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Nr.0301

An Herrn Gaudioz

Alles für Gott allein.

La Seyne, 1. Dezember 1851.

Teurer Freund und Bruder in Maria!

Ihr Brief hat mir eine recht große Freude gemacht, denn Ihre Familie gilt mir wie meine Familie und ich liebe Sie wie einen guten und teuren Bruder. Ich besuche Sie oft (im Gedanken) von hier aus und segne Ihr Geschäft, Ihre Sorgen und Arbeiten. Ich danke Gott innig für die Gnaden, die er Ihnen gewährt und in seiner Güte noch gewähren wird, denn er liebt Sie wie ein Vater. Auch wenn er Ihnen ein paar kleine Kreuze schickt, sollen Sie diese annehmen, sie kommen vom Himmel und von seiten der Liebe Unseres Herrn. Wehe dem, der in dieser Welt kein Kreuz zu tragen hat! Dies ist ein Beweis, daß ihn Jesus, unser Heiland, dessen nicht für würdig hält.

Aber mit den Kreuzen gibt es ein Geheimnis: man darf sie nicht in ihren Leiden und Opfern betrachten, das würde Angst erzeugen; man muß vielmehr in ihnen den Willen und die Gnade Gottes sehen, dann ändern sie ihr Wesen: sie werden leicht und trostreich. Die unangenehmsten Kreuze sind die innerlichen Versuchungen; alle Heiligen haben solche gehabt, so seien Sie nicht allzu traurig wegen der Ihren. Der lb. Gott läßt sie zu, um Sie zu demütigen und Sie zu zwingen, etwas mehr zu beten und zu den Sakramenten zu gehen, um daraus Kraft zu schöpfen.

Fürchten Sie diese Versuchungen nicht zuviel, mißachten Sie sie eher und prüfen Sie sie nicht in der Verwirrung des Herzens. Sie müssen sehr aufpassen auf eine Versuchung, die Ihnen der Teufel antun möchte: es ist die Versuchung der Verwirrung und der Entmutigung nach den leidvollen Versuchungen, von denen Sie mir schreiben. - Nehmen Sie sich sehr in acht davor, und wenn Sie nicht eine Sünde als klar und ganz eindeutig sehen, nehmen Sie an, daß es überhaupt keine Sünde war; mißachten Sie Ihre Zweifel und Befürchtungen.

Der lb. Gott erlaubt auch diese kleinen Wolken mit Ihrer guten Gattin zu Hause, damit der Vollkommenere der Großmütigere sei. Im Grunde sind das kleine Armseligkeiten; somit genügt ein kleines Wort, ein kleiner Vorschuß, ein bißchen Freundlichkeit, um sie zu zerstreuen.

Sie sind beide gut, aber der Dämon eifert gegen diese schöne Harmonie Ihrer Frömmigkeit. Ach, der Friedensrichter hätte keine große Mühe, um zwischen so christlichen Herzen den Frieden zu stiften.

Führen Sie Ihre kleine Betrachtung brav weiter, teurer Freund: man hat es nötig, über die wichtige Angelegenheit seines Heiles nachzudenken.

Die Sakramente nicht vergessen! - Durch eine Kommunion stärken Sie sich für mehrere Tage, und der lb. Gott ist gütig, - er verlangt so wenig von einem Herzen, das sich sehnt, gut zu leben.

Sie machen mir Freude, wenn Sie mir vom Dritten Orden erzählen. Ja, es ist eine Gnade, ihm anzugehören; ich hoffe, der lb. Gott wird ihn immerfort segnen. Ich bete gerne für meine teuren Brüder.

Adieu, teurer Freund und Bruder; berichten Sie mir von Zeit zu Zeit von Ihnen. Ihre Nachrichten sind mir immer angenehm.

Eymard.


Nr.0302

An Mariette Guillot

Alles für Gott allein.

La Seyne-sur-Mer, 2. Dezember 1851.

Ihr lb. Brief, meine Tochter, hat mir sichtliche Freude bereitet; haben Sie keine Angst, mir von Zeit zu Zeit ähnliche Briefe zu schreiben, sie werden mir stets gefallen, denn Sie wissen, daß Ihre Sorgen meine Sorgen, Ihre Freuden meine Freude sind; und daß ich Ihre Familie wie meine eigene liebe.

Ich bin besorgt, Sie krank zu wissen, Sie, die Martha, die Mutter des Hauses. Bitte schonen Sie Ihre Gesundheit aus Liebe zu Gott und zu Ihren Schwestern. Wenn Ihnen die Homeopathie guttut, umso besser. Es gibt Leute, denen sie hilft. Herr Rapou ist ein guter Christ; man hält ihn für einen guten Arzt; Sie könnten es bei bei Herrn Fayotte versuchen, ich würde ihm den Vorzug geben. Wenn Sie jedoch niemanden brauchen, so wäre es noch besser; Sie brauchen Frieden, Ruhe und Beruhigungsmittel: alles konzentriert sich auf das Ziel.

Sie schreiben mir, daß Ihre Seele krank wäre. Aber, wer ist schon nicht kränklich und leidend? Wer liebt und dient Gott in vollkommener Weise?

Sie haben die richtige Medizin gefunden, nämlich das Verlangen, Gutes zu tun, sich wegen Ihrer geistlichen Schwachheiten und Armseligkeiten zu verdemütigen - und ich füge hinzu: die Liebe zum heiligen Willen Gottes. Ja, haben Sie Vertrauen auf Gott, übergeben Sie sich den Händen dieses guten Vaters, überlassen Sie ihm die väterliche Sorge über Ihre Zukunft .................................................................................................................

Sehen Sie in dieser Zukunft den lb. Gott, der seine Güte verbirgt, um sie Ihnen ersehnens- und erbittenswert zu machen.

Der gute Gott wird niemals eine Seele im Stich lassen, die seine Liebe auf den Kalvarienberg gestellt hat.

Ja, Sie können Ihre Kommunionen empfangen und einen Tag durch einen anderen nach Ihrer Wahl ersetzen. Das ist eine Regel für Sie. Unterlassen Sie die Kommunion nie freiwillig, Sie brauchen sie zu sehr; gehen Sie stets mit Vertrauen und Demut zur Kommunion, mit dem Wunsch, es besser zu machen und Unseren Herrn eifrig zu lieben, und Sie werden es sehr gut machen. - Sehen Sie, meine Tochter, dienen Sie dem lb. Gott durch Treue, weil er es will, und nicht, weil es süß und liebenswert ist, ihm zu dienen.

Erledigen Sie die Dinge aus Pflicht, ohne Eigennutz; je kälter das Herz ist, je trockener und leidender es ist, umso größer ist das Opfer und Gott wohlgefälliger. Also Mut, meine teure Tochter, im Himmel haben Sie Zeit zur Freude und zur Erholung. Diesen Himmel müssen Sie aber betrachten als Verherrlichung des Kalvarienberges. Infolgedessen sollen Sie das Kreuz lieben, das dort hinaufführt, das dessen Pforte, Zepter und Thron ist.

Adieu, gute Tochter, Unser Herr helfe Ihnen und heile Sie.

Eymard.

An Fräulein Guillot Mariette, Lyon.


Nr.0303

An Frl. v. Revel

Alles für Gott allein.

La Seyne, 3. Dezember 1851.

Gnädiges Fräulein!

Ich möchte Ihren letzten Brief beantworten, und ich tue es mit Freuden. Alles, was Sie interessiert, interessiert auch mich. Zuerst möchte ich Ihnen danken für Ihr lb. Gedenken. Es ist mir kostbar und ich erwidere es in reichstem Maße. Wie gut sind doch das Gebet und der Himmel für die Freundschaft! Auf diesem Weg hegt man immer fort die süße Hoffnung, sich am Tag des Himmels wiederzusehen.

Mit Freude werde ich die 9 Messen für Ihren Bruder und meinen teuren Sohn in Jesus Christus abhalten. Alle Tage habe ich ihn im Geiste gegenwärtig; es scheint mir immerfort, ihn vor mir zu sehen. O welch große Gnade hat ihm doch der lb. Gott gewährt. Ich halte ihn für gerettet.

Adieu, teure Tochter im Herrn, denken Sie nicht an den Tod, sondern an das Leben in Gott, dessen tägliches Sterben nur ein Beweis und eine Nahrung darstellt. Trennen Sie daher nicht den Tod von Gott, unserem Vater, der das Sterben wünscht, um die Vereinigung mit seiner Liebe zu vollenden.


Nr.0304

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein.

6. Dezember 1851.

Meine Tochter, ich habe eben Ihren Brief erhalten; ich habe ihn mit viel Interesse gelesen. Das Glück Ihrer Familie macht mein Glück aus. Das Ihre ist am Kreuz, aber mit Unserem Herrn. Zerbrechen Sie sich also nicht den Kopf über meinen Zustand. Ich erfreue mich der Gesundheit wie in Lyon; ich habe hier alles, was es braucht, um das zu sein, was man glücklichsein nennt. Wenn gesagt wird, daß ich mich langweile, täuscht man sich. Daß es keine Opfer zu bringen gibt: ja, es gibt solche; und ich brauche hier mehr Gnaden als anderswo; auch rechne ich mit den Gebeten meiner guten Töchter.

  1. Soll man diesen Brief jedem einzelnen Mitglied zum Lesen geben? - Wenn dies etwas Gutes bewirkt, bin ich gerne damit einverstanden. Ich kenne dessen Inhalt nicht mehr; alles, was ich weiß, ist, daß ich bei dessen Niederschrift an alle gedacht habe.
  2. Bzgl. P. Lagniet: er wußte, daß ich Ihnen ein paar Zeilen für alle versprochen habe. Ich hatte damit in Lyon angefangen, aber ich sehe keinen großen Nutzen darin, ihn P. Lagniet lesen zu lassen; das hieße ihm eine zu große Bedeutsamkeit beimessen. Ich überlasse das alles der Klugheit.
  3. Ja, ich möchte den Rat wirklich so, wie ich ihn Ihnen angegeben habe; Frl. v. Revel würde einige in Anspruch nehmen; das war meine Idee; Sie haben sie erraten.
  4. Auch die Krankenpflegerinnen; aber Frau Gal wird es nicht wollen; sehen Sie zu.

Gott liebt und behütet Frankreich - Maria ist seine Königin - der hl. Michael dessen Schutzherr.-

Zuversicht und Gebet!

Ihr in Christus ergebenster

EYD.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon (Rhône).


Nr.0305

An Marianne

Alles für Gott allein!

La Seyne-sur-Mer (Var), 12. Dezember 1851.

Meine lieben Schwestern!

Ich danke Euch herzlich für Euren lb. Brief. Er hat mir eine empfundene Freude gebracht, wie alles, was von Euch kommt. Ich bin betrübt zu erfahren, daß Ihr krank gewesen seid, meine gute Schwester. Vernachläßigt nicht diesen Gesichtspunkt:ein kleines rasch eingesetztes Heilmittel kommt oft einer großen Krankheit zuvor, wie einige Auflagen von Malve oder Leinsamen, vielleicht einige Blutegel. Ihr tätet gut, stets etwas Arnikawasser bei der Hand zu haben, es ist ausgezeichnet in solchen Fällen. Man findet es in Grenoble.

Ich hoffe, daß die Maristenpatres in La Mure den Trost genießen, ihre Seelsorgsarbeit gesegnet zu sehen, P. Ducourneau dürfte den Leuten von La Mure sehr gefallen. Er ist sehr gütig. P. Dominget ist ein Mann des Glaubens und der P. Codina ein kleiner Heiliger.

Ich bete viel für La Mure, daß es der lb. Gott heilige und glücklich mache. Das Jubiläum fällt in die Mitte aller unserer schwerwiegenden Ereignisse; es wird unsere Heimat beruhigen. Es ist ein großes Glück, daß der Präsident über diese unglücklichen Blinden und Schuldigen den Sieg davongetragen hat. Der gute Gott hat uns vor großem Unglück bewahrt, denn all diese Bösewichte hatten fürchterliche Pläne: der lb. Gott liebt Frankreich und läßt es nicht im Stich. Wir müssen für den Präsidenten fleißig beten, daß der Herr ihn leite und beschütze; aber man soll klug sein. Hier sind wir sehr ruhig, nichts ist uns passiert; so macht Euch also über uns keine Sorgen. Ich wollte Euch sofort schreiben, um Euch zu beruhigen.

G u t e s t u n u n d r e d e n l a s s e n, denkt stets an diesen Leitspruch und beunruhigt Euch nicht über all das, was man Euch eventuell sagen könnte. Ihr seid die einzigen Personen, an denen ich in der Welt hänge.

Adieu, lb. Schwestern, Jesus und Maria mögen Euch in ihrem hl. Gewahrsam halten.

Euer ganz ergebener

Eymard, p.m.


Nr.0306

An Frau Franchet

Alles für Gott allein

(und für Sie allein)

16. Dezember 1851.

Gnädige Frau!

Sie sind also immer noch leidend, gebrochen, auf Ihrem Kreuz! Ach! Dies ist auch für mich ein großes Kreuz, Sie so gekreuzigt zu spüren. Ich weiß, daß Sie mehr leiden als die anderen; das Unglück ist aber, daß Sie oft allein leiden, auf sich selbst konzentriert; somit unterliegt die arme Natur unter dem Gewicht so vieler Schmerzen; und wenn sich die Versuchungen wieder einstellen wie erschreckende Stürme, wenn die Liebe Gottes nicht mehr spürbar ist, wenn die Frömmigkeit selber nur mehr ein Opfer von habitueller Tugend ist, dann begreife ich, wiesehr Sie leiden müssen, meine lb. Tochter im Herrn, und daß dann Ihr Mut entsetzt zurückschreckt vor einer Zukunft, die Ihnen so düster und so opfervoll erscheint.

Bei Ihnen tröstet mich aber, daß der lb. Gott noch immer Ihr guter Vater ist, und daß Sie ihm trotz allem weiterhin dienen wollen und immer dienen werden; mit einem Wort: bei Ihnen ist das Herz besser als der Kopf, und der Wille zum Guten ist stärker als jener zum Bösen; das bedeutet eine Gnade Gottes. O nein, meine teure Tochter, Sie sollen den Dienst an Unserem Herrn nicht aufgeben, weil Sie ihn nur am Ölberg und auf dem Kalvarienberg in seiner Verlassenheit finden. Was, Sie wollen diesen gutem Heiland gegenüber weniger großherzig sein, als Sie es zu Ihren Freunden gewesen sind, und ich würde beinahe sagen, zu denen, die Ihnen Böses angetan haben? Nein, nein, das ist in einer Seele nicht möglich, die Gott über alles geliebt hat und die nur ihn will und die nur leidet, weil sie sich von Gott aufgegeben hält; nein, liebe Schwester, der lb. Gott gibt Sie nicht auf; wären Sie noch in Ihrem früheren Zustand der Ehre, des Vermögens, dann würde ich sagen, ja, Ihre Furcht ist berechtigt, denn Sie hätten nicht das Siegel der Auserwählten und der großen Seelen. Sie würden behandelt wie ein unnütz gewordenes oder dahinwelkendes Glied; aber wenn ich Ihre Opfer zähle, wenn ich Ihre Schmerzen überlege, oh, dann segne ich Sie tausendmal mehr, ich danke Gott, daß er Sie so nahe bei sich stellen will auf dem Liebesweg des Kalvarienberges, und wäre ich nicht so schwach, würde ich Sie um Ihre Kreuze beneiden.

Schauen Sie, meine gute Tochter! Ihre Leiden sind nur Leiden des Herzens! Ist das nicht genug? werden Sie mich fragen. Ja, das ist wahr, aber so ist das Opfer einfacher, das Heilmittel wirkt rascher, die L i e b e z u G o t t i s t r e i n e r. Gott mehr lieben als sich selbst, Gott lieben durch das Opfer der Liebe seiner selbst, hoffen gegen alle Hoffnung, lieben durch das Kreuz, Sie würden die anderen auf die leichte Schulter nehmen, nicht wahr? Aber Sie wissen doch, daß sich Unser Herr nur auf dem Herzen ausruht, daß er nur über das Herz regieren will wie auf seinem Thron. - Aber ich leide zu viel und zu einsam! Ich fühle mich nicht mehr stark genug, meine frühere Lebensweise fortzusetzen und es wird mir unmöglich!!... nein, es ist nicht unmöglich, es ist im Gegenteil das beste Mittel, daß Sie mit sich selbst in Frieden sind, in einer heiligen Freiheit, ja Sie werden sogar stärker inmitten Ihrer Opfer, Sie haben übrigens darin die erfreuliche Erfahrung gemacht. Um in Frieden zu sein, haben Sie es notwendig, gegen sich selbst gehorsam zu sein, diese Dinge zuerst einmal aus der Tugend heraus mitten aller möglichen Bewährungen zu üben, der Frieden kommt erst nachher ...bezüglich der inneren Freiheit: sie ist verknüpft mit der Reinheit Ihrer göttlichen Liebe; die Kraft liegt bei Ihnen in der Geduld, im Vertrauen; und um Ihnen meinen ganzen Gedanken mitzuteilen: Sie haben es nötig zu leiden, damit Sie ganz mit Gott vereinigt sind. Aber, meine lb. Tochter, Sie sind noch allzusehr Sklavin der äußeren Mittel, Sie leben zu sehr mit Ihren Kreuzen als Kreuzen, Sie leben zu viel mit sich allein; oder aber Sie wollen zu sehr mit Gott allein leben. Mit Gott allein leben, das ist sehr gut, aber das ist erst im Himmel möglich, man muß mit Gott leben und mit allem, was Gott in seiner Liebe will. Ich bitte innig diesen guten Vater, seiner bevorzugten Tochter die ganze Reichweite dieses Gedankens begreifen zu lassen; das genügt für den Augenblick. Lassen Sie mich nun in aller Einfachheit sagen: wählen Sie sich einen Seelenleiter, entscheiden Sie sich, Sie haben es nötig. - Ich gebe Sie nicht auf, aber Sie brauchen jemand in Ihrer Nähe. Halten Sie sich darüber hinaus genau an Ihre geistlichen Übungen, Ihren Kräften entsprechend, nicht mehr.

Seien Sie eine gute Krankenpflegerin des Dritten Ordens. Ich erwarte dies von Ihnen.

Adieu, gute Tochter,

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0307

An Frau Franchet

Alles für Gott allein und für Sie allein.

La Seyne, 31. Dezember 1851.

Ich habe Ihr Schreiben gelesen und nochmals gelesen, lb. Tochter, und möchte schnell darauf antworten; Ihr Zustand hat mein Mitleid erweckt und meine Gebete für Ihre teure Seele verdoppeln lassen; ich brauche Sie nicht zu bitten, darüber Stillschweigen zu bewahren, ich bin so verspätet mit der Beantwortung alter Briefe.

Sie schreiben, daß Ihnen mein Brief ein bißchen wohlgetan hat. Oh, Gott sei dafür gepriesen! Ich möchte Ihnen soviel Gutes tun! Ich behaupte nicht, um Sie glücklich zu machen, Sie werden es niemals, sondern erst im Himmel sein; nein, vielmehr deshalb, um Sie nach dem Herzen Gottes zu formen, dann werden Sie sich auch in Ihrem Herzen und überall wohlfühlen. Ja, Ihre Seele ist mir sehr teuer, der lb. Gott hatte sie mir anvertraut; und glauben Sie mir auch, daß ich mich stets jetzt und in Zukunft um sie bemühen werde, Sie nehmen den ersten Rang ein. Ich komme zu Ihren Fragen.

  1. Um im richtigen Gewissenszustand zu sein, haben Sie keine Überprüfung der Vergangenheit nötig; ich glaube, daß Ihnen ein solcher Rückblick in die Vergangenheit im Augenblick nicht sehr nützlich sein würde; ich werde Sie diesen später machen lassen, wenn es Gott will. Aber wenn meine Beichten ungültig sind? N e i n. Aber vielleicht sind sie zweifelhaft? Und wenn sie es wären, das Sicherste für Sie ist es, sie der göttlichen Barmherzigkeit anzuvertrauen und ruhig zu bleiben. Sie geschahen in Aufregung, in Verwirrung, das ist alles, was Sie von ihnen sagen können; im Notfall könnten Sie sich am Ende einer gewöhnlichen Beichte mit allgemeinen Worten folgendermaßen anklagen: "Ich klage mich aller Verfehlungen an, über die geringe Andacht bei den Sakramenten der Beichte und der Eucharistie"; das genügt.
  2. Es ist nicht notwendig, in der Beichte von seinen Versuchungen zu sprechen, dies ist nicht Materie des Sakramentes, sondern Stoff für die Seelenleitung; nun ist aber die Seelenleitung freigestellt. Aber ich stimme doch zu? Dann wären es Sünden und man müßte sich ihrer anklagen, wie man auch die Wahrheit sagen muß, wenn der Beichtvater danach fragt; aber Ihre Versuchungen im Zustand der Verwirrung und Angst sind nur Kummer, und wenn Sie dabei nicht klar sehen, dann ist es natürlich ein Akt der Freiheit und des Willens, es gibt nichts als ein weites Feld für das Leiden und das Verdienst - fliehen Sie dieses brennende Gelände, schauen Sie auf der Flucht nicht zurück, dann kann die Verwirrung nicht zu einem Zustand werden. Beschäftigen Sie sich nicht mit Ihren Versuchungen, meine gute Tochter, Sie beschäftigen sich vielleicht zuviel mit ihnen. Wie soll ich das anstellen? werden Sie mich fragen. Sagen Sie: O mein Gott, lieber sterben als dich beleidigen! Mein Jesus, du weißt, daß ich dich liebe. O mein Vater, wann wirst du mich von diesem Leib der Sünde befreien? O Jesus, wie leide ich doch, o Maria, tröste mich! Das ist alles, was Unser Herr von Ihnen will, meine gute Tochter; beachten Sie, daß diese Versuchungen oft erst kommen, wenn man Gott mehrmals vergessen hat, oder sie sind der Vorläufer irgendeiner Gefahr, es ist das Wort: Wer aus Gott lebt.
  3. Es wurde mir gesagt, daß man dem Dritten Orden einen Direktor geben werde. Versuchen Sie es mit ihm; Sie beunruhigen sich allzusehr wegen Ihrer Beichten; hier gebe ich Ihnen ein Muster:

1.Ich klage mich aller schuldbaren Nachlässigkeiten in meinen Frömmigkeitsübungen an. Ich habe sie aus Nachlässigkeit (x-mal) unterlassen.

2. Aller meiner Untreuen gegen die Gnade, aller meiner unterlassenen Abtötungen.

3.Ich... alles dessen, was bei den Versuchungen, die ich gehabt habe, Gott hätte beleidigen können, gegen den Glauben, gegen das Vertrauen auf Gott, gegen die hl. Tugend. Ich klage mich so an, wie es der lb. Gott für schuldbar ansieht (man hat mir verboten, daß ich mich darüber prüfe). Dies wird die Antwort sein auf die Fragen über diese Versuchungen.

4. Gegen die Nächstenliebe, einige wenig liebevolle Worte... ich war nicht sanftmütig genug zu den Meinen.

5. Ich klage mich der Sünden der Eigenliebe an. Das ist alles und dies genügt vollkommen.

4. Muß man in den Gewissensentscheidungen gehorchen? Ja, damit Sie sich unter die besondere Seelenleitung des Gehorsams stellen; beeilen Sie sich nicht, man muß seinen Ananias Unseres Herrn finden; es braucht etwas, was uns das Herz öffnet, es bedarf des Gnadenzuges, der Gnade Gottes. Sie haben das Notwendige für den gewöhnlichen Seelenzustand; dies sind die gegebenen Entscheidungen, das ist Ihre Tagesordnung, das ist das Kreuz unseres göttlichen Heilandes. Für das Außergewöhnliche wage ich nichts zu sagen, Sie können auf meine Hilfe rechnen; ich bin sehr weit entfernt, aber Sie haben immerfort Unseren Herrn und Ihr Heilmittel bei der Hand.

5. Was tun, um aus diesem Zustand herauszukommen? Nichts, meine Tochter, in Geduld auf den Zeitpunkt Gottes warten, darin leiden aus Liebe zu ihm, alles, was seine Liebe will, das Sie erleiden sollen und solange sie es will zu seiner größeren Ehre.

Dies nennt man die reine Liebe. Es ist die vollkommenste, die läuterndste und die am meisten kreuzigende Liebe.

Nur Mut, meine gute Tochter! Die reine und vollkommenste Liebe, diese wünsche ich Ihnen in diesem neuen Jahr. Ich sehe die Eifersucht des lb. Gottes auf Ihr Herz, weil er es zur Gänze will, ganz für sich und gleichzeitig ganz für alle; das Mittel, dessen er sich bedient, ist das innerliche Leiden, vor allem die Abgeschiedenheit, die Machtlosigkeit der Geschöpfe, Sie zu trösten. Ach, teure Tochter, die Liebe, die gerade auf Gott zugeht, wird immer prompter und reiner; erbitten Sie von Unserem Herrn die Wissenschaft der Liebe zum Kreuz! Lassen Sie sich verwunden durch die göttlichen Pfeile mit mehr Frieden, und vermeiden Sie die Aufregung, die Hektik, wie man den Tod meidet.

Adieu also in Unserem Herrn; möge Sie seine heilige Gnade stützen, seine Liebe mache Sie stärker als alle Stürme und der Tod.

Eymard.


Nr.0308

An P. Mayet

(Ende 1851) (La Seyne?).

Guter und lieber Pater!

Danke für Ihren lb. Brief: er ist wie eine Freundesstimme gekommen, um mich in meiner Zelle etwas zu trösten, wo ich einsam und mit Gott allein meine Tage und Nächte verbringe. - Ich bin hier zufrieden, weil mich der lb. Gott hier haben will; ich überlasse mich seinem hl. und liebenswürdigen Willen, weil er ja nur mein besseres Wohl möchte. Diese kleinen Schläge durch die Vorsehung tun der Seele gut, sie reinigen sie und knüpfen die Bande, welche sie an Gott allein binden, enger. Ich brauche das alles, um hier glücklich zu sein.


Nr.0309

An Herrn E. v. Leudeville

o.D.

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Wie gut Sie sind, lb. Bruder, mir eine so teure Erinnerung zu bewahren! Seien Sie fest überzeugt, daß ich sie Ihnen erwidere; und sollte ich einmal nach Paris kommen, so werden Sie meine erste Nachricht erhalten: unsere Bekanntschaft war so von der Vorsehung bestimmt!

Bleiben Sie stets der heilige Johannes Mariens, ein guter Tertiare. Sie werden es sein, wenn Sie täglich Ihre Betrachtung fortführen, u.zw. arm, aber treu. Der hl. Augustinus sagt: "Die Betrachtung ist das Amt unserer Bettelei bei Gott." Was tut also ein Armer, und welches sind seine Tugenden?

Seine erste Tugend ist die D e m u t; deswegen bleibt er an der Tür stehen und gebraucht eine bescheidene Ausdrucksweise.

Die zweite Tugend ist die G e d u l d: er kann warten und hoffen. Nichts schreckt ihn ab; er bedient sich der Demütigungen und Abweisungen, um redewendiger zu werden.

Die dritte Tugend ist die D a n k b a r k e i t; sie öffnet ihm alle Türen und erreicht es, daß man ihn schließlich mag und achtet.

So seien Sie ein guter Armer des lb. Gottes; benützen Sie Ihre Zerstreutheiten, Ihre Trockenheiten, ja sogar Ihre Sünden als Rechtsansprüche für die unendliche Güte Gottes.

Kennen Sie die "M e d i t a t i o n e n d e s h l. T h o m a s" von hochw. Pater Antonin Massoulié, gedruckt bei Sagnier in Paris, Heilige-Väter-Straße 64? Ich empfehle sie Ihnen, es ist ein ausgezeichnetes Werk.

Ich habe dem lb. Gott und seiner heiligen Mutter für diese schöne Bekehrung innig gedankt. O ja, Gott ist gut, und Maria allmächtig! Ich will auch für die andere Person beten.

Sie aber, lieber Freund und Bruder, lege ich jeden Morgen um 7 Uhr mit mir auf die Patene; Ihre Seele ist mir ebenso teuer wie die meine.

Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit; Ihre Briefe bereiten mir große Freude.

Stets in Jesus und Maria verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.

P. S. Superior des Pensionates in La Seyne-sur-Mer, über Toulon (Var).


Nr.0310

An Marianne

Alles für Gott allein.

La Seyne, 1. Jänner 1852.

Meine lieben Schwestern!

Als gutes Patenkind schulde ich Euch wenigstens einen Neujahrsbrief mit guten Wünschen. Aber was soll ich Euch wünschen? Eines Tages den Himmel, hier auf Erden eine etwas größere Liebe zu Gott und vor allem eine große Liebe zu Gott im Leiden. Das ist der sichere Weg, der kurze und vollkommene Weg, auf welchem alle Heiligen und alle von Gott bevorzugten Seelen gegangen sind. Das ist das tägliche Martyrium, welches uns für den Himmel vorbereitet. Aber das Kreuz ist für die Natur immer schwer und unangenehm, man gewöhnt sich nicht an das Leiden. Der lb. Gott läßt es zu, um unsere Verdienste zu vermehren und unsere Opfer ständig zu erneuern. Wohlan, meine lb. Schwestern, nur Mut! Bald werden wir in die himmlische Stadt des Friedens und des Glückes gelangen. Lassen wir uns von den Menschen kreuzigen, aber blicken wir zum Himmel empor, hier ist das Ziel von allem.

Ich habe am Weihnachtstag eifrig für Euch gebetet, wie üblich habe ich die Mitternachtsmesse für Euch dargebracht. Am Neujahrstag bin ich um 4 Uhr früh vor das Hl. Sakrament hingetreten, um Euch ein glückliches Neujahr zu wünschen. Dabei habe ich das Gebet wiederholt, welches Ihr mich in meiner Kindheit gelehrt habt: "Mein Gott, ich bete den ersten Tag des Jahres an, gib mir als Neujahrsgeschenk ein brennendes Herz in Liebe zu dir."

Mit Beklemmung habe ich vernommen, daß Ihr etwas leidend gewesen seid; ich preise den lb. Gott, daß es Euch bessergeht. Gebt sehr acht auf Euch in diesen kalten und eisigen Tagen, schaut auf Euch, um noch besser dem lb. Gott zu dienen.

Ich habe Nachrichten von den Fräuleins Guillot erhalten; sie haben wohl ihre Kreuze; schreibt ihnen von Zeit zu Zeit; das macht ihnen Freude.

Ich kann sagen, daß es mir gutgeht; wir haben ein sehr schönes Wetter. Es ist hier so warm wie in La Mure in den Tagen des Monats Mai.

Wir hatten es sehr ruhig, es ist uns nichts zugestoßen. So glaubt also nicht all den bösartigen Nachrichten, die man Euch zutragen könnte.

Betet stets für mich. Jeden Tag empfehle ich Euch am hl. Altar und verbleibe in Unserem Herrn, lb. Schwestern, Euer Bruder

Eymard, p. m.

An Fräulein Eymard Marianne,

du Breuil-Straße, La Mure d'Isère.


Nr.0311

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein.

La Seyne, 1. Jänner 1852.

Meine teure Tochter, ich möchte Ihnen an diesem so schönen Tag des Herrn meine Erstlingsgaben bringen; ich möchte Ihnen mitteilen, daß ich Sie alle heute früh Gott in Unserem Herrn beim hl. Opfer dargebracht habe. Und es war ein Trost für mich, daß ich Sie am hl. Altar als meine Töchter in seiner göttlichen Liebe nennen durfte. Meine Wünsche für Sie alle sind immer und jeden Tag die gleichen: daß Sie unseren göttlichen Heiland vollkommen lieben als den einzigen Gott Ihres Herzens; daß Sie in seiner Liebe das zu leiden verstehen, was er Ihnen an Mühen und Kreuzen schickt; und daß Sie aus Liebe zu diesem guten Meister das Leiden lieben, vor allem jenes, das Sie nicht gewählt haben, sondern das Ihnen der lb. Gott aus seiner guten Hand sendet. Ohne Liebe keine Tugend, ohne Leiden keine Liebe.

Aber ich sehe, daß Ihnen der lb. Gott einen breiten Anteil in seiner Liebe zuteil werden ließ, und daß das Feuer des Opfers wie ein ewiges und heiliges Feuer ist, das auf dem Altar vor der hl. Bundeslade brannte. Gott sei dafür gepriesen!

Indessen ist Ihr Haus in den Augen des Glaubens so schön, in den Augen der Freundschaft aber traurig; es erscheint ihr wie ein schmerzvoller Kalvarienberg, das Herz leidet darunter; man möchte mehr Ruhe haben, mehr Gesundheit.......... aber leider! Ich bete den hl. Willen Gottes an und schaue zum Himmel empor, um Mut zu fassen und Sie alle zu segnen.

Ich setze mein Schreiben fort; in diesen Tagen sind wir wegen tausend Dingen ganz durcheinander. Ich habe Ihren guten Brief zusammen mit jenem von Herrn und Frau Gaudioz erhalten; es ist eine wahre Freude, wenn ich von einer Familie Post erhalte, die ich wie meine eigene liebe.

Ich preise Gott, daß er den Sühne-Damen zu Hilfe kommt. Sie brauchen jemand mit fixem Posten. Ich glaube, es wird P. Barjot von Paris, der ehemalige Direktor des Dritten Ordens in Saint-Etienne, sein. Ich halte ihn für sehr innerlich, er ist einfach und klug.

Wenn Sie gefragt werden über die Vereinigung des Dritten Ordens mit dem Sühnewerk, so bin ich verlegen, um Ihnen einen einzuschlagenden Weg vorzuzeichnen.... das ist meine Ansicht: ich wünsche keine Verschmelzung des Dritten Ordens mit dem Sühnewerk. Das würde ihn vermischen und dessen ursprünglichen Geist zerstören. Ich würde einen losen Zusammenschluß der Tertiaren zulassen, aber jede nach ihrer Neigung. Ich möchte nicht die Leitung des Dritten Ordens durch das Sühnewerk, sondern nur Bande brüderlicher Liebe für den Fall, daß diese Damen eine Sektion oder einen Zweig des Dritten Ordens bilden sollten: aber jedes Mitglied nach seiner Neigung und seiner Berufung.

Andererseits liebe ich das Werk der Sühneanbetung, und Lyon erkennt diese armen Klosterschwestern nicht genug an. Es war nicht ich, der dem Bischof die erste Idee für diese Damen gegeben hat, sondern es ist eine Frau, welche diese Damen kannte und welche dem Bischof den Plan ihres Werkes übergeben hat; ich habe nur seinen Willen ausgeführt, aber ich bin darüber sehr glücklich, denn es ist ein gutes und schönes Werk.

Seien Sie unbesorgt, alles wird sich für den Dritten Orden beruhigen; wir wollen nur den hl. Willen Gottes; solange die Angelegenheit nicht klar und augenscheinlich ist, soll der Dritte Orden das Sichere dem Zweifelhaften, das Positive demjenigen, das erst geprüft wird, den Vorzug geben.

Messen Sie alldem, was man dafür oder dagegen sagen wird, keine Wichtigkeit bei; das sind menschliche Überlegungen. Was mich betrifft, so scheint mir, daß ich für alldas, was der lb. Gott vom Dritten Orden bezüglich seiner Form und seiner Natur will, parteilos bin, vorausgesetzt, daß es der Ausdruck seines Willens der Liebe ist.

Ich vereinige mich mit Ihren Gebeten für Ihre arme Schwester Jenny. Ach! Welches Kreuz! Ja, versprechen Sie ihr Laus, vielleicht findet sie dort ihre Gesundheit wieder, dann werden wir uns schon einer anderen Seite zuwenden.

Für heute verabschiede ich mich, es drängt mich, meinen Brief rasch abzusenden; meine Gesundheit ist gut. Bezüglich Ihrer so schmerzvollen Versuchungen betrachten Sie diese als Fegfeuer.

Adieu, ich schreibe Ihnen noch darüber. Aber gehen Sie darüber hinweg.

Und mein Neujahrsgeschenk?

EYD.

Man wird Ihnen aus Paris eine Gußform der hlst. Jungfrau zusenden; nehmen Sie sie in Empfang und bezahlen Sie mit Geld aus der Kasse des Dritten Ordens; 13 Fr. für Ankauf und Porto, glaube ich. Herr Perret ist der Absender.

Danke für das Rezept.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9

Lyon (Rhône).


Nr.0312

An Frl. Stephanie Gourd

Alles für Gott allein.

Frl. Stephanie.

3. Jänner 1852.

Meine lb. Tochter im Herrn, ich möchte Ihren Brief mit einigen Worten beantworten; ich danke Ihnen sehr für die geistlichen Wünsche, die Sie mir entgegenbringen. Ich habe es sehr nötig, daß meine Töchter für meine Bedürfnisse beten: sie sind groß, sehr groß!

Erbitten Sie für mich ein bißchen mehr Liebe zu Gott und zu seinem liebenswürdigen Kreuz.

Fahren Sie fort, meine Tochter, Gott zu dienen für Gott allein. Der Dienst Gottes möge vor unseren Neigungen Vorrang haben. Die Treue, seinen hl. Willen zu erfüllen, sei unsere erste Tugend, die erste Tat unserer götlichen Liebe. Vergessen Sie nie, daß die Liebe im Ölgarten und auf dem Kalvarienberg größer ist als die Herrlichkeit auf dem Tabor.

Das Besondere der vollkommenen Seele ist: das Verharren in der Treue zum traurigen, einsamen und verlassenen Jesus, wie die hlst. Jungfrau, der hl. Johannes und die hl. Magdalena.

Seien Sie nicht überrascht über Ihre Trockenheit und geistliche Unfruchtbarkeit; das ist die Wüste vor dem Gelobten Land, der Feuerofen der Läuterung.

Damit liebt man den lb.Gott mehr als sich selbst.

Was Sie aber bekümmert, sind Ihre Betrachtungen, die von Trockenheit und Schläfrigkeit begleitet werden. Es ist die Kälte bei Ihren Kommunionen.

Führen Sie sie trotzdem stets weiter. Und eines schönen Tages wird Unser Herr, zufrieden mit Ihrer Geduld zu warten; er wird diese Nebel in einen wohltuenden Regen verwandeln.

Sobald Sie sich in diesem Zustand des Unvermögens befinden, denken Sie nicht über die Wahrheiten nach, sondern setzen Sie Tugendakte des Glaubens, des Vertrauens, der Demut und der Liebe, als wären Sie sehr zufrieden.

Je kälter und trockener Ihre Erwägungen sind, desto vollkommener werden sie sein, weil sie wenigstens frei von jeder Rückkehr zur Selbstliebe sind.

Sie tun vielleicht in solch unfruchtbaren Zeiten gut daran, ein Ihrer jeweiligen Verfassung entsprechendes Kapitel aus der N a c h f o l g e C h r i s t i auszuwählen und es bedächtig zu lesen, damit Ihre Seele sanft darin eindringt; versuchen Sie dies bei Ihrer Betrachtung.

Bezüglich Ihrer Kommunion: folgen Sie Ihren Erwägungen, wenn Sie nichts besseres können; aber, meine Tochter, niemals eine Verspannung des Kopfes, niemals dem Herzen Gewalt antun: das würde nur dazu beitragen, Ihre Seele zu erregen und ermüden und sie aus dem Zustand des Friedens und der Sammlung, der mehr als alles wert ist, herauszuziehen.

Seien Sie stets wie ein kleines Kind im Boot, das der lb. Gott steuert. Die Sorge der Vorsehung dem lb. Gott überlassen! Ihre Aufgabe ist es, zur Erfüllung seines hl. Willens bereit zu sein.

Adieu, liebe Tochter! Möge Unser Herr Ihr stetes Zentrum, Ihre Freude und Ihr Bräutigam sein.

In seiner göttlichen Liebe verbleibe ich

Ihr ergebenster

Eymard.


Nr.0313

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein.

La Seyne, 10. Jänner 1852.

Gnädiges Fräulein!

Ich komme mit der Bitte um einen Gefallen Ihrerseits und kann mich an niemand anderen wenden.

Ich wünschte zwei Stutuen der hlst. Jungfrau zu erhalten, um diese in den Höfen des Schulgebäudes unserer Kinder aufzustellen, damit sie diese Gute Mutter beschütze; und damit diese kleinen Kinder sie als ihre Mutter verehren. Die erste Statue würde wie jene in der Kathedrale aussehen, ich möchte sie aus Gipsstein. Sie können Sie bei Gaspari, Saint-Dominique-Straße Nr. 11, finden. Es ist dieselbe wie jene in unserem Schülerheim von Saint-Chamond. Dieser Mann verlangt dafür 75 Francs. Sie werden sehen, ob Sie sie billiger haben können. Die andere Statue sollte aus Gips mit Ölüberzug sein; ich wünschte mir die Darstellung einer Unbefleckten Empfängnis mit geöffneten Armen; dieser Mann verlangt dafür 50 Fr. Wenn sie für 60 Fr. aus Gipsstein zu haben wäre, würde ich sie vorziehen; aber nehmen Sie die erste zu 75 Fr., wenn er keinen Preisnachlaß gewähren will, und die zweite zu 50 Fr.; er wird sich um deren Verpackung und Transport zum Fahrdienst des Herrn Perret kümmern; ich bitte Sie, diesem Herrn meine herzlichen Grüße zu überbringen. Haben Sie die Güte, mit dem Geld zu bezahlen, das Sie zur Weiterleitung an mich haben; wir werden Ihnen die Restsumme verrechnen. Bitten Sie Herrn Perret, uns die Statuen schnell zu schicken, damit wir sie Ende Jänner haben können.

Ich hoffe, eine gute Nachricht aus U. Lb. Frau von Laus zu erhalten.

Ich habe Frl. David noch nicht geantwortet. Ich danke Ihnen für Ihr Schreiben über den Dritten Orden; es hat mir große Freude bereitet. Ich möchte tatsächlich Frl. v. Revel gerne in den Rat einziehen sehen aus dem Grund, den Sie genannt haben: die schwächlichen und leicht verdrehbaren Geister muß man zur Pflicht anhalten, gelegentlich auch mit etwas Härte. Hier gibt es nichts Neues. Es geht mir gut. Frl. du Rousset ist in Toulon; ich habe sie hier gesehen, aber die Begegnung verlief nicht gut, denn ich war sehr gestört. Sie ist eine gute Tochter. Adieu, ich segne Sie. Die Post geht ab.

Ihnen und den Ihren bleibe ich im Herrn ergeben,

EYD.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9,

Lyon (Rhône).


Nr.0314

An Herrn Bethfort

Prozeß in Paris, 45.

La Seyne-sur-Mer, 11. Januar 1852.

Lieber Herr!

Sie sind sehr gütig, noch an mich zu denken. Ich war und bin noch immer sehr dankbar für Ihre herzliche Freundschaft, die Sie mir bezeugen und erhalten. Ja, möge Gott Ihre lb. kleine Tochter segnen und bewahren! Sie ist das Kind des Vertrauens und des Gebetes, das Kind des Wunders. Ich habe oft an sie gedacht und werde noch mehr für sie beten, daß sie eines Tages Ihr Trost und Ihre Ehre werde. Ihre Gattin muß gewiß darüber glücklich sein, der lb. Gott mag sie sehr, und Sie beglücken sie in zweifacher Hinsicht, ein doppeltes Band verbindet Sie nun mit ihr. Gott erhalte dieses Band: die Religion allein kann zwei Herzen glücklich machen, indem sie diese Herzen heiligt.

Zur Zeit leben wir in Ruhe, man kann sich aber keine richtige Vorstellung machen über den Sittenverfall, in welchen dieses unwissende und gleichgültige Volk gefallen ist; man muß das selbst mitansehen. Ich selbst lief Gefahr, zusammen mit dem ganzen Pensionat, das ich leite, massakriert und verbrannt zu werden; diese Ungeheuer wollten mit den Köpfen unserer Kinder Kugel spielen. 2000 Männer näherten sich am 6. Dezember um 1 Uhr in der Nacht; sie waren nur mehr eine halbe Stunde von uns entfernt; weil ein Chef beim Appell fehlte, entschloß man sich, das Unternehmen auf den nächsten Tag zu verschieben, und am Tag darauf wurden wir gerettet.

Unsere Gefangenenhäuser in Toulon, die Festungen, alles ist mit Gefangenen überfüllt; vor drei Tagen hat man 40 gefährdete Frauen herbeigebracht: dies anzusehen, ist schrecklich. Wie müssen wir, teurer Herr, der göttlichen Vorsehung danken und sie dafür preisen, daß sie uns verschont hat!

Bitte richten Sie dem lb. Pfarrer von St. Peter meine herzlichen Grüße aus; und sobald Sie einen Augenblick entbehren können, werde ich von Ihnen und Ihrer lieben Familie mit lebhaftester Freude Nachrichten erhalten.

Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin sende ich meine ergebensten Grüße und verbleibe Ihr untertänigster Diener

Eymard.


Nr.0315

An Marg. Guillot

La Seyne-sur-Mer, 13. Jänner 1852.

Teure Tochter, ich habe nur die Zeit, Ihnen Ihre Seelenleitung zu senden. Ich muß eine Reise von 3-4 Tagen antreten; ich statte dem Bischof von Fréjus einen Besuch ab. Nach meiner Rückkehr werde ich Ihnen über Ihr Innenleben berichten. Es geht mir gut, da ich um 4 Uhr aufstehe und mich um 21.30 oder 21 Uhr niederlege, und da ich mit Gottes Hilfe viel arbeite. Übrigens gibt es für mich hier einen fortgesetzten Akt der Tugend der Verleugnung meines Willens. Möge der lb. Gott dafür gepriesen und verherrlicht werden! Armer Dritter Orden! Wie sich doch alles schüttelt! Aber der lb. Gott und die hlst. Jungfrau lieben ihn!

EYD.


Nr.0316

An Bruder Franz, Maristenbrüder-General

(La Seyne-sur-Mer, 22. Januar 1852)

(Datum des Poststempels)

Liebster Bruder!

Ich habe einen tröstlichen Auftrag bei Ihnen zu erfüllen. Der Herr Bürgermeister unserer Stadt kam heute zu mir mit der Bitte, ich soll Ihnen schreiben und Sie um 4 Brüder für die Stadt ersuchen. Der Herr Pfarrer hegt nur diesen Wunsch, alle ehrenhaften Leute ersehnen nur diese Gnade des Heiles für die verlassene Jugend. Bis jetzt schlug jede Bemühung fehl, der Gemeinderat wollte davon nichts wissen, jetzt aber stehen ausgezeichnete Ratsmitglieder an der Spitze, und dies muß man ausnützen. Bevor er darüber mit seinem Gemeinderat spricht, will unser hervorragender Bürgermeister wissen, ob er mit 4 Brüdern in den Ferien dieses Jahres, mit einem Wort: bei Schulanfang, rechnen kann, ... (Leerstelle in der Daktylographie....) die Bedingungen der Anstalt.

Wenn ich meine Bitte mit der seinen verbinden darf, würde ich Sie, teuerster Bruder, bitten, das Unmögliche möglich zu machen, um dieser Stadt diese Gunst zu gewähren, sie hat einen so dringenden Bedarf danach. - Es würde damit ungeheuer viel Gutes geschehen, es sind fast alles Seeleute. Zudem würde Ihre Nachbarschaft auch uns von großem Nutzen sein, wir werden versuchen, auch Ihnen zu dienen und uns um die Brüder kümmern. Durch diese Gründung öffnen Sie sich die Tore zum gesamten Departement. - Ich erwarte eine ehest mögliche Antwort von Ihnen; aber eine günstige, eine tröstliche Antwort soll es sein, es ist besser, ein anderweitiges Angebot zu verschieben.

Die ganze Gemeinschaft ist wohlauf - wir sind sehr gelassen. - Ich empfehle mich innig Ihren Gebeten und bitte Sie, alle unsere Patres und die lb. Brüder Ludwig-Maria und Johannes Baptist herzlich zu grüßen.

Im Herrn bleibe ich Ihr ergebenster

Eymard

Sup. des Kollegs.

Eilt!

An den Ehrwürdigsten Bruder Franz,

Generaldirektor der Maristenbrüder

in der Einsiedelei bei ST. CHAMOND

Loire.


Nr.0317

An Frau Jordan

Alles für Gott allein!

La Seyne, 22. Jänner 1852.

Gnädige Frau!

Ich habe Ihnen am Neujahrstag ein gutes neues Jahr gewünscht und wünsche Ihnen dasselbe alltäglich am Altar und ich werde es tun bis zu meinem Tode, weil ich es Ihnen versprochen habe und weil Ihre Seele und Ihr ewiges Heil mir ebenso teuer sind wie meine Seele und mein Heil.

Sie haben mir geschrieben und Ihr Brief liegt immerfort vor meinen Augen und wartet auf Beantwortung. Ich kenne Ihre Nachsicht und Sie wissen ja, daß ich Sie nicht vergesse; was ich von Gott besonders erbitte, das ist eine unveränderliche Treue in der Liebe zu seinem heiligen und stets liebenswürdigen Willen, insbesondere was Sie selbst betrifft; daß weder Tröstungen noch Trostlosigkeit, weder Freude noch Leid, weder Geschöpfe noch Entbehrung derselben den Zustand Ihrer Seele beeinflussen mögen; daß es Ihnen gelinge, sie höher zu erheben als jene Regionen der Stürme und all der wechselnden Luftströmungen, daß alles im Gegenteil nur eine Änderung der Übungen, des äußeren Wirkens hervorbringe, während der Wille stets fest vereint bleibe mit dem hl. Willen Gottes.

O glücklich, tausendmal glücklich jene Seele, die von diesem göttlichen Leben lebt! Dann versteht sie die liebeflammenden Worte des hl. Apostels Paulus: "Was kann mich von der Liebe Christi trennen?" Nichts. Die erste Frucht dieser göttlichen Gleichförmigkeit wird die Geduld sein, die Ruhe und Gleichmäßigkeit im Verhalten nach außen; dazukommt der Friede im Innern und Kraft und Großmut im Handeln. Eine Seele, die aus Gott leben will, fragt vor allem anderen nach seinem heiligen Willen; sie scheut sich, zuerst ihr eigenes Herz und ihre eigene Vernunft zu Rate zu ziehen; sie mißtraut sich selbst - und der erkannte Wille Gottes ist für sie höchstes Gesetz, unwandelbare Regel, erste Wissenschaft. Bitten Sie recht den lb. Gott, daß er mir diese Königin der Tugenden verleihe, es wäre die allergrößte Wohltat, die Sie mir erweisen könnten.

Sie wollen, daß ich Ihnen etwas von mir erzähle; mein Leben geht vorbei und fließt dahin wie das Wasser eines Bergstromes - in Hast, Lärm und fast wildem Brausen; in einer Erziehungsanstalt gibt es so viele kleine und große Ereignisse, wechselnde Vorfälle, Besuche! Gott sei dafür gelobt! Aber ich habe reichlich Gelegenheit, beständig meinen Willen zu verleugnen.

Dafür ist das Klima sehr angenehm; der Himmel wunderschön, die Natur in reichem Schmucke und stetem Grün, so daß man meinen könnte, es sei ewig Frühling. Von den Lebensgewohnheiten des Südens kann ich Ihnen nichts sagen, da ich sie sehr wenig kenne; Gott besitzt hier edle, großmütige Seelen. Mehr als in unseren Gegenden hat man hier Gelegenheit, die Macht der Gnade zu bewundern: diese Südländer mit ihren Feuerköpfen, mit der Beweglichkeit ihres Geistes und der Empfindsamkeit ihrer Herzen, werden Heilige, sogar große Heilige. Nur, uns, die wir vom Norden kommen, kostet es Mühe, uns an diese Art zu gewöhnen; wenn aber Gott uns hinschickt, gibt er die Berufsgnade.

Ich konnte mich mit dem Leben des guten Herrn Marceau überhaupt nicht beschäftigen; ich sammle noch immer Notizen über sein Leben und werde Ihnen davon erzählen. Meine aufrichtigsten Grüße an Ihr gutes Fräulein; ich segne es von ganzer Seele. Ich werde Fräulein Agarithe schreiben.

Leben Sie wohl, gute Schwester, und beten Sie für mich.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An Frau Jordan, Castries-Straße 10,

im 2. Bez., Lyon (Rhône)


Nr.0318

An Frl. David, Rektorin des T.O.M.

Alles für Gott allein.

La Seyne, 26. Januar 1852.

Ich möchte endlich, meine lb. Schwester, auf Ihre Sehnsüchte und guten Wünsche für mich antworten; diese von Ihnen ausgesprochenen Glückwünsche sind mir sehr kostbar und vor allem sehr angenehm, denn die teure Familie des III. Ordens ist mir stets lieb und wird es mir bis zu meinem Tod bleiben; und ich schätze mich glücklich, daß ich ihm einige Augenblicke meines Lebens widmen konnte; ich hatte übrigens keine große Mühe dabei; wenn nämlich das Herz liebt, sind die Arbeit und Leiden geistliche Freuden. Ich danke auch dem lb. Gott dafür, daß er Ihnen für den III. Orden dieselbe Einstellung und eine noch größere Hingebung geschenkt hat. Darin besteht der Beweis Ihrer Berufung. Halten Sie stets an diesem ursprünglichen Geist des Dritten Ordens fest; der Geist der Gründung ist die erste Gnade eines göttlichen Werkes. Er ist sein Element, sein Charakter, seine Kraft und seine Ehre. Was gibt es Schöneres und Liebenswürdigeres als den Geist des einfachen und verborgenen Lebens Mariens in Nazaret, die dort mit ihrem göttlichen Sohn und dem hl. Josef lebte! Was gibt es Vollkommeneres als das innerliche Leben! Was ist für die Nächstenliebe nötiger, ja sogar apostolischer, als dieses innerliche Leben unter dem Schleier der Einfachheit und der Bescheidenheit! Welche Werke sind vielfältiger als jene des Dritten Ordens! Er umfaßt alle Berufungen, er identifiziert sich mit allen Neigungen, er sympathisiert mit allen Werken der Nächstenliebe, ohne sich an ein bestimmtes festzubinden, er ist nur auf eines eifersüchtig: auf seinen Namen und seinen Geist.

Pflegen Sie auch den Geist der Nächstenliebe unter Ihren Schwestern. Wenn sich jede an ihre Aufgabe und an die Liebe zur Regel hält, wird alles gutgehen. - Wachen Sie jedoch darauf, daß sich jene, die nicht zum Rat gehören, nicht in die Leitung der Bruderschaft einmischen und bei den kirchlichen Obern Schritte unternehmen; dies sind Dinge, die der lb. Gott nicht segnet, weil sie nicht dem Plan der göttlichen Vorsehung entspringen.

Gewiß hat man dabei gute und heilige Absichten; weil man aber nicht die Standesgnade besitzt, läßt man tausend Schwierigkeiten entstehen und setzt das Leben der Bruderschaft in Gefahr. So wäre ich nicht für die Zusammenlegung der Kleinen Töchter Mariens mit der Bruderschaft der christlichen Jungfrauen; wenn man sie, sobald sie 23 oder 24 Jahre alt geworden sind und der offensichtlichen Wahrscheinlichkeit nach sich nicht verheiraten werden, einzeln aufnimmt, das geht in Ordnung; anders zu handeln, hieße in die Kindheit zurückfallen und der Bruderschaft ihren wahren Charakter nehmen. Sollte man Ihnen davon erzählen, so kennen Sie nun meine Gedanken darüber. Es war ein Kern, den ich für den III. Orden vorbereitete, indem ich den Mitgliedern von Anfang an seinen Geist und seine Übungen einprägte; und ich glaube immer noch, daß dies das beste Mittel ist, um eines Tages daraus gute Tertiaren zu formen; die erste Seelenleitung in der Jugend vergißt man nicht.

Bezüglich der Sühneanbetung: ich liebe sie sehr als W e r k; ich bedauere, daß die Mutter Oberin und ich hinsichtlich der Frage des Dritten Ordens Mariens zu rasch vorangegangen sind. Ich tat wie ein Mann, dem sein Tod vor Augen steht; er klammert sich an alles, um zu überleben; der lb. Gott hat indes all das zugelassen zum Wohl der einen als auch der anderen. - Ich möchte meinerseits keine Zusammenlegung, die nur in einer Absorbtion enden muß, solange die Schwestern der Sühneanbetung keine Tertiaren Mariens sind, indem sie ihre Profeß im Dritten Orden Mariens abgelegt haben. Wenn nämlich die Gottesmutter ihren Dritten Orden so gewollt hätte, so wäre er seit seiner Gründung so gewesen; somit ist Ihre Antwort klar: "Sobald Sie Tertiarin Mariens sind, werden wir weitersehen!"

Jedem sein Leben und sein Geist, aber allen gemeinsam sei die Liebe zu Gott und zu seiner Verherrlichung. Armer Dritter Orden! Jeder will ihn für sich beanspruchen! Man verurteilt ihn zum Tode. Wenn er von Gott kommt, wenn er wirklich der Dritte Ordens Mariens ist, dann wird er die Stürme und Ungewitter überleben.

Aber für die Tertiarschwestern wünsche ich, daß sie die volle Freiheit bekommen, ihrem Zug zu folgen. Das ist eine Begünstigung dieses so schönen Werkes! Man kann sehr gut Tertiarin Mariens sein und gleichzeitig teilnehmen am Werk der Sühneanbetung.

Bezüglich der Kongregation der Damen hoffe ich, daß sie der lb. Gott segnen wird; aber Sie wissen, daß die Verschwiegenheit die Seele großer Dinge ist, auch glaube ich, daß das beste Mittel zur Vereinigung mit den Damen darin besteht, daß sie sich selbst leiten und Sie somit unabhängig bleiben. Nur wenn Sie an Frau David den einen oder anderen Rat erteilen, so möge ihn diese von sich aus verwenden. Die Damen müssen denselben Geist haben, aber dessen Anwendung und deren Berufung sind ganz verschieden; was die Tertiaren vereinen soll, ist die Liebe zum einfachen und verborgenen Leben, der Gebetsgeist, mit einem Wort: das innerliche Leben Jesu und Mariens. Dies ist die Fahne, das Losungswort.

Der gute Pater Viennot hatte von Herrn Perret das Angebot einer schönen Gußform einer Muttergottestatue erhalten; und er hat mir erlaubt, Herrn Perret zu bitten, diese Gußform dem Dritten Orden zu schenken; Herr Perret hat sie uns gerne zugeschickt. Ich ließ sie an Fräulein Guillot adressieren. Diese Statue wurde vom hl. König Ludwig von Frankreich an Ordensschwestern geschenkt.

Sie können soviel Exemplare gießen lassen, wieviel Sie wollen, aber behalten Sie deren Besitzrecht, sie gehöre der Bruderschaft der Jungfrauen.

Ich habe das Register der Aggregierten durch P. Viennot an P. Preuvot geschickt, er wird alle Personen aggregieren, die Sie wollen. Die Kinder sind eigens, aber im gleichen Register einzutragen. Ich hatte es hierhergebracht, um es zu vervollständigen.

Ermutigen Sie P. Preuvot, indem Sie ihn ein wenig einführen, damit er imstande ist, inmitten der kleinen Prüfungen Gutes zu tun; was macht es schon aus, wenn das Boot durch gelegentliche und sich nicht wiederholende Wogen, die es begleiten, geschüttelt wird, wenn es nur dem vielgeliebten Hafen entgegenschaukelt.

Adieu, gute Schwester, beten Sie für mich, meine herzlichen Grüße an Ihre lb. Familie und Ihre gute Mutter, die mir ihr Gebet versprochen hat, und für die ich gerne bete, an Ihr Fräulein Schwester, sie möge stets den lb. Gott lieben, an Ihren vorzüglichen Vater und Ihre teure Schwägerin.

In Jesus und Maria verbleibe ich Ihr ergebenster

Eymard

p.m.


Nr.0319

An Frl. Agarithe Monavon

Alles für Gott allein.

La Seyne, 28. Jänner 1852.

Ich bin noch im Zeitrahmen, um Ihnen meine Neujahrswünsche darzubringen. Diese Wünsche heißen nun: daß Sie eines Tages in den Himmel kommen, u. zw. sehr hoch in der Ehre der Liebe; daß Sie in diesem armen und traurigen Leben den lb. Gott recht lieben; daß Sie das tun, was Sie unserem gemeinsamen Freund versprochen haben. Häsop bat um Materialien für seine Stadt in der Luft; für dieses himmlische Leben erwarten Sie die meinen. Sie werden sie bald haben; ich erwarte sie noch von einem Unteroffizier, der vom guten Herrn Marceau und dem Begleiter seiner Rückreise von den M a r q u i s e s - I n s e l n bekehrt wurde. Wenn Sie sich zudem mit der guten und heiligen Mutter von Herrn Marceau in Tours, im Kloster der Darstellung Mariens in Verbindung setzen oder besser, Sie besuchen sie während der Ferien.

Ich habe über Fräulein du Rousset Nachrichten von Fräulein Brosset erfahren. Ach, sie sind so traurig; und vielleicht ist dieses arme Kind gestorben! Ach, sie war so verstimmt. Man hätte sie wohl besser etwas freier lassen sollen. Aber leider! Vielleicht ist sie schon von der Sklaverei des Exils erlöst worden. Ich interessierte mich sehr für diese teure Seele, weil Sie, gnädiges Fräulein, mir sie anvertraut haben, und ich an ihr große Bedürfnisse erkannt habe.

Fräulein Agatha hat mir geschrieben, ich will ihr im ersten freien Augenblick antworten. Ich heiße Ihren Gedanken sehr gut: sie muß ein wenig aus sich herausgehen und die Überfülle an Aktivität und Energie ihres Charakters nach außen abgeben.

Und was machen Sie, gnädiges Fräulein? Für was verwenden Sie Ihre kleinen freien Augenblicke? Vielleicht zum Leiden und Philosophieren über die Unbeständigkeit und Nichtigkeit der menschlichen Dinge. Was für unglaubliche Sachen gibt es doch im Jahrhundert der Revolutionen! Ich denke wie Sie: was geschehen ist, stellt nur eine Warnung dar und ist vielleicht eines der vorangehenden Zeichen für die großen Ereignisse des jüngsten Tages. Ach! Wenn die Ungläubigen nicht den Finger Gottes erkennen, wenn die Gleichgültigen inmitten dieser Umstürze nicht erwachen, wenn die Reichen nicht praktizierende Christen werden, muß man sich auf den Blitz der göttlichen Rache vorbereiten. Die Meuterei ist besiegt, aber nicht zerstört; es gab Gefangennahmen, aber der Herd bleibt: das Fehlen der Religion und die schlechten Leidenschaften. In unserem Var wurden, glaube ich, zweitausend Meuterer festgenommen; und ich habe vor kurzem von einem hohen Funktionär gehört, daß die geheimen Gesellschaften in unserem Departement 30.000 Anhänger hätten. - Jetzt muß man die Buße predigen. Was ich vernommen habe, macht mich tief betrübt: man sagt, Lyon nehme in verstärktem Maß seine Tänze und mondänen Feste wieder auf. Leider, leider! Und die Erde brennt noch ...

Sie sind traurig, dazu kommt noch alles, was Sie mir ankündigen. Aber worüber denn? Warum? Gibt es ein Mittel dagegen? Ich wollte Ihnen gerne eine praktischere Zuneigung bezeugen. Wenigstens will ich für Sie beten und Sie werden es für mich tun.

Adieu, ich lasse Sie in der Gnade Unseres Herrn.

Ihr ergebenster

Eymard, P. M.

P. S.- Ich warte auf den Vorabend des Nimmerleinstages, der mir Ihre Nachricht bringt.

An Fräulein Monavon Agarithe,

Castries-Straße 10

Lyon.


Nr.0320

An Marg. Guillot

Alles für Gott allein.

La Seyne, 1. Februar 1852.

Gnädiges Fräulein!

Gestern habe ich sehr vorsorglich die zwei Kisten mit den Statuen erhalten; sie waren von Ihnen und vom guten Herrn Perret sehr empfohlen worden und kamen daher am 30. an. Ich bitte Sie, ihm meinen aufrichtigen Dank zu entbieten. Ich werde ihm auch schriftlich danken. Nun, sind sie auch heil angekommen? Es gibt darin Gutes und Schlechtes, das aber gut heilbar ist. Die Statue von Valbenoite ist wenig beschädigt: ein Stück ihres Mantels ist abgebrochen, aber die Figur, der Körper, die Hände, alles ist heil. Die Statue der Unbefleckten Empfängnis ist arg dran; der ganze Kopf ist in hundert Stücke zersplittert, auch ein Stück vom Sockel ist abgerissen. Nach dem Rest zu beurteilen, muß diese Statue gut angefertigt sein. Nun grämen Sie sich darüber nicht zu viel; es gibt ein Mittel, alles zu heilen, und mit wenig Auslagen:

  1. Man muß bei Gaspari, der die Arbeit ausgeführt hat, einen anderen Kopf bestellen; dieser muß sorgfältig verpackt werden, ohne jedoch den Kopf mit Schnüren zu fixieren; schließlich soll uns alles mit der Kutsche des allgemeinen oder nationalen Transportunternehmens hergeschickt werden.
  2. Herrn Gaspari um das Mittel bitten, um beide Teile zu verkleben. Wir haben hier einen guten Gipser und Bildhauer; er sagte mir, daß sich dies mit Gips in Ordnung bringen lasse; wenn der Gips nicht ausreicht und dazu Steingips erforderlich ist, möge Herr Gaspari etwas davon in der kleinen Kiste mit dem Kopf mitgeben. Aber ich will nicht, daß Herr Gaspari selber herkommt, um den Schaden zu beheben; das käme zu teuer.

Es bleibt mir nur die Zeit, Ihnen für alle Umstände zu danken, die ich Ihnen bereitet habe; ich bitte Sie, Ihrer ganzen Familie und vor allem Herrn und Frau Gaudioz meine ergebensten Grüße zu entbieten.

Ich verbleibe, gnädiges Fräulein, in Unserem Herrn Ihr untertänigster Diener

Eymard.

P. S. - Ich habe Ihren lb. Brief mit lebhaftestem Interesse gelesen. Es ist der lb. Gott, der all das will, was die arme Natur demütigen und verstimmen kann. Vergessen wir das arme menschliche Elend, seine Worte, seine Absichten und natürlichen Werke; das alles wiegt kein Haar auf der Waage der göttlichen Vorsehung. Sehen wir in allem, was der lb. Gott von uns will, die Werke der Tugend, die er aus der Begegnung seiner freien Geschöpfe mit seiner Gnade vollbringt.

In Kürze werde ich Ihnen antworten. Es geht mir gut.

Sie werden bald das Geld für das Bild erhalten; geben Sie dann den Geldschein an Frau Perroud weiter.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône, Nr. 9,

Lyon (Rhône).


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