die Wünsche, die Sie mir übermittelt haben; aber erbitten Sie sie vom lb. Gott und ich bringe sie ihm für Sie alle Tage vor; denn die gänzliche und ewige Erfüllung des göttlichen Wohlgefallens in uns ist das Vollkommenste, was es im Himmel und auf Erden gibt. Ach, meine gute Tochter, wenn man nicht an diesem Ort des Exils diesen Trost hätte, wäre man sehr unglücklich; das Leben wäre ein Todeskampf ohne Hoffnung. Wenn man sich aber sagen kann: ich erfülle den heiligen Willen Gottes, ich bin sicher, ihm zu gefallen, in meiner jetzigen Lage ihn mehr zu verherrlichen, - dann wünscht man nur mehr eines: dieser Gnade treu zu bleiben; man bildet damit sein Zentrum, seine Regel, seinen Trost, die ganze Welt.

Mein Aufenthalt hier wird mir, wie ich hoffe, sehr nützlich sein und mir helfen, mir selbst abzusterben. Ich hatte dies sehr nötig, der lb. Gott hat mich wie sein geliebtes Kind behandelt; aber ich habe einen Dauerbedarf nach der Tugend der Entsagung und ich spüre gelegentlich, daß die Natur diesen langsamen und verborgenen Kalvarienberg nicht mag; erbitten Sie bitte für mich diese Gnade. Es kostet nicht wenig, im Opfer anmutig, in der Sklaverei frei, in den Leiden und Widerwärtigkeiten sanft, inmitten der jungen Köpfe, die alles an einem Tag tun wollen, geduldig zu sein. Danken Sie noch einmal dem lb. Gott für mich, denn meine Seele spürt den Bedarf danach. Ich sehe, daß mein Aufenthalt hier eine große Gnade ist. In Lyon hat man geglaubt, es sei ein menschlicher Grund gewesen, warum man mich hierherversetzt hat. Oh, tausendmals nein; denn meine Oberen haben alles getan, um mich dort zu behalten, aber die Notwendigkeit hat sie gezwungen; und ich sage: der gute Gott hat es zum Wohle aller gewollt.

Sie erzählen mir, daß Sie die Leiden nicht mögen; das ist ganz natürlich, die Heiligen lieben sie nicht auf diese Weise. Aber seien Sie zuversichtlich: das Leiden, das seufzt und im alten Menschen kämpft, ist oft das vollkommenste; sodann tut man wie die armen Kranken: man sammelt alle Tränen, alles Stöhnen und Seufzen und wirft es zu Füßen Unseres Herrn, um es als Gabe und Sühne zu opfern: das ist die Liebe des Armen.

Sobald Sie sich fern von Gott fühlen, erwecken Sie diesen Akt der Armut. Es gibt nichts Besseres, um das Herz Unseres Herrn zu rühren; sodann mögen wir es verstehen, an der Tür seines Herzens zu verharren, wenn er uns dort läßt: das ist die Huldigung, die er allen anderen vorzieht. Versuchen Sie Zeit zu finden, um sich ein bißchen zu Füßen Unseres Herrn auszuruhen, und vor allem in der Heiligen Eucharistie, die Seele bedarf ihrer, um sich in den Beziehungen der Welt aufrechtzuerhalten und um nicht in einen Zustand der inneren Schwäche zu fallen. Man darf nicht immer das Vergnügen des anderen, sondern vielmehr seine eigenen Bedürfnisse erwägen. Es gibt eine Zeit für eine Tugend, die sich opfert, sich zurückhält und sich ganz zu den anderen herabläßt; aber es gibt auch eine Zeit, wo die Tugend, zwar ganz vorsichtig, jedoch ganz stark und entschieden sein muß: es ist der Geist Gottes, der darin die Entscheidung trifft. Aber achten Sie auf seine innere Führung und ich versichere Ihnen, daß dieser göttliche Geist alles zum Besten wenden wird; und Sie werden die nötige Zeit finden, Gott, den anderen und sich selbst zu gehören.

Adieu, teure Tochter im Herrn; lassen Sie mich nicht zu lange auf Ihre Nachricht warten.

Eymard.

An Frau Gourd, in Thorins,

Romanèche (Saône-et-Loire).


Nr.0328

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein.

La Seyne-sur-Mer, 13. Februar 1852.

Meine teure Tochter, ich habe heute Ihren lb. und armen Brief erhalten; ich preise den lb. Gott und seine hl. Mutter dafür, daß es Ihnen etwas besser geht. Bleiben Sie noch ein wenig, um aus Liebe zu unserem göttlichen Heiland zu leiden; um für den Dritten Orden zu beten und zu leiden. Die Ewigkeit im Himmel wird lang genug sein, um sich über Gott zu freuen. Ich leide sehr mit Ihren Qualen mit, ich kann sie gut nachempfinden; ich wäre so glücklich, sie Ihnen zu erleichtern, aber der lb.Gott will mich noch hier, weit weg von Ihrem Kalvarienberg. Ich bete für Sie. Als Tochter des Gehorsams werden Sie sich an meine Entscheidung halten.

1. Mißachten Sie diese Verwirrung, diese Angst vor dem, der Ihnen demütigende Versuchungen vorwirft. Nein, nein, hier liegt keine schwere Sünde vor. Der Dämon will Sie verwirren, ich bürge dafür. Wenn Sie zur Beichte gehen, sagen Sie einfach: Versuchungen gegen die Keuschheit; es wurde mir verboten, mich darüber zu erforschen, ich klage mich dessen an, wie mich Gott als schuldig erachtet. In der Zwischenzeit bleiben Sie ruhig, Sie haben die Gnade Gottes nicht verloren.

Herr Preuvost müßte Sie wohl besuchen, um Sie zu trösten; er weiß vielleicht gar nicht, daß Sie krank sind; das bekümmert mich...

Bezüglich der Angelegenheit des Herrn Collomb hat mir Pater Lagniet von Puylata geschrieben; und ich habe ihm geantwortet, daß ich niemals zum Zusammenschluß des Dritten Ordens mit dem Verein der Fünf Wunden geraten habe; daß ich ihm auf seinem letzten Brief über Frl. Fèvre nicht geantwortet habe; und daß ich, solange es von mir abhängen sollte, die Zusammenlegung des Dritten Ordens mit keinem anderen Werk anraten würde.

Ich glaube, daß Frl. David gegen Herrn Collomb redet, nach früherer Ansicht des erzbischöfl. Ordinariates; und daß der Bischof jetzt seine Meinung ein wenig geändert hat; aber man behandelt die Dinge zu scharf.

Bezüglich Frl. C.....: lassen Sie sie in Ruhe, sie ist eine Schwindlerin. Auch ich habe ihr nicht geantwortet. Es handelt sich bei ihr um einen hingebungsvollen Eifer, der nicht erleuchtet und klug ist.

Ich habe die Fräulein Fèvre beauftragt, Herrn Collomb weiterhin ihr Vertrauen zu schenken: er tut ihnen Gutes, also ist er gut für sie. Ja, Herr Collomb ist nicht gut für den Dritten Orden, ich halte ihn aber für einen guten Priester mit einer fixen Idee.

Adieu, gute Tochter, möge Sie Unser Herr trösten und stärken!

Ihr ergebenster

EYD.

P. S.- Vielen Dank der guten Sekretärin, Ihren Schwestern, Ihrer guten Mutter. - Dann Ihre Nachrichten. - Danke für jene aus La Mure, meiner Schwester geht es besser.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9,

Lyon (Rhône).

___________________________________________________

(Nr.0312)

An Stephanie Gourd

/La Seyne/, 13. Febr. 1852. Aber im Text steht das Datum: 3. Jänner 1852.

Unter diesem Datum wurde der Brief auch eingeordnet.

___________________________________________________

Nr.0329

An Herrn E. v. Leudeville

Alles für Gott allein.

La Seyne-sur-Mer (Var), am 16. Februar 1852.

Lieber Herr und teurer Freund im Herrn!

Ihr Brief hat mir ungeheuer wohlgetan! Ich sehnte mich nach Ihren Neuigkeiten und wagte es nicht, darum zu bitten. Sie haben mich im Süden nahe Toulon erreicht, wo ich seit dem Monat September eines unserer Kollegien leite. Ich preise Gott für diesen neuen Posten. Eine Aufgabe im Dienst der Jugend ist so schön! Aber ich merke, daß es hierfür viele Fähigkeiten und Tugenden braucht, die ich nicht habe.

Ich freue mich zu hören, daß es Ihnen gut geht und ich sehe es gerne, Sie zu den edelsten Soldaten der hlst. Jungfrau zu zählen. Diese gute Mutter wird Ihnen helfen, sich in Geist und Leben ihres göttlichen Sohnes zu vervollkommnen; aber gehen Sie stets voran mit einer großen Einfachheit und voller Auslieferung an die unendliche Güte Gottes zu Maria.

Ich danke Ihnen recht für die Nachricht von O ... Ich war über ihn sehr besorgt. Möge ihn der lb. Gott mit seinem göttlichen Schutz beschirmen! Leider! Wieviel Kreuze und Prüfungen! Aber dies ist das Weizenkorn, das in der Erde fault, um mit vollem Leben daraus hervorzugehen: aber Vertrauen auf G o t t a l l e i n!

Ich habe das Kind des Segens in das Register der Aggregation eingetragen. Es sei das Kind Mariens!

Die anderen Namen stehen bereits drinnen, und ich schreibe sie vorsichtshalber noch einmal hinein.

Vergessen Sie mich nicht im Gebet, lieber Herr und Bruder. Es ist eine Freude, dasselbe für Sie zu tun.

Gott liebt Frankreich: aber wenn die Reichen nicht zu Gott zurückkehren, wenn sich die Staatsmänner nicht einsetzen, daß Gott gedient wird, ach, welche Zukunft!

Adieu, lb. Bruder, geben Sie mir von Zeit zu Zeit Ihre teuren Nachrichten.

Stets im Herrn verbleibe ich

Ihr ergebenster und zugeneigter

Eymard, Sup. des Pensionates.

An Herrn E. v.Leudeville,

in Leudeville, über Marolles-en-Hurepoix.


Nr.0330

An Elisabeth Mayet

La Seyne, 17. Februar 1852.

Gnädiges Fräulein und teure Schwester im Herrn!

Seit langem schulde ich Ihnen einen Brief des Dankes für Ihr liebes Gedenken, für Ihre Gebete und Ihre so guten Wünsche für mich; mein Herz schickt Ihnen diesen Brief alle Tage; die Familie Mayet ist nämlich meine bevorzugte Familie.

Zudem ist mir Ihre Seele und alles, was sie interessiert, sehr teuer. Ich war sehr froh, daß Sie aus Liebe zur seligsten Gottesmutter bereitwillig das Amt der Sekretärin angenommen haben; dies wird Ihre Verdienste und die Liebe der hlst. Jungfrau zu Ihnen verdoppeln. Sie besitzen überdies alle hiezu notwendigen Fähigkeiten.

Ich treffe von Zeit zu Zeit den guten Pater Mayet; er kam zu uns, um drei Tage lang am Fest Maria Reinigung mit uns zu verbringen. Ich finde ihn etwas besser, aber die Stimme kommt nur langsam wieder. Leider! Wir beten, wir tun alles, um seine Heilung zu erwirken.

Er ist im Hôtel der goldenen Inseln aufs Beste untergebracht, jeder verehrt ihn in Hyères, und könnte er Missionar sein, würde er viele Seelen zum Glauben zurückführen, die er auch so erbaut und tief berührt.

Sie haben noch immer Ihre Kreuze zu tragen, liebe Schwester! Seitdem Unser Herr sich mit diesem anbetungswürdigen Kreuz vermählt hat, wurde es freilich für das Leben des Glaubens schöner und liebenswürdiger; aber trotzdem leidet und seufzt die hingeopferte Natur und ergibt sich nur zur Hälfte; darüber soll man sich nicht wundern, das ist das Fett des Opferlammes, die schönste Seite des Opfers; lieben Sie dieses verborgene Kreuz, es bedeutet den Vermählungsring mit Unserem Herrn.

Beten Sie innig für mich. Es geht mir gut, und der lb. Gott sendet mir große Genugtuungen in meiner neuen Aufgabe. Eine der größten ist die Nachricht, daß der III. Orden gedeiht. Ich habe freilich gehört, daß manche Zungen zuviel und ohne Klugheit reden, aber der lb. Gott wird aus allem seine Ehre ziehen; es geschieht aus Eifer für die Sache, das ist wahr, aber ohne Nächstenliebe oder mit einer irregeleiteten Nächstenliebe.

Was Sie betrifft, meine lb. Schwester, so hören Sie alles an, seien Sie aber bedächtig bei den Äußerungen Ihrer Gedanken; und sobald Sie merken, daß etwas nicht der Nächstenliebe entspricht, und mag es auch noch so wahr sein, so ist es im Augenblick noch nicht r e i f.

Auch möge man sehr verschwiegen sein. Merken Sie sich, daß es nichts Geschwätzigeres gibt als eine kleine Clique von frommen Gläubigen. Ich sage Ihnen dies nicht, weil ich darunter leide, o nein, nicht ein Schatten davon. Ich liebe alle meine Töchter, aber Sie sollen den üblichen Lauf der Dinge in der Welt, sogar im Bereich von gewissen frommen Kreisen kennen: vertrauen Sie sich niemandem an, außer Sie kennen die betreffende Person als tugendhaft und verschwiegen; und unter diesem Gesichtspunkt empfehle ich Ihnen Fräulein Guillot Margarete.

Meine hochachtungsvollen und ergebenen Grüße an Fräulein Melania, an den guten Bruder, an Frau Klara.

In Unserem Herrn verbleibe ich, meine teure Schwester und Tochter, Ihr ergebenster

Eymard

p.m.

An Fräulein

Mayet Elisabeth

St. Klara-Platz Nr. 1, 4. Stock

Lyon (Rhône).


Nr.0331

An Marianne

Alles für Gott allein!

La Seyne, 19. Februar 1852.

Liebste Schwestern!

Wie danke ich Euch für Eure lb. Briefe. Sie bedeuten mir einen großen Trost, vor allem in dieser Zeit, in der ich unmöglich das Haus verlassen kann, da ich ganz allein bin, es zu leiten. Wenn das nicht wäre, hätte ich Maßnahmen getroffen, um Euch zu besuchen und zu trösten. Das ist ein Opfer, das meinem Herzen viel kostet, Euch nicht besuchen zu können. Ich bete und lasse viel beten für Euch, damit Euch der lb. Gott heile. Ich danke ihm schon für die Besserung, die er Euch geschickt hat. Seid der Nanette recht gehorsam, meine lb. Schwester: wenn man krank ist, muß man den religiösen Gehorsam pflegen; und Ihr, lb. Nanette, schont Euch mehr, denn Ihr habt es nötig.

Ich selbst bin wohlauf, besser als in Lyon. Ich habe Nachrichten von den Fräuleins Guillot erhalten. Auch sie scheinen auf dem Weg der Besserung zu sein. Auch diese Fräuleins sind fest ans Kreuz gebunden.

Möge Unser Herr Euch helfen, lb. Schwester, Euch stärken und trösten.

Euer ganz ergebener

Eymard, p.m.

P. S.- Mein Freund, Hochw. Baret, hat mir geschrieben und mich gebeten, bei der Oberin von Belley Schritte zu unternehmen, damit seine Nichte, Frl. Marie Laval, dort aufgenommen würde. Ich habe bereits hingeschrieben und erhielt zur Antwort, daß man sie nicht aufnehmen könne, weil sie seinerzeit etwas geistig krank war. Stimmt das? Sagt es mir bitte.

An Fräulein Eymard Marianne,

du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.


Nr.0332

An Frl. v. Revel

La Seyne, 24. Februar 1852.

Man hat Sie wegen unserer Lage erschreckt. Ja, wir liefen große Gefahr. Mehr als tausend Anführer befanden sich eine Viertelstunde weit von unserem Haus und der Stadt entfernt; um 1 Uhr nach Mitternacht, am 7., warteten sie auf einen Anführer. Er kam nicht; so verschob man die Sache auf den folgenden Tag, aber das war zu spät, und die Gottesmutter hat uns gerettet. Am Vorabend kam ein Kaplan ganz entsetzt zu mir und erzählte mir alle diese Verschwörungen. Der lb. Gott hat mir das Vertrauen auf seine väterliche Vorsehung gegeben, ich blieb gelassen. Wie gütig ist doch der lb. Gott, daß er unsere Gegend verschont hat, denn diese Leute waren böse! Ich bin ein wenig ihr Seelsorger, wenigstens für jene, die sich auf dem Schiff "Le Généreux" befinden; der Kommandant ist der Vater eines unserer Schüler. Ich gehe am Sonntag hin, um die Messe zu feiern, zu predigen und diese elenden Kerle, 300 an der Zahl, zu besuchen. Wir haben ihnen Medaillen verteilt. Sie werden andere Menschen. Es gibt viele Reumütige unter ihnen. Ich gehe durch ihre Reihen, sie umgeben mich und wir plaudern. Aber leider! Wie traurig ist es, sich dabei zu denken: hier befinden sich Räuber, Eidbrüchige, Mörder. O die Verantwortlichen und Oberhäupter tragen große Schuld daran, diese unwissenden und vulkanischen Leute des Südens mißbraucht zu haben; dieses Volk ist drei Jahrhunderte hinter den Leuten des Nordens, wie sie uns nennen, im Rückstand. Dann gehe ich von Zeit zu Zeit in die Zuchtanstalt, aber nur um zu seufzen über diese Unglückseligen, über diese 4000 Galeerensträflinge aus allen Klassen der Gesellschaft, in häßlicher Kleidung und diese schwere, lange Kette hinter sich herschleifend.

Wie traurig ist also dieses Toulon! Ich komme jedesmal abgekämpft von Trauer zurück.

Aber sprechen wir ein wenig über Sie, über Ihre Gesundheit. Offenbar ist sie immer noch schwach und leidend. Leider! Das bedrückt mich sehr; der lb. Gott möge Sie bessern und heilen! Dafür bete ich.

Bezüglich der Seele: auch sie leidet, aber dies ist ein heilsames Leiden, das Unseren Herrn verherrlicht und das Innere reinigt. Beunruhigen Sie sich nicht über dieses Herz, das für Gott und seinen Dienst eiskalt ist, während es für seine Freunde brennt. Die reinste und vollkommenste göttliche Liebe ist jene, die sich vereinigt mit der Liebe Jesu in seiner Traurigkeit, Trostlosigkeit und Verlassenheit im Ölgarten und am Kreuz. Dann ist die Liebe ganz rein im Glauben und in der Hingebung. Man liebt Gott mehr als sich selber; in dieser Verfassung hielt sich der hl. Bernhard als erblindet, verhärtet und von Gott verlassen, dabei stand dieser große Heilige in der Vollkommenheit, - dies ist meine Antwort für Sie, teure Schwester.

Im Winter arbeitet man viel, aber arbeiten Sie immer und unterlassen Sie nichts aus Furcht für Ihren Stand. O sprechen Sie mir nicht von Ihrem Sterben, sondern von der Liebe zu Jesus in der Eucharistie, von seinem göttlichen Kreuz, das Sie für die Welt kreuzigt. Aber hüten Sie sich vor einer Demut, die sich nicht durch Demütigungen durch unsere eigenen Armseligkeiten, ja sogar unsere Fehler nähren will. Sie ist nicht genug christlich; sie wäre engelsgleich und kann unserer armen Geschöpflichkeit mit ihrem fehlerhaften Ursprung nicht entsprechen.

Welch frohe Nachricht: Marianne ist katholisch, sie ist ja eine so schöne Seele! Sie wird gewiß Gott wohlgefallen.

Meine hochachtungsvollen Grüße an alle lieben Personen, die Sie im Brief erwähnen.


Nr.0333

An Frau Franchet

Alles für Gott allein.

la Seyne, 29. Februar 1852.

Wie betrübt und bedauerlich sind doch Ihre Briefe, teure Tochter ... ach, Sie sind also immer noch auf einem neuen Kreuzweg! Und Sie erleiden alle Phasen der göttlichen und menschlichen Prüfungen. Mein Gott! Ich erbitte für Sie oft mehr Trost und Freude, oder sogar mehr Kraft und Mut. Übrigens immer, aber Sie sind im Todeskampf. Ach! Sie haben nicht nur meine Sympathie, sondern meine Liebe. Wenn ich Ihnen nicht oft schreibe, so deshalb, weil ich so viel zu tun habe; sodann vergesse ich Sie nie vor Gott und Sie wissen, um was ich ihn für Sie bitte: ein wenig mehr Liebe, aber eine Liebe des Herzens, die aus ihm seinen Mittelpunkt macht. Die Nachfolge Christi sagt: "Derjenige ist sehr geizig, dem Gott nicht genügt!"

Aber eine starke Liebe, die stärker ist als die Prüfungen, die Versuchungen, das Eis, die stärker ist als der Tod. Man liebt Gott aufgrund seiner Einheit mit dem gekreuzigten Jesus.

Aber eine einfache Liebe, die zu Gott geht, wie man ist, mit der Überfülle der Opfergabe, wenn man reich ist, mit der Selbstentäußerung und der liebenswürdigen Armut, wenn man nichts hat.

Sehen Sie, lb. Tochter, Sie lieben Gott, aber Sie wollen ihn zusehr verstehen und spüren.

Nur Mut! Das Geheimnis des Lebens der Liebe ist für uns mehr wert als die Erkenntnis und das Gefühl der Liebe der Engel und Heiligen.

So will Sie der lb. Gott haben, aber konzentrieren Sie Ihr Leben auf seinen göttlichen Willen. Was Sie mir über den III. Orden berichten, bekümmert mich; aber lieben Sie ihn trotzdem wie den Ort des Herzens Mariens.

Adieu, teure Tochter! Unser Herr heile und besitze Sie!

Ihr ergebenster

Eymard.

P.S. Es geht mir gut; vertrauen Sie Ihr Geheimnis niemand anderem als sich selbst an; es gibt so unkluge und indiskrete Gläubige. Ich habe hierrin lehrreiche Lektionen erhalten; daher will ich dies ausnützen. Sie haben Ihnen Leiden verursacht; vergeben Sie ihnen, denn sie wissen oft weder was sie sagen noch was sie tun.

An Frau Franchet

St.Vinzenz-Kai 63, im 3. Stock

L y o n (Rhône)


Nr.0334

An Frau Gaudioz, Lyon

Alles für Gott allein.

La Seyne, 29. Februar 1852.

Gnädige Frau und teure Schwester im Herrn!

Sie hatten die Güte, mir zum Jahreswechsel zu schreiben; Ihr Brief, Ihre Wünsche und Gebete für mich haben mir im Herrn Freude bereitet. Dieser gute Vater möge Ihnen alles Gute, das Sie mir wünschen, und das ich Ihnen ebenfalls von ganzem Herzen wünsche, zuteilwerden lassen.

Ich habe dem lb. Gott inständig dafür gedankt, daß Sie Ihrem Versprechen treubleiben, wenn es Ihnen auch etwas kostet; und gelegentlich muß es Ihnen viel kosten, vor allem, als Ihr Herz verletzt und betrübt wurde. Oh, wie ist der lb. Gott mit Ihnen zufrieden, lb. Schwester! Mit welcher Freude zeigt Sie der Herr seinem Vater! Wie lieb hat er Sie doch! Nur Mut, seien Sie voller Großmut und tapfer in Ihren Opfern: der lb. Gott hat Ihnen ein großmütiges Herz und eine starke Willenskraft gegeben.

Ihr Wesen erlaubt es nicht, halbherzig zu sein. Ich bin auch gewiß, daß Sie mit seinen Gnaden und Gunsterweisen überflutet werden, wenn Sie sich ganz dem lb. Gott anheimgeben. Aber vergessen Sie nicht, daß Sie der lb. Gott immerfort zufrieden und anmutig haben möchte, trotz der Verwirrung und Betrübnis des Herzens. Wenn die Sonne die Nebel, welche die Erde umhüllen, zu durchbrechen vermag, sind sie bald durchdrungen und verscheucht; ebenso sind auch unsere Leiden und Kreuze, wenn der Frieden und die Freude der Seele und der Gnade sie uns tragen helfen, bald in ihrem Wesen verwandelt und werden ganz schön und ganz liebenswürdig. Aber kommunizieren Sie oft, Sie brauchen es; achten Sie alle diese kleinen Empfindungen oder Versuchungen gering, die Sie von der Kommunion fernhalten wollen.

Mit Freude habe ich Sie alle am Neujahrstag gesegnet; ich habe die hl. Messe für Sie dargebracht und ich erneuere dies jeden Tag.

Leben Sie wohl, lb. Schwester!

Allzeit im Herrn verbleibe ich ganz Ihr

Eymard.

Meine Hochachtung für Ihre guten Schwestern. Ach, wie werden diese guten Töchter gekreuzigt! Dies macht mich traurig.


Nr.0335

An Sr. Dubouché

Alles für Gott allein.

La Seyne, 1. März 1852.

Gnädige Frau!

Ich möchte Ihnen danken für Ihre lieben Grüße und die Nachrichten über Ihre lb. Gemeinschaft; sie haben mich im Herrn gefreut; meine aufrichtigsten Wünsche gehen dahin, daß sich Ihre Gemeinschaft festige, daß sie wachse und das göttliche Feuer in alle vier Weltrichtungen hinaustrage. Sie haben Ihre Gründung auf dem Kreuz begonnen; am Kreuz erkennt man ein Werk Gottes, am Kreuz bewährt es sich und gelangt zum vollständigen Willen Gottes, es löst sich von allen Beimischungen und allen menschlichen Ansichten. Und unter diesem Gesichtspunkt hat Ihre Familie, gnädige Frau, das Siegel der Gnade; und dafür muß man dem lb.Gott danken.

Wir wollten beide eine bestimmte Sache(1), und Unser Herr wollte seine einfache Sache. Wie dem immer auch sei, ich bitte Sie, mir zu glauben, daß meine Wertschätzung für Sie und Ihre Gemeinschaft dieselbe geblieben ist.

Ich danke Gott dafür, daß er Ihnen in Lyon P. Bertholon geschenkt hat. Seine Anwesenheit wird viel Gutes bewirken.

Ich empfehle mich innig Ihren Gebeten, desgleichen jenen Ihrer Gemeinschaft.

In Unserem Herrn verbleibe ich Ihr

untertänigster Diener

Eymard

S.M.

P.S. Ein Satz in Ihrem Brief hat mich betrübt; es sind die Verlassenheit und die Leiden von Gethsemani; ich denke, daß es sich dabei nur um eine Prüfung handelt.


Nr.0336

An Herrn Creuset

Alles für Gott allein.

La Seyne, 4. März 1852.

Lieber Freund und Bruder im Herrn!

Ich weiß nicht, wieso es so spät geworden ist, ohne daß ich Ihren Brief nicht früher beantwortet habe. Schuld daran sind weder Vergessen noch Gleichgültigkeit, sondern tausend Dinge, die mich beansprucht haben. Ich entschädige mich, indem ich für Sie und die Ihren bete.

Lieber Freund, ich teile gerne den kummervollen Zustand, in dem Sie leben. Ach, in den Augen der Natur ist das Kreuz schwer, aber Sie sind ein Mann des Glaubens und des Vertrauens auf Gott; somit verherrlichen Sie Gott wie die Apostel in den Leiden. Vorausgesetzt, daß wir, lb. Freund, bald in den Himmel kommen, was zählt dann schon der Rest und die Art des Weges ... Noch mehr: dieser Weg soll uns recht kostbar sein, weil er der sicherste und kürzeste ist, um ans Ziel zu gelangen.

Lassen Sie sich nicht niederschlagen, nicht einmal verunsichern von diesem unangenehmen Zustand. Gott wird die Kinder durch das Vertrauen und die hl. Hingabe ihres Vaters bereichern.

Ich habe mit viel Freude vernommen, daß der Dritte Orden gutgeht, und daß in Puylata P. Lagniet dabei großen Eifer zeigt. Möge die hlst. Jungfrau stets ihr Werk und ihre Kinder segnen! Meine respektvollen und aufrichtigen Grüße an Ihre gute Frau Gemahlin und Ihren lb. Freund Blanc.

Allzeit im Herrn, lb. Freund, verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard, P.M.

An Herrn Creuset

Bellecour-Platz 13

Lyon.


Nr.0337

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein.

La Seyne-sur-Mer, 4. März 1852.

Meine teure Tochter, vor kurzem habe ich Ihr Brieflein und jenes von Frl. Claudine erhalten. Ich begann mich über Sie zu beunruhigen, und Sie waren um mich besorgt. Ach, wenn es Ihnen so gut ginge wie mir, trotz meiner Migräne, die mich heimsucht, vor allem heute! - Ich habe Ihnen gestern geschrieben, ich kann aber diesen Brief nicht unbeantwortet lassen, Ihre letzte Nachricht betrübt mein Herz tief, ach, daß ich Sie so allein, so verlassen fühle. Ich schreibe heute an P. Champion, Sie zu besuchen.

Ich habe Ihre Qualen verstanden und gut verstanden; preisen Sie Gott, meine teure Tochter, inmitten dieser neuen Kreuzigung, inmitten all dieser furchtbaren Versuchungen, inmitten der Hölle; und der lb. Gott zieht daraus seine Ehre und Sie eine reinere Liebe.

Was mich betrifft, so bedauere ich zwar Ihre Situation sehr und leide mit Ihnen, aber ich erachte diesen Zustand als eine große Gnade; sehen Sie ihn auch so, meine arme Tochter, denn er entspricht der vollen Wahrheit.

Seien Sie beruhigt über all diesen Überdruß, diesen Haß und suchen Sie nicht nach einer Begründung. Begnügen Sie sich, sich zu Füßen Unseres Herrn zu verdemütigen und sagen Sie oft: "Jesus Christus, mein Heiland und mein Gott, sei für immer geliebt, gelobt und gepriesen!"

Quälen Sie sich nicht mit der Versuchung zum Selbstmord, noch über all das, was Sie tun konnten: der lb. Gott beschützt Sie, ebenso die hlst. Jungfrau und der hl. Josef; ich bürge dafür.

Nein, nein, Sie werden nicht verworfen, sondern ganz gerettet durch die unendliche Barmherzigkeit unseres guten Heilandes; er will Sie mit sich vereinigen, mit seiner Ehre, mit seiner vollkommenen Liebe während der ganzen Ewigkeit. Die Hoffnungslosigkeit, welche Sie plagt, soll Sie zu einem grenzenlosen Vertrauen führen, die so groß wie die unendliche Güte Gottes ist.

Dieser arme Nächste gibt Ihnen auch Gelegenheit zum Leiden, opfern Sie dem lb. Gott für ihn alles, was Sie leiden; so werden Sie dabei unseren Heiland nachahmen, der seine Leiden für das Heil jener opfert, die ihn leiden ließen.

Aber welche Pein, welch demütigende Versuchungen! Darin liegt sicher das Fegfeuer dieser Tugend, die Sie über alles lieben. Hier, meine Tochter, erwecken Sie einen reinen Akt des Gehorsams; grübeln Sie nicht nach über Ihre Qualen, prüfen Sie nicht Ihre Störungen, begnügen Sie sich, dem lb. Gott zu sagen: "O mein Jesus, verzeih mir alles, was dir hätte mißfallen können; eher den Tod als die Sünde"; dann ruhen Sie sich aus im Schoß der göttlichen Barmherzigkeit; voran, meine Tochter, ich kümmere mich um Ihre Seele.

Sie werden Gott wohlgefälliger, wenn Sie sich nicht umdrehen würden, um Sodom und Gomorrha ganz in Flammen zu betrachten, sondern Sie sollen immerfort das Kreuz und die Liebe Jesu ansehen, die Ihnen vorangehen, sodann den Himmel, der das Ende der Reise ist. O mein Gott, rette meine arme Tochter, gib ihr die Kraft zum Kampf und die Gnade, den höllischen Drachen zu Boden zu schmettern. Ich bitte dich darum durch die hl. und unbefleckte Empfängnis Mariens und durch deine Liebe zum hl. Josef.

Lassen Sie mir Ihre Nachrichten zukommen, ich hoffe, daß sie gut ausfallen werden.

Adieu in Jesus Christus,

Ihr ergebenster

Eymard, P.M.

P.S. - Ich werde Ihre Novene am 10. beginnen und sie am Tag des hl. Josef vollenden, mit einer Meßfeier am ersten und letzten Tag. - Frau Perroud, die Schwester von Frl. Mayet, muß Ihnen die 1000 Francs überbringen und Sie werden Ihr den Geldschein übergeben; haben Sie die Güte, dieses Geld nicht an Frl. David noch an irgendeine andere Person, sondern nur an Frau Spazzier, die das Gemälde angefertigt hat, auszuhändigen. Diese Dame besorgt den Rahmen,sie hat bereits 50 Francs erhalten...; Sie geben ihr also nur 100 Francs... anstatt 150; und die restlichen 50 Francs behalten Sie bitte auf meinem Konto. Das Geld für das Gemälde geht niemand etwas an, es stammt aus einem Gewissensgelöbnis. Man weiß nichts über die 100 Goldfranken; somit behalten Sie sie in der Kasse.

Wie bin ich verärgert über diese Widerwärtigkeit und Unklugheit von Frl. David, oder vielmehr über meine Beschränktheit, es ihr gesagt zu haben! Ich hatte es vergessen. Wenn man Ihnen Ärger macht, schneiden Sie das Papier hier rückwärts im Postskriptum weg und zeigen Sie es ihr.


Nr.0338

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein.

La Seyne, 8. März 1852.

Meine teure Tochter, ich möchte Ihren lb. Brief beantworten. Ich danke innig unserem guten Meister für die Ruhe und den Frieden, die er Ihnen geschenkt hat. Oh, er sei dafür tausendmal gepriesen! Das ist die Frucht und der Sieg des heiligen Gehorsams; und dies soll Ihnen die Hinterlist der höllischen Schlange zeigen, die nur sucht, Sie zu verwirren und zu beunruhigen. Aber Sie werden stärker sein als dieser Feind Gottes und werden ihn durch Unseren Herrn und die hlst. Jungfrau zu Boden strecken. Wir stehen im Monat des hl. Josef, Ihr guter und liebenswürdiger Heiliger; Sie müssen ihn innig lieben, zu diesem guten Schutzherrn beten und von ihm seine Hingabe an die göttliche Vorsehung erbitten, seine Treue in der Ausführung der Befehle Gottes, seine Liebe zu Jesus und Maria; sodann erbitten Sie für ihn, was Sie für mich wünschen. Wie glücklich bin ich doch, hier zu sein! Nie habe ich je zuvor besser meine Armut und Armseligkeit erkannt, da ich mich nun mit so verschiedenen Aufgaben auseinandersetzen muß, spüre ich genau, was mir fehlt und das hält mich auch fest in der Demut. Ich halte zu wenig Ordnung, habe zu wenig Ausdauer für eine angefangene Sache; ich bin nachlässig und träge in gar manchen Dingen. Sehen Sie, meine arme Tochter, wieviele Bedürfnisse, ohne all die Armseligkeiten des Lebens zu zählen. Ach, wenn ich nicht soviel Eigenliebe hätte, wenn ich nur Gott sähe, nur Gott wollte, dann wäre ich treuer; erbitten Sie also für mich über den hl. Josef diese Gnade der Treue!

Je mehr ich darüber nachdenke, umsomehr sehe ich, daß mein Aufenthalt hier eine Gnade ist. Hier arbeite ich in Ruhe an der Lebensbeschreibung des guten Herrn Marceau; ich kann mir an Ort und Stelle alle Informationen beschaffen. Dieses arme Haus hatte viele geistliche Bedürfnisse, und ich arbeite daran. Toulon will mich für ein schönes Werk, das dort vor bald einem Jahr begonnen wurde. Es ist die Tag und Nachtanbetung durch 24 Männer. Es ist sehr erbauend. Diese Anbetung findet einmal in der Woche statt, manchmal zweimal. Der Bischof hat mich damit beauftragt, ebenso der Generalobere. Es ist nur eine Nacht. Aber hier spreche ich nicht über den Dritten Orden, der lb. Gott gibt mir weder das Verlangen noch die Neigung dazu ein.

Ich bin mit meiner Stellung sehr zufrieden, vom Morgen bis zum Abend gibt es viel Gutes zu tun, vor allem durch die Selbstentsagung des eigenen Willens. Nun komme ich auf Sie zu sprechen.

  1. Versuchen Sie Herrn Preuvost kommen zu lassen. - Aber nein, nach reiflicher Überlegung ist vielleicht folgendes besser: ich werde an P. Champion nach La Favorite schreiben; mit ihm bin ich sicherer und fühle mich besser in meiner Haut; er braucht dazu keine Erlaubnis und wird Sie besuchen. Ich lege hier den Brief bei, damit er ihm persönlich übergeben werde.
  2. Pater Lagniet hat seine Ansicht über Herrn Collomb gemildert, mein Brief hat ihn belehrt; er läßt die Dinge so, wie sie sind, und meint in seinem Brief vom 2. März, daß der Kardinal die Vereinigung der beiden Dritten Orden nicht will, sondern daß jeder sein Eigenleben bewahre. Ich hatte meinen Brief so verfaßt, daß man daraus ersieht, daß ich Herrn Collomb als Priester schätze, daß aber eine Verschmelzung nicht in Frage käme, obgleich ich aus dem Schreiben von Herrn Collomb herauslas, daß er zu hastig vorwärtsdrängt und daß er gerne.... eingetreten wäre wie Sie; ich halte ihn für ein wenig zu feurig.
  3. Ich habe dem lb. Herrn Gaudioz geschrieben.
  4. Bezüglich der Rechnung von Gaspari geht alles in Ordnung. Wir sind mit diesen Statuen sehr zufrieden, sie bilden eine gelungene Komposition; ich will aber unbedingt nicht, daß Sie diese 10 Fr. anzahlen. Ach, ich wünschte, Ihnen das Geld zu geben, aber ich bin voller Zuversicht auf die göttliche Vorsehung für Sie. Ihre Schwester Jenny schrieb mir, daß man das Porto für die kleine Kiste mit dem Kopf als Inhalt in Lyon bezahlt habe. Ich nehme an, daß man es nicht getan hat, denn hier hat man das Geld verlangt.
  5. Es muß der Zeit und der göttlichen Vorsehung überlassen werden, Herrn Preuvost die Hinweise zu geben. Ich will es über P. Champion versuchen. Ich kenne die Diskretion und die Klugheit von Herrn Preuvost noch zu wenig, um in Lyon direkt zu handeln; ich habe die Empfindlichkeiten zu berücksichtigen.

Ich habe an Frl. Camus noch nicht geschrieben. Ach, wie nötig hat es doch Frl....., klug zu sein; welch ein beschränkter Geist!

Montluzin verläßt Sie! Um so besser, lassen Sie sie zu Ihnen kommen.

Zu U.Lb. Frau von Laus: keine Schwierigkeit nach Ostern. Man muß immer mit 15 bis 20 Sous täglich rechnen... höchstens.... Es gibt Leute, die nur sehr wenig ausgeben... man kann dort ziemlich billig leben, es gibt Milcherzeugnisse.

Sie haben noch 19 Messen der guten Maria. Ich werde sie baldigst feiern. Bitte verwahren Sie die 33 Francs als Reserve; sollte ich vorher sterben, so übergeben Sie sie an La Favorite oder hierher als bestätigte Messen für das Haus von La Seyne.

Möge Sie Unser Herr trösten und stärken, meine teure Tochter! Er ist Ihnen in diesem Augenblick so recht ein blutiger Bräutigam, indem er Sie mit sich an dieselbe Dornenkrone bindet. Oh, wie werden Sie im Himmel diese Leiden preisen, die gekreuzigte Liebe! Halten Sie sich eng an diesen guten Heiland: das ist die Ernte.

Adieu, teure Tochter, seien Sie nicht um mich bekümmert, es geht mir gut, meine Migräne ist recht leicht und ermüdet mich nicht. Seit einigen Tagen habe ich von La Mure keine Nachrichten mehr erhalten.

Ihr in Jesus und Maria ergebenster

Eymard.

Sie haben richtig gehandelt, die Gußform an Frl. David bezahlen zu lassen. Ich denke, daß man jetzt die Fräulein Févre in Ruhe lassen wird. Frl. Richard wird im Sühnewerk eintreten. Ich habe sie dazu ermutigt; das wird sie bestärken. Es wäre wohl angebracht, die Tertiarschwestern, die sich mit dem Sühnewerk vereinigen wollen, wie früher zu behandeln als eine unabhängige Angelegenheit, ohne darauf Bedacht zu nehmen.


Nr.0339

An Marianne

Alles für Gott allein!

La Seyne, 13. März 1852.

Liebste Schwestern!

Ich erwartete Euren Brief mit großem Bangen und litt ein wenig, vor allem weil ich Euch nicht besuchen kann, da mein Stellvertreter ein Jubiläum predigte, und ich eine große Gemeinschaft von 140 Personen allein zu leiten hatte. Es tröstete mich ein wenig der Gedanken, daß der lb. Gott meine schwachen Gebete erhören würde und Euch die Gesundheit wiederschenken werde. Und dann ließ mich meine Unmöglichkeit sagen: Gott will von mir dieses Opfer; sein hl. Wille geschehe! Euer Brief hat mich sehr getröstet; bitte schreibt mir ein wenig, sogar oft, und wären es auch nur zwei Worte, damit ich von Euch Nachricht habe. Wenn Ihr wüßtet, wie beunruhigt man ist, wenn man so fern ist! Jetzt aber, meine lb. Schwester, paßt gut auf Euch auf, denn die Rückfälle während der Genesungsphase sind sehr schlimm; Eure Krone im Himmel war noch nicht vollendet; es fehlten noch einige Perlen.

Nun gut,das Leben ist kostbar im Angesicht des Glaubens und der Liebe zu Gott; ein Augenblick des Leidens in dieser Welt, den man aus Liebe zu Gott erduldet, gereicht ihm zu größerer Ehre als Tausende von Jahren, die im Fegfeuer verbracht werden.

Und Ihr, meine lb. Nanette, müßt wohl auch recht leiden: nach so vielen schlaflosen Nächten und den ganzen Tag über in Sorge! Möge Euch der lb. Gott stützen und Euch alles hundertfach belohnen. Wer leidet, betet; und die Nächstenliebe ist die erste der Tugenden und die Vollendung der Frömmigkeit; ängstigt Euch daher nicht, wenn Ihr Euch nicht sammeln und beten könnt, wie Ihr es möchtet; der lb. Gott kennt Eure Wünsche.

Gestern hatte ich die Freude, Herrn Bernard, Euren Cousin, zu treffen; wir haben lange geplaudert über seine Schwester, über Euch und La Mure. Er ist ein reizender Mensch.

Dankt seiner hervorragenden Frau in meinem Namen, daß sie ihn daran erinnert hat, daß ich in La Seyne bin.

Adieu, meine guten Schwestern; bitte um Eure Nachrichten.

Euer ganz ergebener Bruder

Eymrd, p.m.

P.S. - Es geht mir gut.


Nr.0340

An Frau Tholin

Alles für Gott allein.

16. März 1852.

Gnädige Frau und liebe Schwester im Herrn!

Heute empfing ich Ihren lb. Brief, und um Ihnen meinen guten Willen zu zeigen, antworte ich Ihnen sogleich.

Vor allem danke ich mit Ihnen dem guten Meister für die kostbaren Gnaden, die er Ihnen gewährt. Ihr Leben, teure Schwester, sei ein Leben der Danksagung, wie es auch in der himmlischen Herrlichkeit sein wird.

Sie haben nichts zu fürchten, wenn Sie sich in Nachahmung Unseres Herrn als ein Opfer der Liebe Gott hingeben; lassen Sie sich führen, wie der kleine Isaak durch seinen Vater Abraham, oder besser noch: wie unser göttlicher Erlöser selbst.

Sie tun gut daran, Ihre Empfindungen niederzuschreiben, wenn Sie sich dazu hingezogen fühlen; aber es geschehe vor allem zu Ihrer eigenen Erbauung, nach dem Beispiel der seligsten Jungfrau Maria, die alles in ihrem Herzen bewahrte, was sie von Jesus, ihrer Liebe und ihrem Alles, gesehen und gehört hatte. Ich bin der Ansicht, daß Sie den Vorschlag jenes guten Mädchens annehmen sollten, vorausgesetzt, daß Sie dadurch nicht Ihren Weg der Einfachheit und Verborgenheit verlassen.

Und dann beten Sie für mich; ich komme kaum dazu.

Sie können das Buch "Der innerliche Christ" lesen; nehmen Sie aber nur das für sich heraus, was zu dem Ihnen vorgezeichneten Weg paßt.

Ich segne Sie doppelt nach Ihrer Mitteilung, daß Sie den Lateinunterricht Ihrer Kinder übernehmen. Die ersten Lektionen sind leicht; legen Sie dabei den Hauptakzent auf die Deklinationen und Zeitwörter; das ist das Wichtigste, und Sie verstehen davon genug. - Ich werde Ihnen später eine sehr nützliche kleine Arbeit über den Fortschritt in dieser Sprache schicken.

Sie machen mir immer große Freude, wenn Sie mir von Ihrer Familie erzählen; alles, was Sie angeht, ist mir teuer im Herrn.

Leben Sie wohl, liebe Schwester; ich verbleibe in der göttlichen Liebe

ganz Ihr

Eymard.

P.S.: Ich hoffe, bald jene Blätter zu erhalten, die Sie in Güte in Puylata hinterlegt haben, und wofür ich Ihnen herzlich danke.

An Frau Tholin-Bost

in Tarare (Rhône).

(1) Vgl. Brief Eymard's an Fräulein David, Direktorin des III. Ordens, unter dem Datum 19. Dezember 1850, sowie vom 26. Jänner 1852, der an dieselbe Person in La Seyne geschrieben wurde.


Vorhergehende Briefe / Folgende Briefe

Index Briefe Bd. 1 / Index Französisch / Index Eymard