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Index Briefe Bd. 1 / Index Französisch / Index Eymard


Nr.0181

An Frl. Ant. Bost

J. M. J.

Lyon, 7. Februar 1850.

Teures Fräulein!

Ich habe die lange Frist zur Beantwortung Ihres Briefes, die Sie mir gegeben haben, mißbraucht. Ich trug das Schreiben auf meinen Reisen nach Südfrankreich bei mir und hoffte, einen günstigen Augenblick zu dessen Beantwortung zu finden; aber siehe da, ich stehe bereits im Monat Februar!

Sie verzeihen mir nochmals und ich hoffe, daß Sie mir mit derselben Einfachheit schreiben und überzeugt sind, daß Sie in mir stets einen ganz hilfsbereiten Vater finden werden.

Ich komme zu Ihrem Brief.

  1. Von Herzen gerne erlaube ich Ihnen, die Protokolle Ihrer Freundin zu zeigen; ich wäre glücklich, wenn sie darin einige Brosamen für ihre Seele findet. Sie sind zu gütig, so viel Wert darauf zu legen. Ach, Fräulein, beten Sie für mich um die Liebe zu Unserem Herrn; denn aus dieser unerschöpflichen Quelle fließt alles und dahin muß alles auch wieder zurückkehren.
  2. Bezüglich Ihres Berufes bin ich immer noch der gleichen Ansicht. Besser ist es zu warten, als die Ihren zu kränken oder gar mit ihnen zu brechen. Überdies sind Sie ja frei in Bezug auf Ihre religiösen Übungen und können vor Gott eine vollkommene Klosterfrau sein, da er allein ins Herz sieht und weiß, daß Ihr Leben ihm geweiht ist.

Zudem haben Sie eine so gute Schwester, die im geistlichen Leben auf denselben Wegen wandelt wie Sie, nur unter einer anderen Fahne.

O nein, bleiben Sie noch ein wenig; aber beten Sie viel und bringen Sie all die kleinen Opfer Ihrer Stellung im Hinblick auf den hlst. Willen Gottes.

Sie haben ein großes Verlangen, Gott recht zu lieben. Schüren Sie recht oft dieses kleine Feuer, auf daß es ein Glutofen, eine verzehrende Flamme werde; dies geschieht durch beständige Selbstverleugnung.

Adieu, meine teuren Töchter im Herrn. Ich segne Sie von ganzem Herzen

Eymard.

P.S.- Am 16. reise ich nach Châlon-sur-Saône, um dort in der Kirche von St. Peter die

Fastenpredigten zu halten. Dort wäre es mir lieb, von Ihnen Nachricht zu erhalten.

An Frau Tholin-Bost

in Tarare (Rhône)

- Fräulein Bost.


Nr.0182

An Marg. Guillot

Châlon-sur-Saône, 28. Februar 1850.

Gnädiges Fräulein!

Ich habe Ihre zwei Briefe erhalten; der erste hat mir Freude bereitet; es war der erste aus Lyon, den ich erwartete; der zweite hat mich recht betrübt und betrübt mich noch immer wegen der schmerzhaften Folgen, die er anzukündigen scheint. Ach! Werde ich also Ihre gute Mutter nicht mehr sehen? Eine solch traurige Nachricht konnte ich nicht erwarten, ich möchte doch so gern ihre Schmerzen lindern, und ihre schöne Seele Gott übergeben; aber schließlich will ich lieber annehmen, daß Ihr Brief nur die Folge eines Alarms ist; unterdessen vereinige ich meine Gebete und hl. Opfer mit dem, was Sie für Ihre Mutter tun; ich bitte Sie, ihr mein Mitgefühl und meine herzliche Anteilnahme auszusprechen.

Ich komme zu Ihren Anfragen.

  1. G e s u n d h e i t: weder gut noch schlecht, aber ausreichend, um meine Aufgaben zu erfüllen; immerhin bin ich diese Woche weniger müde als die erste Woche.
  2. Die Adresse von Frl. Regnier lautet: Puy-Guillot-Straße 17, 3. Stock (es gibt eine Kurve, um in die Allee einzubiegen).
  3. Die Regel des Dritten Ordens für die Priester ist noch nicht approbiert; so warte ich mit Geduld, die Stunde Gottes hat noch nicht geschlagen!
  4. Ich erlaube nichts Zusätzliches für die Bußübungen als die üblichen und jene, die wir vereinbart haben. Töten Sie den Leib ab, aber bringen Sie ihn nicht um, und zwar aus Überlegungen der Armut heraus, um später nicht gezwungen zu sein, ihn mit großen Auslagen zu pflegen.
  5. Eine Stunde in der Nacht, wenn Sie kein hohes Fieber, Abgeschlagenheit des Körpers oder Kopfschmerzen verspüren.
  6. Ausgabe von 5 Fr., ja; Bilder: ja.
  7. Sie müssen trotzdem die Kommunion empfangen, und vor allem im Geist großer Armut und tiefer Demut; Sie sollen zu Unserem Herrn gehen, als wäre es das erstemal, als Maria Magdalena hinging und sich dem Herrn zu Füßen warf. Mißachten Sie Ihre Störungen, Ihre Versuchungen, Ihre Ängste; ich würde sogar sagen: Ihre Sünden; gehen Sie in Ihren Lumpen auf Jesus zu: Unser Herr verlangt von Ihnen nur diese Einstellung oder wenigstens diesen Gehorsam.
  8. Sie erlauben mir, Ihnen ein Almosen von 20 Centimes für Ihre Briefe zu geben und solche ohne Briefmarken zu erhalten.

Schreiben Sie mir, wenn Sie ein Bedürfnis danach haben, alle 8 Tage. Leider, arme Tochter! Ich möchte für Ihre bedrängte Seele das Werkzeug der Gnade Gottes sein! Was vermag aber ein armer Nichtsseiender?

Ich segne Sie alle in Unserem Herrn und Sie im besonderen.

+

Entschuldigen Sie mich, denn Sie werden meinen ersten Brief erhalten.


Nr.0183

An Marianne

J. M. J.

Châlon-sur-Saône, 9. März 1850.

Meine guten Schwestern!

Ich lasse alles liegen, um Euch ein brüderliches Grüßgott zu schreiben. Ich sehnte mich nach einem günstigen Zeitpunkt, um mit Euch zu sein. Ich habe vernommen, daß die Besserung Eurer Gesundheit voranschreitet, wie ich den lb. Gott gebeten habe; er sei dafür gepriesen! Paßt recht auf diese kleine Besserung auf, denn bereits ein kleiner Hauch löscht ein Flämmchen aus. Wenn Ihr Euch im Frühling müde fühlt, sucht Herrn Telmat auf; er ist hochgelehrt; sagt ihm lb. Grüße von mir.

Mir geht es gut, ich werde von der Arbeit nicht erdrückt, wenngleich ich stark in Anspruch genommen bin. Der lb. Gott segnet die paar Worte seines armen Priesters. Betet für ihn, da er Euer Bruder ist; mögen wir zur Hälfte für den Himmel arbeiten.

Die Zeiten scheinen ruhig. So setzt Euer Vertrauen auf Gott und die hl. Jungfrau.

In dieser heiligen Zeit richtet Eure Frömmigkeit und Eure Liebe auf den gekreuzigten Jesus, auf die Geheimnisse seines Leidens... Das ist die Gnade der Zeit.

Im umarme Euch in Unserem Herrn

Euer ergebenster

Eymard, p.s.m.

An Fräulein Eymard Marianne,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0184

An Blanc v. St. Bonnet

Châlon-s.S.

10. März 1850.

Gnädiger Herr!

Sie hatten die Güte, mir Ihr kostbares Buch zu senden, das über die richtige Art zu leiden handelt. Ich möchte Ihnen dafür danken. Ich hatte es bereits zusammen mit seinem bescheidenen Schreiber schätzen gelernt; ich liebte ihn und hoffte dann, ihn eines Tages ihn persönlich kennenzulernen. Ich mag einen Autor, der den Mut hat, seinen intimen und apostolischen Gedanken zu vertiefen und niederzuschreiben; ich liebe ein originelles Buch; es muß originell sein, um vom Autor zu stammen, und um etwas von mir selbst zu zeigen. Aber, gnädiger Herr, wenn man von Ihrem Gesichtspunkt ausgeht, wenn man ein so schönes und wichtiges Prinzip, wie es die Religion ist, zu vermenschlichen hat, dann muß man sich auf eine blinde Ablehnung gefaßt machen, die nicht nachzuforschen gewillt ist, sowie auf einen systematischen Gegensatz jener, die nicht an ein neues Werk glauben wollen, und auf die Niederträchtigkeit der Ausgeburt einer Sklavenklasse.

Wenn ich in der Welt eine Rolle spielte, würde ich Ihnen sagen: Sie besitzen eine wertvolle Mine, die es auszuschöpfen gilt, Sie haben eine schöne christliche Sendung zu erfüllen: bleiben Sie auf dem richtigen Weg nicht stehen. Die Verherrlichung des Christen beginnt erst auf seinem Grab, oder besser gesagt, sie ereignet sich im Kampf für die Wahrheit und für die großzügige Offenbarung des göttlichen Guten.

Wenn ich nach Lyon komme, werde ich mir erlauben, zu Ihnen zu kommen, um persönlich zu danken; ich bitte Sie, meine Verspätung zu entschuldigen, sie ist im Herzen nicht gewollt.

Mit ergebenster Hochachtung verbleibe ich

Ihr untertänigster Diener

Eymard

o.s.m.


Nr.0185

An Frau Galle

Châlons S.S. 10. März 1850.

Gnädige Frau!

Ich möchte Ihnen für Ihr lb. Schreiben danken, es hat mich herzlich gefreut; manchmal braucht man einen tröstenden Gedanken; und mich tröstet der Gedanken an Sie und Ihre Gebete, und ich mag es, dies Unserem Herrn zu sagen; ich tröste mich mit den Wünschen, welche ich alle Tage für Sie formuliere, daß Sie ihn alle Tage inniger lieben, daß Sie in den Mühen des Lebens und im Kummer des Herzens stark bleiben.

Sehen Sie, meine lb. Dame, Sie müssen immerfort mit dem leidenden Jesus in Verbindung stehen, sonst würde Ihre Liebe erlahmen; aber wenn man liebt, ist das Leiden schmerzvoll und gleichzeitig süß. Ich freue mich, daß meine jüngste Arbeit in Lyon Ihre Bedürfnisse erraten hat.

Ich wollte sie Ihnen bringen, Unser Herr wollte es nicht zulassen, daß ich diese Genugtuung erhalte. Nur Mut! Zwischen Châlons und Lyon gibt es ein göttliches Herz, dessen Ränder uns berühren und vereinigen.

Adieu in Unserem Herrn!

Ihr ergebenster

Eymard.

P.S. Sie wollen Nachrichten von mir. Die ersten Tage glaubte ich, nicht ans Ende zu gelangen - jetzt geht es mir gut.- Ach, der Himmel kommt für mich noch nicht in Frage!


Nr.0186

An Frau Franchet

J. M. J.

Châlons, 11. März 1850.

Gnädige Frau!

Ich kann nicht begreifen, wie ich bis zum heutigen Tag kommen konnte, ohne Ihnen zu schreiben, wo ich es Ihnen doch versprochen hatte. Dieses elende Protokoll, welches noch immer nicht vollendet ist, bildet den ersten und einzigen Grund, denn ich konnte es nie fertigstellen.

Endlich sende ich es Ihnen als meine Entschuldigung. Was aber das Gedenken vor Gott am hl. Altar betrifft, oh, da bin ich nicht im Verzug, ich habe Sie oft Unserem Herrn empfohlen, damit er Sie in Seinem hl. Dienst und seiner kreuzigenden Liebe stütze und bewahre. Ich mag es, mir vorzusagen: diese Tochter ist großartig, sie weiß, wo die Kraft und die göttliche Liebe des Herzens liegt, sie fürchtet nichts.

Der gute Meister kann ein Herz nicht aufgeben, das ganz ihm gehören will. Außerdem habe ich gehört, daß Sie in Lyon hervorragende Prediger gehabt haben, und ich danke Gott dafür. Ich möchte, daß die Welt mit solch eifrigen Aposteln erfüllt werde, um sie von ihrer Lethargie und ihrem apathischen Leben aufzurütteln.

Was ich in Châlons mache? Ich mache ein bißchen Lärm, ach, für die Früchte erwarte ich, daß meine guten Töchter in Lyon die Bekehrungen erwirken. Es gibt wenig Männer; traurige Stadt! Die Männer wiegen die Kinder nicht auf! Ich befürchte, daß sich der Zorn Gottes auf sie ergießt; die göttliche Gerechtigkeit, ach, sie hätte zuviel Ursache zuzuschlagen. Immerhin gibt es einen guten Kern von frommen Personen, und das ist tröstlich. Die Kirche ist gefüllt, wenn ich 40 bis 50 Männer habe; das ist schön!

Es ist spät, ich bin ermattet, ich komme eben von der Predigt, wenn ich morgen einen Augenblick Zeit habe, werde ich einige Zeilen hinzufügen.

Ich habe Ihren Brief erhalten und gelesen, aber er ist so traurig! Ich hoffe, daß Sie mir Ihre ganze Traurigkeit erzählt und hergeschickt haben, ich nehme an, daß es drei Traurigkeiten in einer einzigen gibt: die Traurigkeit des Leibes, des Herzens und des Geistes; aber Sie werden daraus einen großherzigen Anlaß zur Tugend machen und Gott trotzdem lieben. Das ist jener Kummer der Seele, über den man nicht nachdenken darf, ihn auch nicht analysieren soll, sondern ihn einfach Gott aufopfern und vergessen muß.

Ich wünschte, ihn Ihnen wegnehmen zu können: aber der lb. Gott will, daß Sie dieses schwere Kreuz tragen, und daß es Ihre Liebe schließlich leichter macht. Ich lasse Sie unter seinem Schutz und der Gnade Unseres Herrn und empfehle mich Ihrem lb. Gedenken vor Gott.

Eymard.


Nr.0187

An Marg. Guillot

Châlon, 16. März 1850.

Gnädiges Fräulein!

Ich danke Ihnen für Ihr liebes Gedenken.

Ich war recht beschäftigt und werde es die nächste Woche noch mehr sein; es ist die Woche der großen Exerzitien, die ich Ihrem Gebet empfehle; ebenso empfehle ich Ihnen eine arme Seele, die ungefähr in Ihrem Zustand ist.

Ich bin recht glücklich über die Besserung Ihrer guten Mutter und über die Klugheit Ihrer Schwestern: Gott sei dafür gepriesen und verherrlicht!

Einige Worte für Sie:

  1. Empfangen Sie die hl. Kommunion wie eine arme, aber demütige Aussätzige; opfern Sie dem guten Jesus alle Ihre Versuchungen, all diese Schrecken als Lumpen Ihrer Armseligkeit. Aber prüfen Sie nicht nach, grübeln Sie nicht über diesen Kummer, es genügt Ihr Gefühl der Armut.
  2. Ich erlaube Ihnen die Novene und erbitte von Unserem Herrn, Sie mit ihm im Ölgarten zu stärken.
  3. Erlaubnis für die Haube.
  4. Sie werden dem Bruder nichts mehr geben, a b s o l u t e s V e r b o t.
  5. Mir geht es ziemlich gut, man könnte fast sagen: gut, denn ich habe eine starke Stimme; es ist wahr, daß mich der lb. Gott stützt wie durch ein Wunder.

Adieu, meine Tochter, seien Sie recht klein, recht arm, recht geduldig, recht sanft gegen Ihr armes Herz; ermutigen Sie es lieber als es so zu quälen.

Möge sich Unser Herr Ihrer erbarmen... ja, er wird sich Ihrer erbarmen.

Eymard.

P. S.- Ich habe meiner Schwester im allgemeinen geschrieben, jetzt habe ich keine Zeit dafür...

Entschuldigen Sie mich, wenn ich gleich aufhöre, man erwartet mich von allen Seiten. Ich werde am Fest des hl. Josef für Sie die hl. Messe feiern. Dann erwarte ich Ihre Nachrichten.


Nr.0188

An Frau Jordan

Châlon-sur-Saône, 14. März 1850.

(Im franz. Kat.: 24. März!!)

Gnädige Frau!

Immer in Verspätung, immer ein Schuldner: das ist immer der gleiche P. Eymard; aber bezüglich des Gedenkens vor Gott, o nein, da bin ich sicher, daß ich mehr an Sie gedacht habe als Sie an mich. Und außerdem sagte ich mir: also denn, heute schreibst du. Dann haben mich tausend Dinge daran gehindert. Seit 14 Tagen habe ich keinen freien Augenblick: stets auf der Kanzel oder im Beichtstuhl. Heute habe ich soeben die großen Exerzitien abgeschlossen und jetzt komme ich zu Ihnen. Wo soll ich anfangen? Beim Dank für Ihren Brief und vor allem für die Nachricht, daß das Wetter schön, ruhig und heiter ist. Ich hoffe, daß es sich nicht verdüstert; ich war es, der an Herrn Marceau geschrieben hat, daß er Sie geheilt hat! Auch all jene guten Prediger werden Ihnen viel Gutes erwiesen haben, sodaß ich Sie in vollem Eifer antreffe; Gott sei dafür gepriesen!

Meine Arbeitsstation in Châlon brachte mir große Genugtuung, was die Frauen anbelangt; bezüglich der Männer, leider! Sobald man deren sechzig zählte, war man hier zufrieden. Leider! Traurige Männer, sie sind ihres Rufes würdig. Wenn die Gerechtigkeit Gottes eintrifft, weiß ich nicht, was sie mit diesem religionslosen Bürgertum in Châlon anfangen wird; aber ach!...

Ich hoffe, am Dienstag abend in Lyon zu sein und Sie dort am Mittwoch früh begrüßen zu können.

Beten Sie inzwischen noch für Ihren Bruder aus der Dauphiné, er hat es nötig.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0189

An Frl. Ant. Bost

Châlon-sur-Saône, 24. März 1850.

Gnädiges Fräulein!

Habe eben einen freien Augenblick. Ich bin glücklich, Ihnen denselben zu schenken, als Beweis dafür, wie ich mich sehne, Ihnen nützlich zu sein.

Danke sehr für Ihren Brief; ich hatte ihn erwartet, und zwar so, wie er ausgefallen ist.

O s t e r s o n n t a g.

Leider, lb. Fräulein, ich war durch die zeitraubenden Arbeiten der Seelsorge gezwungen, meinen Brief bis zum heutigen Tag unvollendet zu lassen, weil ich nicht einen Augenblick dafür Zeit hatte. Aber Ihr Herz wird mir vergeben. Ich widme Ihnen nach der hl.Messe meinen ersten freien Augenblick.

Heute habe ich Sie und Ihre gute Schwester mehr denn je gesegnet; ich habe Sie dem auferstandenen Jesus vorgestellt, damit er Sie an seinem göttlichen Leben, an seiner Verherrlichung, seinem Glück und seiner Liebe teilnehmen lasse. Heute ist ein schöner Tag! Wie ist man glücklich, ein Kind Jesu Christi zu sein!

Sie haben mir kindlich Ihr Herz eröffnet und ich habe Gott gedankt, daß ich darin seine Liebe und ein großes Verlangen lesen durfte, i h m a l l e i n zu dienen. Es hat recht gelitten, dieses arme Herz, und es wird noch in Zukunft leiden, denn die göttliche Liebe ist wie eine Kelter, in der die Trauben immer wieder zerdrückt und gepreßt werden, auf daß reiner Wein daraus werde. So müssen die Leiden alles Menschliche und allzu Natürliche in unserer Seele ausscheiden, um der Liebe Gottes Raum zu schaffen. Das ist die Art, wie Gott große Seelen behandelt.

Sehen Sie, lb. Fräulein, machen Sie stets Jesus zum Mittelpunkt Ihres Herzens und gehen Sie erst durch ihn zu den Geschöpfen - so werden Sie immerfort glücklich sein. Seine Liebe hat zugelassen, daß Sie all die Hilfsmittel entbehren mußten, auf die Sie ein Recht gehabt hätten. Unser Herr allein wollte Ihnen Stab und Stütze sein. Beten Sie indes wieter!

Ja, bleiben Sie bei Ihren Eltern und leben Sie da wie eine Gottgeweihte - einfältig vor Gott!

Ihre lb. Schwester sei gleichsam Ihre Novizenmeisterin: der lb. Gott hat sie gern. Die Nachricht von Ihnen, sie sei krank, hat mich sehr betrübt. Ich wünsche ihr noch nicht den Himmel, sondern eine große, tätige, allumfassende Gottesliebe. Jetzt ist die Zeit, in Liebe an der Verherrlichung Gottes zu arbeiten.

Sagen Sie Ihrer guten Schwester, daß ich für sie innig bete. Und was Sie betrifft: Sie kennen Ihr doppeltes Recht.

Nur Mut! Bei Trockenheit gehen Sie zu Jesus und Maria; in der Trostlosigkeit werfen Sie sich in ihre Herzen; zur Zeit der Freude sammeln Sie Kraft für später!

Adieu, liebes Fräulein. Ich habe einen Anspruch auf meine Gnade, auf Ihre Gebete.

Eymard, P.M.

P.S.- Ich bin froh zu hören, daß Ihnen Herr Tisseur wohlgetan hat. Er hält die Fastenpredigten; ich weiß, daß er ein begehrter Prediger ist.


Nr.0190

An Marg. Guillot

Heiliger Ostertag, Châlon, April 1850.

/Chalon, /31. März/. Im Brief steht als Datum nur: "Hl. Osterfest, Chalon, April 1850". Der Ostersonntag fiel in jenem Jahr auf den 31. März./

Gnädiges Fräulein!

Ich habe Ihnen bereits heute früh die frohe Botschaft, die hl. Auferstehung Jesu, seine Gnade, seine Kraft, seine Freude und seine Liebe gewünscht; und ich hoffe, daß mich dieser gute Meister erhören wird, denn er weiß, wiesehr ich wünsche, daß Sie i h m und ganz i h m gehören. Ihr Zustand bedrückt und tröstet mich; ich sehe Sie am Kreuz, aber ich hoffe, daß sich dieses Kreuz zur Ehre Gottes und zu Ihrer Heiligkeit wenden wird. Arme Tochter! Daß ich Ihnen nicht dieses schwere Kreuz abnehmen kann! Tragen Sie es mit Unserem Herrn...

Meine Wünsche und meine ganz väterlichen Gefühle Ihrem ganzen Hause! Möge Unser Herr daraus wie aus seinem Grab ein Heiligtum der Gnade und Heiligkeit machen. Ich werde Dienstag oder Mittwoch von hier abreisen. Es geht mir ziemlich gut. Danke für Ihren Brief. Ich höre auf und eile zum Hochamt.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An Fräulein Guillot


Nr.0191

An Frl. Stephanie Gourd

An Frl. Stephanie.

Châlon, Osterfest 1850.

(franz.Kat.:31.März!)

Gnädiges Fräulein!

Ich möchte Ihnen an diesem schönen Tag eine gute und heilige Auferstehung Jesu wünschen und Ihnen sagen, daß ich Ihren Brief mit Freude gelesen habe; ich möchte Ihnen meine Wünsche ausdrücken, daß Sie stets das würdige Kind Jesu und Mariens seien.

Welches sind nun meine Wünsche?

  1. Schreiben Sie immer, wie Sie denken, ohne zu befürchten, es wäre zu lange oder nicht schön genug formuliert. Es ist immer gut genug für einen Vater, der nur das Wohl seines Kindes in Gott will.
  2. Fahren Sie stets fort, Ihrer Betrachtung treu zu bleiben; Unser Herr wird Ihnen zu einer Zeit, die Sie nicht kennen, die große Gnade der Treue in allen Bereichen schenken.
  3. Arbeiten Sie fest auf die Demut hin: sie ist die Königin; aber es soll eine Demut der Wahrheit sein, d.h. ziehen Sie die Demut aus Ihnen selbst heraus, nähren Sie sie mit Ihren Armseligkeiten und bekleiden Sie sie mit Ihren Fehlern; leben Sie in Geduld und in Frieden mit Ihrer schwachen und armen Natur. Ihre Demut soll einfach sein wie ein Kind ohne Zurück und ohne Unwillen.
  4. Wenn Sie merken, daß Ihr Geist Kombinationsmöglichkeiten, spanische Schlösser, wie Sie es nennen, macht, tun Sie, als hätten Sie nichts gesehen, und lenken Sie Ihre Gedanken leise davon ab. Dem vorzubeugen ist gut, ein Gedankenzentrum zu besitzen, das außerhalb von uns liegt, wie die gewohnheitsmäßige Lektüre eines guten Buches, mit dem man denkt.
  5. Erinnern Sie sich stets, daß die größten Gnaden Unseres Herrn zur Heiligung einer Seele in den Gelegenheiten zur Verleugnung unseres Willens zugunsten des Willens Gottes oder der anderen liegen; und sobald Sie sagen können: "ich habe auf mich selbst verzichtet", wird Ihnen Unser Herr antworten: Meine Tochter, du hast einen vollkommenen Akt der Liebe erfüllt.
  6. Danken Sie Gott, sobald er Sie einen Fehler in Ihnen erkennen ließ; man bezahlt einen Arzt, der uns die Diagnose unserer Krankheit mitteilt.

Adieu, meine Tochter, ich schreibe Ihnen in Eile, aber guten Herzens. Ich bin glücklich, daß meine Gunstmedaille Ihnen ein Recht gegeben hat, das ich Ihnen schon lange wünschte.

Adieu in unserem guten Meister.

Eymard.


Nr.0192

An Frau Gourd

Frau Gourd.

Châlon-sur-Saône, Osterfest 1850.

Gnädige Frau!

Ich wollte gern sofort Ihren Brief beantworten, ich konnte es aber nicht; sodann, als ich antworten wollte, hat mich eine Stelle Ihres Briefes, wo Sie ankündigen, nur jene Woche in Lyon zu bleiben, aufgehalten. Ich sende diesen Brief auf den Flügeln der Vorsehung.

Ich habe diese väterliche Vorsehung gepriesen für dieses Zusammentreffen der Reise, die es mir ermöglichte, Ihnen etwas mehr Zeit zu schenken. Ich würde es sehr begrüßen, daß Sie in seiner hl. Liebe durch die milde Verleugnung Ihres Lebens und unter der beständigen Abhängigkeit von seinem stets so liebenswürdigen Willen voranschreiten!

Ich habe soeben bei der hl. Messe für Sie um die Gnade dieser geistlichen Auferstehung Jesu in Ihrer Seele gebetet: möge er darin dieses göttliche Leben vermehren, für das er gestorben und auferstanden ist. Ich habe Frl. Stephanie nicht vergessen; bei der hl. Messe geschieht es, daß ich alle meine Schulden abzahle.

Ich genehmige gerne die mündlichen Gebete, die Sie mir angeben; und vor allem, sie zum frühestmöglichen Zeitpunkt beim Weggang und nach der Rückkehr zu verrichten. Sie müssen sich Ihre Freiheit der Liebe bewahren, wenn Sie das Glück haben, vor das Hl. Sakrament hinzutreten.

Was soll ich Ihnen über meine Aushilfsstation sagen? Der lb. Gott hat sie hundertfach gesegnet! Es gibt in Châlon schöne Seelen. Gott hat dort seine Auserwählten; sie werden die Stadt retten. Ich weiß nicht, ob ich Ihre Dame gesehen habe; ich habe wohl nach ihr gefragt, aber man kannte sie nicht.

Adieu, meine Tochter; bitte um Ihre Nachrichten, auch wenn sie hundertfach aufgeteilt sind.

Ich reise von hier am kommenden Dienstag oder spätestens am Mittwoch ab.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.


Nr.0193

An Frater Gabriel, Gründer und Generaloberer der Brüder der Hl. Familie in Belley

(Nach Ostern 1850?).

Verehrter Herr Superior!

Ich habe es sehr bedauert, von Belley abreisen zu müssen, ohne mich bei Ihnen zu verabschieden, und vor allem bedauere ich, daß ich Ihnen so lange nicht geschrieben habe; Ihre Nachsicht möchte mir diese Verspätung verzeihen, welche durch tausenderlei Dinge verursacht wurde, insbesondere durch eine FastenzeitAushilfe, die mir zwei Monate hindurch keine Verschnaufpause gönnte.

Von mehreren Seiten habe ich von Ihnen gehört, und Sie kennen, geehrter Herr Superior, meine tiefe Wertschätzung und Zuneigung, die ich dem wunderbaren und fest begründeten Werk der Hl. Familie entgegenbringe und immerfort entgegenbringen werde. Ich danke dem lb. Gott für alle Gnaden, die er Ihnen verleiht, - für die Nachricht, daß sich Ihr Noviziat ständig an Zahl und Qualiltät verbessert. Das Noviziat ist tatsächlich die Quelle, welche den Fluß nährt, der soviele junge Leute befruchten soll (mehrere Wörter sind nicht zu entziffern, A.d.H.).

Immer noch hoffe ich, daß Frankreich wenigstens ebenso großmütig sein wird wie die ersten katholischen Könige, wie der König von Sardinien (einige Wörter sind unleserlich, A.d.H.).

Welch ungeheures Gut kann Ihr Institut in der Kirche Gottes bewirken, Herr Superior! Wieviel gute Pfarrer ersehnen hart den Augenblick herbei, wo sie den einen oder anderen Ihrer guten Brüder bekommen können! Sogar der Generalvikar von Grenoble schreibt mir, und ich halte es für das beste, Ihnen sein Schreiben zu schicken. Erfüllen Sie ihm die Bitte, wenn es Ihnen möglich ist, denn er ist Ihnen sehr gewogen und kann Ihnen auch in Zukunft helfen.

Ein anderer Pfarrer hat mich für das kommende Jahr um einen diplomierten Bruder gebeten; er hätte es sehr schön bei ihm, es ist ein (Text fehlt in der Daktylographie, A.d.Ü.).

Ich habe mit Ihnen darüber bereits gesprochen. Was soll ich ihm antworten? Bitte senden Sie mir einen Ihrer Prospekte, denn ich werde oft um Informationen gebeten und ich lege Wert darauf, daß sie auch stimmen.

Verzeihen Sie meine drängenden Bitten, Herr Superior, aber Sie haben mir das Recht dazu gegeben.

Ihr untertänigster und gehorsamster Diener

Eymard.


Nr.0194

An Marg. Guillot

La Favorite, Montag, 25. April 1850.

/P. Eym. schreibt: "Montag, 25. April". Aber der 25. April war in jenem Jahr ein Donnerstag. Quid?

- Troussier- /

Meine Tochter, ich konnte diese Tage nicht nach Puylata hinabgehen. Seit drei Tagen habe ich am Kopf eine kleine Schwellung... an den Zähnen spüre ich es auch; so kommen Sie also nicht. Ich kann nicht voraussehen, an welchem Tag ich hinunterkommen werde; fahren Sie wie gewöhnlich fort. Ich hatte diese kleinen Leidensexerzitien nötig...

Ich möchte Sie bitten, besonders für die Heilung einer Familienmutter des Dritten Ordens zu beten.

Wenn ich im Laufe der Woche ins Haus komme, werde ich es Ihnen mitteilen.

Ich verbleibe im Herrn Ihr ergebenster

Eymard.

An Frl. Guillot Margarete

Place Bellecour, Façade du Rhône Nr.9

Lyon.


Nr.0195

An Marg. Guillot

Dienstag, 24. April 1850.

/Aber der 24. April war in jenem Jahr ein Mittwoch - Troussier/

Es geht mir besser. Ich gehe heute abend nach Lyon hinunter und werde dort bis Donnerstag nachmittag bleiben. Ich bedauere es, Sie so spät davon zu verständigen, aber ich habe mich erst jetzt zum Hinuntergehen entschieden.

Ich verbleibe im Herrn Ihr ergebenster

Eymard.

An Frl. Guillot Margarete,

Place Bellecour, Façade du Rhône 9,

Lyon.


Nr.0196

An Marg. Guillot

Lyon, 26. April 1850.

Donnerstag.

/P. Eym. schreibt: "Donnerstag, 26."; aber der 26. April war in jenem Jahr ein Freitag - Troussier -/

Ich kehre nach La Favorite zurück. Ich bedauere es, Sie nicht besuchen zu können.

Ich leide weniger. Ich will meiner Schwester schreiben, ich bin recht nachlässig!

Ich habe endlich den roten Vorhang gefunden, ich hatte ihn in den Wandschrank gelegt. Ich habe auch die Spitzen gefunden. Sie werden Ihnen gebracht. Sie liegen beim Pförtner.

Ich segne Sie.

Eymard.

Am Montag werde ich zurück sein. Ich habe es sehr eilig, entschuldigen Sie mich.

An Fräulein Guillot Margarete

Place Bellecour, Façade du Rhône 9

Lyon.


Nr.0197

An Marianne

J. M. J.

Lyon, 26. April 1850.

Liebe Schwestern!

Es tut mir sehr leid, daß ich Euch so lange auf meinen Brief warten ließ; ich war von den Arbeiten derartig beansprucht, daß ich keinen Augenblick frei hatte. Auf der anderen Seite wurde ich durch die guten Nachrichten, die ich von Euch erhalten habe, getröstet.

Mit Ausnahme von ein wenig Zahnweh geht es mir gut. Ich bin fünf Tage pro Woche in unserem Noviziat. Das bedeutet für mich ein großes Glück, weil ich dort viel ruhiger und etwas abgeschiedener bin; ich danke dem lb. Gott dafür.

Ihr habt, wie ich annehme, von den Fräuleins Guillot Neuigkeiten erfahren; alle sind leidend. Diese guten Töchter werden arg geprüft, das Kreuz ist wirklich ihr Anteil, vor allem bei Frl. Margarete; aber sie ist so großherzig! Diese guten Fräuleins wünschen es sehr, Euch in Lyon zu sehen, sie möchten Euch sogar bei sich haben, um gemeinsam zu wohnen.

Ich bewundere in dieser Haltung ihr gutes Herz sehr, denn ich habe niemals so hingebungsvolle, diskrete und tugendhafte Personen angetroffen; und ich glaube sogar, daß dieses gemeinsame Leben gute Auswirkungen für alle zur Folge hätte. Diese guten Fräuleins haben dafür viel gebetet und beten lassen; sie richten diese Bitte an mich und sehen darin eine Gnade. Ich bin bezüglich der Antwort nicht wenig in Verlegenheit. Einerseits sehe ich, daß Ihr in La Mure große Sorgen, beachtliche Probleme mit Euren Pächtern und die kleinen Eifersüchteleien von seiten der Gläubigen habt und daß Ihr hier diese Dinge los wäret sowie mehr geistliche Hilfe besäßet; sicherlich läßt mich mein gehegter Wunsch, Euch glücklich und vollkommen zu sehen, ersehnen, daß es Euch in Eurer Lage bessergeht; auf der anderen Seite steht die Frage: würde der Aufenthalt in Lyon mit seinem von La Mure verschiedenen Klima Eurer Gesundheit bekommen? Wir haben hier viele Leute, die sich nicht daran gewöhnen können, und auch für mich war es gar nicht leicht. Und dann dieser lärmende Zug in der Stadt, diese neuartige Lebensweise; und sollte es zu einer politischen Katastrophe kommen, wie man sie erwartet, so würde Lyon sicherlich nicht verschont bleiben. Wir Maristenpatres könnten woanders hingehen, weil wir mehrere Häuser haben, aber wo würdet Ihr unter solchen Umständen hingehen?

Ich meinerseits rate Euch nicht, in ein Kloster einzutreten, wegen Eures Alters und eurer Kränklichkeiten. Die Klöster sind oft sehr harte Kalvarienberge, und ich sehe sie alle Tage in den Frauenklöstern.

Ihr werdet mir erwidern: aber in Lyon wären wir wenigstens nahe bei Euch. Es stimmt, daß ich mit Freude etwas unternehmen würde, wenn es für Euch nützlich wäre; aber ich bin doch so häufig abwesend und so beschäftigt! Das macht nichts, ich werde immer Euer Bruder sein.

Wenn ich wüßte, daß Euch eine Reise guttut, würde ich Unseren Herrn bitten, Euch diese zu ermöglichen.

Ich komme zu Eurem Ärger mit Frl. Fribourg. Das hat mich in große Sorgen versetzt. Ich hatte mir diese Szene sicher nicht erwartet, ja, ich würde sogar sagen, diese Undankbarkeit.

Ich habe bei zwei Fachleuten um Rat gefragt; diese haben mir folgendes gesagt:

  1. Ihr habt das Recht, in der Küche die Stiege anfertigen zu lassen, ob sie es will oder nicht, weil es sich um unentbehrliche Raparaturen handelt.
  2. Wenn Ihr mit ihr darüber vorher gesprochen habt und sie zugestimmt hat, auch nur mündlich, so hat sie kein Recht auf irgendeine Entschädigung; und selbst ohne ihre Zustimmung seid Ihr im Recht, die Arbeit durchzuführen, ausgenommen, daß ihr das Recht zusteht, vor Gericht eine Entschädigung zu fordern, die aber nicht sehr hoch sein darf, weil dadurch ihre Vermietung angenehmer wird.

Da nun alles bereit ist, rate ich und trage ich Euch mit Nachdruck auf, diese Sache zu beenden, indem Ihr zu ihr sagt, daß ich es so wünsche und wolle; und sollte es notwendig werden, sollt Ihr einen Lokalaugenschein durch den Herrn Friedensrichter verlangen; er wird Euch sicher Recht geben.

Aber Ihr wagt es nicht wegen der bösen Miene, die auch Frl. Fribourg machen wird, und wegen des daraus entstehenden Geredes. Nur vorwärts: die Gerechtigkeit ist da für die Schwachen und Unterdrückten; man soll seine Rechte nicht ungenützt aufgeben: und wir nehmen in dieser Sache wirklich nur die Gerechtigkeit in Anspruch: und wir hier, wir gehen auch vor den Richter; es ärgere sich, wer mag; man macht seine Arbeit und läßt die anderen reden.

Nun aber eine andere Frage:

  1. Wenn der Mietvertrag zu Ende ist und keine einvernehmliche Fortsetzung in Frage kommt, könnt Ihr sie durch einen Gerichtsvollzieher beurlauben und am Ende von drei Monaten sind sie verpflichtet, wegzugehen.
  2. Wenn die Fribourg ihre rückständige Miete nicht bezahlt haben sollten, hättet Ihr das Recht, sie ebenso hinauszuweisen.

Ich verstehe, daß alle diese Mittel drastisch sind, aber sie sind immerhin gerecht.


Nr.0198

An Frau Franchet

12. Mai 1850.

Gnädige Frau!

Ich habe es vergessen, Sie zu bitten, Frau Lambert mitzuteilen, daß sie in den Dritten Orden aufgenommen wurde; sie möge zur nächsten Versammlung mitgenommen werden, wenn Sie einverstanden ist. Ich möchte Sie heute aus der Tiefe meiner Einsamkeit bitten, wo ich so glücklich bin, mit G o t t a l l e i n zu plaudern; aber ich vergesse dabei meine Kinder und vor allem Ihre Seele nicht, von der ich wünsche, daß sie von der göttlichen Liebe umarmt werde.

In Unserem Herrn verbleibe ich

Ihr untertänigster Diener

Eymard.

An Frau Fanchet

St.Vinzenz-Kai 62

L y o n


Nr.0199

An Marg. Guillot

La Favorite, 18. Mai 1850.

Gnädiges Fräulein!

Unsere Paramente bedürfen sehr Ihrer Nächstenliebe; Sie werden es erkennen an dem, was ich Ihnen schicke; ach, man würde sich in der Welt nicht getrauen, solch schmutzige Dinge zu benützen!

Ich hoffe, morgen Herrn Gaudioz mit Ihren Nachrichten anzutreffen. Ich konnte nicht nach Lyon herunterkommen. Ich hoffe, Sie in den ersten Tagen der Woche zu besuchen.

Sollten Sie es benötigen, gelegentlich hierherzukommen, so müssen Sie wissen, daß die Omnibusse von Point du Jour an der Brücke des erzbischöflichen Palais um 8, 10, 12, 14 und 16 Uhr vorbeikommen.

Ich bleibe Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

P. S. - Es geht mir wie üblich. Liebe Grüße an Ihre Schwestern.


Nr.0200

An Frau Tholin

In La Favorite 22, St.Irenäus,

Lyon, 23. Mai 1850.

Gnädige Frau!

Einer unserer jungen Priester geht nach Tarare, in seine Heimat; ihm übergebe ich meinen Brief; ich hoffe, daß er mir Nachrichten über Sie und Fräulein Claudia zurückbringen wird.

Es ist unnötig, Ihnen zu sagen, wie leid es mir tat, daß ich Ihre Ankunft in Lyon zusammen mit Ihrer Schwester zu spät erfahren habe. Als ich Ihren Brief erhielt, blieb mir nicht mehr Zeit genug, zur angegebenen Stunde von hier nach Lyon herunterzukommen. Ich konnte nur sagen: Es ist nicht der Wille Gottes. Mein Gott, schenke ihnen all das Gute, das ich ihnen wünsche! - Ich wäre so erfreut gewesen, Ihren Herrn Gemahl zu sehen! Kurzum, dies ist eines jener Opfer, die wir notgedrungen bringen müssen, und die uns zeigen, wie Gott allein stets zugänglich, stets gütig, stets freigebig und das e i n e Notwendige ist!

Mit großem Bedauern habe ich gehört, daß Sie wieder krank gewesen sind; Ach, Sie sind wirklich eine Tochter des Kreuzes; Unser Herr hat Ihnen viele Gnaden erwiesen; zu deren Vollendung und zu seiner Entschädigung läßt er denselben einige Splitter seines kostba-ren Kreuzes folgen.

Ich bitte ihn jedoch, Ihr Kreuz zu lindern, leichter zu machen, Sie Ihrer teuren Familie noch zu erhalten. Ich bete nicht gerne um den Himmel für meine Töchter in Maria: der Himmel dauert ewig, aber das Leben der Verdienste, der Heiligung, der Verherrlichung Gottes, der Liebe, des Eifers für Unseren Herrn, ist kurz und infolgedessen sehr kostbar. Es ist besser, ein wenig länger zu leben und für Gott zu leiden.

Und Ihre gute Schwester, was macht sie? Ohne Zweifel liebt sie Unseren Herrn recht innig, sie ist eine brave Tochter Mariens und hat ihre Klosterzelle in ihrem eigenen Innern aufgeschlagen. Seien Sie wie zwei Flammen, die Gottes Liebe vereint.

Ich empfehle mich sehr Ihren Gebeten und verbleibe in Unserem Herrn

Ihr ergebenster

Eymard, P.S.M.

An Frau Tholin-Bost

in Tarare (Rhône)


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